Bertelsmann Historie

Inhalt Einleitung ..................................................................................................... 9 1 Das fromme Erbe Das Haus Bertelsmann bis 1933 ............................................................. 19 Carl Bertelsmann (1791–1850) 20 · Heinrich Bertelsmann (1827–1887) 26 · Johannes Mohn (1856 –1930) 31 · Heinrich Mohn (1885 –1955) 37 2 »Ein neues Volk, ein neuer Staat« Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch .................................. 45 Erwachende »Volksgemeinschaft« 45 · Konsolidierung, Konsens und 100 Jahre Bertelsmann 51 · »Der uns aufgezwungene Kampf«: Die evangelische Kirchengemeinde 59 3 Theologie für die Praxis Traditionelle Schwerpunkte des Programms ...................................... 73 Bertelsmann in der protestantischen Verlagslandschaft der zwanziger und dreißiger Jahre 74 · Weichenstellungen in der Weimarer Republik: Volks- mission und lutherischer Aufbruch 81 · Vermittlung von religiöser Praxis und akademischer Disziplin: Literatur zur Äußeren Mission und Missions- wissenschaft 91 · Pflichten gegenüber Volk und Vaterland: Das religions- pädagogische Programm 101 · Musikliteratur als Erfolgsprodukt: Gesang- bücher und Posaunenhefte 111 4 »Bekenntnis zum deutschen Menschen« Bertelsmann entdeckt die »Schöne Literatur« .................................... 119 Auf der Suche nach neuen Lesern: Der belletristische Buchmarkt in den zwanziger Jahren 119 · Der Erfolg der »Brotartikel«: Heinrich Mohn modernisiert das Unternehmen 123 · »Literarische Gesundung unseres Volkes«: Der Romanverlag 139 · Der Drang zur Konvergenz: Das belletristi- sche Programm und die deutsche Literatur im Dritten Reich 167 5 »Dort wird in allen Sätteln geritten« Theologie zwischen Anpassung und Distanz ...................................... 173 »Unser Volk fragt die Kirche, was sie bekennt«: Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 173 · Die »Stimme des Blutes« oder die »Stimme Gottes«: Das Alte Testament als Teil der christlichen Bibel 187 · Unter dem »harten Zugriff des Staates«? Einwirkungen der Zensur auf die Verlagspoli- tik 191 · »Volksgemeinschaft« als Schöpfungsordnung: Die politische Ethik von Paul Althaus 197 · »Künder deutschen Wesens«: Die »Luther- renaissance« bei Bertelsmann 208 · Kontinuität im Wandel: Die »Beiträge zur Förderung christlicher Theologie« 216 · Am Rande des Lebens: Kon- troverses zu Eugenik und Euthanasie 219 · Teilung des Verlags? Politik mit dem Rufer-Verlag 224 5

6 »Feldgrau schafft Dividende« Die Erfolgsgeschichte der Kriegsbücher und politischen Schriften ............................................................. 241 Ein neues Marktsegment im neuen Reich 242 · »Die magischen Wälder«: Ein »neuer Typ des Kriegsbuches« scheitert 246 · »Flieger am Feind«: Das »Weihnachtsbuch der Hitlerjugend« 250 · »Spannende Geschichten«: Eine Heftreihe im Zeichen der Militarisierung 252 · Kriegsbücher für Jung und Alt: Die Erfolgsautoren Ettighoffer und Dohm 263 · Autobiographischer Gestus und nationalistische Propaganda: Kriegs-, Freikorps- und Sibirien- romane 271 · »Deutsches Schicksal ist Kampf und nicht blinder Zufall«: Kriegs- und Reisereportagen, Fliegermemoiren, Geschichtswerke 281 · Der vermarktete Krieg: C. Bertelsmann erobert die Schaufenster, den Reise- und Versandbuchhandel 291 7 Antisemitismus im Verlagsprogramm Theologische Reflexionen und belletristische Stereotype ................ 297 Jenseits religiöser Toleranz: »Judenfrage« und Judenmission 299 · Christ- liche Schöpfungstheologie: Deutsches Volkstum und seine »Seelsorge am Antisemitismus« 308 · »Judenchristen« und »Volkskirche«: Die Diskussion um den »Arierparagraphen« 311 · »Zuhälter- und Viehhändlergeschich- ten«: Der Streit um das Alte Testament 315 · Antisemitismus in den histo- rischen Romanen und in der Unterhaltungsliteratur 318 · Gegen die »jüdische Weltherrschaft«: Antisemitismus in den Kriegs- und Freikorps- romanen 322 · »Kämpfer für Großdeutschland«: Antisemitische Hetzpro- paganda 327 8 »Im Kleinen ein Muster der Volksgemeinschaft« Das Unternehmen, die Familie Mohn und Gütersloh in den dreißiger Jahren ............................................................................ 335 Die »Gefolgschaft« im »Leistungskampf«: Betriebsgemeinschaft Bertels- mann 335 · Zwischen Religion und Politik: Die Familie Mohn 353 · Heinrich Mohn und die Partei 362 · »Reichskristallnacht« und Kriegsbeginn: Die lokale Politik 369 9 »Geistige Stärkung« für Front und Heimat Der Boom der Jahre 1939 –1942 ............................................................ 377 Konservative Mahner: Hans Grimms »Englische Rede« und Otto Weber- Krohses »Sieben Preußen« 377 · »Tag und Nacht am Feind«: Bücher aus dem und über den Krieg 385 · Flucht aus dem Alltag und völkische Be- sinnung: Die neue Konjunktur der kriegsfernen Belletristik 394 · »Lachendes Leben«: Verlagsmitarbeiter als Autoren und Herausgeber 405 · Für Schüt- zengraben und Lazarett: Millionenauflagen für die Wehrmacht 409 · Der Krieg als Geschäft: Heinrich Mohns Kriegsgewinne 424 · Totalitärer Eingriff oder lästige Routine? Bertelsmann und die belletristische Zensur 431 6

10 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung Bertelsmann im Zeichen »totaler Mobilisierung« .............................. 445 Betriebsführung, »Gefolgschaft« und »Fremdarbeiter« im Krieg 446 · Vorschriften und Schleichwege der Papierbeschaffung: Die Beziehungen zu Matthias Lackas 464 · Das Aus für die Theologie: Die Stillegung des Rufer-Verlags 479 · Der Verlag unter Verdacht auf »Kriegswirtschaftsver- brechen« 486 · Verhaftungen und Beginn des Verfahrens 492 · »Das Baro- meter steht auf Sturm«: Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 500 11 Bertelsmann in den ersten Nachkriegsjahren ..................................... 515 Kriegsende, Besatzung und der Weg zur Buchlizenz 515 · Überraschende Schwierigkeiten und ein neuer Verlagschef 525 · »Die großen Pläne und die lauten Worte müssen wir begraben«: Das theologische Programm nach 1945 535 · Belastete Autoren und neue Volksausgaben: Der belletristische Wiederbeginn 541 Schluß ............................................................................................................ 551 Die Familie Bertelsmann/Mohn .............................................................. 564 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten ...................................... 565 Anmerkungen .............................................................................................. 585 Abkürzungen ............................................................................................... 709 Quellen und Literatur ................................................................................ 712 Personen- und Werkregister .................................................................... 773 Sachregister ................................................................................................. 783 Autorinnen und Autoren ........................................................................... 793 Abbildungsnachweis .................................................................................. 794 7

Einleitung Einleitung Seit einigen Jahren ist die Tätigkeit großer deutscher Wirtschaftsunter- nehmen zwischen 1933 und 1945 in das Blickfeld der historischen For- schung geraten.1 Diese notwendige, ja überfällige Auseinandersetzung mit einem lange vernachlässigten Aspekt der nationalsozialistischen Vergan- genheit stößt auf breites, durchaus kritisches öffentliches Interesse. Auch die vorliegende Studie ist der Geschichte eines Unternehmens in der NS-Zeit gewidmet – einer damals mittelständischen Provinzfirma, die gleichwohl auf dem Buchmarkt des Dritten Reiches eine wichtige Rolle spielte. Was hat C. Bertelsmann, heute einer der weltweit größten Medien- konzerne, dazu veranlaßt, diesen Teil seiner Vergangenheit einer unab- hängigen historischen Erforschung zu öffnen? I. Am 10. Juni 1998 wurde Thomas Middelhoff in New York der Vernon A. Walters Award verliehen; gestiftet hatten diese Auszeichnung die den deutsch-amerikanischen Beziehungen verpflichtete Atlantik-Brücke und das von den Präsidenten des American Jewish Committee gegründete Ar- monk Institute. Zu diesem Anlaß hielt der damalige Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, die wenige Monate zuvor den Verlag Random House übernommen hatte und damit zum größten amerikanischen Verleger ge- worden war, eine Rede, in der er auch auf die Geschichte des Unterneh- mens im Dritten Reich zu sprechen kam. Middelhoff bezeichnete Bertels- mann als »one of the few non-Jewish media companies closed down by the Nazi regime«. Der Grund für die 1944 erfolgte Schließung des Gütersloher Verlags war nach seinen Worten: »We had been publishing books that were banned by the Third Reich as subversive. Bertelsmann’s continuing exi- stence was a threat to the Nazi attempt to control freedom of expression.« Middelhoffs Sichtweise repräsentierte zugespitzt die im Laufe der Jahr- zehnte verfestigte Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung des Unter- nehmens hinsichtlich seiner Geschichte während des Nationalsozialismus. Sie war bereits unmittelbar nach dem Krieg begründet worden und hatte – nicht unbestritten – auch 1985 die umfangreiche Festschrift zum 150jähri- gen Bestehen von C. Bertelsmann geprägt.2 Middelhoffs historische Deutung stieß auf scharfe öffentliche Kritik ins- besondere des Publizisten Hersch Fischler, der damit breite Resonanz fand.3 Nachdem zunächst eine verlagsinterne Klärung der Vorwürfe ver- sucht worden war, entschlossen sich Reinhard Mohn und Thomas Middel- hoff, die Geschichte des Unternehmens in der NS-Zeit von einer unabhän- gigen Expertenkommission untersuchen zu lassen. Am 23. Dezember 1998 Einleitung 9

wandte sich Middelhoff deshalb an den Historiker Saul Friedländer und bat ihn, die Leitung einer solchen Unabhängigen Historischen Kommissi- on zur Erforschung der Geschichte des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich (UHK) zu übernehmen. Friedländer machte seine Zusage von drei Bedingungen abhängig: Die Ernennung der Mitglieder obliegt dem Vorsit- zenden der Kommission; die Kommission hat uneingeschränkten Zugang zu allen Firmenarchivalien aus dem Untersuchungszeitraum; die Arbeit der Kommission und die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse finden ohne jeg- liche Einwirkung oder Kontrolle von seiten des Unternehmens statt. Noch am selben Tag bestätigte Middelhoff die Annahme dieser Bedingungen, und wenig später sagten der Zeithistoriker Norbert Frei, der Theologe Trutz Rendtorff und der Literatur- und Buchhandelshistoriker Reinhard Witt- mann ihre Mitwirkung zu. Die vorrangige Aufgabe der Kommission war es zu Beginn, zu einigen Hauptthemen der öffentlichen Debatte über die Vergangenheit des Unter- nehmens Stellung zu beziehen: zu Heinrich Mohns fördernder Mitglied- schaft bei der SS, zur Schließung des Verlags C. Bertelsmann 1944 und des Verlags Der Rufer 1943, zu einzelnen Titeln des theologischen Programms sowie zur Wehrmachtsproduktion. Die UHK legte dazu im Januar 2000 auf einer Pressekonferenz erste Arbeitsergebnisse vor.4 Die Kommission erkannte jedoch bald, daß hinreichende Antworten zu diesen Aspekten nur möglich waren, wenn auch die komplexen histori- schen Hintergründe und Zusammenhänge berücksichtigt wurden. Sie ziel- te deshalb fortan auf eine Gesamtdarstellung der Geschichte des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu kön- nen, mußte der Untersuchungszeitraum auf die Jahre vor und nach dem Dritten Reich ausgedehnt werden, nämlich von 1921, als Heinrich Mohn die unternehmerische Verantwortung übernahm, bis in die ersten Jahre nach 1945. Des weiteren bedurfte es eines Forschungsansatzes, der über Unternehmensgeschichtsschreibung im engeren Sinn hinausreichte, da sich die Geschichte eines Verlagshauses nicht allein aus betriebswirt- schaftlicher Perspektive darstellen läßt. Notwendig war vielmehr die Ein- bettung der Geschichte des Hauses Bertelsmann in den Kontext der politi- schen, geistig-ideologischen und verlagshistorischen Entwicklung in Deutschland zwischen etwa 1920 und 1950. Dazu bedurfte es zum einen der umfassenden Analyse der verlegerischen Tätigkeit und der Inhalte der Buchproduktion. Zum anderen mußte es um die systematische Untersu- chung der unternehmerischen Zielsetzungen und Optionen im Sinne einer politischen Verhaltensgeschichte gehen, und zwar im Bezug zum lokalen und regionalen Umfeld und seinen Mentalitäten. Dabei stellte sich insbe- sondere auch die Frage nach Ausmaß und Intensität der Verbreitung an- tisemitischer Ideologeme durch das Unternehmen. Die Geschichte des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich erweist sich als aufschlußreich hinsichtlich des Verhältnisses von Marktrationalität und politischer Opportunität, von unternehmerischem Handlungsspielraum und weltanschaulichem Profil. Das gilt nicht nur für die NS-Zeit, sondern auch für die politischen Übergangsphasen von der Weimarer Republik zum Dritten Reich und von diesem zur Besatzungszeit. Gerade das Verhalten in 10 Einleitung

Systemzäsuren gibt Aufschluß über das Selbstverständnis und den politi- schen wie ideellen Standort des Unternehmens – über seine Anpassungs- bereitschaft, seine ideologische Affinität und seinen ökonomischen Akti- onswillen. Beachtet werden mußten jedoch auch die theologischen, kirch- lichen und ideengeschichtlichen Traditionen, die das Haus Bertelsmann seit seiner Gründung 1835 geprägt hatten. Allerdings konnten nicht alle Erwartungen, die man einer solch dick- leibigen Darstellung entgegenbringt, befriedigt werden. Dies gilt für die umfassende Positionierung des Unternehmens innerhalb der deutschen Verlagslandschaft, aber auch für seine Verortung im konfessionellen und literarischen Spektrum sowie im politischen Kommunikationsraum des NS- Regimes. Denn für differenzierte Vergleiche fehlen vielfach die notwendi- gen Materialien.5 Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Verlags- archive, ob in privatem oder öffentlichem Besitz, unzugänglich oder noch nicht erschlossen; in Festschriften und Firmengeschichten überwiegen be- schönigende Tendenzen.6 Sowohl wegen dieser Desiderate als auch wegen der schwierigen Quellensituation war die angestrebte vergleichende Be- trachtung und Bewertung nur in Ansätzen möglich. II. Da die Kommission aus Vertretern verschiedener Disziplinen bestand, war ihre Arbeit als interdisziplinäres Projekt konzipiert, das auf eine gemein- same Darstellung und einheitliche Bewertung zielte. Sinnvollerweise organisierte sich die Forschungsarbeit in einzelnen Arbeitsgruppen, die unter der Verantwortung der Kommissionsmitglieder vier thematischen Feldern schwerpunktmäßig zugeordnet waren: Zeit- und allgemeine Un- ternehmensgeschichte; Theologie, religiös-praktisches Schrifttum und Kir- chenpolitik; Verlagsgeschichte und Belletristik sowie Antisemitismus. Über die Autoren und Mitautoren der einzelnen Kapitel geben die Namensnen- nungen am Ende der Kapitel sowie das Autorenverzeichnis am Ende des Bandes Aufschluß. Sofern Mitglieder der Kommission Autoren oder Mit- autoren sind, ist ihr Name am Ende des Kapitels an erster Stelle aufge- führt, ansonsten bezeichnet ihre Nennung nach den beteiligten Autoren die Verantwortlichkeit für dieses Kapitel. Der Bericht ist in elf Kapitel gegliedert, von denen drei den politischen, lokalen, regionalen, familiären und unternehmerischen Zusammenhängen gewidmet sind, zwei analysieren das theologische Verlagsprogramm, drei den belletristischen Verlagsteil und seine Produktion von den Unterhal- tungsromanen über die Kriegserlebnisbücher bis zur Versorgung von Hei- mat und Front mit Lesestoff. Ein eigenes Kapitel untersucht antisemitische Inhalte der Veröffentlichungen, die beiden letzten Kapitel befassen sich mit dem Ermittlungsverfahren gegen das Unternehmen und mit seiner Schließung sowie mit der Lizenzierung und dem Wiederbeginn nach 1945. Die unterschiedlichen Methoden und Erkenntnisinteressen der einzel- nen Disziplinen finden trotz aller Bemühungen um eine gemeinsame Per- spektive in diesem Bericht ihren Niederschlag. Gemeinsam erlauben sie es Einleitung 11

erst, ein möglichst umfassendes und facettenreiches Bild des Untersu- chungsgegenstandes zu zeichnen. Die Chronologie der Ereignisgeschichte liegt als maßgebliches Strukturierungselement zugrunde. Eingebettet in den allgemeinhistorischen Rahmen, werden die Geschichte des Unterneh- mens, das politische Verhalten seiner Führungskräfte und Mitarbeiter und deren Umgang mit nationalsozialistischen Institutionen und Ideen ge- schildert. Die Maßnahmen der Schrifttumsbürokratie gegenüber dem Ver- lag, ob Förderung der Wehrmachtsproduktion oder Zensurvorgänge bis zu den Stillegungen, können nur in Kenntnis der näheren Umstände gedeu- tet werden. Entstehung und Inhalte des theologischen und belletristischen Verlagsprogramms werden in Verbindung mit ihren ökonomischen Vor- aussetzungen dargestellt, ein separater Anhang bietet Datenmaterial zu den wirtschaftlichen Aspekten der Verlagsproduktion. Eine Übersicht über die verlegerische Produktion im Untersuchungszeitraum gibt das Gesamt- verzeichnis 1921–1951. III. Die vorliegende Studie kann sich nur in begrenztem Maße auf Quellen stüt- zen, die im Unternehmen selbst überliefert sind. Der Grund dafür ist, daß die Bertelsmann AG zum Zeitpunkt der Beauftragung der UHK lediglich über eine kleine Sammlung als »historisch wertvoll« erachteter Dokumen- te zur Firmengeschichte seit 1835 verfügte, jedoch kein systematisch ge- ordnetes Firmenarchiv unterhielt, auf dessen Bestände hätte zurückge- griffen werden können. Die Frage, ob darüber hinaus womöglich weitere einschlägige Akten überliefert sein könnten, war deshalb zunächst völlig offen. Vor diesem Hintergrund war es von entscheidender Bedeutung, daß der Vorsitzende der Bertelsmann AG gegenüber der Kommission verbindlich zusicherte, alle möglicherweise im Unternehmen noch erhaltenen Unterlagen aus dem Untersuchungszeitraum für die wissenschaftliche Auswertung zur Verfü- gung zu stellen. Daraufhin wurden die Mitarbeiter der Bertelsmann AG wiederholt zur Unterstützung der Arbeit der Kommission aufgefordert; gleichwohl konnten im Rahmen dieser – ebenso ernsthaften wie aufwen- digen – Bemühungen sowohl in der zentralen Altregistratur als auch in ver- schiedenen laufenden Registraturen nur noch wenige einschlägige Quellen lokalisiert werden. Angesichts dieses sich bald nach Beginn der Kommissionsarbeit ab- zeichnenden geringen Umfangs firmeneigener Unterlagen veranlaßte die UHK im Juni 1999 die Überführung der in Gütersloh angelegten Dokumen- tensammlung an den Sitz ihrer Geschäftsstelle in München, wo mit dem Aufbau einer »Sammlung UHK« begonnen wurde. In dieser nunmehr nach archivfachlichen Gesichtspunkten geordneten und durch ein detailliertes Findbuch erschlossenen Sammlung sind neben wenigen Unterlagen zur Tätigkeit der Geschäftsleitung, zur Entnazifizierung und zur Lizenzierung vor allem Dokumente aus der Gründungszeit des Verlags, Unterlagen zu einzelnen Ausgründungen und Tochterunternehmen, Familienpapiere, Fo- 12 Einleitung

tos und Betriebszeitschriften (insgesamt etwa 15 laufende Meter) enthalten, außerdem ein Teil jener Materialien, die zur Vorbereitung der Festschrift 1985 zusammengetragen worden waren (etwa 5 laufende Meter). Hinzu ka- men die im Rahmen der Kommissionsarbeit in der Altregistratur ermittel- ten – geringfügigen und für die vorliegende Darstellung kaum relevanten – Restüberlieferungen verschiedener Abteilungen des Unternehmens. Neben einzelnen von Heinrich Mohn selbst geführten Akten zur wirt- schaftlichen und personellen Entwicklung des Betriebs, zu Steuer- und Ver- waltungsangelegenheiten sowie einer vergleichsweise dichten Korrespon- denz mit der Deutschen Arbeitsfront sind aus der Zeit des Dritten Reichs vor allem Werbematerialien und einige Drucksachen überliefert; fast völ- lig fehlen dagegen Autorenkorrespondenzen und Autorenverträge sowie Briefwechsel mit staatlichen Stellen und Organisationen – teils wohl auf- grund von Kriegseinwirkungen, teils aber auch aufgrund späterer Ver- nachlässigung und Kassation. Die gesamte originale Restüberlieferung, die überwiegend erst Mitte der dreißiger Jahre einsetzt, wurde inhaltlich feinerschlossen, archivtechnisch und, soweit erforderlich, auch restaura- torisch aufbereitet. Den weitaus größten Teil der für die Forschung der Kommission zu- sammengetragenen Dokumente bilden allerdings die im Laufe der Arbeit gesammelten Kopien aus Fremdarchiven und Behörden sowie die syste- matisch ausgewerteten lokalen und regionalen Periodika. Hervorzuheben sind die im Staatsarchiv Detmold geschlossen überlieferten staatsanwalt- schaftlichen Ermittlungsakten aus den vierziger Jahren, die es ermögli- chen, die Unternehmensaktivitäten während des Krieges teilweise zu re- konstruieren. Im Deutschen Literaturarchiv Marbach sind Briefwechsel überliefert, die Heinrich Mohn und sein Lektor Gustav Dessin über Jahre hinweg mit Hans Grimm und Will Vesper führten. Ebenfalls in der Emp- fängerüberlieferung blieben Korrespondenzen zwischen Mohn und einigen theologischen Autoren erhalten, darunter der Schriftwechsel mit Johannes Zauleck im Landeskirchenarchiv Bielefeld, mit Paul Althaus und Carl Stan- ge in Privatnachlässen. Aufgrund der lückenhaften Unternehmensakten mußten die Recher- chen wiederholt ausgedehnt werden; sie erstreckten sich schließlich auf 43 staatliche, kommunale und kirchliche Archive sowie 14 Verlags-, Univer- sitäts-, Wirtschafts- und Verbandsarchive in der Bundesrepublik, aber auch auf Archive in den Niederlanden, Großbritannien, Rußland, Lettland und Litauen. Ob Bertelsmann während des Zweiten Weltkriegs ausländi- sche Zwangsarbeiter beschäftigt hat, wurde anhand der deutschen Besat- zungsakten in den Staatsarchiven Riga und Vilnius eingehend geprüft. Hin- zu kommen Abgaben aus privater Hand, die der Kommission im Rahmen des Befragungsprogramms von Zeitzeugen überlassen wurden. Nachdem es gelungen ist, entsprechende Vereinbarungen mit den mei- sten abgebenden Archiven zu schließen, können fortan – neben den origi- nalen Firmenakten, die für die NS-Zeit nicht einmal ein Zehntel des gesammelten Materialbestands umfassen – auch nahezu alle nach Her- kunftsarchiv und -signatur erschlossenen Fremdkopien von Dritten einge- sehen werden. Damit erfüllt die UHK ihr selbstgesetztes Ziel, die Vorlage Einleitung 13

ihres Abschlußberichts mit größtmöglicher Transparenz hinsichtlich der Quellengrundlage ihrer Arbeit zu verbinden.7 Seit Beginn ihrer Tätigkeit hat sich die Kommission bemüht, Zeitzeu- gen ausfindig zu machen und zu befragen. Aufrufe in den in Gütersloh ver- breiteten Tageszeitungen und auf der Internetseite der UHK, systematische Recherchen mit Hilfe der Personalabteilung der Bertelsmann AG sowie persönliche Empfehlungen bereits befragter Gesprächspartner führten zu Interviews mit insgesamt 37 Personen, die meisten davon ehemalige Ber- telsmann-Mitarbeiter oder deren Nachkommen sowie Angehörige der Fa- milie Mohn. Die transkribierten Tonbandmitschnitte aller Interviews sind Bestandteil der »Sammlung UHK« und stehen im Rahmen der üblichen Ar- chivnutzungsbedingungen gleichfalls zur Einsichtnahme durch Dritte offen. Neben die archivalischen Quellen traten als wesentliche Grundlage die- ser Darstellung die Verlagspublikationen aus dem Untersuchungszeitraum. In die Arbeitsbibliothek der UHK wurden vor allem Bestände aus der Gü- tersloher Bertelsmann-Zentralbibliothek überführt, die jedoch durchaus lückenhaft sind, da die ursprüngliche Sammlung 1945 verbrannte und erst nachträglich durch Exemplare aus dem Lektorat und spätere unsystema- tische Aufkäufe wieder aufgebaut wurde. Die Sammlung der UHK wurde zwar durch antiquarische Ankäufe und Kopien aus öffentlichen Bibliothe- ken ergänzt, doch war es aufgrund der Eigenart des Verlagsprogramms nicht möglich, den Bestand für die forschungsrelevanten Jahre gänzlich zu vervollständigen. Viele der für die evangelische Gemeindepraxis produ- zierten Druckschriften sowie Heftreihen sind auch in öffentlichen Biblio- theken nur lückenhaft erhalten. Angesichts dieser Schwierigkeiten konnte die Kommission auch das ursprüngliche Ziel der autoptischen Erfassung aller Titel nicht aufrechterhalten. Gleichwohl bietet das parallel zu dieser Darstellung entstandene Gesamtverzeichnis 1921–1951 einen vollständi- gen Überblick. In dreißig Jahren sind bei C. Bertelsmann und dem 1939 angegliederten Rufer-Verlag 2 599 Titel erschienen, davon 1 528 theologi- sche und 1 071 belletristische. IV. Seit der Verlagsgründung bildete die Theologie den traditionellen Schwer- punkt des Programms. Mit ihr beginnt deshalb die Analyse der Publika- tionen des Unternehmens. Die »Theologie für die Praxis« in Kooperation mit kirchlichen Institutionen, Vereinen und Organisationen prägte das Pro- fil von C. Bertelsmann in der protestantischen Verlagslandschaft; es waren Schriften zur Volksmission, zur Äußeren Mission und zur Religions- pädagogik sowie Gesangbücher. In diesem Beziehungsfeld zwischen Tra- dition und sich verändernder politischer Situation hatte die Analyse der theologisch-wissenschaftlichen Titel, die Bertelsmann vor und nach 1933 publizierte, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Neben der Rolle Heinrich Mohns, der der Theologie besondere Aufmerksamkeit widmete, mußten die politischen, insbesondere die kirchenpolitischen Ereignisse so- wie die weltanschaulichen und theologischen Diskurse in die Untersuchung 14 Einleitung

einbezogen werden, an denen Autoren des Verlags teilnahmen und die sie teils maßgeblich mitbestimmten. In einer exemplarischen Auswahl wur- den Titel und Themen analysiert, die der theologische Verlag nach 1933 veröffentlichte.8 Zwar ist die hier besonders einschlägige Geschichte des Kirchenkampfes intensiv erforscht, jedoch fehlen bisher Untersuchungen zur Rolle eines einzelnen Verlags in dieser Auseinandersetzung. Die Analyse des belletristischen Programms galt in erster Linie jenen nationalistischen Titeln, mit denen der Verlag im Dritten Reich zuvor un- denkbare kommerzielle Erfolge erzielte: den Heften der Jugendserie Span- nende Geschichten, den Kriegserlebnisbüchern über den Ersten Weltkrieg, den Kriegsberichten aus dem Zweiten Weltkrieg, der Produktion für Wehr- machtsangehörige (Feldausgaben, Kleine Feldpost-Reihe, Feldposthefte). Die Lektüre der Startstaffel, mit der C. Bertelsmann 1928 in das Geschäft mit der Belletristik einstieg, zeigte jedoch, daß es auch innerhalb des »normalen« Programms Titel gab, die untersucht werden mußten. Die Un- terhaltungsliteratur (Heimat- und Bauernromane, historische Romane, Frauenromane), die der Verlag publizierte, bildete nicht das neutrale Ge- genstück zu der kriegerischen Produktion, sondern war ähnlichen weltan- schaulichen Vorgaben verpflichtet. Auch sie wurde deshalb genauer untersucht. Allerdings wurden die erbaulichen Reihenschriften nur stich- probenhaft geprüft. Alle in der öffentlichen Diskussion genannten Titel sind selbstverständlich berücksichtigt, doch wurde auf eine vollständige An- häufung »anstößiger« Stellen zugunsten exemplarischer Behandlung ver- zichtet. Die Analyse geschah weniger nach literarästhetischen Kriterien, son- dern richtete sich auf das ideologische Profil der Titel, insbesondere zwi- schen 1928 und 1944. Dabei konnte, dem Konzept dieser Studie entspre- chend, eine Gesamtwürdigung der Autoren oder ihrer Schriften in ande- ren Verlagen nur ansatzweise stattfinden, so im Ausblick auf die Stellung der Verlagsproduktion im Rahmen der Literatur im Dritten Reich oder auf die historischen Romane zwischen 1890 und 1945. Die Belletristik des Dritten Reichs zählt nicht zu den besterforschten Gebieten der deutschen Literaturgeschichte. Daraus resultiert ein empfindlicher Mangel an For- schung über die für C. Bertelsmann typische Produktion, nämlich von tri- vialer Unterhaltungsliteratur und Kriegsbüchern. Ebenso fehlen kritische Monographien zu Will Vesper und Hans Grimm, den beiden bekanntesten Autoren des Verlags. Ein gesondertes Kapitel widmet sich der Frage, inwieweit das Verlags- programm auch antisemitische Werke umfaßte und in welchen Denkkate- gorien und Metaphern sich der Antisemitismus äußerte. Antisemitische Bücher vor oder nach der Zäsur von 1933 zu produzieren hatte eine un- terschiedliche Bedeutung. Die Darstellung der antisemitischen Motive in ihrem zeitgeschichtlichen Kontext ermöglicht zudem eine Einschätzung des verlegerischen Kurses von Heinrich Mohn und einen Vergleich zwi- schen dem theologischen und belletristischen Verlagsbereich in dieser Hin- sicht. Herrschten nur traditionelle antijudaistische Themen vor oder ka- men auch Bücher zur Veröffentlichung, die mit dem völkischen bezie- hungsweise nationalsozialistischen Antisemitismus vereinbar waren? Von Einleitung 15

Heinrich Mohn ist kein Dokument überliefert, worin er persönlich zur »Ju- denfrage« Stellung nimmt. Insofern lassen sich seine verlegerischen Ent- scheidungen, antisemitische Inhalte zu veröffentlichen, nur im Kontext sei- nes gesamten unternehmerischen Handelns deuten. Vor allem anderen war C. Bertelsmann auch im Dritten Reich ein Wirt- schaftsunternehmen, bei dem Umsatz, Erträge, Investitionen und andere fiskalische Daten die Grundlage der Programmentscheidungen bildeten, die entsprechend in die Darstellung einzubeziehen waren. Konzentrierte Informationen zur wirtschaftlichen Gesamtentwicklung des Unternehmens im Untersuchungszeitraum wurden jedoch nicht zuletzt aus Gründen der Lesbarkeit aus dem Text ausgegliedert. Sie bilden einen eigenen Anhang, der die relevanten überlieferten Wirtschaftsdaten versammelt. V. Koordiniert wurde die Arbeit der UHK durch ihre Geschäftsstelle, deren Leitung Elisabeth Stein hatte, unterstützt von Dina Brandt, die auch das Gesamtverzeichnis bearbeitete. Das Archiv betreuten Eva Rimmele, Ute Elbracht und Sabine Biebl, wissenschaftliche Hilfskraft war Lisa Mayer- hofer; als studentische Hilfskräfte unterstützten besonders Maria Große- Böckmann und Michael Schmitz die Arbeit der UHK. Die mehrjährige Tätigkeit der Kommission wäre nicht denkbar gewe- sen ohne die vielfältige Unterstützung zahlreicher Personen und Institu- tionen – Mitarbeiter, Fachkollegen, Zeitzeugen. Ihnen allen sind wir ver- pflichtet für ihr Engagement, ihre Bereitschaft zu Gesprächen und ihre wichtigen Informationen. Tim Arnold als Ansprechpartner im Hause Bertelsmann und seiner Mit- arbeiterin Meike Angela Hanelt ist für ihre uneingeschränkte Bereitschaft zu danken, die Arbeit der UHK zu fördern. Mit Text- und Archivrecherchen waren als Mitarbeiter befaßt Dr. Claudia Brauers, Wolf Dieter Dorn, Mar- kus Eder, Philipp Hildmann, Dr. Susanne Meinl, Dr. Hans Walter Schmuhl, Dr. Jan Erik Schulte, Dr. Sergej Slutsch, Dr. Ulrike Walton-Jordan und Matthias Weiß. Technische Unterstützung leisteten Andreas Nagel und Andrea Stiberc. Für die kritische Durchsicht einer frühen Manuskriptfas- sung danken wir Dr. Jan-Pieter Barbian, Prof. Dr. Christoph Buchheim und Prof. Dr. Gangolf Hübinger. Das Lektorat lag in den Händen von Dr. Andreas Wirthensohn. Als Zeitzeugen stellten sich zu ausführlichen Gesprächen zur Verfü- gung: Hans-Ulrich und Dieter Banzhaf, Dietrich Beimdiek und Ursula Vau- pel, Friedrich Beimdiek, Magdalene Christöphler, Lili Buba, Margaret und Klaus Ellerbrock, Ludwig Frank, Willi Fortkord, Irma und Erich Gold- becker, Else Hunke, Gisela Folle, Ruth Greiner, Ursula Junghänel geb. Mohn, Hanna Kathe, Hedwig Liebezeit, Lore Meyer, Gerda Moers, Gerd Mohn, Reinhard Mohn, Sigbert Mohn, Heinrich Nottbrock, Elisabeth Oskam-Henke, Ilse Petzold, Magdalene Reitze, Hanna Scheck, Annemar- garet Steinsiek, Ruth Schwarzburger geb. Steinsiek, Gisela Schwager geb. Steinsiek und Hans Schwager, Pieter Tilman, Annegret Tödtmann geb. 16 Einleitung

Mohn, Lydia Truse, Rudolf Wendorff, Martin Wolf sowie Damen aus dem Kreis ehemaliger Lehrlinge um Margaret Ellerbrock. Dokumente für die Sammlung UHK stellten aus ihrem Besitz zur Ver- fügung oder erlaubten die Einsichtnahme: Gerhard Althaus, Eva Brües, Dr. Wolfgang Belitz, Werner Benz, Wilfried Christöphler, Prof. Dr. Reinhard Dross, Ulf Diederichs, Patrick Ettighoffer, Gabriele Horbach, Hans Flött- mann, Hans Florin, Hartmut Herrlinger, Gero von Langsdorff, Klaus Möh- le, Hartmut Otto, Baldung Schreiner, Otfried Seippel, Prof. Dr. Luise Stan- ge, Dr. Arnold Wiebel. Für Auskünfte und Unterstützung danken wir: Dekan i.R. Gerhard Alt- haus (Planegg), Prof. Dr. Heinrich Assel (Universität Koblenz), Dr. Dirk Bavendamm (Hamburg), Annette Birschel (Amsterdam), Christoph Dieck- mann (Universität Freiburg), Prof. Dr. Reinhard Dross (Technische Univer- sität Braunschweig), Dr. Hermann Ehmer (Landeskirchliches Archiv Stutt- gart), Dr. Ulrich Engelen (Evangelisch-Stiftisches Gymnasium, Gütersloh), Dr. Wolfgang Faßnacht (Universität Freiburg), Barbara Faulenbach (Archiv der Vereinigten Evangelischen Mission, Wuppertal), Dr. Stefan Flesch (Ar- chiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf), Ursula Freese (Archiv des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf), Dr. Matthias Frese (Westfälisches Institut für Regionalge- schichte, Münster), Merve Freymuth (Zentralbibliothek Bertelsmann, Gü- tersloh), Andreas Friedmann (Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg), Dr. Helmut Gatzen (Gütersloh), Robert Giesler (Universitätsarchiv Münster), Prof. Dr. Gerhard Grimm (Universität München), Stephan Grimm (Stadtar- chiv Gütersloh), Dr. Raphael Gross (Leo Baeck Institut, London), Bernd Grün (Universität Freiburg), Wolfgang Günther (Landeskirchliches Archiv, Biele- feld), Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann (Technische Universität Berlin), Kristin Hartisch (Bundesarchiv Berlin), Dr. Christian Hartmann (Institut für Zeitge- schichte, München), Dr. Michael Häussler (Archiv des Diakonischen Werkes Berlin), Prof. Dr. Bernd Hey (Landeskirchliches Archiv, Bielefeld), Hans-Jür- gen Höötmann (Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe, Mün- ster), Dr. Stefan Jordan (Neue Deutsche Biographie, München), Prof. Dr. Christoph Kleßmann (Universität Potsdam), Heinrich Lakämper-Lührs (Stadtmuseum Gütersloh), Prof. Dr. H. Martin Müller (Burgdorf), Klaus-Pe- ter Meyer zu Helligen (Bielefeld), Dr. Jochen Meyer (Deutsches Literaturar- chiv Marbach), Klaus Mittermaier (Suchdienst des Deutschen Roten Kreu- zes, München), Eckhard Möller (Evangelisches Kirchenarchiv Gütersloh), Reinhard Neumann (Archiv der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth- Bethel), Prof. Dr. Erwin Oberländer (Universität Mainz), Jörg Osterloh (Dresden), Dr. Hans Otte (Landeskirchliches Archiv, Hannover), Prof. Dr. Andreas Pawlas (Luther-Gesellschaft, Hamburg), Elmar Pelkaus (Staatsar- chiv Riga), Jurate Pieslyte (Goethe-Institut Vilnius), Uwe Reichel-Offermann (Bezirksregierung Düsseldorf), Prof. Dr. Folkert Rickers (Universität Duis- burg), PD Dr. Michael Schneider (Bonn), Dr. Monika Schulte (Kommunalar- chiv Minden), Barbara Schumacher (Universität Freiburg), Reinhard van Spankeren (Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche von Westfalen, Münster), Dr. Christa Stache (Evangelisches Zentralarchiv, Berlin), Her- mann Staub (Bibliothek des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Einleitung 17

1 Das fromme Erbe Das Haus Bertelsmann bis 1933 Carl Bertelsmann war beinahe 100 Jahre tot, als Heinrich Mohn, seit 1921 Firmenchef in vierter Generation, noch immer mit dem Namen des Ur- großvaters unterzeichnete: Zeugnisse der Lehrlinge, Verträge mit Auto- ren – und jenes Dokument, mit dem er den britischen Besatzungsbehör- den im Frühjahr 1947 seinen Rückzug aus der Firma bekanntgab. Mohns Gepflogenheit entsprach ganz der Logik einer Unternehmenspolitik, die über die Generationen hinweg dem Andenken des Gründers außerordent- liche Bedeutung zuschrieb.1 Welches verlegerische Selbstverständnis ent- wickelten und pflegten die Chefs des Hauses Bertelsmann?2 Welche Ziele wurden in den Dekaden zwischen der Gründung des Unternehmens und dem Anbruch des Dritten Reiches verfolgt und tradiert? Welche Motive be- stimmten die ökonomische Ratio, die politische Einstellung und das welt- anschauliche Profil des Verlags? Gütersloh, der Stammsitz des Verlags C. Bertelsmann, im Minden-Ra- vensbergischen südwestlich von Bielefeld gelegen, umgeben von den großen katholischen Bistümern Münster, Osnabrück und Paderborn, gehörte im 19. Jahrhundert zu den Hochburgen der neupietistischen Fröm- migkeitsbewegung. Die Reformation hatte hier, in der Westfälischen Tief- landbucht, 1527/28 Einzug gehalten unter der Herrschaft Graf Konrads von Tecklenburg, genannt »der wilde Kord«.3 Spötter nannten Gütersloh wegen des dort anzutreffenden fundamentalistischen Biblizismus »Naza- reth«4 – vermutlich eine Anspielung auf die »Sprache Kanaans« und die Jesusfrömmigkeit der Einheimischen. Neben Aufklärung und Orthodoxie war der Neupietismus die dritte wichtige religiöse Bewegung, die im 19. Jahrhundert Kirche und Theolo- gie des Protestantismus prägte.5 Die vor Jahrhundertbeginn erstmals in England aufkommende Erweckungsbewegung fand unter den neupietisti- schen Protestanten in ganz Europa, aber auch in Nordamerika zahlreiche Anhänger. Im protestantischen Deutschland gelangte die Erweckungsbe- wegung zwischen 1815 und 1830 – die politische Ordnung war nach der Befreiung von der Herrschaft Napoleons erschüttert – zur Hochblüte.6 Aber sie blieb eine Zeiterscheinung, die mit der Industrialisierung an Bedeu- tung verlor.7 Die Erweckten, die sich als Gemeinschafts- und kritische Er- neuerungsbewegung innerhalb des in viele Lager zerklüfteten Protestan- tismus verstanden und sich von der Amtskirche mehr oder weniger di- stanzierten, wandten sich gegen die vernunftbetonte und bibelkritische Deutung des Christentums, wie sie die Aufklärung vertrat. Ihrem Selbst- verständnis nach war die Erweckungsbewegung eine religiöse Aufbruchs- bewegung. Ihre Anhänger nannten sich die »Stillen im Lande«, stellten die undogmatische Religion des frommen Herzens, die Innigkeit des Gefühls, die tätige Gottesfurcht in Beruf und Caritas, das Erlebnis von Sünde, Be- Das fromme Erbe 19

kehrung und Umkehr und besonders die Gemeinschaftserfahrung und de- ren stetige Erneuerung in den Mittelpunkt. Praktiziert wurde Gemeinschaft in Missionsfesten, Bibelfreizeiten und Konventikeln, den regelmäßigen Zu- sammenkünften zu Gottesdienst, Gebet und Gesang. Im tätigen Werk am Nächsten erfüllte sich der lebendige Christusglaube; die in großer Zahl ins Leben gerufenen Bibel- und Missionsgesellschaften, Rettungshäuser und Armenschulanstalten, Diakonissenhäuser, Erziehungs- und Krankenpfle- geeinrichtungen legen davon reiches Zeugnis ab. Ein besonders bekann- tes Beispiel war die unweit von Gütersloh am Stadtrand von Bielefeld ge- legene, 1866/67 gegründete Anstalt Bethel, ein Haus für Epilepsiekranke. Regional unterschiedlich ausgeprägt und religiös wie theologisch durchaus uneinheitlich, ergriff die Erweckungsbewegung im westfälischen Raum vor allem die kleinbürgerlichen Schichten.8 Die weit überwiegende Zahl der Anhänger lebte auf dem Lande; städtische Schichten spielten eine eher marginale Rolle. Die Frommen entfalteten eine im Protestantismus bis dahin nicht gekannte publizistische Aktivität. In Traktaten, Zeitschrif- ten und Zeitungen wandten sie sich an eine breite Öffentlichkeit mit dem Ziel, Gleichgesinnte im Dienste der Verteidigung der christlichen Wahrheit gegen den Rationalismus zu sammeln, die Bibel unter das Volk zu bringen und die äußere wie die innere Mission zu stärken. Die organisatorische Ba- sis bildeten die in großer Zahl entstehenden einschlägigen Vereinigungen und Unternehmen, darunter Traktatgesellschaften und Verlage, die für die Verbreitung der sogenannten erbaulichen Schriften sorgten, belehrender Werke wie Predigt- und Andachtsbücher, geistlicher Liedersammlungen, Kalender und auch Zeitschriften.9 Für die Anhänger der minden-ravens- bergischen Erweckungsbewegung wurde der Verlag C. Bertelsmann in Gü- tersloh zum zentralen Publikationsforum. Carl Bertelsmann (1791–1850) Erstmals um 1180 urkundlich erwähnt, aber vermutlich schon seit der Mittleren und Jüngeren Steinzeit besiedelt, war Gütersloh – »Loh« bedeu- tet »Hain« und »kleines Gehölz« – Anfang des 19. Jahrhunderts ein Hei- dedorf mit nicht einmal 300 Häusern und weniger als 2 400 Bewohnern.10 Befestigte Straßen gab es noch nicht. Die Einheimischen lebten von der Flachsspinnerei und vom Handel mit Garn, Speck, Schinken und Schnaps. Nur wenige widmeten sich dem Ackerbau, die Zahl der Gewerbetreiben- den aber wuchs. Frachtfahrer und Fuhrleute brachten Gütersloher Waren bis nach Berlin, Breslau und Krakau, was den Ort an der Dalke, wo platt- deutsch gesprochen wurde, ein wenig über die ostwestfälische Provinz hin- aus bekannt machte, von der es hieß, daß es »kaum im deutschen Vater- lande eine ruhigere und stillere Gegend«11 gebe. Um 1775 siedelte sich Johann Friedrich Bertelsmann (1757–1793) in Gütersloh an. Er brachte seine vielköpfige Familie als Bierbrauer durch und war obendrein Kaufmann – wie seine Verwandten und Vorfahren in Bielefeld und Osnabrück, die dem Leinenhandel nachgingen; womit Ber- telsmann Handel trieb, ist allerdings nicht bekannt. Die Ahnenreihe der 20 Das fromme Erbe

Familie geht womöglich bis ins Hochmittelalter zurück, denn um 1265 ist bei Osnabrück ein Bauernhof Bartelsmann nachgewiesen, dem das Ge- schlecht entstammen soll. Im dunkeln liegt die Herkunft des Namens, der angeblich auf den heiligen Bartholomäus zurückgeht, den Schutzpatron der Kirche, in deren Nähe der Bauernhof lag. Als Johann Friedrich Bertelsmann starb, war der 1791 geborene Carl – das jüngste von fünf Geschwistern (ein weiteres war als Säugling gestor- ben) – erst eineinhalb Jahre alt. Die Stationen seines Lebens sind rasch er- zählt.12 Carl, Sekretär des Maire von Gütersloh13, floh im Februar 1812 vor den Eintreibern Napoleons, nachdem er von der bevorstehenden Trup- penzusammenziehung erfahren hatte. Als er nach dreijähriger Wander- schaft durch Brandenburg und Schlesien zurückkehrte, war ein Bruder in Rußland gefallen; der andere, wie er gelernter Buchbinder, betrieb im Haus der Eltern in der Münsterstraße 1 eine Werkstatt. Als auch dieser Bruder starb, ließ sich Carl, zuvor in Vlotho und Bielefeld ansässig, 1819 wieder in seiner Geburts- und Heimatstadt nieder und übernahm den Gewerbe- betrieb des Bruders. Was Carl Bertelsmann fünf Jahre später zur Einrichtung einer Stein- druckerei bewegte, läßt sich nicht rekonstruieren, und unklar ist auch, warum die königlich-preußische Regierung in Minden den Betrieb erst fünf Jahre nach seiner Gründung konzessionierte. Offenkundig ist aber, daß das Unternehmen seinen raschen Erfolg der aufstrebenden Erweckungsbewe- gung verdankte, denn gedruckt wurden insbesondere lithographierte Ge- sangbücher und Notenblätter, deren Verkauf bald florierte. Aus der Stein- druckerei, mittlerweile in ein Fachwerkhaus am Kirchplatz verlegt14, gin- gen 1835 Buchdruckerei und Verlag hervor. Zwar datiert die Konzession der preußischen Abteilung des Inneren bereits vom März, als Gründungs- datum aber gilt der 1. Juli, denn technische Mängel verzögerten die Inbe- triebnahme der Druckerpresse. Zum Motto seines jungen Unternehmens und als Inhalt seiner ersten Druckprobe wählte Carl Bertelsmann ein Wort aus dem 24. Psalm: »Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe! Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Streit.« Göttliche Au- torität und Strenge sind die Botschaft des Gründers. Der Psalmspruch wur- de später zum Emblem des Unternehmens. Am Beginn einer Publikationstradition, die mehr als 100 Jahre lang für die Verbreitung volkstümlich-kirchlicher Erbauungsschriften, Schul- und Gesangbücher, evangelischer Missionsliteratur und theologisch-wissen- schaftlicher Werke sorgte, stand Theomele, eine mehrbändige Sammlung christlicher Lieder in kombinierter Text- und Notenausgabe. Herausgeber war der Chronist und studierte Lehrer Friedrich Eickhoff, der – die Erweck- ten pflegten untereinander zu heiraten – Anna Friederike Luise Bertels- mann ehelichte, die älteste Tochter des Verlegers. Zu den ersten Publika- tionen zählte auch das 1836 veröffentlichte Schullesebuch Der Jugend- freund für Schule und Haus, das schon bald in den Lehranstalten der Um- gebung eingeführt wurde. Der wichtigste Vertreter der minden-ravensbergischen Erweckungsbe- wegung war Johann Hinrich Volkening, von 1827 bis 1838 Pastor in Gü- Carl Bertelsmann 21

tersloh. Kaum jemand hat im Verein mit Carl Bertelsmann das Profil des Unternehmens stärker geprägt als er. Volkening war ein charismatischer Mann von schlanker, großer Gestalt und schroffem Wesen.15 Er sei selbst Kranken und Sterbenden ein »herber Tröster« gewesen, heißt es,16 und mokante Zeitgenossen nannten ihn den »Pietistengeneral«. Volkening, Sohn eines Müllers, verstand es, das einfache Volk mit flammenden Pre- digten zu mobilisieren; für seinen volkstümlichen, emotionalen Kanzelton war er weithin bekannt. Die soziale Nähe zwischen Laien und Geistlichen war typisch für die Frömmigkeitsbewegung in Minden-Ravensberg, wo, an- ders als beispielsweise in Wuppertal, kaum bürgerlich-städtische Honora- tioren und Kaufleute der Gruppierung angehörten – Carl Bertelsmann gehörte zu den Ausnahmen.17 Dieser entfaltete schon in jungen Jahren ho- hes Engagement auch für öffentliche Belange: Er war staatlicher Steuer- erheber, Verwalter der Kommunalkasse und Inhaber einer Reihe von Eh- renämtern, darunter das Amt des Kirchmeisters, Kurators und Armen- pflegers; dem Enthaltsamkeitsverein der evangelischen Gemeinde gehör- te er als Gründungs- und Vorstandsmitglied ebenfalls an.18 Auf Volkenings Veröffentlichung der Auswahl geistlicher Lieder oder alte und neue Stimmen aus Zion (1836) folgte Die kleine Missionsharfe (1853), wiederum eine Sammlung christlicher Lieder, gedacht für die Be- sucher der Missionsfeste, die seit 1835 regelmäßig in Westfalen stattfan- den und an denen vermutlich auch Carl Bertelsmann teilnahm. Das Buch war bereits nach wenigen Wochen vergriffen. Im Lauf der folgenden Jahr- zehnte wurde es fast zwei Millionen Mal gedruckt und verkauft; 1941 er- schien im Verlag C. Bertelsmann die 86. Auflage. Der Kontakt zu Volkening riß auch nicht ab, als dieser in das nahege- legene Jöllenbeck bei Bielefeld wechselte. Bertelsmanns Verbundenheit mit dem Pastor war vielmehr so tief, daß der Verleger seinen 15jährigen Sohn und designierten Nachfolger für mehrere Monate zur religiösen häuslichen Erziehung zu Volkening ins Pfarrhaus schickte.19 Der Geist der Er- weckungsbewegung, in dem der junge Heinrich erzogen wurde, war der »Geist der Zucht«, von Volkening im Vorwort zur ersten Auflage seiner Mis- sionsharfe beschworen und mit dem Appell verbunden, daß »aus dem christlichen Volkston kein Weltton werde […], damit es dem Teufel zum Verdrieß, wie aller geistliche Sang und Klang, und nicht zum Genieß wer- de, denn der sucht bei allem das Seine.«20 Das Bedürfnis der Menschen nach Handlungsorientierung und Heils- vergewisserung war in Gütersloh wie überall im Minden-Ravensbergischen angesichts der politischen Erschütterungen, geistigen Wandlungen und wirtschaftlichen wie demographischen Strukturveränderungen seit dem Ende der Befreiungskriege groß.21 Religiöse und nationale Erweckung flos- sen ineinander: Deutschtum und evangelische Christlichkeit gehörten für die Erweckten (wie überhaupt für die Protestanten des Vormärz) wie selbst- verständlich zusammen. Der Verlag C. Bertelsmann entwickelte sich fortan zum Sprachrohr einer politisch geprägten Kirchlichkeit. Religiöse Breiten- wirkung durch Massenproduktion war das unternehmerische Ziel, während die politische »Formierung der Frömmigkeit«22 im Dienste einer Rechristianisierung der Gesellschaft Gestalt annahm. 22 Das fromme Erbe

Carl Bertelsmann brachte 1833 mit dem Öffentlichen Anzeiger für den Kreis Wiedenbrück die erste, wenngleich kurzlebige Zeitung in Gütersloh heraus, ein (in Schreibschrift) noch im Steindruckverfahren hergestelltes Wochenblatt mit amtlichen Verordnungen, Gewerbemitteilungen und Mel- dungen über das Geschehen in der Umgebung.23 Das Blatt fand allerdings nur wenige Abonnenten und wurde nach 25 Ausgaben eingestellt. Seit 1845 erschien bei Bertelsmann das wichtigste Periodikum der Minden-Ravens- berger Erweckungsbewegung, das Evangelische Monatsblatt für Westfa- len.24 Die sogenannten blauen Hefte, initiiert und herausgegeben von Volke- ning und anderen Pastoren, waren beispielgebend für die volkstümliche Er- bauungsliteratur. Sie bildeten die Basis des späteren wissenschaftlichen Verlags, hatten einen Leserkreis von bald 20 000 Beziehern und erschienen bis 1929 ohne Unterbrechung bei C. Bertelsmann.25 Gütersloh war preußisch geworden, nachdem die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts selbständige Herrschaft Rheda (unter Napoleon dem Großherzogtum Berg zugeschlagen) auf Beschluß des Wiener Kongresses 1816 der Provinz Westfalen im Königreich Preußen unterstellt worden war. Die Einwohner widmeten sich mit Erfolg ihrem ökonomischen Fortkom- men, um die Einschränkungen der Jahre der französischen Fremdherr- schaft zu überwinden. Ihr Steueraufkommen war schließlich so hoch, daß Gütersloh im Zuge der Neuorganisation der preußischen Landtagswahl- ordnung 1825 Stadtrechte erhielt.26 »Numquam retrorsum« lautete die In- schrift, die der Magistrat in das Wappen der jungen Stadt setzen wollte, um zu zeigen, wie sehr man am Fortschritt orientiert war. Das program- matische »Niemals zurück«, von der preußischen Regierung als Leitspruch im Stadtwappen27 allerdings nicht erlaubt, bringt auf den Punkt, was die Bewohner auszeichnete: nicht die Hinwendung zur Vergangenheit, son- dern die hartnäckige Ausrichtung an der Zukunft, die man durch Fleiß, Sparsamkeit, Pflichterfüllung und sprichwörtliche protestantische Bedürf- nislosigkeit gestalten wollte. In hohem Tempo nahm die Veränderung der Wirtschafts- und Sozialstruktur fortan ihren Lauf, und Gütersloh wandel- te sich vom Heidedorf zur Industriestadt.28 Schon zur Zeit der Zugehörigkeit zur Herrschaft Rheda hatte die Hin- wendung der Bevölkerung zu den Hohenzollern Tradition. Als mit dem Fall an Preußen das landesherrliche Kirchenregiment eingeführt wurde, wonach der Monarch als »summus episcopus« auch das geistliche Ober- haupt war und die zentralistisch-hierarchisch organisierte Kirchenverfas- sung Gültigkeit erlangte, festigte sich das besondere Verhältnis zwischen den Bewohnern von Gütersloh und den Trägern der Krone Preußens.29 Die Königsfamilie kam auf der Durchreise oftmals in das Provinzstädtchen, denn seit den dreißiger Jahren führte jene Straße hier vorbei, die Berlin mit Koblenz verband. Gütersloh war zudem an die Köln-Mindener Eisen- bahn angeschlossen; im Oktober 1847 passierte zum ersten Mal eine Lo- komotive den Bahnhof der Stadt.30 Wenn der Kronprinz oder gar der Kö- nig eintraf, läuteten die Kirchenglocken, und das Schützenkorps spielte auf. Die Märzrevolution erfaßte 1848 zwar auch Gütersloh, keineswegs aber in Gestalt der Rebellion gegen das Herrscherhaus. Vielmehr manifestierte sich, wie sonst nur in neupietistischen Orten Württembergs und Badens, Carl Bertelsmann 23

die Gegenrevolution: die, wie die Lokalhistorie berichtet, »berühmte um- gekehrte Revolution«.31 Die Anhänger der Erweckungsbewegung vertra- ten einen strikten politischen Konservatismus, der in der kategorischen Gegnerschaft zum rationalistischen Liberalismus seinen Ausdruck fand. Der Widerstand der Frommen gegen die Revolution gründete in der Über- zeugung, daß der Ruf nach Selbständigkeit und Emanzipation den Abfall von Gott bedeute. Der Umsturz der inneren Ordnung, der an die Ideen von 1789 erinnerte, galt als Inbegriff des von Selbstüberschätzung und Gottes- verachtung getragenen Rationalismus und wurde als göttliches Strafgericht interpretiert. Die staatliche Ordnung fußte nach Auffassung der Erweck- ten auf gleichsam göttlich gefügten Institutionen. Zu tumultartigen Szenen kam es in Gütersloh, als bei einer Versamm- lung ein Hoch auf den König ausgebracht wurde. Anhänger der liberalen Fortschrittspartei und Königstreue fielen daraufhin prügelnd übereinan- der her. Vorausgegangen war eine Abstimmung im Stadtverordnetenkolle- gium über einen Antrag der Liberalen auf Einführung der Volkssouverä- nität, Gewährung der Grundrechte und Freiheit der Presse. Seit Juli 1847 gehörte dem Gremium als Beigeordneter der Königlich-Konservativen auch Carl Bertelsmann an.32 Seine Gruppe stimmte gegen den Antrag und setz- te sich mit einer Stimme Mehrheit durch. Die Revolution von 1848 endete mit dem Scheitern liberaler Reformen und der Befestigung der etatistisch-konservativen Kirchenpolitik. »Im Namen des Herrn« vollendete der tiefreligiöse Preußenkönig Friedrich Wil- helm IV., ein erklärter Anhänger der Erweckungsbewegung, der Güters- loh schon als Kronprinz besucht hatte33, die Gegenrevolution. Im Jahr darauf erlebte der jüngere Bruder des Monarchen, der spätere Kaiser Wil- helm I., als Prinz von Preußen in Gütersloh einen überwältigenden Empfang: Mit Böllerschüssen und der schwarzweißen Preußenfahne, die zu dieser Zeit selten gehißt wurde, begrüßten ihn die Bewohner und de- monstrierten ihre Eintracht mit der Obrigkeit.34 Mit der Herausgabe des Volksblatts mobilisierte Carl Bertelsmann die Öffentlichkeit für die Gegenrevolution. Ziel war es, wie der Verleger in der ersten Ausgabe vom Juni 1848 formulierte, »diejenigen Einwohner unsers Kreises, welche unserm teuren Könige und ihrer Religion zugetan sind, sich gegenseitig näher, zum gemeinsamen Bewußtsein und Handeln zu bringen«.35 Ein halbes Jahr später lösten die weniger umfangreichen, im Format eines Oktavheftes erscheinenden Mittheilungen für die Gesamtge- meinde Gütersloh36 das Volksblatt ab; »gesinnungsgleiche Freunde« wa- ren eingeladen, die Spalten zu füllen. Seinen Einfluß auf die Gestaltung des öffentlichen Lebens festigte Carl Bertelsmann zusätzlich, als in Gütersloh die Gründung eines konfessio- nellen Gymnasiums zum beherrschenden politischen Thema wurde.37 In- itiator und späterer Träger der Schule war die aus Pastoren und erweck- ten Laien bestehende Evangelische Gesellschaft für Deutschland in Wup- pertal-Elberfeld, zu deren Gründungsmitgliedern Carl Bertelsmann und auch Pastor Volkening gehörten. Fern der Bildungsideale des am theologi- schen Rationalismus und pädagogischen Liberalismus orientierten klas- sisch-humanistischen Gymnasiums sollte die Schule die Einheit von Staat 24 Das fromme Erbe

und Evangelium festigen und den revolutionären Geist durch kirchliche Sittlichkeit und Erziehung zur vaterländischen Gesinnung bannen. Die Sta- tuten schrieben die Verpflichtung auf das kirchliche Bekenntnis fest; gemäß der spezifischen Doppelstruktur wirkte an der Spitze neben dem Direktor ein Anstaltsgeistlicher, der für das Glaubensleben zuständig war.38 Carl Bertelsmann, der nicht nur Geld, sondern auch seine publizistischen Mög- lichkeiten einsetzte, um weltanschaulichen Einfluß zu nehmen, prokla- mierte in der zweiten (und letzten) Ausgabe der Mittheilungen für die Ge- samtgemeinde Gütersloh im April 1849, das Evangelische Gymnasium sei »für das ganze protestantische Deutschland bestimmt, dem es fromme, pflichtgetreue Söhne und Leiter des Volks ausbilden soll«. Im Dienste ei- nes Friedens, höher, »als ihn die Welt gibt«, sei es die wichtigste Aufgabe, »Üppigkeit, Genußsucht und eitles Treiben« von den Knaben fernzuhal- ten.39 Aber nicht nur die Erziehung im christlichen Geist stand im Vorder- grund; das Evangelische Gymnasium sollte nach Bertelsmanns Willen auch des Vaterlandes »ganze Existenz, nach der politischen und socialen Seite hin nicht minder als nach seiner sittlichen«, mit ganzer Kraft bewahren helfen.40 Die »bewahrende ländliche Stille« Güterslohs galt als ideal für die Ent- faltung des Geistes im Sinne von Disziplinierung und Frömmigkeit.41 Im August 1851 nahm die Schule (zunächst als Höhere Privat-Lehr-Anstalt) den Unterricht auf. König Friedrich Wilhelm IV. eröffnete sie im Rahmen eines Missionsfestes und legte im Frühjahr 1852 nach der Festansprache von Pastor Volkening den Grundstein für das neue Gebäude des Evange- lisch-Stiftischen Gymnasiums; mit dem Alumnat entstand später zudem ein Wohnheim für Schüler, die entschlossen waren, Theologie zu studieren. Rund 200 Jungen aus ganz Westfalen – viele stammten aus Pfarrhäusern – besuchten durchschnittlich jedes Jahr die Schule, die (bereits 1854 staat- lichen Gymnasien gleichgestellt) lange Zeit ausschließlich durch private Spenden und Stiftungen begüterter Einwohner finanziert wurde. Am 15. Oktober, dem Geburtstag des Königs, wehten jedes Jahr die preußi- schen Fahnen von den Fenstern, und den Höhepunkt im Schulleben, stets auch ein großes städtisches Ereignis, bildete die Turnfahrt, eine patrio- tisch-nationale Kundgebung mit Posaunenklängen, Trommelwirbel und Fackelzug. Das Evangelisch-Stiftische Gymnasium war eines der beiden Bollwer- ke des politischen Konservatismus, die Carl Bertelsmann, der im Dezem- ber 1850 an einem Gehirnschlag starb, geschaffen hatte. Das andere war sein Verlag, in dem er bis zu seinem Tod knapp 50 Bücher verlegt hatte.42 Protestantisch-christlicher Bildungsgedanke und preußisch-vaterländische Gesinnung waren unter seiner Führung eine enge Bindung mit den Kräf- ten der staatlichen Reaktion eingegangen. Carl Bertelsmann 25

Heinrich Bertelsmann (1827–1887) Zeitgenossen schildern Heinrich Bertelsmann als verschlossen, still und schwierig; der junge Mann, 23 Jahre alt, als er den Betrieb übernahm, von Volkening erzogen und später in Wuppertal-Barmen in die Buchhandels- lehre gegangen, sei kühl und von ausgesprochen nüchternem Charakter gewesen. In so gut wie jeder Hinsicht, unternehmerisch ebenso wie reli- giös und politisch, setzte er die Arbeit des Vaters fort, der ihm aufgetragen hatte, »größeren Einfluß auf die christliche Gestaltung unseres Geburtsor- tes« zu gewinnen.43 Anders als sein Vater hat Heinrich Bertelsmann so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen;44 gleichwohl steht fest, daß er selbstbewußt für die Vergrößerung des Unternehmens sorgte: Die Auflagenhöhen erfuhren unter ihm eine gewaltige Steigerung, und das Programm wurde erheblich ausgeweitet.45 Mit einem neuen Wahlspruch über der Eingangstür zum Geschäftshaus stellte Heinrich Bertelsmann un- ter Beweis, daß selbstverständlich auch er im Geiste der Erweckungsbe- wegung handelte: »Weise mir, Herr, Deinen Weg, daß ich wandle in Deiner Wahrheit. Erhalte mein Herz bei dem Einigen, daß ich Deinen Namen fürchte.«46 Heinrich Bertelsmann begann mit der Einrichtung zusätzlicher Ge- schäftsräume, fuhr fort mit dem Erwerb des Verlags N.R. Fridrichs in El- berfeld (1852) und Teilen des Verlags Samuel Gottlieb Liesching in Stutt- gart (1861 und 1869), kaufte die Verlage G. Löhe in Nürnberg (1878) und J. Remak in Berlin (1886) und schließlich einen Teil des ebenfalls in Berlin ansässigen Verlags Ferdinand Dümmler (1887). Er erweiterte das Verlags- programm um philologische und geschichtliche Werke sowie Jugend- bücher; auch die Märchen der Gebrüder Grimm erschienen nun in Güters- loh. Der Wirkungskreis des Verlags reichte weit über die ostwestfälische Provinz hinaus: Unter protestantischen Auswanderern in den Vereinigten Staaten von Amerika waren Bücher von Bertelsmann äußerst gefragt. Theologisch wurde das Unternehmen zum Forum des Neuluthertums, und unverändert verlegte Heinrich Bertelsmann Schulbücher und erbauliche Literatur. Die Sortimentsbuchhandlung, um die noch der Vater das Unter- nehmen erweitert hatte, warf zusätzlichen Ertrag ab, bis Friedrich Tigges, ehemals Lehrling im Betrieb, das Geschäft 1869 in eigener Regie über- nahm und eine »Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung« gründete.47 Erst seit der Jahrhundertmitte entwickelte sich der evangelische Ver- lagsbuchhandel als organisatorisch geschlossener, weltanschaulich ge- prägter Zweig innerhalb des deutschen Buchhandels. Im Jahr 1886 kam es, unter anderem durch die Mitwirkung von Heinrich Bertelsmann48, zur Gründung des Vereins der Verleger christlicher Literatur in Berlin. Von Be- ginn an legte sich der Verein auf »die Förderung der Verbreitung positiv- christlicher Verlagswerke« sowie die Pflege einer »biblischen Weltan- schauung«49 fest und betrieb dezidierte Politik gegen die moderne libera- le Theologie, die vor allem von den Wissenschaftsverlagen J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) und J.C. Hinrichs repräsentiert wurde.50 Die pietistische Grundtendenz, die das Ideal eines an tiefer Frömmig- keit orientierten praktischen Christentums betonte, trat im Verlagspro- 26 Das fromme Erbe

gramm zwar nie ganz zurück. Heinrich Bertelsmann erweiterte die theo- logische Basis des Verlags aber seit der Jahrhundertmitte erheblich. Das Haus profitierte von der zunehmenden Breitenwirkung, deren sich gera- de die theologische Literatur im neuen literarischen Massenmarkt zu erfreuen begann. Bis 1900 konnte sich die Theologie in der literarischen Produktionsstatistik als führende Disziplin behaupten, verlor jedoch pro- zentual gesehen etwa seit 1850 gegenüber der expandierenden rechtswis- senschaftlichen und pädagogischen Literatur.51 Mit einer bibliographisch erfaßten Produktion von über 40 Titeln im Jahr (de facto dürften es eher mehr gewesen sein) entwickelte sich C. Bertelsmann neben Herder, J.C.B. Mohr und Deichert zwischen 1850 und 1914 zu einem der größten theo- logischen Verlagshäuser.52 Die Theologie wurde ein Markt, der über die gesteuerte Abnehmerschaft in Vereinen und Verbänden hinaus ein breites, zumeist bildungsbürgerliches beziehungsweise an christlich-weltanschaulicher Orientierung interessier- tes Publikum erreichte. Gerade die zunehmende Säkularisierung der Ge- sellschaft durch Industrialisierung und Verstädterung steigerte das Bedürf- nis nach religiöser oder pseudoreligiöser Literatur. Hinzu kam die theologi- sche Publizistik der inneren Missionsbewegung.53 Auch gesellschaftliche Faktoren spielten eine Rolle, wie die um 1890 weitgehend abgeschlossene Alphabetisierung und der Ausbau von Volksbüchereien und Bibliotheken. Hierdurch wurde weniger gebildeten Schichten der Zugang zur Literatur er- heblich erleichtert. Im Gegensatz zu einigen liberalen protestantischen Ver- lagshäusern, deren Einfluß auf ihre vornehmlich bildungsbürgerlichen Le- ser bereits Gegenstand erster Forschungen wurde54, ist über das literari- sche Feld des konservativen protestantischen Milieus, das sich traditionell am dogmatischen Leitbild des Neuluthertums orientierte, bisher wenig be- kannt55. Deren Autoren, die sich aus den einflußreichen theologischen Fa- kultäten der jeweiligen Universitäten rekrutierten, waren nicht selten mit denen des Verlags C. Bertelsmann identisch. Die enge Verbindung des evangelischen Buchhandels zu religiösen Ver- einen und Gesellschaften blieb Ende des 19. Jahrhunderts bestehen56, auch nachdem eigene Standesorganisationen gegründet worden waren, in die Vereinsbuchhandlungen aber ebenso integriert wurden wie selbständige Verlagsbuchhändler. Die kommunikative Vernetzung in den verschiedenen protestantischen Gruppen war für die inhaltliche Programmstruktur des Hauses Bertelsmann von entscheidender Bedeutung. Immer wieder kam es zu langfristigen Bindungen an einzelne Missionsgesellschaften und Glau- bensvereine, die ihre Schriftenreihen bei Bertelsmann publizierten. Diese konnten, wie etwa der Evangelische Verein für westfälische Kirchenge- schichte57, vor allem regional tätig sein – oder aber, wie die Deutsche Evan- gelische Missionshilfe58, die Deutsche Gesellschaft für Missionswissen- schaft59 und die in Berlin angesiedelte Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden60, überregional, teilweise sogar internatio- nal wirken. Für die Standortbestimmung des Verlags C. Bertelsmann war die Zeit zwischen 1850 und 1914 noch entscheidender als die »erweckungsbeweg- te«, stark von der »Theologia Popularis«61 geprägte Gründungsphase, nicht Heinrich Bertelsmann 27

zuletzt aufgrund der sich verändernden Marktverhältnisse angesichts des Aufbruchs in die moderne Massenkommunikationsgesellschaft. So er- reichte die 1843 erschienene Christliche Ethik von Gottlieb Harleß, einer der ersten Gesamtentwürfe einer lutherischen theologischen Ethik, 1893 bereits die achte Auflage; Heinrich Schmids Dogmatik der lutherischen Kir- che von 1843 findet sich bis heute im Verlagsprogramm. Maßgeblich für die intellektuelle Profilierung des Verlags wurden nun Autoren wie Theo- dor Schmalenbach, ein Schüler des einflußreichen orthodoxen Lutheraners Ernst Wilhelm Hengstenberg und Autor einer bei Bertelsmann erschei- nenden Abhandlung über Die innere Mission in Westfalen (1873), sowie Wilhelm Löhe, der Gründer der Missionsanstalt von Neuendettelsau und einer der meistrezipierten volkskirchlich orientierten Missionstheoreti- ker62. Zum frommen Erbe gehört daneben vor allem auch August F. Vil- mar, ebenfalls ein orthodox-lutherisch ausgerichteter, politisch stark en- gagierter Theologe und Literaturhistoriker, dessen 1872 erstmals erschie- nene Dogmatik noch 1937 wiederaufgelegt wurde.63 Als Heinrich Bertelsmann den Betrieb 1850 übernahm, zählte er 14 Mitarbeiter; als es 60 waren, beschloß er, das Gründungshaus am Kirch- platz zu verlassen und in der Bahnhofstraße (später Eickhoffstraße) 1868 einen modernen Neubau zu errichten. Die Maschinen wurden hier nicht länger von Hand bedient, sondern liefen mit Dampfkraft. Das Haus, zur Jahrhundertwende um einen neuen Druckereisaal erweitert, blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Sitz des Unternehmens. Daß Frömmig- keit und unternehmerisches Fortkommen einander keineswegs ausschlos- sen, machte der Chef rasch deutlich. Der prosperierende Betrieb war ihm Verpflichtung zum kraftvollen Einsatz für das Reich Gottes; nicht Genuß des Erfolgs, sondern Genußentsagung, Opferbereitschaft und Verzicht zum Wohlgefallen des Herrn bildeten die Maximen seines Handelns. Wie dem Vater galt Heinrich Bertelsmann die Monarchie als Bastion ge- gen die Gottlosigkeit und als Fundament der weltlichen Ordnung. Das enge institutionelle Bündnis zwischen Preußischem Oberkirchenrat und Kaiser prägte die preußisch-deutsche Geschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aus der Identifikation mit Preußen-Deutschland floß die patriotische Kraft zur Abwehr liberaler Bestrebungen. Die Verbindung von »Thron und Altar« – Kernbegriff der an der Einheit von Staat und Kirche orientierten christlich-konservativen Politikauffassung – basierte auf der Annahme, daß der Staat mit seinen Institutionen christlich sein müsse. Mehr als ein Vierteljahrhundert vertrat Heinrich Bertelsmann die kon- servativ-monarchische Gruppierung in der Stadtverordnetenversammlung und im Magistrat.64 Getreu dem väterlichen Erbe war er zudem Kurator des Evangelisch-Stiftischen Gymnasiums. Als Kirchmeister war er außer- dem zuständig für die Verwaltung, das Kassen-, Rechnungs- und Bauwe- sen der Kirchengemeinde; später übernahm Bertelsmann zusätzlich das Amt eines Presbyters. Mit dem Volksblatt für Minden-Ravensberg, das (aus unbekannten Gründen) nicht im Verlag C. Bertelsmann, sondern in einem Herforder Verlagshaus erschien, schuf Heinrich Bertelsmann 1859 das po- litische Forum der ostwestfälischen Reaktion. Die Zeitung, 1862 in Konser- vativer Volksfreund umbenannt, den Spruch »Fürchtet Gott, ehret den Kö- 28 Das fromme Erbe

nig« noch immer im Titel, kam bis 1892 zweimal wöchentlich heraus. Ber- telsmann war zwar nicht der Herausgeber des Blatts, er tat sich aber bis zu seinem Tod als Verfasser der Leitartikel und Kommentare hervor.65 Als sich das protestantische Ziel vom »christlichen Staat« politisch kon- kretisierte, exponierte sich der Unternehmenschef zusammen mit Volke- ning, Schmalenbach und weiteren führenden Vertretern der Erweckungs- bewegung als Gründungsmitglied der 1859 aus der Taufe gehobenen Christlich-Konservativen Partei in Minden, Ravensberg und Lippe. Die Par- tei prägte die Politik in der Region mehr als 30 Jahre lang; ihr Ziel war der Kampf gegen die Sozialdemokratie, der Kirchenfeindlichkeit vorgehalten wurde. An der Spitze stand stets ein evangelischer Geistlicher, als erster Bertelsmann-Autor Theodor Schmalenbach. Doch nicht nur gegen die So- zialdemokratie, auch gegen die Juden richtete sich die Gruppierung, die später die antisemitische Christlich-Soziale Partei des Berliner Hofpredi- gers Adolf Stoecker unterstützte. Welche Bedeutung dem Antisemitismus für die Christlich-Konservativen in Minden, Ravensberg und Lippe im ein- zelnen zukam, ist nicht bekannt; propagiert wurde immerhin, daß Juden der christlichen Bevölkerung »nicht übergeordnet« sein dürften.66 Schwer auszumachen ist auch, wie der Verlag C. Bertelsmann zur da- mals neuentdeckten »Judenfrage« stand. Antisemitische Publikationen bil- deten zwar keinen Schwerpunkt im Verlagsprogramm, waren aber vertre- ten. Rudolf Friedrich Grau, Lutheraner und Professor für Neues Testament in Königsberg, veröffentlichte beispielsweise 1881 in der Zeitschrift Beweis des Glaubens, zu deren Mitherausgebern er zählte, einen Artikel mit dem Titel Das Geheimnis der Judenfrage.67 Im emanzipierten Judentum sah der Autor »Herrscher oder gar Peiniger« des deutschen Volkes und warnte da- vor, daß die deutsche »Kultur durch eine Beimischung von Juden judaisiert« werde. Der »zersetzenden Wirkung« des Judentums, so der Theologe, kön- ne nur durch »ein wahrhaft christliches Volk« Einhalt geboten werden. Im Jahr des Kriegsbeginns stand Gütersloh ganz im Zeichen des natio- nalen Aufbruchs. Als Kaiser Wilhelm I. im August 1870 auf der Fahrt zu den Kriegsschauplätzen in Frankreich durch Gütersloh kam, empfingen ihn die Einwohner in patriotischer Hochstimmung. Im Jahr darauf gelang Preußen als protestantischer Führungsmacht die Reichsgründung, zwei Drittel aller Deutschen bekannten sich zur evangelischen Konfession, das Hohenzollernreich galt als Resultat göttlichen Welt- und Geschichtswillens. Besonders das Evangelisch-Stiftische Gymnasium in Gütersloh, zu dessen Förderern der Kaiser zählte, repräsentierte historische Größe und vater- ländischen Stolz auf die Entstehung des deutschen Nationalstaats. Posau- nenchor und Trommelkorps, beide 1871 ins Leben gerufen, Turnverein und Spielverein bildeten die farbentragenden Schulorganisationen, denen die Gymnasiasten voller Emphase für die nationale Erneuerung zuström- ten. Evangelische Konfession und nationales Bekenntnis fielen in eins. Gü- tersloh wurde zur Hochburg des Nationalprotestantismus, der ideologi- schen Überhöhung des vom evangelischen Preußen getragenen National- staates, der viele fromme Protestanten faszinierte. In die Fußstapfen des Vaters, des Initiators der lokalen kirchlichen Ar- menpflege, trat Heinrich Bertelsmann auch, als er sein Ehrenamt im Ver- Heinrich Bertelsmann 29

waltungsrat der Barthschen Stiftung übernahm. Der Kaufmann Heinrich Barth, ein politischer Weggefährte des Unternehmensgründers, hatte der evangelischen Gemeinde 1858 sein großes Vermögen mit der Maßgabe hin- terlassen, das Geld »für ewige Zeiten« zur tätigen Nächstenliebe einzuset- zen: für den Bau eines Armen- und Krankenhauses, einen Pensionsfonds zugunsten bedürftiger Witwen von Geistlichen und Lehrern, ferner für eine Unterstützungskasse für »unverschuldet arm gewordene« evangelische Handwerker, eine Kleinkinderschule, eine Strick- und Nähschule für arme Kinder, ein steinernes Gewölbe in der neuen Kirche und schließlich für ein neues Rathaus.68 Bertelsmann, den Barth zusammen mit anderen Hono- ratioren testamentarisch auf Lebenszeit in den Verwaltungsrat berufen hatte, setzte sich für die gemeinnützigen Vorhaben mit Tatkraft ein. Die Fonds wurden eingerichtet, das Krankenhaus und auch das Rathaus ge- baut – letzteres ein imposanter Bau, 1864 im neugotischen Stil fertigge- stellt, der das Selbstbewußtsein der wirtschaftlich aufstrebenden Stadt stolz widerspiegelte.69 Das Gütersloh der Gründerzeit erlebte im Zuge der Industrialisierung eine wirtschaftliche Hochblüte. Im Jahr 1875 waren von etwa 4 500 Ein- wohnern rund 90 Prozent Protestanten (vgl. Tabelle S. 47). War das städ- tische Gewerbe bis dahin von der Textilindustrie dominiert, etablierten sich nun vielerlei Industriezweige. Ökonomisch besonders wichtig wurden die großen Fleischwarenfabriken. Außerdem entstanden holz- und metallver- arbeitende Unternehmen und Kistenfabriken. Im nahegelegenen Herze- brock siedelten sich 1899 die Miele-Werke für Zentrifugen, Automobile, Fahrräder und Haushaltsgeräte an.70 Acht Jahre später zog das Unter- nehmen, dessen Wahlspruch lautete: »Immer besser«, nach Gütersloh, wo es der größte Metallverarbeitungsbetrieb und der sechstgrößte Betrieb der Stadt war.71 Das wirtschaftliche Gedeihen Güterslohs war für Heinrich Bertels- mann Anlaß, es 1871 mit einer Zeitung für Handel und Gewerbe zu ver- suchen, dem Gütersloher Anzeiger, der allerdings über eine Probenum- mer nicht hinauskam. Zwölf Jahre später schuf er mit der Gütersloher Wochenzeitung ein Blatt für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft. Nach einem halben Jahr mußte es ebenfalls eingestellt werden, denn Bertels- manns Cousin und Hauptmitarbeiter Hermann Eickhoff verließ die Stadt. Mit der Gütersloher Zeitung, die erstmals 1884 erschien (anfangs dreimal wöchentlich) und – anders als ihre Vorgänger – von Bestand sein sollte, hatte der Verlag nur insofern zu tun, als Hermann Vornbäumen, bei dem das Blatt herauskam, bei Bertelsmann zum Schriftsetzer ausgebildet wor- den war. Heinrich Bertelsmann, ein sittenstrenger Mann, forderte von seinen Ar- beitern und Angestellten Fleiß, Pünktlichkeit und Pflichterfüllung. Die 1880 eingeführte Hausordnung legte eine tägliche Arbeitszeit von zwölf Stunden fest, »inkl. einer halben Stunde für Frühstück und einer halben Stunde für Vesper«.72 Zehn Minuten nach Arbeitsbeginn, im Sommer um 6 und im Winter um 7 Uhr, hatte jeder mit Ertönen der Glocke am Platz zu sein. Wer »ohne genügende Entschuldigung« zu spät kam, dem wurden laut Haus- ordnung für jede Viertelstunde 25 Pfennige vom Lohn abgezogen, und frist- 30 Das fromme Erbe

los wurde gekündigt, wer sich während der Arbeitszeit Speisen und Ge- tränke holen ließ. Im Jahr 1889 wurde im Deutschen Reich die staatliche Invaliden- und Altersversicherung für Arbeiter eingeführt. Bereits drei Jahre zuvor hatte die Firma Bertelsmann eine betriebseigene Invaliden- und Altersversor- gungskasse eingerichtet, die auch nach Inkrafttreten der staatlichen Ver- sorgungsmaßnahmen beibehalten wurde.73 Die betriebliche Unterstüt- zung, die viele Unternehmen gewährten, sollte der Bindung an den Betrieb dienen, aber auch Dankbarkeit erzeugen. Nicht um die Emanzipation der Arbeiter durch Mitsprache und Gewinnbeteiligung ging es, sondern um ihre Disziplinierung im Dienste sozialer Harmonie.74 Paternalistische Wohltätigkeit zielte auf die Stärkung von Pflichtbewußtsein und Lei- stungsbereitschaft und auf die Bewahrung der Obrigkeitstreue.75 Gerade in Klein- und Mittelbetrieben wurzelte die Betriebsführung im Charisma des Unternehmers, in seiner Kontrollkompetenz und seinem Kontroll- begehren. Heinrich Bertelsmanns patriarchalischer Führungsstil legiti- mierte die eingeforderte Unternehmerautorität und seine Loyalitätserwar- tungen gegenüber der Belegschaft. Persönliche Beziehungen verbanden ihn mit den Arbeitern und Angestellten und reichten oftmals in deren Fa- milien hinein. Die sozialfürsorgerische Bindung zwischen dem Unterneh- mer und seinen Beschäftigten war im Verlag C. Bertelsmann seit jeher ein ehernes Gesetz. Ganz der paternalistischen Tradition entsprechend, stand Heinrich Ber- telsmanns Autorität nie in Frage. Die Treue seiner Mitarbeiter honorierte der Chef. In den Genuß der Unterstützungszahlungen aus der Invaliden- und Altersversorgungskasse beispielsweise kam, wer dem Betrieb minde- stens zehn Jahre lang angehörte. Als das Unternehmen 1885 sein 50jähri- ges Bestehen feierte – Feste als Zeichen der Dankbarkeit spielten eine wich- tige Rolle –, erhielten alle Mitarbeiter eine kleine Dose mit einem Taler für jedes Dienstjahr. Heinrich Bertelsmann ließ das Jubiläum vier Tage lang feiern: mit Liedern, gutem Essen, einer venezianischen Nacht im firmen- eigenen Garten und einem Ausflug in den nahen Teutoburger Wald. Am Hermannsdenkmal wurde ein Hoch auf den Kaiser ausgebracht, und alle Mitarbeiter gelobten dem Betrieb »mit Handschlag neue Treue«.76 Johannes Mohn (1856 –1930) Heinrich Bertelsmann erlebte nicht mehr, wie Gütersloh den 90. Geburts- tag Kaiser Wilhelms I. feierte. Zu Posaunenklängen und Böllerschüssen be- wegte sich an diesem Tag ein Fackelzug durch die Straßen, und auf dem geschmückten Rathausplatz loderte ein Freudenfeuer; Hochrufe erklangen und »Heil dir im Siegerkranz«.77 Der Unternehmenschef starb drei Wochen vor dem großen Fest, Anfang März 1887. Da die beiden Söhne schon im Säuglingsalter gestorben waren, ging das Unternehmen auf die Tochter Friederike über, mit der die Linie Bertelsmann endete. Friederikes Ehemann Johannes Mohn, Sohn eines Pastors,78 trat das Erbe im geschäftlichen wie religiösen Sinne an. Der Rheinländer war zwar Johannes Mohn 31

von anderem Charakter als Heinrich Bertelsmann, weniger nüchtern, außerdem weichherzig und aufbrausend. Doch daß er aus einer erweck- ten Familie stammte, die Schulzeit am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium in Gütersloh verbracht hatte, dort Mitglied im Posaunenchor gewesen war, eigentlich Pastor hatte werden wollen (ein Berufswunsch, den er wegen chronischer Heiserkeit aufgab), bei Bertelsmann seine Buchhändlerlehre absolviert hatte und seit 1881 als Prokurist tätig war – all das waren idea- le Voraussetzungen für die Leitung des Unternehmens. Mohns Wahlspruch, der die Vorhalle des Druckereisaales schmückte, lautete: »Christ, aller Din- ge Anfang, segne Ein- und Ausgang«.79 Stärker als sein Schwiegervater knüpfte Johannes Mohn bei der Ge- staltung des Verlagsprogramms an die Anfangszeit an. Theologische Schrif- ten erhielten hohe Bedeutung, Geschichte und Philosophie traten in den Hintergrund. Zwei umfangreiche, um handschriftliche Zusätze ergänzte Verzeichnisse dokumentieren, welche Bücher der Verlag seit seiner Grün- dung herstellte: Das erste umfaßt die Zeit von Juli 1835 bis Oktober 1879 und registriert insgesamt rund 780 Titel; das zweite mit etwa 2 000 Titeln führt die Aufstellung bis 1901 fort. Zwei Nachtragshefte kommen hinzu; eines reicht von 1901 bis 1906 und nennt 600 Titel, das andere von 1906 bis 1912 weitere rund 600.80 Die Verzeichnisse geben allerdings über die ökonomische Entwicklung des Unternehmens keinen Aufschluß. Gesang- bücher, Notenblätter, Schulbücher und Traktatliteratur, wichtige Sparten der Produktion, sind darin nicht enthalten. Auch über die Höhe der Auf- lagen, die Kalkulation der Preise und das Geschäftsvolumen fehlen In- formationen. So bleibt offen, welche Bereiche den größten Gewinn abwar- fen. Johannes Mohns Interesse galt neben den theologisch-wissenschaftli- chen Werken der religiös-praktischen Literatur. Bereits sein Schwiegerva- ter hatte langfristig Weichen im Verlagsprogramm gestellt, als er mit der (damals noch von fünf Theologen herausgegebenen) apologetischen Zeit- schrift Der Beweis des Glaubens eines der großen Projekte des Verlags anstieß. Gegenstand dieser theologischen Apologetik ist die wissenschaft- liche Rechtfertigung des christlichen Glaubens; im Kern geht es um die Aus- einandersetzung mit christentumsfeindlichen Tendenzen, die in der Sozi- aldemokratie, aber auch in neuen religiösen Bewegungen und nicht zuletzt im Judentum ausgemacht wurden. Knapp ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung 1864 übernahm Pfarrer Emil Pfennigsdorf 1909 die Her- ausgeberschaft der Zeitschrift, die seither in Anlehnung an ein Diktum Johann Hinrich Wicherns den programmatischen Titel Der Geisteskampf der Gegenwart trug.81 Mit der aufkommenden imperialistischen Politik des Deutschen Reiches fand auch das Missionsschrifttum die volle Unterstützung des Firmenchefs. Indem Mohn sein Unternehmen zum führenden missionswissenschaftli- chen Verlag ausbaute, verlieh er der Missionsidee der Erweckungsbewe- gung neue Impulse. Die neugegründeten Zeitschriften trugen Titel wie Die evangelischen Missionen, Saat und Ernte auf dem Missionsfelde und Die ärztliche Mission. Als das Deutsche Reich 1884 Südwestafrika einnahm, gab der Verlag C. Bertelsmann auch Schreibfibeln und Katechismen her- 32 Das fromme Erbe

Verlagschef Johannes Mohn mit seinem Sohn und Nachfolger Heinrich und Enkel Hans Heinrich (1913) aus. Prompt schmückte beim Firmenjubiläum 1885 ein Transparent den Festsaal mit der Aufschrift: »Vor fünfzig Jahren fing man an / zu drucken bei C. Bertelsmann. / Seitdem druckt man mit großem Fleiß, / was dient zu Gottes Lob und Preis. / Jetzt können selbst die fernen Heiden / an hier gedrucktem Wort sich weiden.«82 Das Engagement für die Mission lenkte Johannes Mohns Blick weit über Gütersloh hinaus. Im Jahr 1907 gründete er gemeinsam mit dem ehema- ligen Stabsarzt Philipps in Philippshof bei Wilhelmstal in Deutsch-Ostafri- ka, dem heutigen Tansania, die Westfälische Pflanzungsgesellschaft mbH. Zusammen mit seinem Kompagnon fungierte er als Geschäftsführer einer Plantage in den Usambarabergen, wo auf rund 1 800 Meter Höhe Land- und Forstwirtschaft betrieben und Kaffee angebaut wurde.83 Daß der kar- ge Boden kaum Ertrag abwarf,84 tat dem Missionsengagement des Güters- loher Firmenchefs keinen Abbruch. Die 80 Beschäftigten, auf die das Unternehmen 1910 angewachsen war, hatten in Johannes Mohn einen Chef, der sich mehr noch als sein Vorgän- ger der paternalistischen Fürsorge verschrieb. Er pflegte engen Kontakt zu den Mitarbeitern, erwartete Pflichterfüllung, Wohlverhalten und Treue – und honorierte die erbrachten Leistungen mit großzügigen Unterstüt- zungszahlungen.85 Auch zum 75. Firmenjubiläum gab es wieder ein Fest; unter den Gästen waren drei Mitarbeiter, die auf 25 Jahre im Betrieb zurückblickten, und einer, der dem Haus bereits 50 Jahre lang angehör- te.86 Zeitgenossen betonten Mohns Einsatz vor allem auf kirchlichem Ge- biet. Dazu zählte die Stiftung der Zierfenster für die Gütersloher Luther- kirche ebenso wie die Übernahme der Kosten für Malerarbeiten in der Kir- che, und auch der Altaraufsatz in der Apostelkirche war ein Geschenk des Verlegers.87 Im Vordergrund aber stand Mohns hohes soziales Engage- Johannes Mohn 33

ment. Kranke Mitarbeiter besuchte er zu Hause, für Freunde und Bekann- te übernahm er Bürgschaften, und ein besonderes Anliegen war es ihm, den Eigenheimbau seiner Beschäftigten durch Darlehen zu fördern. Daß Mohn zeitlebens den betont schlichten schwarzen Lutherrock trug, soll ihm den Beinamen »vierter Pastor von Gütersloh« eingetragen haben.88 Offen- sichtlich stieß sein patriarchalischer, auf Autorität und Gehorsam basie- render Führungsstil aber auch auf Kritik, denn die Gützler Blätter, die Mit- teilungen des Vereins der Altschüler und Freunde des Evangelisch-Stifti- schen Gymnasiums, schrieben später, es sei ihm »nicht leicht geworden«, sich in der »neuen Zeit« zurechtzufinden und »die Regelung des Arbeits- verhältnisses von Arbeitgeber und Arbeitnehmer« zu akzeptieren.89 Auch sein Sohn Heinrich, der den »Opfer- und Wagemut« des Vaters immer be- wunderte, konstatierte nach dessen Tod, seine soziale Gesinnung sei »nicht immer allseitig so verstanden und gewürdigt« worden, »wie sie es verdient hätte«.90 Auffallendes Desinteresse brachte Johannes Mohn der um die Jahr- hundertwende in evangelischen Kreisen intensiv geführten Diskussion über Maßnahmen zur Bekämpfung der sogenannten Schmutz- und Schundliteratur entgegen.91 In Gütersloh formierte sich 1910 eine sie- benköpfige Kommission, die sich zum Ziel setzte, »schlechte Lektüre« – gemeint waren Publikationen erotischen Inhalts, aber auch Kolportagero- mane – in den Händen von Kindern und Jugendlichen aufzuspüren sowie die Geschäfte zu ermitteln und zu überwachen, die im Verdacht standen, die anstößigen Bücher und Hefte zu vertreiben. Dem städtischen Zirkel gehörte Mohn nicht an, und in den vielfältig erhaltenen Unterlagen über kommunale Aktionen im Kampf gegen »Schmutz und Schund« sucht man seinen Namen vergebens. Ganz im Sinne der Kommission handelten die Gütersloher Stadtväter aber noch in der Zeit der Weimarer Republik: Um die jungen Leute mit guter und kostengünstiger Literatur zu versorgen, ließen sie im Juni 1929 in den Krankenhäusern, in der Berufsschule und im Parkbad Bücherautomaten der Verlagsbuchhandlung Reclam aus Leip- zig aufstellen. Die Automatenaktion enttäuschte die Erwartungen: In ein- einhalb Jahren wurden nicht mehr als 104 Bücher verkauft.92 Mohn erfüllte zahlreiche öffentliche Aufgaben: als Stadtverordneter93, Presbyter, Kirchmeister, Kurator von Gymnasium und Alumnat, als Vor- sitzender verschiedener Missionsgesellschaften, Vorstandsmitglied der Vereinigung evangelischer Buchhändler, Mitglied im Evangelischen Preßverband für Westfalen und Lippe94 sowie als Angehöriger mehrerer wohltätiger Einrichtungen. Er amtierte beispielsweise im Verwaltungsrat der Barthschen Stiftung und seit 1904 auch im Vorstand der Betheler An- stalten95. Seine Tätigkeit im kirchlichen und kommunalen Leben stand ganz im Zeichen der tiefen Verehrung für den preußisch-deutschen Staat. Er nannte Verlagsgründer Carl Bertelsmann einen »Mann von strenger Rechtlichkeit, tiefer Frömmigkeit, großem Fleiß und erprobter Königs- treue«.96 Für den Konservativen Volksfreund, das Parteiorgan der Christ- lich-Konservativen, das 1893 in die Neue Westfälische Volkszeitung über- ging, verfaßte Mohn regelmäßig Beiträge und stellte darin unter Beweis, daß das Bekenntnis zu den Hohenzollern auch ihm verpflichtend war. 34 Das fromme Erbe

Das Treueverhältnis der Gütersloher Bürger zum Haus Hohenzollern blieb unter der Regentschaft Wilhelms II. bestehen, wenngleich der Kaiser und König von Preußen, anders als seine Vorgänger auf dem preußischen Thron, keine Beziehung zu Gütersloh aufbaute und die Stadt nie besuch- te. »Man nahm Kaiser und Reich als Gaben Gottes dankbar hin«, schreibt Hans Hilbk. Dem Kenner der örtlichen Mentalität zufolge gewöhnte man sich »mehr und mehr an imperialen Glanz und feierte – unpolitisch, wie man war – schon 1901 in Wilhelm II. sich selbst«.97 Unpolitisch war das Verhalten der Einheimischen freilich keineswegs, wie die ausgeprägte Ten- denz hin zur politischen Rechten belegt. Zwischen 1875 und 1905 wuchs Gütersloh um knapp 3 000 auf insge- samt rund 7 400 Einwohner (vgl. Tabelle S. 47); die Protestanten stellten mit gut 6 500 Personen nach wie vor beinahe neun Zehntel der Bevölke- rung. Daneben lebten knapp 800 Katholiken und exakt 73 Juden in der Stadt, in der eine jüdische Gemeinde erstmals für 1721 belegt ist.98 Daß die Zahl der jüdischen Bewohner (1875 noch 92) zurückging, war womög- lich eine Folge der antisemitischen Propaganda der in der Region Minden- Ravensberg auffallend erfolgreichen Christlich-Sozialen Arbeiterpartei, die sich 1881 in Christlich-Soziale Partei umbenannte. Adolf Stoecker vertrat den Wahlkreis Bielefeld-Halle-Herford fast 20 Jahre lang im Preußischen Abgeordnetenhaus und saß als Abgeordneter des Siegerlands zudem im Reichstag. Stoecker, der sich den einfachen Leu- ten verbunden fühlte und sich als volkstümlicher Kirchenmann gab, galt als begnadeter Redner, fähig, die Menschen zu begeistern. Während die Christlich-Sozialen außerhalb Berlins nur über einen verschwindend ge- ringen Einfluß verfügten und im reichsweiten Durchschnitt nicht mehr als ein Prozent der Stimmen auf sich vereinigten, erzielten sie in der ostwest- fälischen Provinz, insbesondere in kleinen Orten und dort, wo die katholi- sche Zentrumspartei schwach war, bis zu 25 Prozent. Gütersloh gehörte zwischen 1898 und 1912 zu den Hochburgen der Stoecker-Partei.99 Auch als der Hofprediger in Berlin zunehmend Angriffen von politischer wie kirchlicher Seite ausgesetzt war, hielten die Ostwestfalen treu zu ihm. Zu den einflußreichsten Exponenten der Partei im Minden-Ravensbergischen gehörte Pastor Johannes Kuhlo, der bei Bertelsmann eine Reihe beliebter Posaunen- und Gesangbücher publizierte.100 Der Erfolg der Christlich- Sozialen in der Region dürfte mit der Tradition der Erweckungsbewegung in engem Zusammenhang stehen.101 Im Protestantismus gründend und ganz der sozialen Mission verschrieben, verfolgten beide Gruppierungen antiliberale, antisozialistische und sozialkonservative Ziele. Die Klientel der Erweckungsbewegung – Kaufleute, Handwerker, Beamte und Pfarrer – bildete auch die Anhängerschaft der Christlich-Sozialen. Stoecker, der das deutsche Volk mit dem Geist des Christentums durchdringen und die mobilisierten Massen in den Dienst der Kirche stel- len wollte – wobei er nach Unabhängigkeit der Kirche vom Staat strebte –, nannte die Gründung seiner Partei einen Akt der »Seelsorge am Volk«; sein Konzept galt ihm als »Volkskirche«.102 Es gehörte zu seinen Zielen, nationale, wirtschaftliche und soziale Probleme im Einklang mit der christlichen Botschaft zu lösen. Der von seiner Partei beförderte heftige Johannes Mohn 35

Antisemitismus, den Stoecker unter agitatorischer Ausnutzung der zeit- genössisch aktuellen Debatte über die sogenannte Judenfrage, von ihm die »soziale Frage des Berliner Kleinbürgertums« genannt103, bewußt ins Zentrum seiner politischen Arbeit rückte, sollte der christlichen Erneue- rung Deutschlands dienen.104 Die Vermengung von evangelisch-nationa- len, judenfeindlichen und monarchisch-konservativen Traditionen zu einer Einheit aus Antiliberalismus und Antisemitismus kennzeichnete Stoeckers Politik. So nannte er den Antisemitismus »ein Stück deutscher Erweckung«.105 Zur Entstehung jener geistigen Atmosphäre, in der radi- kale judenfeindliche Auswüchse gedeihen konnten, trug der Hofprediger erheblich bei. Wie stark sein Rechristianisierungskonzept in die Gemein- den hineinwirkte, ist nicht im einzelnen auszumachen.106 Einiges deutet darauf hin, daß der gewaltsame Antisemitismus, der sich in der NS-Zeit in Gütersloh entlud, auf die Prägung der kleinbürgerlichen Schichten durch die Stoecker-Partei zurückzuführen ist. Eine Periode allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs und relativen Wohlstands kennzeichnete in Gütersloh die Jahre vor dem Ersten Welt- krieg: 45 Fabriken, in der Hauptsache mittelständische Familienunter- nehmen, beschäftigten über 1 000 Arbeiter und Angestellte. 1903 eta- blierte die SPD zwar einen Ortsverein, und 1909 folgten die freien Ge- werkschaften, doch um die Arbeiterbewegung blieb es in der Stadt auffal- lend still. Im Ersten Weltkrieg verfiel Gütersloh dem Rausch der Kriegsbegeiste- rung. In glühendem Patriotismus bekräftigten Magistrat und Stadtverord- netenversammlung im September 1917 das Bündnis mit den Hohenzollern und ließen ihren Treueschwur dem Kaiser sowie Generalfeldmarschall Hin- denburg telegraphisch übermitteln: »Das deutsche Volk steht für einen siegreichen Frieden auf Leben und Sterben vereinigt mit dem altange- stammten Herrscherhaus und durchschaut klar die Absicht des Feindes, Zwiespalt zu erwecken, um dadurch die Volkskraft zu brechen. Als Ant- wort erneuern wir das Gelöbnis unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich im festen Vertrauen auf die unüberwindliche Kraft unseres Heeres und sei- ner ruhmreichen Führer.«107 Johannes Mohn, der das Telegramm eben- falls unterzeichnete, verfaßte im Februar 1918 einen Aufruf »an evangeli- sche Christen und königstreue Vaterlandsfreunde« mit der Bitte um finan- zielle Unterstützung der christlich-konservativen Berliner Tageszeitung Der Reichsbote. Das 1873 gegründete Blatt war neben der Kreuz-Zeitung, dem reichsweit führenden Organ der altpreußischen Konservativen, ein Forum der politischen Reaktion, das auch den Christlich-Sozialen um Adolf Stoecker als Publikationsorgan gedient hatte. Durch Anteilserwerb trug Mohn dazu bei, den Reichsboten zu erhalten, der während des Ersten Welt- kriegs mit einer Auflage von rund 15 000 Exemplaren erschien.108 Von Beginn an hatte die Unternehmensführung Johannes Mohns im Lichte der glanzvollen Selbstinszenierung preußisch-deutscher Macht ge- standen. Der Zusammenbruch der Monarchie markierte folgerichtig deren Ende. Johannes Mohn war von der Kriegsniederlage des Deutschen Rei- ches so erschüttert, daß er sich aus dem Verlag zurückzog. Zu den knapp 800 Soldaten, um die Gütersloh am Ende des Ersten Weltkriegs trauerte 36 Das fromme Erbe

(rund 250 waren in Gefangenschaft geraten109), zählten zehn langjährige Mitarbeiter von C. Bertelsmann.110 »Unter dem Druck der Erlebnisse«, schrieb Heinrich Mohn später, hätten den Vater die Kräfte verlassen, lan- ge vor seinem Tod im November 1930.111 Am religiösen und politischen Selbstverständnis des Hauses änderte der Führungswechsel nichts. Heinrich Mohn (1885–1955) Gemeinsam gaben Vater und Sohn ihren Geschäftskunden im Sommer 1921 bekannt, der Juniorchef habe die Leitung mit der Verpflichtung an- getreten, die Tradition des Unternehmens fortzuführen. Heinrich Mohn, der sich durch Reisen in die Buchstadt Leipzig, nach England und in die Schweiz auf seinen Beruf vorbereitet hatte,112 1910 als Teilhaber einge- stiegen war113 und sogleich Vorschläge zur Ausweitung des Programms gemacht hatte, bekannte sich zu der Aufgabe, »den guten Ruf und den von meinen Vorfahren gepflegten Geist hochzuhalten«.114 Beruflich wie privat entsprach sein Werdegang ganz der Familientradition: Heinrich hatte das Evangelisch-Stiftische Gymnasium besucht, im Posaunenchor gespielt und im elterlichen Unternehmen eine Lehre absolviert. 1912 hatte er ein Mädchen aus geistlichem Hause geheiratet, die um vier Jahre jüngere Pa- storentochter Agnes Seippel, eine Freundin seiner Schwester Sophie. Der protestantische Glaube war auch bei den Seippels seit Generationen fest verwurzelt. Agnes, die älteste von sechs Geschwistern, war im Ravens- bergischen aufgewachsen. Als sie 13 Jahre alt war, nahm ihr Vater eine Pfarrstelle in Gütersloh an. Die Familie hatte hier viele Verwandte, denn die Mutter stammte aus einer Gütersloher Kaufmannsfamilie; zur weit- verzweigten Verwandtschaft zählten mehrere Geistliche.115 Heinrich Mohn, ehemaliger Gefreiter der Feldartillerie, meldete sich im Sommer 1914 als Freiwilliger und brachte es im Ersten Weltkrieg zum Offizier der kaiserlichen Armee. Um seine Gesundheit war es seit seiner Kindheit allerdings schlecht bestellt; schon das Gymnasium hatte er ab- brechen müssen, später plagte ihn chronisches Asthma. Ein Arzt bestätig- te ihm 1923, daß er gezwungen sei, »sich fast ständig im Gebirge aufzu- halten und von dort aus die Firma zu leiten«.116 Anders als seine Vorfah- ren engagierte sich Heinrich Mohn aufgrund seiner schwachen Konstitu- tion so gut wie nicht im öffentlichen Leben Güterslohs. Er gehörte weder dem Stadtrat an, noch übte er in den zwanziger Jahren eine Funktion in der evangelischen Gemeinde aus, obwohl er, wie aus einem Schreiben von 1935 hervorgeht, »mehrfach zum Presbyter und Kirchmeister ausersehen« war.117 Von seinem Vater übernahm er lediglich das Amt des Vorsitzenden im Verwaltungsrat der Barthschen Stiftung. Als Heinrich Mohn Firmenchef wurde, hatte der Verlag 84 Mitarbeiter, der Jahresumsatz lag bei knapp 700 000 Reichsmark. C. Bertelsmann war eine Personengesellschaft mit Mohn als persönlich haftendem Gesell- schafter. In den ersten Jahren blieb es bei der erbaulich-religiösen Litera- tur und der biblisch ausgerichteten Theologie.118 Neu ins Verlagsprogramm nahm Mohn Publikationen für Kinder und Jugendliche, darunter die Zeit- Heinrich Mohn 37

schriften Für unsre Kinder und Der Kindergottesdienst 119, das Taschen- buch für Leiter und Helfer im Kindergottesdienst und das Deutsche Kin- dergesangsbuch, dessen Verlagsrechte auf ihn übergegangen waren. Ziel des neuen Programmschwerpunkts war es, eine dezidiert patriotische Auf- gabe zu erfüllen und der Jugend angesichts des verlorenen Kriegs neue Perspektiven im christlichen Glauben zu eröffnen. »Gerade diese Arbeit«, hielt Heinrich Mohn fest, solle einen wichtigen Beitrag leisten »für den Wie- deraufbau unseres Volkes«.120 Unter seiner Leitung wurden neue wissenschaftlich-theologische Buch- reihen und Zeitschriften in das Programm aufgenommen und traditionel- le Schwerpunkte wie die Herausgabe von Gesangbüchern ausgeweitet. An- ders als sein Vater war Heinrich Mohn nicht Mitglied der kirchlichen Gre- mien in Bethel, gleichwohl verband ihn vieles mit der Anstalt. Zu den theo- logisch-wissenschaftlichen Autoren des Verlags C. Bertelsmann zählten viele Dozenten der dort 1905 gegründeten und von Johannes Mohn finan- ziell unterstützten Theologischen Hochschule.121 Von der an den evange- lisch-theologischen Fakultäten der staatlichen Universitäten gelehrten Theologie grenzte sich die Betheler Hochschule dezidiert ab, sprach der Mission hohe Bedeutung zu und vertrat eine kirchennahe, biblizistische Li- nie. Wenn dort jedes Jahr im September die Theologischen Wochen statt- fanden, ein Forum, das interessierten Laien offenstand, waren Autoren des Verlags C. Bertelsmann gefragte Referenten.122 Die Krise des Unternehmens während der Inflationszeit liegt weitge- hend im dunkeln. Wie es heißt, sei das Unternehmen 1923 darniedergele- gen, habe die Produktion eingestellt und nur noch sechs Mitarbeiter be- schäftigt. »Organisationstalent« und »kaufmännische Nüchternheit« des Chefs werden in den überlieferten Anekdoten, den einzigen Quellen über diese Jahre, sehr gelobt.123 Anfang der zwanziger Jahre holte Mohn Mit- arbeiter ins Haus, die ihm bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und dar- über hinaus die Treue halten sollten. Leiter des Vertriebs und Mohns eng- ster Vertrauter war von 1921 an Fritz Wixforth (1897–1976), dessen Vater anfangs noch als Buchbindermeister im Betrieb arbeitete und der selbst schon als Lehrling eingetreten war.124 Im Jahr darauf engagierte Mohn Ger- hard Steinsiek (1894–1969), den in Sumatra geborenen Sohn eines Mis- sionars und studierten Theologen. Der Altschüler des Evangelisch-Stifti- schen Gymnasiums war mit Irmgard Seippel, der Schwester von Mohns Ehefrau Agnes, verheiratet. Schwager Steinsiek fungierte als Werbeleiter und Stellvertreter des Chefs. Otto Oeltze (1912–1985) trat 1926 als Lehr- ling in das Unternehmen ein, im Jahr darauf der Buchhandelsgehilfe Wil- helm Beimdiek (1909–1982). Zwei Jahre später stieß der literarische Mit- arbeiter, Lektor und künftige Autor Johannes Banzhaf (1907–1968) dazu. Im Jahr 1933 folgte der Buchhändler Theodor Berthoud (1900–1970) und vier Jahre später Gustav Dessin (1902–1985) als Hauptschriftleiter. Bereits 1926 hatte sich das Unternehmen wieder so weit erholt, daß die in der Inflationszeit zusammengebrochene Invalidenkasse neu be- gründet wurde, nun als Unterstützungseinrichtung nicht nur für die Mit- arbeiter des Betriebs, sondern im Falle ihres Todes auch für deren Witwen und Waisen;125 im selben Jahr wurde außerdem die Kasse für die Witwen 38 Das fromme Erbe

und unverheirateten Töchter von Pastoren in Minden-Ravensberg wieder ins Leben gerufen.126 Über die betriebliche Entwicklung des Verlags in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren ist wenig bekannt. 1935 stieg die Zahl der Mitar- beiter auf 150.127 Ein für diese Größenordnung vorgesehener Betriebsrat wurde 1931 eingeführt; allerdings ist weder klar, wer dem Gremium an- gehörte, noch, wie sich das Verhältnis zum Firmenchef gestaltete.128 Die Arbeitsordnung regelte neben Arbeitszeit und Lohnauszahlung in auffal- lend strengem Ton auch das Verhalten am Arbeitsplatz: Verboten waren das Rauchen in den Betriebsräumen und »ebenfalls das Ausspucken auf den Fußboden«; das regelmäßige Händewaschen wurde vorgeschrieben und auch, daß Kleidungsstücke ausschließlich an dafür vorgesehenen Stel- len liegen durften; bei wiederholter Zuwiderhandlung drohte die Entlas- sung.129 Gütersloh hatte sich in den zwanziger Jahren zu einem regionalen In- dustriezentrum entwickelt. 1910 war das Stadtgebiet um die Bauern- schaften Blankenhagen, Kattenstroth, Pavenstädt, Nordhorn und Sundern erweitert worden, was einschneidende Folgen in demographischer und wirtschaftlicher Hinsicht nach sich zog.130 Das Stadtgebiet (zuvor nur 174 Hektar groß) nahm auf das 25fache zu, die Zahl der Einwohner verdop- pelte sich auf 18 000, doch an der Dominanz der Protestanten änderte sich nichts (vgl. Tabelle S. 47). Zur Abwehr von Liberalismus und Demokratie traten nach dem Ersten Weltkrieg das Freikorps Lichtschlag und eine 1 200 Mann starke Bürger- wehr in Gütersloh an.131 Regen Zulauf hatten zudem der Jungdeutsche Or- den132 und der Stahlhelm/Bund der Frontsoldaten mitsamt seinem Bund Königin Luise für weibliche Anhänger. Das Reichsbanner Schwarz-Rot- Gold, ein sozialdemokratischer Wehrverband zur Verteidigung der Demo- kratie, fand hingegen kaum Unterstützung. Auf der politischen Rechten entstand im Laufe der Weimarer Jahre ein umfassendes Vereinswesen, zu dem militärische Traditionsvereine zählten, aber auch der Deutschnatio- nale Handlungsgehilfenverband, der Deutsche Ostbund, der Verein für das Deutschtum im Ausland, die Deutsche Kolonialgesellschaft und die Reichs- vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener.133 Aus ihrer Ablehnung der Demokratie machten die Gütersloher keinen Hehl. Als Reichspräsident Friedrich Ebert und Außenminister Gustav Stre- semann im März 1923 auf der Rückkehr von einem Aufenthalt im besetz- ten Rheinland die Stadt besuchten, schlug ihnen unverhohlenes Desinter- esse entgegen. Nichts war wie einst beim Kaiser: Am Straßenrand standen keine jubelnden Bürger, die Stadt erstrahlte nicht im Festschmuck, und die örtliche Presse berichtete von dem Ereignis erst, als Ebert zwei Jahre spä- ter starb.134 Daß die Hoffnung auf die Restauration der Monarchie groß war, stellten besonders die Lehrersgattinnen des Evangelisch-Stiftischen Gymnasiums unter Beweis: Sie bestickten die Fahne, die sie 1926 zum 75jährigen Schuljubiläum stifteten, mit Reichskrone und Hohenzollern- adler.135 Dank eines hohen Gewerbesteueraufkommens war es um die kommu- nalen Finanzen relativ gut bestellt, so daß soziale Unruhe und wirtschaft- Heinrich Mohn 39

liche Not nicht zum Problem wurden. Die Sozialstruktur Güterslohs ver- weist auf die Stärke der Klein- und Mittelbetriebe, denn ein knappes Fünf- tel der Bevölkerung war selbständig. Angestellte, helfende Familienan- gehörige, Beamte und Hausangestellte bildeten weitere Erwerbsgruppen, und etwa die Hälfte der Erwerbspersonen waren Arbeiter.136 Der größte und wichtigste Arbeitgeber der Stadt waren die Miele-Werke mit rund 2 000 Beschäftigten. Carl Miele wurde aus Anlaß des 25jährigen Bestehens seiner Firma im Juli 1932 zum Ehrenbürger ernannt.137 Wie sehr Gütersloh auch in der Weimarer Zeit eine Hochburg der kon- servativen Kräfte blieb,138 zeigt der Blick auf die Ergebnisse der Wahlen zum Reichstag und Preußischen Abgeordnetenhaus: Das mittelständisch strukturierte, protestantische Gütersloh bildete ein Zentrum der National- konservativen und Völkisch-Nationalen (vgl. die gegenüberliegende Tabel- le);139 selbst Arbeiter gaben ihre Stimme für die Rechtsparteien ab. Die Ergebnisse der antiliberalen, antidemokratischen und antisemitischen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) lagen oftmals weit über dem Reichs- durchschnitt, bei der Wahl zur Nationalversammlung 1919 beispielsweise um 14 Prozentpunkte. Mit Stimmenanteilen um 30 Prozent lief die DNVP der SPD 1924 den Rang als stärkste Partei ab. Die Deutschnationalen repräsentierten die alten Eliten des kaiserlichen Deutschland und boten dem traditionell konservativ-monarchischen Protestantismus politische Heimat: Adel, Geistlichkeit, Beamtenschaft, Militär, gehobenem Bürgertum, Agrariern, aber auch gewerblichem Mittelstand und Teilen des Führungs- personals aus Industrie und Handel. Die Nationalsozialisten traten in Gütersloh zum ersten Mal auf einer gemeinsamen Liste mit der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei bei der Reichstagswahl im Mai 1924 als politische Kraft hervor und erzielten auf Anhieb 8,6 Prozent der Stimmen (reichsweit 6,5 Prozent). Danach ging es bergab, und bei der Reichstagswahl 1928 stimmten nur noch 0,4 Prozent für die Partei (im Reichsdurchschnitt 2,6 Prozent). Gleichwohl entstand im April 1929 unter der Führung des 21jährigen Heizers Karl Wendt eine NSDAP-Ortsgruppe, die erste im Kreis Wiedenbrück und bis zur Gründung der Ortsgruppe Rheda zwei Jahre später auch die einzige.140 Politisch blieb es um die NSDAP auffallend ruhig.141 In der Lokalzeitung ist lediglich von einer Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal die Rede, die für Aufregung sorgte. Die katholische Glocke empörte sich im November 1929, daß die örtliche NSDAP das Andenken an die »toten Kameraden« politisiere und für Propagandazwecke nutze. »Die Hakenkreuzler«, schrieb das Blatt, »sollten also ihre Gesinnung anderswo an den Tag legen als an einem sol- chen Denkmal, das über allen Parteien und Organisationen steht, am al- lerwenigsten aber dazu dienen darf, die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Hakenkreuzler und ihr Treiben zu richten.«142 Gleichzeitig mit der NSDAP-Ortsgruppe entstand in Gütersloh eine For- mation der SA, der anfangs etwa 15, drei Jahre später 25 Männer ange- hörten. Im Sommer 1932 formierte sich mit ebenso vielen Anhängern auch die SS, die wie die SA dem Sturm in Bielefeld zugeordnet war.143 Außer- dem gründeten die Hitler-Jugend (HJ), der Nationalsozialistische Lehrer- bund (NSLB) und die Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation 40 Das fromme Erbe

(NSBO) eigene Ortsgruppen. Der erdrutschartige Sieg, den die NSDAP bei der Reichstagswahl im September 1930 feierte, spiegelte sich auch in den Gütersloher Wahlergebnissen wider: Die Partei stieg hinter SPD und Zen- trum zur drittstärksten politischen Kraft auf. Die DNVP verlor fast die Hälf- te ihrer Wählerstimmen; auch die Deutsche Volkspartei (DVP) erlitt Ein- bußen (vgl. Tabelle S. 41). Im April 1931 zählte die NSDAP-Ortsgruppe ins- gesamt 395 Mitglieder, dreimal so viele wie bei ihrer Gründung.144 »Von der Ortsgruppe Gütersloh aus«, hieß es später in einem historischen Rück- blick über die Vorreiterrolle der örtlichen NS-Bewegung, »erfolgten 1930 und in der Folgezeit die propagandistischen Vorstöße in den Kreis Wie- denbrück und in die benachbarten Gemeinden des Kreises Warendorf und des Kreises Beckum.«145 Bei der Wahl zum Reichspräsidenten demonstrierten die Gütersloher ihre traditionelle Verbundenheit mit dem kaisergleich verehrten Paul von Hindenburg. Im Wahlgang vom März 1932 erhielt der Generalfeldmar- schall mehr als doppelt so viele Stimmen wie Hitler und weit mehr als Theodor Duesterberg (Stahlhelm) und Ernst Thälmann (KPD) zusammen. Im zweiten Wahlgang vier Wochen später, als Duesterberg nicht mehr zur Wahl stand und Thälmann nur einige Hundert Stimmen erreichte, steiger- te Hitler sein Ergebnis auf knapp 5 000, Hindenburg kam auf über 8 000 Stimmen.146 Wie überall in Preußen endete die Wahl zum Landtag im April 1932 auch in Gütersloh mit einem fulminanten Sieg der NSDAP. Mit fast einem Drittel der Stimmen konnte die Partei ihr Ergebnis bei der Reichstagswahl von 1930 mehr als verdoppeln. Die Nationalsozialisten bildeten in Gütersloh fortan die stärkste politische Kraft; weit dahinter rangierten Zentrum und SPD. Im Wahlkampf war es erstmals zu heftigen politischen Ausschreitun- gen gekommen. Sogar einen Toten gab es. Als am Vorabend der Landtags- wahl nationalsozialistische, kommunistische und sozialdemokratische Ko- lonnen durch die Stadt zogen, um Plakate zu kleben, stießen sie an einer Straßenecke aufeinander und lieferten sich in den frühen Morgenstunden des Wahltags eine blutige Schlacht: drei junge Leute wurden schwer ver- letzt, viele weitere verwundet.147 Der knapp 23jährige Heinrich Rüsch- kamp, Mitglied des Reichsbanners, erlitt durch Schläge mit einem Ham- mer so schwere Kopfverletzungen, daß er aus dem Koma nicht mehr er- wachte und nach zehn Wochen im Krankenhaus starb.148 Die NSDAP setzte ihren Siegeszug in Gütersloh bei der Reichstagswahl im Juli 1932 mit einem Ergebnis von rund 35 Prozent fort. Im Landkreis Wiedenbrück, wo die Partei insgesamt auf gut 19 Prozent kam, war Gü- tersloh (hinsichtlich der Einwohnerzahl) nicht nur die größte Stadt, son- dern auch die Hochburg der Nationalsozialisten.149 Als die NSDAP im No- vember 1932 in ganz Deutschland Verluste hinzunehmen hatte, schnitt sie in Gütersloh mit knapp einem Viertel der Stimmen immerhin noch gut ge- nug ab, um ihre politische Spitzenstellung zu behaupten. Wie Heinrich Mohn in der Weimarer Zeit wählte, ist nicht bekannt. Al- les deutet darauf hin, daß er mit der politischen Rechten sympathisierte und die antirepublikanischen Kräfte auch aktiv unterstützte. Dafür 42 Das fromme Erbe

spricht sein Verhalten beim Kapp-Lüttwitz-Putsch, als militante Kreise um den ostpreußischen Generallandschaftsdirektor und Mitbegründer der rechtsradikalen Deutschen Vaterlandspartei, Wolfgang Kapp, im März 1920 versuchten, die Regierungsgewalt an sich zu reißen: C. Ber- telsmann schloß sich damals dem Generalstreik, zu dem die Gewerk- schaften aufriefen und den die Arbeiter im gesamten Deutschen Reich spontan ins Werk setzten, nicht an. Auf die Ereignisse blickte Mohn im April 1939 aus Anlaß der Einweihung neuer Betriebsräume nicht ohne Genugtuung zurück: »Nach dem Krieg hat auch die Gefolgschaft an der Wiedererweckung des nationalen Gedankens mitgearbeitet«, erklärte er, »ich glaube, wir waren beim Kapp-Putsch der einzige Betrieb, der unent- wegt weiter gearbeitet hat und sich durch nichts stören ließ.«150 Mohns politische Verbindung mit dem rechten Lager fand Ausdruck in seiner Parteimitgliedschaft bei der DNVP. Wie er bei der Entnazifizierung angab, gehörte er den Deutschnationalen bis 1924 an.151 Womöglich en- dete die Mitgliedschaft aber danach nicht, denn aus einem Prüfbericht des Finanzamts Wiedenbrück geht hervor, daß Mohn noch im September 1930 einen Beitrag in Höhe von 150 Reichsmark »an eine politische Partei« ab- führte; moniert wurde, daß Mohn die Gelder als Geschäftsausgabe dekla- rierte.152 Mohn war noch im Dritten Reich Leser der (bis 1938 erschei- nenden) Kreuz-Zeitung, des Organs des altpreußisch-konservativen Spek- trums.153 In der Gütersloher Kommunalpolitik spielte Heinrich Mohn, anders als seine Vorfahren, zwar keine aktive Rolle, gleichwohl zeigte er politisches Engagement. Im Juli-Wahlkampf 1932 druckte das Unternehmen ein Flug- blatt, das sich den wenigen erhaltenen Angaben zufolge explizit gegen das Zentrum und dessen Glocke richtete und die NSDAP unterstützte. Das Flug- blatt ist nicht erhalten, Auskunft darüber gibt in einem kurzen, polemisch gehaltenen Absatz lediglich die Glocke selbst: »Das ›Braune Haus‹ in der Moltkestraße hatte schon eine Woche lang geheimnisvolle Propaganda für ein mystisches Flugblatt gemacht«, heißt es, »das der ›Holterdorf- Glocke‹ das Lebenslicht ausblasen sollte. C. Bertelsmann stellte einen Augenblick den Druck frommer Ge- sangbücher ein und druckte ein vier Seiten langes Pamphlet, im üblichen Tone der NSDAP gehalten. Als es da war, war die Enttäuschung allent- halben groß. Da stand ja nichts drin!«154 Die knapp 100jährige Geschich- te des Hauses Bertelsmann bis zur »Machtergreifung« der Nationalso- zialisten zeigt, daß religiöser und politischer Konservatismus bei C. Bertelsmann eine Einheit bildeten. Im Nationalprotestantismus des Heinrich Mohn (vermutlich vierziger Jahre) Heinrich Mohn 43

ausgehenden 19. Jahrhunderts verbanden sich religiöse Überzeugung und deutschnationale Gesinnung mit dem Ziel einer Konservierung der patriarchalischen Herrschafts- und Gesellschaftsordnung. Nach dem als traumatisch erlebten Ende des Kaiserreiches und den Anfangsjahren der ungeliebten Republik übte das autoritäre Präsidialregime Hindenburgs, an das Hitler zunächst anzuknüpfen schien, auf das protestantische Lager große Anziehungskraft aus. Der »Führer« schließlich verkörperte die »na- tionale Erneuerung«; dementsprechend niedrig war die Hemmschwelle gegenüber den Nationalsozialisten, in deren Reihen die Zahl der evange- lischen Anhänger in den späten Weimarer Jahren rapide wuchs, zumal auf dem flachen Lande.155 Das spezifische politisch-religiöse Milieu Güterslohs hatte den Verlag C. Bertelsmann durch die Generationen hindurch geprägt. Als Heinrich Mohn die Firma 1921 übernahm, beschwor er den »von meinen Vorfahren ge- pflegten Geist«. Aber ging es ihm tatsächlich nur darum, das religiöse und politische Erbe zu bewahren? War dies, zumal dann unter den Bedingun- gen des Nationalsozialismus, überhaupt eine realistische Option? Oder war es nötig, mit der Tradition zu brechen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern? Sybille Steinbacher, Norbert Frei 44 Das fromme Erbe

2 »Ein neues Volk, ein neuer Staat« Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch Daß der neue Reichskanzler Adolf Hitler hieß, entnahmen die Gütersloher, wie die meisten Deutschen in der Provinz, den dicken Lettern ihres Lo- kalblatts. Am 30. Januar 1933, einem Montag, hieß es: »Das Kabinett Hit- ler ernannt«.1 In den Wochen zuvor hatte Ostwestfalen für kurze Zeit im Mittelpunkt der reichsweiten Aufmerksamkeit gestanden, denn vom Aus- gang der Landtagswahl in Lippe hatte Hitler sein politisches Schicksal ab- hängig gemacht. Zahlreiche Parteigrößen, aber auch der »Führer« selbst waren Mitte Januar in Detmold und Umgebung aufgetreten2 – in Veran- staltungen, von denen bald als »Durchbruchsschlacht«3 die Rede war. In einer Nebenrolle – als Claqueure – hatten auch die Gütersloher National- sozialisten den »Auftakt zur nationalen Revolution«4 miterlebt; Gewerbe- oberlehrer Albert Feigel, der Ortsgruppenvorsitzende der NSDAP, hatte Omnibusfahrten in die Nachbarprovinz organisiert.5 Was aber geschah im Frühjahr 1933 in Gütersloh selbst? Welche Ent- wicklung nahm die lokale Politik?6 Und wie war der Verlag C. Bertelsmann in das örtliche Geschehen eingebunden? Erwachende »Volksgemeinschaft« Den Anbruch des Dritten Reiches feierten die Gütersloher Anfang Febru- ar 1933 mit einem Fackelzug durch die hakenkreuzbeflaggte Stadt.7 Gü- tersloh zählte damals rund 25 000 Einwohner.8 Am Vorabend der von Hit- ler angesetzten Reichstagswahl vom 5. März, an dem ein weiterer Fackel- zug stattfand, war des »Führers« Wahlkampfrede am Bahnhofsvorplatz, am Alten Kirchplatz und am Dreiecksplatz, wo das Kriegerdenkmal stand, zu hören.9 Die SPD, die am selben Abend eine Wahlveranstaltung mit Carl Severing, dem 1932 entlassenen preußischen Innenminister, geplant hat- te, wurde gezwungen, ihre Kundgebung abzusagen, »zur Aufrechterhal- tung der Ruhe und Ordnung«, wie es in der Begründung hieß.10 Tags darauf erzielte die NSDAP in Gütersloh ihr bis dahin bestes Er- gebnis. Mit 43,9 Prozent entsprach ihr Anteil exakt dem Reichsdurch- schnitt und hatte sich damit gegenüber der Wahl im November 1932 fast verdoppelt. Die SPD, die leicht verlor, landete auf dem zweiten Platz, ge- folgt vom fast gleichstarken Zentrum und der weit abgeschlagenen KPD. In Verbindung mit der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, dem Zusammen- schluß von DNVP und Stahlhelm, kamen die Nationalsozialisten auf eine solide absolute Mehrheit (vgl. Tabelle S. 41).11 Als zur Feier des »nationalen Wahlsiegs« vier Tage später wiederum ein Fackelzug stattfand, registrierte die Gütersloher Zeitung »eine nach Tausenden zählende Menschenmenge«. Hakenkreuz und Schwarz-Weiß- Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch 45

Rot schmückten Rathaus, Amtsgericht, Reichspost und Bahnhofsgebäude. Als auch das Evangelisch-Stiftische Gymnasium die Fahnen hißte,12 ließ Friedrich Fliedner seine Schüler zum Hitlergruß antreten;13 für das Erin- nerungsphoto mit seinen Abiturienten posierte der Schuldirektor wenige Wochen später in der Aula vor einem großen Hakenkreuzbanner.14 Schon seit langem war das Gymnasium Schauplatz von Parteiveranstaltungen ge- wesen, nun diente es als Ort für Großkundgebungen der NSDAP, und auf dem Vorplatz hielt die Hitlerjugend ihre Aufmärsche ab.15 Hohe Wellen schlug die Vorbereitung der Kommunalwahl am 12. März. Die NSDAP, die vier Jahre zuvor nicht angetreten war, hatte angekündigt, mit der DNVP, der DVP, der Parteilosen Volksgemeinschaft und dem Evan- gelischen Volksdienst eine Einheitsliste zu bilden. Die Presse hatte schon über die Einigung berichtet, als die Nationalsozialisten am Ende doch eine eigene Liste präsentierten.16 Mit 12 von insgesamt 30 Mandaten ging die NSDAP als stärkste Gruppierung aus der Wahl hervor. Die SPD kam nur auf vier statt bisher sechs Sitze, das Zentrum verlor zwei und kam auf fünf Mandate, die Parteilose Volksgemeinschaft erhielt zwei statt bisher drei, die Einheitsliste aus DNVP, DVP und Evangelischem Volksdienst sechs Sit- ze.17 An zwölfter Stelle auf der Liste der Nationalsozialisten hatte Otto Fink kandidiert, der Leiter der Druckerei, später auch der Setzerei des Verlags C. Bertelsmann, NSDAP-Mitglied seit 1930.18 Er zog damit ebenfalls in die Stadtverordnetenversammlung ein. Zunächst blieb aber im Frühjahr 1933 an der Spitze der Gütersloher Stadtverwaltung alles beim alten. Das war keineswegs ungewöhnlich. Während in den Großstädten die meisten Oberbürgermeister und Bürger- meister zum Rückzug gezwungen wurden, konnte sich in kleinen Städten knapp die Hälfte aller Stadtoberhäupter auf ihren Posten halten.19 In Gü- tersloh amtierte weiterhin der 62jährige Gustav Thummes, ein ehemaliger Landrichter aus Duisburg, der wenige Wochen nach der NS-Machtüber- nahme sein silbernes Dienstjubiläum als Bürgermeister feierte. Im Jahr 1932 war er zum dritten Mal seit 1908, als er die Nachfolge des legendären Emil Mangelsdorf angetreten hatte, für die Dauer von zwölf Jahren gewählt worden.20 Mitglied der NSDAP war Thummes nicht; seine politische Ein- stellung war konservativ und deutschnational. Bei der Kommunalwahl hat- te er auf der Liste der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot kandidiert. Zu sei- nen vielen Leistungen für die Stadt konnte er bald auch das Verdienst rech- nen, den Arbeitsamtsbezirk Gütersloh als ersten in ganz Westfalen von der Arbeitslosigkeit befreit zu haben.21 »Aufstieg auf der ganzen Linie« titelte die Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke deshalb ein Jahr nach der »Macht- ergreifung«.22 Die »Erschütterungen des Wirtschaftslebens«, hieß es spä- ter in einer Bilanz der Stadtverwaltung, seien an »unserer Stadt vorüber- gegangen«; aufgrund der »Mannigfaltigkeit unserer im Grunde gesund ge- bliebenen Fabrik- und Handwerksbetriebe« habe die Arbeitslosigkeit »nicht annähernd die Ausmaße« angenommen wie anderswo.23 Die bereits verbotene KPD, die bei der Kommunalwahl im März 1933 mit 480 Stimmen immerhin knapp vier Prozent errungen hatte, hätte ihren Ortsvorsitzenden in die Stadtverordnetenversammlung entsenden müs- sen.24 Schneidermeister August Delbrügge übte sein Mandat aber nie aus. 46 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

Das Reichsministerium des Innern hatte Ende März eine Weisung ausge- geben, wonach kommunistische Stadtverordnete zu den Sitzungen nicht einzuladen waren, »da die Vertreter der KPD sämtlich unter dem Verdacht des Hochverrats stehen«.25 In den Tagen und Wochen nach dem Reichs- tagsbrand wurden politische Gegner überall im Reich eingeschüchtert oder verhaftet, so Anfang März auch Delbrügge.26 Zwar kam der Gütersloher Kommunist nach einigen Tagen wieder frei, er unterstand fortan aber »schärfster Überwachung«.27 Im Juli holte die Gestapo gemeinsam mit SA, SS und Stahlhelm zum letzten Schlag gegen die örtliche Linke aus. Nach Haussuchungen wurden die »Marxisten«, wie die Presse schrieb, vor »ei- ner großen Menge Publikum« festgenommen.28 Nach Vernehmungen durch die örtliche Polizei und den Bürgermeister wurden 21 der Verhafteten nach Bielefeld überstellt:29 fünf blieben im dortigen Polizeigefängnis, zwei ka- men in ein Konzentrationslager. Fortan herrschte in Gütersloh politische Ruhe; im September 1933 mel- dete der Landrat in bezug auf »in Schutzhaft befindliche Personen« für den Kreis Wiedenbrück »Fehlanzeige«.30 Etwa zur selben Zeit erfuhren die Leser der Gütersloher Zeitung, daß einstige sozialdemokratische Reichs- tagsabgeordnete und »ehemals leitende Herren des Rundfunks« ins Kon- zentrationslager Oranienburg eingeliefert worden waren; dem Bericht bei- gefügt war ein Photo vom Lagerappell.31 Konzentrationslager seien »Bes- serungsanstalten«, hieß es, und wer dort eingeliefert werde, verliere jeden Anspruch auf Versicherungsschutz.32 Um die ehemaligen Anhänger von SPD und KPD blieb es in Gütersloh still; sie träten »in keiner Weise in Er- scheinung« und erwiderten den »deutschen Gruß«, meldete der Bürger- meister in seinen geheimen polizeilichen Lageberichten – »wenn auch, wie man deutlich bemerken kann, unter gewissen Hemmungen«.33 Von Gewalt und Verfolgung unmittelbar betroffen waren die Güterslo- her Juden. Im Jahr 1933 lebten in der Stadt 73 Personen jüdischer Religi- Bevölkerungsentwicklung und Konfessionsverteilung in Gütersloh Jahr 1825 1875 1905 1910 1930 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1946 Einwohner gesamt 2 404 4 544 7 375 18 336 25 064 25 230 25 630 26 110 27 040 27 528 28 600 29 384 30 850 36 082 Protestanten 2 126 4 012 6 523 14 786 17 078 19 234 19 167 19 373 19 917 20 160 20 549 20 668 21 019 keine Angaben Katholiken 196 423 782 3 3 469 4 799 5 817 6 074 6 345 6 682 6 881 7 494 8 005 8 752 Juden 82 92 73 75 68 67 62 58 56 59 54 42 35 Erwachende »Volksgemeinschaft« 47

onszugehörigkeit.34 Fast alle gehörten dem liberalen Reformjudentum an; nur eine ostjüdische, dem orthodoxen Glauben verpflichtete Familie lebte in der Stadt.35 Die Gütersloher Juden waren im Handwerk und Kleinge- werbe tätig, führten Geschäfte für Haushaltswaren und Bekleidung oder verdienten ihr Geld als Metzger, Vieh- und Eisenwarenhändler. Am gesell- schaftlichen Leben nahmen sie als Mitglieder im Turnverein, Turnerge- sangverein, Sportverein, Schützenverein und auch im militärischen Ka- meradschaftsverein teil.36 Viele fühlten sich gesellschaftlich anerkannt. Der Viehhändler Paul Meinberg beispielsweise, Kriegsfreiwilliger im Er- sten Weltkrieg und mit einem Orden ausgezeichnet, wurde »Meinbergs Paul« genannt und war sehr beliebt.37 Salomon Herzberg war Obermei- ster der Fleischerinnung, hatte die regionale Einkaufs- und Verwertungs- genossenschaft sowie eine Eisenwarenfabrik gegründet. Als er 1931 starb, veröffentlichte die Gütersloher Zeitung einen Nachruf und zahlrei- Im che Todesanzeigen, die von seinem hohen Ansehen zeugen.38 Stadtzentrum, nahe der Apostelkirche, führte die Familie Daltrop ein »Spezialgeschäft für modernen Kontorbedarf«, und die Löwenbachs, die ebenso wie die Daltrops sehr geschätzt waren, betrieben hier einen Kra- wattenladen. Das Geschäftshaus war Teil eines denkmalgeschützten En- sembles. Eines der Häuser, Kirchstraße 3, war das Gründungshaus des Verlags C. Bertelsmann; Heinrich Bertelsmann hatte es 1868 beim Umzug in ein neues Verlagsgebäude an Emanuel Löwenbach verkauft, von dem es später die Familie Daltrop übernahm.39 Die jüdischen Gebrüder Gott- schalk, die im nahegelegenen Bielefeld seit Jahrzehnten das modernste Kaufhaus am Ort führten, eröffneten 1926 ein Geschäft in der Gütersloher Kökerstraße. Sie verlegten ihren Wohnsitz in die Stadt an der Dalke und vergrößerten das Kaufhaus durch einen Ausbau an der Berliner Straße, direkt beim Rathaus.40 Seit dem Ersten Weltkrieg besuchten die jüdischen Kinder und Ju- gendlichen – es waren nie mehr als acht – die städtische Volks- und Mit- telschule. Auf Antrag der Synagogengemeinde bewilligte die Stadt 1928 ei- nen Zuschuß für den Religionsunterricht, da »die hiesigen jüdischen Ein- wohner«, wie es anerkennend hieß, »an den öffentlichen Schullasten ge- nau so beteiligt sind wie die übrigen Einwohner«.41 Allerdings hatte die gesellschaftliche Integration Grenzen.42 Ein Redner der DNVP prangerte in einer Versammlung im Mai 1920 den »zersetzenden Einfluß der Juden« in der deutschen Presse an.43 Auf Flugblättern bezichtigten die Deutschnatio- nalen die Juden der »Drückebergerei und der Kapitalanhäufung«. Der Cen- tral-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens reagierte darauf mit Gegeninseraten in der Gütersloher Zeitung.44 Anfang der zwanziger Jahre wurden jüdische Wohn- und Geschäftshäuser mit roten Hakenkreu- zen beschmiert. Der Täter war ein Jugendlicher, der zwar gefaßt, aber nicht bestraft wurde, da sich sein Vater, ein angesehener Gütersloher Bür- ger, für die Tat entschuldigt hatte.45 Tradition hatte der Antisemitismus am Evangelisch-Stiftischen Gym- nasium.46 Superintendent Clamor Huchzermeyer, Gründungsrektor und bis zu seinem Tod 1899 auch erster Vorsitzender des Kuratoriums der Schule, war ein strenggläubiger Pastor – und ein überzeugter Antisemit. 48 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

Als Protagonist der antijüdischen Bewegung im westfälischen Raum war er einer der Unterzeichner der 1880 an Reichskanzler Otto von Bismarck gerichteten sogenannten Antisemitenpetition, die die Rücknahme der Gleichberechtigung im Staatsdienst, außerdem einen Numerus clausus für Juden an den Universitäten und ein Einwanderungsverbot forderte. Die Grüne Weide, die 1870 eingeführte Schülerzeitung des Gymnasiums, druckte antisemitische Texte. Ein 1894 veröffentlichtes Gedicht schilderte den Brand jüdischer Häuser, ein anderes mit dem Titel »Berliner Juden« (1926) erging sich in antisemitischen Stereotypen.47 Zu den Absolventen des Gymnasiums gehörte auch der spätere Reichs- bischof Ludwig Müller. Seinen Antisemitismus stellte der gebürtige Gü- tersloher beim Sommerfest der Schule 1925 unter Beweis, als er in einer Ansprache die Juden für das »Unglück Deutschlands« verantwortlich machte. Der Aufforderung der örtlichen jüdischen Gemeinde, sich öffent- lich von der Rede des 42jährigen Pfarrers zu distanzieren,48 leistete der Gymnasialdirektor nicht Folge. Gegenüber dem Oberkirchenrat erklärte Friedrich Fliedner später stolz, daß die Schule, die nie einen jüdischen Leh- rer beschäftigte und jüdische Schüler nur in Ausnahmefällen aufnahm, seit 1926 keinen einzigen jüdischen Schüler mehr habe.49 Auf die offene Gewalt nach der nationalsozialistischen Machtübernah- me reagierten die Gütersloher Juden schockiert. Marion de Flores, gebo- rene Gottschalk, erinnerte sich später, wie der reichsweite Boykott jüdi- scher Geschäfte am 1. April 1933 das von ihren Eltern in zweiter Genera- tion geführte Kaufhaus der Gebrüder Gottschalk traf. »Das Geschäft ging ganz normal, bis eines Tages die SA vor der Tür stand und alles ver- schmierte. ›Hier sind Judenschweine, hier darf keiner mehr kaufen‹. Die ließen auch keine Leute mehr ein. Zwei vor jedem Eingang. Da stand dann ganz dick ›Judenschweine, haut ab‹. Am Schaufenster stand: ›Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut‹.«50 Auch vor dem Schreibwarengeschäft der Daltrops bezog ein SA-Mann Posten und verwehrte Kunden den Zugang. Begleitet von uniformierten Mannschaften örtlicher SA und SS, waren die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung am 31. März 1933 zu ih- rer konstituierenden Sitzung zusammengetreten. Die neuen Machthaber nutzten das Ereignis zu einer sorgfältig inszenierten Demonstration. Die Zuschauerbänke waren bis auf den letzten Platz besetzt; die NSDAP hatte dafür Eintrittskarten ausgeben lassen.51 Alle ihre Abgeordneten erschie- nen in Uniform, und im Sitzungssaal, zwischen den Fahnen des neuen Staates, hing das Bild des »Führers«. Mit Sparkassendirektor Heinz Ho- hoff, der wenige Monate später zum Leiter der Ortsgruppe ernannt wur- de52, stellte die Partei den Vorsitzenden der Stadtverordneten und mit Ju- stizobersekretär Ernst Heitmann den Ersten Beigeordneten im Magistrat, der zweiten Kammer der preußischen Kommunalordnung;53 als Frakti- onsführer der NSDAP und ab Januar 1934 auch als rangältester Führer der SA oder SS fungierte der kaufmännische Angestellte Karl Middelhoff.54 »Ohne Debatte und Widerspruch«, wie es in der Presse hieß, verab- schiedete die Stadtverordnetenversammlung noch vor Eintritt in die Ta- gesordnung einen Dringlichkeitsantrag der NSDAP-Fraktion, der den Erwachende »Volksgemeinschaft« 49

Reichspräsidenten Hindenburg und den »Volkskanzler« Hitler zu Ehren- bürgern machte und vorsah, nach beiden auch Straßen zu benennen.55 Gü- tersloh war darin selbst der »Hauptstadt der Bewegung« um Wochen vor- aus, denn Ehrenbürgerernennungen und Straßenwidmungen fanden in München erst Ende April statt. Die Gütersloher Feldstraße trug künftig den Namen des Reichspräsidenten, die Bogenstraße ab der Neuenkirchener Straße und die Parkstraße bis zur Paderborner Straße den des Reichs- kanzlers;56 außerdem wurde der Dreiecksplatz in Horst-Wessel-Platz um- benannt. Als Anfang Mai die neue Sportanlage am Heidewald eingeweiht wurde, erhielt Gütersloh auch ein Adolf-Hitler-Stadion.57 Das »Braune Haus« an der Strengerstraße diente der NSDAP als Büro und Versamm- lungsort; betreut wurde es von der NS-Frauenschaft unter Frau Pastor Meinshausen.58 Die Parteigenossen nahmen es damit sehr genau: »Braun die Wände, braun auch die gesamte Einrichtung und Ausstattung«, wie der Ortsgruppenleiter bei der Einweihung erläuterte und stolz bemerkte: »Ein Symbol, daß jeder als Nationalsozialist zu denken und zu leben habe.«59 Nach dem reichsweiten Verbot der SPD Ende Juni 1933 und der Selbstauflösung der übrigen Parteien Mitte Juli schieden die vier Sozial- demokraten aus dem Stadtparlament aus.60 Drei Abgeordnete der DNVP, die auf der Einheitsliste kandidiert hatten, sicherten sich ihre Sitze durch einen Wechsel zur NSDAP, den sie in einem offenen Brief beantragten.61 Eduard Wolf von der DVP, immerhin der stellvertretende Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, verzichtete aus Protest gegen die Aus- schaltung der Parteien auf sein Mandat; Josef Kirchhoff und Otto Schalück vom Zentrum sowie Werner Güth von der Parteilosen Volksgemeinschaft taten es ihm gleich.62 Die freigewordenen Plätze gingen an die NSDAP, die im August ein eigenes Büro im Rathaus bezog, was ihren Führungsan- spruch in der Stadt auch nach außen sichtbar zum Ausdruck brachte.63 Mit großem Aufwand inszenierte die NSDAP-Ortsgruppe am Vorabend der Reichstagswahl vom 12. November 1933 – einer Scheinwahl, denn an- zukreuzen gab es nur die NSDAP – wieder eine Kundgebung, »die größte«, »die gewaltigste« überhaupt, wie die Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke schrieb. Die Straßen waren »in märchenhaften Lichterglanz« getaucht. Ein Fackelzug erhellte die Straßen, und aus vielen Fenstern strahlten »Illumi- nationslämpchen«, aus dem »schlichten Arbeiterhäuschen so gut wie der Villa des Fabrikanten«.64 Die Geschäfte hatten der Zeitung zufolge nicht weniger als 34 000 Lämpchen verkauft. Aber auch Lampions, Kerzen und Leuchtraketen sorgten für Lichterglanz, und selbst bengalisches Feuer fehl- te nicht. Bei einbrechender Dunkelheit zogen rund 8 000 Männer, ange- führt von Spielmannszügen, in Sechserreihen Richtung Marktplatz, wo die Schlußkundgebung stattfand. In gleißendem Licht erstrahlte die Redner- tribüne, von Leuchtfeuern auf hohen Kandelabern und sechs riesigen Ha- kenkreuzfahnen umgeben. Rund 15 000 Gütersloher gaben der NSDAP am nächsten Tag ihre Stimme, mehr als doppelt so viele wie bei der Wahl im März; aber auch etwa 1 000 ungültige Stimmzettel – die einzige Möglich- keit des Protests – wurden abgegeben. Mit der Einführung des Gemeindeverfassungsgesetzes vom Dezember 1933 hielt das Führerprinzip auch in der Kommunalverwaltung Einzug.65 50 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

Die Selbstverwaltung, als Relikt des parlamentarisch-demokratischen Sy- stems ohnehin verpönt, wurde damit abgeschafft, und die kommunalen Gremien, politisch längst bedeutungslos geworden, verloren jede Funkti- on. In Gütersloh gab es keinen Magistrat mehr, die Stadtverordnetenver- sammlung trat am 10. Januar 1934 zum letzten Mal zusammen.66 Das neue Stadtparlament, bestehend aus 16 sogenannten Ratsherren, tagte erstmals am 5. November 1934. Die Mitglieder, nahezu ausschließlich NSDAP-Ver- treter, wurden nicht gewählt, sondern auf Vorschlag des bei der Gauleitung angesiedelten Beauftragten der Partei auf sechs Jahre berufen. Als Rats- herren fungierten unter anderem Heinz Hohoff und Karl Middelhoff, letz- terer ab November 1935 auch als Finanzbeirat.67 Auch einer der Güters- loher Nationalsozialisten der ersten Stunde wurde Ratsherr: Otto Fink von der Firma C. Bertelsmann.68 Das Unternehmen war durch ihn in die lo- kalpolitischen Ereignisse eingebunden. Konsolidierung, Konsens und 100 Jahre Bertelsmann Die Grußkarte, die Heinrich Mohn, verbunden mit seinem Dank für »bis- herige treue Mitarbeit«, den 150 Mitarbeitern der Firma C. Bertelsmann zum Jahreswechsel 1933/34 schickte, umfaßte in wenigen Zeilen einen ein- dringlichen Appell: »Ein neues Volk, ein neuer Staat stellen auch uns vor neue Aufgaben im neuen Jahr. Drum lassen Sie uns auch weiterhin in ge- meinsamem Schaffen unserm Volke dienen.«69 Die politischen Ereignisse des verflossenen Jahres deutete der Verlags- chef offensichtlich nicht als Bruch; nach wie vor stand der Gemeinschafts- gedanke im Mittelpunkt seines unternehmerischen Selbstverständnisses. Doch erfuhr die Fürsorge, die in seinem Hause seit langem gepflegt wur- de, inzwischen öffentliche Belobigung: Im August 1933 hatte C. Bertels- mann zu den 16 Gütersloher Firmen gehört, die für ihren Kampf gegen die Arbeitslosigkeit besonders ausgezeichnet wurden: mit der Nennung auf der »Zweiten Ehrentafel der Arbeitsmobilmachung des Arbeitsamtsbezirks Gü- tersloh«.70 Von der innerbetrieblichen Gemeinschaftspflege zeugte bei- spielsweise im März 1934 das Fest für einen Mitarbeiter der Buchbinde- rei, der auf 50, und einen weiteren, der auf 25 Berufsjahre zurückblicken konnte. »Nach gemeinsamem Schlußlied«, berichtete die Gütersloher Zei- tung, »hörte man vereint die große Rede des Führers, mit der dieser die Arbeitsschlacht des Frühjahres eröffnete. Dann durchbrausten das Deutschland- und Horst-Wessellied den Saal und mit neuem Willen zur Kameradschaft und zum Dienst am gemeinsamen Werk eilte man seiner Arbeitsstätte zu.«71 Zum ersten Jahrestag der »Machtergreifung« wünschte Hitler keinen Prunk. Gütersloh gab sich deshalb betont schlicht; nur die Fahnen an den öffentlichen Gebäuden zeugten von dem besonderen Tag. Das Evangelisch- Stiftische Gymnasium hielt eine abendliche Gedenkfeier ab, in der Martin- Luther-Kirche fand ein Dankgottesdienst statt. Wer bedürftig war, erhielt an diesem Tag von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt Bezugs- scheine für Lebensmittel und Kohle.72 100 Jahre Bertelsmann 51

Zu einer feierlichen Kundgebung versammelten sich die Gütersloher erst wieder, als es galt, den verehrten Reichspräsidenten, den »deutschen Recken Hindenburg«, den »Vater des Vaterlandes«, zu betrauern.73 Zur na- tionalen Beisetzungszeremonie am 7. August 1934, zu der Stadtverwaltung und NSDAP aufriefen, waren alle Volksgenossen geladen; per Gemein- schaftsempfang war die Trauerfeier in Tannenberg auf dem Gütersloher Wochenmarkt mitzuerleben; sämtliche Gliederungen der Partei und viele Verbände, auch Feuerwehr und Rotes Kreuz waren dort vor einer schwarz dekorierten Tribüne aufmarschiert, und die Versammelten lauschten vor dem lebensgroßen Bild des Reichspräsidenten »mit größter Andacht und tiefer Ergriffenheit«.74 In vielen Betrieben ruhte die Arbeit. Die beiden evangelischen Kirchen zogen Hakenkreuzbanner und die schwarz-weiß- rote Fahne auf, die katholische Kirche nur die Kirchenfahne.75 Wenige Tage später waren die Deutschen aufgerufen, Hitlers Macht- akkumulation – der »Führer« war nun in Personalunion Reichskanzler und Staatsoberhaupt – nachträglich zuzustimmen. Etwa 14 Prozent der Gü- tersloher (etwas weniger als im Reichsdurchschnitt) versagten Hitler ihre Stimme. Eine gewisse Unzufriedenheit war bereits im Juli laut geworden, als während eines Umzugs der Hitler-Jugend ein Sprechchor skandierte: »Wir wollen den Kaiser wiederhaben«. Andere brüllten dagegen, und zu hören war auch ein »Nieder mit den schwarzen Nazis«, was der Bürger- meister im Lagebericht an den Landrat später mit dem Hinweis erläuter- te: »Dies wurde von der Bevölkerung so ausgelegt als: ›Nieder mit den schwarzen Pfaffen‹.«76 Der Grund für den partiellen Mißmut ist unklar; womöglich spielten die hohen Fleischpreise eine Rolle und unter den Land- wirten der Ärger über Neuregelungen in der Milchwirtschaft.77 »Allgemein zustimmend aufgenommen« wurde nach Einschätzung des Bürgermeisters der Umstand, daß der »Führer« die SA entmachtet hatte und deren Spit- ze um Ernst Röhm liquidiert worden war. »Abgesehen vielleicht von ver- einzelten Ausnahmen«, schrieb er, sei »die gesamte Bevölkerung über- zeugt, daß die Geschicke des Vaterlandes bei dem Führer gut aufgehoben sind«.78 Aber die Stimmung verschlechterte sich weiter, und im November 1934 äußerte der Bürgermeister seine Besorgnis über das »immer mehr öffent- liche Auftreten der Meckerer und Miesmacher«. Es sei »an der Zeit, die ewigen Nörgler ganz gefährlich in die Schranken zu weisen«, und mit Blick auf die reichsweit seit längerem rückläufigen Schutzhaftzahlen konstatierte er: »Im Grunde genommen ist es vielleicht doch schade, daß das Konzen- trationslager im Frühjahr so gut wie abgeschafft wurde.«79 Nach Thum- mes’ Diagnose nahm die Unzufriedenheit gerade in den ehemals deutsch- nationalen Kreisen zu: »Es sind dies hier in erster Linie die größeren Land- wirte und die Industriellen, die den Nationalsozialismus nicht verstehen wollen und für sich etwas besonderes beanspruchen.«80 Aber im Februar 1935 konnte er getrost vermelden: »Die Stimmung ist allgemein gut«.81 Wie überall im Deutschen Reich brachen auch in Gütersloh die »guten Jahre« des Dritten Reiches an, eine Phase der Konsolidierung der NS-Herrschaft und des relativen wirtschaftlichen Wohlergehens, die bis etwa 1938 währ- te. 52 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

In dieser Zeit waren die Gütersloher Juden massiven Attacken ausge- setzt. Ausgelöst wurden die Übergriffe durch eine Veranstaltung der Deut- schen Arbeitsfront im örtlichen Adolf-Hitler-Stadion im November 1934. Hauptredner war der Gauleiter von Franken und Herausgeber des antise- mitischen Hetzblattes Der Stürmer, Julius Streicher. Seine Rede, ein einzi- ger Gewaltaufruf, zog unmittelbare Ausschreitungen nach sich;82 über Mo- nate hinweg rissen danach sogenannte Einzelaktionen nicht ab. Juden wa- ren Mißhandlungen ausgesetzt, in ihren Geschäften wurden Fenster ein- geschlagen, Verkaufsräume mit Tränengas und Rauchbomben verwüstet.83 Am Bahnhofsplatz und entlang der Gütersloher Ausfallstraßen standen seit Januar 1935 Schilder mit der Aufschrift »Juden sind in dieser Stadt nicht gewünscht«. Streicher hatte von diesem neuartigen Brauch in den fränki- schen Dörfern berichtet – und Nachahmer animiert.84 Der Bürgermeister ließ die Tafeln entfernen und meldete nach Wiedenbrück – wie in solchen Fällen die Regel –, daß Täter nicht bekannt seien und nicht gefaßt werden konnten.85 Streichers Auftritt in Bielefeld sagte die Gestapo vorsorglich ab, mit der Begründung, daß »man sich noch auf ganz was anderes gefaßt ma- chen müßte«, trete der Redner dort auf.86 Wegen befürchteter Folgen für den Arbeitsmarkt verbot die NSDAP-Gauleitung in Münster ihren Parteiführern weitere Übergriffe auf Juden.87 In Gütersloh, so heißt es in einem Lagebericht der Gestapo, sei den Inhabern der großen Seiden- webereien von ihren jüdischen Kunden mit Abbruch der geschäftlichen Be- ziehungen gedroht worden, wenn die »antijüdische Agitation« weitergehe. »Am letzten Ende«, so die Behörde alarmiert, »hätte auch hier die Arbei- terschaft unter dieser Hetze zu leiden«.88 Zwar kam es (vorläufig) nicht mehr zu offenen Gewalttaten, jedoch nahm die gesellschaftliche Ausgrenzung ihren Lauf. Wie Bürgermeister Thummes konstatierte, setzten die Gütersloher »den Kampf gegen das Ju- dentum in loyaler Weise fort«.89 Als die jüdischen Bürger der Stadt im Som- mer 1935 die Freibäder besuchten, vermeldete die lokale Tagespresse all- gemeine Empörung, und schon bald trauten sich die Angefeindeten nicht mehr ins Schwimmbad.90 Ellen Tarlow erinnerte sich später an jenen Som- mer, als ihr die Lehrerin – »eine liebe Frau, und sie war wirklich nicht ge- gen Juden« – mit Tränen in den Augen mitteilte, sie könne nicht mit zum Parkbad gehen. »Ich habe nicht geweint. Einen Moment lang, glaube ich, wollte ich sterben, denn ich wollte sehr, sehr gerne schwimmen lernen. Es tat ihr sehr leid. […] Alle gingen zum Parkbad, und ich ging leise … bin ganz langsam nach Hause gegangen. Komischerweise tat es mir mehr weh für meine Eltern als für mich.«91 Zu dieser Zeit wurden der jüdischen Gemeinde die städtischen Zu- schüsse gestrichen.92 Sämtliche Veranstaltungen der Synagogengemeinde wurden meldepflichtig und von der Ortspolizei überwacht.93 Zu Veranstal- tungen des jüdischen Kulturbundes – Theatervorstellungen, Konzerte, Aus- stellungen und Vorträge – mußten die Gütersloher Juden nach Bielefeld fahren, wo eine größere jüdische Gemeinde bestand.94 In einer Kleinstadt wie Gütersloh, wo beinahe jeder jeden kannte, bo- ten freundschaftliche Beziehungen und Ehen zwischen Juden und Nicht- juden Anlaß für diskriminierende Übergriffe – noch vor Erlaß der soge- 100 Jahre Bertelsmann 53

nannten Nürnberger Gesetze, die sogenannte Mischehen verboten.95 An- neliese Hamlet beispielsweise traute sich mit ihrem jüdischen Freund nicht mehr auf die Straße, denn dort wurde sie von SA-Männern aus der Nach- barschaft beschimpft: »Du, deutsches Mädchen, schäme Dich!«96 Im Au- gust 1935 berichteten die Westfälischen Neuesten Nachrichten über einen Propagandamarsch der örtlichen Verbände von NSDAP, SS, SA und HJ, der ein besonderes Ziel verfolgte: die Einrichtung eines »Stürmerkastens« am Zaun zwischen Amtsgericht und Rathaus.97 Dagegen versuchte der Cen- tral-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zunächst mit Be- schwerden vorzugehen, mußte sein Engagement jedoch aufgeben, als ihm 1936 der Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts aberkannt wur- de.98 In bezug auf die »Stürmerkästen« meldete das Regierungspräsidium mit Genugtuung, aber auch mit einiger Besorgnis nach Berlin: »Es ist auf der einen Seite erfreulich, daß durch den Stürmer eine Aufklärung über die Schädlichkeit des Juden in volkstümlicher Weise erfolgt. Es muß jedoch andererseits festgestellt werden, daß vor den Stürmerkästen vielfach Ju- gendliche stehen, deren Interesse sich lediglich den rassenschänderischen Darstellungen zuwendet und zwar nicht allein aus Aufklärungsgründen.«99 Mit den Nürnberger Gesetzen waren Juden ab September 1935 soge- nannte Staatsbürger ohne politische Rechte, und intime Beziehungen mit Nichtjuden waren ihnen untersagt. Das nationalsozialistische Regime pro- pagierte diese Diskriminierung als »Lösung« – einerseits, um die radikale antisemitische Agitation in »legale« Bahnen zu lenken, und andererseits, um die wirtschaftliche Entwicklung sowie die auswärtigen Beziehungen des Reiches durch die »Judenpolitik« nicht zu sehr zu belasten.100 De fac- to waren die Nürnberger Gesetze ein weiterer, von gewalttätigen Über- griffen begleiteter Schritt zur Entrechtung der Juden – auch in Gütersloh, wo Bürgermeister Thummes in einem Schreiben an den Landrat gerade- zu beschwörend formulierte, mit dem »Judengesetz« sei »das Verhältnis von Juden und Deutschen Volksgenossen eindeutig gesetzlich festgelegt, der Führer hat ausdrücklich bis auf weiteres jede selbständige Einzelakti- on in der Judenfrage verboten«. Anlaß für Thummes’ Äußerung waren die zahlreichen antijüdischen Transparente und Plakate, die bei der Vorberei- tung zur sogenannten Oktoberwoche 1935, einer jährlichen Kleingewer- beausstellung, am 20. September in der Stadt angebracht worden waren. Der Bürgermeister hatte die Schilder noch in der Nacht wieder entfernen lassen.101 Ihre Aufschrift: »Macht endlich Schluß mit den Juden!«102 Gustav Thummes, mittlerweile 65 Jahre alt, war seitens der NSDAP seit geraumer Zeit Vorhaltungen ausgesetzt, er nehme es mit seiner Auf- sichtspflicht über Gremien und Behörden nicht genau genug. Einem Spar- kassendirektor soll er eine städtische Wohnung mietfrei überlassen haben, was den Vorwurf der Korruption begründen sollte.103 Ende Oktober 1935 wurde er nach 27 Dienstjahren »aus gesundheitlichen Gründen« beur- laubt.104 Sein Nachfolger Josef Bauer, anders als der deutschnational ge- prägte Thummes Mitglied der NSDAP, übernahm das Amt zunächst kom- missarisch, ab März 1936 offiziell. Der 37jährige Bauer stammte aus dem Rheinland und hatte als Kauf- mann in Rheda, unweit von Gütersloh, gearbeitet, wo er nach der »Macht- 54 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

ergreifung« Bürgermeister geworden war, gewählt für zwölf Jahre.105 Rhe- da verließ er ungern, doch der Posten in Gütersloh war gewissermaßen eine Auszeichnung, da die Stadt – mittlerweile auf über 27 000 Bewohner angewachsen und nicht nur ohne Schulden, sondern mit einem erkleckli- chen Überschuß ins Haushaltsjahr 1935 gegangen106 – als wirtschaftlich gefestigt galt, als ein Zentrum des »schnellen Aufstiegs« und der »hohen Entwicklung«, als aufstrebende Industriestadt, »eine der bestverwalteten in ganz Westfalen«.107 Im Herbst 1935 kam ein weiteres Attribut hinzu: Gütersloh wurde Gar- nisonsstadt.108 Militärischem Gepränge seit jeher zugetan, sahen viele Bür- ger einen langgehegten Wunschtraum erfüllt, denn schon 1909 und 1913 hatte die Stadt um die Stationierung von Soldaten nachgesucht.109 Als es am 15. November 1935 soweit war, sprachen die Lokalblätter von einem »historischen Tag«.110 In groß aufgemachten Bildberichten schilderten sie den feierlichen Einzug der 3 000 Soldaten der Luft-Nachrichten-Kompanie unter Hauptmann Löwe in das ehemalige Stadtwaldgelände von Osthus Hof; von der neuen Kaserne wehte fortan die Reichskriegsflagge.111 Schul- kinder standen Spalier, Militärkapellen spielten auf, Parteileute, Militärs und zahllose Zivilisten säumten die Straßen. In vielen Betrieben ruhte die Arbeit, damit die Einheimischen der Begrüßungsfeier auf dem Marktplatz beiwohnen konnten.112 Auf denselben Straßen waren nach dem Ersten Weltkrieg die heim- kehrenden Soldaten in die Stadt gezogen. »Nicht im Triumph« seien sie damals empfangen worden, »aber achtungsvolle Blicke begleiteten sie«, schrieb die Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke. Und mit Blick auf das Kriegsende hieß es: »Endlose Kolonnen bärtiger, verschmutzter und zer- zauster Feldgrauer zogen durch die Straßen Güterslohs. Sie kamen aus dem Feindesland, von der blutigen Front im Westen. Als unbesiegte Front- krieger, die vier Jahre lang einer Welt von Feinden und dem mörderischen Feuer aus unzählbaren Kanonen und Gewehren standgehalten hatten, marschierten sie in den Rückmarsch. Als disziplinierte Truppe, in der der Befehl des Obersten noch seinen Wert hatte, kamen sie in eine Heimat, der die Disziplin nichts mehr galt.«113 Im Jahr 1935 sprach der Gütersloher Bürgermeister beim Anblick der einziehenden Soldaten vom Ende der »Ehr- und Wehrlosigkeit« des deutschen Volkes und von der »Wehrhaft- machung«, die allein dem »Führer« zu verdanken sei. Von »Jubelklang über die wiedererstandene Wehrmacht« war in der Gütersloher Volkszei- tung/Die Glocke die Rede und davon, daß »der Weg, den die Soldaten mar- schierten, diesmal eine Triumphstraße« sei.114 Ein ganz besonderes Ereignis feierte 1935 auch der Verlag C. Bertels- mann. Am 1. Juli, einem strahlenden Hochsommertag, lud das Unterneh- men zur Feier des 100. Firmenjubiläums. Weithin sichtbar schmückten zwei Hakenkreuzfahnen das Druckereigebäude,115 und ein Hitler-Porträt zierte den Festsaal. Der Lokalreporter zeigte sich beeindruckt: »Tannen- grün und Sommerblumen haben Treppenhaus und Druckereisaal des Be- triebsgebäudes in der Bahnhofsstraße in einen festlichen Hain verwan- delt, der der würdigen Morgenfeier, in der das Haus C. Bertelsmann sei- ner 100jährigen Geschichte, seiner Begründer und Lenker gedenkt, den 100 Jahre Bertelsmann 55

Das mit Hakenkreuzfahnen geschmückte Verlagshaus am 1. Juli 1935, dem Tag des Firmenjubiläums äußeren gleichgestimmten Rahmen gibt. Blitzblank stehen die Schnell- pressen und Tiegel unter den Fahnen des dritten Reiches und dem Bilde des Führers inmitten der festlich gekleideten Betriebsgefolgschaft. Durch die Fenster spielt verloren die Sommersonne über blitzenden Kolben und Schildern.«116 »Dir Jehova will ich singen« intonierte der Posaunenchor, als Heinrich Mohn, seine Frau Agnes und alle sechs Kinder den Festsaal betraten. An den Beginn seiner Rede stellte der Firmenchef – er feierte am selben Tag sein 25jähriges Berufsjubiläum – jenes Psalmwort, das der Urgroßvater als erstes Werk auf seiner Buchdruckerpresse vervielfältigt und zur Losung des Unternehmens erklärt hatte: »Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der Herr, stark und mächtig; der Herr, mächtig im Streit«.117 In diesem Sinne, so Heinrich Mohn, sei das Emblem der Firma zu verstehen: ein die Wolken durchdringender, zur Sonne emporstreben- der Pfeil, der versinnbildliche, »daß wir von uns allein nichts sind, nichts können, als allein rufen: Macht auf, denn er kommt: der König der Eh- ren«.118 Unter den Gästen waren zahlreiche Repräsentanten der evangelischen Kirche: Superintendent Gustav Münter von der Landessynode, Präses Karl Koch, Superintendent Johann Friedrich Niemann aus Herford, Ministeri- aldirektor Blum von der Rheinischen Missionsgesellschaft und Wilhelm Lütgert als Vertreter der Autoren.119 Geschenke wurden überreicht und Gratulationsansprachen gehalten, das Programm sah außerdem Chorge- sang und Posaunenmusik vor.120 Der Bürgermeister betonte, wie viel die Stadt dem Unternehmen »in geistiger und materieller Hinsicht« zu ver- 56 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

danken habe. Der Kreishandwerksmeister präsentierte im Namen der Handwerkskammer Bielefeld eine Ehrenurkunde, der Chef des Verlags J.D. Küster Nachfolger einen Wandteppich mit dem Wahlspruch des Fir- mengründers. Der Börsenverein der deutschen Buchhändler schickte eine Ehrenurkunde,121 und Pastor Heinrich Lohmann lobte die Unterstützung, die der Kirchengemeinde von seiten des Verlags seit jeher zuteil geworden sei, weshalb der evangelische Kindergarten in der Moltkestraße – die Fa- milie Bertelsmann hatte 1882 für seine Gründung gesorgt – fortan den Na- men »Bertelsmann-Haus« tragen solle.122 Heinrich Mohn erwies der Belegschaft seinen ausdrücklichen Dank und schenkte allen Mitarbeitern die Festschrift Carl Bertelsmann. Ein Bild sei- nes Lebens, die er selbst verfaßt und mit Kunstdrucken reich bebildert hat- te.123 Darüber hinaus kündigte er an, die Sätze für die betriebliche Haus-, Invaliden-, Witwen- und Waisenkasse für die Dauer eines ganzen Jahres zu verdoppeln.124 Am Ende stimmte die Festgemeinde zu Posaunenklängen die erste Strophe des Deutschlandlieds an, danach das Horst-Wessel-Lied. Gerhard Steinsiek, der Stellvertreter des Firmenchefs, brachte sodann ein »Sieg Heil« auf den »Führer« aus125 – evangelische Tradition und natio- nalsozialistische Gebräuche waren bei C. Bertelsmann eine feierliche Ver- bindung eingegangen. Doch hatte das Unternehmen nicht alle Usancen des Dritten Reiches übernommen. Wie die zahlreich überlieferten Photos von der Jubiläums- feier zeigen, war zu dem Festtag niemand in Parteiuniform gekommen. Die Herren trugen Anzug, die Damen Sommerkleider.126 Möglich, daß an man- chem Revers das NSDAP-Parteiabzeichen prangte; Hakenkreuz-Armbin- den sind jedenfalls auf den Bildern nicht zu sehen. Betont unpolitisch ver- liefen Nachmittag und Abend des großen Festtags, der bis in die Details geplant war.127 Heinrich Mohn lud nach dem feierlichen Akt im Betrieb und einem Familienbesuch am Grab von Carl Bertelsmann zum Gartenfest in Festgäste bei der Jubiläumsfeier in »Mohns Park« 100 Jahre Bertelsmann 57

Mitarbeiter in den Kostümen ihrer Theateraufführungen »Mohns Park«, einem großen Areal, das später an die Stadt verkauft wur- de.128 Parteifahnen waren hier nicht zu sehen, hingegen stand ein großes, mit Girlanden aus Eichenlaub geschmücktes Festzelt bereit. 300 Gäste nahmen darin zu Kaffee und Kuchen Platz; jemand hatte ausgerechnet, daß pro Gast exakt »45 cm Sitzbreite« bereitgehalten wurde. Anschließend folg- te ein fröhliches Programm. Figuren aus allerlei Romanen des Verlags tra- ten in einem Theaterstück auf, das die Mitarbeiter geschrieben, »Quasi una fantasia« genannt (in Anlehnung an den Beethoven-Roman von Johan Nordling) und eigens einstudiert hatten.129 Zu den Klängen eines Tafellieds wurde zu Abend gegessen; statt des bei Heinrich Mohn verpönten Alkohols gab es Apfelsaft. Als es dämmerte, wurde der Festgemeinde ein von Be- triebsangehörigen gedrehter Film präsentiert, der zeigte, wie ein Buch ent- steht.130 Um Mitternacht kamen die Gäste mit bunten Lampions zur Polo- naise zusammen, mit der die Feier ausklang. »Märchenhaft war das Bild der dreihundert schwankenden Lichter, die sich durch die Nacht beweg- ten und sich im Teich widerspiegelten«, so die Gütersloher Zeitung, »jeder Teilnehmer ging mit der dankbaren Freude im Herzen nach Hause, Glied solch einer Betriebsgemeinschaft sein zu dürfen.«131 Das Firmenjubiläum war für die Gütersloher Presse, die dem Verlag an- sonsten nur wenig Beachtung schenkte132, Anlaß für eine breite Bericht- erstattung.133 Neben ganzseitigen Porträts von Carl Bertelsmann und sei- nen Nachfolgern präsentierten die Blätter den Werdegang des Unterneh- mens von der kleinen Steindruckerei zu einem Betrieb von »beachtlicher Stellung«.134 Daß gerade kirchliche Kreise dem Verlag große Achtung entgegen- brachten, belegen die vielen Glückwunschschreiben, die Mohn von Kir- chenvertretern nicht nur aus Ostwestfalen, sondern aus allen Teilen des Reiches zum Jubiläum erhielt135, vom Landesbruderrat der Bekenntnisge- meinschaft der evangelisch-lutherischen Kirchen in Sachsen, von der 58 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

Braunschweigischen Landeskirche, der Privilegierten Bibelanstalt in Würt- temberg, dem Bischof von Breslau, dem Thüringer Predigerseminar Ei- senach, der Heimfrauenschule in Berlin-Nikolassee, den Evangelischen Konsistorien verschiedener Provinzen und dem Krankenhaus der Barm- herzigkeit in Königsberg. Unter den Gratulanten waren überdies Kommis- sionäre (vor allem aus Leipzig), befreundete Verlagskollegen, zudem Pa- pierfabrikanten aus Weißenfels und Dresden. Die Glückwunschschreiben – mehr als 100 blieben erhalten – weisen auf oftmals jahrzehntelange Ver- bindungen hin. Die Gratulanten hoben Mohns »verdienstvolles Wirken« hervor, sprachen vom »hochgeschätzten Verlagshaus« und der »makello- sen Tradition der Firma«. Sie alle hatte der Unternehmenschef mit der selbstverfaßten Festschrift bedacht. Nur knapp zwei des gut 100 Seiten um- fassenden Buches widmete Mohn seiner eigenen Unternehmensführung; bescheiden merkt er an: »Es ist mißlich, über die eigene Arbeit berichten zu müssen.«136 Von den Zeitschriften und Buchreihen, die er seit 1921 ins Verlagsprogramm genommen hatte (»besondere Marksteine der Verlags- entwicklung«), führte er ausschließlich theologische Publikationen an; die Kriegserlebnisbücher blieben unerwähnt. Studiert man die vielen Glückwunsch- und Dankschreiben, so fällt auf, daß, von wenigen Ausnahmen abgesehen, kaum ein Brief mit der Gruß- formel »Heil Hitler« endet.137 Auch »mit deutschem Gruß« verabschiede- ten sich nur wenige Gratulanten.138 Paul Althaus, einer der bedeutenden theologischen Autoren des Hauses, dankte dem »hochverdienten Verlag« mit »herzlichen Segenswünschen«.139 Inwiefern das Grußverhalten eine bewußte Distanzierung vom NS-Staat bedeutete, ist nicht zu entscheiden. Eine rechtsverbindliche Vorschrift, die den Hitlergruß zur allgemeinen Pflicht gemacht hätte, existierte nicht. Lediglich für Staatsbedienstete war »Heil Hitler« seit Juni 1933 im Behördenschriftverkehr obligatorisch. In privater Korrespondenz war der Hitlergruß in den Anfangsjahren des Drit- ten Reiches kaum üblich.140 Allerdings bestand in der Öffentlichkeit er- heblicher sozialer Druck, die Formel zu verwenden; ihre Unterlassung galt als Zeichen antinationalsozialistischer Gesinnung und konnte geahndet werden. Eine ganz besondere Variante erlaubten sich zum Firmenjubiläum die Angestellten der Buchhandlung Gerhard Kauffmann in Breslau. Sie grüßten in ihrem Gratulationsschreiben mit: »Heil Bertelsmann!«141 Sybille Steinbacher, Tanja Hetzer, Norbert Frei »Der uns aufgezwungene Kampf«: Die evangelische Kirchengemeinde Im Frühjahr 1933 deutete noch nichts auf den bald beginnenden Kirchen- kampf hin. Im Gegenteil: Auch die evangelische Kirche nahm begeistert an den Feierlichkeiten zum »Tag von Potsdam« teil, den der NS-Staat am 21. März 1933 anläßlich der Konstituierung des neuen Reichstags in der Potsdamer Garnisonskirche zelebrierte. Wieder fand in Gütersloh ein Fackelzug statt,142 die Schulen hielten Gedenkfeiern ab, und alle Kirchen Die evangelische Kirchengemeinde 59

luden zu Festgottesdiensten ein. In einer abendlichen Kundgebung vor dem Gütersloher Rathaus, zu der etwa 6 000 Besucher strömten, hielt der evan- gelische Pfarrer Paul Gronemeyer eine flammende Rede: »Heute«, rief Gro- nemeyer, »ist unsere alte, deutsche Fahne wiedererstanden«.143 Den ge- meinsamen Auftritt von Hitler und Hindenburg deutete der Redner als Be- kenntnis zur nationalen Einheit: »Ich sehe hier unter allen, die hier ver- sammelt sind, keine Partei. Männer und Frauen, Mädel und Jungen, Bru- der Deutsch, Schwester Deutsch, hört den Ruf dieser großen Schicksals- stunde, die uns auf das Tiefste und Letzte besinnen heißt.« Mit Blick nach Potsdam – »als Hitler Hindenburg die Hand gab, als der junge Deutsche dem alten Eckehart die Hand reichte« – appellierte der Pfarrer an die Ver- sammlung: »Reichen auch wir so einander die Hand!« Der Gütersloher Pfarrer bewegte sich ganz auf der offiziellen Linie der westfälischen Lan- deskirche, die in einem von führenden Repräsentanten verfaßten Aufruf die »nationale Erhebung« begrüßte, weil sie »unserer Kirche noch einmal Möglichkeit und Verheißung einer neuen Bewegung mit dem Deutschen Volk geschenkt hat«.144 Tatsächlich aber nahmen die Ereignisse in der Kirchengemeinde einen ganz anderen Verlauf als in der politischen Gemeinde. Im Juni 1934 sprach Heinrich Mohn bereits vom »großen Segen des uns aufgezwungenen Kampfes«, der die Kirche »bis zu den schlichten Gemeindegliedern hinab« genötigt habe, sich auf den »innersten Kern der Evangeliumsbotschaft« zu besinnen.145 Die schon vor 1933 geführten innerkirchlichen Auseinander- setzungen mit der »Glaubensbewegung Deutsche Christen« traten in ein neues Stadium, als diese zum Erfüllungsgehilfen der NS-Kirchenpolitik wurde und ihre deutsch-völkischen Parolen in Maßnahmen zur »Gleich- schaltung« von Kirche und Staat umzusetzen versuchte. Die kirchenpolitischen Vorgänge auf nationaler Ebene lösten in der Kir- chengemeinde Gütersloh heftige Auseinandersetzungen aus.146 Pfarrer Gronemeyer avancierte neben Pastor Heinrich Lohmann zum wichtigsten Repräsentanten der Bekennenden Kirche, die in teilweise dramatische Konflikte insbesondere mit den Deutschen Christen geriet. Heinrich Mohn hatte innerhalb der Gütersloher Bekennenden Kirche eine herausgehobe- ne Position inne. Zwar trat er in der lokalen Kirchenpolitik nicht als Ak- teur hervor, und es sind auch keine öffentlichen Äußerungen von ihm über- liefert. Als angesehener Verleger eines renommierten theologischen Ver- lags war er aber gleichwohl in die Auseinandersetzungen eingebunden. Er selbst sah sich fest auf der Seite der »Bekenntnissynode«.147 In Westfalen, so Mohn 1934, stünden sie alle »in der Lebendigkeit des Kampfes«, des- sen »Schwere« ein Außenstehender nicht übersehen könne.148 Die Auseinandersetzungen auf Reichsebene spitzten sich zu, als Hitler versuchte, der evangelischen Kirche als Vertreter der Deutschen Christen den Wehrkreispfarrer Ludwig Müller als Reichsbischof zu oktroyieren. Ge- gen ihn wurde aus der Kirche der populäre Leiter der Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel, Friedrich von Bodelschwingh, nominiert, der auch Ende Mai 1933 von den Vertretern der Landeskirchen zum Reichsbischof bestimmt wurde und trotz der unsicheren Rechtslage zunächst sein Amt antrat. »Mit dem Kampf um diese Entscheidung begann der Kirchen- 60 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

kampf.«149 Diese Auseinandersetzung der evangelischen Kirche mit dem nationalsozialistischen Staat hatte als »Kampf um die Kirche« zwar un- verkennbar politische Implikationen. Von seiten der Kirche wurde er je- doch nicht als politischer Widerstand verstanden.150 Erst im weiteren Ver- lauf wurde der Kirchenkampf zu einer »Widerstandsbewegung wider Wil- len«.151 Auch aus staatlicher Sicht wurde der Bekennenden Kirche stets ihre »Staatstreue« bescheinigt, weil ihre »ehrlichen Anhänger« nicht »im Gegensatze zum Staate stehen«, wenngleich »unzweifelhaft auf Seite der Bekenntnisbewegung die Zahl der inneren Gegner des Nationalsozialismus groß« sei, »weil hier die Kirche wichtiger ist als der Staat«.152 In Westfalen hatte die Kampagne der Deutschen Christen gegen Bodel- schwingh keinen Erfolg; sie wurde abgebrochen. Am 1. Juni einigten sich die Deutschen Christen mit Alfred Meyer, Gauleiter von Westfalen-Nord, darauf, daß die »DC in der Heimat Bodelschwinghs […] kurz treten«.153 Wenige Tage danach beschloß das Presbyterium, in der »Angelegenheit der ev. Reichsbischofswahl« Telegramme zu richten »an 1. den Reichsbischof, 2. den Wehrkreispfarrer Müller, und zwar in dem Sinne, dass sich unsere ev. Gemeinde hinter D. v. Bodelschwingh als Reichsbischof stellt«.154 Gleichzeitig war die Kirchengemeinde jedoch um Ausgleich mit den staatlichen Stellen bemüht und wollte eine »Aussprache mit einzuladen- den Parteigenossen der N.S.D.A.P über die gegenwärtige kirchliche Lage«155 führen. Nach diesen »Verhandlungen« bekräftigte das Presbyte- rium seine Unterstützung für Bodelschwingh.156 Dem Wehrkreispfarrer Müller sollte mitgeteilt werden, daß »seine ev. Heimatgemeinde Gütersloh« in der »Reichsbischofsfrage in überwiegender Mehrheit sich einmütig hin- ter Reichsbischof D. von Bodelschwingh gestellt hat«. Aus »Sorge um die Einheit unserer ev. Kirche und die werdende Gemeinschaft unseres Volkes« wurde Müller »herzlich und dringend« gebeten, »den Weg der Einigung mit Reichsbischof D. von Bodelschwingh zu gehen«. Mit diesen eindeuti- gen Stellungnahmen für Bodelschwinghs kirchenpolitischen Kurs reagier- te die Kirchengemeinde auf die Flut von Protesttelegrammen, mit denen die Deutschen Christen im Juni 1933 für Müller warben.157 Als der Provinzleiter der westfälischen Deutschen Christen, Bruno Ad- ler, zum Staatskommissar ernannt wurde, trat Bodelschwingh, dessen Wahl auch bei den lutherischen Bischöfen umstritten war, vom Amt des Reichsbischofs zurück.158 Adler machte umgehend von seinen Vollmach- ten Gebrauch und setzte am 30. Juni Gemeinde- und Synodalausschüsse ein, die an die Stelle der gewählten Kirchenvertreter treten sollten. Gegen diese massiven staatlichen Eingriffe protestierten die westfälischen Pfar- rer, unter ihnen auch Paul Gronemeyer, in Berlin.159 Die »Ernennung des Staatskommissares« sei eine »unerträgliche Verletzung der Freiheit der evangelischen Lehre«. Der energische Einspruch führte zum Erfolg: Die ge- wählten Kirchenvertreter wurden am 6. Juli wieder in ihre Ämter einge- setzt.160 Erst das Eintreten des Reichspräsidenten setzte der radikalen »Gleich- schaltungspolitik« ein Ende. Hitler versicherte ihm, daß die auch ihm »be- sonders am Herzen liegende innere Freiheit der Kirche« durch »Zurück- ziehung der Kommissare […] außer Zweifel gestellt« werde: »Der innere Die evangelische Kirchengemeinde 61

Neubau der Landeskirchen wird nach kirchlichem Recht durch freie Wahl des evangelischen Kirchenvolkes einer baldigen Vollendung entgegenge- führt werden.«161 Am 14. Juli beschloß das Reichskabinett das Gesetz über die Verfas- sung der Deutschen Evangelischen Kirche und ordnete Wahlen für alle un- mittelbar zu wählenden kirchlichen Organe an. Am Tag der Verabschie- dung des Gesetzes schrieben die »Laien-Mitglieder des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh« an den Reichskanzler. »Liebe zu unserem Volk, Sorge um unsere evangelische Kirche und großes Ver- trauen zu Ihnen als unserem Volkskanzler« mache den Unterzeichnern »Mut zu der großen Bitte: Empfangen Sie unseren designierten Herrn Reichsbischof P. v. Bodelschwingh, damit bei der Fortführung und Vollen- dung des großen Einigungswerkes unserer deutschen evangelischen Kir- che dieser gottbegnadete deutsche evangelische Mann seine Kraft in den Dienst der großen Sache stellen kann.«162 Die Gütersloher Kirchenge- meinde stand dem NS-Regime keineswegs feindlich gegenüber, sie wollte nur die Unabhängigkeit der Kirche gewahrt sehen. Allerdings mußte sie wissen, daß ihre Positionen nicht die Zustimmung Hitlers finden würden. Im Zuge dieser Ereignisse formierte sich Mitte Juli 1933 in Berlin, an- geführt von der Jungreformatorischen Bewegung, unter dem Namen »Evangelium und Kirche« die kirchliche Opposition.163 In Gütersloh wur- de am 18. Juli 1933 ein lokaler Wahlvorschlag »Bekenntnisfront Evange- lium und Kirche« eingereicht,164 der am 21. Juli in der Gütersloher Zei- tung sowie im Gütersloher Stadtanzeiger veröffentlicht wurde.165 Viele Gemeindemitglieder trugen sich sogleich in die Wählerlisten ein. »Solch einen Sturm«, berichtete die Gütersloher Zeitung am selben Tag, »haben die engen Räume des Gemeindeamtes wohl noch nie erlebt. Über Tausend waren es, die sich zur Wählerliste anmeldeten oder sich über- zeugen wollten, ob sie in der Liste ständen.«166 Die Eintragung sei zwar angeordnet gewesen, aber mancher habe auch die »Verantwortung ge- spürt, die er als evangelischer Mensch seiner evangelischen Kirche ge- genüber hat«.167 Ein weiterer Wahlvorschlag ging in Gütersloh nicht ein. Auf Beschluß des Wahlausschusses wurde die Wahl daraufhin ausge- setzt.168 Er stellte fest, daß die »60 ersten Bewerber des Wahlvorschlages nach der Reihenfolge ihrer Benennung gewählt sind«.169 Die Gütersloher Zeitung begrüßte die Wahlaussetzung, da bei einer Wahl »zwei Parteien, zwei Richtungen, die bei uns im Grunde gar nicht zu- wider sind, gegeneinander gestanden« hätten.170 Als Vorsitzender des Wahlausschusses berichtete Paul Gronemeyer am 22. Juli 1933 dem Wahl- kommissar für die Kirchenprovinz Westfalen von der Gütersloher Kon- stellation. Ob es sich um einen eigentlichen »Einheitsvorschlag«,171 näm- lich als gemeinsame Liste von Deutschen Christen und Bekenntnisfront, gehandelt hat, läßt sich nicht sicher beurteilen.172 Auf der Liste findet sich zwar der Name von Schuldirektor Friedrich Fliedner, der als Vorsitzender der Gütersloher Deutschen Christen in der Folgezeit heftige Auseinander- setzungen mit dem dortigen Presbyterium führte. Auch der Lehrer Julius Reuter, der als Mitglied der Deutschen Christen Fliedner unterstützte, wur- de zum Gemeindeverordneten gewählt. Die Deutschen Christen wurden in 62 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

Gütersloh bei den Kirchenwahlen jedoch nicht als Kirchenpartei aktiv. Sie waren zu diesem Zeitpunkt organisatorisch noch nicht stark genug, um mit der Liste »Bekenntnisfront Evangelium und Kirche« zu konkurrieren. In einer Gemeindeversammlung von Ende November 1933 berichtete Pfarrer Gronemeyer rückblickend, bei den Kirchenwahlen sei »von der politischen Partei kein Druck ausgeübt worden«; dafür danke er dem »politischen Füh- rer der Ortsgruppen«.173 Die Konflikte in der Kirchengemeinde sollten nach Möglichkeit nicht auf die politische Gemeinde übertragen werden. Auf lo- kaler Ebene wurde daher allgemein unterschieden zwischen den politisch agierenden Deutschen Christen auf Reichsebene und »denjenigen ernsten Menschen in unseren Gemeinden, die sich deshalb ihnen angeschlossen haben, weil sie sich die Aufgabe stellten, eine enge Verbindung zwischen weiten Kreisen der nationalsozialistischen Bewegung und der Kirche zu schaffen«.174 Letztere seien als »Glaubensgenossen« anzusehen; dies um so mehr, als auch die Bekenntnisfront »im vollen Ja zum Staat Adolf Hit- lers« stehe. Es gelte aber gleichzeitig »die Trennung von geistlichem und weltlichem Regiment«. Das Ergebnis der Gütersloher Wahl ist bemerkenswert. Vielerorts näm- lich kam es zu von den Deutschen Christen dominierten Einheitslisten,175 so daß diese reichsweit die absolute Mehrheit errangen; Ausnahmen bil- deten allein Bayern, wo die Deutschen Christen noch keine organisatori- sche Macht besaßen, und Westfalen. Die neue westfälische Provinzialsyn- ode verfügte jedenfalls als einzige altpreußische Provinzialsynode über eine nicht-deutschchristliche Mehrheit.176 In dem aus der Gemeindevertretung gewählten Presbyterium wurde Heinrich Mohns Schwager Gerhard Steinsiek zum 1. Kirchmeister ge- wählt.177 Mohns Name findet sich nicht auf der Liste der »Bekenntnisfront Evangelium und Kirche«. Am 30. Juli 1933 wurden die neuen Gemeinde- verordneten in der Auferstehungskirche feierlich eingeführt. Pfarrer Gro- nemeyer hielt eine Predigt über »Die Wächter der Gemeinde«, die bei C. Bertelsmann gedruckt wurde. Darin formulierte er eine Art Programm für die neu gewählten Gemeindevertreter. Sie hätten nicht die Aufgabe, »über politische und wirtschaftliche Probleme zu reden«, sondern die »Gottesbotschaft« solle durch sie »hinausgerufen werden […] in die Welt von heute, zu dem deutschen Menschen von heute«.178 Der Prediger warn- te vor Stimmen, die sich »mit großen Worten auf das deutsche Gewissen eines Luthers« beriefen, sich aber »aus der Bindung an das Wort Gottes gelöst« hätten. Ohne sie beim Namen zu nennen, wird die Abgrenzung von den Deutschen Christen deutlich; christliche Gemeinde und Volksgemein- de, Staat und Kirche dürften nicht gleichgesetzt werden. Evangelische Ge- meinde und Kirche seien »unmittelbar in den Anspruch Gottes gestellt«. Hier kündigt sich die theologische Position der Bekennenden Kirche an, wie sie dann 1934 in der »Theologischen Erklärung« der Barmer Be- kenntnissynode formuliert worden ist. Mit ihrem überwältigenden Sieg auf Reichsebene hatten die Deutschen Christen ihr Ziel erreicht: »Die Reichskirche unter ihrer Führung konnte errichtet werden.«179 In Westfalen hingegen bestätigte die Provinzialsyn- ode im August 1933 den bisherigen Präses Karl Koch für weitere acht Jah- Die evangelische Kirchengemeinde 63

re in seinem Amt, wobei erstaunlicherweise auch die Vertreter der Deut- schen Christen für ihn stimmten.180 Der Synode lagen Thesen der Teck- lenburger Kreissynode vor, mit denen sieben Pfarrer aus dem Kirchenkreis die Synodalen »vor die Bekenntnisfrage«181 stellen wollten – das soge- nannte Tecklenburger Bekenntnis. Diese Thesen erschienen unter dem Ti- tel Neue Kirche im neuen Staat 1933 in zwei Auflagen mit insgesamt 5 000 Exemplaren bei C. Bertelsmann.182 Auf der Generalsynode der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union, zu der auch Westfalen einige Vertreter entsandte, setzte die Mehr- heit der Deutschen Christen die Wahl Ludwig Müllers zum preußischen Bi- schof durch. Als die Vertreter der kirchlichen Opposition daran gehindert wurden, ihren Protest zu formulieren, verließen sie den Sitzungssaal.183 Auf der ersten deutschen Nationalsynode am 27. September 1933 wurde Müller schließlich zum Reichsbischof gewählt. Die Haltung der Opposition blieb weiterhin zwiespältig. Das Güterslo- her Presbyterium gratulierte dem neu gewählten Reichsbischof »in hei- matlicher Verbundenheit« zur Wahl und lud ihn ein, auf der »Evangeli- schen Woche« einen Vortrag über »Wesen und Aufgabe der Deutschen Evangelischen Kirche im Dritten Reich« zu halten.184 Müller sagte jedoch, wohl in richtiger Einschätzung der Gütersloher Verhältnisse, seine Teil- nahme ab.185 Während der »Evangelischen Woche« fand am 13. November im Ber- liner Sportpalast eine Großveranstaltung der Deutschen Christen statt, auf der Reinhard Krause, Gauobmann der Deutschen Christen in Groß-Berlin, unter großem Beifall eine Radikalisierung der Kirchenpolitik forderte. Sei- ne Rede löste überall in den Kirchen einen Sturm der Entrüstung aus. Das offene Bekenntnis zu einer völkischen Religion ging den meisten Prote- stanten zu weit, auch denen, die sich selbst als Nationalsozialisten emp- fanden. Die Gütersloher Pfarrer gaben eine Stellungnahme zu den Vor- gängen in Berlin ab. Paul Gronemeyer meinte, nach der Sportpalast-Ver- anstaltung sei eine »vollkommen neue Situation« entstanden.186 Pastor Lohmann urteilte: »Durch die letzten Ereignisse sei eine scharfe Trennung der Geister hervorgerufen.« Dieses Urteil galt besonders dem »Arierpara- graphen«, den er »als Ausfluß einer Irrlehre« bezeichnete. Als Höhepunkt der »Evangelischen Woche« benannte Pfarrer Grone- meyer die Gütersloher Auferstehungskirche und den Kirchplatz feierlich in »Martin-Luther-Kirche« und »Martin-Luther-Platz« um, als Zeichen dafür, »dass unsere evang.-luth. Gemeinde in deutlicher Weise ihre dankbare Ver- bundenheit mit der Reformation und damit ihr Bekenntnis zum Evangeli- um zum Ausdruck« bringt.187 Obwohl sich die Fronten in der kirchlichen Auseinandersetzung ver- schärften, war auch der deutsch-christliche Bischof Adler zu einem Vor- trag über »Unsere Zeit und unser Luther« eingeladen.188 Adler zog darin Parallelen zwischen Luthers »Deutschtum« und der gegenwärtigen Lage, in der für »Hitlers einiges Volk« nun endlich die Zeit sei, »zur deutschen Volkskirche zu kommen, die auch Luthers Sehnsucht war«.189 Eindringlich warb er für die Sache der Deutschen Christen und distanzierte sich von den »Außenseitern«, die aber »die Bewegung von selbst ausscheiden« wer- 64 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

de. Entscheidend sei, daß »die Bewegung die vom Evangelium herkom- menden Aufgaben verspüre und aus dem Worte Gottes schöpfe«. Adlers Differenzierung veranlaßte Gronemeyer zu einem »Nachwort«, in dem er »mit Freuden die auf das Grundlegende der Kirche gerichteten Aus- führungen des Bischofs« vermerkte. Die kirchliche Opposition war schon zuvor mit der Gründung des Pfar- rernotbundes zum Gegenangriff übergegangen.190 Dessen Mitglieder muß- ten eine Verpflichtung unterschreiben, in der bezeugt wurde, »daß eine Verletzung des Bekenntnisstandes mit der Anwendung des Arier-Paragra- phen im Raum der Kirche Christi geschaffen ist«.191 Bereits zehn Tage spä- ter waren dem Pfarrernotbund rund 1 300 Pfarrer beigetreten. Nach der Sportpalast-Kundgebung wuchs die Zahl der Mitglieder auf über 6 000 an – mehr als ein Drittel der deutschen Pfarrerschaft.192 Auch die vier Güters- loher Pfarrer Paul Gronemeyer, Heinrich Lohmann, Vollrath Müller und Hermann Schulde traten dem Pfarrernotbund bei.193 In Westfalen kam es zu zahlreichen Protesten gegen Gesetze des Reichsbischofs, mit denen dieser die Eingliederung der Landeskirchen in die Deutsche Evangelische Kirche vorantreiben wollte. Sie kulminierten in einer Protestaktion des westfälischen Pfarrernotbundes, die sich vor allem gegen den »Maulkorberlaß« vom 4. Januar 1934 richtete, der den Pfarrern jede öffentliche Kritik des Kirchenregiments verbot.194 Nachdem die west- fälische Provinzialsynode, die am 16. März 1934 in Dortmund tagte, von der Gestapo aufgelöst worden war,195 eskalierten die Auseinandersetzun- gen. Noch am selben Tag versammelten sich die Vertreter der Gruppe »Evangelium und Kirche« zur ersten westfälischen Bekenntnissynode und konstituierten sich als »kirchlich rechtmäßige Synode der Provinz Westfa- len«.196 Man rief alle Gemeinden Westfalens dazu auf, sich ihrer Leitung anzuschließen. Bis zum April 1934 hatten sich 150 Bekenntnisgemeinden gebildet, Anfang 1935 waren es 218, etwa die Hälfte der westfälischen Kir- chengemeinden. In Gütersloh kündigte Pfarrer Gronemeyer an, daß die Gemeinde »in allernächster Zeit […] gezwungen« sei, »zu der kirchl. Lage die entschei- dende Stellung zu nehmen«.197 Das geschah am 5. und 11. April 1934. Die Gemeinde wies die Vorwürfe des Reichsbischofs zurück, seine Gegner heg- ten »eine staatsfeindliche Gesinnung«.198 Es befänden sich »unter seinen Gegnern – Pfarrern wie Gemeindegliedern – eine große Zahl alter Mitglie- der der NSDAP«. Aber auch diejenigen, die keine Parteimitglieder seien, wüßten »sich aufs engste mit unserem Volkskanzler verbunden«. »Ein- deutig und feierlich« erklärte daher das »Presbyterium der ev. Gemeinde zu Gütersloh«, »daß es sich in vollem Gehorsam und mit großem Vertrau- en der politischen Führung des Volkskanzlers Adolf Hitler unterstellt und mit allen Kräften an seinem großen Wiederaufbauwerk mitarbeitet und weiterhin mitarbeiten will«. In ganz anderem Ton nahmen die Gütersloher Protestanten zur theo- logischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzung Stellung. Ihr Be- schluß kann als ein exemplarischer Text der Bekennenden Kirche gelten. Kernaussage ist die »klare Scheidung von Politik und Evangelium«: »Da- bei wissen wir nach der heiligen Schrift, daß Staat und Kirche getrennte Die evangelische Kirchengemeinde 65

Lebensgebiete sind.« Die Reichskirchengesetze »widersprechen dem wah- ren Wesen unserer Kirche«, denn als »Freiwilligkeitskirche« basiere sie »auf der mündigen Selbstverantwortung der Gemeinde«. Das Presbyteri- um beschloß sodann den Beitritt der Kirchengemeinde zur Bekenntnissy- node. Die Größere Gemeindevertretung übernahm diese Entscheidung mit 49 gegen 17 Stimmen. Gerhard Steinsiek gehörte zu den Befürwortern des Antrags.199 Präses Koch bestätigte am 9. Mai 1934 im Namen des Bruder- rats der westfälischen Bekenntnissynode die Gütersloher Beschlüsse.200 Mehr als 6 000 Gemeindemitglieder201 unterschrieben in der Folgezeit in Gütersloh die Erklärung der Bekennenden Kirche.202 Insgesamt gehörten in Westfalen 1935 etwa 500 000 eingeschriebene Mitglieder der Bekennenden Kirche an. Das waren über 90 Prozent des ak- tiven evangelischen Kirchenvolks. Dieser hohe Organisationsgrad läßt sich als eine »späte Auswirkung« der Erweckungsbewegung deuten, die das kirchliche Leben in der Vergangenheit stark geprägt hatte.203 Dieses »kirch- liche Eigenleben« wurde durch die presbyterial-synodale Ausrichtung der westfälischen Kirchenordnung noch verstärkt, die ihren Schwerpunkt ge- rade auf die Mitarbeit der Laien und die Selbstverwaltung der Gemeinde legte. Das Engagement evangelischer Laien im Kirchenkampf ist nur sehr lückenhaft dokumentiert. In den Korrespondenzen staatlicher Stellen über die Lage der evangelischen Kirchengemeinde in Gütersloh werden na- mentlich nur die Pfarrer genannt.204 Laien, zumindest aus den Reihen der Bekennenden Kirche, waren offenbar keine Wortführer in der kirchenpo- litischen Diskussion in Gütersloh.205 Die staatlichen Stellen geben in ihren Berichten das Bild einer Bekennt- nisgemeinde, die »vorwiegend auf dem Boden der Bekenntnissynode« steht: »Gütersloh gehört zur Synode Bielefeld und befolgt die Anordnun- gen des Synodalassessors Pfarrer Münter in Brackwede. […] Zuwider- handlungen gegen die Verordnungen und Gesetze des Herrn Reichsbi- schofs sind hier nicht wahrgenommen.«206 In einem weiteren Bericht wird die Kirchengemeinde kritisch kommentiert: »In Gütersloh geben immer noch die Kampfpfarrer, Gronemeyer, Lohmann (diese beiden offen u. ra- dikal) sowie Pastor Schulde (dieser etwas feiner und vorsichtiger) den Aus- schlag[.] Sie reißen das Gros der Gemeinde mit und ihre Handlungsweisen und Methoden werden für gut geheißen und gebilligt. Ihr Kampf gilt dem Reichsbischof und der Reichskirchenregierung und den Deutschen Chri- sten. Diese Geistlichen sind noch nie in der reinen und lauteren Verkündi- gung des Evangeliums gehindert worden. Trotzdem schärfster Kampf.«207 Mit der dominanten Rolle der Pfarrer dürfte es auch zusammenhän- gen, daß von Heinrich Mohns Mitwirkung in der Kirchengemeinde ebenso wenig dokumentiert ist wie von anderen Laienmitgliedern. Die Angabe im Jubiläumsband von 1985, daß er »Mitglied der Bekennenden Kirche«208 gewesen sei, bestätigt sich jedoch in den Akten der Kirchengemeinde Gü- tersloh. Danach war Heinrich Mohn »mehrfach zum Presbyter und Kir- chenmeister ausersehen« und konnte »nur aus Gesundheitsrücksichten dieses Amt nicht übernehmen«.209 Heute – die Rede ist von 1935 – sei Mohn »der Führer der Bekenntnisgemeinde Gütersloh«, womit allerdings kein 66 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

formelles Amt gemeint ist. Heinrich Mohn arbeitete als angesehener pro- testantischer Verleger in der Bekennenden Kirche mit und wurde als eine führende Persönlichkeit im Leben der Gemeinde wahrgenommen. Doku- mentiert ist auch, daß Heinrich Mohn, wie auch Gerhard Steinsiek, mo- natliche Zahlungen an die westfälische Bekenntnissynode leistete.210 Heinrich Mohns Rolle in der Gütersloher Bekennenden Kirche zeigt auch eine bei C. Bertelsmann gedruckte Handreichung »Zusammenschluß für Bibel und Bekenntnis«. Das Blatt ist von ihm im Auftrag eines »Freun- deskreises« unterzeichnet. Darin wird zu einer Versammlung aufgerufen, die am 12. März 1934 im evangelischen Vereinshaus in Gütersloh stattfin- den sollte.211 Auf dieser Veranstaltung ging es darum, die Bekenntniskräf- te zu sammeln. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich bei diesem »Freundeskreis« um einen Laienverbund der Gütersloher Bekenntnisfront, der sich neben dem Presbyterium organisierte. Wohl in seiner Eigenschaft als Leiter dieses Freundeskreises hatte Mohn am 21. März 1934 zur Kundgebung »Bekennende Gemeinde im Kampf« in Bielefeld eingeladen.212 Die Bielefelder »Bekenntnisversamm- lung«, an der 9 000 Gemeindeglieder aus Minden-Ravensberg teilnahmen, begrüßte den »Zusammentritt der westfälischen Bekenntnissynode« und unterstellte sich ebenfalls ihrer Leitung.213 Feierlich wurde erklärt, »daß wir Evangelium und Bekenntnis verteidigen werden und die Entrechtung der Gemeinde zugunsten eines unevangelischen Machtanspruchs in der Kirche nicht dulden können«. Überliefert ist ferner ein bei C. Bertelsmann gedrucktes Faltblatt der Bekennenden Kirche mit dem Titel »Was man zur Beurteilung der kirchli- chen Lage wissen muß«.214 Es bezieht sich auf die juristischen Auseinan- dersetzungen nach der westfälischen Provinzialsynode vom März 1934. Deutlich wird der Standpunkt vertreten, daß »alle Maßnahmen des Reichs- bischofs, die er als Landesbischof von Preußen getroffen hat und die so viel Zerwürfnisse in die Gemeinden brachten, […] ungesetzlich« seien. Das Be- kenntnis gerate in Gefahr, wenn die Kirche »nach weltlichen Gesichts- Einladung Heinrichs Mohns zur Kundgebung der Bekennenden Kirche in Bielefeld Die evangelische Kirchengemeinde 67

punkten und nicht im Gehorsam gegen das Wort Gottes« gestaltet werde. Das »im Staate vollauf berechtigte Führerprinzip« könne nicht »ohne wei- teres auf die Kirche übertragen werden«. Den Höhepunkt der Ereignisse im Jahr 1934 bildete die 1. Bekenntnis- synode der Deutschen Evangelischen Kirche, die von 29. bis 31. Mai in Bar- men tagte und einstimmig die »Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche« verabschiedete. Diese Er- klärung gilt als das »wichtigste Dokument des gesamten Kirchen- kampfes«.215 Sie schuf eine neue theologisch-kirchliche Basis, die über die unterschiedlichen innerprotestantischen Differenzen hinweg eine gemein- same Front begründete, in die sich auch Heinrich Mohn einordnete. Ein Indiz dafür ist seine Kritik an dem lutherischen Theologen Hermann Sas- se, einem Bertelsmann-Autor, der aus konfessionellen Gründen die Bar- mer Theologische Erklärung ablehnte und aus der Synode auszog. Sasse sei, so Mohn in einem Schreiben an Präses Koch vom Juni 1934, »doch wohl zu eng eingestellt, sonst hätte er m. E. auf der Tagung der Bekennt- nissynode in Barmen Ende Mai nicht zusammen mit Elert uns verlassen dürfen«.216 Als Verleger bemühte sich Heinrich Mohn in der Folgezeit um reichsweite Kontakte zur Bekenntnissynode, um für Kirchenkampf-Bro- schüren aus seinem Verlag geeignete Vertriebswege aufzubauen.217 Adlers unbeschränktes Kirchenregiment sollte nicht von langer Dauer sein. Bereits im November 1934 wurde in Westfalen nach einer Reihe ge- richtlicher Auseinandersetzungen der alte Rechtszustand wiederherge- stellt.218 An die Stelle der deutsch-christlichen Organe trat der 1933 ge- wählte Provinzialkirchenrat, in dem die Bekenntnisfront eine Mehrheit hat- te. Bischof Adler verlor seine kirchenpolitische Exekutivgewalt. Bis dahin ging der »Kampf« von beiden Seiten unvermindert weiter. In Gütersloh verlagerte sich die Auseinandersetzung mit den Deutschen Chri- sten auf konkrete lokale Konfliktfelder, vor allem auf das Recht zur Kir- chennutzung. Systematisch versuchten die Pfarrer der Bekennenden Kir- che, den Deutschen Christen die Nutzung der Kirchen für Taufen, Konfir- mationen, Trauungen, Weihnachts- und Neujahrsgottesdienste sowie des Evangelischen Vereinshauses für andere Veranstaltungen zu verweigern, was meistens auch gelang. Überliefert ist, daß Heinrich Mohn die Verwei- gerungshaltung der Kirchengemeinde unterstützte.219 Vereinzelt konnte sich Fliedner mit Hilfe der Gütersloher Ortspolizei220 oder des Evangeli- schen Oberkirchenrats221 die Kirchenbenutzung erstreiten. In zwei promi- nenten Fällen, der Einladung des Vorsitzenden der Wichernvereinigung und Theologischen Mitglieds des Geistlichen Ministeriums, Fritz Engelke, und der Einladung an Reichsbischof Müller, konnte das Presbyterium de- ren Predigten in Gütersloher Kirchen verhindern.222 Die »streitsüchtigen Pfarrer«, so Fliedner resigniert, hätten erreicht, daß Engelke »unter die- sen Umständen doch nicht in Gütersloh predigen wollte, da er innerlich Hemmungen hätte, in einem Gotteshaus, das ihm von der Pfarrerschaft verweigert würde«, zu reden.223 Die Deutschen Christen mußten angesichts des Widerstands ihr öffent- liches Auftreten in die Aula des Evangelisch-Stiftischen Gymnasiums ver- legen. Rektor Fliedner überging hier das bis 1938 noch mehrheitlich von 68 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

der Bekennenden Kirche dominierte Kuratorium, das sich vergeblich ge- gen die Präsenz der Deutschen Christen im Gymnasium wehrte. Seit 1935 fanden beinahe alle Veranstaltungen der Gütersloher Deutschen Christen dort statt.224 1937 gab der Anstaltsgeistliche Wilhelm Florin zermürbt sei- ne Stelle auf.225 Bei der Besetzung der Nachfolge kam es dann zum Eklat.226 Als das Kuratorium den Bielefelder deutsch-christlichen Pfarrer Karl Hein- rich Droste im März 1938 ablehnte, wurde unverhohlen politischer Druck auf Mitglieder des Kuratoriums ausgeübt, die der Bekennenden Kirche an- gehörten. Diese blieben daraufhin den entscheidenden Sitzungen fern und erklärten kurz darauf ihren Rücktritt. Fliedner konnte damit Droste als An- staltsgeistlichen installieren.227 Obgleich die westfälische Bekenntnisfront im Herbst 1934 juristische Erfolge erzielen konnte, verschärften sich in Gütersloh zur gleichen Zeit erneut die Auseinandersetzungen.228 Paul Gronemeyer wurde von der Staatspolizei für den Regierungsbezirk Minden mit einem Redeverbot be- legt. Seinen Einspruch gegen diesen Bescheid begründete Gronemeyer da- mit, daß die Verfügung »des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat« vom Februar 1933, auf der das Redeverbot beruhe, »zur Abwehr kommunistischer staatsgefährlicher Gewaltakte« erlassen worden sei.229 Als dekorierter Kriegsveteran verwies Gronemeyer auf seine loyale Hal- tung und besonders auf seine Kämpfe »gegen kommunistische und marxi- stische Bestrebungen« in seiner Wuppertaler Zeit von 1926 bis 1931. Von »Anfang an« habe er sich »hinter die Regierung der nationalen Erhebung gestellt und an der Förderung ihrer Ziele nach Kräften mitgearbeitet«. In einem weiteren Antrag bat Gronemeyer um erneute Prüfung des Redever- bots und verlangte, ihm Gründe dafür zu nennen.230 Durch das ungesetz- liche staatliche Vorgehen in seinem Fall könne zwar seine »Stellung zum deutschen Staat nicht ohne weiteres erschüttert werden«, aber, so Grone- meyers Drohung, »dies Redeverbot« habe »seine Auswirkung in weite Krei- se der evangelischen Bevölkerung«. Süffisant bemerkte die Staatspolizei- behörde in ihrer Ablehnung der Beschwerde, daß die »Polemik« nicht da- von zeuge, »daß er staatliche Maßnahmen zu respektieren gelernt hat«.231 Das Redeverbot gegen Gronemeyer wurde Ende Januar 1935 wieder auf- gehoben.232 Im Dezember 1934 wurden bis auf weiteres sämtliche öffentlichen Ver- anstaltungen und Kundgebungen kirchlich-konfessionellen Charakters ver- boten.233 Vermehrt wurden einzelne Verbote ausgesprochen, so etwa für eine Versammlung des Evangelischen Kirchlichen Männerdienstes, die im Saal des evangelischen Gemeindehauses stattfinden sollte.234 Die Güters- loher Ortspolizei klassifizierte den Saal als öffentlichen Raum, so daß die Veranstaltung nur in der Kirche stattfinden konnte. Die kirchenpolitischen Ereignisse der Jahre 1933 und 1934 hatten zweierlei zur Folge: Die Deutschen Christen wurden marginalisiert und spalteten sich in verschiedene konkurrierende Organisationen auf. Die Be- kennende Kirche dagegen war dauerhaft etabliert. Die angestrebte »Gleich- schaltung« der evangelischen Kirche war gescheitert. In Westfalen hatten die Deutschen Christen zwar ihren Mitgliederschwund eindämmen kön- nen, die Bekennende Kirche verfügte jedoch, wie der Partei-Lagebericht im Die evangelische Kirchengemeinde 69

Juli 1935 resigniert feststellte, über die »tatsächliche Macht«.235 Die Deut- schen Christen traten in Westfalen als »geschlossener Kreis« in der Öffent- lichkeit zurück und waren nun vornehmlich auf »Abwehr« eingestellt.236 Auch in Gütersloh sei ein »eigentlicher Riß«, wie in anderen Städten, ver- mieden worden; angesichts der »konservativen Gesinnung der Güterslo- her« sei die »Zahl der deutschen Christen nur gering«.237 Dort lasse man sich »verhältnismäßig willig die Führung durch die Pastoren gefallen«, und man habe »grundlegend wohl auch« gespürt, »daß bei dem Kirchenkampf tatsächlich das Evangelium in Gefahr ist«. Der Frontalangriff auf die Kir- che unterblieb fortan. Statt dessen gab es immer wieder Versuche, gezielt gegen einzelne Personen und Kirchengemeinden vorzugehen. In der Gütersloher Kirchengemeinde verbreitete sich zunehmend Ernüchterung über die neuen politischen Verhältnisse. Die Kriminalpolizei berichtete über Pastor Lohmann, der in einer »Bekenntnis-Versammlung« vor 600 Zuhörern erklärte, anfangs habe man »die nationalsozialistische Revolution begrüsst« und »sie voll und ganz« bejaht; »aber was sich in der Kirche von damals entwickelt hätte, das hätte den einen Erfolg gehabt, dass die Kirche heute fast zusammengebrochen sei«.238 Die kirchliche Entwick- lung führe zwar nicht zu einem Abrücken von Hitler, dem man »Herz und Hand zum Neubau des Volkes und Staates« gebe. Aber der »Christ könne nur dann Volk und Vaterland recht dienen, wenn er eben ganz an das Wort und den Willen des Herrn Christus gebunden sei«.239 Diese ambivalente Haltung blieb auch in der Phase der Ernüchterung bestehen. Die »freudige Bereitwilligkeit unserer evangelischen Gemein- den«, so Pfarrer Gronemeyer 1935, »in Treue dem dritten Reich Adolf Hit- lers zu dienen«, werde »durch nichts so belastet, als durch den täglich of- fenbarer werdenden Kampf parteilicher Stellen gegen das Christen- tum«.240 Gronemeyers Resignation war typisch für die Desillusionierung weiter Kreise der protestantischen Pfarrerschaft. Konkreter Anlaß für sei- ne Klage war das Verbot einer »plattdeutschen ›christlichen Bauernstun- de‹«, die die Kirchengemeinde zum Erntedankfest abhalten wollte. Das Verhalten des Staates zwinge »zu der klaren Erkenntnis, dass das Ziel die- ser staatlichen Stellen eindeutig darauf hinausgeht, die Kirche aus dem Volkstum zu verdrängen, jeglichen Christus-Einfluss in das Leben unseres deutschen Volkes zu verhindern«.241 An Reichskirchenminister Kerrl schrieb Gronemeyer: Die »unsagbar grosse Freude des 21. März 1933, des Tages von Potsdam«, an dem Hitler das »befreiende Wort« gesprochen habe, »dass das deutsche Volk die Kirche wolle«, sei »einer bangen Sorge gewichen«. Nun sah Gronemeyer den Zeitpunkt gekommen, für die »gros- sen freudigen Hoffnungen auf eine staatsfreie Kirche, die sich in Verkün- digung und Verwaltung nur von Christus her weisen läßt, das Grabgeläute zu bestellen«.242 Gronemeyer, der bereits 1934 mit seiner Verhaftung gerechnet hatte243, wurde Ende November 1937 tatsächlich für zwei Wochen inhaftiert. An- laß war ein unter den westfälischen Bekenntnispfarrern verbreiteter »Strahlenbrief an meine Kinder«, in dem die Erlebnisse eines verhafteten Pfarrers, der der Bekennenden Kirche angehörte, geschildert werden.244 Die Verbreitung des Briefes, der in »vielen 100 Exemplaren« hergestellt 70 Gütersloh im nationalsozialistischen Aufbruch

und auch als Kettenbrief (daher wohl die Bezeichnung »Strahlenbrief«) ver- trieben wurde, konnte »trotz verschiedener Festnahmen durch die Staats- polizeistelle nicht vollkommen eingeschränkt werden«. Die Staatspolizei vermutete hinter dem Brief ein »staatsgefährdendes kommunistisches Machwerk«.245 Insgesamt wurde gegen fünf Pfarrer und einen Gemeinde- helfer Haftbefehl erlassen, unter ihnen auch Paul Gronemeyer.246 Voraus- gegangen war eine Hausdurchsuchung und Vernehmung Gronemeyers und des Vikars Willer durch die Gütersloher Gestapo, über die im Gütersloher Presbyterium berichtet wurde.247 Gronemeyer wurde von 25. November bis 8. Dezember 1937 inhaftiert248 und daraufhin in eine der Fürbittenli- sten der Bekennenden Kirche aufgenommen; vermerkt wurde, daß er sich in »Schutzhaft« befinde.249 Diese Fürbittenlisten wurden auch in Güters- loh im Gottesdienst verlesen.250 Nach seiner Haft berichtete Gronemeyer Wilhelm Niemöller, daß in der Tat der »Strahlenbrief« der Grund für seine Verhaftung gewesen sei.251 Gronemeyers Haftbeschwerde wurde von einem Sondergericht in Dort- mund stattgegeben. Die Haft führte bei Gronemeyer jedoch nicht zu einem Abrücken vom NS-Staat. Die Kritik, die Pfarrer und Gemeinden an derar- tigen Repressalien übten, galt nur der Politik des Staates gegenüber der Kirche. Die Hoffnung auf eine nationale und geistliche »Wiedergeburt des deutschen Volkes«, wie sie mit dem Nationalsozialismus verbunden war, blieb lebendig. In diesem Brief nach seiner Haft schrieb Gronemeyer, in seiner Gemeinde sei ihm in »so weitem Umfange Raum gegeben« worden, darüber nachzusinnen, »wie es wohl werden möge mit unserer evangeli- schen Kirche in Deutschland und unserer Gemeinde, wo die Liebe und Treue zu Volk und Vaterland auch treuer und geläuterter wurden«. Einge- bettet in den stabilen westfälischen Protestantismus, beharrte die Güters- loher Kirchengemeinde traditionsbewußt auf ihren christlichen Überzeu- gungen und kirchlichen Bindungen.252 Auch wenn sich zunehmend die Ein- sicht durchsetzte, daß der nationalsozialistische Staat sich einer volksmis- sionarischen Rechristianisierung verweigerte, so blieben die Übereinstim- mung mit der völkischen Bewegung jenseits der Kirchenpolitik und die dar- aus gespeisten Erwartungen an den nationalsozialistischen Staat eine Kon- stante. Aus der Bekennenden Kirche in Gütersloh jedenfalls ging kein po- litischer Widerstand gegen das NS-Regime hervor. Stefan Pautler, Trutz Rendtorff Die evangelische Kirchengemeinde 71

3 Theologie für die Praxis Traditionelle Schwerpunkte des Programms Im Jahr 1921 hielt der organisierte evangelische Buchhandel eine erste große Rückschau.1 Der Blick des Herausgebers, des Leipziger Kommissi- ons- und Verlagsbuchhändlers Gustav Fick,2 ging zurück ins frühe 19. Jahr- hundert. Vor rund hundert Jahren hätten das Ende der napoleonischen Fremdherrschaft sowie die Zurückdrängung der Aufklärung die »alte Frömmigkeit im deutschen Volke« erweckt und den Boden für eine syste- matische evangelisch-christliche Buchhändlertätigkeit bereitet. In jene »große Zeit«3 des christlichen Buchhandels fiel auch die Gründung des Gü- tersloher Verlags. Carl Bertelsmann wird zusammen mit verlegerischen Leitfiguren wie Friedrich Perthes, Karl Tetloff, Friedrich Steinkopf und Heinrich Wallmann, die mit einer Kurzbiographie bedacht werden, zu »Vorbildern aus dem deutsch-evangelischen Buchhandel« stilisiert.4 Der Platz, den die Familien Bertelsmann und Mohn mit ihrem Unter- nehmen in der buchhändlerischen Öffentlichkeit des frühen 20. Jahrhun- derts einnahmen, war somit eindeutig umrissen. Es waren nicht die elitären Wissenschafts- und Universitätsverlage wie Vandenhoeck & Rup- recht (Göttingen), J.C. Hinrichs (Leipzig), J.C.B. Mohr (Paul Siebeck, Tü- bingen), A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung (Erlangen) oder Doerffling & Franke (Leipzig), an deren Traditionen hier angeknüpft wurde.5 Diese hatten seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts den publizistischen Rahmen für die konkurrierenden theologischen Richtungen gestellt und da- durch erheblich dazu beigetragen, die innerprotestantischen Milieugren- zen durch die Definition von gegensätzlichen Weltanschauungen zu befe- stigen.6 Unter den neuen politischen und ökonomischen Verhältnissen der Weimarer Republik erodierten die alten Fronten von liberaler Theologie und konservativem Kulturluthertum, von »religionsgeschichtlicher« und »positiver« Schule und machten neuen theologischen Aufbruchsbewegun- gen wie der dialektischen Theologie oder der Neubesinnung auf den re- formatorischen Rechtfertigungsglauben (»Lutherrenaissance«) Platz. Die- se wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklungen hatten tiefgreifende Aus- wirkungen auf die Märkte für theologische Literatur und führten dazu, daß alteingesessene Wissenschaftsverlage wie etwa J.C.B. Mohr von ihren li- beralen Traditionen abrückten und sich widerwillig den neuen theologi- schen Strömungen öffneten.7 Für den protestantischen Buchhandel ging es, wie für die protestantische Volkskirche überhaupt, vor allem um die Be- wältigung der »Volksmissionsaufgabe«,8 um die Suche nach identitätsstif- tenden Traditionen und historischen Gemeinsamkeiten in einer säkularen, von pluralistischen Glaubensmustern gekennzeichneten Welt. Als Reaktion vor allem konservativer protestantischer Kreise auf die re- ligiöse und weltanschauliche Verunsicherung nach dem Ersten Weltkrieg bezeichnete die »neue Devise«9 Volksmission nicht nur die alte Hoffnung, Theologie für die Praxis 73

die verlorene Einheit von Volk und Kirche wiederherzustellen. Mit ihr ver- bunden war eine strukturelle Wandlung der kirchlichen Publizistik und damit des theologischen Buchmarkts. Gesteuert von regionalen und zen- tralen Organisationen der Inneren Mission, vor allem von der 1921 ge- gründeten Apologetischen Centrale in Berlin, aber auch von den Evange- lischen Pressverbänden sowie von zahlreichen kirchlichen und religiösen Vereinen, kam es zu einer Flut von publizistischen Initiativen. Gefordert wurden »Vorträge, Seminare, Flugschriften, Broschüren, Bücher und Bi- bliotheken«,10 die im größeren Rahmen der Volksmission gegen Kirchen- austritte und für eine Elementarisierung christlichen Glaubens wirken soll- ten. Seit 1919 hatten sich die Kirchenaustrittszahlen der Vorkriegsjahre verzehnfacht, und die Angst vor dem Verlust ihrer Basis veranlaßte die Kir- che und religiöse Vereine zu publizistischen Initiativen. Mittels zahlreicher, vor allem apologetisch ausgerichteter Schriften sollte die Masse der »Ent- kirchlichten« zurückgewonnen werden. Die »öffentliche Mission«, so der Direktor des Berliner Centralausschusses für Innere Mission, Gerhard Füll- krug, »muß auch durch das gedruckte Wort wirken«, ihre Arbeit sollte »alle Werbemaßnahmen« einbeziehen.11 Bertelsmann in der protestantischen Verlagslandschaft der zwanziger und dreißiger Jahre Die Volksmissionsbewegung hatte sowohl qualitative als auch quantitative Auswirkungen auf den protestantischen Buchmarkt. War bis zum Ersten Weltkrieg der Anteil der Theologie an der gesamten Buchproduktion weit- gehend konstant geblieben, tendenziell sogar eher gesunken,12 so gewann sie insbesondere zum Ende der Weimarer Republik gegenüber anderen Sparten wieder an Boden. Im Jahr 1925 umfaßte die theologische Litera- tur 8,2 Prozent des gesamten Buchmarkts. Ihr Anteil stieg nach einem schwachen Einbruch ab 1930 kontinuierlich an, erreichte 1933 eine Quo- te von 9,4 Prozent, um im Zuge des Kirchenkampfes 1935 noch einmal auf 11 Prozent zu steigen.13 Die absoluten Zahlen zeichnen ein etwas anderes Bild, müssen jedoch zu den turbulenten Schwankungen der für die Buch- wirtschaft sehr krisenreichen zwanziger und frühen dreißiger Jahre in Be- ziehung gesetzt werden. Nach den Einbrüchen der Inflationszeit erschie- nen in Deutschland zwischen 1925 und 1927 jährlich rund 2 500 theolo- gische Titel. Diese Zahl sank bis 1932 auf etwa 1 900 Titel pro Jahr, um dann 1937 mit 2 669 Titeln einen letzten Höhepunkt zu erreichen. Die kirchliche Presse hatte nach einem Tief in der unmittelbaren Nachkriegs- zeit14 einen regelrechten Aufschwung zu verzeichnen. Zwischen 1924 und 1928 waren über 600 evangelisch ausgerichtete Blätter neu gegründet wor- den, ihre Gesamtauflage betrug 1928 mehr als 17 Millionen Exemplare.15 Trotz konjunktureller Einbrüche hatten sich die theologischen Verlage im Jahrzehnt der Bücherkrise gut behaupten können. Der Grund dafür lag in der Verwurzelung der protestantischen Verlage in ihren jeweiligen re- gionalen Milieus, durch die sie an der volksmissionarischen Aufbruch- stimmung und den sich daraus entwickelnden Märkten partizipieren konn- 74 Theologie für die Praxis

ten. Inhaltlich befand sich der organisierte protestantische Buchhandel vor allem mit den konservativen Teilen des Protestantismus auf einer Linie, de- ren weltanschauliche Haltung vielfach durch einen antiaufklärerischen und modernitätskritischen Impetus gekennzeichnet war.16 Die sozialdemokra- tische Bewegung wurde ebenso wie der »Bolschewismus« zum Feindbild stilisiert und als große Gefahr für das Christentum begriffen. Viele Mit- glieder des organisierten evangelischen Buchhandels teilten darüber hin- aus die Abneigung ihrer Autoren gegenüber der liberalen Theologie, die nach wie vor mit dem Vorwurf des Säkularismus und Relativismus besetzt war. Kirchliche und theologische Erneuerungsbewegungen wie die Neu- belebung der Liturgie oder die Rückbesinnung auf Luther wurden aus- drücklich begrüßt.17 Die verlegerischen Kontakte verliefen zunächst über die lokalen Ge- meinden, vor allem jedoch über Mitgliedschaften von Buchhändlern und Verlegern in religiösen Vereinen und Verbänden, die vielfach als finanzi- elle Träger von Zeitschriften- und Reihenprojekten auftraten. Die enge Ver- bindung zum Verbandsprotestantismus prägte in hohem Maße die Ver- triebsstrukturen des protestantischen Buchhandels. Neben einigen tradi- tionellen Vereinsbuchhandlungen wie der Buchhandlung des Neukirche- ner Erziehungsvereins oder der in Hamburg ansässigen Agentur des Rau- hen Hauses behielten in der Weimarer Republik vor allem die bereits eta- blierten Familienunternehmen ihre überregionale Bedeutung. Zu diesen zählte neben den ursprünglich als Wissenschafts- und Fakultätsverlage ge- gründeten Vandenhoeck & Ruprecht und J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) auch C. Bertelsmann. Die Verleger standen trotz ihres Konkurrenzverhältnisses in der Regel in Kontakt zueinander, trafen sich auf Synoden und nahmen an wissenschaftlichen Tagungen und Vorträgen teil, die sie zu Werbe- zwecken nutzten. Noch 1942, als der theologische Buchmarkt schon fast vollständig zum Erliegen gekommen war, hieß es bei C. Bertelsmann in ei- ner internen Schrift über die Werbearbeit des Verlags: »Wichtig ist, daß der Verleger rechtzeitig von solchen Vorträgen erfährt und sich mit dem Veranstalter verständigt, der den Kursus usw. leitet und frühzeitig einen Buchhändler, der auf dem Fachgebiet tätig ist, für die Auslage von Büchern zu gewinnen sucht, und ihn mit geeigneten Vorräten ausstattet.«18 Im Zuge des religiösen Pluralismus während und nach dem Ersten Weltkrieg konnten sich jedoch auch einige Verlagsfirmen durchsetzen, zu deren Hauptgeschäft die Theologie zuvor nicht gehört hatte; darüber hin- aus kam es zu einzelnen Neugründungen. Diese Firmen stellten für den etablierten evangelischen Buchhandel sowohl ökonomisch als auch welt- anschaulich die größte Konkurrenz dar, da ihr Bemühen um ein größeres Publikum nicht mehr an die traditionellen kirchlichen Institutionen und protestantischen Weltanschauungen gekoppelt war. Zu den Neugründun- gen zählte der 1916 in Berlin gegründete Furche-Verlag, der unter der Ge- schäftsführung Eberhard Arnolds zunächst als Verlag der Deutschen Christlichen Studenten-Vereinigung in Erscheinung trat, in den zwanziger Jahren jedoch mit bibliophil gestalteten Buchreihen und einer Wiederauf- lage der Schriften Friedrich Julius Stahls erfolgreich war.19 In München entwickelte sich schließlich der bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahr- Bertelsmann in der protestantischen Verlagslandschaft 75

hunderts gegründete Chr. Kaiser-Verlag nach der Übernahme durch den Verlagsbuchhändler Albert Lempp 1919 zum führenden Verlag der dia- lektischen Theologie.20 Insgesamt kam der Organisation kirchlich-publizistischer Arbeit weit mehr Bedeutung zu, als dies in den vorherigen Jahrzehnten der Fall ge- wesen war. Die eingangs zitierte Selbstdarstellung zeugt vom Bedürfnis des evangelischen Buchhändlerstands nach einem einheitlichen »Programm«, dem sich alle protestantischen Verlagsfirmen verschreiben konnten. So- wohl von verlegerischer als auch von verbandsprotestantischer Seite kam es in den Jahren der Weimarer Republik zu weiteren Initiativen, die evan- gelisch-publizistische Arbeit neu zu organisieren. Wichtigste Institution auf diesem Gebiet wurde die Apologetische Centrale. Sie übernahm als Teil des volksmissionarischen Zweiges des Centralausschusses für Innere Mission die Neukonzeption der apologetischen Praxis und koordinierte die in den zwanziger Jahren erheblich aufgewertete apologetische Publizistik.21 Un- ter der Führung von August Hinderer konnte auch der 1911 gegründete Evangelische Pressverband für Deutschland seinen Einfluß ausdehnen. Ihm traten 1917 der Verband der deutschen evangelischen Sonntagspres- se, 1919 der Deutsche Evangelische Pressetag sowie 1927 das Zentralar- chiv für das evangelische Schrifttum als weitere evangelische Presse- und Schrifttumsorganisationen zur Seite.22 Auch auf Verlegerseite wurden neue Organisationen geschaffen, um den Vertrieb theologischen Schrifttums besser kontrollieren und durch Ab- sprachen den Konkurrenzdruck vermindern zu können. Neben der Evan- gelischen Buchgemeinschaft, die 1925 in die Trägerschaft der Deutschen Zentralstelle zur Förderung von Volks- und Jugendlektüre überging, betraf dies vor allem die Missionsverlage. In Stuttgart wurde als eigene Abteilung des Evangelischen Missionsverlags eine Zentralstelle für Missionsliteratur eingerichtet, die unter maßgeblicher Beteiligung der Bertelsmann-Autoren Julius Richter und Martin Schlunk eine bibliographische Zeitschrift, den Missions-Bücherwart, herausgab. Diese Zeitschrift erschien von 1925 bis 1938 und wurde als Beilage der bei C. Bertelsmann erscheinenden Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift verschickt. Zum Ende der zwanziger Jah- re, vermutlich unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise, gründete eine Gruppe von fünfzehn Verlagen eine eigene Missionsliterarische Verleger- Vereinigung. Zu dieser gehörten neben C. Bertelsmann vor allem Verlags- buchhandlungen, die an Missionsvereine angegliedert waren, aber auch der Bärenreiter-Verlag in Kassel, die J.C. Hinrichs’sche Verlagsbuchhand- lung in Leipzig sowie der Furche-Verlag in Berlin.23 Der Trend ging zum Zusammenschluß, zur »Vergemeinschaftung«, ohne daß – wie im übrigen Buchhandel24 – von einer Konzentrations- oder Kartellierungsbewegung gesprochen werden kann. Noch 1937 wies Fried- rich Wittig, Geschäftsführer des Berliner Wichern-Verlags, auf das Ge- meinschaftsdenken innerhalb des protestantischen Buchhandels hin: »Wer heute von evangelischem Buchhandel spricht, meint damit eine zwar klei- ne, aber aktive Gruppe von 220 Unternehmen, die seit Jahren eine vor- bildliche Gemeinschaftswerbung treiben und einige für den gesamten Stand beachtliche Spitzenleistungen aufweisen können.«25 76 Theologie für die Praxis

Innerhalb dieses verlegerischen Milieus kam C. Bertelsmann sowohl hinsichtlich des Produktionsumfangs als auch hinsichtlich der inhaltlichen Profilierung eine zentrale Rolle zu. Im Rahmen der buchhändlerischen Ver- bandsarbeit konnte Heinrich Mohn an die Verbindungen seines Vaters und Großvaters anknüpfen. Vermutlich aufgrund seines labilen Gesundheits- zustandes nahm er jedoch nicht annähernd so viele Ämter und Mitglied- schaften wahr wie etwa sein Vater. Im Unterschied zu Johannes Mohn26 konnten für Heinrich Mohn nur zwei aktive Vereinsmitgliedschaften nach- gewiesen werden: in der 1917 gegründeten Luther-Gesellschaft sowie in der älteren Lutherischen Konferenz Westfalens. Die Zurückhaltung in der Verbandspolitik bedeutete jedoch keine Ab- kehr von der konservativen protestantischen Firmentradition. Gegenüber seinen Autoren betonte Heinrich Mohn mehrfach seine Verbundenheit ge- genüber dem, was er selbst etwas vage »die Richtung der Tradition«27 nannte. Im Spektrum des breiten weltanschaulich-religiösen Buchmarkts der zwanziger Jahre hieß dies vor allem, den Verlag nicht gegenüber je- nen (quasi-)religiösen Bewegungen zu öffnen, die sich im weltanschauli- chen Pluralismus der Nachkriegsjahre entwickelt hatten und zum Teil große buchhändlerische Erfolge verbuchen konnten: Der Kairos-Kreis um Paul Tillich veröffentlichte bei Otto Reichl in Darmstadt, der Theologe und Fichteaner Friedrich Gogarten bei Eugen Diederichs in Jena, die kirchen- kritische dialektische Theologengruppe um Karl Barth publizierte nahezu ausnahmslos beim Chr. Kaiser-Verlag. Gegenüber dem Tübinger Theolo- gen Georg Wehrung, einem seiner profiliertesten, aber auch unrentabel- sten Autoren, ging Mohn sogar so weit, die schwierige geschäftliche Si- tuation seines theologischen Buchverlags mit diesem Festhalten an der Ver- lagstradition zu erklären: »Überhaupt ist ja die Lage der theologischen Li- teratur nicht leicht, ob bei allen Verlagen, wage ich nicht festzustellen. Je- denfalls bei mir ist es so und nicht erst seit heute, sondern solange ich zurückdenken kann. Ich könnte mir denken, daß das damit zusammen- hängt, daß meine Verlagstätigkeit im wesentlichen sich doch in der Rich- tung der Tradition bewegt und es ist ja menschlich verständlich, wenn ge- rade solche Werke, die der kirchlichen Tradition entgegenstehen, außen Aufsehen erregen. Ich glaube, daß darin eine der Schwierigkeiten für mei- nen Verlag liegt, eine Schwierigkeit, die natürlich niemals zu heben sein wird.« Der weltanschauliche Horizont des Verlegers war mit diesen Worten klar umrissen: Der theologische Verlag C. Bertelsmann agierte im Rahmen eines konservativ-protestantischen, auf kirchliche Traditionen gerichteten und damit letztlich begrenzten Marktes. Dieser theologische Teilmarkt wurde bestimmt von den Lesebedürfnissen der Pfarrer als wichtigster Au- toren- und Abnehmergruppe der Bertelsmann-Schriften. Er war aufgrund des fortschreitenden religiösen Pluralismus sowie der auch bei den Pfar- rern und Universitätstheologen durchschlagenden »Not der geistigen Ar- beiter« spätestens seit Mitte der zwanziger Jahre unter Druck geraten, eine Entwicklung, die von Heinrich Mohn offenbar erkannt wurde. »Hefte von Nichttheologen« würden im Verlagsprogramm »immer geschäftlich schwierig bleiben«, schrieb er im Mai 1927 an seinen Hauptautor Carl Bertelsmann in der protestantischen Verlagslandschaft 77

Stange. »Eine Ausnahme könnte ich mir höchstens denken […] in der Rich- tung der Psychoanalyse, für die das Interesse unter den Pfarrern jetzt wächst. Aber gerade Politik ist schwierig, wo den meisten Pfarrern das genügen wird, was sie in der Zeitung lesen. Und die Nichttheologen errei- che ich trotz aller Bemühungen immer nur außerordentlich schwer und mit einem ganz unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand.«28 Dieser verlegerischen Haltung entsprechend konzentrierten sich die Aktivitäten des Verlags zunächst auf die klassischen Vertriebswege des protestantischen Buchhandels, also auf den direkten Vertrieb an Pfarrer und Gemeinden sowie auf die Belieferung von religiösen Vereinen. Bis zum Aufbau des belletristischen Verlagsprogramms wurden Anzeigen im Börsenblatt nur selten geschaltet; sie beschränkten sich zumeist auf die Bewerbung bekannter Universitätstheologen wie Adolf Schlatter29 oder auf die wenigen Titel, von denen auch ein »nichttheologisches« Publikum angesprochen werden konnte.30 Neben kleineren Werbeprospekten er- schienen seit 1929 (bis 1939) in monatlicher Folge die Mitteilungen aus dem Verlage von C. Bertelsmann in Gütersloh. Hier stellte das Haus theo- logische Neuerscheinungen mit Leseproben und kleineren Werbetexten vor, die ebenfalls Aufschluß über die Zielgruppe des Verlags geben. So werden vornehmlich »Pfarrer« und »verantwortungsbewußte Gemeinde- mitglieder« angesprochen, aber auch »die junge Theologengeneration«. Zusätze wie »Sollte auf keinem Büchertisch bei Gemeindeabenden fehlen« oder »Weitergeben und auf Arbeitsgemeinschaften und Tagungen vertei- len« zeigen, daß der Vertrieb weniger über den regulären Sortiments- buchhandel, sondern direkt über die praktische Gemeindearbeit oder über die spezialisierten protestantischen Buchhandlungen verlief. Die Buchführung wurde seit 1930 nach thematischen Sparten geführt, die die Bereiche »Wissenschaftliche Theologie« (A), »Schöne Literatur« (B1), »Theologica Allgemein« (B2), »Jugendbücher« (C), »Gemeinde- und Schulbedarf« (D) sowie Zeitschriften (E) umfaßten.31 Die Einteilungen sind nur als grobe Einschätzungen Heinrich Mohns zu verstehen und geben al- lenfalls einen vagen Anhaltspunkt für die Gewinne der einzelnen theologi- schen Sparten. So wurden unter die Rubrik »Wissenschaftliche Theologie« häufig auch praktisch-theologische Titel gruppiert; Überschneidungen gab es auch in den Rubriken »Gemeindebedarf« und »Theologica Allgemein«. Gemessen an der Zahl der erscheinenden Titel stellte wohl die Weltwirt- schaftskrise, nicht jedoch die Machtübernahme der Nationalsozialisten ei- nen spürbaren Einschnitt dar. Die theologische Titelproduktion stieg nach einem Einbruch während der Inflationszeit 1927 auf 157 pro Jahr, um sich seit 1931 bei etwa 80 Titeln einzupendeln; eine Ausnahme bildete das Jahr 1937, in dem nur 67 theologische Titel verlegt wurden. Erst 1941 wurde die Produktion aufgrund der verschärften Zensurmaßnahmen auf 47 Titel reduziert; 1942 erschienen nur noch sieben, 1943 nur ein einziger theolo- gischer Titel. Abgesehen von den sich langfristig mit Gewinn verkaufenden Gesang- büchern, Kalendern und den von Johannes Kuhlo herausgegebenen No- tenbüchern für Posaunenchöre ließ das Gros der verlegten Werke keinen Massenabsatz erwarten. Entsprechend schwierig gestaltete sich die öko- 78 Theologie für die Praxis

Die »Kladde« Heinrich Mohns, die er ab 1930 führte nomische Situation des Verlags, denn erst seit 1935 kam der belletristi- sche Programmbereich in die Gewinnzone. Die »Kladdenführung« Mohns verdeutlicht, daß bereits in den drei Jahren vor 1933 mit der Theologie (ohne Zeitschriften) kein Gewinn erwirtschaftet wurde. Seit den späten zwanziger Jahren entwickelten sich vielmehr die Zeitschriften Johannes Zaulecks (Für alte Augen; Acht Seiten / Freude zu bereiten; Der Kinder- gottesdienst) mit meist sechsstelligen Jahresgewinnen zum finanziellen Standbein des Verlags. Demgegenüber verzeichnete die Sparte »Wissen- schaftliche Theologie« bis 1938 kontinuierliche Verluste, die sich zwischen 1930 und 1936 auf insgesamt 358 958 Reichsmark beliefen. Auch der Ab- satz der für den akademischen Markt bestimmten Fachzeitschriften ging kontinuierlich zurück. Mit Ausnahme der Zeitschrift für systematische Theologie, deren erster Jahrgang 1923 erschien und deren Abonnenten- zahl 1927 immerhin noch die Erstauflage von 750 Exemplaren überschritt, fielen die Abonnentenzahlen aller theologischen Zeitschriften bis 1932 kontinuierlich ab. Diese Tendenz setzte sich während des Dritten Reiches fort. Die wenigen Zeitschriften- und Reihenprojekte, die über die Zeit des Kirchenkampfes hinaus weitergeführt wurden, die Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, die Neue Allgemeine Missionszeitschrift oder die Schriften des Deutschen Palästina Instituts, hatten bis 1941 einen konti- nuierlichen Abonnentenschwund zu verzeichnen.32 Dennoch spielten die großen Zeitschriften- und Reihenprojekte für das Selbstverständnis von C. Bertelsmann weiterhin eine wichtige Rolle. An- hand von langfristig angelegten Sammelwerken, deren Programme sowohl für den Verlag als auch für die beteiligten Autoren und Herausgeber in der Regel verbindlich waren, lassen sich Kontinuitäten, aber auch Brüche im Verlagsprogramm deutlich nachzeichnen. Dabei trat neben die Zeitschrift und die vereinsgebundene Schriftenreihe seit dem späten 19. Jahrhundert vor allem die Buchreihe, die als typische Erscheinung des publizistischen Bertelsmann in der protestantischen Verlagslandschaft 79

Massenmarkts und als Medium der Wissenschaftspopularisierung33 zu ei- nem wichtigen Mittel theologischer Kommunikation avancierte. Solch lang- fristig angelegte Verlagsprojekte boten nicht nur vertriebsstrategisch die Möglichkeit, Bibliotheken und private Abnehmer an den Verlag zu binden. Vielmehr konnte über Zeitschriften, Sammlungen und Reihen eine (kon- fessions-)politische Profilierung des Verlagshauses erreicht werden, die wiederum auch auf zukünftige Autoren- und Lesergenerationen attraktiv wirkte. Diese Funktion war bereits von Johannes Mohn für die Sicherung ganzer Bereiche des theologischen Literaturmarkts genutzt worden, und allein gemessen an der Anzahl seiner Reihenprojekte kann der Verlag schon vor dem Ersten Weltkrieg als eines der größten protestantischen Häuser in Deutschland bezeichnet werden. An diese Verlagspolitik knüpf- te Heinrich Mohn ausdrücklich an, wobei sich bei vielen langfristigen Pro- jekten die in dieser Hinsicht sehr erfolgreiche Geschäftsführung seines Va- ters im wahrsten Sinne des Wortes »auszahlte«. Exemplarisch sei hier die 1897 von dem Haupt der »Greifswalder Schule«, Hermann Cremer, ge- gründete, später von Adolph Schlatter weitergeführte Heftreihe Beiträge zur Förderung christlicher Theologie genannt.34 Obwohl ihre Auflage sel- ten mehr als 1 000 Exemplare betrug, gehörte sie zu den bekanntesten theologischen Buchreihen in Deutschland. Durch ihre schulbildenden Her- ausgeber trugen gerade die Beiträge viel zum konservativen, dezidiert anti- religionsgeschichtlichen und antiliberalen Bild des Verlagshauses bei, und es waren gerade die volksmissionarischen Kreise, bei denen die Beiträge hoch im Kurs standen. So schildert der praktische Theologe Walter Birn- baum, stellvertretender Vorsitzender des 1925 gegründeten Deutschen Evangelischen Verbandes für Volksmission und Leiter der Wichern-Verei- nigung zur Weckung und Förderung des christlichen Volkslebens,35 rück- blickend den Erfolg, den seine 1926 bei C. Bertelsmann erschienene Schrift nicht zuletzt deswegen verzeichnen konnte, weil sie in der »hochangese- henen Reihe« der Beiträge erschien: »War schon die Veröffentlichung in den ›Beiträgen‹ eine wissenschaftliche Anerkennung, so erst recht der ein- malige Rezensionserfolg. Fünf große wissenschaftliche Rezensionsblätter […] brachten Besprechungen von 250 bis 400 Zeilen – normal war etwa ein Zehntel davon.«36 Neben den Zeitschriften und Reihen wurde bei C. Bertelsmann zu Be- ginn der dreißiger Jahre ein breites Spektrum theologischer Literatur ver- legt, das alle wissenschaftlichen Teildisziplinen, Schulbücher sowie einen umfangreichen praktisch-theologischen Teil umfaßte. Allein im Jahr 1931 erschien neben Dietrich Bonhoeffers Habilitationsschrift Akt und Sein – Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theolo- gie37 eine Untersuchung über Die Gebeine der Toten in zweiter Auflage; Walter Dreß’ historische Studie über die Verbindung von Nominalismus und Mystik im Spätmittelalter38 wurde neben einer Stellungnahme von Hans Ehrenberg zur Arbeitslosigkeit Der Mann ohne Arbeit39 verlegt; die Ge- schichte des Amtes der Generalsuperintendenten in den altpreußischen Provinzen40 fand sich neben der exegetischen Untersuchung über Gebet und Eschatologie im Neuen Testament41; ein Band der von Emanuel Hirsch 80 Theologie für die Praxis

herausgegebenen Kierkegaardstudien42 hatte eine religionsgeschichtliche Untersuchung über Zentralkultstätte und Kultuszentralisierung im alten Israel43 neben sich; eine lutherische Studie über die Anpassung der Moral an die Wirklichkeit44 wurde ebenso verlegt wie das Amtstagebuch für evan- gelische Geistliche 45. Mit dieser Heterogenität unterschied sich C. Bertelsmann sowohl von den klassischen Wissenschaftsverlagen als auch von den auf den Vertrieb von Erbauungsschriften spezialisierten Vereinsbuchhandlungen. Für eine Bewertung des verlegerischen Verhaltens nach 1933 muß zunächst ein Blick auf die Bereiche des theologischen Verlagsprogramms geworfen wer- den, in denen es, wie in den thematischen Bereichen Mission, Kirchenmu- sik, dem volksmissionarischen Schrifttum sowie der Religionspädagogik, klar nachzuvollziehende Entwicklungslinien seit den zwanziger Jahren gab. Theologie ist in dieser Epoche in hohem Maße durchsetzt und gelei- tet von Motiven der Zeitdeutung. In den Kontroversen, die sich in einan- der befehdenden Schulen formierten, ging es vor allem um eine Frage: Wel- che Bedeutung kommt der sich verändernden kulturellen Gesamtlage für die Verortung von Theologie und Kirche in der eigenen Zeit zu? Zugespitzt lautete die Alternative, ob sich die Theologie in Übereinstimmung mit den modernen Geistesströmungen einem kritischen Wandel und einer kon- struktiven Neuorientierung öffnen oder ob sie in Opposition zur Moderne ihr Heil in einer Reformulierung und Erneuerung ihrer traditionellen Be- stände suchen sollte. Charakteristisch für die teils erweckliche, teils neulutherische Menta- lität war die Erwartung einer neuen Zeit. Das Motiv der Überwindung der modernen Säkularisierung speiste die Hoffnung auf eine Zeitenwende, die aus der geistlichen und geistigen Krise der Moderne herausführen würde. Aus der Verbindung einer Theologie der Krise mit der missionarischen Hoffnung auf eine andere, neue Zeit entwickelte sich eine Disposition, den politischen Machtwechsel 1933 von unterschiedlichen Voraussetzungen her zu begrüßen und zu unterstützen. Dieses Konglomerat aus theologi- schen und zeitdiagnostischen Elementen bildet das weltanschauliche Grundmuster, das auch im theologischen Verlagsprogramm des Hauses Bertelsmann als prägend nachzuweisen ist. Weichenstellungen in der Weimarer Republik: Volksmission und lutherischer Aufbruch Vor dem Hintergrund der Vielfalt und Heterogenität des Verlagsprogramms traten im politischen und konfessionspolitischen Kontext der Weimarer Republik zwei Schwerpunkte besonders hervor. Sie waren für die inhaltli- che Profilierung wie für die organisatorische Vernetzung des Verlags auch nach 1933 von entscheidender Bedeutung. Zum einen erhielt die apologe- tische Literatur eine stärkere Gewichtung, beginnend mit dem Hauptorgan Der Geisteskampf der Gegenwart sowie den Studien des apologetischen Seminars Wernigerode (ab 1920), denen um die Mitte der zwanziger Jah- re noch der Kampf-Bund sowie die Hefte der Sydower Bruderschaft als Volksmission und lutherischer Aufbruch 81

spezifisch apologetische Reihen an die Seite gestellt wurden. Auch der re- ligionspädagogische Zweig des Verlags ist in diesem Zusammenhang zu se- hen. Zum anderen erfolgte mit der 1923 erstmals erscheinenden Zeit- schrift für systematische Theologie eine inhaltliche Festlegung auf eine der Hauptströmungen der Theologie der Zwischenkriegszeit, die »Lutherre- naissance«. Während die Weichen für den Ausbau des apologetischen Ver- lagsprogramms bereits von Johannes Mohn gestellt wurden, geht die Kon- zentration auf die »Lutherrenaissance« auf Heinrich Mohn zurück und muß als sein verlegerischer Beitrag zum Profil des Verlags in den zwanziger und dreißiger Jahren gesehen werden. Mit der apologetischen Zeitschrift Der Geisteskampf der Gegenwart ver- fügte C. Bertelsmann schon vor dem Ersten Weltkrieg über ein auflagen- starkes Blatt, das bis zu seiner Übernahme durch den Berliner Wichern- Verlag im Jahr 1934 periodisch über aktuelle Weltanschauungsfragen in- formieren sollte. Die Zeitschrift stand in direkter Konkurrenz zu der von Walter Künneth herausgegebenen Zeitschrift Wort und Tat, die im Wi- chern-Verlag, dem Hausverlag des Centralausschusses für Innere Mission, erschien. Das Handbuch der evangelischen Presse führte den Geisteskampf 1929 in einer Übersicht gemeinsam mit dem patriotisch-literarischen Eck- art, der Hauszeitschrift der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung Die Furche, Martin Rades kulturprotestantischem Blatt Die Christliche Welt, der C.H. Beck’schen Zeitenwende sowie dem von Georg Merz her- ausgegebenen Organ Zwischen den Zeiten unter der Rubrik »religiöse und kulturelle Fragen der Gegenwart«.46 Von diesen hatte der Geisteskampf mit 1 400 Exemplaren nach Zwischen den Zeiten mit 2 200 Exemplaren die höchste Auflage. Das inhaltliche Spektrum der genannten Zeitschriften gibt Aufschluß über die Zielgruppe: Der Geisteskampf der Gegenwart war die einzige Zeit- schrift im Bertelsmann-Verlag, die sich aus protestantischer Perspektive direkt mit aktuellen »Kulturfragen« beschäftigte. Ihr Herausgeber war der frühere Dessauer Pfarrer Emil Pfennigsdorf (1868–1952), der 1913 als praktischer Theologe nach Bonn berufen wurde. Er hatte die Zeitschrift 1909 übernommen und sie im Gegensatz zu ihrem noch stark pietistisch gefärbten Vorgängerorgan Der Beweis des Glaubens »zu einem Organ für evangelische Apologetik innerlich und äußerlich umzugestalten ver- sucht«.47 Dies bedeutete vor allem eine stärkere kirchliche Ausrichtung, die ganz darauf abzielte, die durch die Zeitverhältnisse verunsicherten Lai- en in ihrem christlichen Glauben zu bestärken. In zahlreichen Predigttex- ten, Miszellen und Rezensionen setzten sich der Herausgeber, aber auch Theologieprofessoren sowie vor allem Pastoren mit den säkularen Ten- denzen ihrer Zeit auseinander. Pfennigsdorf bewunderte etwa die Gedan- kengebäude Houston Stewart Chamberlains.48 Oswald Spengler wurde breit, wenn auch kritisch, rezipiert; religiöse Erneuerungsbewegungen, die zu einer Rückbesinnung auf den Glauben aufriefen, wurden ausführlich ge- würdigt.49 Pfennigsdorf, der mit zahlreichen weiteren Schriften im Programm von C. Bertelsmann präsent war, avancierte mit dem Geisteskampf in den zwanziger Jahren zum »Hauptprotagonisten der Volksmission«50, seine 82 Theologie für die Praxis

kirchenpolitischen Gegner sprachen allerdings mitunter auch vom »Gei- steskrampf der Gegenwart«.51 Keinem anderen Bertelsmann-Autor kam in diesem volksmissionarischen Feld eine derartige Bedeutung zu, auch wenn aus theologiegeschichtlicher Perspektive keines seiner Werke langfristig in den theologischen Kanon einging. Pfennigsdorf war nicht nur der Heraus- geber des Geisteskampfes, sondern ein Kenner der apologetischen Litera- tur überhaupt, der zahlreiche Vorträge über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt hielt und diese auch drucken ließ. Apologetische Literatur soll- te »bei allen öffentlichen christlichen Veranstaltungen, Gemeindeabenden, Vorträgen, Versammlungen« verbreitet werden, schrieb er im Handbuch der Volksmission.52 Dieses Engagement erwies sich für den Verlag als außerordentlich günstig, da sich unter den von ihm empfohlenen Büchern auch zahlreiche Bertelsmann-Titel befanden.53 Zum Ende der Weimarer Republik läßt sich anhand des Geisteskamp- fes die Radikalisierung der Volksmissionsbewegung ablesen, und ihr Her- ausgeber kann als Wegbereiter deutsch-christlichen Gedankenguts gelten. Ausgehend von seinem eigenen Standpunkt nahm Pfennigsdorf im Mai- heft 1933 im Namen der gesamten deutschen evangelischen Kirche für den Nationalsozialismus Stellung: »Infolge dieser größeren Lebensnähe zu Volk und Staat hat denn auch die evangelische Kirche zur deutschen Freiheitsbewegung eine im wesentlichen positive Stellung eingenommen. Zwar hat es auch in ihr nicht an Kreisen gefehlt, die in dieser Bewegung vor allem eine Gefahr sahen, die Gefahr der Überordnung nationaler Zie- le und Werte über die christlichen und damit einer Verdrängung, Verun- reinigung oder Relativierung der letzteren. Aber diese Kreise waren doch verhältnismäßig klein. Die große nationale Bewegung ist im wesentlichen von dem evangelischen Volksteil getragen worden.«54 Seine deutsch- christlichen Überzeugungen führten diesen Autor zu seinem Engagement in dem Nationalsozialismus nahestehenden Verbänden und Organisatio- nen. Emil Pfennigsdorf war nach 1933 sechs Jahre Mitglied der Deut- schen Christen und bis 1938 Förderndes Mitglied der SS.55 Darüber hin- aus zeichnete er als Dekan maßgeblich für den Umbau der Bonner Theo- logischen Fakultät durch Berufungen vornehmlich deutsch-christlicher Professoren verantwortlich.56 Neben der Volksmissionsbewegung bewies Heinrich Mohn mit seinem Engagement für die »Lutherrenaissance«57 ein besonderes Gespür für die Haupttendenzen der zeitgenössischen Theologie und damit auch des theo- logischen Buchmarktes. Die »Lutherrenaissance« stellte neben der von Karl Barth begründeten dialektischen Theologie die zweite große theolo- gische Sammlungsbewegung der Zwischenkriegszeit dar. Sie wurde zunächst von einem engeren Personenkreis repräsentiert, der sich aus den Theologieprofessoren Paul Althaus (1888–1966), Emanuel Hirsch (1888–1972) und Carl Stange (1870–1959) zusammensetzte. Mit der Rück- besinnung auf Luther war aber auch ein Netz aus Vereinen, Organisatio- nen und publizistischen Projekten verbunden, das weit über den Kreis der wissenschaftlichen Theologen hinaus in der Öffentlichkeit wirkte. Für die hier angebundenen Verlage stellte die theologische und literarische Aus- einandersetzung mit Luther einen großen Markt dar, auf dem in den un- Volksmission und lutherischer Aufbruch 83

terschiedlichsten Schattierungen die (konfessions-)politischen Hoffnungen der Zeit reflektiert wurden.58 So schwärmte der Bertelsmann-Autor Theo- dor Knolle (1885–1955) auf dem Höhepunkt der »Lutherrenaissance« 1926: »Breit flutet der Strom der neuen Lutherschau. Er strömt in den tief- sten Bewegungen um die Neugestaltung des Daseins. Ob es sich um ein neues volksorganisches Singen handelt: an Lutherlieder knüpfen die Sing- gemeinden an. Ob die Theologie aus der Aschenbrödelstellung heraus wie- der zu einer zielweisenden Denkhaltung aufsteigt: in Luthers Lehre nimmt sie ihren Neuansatz.«59 Heinrich Mohn war einer der ersten Verleger, der sich diese Bewe- gung zunutze machte. Seit dem frühen 19. Jahrhundert hatte es in West- falen eine starke lutherische Bewegung gegeben, und im Kreis Minden- Ravensberg überschnitten sich das lutherische und erweckungsbewegte Milieu, ein Umstand, der die Sensibilität des Verlegers für die neuen An- sätze der Lutherinterpretation begünstigt hat. Als Mitglied der Luther- Gesellschaft60 wie der Lutherischen Konferenz Westfalens61, in denen er bis in die frühen vierziger Jahre die Position des Kassenwarts einnahm, stand er in direktem Austausch mit den für die Lutherforschung maß- geblichen Personen und Institutionen. So war etwa der bereits erwähnte Autor Theodor Knolle Mitglied sowohl in der Lutherischen Konferenz als auch stellvertretender Präsident der Luther-Gesellschaft. Der Leipziger Professor für systematische Theologie und spätere sächsische Landesbi- schof Ludwig Ihmels (1858–1933) gehörte ebenfalls der Konferenz an, war aber auch aktiv an der Arbeit des Apologetischen Seminars in Wer- nigerode beteiligt, dessen Schriftenreihe seit 1920 bei C. Bertelsmann er- schien.62 Zum wichtigsten Verlag der »Lutherrenaissance« wurde C. Bertelsmann jedoch erst durch die Übernahme der Zeitschrift für systematische Theo- logie im Jahr 1923. Ihr Geleitwort, das von dem Hauptherausgeber, dem Göttinger Systematiker Carl Stange, formuliert wurde, gab »der sich neu formierenden theologischen Richtung ein Profil«.63 Stange brachte die Gründung seiner Zeitschrift mit den politisch-weltanschaulichen Verhält- nissen der frühen Weimarer Republik in Verbindung und stellte »dem Ver- hängnis« der modernen Kultur, das vor allem als Erbe der Aufklärung ge- sehen wurde, ein reformatorisches Religionsverständnis entgegen.64 Die Gründung der Zeitschrift für systematische Theologie war ein »Akt der po- sitionellen Abgrenzung«65 gegen die sich ebenfalls in den frühen zwanzi- ger Jahren formierende dialektische Theologie, die durch das bei Chr. Kai- ser erscheinende Organ Zwischen den Zeiten repräsentiert wurde. Von Be- ginn an standen die Blätter in scharfer Konkurrenz zueinander, und in den folgenden Jahren kam es zu einer Reihe von Kontroversen zwischen den Autoren der beiden Zeitschriften.66 In den Auflagenzahlen lag Zwischen den Zeiten klar vorn, deren Abonnentenstamm auch in den frühen dreißi- ger Jahren, als die Abonnentenzahl der Zeitschrift für systematische Theo- logie auf unter 400 sank, mit über 500 noch vergleichsweise hoch war. Ge- org Merz, der Herausgeber von Zwischen den Zeiten, registrierte dies nicht ohne Genugtuung. An Albert Lempp schrieb er nach einem Treffen mit Heinrich Mohn zum Jahresende 1933: »Im übrigen habe ich wieder ein- 84 Theologie für die Praxis

mal gesehen, wie gut wir mit Z. Z. daran waren. […] Die sogenannte ›Blaue Vierteljahrsschrift‹, an der Stange, Hirsch und Althaus führend mitwirken, hat – sage und schreibe – 325 Abonnenten, und die wurde immer als die eigentliche Konkurrenz von uns bezeichnet!«67 Mit dem Göttinger Theologen Carl Stange gewann Heinrich Mohn einen Wissenschaftsorganisator, der es hervorragend verstand, von den ver- schiedensten staatlichen Stellen finanzielle Mittel für seine Projekte einzu- werben, eine Fähigkeit, die sich allerdings nach 1933 als äußerst proble- matisch erweisen sollte.68 Bereits 1920 hatte er für wenige Jahre die Lei- tung des Apologetischen Seminars in Wernigerode übernommen, eines 1909 gegründeten Tagungs- und Kommunikationszentrums, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte, wissenschaftliche Kreise, aber auch eine brei- tere Öffentlichkeit durch Pressearbeit und »gediegene Weltanschauungsli- teratur« zu erreichen. Eine »Arbeitsgemeinschaft zur Rechtfertigung, Be- gründung und Verbreitung christlicher Weltanschauung« sah ihr Ziel dar- in, »die deutsche Volksseele für eine einheitliche christlich-idealistische Weltanschauung zurückzugewinnen«.69 Die Vorträge, die in Wernigerode gehalten wurden, publizierte Carl Stange in einer Heftreihe als Studien des Apologetischen Seminars Wernigerode bei C. Bertelsmann. Sie er- schienen in zwangloser Folge mit einer Auflage von bis zu 2 000 Exem- plaren und wandten sich – so der Klappentext des Verlags – »an alle Ge- bildeten, denen die Verinnerlichung unserer Kultur am Herzen liegt und gegenwärtig mehr als je notwendig erscheint. Sie wollen mit dazu helfen, daß die Ideen der christlichen Weltanschauung in ihrer Bedeutung für das Leben des einzelnen und das Leben der Gemeinschaft erkannt werden und zur Geltung kommen.« Waren an der Arbeit des Apologetischen Seminars noch weitere Perso- nen beteiligt – zu nennen wäre hier etwa der spätere Generalsuperinten- dent von Posen und Bertelsmann-Autor Paul Blau –, so erfolgte der Aufbau der 1932 gegründeten Luther-Akademie Sondershausen allein auf Initiati- ve Carl Stanges. Gegen die Widerstände im Apologetischen Seminar, das vollständig in das neue Institut integriert wurde, aber auch in der Luther- Gesellschaft, die ebenfalls eine Konkurrenz vermutete,70 setzte er dieses Projekt durch. Die Luther-Akademie wurde als eingetragener Verein »zur Pflege der Wissenschaft und des geistigen Lebens im Rahmen lutherischer Ökumenizität«71 gegründet und stellte neben der Luther-Gesellschaft den wichtigsten Verein im Rahmen des organisierten »Luthermilieus« dar. Als eigenständig operierende Akademie veranstaltete sie, aufgeteilt in drei Sek- tionen, alljährlich einen mehrwöchigen Lehrkursus für lutherische Theo- logen, eine Hochschultagung von zehntägiger Dauer, Freizeiten für Äuße- re und Innere Mission, Diasporapflege, Religionspädagogik sowie Arbeits- gemeinschaften zum Studium der Theologie Luthers und der lutherischen Kirche.72 Von Beginn an wurden enge Kontakte zu lutherischen Theologen und Kirchenführern im Ausland, vor allem zu den nordischen Kirchen geknüpft.73 C. Bertelsmann übernahm 1932 neben den Studien des Apo- logetischen Seminars, die nach wie vor weitergeführt wurden, noch die Studien der Luther-Akademie in Sondershausen. Gemeinsam mit der Zeit- schrift für systematische Theologie bildeten diese drei Projekte den publi- Volksmission und lutherischer Aufbruch 85

zistischen Kern der bis 1930 noch geschlossen agierenden »Lutherrenais- sance«. Heinrich Mohn hatte dem Verlag ein neues Profil gegeben, ohne daß die alten Schwerpunkte des Verlagsprogramms wie etwa die Missionslite- ratur oder die Beiträge zur Förderung christlicher Theologie aufgegeben wurden. Es ist jedoch bemerkenswert, daß es ausgerechnet die von ihm neu gewichteten Zweige des Theologieverlags waren, in denen es nach 1933 infolge der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen zu deutlichen Zäsuren kam. Der zur Jahresmitte 1933 einsetzende Kirchenkampf brach- te die protestantische Publizistik in Bewegung. Bekenntnisschriften, The- senpapiere, deutsch-christliche Zeitschriften und Buchreihen, publizisti- sche Auseinandersetzungen um Rosenbergs »Mythus« – der Markt wurde überschwemmt von Büchern, Druckschriften, Broschüren und Schriften- reihen, die auf die neue kirchliche Situation im Reich reagierten und teil- weise verhältnismäßig hohe Auflagen erreichten.74 Bei C. Bertelsmann schlugen sich die kirchenpolitischen Auseinandersetzungen eher ambiva- lent auf eine Geschäftsbilanz nieder, die für den theologischen Buchbereich aus kaufmännischer Perspektive schon seit langem nur schwer zu vertre- ten gewesen war. Im Kirchenkampf kam es jedoch noch einmal zu einem kleinen Aufschwung,75 der aufgrund der rasch aufeinanderfolgenden kir- chenpolitischen Ereignisse vor allem das Kleinschrifttum betraf. An Carl Stange schrieb Mohn im November 1934: »Das Einzige, was jetzt noch geht, sind kleine Broschüren, die unmittelbar im Sinne der Bekenntnisge- meinde in den Kirchenkampf eingreifen oder sich gegen die Deutsche Glau- bensbewegung wenden. Auf diesem Sondergebiet habe ich recht beach- tenswerte Erfolge erzielen können […]. Aber alles andere, im engeren Sin- ne Theologische ist geradezu niederschmetternd.«76 Nicht nur Universitätstheologen, Kirchenführer und Pfarrer, auch die Verleger mußten nun Stellung beziehen. Dabei ging es neben der Durch- setzung des eigenen politischen oder kirchenpolitischen Standpunkts auch darum, dem hohen Erwartungsdruck der Autoren- und Leserschaft zu ent- sprechen. Der Pastoraltheologe Georg Merz etwa, der den kirchenpoliti- schen Buchmarkt aufmerksam beobachtete, formulierte in einem Schrei- ben an den befreundeten Münchener Verleger Albert Lempp recht deutlich die Hoffnungen, die von seiten der bekenntniskirchlichen Gruppen in die protestantischen Verleger gesetzt wurden: »Der Verleger wird der Wand- lung unseres Geisteslebens […] dann am besten Rechnung tragen, wenn er an den allgemeinen Bewegungen tätigen und leidenden, d. h. also zahlen- den Anteil nimmt. Ob es freilich auf die Dauer möglich ist, dem harten Zu- griff des Staates in irgendwelcher Weise eine solche Gegenstellung einzu- nehmen, ist mir selbst noch fraglich. Fraglich ist mir’s dagegen nicht, dass die Verleger sich an allen Orten rühren.«77 Schnell zog auch Heinrich Mohn die Konsequenzen aus der neuen kir- chenpolitischen Situation. Der Verleger trennte sich in den zwei Jahren nach der NS-Machtübernahme von vier seiner profiliertesten Projekte. So- wohl beim Geisteskampf der Gegenwart als auch bei der apologetischen Reihe Der Kampf-Bund, dem Kirchlichen Jahrbuch sowie der Zeitschrift für systematische Theologie handelte es sich um Reihen- bzw. Sammel- 86 Theologie für die Praxis

werke, in denen 1933 und 1934 kirchenpolitische Stellungnahmen veröf- fentlicht worden waren. Emil Pfennigsdorfs Geisteskampf hatte im Herbst 1933 die einsetzende Bekenntnisflut der verschiedenen kirchenpolitischen Gruppen mit Blick auf die von ihm begrüßte kirchliche Neugestaltung kri- tisiert.78 In der Reihe Der Kampf-Bund war zu Jahresbeginn 1934 eine Ab- handlung von Rudolf Urban, einem Mitarbeiter der Apologetischen Cen- trale in Berlin, erschienen, die sich intensiv mit den Deutschgläubigen aus- einandersetzte und diese auf der Basis konservativer protestantischer Ar- gumentationsmuster kritisierte. Renatus Hupfeld hatte im letzten Quar- talsheft der Zeitschrift für systematische Theologie seine Auseinanderset- zung über Die Bekenntnisfrage in der neuen deutschen evangelischen Kir- che veröffentlicht, und Carl Stange setzte sich in derselben Zeitschrift zum Jahresbeginn 1935 mit der Kritik des schwedischen Theologen Anders Ny- gren am Nationalsozialismus auseinander.79 Vieles spricht dafür, daß Heinrich Mohn in diesem Wirrwarr unter- schiedlichster Positionen durch die Abgabe der vier Großprojekte seinen Verlag in eine eindeutige Distanz zu deutsch-christlichen Positionen rücken wollte, was freilich nicht bedeutete, daß C. Bertelsmann sich als Verlag der Bekennenden Kirche profilierte.80 Bei dieser Entscheidung spielten jedoch auch marktstrategische Erwägungen eine Rolle sowie die spätestens seit 1934 immer deutlicher werdende Taktik, den Verlag aus dem Visier der örtlichen Behörden und Polizeistellen herauszuhalten. Der Geisteskampf wurde zum 1. Januar 1934, vermutlich gegen den Willen Emil Pfennigsdorfs,81 an den Berliner Wichern-Verlag abgegeben, wo er mit der apologetischen Zeitschrift Wort und Tat verschmolzen wur- de.82 Ausdrücklich betonte Mohn gegenüber dem Leiter der Apologetischen Centrale und Herausgeber von Wort und Tat, Walther Künneth (1901– 1997), daß es ihm nicht darauf ankomme, finanziell »eine große Entschä- digung« für seine Zeitschrift zu bekommen, sondern »daß der ›Geistes- kampf der Gegenwart‹ in der Richtung meines Verlags weitergeführt wird«.83 Offenbar befand sich der auf der Seite des lutherischen Flügels der Bekennenden Kirche stehende Künneth, der allerdings mit der natio- nalsozialistischen Rassenpolitik sympathisierte,84 eher auf der kirchenpo- litischen Linie des Verlegers als der deutsch-christlich eingestellte Emil Pfennigsdorf. Gegenüber seinem langjährigen Autor Carl Stange sprach Mohn im Juni 1934 noch deutlicher die Konsequenzen aus, die er aus seiner kirchenpo- litischen Haltung zog. Über Stanges Artikel zur Lage in Deutschland nach schwedischem Urteil kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung, in der der Verleger die volkstumsideologische und deutsch-christliche Färbung von Stanges Text kritisierte. Bei der »augenblicklich kirchenpolitischen Lage«, so Mohn an Stange, sei ihm Klarheit in der theologischen Diskussi- on so wichtig, daß er mit seinem Verlag für gegenseitige Anschauungen nicht eintreten könne. Ausdrücklich wies er seinen Autor darauf hin, sich nötigenfalls von den betreffenden Autoren trennen zu müssen: »auch von Ihnen, so leid es mir mit Rücksicht auf unsere lange Zusammenarbeit im übrigen wäre«.85 Die Trennung wurde mit dem Jahrgang 1935 der Zeit- schrift für systematische Theologie dann endgültig vollzogen, doch kam es Volksmission und lutherischer Aufbruch 87

nicht zum Bruch mit Stange, der weiterhin die Studien der Luther-Akade- mie zu Sondershausen bei C. Bertelsmann publizierte. Das Kirchliche Jahrbuch schließlich, das seit dem späten Kaiserreich über statistische, landeskirchliche und (vereins-)organisatorische Entwick- lungen berichtet hatte, war auf die Kooperation der Kirchenregierung so- wie aller protestantischen Organisationen angewiesen. Diese Vorausset- zung war spätestens seit dem Zusammenschluß der Landeskirchen zur Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) im Juli 1933 nicht mehr gegeben, so daß eine Weiterführung des Organs in der bisherigen Konzeption kaum mehr sinnvoll erschien.86 Ihr Herausgeber, der Lutheraner Hermann Sas- se, hatte sich im Vorwort des Jahrgangs 1934 ausdrücklich gegen die neue Kirchenverfassung ausgesprochen und kam daher für eine Zusammenar- beit mit der Reichskirche nicht mehr in Frage. Als sich im Mai 1934 zwi- schen dem Verlag und der Bekenntnissynode der DEK noch einmal Pläne für eine eventuelle Weiterführung oder Neukonzeption des Jahrbuchs im Sinne eines »Jahrbuchs der deutschen evangelischen Bekenntniskirche«87 entwickelten, wurde der verlagspolitische Kurs Heinrich Mohns, der seinen Verlag damit auf eine »moderate« bekenntniskirchliche Linie bringen woll- te,88 sehr deutlich. Einerseits verteidigte er gegenüber dem Mitglied des Geistlichen Ministeriums der DEK, Pastor Friedrich Engelke, seinen Her- ausgeber Hermann Sasse und lehnte den vom Ministerium vorgeschla- genen deutsch-christlichen Theologen Walter Birnbaum ab.89 Andererseits äußerte er jedoch gegenüber dem Präses der Bekenntnissynode, Koch, daß Sasse als etwaiger Herausgeber des Unternehmens nicht mehr in Frage komme: »Wie Sie sehen, habe ich ihn [Sasse] den Deutschen Christen ge- genüber nicht fallenlassen. Aber er ist doch wohl zu eng eingestellt, sonst hätte er m.E. auf der Tagung der Bekenntnissynode in Barmen Ende Mai nicht zusammen mit Elert uns verlassen dürfen, wie ich in diesen Tagen in der Kreuzzeitung las.«90 Erstmals ist in diesem Zusammenhang in den Mohn’schen Korrespondenzen auch die Sorge um eine eventuelle »Beschla- gnahmung« erkennbar: Eine Weiterführung des Kirchlichen Jahrbuchs in der bisherigen Konstellation sei wohl kaum möglich, »ohne daß es sofort beschlagnahmt oder seine Zukunft sonstwie gefährdet würde«. Der Jahr- gang 1934 war denn auch der letzte, der bei Bertelsmann erschien. Dieses Lavieren zwischen den kirchenpolitischen Fronten sowie der sich allmählich verschärfende Druck der Zensurbehörden verengten den Spielraum des Verlegers erheblich. Um den Theologieverlag dennoch zu halten, knüpfte Heinrich Mohn wiederum an das »Zauberwort Volksmissi- on« an, das nach der Machtübernahme zum Leitbegriff protestantischer Integrationsbemühungen in die nationalsozialistische »Volksgemeinschaft« avancierte.91 Ab 1934 erschien bei C. Bertelsmann die Broschürenreihe Volksmissionarische Hefte. Als einzige Reihe im theologischen Verlags- programm, die während des Dritten Reiches gegründet wurde, kommt die- ser Sammlung volksmissionarischer Vorträge und Predigten aus ökonomi- scher wie inhaltlicher Perspektive besondere Bedeutung zu; hier wurden mit teilweise fünfstelligen Auflagenzahlen genau jene Denkmuster kolpor- tiert, die bereits in der Weimarer Republik im konservativen protestanti- schen Milieu präsent waren. 88 Theologie für die Praxis

Die insgesamt 36 Titel erschienen bis 1941 in loser Folge ohne Nen- nung eines Herausgebers. Sie wurden im ungewöhnlichen Format von 11 × 14,2 cm gedruckt und – je nach Bogenumfang – zu Preisen von zehn bis fünfzig Pfennig vertrieben. Für die »Massenverbreitung in der Ge- meinde«92 konzipiert, betrug die Startauflage der einzelnen Titel 5 000 Ex- emplare. Als Sammlung vornehmlich apologetischer Schriften, von denen die meisten von Pfarrern verfaßt wurden, löste sie die 1934 eingestellte Reihe Der Kampf-Bund ab, die mit Rudolf Urbans Bestseller-Broschüre Eine dritte Konfession? beendet wurde.93 »Die Sammlung will der Gemeinde schlichte Handreichung tun zur Aufklärung übers Bekenntnis, zur Abwehr von Irrlehren und zu seelsorgerlichem Dienst aneinander.«94 Diese in der Verlagswerbung formulierte Zielsetzung wurde mit den erfolgreichsten Verlagsautoren des Theologieprogramms umgesetzt. So findet sich nicht nur der Herausgeber des Christlichen Erzählers, Johannes Zauleck, in den Heften wieder,95 sondern es sind auch Autoren vertreten, deren Schriften sich im Kirchenkampf als besonders erfolgreich erwiesen hatten. Von Wil- helm Florins Broschüre Rosenbergs Mythus und evangelischer Glaube wurde im Rahmen der Hefte eine eigene »Volksmissions-Ausgabe« mit ei- ner Gesamtauflage von 260 000 Exemplaren gedruckt;96 Walter Baetke reagierte 1937 in seinem volksmissionarischen Heft mit dem Titel Wesens- züge nordischer Frömmigkeit auf die Deutsche Glaubensbewegung und verwarf dort den Rückgriff auf eine germanische Naturreligion zugunsten des Christentums. Eine sehr erfolgreiche Autorin der Reihe war auch Elisa- beth Budde, die mit drei Titeln zum Thema »Wie unser Gesangbuch ent- stand« vertreten war, die in hoher Auflage mehrfach nachgedruckt wur- den.97 Standen die ersten Titel noch ganz im Zeichen einer apologetischen Ausrichtung, die die Grundsätze des Christentums und das Evangelium ge- gen die deutschgläubigen »Irrlehren« zu verteidigen suchte,98 so läßt sich ab 1936 eine stärkere Politisierung der einzelnen Hefte erkennen, die zu- weilen auch mit einem offenen Bekenntnis zum Nationalsozialismus ein- herging. Traditionelle protestantische Feindbilder wie der Marxismus oder »Bolschewismus« wurden polemisch überzeichnet und dämonisiert. So malte der Pfarrer Ernst Wengel 1937 ein düsteres Bild seiner Zeit: »wahr- haft satanische Kräfte« würden »unter der Oberfläche nur darauf lauern, Mord und Brand von neuem überall anzuzetteln, um den ›weltbeglücken- den Bolschewismus‹ aufzurichten. Wenn zu irgendeiner Zeit, paßt gerade auf die heutige Weltlage das Wort der Schrift: ›Der Teufel gehet umher wie ein brüllender Löwe‹«.99 Seine gegen die deutschgläubige Bewegung ge- richtete Schrift erschien in drei Auflagen von insgesamt 18 000 Exempla- ren. In Adolf Wendels 1936 erschienener Broschüre Dennoch Altes Testa- ment! ballen sich die Elemente nationalsozialistischer Ideologie. Ziel die- ser antisemitischen Schrift ist es, das Alte Testament gegen die Auffassung, dieses sei »ein Judenbuch«, zu verteidigen.100 Dabei wird das Alte Testa- ment gar zum Leittext für die nationalsozialistische Weltanschauung er- hoben; in ihm fänden sich bereits alle »Gegenwartsfragen« behandelt, wie der Autor mit Nachdruck deklamiert, nämlich: »Volkstum«, »Vaterländi- Volksmission und lutherischer Aufbruch 89

sche Gesinnung«, »Heldisches«, »Blut und Boden«, »Bauerntum« und »So- zialismus«. Auch für eine Verteidigung des Führerprinzips wird das Alte Testament herangezogen: »Das Alte Testament lehrt dich, wer Führer sein soll: Gott ruft sich, wen er brauchen kann, ohne Rücksicht auf Herkunft und Bildung! Das Alte Testament beweist geradezu die Richtigkeit des Füh- rerprinzips.« Nicht nur bei Wengel und Wendel, sondern auch bei anderen Autoren der Hefte wie Ernst von der Heide, Albrecht Oepke sowie bei Fré- derick Bell korrespondierten derartige Deutungen mit antisemitischen Konnotationen.101 Fréderick Bell, Pastor in der St. Katharinen-Gemeinde in Osnabrück, wurde in den Jahren 1937 bis 1939 für das Profil der Volksmissionari- schen Hefte bestimmend. Neun Broschüren publizierte er in den zwei Jahren vor dem Krieg in der Sammlung, was etwa der Hälfte der in dieser Reihe neu erscheinenden Titel entsprach. Dieser Autor bekannte sich als Nationalsozialist und Anhänger Adolf Hitlers.102 In seinen Schriften fin- den sich nicht nur seitenlange Ausführungen über die »gottlosen« Ver- hältnisse in Rußland, sondern auch ein rassistischer Antisemitismus und subtiler Antikatholizismus.103 Der Pastor unterstützte darüber hinaus die nationalsozialistische Gesellschaftspolitik: »Der Staat weiß, daß in Zu- kunft wir mehr als ein anderes Volk nötig haben, daß aus erbgesunden und kinderfrohen Familien die neue Volkskraft immer neu gefestigt wer- den muß. Gott sandte uns den Mann, der mit seinen Getreuen das Dritte Reich mit neuen nationalen Grundgesetzen auf sittlich religiöser Grundla- ge schuf. Nun gilt es, die Gesetze durchzuführen, die seinen Aufbau und Bestand sichern.« Sein Plädoyer für die »christliche« Ehe erschien unter dem Titel Ehen vor Gott zwischen 1937 und 1939 in drei Auflagen von insgesamt 15 000 Exemplaren. In seiner Schrift Ehrfurcht vor dem Leben! geht Bell in der rhetorischen Verknüpfung von christlichen Glaubens- grundsätzen und nationalsozialistischer Rassenpolitik sogar noch weiter. »Luther sagt uns dann, wie wir das fünfte Gebot erfüllen sollen: wenn wir unsern Nächsten helfen und fördern in allen Leibesnöten! Hier beteiligt sich auch der Staat. Er will ein gesundes leistungs- und lebensfähiges Volk haben und widmet jetzt der Abstammung, der Rassenfrage und Verer- bung guter oder schlechter Anlagen und Eigenschaften, der Frage der Ste- rilisierung der Anormalen und der Sittlichkeitsverbrecher große Auf- merksamkeit, um eine sonst zu erwartende erblich schwer belastete Nachkommenschaft zu verhüten.«104 Wie Heinrich Mohn zu Bells Ausführungen stand, ist nicht überliefert. Nach der Einstellung der Volksmissionarischen Hefte 1941 kam es jeden- falls nicht zum Bruch zwischen Autor und Verleger. Bereits 1948 war Bell mit einer zweibändigen Sammlung religiöser Texte wieder im Verlagspro- gramm vertreten.105 Das Beispiel der Volksmissionarischen Hefte zeigt, wie weit unter dem Deckmantel der »Volksmission« auch der Verlag bereit war, sich auf die politischen Vorgaben des Nationalsozialismus einzulassen. Letztlich ging es um die Selbstbehauptung des Protestantismus gegenüber deutschgläu- biger oder pseudoreligiöser Weltanschauungskonkurrenz mit dem Ziel, ei- ner drohenden Marginalisierung in der nationalsozialistischen Gesellschaft 90 Theologie für die Praxis

entgegenzuwirken. Dafür waren jedoch viele Autoren – und letztlich auch der Verleger – bereit, die kursierenden nationalsozialistischen Weltan- schauungselemente aufzunehmen und auf subtile Weise in die Vermittlung christlicher Glaubenswerte zu integrieren.Äußere Mission und Missionswissenschaft Vermittlung von religiöser Praxis und akademischer Disziplin: Literatur zur Äußeren Mission und Missionswissenschaft Als traditioneller Schwerpunkt bestimmte vor allem die Missionsliteratur das öffentliche Bild des Verlagshauses C. Bertelsmann. Der Tübinger Mis- sionswissenschaftler Martin Schlunk brachte in seinem Gratulations- schreiben zum 100jährigen Firmenjubiläum die Bedeutung des Hauses für die deutsche Missionsbewegung auf den Punkt: »Unter manchem Opfer ha- ben Sie […] eine ganze Bücherei von Missions-Schriften in das deutsche Volk werfen dürfen, sowohl Bücher höchster wissenschaftlicher Qualität wie volkstümliche Darstellungen. Jeder Kundige weiß, wie viel Liebe und wie viel Opfer mit diesem Dienst verbunden gewesen sind.«106 Der Hinweis auf die »Opferwilligkeit« Heinrich Mohns war durchaus berechtigt, denn in diesem Jahr 1935 war es um die Rentabilität der re- präsentativen »Missions-Bücherei« bei C. Bertelsmann schon nicht mehr gut bestellt. Zwar war die Zahl der lieferbaren Bücher zum Thema »Mis- sion« nach wie vor groß. Doch schrumpfte der aus zahlreichen Schriften- reihen, Zeitschriften und Monographien bestehende Programmbereich, der zum Ende des 19. Jahrhunderts unter Johannes Mohn seine Profilie- rung erhalten hatte, in den dreißiger Jahren auf einige wenige Großpro- jekte sowie vereinzelte Darstellungen zusammen. Der Grund dafür lag in der finanziellen und politischen Situation der deutschen Missionsbewe- gung, die sich seit 1933 in einem geradezu paradoxen Zustand befand: Ob- gleich maßgebliche Missionsfunktionäre und -vereine den Nationalsozia- lismus offen begrüßt hatten und in ihm die Erfüllung eines stark durch den Missionsgedanken inspirierten »Volkschristentums« erblickten, verbes- serte sich die seit der Weltwirtschaftskrise äußerst schwierige finanzielle Lage der etwa 30 registrierten inländischen Missionsgesellschaften kei- neswegs.107 Der sich nun zur Existenzkrise verschärfende »Notstand«108 der deutschen evangelischen Mission war vor allem bedingt durch den Ver- lust von Spendengeldern, die traditionell für die Missionsstationen im In- und Ausland die wichtigste Einkommensquelle darstellten.109 Darüber hin- aus mußte auch die theologische Begründung der Mission neu überdacht werden. Das in der politischen Ideologie des Nationalsozialismus fest ver- ankerte Bewußtsein »rassischer« Überlegenheit schien eine Missionsidee obsolet zu machen, die noch zu Beginn der dreißiger Jahre die »Einzig- keit« des Christentums betonte und damit ihre Verpflichtung begründete, nichtchristliche Völker zum christlichen Glauben zu bekehren.110 Diese Situation hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Publikations- bedingungen missionarischer und missionswissenschaftlicher Literatur und führte, beschleunigt durch die Zensurpolitik der Nationalsozialisten, zu einer Zentralisierung und Konzentration auf einige wenige publizisti- Äußere Mission und Missionswissenschaft 91

sche Projekte. Bedingt durch ihre chronische Finanznot stellten viele Mis- sionsgesellschaften den Druck ihrer Vereinsorgane ein oder ließen sie nur noch unregelmäßig erscheinen. Aus demselben Grund schrumpfte die Le- serschaft populärer Missionsblätter erheblich zusammen, die sich tradi- tionell aus Missionaren in Übersee, Predigern und interessierten Mitglie- dern von Gemeinden, die Missionare ins Ausland entsandten, zusammen- setzte. Parallel dazu vollzog sich eine Umstrukturierung der zentralen Missi- onsorganisationen. Im Oktober 1933 wurden im Zuge des Kirchenkamp- fes die zwei wichtigsten überregionalen Gremien, der Deutsche Evangeli- sche Missions-Bund (DEMB) und der Deutsche Evangelische Missions-Aus- schuß (DEMA), aufgelöst. An ihre Stelle traten der Deutsche Evangelische Missions-Tag (DEMT) und der Deutsche Evangelische Missions-Rat (DEMR), die im Gegensatz zu ihren Vorgängerinstitutionen zentralistischer organisiert waren und sich in ihrer Politik stärker an die Deutsche Evan- gelische Kirche anlehnten.111 Der Verlag C. Bertelsmann war von derartigen Umorganisationen in- sofern betroffen, als die zwei wichtigsten, das Verlagsprogramm vor und nach 1933 maßgeblich bestimmenden Missionsautoren einflußreiche Funktionen in den Zentralorganisationen der evangelischen Mission aus- übten. Der Berliner Missionswissenschaftler Julius Richter (1862–1940) so- wie der bereits erwähnte Martin Schlunk (1874–1958) standen seit vielen Jahren in engem Kontakt zum Verlag und bestimmten durch die von ihnen herausgegebenen Zeitschriften und Reihen sein missionswissenschaftli- ches Profil.112 Richter war bis 1933 stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Missions-Bundes, der jüngere Martin Schlunk, der bereits Vorsitzender im Deutschen Evangelischen Missions-Ausschuß gewesen war, bekleidete seit 1933 den Posten des Vorsitzenden im Deut- schen Evangelischen Missions-Tag. Als publizistische Plattformen dienten diesen beiden Autoren seit 1924 zwei einflußreiche Sammelwerke, die bei- de bei C. Bertelsmann erschienen: zum einen die Neue Allgemeine Missi- onszeitschrift (NAMZ), in der kontinuierlich über die Vorgänge in den Zen- tralorganisationen, über die Lage einzelner Gesellschaften und ausländi- scher Missionsstationen sowie über die internationalen Missionskonferen- zen berichtet wurde; zum anderen die Publikationsreihe der Allgemeinen Missions-Studien, die von Richter und Schlunk im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft herausgegeben wurden. Um diese beiden Projekte herum gruppierten sich seit der Mitte der zwanziger Jah- re eine Reihe weiterer Missionsautoren wie Heinrich Frick, Siegfried Knak, Gottfried Simon, Wilhelm Kunze und Theodor Müller, die zumeist mit Beiträgen sowohl in der NAMZ als auch in den Studien vertreten waren. Abgesehen von einigen missionswissenschaftlichen Arbeiten, die im Rah- men der Beiträge zur Förderung christlicher Theologie publiziert wur- den,113 gab es nach 1933 kaum noch Missionstitel, die außerhalb dieser Sammelwerke bei C. Bertelsmann erschienen114. Das enge Verhältnis zwischen Julius Richter, Martin Schlunk und dem Verlag erwies sich für beide Seiten als vorteilhaft. Der verlegerische Rück- halt sicherte den Herausgebern das Überleben ihrer Zeitschrift, die vor 92 Theologie für die Praxis

dem Hintergrund einer sich immer stärker ausdünnenden Publikations- landschaft allmählich zum Hauptorgan der zentralen Missionsinstitutionen avancierte. Der Verlag wiederum profitierte von der herausragenden Rol- le, die die beiden Herausgeber in der deutschen Missionsbewegung ein- nahmen, und konnte seine Position als führender Missionsverlag bis in die vierziger Jahre hinein behaupten. Während viele der zumeist an einzelne Vereine gebundenen Missionsblättchen ihr Erscheinen einstellen mußten, überlebte die NAMZ – ebenso wie ihre zwei wichtigsten überregionalen Konkurrenzorgane, das in Basel erscheinende Evangelische Missions-Ma- gazin (EMM) sowie die in Stuttgart herausgegebene Zeitschrift für Missi- onskunde und Religionswissenschaft (ZMR) – immerhin bis 1939. Die All- gemeinen Missions-Studien wurden sogar erst 1941 mit einer Arbeit von Justus Winkelmann über Die Bedeutung der Mission für die Kirche einge- stellt. Diese Langfristigkeit war mit erheblichen inhaltlichen Annäherun- gen an die nationalsozialistische Rassen- und Volkstumsideologie verbun- den. Doch auch vor 1933 waren »Volkstum« und »Volkschristentum« be- reits Themen missionstheoretischer Auseinandersetzungen gewesen, die sich auch in den Bertelsmann-Publikationen der zwanziger Jahre nach- weisen lassen.115 Für Heinrich Mohn war der Programmbereich der Mission, ebenso wie für seinen Vater, ein unabdingbarer Teil seines Verlags, der von ihm im Rahmen des kaufmännisch Vertretbaren vorbehaltlos unterstützt wurde.116 Anknüpfend an die enge historische Verwurzelung der neuzeitlichen evan- gelischen Missionsbewegung in (Neu-)Pietismus und Erweckungsbewe- gung,117 war seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Missionsli- teratur im Verlagsprogramm systematisch ausgebaut worden. Sie erfuhr jedoch nach dem Ersten Weltkrieg noch einmal eine erhebliche Umstruk- turierung. Während spezialisierte Schriftenreihen und vereinsgebundene »Flugschriften«, die sich eher mit der praktischen Missionsarbeit be- schäftigten118, in oder kurz nach der Inflationszeit eingestellt wurden, rück- ten mit den Allgemeinen Missions-Studien und der Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift zwei Organe in den Vordergrund, die sich eher der wis- senschaftlichen Bearbeitung des Themas sowie der Vermittlung zwischen der noch jungen Missionswissenschaft und ihrer Praxis verschrieben hat- ten. Dabei knüpfte die NAMZ als Nachfolgeorgan der von Gustav Warneck gegründeten Allgemeinen Missions-Zeitschrift119 an ältere Traditionen im Verlagsprogramm an. Die Allgemeinen Missions-Studien als Schriftenrei- he der 1918 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft (DGMW)120 können hingegen als programmatischer Neuanfang gewertet werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Marburger Kirchenhistoriker Carl Mirbt hatten Schlunk und Richter die Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg aufgebaut, und aus ihren Kreisen rekrutierten sie viele ihrer Au- toren: Der Berliner Missionsdirektor Siegfried Knak, der Leiter der Leipzi- ger Mission Carl Ihmels, der Direktor der Rheinischen Missionsgesellschaft Johannes Warneck, der spätere Marburger Systematiker Heinrich Frick, der Sekretär der Deutschen Evangelischen Missionshilfe Walter Freytag waren alle prominente Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Missi- onswissenschaft und tauchten in den zwanziger Jahren mit mehr oder we- Äußere Mission und Missionswissenschaft 93

niger umfangreichen Beiträgen im Verlagsprogramm von C. Bertelsmann auf.121 Mit diesen Autoren war der Verlag klar auf eine norddeutsch-konser- vative Linie festgelegt.122 Ausdrücklich betonte Martin Schlunk im Editori- al der NAMZ die inhaltliche Abgrenzung der Zeitschrift sowohl von der süd- deutsch-pietistischen Ausrichtung, wie sie etwa vom Evangelischen Mis- sions-Magazin123 vertreten wurde, als auch von der religionsgeschichtli- chen Theologie, die in der Zeitschrift für Missionskunde und Religions- wissenschaft124 ihr publizistisches Forum gefunden hatte. Sie passe sich, so Schlunk – hier noch in seiner Funktion als Hamburger Missionsdirek- tor –, in der Pflege der Geschichte und Theorie der Mission »mehr der preußischen Art und dem nordischen Bedürfen« an.125 In der Verlagswer- bung wurde diese inhaltliche Linie zum Ende der zwanziger Jahre dann vor allem durch »drei Losungen« definiert: »Biblische Orientierung – wis- senschaftliche Strenge – deutsches Selbstbewußtsein«.126 Damit hofften Herausgeber und Verlag, auf die inhaltlich und organisatorisch stark frag- mentierte Missionsbewegung integrierend zu wirken: »Ein theologisch und religiös konservativer Zug« empfehle sich schon deshalb, »weil nur so eine sammelnde, überparteiliche Arbeit inmitten der durch viele Unterschiede bestimmten Missionsgemeinde möglich« sei. Heinrich Mohn unterstützte diese Ausrichtung. Aus den wenigen über- lieferten Korrespondenzen geht sein großes Engagement für die »Missi- onssache« hervor, doch äußerte er sich weniger inhaltlich als zu Fragen des Vertriebs und der Finanzierung. Der Kontakt zu Julius Richter war außerordentlich eng. Der Missionswissenschaftler besuchte den Verleger regelmäßig,127 und seine Publikationen, vor allem das seit 1895 bei C. Ber- telsmann erscheinende Familienblatt Die evangelischen Missionen, wur- den von Heinrich Mohn über Jahrzehnte aufmerksam begleitet128. Die Allgemeinen Missions-Studien begrüßte der Verleger ausdrücklich als ein Projekt, das »das Missionsinteresse der weiteren Theologenkreise und der sonstigen Gebildeten kräftig anzuregen und zu vertiefen« ver- mochte.129 Als die Reihe 1924 mit einem später vielrezipierten Beitrag Heinrich Fricks mit dem Titel Vom Pietismus zum Volkskirchentum eröff- net wurde, schrieb Mohn an Richter: »Eben habe ich den ersten der drei Abschnitte von Frick […] gelesen. Die Arbeit ist flott geschrieben, macht mir einen durchaus gründlichen Eindruck und ich glaube, daß wir mit die- sem Heft einen guten Anfang für unsere Sammlung haben.«130 Dieser »Anfang« kann für die gesamte deutsche Missionsbewegung der zwanziger Jahre durchaus programmatisch gewertet werden: Der Beitrag war eine jener Abhandlungen der Nachkriegszeit, die das infolge des Er- sten Weltkriegs erheblich geschwächte Selbstbewußtsein der deutschen Mission durch die Frage nach einem spezifisch »deutschen Gepräge der Mission« zu kompensieren versuchten. Heinrich Frick beantwortete diese Frage, indem er eine Traditionslinie herausarbeitete, die sich »im Laufe einer geschichtlichen Entwicklung vom Pietismus zum Volkschristentum« entwickelt habe.131 Mit diesem konzeptionellen Ansatz, der letztlich auch als Leitidee für den Verlag gesehen werden kann, wollten die Herausgeber und der Verleger die gesamte deutsche Missionsbewegung erreichen. 94 Theologie für die Praxis

bedienen wollte, wurde in den krisenreichen Jahren vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten deutlich. Sowohl das Familienblatt Die evangeli- schen Missionen als auch die Neue Allgemeine Missionszeitschrift ver- zeichneten einen erheblichen Schwund ihres festen Abonnentenstamms; besonders Die evangelischen Missionen, deren Abonnentenzahl zwischen 1924 und 1930 von 1 162 auf 923 gesunken war,132 arbeiteten »dauernd mit großem Defizit«.133 Diese Situation nahm Mohn im Januar 1931 zum Anlaß, gegenüber Julius Richter die veränderte Absatzlage zu erläutern. Dabei sah er die Hauptwirkung der modern illustrierten und deswegen in ihrer Herstellung sehr teuren Evangelischen Missionen, die nunmehr über 35 Jahre im Verlagsprogramm von C. Bertelsmann geführt worden waren, darin, daß sie »die Missionsgesellschaften angeregt haben, ihre eigenen Blätter besser zu leiten und auszustatten«. Diese Aufgabe hatte die Zeit- schrift nach Meinung des Verlegers erfüllt, ihr Konzept sei jedoch von der Entwicklung der modernen Massenkommunikationsgesellschaft überholt worden: »Durch Illustration kann sie heute nicht mehr so stark wie früher wirken, denn damals waren die von uns gebrachten Bilder etwas Außer- gewöhnliches, sowohl inhaltlich wie nach Güte der Darstellung. Heute hat aber die Technik solche Fortschritte gemacht, der Weltverkehr hat eine sol- che Fülle von Bildmaterial verschafft, daß wir mit unseren selbst im Höchstfalle verhältnismäßig kleinen Auflagen gegen die Sonntagsbeilagen der Tageszeitungen und Sonntagsblätter (Evang. Bildkammer) mit ihren Massenauflagen gar nicht aufkommen können.«134 Marktstrategisch unterschied der Verleger nun streng zwischen »ge- bildeten Kreisen« und »Volkskreisen«. »Bei den Volkskreisen ist im allge- meinen das Fassungsvermögen nicht ausreichend, um mehr als das Gebiet der eigenen Missionsgesellschaft zu überschauen. Je einfacher die Ver- hältnisse einer Gemeinde sind, desto enger soll der Kreis dessen sein, was ihm an Missionskunde geboten wird.« Bei dem Leserkreis der »Gebilde- ten« hingegen, der für Mohn »vollständig mit dem Gros unserer Pfarrer« zusammenfiel, lagen seiner Einschätzung nach die Lektürebedürfnisse ganz anders: »Diese wollen im allgemeinen nicht ein solches Eingehen in die Einzelheiten, sondern sie wollen die Probleme sehen, die sich draußen zeigen, den Vergleich dieser Probleme mit heimatlichen, die Entwicklung des Missionsganzen in großen Zügen. Das ist ein Bedürfnis, das befriedigt wird durch die NAMZ, wie sie jetzt ist […].« Mohn plädierte daher für eine Einstellung der Evangelischen Missionen, deren Abonnentenstamm von der NAMZ übernommen werden sollte. Gegenüber Julius Richter betonte er noch einmal sein verlegerisches Interesse im Sinne des Missionsgedan- kens: »Die Bearbeitung der ungebildeten Volkskreise muß unbedingt in der Hand der Missionsgesellschaften liegen, schon um der Gabensammlung willen. Aus den Kreisen der Gebildeten dagegen ist mit Geldgaben nicht in gleicher Fülle zu rechnen. Um so mehr gilt es, diesen Kreisen die Kost vor- zusetzen, die allein bei ihnen das Missionsinteresse anregen und vertiefen kann. Für die Zukunft der Missionsarbeit ist auch diese Arbeit, wenn sie auch im Augenblick finanziell wenig einbringt, nötig, weil der Einfluß der Gebildeten auf Umwegen dann doch wieder auf die große Volksmenge zurückwirkt.« 96 Theologie für die Praxis

Die Zielgruppe der Missionsliteratur war mit diesen Worten klar um- rissen: Es galt nun nicht mehr, den in den Stationen in Afrika, Asien oder Südamerika arbeitenden Missionaren, die häufig nicht die Universität, son- dern sogenannte »Missionsseminare« besucht hatten, ein Informationsfo- rum zu bieten, im Rahmen dessen sie ihren Erfahrungsalltag mitteilen und austauschen konnten. Mohn setzte mit seinem Konzept vielmehr auf einen eng umgrenzten Markt in der Heimat, vor allem auf die Pfarrer als Leser- schaft der NAMZ. Vermutlich lag schon 1931 so etwas wie ein »Opfer« in dieser verlegerischen Entscheidung, trotz der bekannten Finanznot in der deutschen Pfarrerschaft zumindest diese Zeitschrift nicht eingehen zu las- sen. Die Mission sollte im Verlagsprogramm ihren prominenten Platz be- halten – dieses Ziel war durch den Bekanntheitsgrad der beiden Heraus- geber gesichert, die als Mitglieder des Internationalen Missionsrates, im Falle Schlunks darüber hinaus als Vorsitzender der Kontinentalen Missi- onskonferenz eine exponierte Stellung auch in den transnationalen Gre- mien der protestantischen Missionsbewegung einnahmen. Insbesondere Julius Richter, der als »Doyen«135 der deutschen Missi- onswissenschaft national und international großes Ansehen genoß, bürg- te für die inhaltliche Akzeptanz der Zeitschrift. Durch seine weitreichen- den Kontakte war überdies die Integration der Missionsliteratur in das übrige Verlagsprogramm gesichert: So besuchte der Missionswissen- schaftler im Oktober 1928 eine Tagung Emil Pfennigsdorfs, des Herausge- bers von Der Geisteskampf der Gegenwart, und ließ auch Martin Schlunk für einen Vortrag vormerken.136 Auch den Pfarrer Ernst Schaeffer, der als Verbandspastor bei der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Chri- stentums unter den Juden beschäftigt war und in deren Auftrag bis 1928 eine umfangreiche Reihe bei C. Bertelsmann herausgegeben hatte, wollte Richter ausdrücklich in die NAMZ integriert wissen.137 Noch 1932 war Schaeffer in den Allgemeinen Missions-Studien mit einem Lagebericht zur »Judenmission« vertreten,138 die in dieser Zeit innerhalb des Protestantis- mus immer stärker isoliert wurde und durch den wachsenden »rassischen« Antisemitismus zunehmend unter Legitimitätsdruck geriet.139 Diese Verbindungen zeigen, wie engmaschig das protestantische Netz- werk war, in das auch das Verlagshaus fest eingebunden war. Nachdem die von Carl Stange herausgegebene Zeitschrift für systematische Theolo- gie zum Jahresende 1934 an die Töpelmann-Abteilung von Walter de Gruyter & Co. nach Berlin abgegeben worden war, stellte die NAMZ die letzte der vornehmlich akademisch orientierten theologischen Verlagszeit- schriften dar, die trotz des engen Bezugs der Missionswissenschaft zur Mis- sionspraxis nach Meinung ihres Verlegers ihren elitären Charakter be- wahren sollte.140 Dieser verlegerische Rückhalt sicherte der in Deutschland »führenden missionswissenschaftlichen Zeitschrift«141 trotz kontinuierlich sinkender Abonnentenzahlen bis 1939 finanziell das Überleben. War der feste Abonnentenstamm nach der Übernahme der Evangelischen Missio- nen kurzfristig von 1 308 (1930) noch einmal auf 1 431 (1932) gestiegen, so sank er bis 1939 auf 926 feste Abnehmer. Inhaltlich spiegelte die Neue Allgemeine Missionszeitschrift in den Jah- ren nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten den Standpunkt des Äußere Mission und Missionswissenschaft 97

Deutschen Evangelischen Missions-Rates wider, dessen Haltung durch ei- nen konsequenten Opportunismus gekennzeichnet war.142 Zum großen Be- dauern von Julius Richter, der dem Nationalsozialismus reservierter ge- genüberstand als Martin Schlunk, war der Missionsrat unfähig, eine klare Absage an die nationalsozialistische Politik zu formulieren.143 Doch war auch Richters politische Haltung ambivalent. So stellte der Missionswissen- schaftler im Januarheft das Jahr 1933 zwar unter »ernste Zeichen« und be- zeichnete »die nationale und rassische Bewegung […] mit ihrer Überschät- zung des eigenen Wertes und den versuchten Kampfmethoden« als »fast jungenhaft in ihrer Wunderlichkeit und Undurchsichtigkeit«. Doch gestand er immerhin zu, daß nur »ältliche Voreingenommenheit« übersehen könne, »daß sich hier frisch pochendes, jugendliches Leben emporringt und sich zur Selbstbehauptung und Selbstbestimmung durchsetzt«.144 Für Richter stand die Mission nun an einer »Zeitenwende«, in der es galt, sich gegen die traditionellen, in den zwanziger und dreißiger Jahren auch in einigen Ber- telsmann-Publikationen bereits präsenten »Feindbilder« der protestanti- schen Mission zu behaupten: etwa einen durch amerikanische Kulturein- flüsse beschleunigten Säkularismus145, den antichristlichen Bolschewis- mus, einen unaufhaltsam vordringenden Islam146, den konkurrierenden Katholizismus147. Damit unterschätzte er, wie einige Jahre später noch in einem umfangreichen Beitrag in den Allgemeinen Missions-Studien148, die politische Dimension des Nationalsozialismus und damit auch die Folgen für die finanziell und politisch immer stärker unter Druck geratende Mission. Martin Schlunk, der bereits 1932 einen die zeitgenössische Diskussion resümierenden Beitrag zum Thema Volksgemeinschaft, Völkergemein- schaft, Glaubensgemeinschaft in der NAMZ veröffentlicht hatte, in dem er sich zustimmend mit der völkisch geprägten Missionstheologie Christian Keyssers, Bruno Gutmanns und Siegfried Knaks befaßte,149 begrüßte im Augustheft 1933 die »bis in die tiefsten Tiefen ihres Herzens echt deutsch empfindende Regierung« als einigende Macht für alle deutschen evangeli- schen Christen und insbesondere für die zersplitterte Missionsbewe- gung.150 Schlunk und Richter waren jedoch nicht die einzigen Autoren, die den politischen Machtwechsel als mögliche Rettung für die gebeutelte Mis- sion begriffen. Insbesondere in den Jahrgängen 1933 und 1934 der NAMZ, in denen noch die Hoffnung auf eine Verbesserung der finanziellen Lage zum Ausdruck kam, finden sich Artikel, die die Einlassung der hier reprä- sentierten Autoren an die neuen politischen Verhältnisse im Reich wider- spiegeln. Die einzelnen Artikel setzten sich nun stärker mit »Volkstum« und »Volksgedanken«151, »Rasse und Mission«152, aber auch mit dem »Tota- litätsanspruch des Staates« und dessen Vereinbarkeit mit dem »Totalitäts- anspruch Gottes an die Völker«153 auseinander. Trotz aller Verteidigung des Christentums rückte der Grundton der Zeitschrift in den beiden Jahr- gängen nach der Machtübernahme der nationalsozialistischen Volkstums- ideologie immer näher. So betonte der Berliner Missionsdirektor Siegfried Knak, die Kirche habe »das innere Recht zum Jasagen für das eigene Volks- tum überhaupt nur deshalb, weil sie das allen Völkern gültige Evangelium hat. Die nationale Zuverlässigkeit der Kirche ruht in dem biblischen 98 Theologie für die Praxis

›alle‹«.154 Der völkisch beeinflußte Missionstheoretiker Bruno Gutmann, dessen umfangreicher Aufsatz-Zyklus über Die urtümlichen Bindungen und Sünde sich über drei Hefte erstreckte, sprach abstrakt von »volksorgani- schen Bindungen« und sah die »Gottesordnung im lebendigen Gewände der urtümlichen Bindungen«.155 Der Betheler Missionsdirektor Gerhard Jasper, der bereits 1929 einen antisemitischen Aufsatz zum Thema »Moderne Strömungen im Judentum« in der NAMZ veröffentlicht hatte156, vertrat auch im Jahrgang 1933 einen perfiden Rassismus: »Entsprechend der verschiedenen Begabung der einzelnen Rassen haben alle nach Gottes Bestimmung ihre besondere Aufgabe, die sogar ihre Bedeutung für das ewige Leben hat. Damit besteht die Möglichkeit, daß die weiße Rasse ent- sprechend einer etwa angenommenen Herrscherbegabung zur Beherr- schung der Welt berufen sein könnte. Denn die Gleichwertigkeit aller Ras- sen vor Gott schließt Überordnung und Unterordnung nicht aus.«157 Die enge Verbindung der Herausgeber zum Deutschen Evangelischen Missionsrat spiegelte sich in der NAMZ anhand der kontinuierlichen Be- richterstattung über die Vorgänge in den Zentralorganisationen wider. Ins- besondere Martin Schlunk stand in Kontakt zum Reichskirchenministeri- um, für das er mitunter als Gutachter tätig war. In seinen Berichten wie auch in seinen Publikationen finden sich häufig antisemitische Argumen- te.158 Vermutlich geht es auf seine Initiative zurück, daß im Januarheft 1936 eine von Siegfried Knak verfaßte offizielle Stellungnahme des Deut- schen Evangelischen Missionsrates zum Thema »Volksgemeinschaft und Rasse« abgedruckt wurde. Dieses antisemitische Dokument, das 1935 zu- erst im Septemberheft der Berliner Missionsberichte erschienen war, im Januar 1936 jedoch nahezu wortgleich in die NAMZ aufgenommen wurde, ist unter dem Titel Ein Wort der Mission zur Rassenfrage in die Geschich- te der deutschen evangelischen Missionsbewegung eingegangen.159 Sieg- fried Knak verteidigte in diesem Text die »deutsche Mission« gegen den Vorwurf, »Gleichheit aller Rassen und Völker« zu predigen. »Wenn sie seit zwei Menschenaltern mit Wort und Tat für die Entstehung von ›Volkskir- chen‹ in den fremden Erdteilen eintritt, so tut sie es in der Überzeugung, daß die Unterschiede von Völkern und Rassen dem Willen Gottes nicht wi- dersprechen, sondern vielmehr als von Gott gewollt erachtet werden.« Die- se Verteidigung des »deutschen« Missionsgedankens brachte er mit der »Judenfrage« in Verbindung. Das Judenvolk stehe »unter besonderem Ge- richt«, weil es »den Völkern, unter die es zerstreut ist, so oft Verderben bringt«. Es sei »die gottgegebene Aufgabe der Obrigkeit, das Volksleben zu schützen«. »Der Staat darf, wo es nottut, harte Maßnahmen nicht scheu- en, der Christ darf das harte Schicksal, das andere trifft, nie mit Haß, auch nicht mit Gleichgültigkeit ansehen.«160 Letztlich überließen die zentralen Missionsinstitutionen in diesem Do- kument die Verantwortung für die »Judenfrage« dem Staat. Die Heraus- geber, aber auch der Verleger müssen sich der Tragweite der Resolution bewußt gewesen sein. Noch ein Jahr zuvor hatte Martin Schlunk in seinem Notruf zur finanziellen Lage der Mission auf die überregionale Bedeutung seiner Zeitschrift verwiesen, die er deutlich von regional wirkenden »volks- tümlichen Werbeblättern« abgegrenzt wissen wollte.161 Das Wort der Mis- Äußere Mission und Missionswissenschaft 99

sion zur Rassenfrage sollte – gemäß der Ausrichtung der NAMZ – einem weiteren Kreis von »Gebildeten« zur Verfügung gestellt werden. Parado- xerweise ging man mit dem Abdruck des Textes jedoch auch ein Risiko ein, das die Perfidität der staatlichen Zensurmaßnahmen, aber auch die Be- reitschaft, sich auf die Vorgaben des Nationalsozialismus einzulassen, ver- deutlicht. Aufgrund zweier Passagen, die die Staatspolizei Berlin bean- standete, war das Septemberheft der Berliner Monatsberichte kurz nach Erscheinen konfisziert und Knak scharf gerügt worden. Es handelte sich zum einen um einen Passus, der die »Glaubensgemeinschaft« über die »Volksgemeinschaft« stellte, zum anderen jedoch um den Satz, daß der Christ das harte Schicksal, das die Juden trifft, »nie mit Haß, auch nicht mit Gleichgültigkeit ansehen« dürfe.162 In dem Wiederabdruck in der NAMZ wurde lediglich der letztgenannte Satz weggelassen; an der Aussa- ge, daß »die Gemeinschaft des Glaubens, die allein das Evangelium schaf- fen kann, von anderer und höherer Art ist als alle Volksgemeinschaft«, hiel- ten die Herausgeber fest. Das Wort der Mission zur Rassenfrage stellte vorerst das letzte Doku- ment dar, mit dem sich die NAMZ öffentlich exponierte. Die folgenden Jahr- gänge enthielten kaum noch politische Themen. Aufgrund der sich ver- schärfenden finanziellen Verhältnisse einzelner Missionsgesellschaften im Inland sowie der Schwierigkeiten in der Devisenbeschaffung, die auch das Reisen zu den ausländischen Missionsstationen und zu internationalen Kongressen erschwerten, war die anfängliche Euphorie einer starken De- sillusionierung gewichen.163 Die Zwiespältigkeit der Situation, aber auch der Opportunismus, mit dem man dieser begegnete, wurden schließlich anhand der Schließungs- vorgänge der Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift deutlich.164 Einen er- sten scharfen Verweis erhielten die Herausgeber im Frühjahr 1939, als Julius Richter im Märzheft zum wiederholten Mal auf die prekäre Lage der »Judenmission« verwiesen hatte165, die sowohl von den landeskirchlichen Institutionen als auch von den Missionsverbänden inzwischen vollständig ausgegrenzt wurde. Das Verbot der NAMZ kam aus Anlaß der Bericht- erstattung über den dritten Weltkongreß des Internationalen Missionsrates, der im Januar 1939 in Tambaram in Südindien stattgefunden hatte und an dem auch fünf deutsche Delegierte teilnahmen.166 Bereits im Vorfeld der Konferenz hatte Julius Richter die großen Erwartungen formuliert, mit de- nen die deutschen Delegierten zu der im Zeichen ökumenischer Verständi- gung stehenden Konferenz fuhren.167 In der vom Konferenzteilnehmer Mar- tin Schlunk betriebenen Berichterstattung wurde nun deutlich, daß sich die deutsche evangelische Mission international nicht isolieren wollte.168 Rich- ter wiederum übersetzte Teile der offiziellen Entschließungen der Konfe- renz, in denen auch auf den internationalen Charakter der protestantischen Mission verwiesen wurde, und druckte sie im Juniheft der NAMZ ab.169 Das Reichspropagandaministerium nahm daraufhin Anstoß an einem Paragra- phen, der erklärte, daß Vaterlandsliebe niemals einen »Ersatz für Gott« dar- stellen könne und verbot – trotz einer relativierenden Darstellung von Schlunk im folgenden Heft – im August 1939 die Zeitschrift.170 Die Konferenz von Tambaram war für die Zensurbehörden eine will- 100 Theologie für die Praxis

kommene Gelegenheit, »die übergroße Zahl von Missionsblättern auf eine kleinere Zahl zu reduzieren«.171 Im Juni 1939 wurden – aus demselben An- laß – das Basler Evangelische Missions-Magazin sowie die Stuttgarter Zeit- schrift für Missionswissenschaft und Religionskunde ebenfalls verboten. Es hatte Martin Schlunk nichts geholfen, daß er seinen Konferenzbericht dem Reichskirchenministerium mit dem Hinweis zugesandt hatte, einen Beitrag für den Kampf gegen die »jüdische Propaganda« leisten zu wollen.172 In ei- nem Gesuch zur Wiedergenehmigung der NAMZ an den Reichskirchenmi- nister betonte der Tübinger Missionswissenschaftler ausdrücklich noch einmal, daß die Zeitschrift »in der Bewertung von Rasse, Nation und Volks- tum den eigenen Standpunkt im Sinne der deutschen Reformation kraftvoll vertreten« und daher »die Reinerhaltung der Rasse und Erhaltung der Ei- genart der Völker bis hinein in die Gestaltung des Kirchlichen Lebens ge- fordert« habe.173 Gegenüber dem Rektor der Tübinger Universität hatte Schlunk wenige Wochen zuvor noch sein Erstaunen über die Eingriffe der Zensurbehörden bekundet. Er ließ dabei keinen Zweifel an seiner natio- nalsozialistischen Gesinnung: »Die Leser meiner Zeitschrift kennen mein Eintreten für Deutschland und den Nationalsozialismus. Frühere Aufsätze haben darüber nicht den geringsten Zweifel gelassen, daß ich mich als Staatsbeamter mit voller Überzeugung für den Nationalsozialismus einset- ze und dabei meinen christlichen Glauben nicht verleugne.«174 Das Verbot der Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift stellte den Be- ginn der sich nun verschärfenden Zensurmaßnahmen dar. Im November 1940 machte Heinrich Mohn die Herausgeber der weiterhin bei Bertels- mann erscheinenden Allgemeinen Missions-Studien darauf aufmerksam, daß »jetzt diese Papiereinschränkungen auch auf die wissenschaftliche Literatur übergegriffen haben«; zwei missionstheologische Schriften seien bereits betroffen.175 In den folgenden Monaten erschienen nur noch weni- ge missionstheologische Arbeiten bei C. Bertelsmann, darunter eine reli- gionswissenschaftliche Abhandlung von Hilko Schomerus über Die indi- sche und christliche Heilserwartung. Die Anbindung des Hauses an die organisierte protestantische Missionsbewegung war gekappt; zugleich wurde ein Programmbereich beendet, der seit der Mitte des 19. Jahrhun- dert das Verlagsprofil entscheidend bestimmt hatte. Helen Müller, Trutz Rendtorff Pflichten gegenüber Volk und Vaterland: Das religionspädagogische Programm Im Juni 1933 rühmte der Herausgeber der Zeitschrift Kindergottesdienst, Johannes Piersig (1867–1942), die Machtübernahme Hitlers als »von Gott geschenkte nationale Erhebung unseres Volkes, für die wir gar nicht dank- bar genug sein können«.176 Diese begeisterte Wortmeldung war keine Aus- nahme, sondern vielmehr charakteristisch für die politische Ausrichtung des Kindergottesdienstes, der wichtigsten religionspädagogischen Publi- kation des Bertelsmann-Verlags. Das religionspädagogische Programm 101

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Die Literatur für Kindergottesdienste gehörte zu einem religions- pädagogischen Spezialgebiet, dem Heinrich Mohn große Aufmerksamkeit widmete. Schon 1910 hatte sein Vater die Zusammenarbeit mit dem Bre- mer Pfarrer Paul Zauleck (1849–1919) aufgenommen, der in Gütersloh seit- her die Reihe Weihnachten im Kindergottesdienst veröffentlichte.177 Doch erst im Jahr 1919 gelang Bertelsmann schließlich die Übernahme weiterer, von Zauleck zwischen 1889 und 1896 gegründeter Zeitschriften, die dann bis 1941 in Gütersloh erschienen: Neben dem Kindergottesdienst handel- te es sich um das Taschenbuch für Leiter und Helfer der Kindergottes- dienste, das Deutsche Kindergesangbuch und die Zeitschrift Für unsre Kin- der. Sonntagsblatt für die christliche Kinderwelt. Diese Publikationen deckten alle Facetten der Kindergottesdienstarbeit ab, galten als etabliert und verschafften Bertelsmann eine fast monopolartige Stellung auf diesem Feld der religionspädagogischen Literatur. Sie versorgten die Leiter der Kindergottesdienste mit Fachinformationen und Arbeitsmaterial, ferner kamen sie mit Gesangbuch und kindgerechtem Sonntagsblatt den speziel- len Interessen der jungen Teilnehmer nach. Die Verantwortung für diese Publikationen übernahm nach dem Tod Paul Zaulecks dessen Sohn Johannes (1877–1942). Daß dieser über ein be- achtliches Gespür für die Entwicklung des protestantischen Literaturm- arkts verfügte und sich auch als talentierter Werbetexter hervortat, wußte der Verlagschef sehr zu schätzen. Mohns Engagement für Zauleck ging denn auch über die gewöhnlichen Autorenkontakte weit hinaus. Zuweilen legte Mohn sogar persönlich Hand an, um das pünktliche Erscheinen von Zaulecks Werken zu ermöglichen: »Ich selbst habe ihm […] einen Abend bis 5 Uhr nachts geholfen und konnte nun das druckfertige Manuskript gegen 8 Uhr vormittags der Setzerei übergeben.«178 Auch Zauleck zollte seinem Verleger anerkennenden Respekt. Ihm erschien Bertelsmann zwar als ein Verlag, der nicht ganz preisgünstig war, aber »alles, was er tut, gründlich tut« und damit seinen Publikationen eine weite Verbreitung ermöglichte.179 Gemeinsam mit Johannes Zauleck verwaltete Heinrich Mohn auch den sogenannten Hilfsfonds zur Förderung der Kindergottesdienstsache, der bereits von Paul Zauleck gegründet worden war. Diese Form des »social sponsoring« kann für die protestantische Publizistik als durchaus typisch betrachtet werden. Zumeist wurden die aus Zeitschriften oder Kalendern erzielten Gewinne nicht nur für den Ausbau des evangelischen Pressewe- sens verwendet, sondern sie subventionierten auch zahlreiche evangeli- sche Vereine.180 In den »Zauleck-Hilfsfonds« flossen zunächst zehn Pro- zent der Reinerlöse aus der Zeitschrift Für unsre Kinder, insgesamt jähr- lich zwischen 1 000 und 1 200 Reichsmark; 1930 wurde mit 12 033 Reichs- mark der Höchststand erreicht.181 Mit Zuschüssen zwischen 50 und 500 Reichsmark förderten Heinrich Mohn und Johannes Zauleck schließlich westfälische und überregionale Kindergottesdienstverbände, zahlten Bei- hilfen für die alljährlichen Kuraufenthalte des Herausgebers des Kinder- gottesdienstes in Meran und gewährten finanzschwachen Kirchenge- meinden Unterstützungen für Zeitschriftenabonnements.182 Den Kern der religionspädagogischen Publikationen aus dem Hause Zauleck bildete Der Kindergottesdienst. Monatsschrift für die Arbeit der 102 Theologie für die Praxis

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Kindergottesdienste in Deutschland. Die Zeitschrift diente zugleich als Or- gan des Reichsverbandes für den Kindergottesdienst.183 Wenigstens seit 1924 versah der Vorsitzende dieses Verbands in Personalunion auch die Herausgeberschaft für den Kindergottesdienst. Das galt für den Bremer Pfarrer Johannes Piersig und später für den Bielefelder Pfarrer Karl Nie- mann (1895–1989), der die Leitung des Reichsverbands 1939 übernahm und ein Jahr darauf auch die Verantwortung für die Zeitschrift. Allerdings verzichtete Johannes Zauleck nicht gänzlich auf eine Einflußnahme. In der Tradition seines Vaters sah er sich als Garant für den besonderen »Bremer Geist« der deutschen Kindergottesdienstarbeit, die stets ihre Eigenstän- digkeit gegenüber kirchlichen Behörden behauptet hatte.184 Der Kindergottesdienst war Fachzeitschrift und Materialheft zugleich. Seit 1927 teilte sich die Monatsschrift in zwei Ausgaben: Die Hauptausga- be »A« lieferte neben kurzen Predigten und Andachten auch Artikel zur Methodik und Entwicklung der Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland, die Ausgabe »B«, die nur vierteljährlich erschien, beschränkte sich auf die kurze Auslegung biblischer Texte. Mittels der preisgünstigen Ausgabe »B« gelang es, die Zahl der Abonnenten in den ausgehenden zwanziger Jahren um etwa die Hälfte zu erhöhen. Sie erreichte 1930 mit 7 330 ihren Höchst- stand. Die Publizität dieser Zeitschrift war kaum zu unterschätzen, sie galt als wichtigste Arbeitshilfe für die etwa 30 000 haupt- und ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der deutschen Kindergottesdienste. Der Erfolg der Mo- natsschrift bewog Heinrich Mohn 1925 zur Herausgabe der Sonderreihe Bausteine zur Arbeit im Kindergottesdienst; bis zu ihrer Einstellung 1932 erreichte sie 19 Einzelhefte mit einer Auflage von jeweils etwa 4 000 Ex- emplaren. Seit Beginn des Dritten Reiches beschränkten sich die Autoren des Kin- dergottesdienstes nicht allein darauf, Hommagen an den »Führer« zu ver- fassen. Sie suchten mit ihrer Volkstumsideologie Anschluß an den Natio- nalsozialismus. Die Forderung nach umfassender Wiederbelebung religiö- ser Volkskultur und Heimatpflege war gleichwohl kein neues Element der Religionspädagogik, sondern hatte schon seit der Weimarer Zeit zuneh- mend Unterstützung gefunden.185 Auch bei C. Bertelsmann erschienen seit den zwanziger Jahren Publikationen, die den Nachweis erbringen sollten, daß Protestantismus und »deutsches Volkstum« eng miteinander verwo- ben waren. Im vierten Band der Reihe Religionspädagogik auf religions- psychologischer Grundlage, die seit 1922 in Gütersloh erschien, machte Georg Traue, ein Thüringer Studienrat, Jesus gar zu einem »deutsche[n] Volksheld«186 und verband diese Sichtweise mit antisemitischen Affekten. Während Jesus »von seinem Volke verworfen« worden sei, habe er in den »germanischen Gauen« eine »neue Heimat« gefunden.187 Solchen Beispielen folgend, erhoben die Autoren des Kindergottesdien- stes die »Eindeutschung« der protestantischen Kinder- und Jugendarbeit zu einem zentralen Ziel. Der Zwickauer Pfarrer Gerhard Fuchs empfahl 1934, bei den Teilnehmern von Kindergottesdiensten und Jugendkreisen ein tieferes Verständnis für »die deutsche Bibel, den deutschen Katechis- mus, das deutsche Lied und den deutschen Gottesdienst« zu wecken.188 An- dere Autoren warben für die Etablierung einer spezifisch deutschen reli- Das religionspädagogische Programm 103

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giösen Kunst. Die Bilder Rudolf Schäfers etwa seien deshalb so »volks- mäßig und vergegenwärtigungskräftig«, befand der Theologe und Pädago- ge Otto Eberhard (1875–1966), weil hier die »Eindeutschung der Bibel- welt« perfekt gelungen sei: »Überall winkt uns die deutsche Landschaft und macht auch das Völkisch-Fremde zur Heimat.«189 Deutsche Eichen statt Palmen, deutsche Weihnachtstannen als »weissagende Bäume« im Alten Testament – dies erschien den Religionspädagogen als ideale Umsetzung ihrer deutschtümelnden theologischen Prämissen in religiöse Kunst. Kein Autor des Kindergottesdienstes ging jedoch in seiner Forderung nach »Eindeutschung« der Kinder- und Jugendarbeit so weit wie Gerhard Fuchs. Offensichtlich angeregt von der Rhetorik nationalsozialistischer Massenveranstaltungen, empfahl er, bei der Verkündigung des Evangeli- ums eine Sprache zu verwenden, »die der neue deutsche Mensch versteht« und die »abgelauscht ist von den großen Zeitereignissen unseres Volkes«.190 Darüber hinaus verlangte er, bei der kirchlichen Jugend den Sinn für Abstammung und Herkunft zu schärfen. Man solle dem Kind »er- zählen von den Ahnen und der Zeit der Ahnen, damit es sich freuen lernt seines Blutes und Bodens und darüber Gott seinem Schöpfer dankt«. Zur häuslichen Erziehung warb Fuchs für die Anschaffung des im Verlag Mo- ritz Diesterweg erschienenen Ahnen-Schatzkästleins, einer Sammlung ver- schiedener Tafeln, auf denen die Kinder die Ergebnisse ihrer Ahnenfor- schung aufzeichnen und zugleich alle Informationen zur »äußeren Er- scheinung der Ahnen, ihrer Erbleiden, Lebensdauer, Todesursachen« aus- werten konnten. Alle diese Vorschläge zielten letzten Endes auf die Integration der pro- testantischen Kinder- und Jugendarbeit in die nationalsozialistische »Volks- gemeinschaft«. Für den Berliner Pfarrer Müller-Schlomka etwa brachte das Jahr 1933 eine schicksalhafte Wende, nachdem Individualismus, fehlender Patriotismus und Entkirchlichung Deutschland an den Rand des Abgrunds geführt hätten: »Gott hat sich unser erbarmt. Wir haben den neuen jungen Führer. Wir sind wieder ein Volk. Wir bauen wieder an einer lebensvollen Volksgemeinschaft.«191 Was genau unter »Volksgemeinschaft« zu verstehen war, wurde aller- dings nur selten klar expliziert und durchaus unterschiedlich ausgelegt. Während Gerhard Fuchs die rassistischen Kriterien der Nationalsoziali- sten übernahm, erschien der Begriff bei anderen Autoren eher als zeit- gemäßes Synonym für Volksverbundenheit und Volkskirche. So machte es der Lübecker Hauptpastor Paul Denker dem Kindergottesdienst zur Auf- gabe, die »wertvollen Güter« einer »wahre[n] Volksgemeinschaft und Volksgebundenheit« zu pflegen und »den Kindern zu Bewußtsein [zu] brin- gen, daß auch unser Volkstum, unsere Heimat, unser Vaterland, unsere deutsche Art von Gott geschenkte Güter sind, für die wir von ganzem Her- zen dankbar sein müssen und die wir doch in Ehren zu halten haben«.192 Er fügte hinzu: »Gerade der Kindergottesdienst kann in besonderer Weise diese Pflichten gegenüber Volk und Vaterland religiös unterbauen und da- mit zu heiligen Pflichten machen.« Wie die Zeitschrift Kindergottesdienst präsentierte sich auch das an die gleiche Zielgruppe gerichtete Taschenbuch für Leiter und Helfer der Kin- 104 Theologie für die Praxis

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dergottesdienste als eine Publikation, die dem neuen Regime ohne er- sichtliche Vorbehalte ergeben war. Neben einem biblischen Predigttext bot es für jeden Sonntag eine Auswahl »Deutscher Gedenktage«, in der an »Märtyrer« der nationalsozialistischen Bewegung wie Horst Wessel oder Albert Leo Schlageter, ferner an Antisemiten wie Houston Stewart Cham- berlain, NSDAP-Parteifunktionäre und vor allem an die »Errungenschaf- ten« der Regierung Hitler erinnert wurde.193 Prominente Kirchenmänner oder Ereignisse der Kirchengeschichte suchte man in den »Deutschen Ge- denktagen« – mit Ausnahme von Martin Luther – vergeblich. Dessen un- geachtet gehörte das Taschenbuch auf dem religionspädagogischen Markt zu den Kassenschlagern. Mit einem Umschlag aus biegsamem Leinen, Goldaufdruck und beigefügtem Bleistift ausgestattet, stieg die Auflage von 3 100 Exemplaren im Jahr 1924 kontinuierlich an und erreichte in den Jahren 1938/39 mit 18 000 Exemplaren ihren Höchststand. Obwohl sich viele Religionspädagogen dem Nationalsozialismus an- dienten, war ihr Verhältnis zum Regime doch von erheblichen Spannun- gen geprägt. Dazu trug nicht zuletzt der 1933 einsetzende Kirchenkampf bei, der auch die Herausgeber des Kindergottesdienstes zu einer Stan- dortbestimmung zwang. Heinrich Mohn wurde in die Beratungen über den Konflikt zwischen Bekennender Kirche und Deutschen Christen und des- sen Auswirkungen auf die Kindergottesdienstpraxis schon bald einbezo- gen – ein Indiz für die enge Zusammenarbeit zwischen Piersig und seinem Verleger. Am 30. Mai 1934 trafen Mohn, Piersig, Zauleck, vermutlich auch Niemann und Heinrich Decius, der Vorsitzende des westfälischen Kinder- gottesdienstverbandes, in Münster zu einem Gespräch zusammen, in dem sich die Beteiligten einen Überblick über die Situation des Kindergottes- dienstes im Nationalsozialismus zu verschaffen suchten.194 Offensichtlich gelang es nicht, zu einer Einigung über den einzuschlagenden Kurs zu kom- men. Im September betonte Heinrich Mohn deshalb rückblickend in einem Schreiben an Johannes Piersig: »Ich möchte, wie auch seinerzeit mündlich in Münster, jetzt schriftlich nochmal wiederholen, dass ich jede Verhand- lung mit dem jetzigen Kirchenregiment für bedenklich ansehe. Je mehr man in Berlin den Eindruck gewinnt, von der Größe und Stärke ihrer Or- ganisation, desto mehr wird man bestrebt sein, Einfluß zu gewinnen und alles nach deutschchristlichen Wünschen zu regeln […] und [ich] rate dar- um nochmals dringend zu allergrößter Zurückhaltung.«195 Zur nachhalti- gen Beunruhigung Mohns hatte schließlich auch ein Treffen zwischen Pier- sig und dem Reichsjugendpfarrer der Deutschen Evangelischen Kirche, Karl Friedrich Zahn, im Sommer 1934 beigetragen. Dieses Gespräch er- weckte bei Anhängern der Bekennenden Kirche – und so auch bei Hein- rich Mohn – den Eindruck, als beabsichtige Piersig eine engere Zusam- menarbeit mit dem Vertreter der DEK. In seinem Antwortschreiben an Mohn unterstrich Piersig jedoch, daß er keinesfalls gedenke, mit der Reichskirchenregierung Kompromisse zu schließen, und wies auf seine Mitgliedschaft im Pfarrernotbund und in der Bekenntnissynode hin. Zu- letzt versicherte er seinem Verleger: »Ich habe auch selbstverständlich das weitere Schicksal unserer Monatsschrift und der in Ihrem Verlage er- scheinenden Kindergottesdienstliteratur im Auge.«196 Das religionspädagogische Programm 105

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Eine besondere Brisanz erhielten nach der Machtübernahme Hitlers die biblischen Textpläne, besonders jene aus dem Alten Testament, die dem Kindergottesdienst für jeden Sonntag des Kirchenjahres beigefügt wurden. Die Herausgeber betrachteten die alttestamentlichen Erzählungen als ei- nen unaufgebbaren Bestand christlicher Überlieferung. Es dürfe, so drück- te es Johannes Zauleck 1939 pointiert aus, in dieser Frage »in der Öffent- lichkeit auch nicht der geringste Anschein eines Rückzuges erweckt wer- den«. Dennoch machte auch er Zugeständnisse an den politischen Zeit- geist. Zauleck hielt es für geboten, solche alttestamentlichen Texte zu wählen, die den Widerspruch der politischen Behörden – zu den häufig an- gefochtenen Texten gehörten die Joseph-Erzählungen – kaum herausfor- dern konnten. Als Alternative schlug er Piersig die vier »Gotteskämpfer« Jakob, Abraham, Moses und Elias vor oder eine gänzlich unverfängliche Reihe über die vier Berge Horeb, Nebo, Karmel und Tabor.197 Zuletzt emp- fahl Zauleck grundsätzlich die Beigabe von Paralleltexten zu allen altte- stamentlichen Geschichten. Mehr noch als der Kirchenkampf und das Ringen um das Alte Testament erschütterte aber der Anspruch der NSDAP auf eine totale Überwachung der Erziehung die konfessionelle Jugendarbeit in ihren Grundfesten. Im November 1933 beklagte der Lübecker Hauptpastor Denker im Kindergott- esdienst, die Zahl der Teilnehmer an den sonntäglichen Kindergottesdien- sten habe kräftig abgenommen, da »die Kinder, die ihn sonst so freudig und regelmäßig besuchten, jetzt so ganz, innerlich und äußerlich, von ihrem Dienst in der Hitlerjugend in Anspruch genommen sind, daß sie keine Zeit oder keine Lust mehr haben, in ihre Kindergottesdienstgruppe zu kom- men«.198 Überzeugt, durch die »Eindeutschung« selbst einen grundlegen- den Beitrag zur Schaffung der »Volksgemeinschaft« zu leisten, war Denker kaum in der Lage, die Intentionen nationalsozialistischer Jugendpolitik zu begreifen, die letztlich auf die gänzliche Einstellung der konfessionellen Ju- gendarbeit zielten.199 So unterstellte er vorsichtig, daß die Konkurrenz der HJ eine Wirkung auf den Kindergottesdienst ausübe, »die vielleicht von den Führern der Bewegung noch gar nicht einmal beachtet« werde. Im Dezember 1933 wandte sich Piersig in seiner Eigenschaft als Vor- sitzender des Reichsverbandes für den Kindergottesdienst schließlich hil- fesuchend an Innenminister Wilhelm Frick. In einem Schreiben, das er im Kindergottesdienst abdrucken ließ, wies er darauf hin, daß die durch- schnittliche Zahl der Besucher von rund einer Million Kinder zu Beginn des Jahres 1933 auf etwa 400 000 gesunken sei. Die Verantwortung dafür tra- ge die HJ, die auch an Sonntagen zu Veranstaltungen und Umzügen auf- rufe.200 Appelle an staatliche Institutionen, den Sonntag für den Kinder- gottesdienst freizuhalten, oder gar Vorschläge, den Besuch zur Pflicht zu machen, vermochten aber an der prekären Situation wenig zu ändern.201 Vor diesem Hintergrund sahen sich die Kindergottesdienst-Funktionä- re gezwungen, die Werbung in eigener Sache zu intensivieren, und setzten dabei auf die Unterstützung C. Bertelsmanns. So gab Johannes Zauleck – einer der erfolgreichsten protestantischen Publizisten seiner Zeit – im März 1935 in der Zeitschrift Kindergottesdienst Tips für Werbeaktionen. Unter der Parole »Alles muß helfen«202 empfahl er den Leitern der Kindergottes- 106 Theologie für die Praxis

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dienste, von Caspari herausgegebene und bei C. Bertelsmann erscheinen- de Einladungskarten zu verwenden, die zum Preis von zwei Reichsmark für 100 Stück erhältlich waren und auch bei der HJ zum Einsatz kommen sollten. Seit 1937 wurden die Einladungskarten schließlich in drei Ausga- ben geliefert: für die Eltern (Nr. 1), mit Vordruck für Kinder (Nr. 2) oder ohne jeglichen Vordruck für ein persönlich gehaltenes Schreiben (Nr. 3). Daneben verbreitete Bertelsmann Einladungsblätter mit dem Titel Möch- test du nicht auch in unsern Kindergottesdienst kommen, die die kleinen Teilnehmer anleiten sollten, selbst bei ihren Freunden zu werben. Eben- falls für Werbezwecke einsetzbar waren die Kindergottesdienst-Merk- spruchkarten der Pfarrer Ebert und Rabenstein, die zwei Ausgaben für ländliche und städtische Gemeinden boten. Sie erreichten bald nach ihrer Einführung 1938 eine Auflage von fast 150 000, die Einladungskarten vermutlich eine ähnliche Höhe. Die sinkende Akzeptanz der konfessionellen Kinder- und Jugendarbeit im NS-Staat machte sich jedoch auch im Verlag C. Bertelsmann bemerk- bar. Mit Ausnahme der Einladungs- und Merkspruchkarten, des Ta- schenbuchs für Leiter und Helfer der Kindergottesdienste und des Deut- schen Kindergesangbuchs nahmen die Auflagen der übrigen Kindergott- esdienst-Publikationen zwar langsam, aber doch beständig ab. So sank die Abonnentenzahl des Kindergottesdienstes von 6 579 im Jahr 1932 auf 5 732 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Zahl der jungen Bezieher des Sonntagsblatts Für unsre Kinder verringerte sich im gleichen Zeitraum so- gar um etwa 55 000. Letzten Endes verliehen auch das demonstrative Bekenntnis zum Na- tionalsozialismus und die Zurückhaltung im Kirchenkampf den religions- pädagogischen Publikationen Bertelsmanns keinen wirksamen Schutz vor Übergriffen der Zensur. Kein anderer Bereich des theologischen Pro- gramms war derart häufig von staatlichen Zensurmaßnahmen betroffen. Zuerst traf es den Kindergottesdienst, der im Januar 1937 – veranlaßt durch eine Predigt Erich Urbans, die sich kritisch mit der HJ auseinan- dersetzte – von der Gestapo beschlagnahmt und für vier Monate verboten wurde. Im März 1937 wandte sich schließlich auch der Präsident der Reichspressekammer, Max Amann, in der Angelegenheit an Johannes Pier- sig. Wie die Gestapo sah auch er in der abgedruckten Predigt einen »schwe- ren Angriff auf die Hitler-Jugend« und äußerte deshalb »Zweifel an Ihrer Zuverlässigkeit und Eignung«.203 Piersig stellte sich zunächst schützend vor seinen Autor und teilte Amann mit, Urban habe »nur Zeitsünden der Sonntagsentheiligung ernst und tapfer geisseln wollen, an denen auch, wie kein Sachkundiger bestreiten wird, die HJ ihren Anteil hat, wie mir dies auch von hohen kirchlichen und staatlichen Stellen auf meine wiederhol- ten schriftlichen und persönlichen Beschwerden offen zugegeben worden ist, besonders bezüglich der Unterführer«. Zum Vorwurf der politischen Unzuverlässigkeit nahm Piersig ebenfalls Stellung und lieferte einen – nach seinem Empfinden – »eindeutigen« Gegenbeweis. Er verwies Amann auf den Aufsatz über »Kindergottesdienst und Volksgemeinschaft«, den er 1937 im Taschenbuch für Leiter und Helfer der Kindergottesdienste ver- öffentlicht hatte.204 Das religionspädagogische Programm 107

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Im Mai 1940 wurde der Nachfolger Piersigs im Amt des Herausgebers, Karl Niemann, vom Reichsverband der deutschen Presse als »Schriftwal- ter« des Kindergottesdienstes abgelehnt, da der Verband ihn von der ein- jährigen »fachmännischen Ausbildung«, die nach dem Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1933 erforderlich war, nicht befreien wollte.205 Nachdem Niemann gegen diese Entscheidung protestiert hatte, konnte die Zeitschrift unter seiner Ägide zunächst weiter erscheinen. Nur ein Jahr später mußte schließlich die gesamte protestantische Zeit- schriftenpresse eingestellt werden. Während die Papierbeschaffung noch keineswegs eingeschränkt war, wie Johannes Zauleck einem Amtsbruder unter Berufung auf vertrauliche Informationen der Druckereileitung des Bertelsmann-Verlags mitteilte, wurde die Erlaubnis, Papier für theologi- sche Publikationen zu verwenden, von den einschlägigen Behörden ver- weigert; sie galten als nicht »kriegswichtig«.206 Das betraf auch die religi- onspädagogischen Schriften. Im Mai 1941 mußte der Kindergottesdienst sein Erscheinen einstellen. Im Juni 1941 erschien die letzte Ausgabe der Zeitschrift Für unsre Kinder, deren Restexemplare im März 1942 schließ- lich sichergestellt und drei Monate darauf makuliert wurden.207 Jedoch wa- ren nicht nur die Zeitschriften, sondern auch das religionspädagogische Kleinschrifttum von der Zensur und kriegsbedingten Einstellungen betrof- fen. Am 13. August 1941 wurden 41 Exemplare der Merkspruchkarten be- schlagnahmt und ein Jahr später die Vernichtung der Druckstöcke ange- ordnet. Gemeinsam mit Für unsre Kinder wurden noch im März 1942 die Einladungskarten Casparis sichergestellt. Abgesehen von diesen Maßnahmen erwog die Reichsschrifttumskam- mer, die über die unperiodisch erscheinende Buch- und Schriftenproduk- Bibelkunde für die Kleinsten: Eine Merkspruchkarte für den Kindergottesdienst (Vorderseite) 108 Theologie für die Praxis

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tion wachte, im Herbst 1941, Johannes Zauleck die Herausgeberschaft des Taschenbuchs für Leiter und Helfer der Kindergottesdienste zu untersa- gen, da er als Mitglied der Bekennenden Kirche politisch unzuverlässig sei.208 Das Taschenbuch mußte schließlich – wie alle übrigen religiösen Ka- lenderproduktionen – 1942 sein Erscheinen beenden. Obwohl Zensur und kriegsbedingte Einstellungen zur Aufgabe des ge- samten religionspädagogischen Programms führten, hatte C. Bertelsmann in den Jahren zuvor nichts unversucht gelassen, das lukrative Programm zu retten. Den Versuch, durch eine engere Zusammenarbeit mit NS-Stel- len wirtschaftlichen Verlusten im religionspädagogischen Programm vor- zubauen, hatte der Verlag bereits 1934 im Falle des Evangelischen Religi- onsbuchs gewagt, das von C. Bertelsmann seit 1925 publiziert wurde. Her- ausgegeben von Karl Wentz, umfaßte es verschiedene Ausgaben: eine Re- gionalausgabe für Volksschulen in Westfalen und dem Rheinland sowie eine dreibändige Ausgabe für Mittelschulen, die in Westfalen, aber auch in Hannover und Sachsen Verbreitung fand. Schnell entwickelte sich das Re- ligionsbuch zum Marktführer209 und erreichte eine Gesamtauflage von etwa 322 000 Exemplaren. Zu diesem Erfolg trug sicherlich auch bei, daß C. Ber- telsmann zu den westfälischen Verlagen zählte, die in langer Tradition und enger Zusammenarbeit mit Kirchenbehörden Religionsbücher verlegten. So gab das westfälische Evangelische Konsistorium zwei weitere Lehr- bücher in Gütersloh heraus: Seit 1924 publizierte man den Gedächtnisstoff für den kirchlichen Unterricht in der Provinz Westfalen, der bis 1941 eine Gesamtauflage von 64 600 Exemplaren erreichte. 1927 erschienen erst- mals die sogenannten Unterscheidungslehren, ein Schulbuch, das sich be- sonders mit christlichen Dissidenten, neureligiösen Bewegungen oder Sek- ten beschäftigte. Mit diesem speziellen, apologetischen Interessen folgen- den Thema erzielten die Unterscheidungslehren eine Gesamtauflage von 15 600 Exemplaren, wurden aber 1934 aufgegeben. Die bald nach der Machtübernahme Hitlers aufkommenden Diskussio- nen über eine Reform des Religionsunterrichts und kursierende Lehrplan- entwürfe zumeist deutsch-christlicher Provenienz210 sorgten bei den Ab- nehmern von Religionsschulbüchern allerdings für starke Verunsicherung. In der Folge sackte 1934 insbesondere die Auflage des Religionsbuchs dra- matisch ab. Waren 1933 noch 13 500 Exemplare hergestellt worden, wie- sen die Produktionsunterlagen für das folgende Jahr den Tiefststand von 2 000 auf. Der Verlag reagierte umgehend. Obgleich die NSDAP noch kei- ne neuen Richtlinien für den Religionsunterricht verfügt hatte, preschte Gerhard Steinsiek im April 1934 mit der an Karl Wentz gerichteten Frage vor, wie es wohl mit der Neubearbeitung des Religionsbuchs stehe.211 Schließlich unterrichtete Steinsiek den Autor über seine Kontakte mit dem Nationalsozialistischen Lehrerbund im Nachbargau Westfalen-Süd, zu des- sen Aufgaben auch die Prüfung der Schulbücher gehörte.212 Dort hatte Steinsiek nachforschen wollen, ob die Herausgeber des Religionsbuchs, Karl Wentz und Hermann Premer, »›auch die Umarbeitung des Religions- buches nach den neuen Richtlinien und Lehrplänen vornehmen [könnten]. Beide Herren gehören der NSDAP. an.‹«213 Wenngleich Wentz es Steinsiek hoch anrechnete, daß er mit dem NS-Lehrerbund Kontakt aufgenommen Das religionspädagogische Programm 109

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hatte, hielt er eine Neubearbeitung im Frühjahr 1934 noch für verfrüht, da keine verbindlichen Richtlinien und Lehrpläne beschlossen seien.214 Viel- leicht ahnte Wentz auch, daß es nicht unbedingt zu einer so raschen Neu- fassung der Richtlinien kommen sollte, wie Steinsiek es erwartete. Tatsäch- lich verhinderten in den kommenden Jahren die kirchenpolitischen Aus- einandersetzungen die Verfügung neuer Richtlinien.215 Trotz der ungewis- sen Situation stabilisierte sich die Auflagenhöhe des Religionsbuchs all- mählich: 1935 stieg die Herstellung wieder auf 9 600, 1936 sogar auf 24 600 Exemplare an. An der Neufassung blieb C. Bertelsmann trotz aller Bemühungen jedoch unbeteiligt. Wentz veröffentlichte das Religionsbuch, das nunmehr auf einen Band zusammengeschmolzen war, ab 1937 im Bie- lefelder Verlag Velhagen & Klasing.216 Bei den Planungen für eine Neubearbeitung des Evangelischen Religi- onsbuchs schien C. Bertelsmann indes einen Aspekt völlig unberücksich- tigt zu lassen: Karl Wentz’ kirchenpolitische Haltung. Hatte Wentz vor 1933 zu den liberalen Theologen gehört, so wandte er sich nach dem Machtan- tritt Hitlers den westfälischen Deutschen Christen zu.217 Daß C. Bertels- mann vor der Zusammenarbeit mit Deutschen Christen nicht prinzipiell zurückschreckte, wenn sie zu den »altgedienten« und erfolgreichen Auto- ren des Hauses gehörten, zeigt auch das Beispiel Hermann Werdermanns (1888–1954), seit 1919 einer der religionspädagogischen Hauptautoren des Verlags. Werdermann hatte sich – beeindruckt von der »Lutherrenais- sance« – gegen Ende der zwanziger Jahre der Lutherforschung zuge- wandt.218 Eines der wichtigsten Resultate dieser wissenschaftlichen Tätig- keit stellte sein Werk Luther als Erzieher und die Religionspädagogik der Gegenwart dar. Publiziert 1933 zum 450. Geburtstag Martin Luthers, war es als religionspädagogisches Pendant zur großen Luther-Reihe des Er- langer Theologen Hans Preuß angelegt, dessen zweiter Band Martin Lu- ther. Der Prophet im gleichen Jahr bei C. Bertelsmann erschien.219 Die erste Auflage von Luther als Erzieher blieb noch gänzlich frei von Anspielungen auf den Nationalsozialismus, denn Werdermann hatte das Manuskript »gerade in den Tagen der Machtübernahme durch Adolf Hit- ler abgeschlossen«, wie er im Vorwort zur 1938 publizierten zweiten Auf- lage fast entschuldigend anmerkte.220 Welche Bedeutung Werdermann der Machteroberung Hitlers beimaß, versäumte er jedoch nicht mitzuteilen: »Vor allem haben wir seit 1933 in der nationalsozialistischen Revolution eine Umwälzung erlebt, die an Umfang und Tiefe rückwärtsschauend nur mit dem Reformationszeitalter verglichen werden kann.«221 Wie viele sei- ner Zeitgenossen begrüßte Werdermann den totalitären Anspruch des Re- gimes und die weltanschauliche Mobilisierung der Bevölkerung: »Es ist hier, seit Erscheinen der ersten Auflage, dankbar anzuerkennen, was der Nationalsozialismus zur Gesundung und Besserung der Verhältnisse getan hat. […] Viele Gefahren der ›Straße‹ sind vermieden durch straffe Erzie- hung und Haltung in der HJ, in der Erziehung zu Selbstzucht und Rein- heit.«222 Ein Vergleich zwischen den beiden Ausgaben von Luther als Erzieher, die jeweils eine Auflage von 1 100 Exemplaren erreichten, zeigt, wie sehr Werdermann sich in der Begründung seiner theologischen Positionen an 110 Theologie für die Praxis

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den Zeitgeist des Dritten Reichs anlehnte.223 Ganz im Sinne der dialekti- schen Theologie hatte er noch 1933 gefordert, »daß eine Theologie immer ›theozentrische Theologie‹ sein« müsse, und sich dabei besonders auf Karl Barth berufen.224 Wenngleich er diesen Anspruch auch fünf Jahre später aufrechterhielt, blieben angesichts des Kirchenkampfes Hinweise auf Barth oder die dialektische Theologie völlig aus.225 Als neuen Gewährsmann führ- te Werdermann nun unter anderem Houston Stewart Chamberlain an, aus dessen Werk Mensch und Gott er anerkennend zitierte – obwohl dies jeg- liche theologische Konsistenz vermissen ließ.226 Werdermann machte im NS-Staat eine steile Karriere in den Reihen der Deutschen Christen und avancierte zu einem ihrer bedeutendsten Publizi- sten: Er schrieb für das 1936 gegründete Kirchenblatt der radikalen Bre- mer Deutschen Christen Kommende Kirche. Wochenblatt für eine christli- che Kirche deutscher Nation227 und seit 1937 wöchentlich in dem westfä- lischen deutsch-christlichen Sonntagsblatt Evangelische Nachrichten228. 1939 wurde er Mitglied des Eisenacher Instituts zur Erforschung und Be- seitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben, wo er eine religionspädagogische Sektion aufbaute.229 Den Fragen der Rassenpolitik hatte sich Werdermann schon unmittel- bar nach der NS-Machtübernahme zugewandt. In Dortmund, wo er ab 1933 als Professor an der Hochschule für Lehrerbildung tätig war, arbeite- te er zugleich als Referent des rassenpolitischen Amts. Dieses Engagement schlug sich deutlich in der zweiten Auflage von Luther als Erzieher nieder. Werdermann wies hier darauf hin, »daß es uns auch als Christen in Deutschland ganz ernsthaft darauf ankommt, alles Artfremde auszuschei- den, das sich so oft als artschädigend erwiesen hat«.230 Gleichwohl argu- mentierte er erkennbar aus einer defensiven Position, da das Christentum, wie er konzedierte, nicht »arteigen« sei: »Es gibt keinen deutschen Gott und kein deutsches Evangelium und keinen nordischen Christus.« Dieses Man- ko glaubte er indessen überwinden zu können, indem er mit Emphase ein nationalsozialistisch geläutertes, »artgemäßes« Christentum propagierte: Es gebe »aber eine deutsche Art, das Evangelium zu hören und auszu- sprechen […]; es gibt einen nordisch geschauten Christus«. Musikliteratur als Erfolgsprodukt: Gesangbücher und Posaunenhefte »In frischer, lebensvoller Sprache behandelt der Verf[asser] zuerst Luther als Dichter, als Musiker, als echt deutschen Sänger, […], läßt ausführlich Luther zu Worte kommen über den hohen, sittlichen und erzieherischen Wert der Musik, insonderheit des Gesanges, und stellt ihn zuletzt als den großen Volks- und Kunsterzieher hin, an dessen Wort und Lied deutscher Volks- und Kirchengesang zu messen sei.« Mit diesen Worten beschrieb C. Bertelsmann in seiner Werbebroschüre Musica Sacra das bereits zum Lu- ther-Jubiläum 1917 erschienene Werk Luther, der Sänger des deutschen Volkes des Kirchenmusikers Karl Balthasar (1868–1937).231 Die Wieder- entdeckung Luthers, der Ruf nach einer grundlegenden Erneuerung der Musikliteratur als Erfolgsprodukt 111

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Kirchenmusik aus dem Geist des Luthertums gab auch in der Weimarer Zeit im kirchenmusikalischen Programm des Verlags zunächst den Takt vor. Diese Leitlinien entsprachen ganz Heinrich Mohns Absicht, das luthe- rische Profil seines Verlags zu stärken. Einen wichtigen Beitrag zur Popularisierung reformatorischen Liedguts leistete die Reihe Chorgesänge alter protestantischer Meister. Gegründet im Jahr 1926, lieferte sie bis 1929 in schneller Folge Chorsätze von Mel- chior Franck, Heinrich Schütz oder Andreas Hammerschmidt. Als Her- ausgeber der zwölf Bände umfassenden Heftreihe trat der Evangelische Kirchengesangverein für Deutschland auf, der zur Bearbeitung der Chor- sätze den angesehenen Kirchenmusikdirektor und Komponisten Arnold Mendelssohn (1855–1933)232, einen Cousin Felix Mendelssohn-Bartholdys, gewinnen konnte. Die Kooperation mit dem Dachverband evangelischer Kirchenchöre ermöglichte eine hohe Auflage von 6 000 bis 8 000 Exem- plaren pro Heft. Zu Beginn der dreißiger Jahre ließ Heinrich Mohn die Chorgesänge allerdings auslaufen, es erschienen lediglich noch Ergän- zungen zum ersten und vierten Band.233 Im selben Jahr, in dem Heinrich Mohn die Chorgesänge erstmals ver- öffentlichte, betrat er auf einem anderen kirchenmusikalischen Feld ver- legerisches Neuland. 1926 eröffnete die Reihe Hefte der Liturgischen Kon- ferenz Niedersachsens, die als Organ der erst im Herbst des Vorjahres ge- gründeten Liturgischen Konferenz Niedersachsens (LKN) dienten. Die LKN zählte zu den »außerordentlich vitalen Liturgischen Bewegungen« dieser Zeit.234 Angesichts dramatisch sinkender Gottesdienstbesucherzahlen setz- te sie sich die Neubelebung des Gottesdienstes zum Ziel. Das schloß die Kirchenmusik ausdrücklich mit ein, so daß die LKN neben praktisch-theo- logischen Aufsätzen auch kirchenmusikalische Literatur veröffentlichte.235 Programmatisch betonte sie dabei – im Zuge der »Lutherrenaissance« – die Bedeutung lutherischer Theologie und Tradition für die Gestaltung des Gottesdienstes.236 Doch auch Luther-Euphorie und Begeisterung für litur- gische Reformansätze ließen die Reihe nicht zu einem Erfolgsprodukt wer- den. Obwohl die LKN zeitweilig über 500 Mitglieder zählte,237 beschränk- te sich ihr Wirkungskreis zu sehr auf die lutherischen Kerngebiete im nord- deutschen Raum. Erschwerend kam hinzu, daß führende zeitgenössische Liturgiker wie Wilhelm Stählin der LKN schon früh eine gewisse »theolo- gische Unausgegorenheit« bescheinigten.238 Zwar entfiel gerade auf die kir- chenmusikalischen Beiträge der Hefte eine Auflage von immerhin 32 800 Exemplaren – damit bestritten sie mehr als die Hälfte der Gesamtauflage und wurden überdies bis Mitte der dreißiger Jahre nachgefragt239 –, doch trennte sich Heinrich Mohn 1929 von der Reihe. Nach einem kurzen In- termezzo beim Bärenreiter-Verlag – hier erschien lediglich Heft 13 – wan- derte sie schließlich zu Vandenhoeck & Ruprecht. Allerdings räumte auch der Göttinger Verlag den Heften als eigenständige Publikation keine Zu- kunftschance mehr ein. Er ließ nur noch sieben Ausgaben erscheinen, zu- meist in den Beiheften der älteren und etablierten Monatsschrift für Gott- esdienst und kirchliche Kunst.240 Nach der Aufgabe dieser ambitionierten Projekte konzentrierte sich der kirchenmusikalische Programmbereich auf das »Kerngeschäft«: die Pro- 112 Theologie für die Praxis

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duktion von Gesang- und Liederbüchern für kirchliche Vereine und den gottesdienstlichen Gebrauch. Schon seit dem Ausgang des 19. Jahrhun- derts waren die musikalischen Angebote in den deutschen Kirchenge- meinden stetig ausgebaut worden. Allein in Westfalen erhöhte sich die Zahl der Kirchengesangvereine von 16 im Jahr 1895 auf über 100 am Ende des Ersten Weltkriegs.241 Die Expansion der evangelischen Kirchenchorarbeit bot dem Verlag C. Bertelsmann, der seit seinen Anfängen Gesangbücher, Notenblätter und Liederbücher publizierte, sicheren Absatz, zumal Ber- telsmann schon bald nach der Jahrhundertwende die enge Zusammenar- beit mit regionalen und überregionalen Verbänden evangelischer Kir- chenchöre suchte – wie auch das Beispiel der Chorgesänge zeigte. Eine besondere Stellung nahmen nicht nur im religionspädagogischen, sondern auch im kirchenmusikalischen Programm die Publikationen der Familie Zauleck ein. Nach einer grundlegenden Überarbeitung durch Jo- hannes Zauleck erschien 1924 bei C. Bertelsmann eine Neuauflage des tra- ditionsreichen, bereits von seinem Vater 1889 erstmals herausgegebenen Deutschen Kindergesangbuchs für Kirche, Schule und Haus. In welchem Maße sich Zauleck dem väterlichen Erbe verpflichtet sah, war nicht zuletzt an den biedermeierlich-beschaulichen Illustrationen im Stile Ludwig Richt- ers zu erkennen, die vermutlich erst in der 15. Auflage durch vom Realis- mus beeinflußte religiöse Darstellungen Rudolf Schäfers ersetzt wurden.242 Die schlichte, in schwarzem Karton gebundene Ausgabe des Kindergesang- buchs wurde zu einem Bestseller: Bis 1941 erschienen etwa 1,1 Millionen Exemplare. Einen vergleichbaren Erfolg erreichte allein Zaulecks Reihe Weihnach- ten im Kindergottesdienst, die schon seit 1912 mit Empfehlungen zur li- terarischen, musikalischen und homiletischen Ausgestaltung des Kinder- gottesdienstes erschien. Ergänzend dazu wurden sechs Textblätter mit po- pulären Weihnachtsliedern wie »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit« geliefert, die nicht nur im Kindergottesdienst, sondern auch bei anderen Festgottesdiensten in der Weihnachtszeit Verwendung fanden und bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs eine Auflage von über 1,4 Millionen er- reichten. Darüber hinaus publizierte Zauleck Stimmet ein, groß und klein. Geistliches Liederbuch zum Gebrauch für christliche Vereine, das seit 1925 in zwei Ausgaben erschien und – erweitert durch Noten- und Textblätter – bis 1930 eine Auflage von etwa 82 000 Exemplaren erzielte. Einen hohen Absatz konnte auch die seit 1927 erscheinende Liederflugblattsammlung Wir singen verzeichnen. Dabei handelte es sich um eine kleine Heftreihe mit Liedern zur Reformations- und Erntezeit, für die Weihnachtszeit sowie Trostlieder bei Krankheit und Tod, deren Gesamtauflage 110 000 Exem- plare betrug. Gegen Ende der zwanziger Jahre geriet ein traditioneller kirchenmusi- kalischer Programmbereich C. Bertelsmanns ins Schwanken, der Gesang- buchmarkt. 1929 beschlossen die westfälische und die rheinische Provin- zialsynode, ein neues Gesangbuch in ihren Gemeinden einzuführen, um die rasche Fortentwicklung hymnologischer Forschung besser berück- sichtigen zu können.243 Diese Maßnahme zielte zugleich auf eine Verein- heitlichung des Gesangbuchwesens; nicht wenige Regionen kultivierten re- Musikliteratur als Erfolgsprodukt 113

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ligiöse Sondertraditionen und hielten auch nach der Einführung des rhei- nisch-westfälischen Gesangbuchs von 1893 an ihren angestammten Lie- dern fest. Zu den Regionen, die ihr Sondergut aufgeben mußten, gehörte auch Minden-Ravensberg. Diese Entscheidung sollte für C. Bertelsmann wirtschaftliche Konsequenzen haben. Denn die Übertragung des »Gesang- buchprivilegs« aus dem Jahr 1850, das dem Verlag die alleinigen Druck- und Vertriebsrechte am Minden-Ravensberger Gesangbuch sicherte, auf das neue Evangelische Gesangbuch für Rheinland und Westfalen erwies sich als unmöglich. Zwar legte Bertelsmann dem Gesangbuchausschuß beider Provinzialsynoden 1930 ein überaus durchdachtes, gut kalkuliertes Angebot vor,244 doch ging der Zuschlag an die Dortmunder Verlagsbuch- handlung W. Crüwell. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war ver- mutlich, daß Crüwell schon seit 1893 die Druckrechte für das rheinisch- westfälische Gesangbuch besaß,245 die dem Unternehmen nicht ohne wei- teres wieder entzogen werden konnten. Für die ohnehin magere wirt- schaftliche Bilanz des theologischen Programmbereichs bei C. Bertelsmann bedeutete der Verlust des Druckauftrags empfindliche finanzielle Ein- bußen. Noch zwischen 1926 und 1930 hatte der Gütersloher Verlag etwa 20 000 Gesangbücher in unterschiedlichen Ausgaben hergestellt. Größere finanzielle Defizite konnten nur verhindert werden, weil der Gesangbuchausschuß C. Bertelsmann wenigstens den Auftrag erteilte, die Buchbinderarbeiten der für Minden-Ravensberg bestimmten Gesang- bücher zu übernehmen. Im März 1930 versuchte Vertriebsleiter Fritz Wix- forth, dem Verlag zusätzlich das Bindegeschäft für den gesamten Regie- rungsbezirk Münster oder zumindest die Regionen, die an Minden-Ra- vensberg grenzten, zu sichern. Diesen Vorschlag lehnte der Ausschuß ab, überließ dem Verlag jedoch die Schulausgabe des Gesangbuchs zum Bin- den. Mit dieser Lösung zeigte sich Wixforth »außerordentlich zufrieden«; die Buchbinderei sei auf das Gesangbuchgeschäft angewiesen, wenn Ent- lassungen des Stammpersonals verhindert werden sollten.246 Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war diese Sparte – wie das kirchenmusikalische Programm insgesamt – zunächst kaum Re- striktionen ausgesetzt. Das änderte sich mit Ausbruch des Zweiten Welt- kriegs grundlegend. Nun verweigerte die Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels, zu deren Aufgabe die Verteilung von Papierkontingenten für den Bereich der Reichsschrifttumskammer gehörte, die Freigabe von Pa- pier. Vordergründig machte sie die Umstellung auf die Kriegswirtschaft für diese Maßnahme geltend, doch waren für diese Entwicklung auch politi- sche Überlegungen verantwortlich. 1940 informierte Reichskirchenmini- ster Hanns Kerrl Mitarbeiter des Evangelischen Oberkirchenrats darüber, daß »die große Anzahl sog. Judaismen, aber auch die z. T. inhaltlich gänz- lich überholten Kirchengebete leicht zu politischen Schwierigkeiten führen«, weshalb Anträge auf Papierzuteilung oft abschlägig entschieden würden.247 In Westfalen spitzte sich die Situation – im Unterschied zu an- deren Landeskirchen – jedoch erst 1941 zu. Nachdem im Frühsommer die Freigabe des notwendigen Dünndruckpapiers für das rheinisch-westfäli- sche Gesangbuch endgültig abgelehnt worden war, wandte sich im Sep- tember Gerhard Steinsiek an den Präses der westfälischen Provinzialsyn- 114 Theologie für die Praxis

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ode, Karl Koch. Um zu vermeiden, daß einzelne Verlage unentwegt neue Papierzuteilungen bei der Wirtschaftsstelle beantragten, die diese ohnehin nicht zu genehmigen gedenke, müsse das Reichskirchenministerium stär- keren Einfluß auf die Papierbewilligung nehmen. Da es hoffnungslos sei, sich direkt an die Berliner Behörde zu wenden, seien die evangelischen Konsistorien und der Evangelische Oberkirchenrat als vermittelnde In- stanzen einzuschalten.248 Wenngleich Steinsiek erkannte, welche Institu- tionen zu einer Verbesserung der Situation auf dem theologischen Buch- markt überhaupt beitragen konnten, überschätzte er doch den Gestal- tungswillen des Reichskirchenministeriums. Koch ließ denn auch in seiner Antwort keinen Zweifel daran aufkommen, daß Steinsieks Vorschlag kaum Erfolgsaussichten besaß. Fast flehentlich schloß er sein Schreiben: »Doch soll das nicht bedeuten, dass wir nun aufhören. Gebe Gott, dass man doch endlich ein Einsehen hat«249 – eine vergebliche Hoffnung, wie sich her- ausstellte. Die Produktion von Gesangbüchern mußte 1941 von C. Bertels- mann aufgegeben werden. Zu den Besonderheiten des kirchenmusikalischen Programms gehörte die Posaunenliteratur von Eduard und Johannes Kuhlo. Noch 2001 er- schien im Gütersloher Verlagshaus, dem Nachfolger des theologischen Buchverlags C. Bertelsmann, eine Neuauflage ihres Posaunenbuchs. Der Klassiker der Posaunenmusikliteratur erreichte damit die 52. Auflage – und kaum ein Liederbuch prägte das kirchenmusikalische Profil C. Bertels- manns stärker. Daß Posauenchöre – die als Eigentümlichkeit des deutschen Protestan- tismus gelten können – ein großes Entwicklungspotential besitzen, hatte bereits Heinrich Bertelsmann erkannt. Im Jahre 1871 ermöglichte er dem Gohfelder Pastor Eduard Kuhlo (1822–1891) die Veröffentlichung eines schmalen Posaunenhefts. Wie sehr der Bedarf an Liederbüchern gestiegen war, zeigte sich in der folgenden Zeit. Nur ein Jahr später mußte eine über- arbeitete und erweiterte Auflage herausgegeben werden, denn die Posau- nenchöre zogen immer mehr junge Männer in ihren Bann. Sie trafen sich meist wöchentlich, um gemeinsam zu musizieren, und brachten ihre Kün- ste in Gottesdiensten, Gemeindeveranstaltungen, aber auch zu »vaterlän- dischen« Gedenktagen wie dem Sedans-Tag zu Gehör. Im Februar 1873 entschied der Gauverband der Minden-Ravensberger Posaunenchöre schließlich, ein »gemeinsames Heft von Chorälen und an- deren Stücken« bei C. Bertelsmann herstellen zu lassen.250 Es war die Ge- burtsstunde des Posaunenbuchs, das erstmals 1881 in einer Auflage von 2 000 Exemplaren erschien,251 in den zwanziger Jahren allmählich auf vier Bände erweitert wurde und bis 1941 eine Gesamtauflage von 136 000 Ex- emplaren erreichte. Seine Bedeutung für die weitere Entwicklung der Po- saunenchöre ist kaum zu überschätzen, denn erst ein Liederbuch mit Hin- weisen zum Erlernen des Posaunenspiels schuf die organisatorische Grundlage für die planmäßige Ausbreitung der Chöre. So stieg deren Zahl in Minden-Ravensberg seit etwa 1870 stark an und erreichte im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt.252 Zu gesellschaftlicher Akzeptanz außerhalb des engen protestantischen Milieus gelangten die Posaunenchöre aber erst durch Johannes Kuhlo Musikliteratur als Erfolgsprodukt 115

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(1856–1941), den ältesten Sohn Eduard Kuhlos. Er gründete in seiner Schulzeit den Posaunenchor am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium in Gü- tersloh, und damals begann auch seine Zusammenarbeit mit C. Bertels- mann.253 Die »Ära Kuhlo« sollte über Verlegergenerationen hinweg bis zu seinem Tod 1941 bestehen. Die Angestellten nannten ihn liebevoll »Onkel Hans«, und auch Heinrich Mohn war ihm freundschaftlich verbunden.254 Kuhlos kirchenmusikalische Publikationen enthielten neben geistli- chem Liedgut immer auch Vaterlands- und Marschlieder, die dem jeweili- gen politischen Zeitgeist geschickt angepaßt waren. Das zeigte sich zu- nächst im Posaunenbuch III. Es lag bereits vor Beginn des Ersten Welt- kriegs als Manuskript vor, konnte aber erst 1921 bei C. Bertelsmann er- scheinen.255 Noch ganz vom Geist der Wilhelminischen Epoche geprägt, enthielt es Vaterlands- und Kriegslieder, die die Zeit der Befreiungskriege feierten, darunter »Der Gott, der Eisen wachsen ließ« oder auch den »Zap- fenstreich«.256 Wie alle übrigen Posaunenbücher wurde auch der dritte Band zu einem Publikumserfolg und erreichte zwischen 1924 und 1937 eine Auflage von 64 400 Exemplaren. Seine publizistischen Aktivitäten vermochte Kuhlo jedoch erst nach sei- ner Pensionierung vom Amt des Vorstehers der westfälischen Diakonen- anstalt Nazareth in Bielefeld-Bethel 1923 voll zur Entfaltung zu bringen. Weiterhin galt sein zentrales Interesse der Marschmusik. Bereits 1924 ver- öffentlichte er Im gleichen Schritt und Tritt. 66 Marschlieder für Posau- nenchöre, einen schmalen Band, der bis 1931 eine Auflage von 24 250 Ex- emplaren erzielte. Das 1927 herausgegebene Trostgeleit. Posaunen=Mu- sik bei Beerdigungen und am Volkstrauertage kam mit Ergänzungen auf eine Auflage von 8 300 Exemplaren. Unter der Rubrik »Am Volkstrauerta- ge. Unterwegs zu Heldengräbern oder zum Gedenkstein« fanden sich ne- ben Trauermärschen von Franz Schubert und Georg Friedrich Händel Lie- der, die den Heldentod im Krieg verherrlichten (etwa »Kein schön’rer Tod ist in der Welt«). 1928 und 1933 traten zwei weitere Marschhefte hinzu, von denen insgesamt 16 200 Exemplare aufgelegt wurden. Wenngleich Kuhlo die Weimarer Republik skeptisch-distanziert be- trachtete, hielt er sich mit öffentlichen politischen Äußerungen zunächst zurück. Eine Wende brachte erst die Reichspräsidentenwahl 1932. Öffent- lich erklärte der nun 77jährige Kuhlo: »Ich ehre Hindenburg und wähle – Hitler.«257 Dieses politische Bekenntnis des als »Posaunengeneral« be- kannten Kuhlo löste einen Skandal aus. Zahllose Protestbriefe erreichten seinen ehemaligen Vorgesetzten, den Leiter der Betheler Anstalten und späteren Reichsbischof Friedrich von Bodelschwingh. Dieser trat Kuhlo nicht öffentlich entgegen, sondern gab lediglich brieflich seiner Sorge Aus- druck, Kuhlos Wahlkampfhilfe könne als »offizielle Äusserung aus Bethel« verstanden werden.258 Die NSDAP schlug denn auch aus Kuhlos Unter- stützung politisches Kapital. In ganzseitigen Zeitungsanzeigen warb sie 1932 unter den »ernsten Christen« um Stimmen für die Wahl Adolf Hit- lers – und zitierte dabei ausführlich aus Kuhlos Aufruf.259 Nach diesen Ereignissen war es wenig überraschend, daß Hitlers Machtübernahme Kuhlos volle Unterstützung fand. In einem Schreiben an den Bertelsmann-Autor Karl Wentz rühmte er sich, er habe seit der Reichs- 116 Theologie für die Praxis

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präsidentenwahl mit seiner Frau täglich für Hitler gebetet, den »Retter aus der Not zur Erneuerung unseres Vaterlandes«.260 Der politische Machtwechsel sollte sich umgehend auf das kirchenmu- sikalische Programm C. Bertelsmanns auswirken. Vermutlich im April 1933 eröffnete Kuhlo dem Verlag seinen Plan, das Horst-Wessel-Lied in der kleinen Reihe Notenblätter für Posaunen- und gemischte Chöre zu veröf- fentlichen, um auch die Posaunenchöre in die Lage zu versetzen, dieses SA-Kampflied zu spielen. Wie es schien, hatte Gerhard Steinsiek keine prin- zipiellen Einwände, empfahl Kuhlo aber dringend, bei der NSDAP Erkun- digungen einzuholen, ob der Abdruck des Textes erlaubt sei. Am 4. Mai 1933 wandte sich Kuhlo in der Angelegenheit an den Münchner Verlag Franz Eher und erhielt schon am 16. Mai einen positiven Bescheid. Nur elf Tage später versandte er das Manuskript für einen vierstimmigen, selbst arrangierten Satz des Horst-Wessel-Liedes.261 Dieser erschien noch im sel- ben Jahr in einer Auflage von 2 000 Exemplaren und fand auch 1934 mit 5 000 und 1936 mit 3 000 Stück einen respektablen Absatz.262 Bereits fünf Monate nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler kam es zu einer Begegnung Kuhlos mit dem »Führer« in dessen Feriendomizil, dem Obersalzberg. Auf Vermittlung eines Neffen, der dort als Gartenar- chitekt beschäftigt war, spielte Kuhlo Hitler zu später Abendstunde Choräle von Bach sowie Vaterlands- und Volkslieder vor. Ohne den geringsten Zwei- fel an Hitlers christlicher Gesinnung zu hegen, resümierte er emphatisch: »Unser hochmusikalischer Führer hat ganz still gelauscht und sich daran erbaut.«263 Als der Reichskanzler den Obersalzberg verließ, blies Kuhlo zum Abschied das Soldatenlied »Setzt zusammen die Gewehre«.264 Kuhlo, seit dem 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP265, war mit diesem Auftritt in Parteikreisen zu einigem Ansehen gelangt. Die Bielefelder Kreisleitung bat ihn, Posaunenchöre für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, er kor- respondierte mit führenden Männern des NS-Regimes wie Joseph Goeb- bels, Rudolf Heß und Hitlers Chefadjutanten Wilhelm Brückner.266 Zu Kuh- los 80. Geburtstag sandte der »Führer« ein Glückwunschtelegramm.267 Die Auseinandersetzungen um die Autonomie der evangelischen Kir- che, den bald nach der Machtübernahme einsetzenden Kirchenkampf, lehnte Kuhlo indes vehement ab. Im November 1933 rief er Friedrich von Bodelschwingh dazu auf, Ludwig Müller anzuerkennen und als »Brücken- bauer« zur Beilegung des Konflikts zwischen den protestantischen Grup- pen beizutragen: »Alle, die sich zum Herrn Jesus u. s. Worte rückhaltlos bekennen – u. zwar in allen Lagern – die müssen sich zusammentun (laut Joh. 13, 14) u. gemeinsam ihren Mann stehen gegen alle die, welche un- sern Herrn Jesum nicht lieb haben (1. Cor. 16, 22), sondern Ihn und sein Wort verwerfen und bekämpfen.« Hier zeigte sich auch, daß Kuhlo die Ur- sachen des Kirchenkampfs völlig verkannte. Mit den Gegnern des Chri- stentums identifizierte er keineswegs die nationalsozialistische Kirchen- politik, sondern vielmehr die Juden. Unter Berufung auf Hitlers Mein Kampf legte Kuhlo dar, daß es letztlich nur jüdischen Interessen dienen könne, wenn die völkische Bewegung durch religiöse Auseinandersetzun- gen geschwächt werde.268 Diese geradezu abenteuerlich anmutende Deu- tung verweist auf die zentralen Elemente seines Politikverständnisses: tief- Musikliteratur als Erfolgsprodukt 117

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sitzende antisemitische Ressentiments und rückhaltloses Vertrauen in die Obrigkeit. Zum Zeichen seiner loyalen Haltung gegenüber dem NS-Regime trug Kuhlo nach seinem Beitritt zur NSDAP schließlich auch das Parteiabzei- chen selbstbewußt und stolz am Revers. Seiner Bewunderung für den Reichskanzler verlieh er zuletzt in einem Liederbuch unmittelbaren Aus- druck. In dem 1935 erscheinenden Schütz-Heft für Posaunen- und ge- mischte Chöre, das eine Auflage von 5 500 Exemplaren erreichte, formte er den 21. Psalm zur Feier des »Führer«-Geburtstags in eine Hymne auf Hitler um: »Hoch freut sich der Führer, Herr Gott, in Deiner Kraft; er ist von Herzen fröhlich, daß Du ihm Hilfe schaffst. Tu willig ihm gewähren all sein Bitt und Begehren, gib ihm seines Herzens Wunsch!«269 Beate von Miquel, Trutz Rendtorff 118 Theologie für die Praxis

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4 »Bekenntnis zum deutschen Menschen« Bertelsmann entdeckt die »Schöne Literatur« Die »Schöne Literatur« Die Krisenjahre der Weimarer Republik mit ihren politischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen stellten auch den Buchmarkt vor erhebliche Probleme. Die Instabilität des Marktes und die Verunsiche- rung der Buchbranche fanden ihren Ausdruck in heftigen Auseinander- setzungen zwischen Verlegern, Buchhändlern und Autoren. Unmittelbar nach dem Krieg wurden Sozialisierungsforderungen laut, die inflations- geschädigten Schriftsteller pochten auf Mitbestimmung und höhere Honorare, der »Teuerungszuschlag« entzweite den herstellenden und ver- treibenden Buchhandel, die Warenhäuser und insbesondere die Buchge- meinschaften wurden als existenzgefährdende Konkurrenz betrachtet. Die Diskussionen kulminierten gegen Ende des Jahrzehnts im Schlagwort von der »Bücherkrise«, die den veränderten Stellenwert des Mediums Buch in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft thematisierte.1 Auf der Suche nach neuen Lesern: Der belletristische Buchmarkt in den zwanziger Jahren Im Jahr 1918 hatte die Zahl der Buchhandelsunternehmen (Verlage und Sortimente) 9 262 betragen, sie überschritt in der Inflationshektik vorü- bergehend die Zehntausendermarke, sank danach jedoch bis 1932 konti- nuierlich auf einen Stand von 8868 ab. Der weitaus größte Teil dieser Fir- men bestand aus kapitalschwachen Klein- und Kleinstbetrieben. Nur 429 Verlage produzierten 1930 mehr als zehn Titel. Ein ähnliches Bild bietet die Produktionsstatistik: Die Zahl der jährlichen Neuerscheinungen sank im Verlauf des Ersten Weltkriegs bis auf etwa 40 Prozent des letzten Vor- kriegswerts. Ein überraschend schneller Wiederanstieg sorgte dafür, daß bereits 1921 der Vorkriegsstand übertroffen wurde. Nach dem Inflations- absturz von 1924 wurde 1927 der Kulminationspunkt mit 31 026 Titeln (davon 24 866 Neuerscheinungen) erreicht, dann schrumpfte der Titelaus- stoß mit der Weltwirtschaftskrise 1932 um fast ein Drittel auf 21 452 Titel (davon 18 077 Neuerscheinungen). Dabei konnte sich die Sachgruppe Re- ligion und Theologie, deren Anteil zwischen 1908 und 1920 deutlich zurückgegangen war, insgesamt stabilisieren, ja einen höheren Stellenwert erlangen. Stärkeren Schwankungen unterlag die »Schöne Literatur«, die zwischen spekulativer Überproduktion und Absatzstockungen pendelte. Ihre Preise wurden vielfach als überhöht kritisiert. Eine Sonderentwick- lung steter Zunahme machte der sehr vielgestaltige Zeitschriftenmarkt durch. Allein zwischen 1924 und 1927 wuchs die Zahl der Wochen- und Monatsschriften von 5 061 auf 6 860. Auch sie banden als Konkurrenten des Buches eine beträchtliche Kaufkraft. Die »Schöne Literatur« 119

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Die Notwendigkeit, neue Märkte und Vertriebswege für das Buch zu er- schließen, stand außer Zweifel. Nach dem Zusammenbruch des Kaiser- reichs war die wichtigste Käuferschicht, die jahrzehntelang für gesicher- ten Absatz der Buchproduktion gesorgt hatte, ihres Status, ihres Prestiges, ihres Einkommens und damit ihrer Kaufkraft weitgehend beraubt: das Bil- dungsbürgertum. Diesem »gebildeten Mittelstand« gehörten die Verleger und Sortimenter ebenso an wie ihre Autoren und der weitaus größte Teil ihrer Käufer und Leser. Seine Dezimierung und Verarmung wurde durch die Inflation nochmals beschleunigt.2 Gleichzeitig gewann ein »neuer Mit- telstand« an Bedeutung: die etwa 3,5 Millionen Angestellten, davon ein Drittel Frauen. Von Siegfried Kracauer als »geistig obdachlos«3 bezeich- net, orientierten sie sich zwar weithin an bürgerlichen Kulturnormen, ver- fügten jedoch für Bücher über sehr wenig Spielraum in ihrem Budget. Während der herkömmliche Buchhandel sie weitgehend ignorierte, waren sie wichtigste Adressaten der Buchgemeinschaften, für deren »fabelhaften Aufstieg« Zeitgenossen nur eine Ursache sahen: »Das billige Buch im nor- malen Format, sauberen Druck auf holzfreiem Papier, möglichst in Halb- leder gebunden«.4 Tatsächlich erzielte dieses neue Unternehmenskonzept einer »Organisierung der Produktion durch Organisierung des Konsums« frappierende Erfolge. Bereits 1916 war die Deutschnationale Hausbüche- rei des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbands gegründet worden. Diese »Angestelltengewerkschaft« war strikt national, antiliberal, antiso- zialistisch und antisemitisch geprägt. Nach dem Krieg folgten ihr 1919 der konservativ-bildungsbeflissene Volksverband der Bücherfreunde, 1924 die besonders erfolgreiche Deutsche Buchgemeinschaft (sie zählte 1929 über 400 000 Mitglieder) und die Büchergilde Gutenberg. Sie und zahlreiche weitere Buchgemeinschaften, die insgesamt deutlich über eine Million Mit- glieder repräsentierten, deckten mit meist klarer ideologischer Prägung das gesamte politische Spektrum vom Anarcho-Syndikalismus und Kom- munismus bis zu den drei großen Konfessionen ab. Ihren Mitgliedern, zum großen Teil Angestellten, mittleren Beamten und sozialen Auf- und Ab- steigern des »neuen Mittelstandes«, wurden neben traditionellem Bil- dungsgut sowohl weltanschauliche Orientierung wie anspruchslose Unter- haltungslektüre angeboten. Der etablierte Buchhandel und seine Standesorganisation reagierten zunächst überheblich auf diese immer mächtigere Konkurrenz, mußten je- doch spätestens nach der Währungsreform 1923 erkennen, daß hier nicht nur neue Käuferschichten erreicht, sondern auch die bisherigen abgewor- ben wurden. Nun galten nicht allein die eigenen Marktanteile als gefähr- det, sondern die wirtschaftliche Existenz der Branche als bedroht, doch waren die Gegenmaßnahmen wie Prozesse, Boykottaufrufe und »Schwarze Listen«, zum Teil mit antisemitischem Unterton, wenig erfolgreich. Ab 1927/28 wurde diese Konfrontation endlich durch unternehmerische Ge- genstrategien einzelner Verleger abgelöst, die preiswerte Massenausgaben in hohen Auflagen riskierten. Allerdings galten der etablierten Branche die Buchgemeinschaften nur als ein – freilich besonders unerfreuliches – Symptom der generellen »Bücherkrise«, die ihrerseits bald als Teil einer umfassenden Kulturkrise 120 Die »Schöne Literatur«

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verstanden wurde. Das Jahr 1926 bezeichnete, so jedenfalls die »Bemer- kungen zur Bücherkrise« des Verlegers Samuel Fischer, »einen Höhepunkt der Wirtschaftskrise und eine unheimliche Stille auf dem Büchermarkt«.5 Der Grandseigneur der Branche konstatierte die Entbehrlichkeit des Buches gegenüber anderen Vergnügungen und Zerstreuungen wie Film und Sport im »Chaos einer lebensgierigen Welt«. Der »demokratische Staat mit seinen ausgleichenden Tendenzen« fördere zwar ein »neues Gemein- schaftsgefühl«, aber auch die grassierende Aktualitätssucht gerade im schöngeistigen Bereich: »Das Buch, das die Kraft und die Mission einer inneren Bindung in sich trägt, ist heute der großen anonymen, unorgani- schen Gemeinschaft führerlos preisgegeben.«6 Ähnlich kritisierte der Ver- leger Kurt Wolff in einem offenen Brief »die auf dem deutschen Bücher- markt eingerissene Unsitte des fast ausschließlichen Konsums von ›Novitäten‹. Wer noch Bücher kauft, fragt zuerst und nur, was es ›Neues‹ gibt. Das vor sechs oder zehn Monaten erschienene Buch, das der Käufer nicht gelesen, ist uninteressant, weil es nicht ›Novität‹ ist.«7 Deutlicher noch beklagten verschiedene konservative Verleger wie Felix Meiner und Eugen Diederichs, daß die deutsche Kultur der Vorkriegszeit von einer westlichen Zivilisation abgelöst worden sei. »Rückwärtsge- wandtheit, Volkstümelei und ein verquaster Mystizismus – das waren die einzigen Antworten, die viele Vertreter des deutschen Buchhandels der Weimarer Republik auf Absatzrückgang, Änderung des Leseverhaltens und die neue Konkurrenzsituation durch Film und Rundfunk fanden.«8 Dieses Mißtrauen gegen Modernisierung und Kommerzialisierung der Kultur, ge- gen Pluralismus, Liberalismus und Demokratie, das Carl von Ossietzky als »geistig-politisches Rückschrittlertum« des Buchhandels tadelte9, war durchaus repräsentativ für den gesamten Berufsstand. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels selbst tat dies ostentativ kund, als er bei den Festlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum der Standesorganisation in Leipzig 1925 nur die Flagge des Kaiserreichs, nicht aber die schwarz-rot- goldene der Republik hissen ließ. Hinter dem kulturpessimistischen Unbe- hagen daran, daß der Warencharakter des Buches nun in aller Deutlich- keit im Vordergrund stand, steckte bei vielen Verlegern, Sortimentern (und ihren Autoren) auch die Abneigung gegen Berlin, die Verkörperung der mo- dernen Großstadtzivilisation, verbunden mit dem Lob der Provinz, der hei- matlichen »Scholle«. Nur der flüchtige Blick auf den Buchmarkt der zwan- ziger Jahre kann liberale Verlage wie S. Fischer, Rowohlt, Kiepenheuer oder Ullstein, die sich an ein urbanes Publikum richteten, als repräsenta- tiv für die Signatur der Zeit einschätzen. Weit größere kommerzielle Er- folge erzielten konservativ-nationale Unternehmen wie die Hanseatische Verlagsanstalt, Albert Langen/Georg Müller, Westermann oder Stalling, de- ren Zielgruppen eher im kleinstädtischen Mittelstand, bei Lehrern, Beam- ten und Angestellten lagen. Vor allem der »Jungbuchhandel« hatte die Zeichen der Zeit erkannt. Seine Vertreter plädierten für offensive Absatzstrategien und Vertriebsfor- men. Wilhelm Stapel wagte 1930 die Prognose: »Wir befinden uns zur Zeit (biologisch gesprochen) in einer ›Aufspaltung des Verlagswesens‹ in große Betriebe, die vom Absatz aus denken, und in kleine Unternehmungen, die Der belletristische Buchmarkt 121

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von der Qualität der Produktion aus denken. Wenn der ›Anpassungssturm‹ dieser Jahre durchgekämpft sein wird, so wird man dort die großen, ra- tionalisierten Buchwarenhäuser sehen, die gute Geschäfte machen, hier aber den vornehmen Kreis kleiner Verleger, deren Arbeit die Geistesge- schichte verzeichnen wird. Ihr kleineres Geschäft wird kompensiert durch die größere Ehre, durch den höheren sozialen Rang.«10 Als Ausweg aus der Krise, zugleich als zentrale volkserzieherische Aufgabe der Branche plädierte der Jungbuchhandel für »wenig Verlagswerke in großen Aufla- gen bei rationeller Betriebsausnützung (d. h. verringerten Spesen) zu bil- ligsten Preisen«.11 Dies ist nichts anderes als die präzise Definition der nun einsetzenden »Volksausgaben«. Die Bücherkrise der Weimarer Republik war im wesentlichen eine Kri- se der traditionellen Käuferschichten sowie der etablierten Vertriebswege und Absatzstrategien – sie betraf die Höhenkamm- und die Unterhal- tungsliteratur, kaum dagegen die wissenschaftliche und fachspezifische Li- teratur. Doch sie erwies sich zugleich als große Chance für ein wagemuti- ges Unternehmertum, das erstmals gezielte Produktwerbung für die Ware Buch einsetzte, unkonventionelle Marketingideen einbrachte und so durch Massenabsatz neue Käuferschichten jenseits des Bildungsbürgertums er- schloß. Ein Vorreiter dieses Verlagskonzepts war Adalbert Droemer, Teil- haber des Berliner Verlags Th. Knaur Nachf. Der Praktiker des Vertriebs hatte lange Jahre als Verlagsvertreter die deutschen Sortimente bereist und kannte deren Bedürfnisse genau. Ab März 1927 erschien dort, von keinem Geringeren als Thomas Mann ediert und eingeleitet, die Reihe Romane der Welt. Sie waren gediegen in Leinen gebunden, wurden vor allem in Kauf- häusern vertrieben und kosteten mit 2,85 Reichsmark nur etwa die Hälfte des Originalpreises oder weniger.12 Auch Samuel Fischer übernahm nach langem Zögern mit der überwältigend erfolgreichen Volksausgabe von Thomas Manns Buddenbrooks Droemers Konzept: Die ungekürzte Edition kam im November 1929 für ebenfalls 2,85 Reichsmark auf den Markt und erreichte 1933 schließlich 1,16 Millionen Exemplare.13 Heinrich Mohn und sein Vertriebsleiter Fritz Wixforth haben sicher die Buchhandelsdebatten der Zeit genau verfolgt. Unmittelbar war ihr Terrain betroffen durch die Evangelische Buchgemeinschaft, die Anfang 1925 aus Privatbesitz in die Trägerschaft der Deutschen Zentralstelle zur Förderung von Volks- und Jugendlektüre überging, hinter der die Vereinigung Evan- gelischer Buchhändler stand. Die Gründung des Christlichen Erzählers ist zweifellos auch in diesem Zusammenhang zu sehen. Doch hat der vor- sichtige Mohn nach dem Anfangserfolg dieser Zeitschrift einige Jahre ver- streichen lassen, ehe er sich entschloß, dem Vorbild Droemers zu folgen und sein Glück auf jenem Massenmarkt zu versuchen, der den Buchge- meinschaften so viel Erfolg bescherte. Die Voraussetzungen dafür waren günstig. Denn Bertelsmann war nicht mehr nur eine Provinzfirma, die erbauliche Literatur produzierte, sondern zählte im Jahr seiner verlegerischen Neuorientierung bereits zu den um- satzstärksten Verlagsunternehmen Deutschlands. Eine Statistik des deut- schen Verlagsbuchhandels für 192714 zählt jene 187 Firmen auf, die in die- sem Jahr mehr als 30 Neuerscheinungen herausbrachten. An der Spitze 122 Die »Schöne Literatur«

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stehen die Wissenschafts-, Fach- und Schulbuchverlage Teubner, Springer, Diesterweg, Heymanns’, Velhagen & Klasing, de Gruyter, Reclam, Hillger, Quelle & Meyer sowie der Jugendbuchverlag Enßlin & Laiblin. C. Bertels- mann findet sich auf Platz 36 mit 105 Neuerscheinungen (gegenüber 77 im Jahr 1913). Das Unternehmen rangiert damit zwar knapp hinter dem fi- nanzstarken Belletristikverlag Ullstein (Platz 31), dem Literaturverlag S. Fi- scher (Platz 32) sowie der evangelisch-theologischen Firma J.C.B. Mohr in Tübingen (Platz 30). Doch es steht vor so profilierten Verlagen wie C.H. Beck (Platz 39), Insel (Platz 40) und Cotta (Platz 41) sowie vor den po- tentiellen Belletristikkonkurrenten Westermann (Platz 45), Diederichs (Platz 63) und Th. Knaur (Platz 84). Auch wenn diese Rangliste nur eine Momentaufnahme der Novitäten, nicht der Auflagenhöhen bietet, so zeigt sie doch das Marktpotential des Gütersloher Hauses. Kaum zu überschät- zen ist in diesem Zusammenhang auch ein wesentlicher Vorteil gegenüber vielen reinen Verlagsunternehmen: Die Firma C. Bertelsmann verfügte über eine leistungsfähige Druckerei und Buchbinderei, die langjährige Er- fahrungen bei der Produktion von Massenauflagen besaßen. Der Erfolg der »Brotartikel«: Heinrich Mohn modernisiert das Unternehmen Die Modernisierung des Unternehmens Heinrich Mohn hat kaum jemals explizit über seine verlegerische Konzep- tion gesprochen. Die wichtigste Ausnahme ist eine Niederschrift aus dem Jahr 1941, dem finanziell erfolgreichsten Jahr seines Wirkens. Um dro- hende Kriegsgewinnabgaben zu minimieren, wollte er den Behörden die Blüte des Unternehmens nicht als Ergebnis der besonderen Kriegsbedin- gungen darstellen, sondern als Folge langfristiger Strategie, die sich erst jetzt amortisiere. Seine Erfolgsgeschichte beginnt er demnach 1921 mit der Übernahme der Verantwortung für das Haus C. Bertelsmann, das noch im Stil des 19. Jahrhunderts geführt wurde und dringend einer umfassenden Moderni- sierung bedurfte: »Schon bald wurde mir klar, dass der technische Betrieb überaltert und in keiner Weise voll eingesetzt war, dass ferner der Verlag an zu kleinen Durchschnittsauflagen krankte. Sollte eine Entwicklung der Firma nach Umsatz und Ertrag eintreten, so musste vor allen Dingen ge- sorgt werden, dass grössere und grösste Auflagen erzielt wurden. […] Zu- dem war seit Jahrzehnten die Betriebsbuchhaltung zurückgeblieben. Die Kalkulation fusste noch auf Berechnungen, die etwa 40 Jahre zurückla- gen.«15 Heinrich Mohn, ein betriebswirtschaftliches Naturtalent, analy- sierte die innerbetrieblichen Finanzflüsse und stellte die altväterliche Ko- sten- und Gewinnberechnung einzelner Titel auf objektivierbare Grundla- gen: Ausgerichtet an den Tarifen des graphischen Gewerbes, kalkulierte er im Betrieb produzierte Warenwerte und erfaßte damit Kosten und Gewin- ne dieser Werte in den Unternehmensbereichen der Fertigung (Druckerei und Binderei) und des Verlags (Lager und Auslieferung). Damit wurden Ra- tionalisierungsmöglichkeiten erkennbar. An die Stelle der handschriftlichen Produktionsbögen für jeden Titel tra- Die Modernisierung des Unternehmens 123

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ten ab 1924 maschinenschriftliche Herstellungslisten, die nun die ganze Jahresproduktion erfaßten. Ihre Folge erstreckt sich bis in die fünfziger Jahre. Ebenfalls 1924 setzten in Heinrich Mohns schwarzgrünem Stati- stikbuch, jener persönlichen Kladde, die mit einem Ergänzungsband noch bis in die Nachkriegszeit reicht, die ersten Eintragungen ein.16 Unerbittli- che Sparsamkeit zeichnet das handschriftlich geführte Buch aus – es er- scheint als Labyrinth von Berechnungen, in dem unablässig vor- und zurückgeblättert werden muß, will man deren Fortgang verfolgen. Mohn strukturierte die Jahresproduktionen nach einzukalkulierenden Lagerzei- ten und erfaßte den jährlichen Absatz der Produktgruppen. Aus dem Un- ternehmen, das einzelne Titel betreute, machte er eines, das strategisch plante und kalkulierte. Das Verlagsprogramm kam damit auf den Prüfstand. Das Verlagsver- zeichnis, das sein Vater 1901 vorgelegt hatte, führte ein kleinteiliges Sam- melsurium vor, das sich am Universalverlag des frühen 19. Jahrhunderts orientierte.17 Die Rubriken lauteten: »Zeitschriften. Sammelwerke«, »Theo- logie« (mit diversen Unterabteilungen), »Pädagogik. Erziehung, Unterricht, Schulwesen, Gymnastik« (einschließlich Jugendschriften), »Philosophie«, »Naturwissenschaften. Mathematik und Astronomie«, »Geschichte. Kul- turgeschichte«, »Kunst. Kunstgeschichte«, »Biographien, Briefwechsel«, »Literaturgeschichte«, »Erzählungen, Novellen, Reisebeschreibungen etc.«, »Lieder, Gedichte«, »Musik« und »Vermischtes«. Oft enthielten diese Rubriken nur einzelne Titel. Der eindeutige Schwer- punkt lag bei den theologischen Veröffentlichungen: Zeitschriften, wissen- schaftlichen Monographien, erbaulichen Broschüren und Publikationen für den Gemeindebedarf. Eine Reihe meist regional begrenzter Ausgaben von Schulbüchern und Unterrichtslektüren kam hinzu. Ein Teil der Produktion gelangte nur in niedrigen Auflagen auf den Markt, die langfristig abgesetzt wurden und damit Kapital banden; dafür wurden Choral-, Gesangbücher und dergleichen in Massenauflagen über Jahrzehnte hin kontinuierlich ver- trieben. Diese risikolosen »Brotartikel« sicherten auch die Auslastung der firmeneigenen leistungsstarken Druckerei. Welche der Sparten war ausbaufähig und aussichtsreich, verband eine überschaubare Titelzahl mit großen, zügig absetzbaren Auflagen und si- cherte damit Rentabilität von Herstellung wie Lagerhaltung? Heinrich Mohn versuchte es zunächst mit der Pädagogik, scheiterte damit jedoch noch unter der Ägide seines Vaters, wie er 1941 einräumte: »Es erwies sich […], dass es unmöglich war, bei der Fülle der Arbeit mehrere Wissensge- biete genügend zu beherrschen. So schränkte ich schon bald die pädago- gische Literatur stark ein mit dem klaren Bewusstsein, dass dann aller- dings auch die verwandten Gebiete Schulbücher und Jugendbücher, Phi- lologie und Philosophie würden abgebaut werden müssen. Ohne schweren Schaden wäre das nicht in Kürze durchführbar gewesen, denn die Gefolg- schaft hätte sonst einen wesentlichen Teil der Arbeit verloren. So galt es zunächst durch Ausbau des Hauptverlagsgebietes, der Theologie, die wirt- schaftliche Grundlage zu schaffen.«18 Folgt man Heinrich Mohns Darstellung, so fiel seine Wahl schon früh auf das später so erfolgreiche belletristische Genre, allerdings zunächst in 124 Die »Schöne Literatur«

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engem Zusammenhang mit der traditionellen erbaulichen Produktion: »1919 gelang es dann eine Zeitschrift erzählenden Inhaltes mit großer Aus- baufähigkeit zu erwerben. Von da aus kam die Entwicklung allmählich in Fluss, neue erzählende Zeitschriften schlossen sich an und brachten schliesslich die Autorenbeziehungen, die zur Aufrichtung eines erzählen- den Buchverlags führten, dessen Leitung keine spezialwissenschaftlichen Kenntnisse, sondern nur gute Allgemeinbildung erforderte.« Welche Peri- odika dies waren, erwähnte Mohn 1941 begreiflicherweise nicht – näm- lich Blätter zum Kindergottesdienst wie zur Betreuung der Alten in den Kir- chengemeinden. Auf diese kirchlichen Wurzeln seines belletristischen Ge- schäftes hinzuweisen wäre untunlich gewesen. Die Neustrukturierung des Programms war jedoch, wie Mohn von An- fang an erkannte, nicht möglich ohne eine Umwandlung der Betriebsor- ganisation. Mohns Konzept weist mit seiner Ausrichtung auf Teamarbeit bemerkenswert moderne Züge auf: »[…] der Mitarbeiterstab, nicht nur der Autoren, sondern auch der eigenen Angestellten musste herangebildet werden. Darum organisierte ich, nachdem ich 1921 Alleininhaber gewor- den war, zunächst die Arbeit dahin, dass ich eine grössere Zahl selbstän- diger Arbeitsbereiche für die einzelnen Angestellten schuf, ausserdem aber die Arbeit für den einzelnen Angestellten möglichst interessant gestaltete, um das Geschäftsinteresse und Verständnis zu wecken. Diese Bestrebun- gen liessen sich nicht ohne Kampf durchsetzen. So beklagte sich der Lei- ter der Werbeabteilung schon bald über Eingriffe in sein[en] Arbeitsbe- reich, wenn ich grundsätzlich die andern Angestellten zu gemeinsamen Be- ratungen über Werbearbeit hinzuzog. Aber schon nach wenigen Jahren sah auch dieser Werbeleiter ein, dass dadurch keine Einschränkung sei- nes Arbeitsbereiches eingetreten war, sondern die gemeinsamen Bespre- chungen ihm für seine eigene Arbeit Anregung und Bereicherung brach- ten. – So wurde in zäher Aufbauarbeit das massgebende Personal geschult und auf die grosse Entwicklung der Firma vorbereitet.«19 Mohns Darstellung blendet vor allem die Details aus, die seine eigene Verantwortung geschmälert hätten. Die Organisation des belletristischen Verlags C. Bertelsmann erwuchs aus der Tradition des theologischen Ver- lagsbereichs, wo die Herausgeber der Reihen und Zeitschriften mit ihren Beiträgern korrespondierten. Mit weitergehenden Projekten wandten sich diese Autoren an den Verleger selbst.20 Diese Arbeitsteilung zwischen dem Verleger und seinen Herausgebern war erfolgreich, auch wenn seit der Mit- te der zwanziger Jahre die Abonnentenzahlen der wissenschaftlichen Zeit- schriften sanken. Mohn begann deshalb, diese defizitär gewordenen Peri- odika abzutreten oder gar aufzulösen.21 Drei Zeitschriften besonderer Art, deren Herausgeber Johannes Zauleck weitestgehende Unabhängigkeit ge- noß, erhielten für den Verlag jedoch in derselben Phase ein Gewicht, das die Verluste verschmerzen ließ. Sie halfen Bertelsmann schließlich durch die Wirtschaftskrise. Nach ihrem Vorbild erfolgte die Gründung einer bel- letristischen Zeitschrift. Für den Christlichen Erzähler übernahmen erneut externe Herausgeber das Lektorat und die Programmarbeit. Als Fritz Wix- forth Mohn im selben Jahr vorschlug, eine kleine Romanabteilung zu wa- gen, wurde dafür kein Lektorat eingerichtet. Wixforth, dessen Vater bereits Die Modernisierung des Unternehmens 125

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bei Bertelsmann in der Buchbinderei arbeitete und der als 14jähriger Lehr- ling 1911 bei Bertelsmann angefangen hatte, stand einem »Kontor« vor, das hauptsächlich die Vermarktung und den Vertrieb von Büchern organi- sierte – der Romanverlag entstand als Ziehkind dieser Abteilung, die Pro- jektarbeit betrieb. Einen »Hauptlektor« hielt Mohn, dem die spezifische Arbeit eines Belletristikverlags offenbar ziemlich fremd war, erst für not- wendig, als die neue Produktion florierte und professionelle Arbeit mit Au- toren wie Hans Grimm und Will Vesper nötig wurde. Die Wahl fiel auf Gu- stav Dessin, der auch für den Kontakt mit den NS-Behörden unentbehrlich wurde. Bis dahin bahnten Heinrich Mohn und dann auch Johannes Banz- haf, der seit 1. Januar 1929 bei Bertelsmann war, die Beziehungen an. 1907 geboren, hatte Banzhaf seit 1923 eine buchhändlerische Karriere auf eigene Faust versucht. 1925 hatte er nach Arbeiten für die christlichen Pfadfinder »die selbständige Leitung einer Buchverkaufsstelle im Vereins- haus des CVJM in Stuttgart« übernommen.22 Bei Bertelsmann hatte er in der Auslieferung angefangen und dann an den halbjährlichen Verkaufs- reisen teilgenommen, die das engere Team um Fritz Wixforth, Otto Oeltze, Wilhelm Beimdiek und Theodor Berthoud zusammenschweißten. Gerhard Steinsiek lektorierte23 und war für die Vertragsverhandlungen zuständig; der Verleger ließ sich von Außengutachtern Expertisen über eingereichte Manuskripte erstellen. Mit der Einstellung eines eigenen Lektors sollte sich diese Arbeitsteilung nur unwesentlich verschieben. Dessin übernahm die Korrespondenz mit hochrangigen Autoren, Wixforth und Banzhaf ent- wickelten weiterhin die wichtigsten Vertriebsideen: nach 1935 die Zu- sammenarbeit mit dem Reise- und Versandbuchhandel und 1939 den Ein- stieg des Verlags in das Feldbuchgeschäft. Heinrich Mohns 1941 formulierte Darstellung schönt die tatsächliche Entwicklung des Unternehmens. In Wirklichkeit nämlich waren die belle- tristischen Erfolge von 1941 keineswegs das späte, aber notwendige Er- gebnis seiner konsequenten zwanzigjährigen Strategie. Der rapide kom- merzielle Aufstieg des Verlags begann 1934 mit den Kriegsbüchern und so- mit mit einer Produktlinie, die wenig gemein hatte mit den 1919 erworbe- nen erbaulichen Blättchen und dem aus ihnen erwachsenen Romanverlag. Das Erfolgsrezept des Pfarrers Zauleck Der im Haus C. Bertelsmann separat organisierte Zeitschriftenverlag reich- te bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals war hier unter anderem die Zeit- schrift für Vergleichende Sprachwissenschaft erschienen. Unter Johannes Mohn hatte sich das Unternehmen jedoch zunehmend auf theologische Fachorgane beschränkt, die teils mit Reihenpublikationen verbunden wa- ren24. Dem Verlag boten sie gewichtige Vorteile gegenüber einzelnen Buch- projekten: Dank ihres langfristigen Erscheinens positionierten sie Bertels- mann stabil in den jeweiligen Marktsegmenten und lockten als Publikati- onsorte für Debatten weitere qualifizierte Autoren an. Mit den Herausge- bern der einzelnen Zeitschriften gewann der Verleger zudem deren Ver- bindungen zu Beiträgern und Lesern. Es lag nahe, die Zeitschriftenabtei- lung als eigene unternehmerische Einheit zu führen, denn das Geschäft mit 126 Die »Schöne Literatur«

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Periodika unterlag besonderen Bedingungen. Bücher wurden als einzelne Objekte kalkuliert – unter Berücksichtigung von Lagerzeiten sowie Werbe- und Vertriebsaufwand. Fachzeitschriften waren dagegen auf laufenden Ab- satz an eine klar definierte Zielgruppe hin berechnet: an Bibliotheken und Abonnenten. Schon Johannes Mohn hatte versucht, neben den wissenschaftlichen Zeitschriften auch die religionspädagogischen Blätter, die Paul Zauleck als Begleitung zum Kindergottesdienst herausgab, zu übernehmen. Rück- sichtnahmen auf den Bremer Verlag Morgenbesser verzögerten jedoch den Verlagswechsel bis 1919, als nach dem Tode des Gründers dessen Sohn Johannes Zauleck ihm nachfolgte. Die theologischen Periodika, die bei Ber- telsmann monatlich oder vierteljährlich erschienen, verfügten über einige hundert, ausnahmsweise bis zu 2 500 Abonnenten. Der Geisteskampf der Gegenwart, der Theologische Literaturbericht, die Neue Allgemeine Mis- sionszeitschrift, die Evangelischen Missionen, die Zeitschrift für syste- matische Theologie oder die Zeitschrift für Religionspsychologie konnten sich mit bescheidenen Auflagen Ende der zwanziger Jahre kaum noch be- haupten. Die Blätter Zaulecks erreichten ungleich höhere Absatzzahlen. Das vierseitige, wöchentlich in den Gemeinden verteilte Für unsre Kinder. Ein Sonntagsblatt für die christliche Kinderwelt überschritt Mitte der zwanziger Jahre die 100 000 und 1930 die 200 000 Exemplare. Konservativ, allenfalls im Titelschriftzug vorsichtig modernisiert, ver- harrte diese Zeitschrift bei der Gestaltung, die ihr der Gründer Paul Zauleck 1889 gegeben hatte: Allwöchentlich boten die vier Seiten eine (mitunter fortgesetzte) kurze Erzählung über Kindersorgen, harmlose Konflikte mit Erwachsenen, erste Berührungen mit Krankheit25 und Tod26. An ihre Stel- le traten manchmal belehrende Beiträge über das Leben Jesu27, Luther28, die Fauna der fünf Kontinente29 oder die glücklichen Kinder des Rauhen Hauses30, es folgten ein Rätsel und eine Bastelanleitung. Ein protestanti- scher Missionar konnte berichten, wie die katholischen Kinder in Spanien in Armut und Rückständigkeit lebten und dringend der Hilfe deutscher Pro- testanten bedurften.31 Idyllisch-behagliche Schwarzweißillustrationen ka- men hinzu. In diese traditionsfixierte, realitätsferne evangelische Kinderwelt paß- te keine Großstadt, keine Industrie und kein Proletariat, ja selbst das Drit- te Reich fand hier keinen Raum. Statt dessen wurden den Kindern während des Zweiten Weltkriegs die Kämpfe gegen Napoleon zur nationalen Er- bauung geboten.32 Die Erzählung Kriegsopfer33 wagte sich 1940 immerhin in die Nähe der Gegenwart: Lausbuben veranstalten auf einem Dachboden eine so geräuschvolle Luftschlacht zwischen England und Deutschland, daß eine Hausbewohnerin darüber in Rage gerät und sich den Fuß verstaucht. Sie bereut ihre Verständnislosigkeit und tut Buße mit dem Entschluß zu ei- nem Kriegsopfer – »Liebesgaben« für die Front. Die wilden Knaben zeigen ihrerseits Reue. In denkbar schroffem Kontrast zu solcher Harmlosigkeit steht die Tatsache, daß Bertelsmann seit 1935 die männliche Jugend der Nation mit der Groschenheftserie Spannende Geschichten zu Heldentum in allen Waffengattungen aufrief. Für unsre Kinder wurde 1941 kriegsbe- dingt eingestellt.34 Es hatte Mohn zuvor bereits – nach seinen eigenen An- Die Modernisierung des Unternehmens 127

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gaben – einen scharfen Verweis eingebracht. Das letzte überlieferte Heft datiert vom 18. Mai 1941. »Restliche Hefte« wurden am 20. März 1942 laut Mohns Unterlagen »sichergestellt« und bald darauf makuliert, die Druck- stöcke schmolz man ein.35 Das läßt vermuten, daß die Zeitschrift bis dahin noch in Restexemplaren vertrieben wurde.36 Der Erfolg des Blattes animierte Zauleck zu Nachfolgeprojekten, über die er mit Heinrich Mohn Verträge abschloß, die ihm eine sowohl karitati- ve wie gewinnbringende Familienpfründe sicherten.37 Für die Herausge- berschaft beim Vierteljahresblatt Acht Seiten / Freude zu bereiten erhielt Zauleck ein vierteljährliches Fixum von 150 Reichsmark. Seine Arbeit an Für unsre Kinder und Für alte Augen wurde mit jeweils 1 000 Reichsmark im Vierteljahr vergütet. Zu diesen gut 700 Reichsmark im Monat (etwa das Doppelte des Salärs von Mohns leitenden Angestellten) kamen Gewinnbe- teiligungen je nach Auflagenhöhe: Sie begannen mit zwei Prozent des Par- tiepreises für jede Zeitschrift, deren Absatz 30 000 Exemplare überschritt, stiegen auf zehn Prozent bei mehr als 60 000 Exemplaren und erreichten den Höchststand von elf Prozent für einen Absatz über 100 000 Stück al- ler drei Zeitschriften zusammen. Ein Zehntel dieser Gewinnbeteiligung floß in eine von Mohn und Zauleck paritätisch betriebene gemeinnützige Stif- tung.38 Acht Seiten / Freude zu bereiten. Vierteljährliche Geschichtenfolgen zur Pflege von Herz und Gemüt bot Lektüre für die ganze evangelische Fami- lie und kam 1925 mit einer Startauflage von 160 800 Exemplaren auf den Markt. Schon ein Jahr später lieferte man die fünffache Auflage aus, 1927 gab es eine Million Bezieher. Das Blatt mußte 1941 mit einer letzten Auf- lage von 1 871 534 Exemplaren aus kriegswirtschaftlichen Gründen vom Markt genommen werden. Hier wurden mit Genehmigung der Original- verlage39 andernorts publizierte Geschichten in Auszügen empfehlend nachgedruckt. Die Texte, etwa von Agnes Sapper, wurden vor allem zur gemeinsamen Rezeption empfohlen: »Es gibt leicht kein besseres Buch zum Vorlesen im Familien- und Freundeskreis«.40 Gemütvolle Epigonen des bürgerlichen Realismus standen neben Jeremias Gotthelf, Ludwig Anzen- gruber und der moderneren Lulu von Strauß und Torney, hinzu kamen ein- zelne Bertelsmann-Autoren wie Gustav Schröer und Ernst Zahn. Acht Sei- ten / Freude zu bereiten war eher Broschürenreihe als Zeitschrift; wenn sich der Lagerbestand leerte, wurden einzelne Ausgaben nachgedruckt. Für alte Augen. Evangelischer Sonntagsgruß ins Altersstübchen eröff- nete 1929 im Großdruck mit einer Auflage von 21 708 Stück – sie verdrei- fachte sich bis 1940 auf 64 794. Zum Konzept des biederen Blättchens er- klärte der Verlag: »Da erfahrungsgemäss die alte Generation mehr in der Vergangenheit mit ihren Interessen, Sorgen und Wünschen lebt und für die Gegenwart nicht mehr das nötige Verständnis aufbringen kann, ist dies Sonntagsblatt geschaffen worden.«41 Zaulecks Periodika waren keine Zeitschriften im eigentlichen Sinn. Sie wurden vielmehr als Faltblätter von den Pfarreien bezogen und bezahlt, de- ren Helfer sie in den evangelischen Gemeinden im Reich unentgeltlich an die Familien verteilten. Insgesamt dürfte ihr Herausgeber von 1924 bis 1941 mit ihnen mehr als 800 000 Reichsmark eingenommen und damit eine 128 Die »Schöne Literatur«

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Spitzenposition unter den Autoren behauptet haben. Es ist bemerkenswert, daß seine Blätter nicht erst in den Jahren der geschäftlichen Hochblüte des Verlags von 1936 bis 1941 florierten, sondern ihre höchsten Gewinne er- zielten, als das Unternehmen in einer Krise steckte. Im Jahr 1924 setzte Bertelsmann mit Büchern 355 000 Reichsmark um, mit weiteren 100 000 Mark trugen die Zeitschriften 22 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Der Buch- umsatz stieg bis 1931 kontinuierlich auf 728 079 Reichsmark an, der Zeit- schriftenumsatz steigerte sich dagegen auf 613 551 Reichsmark – er ver- sechsfachte sich also, während sich der Buchumsatz verdoppelte. Die theologischen Zeitschriften hatten an diesem Erfolg kaum Anteil. Stabil hielten sich unter den Fachblättern nur die beiden Ausgaben des Kindergottesdienstes – noch bei ihrer Einstellung 1939 erreichten sie 5 732 Bezieher. Die Projekte Zaulecks, die mehr oder minder erbaulich getönte, strikt konservative Unterhaltung für kirchentreue Kinder, Familien und Alte boten und damit als einzige Verlagsobjekte Massenauflagen erzielten, sicherten Bertelsmann eine stabile Grundlage auch während schwieriger Perioden, sogar im schlimmsten Jahr der Weltwirtschaftskrise 1932. Ein Blick auf die Gewinnentwicklung zeigt noch deutlicher, welche Bedeutung Zauleck in dieser Zeit für den Verlag besaß. Ab 1928 investierte Bertels- mann in Belletristik, zunächst vorsichtig, ab 1931 mit größerer Bestimmt- heit. 1933 fiel die Entscheidung für die Umstrukturierung des gesamten Buchverlags – auf Kosten der Theologie die Belletristik trotz mäßiger Zah- Die Modernisierung des Unternehmens 129

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len auszubauen. Profite warf diese Sparte jedoch erst 1935 mit dem Be- ginn der Kriegsbuchproduktion ab; die Theologie erbrachte bis in den Krieg hinein rote Zahlen und geriet erst mit der Lagerräumung in die Gewinn- zone. Nur dank der soliden Gewinne des Zeitschriftenverlags war es Mohn möglich, in die Belletristiksparte zu investieren. Somit kann die Rolle von Zaulecks Blättern sowohl hinsichtlich ihrer Unentbehrlichkeit für das Über- dauern des Unternehmens in schwierigen Zeiten als auch hinsichtlich ih- res Vorbildcharakters für die Organisation von Massenauflagen und deren Verbreitung kaum hoch genug eingeschätzt werden. Der »Christliche Erzähler« wagt sich ins Romangeschäft Zaulecks Blätter erreichten, wenn auch für die Leser unentgeltlich, ein Mil- lionenpublikum und trugen wesentlich zum Gewinn des Verlags bei. Doch ihr Vertrieb erfolgte über einen Sondermarkt, der mit dem regulären Buch- handel nicht verbunden war. Wie ließ sich dieser Erfolg ausbauen, wie konnte die Zielgruppe mit periodischem Lesestoff auch über die herkömm- lichen Distributionswege erreicht werden? Naheliegend schien die Grün- dung eines christlichen Unterhaltungsblatts, das im Abonnement Familien- lektüre bereithielt. Die im 19. Jahrhundert so erfolgreichen, konfessionell 130 Die »Schöne Literatur«

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grundierten, allgemeinbildenden Familienzeitschriften vom Schlage des Daheim hatten sich freilich über- lebt. Heinrich Mohn wagte das Ex- periment, erstmals im Verlagspro- gramm eine belletristische Zeit- schrift zu etablieren, und fand dafür gleichgesinnte Herausgeber in sei- nem regionalen und weltanschauli- chen Umfeld: Friedrich A. Böhme, Fritz Pferdmenges (1883 – nach 1957) sowie die Brüder Gustav (1885–1965) und Wilhelm Schlipkö- ter (1881 – nach 1936)42 konnten auf gemeinsame Aktivitäten im Zeit- schriftenwesen und bei der Publika- tion von Anthologien zurückblicken, die den Sagen Westfalens, der Erzie- hung der deutschen Jugend, dem Lob der deutschen Frau und Mutter gewidmet waren. Den Lesern des Christlichen Erzählers wurden die Herausgeber allerdings verschwie- gen. Die personifizierte Titelgestalt selbst begehrte in der ersten Nummer, bei ihnen anklopfen zu dürfen. Die strengblickende Respektsperson moch- te mit ihren Gesichtszügen an den alten Goethe erinnern, mit ihrem pelz- verbrämten Mantel aber auch an einen Reformator. Ihre einleitenden Wor- te erteilten »dem wechselnden Zeitgeschmack« eine herbe Absage und kün- deten von einer überzeitlichen Mission: »Über den engen Winkeln der Men- schen soll Gottes ewige Sonne sichtbar werden, in dem kleinen, engbe- grenzten Handeln des Einzelnen soll das Walten des Allmächtigen zu spüren sein. Es ist die stark betonte Richtung moderner Dichtung, in den Nachtsei- ten des Lebens zu wühlen. Unsere Schriftsteller werden die Welt nicht vom niederen Staube aus betrachten, sondern versuchen, von hoher Warte die Geschehnisse zu übersehen. Und weil man von diesem höchsten Punkte aus trotz Dunkel, Leid und Sünde allzeit den herrlichen Strand der Ewigkeit schaut, überglänzt vom klarsten Lichte, deshalb werden Lebensbejahung, sichere Hoffnung und reine Freude alles Erscheinende vergolden.«43 Titelblatt des »Christlichen Erzählers« (1927) Die meisten Texte, die im Christlichen Erzähler erschienen, hatten nur geringen Umfang. Im Untertitel, am Anfang oder Ende wurde gerne versi- chert, daß sie »dem Leben nacherzählt« seien, also auf wahren Begebenheiten beruhten. Daneben druckte man in Fortsetzungen Novel- len und Romane ab. Unabhängig von ihrem Umfang aber zeigen die Tex- te eine deutliche Vorliebe für die Schilderung des Lebens in der Provinz. Die Großstadt spielt allenfalls am Rande eine Rolle. Die Figuren, die dem Leser begegnen, entstammen einem schon vor Jahrzehnten festgelegten Arsenal literarischer Typen: treue Tanten, Witwen und Dienstboten, gut- mütige alte Jungfern, redegewandte Pfarrer, keusche Liebespaare sowie Die Modernisierung des Unternehmens 131

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Landarbeiter und Bauern, die von gläubiger Einfalt, aber auch von hand- fester Schlitzohrigkeit sein können. Auffällig viele Geschichten enden mit dem Tod der Hauptfigur, der stets als eine Erlösung, als eine Heimkehr in die Arme Gottes beschrieben wird: Nach einem schnellen, schmerzlosen Sterben liegt ein stiller Glanz auf den Gesichtern der Toten. Wenn die Her- ausforderungen der Moderne thematisiert werden, schwanken die Auto- ren entweder zwischen trotziger Abwehr und Verzagtheit oder sie ver- trauen darauf, daß die tradierten christlich-bürgerlichen Werte ihre Gül- tigkeit nicht verloren haben. Ein Gedicht von Herbert Lipp (1886–1969)44 etwa trägt den Titel Moderne Zeit: Niethämmer rattern, Motore dröhnen. Ach, dieser Alltag, wie polternd er geht! Ach, dieses Feilschen, dies ruhlose Wandern, soll das der Sinn sein, daß einer des andern Wesen verkennt und sein Wort nicht versteht? – Eltern zanken und Kinder fluchen. Lüge heißt Klugheit und Pflicht wird die List. Aber durch all das marktende Streiten hör’ ich wie Warnruf das tastende Schreiten dessen, der ewig im Kommen ist …45 Im Gedicht Christus und das Proletariat von Magdalene Bentor46 hadert der Erlöser vergeblich mit den Arbeitern, die nichts von ihm wissen wol- len und deren Erwartungen sich allein auf materielle Ziele richten: »Jetzt schreit und marktet ihr um Geld, / kennt keine Vögel, keine Lilien mehr, / und wo ich in euch wohnte, ist es leer. // […] Ich höre eure Ketten ras- seln, / mit denen ihr euch selbst gebunden, / und kann euch nicht befrei- en«.47 Die einzigen aktuellen Phänomene, die mehrfach thematisiert werden, sind die Herrschaft der »Bolschewiken« im Baltikum und in Rußland so- wie die Massenarbeitslosigkeit. Liebe, Glaube und Hoffnung, Anständig- keit und Ehrlichkeit erscheinen als die geeigneten Mittel, sich in diesen Notlagen zu bewähren.48 Das »wahre Deutschland«, ein Land innerer Stil- le und verkannter Größe, zeigt sich in der Geschichte Die Amerikanerin von Lotte Mittendorf-Wolff (d. i. Lotte Mittendorf, 1880 – nach 1958).49 Die Erzählerin begegnet in einer Straßenbahn einer weltläufigen Amerikane- rin, die wissen will, wo man in der (ungenannten) deutschen Stadt gut es- sen könne. Die Erzählerin führt sie zu einer armen, einfachen Frau, die für ihre beiden Kleinkinder kocht. Die Besucherin wird nach innigem Tisch- gebet zu Bratkartoffeln eingeladen; natürlich bekennt sie, nie besser ge- speist zu haben, überläßt der Hausfrau als Dank für die Lehre einen Ring von ihrem Finger und der Erzählerin ein tiefempfundenes »I thank you«.50 Die Herausgeber des Christlichen Erzählers hielten sich im Hinter- grund. Allein bei den im Predigtton gehaltenen Bildbetrachtungen zur »Kunstbeilage« jeder Nummer beziehen sie häufig Position, bleiben dabei aber anonym. Die Bilder zeigen meist Szenen aus dem Leben Jesu, gemalt 132 Die »Schöne Literatur«

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von einem zeitgenössischen Künstler, zuweilen auch Selbstporträts oder Bildnisse von Autoren, denen der Christliche Erzähler hervorragenden Rang beimaß, etwa Gustav Schüler (»sicherlich keiner, der auf dem Straßenpflaster der Großstadt groß geworden war«51) oder Helene Chri- staller (»eine Dichterin, in deren Herzen tausend Sehnsüchte wachen, eine Heldin, die unzählige Widerwärtigkeiten des Alltagslebens siegreich über- wunden hat«52). Zum Musterfall einer dichterischen Leitfigur erhoben die Herausgeber Wilhelm Kotzde-Kottenrodt (1878–1948). Zu seinem 50. Geburtstag schmückte 1928 das Photo einer von seinem Sohn angefertigten Büste das Heft. Weit über der aktuellen, unerfreulichen Literaturszene siedelte man Kotzdes Werke an. Empfohlen wurden besonders der Luther-Roman Die Wittenbergisch Nachtigall sowie Die Burg im Osten, Kotzdes bekanntester Roman, der das expansionsfreudige Christentum der Deutschordensritter verklärt. Die Herausgeber beschlossen ihre Würdigung mit der Eloge: »Wil- helm Kotzde ist in vieler Hinsicht zum Führer berufen. Denn er ist nicht nur ein Fürst im Reiche geschichtlichen Wissens, und ein Herzog auf dem Gebiete künstlerischen Gestaltens, sondern auch ein Seher mit völliger Klarheit für das, was uns heute not tut. Führer aber haben eine tausend- mal größere Verantwortung als Geführte. Möge Wilhelm Kotzde sich von dem weiter führen lassen, der ihn selbst herrlich und wunderbar führen will und kann. Dann wird sein Leben und Führen gesegnet sein für ihn, uns und die Kommenden.«53 Bei dieser Wertschätzung verwundert es nicht, daß einer der vier Ro- mane, mit denen C. Bertelsmann 1928 sein Belletristikprogramm eröffne- te, von Kotzde stammte: Die liebe Frau von der Geduld. Von den Autoren der Startstaffel war er der bekannteste – was sich bereits an der Tatsache ablesen läßt, daß er für sein Manuskript 3750 Reichsmark erhielt.54 Kotz- de, ein ehemaliger Lehrer, konnte auf eine jahrelange Karriere als Agita- tor und Romancier zurückblicken. 1920 hatte er den rechtsgerichteten Ju- gendbund »Adler und Falken« ins Leben gerufen. Vier Jahre später gehör- te er zu den Mitbegründern der »Artamanen«, eines völkischen Bundes von Landarbeitern und Siedlern, der sich auf die Ideen des »Rassehygienikers« Willibald Hentschel berief und dem auch Heinrich Himmler beitrat.55 Die liebe Frau von der Geduld spielt im Schwarzwald und erzählt die Geschichte einer aus dem Elsaß vertriebenen Lehrerfamilie in den zwan- ziger Jahren. Der Roman fällt durch eine aggressive völkerpsychologische Typisierung auf. Die Leiden des Lehrers Gaugger während der französi- schen Besatzungszeit dienen dazu, »die hohnvolle Grausamkeit«56 des »Erbfeindes« zu belegen. Ganz anders der Deutsche: Im Weltkrieg ist »die halbe Welt über den vertrauensseligen Michel, der sich seiner Stärke in kindlicher Arglosigkeit freute, hergefallen«, während »der entsetzliche Zu- sammenbruch« des Kriegsendes »allen träumerischen Deutschen, welche sich nie in die Ränke fremder Völker hineindenken werden, […] unfaßbar« bleiben muß. Dennoch wird, wie der Lehrer seiner Frau prophezeit, »Deutschlands Auferstehung […] in einem ungeheuern Völkersturm Wahr- heit werden«. Als Vorbote dieser Auferstehung gelten im Roman der No- vemberputsch Hitlers und der Jugendbund, dem sich die Kinder des Leh- Die Modernisierung des Unternehmens 133

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rers anschließen. In der Choreographie des Volkstanzes und im Ranken- werk der Gotik erkennt Gauggers Schwiegersohn das Sinnbild der zukünf- tigen, zugleich kollektivistisch und antiegalitär organisierten »Volksge- meinschaft«: »›Ist es hier nicht genau wie beim großen Schnitzaltar des Meisters Sixt im [Freiburger] Münster? Eine Fülle von Formen, alle reich und schön und alle ineinander verschlungen, daß sie miteinander erst die Ganzheit der Welt ahnen lassen? So müßte es in allem sein, was wir schaf- fen. Die Menschen könnten daraus lernen, daß sie allein nichts sind, wenn sie noch so groß und bedeutend sein mögen, sondern alle gemeinsam erst eine Ganzheit ergeben; es ist aber dabei nicht einer dem andern gleich.‹« Die liebe Frau von der Geduld ist der einzige Roman, den Kotzde bei Bertelsmann herausbrachte, sein bevorzugter Publikationsort blieb der J.F. Steinkopf-Verlag in Stuttgart. Im Dritten Reich fand der Autor, wie viele an- dere seiner Gesinnung, den späten Ruhm, auf den er zuvor hatte verzich- ten müssen. Anläßlich seines 60. Geburtstags erhielt er in Anerkennung seiner »langjährigen Arbeit« und »Verdienste als völkischer Vorkämpfer« einen »ständigen Ehrensold«57 des »Führers«, und in den regimetreuen Li- teraturgeschichten war ihm eine wohlwollende Erwähnung sicher58. Einen gänzlich anderen Ton schlägt die (ebenfalls 1928 in der Startstaf- fel nachgedruckte) Novelle Das Opfer von Else Feissel59 an. Sie erzählt vom Konflikt zwischen einer hochbegabten Geigerin und ihrer Mutter, einer her- rischen Gutsbesitzerin. Selbst an den Maßstäben des sonstigen Verlags- programms gemessen, handelt es sich um einen dilettantisch geschriebe- nen, mit Kitsch und Pathos überfrachteten Text, dem es nicht um eine strin- gente Handlung, sondern nur um die Entfaltung melodramatischer Effek- te geht. Zu diesen gehört auch, daß ein junger Theologiedozent wegen sei- ner schweren Krankheit auf die Erfüllung seiner Liebe zu der Geigerin ver- zichtet. Die scharfe Unterscheidung von Gesunden und Kranken, von »le- benswertem« und »lebensunwertem« Leben war ein Thema, das wenige Jahre später drängende Aktualität erlangen sollte. Dennoch kommt Das Opfer ohne völkische Untertöne aus. Der Verzicht auf die Liebe wird nicht biologisch, nicht mit einer krankheitsbedingten Minderwertigkeit, sondern allein religiös, mit dem Hinweis auf Gott, der den Theologiedozenten aus der irdischen Welt ruft, begründet. Stadien der Anpassung Die neue belletristische Zeitschrift war zunächst recht erfolgreich. Fritz Wixforth, der als Verlagsvertreter auf dem Motorrad das Minden-Ravens- berger Land bereist hatte, um für die Schul- und Gesangbücher des Hau- ses zu werben, hatte den Einfall, Buchhändlern für die Einführung des Christlichen Erzählers eine Werbeprämie anzubieten. Auf diese Weise ge- wann der Verlag in den ersten zehn Wochen 10 000 Abonnenten. Mit dem neugekauften Firmenwagen durchstreiften nun auch Otto Oeltze und Wil- helm Beimdiek das Umland auf der Suche nach Beziehern.60 Am Ende des Jahres 1927 hatte man 13 221 Abonnenten, im Folgejahr stand man bei 18 481, 1929 war mit 21 769 der Höchststand erreicht, weitere 5 000 Käu- fer dürften sich über den Buchhandel eingedeckt haben. Im weiteren san- 134 Die »Schöne Literatur«

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ken die Zahlen, ohne daß dies mit der Wirtschaftskrise zu erklären war. Im Jahr 1932 ließ Gustav Schröer, der über den Christlichen Erzähler zu C. Bertelsmann kam und dort überaus erfolgreich wurde, seine Zeitschrift Die Pflugschar im Gütersloher Blatt aufgehen. Doch dies half ebensowenig wie im Jahr darauf die Hinwendung der Kunstbeilagen zu historischen Su- jets und spätromantischen Naturidyllen statt der erbaulichen Themen. Nun kamen zu den bewährten Autoren neue hinzu – Will Vesper als der pro- minenteste –, nun öffnete man sich vorsichtig den veränderten politischen Verhältnissen. Ein Beispiel dafür ist Albrecht Wolfingers61 kurze Erzählung Landsturmmann Gottlieb Straub. Sie führt in den Ersten Weltkrieg. Die Ti- telfigur ist ein einfacher Soldat, der im Gefängnis gesessen hat. Seine Frau ist vor Kummer gestorben; dann erreicht ihn auch noch die Nachricht vom Tod seines einzigen Kindes. Im Glauben aber findet Straub nach schweren inneren Kämpfen einen Halt. Nun kann er beides sein: ein tapferer Soldat und ein vorbildlicher Christ, der sogar seinen Unteroffizier wieder zu Gott zurückführt.62 Richard Euringer (1891–1953), der durch sein 1933 gesen- detes Hörspiel Deutsche Passion zu einem der bekanntesten NS-Autoren geworden war,63 lieferte das Gedicht Ewiger Anteil: »Du gehst keinen Weg, du gehst keinen Schritt, / tausend Geschlechter gehen ihn mit. / Du bist nicht dein; du bist ein Lehen, / von Hand zu Hand durch dich zu gehen. // […] Fällt dir dies Wissen in den Schoß, so bist du dir begegnet. / Und wärst du elend grenzenlos: Gott hat dich reich gesegnet.«64 Die entschiedenste Annäherung an den neuen Zeitgeist zeigt sich in Und setzet ihr nicht das Leben ein … von Emil Uellenberg (1874–1944).65 Der Roman erschien 1933 im dritten bis siebten Heft der Zeitschrift. Mit Er- zählungen wie Treu bis zum Tode und Die vier Särge des Matthias Bahil66 hatte sich der Autor bereits in früheren Jahrgängen als militanter Porträtist protestantischer Glaubenskämpfer profiliert. In Und setzet ihr nicht das Leben ein … überträgt er dieses Prinzip auf Albert Leo Schlageter, der nach einer Reihe von Sabotageakten im »Ruhrkampf« von den Franzosen hin- gerichtet und von den Nationalsozialisten zum »ersten Märtyrer des Drit- ten Reiches« verklärt worden war.67 Uellenbergs Roman ist eine nationa- listische Hagiographie, die mit rührenden Szenen aus der Kindheit ihres Helden beginnt. Die Schilderung von Schlageters Lebensweg als Soldat, Freikorpskämpfer und Terrorist gibt Gelegenheit zu zahlreichen, äußerst aggressiven Attacken nicht nur gegen Juden, sondern auch gegen das fran- zösische »Räubervolk«68, »die »verlausten Polen« und »›die blutsaufenden, vertierten Lettenhunde‹«. Die letzten Zeilen des Romans erheben den To- ten mit religiösem Pathos zum Musterbeispiel des opferbereiten, fausti- schen Menschen: »Albert Leo Schlageter! Deinen Leib konnten welsche Tücke, welscher Haß, welsche Grausamkeit zerstören. Dein Geist aber lebt! Wie ein Adler stieg er auf in die Sonne. Denn du setztest dein Leben ein, treu bis zum letzten Atemzug, für deines Volkes Glück. ›Es wird die Spur von deinen Erdentagen nicht in Äonen untergehn!‹«. Die Herausgeber des Christlichen Erzählers hatten gegen solche Töne offenbar nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Ein Jahr später, zum 60. Ge- burtstag Uellenbergs, verfaßte Gustav Schlipköter eine enthusiastische Würdigung, die besonders auf die entschiedene weltanschauliche Position Die Modernisierung des Unternehmens 135

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des Autors hinwies: »Schon vor 25 Jahren umriß Emil Uellenberg einmal in der Öffentlichkeit seine politische Richtung mit den kurzen Worten: ›Feind der schwarz-rot-goldenen Internationale‹, dies zu einer Zeit, in der die Sinngebung dieses lapidaren Satzes wohl den meisten biederen Deut- schen noch dunkel erschien. Aber den Feinden unsres Volkstums, die heu- te entlarvt sind, denen war er bekannt! Und was dieses freimütige Be- kenntnis dem Dichter geschadet hat, leuchtet ohne weiteres ein. Emil Uel- lenberg hat sich nicht um Haaresbreite dadurch von seinem nationalen Wege abbringen lassen. Er war einer der ganz wenigen, die nicht um ›Ber- liner Tageblatt‹ und ›Frankfurter Zeitung‹ buhlten, sondern es ihr Leben lang mit dem Bismarckschen Wort hielten: ›Diese Blätter kommen nicht in mein Haus!‹«69 Solche eindeutigen Positionierungen waren zunächst ein Einzelfall. In der ersten Zeit nach der »Machtergreifung« blieb der Christliche Erzähler im großen und ganzen der alten Ausrichtung treu und verzichtete weiter- hin darauf, das Zeitgeschehen zu kommentieren. Erst im Juli 1935, als beim hundertjährigen Jubiläum des Verlags70 das neue Regime seine Prä- senz zeigte, begann sich auch der Christliche Erzähler zu wandeln. Klei- nere Beiträge, Leitgedanken und »Betrachtungen« bemühten sich nun um mehr Frische und Zeitbezogenheit. Will Vesper demonstrierte im sechsten Heft 1935 mit Deutschen Sprüchen seine Nähe zum NS-Regime: »Ein je- der Soldat den Posten hält, / auf den sein Führer ihn gestellt.«71 Der neue Schriftleiter Reinhold Braun (1879–1959)72 und der Verlag kündigten im selben Heft einen Titelwechsel an: Es sei dem Christlichen Erzähler stets darum gegangen, Erzählungen zu bieten, »wie sie gutem deutschen Ge- schmack und christlichem Empfinden entsprachen. Aber das Blatt möch- te christliches Glaubensgut in weiteste Kreise hineintragen, die bisher an der Zeitschrift wissentlich vorübergingen.« Man werde zu diesem Zweck die Zeitschrift in Der lichte Weg umbenennen und mehr »Mannigfaltigkeit« anstreben.73 Spitzwegs Bild des Biedermanns, der von seiner Dachstube aus die Blumen gießt, eröffnete als Kunstbeilage im »Oktober/Gilbhard 1935« das erste Heft der nunmehrigen »Halbmonatsschrift für Geist und Gemüt«. Offen nationalsozialistische Autoren wie Edwin E. Dwinger und Hans-Christoph Kaergel gehören zu den Autoren, der ebenso regimekon- forme Franz Schauwecker preist »Vorbilder deutscher Menschlichkeit«; der Deutsche verschreibe sich klarer als andere Nationen mit seinem ganzen Leben seinen Zielen.74 Man empfiehlt Beumelburgs Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg75 und auch die Spannenden Geschichten des ei- genen Verlags, die sich jetzt ebenfalls dem Kriegsheldentum widmen76. Deutlich wird der Wandel vor allem in den lyrischen Beiträgen. Bisher hat- te das religiöse Gedicht protestantischer Provenienz dominiert; bevorzugt wurde der fruchtbare Gustav Schüler (1868–1938).77 Die Liste der Lyriker, die unter der Leitung von Reinhold Braun hinzukamen, liest sich dagegen wie ein Who’s Who der völkisch-nationalistischen und nationalsozialisti- schen Literatur: Hermann Claudius, Hans Friedrich Blunck und Erwin Gui- do Kolbenheyer, Gerhard Schumann, Herybert Menzel, Heinrich Anacker und Hanns Johst. Auffällig ist, daß bei der Auswahl ihrer Gedichte mei- stens die heikle weltanschauliche Synthese versucht wird, die sich bereits 136 Die »Schöne Literatur«

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Huldigung an den »Führer« im »Frohen Leben« (1. Jahrgang 1937) in den Texten von Wolfinger und Euringer ankündigt. Braun bevorzugte Gedichte in getragenem Ton, der Tiefe und Innerlichkeit signalisierte und Völkisch-Nationales und Christliches so zu vermengen wußte, daß Anhän- ger beider Lager sich angesprochen fühlen konnten. Aber auch diese Anbiederung verfehlte ihren kommerziellen Zweck. 1937 wechselte die Zeitschrift erneut Namen und Herausgeber, auch die Bandzählung setzte neu ein. Gustav Dessin, seit 1935 Hauptlektor des Ver- lags, bemühte sich nun um frischen Wind. Frohes Leben lautete program- matisch der neue Titel, die Kunstbeilagen mußten Fotografien weichen, die im Stile der gleichzeitigen Werbeprospekte des Verlags sich volkstümelnd geben oder muntere Freizeit vorführen. Dessin meldet sich erstmals im zweiten Heft unter der Überschrift »Der neue Tag« zu Wort: »Ein Volk ist er- wacht und sieht sich in großer Wende«.78 Adolf Hitler, der auf einem großen Foto abgebildet ist, gilt Dessins stabreimendes Grußwort. »Das ist Aufbruch und Umbruch und ist wie Mannschaft im Marsch! Führer und Stab mar- schieren mit! Sie gebieten, was ihnen geboten. Das weiß jeder, und darum folgen alle. […] Gebückter Gruß galt gestern, vorwärts und – aufwärts wer- fen sich jetzt die Hände und grüßen das Neue.« In Heft drei steht der »Füh- rer« vor endlosen, wohlgeordneten Kolonnen am Rednerpult. Die Bildun- terschrift lautet: »Volk ist Gefolgschaft. Der Führer spricht am Nationalen Feiertage zum deutschen Volke.«79 Die letzten Worte, die Will Vesper dem sterbenden Hutten in den Mund legt, bilden den Begleittext. Und so geht es weiter: Arbeitsdienstler marschieren unter einer Ha- kenkreuzfahne, ein kleines, blondes Mädchen gratuliert dem »Führer« zum Geburtstag, als »Einer von heute« wird ein stahlhelmtragender Wehr- Die Modernisierung des Unternehmens 137

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machtssoldat vorgestellt. Der Weltkrieg ist in der Erinnerung an Walter Flex80 sowie in der Prosa von P. C. Ettighoffer81 und Thor Goote82 präsent. Zur Auflockerung dienen Bilder der »Kraft durch Freude«-Welt: Sommer- idyllen im Grünen, lachende Kinder, arbeitsame Bauern. Wiederum blieb der Erfolg aus, bröckelte das einstige Zielpublikum wei- ter ab, verweigerte sich ein neues. Der Verlag schien zu resignieren. Das teure Layout lohnte sich nicht und wurde mit dem dritten Jahrgang 1939 durch ein billigeres ersetzt – das allerdings attraktiver sein wollte: »In ganz neuem und, wie wir meinen, noch schönerem Gewande«83 erschienen die Hefte nun, erdverbunden mit einfacherem Design und gröberem Papier. Die Fotografien wurden durch Zeichnungen und Holzschnitte ersetzt. Die Autoren blieben dieselben, sowohl Barden des neuen Reichs wie besinnli- che Traditionalisten, aber auch Namen wie Werner Bergengruen und der junge Ernst Kreuder finden sich. Zu Kriegsbeginn versicherte Dessins Ge- leitwort: »Was auch kommen mag – Deutschland steht unerschütterlich. Führer und Volk sind eins, und an dieser Einheit wird jeder Feind zu- schanden werden.«84 Der Ton der Zeitschrift ist so erbaulich, wie er im- mer gewesen war – nur daß es nun nicht mehr um die bedrohten christ- lich-bürgerlichen Werte, sondern um die geistige Wehrertüchtigung des Le- sers geht. Das Frohe Leben druckte lyrische Huldigungen an den »Führer« von Will Vesper und Hermann Claudius85 sowie zahlreiche kriegerische Prosatexte, bei denen schon die Titel keinen Zweifel an der Gesinnung auf- kommen ließen: Die deutsche Eiche, »Deutschland, Deutschland …!«, Brief an die Frau eines Gefallenen.86 Im Jahr 1940 erreichte die Zeitschrift ihren Tiefstand in Mohns Ab- satzstatistik.87 Es ist zu vermuten, daß das Blatt, das seine Zielgruppe in den erfolgreichen Anfangsjahren über den evangelischen Buchhandel und wohl auch über Pfarrer und Lehrer zu erreichen versucht hatte, mit seiner sehr traditionalistischen, antimodernen Aufmachung über dieses be- grenzte, wohl im wesentlichen weibliche Publikum nicht hinauskam, ja von diesem verlassen wurde, sobald es sich zum moderneren Lesegeschmack emanzipierte. Bereits 1929 war der Höchststand an Abnehmern erreicht. Dem Rückgang, der folgte, schien man zunächst tatenlos zuzusehen, we- der der zögernde erste noch der rigide zweite Versuch eines zeitgemäßen Erscheinungsbilds konnten neue Leser gewinnen, sie verprellten vielmehr nur die bisherigen. Die Anbiederung ans Regime war vergeblich. Dem Ver- lag und offenbar auch den Herausgebern fehlten die Erfahrungen, um eine solche Zeitschrift langfristig gegen die Konkurrenz etwa von Velhagen & Klasings Monatsheften mit ihrer attraktiveren Ausstattung zu positionie- ren. Immerhin hatte das Blatt seinen Zweck erfüllt und die Belletristik zu Bertelsmann gebracht. Daß der Verlag trotz ihres unaufhaltsamen Nie- dergangs an seiner »literarischen« Zeitschrift so lange festhielt, lag wohl auch an ihrer Funktion als wichtigem Bindeglied sowohl zu den eigenen Autoren, denen man ein Publikationsforum bot (Schröer und Fritz Müller- Partenkirchen), wie auch zu neuen, die man zu gewinnen hoffte. In eini- gen Einzelfällen ist dies auch gelungen – freilich um einen hohen Preis. Mit 13 221 Abonnenten hatte man 1927 angefangen, 21 796 Bezieher waren zwei Jahre später erreicht, nur mehr 2 388 Stammleser dagegen 138 Die »Schöne Literatur«

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blieben Dessin 1940, die er um einige Dutzend vermehren konnte, bis der Verlag Ende März 1943 auch dieses Blatt – das als einziges bei C. Bertels- mann noch so lange erscheinen durfte – einstellte.88 Der letzte Text des letz- ten Heftes stammt von August Winnig. Sein angeblich zu Weihnachten 1942 verfaßter Brief ins Feld richtet sich an einen Freund, der, den Ersten Weltkrieg eingerechnet, bereits seine achte Weihnacht als Soldat feiern muß. »Heimat« und »Deutschland« – was bedeuten diese Begriffe eigent- lich? Winnig beschwört die sowjetrussische Gefahr, aber auch Erinnerun- gen an seine Heimatstadt und seine Familie sowie an die Großen der deut- schen Geschichte und Literatur. Am Schluß bleibt nur das Gebet: »Halte Dich an das, was über die Wirklichkeit hinausreicht, so wie wir es tun wer- den, wenn wir Deiner gedenken und die Hände falten. Diese vor dem deut- schen Schicksal gefalteten Hände – sie sind die Heimat.«89 Unmittelbar un- ter dem Text findet sich noch ein prosaischer Kontrapunkt: eine Werbe- vignette, die zum Verzehr von Vollkornbrot aufruft – »denn es ist besser und gesünder«. »Literarische Gesundung unseres Volkes«: Der Romanverlag In seinem Rückblick auf die jüngste Erfolgsgeschichte des Verlags betonte Heinrich Mohn die Bedeutung der »erzählenden Zeitschriften« für den Auf- bau des belletristischen Verlagsteils. Sie brachten ihm »schliesslich die Au- torenbeziehungen, die zur Aufrichtung eines erzählenden Buchverlages führten, dessen Leitung keine spezialwissenschaftlichen Kenntnisse, son- dern nur gute Allgemeinbildung erforderte«.90 Die »Kulturverleger« Sa- muel Fischer, Eugen Diederichs oder Anton Kippenberg hätten über diese anmaßenden Worte für ihre Profession sicher die Köpfe geschüttelt. Aus Der Romanverlag 139

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Heinrich Mohns Perspektive, jener des theologischen Fachverlegers, der sich mit christlicher, größtenteils trivialer Unterhaltungsliteratur ein neu- es Betätigungsfeld erfolgreich eröffnete und mit großen Auflagen seine Druckerei und Binderei effizient auslasten konnte, sind sie durchaus stim- mig. Dank solcher selbstgewissen Unbekümmertheit kam Mohn nie in Ge- fahr, jemals komplexere, problematischere Literatur zu verlegen. Der Ab- satz der Produktion, die keinen literarästhetischen Kriterien zu genügen hatte, oblag allein der Verantwortung des Vertriebsleiters. Neue Vertriebsstrategien und erste Erfolge Bei der Gründung des Christlichen Erzählers 1927 scheint Heinrich Mohn nicht an einen belletristischen Buchverlag, sondern einzig daran gedacht zu haben, das so erfolgreiche Zeitschriftengeschäft auszubauen. Der Christliche Erzähler erreichte wie Zaulecks Blätter offensichtlich ein Pu- blikum, das sowohl dem traditionellen Sortiment wie auch den Buchge- meinschaften weitgehend entging. Die Idee, Fortsetzungsromane auch se- parat zu publizieren, hat der Verlag von außen erhalten. Als Verlagsver- treter Fritz Wixforth 1928 die Schweiz bereiste, fragte ihn ein Sortimen- ter, »ob es die Romane der Christlichen Erzähler [sic] nicht in Buchform gebe; er habe dafür ein dankbares Publikum und nicht nur er; die Schweiz sei ein guter Boden für christliche Romane, wie sie Wilh. Kotzde und Käthe Papke, Freiherr von Rechenberg und die schwäbische Erzählerin Anna Schaab schrieben.«91 Wixforth unterbreitete die Anregung Mohn, dieser ließ ihm freie Hand. Wilhelm Kotzdes Die liebe Frau von der Geduld und Else Feissels Das Opfer wurden gerade im Christlichen Erzähler abge- druckt, Marie Diers’ Der Teufelspate und Käthe Papkes Im Unterliegen ge- siegt kamen zur Startstaffel hinzu. Der Verlag C. Bertelsmann war bis dahin auf dem allgemeinen Buchmarkt kaum präsent gewesen. Zuweilen wurde der evangelische Buchhandel auf neue Theologica mittels Anzeigen im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel hingewiesen. Deren Zielpublikum informierte sich jedoch meist anhand der Rezensionen in den einschlägigen Fachorganen, die den Neuerscheinungen von C. Bertelsmann stets große Aufmerksam- keit schenkten. Nur auf einem Teilsektor wurde auch beim allgemeinen Sortiment stärker geworben: für die Jugendbücher, die Bertelsmann sai- sonal als Konfirmations- und auch Weihnachtsgeschenke anbot. Am 10. September 1928 fanden die Bezieher des Börsenblattes – Buchhänd- ler im ganzen Reich – jedoch plötzlich den Verlag erstmals auf drei ganzen Seiten plakativ vertreten.92 Die Überschrift »Die vier Romane 1928. C. Ber- telsmann, Gütersloh« suggerierte, daß hier eine Tradition fortgesetzt wur- de. Dabei war für Bertelsmann die Belletristik Neuland. Allenfalls die Le- ser des Christlichen Erzählers hatten den Einstieg ins Romangeschäft be- merkt. Für eine breitere Öffentlichkeit und den Buchmarkt kam dieses De- büt dagegen überraschend. Unter dem Signet des Christlichen Erzählers wurden lobende Stimmen zitiert. Da attestierte ein Dr. Krannhals93 Kotzde »das schönste Frauenbuch der Zeit«, Marie Diers wird »packend[e] Dämonie« bescheinigt. Für die 140 Die »Schöne Literatur«

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Zeitschrift Lese stand Käthe Papkes Roman »weit über dem Niveau allge- meiner Unterhaltungsliteratur« und konnte »namentlich den Mädchen manche freundliche Stunde bereiten«. Else Feissels Opfer schien schließ- lich »für stille Menschen geschrieben, traumhaft zwischen Zeit und Ewig- keit. Für alle Frauen, insbesondere solche, die Musik lieb haben.« Es fällt auf, daß sämtliche vier Romane einer weiblichen Leserschaft ans Herz ge- legt werden, selbst das völkische Elaborat Kotzdes. Hier versprach der Ver- lag ungelenk: »Im Oktober setzt, da das Sortiment sich rege für den Roman einsetzt, eine umfassende Werbung ein.«94 Der Teufelspate beginnt mit der Schilderung einer dramatischen Ge- burt. In der Schenke eines kleinen mecklenburgischen Dorfes bringt »ein junges, wanderndes Weib«95 1865 einen Knaben zur Welt. Die Mutter stirbt; nach den Initialen in ihrem Ring gibt der örtliche Pastor dem Kind den Namen Johannes Andreas Jaspers. Ein durchreisender Herr, von dem im Dorf bald das Gerücht umgeht, er sei niemand anderer als der Teufel, fungiert als Pate. Als Johannes während seiner Gymnasialzeit einen jüdi- schen Kolonialwarenhändler kennenlernt, absolviert er bei diesem eine kaufmännische Lehre. In den nächsten Jahrzehnten gelingt es ihm, in Ber- lin bis zum Bankdirektor und Landtagsabgeordneten aufzusteigen. Als er sich während des Weltkriegs in seinem Geburtsort aufhält, stirbt er jedoch plötzlich an einem Schlaganfall. Auch Marie Diers (1867–1949)96 konnte, als Der Teufelspate (Farb- abb. 1) bei Bertelsmann erschien, bereits auf ein umfangreiches Werk zurückblicken. 1937, zu ihrem 70. Geburtstag, lobte die Zeitschrift Bücher- kunde den eingeschränkten, spezifisch »niederdeutschen Blickpunkt der Verfasserin« als unverzichtbares völkisches Qualitätsmerkmal: »Indem sie die Lebensnöte und Freuden ihrer Heimat oftmals beschrieben hat, verleiht sie ihnen damit zugleich besondere Nachdrücklichkeit. Sie steht vor uns als eine besondere Vertreterin eines Stammes, dessen Eigenart und Schicksal damit zu neuer Verbindung mit dem Gesamtleben der Nation gebracht worden sind.«97 Der Teufelspate läßt sich vor diesem Hintergrund als eine Warnung vor den Gefahren moderner Entwurzelung lesen. Johannes, Sohn einer von Ort zu Ort wandernden Mutter, wird von dem Angehörigen eines ebenfalls heimatlosen Volkes in das moderne Wirtschaftsleben eingeführt. An das Dorf seiner Kindheit denkt er zwar oft mit Heimweh zurück, haßt es zugleich aber so sehr, daß er beschließt, die präindustrielle Idylle durch das Abholzen des Waldes und die Errichtung einer Fabrik zu vernichten. Das »menschenverschlingende, menschenzertretende Geschehen«98 der Weltwirtschaft, das Johannes fasziniert, ist der unheilvolle Gegensatz zu der trotz Armut und Aberglauben intakten dörflichen Welt, die der Roman auch als verkannte Quelle literarischer Stoffe preist: »Es tut nicht not, in die Großstädte zu fahren, um Romane sich abspielen zu sehen. […] es geht oft mehr Lebensleidenschaft und wilde Kraft um, in solchem weltverlorenen Dorf als in den größten Städten, wo die Gleichmacherwalzen laufen, wo sie platte Lieder singen, und wo junges wildes Baumwerk nicht mehr hoch kann. Es ist noch alte Kultur in dem Singen und Sagen, dem Hassen und Lieben, dem tollen Ringen mit Unheil und Schicksal.« Mit den Romanen von Wilhelm Kotzde und Marie Diers, die nach eige- Der Romanverlag 141

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ner Aussage bereits vor 1933 als öffentlich bekennende Nationalsozialistin auftrat,99 setzte C. Bertelsmann in seiner Startstaffel betont völkisch-kon- servative Akzente. Der historische Roman Im Unterliegen gesiegt von Käthe Papke (1872 – nach 1943),100 der im 14. Jahrhundert an der Mosel spielt, zeichnet sich dagegen durch eine eher liberale Haltung aus. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns muß sich die – historisch belegte – Grä- fin Loretta von Starkenburg (Sponheim) allein um ihre drei Kinder und um die Wahrung ihres Besitzes kümmern. Nachdem sie ihre Burg erfolgreich gegen den Angriff zweier benachbarter Raubritter verteidigt hat, gerät sie in einen Konflikt mit dem machtbewußten und kriegerischen Erzbischof Balduin von Trier. Als dieser auf einem Schiff unter Lorettas Burg vor- beifährt, läßt die Gräfin ihn gefangennehmen. Während seines monate- langen Zwangsaufenthalts verwandelt sich ihre Feindschaft zunächst in wechselseitige Achtung, dann in Liebe. Da der Stand Balduins jede Erfül- lung verbietet, ist das ungewöhnliche Paar zwar zur Entsagung gezwun- gen, bleibt aber in lebenslanger Freundschaft eng verbunden. Im Unterliegen gesiegt zeugt von dem religiösen Anspruch der Autorin. Wenn ein Pater, der in Lorettas Burg lebt, nach und nach lernt, »das große Liebeswalten Gottes in der Menschheitsgeschichte«101 zu erkennen, dann ist darin eine Aufgabe formuliert, die der Roman als nach wie vor gültig betrachtet. Der religiöse Aspekt minimiert die Kluft zwischen der fernen Vergangenheit, in der die erzählten Geschehnisse angesiedelt sind, und der Gegenwart des modernen Lesers. Wie der Pater soll auch er erkennen, daß nur »im Kreuz Heil, im Kreuz Leben« ist. Die demütige Zurücknahme des eigenen Willens, die hierfür Voraussetzung ist, kontrastiert aber mit dem in sich wiederum ambivalenten, latent feministischen Frauenbild des Ro- mans. Loretta übertrifft an Scharfsinn und Entschlußkraft alle Männer ih- rer Umgebung. Die militärischen Coups werden von ihr geplant; die Ritter sind allein Ausführende. Die Übernahme männlicher Verhaltensmuster macht Loretta aber nicht zum »Mannweib«, sondern verleiht ihr vorbild- hafte Züge. Der Verlag druckte – risikoscheu auf dem noch fremden Terrain – maßvolle Auflagen: 6 000 Exemplare von Kotzdes Roman, weitere 3 000 wurden 1929 nachgeschoben. Bei Else Feissels Opfer entschied man sich für 3 000 Exemplare, die sehr schlecht abgesetzt wurden. 5 000 Exempla- re riskierte man bei Marie Diers, 1932 ließen sich noch einmal 3 000 nachlegen. Käthe Papkes Im Unterliegen gesiegt brachte man in dersel- ben Auflagenhöhe heraus, hier wurden 1933 weitere 5 000 Exemplare nachgereicht. Zuerst einmal galt es, das noch zögerliche Sortiment zu überzeugen. Fritz Wixforth reiste im Süden, Theodor Berthoud im Norden, beide un- terstützt von Otto Oeltze und Wilhelm Beimdiek. Der Erfolg war mäßig. Man konnte zunächst nur auf das Interesse des evangelischen Buchhandels für die neue Produktion hoffen. Weder inhaltlich noch in der Preisgestaltung bestanden Aussichten auf Massenabsatz. Teure 7,50 Reichsmark kostete Kotzdes Frau von der Geduld, zu 6,50, 5,50 und 3,50 (für Feissels schma- len Band) folgten die anderen Titel – erst bei Preisen unter drei Reichsmark begann der Billigsektor. 142 Die »Schöne Literatur«

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Im Jahr 1929 wiederholte der Verlag das Experiment mit einem ersten kleinen, das Marketing überaus inspirierenden Erfolg. Die Titel, Themen und bescheidenen Auflagen ähnelten denen des Vorjahrs: Von Käthe Pap- kes Kreuz auf Usedom (6 Reichsmark; Farbabb. 9) druckte man 3 000 Ex- emplare – dieselbe Auflage ließ sich bis 1933 noch zweimal nachschießen. Sophie Evenius’ Jörgen Dörfflinger (6 Reichsmark; Farbabb. 10) erreichte 1929 und 1932 jeweils 2 000 Stück, Kläre Gerbigs schmaleres Auf dem Uhlenstein. Tagebuch einer deutschen Frau (1,50 kartoniert/2,50 gebun- den) erschien mit je 3 000 Exemplaren 1929 und 1931. Dagegen kam des Pfarrers und Freiherrn von Rechenberg Erzählsammlung Der Liebe Not (4,50 Reichsmark; Farbabb. 2) über die erste Auflage von 3 000 Exempla- ren nicht hinaus. Doch Gustav Schröers Heimat wider Heimat bereitete eine Überraschung. Man glaubte für den Titel 5 000 Stück riskieren zu dürfen; der Autor hatte sich jüngst mit seinen Romanen Sturm im Sichdichfür102 und Land Not103 bei der Hanseatischen Verlagsanstalt zu Wort gemeldet und die Solidarisierung der Nation mit dem Bauernstand gefordert. Außerdem war er im thüringischen Raum als evangelischer Zeitschriftenherausgeber be- kannt, hatte bei Quelle & Meyer soeben religiös grundiert von seiner Ehe berichtet104 und war schließlich im Christlichen Erzähler aufgetreten. All dies veranlaßte Bertelsmann zu einer etwas größeren Auflage. Die Werbung105 zitiert einen Jenenser Professor (»ein volkserzieheri- sches und doch künstlerisch-spannendes Buch«), die Thüringischen Mo- natsblätter (»naturgegebener Konflikt mit grossartiger Wucht gestaltet«) und wiederum den enthusiastischen Dr. Krannhals: »Rührt mit meisterli- chem Dichterfinger an die tiefe Wunde, die unser Volk nicht zur Gesundung kommen lässt. Rührt nicht nur daran, sondern zeigt, wie nur gegenseiti- ges Verstehen, Achtung, liebendes Einfühlen in die Seele des anderen das Band schlingen kann, das die Gemeinschaft von Heimat zu Heimat, zum Ganzen, zum Grossen, zum Volke führt …«. Doch dies war kein weiterer »Sozialroman« – so die Werbung106 der Hanseatischen Verlagsanstalt für Land Not –, der Konflikt von Heimat wider Heimat erweist sich als intimer gestaltet. Schröer führt mit kleinstädtischen Genrebildern in das Bieder- meier des 19. Jahrhunderts: Heinrich, der junge Held, kommt als wan- dernder Uhrmachergeselle nach Thüringen. Eine junge Frau, die sofort ihr Herz an ihn verliert, vermittelt ihn an den alleinstehenden, kauzigen Uhr- macher des Ortes. Schon in den ersten Szenen begreift der Held, daß er in dieser Fremde unfreiwillig zu Hause ist. Erst gegen Ende des Romans wird sich offenbaren, daß die Macht des Blutes ihn seines Vater Heimat wählen läßt –in seinem ersten Teil bleibt der Roman bei der biedermeierlichen Oberfläche. Der Uhrmacher vererbt ihm sein Geschäft, die junge Frau läßt sich heiraten. Das herbe Moment der Blut-und-Boden-Ideologie bricht mit der friesischen Mutter des Helden in die bürgerliche Idylle. Fast gelingt es ihr, den Sohn zur Rückkehr in den rauhen Norden zu zwingen. Auf dem Gipfelpunkt des Konflikts klärt sich, daß die Frau bereits den Tod des Va- ters verursachte, den sie zwang, Thüringen zu verlassen. Die Landschaftsschilderungen in der ersten Hälfte des Romans stehen in der Nachfolge Eichendorffs. Schon als Heinrich zum ersten Mal auf »das träumende Städtchen im Grunde«107 und das »wundervolle Zusam- Der Romanverlag 143

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menklingen von Natur und Menschensiedlung« blickt, offenbart sich ihm nicht nur »des Landes Schönheit«, sondern »etwas Unsagbares«, das über diese sichtbare Schönheit hinausweist und »die Seele des Landes« bildet. In der zweiten Hälfte, die im Zeichen des Kampfes »Heimat wider Heimat« steht, wird diese sanfte Trivialromantik durch ein ebenso triviales, aber steiles Pathos abgelöst, das zeigen will, wie sehr ein Mensch der Landschaft seiner Herkunft im »Blute vermählt« ist. »Des Landes lebendige Seele« rauscht nun in »des Blutes Strömen«. Kein Wunder also, daß es den jun- gen Handwerker so mächtig in die thüringische Kleinstadt zog. In der Werbung für den Roman spiegelt sich diese Spannung zwischen Schilderung der Idylle und Beschwörung des völkischen Erbes deutlich wi- der. Die Werbung vom 20. August 1929108 enthielt ihren Lesern das bie- dermeierliche Moment vor, die am 3. September109 folgende versprach es im Unterton und deutete doch auf die Zukunft voraus: »Humorvoll schil- dert Schröer die Urwüchsigkeit seiner Gestalten, doch tief und ernst die Tragik des Lebens. […] Stark [ist] der Glaube an den Führer, der sie den Mittelweg wandern läßt.« Auf diesem Mittelweg in den Führerstaat wan- delte sich das Erscheinungsbild des Erfolgstitels: Fritz Wixforth rastete bei einer Vertretertour mit Otto Oeltze, während Schröers Roman zum Renner avancierte, auf einem Aussichtshügel über dem Saalestädtchen Ziegen- brück und sah in der Szenerie das ideale Motiv für die Vermarktung des Buches.110 Siegfried Kortemeier, der Hausgraphiker von C. Bertelsmann, gestaltete einen lieblich-pittoresken Umschlag, der vor allem eines ver- sprach: gemütvolle Unterhaltung. Auf einem Aussichtspunkt, zu dem eine steile Treppe hinaufführt, stehen die beiden Liebenden des Romans. Halb wenden sie sich einander zu, halb blicken sie in das alte Städtchen, das ge- borgen im Tal unter ihnen ruht. Das zarte Aquarell ist in grünem und ro- tem Pastell gehalten (vgl. Farbabb. 5 und 6 ). Im selben Stil gestaltete Kor- temeier auch die Werbeplakate und Sonderfenster für Heimat wider Hei- mat. Das Biedermeieridyll führte den Roman nicht nur während des Drit- ten Reichs, sondern auch in den ersten Jahren der Bundesrepublik Deutschland zum Erfolg: 1955 druckte Bertelsmann das 778. Tausend. Daß sich hinter der Kleinstadtgeschichte massive Heimatideologie ungescheut offenbarte, beförderte den Erfolg sichtlich. Diese Mischung und ihre ge- lungene Vermarktung hatten Vorbildcharakter für das gesamte Marketing des Romanverlags Mitte der dreißiger Jahre.111 Schröers Roman erreichte in vier Auflagen bis 1931 seine ersten 20 000 Exemplare. Ullstein hatte gerade den Buchhandel mit der aufsehenerre- genden Kampagne für Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues be- eindruckt und in jeder Nummer des Börsenblattes mit ganzseitigen An- zeigen verkündet, daß und wie man sich der Millionenmarke näherte. Ber- telsmann ahmte diese Kampagne nach: »1.–5. Tausend Schröer vergriffen« meldete man am 10. September 1929,112 am 18. November wurde die Aus- lieferung des 11.–15. Tausends angekündigt: »Also bisher wöchentlich 1 000 Stück verkauft!«113 Die Buchhandlung Körner im thüringischen Al- tenburg brachte Wixforth auf eine weitere Vermarktungsidee. Sie bestell- te 30 Exemplare von Heimat wider Heimat. Dreißig weitere drängte Wix- forth dem Händler auf mit dem Versprechen, dieser könne sie ihm zurück- 144 Die »Schöne Literatur«

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geben, falls sie sich nicht verkauften. Die Idee des Rückgaberechts für die Hälfte der bestellten Exemplare behielt der Verlag bis Kriegsbeginn bei. Sie ging weit über die im Buchhandel gewohnte Remission von Einzelstücken und kleinen Partien hinaus und animierte die Sortimenter, große Mengen gerade der Volksausgaben bei halbjährlichen Zahlungsterminen abzuneh- men. Der Verlag achtete darauf, daß nach dem Weihnachtsgeschäft mög- lichst keine Restbestände mehr auf dem Lager der Buchhändler blieben, sicherte aber bei Nichtabsetzbarkeit deren Rücknahme zu (was höchstens zu elf Prozent der Bestellquoten in Anspruch genommen wurde). Er ge- wann auf diese Weise das Ansehen eines in großem Stil mit Massenabsatz erfolgreich kalkulierenden Unternehmens. Statt mit Einzeltiteln im Schau- fenster konnte das Publikum mit großen Stapeln und Arrangements be- eindruckt werden, was die Schwellenangst reduzierte, weil der einzelne Kunde glaubte, zu kaufen, was alle kauften. Überdies leisteten die Vertre- ter umfängliche Hilfestellungen bei der Präsentation. Siegfried Kortemei- er, der die Buchumschläge für die Romane gestaltete, begann auf Wixforths Anregungen hin auch Schaufensterwerbung zu entwerfen. Großformatige farbige Plakate wurden den Sortimentern angeboten samt fotografischen Anweisungen, wie zahlreiche Exemplare des Titels vor dem Plakat im Fen- ster arrangiert werden konnten. Dennoch hatte jeder Sortimenter genü- gend Freiraum für eigene Dekorationsideen. Heinrich Mohn war stolz dar- auf, »die Werbung bewusst auf die Verkaufspsychologie des Zwi- schenhandels« abgestellt zu haben (Farbabb. 66).114 Ein Bezug auf den Christlichen Erzähler war für den Kontakt mit dem breiteren nichtkonfessionellen Sortiments- und Kundenkreis und für die neuen Verkaufsstrategien nicht mehr sinnvoll. Die Werbung des Verlags befand sich Anfang der dreißiger Jahre in einer Experimentierphase. Man schwankte zwischen Fraktur und Antiqua – ohne sich vom Auftreten des theologischen Verlags der zwanziger Jahre schon völlig zu verabschieden. Ungewohntes Design zeigte die Anzeige im Börsenblatt am 18. Oktober 1930 für Schröers Der Herrgott und ein Mann (10.–15. Tausend) und Jo- han Nordlings Beethoven-Roman Quasi una fantasia (4.–6. Tausend): Weiß beherrschte die Seiten, die schwere Fraktur wich einer Leichtigkeit aus- strahlenden, schlanken Antiqua, die Höhe durch das »deutsche s« gewann, auf dem sie beharrte.115 Bilder Schröers und Beethovens waren zentral pla- ziert. Am 8. Dezember 1930 wiederholte man das Experiment in die an- dere Richtung: Wieder war für dasselbe Gespann zu werben, doch diesmal griff man zu schwerer Fraktur und verzichtete auf Bilder. Dicke Balken be- grenzten oben und unten die Seite, das alte christliche Emblem des Hau- ses wurde hervorgeholt.116 Erneut experimentierte man am 1. September 1931 – diesmal mit Seiten, die zwar weiße Flächen ließen, Gewicht jedoch durch eine rustikale Fraktur und Holzschnitte suchten.117 Das Unterneh- men stellte sich auf denselben Seiten mit einem Schreibmaschinenbrief an die Kollegen im Briefkopf als Verlag für Romane, Geschenkliteratur, Ju- gendschriften, Zeitschriften und (zuletzt) Evangelische Theologie vor. Schließlich setzte sich ein einheitlicheres Erscheinungsbild der Werbung für den Romanverlag durch, das sich sowohl vom kargen theologischen wie vom etwas späteren martialischen für Kriegsbücher abhob: Liebenswür- Der Romanverlag 145

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dige Kleinstadtidyllen und sonnenbeschienene Winkel, ob winterlich ver- schneit oder sommerlich strahlend, evozierten Ausflugsfreuden, Urlaubs- stimmung, Ferienlektüre (vgl. Farbabb. 64, 69 und 70). Mit der Vereinheitlichung des Erscheinungsbilds begann ab 1931 die Expansion auf dem neuen belletristischen Gebiet. Neue Absatzstrategien versprachen wenig Erfolg, wenn die Bücher nicht deutlich billiger wurden und dem Massengeschmack entsprachen. Zu diesem Zweck mußte man hohe Auflagen riskieren, diese aber bedeuteten ein geschäftliches Risiko. Eine Lösung suchte der Verlag in der Gründung von Reihen preiswerter Bücher begrenzten Umfangs, über die man auch neue Autoren rekrutieren konnte. Auf der Suche nach Profil und Autoren: »Das kleine Buch«, »Schmuckbücher« Das zunächst bescheidene Belletristikprogramm hatte zwar die Arbeits- kraft von Fritz Wixforth und einigen Mitarbeitern gefordert, sich aber in Druckerei und Binderei noch kaum bemerkbar gemacht. Noch 1929/30 stieg die theologische Produktion, wurde jedoch ab 1931 zurückgefahren und zwei Jahre später von der Belletristik im Herstellungsvolumen über- holt. Auch die literarische Kritik nahm nun Notiz von dem Verlag, der stolz im Börsenblatt die strammen Lobesworte zitierte, die der Berliner Lokal- anzeiger unter der Überschrift »Ganze Kerle« den Bauernromanen von Gu- stav Schröer und Alfred Manns gewidmet hatte: »Schönes Zeichen, daß in der neueren deutschen Unterhaltungsliteratur der Boden, auf dem diese ›Ganzen Kerle‹ ihre Schicksale erleben, nicht nur der blanke Asphalt der Weltstädte und die verlogene Glätte überzüchteter Salons ist, sondern daß unsere deutsche Erde, Bauerntum, Familie und Gemeinschaft eine wichti- ge Rolle spielen.«118 Diese Resonanz machte Heinrich Mohn Mut, eine An- zahl (namentlich nicht mehr festzustellender) gleichgesinnter Autoren am 25. November 1931 zu einem Preisausschreiben einzuladen, mit dem die Reihe Das kleine Buch aus der Taufe gehoben werden sollte. Erhalten sind die gleichlautenden Briefe an Will Vesper und Hans Grimm, die program- matisch beginnen: »Die Erfahrungen meines jungen erfolgreichen Ro- manverlages haben mich in der Überzeugung bestärkt, daß der Roman ne- ben Ästhetisch-Literarischem noch höhere, vor allem sittliche Werte zu ver- mitteln hat. Ich sehe die Aufgabe unseres heutigen Schrifttums so: Der Dichter stellt den Menschen verantwortlich in seinen Lebenskreis hinein, läßt menschliches und völkisches Schicksal von heute oder gestern hin- eingreifen und -reifen in die letzten Hintergründe des Lebens und Werdens. So darf dann seine Kunst solche höchsten Werte auch weitergeben.«119 Das kleine Buch mit jeweils 72 Seiten Umfang sollte – ähnlich der Deutschen Reihe des Diederichs-Verlags und weiteren Konkurrenzserien – Novellen bieten, die nur in einer solchen Reihe Chancen auf dem Markt besaßen. Zusätzlich zum üblichen Honorar sollten die drei Preisträger 2 000, 1 000 und 500 Reichsmark erhalten. Seinen Versuch der Autorenakquisition sah der Verlag als kulturelle Tat: »Fassen Sie es bitte als einen Ruf zur Mitar- beit an der literarischen Gesundung unseres Volkes auf.« 146 Die »Schöne Literatur«

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Der erste Preis ging an Mia Munier-Wroblewska (1882–1965, auch Mu- nier-Wroblewski)120 für den Baumeister zu Mühlbach, der – so die Ver- lagswerbung am 28. Juli 1932 – den Grenzgang zwischen Sage und Wirk- lichkeit, Gestern und Heute wage: »Im lieblichen Burgenland hinter den Karpathen träumt die Kirche von Mühlbach seit vielen Jahrhunderten. Ver- spinnt den Freund deutscher Baukunst und mittelalterlichen Wesens in ihre Träume; und das steingehauene Antlitz ihres Baumeisters bleibt Rät- sel und Geheimnis.«121 Auf dem zweiten Platz folgte Gustav Schröer. Der Umfang seines Manuskripts sprengte das Novellenformat allerdings deut- lich. Die Siedler vom Heidebrinkhofe (1932) erzielte als Kleines Buch eine Auflage von 30 000 und erreichte als Feldausgabe das 111. Tausend. Be- handelt wird ein damals aktuelles Problem: »Gebt uns Land, laßt uns wie- der Bauern werden, wie unsere Vorväter es waren! Gustav Schröer greift diese Schicksalsfrage unseres Volkes auf und sucht sie dichterisch zu ge- stalten.« Eine Gruppe ehemaliger Soldaten, die das urbane Leben verachten und von der Weltwirtschaftskrise um ihre beruflichen Chancen gebracht wor- den sind, zieht sich auf einen alten, verlassenen Gutshof in der Lünebur- ger Heide zurück. Die harten Rodungsarbeiten werden von den Männern einerseits als Fortsetzung der Fronterfahrung verstanden. Als Siedler fin- den sie nicht nur »Kameradschaft, die geradeso war wie die im Schützen- graben«,122 im Kampf gegen den übermächtigen Gegner Natur sind sie auch von Verwundung und Tod bedroht. Andererseits verbindet sich mit dem militärisch straff organisierten Bauernleben die Hoffnung auf eine Er- neuerung Deutschlands, die auch »rassenhygienische« Züchtungsphanta- sien einschließt. Der ehemalige Offizier Jürgen, der als »erste[r] unter Glei- chen« die Gruppe führt, träumt von Söhnen, die »hart wie Eichenholz« sind: »›Das kommende Geschlecht soll ein Gesicht haben ohne eine wei- che Linie.‹« Das Leben als Bauer bietet den enttäuschten Großstädtern zwar auch eine ökonomische Grundlage, das wichtigste Ziel ihres agrari- schen Engagements ist aber politischer Natur. Unter »›Führung eines star- ken Bauerntums‹«, erklärt Jürgen, soll das deutsche Volk wieder lernen, »›von der Erde aus zu denken, zu fühlen und zu handeln‹«. In seiner völ- kischen Tendenz erfüllt Die Siedler vom Heidebrinkhofe exemplarisch die Muster des in den zwanziger und dreißiger Jahren populären Rückkehr-, Konversions- und Siedlerromans.123 Im dritten Band der Reihe begibt sich Preisträger Wilhelm Lobsien (1872–1947)124 mit Gesa Früddens Weg in die Fußstapfen und das sturm- zerzauste Milieu Theodor Storms: »Wenn Brandung und Brecher Tag und Nacht über ein zertretenes und gequältes Mädchenherz gehen, die Gedan- ken voll Irrnis und Wirrnis, ohne Wissen um Weg und Ziel, da wird Schuld gebüßt, hundertfältig, und die große Stille steht am Anfang eines neuen Glückes. Lobsien kennt seine Halligleute; seine Novelle durchweht die scharfe Salzluft der Nordsee, die stärkt und gesund macht.«125 Die Reihe Das kleine Buch erschien von 1932 bis 1937 in 38 Bänden, die noch bis 1943 nachgedruckt wurden, mit Preisen zwischen 1,10 und 1,80 Reichsmark. Sie war gefällig gestaltet, die zunächst dezent gemu- sterten Schutzumschläge wurden später von Siegfried Kortemeier mit zar- Der Romanverlag 147

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ten Aquarellen verziert. Ob die Autoren der epigonalen Heimatdichtung angehörten und historische Sujets bevorzugten oder völkisch-nationale Selbstvergewisserung pflegten, sie fügten sich – ausgenommen Schröers Siedlerroman und die historischen Erzählungen Vespers – dem trivial schöngeistigen Charakter der Reihe, die die erstrebte »literarische Gesun- dung des Volkes« recht maßvoll betrieb. Das gilt auch für Heinz Steguweit, den »Dichter der Frontgeneration mit dem herben Wissen um Krieg und Grauen«,126 der im Dritten Reich zum Landesleiter der Reichsschrifttums- kammer aufsteigen sollte. Für Das kleine Buch lieferte er mit Die Harfe eine Handvoll Geschichten aus der rheinischen Provinz, die seine weltan- schauliche Orientierung nur in Ansätzen erkennen ließen. Zurückhaltend gaben sich auch Emanuel Hirsch (Herzgespinste. Deutsche Märchen, 1932), Hans Heyck (Die Geschichte des Skalden Isolf Tyskossohn, 1935) und Hans-Christoph Kaergel (Die Heimat ruft, 1936).127 Zum erfolgreich- sten Titel der Serie entwickelte sich Spiel in Flandern (1934) von Hans Wil- li Linker (1896–1958),128 die sentimentale Schilderung einer Weltkriegs- liebe zwischen einem deutschen Soldaten und einer jungen Frau, die als Angehörige der deutschen Minderheit in einem belgischen Dorf lebt. Der Band erlebte zehn Auflagen mit zusammen 283 000 Exemplaren, weit ab- geschlagen folgten Schröers Siedler mit 30 000 Exemplaren in fünf Aufla- gen.129 Damit aber erreichten diese beiden Titel schon gut die Hälfte der Gesamtauflage der Reihe, von der bis 1943 insgesamt 558 000 Exemplare ausgeliefert wurden. Unter demselben Reihentitel kam ab 1947 eine neue Folge heraus. Allein bis 1952 erschienen 48 Bände – samt und sonders neue Titel. Ihr Erfolg übertrumpfte mit 1,25 Millionen Exemplaren den der ersten Folge deutlich.130 Eine kürzere Karriere als den Kleinen Büchern war den Schmuck- büchern beschieden: »Als Mitbringsel für allerlei Gelegenheiten. Wenn sich ein Käufer nicht entschließen kann, so legen Sie ihm Schmuckbücher vor.«131 Von 1933 bis 1936 erschienen 24 Titel. Die nur gut handteller- großen Bändchen kosteten 60 Pfennig und waren teilweise Lizenzaus- gaben; die Erstauflage betrug 5 000 Exemplare. Zur Gesamtauflage von 203 000 Exemplaren trug als erfolgreichster Titel Karl Hesselbachers Der alte Erkeling mit 18 000 bei. Die Inhalte lassen vermuten, daß die Ziel- gruppe im Unterschied zum Kleinen Buch eher im konservativ-evangeli- schen Frauenmilieu zu suchen war. Honorarfreie Erbepflege betrieben etwa Gottfried Kellers Spiegel, das Kätzchen (1933) und Conrad Ferdin- and Meyers Gustav Adolfs Page (1933), andere Titel waren betont prote- stantisch ausgerichtet: Oswald Rathmann berichtet in Viel gut Gesang da lautet wohl (1933) anekdotenreich von der Entstehung berühmter Kir- chenlieder, Gustav Renker singt das Lob der tüchtigen Pfarrfrau Johanne (1933), und Emil Uellenberg schildert in Der Zorn von Wittenberg (1933) den religiösen Eifer Martin Luthers. Nur in Auguste Suppers Hans Alb- rechts Wanderschaft (1933), einer völkischen Variation von Motiven, die aus den romantischen Kunstmärchen und der Prosa Eichendorffs vertraut waren, läßt sich ahnen, daß die Zeit in den letzten Jahrzehnten nicht ste- hengeblieben war. Gemäßigt modern ist zudem die Einbandgestaltung der Reihe: An die Stelle des Schutzumschlags treten Bezüge, deren kunstge- 148 Die »Schöne Literatur«

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werblich-abstrakte Muster aus Karos, Streifen und Punkten entfernt an das Art-Deco-Design der zwanziger Jahre erinnern. Beide Reihen, die sich als preiswerte und propere Buchgeschenke eig- neten, konnten sich auf dem reglementierten Buchmarkt des Dritten Rei- ches behaupten, ohne daß an eine Marktführerschaft zu denken war. Sie festigten wohl den jungen Ruf des Verlags als Adresse für konservative, na- tionalbewußte Unterhaltungsliteratur, sowohl beim Publikum wie insbe- sondere bei den Autoren dieses Genres. Ersterem boten die Serien Gewähr für weltanschauliche Korrektheit ohne ideologisches Auftrumpfen, letzte- re konnten hier kleine Texte zu besseren Bedingungen als in Zeitschriften oder Zeitungen oder auch in ihrem Hausverlag unterbringen und gerieten so in unverbindlichen, doch ausbaufähigen Kontakt mit C. Bertelsmann; für die eigenen Autoren ergab sich eine zusätzliche attraktive Publikati- onsmöglichkeit. Über die Serien stellte Mohn auch die Verbindung zu Will Vesper und Hans Grimm her, die später für den Verlag größte Bedeutung gewinnen sollten. Letzterer zeigte sich 1933 geneigt, zu den Schmuck- büchern beizutragen, und erhielt die Konditionen zugesandt.132 Er kam je- doch erst 1938 zum Verlag. Will Vesper Dagegen erwies sich Will Vesper (1882–1962) als sehr interessiert an ei- ner Verbindung.133 Zwar hatte er kein neues Werk anzubieten, und seine mehr als achtzig bisherigen Buchveröffentlichungen waren bei Verlagen wie C.H. Beck, Langewiesche, Langen-Müller, Avenarius oder Stalling in festen Händen. Aber Vesper erreichte, daß Mohn mit Haessel in Leipzig in Verhandlungen trat, um einige seiner historischen Erzählungen, die 1924/25 dort erschienen waren, zu erwerben.134 Mohn suchte diesen er- folgreichen, sehr aktiven Autor und umtriebigen Kritiker mit vielfältigen Kontakten fester an sich zu binden. Er bot ihm an, wie andere Verlage auch Bertelsmann literarisch zu beraten, für ein Honorar von 50 Reichsmark für jedes begutachtete Manuskript;135 zusätzlich sollte Vesper für jedes Buch, das dank seiner Vermittlung bei Bertelsmann erscheinen würde, mit dem Hundertfachen des Ladenpreises als Prämie belohnt werden. Vesper ak- zeptierte und warb im Gegenzug bei Mohn für seine eigenen Projekte: eine Sammlung protestantischer Romane, die den Verleger nicht zu reizen ver- mochte, und die Gründung einer neuen Literaturzeitschrift. Doch Mohn, durch die Stagnation des Christlichen Erzählers vorsichtig geworden, ließ Steinsiek absagen: Das dafür notwendige Startkapital von 100 000 Reichs- mark stehe nicht zur Verfügung, auch sei die Konkurrenz so namhafter, längst eingeführter literarischer Monatshefte wie der von Westermann oder Velhagen & Klasing allzu drückend.136 Vesper erklärte Mohn darauf- hin, er plane, sein derzeit bei Avenarius erscheinendes Blatt Die Neue Li- teratur in einer Neugründung bei Bertelsmann aufgehen zu lassen, unter Mitnahme der Bezieherdatei und der Autorenkontakte als Morgengabe.137 Diese Zeitschrift war 1902 als Beilage zum Literarischen Centralblatt für Deutschland unter dem Titel Die Schöne Literatur gegründet worden. Ihr Gründer Eduard Zarncke (1857–1936) trat die Herausgeberschaft an Will Der Romanverlag 149

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Vesper ab, der sich bemühte, das Blatt aus dem Dunstkreis der profes- soralen Germanistik zu holen. Mit seinem Eintritt in die NSDAP 1931 und der gleichzeitigen Umbenennung in Die Neue Literatur steuerte er sein pu- blizistisches Forum zielstrebig ins völkische, ja nationalsozialistische Fahr- wasser und inszenierte antisemitische Hetzkampagnen.138 Es ist denkbar, daß Mohn aus Unbehagen an dieser Radikalisierung mit einer Verlagsübernahme zögerte, sich mit Wixforth beriet, rechtliche Be- denken hatte und zutreffend behauptete, daß Bertelsmann frühestens 1935 über das nötige Kapital verfügen könne. Wahrscheinlich aber erkannte er auch, daß eine solche dezidiert nationalsozialistische Besprechungs- und Meinungsrevue sich nicht für seine wenig intellektuellen protestantischen Zielgruppen eignete. Auffällig erscheint allerdings, daß das belletristische Profil des Verlags bereits 1932 Vesper weltanschauliche Verwandtschaft, ja Übereinstimmung wittern lassen konnte. Mit der Machtübernahme 1933 avancierte Die Neue Literatur zum wichtigsten, ebenso aggressiven wie autoritären Organ im belletristischen Besprechungswesen des Dritten Reichs,139 blieb jedoch bis zur Einstellung 1943 im Verlag Avenarius. Im Jahr 1933 brachte Bertelsmann nicht weniger als sechs Titel des neuen, nun besonders genehmen Verlagsautors auf den Markt: Im Rahmen der billigen Volksausgaben zu 2,85 Reichsmark wurden Vespers dickleibi- ge Anthologien Der deutsche Psalter. Ein Jahrtausend geistlicher Dichtung und Aus tausend Jahren. Deutsche Balladen und historische Lieder (Farb- abb. 18)140 neu herausgebracht, verkauften sich jedoch nur sehr schlep- pend. In der Reihe Das kleine Buch erschienen vier der historischen Er- zählungen Vespers. Martin Luthers Jugendjahre (1932) beginnt mit einem Gespräch von Gott Vater und Gott Sohn, die über die Erde wandern und angesichts der allgemeinen Glaubenslosigkeit und Verworfenheit be- schließen, dem auserwählten Volk der Deutschen einen Retter und Er- wecker zu schenken. Am Ende steht die Reise des jungen Luther nach Rom, die ihn, von Abscheu erfüllt, aber auch innerlich gestärkt, wieder nach Deutschland zurückkehren läßt: »›Das habe ich in der Fremde gelernt, daß ich froh bin, ein Deutscher zu heißen und kein Welscher. Es sei ferne, daß ich mich überhebe. Aber sie überheben sich dort ohne Ursache. Und das haben wir geduldig ertragen und gemeint, es müsse alles von Gott kom- men, was von Rom kommt. Das aber will ich nicht mehr glauben.‹«141 Die Handlung des Buches, das mitunter in einen süßlichen Legenden- ton verfällt, steht im Dienst einer national akzentuierten antikatholischen Agitation. Gott Vater und Gott Sohn erkennen in Rom ein »Nest von Teu- feln und Drachen, von Schlangen und Basilisken, von allerlei Ungeziefer der Hölle auf Erden«. Luther dagegen, den Gott Vater aus einer Felsspalte des Brocken hervortreten läßt, ist als geistlicher Führer zugleich die In- karnation der völkischen Seele Deutschlands: Bei seiner mythischen Er- weckung erscheint er »im Bauernkleid und ganz im Aussehen eines brei- ten starken Bauern«. Die Erzählungen Der Pfeifer von Niclashausen (1933), Der arme Kon- rad (1933) und Der Bundschuh zu Lehen (1934)142 schildern Ereignisse um 1500, die auf den großen Bauernkrieg vorausdeuten. Im Bundschuh zu Le- hen gewinnt der ehemalige Landsknecht Jost Fritz mit seinen Reden gegen 150 Die »Schöne Literatur«

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die reiche und ungerechte Obrigkeit unter Bauern und Bürgern schnell eine große Anhängerschar. Es gelingt ihm sogar, einige Geistliche, die von der Korruption und dem Machtstreben der Kirche abgestoßen sind, von seiner Sache zu überzeugen. Jost betont die Freiheit und Gleichheit der Menschen früherer Zeiten; nicht einem weltlichen Herrscher, sondern allein Gott soll- ten die Menschen dienen. Noch bevor der große Aufstand losbrechen kann, werden die Verschwörer aber verraten, von der Obrigkeit verfolgt und getötet. Der Erzähler sieht zwei Gründe für dieses Scheitern. Einerseits be- geht Jost den Fehler, in sein Heer auch Unwürdige aufzunehmen, Mitglie- der des fahrenden Volkes, die »mit ihrem Elend das ganze Land wie ein Grind oder Ungeziefer«143 überfluten. Andererseits ist Jost zu sehr Träu- mer und Idealist, um seiner Aufgabe gerecht werden zu können: »Der großen heimlichen Bewegung fehlte der Führer, der es verstanden hätte, alle in ihr sich regenden Kräfte zu einem großen Wurf zusammenzufassen und auf den rechten Wegen an das rechte Ziel zu führen.« An ihrer politi- schen Unreife scheitern auch die rebellischen Bauern des Armen Konrad. Aufgrund ihrer Beeinflußbarkeit und Ängstlichkeit sind sie unfähig, ihre be- rechtigten Forderungen energisch und wirkungsvoll zu vertreten. Vespers Erzählungen vom Aufstand der unterdrückten Bauern in der Frühen Neuzeit erinnern an die völkischen Romane von Adolf Bartels (Die Dithmarscher, 1898) und Hermann Löns (Der Wehrwolf, 1910), in denen »das [historische] Bauerntum als verschworene Kampfgemeinschaft«144 dargestellt wird. Anders als dort geht es bei Vesper nicht um den Kampf gegen einen äußeren Feind; doch der Kampf gegen die Feinde im eigenen Land, zu denen vor allem die Repräsentanten des neuen römischen Rechts und die Juden zählen, wird mit ähnlicher, vom Erzähler gebilligter Ag- gressivität geführt. Die traditionelle protestantische Konfessionspolemik wandelt sich bei Vesper anscheinend mühelos zur völkisch-nationalisti- schen Propaganda. Als der unerschrockene Kämpfer gegen »Papisten« und »jüdische Lite- raten« – der auch als Festredner zur Bücherverbrennung auftrat – am 8. Mai 1933 seine erste Auszeichnung durch das Dritte Reich erfuhr, gratu- lierte ihm Gerhard Steinsiek für den Verlag mit Worten, die den Eindruck ehrlicher Genugtuung vermitteln: »Darf ich Ihnen auch im Namen von Herrn Mohn meine herzlichen Glückwünsche aussprechen zur Ernennung zur Preußischen Akademie der Dichtkunst [sic]. (So heißt sie doch wohl?) Ich freue mich, daß auch an dieser Stelle die Reinigungsaktion alle die von einer gewissen Presse ›gemachten‹ Großstadt-Literaten aus dieser Stätte hinausgeworfen hat, und daß endlich das nationale Schrifttum auch dort zu der verdienten Ehre gekommen ist.«145 Daß die Berufung auf Heinrich Mohns gleiche Gesinnung keine Floskel war, zeigt dessen Schreiben an Ves- per vom 14. August 1933. Bei der Vorbereitung der Volksausgabe von Ves- pers Anthologie Aus tausend Jahren weist der Verleger den Herausgeber auf eine brisante Peinlichkeit hin: »Bei dem Balladenbuch sähe ich gern, wenn Heine, der jetzt Seite 347–362, also 16 Seiten füllt, stärker zurück- träte. Wäre das wohl möglich? Vor allen Dingen läge mir daran, Seite 350 ›Kleines Volk‹ bis Seite 351 ›Ein Weib‹ zu streichen. Für freundliche Zu- stimmung wäre ich dankbar.« Was hat Mohn gerade an diesen beiden Ge- Der Romanverlag 151

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dichten so gestört? Keineswegs politisch-völkische, sondern sittliche An- stößigkeiten: Das erste, eine Märchenburleske, spricht von einem »Pißpott« und »drei Nonnenfürzchen, die schmecken so süß«; das zweite besingt eine zügellose Dirne, die ihren gehenkten Liebhaber schnell vergißt. Natürlich ließ es Vesper nicht bei der Kassation der beiden Gedichte bewenden, so daß ihm Mohn wenig später zufrieden schreiben konnte: »Recht herzlichen Dank, daß Sie auf meinen Wunsch betr. Heine eingehen, ja mehr als ich zu hoffen wagte. Mir ist es natürlich nur lieb, wenn Heine vollständig fehlt.«146 Vesper avancierte 1933 zum Vorzeigeautor des Verlags. Eine ganzsei- tige Anzeige im Börsenblatt147 mit Porträt des Dichters verkündete stolz: »Will Vesper ist Mitglied der Dichterakademie. Er gestaltet den deutschen Menschen der Vergangenheit uns als Schicksal zum Vorbild, zugleich Sammler und Hüter des Dichtens und Sagens unserer Vorväter. Einer der Wenigen, die nie dem Zeitgeist Zugeständnisse machten. Will Vesper blieb auch immer der Dichter von überragendem literarischem Können. Drum war sein Ringen um unseres Volkes Seele nicht umsonst. Der Verlag C. Ber- telsmann-Gütersloh verbreitete im verflossenen Halbjahr wieder 17 000 seiner Bücher. Auch der Rundfunk nahm sich seines Schaffens an. Ein Buchhändler wird sich stets für Will Vesper einsetzen.« Der nun vielumworbene Autor dachte allerdings nicht daran, Bertels- mann zu seinem neuen Stammverlag zu machen. Nach den 1933/34 pu- blizierten Titeln trat eine längere Pause ein, 1938 erschien der Band Kämp- fer Gottes (Farbabb. 12), eine Sammlung von bereits separat gedruckten historischen Erzählungen. Erst im Verlauf des Krieges wurden die Bezie- hungen zwischen Vesper und Bertelsmann wieder intensiver. Der Romanverlag auf dem Weg ins Dritte Reich Für das kulturelle Leben insgesamt und damit auch für den Buchmarkt be- deutete die Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst einen we- niger deutlichen Einschnitt, als es die Vorstellung von totalitärer Herrschaft nahelegt. Eine Vielzahl kultureller und kulturpolitischer Entwicklungsten- denzen der Weimarer Republik setzte sich in die NS-Zeit hinein fort. Neu waren jedoch die politische Überwachung und Steuerung jeder schriftstel- lerischen und verlegerischen Betätigung, und neu war auch der Versuch einer konsequenten ideologischen Gleichschaltung der Berufsorganisatio- nen. Auch Bertelsmann war diesen veränderten politischen und institutio- nellen Rahmenbedingungen unterworfen.148 Joseph Goebbels, seit März 1933 Chef des neugegründeten Reichsmi- nisteriums für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP),149 schuf seiner Kulturpolitik im September 1933 mit der Errichtung der Reichskulturkam- mer (RKK) einen ausgedehnten organisatorischen Unterbau.150 Zum Bei- tritt zu ihren Einzelkammern, darunter der Reichsschrifttumskammer (RSK), waren sämtliche Personen verpflichtet, die »bei der Erzeugung, der Wiedergabe, der geistigen und technischen Verarbeitung, der Verbreitung, der Erhaltung, dem Absatz oder der Vermittlung des Absatzes von Kultur- gut« mitwirkten.151 Ein Apparat, der binnen kurzem auf mehr als 2 000 Mitarbeiter anwuchs, verwaltete und beaufsichtigte Hunderttausende, die 152 Die »Schöne Literatur«

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zur regelmäßigen Gebührenzahlung an die Kammern verpflichtet waren. Wurde die Mitgliedschaft versagt oder gar der Ausschluß verfügt – was ge- schah, wenn es an »Zuverlässigkeit und Eignung« mangelte –, kam dies ei- nem Berufsverbot gleich. Wie die Schriftsteller mußten auch die Buchhändler der RSK an- gehören. An der Spitze der Behörde stand anfangs der völkische Schrift- steller Hans Friedrich Blunck, ab Oktober 1935 der Vorsitzende der Deut- schen Akademie der Dichtung, Hanns Johst.152 Aufgabe der Reichsschrift- tumskammer war es, die »kulturelle Produktion« ihrer Mitglieder zu über- wachen und propagandistisch zu fördern. Kulturpolitische Aufgaben gin- gen im Frühjahr 1938 aber an die Fachabteilungen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda über, lediglich die fachliche und so- ziale Betreuung der Mitglieder verblieb bei den Einzelkammern. Der Bör- senverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig wurde der RSK korpora- tiv eingegliedert, jedoch bald zum reinen Wirtschaftsverband degradiert und im November 1934 durch den Bund Reichsdeutscher Buchhändler er- setzt.153 Der Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer und damit das Berufsverbot für jüdische Verleger und Buchhändler durch »Arisierungen« und Enteignungen folgten ab 1935; jüdische Buchhändler durften danach nur noch Werke von Juden an Juden verkaufen.154 Ein wesentliches Ele- ment der Kommunikationskontrolle war auch die Indizierung mißliebigen Schrifttums. Der belletristische Verlag C. Bertelsmann war davon aller- dings nur am Rande und erst in späteren Jahren betroffen.155 Wie der Börsenverein, die Standesorganisation des deutschen Buch- handels, so sparten auch die Verleger nicht mit raschen Ergebenheitsbe- kundungen gegenüber den neuen Machthabern. Im Branchenorgan, dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, warben sie für ihre einschlä- gigen Novitäten (so Wunderlich156, Diederichs157), bekundeten ihre Bereit- schaft, »mit am Aufbau unseres Volkes zu arbeiten« (Westermann158), di- stanzierten sich von jüdischen Autoren (so Propyläen von Feuchtwan- ger159), betonten, trotz »verdächtigem Namen« von altem deutschen Bauernadel abzustammen (Wilhelm Goldmann160). Das Haus C. Bertelsmann glaubte, keiner solchen Reverenz vor dem Re- gime zu bedürfen. Freilich veröffentlichte man gerne ein Dankschreiben an Gustav Schröer, dessen Verfasser »nicht nur als Nationalsozialist und SA-Mann, sondern auch als Mensch […] durch jahrelange Stellungslosig- keit den Glauben an Gott und das Vertrauen zur Menschheit verloren hat- te«.161 Schröers Schaffen preist er als »Pionierarbeit an der nationalen Re- volution«. Derselbe SA-Mann durfte einige Tage später die Neuausgabe von Schröers Land Not würdigen als »die Bibel eines um seine Existenz kämp- fenden deutschen Volkes, es ist das Spiegelbild der kämpfenden und rin- genden nationalsozialistischen Bewegung – kurzum das Buch der natio- nalen Revolution«.162 Dabei sei es »nicht aus der Feder der Agitation, des Parteimenschen geschrieben, nein – es kommt aus einem glühenden, lie- benden, deutschen Herzen – und will zu deutschen Herzen sprechen, zu diesen Menschen vom Lande Not, das nun erwacht ist.« Dieser Hinweis war dem Verlag wichtig: Man wirkte uneigennützig und patriotisch mit an der Volkserneuerung – aber man betrieb keine Propa- Der Romanverlag 153

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ganda, sah sich nicht unter den vom Regime geschmähten anpaßlerischen »Konjunkturrittern«. Unbedingte Loyalität gegenüber den kulturellen For- derungen des Staates hieß nicht, sich in den Dienst einer Parteidoktrin zu stellen. Die Beziehung zwischen Autor, verlegerischem Mittler und Leser (»aus einem glühenden, liebenden, deutschen Herzen […] zu deutschen Herzen«) galt als eine individuelle, intime und private, fernab von aller Po- litik. Sie fand in der Freizeit, im Urlaub statt. Die heimatlichen Romane des Verlags waren zwar der deutschen Scholle gewidmet, doch handelten sie von einsamem Bauerntum in jeweils sehr unterschiedlicher Landschaft. Die Protagonisten lebten auf Einödhöfen oder Halligen, zurückgezogen, fern der Moderne und der Öffentlichkeit, teils waren sie davor auch aus der Stadt geflohen, zurück zu den Wurzeln, fort von der Politisierung der Gegenwart. Dieser Eskapismus der Heimatliteratur war allerdings oft ver- bunden mit einer massiven Dosis eben jener Ideologie, die unter dem Deck- mantel der Tradition totalitäre Entmündigung verbarg. Ab 1933 traten Landschaft, Volksstamm und Scholle in der belletristi- schen Bertelsmann-Werbung immer deutlicher in den Vordergrund, ent- sprechend der Programmatik der neuen Novellenreihe: »Der deutsche Mensch, verwurzelt der Scholle seiner Heimat, streckt sich in Glück und Leid zu ewigen Werten. Zu ihm bekennt sich die Sammlung ›Das kleine Buch‹.«163 Im Herbst 1934 blickte die Bertelsmann-Illustrierte unter dem Titel »Mensch und Landschaft« auf ihren künftigen Programmschwer- punkt: »Es werden […] Bücher sein, die den deutschen Menschen in sei- nen naturgegebenen Lebensraum stellen, also erd- und heimatgebundene Romane, wie sie schon immer im Vordergrund des dichterischen Schaf- fens unserer Besten standen.«164 Regionale historische Sujets aus natio- nalen Kampfzeiten wurden vielfach traktiert: Gustav Schröer brachte seine Wahlheimat Thüringen ein, Alfred Manns führte nach Friesland, Hermann Eris Busse in den Schwarzwald, Sabine Volkmar und Friede H. Kraze erzählten von den deutschen Siedlungsgebieten im Osten, Hans Branden- burg zeigte seinen Lesern Oberbayern, Lene Bertelsmann165 schließlich Westfalen. Während die gleichzeitige Kriegsbücherproduktion des Hauses an männliche Zielgruppen gerichtet war, bildete die weibliche Leserschaft das Adressatenpotential für solche »weichen« Heimatromane. Eine spezielle Form war dabei der Grenzlandroman. Im »kalten Zwei- frontenkrieg« zwischen 1918 und 1939166 kam es den Werken dieses Sub- genres einerseits darauf an, die Situation des »bedrohten deutschen Volks- tums« im Westen und Osten des Reichs zu schildern. Andererseits sollten die deutschen Gebietsansprüche, die sich politisch und militärisch vorerst nicht verwirklichen ließen, zumindest literarisch erhoben werden. Schon 1929 war in Gütersloh Land im Schatten von Friede H. Kraze erschienen. Der Roman schildert das Schicksal einer deutschen Pastorenfamilie im Po- len der Nachkriegszeit. Sein wichtigstes Anliegen besteht darin, die Prä- senz der deutschen Siedler historisch zu legitimieren. Die deutsche Ostko- lonisation erscheint als Teil einer allgemeinen, friedlichen Landgewinnung im Hochmittelalter, die ganz Europa betraf. Aus der Urbarmachung des Landes durch die Vorfahren und dem bereits Generationen währenden Ausharren in den Siedlungsgebieten wird nicht nur ein spezifisches Hei- 154 Die »Schöne Literatur«

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matgefühl, sondern auch ein Besitzrecht abgeleitet.167 Die religiöse Fär- bung ihres Patriotismus bewahrt die deutschen Figuren einerseits davor, der polnischen Mehrheit mit Haß und Verachtung zu begegnen. »›Schul- dig sind alle Menschen vor Gott.‹« erklärt die Frau des Pastors. »›Deutsche und Polen.‹« Andererseits ist die religiös motivierte Kulturkritik, die der Pastor in einem emphatisch formulierten Monolog übt, von den entspre- chenden völkisch-nationalistischen Vorstellungen nur noch einen Schritt entfernt. Der gemeinsame Feind, von dem alle Bedrohung ausgeht, ist die Moderne: »›Das ist Grenzland: nicht mehr von Parteien zerrissen, nicht aufgesogen von oberflächlicher Geselligkeit, nicht belastet damit, sterben- des Kulturgut immer neu aufzuschmücken, anstatt aus seinen heiligen Grä- bern die tausend neuen Leben und Segnungen zu erwecken, nicht verfront an Luxus und die Mechanisierung des Lebens, nicht sein eignes, kleines Ich als Mittelpunkt der Welt erachtend, sondern: einer für alle, alle für ei- nen: ein Bund, eine Gemeinschaft – ein tragendes Hochgefühl: Glauben und Volkstum – in der letzten Not wurden sie wieder das Untrennbare.‹« Im bereits erwähnten Baumeister zu Mühlbach von Mia Munier-Wro- blewska reist ein junger Kunsthistoriker in die gleichnamige siebenbürgi- sche Kleinstadt, um die dortige spätgotische Kirche, die »ein steinernes Zeugnis deutscher Kolonisationskraft, deutscher Frömmigkeit, deutschen Kunstsinns« inmitten der »rumänischen Brandung«168 darstellt, zu stu- dieren. Er verliebt sich in die Tochter des Pfarrers, die den vielsagenden Namen Lotte trägt, muß ihr aber schließlich entsagen, nachdem er sie als Inkarnation der »leuchtende[n] Volkskraft«, die sich selbstlos in »›den Dienst der Heimat‹« stellen wird, erkannt hat. Erheblich schärfer im Ton ist Munier-Wroblewskas Erzählung Deutsch ist die Saar! (1934), die eben- falls in der Reihe Das kleine Buch erschien. Die Schilderung des Lebens zweier saarländischer Familien zwischen 1914 und 1933 gerät der Auto- rin zu einem Kompendium nationalistischer und rassistischer Affekte. Die Fronten sind klar gezogen: auf der einen Seite der »welsche Feind«, in sei- nem niederträchtigen Ansinnen unterstützt von Juden und Afrikanern, auf der anderen Seite die wackeren »germanischen« Saarländer, die ihre ge- liebte Heimat unter härtestem Dialekteinsatz dem Reich bewahren wollen. Am Ende naht mit Hitler der nationale Erlöser. Drei KPD-Funktionäre sind in die deutsche Hauptstadt gereist und kommen politisch geläutert zurück: »Sie gaben Bericht von dem, was sie in Berlin gesehn und gehört, wie sie in den Wohnungen früherer Parteifreunde Hitlerbilder an den Wänden, braune Hemden im Schrank gefunden, wie sie solche Wandlung zuerst als Folge eines unerhörten Terrors angesehn, wie sie dann den Führer aus nächster Nähe gehört bei seiner Rede in Siemensstadt, und daß er ge- kommen sei wie zu Brüdern ohne waffenstarrende Bewachung. […] Sie schlossen mit dem schlichten Bekenntnis: Wir haben den Nationalsozia- lismus kennengelernt und sehen bei ihm, wie er sich praktisch zeigt, die Zukunft des deutschen Arbeiters gesichert, wir stellen den Kampf gegen die NSDAP ein und erklären unseren Austritt aus der KPD.«169 Weit zurück in die österreichische Geschichte führt dagegen Der Blut- jäger. Ein Buch der Treue (1935) von Rudolf Haas (1877–1943).170 Der Grenzlandroman spielt im Kärnten des späten 15. Jahrhunderts und er- Der Romanverlag 155

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zählt vom Kampf bäuerlicher Freischärler gegen ungarische Invasoren. Unverkennbar ist das Vorbild von Hermann Löns’ Wehrwolf, nicht zuletzt aufgrund der faszinierten Schilderung von Gewalt und Grausamkeit. Das latent sozialrevolutionäre Lob des Bauerntums, das der charismatische Ti- telheld formuliert, wird vom Erzähler schließlich völkisch akzentuiert und als aktuelle Lehre des historischen Geschehens hervorgehoben: Die Bau- ern »litten Unsägliches, ertrugen Übermenschliches, aber es fiel keinem ein, das Land zu verlassen und auszuwandern. Denn sie waren wie Berg und Baum verwurzelt mit dem Boden, den die Väter gerodet hatten, sie blieben dem Acker treu, der ihnen Frucht schenkte, sie liebten die harte Arbeit im vertrauten Gelände, und heilig war ihnen die Scholle der Hei- mat. […] Dieses zähe, geduldige, durch nichts zu brechende Ausharren, dieses Einkrallen in dem von fremden Völkern überfluteten Mutterboden war unbewußtes Heldentum, war Dienst am Volke im schönsten Sinne und ist auch heute noch lange nicht gewürdigt und bedankt.«171 Die politischen Ereignisse des Jahres 1933 beeinflußten zunächst eher die Werbestrategie als das belletristische Programm von C. Bertelsmann. Die Themen bedurften keiner Veränderung. Das »Denken in Reihen«, die Absicht übersichtlicher Strukturierung des Angebots, verleitete den Verlag neben den Kleinen Büchern und den Schmuckbüchern zur Etablierung einer weiteren Serie. Die Zielbücher waren als »neue hochwertige 3 Mark- Reihe«172 Texten vorbehalten, die mit jeweils 150 bis 200 Seiten den Um- fang des Kleinen Buches sprengten, aber nicht das Volumen der Volksaus- gaben besaßen. Der markige Reihentitel wurde mit dem Haus-Emblem erklärt: »Die Arbeit des Verlages steht seit fast 100 Jahren unter dem Zei- chen des die Wolken durchdringenden, zur Sonne emporzielenden Pfei- les«. Die Reihe, tatkräftig mit vier Titeln (davon drei von Will Vesper) ge- startet, wurde 1934 nur mit zwei (darunter Schröers Wir lassen uns nicht unterkriegen) fortgeführt, 1935 wurden Vespers Martin Luthers Jugend- jahre nochmals und ein Tierbuch neu aufgelegt, 1936 und 1938 folgten drei Nachzügler und schließlich die Einstellung. Der Verkauf war eher schlep- pend, vielleicht wirkte der appellative Reihentitel abschreckend, auch wa- ren die Texte allzu disparat. Als erstes Zielbuch erschien 1933 von dem Schweizer Heimatautor Ernst Zahn173 (1867–1952) der von schwülstiger Erotik geprägte Roman Das Kreuz. Erzählt wird die Geschichte eines alternden Bildhauers, dessen latent inzestuöse Beziehung zu seiner Toch- ter durch die berufliche und private Konkurrenz eines jungen, talentierten Schülers in eine schwere Krise gerät. Trotz der intensiven Werbung, die der Verlag für den »kerndeutschen Meister«174 betrieb, blieb es bei der er- sten Auflage von 20 000 Exemplaren. Mit Will Vespers Die Wanderung des Herrn Ulrich von Hutten (Farb- abb. 17) brachten die Zielbücher ein frühes Beispiel für das völkisch-na- tionalistische Engagement des Autors erneut heraus. Der Tagebuch-Ro- man – so der Untertitel – erzählt in Ich-Form das Leben Huttens von sei- ner Flucht aus dem Fuldaer Kloster 1505 bis zu seinem Tod im Schweizer Exil zwanzig Jahre später. Vesper zeichnet die Hauptfigur als einen dezi- dierten Außenseiter, der nirgendwo dazugehört, aber auch nirgendwo da- zugehören will. Hutten ist Poet, Gelehrter und Ritter zugleich, wahrt gegen 156 Die »Schöne Literatur«

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jede dieser Existenzformen aber seine Vorbehalte. Sein Schicksal erfüllt sich im Zeichen der Politik. Der von der Syphilis Geplagte erscheint als ein säkularisierter Schmerzensmann und somit zugleich als eine Allegorie des Deutschland seiner Zeit. Hutten liebt sein Vaterland so sehr, daß es sich in ihm inkarnieren kann: »Mein Leib ist wie das deutsche Reich, zerrissen, zermartert und an ein Kreuz der Schmerzen geschlagen. Bleib aufrecht, ob du willst oder nicht!«175 Die Ursache für die politische Misere erblickt er in dem Fehlen eines starken Führers: »Der [deutsche] Adler schläft, vielmehr man hat ihm die Klauen geschnitten und niemand anders als wir selbst. Zuviel Herren, zuviel Köpfe und kein Herr, kein Kopf.« Das Ziel, »die Deut- schen zu erwecken«, soll daher nicht mit Hilfe des schwachen Kaisers, son- dern durch eine patriotische Volksfront, durch ein ständeübergreifendes Bündnis verwirklicht werden: »Adel, Städter, Bauern, alles deutsche ge- drückte, geplagte, genötigte Volk unter einen Hut! Das wäre ein Bollwerk wider Rom und römische Kaiser, wider Frankreich, Spanien und die Welt, das niemand einnehmen sollte.« Vespers Roman steht in der Kontinuität der seit dem 19. Jahrhundert zahlreich aufblühenden, mehr oder minder patriotisch gefärbten Hutten-Literatur, betreibt zugleich aber deren natio- nalistische Aktualisierung und Verschärfung. Sowohl in der Klage über die deutschen Zustände – Verweichlichung, Partikularisierung, latente Anar- chie – als auch in der Hoffnung auf eine nationale Revolution steht Die Wanderung des Herrn Ulrich von Hutten im Einklang mit der rechten Kri- tik am verhaßten Weimarer »System«, das sich in der Schilderung des Deutschland der Frühen Neuzeit spiegeln soll. Entsprechend begeistert fiel das Urteil in einem Vorgutachten des NS-Lehrerbundes aus, als der Roman 1938 noch einmal in Kämpfer Gottes erschien: »All dieses gärende Wer- den und wehrende Vergehen, dieses Aufblühen neuer Ideen und Verenden überholter Ideologien kennen wir ja: Diese vergangene Zeit ist ja Gegen- wart. Und es ist manches Mal erschütternd zu sehen, wie sehr wir unsere Väter oder unsere Väter wir sind, und beglückend zu wissen: Was sie er- strebten, das haben wir gewonnen oder sind wir auf dem Wege zu gewin- nen.«176 In das Jahr 1933 fällt auch der Beginn der »Volksausgaben« des Ver- lags, allerdings ohne direkten Zusammenhang mit der politischen Umwäl- zung – der Schritt war bereits 1932 geplant gewesen.177 Doch paßte das Bemühen um »sauberes, volkstreues Lesefutter« in Massenauflagen zu günstigem Preis sowohl in die langjährige Strategie des Verlags wie auch ins kulturpolitische Konzept der neuen Machthaber. Der Spätling im Ro- mangeschäft hatte zwar recht respektable Erfolge erzielt und sich im Ver- lagsspektrum eindeutig positioniert, aber die Auflagen gingen kaum über 8 000 Exemplare hinaus, der Nachschub an Autoren und Novitäten hielt sich trotz aller Aktionen wie Preisausschreiben in Grenzen. Wollte man dennoch auf dem Massenmarkt bestehen, blieben neben der Aktivierung der eigenen, recht kleinen »Backlist« vor allem Lizenzausgaben, deren ge- ringer Preis nur bei sehr großen Stückzahlen Gewinn brachte. Die Volks- ausgaben zu 2,85 Reichsmark hatten sich bei Droemer und auch bei S. Fi- schers Buddenbrooks-Erfolg bewährt. Freilich standen ihnen etablierte Verleger oft skeptisch gegenüber, weil sie das sorgsam gewahrte Preisge- Der Romanverlag 157

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füge bedrohten. So mahnte Adolf Spemann am 25. Juli 1933 im Bör- senblatt: »Volksausgaben dürfen erst geraume Zeit, frühestens vier Jahre nach Erscheinen der Ori- ginalausgabe des Werkes veranstal- tet werden. Dieser Grundsatz muß nicht nur Gemeingut, sondern allge- mein verbindlich werden. Auf ande- re Weise ist es unmöglich, wieder zu einer Preismoral zu kommen und das Vertrauen der Leserschaft und des Sortiments in die Geschäftsgeb- arung des Verlags zurückzuerobern; es gibt auch kein anderes Mittel zur Verwirklichung des höchsten Verle- gerziels: einen jungen Autor oder ein neuauftauchendes Talent durch- zusetzen.«178 Werbeplakat (1933/34) Über solche Bedenken konnte sich Bertelsmann, das kein Interes- se daran hatte, neue Talente zu entdecken, leicht hinwegsetzen. Welches Potential nun, nachdem die »Großstadtliteraten« exiliert waren, in seinen heimattreuen Autoren steckte, erprobte Wixforth, von Heinrich Mohn er- muntert, zuerst an Gustav Schröer. Heimat wider Heimat war 1929 er- schienen und erreichte im folgenden Jahr die vierte Auflage mit dem 16. bis 20. Tausend. Von der Volksausgabe zu nur mehr 2,85 statt bisher 5 Reichsmark druckte Bertelsmann beherzt und kostensparend auf einen Schlag so viele Exemplare, wie bislang insgesamt verkauft worden waren. Das 21. bis 40. Tausend kam am 30. Mai 1933 in den Handel. Dazu wur- de den Buchhandlungen ein Sonderfenster für das »Ferienbuch voll son- nigen Humors«179 offeriert: im Vordergrund das biedermeierliche Idyll Zie- genbrück auf dem Schutzumschlag, dahinter eine moderne, elektrifizierte Eisenbahn, die gerade ein Viadukt überquert. Dazu lud die Beschriftung den Betrachter ein: »Auf in die Ferien – mit diesem Buch.«180 Das 41. bis 50. Tausend mußte bereits nach anderthalb Monaten nachgelegt wer- den.181 Damit begann eine nicht mehr endende Auflagenkette von Heimat wider Heimat – 1943 war das 644. Tausend erreicht, noch 1955 kam das 778. Tausend in den Handel. In der Weihnachtsnummer 1933 des Börsenblattes zog C. Bertelsmann auf vier Seiten eine stolze Bilanz des ereignis- und erfolgreichen Jahres. Sie zeigt das Unternehmen auf der Höhe sowohl der Gesinnung wie des Marketing: »Wenn der Verlag C. Bertelsmann seine Neuerscheinungen in dieser Weihnachtsnummer nochmals anzeigt, ist ein großer Bucherfolg dank der freudigen Anteilnahme des Sortiments schon erzielt. 200 000 Bände der diesjährigen Neuerscheinungen wurden bisher verkauft. Worin liegt dieser Erfolg begründet? Erstlich und vor allem in den literarischen und gesinnungsmäßigen Leitgedanken des Verlages: Es ist das Bekenntnis 158 Die »Schöne Literatur«

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zum deutschen Menschen, verwurzelt der Scholle seiner Heimat, der in Glück und Leid zu ewigen Werten sich streckt. Heute ist die Stunde dieses deutschen Menschen erfüllt. Drum sind auch die Autoren des Verlages C. Bertelsmann mehr gefragt denn je. […] Die Ausstattung aller Bücher ist mustergültig. Prospekte, Plakate, Sonderfenster und Zeitungsmatern ste- hen zur Verfügung. Fast alles mehrfarbig mit fesselnden Leseproben. Acht- hundert Tagezeitungen werden etappenweise beschickt und bringen z. Teil größere Leseproben aus den wichtigsten Büchern. […] So erhofft der Ver- lag C. Bertelsmann, Gütersloh, sehr geehrter Herr Kollege, auch Ihre Mit- arbeit. Denn wir alle kämpfen ja für deutsche Art und deutsches Wesen / für Glaube und Volkstum / Hier steht unsere Front.«182 Die Erfolgsautoren Gustav Schröer und Fritz Müller-Partenkirchen Gustav Schröer (1876–1949)183 wurde der erfolgreichste, auflagenstärkste Belletristikautor des Verlags im Dritten Reich. Er veröffentlichte insgesamt 20 Titel bei Bertelsmann, von denen elf auch als Volksausgaben erschie- nen. Dies rechtfertigt einen eingehenderen Blick auf sein Werk. Nach 24 Jahren als Lehrer in einem kleinen thüringischen Dorf war er 1920 als Be- zirksjugendpfleger nach Erfurt übergesiedelt und hatte sich zugleich in der regionalen Bauernbewegung engagiert. Schon bevor er 1929 zu Bertels- mann kam, zählte er zu den Favoriten der nationalkonservativ gesonne- nen Leserschaft. Im Jahr 1925 spielte ihn die evangelische Zeitschrift Glau- be und Heimat im Bild polemisch gegen die Vertreter der modernen »As- phaltliteratur« aus: »Wenn man liest, welche ›Werke‹ als deutsche Litera- tur in Amerika übersetzt und verbreitet werden (Toller ›Masse Mensch‹, Georg Kaiser ›Gas‹ u. a.), kann man sich nicht wundern, daß ein Zerrbild vom deutschen Menschen drüben entsteht. Gustav Schröer sollte in Mas- senauflage in Amerika verbreitet werden. Denn er ist ein wirklich deut- scher Erzähler der Gegenwart. Kraftvoll, eigengewachsen, trotzig und mu- tig schreiten seine Gestalten über die deutsche Scholle.«184 Die Werke Schröers lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen.185 Die erste bietet überwiegend harmlose Unterhaltung. Zu ihr gehören Romane wie Der Herrgott und ein Mann (1933) und Die Lawine von St. Thomas. Ein Roman aus den Bergen (1939). Das Lob des Landes und des Bauern- tums und die Abwertung der Stadt, des Handels und der Industrie bleiben hier im Rahmen der konservativen Kulturkritik – mit Ausnahmen. In Sturm im Sichdichfür (1933) etwa verweist die Schilderung des geistig behinder- ten Christoph auf die Definition »unwerten« Lebens, die wenige Jahre spä- ter aktuell werden sollte. Die unbedingte Hörigkeit, mit der Christoph an seinem Herrn, einem Gastwirt, hängt, wird als ein zugleich abstoßendes und faszinierendes Spektakel geschildert. Der Behinderte ist ein »Tier- mensch«186, der sich durch seine »hündische Treue« auszeichnet. Die Be- strafung für einen Mord, den er begangen hat, übernimmt folgerichtig nicht die menschliche Justiz, sondern die Natur: Als Christoph in einer Nacht im Schnee einschläft, frieren ihm beide Beine ab. Wie ein gezähmtes Tier, das von den Touristen bestaunt wird, darf er danach in der Dorfgemeinschaft weiterleben. Der Romanverlag 159

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Die zweite Gruppe der Romane Schröers ist repräsentativ für die völ- kisch-nationalistische Umwertung des Heimat- und Bauernromans, die schon zur Jahrhundertwende einsetzte und nach dem Ersten Weltkrieg eine erhebliche Konjunktur erfuhr.187 Ein ähnliches Programm wie Die Siedler vom Heidebrinkhofe vertritt auch der Roman Wir lassen uns nicht unterkriegen (1934), in dem der junge Großstädter Hans, wiederum ange- leitet von einem früheren Offizier, zusammen mit anderen Arbeitslosen eine steinige Wiese an einem Berghang urbar macht. Das Buch schließt mit einer indirekten Affirmation der nationalsozialistischen »Machtergrei- fung«. Hans ist inzwischen verheiratet und kann wieder in seinen frühe- ren Beruf zurückkehren. Als er noch einmal das Lager der Siedler besucht, fällt ihm auf, daß die Stimmung dort viel besser ist als früher. Alle wähnen sich nun »›auf dem richtigen Wege‹«.188 In einem der letzten Sätze des Ro- mans erwidert Hans’ Frau darauf, daß diese Ansicht jetzt auch von allen Menschen »›draußen‹«, von der gesamten deutschen Bevölkerung also, ge- teilt wird. Mit Ausnahme von Die Siedler vom Heidebrinkhofe war jenen Roma- nen Schröers, die offen weltanschaulich Stellung bezogen, allerdings kein kommerzielles Glück beschieden. Wir lassen uns nicht unterkriegen er- reichte als Zielbuch in zwei Auflagen gerade das 18. Tausend. Bei dieser Zahl blieb auch der im normalen Programm erschienene historische Ro- man Volk im Schmiedefeuer (1934), der wie die meisten Werke Schröers in der Region der Saale angesiedelt ist und in der Zeit zwischen 1793 und 1815 spielt. Erneut dient das historische Geschehen, in dessen Zentrum zwei Familien und ein pensionierter Hauptmann stehen, einer verdeckten Darstellung der politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen der Gegenwart. Wurde von den rechten Propagandisten der Weimarer Zeit mit den Ideen von 1914189 gegen die libertären und egalitären Ideen von 1789 geistig mobil gemacht, so übernehmen in Schröers Roman die Be- freiungskriege diese Funktion. Die Ablehnung der Französischen Revolu- tion ist in Volk im Schmiedefeuer nicht nur durch deren Exzesse, sondern mehr noch völkisch motiviert: Es handelt sich eben um eine nicht-deut- sche Revolution. Der tiefsitzende metapolitische Affekt, der hier wirksam wird, kann daher ohne Umschweife auf Napoleon übertragen werden. »›Kein Volk‹«, erklärt der antifranzösische Agitator Hauptmann Vogel, »›ist ganz von artfremden Rassen verschont geblieben, aber notwendig ist, daß die gute Rasse die Oberhand hat. Darum allein schon wird man die Fran- zosen nicht auf die Dauer bei uns dulden können.‹«190 Die politische Ent- mündigung und die soziale Not des dritten Standes werden nicht geleug- net. Ihre Aufhebung erfolgt jedoch nicht in einer radikalen Umwälzung der Verhältnisse, sondern in der völkischen Rückbesinnung, die von den Be- freiungskriegen ausgelöst wird. Wie »die Studenten von Halle, Berlin, Kö- nigsberg, die aus den Hörsälen zu den Waffen stürmen«, so erkennen in dieser Situation letztlich alle Deutschen, daß sie »Blutsbrüder [sind], von der gleichen großen Mutter geboren und genährt, in ihr und mit ihr ge- schändet, an sie aus heiligem Muß gebunden«. Die »Herrschaft des Gol- des«, die im Roman ein landesverräterischer Händler repräsentiert, wird abgelöst von der »Herrschaft des Blutes«. Alles, was zuvor zersplittert 160 Die »Schöne Literatur«

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war – die Stände ebenso wie die Individuen untereinander und in sich –, verschmilzt nun zur großen Einheit: »Ich bin du, und du bist ich.« Als Schröer 1936 seinen 60. Geburtstag feierte, ehrte ihn der Verlag mit dem Bändchen Weg und Werk.191 Reinhold Braun, den Bertelsmann soeben als Herausgeber des Christlichen Erzählers gewonnen hatte, würdigte den Autor in einem einleitenden Text als einen der geistigen Wegbereiter des Dritten Reiches. In den Büchern Schröers seien die nationalsozialistischen Ideen zum Bauerntum, zur Rolle der Frau und zur Umformung der mo- dernen Gesellschaft in eine »Volksgemeinschaft« visionär vorweggenom- men. Inwieweit dieses Lob auch auf taktischen Überlegungen des Verlags beruhte, mag dahingestellt bleiben. Gustav Schröer hat seiner Vereinnah- mung im Dritten Reich jedenfalls nichts entgegengesetzt, sondern sie, wenn sich die Gelegenheit bot, kräftig gefördert. Das Gedicht192 und der kurze Prosatext193, die der Autor 1942 in der Bertelsmann-Illustrierten veröf- fentlichte, nehmen in ihrer enthusiastischen Beschwörung der Identität von Front und Heimat den Schlüsselsatz aus Volk im Schmiedefeuer auf: »Alles ist eins.« Gedicht von Gustav Schröer in der »Bertelsmann-Illustrierten« zum Tag der nationalen Arbeit 1942 Etwas zurückhaltender fiel das politische Bekenntnis Fritz Müller-Par- tenkirchens (d. i. Fritz Müller, 1875–1942) aus, von dessen drei Romanen Die Firma (1935), Kramer & Friemann. Eine Lehrzeit (1936) und Der Kaf- feekönig (1939) Bertelsmann ebenfalls auflagenstarke Volksausgaben pro- duzierte.194 Bevor er freier Schriftsteller wurde, hatte Müller-Partenkirchen als Kaufmann gearbeitet – eine Tätigkeit, die seine Romane stark prägt und ihnen mitunter autobiographische Züge verleiht. Kramer & Friemann (Farbabb. 33) erzählt in 36 Anekdoten von solchen kaufmännischen An- fängen bei der gleichnamigen Firma. Kann Müller zunächst aus finanziel- len Gründen nicht studieren, so verzichtet er am Ende, nachdem er eine Erbschaft gemacht hat, freiwillig darauf, einen akademischen Beruf zu er- lernen: Er hat sich zu einem überzeugten und begeisterten Kaufmann ent- wickelt. Die Firma hat in Kramer & Friemann für ihre Mitarbeiter aber nicht nur eine berufliche, sondern auch eine soziale und metaphysische Funkti- on. Sie ist zugleich Familienersatz und den Lebenssinn stiftendes Element. Der Romanverlag 161

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In der Fortsetzung Der Kaffeekönig kommt hierzu noch eine politische Funktion. Der Roman schildert Müllers Zeit als Gehilfe des Hamburger Kaf- feehändlers Hachmann, der von dem international operierenden »Kaf- feekönig« Monn in seinem wirtschaftlichen Überleben bedroht wird. Monn möchte einen »Corner« errichten und so die Weltherrschaft über den Kaf- feehandel erlangen. Nicht zuletzt dank Müllers tatkräftigem Einsatz wird dieser Plan verhindert. Am Ende begeht Monn Selbstmord; seine Spekula- tionen haben ihn in den Ruin getrieben. Die ökonomische Konkurrenz wird in Der Kaffeekönig nicht ohne un- freiwillige Komik zu einer Angelegenheit der nationalen Ehre stilisiert. Der Kaffee ist weit mehr als ein Getränk, er ist eine »lieb[e] Labe«195, deren Aufgabe darin besteht, »den von Kärrnerarbeit abgemüdeten Menschen wieder hoch zur Lebensfreude [zu] reißen«. Daher gehört der Handel mit ihm, wie der Roman deutlich machen will, in die Hände des deutschen Kaufmanns, dem, anders als der internationalen Konkurrenz, die Liebe zur Sache letztlich wichtiger ist als das Geld, das er mit ihr verdient. Noch vor den einleitenden Bemerkungen des Autors, in denen er diese zentrale Aus- sage bestätigt, steht der Satz: »Von einem alten Lehrling dem neuen deut- schen Kaufmann gewidmet, dem im Dritten Reich der alte Mut, die alte Freude und die alte Ehrbarkeit wiedererstanden sind, und der sich mit ihm in der Zukunftsarbeit eins weiß, die alte Volkswirtschaft zu wandeln in: ›Des Volkes Arbeit‹.« Ein ähnliches Handlungsmuster findet sich auch in dem bereits 1935 erschienenen Roman Die Firma, der von Bertelsmann 1947 noch einmal aufgelegt wurde. Hier ist es ein ambitionierter Erbe, der eine traditions- reiche Landmaschinenfabrik in eine Aktiengesellschaft verwandelt und zu- dem einem amerikanischen Trust beitreten will. Als dieser Plan scheitert und der Erbe stirbt, steht die Firma vor dem Bankrott. Wie im Kaffeekö- nig erscheinen das internationale Kapital und die Börse als undurch- schaubare, bedrohliche Kräfte, die mit einem spezifisch deutschen Ver- ständnis von Ökonomie nicht vereinbar sind. Am Ende des Romans be- schließt die neue Leitung der Firma, sich wieder auf Deutschland und den direkten Kontakt zum bäuerlichen Kunden zu beschränken. Schon in der Weimarer Republik hatten Müller-Partenkirchens Vereh- rer ihn als volkstümlichen Kulturkritiker, der allen Versuchungen der Mo- derne abgeneigt war, geschätzt.196 Als er 1942 starb, widmete ihm Johan- nes Banzhaf einen Nachruf in der Bertelsmann-Illustrierten, worin er den Autor nicht nur als Tierfreund und »Großmeister der deutschen Kleinge- schichte«197 rühmte, sondern auch zum Visionär der aktuellen politischen Entwicklung stilisierte: »Symbolisch ist sein Ruf ›Fanget an!‹, den er nach dem verlorenen Krieg im Frühjahr 1920 seinem Roman ›Kramer & Frie- mann‹ voransetzte: ›Fanget an! vorn, ganz vorn!‹ Seherisch schrieb er da- mals im Glauben an die Kraft unseres Volkes: ›Freunde, wie es morgen aus- sieht, weiß kein Mensch. Wohl aber, wie in zwanzig Jahren. In zwanzig Jahren, Freunde, sind wir der Erde erstes Volk in Tüchtigkeit und Treue. Dann aber unbestritten und auf ewig unbestreitbar!‹ Genau zwanzig Jah- re später wurde unser Großdeutsches Reich gegründet!« 162 Die »Schöne Literatur«

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Innerlichkeit im Schutz des Regimes: Romane von Autorinnen Zu den Merkmalen des Bertelsmann-Programms, die sich bereits in der Startstaffel abzeichnen, gehörte die starke Präsenz von Autorinnen. Sie re- präsentierten vor allem die christlich-erbauliche Tradition des Verlags- hauses. Die zwei weiteren historischen Romane, die Käthe Papke bei Ber- telsmann veröffentlichte, verstärken die dezidiert christliche Tendenz, die sich schon in Im Unterliegen gesiegt abzeichnet. Das Kreuz auf Usedom (1929) spielt Mitte des 11. Jahrhunderts auf der Insel Vineta und schildert, wie die Spannungen zwischen Anhängern des neuen und des alten Glau- bens schließlich in eine Christenverfolgung münden. Am Ende aber tri- umphiert das Kreuz: Einer der ärgsten Widersacher der Christen bekehrt sich zu deren Glauben.198 Auch in Die Kaiserin von Augusta Rauracorum (1930) geht es um religiös motivierte Auseinandersetzungen, die nun aber zu spätrömischer Zeit und vor allem zwischen verschiedenen Strömungen des neuen Glaubens stattfinden. Während die Arianer die Ansicht vertre- ten, daß Jesus mit Gottvater nur wesensähnlich, nicht aber identisch sei, beharren die übrigen Christen auf dem Gegenteil. Die Darstellung dieses Streites durch die Autorin bleibt zwar oberflächlich, zeugt aber vom Bemühen um historische Genauigkeit. Erneut siegt am Ende der rechte Glauben, auf den sich auch der Leser des Romans besinnen soll. »›Welche Verantwortung haben wir Christen der Welt gegenüber!‹« erklärt einer der Protagonisten. »›Würden wir uns dessen mehr bewußt sein, daß unser ganzes Leben sich bis in seine Einzelheiten hinein nach den Worten der heiligen Schriften zu richten hat, dann würde das Evangelium von unse- rem herrlichen Herrn Christus und der Erlösung durch sein Blut noch ganz andere Siege erringen.‹«199 Eine problematischere Seite Käthe Papkes zeigt sich in den autobio- graphischen Notizen Aus meiner Dachkammer (1931). Hier präsentiert sich die Autorin nicht nur als liebevolle Tierfreundin, sondern bei der Schilde- rung des Weltkriegs auch als eine Protestantin voll patriotischen Eifers. Niemand Geringerer als »Gott, der Allmächtige« erscheint als der »Bun- desgenosse« Deutschlands, und die Bereitschaft deutscher Ehefrauen und Mütter, »das Liebste hingeben zu können, um das Vaterland zu verteidigen bis zum letzten Atemzug« wird als ein »heiliges Vorrecht«200 gerühmt. Der Verlag wußte um die Zugkraft solcher Parolen in dem Milieu, in dem sei- ne Stammkunden beheimatet waren. Der Klappentext preist Aus meiner Dachkammer als »das Geschenkbuch des evangelischen Hauses« an: »So recht etwas für nachdenkliche Leute, die noch das Walten eines höheren Schicksals überm kleinen Erdengeschehen des eigenen Lebens spüren.« Auch dieser Band repräsentiert die Werthaltung, die der Christliche Er- zähler vermitteln wollte. Von den Autorinnen hat Friede H. Kraze (1870–1936)201 weitaus die meisten Texte bei Bertelsmann publiziert. Ihre diversen sentimentalen Er- zählungen (Das Frauenherz. Vier Legenden von der Liebe, 1929; Deutsche Weihnacht. Fünf Erzählungen, 1935) sind nur von geringem Interesse.202 Der zweiteilige, autobiographisch gefärbte Zeitroman Garba (1932, 1933; Farbabb. 4) dagegen situiert Kraze im Umfeld der bürgerlichen Frauen- Der Romanverlag 163

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bewegung und erklärt, warum der Autorin 1920 in der von Helene Lange und Gertrud Bäumler herausgegebenen Zeitschrift Die Frau ein begeister- tes Porträt gewidmet wurde.203 Die Handlung von Garba spielt zwischen 1900 und ungefähr 1925. Am Anfang des ersten Bandes ist die Hauptfigur Roselin von Weddingstedt, Tochter einer ostpreußischen Freifrau und ei- nes Rittmeisters, gerade zehn Jahre alt. Zusammen mit einem gleichaltri- gen Verwandten gründet sie in ihrem Kinderzimmer das utopische Reich Garba, in dem alle Menschen »treu und kühn und redlich«204 sind. Am Ende des zweiten Bandes gelingt es Roselin dann tatsächlich, diesen Kin- dertraum ein Stück weit zu verwirklichen. Zusammen mit ihrer Freundin Helga kauft sie einen kleinen Gutshof in der Nähe von Berlin, der den Na- men Garba erhält und zum Sammelpunkt diverser Sorgenkinder des Le- bens wird. In der letzten Szene halten sich die Bewohner des Gutshofs, während sie im Kreis stehen, an den Händen und singen zusammen das Lied »In der Heimat ist es schön«. Bemerkenswert an Krazes Roman ist, wie vergleichsweise offen die Tatsache, daß die weibliche Hauptfigur sich eher zu Frauen als zu Männern hingezogen fühlt, beschrieben wird. Die Erlebnisse Roselins im Krieg und im modernen Berlin der Nachkriegszeit zeigen zudem, daß sie trotz ihrer Jugend aus einem versunkenen Gestern stammt. Den politischen und kulturellen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts steht sie ebenso interessiert wie distanziert gegenüber. Roselin hält zwar Vorträge über die moderne Ehe und den Expressionismus, flüchtet aber immer wieder gerne in die Gründerzeitwohnung ihrer Eltern, wo neben den Bildern der Ahnen auch ein Porträt »des alten Kaisers Wilhelm« hängt: »›Trotzdem‹, dachte Roselin, ›trotzdem. Hierher gehöre ich. Zu euch gehö- re ich. Man ist doch nicht losgelöst und wie neu in diese Welt hineinge- stellt. Die Erfahrungen von Jahrhunderten haben doch die Seelen geformt, haben dem Blut einen bestimmten Rhythmus gesetzmäßig vererbt.‹« In der Desorientierung der Hauptfigur, die bei allem Engagement in der Gegen- wart gerne wieder in die Vergangenheit zurückkehren würde, spiegelt sich exemplarisch die Krise der bürgerlichen Welt. In drei weiteren Romanen wird das starke Interesse der in Posen ge- borenen Autorin205 am osteuropäischen Raum deutlich. Die Freiheit des Kolja Iwanow (1935)206 erzählt vom Aufstieg eines leibeigenen jungen Arz- tes bis in die Spitzen der Petersburger Gesellschaft. Nach seiner Freilas- sung verzichtet er auf die glänzende Karriere, die sich ihm eröffnet. Statt dessen kehrt er auf das Gut, wo er geboren wurde, zurück, um sich dort der Pflege der Armen zu widmen. Der Roman zählt zu den literarisch an- spruchsvolleren Titeln des Bertelsmann-Programms. Das Porträt der hauptstädtischen haute volée sucht mit gewissem Erfolg den Anschluß an die großen französischen und russischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Auf den Grenzlandroman Land im Schatten (1929) wurde bereits hinge- wiesen. Die Haltung, die sich darin andeutet, verstärkt sich in Die magi- schen Wälder (1933), einem Roman, den Kraze unter dem Pseudonym Heinz Gumprecht veröffentlichte. Die Geschichte eines deutschen Gefan- genen in Sibirien bedeutete zugleich eine wichtige Veränderung im belle- tristischen Programm Bertelsmanns: Mit ihr begann das lukrative Geschäft mit der Kriegsliteratur.207 164 Die »Schöne Literatur«

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Aus den Romanen Friede H. Krazes spricht ein zutiefst verunsicherter Konservativismus, der schließlich im Nationalsozialismus das Heilmittel für die Probleme der modernen Welt zu erkennen glaubt. Die Romane zwei- er anderer Autorinnen des Verlags sind dagegen weniger von der Trauer um das Vergangene als vom aggressiven Vertreten völkisch-nationalisti- scher Positionen geprägt. Auguste Supper (1867–1951)208 verbindet in ihren Texten die durchaus einfühlsame Schilderung kindlicher Weltsicht mit dem begeisterten Lob des Kriegserlebnisses. In Das Mädchen Peter und der Fremde (1936; Farbabb. 13) verliebt sich der Pfarrerssohn Felix, der durch die Inflation um sein Erbe gebracht wurde, in die burschikose Toch- ter einer auf dem Land lebenden Familie. Seiner Desorientierung in der Weimarer Republik und seiner Abneigung gegen die Tätigkeit als Bankan- gestellter entspricht die jubelnde Erinnerung an die Zeit als Soldat im Er- sten Weltkrieg. Als Felix auf dem Hengst Satan, der ebenfalls im Krieg war, ausreitet, schwärmt er dem Tier vor: »›Artillerist schön, Fahrer schöner, Leutnant am schönsten. […] Ich weiß schon selbst, daß schön, schöner, am schönsten auf den Krieg paßt wie die Faust aufs Auge. Aber such du da die rechten Worte! […] Und sagen muß man doch etwas, sonst behalten zu- letzt die das Wort, die den Krieg am wenigsten kennen und nur mit Dreck nach ihm werfen.‹«209 Zur Frontnostalgie gesellt sich die Hoffnung auf eine nationale Wiedergeburt: »›Geh zur Bank! ist der ganze Rat, den man für uns weiß. Als ob wir für die Bank im Schützengraben gelegen wären! Wir, die dünnleibigen Einser, sollen jetzt hinter den dickbäuchigen Nullen ver- schwinden. Aber das sag ich dir: Einmal kommt so ein Einser, der stellt sich vorne hin und weist den Nullen ihren Platz an, auf den sie taugen, dann kommt die Welt ins Lot.‹« Im Kampf des Einsers mit den Nullen, im Kampf für die Erlösungstat des »Führers« und für das tausendjährige Reich erhofft sich Felix die Erfüllung seines Lebens. Die von der Blumenwiese (1943) ist der letzte Roman, den Supper ver- faßt hat. Der Titel bezieht sich auf die Bewohner einer Straße, die im Rand- bezirk einer nicht näher gekennzeichneten Stadt liegt. Der Waisenjunge Leberecht, der hier aufwächst, zieht schließlich in den Ersten Weltkrieg. Die zarte, poetische Darstellung der Kinderwelt wird abgelöst durch die Verherrlichung des Krieges, in dem der Jüngling zum Mann reifen soll. Als Leberecht nach der Niederlage Deutschlands wieder nach Hause zurück- kehrt, kann er daher ebenfalls auf die Frage, wie es im Krieg war, schlicht antworten: »›Schön.‹«210 Der Schwager seiner Pflegemutter weiß zwar nicht näher erläuterte bedrückende Erlebnisse aus den Kämpfen um Ver- dun zu erzählen. Leberecht aber lernt den Krieg nur als großes Vergnügen kennen: »Zwar im Anfang, als in den Bergen die Italiener hockten, […] da hatten die von der Artillerie nichts zu lachen, das weiß Gott! – […] Aber dann, als sei nun der Berg erklommen und Blick und Pfad frei für den Ab- stieg ins Land, da Milch und Honig fließt, ging es jetzt frisch und rasch vor- an, und ein schönes Abenteuer jagte das andere.« Wie in Das Mädchen Pe- ter und den zahlreichen Romanen der Freikorpsliteratur211 bedeutet das Leben in der Nachkriegszeit daher eine unerträgliche Desillusionierung, die nur durch die Erinnerung an die Frontgemeinschaft kompensiert wer- den kann. Als Leberecht einem seiner früheren Lehrer begegnet und förm- Der Romanverlag 165

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lich grüßt, erinnert dieser ihn daran, daß Kameraden sich duzen: »Es war, als werde eine schwarze Wand plötzlich zur Seite geschoben, so daß Licht hereinfand. Etwas Sauberes, Helles, Wärmendes scheuchte das Düster des Abends. – Kamerad!«212 In ihrer Autobiographie Aus halbvergangenen Tagen (1937), die im re- gimetreuen Verlag J. F. Lehmanns erschien, offenbart sich Supper als über- zeugte Antisemitin und glühende Anhängerin des Nationalsozialismus, die in Hitler das »Eingreifen des Ewigen«213 ins deutsche Schicksal feiert und den 30. Januar 1933 als »das zukunftsträchtigste und bedeutungsvollste Ereignis« ihres Lebens begreift. Aus halbvergangenen Tagen zeigt ein- drucksvoll, wie leicht ein Teil des protestantisch-patriotischen Milieus für das Dritte Reich zu gewinnen war.214 Während die Romane, die Supper bei Bertelsmann veröffentlicht hat, stets in der bürgerlichen Welt der Gegenwart spielen, richtet Margot Bo- ger (1888–1968)215 ihren Blick in die deutsche Vergangenheit und auf die großen Gestalten der Geschichte. Der große Vagant (1935) schildert, wie der Untertitel verspricht, Vier Jahre aus dem Leben Walters von der Vo- gelweide 1208–1212. Am Anfang steht die Ermordung König Philipps in Bamberg, am Ende die triumphale Ankunft Friedrichs II. in Deutschland. Der Roman ist primär ein trivialliterarisches Exempel für die in der Zwi- schenkriegszeit kursierende Vorstellung vom Dichter als »Führer«. Die Eröffnungsszene, in der Walter das fahrende Volk vor einer Herberge an »Deutschlands Ehre«216 erinnert, gleicht einer politischen Versammlung der zwanziger Jahre. Walter erscheint als »deutscher Mahner und grim- mer Prophet«, der sich immer wieder verzweifelt die Frage stellt, ob »der deutsche Mensch die deutsche Vorstellung des Reiches jemals tatvoll zu er- fassen vermag«. Der Roman stilisiert Walter zudem in anachronistischer Weise zu einem jungen Goethe des Hochmittelalters, zu einem stürmenden und drängenden Erlebnislyriker, der sich stets auf das »lebendig[e] Gefühl […], das leidenschaftlich und inbrünstig [in ihm] lodert«, verläßt und dem »alles Künstliche und Unechte […] in tiefster Seele verhaßt« ist. Eine fiktive Hauptfigur steht im Mittelpunkt von Der Godöwolf. Ein deut- sches Schicksal aus Widukinds Tagen (1937; Farbabb. 11). Der Roman erzählt vom Kampf, den die Sachsen gegen ihre Integration in das euro- paweite Reich Karls des Großen führen. Der Titelheld ist ein sächsischer Adeliger, der nach Widukinds Aussöhnung mit den Franken alleine wei- terkämpft, am Ende aber unterliegt und den unwiderruflichen Untergang seiner Welt einsehen muß. Der Godöwolf verdient als extremes Beispiel ideologischer Ambivalenz genauere Betrachtung. Mitunter scheint die zeit- lich ferne Handlung als Medium einer aktuellen politischen Stellungnah- me zu dienen. Der Roman beginnt in einer Nachkriegszeit, die deutlich als Zwischenkriegszeit gekennzeichnet ist und in der ein stolzes, traditions- bewußtes Volk von seinen westlichen Nachbarn, deren Repräsentanten glatte Gesichter und dicke Leiber besitzen, geknechtet wird. Der Bezug auf die Gegenwart oder unmittelbare Vergangenheit der Entstehungszeit ist je- doch nicht konsequent oder zumindest nicht eindeutig durchgeführt. Die Vergangenheitsbeschwörung trägt defensive, nostalgisch-melancholische Züge. Die Faszination von Wesen und Bräuchen der alten Sachsen ist zwar 166 Die »Schöne Literatur«

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unverkennbar, dennoch wird der Godöwolf als ein Mann dargestellt, der die Zeichen der Zeit nicht zu lesen versteht und dessen stolzes Germanen- tum schließlich ein zugleich ehrfurchtgebietender und grotesker Anachro- nismus ist. Das positive Gegenbild dieses Starrsinns verkörpert sich in Wi- dukind, der auf Karls Friedensangebot eingeht. Als er die Unausweich- lichkeit der sächsischen Niederlage eingesehen hat, erweist sich der Her- zog als verantwortungsvoll patriotischer, aber geschmeidiger Realpolitiker, der durch den kulturellen Austausch mit den Franken eine wohldosierte »Verwestlichung« betreibt. Bogers Roman läßt sich auf zwei entgegenge- setzte Weisen begreifen: als völkische Verklärung des Germanentums, aber auch als konservative Warnung vor einer exzessiv tendenziösen Aneignung der deutschen Vergangenheit. Die Wirkung, die vom Godöwolf ausging, dürfte in entscheidender Weise von der Disposition des jeweiligen Lesers bestimmt gewesen sein. Die meisten Titel der weiblichen Autoren erwiesen sich als nur bedingt tauglich für das Massengeschäft, das Bertelsmann anstrebte. Die beiden Bände von Garba kamen nicht über die erste Auflage von 5 000 Stück hin- aus, Land im Schatten erreichte in der Volksausgabe von 1939 das 40. Tau- send, Einer Mutter Weg, der letzte Roman Krazes, 1943 das 53. Tausend. Die historischen Romane Bogers blieben weit unter dem 20. Tausend; nur die harmlose Erzählung Rapp und der Wilderer war als Feldpostheft ein großer Erfolg. Vom Lesehunger der Kriegszeit profitierten stark auch die Titel Auguste Suppers: Das Mädchen Peter und der Fremde zum Beispiel erreichte 1943 das 291. Tausend. Wie beim Christlichen Erzähler stellt sich bei den weiblichen Autoren die Frage, warum der Verlag zu einem Zeit- punkt, als ihm mit ganz anderen Titeln große geschäftliche Erfolge gelan- gen, an einem im Vergleich wenig ertragreichen Programmsegment fest- hielt. Offenbar wollte Bertelsmann sich von dem kulturellen Erbe, für das die weiblichen Autoren standen, nicht völlig verabschieden. Die teils vor- sichtige, teils emphatische Annäherung an die neue Zeit, die sich in den Texten Krazes, Bogers und Suppers vollzog, entsprach zudem der Haltung, die den Verantwortlichen des Verlags und wohl auch dessen Lesepublikum zu eigen war. Der Drang zur Konvergenz: Das belletristische Programm und die deutsche Literatur im Dritten Reich Das Jahr 1933 wird im Programm von C. Bertelsmann nicht als Wende- punkt deutlich. Daß im Sommer 1933 Romane Schröers mit Sympathiebe- kundungen für das neue Regime und kernigen Aussagen eines SA-Mannes beworben wurden, blieb eine einmalige Aktion. 1934 vermittelt die Buch- werbung den Eindruck einer gewissen Zurückhaltung, aktuelle Theologie- novitäten wurden stärker angekündigt. War man im Hause irritiert darü- ber, wie wenig das Regime die Verlagsaktivitäten anerkannte? Immerhin hatte man stets deutlich gegen die »Großstadtliteraten« Position bezogen, die Schollenthematik gepflegt. Trotzdem waren theologische Veröffentli- chungen zu Zeitfragen verboten worden. Auch der Kleine Katechismus Dr. Literatur im Dritten Reich 167

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Martin Luthers für den braunen Mann wurde als unzulässige Anbiederung verworfen.217 Entschlossen Mohn und Steinsiek sich in dieser ungewissen Lage dazu, abzuwarten und zunächst das Belletristiklager zu räumen? Oder fuhr man die Produktion zurück, da die Entscheidung für ein neues Pro- gramm, dessen Vorbereitungen Investitionen banden, bereits gefallen war? Mit dem Herbstgeschäft des Jahres 1934 trat Bertelsmann auf dem Ge- biet der Kriegsbücher in eine Verkaufsoffensive. Die Planung muß späte- stens Anfang 1934 angelaufen sein. Damals besorgten Johannes Banzhaf und Fritz Wixforth die neuen Autoren und kümmerten sich um die Wer- bung. Gegenüber den Kriegsbüchern, die ab August 1934 publiziert wur- den, entwickelte sich das Romangeschäft bis Kriegsbeginn hinsichtlich der Inhalte und des Umfangs nicht über die Linie der Jahre 1928 bis 1933 wei- ter. Erst seit Herbst 1939 und während der ersten Kriegsjahre vermochte der Absatz von Heimat- und Bauernromanen über das Volumen des Jah- res 1933 hinaus zu wachsen. Mit diesem Genre setzte Heinrich Mohn auf Bewährtes, übrigens wie eine Anzahl weiterer norddeutscher, vor allem westfälischer Verlage, die gleichfalls mit solcher Kost ihre Leser beliefer- ten. Die meisten Autoren, die er verpflichtete, waren bereits seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten auf dem Buchmarkt etabliert und erfolgreich. Das Debüt eines typischen Bertelsmann-Autors der dreißiger Jahre hatte in der Regel bereits vor dem Ersten Weltkrieg oder sogar vor der Jahrhundert- wende stattgefunden. Drei Beispiele für viele: Ernst Zahn publizierte seit 1893, Auguste Supper seit 1898, Gustav Schröer seit 1913.218 Neben den neuen Titeln eines Autors griff der Verlag gerne auf dessen ältere Werke zurück, die sich schon auf dem Markt bewährt hatten. Entsprechend zahl- reich waren daher Lizenzausgaben vertreten; so waren sechs der 21 Titel von Schröer, die Bertelsmann publizierte, zuvor bereits bei anderen Ver- lagen erschienen. In dieser unternehmerischen Strategie verbanden sich kommerzielle und kulturelle Interessen in einer Weise, die Heinrich Mohn wohl als Glücksfall empfand. Über das ästhetische Empfinden und den Literaturge- schmack des Verlagschefs sind zwar nur Mutmaßungen möglich, aber die äußerst rudimentär überlieferte Autorenkorrespondenz, vor allem jene mit Will Vesper und Hans Grimm macht deutlich, wo seine Wertmaßstäbe zu verorten sind. Auch er stand gegen das großstädtische, »jüdisch verseuchte Literatentum«, das die Schattenseiten der Gesellschaft schilderte, sah sich bildungsbürgerlich den Titanen der Klassik und des Realismus sowie der nationalen Heimatkunst verpflichtet – und er ordnete die von ihm verleg- ten Produkte in diesen Traditionsstrang ein. Sein und seiner ähnlich den- kenden Mitarbeiter Erfolg lag auch darin begründet, daß die Leser gerne die Überzeugung annahmen, das eingängige und leicht faßliche Verlags- programm gründe auf solch anspruchsvollem bildungsbürgerlichen Erbe. Dafür schien vor allem die seriöse theologische und erbauliche Verlags- produktion des hundertjährigen Hauses zu bürgen. Wie verhält sich angesichts dieser Überzeugung Heinrich Mohns und seiner Mitarbeiter nun die belletristische Produktion C. Bertelsmanns zur literarischen Szenerie Deutschlands zwischen 1933 und 1945?219 Auf den ersten Blick lassen sich die nicht emigrierten Schriftsteller in drei schein- 168 Die »Schöne Literatur«

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bar klar umrissene Gruppen einteilen: die Autoren der Inneren Emigrati- on, die jungen nicht nationalsozialistischen Autoren und schließlich jene, die sich in ihren Werken und in der Öffentlichkeit zum NS-Regime be- kannten. Ein zweiter, genauerer Blick zeigt freilich, daß diese Gruppen so- wohl untereinander als auch in ihren Beziehungen zur nationalsozialisti- schen Weltanschauung und Herrschaftspraxis sehr verschiedene und kei- neswegs eindeutige Positionen vertraten. Zur Inneren Emigration zählten christlich verwurzelte Dichter wie Reinhold Schneider und Werner Bergen- gruen, bildungsbürgerliche Humanisten wie Hans Carossa und Ernst Wie- chert, aber auch Ernst Jünger und Gottfried Benn, deren Werke und Le- bensentwürfe mit der Vorgeschichte und den Anfängen der nationalsozia- listischen Herrschaft auf problematische Weise verknüpft waren. Gerade in den bekanntesten Widerstandstexten der Inneren Emigration, in Schnei- ders Las Casas vor Karl V. (1938) und Jüngers Auf den Marmorklippen (1939) etwa, zeigt sich zudem eine Tendenz zur mythisierenden und ahi- storischen Argumentation, die der zweifellos mutigen Kritik ihre Spitze nahm und ein Stück weit sogar mit den entsprechenden Vorstellungen des Nationalsozialismus kompatibel war.220 Ähnlich widersprüchlich war das Verhalten der jungen nicht national- sozialistischen Autoren. Einige von ihnen, wie Günter Eich und Wolfgang Koeppen, zählten später zu den wichtigsten literarischen Repräsentanten der frühen Bundesrepublik; neben der ästhetischen Qualität ihrer Werke gründete sich ihre Reputation auf die unbarmherzige Kritik an der Ver- drängung der jüngsten Vergangenheit. Dennoch hatten beide Autoren, wie viele andere auch, ihre nicht immer unproblematischen Kompromisse mit dem Kulturbetrieb des Dritten Reichs geschlossen.221 Widersprüche finden sich schließlich auch dort, wo sie zunächst am wenigsten zu erwarten sind: bei den Autoren, die für die Versprechungen des Dritten Reichs ein offe- nes Ohr hatten. Nur wenige von ihnen konnten für sich in Anspruch neh- men, vorbehaltlos die neue Zeit, die angeblich angebrochen war, zu ver- körpern. Vor allem Lyriker wie Heinrich Anacker, Herybert Menzel und Gerhard Schumann bildeten »unter dem Schlagwort einer ›jungen Mann- schaft‹ die Kadertruppe der erhofften zukünftigen ›Literatur des III. Reichs‹«.222 Die meisten Autoren aber, die nun als »völkisch wertvoll« gal- ten, waren bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geboren. Sym- ptomatisch erscheint der Austausch des Personals in der Preußischen Aka- demie der Künste 1933: An Stelle der verhaßten »Asphaltliteraten« traten keine nationalsozialistischen Nachwuchstalente, sondern bewährte natio- nalkonservative Kämpfer wie Hans Grimm, Will Vesper und Hans Friedrich Blunck.223 Zu den Paradoxien des literarischen Lebens im Dritten Reich gehört daher die Tatsache, daß viele Werke, die sich infolge der gehäuft in ihnen vorhandenen Ideologeme224 und infolge ihrer offiziellen Anerken- nung225 als nationalsozialistische Literatur qualifizieren lassen, bereits Jahre oder Jahrzehnte vor der »Machtergreifung« entstanden sind. Die wichtigsten Stichworte lieferte den nationalsozialistischen Litera- turvorstellungen eine Tradition, zu deren Protagonisten auch die bereits genannten Autoren der neu formierten Akademie gehörten. Schon seit 1890 hatten Teile des Klein- und Bildungsbürgertums mit einer immer ag- Literatur im Dritten Reich 169

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gressiveren Weltanschauungsprosa und -essayistik auf die als krisenhaft und bedrohlich empfundene Moderne geantwortet.226 Der gedankliche Ge- stus, der diese Texte primär bestimmte, war ein Syndrom von diffusen Ab- wehrhaltungen, eine der Moderne feindliche Gemengelage aus Antisemi- tismus, Antikapitalismus wie auch Antisozialismus und Antiurbanismus, die unter dem nunmehrigen System besondere Brisanz entwickelte. Hin- zu kam eine fatale Tendenz zur Dichotomie: Die Probleme einer hochent- wickelten Gesellschaft sollten durch eine Handvoll einander konträrer Schlagworte transparent gemacht werden. Dem verderblichen Wirken des zergliedernden Intellekts wurde der auf Synthese zielende Geist gegen- übergestellt. Kultur war angeblich der Zivilisation überlegen; auf ein hero- isches Sich-Ergeben ins Schicksal kam es an, nicht auf ein Handeln in den Kategorien der Politik. Diese Weltanschauungsprosa und -essayistik war in ihren Aussagen und ihrem Niveau durchaus heterogen. Mit ihrer irra- tionalen, betont nationalen und demokratiefeindlichen Grundhaltung half sie dennoch, das Feld zu bestellen, von dem die Nationalsozialisten ernten konnten. In dieser Tradition standen auch die meisten Bertelsmann-Autoren, die vor und nach der »Machtergreifung« – die sie als konservative Restaurati- on mißdeuteten – weltanschaulich Stellung bezogen. Die politische Gegen- wart war nach 1933 in ihren Texten zwar kaum präsent; nur in den Nach- folgepublikationen des Christlichen Erzählers erschienen, wie schon be- merkt, einige lyrische Huldigungen an den »Führer«. Die Erzählungen und Romane aus den Tiefen der deutschen Provinz und der deutschen Ge- schichte signalisierten dennoch in vielfacher Weise Einverständnis mit dem neuen Regime. In ihrer Beschwörung der völkischen Wurzeln, in ihrem na- tionalistisch übersteigerten Stolz auf Deutschlands Größe und in ihrer Ab- neigung gegen alle politischen, sozialen und kulturellen Phänomene, die sich mit der Zeit zwischen 1918 und 1932 verbinden ließen, waren viele Texte der Bertelsmann-Autoren mit der nationalsozialistischen Ideologie nicht zwangsläufig identisch, oft aber konvergent.227 Signifikant ist, daß die latent subversiven Strategien, die andere Verlage und Autoren in der »literarischen Unauffälligkeit der Unterhaltungsliteratur«228 bemerkten, hier bewußt nicht genutzt wurden. Im Gegenteil: Die diversen Techniken der literarischen Camouflage, deren sich die Autoren der Inneren Emi- gration mit der Absicht, Kritik zu üben, bedienten, wurden von Autoren wie Vesper, Schröer oder Boger mit der Absicht weitgehender Affirmation umgesetzt. Von den Autoren, die Bertelsmann in den dreißiger Jahren verpflichte- te, spielten nur Will Vesper und Hans Grimm eine Rolle im literarischen Leben der Zeit. Insofern stachen sie aus der Masse der Trivialautoren, die sie im Verlag umgaben, zweifellos hervor. In ihrer Haltung zum Regime re- präsentierten beide dennoch nahezu idealtypisch ihre Kollegen. Vesper war überzeugter Nationalsozialist und Antisemit, beharrte zugleich aber hartnäckig auf seinem protestantischen, deutschen Christentum. Grimm war schon vor der »Machtergreifung« öffentlich für die NSDAP eingetre- ten, wahrte danach aber stets, nicht zuletzt als Organisator der Lippolds- berger Dichtertage, eine gewisse nationalkonservative Distanz zum Regi- 170 Die »Schöne Literatur«

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me. In ihrer Mischung aus emphatischer Affirmation, gewundener Anpas- sung und eigenwilliger Abweichung von den offiziellen Vorgaben waren Vesper und Grimm repräsentativ für die weltanschaulich relevanten Teile des belletristischen Programms von C. Bertelsmann. Ihre Einstellung ent- sprach zudem, wie aufgrund der wenigen überlieferten Zeugnisse zu ver- muten ist, in weiten Teilen jener Heinrich Mohns und seiner leitenden Mit- arbeiter. Damit aber steht C. Bertelsmann keineswegs isoliert – bei so gut wie allen konservativen Autoren und Verlegern, die den Heimat- und Volks- tumsgedanken (mit antisemitischen Untertönen) als rettende Kraft in den Gegenwartskrisen seit langem propagiert hatten, stellte der Übergang in den Literaturbetrieb des Dritten Reiches kein Problem dar, wurde die gei- stige »Gleichschaltung« willig vollzogen.229 Reinhard Wittmann, Christoph Haas, Olaf Simons Literatur im Dritten Reich 171

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5 »Dort wird in allen Sätteln geritten« Theologie zwischen Anpassung und Distanz Für einen theologischen Verlag, der sich der Kontinuität spezifisch evan- gelischer Überzeugungen verpflichtet wußte, mußte die Ideologie der Na- tionalsozialisten eine besondere Herausforderung darstellen. Die Auswir- kungen dieser Herausforderung auf die traditionellen Schwerpunkte des Verlags – Missionsliteratur, Gesangbuchliteratur, Apologetik, Religions- pädagogik und Literatur für den Gemeindebedarf – wurden in Kapitel 3 ge- schildert. Welche Bedeutung hatte der veränderte weltanschauliche Kon- text nun für das theologische Verlagsprogramm? Wie reagierte Heinrich Mohn auf die neuen Herausforderungen? Fanden die kirchenpolitischen Konflikte mit ihren theologischen Debatten Eingang ins Verlagsprogramm? Welche Art von Literatur wurde nach 1933 neu bei Bertelsmann verlegt? Und: Welche Auswirkungen hatten die veränderten verlagspolitischen Rah- menbedingungen auf das verlegerische Handeln? »Unser Volk fragt die Kirche, was sie bekennt«: Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen Es begann mit Bekenntnissen. Die nationalsozialistische Machtübernahme wurde in der evangelischen Theologie und Kirche als Zeit der Entschei- dung und als Wende der Geschichte wahrgenommen.1 Sie wurde als »Stun- de des Volkes« begrüßt und zugleich zur »Stunde der Kirche« erklärt.2 Der darin angelegte Konflikt trat alsbald hervor. Die Politik der NS-Regierung forderte durch ihre schnell umgesetzten Maßnahmen zur Stellungnahme heraus unter dem Motto »Unser Volk fragt die Kirche, was sie bekennt«. Angesichts der sich überstürzenden kirchenpolitischen Entscheidungen waren öffentliche Erklärungen, die häufig als »Bekenntnisse« formuliert wurden, das herausragende Medium. Bereits 1934 konnte der Kirchenhi- storiker Kurt Dietrich Schmidt eine Sammlung herausgeben, in der für das Jahr 1933 insgesamt 36 solcher »Bekenntnisse und bekenntnisartiger Tex- te« aufgeführt sind, darunter auch das bei C. Bertelsmann erschienene Tecklenburger Bekenntnis.3 Für die Zeit bis 1935 hat Schmidt insgesamt 288 solcher Texte dokumentiert. Sie stammten zum überwiegenden Teil von kirchlichen Synoden, von Pfarrern, die der sich seit 1933 bildenden »Bekenntnisfront« angehörten oder aus dem Lager der Glaubensbewegung Deutsche Christen kamen. Veröffentlicht wurden diese zum Teil nur weni- ge Seiten umfassenden Texte vorwiegend in regionalen Kirchenblättern, aber auch in überregionalen kirchlichen Wochen- und Monatsblättern so- wie in den Organen der kirchenpolitischen Gruppen. Schmidt führt in sei- ner Sammlung darüber hinaus eine große Anzahl von Quellen an, die wohl weder in Zeitschriften noch als Einzelpublikationen in Verlagen veröffent- Theologie zwischen Anpassung und Distanz 173

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licht wurden, sondern hektographiert oder anonym gedruckt mit der Auf- forderung zur Subskription in der kirchlichen Öffentlichkeit kursierten.4 Selbständige Publikationen in Verlagen bildeten die Ausnahme. Neben dem Furche-Verlag und dem Chr. Kaiser-Verlag mit dem Betheler Bekenntnis5 gehörte dazu der Verlag C. Bertelsmann, der das Tecklenburger Bekennt- nis6 1933 in zwei Auflagen mit insgesamt 5 000 Exemplaren verlegte. Die Bezeichnung »Bekenntnis« sollte die besondere theologische Ver- bindlichkeit der Erklärungen und Aufrufe in einer Situation der Entschei- dung zum Ausdruck bringen. Die Bekenntnisse traten als eine Kurzfassung der kirchlichen Lehre auf, zur Vergewisserung der kirchlichen Gemein- schaft nach innen wie zur Abgrenzung gegen falsche Lehre nach außen. Gegenüber den Deutschen Christen, die für die Kirche ein anderes, neues Bekenntnis forderten, wollten die Verfasser des Tecklenburger Bekennt- nisses, sieben Pfarrer aus dem dortigen Kirchenkreis,7 ihre Kirche auf den »alten Bekenntnisstand« verpflichten: »Wir müssen den Bekenntnisstand der Reformation, der alten Kirche und das Zeugnis der Schrift rund und rein unter den Füßen haben«, so wie einst das Bekenntnis »im Kampf der Kirche mit den ›christlichen Irrlehren‹« entstanden sei.8 Die aktuelle Aus- einandersetzung mit den Deutschen Christen erinnerte die Theologen dar- an: »Gerade die vom ›christlichen‹ Geist der Welt bedrängte und versuch- te Kirche ist die bekennende.« Die »Größe der gegenwärtigen Stunde« be- stehe in der »Größe ihrer Verheißung« ebenso wie in der »Größe ihrer Ver- suchung«, und damit sei sie für die evangelische Kirche eine »Entschei- dungsstunde« und »Bekenntnisstunde«. Das klare Bekenntnis zur »una sancta ecclesia evangelii catholica« dulde keine »Erweiterung« mit »poli- tischen Programmforderungen der Gegenwart«. In seiner »Stellungnahme zum national-sozialistischen Staat« bezweifelt das Tecklenburger Be- kenntnis zudem die nationalsozialistische Rechtsgarantie der Freiheit der Kirche: »Denn der Staat wünscht sich eben nicht aus der Kirche heraus- zuhalten. Er wünscht auch nicht, daß die Kirche sich aus der Politik her- aushält. Er wünscht nur die Kirche heraus, die nicht seine Politik macht. Die Kirche aber, die ihn politisch stärkt, die wünscht er so stark wie mög- lich hinein in seine Politik. Für die nimmt er Partei (›Deutsche Christen‹).« Die NSDAP sei eine »Art von ›Kirche‹«, sie habe »still oder offen, bewußt oder unbewußt die Tendenz, die Kirchen in sich aufzusaugen […], als ›drit- te Konfession‹ dem Staat einzuschalten«. »Darum sind durch diese ›Kon- fession‹ die christlichen Konfessionen und Kirchen vor die Lebensfrage ge- stellt, auch dann, wenn der Staat mit Nachdruck erklärt, die Konfessionen würden gar nicht berührt.« Die Konfliktlage, in der sich die Theologen befanden, bleibt nicht ver- borgen: Der nationalsozialistische Staat sei als »totaler Staat« notwendig geworden, um den »Riesennöten« der Zeit beizukommen.9 Dieser »neue Staat« werde von der Kirche »in großer Dankbarkeit« gegrüßt; ihm wolle sie »ihre ganze Kraft und Liebe schenken«. Deswegen sei der »Bekennt- niskampf«, den die Kirche führe, keine »reaktionäre Selbstbehauptung«, sondern als Reaktion auf die Bestrebungen des nationalsozialistischen Staates anzusehen, der »mit der unerhörten Gewalt der Eigengesetzlich- keit seiner Totalität« eine »gleichgeschaltete Kirche« wolle. Daher müsse 174 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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auch »der Staat wie die Kirche die von Gott ihnen gesetzten Grenzen« er- kennen und respektieren. Erkannt werden könne die Grenze nur dort, »wo der Wille Gottes offenbar wird«, und »was der Wille Gottes sei«, so heißt es, »sagt die bekennende Kirche, sofern sie in Vollmacht spricht«. »Darum muß die Kirche auch dem Staat diese Botschaft sagen, also das Evangeli- um – ganz und unverkürzt, um Gott, ihrem Herrn, gehorsam zu bleiben.« Mit großem Pathos wird proklamiert: »Gegen die Übermacht des Staats hat sie [die Kirche] nur die eine Waffe: sie bekennt.« Mit einem »eigene[n], ganze[n] und neue[n] Bekenntnis« erweise sich die Kirche als »Kirche Jesu«, indem sie sich ausschließlich auf Jesus Christus verpflichten will. Die theologisch-kirchliche Debatte setzte sich fort in einer Flut von Bro- schüren, die auch im Verlag C. Bertelsmann zahlreich publiziert wurden. Es ging dabei um Möglichkeiten und Grenzen, Kirche und Christentum der neuen weltanschaulichen Politik des nationalsozialistischen Regimes an- zupassen. Besonders provoziert wurde die Auseinandersetzung durch Ver- suche, im Rekurs auf alt- und indogermanische Religionsformen eine Neu- belebung des religiösen Lebens zu initiieren, die betont christentumskri- tisch eine dem »deutschen Wesen« angemessene »nordische Religion« eta- blieren wollten.10 Unsicherheit und Ambivalenz der theologischen Urteile lassen sich ex- emplarisch am Tecklenburger Bekenntnis erkennen. Die Pfarrer sehen sich »gemeinsam mit den Deutschen Christen vor die Wahrheitsfrage« ge- stellt.11 Eine Verständigung mit den Deutschen Christen wird also nicht ausgeschlossen. Die »Anliegen der Deutschen Christen«, so heißt es des- halb, »sind weithin unsere eigenen«; das gilt vor allem für das von den Deutschen Christen »mit allen Mitteln erstrebte Ziel« der »Wiederherstel- lung der Einheit von Kirche und Volk«. Aber diese Einheit dürfe nicht be- deuten, die Kirche mit dem Volk gleichzusetzen. Kirche entstehe, »wo Gott herausruft, wo er durch das Evangelium die Heiligen von der Welt son- dert«. Darum wird die »Übertragung der Methoden staatlicher Machtpoli- tik auf die Kirche« strikt abgelehnt: »Die Inanspruchnahme staatlicher Machtmittel für den Kampf um die Kirche ist Verrat am Wesen der Kirche.« Neben dieser deutlichen Anspielung auf die Zusammenarbeit zwischen Deutschen Christen und NSDAP in den kirchenpolitischen Konflikten des Jahres 1933 grenzt sich das Tecklenburger Bekenntnis in zwei Punkten von den Deutschen Christen ab: von der deutsch-christlichen Forderung nach der »Artgemäßheit« der Kirche und von der rassisch begründeten Kritik am Alten Testament als Teil der christlichen Bibel. Diese Punkte bestimmten auch die allgemeine kirchenpolitische De- batte. Die »Artgemäßheit« der Kirche bezog sich auf die deutsch-christli- chen Vorstellungen eines heroischen Christentums, in dem Jesus Christus als »heldenhaftes Vorbild« verstanden werden sollte. Darin liege, so die Kritik, eine »Verkürzung des Evangeliums«, mit der »die inneren Zusam- menhänge zwischen der Sünde und dem Tode einerseits und der Versöh- nung und der Erlösung von der Macht des Todes anderseits zerrissen wer- den«. Außerdem mache die »Artgemäßheit« den »arischen Menschen zum Maßstab aller Dinge«, womit die sogenannten Judenchristen aus der Kir- che ausgeschlossen würden. Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 175

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Das Tecklenburger Bekenntnis unterscheidet prinzipiell zwischen dem »Verhalten des Staates zu seinen rassefremden Gastvölkern« und »dem der Kirche zu den an Christus gläubig gewordenen Gliedern des Volkes Isra- el«.12 Diese Frage der Stellung der »Judenchristen« in der Kirche hatte 1933 zur Gründung des Pfarrernotbundes geführt, sie wird auch hier von den Autoren zur »letzte[n] Frage der Kirche« erklärt, da in dieser Ausein- andersetzung »die Geltung der Sakramente in Frage gestellt« werde: »In- dem man die Judenchristen aus der deutschen Kirche ausschließt, nach- dem sie um Christi willen ihr Vaterland haben aufgeben müssen, entstellt und zerstört man das Sakrament der Taufe.« Der Tübinger Professor der Theologie Renatus Hupfeld (1879–1968) analysierte in einem Beitrag, der Ende 1934 in der bei Bertelsmann ver- legten Zeitschrift für systematische Theologie erschien, den Anlaß und die kirchlich-theologische Bedeutung der Bekenntnisfrage. Als Fanal habe das »Wort und Bekenntnis Altonaer Pastoren« vom Januar 1933 gewirkt.13 Die »sehr mißverständlichen Äußerungen gerade von deutsch-christlicher Sei- te« hätten der Bekenntnisdebatte ihre Akzentuierung gegeben. So habe es sich als notwendig erwiesen, den von deutsch-christlicher Seite betriebe- nen »unchristliche[n] Nationalismus« zu den »bekenntnismäßig festzule- genden Irrlehren« zu rechnen. Gerade die »Richtlinien der Deutschen Chri- sten« vom 6. Juli 1933 mit der zentralen Forderung nach einem »art- gemäßen Christusglauben« lägen nicht auf der »Linie der Bekenntnis- schriften«. Dagegen habe sich ein »kraftvolle[r] Widerstand« entwickelt, der in »einem ganz allgemeinen Sinn die Kirche als Bekenntniskirche kon- stituiert hat […]: man will Kirche im bisherigen Sinn des Wortes bleiben, nicht aber etwa den Inhalt der Verkündigung den Ideen der völkischen Be- wegung entnehmen«. Der Etablierung einer »Staatsreligion«, die »alle christlichen und nichtchristlichen völkischen Religionsbildungen in sich aufzunehmen hätte«, widersetze sich die Kirche. Gegen diese »Front der völkischen Religionsbildungen«, die gefährlich sei, »weil sie in bisher der Kirche treuen, aber der nationalen Bewegung ebenfalls ganz ergebenen Kreisen wurzelt«, sei die Auseinandersetzung um die »Bekenntnisbildung« zu führen, da »durch völkische Extravaganzen innerhalb der Kirche die Klarheit der kirchlichen Linie bedroht« sei. Hupfeld versteht diese Be- kenntnisbildungen keineswegs als Affront gegenüber dem nationalsoziali- stischen Staat, sondern vielmehr als ein »Bekenntnis vor dem neuen Staat«, »ihm zu zeigen, daß ihm allein mit einer Kirche, die um ihren Son- derauftrag weiß, in dem Tiefsten, was er will, gedient ist«. Diese Argumentationslinie ist typisch für viele im Verlag C. Bertelsmann publizierte Stellungnahmen, wobei die ganze Bandbreite von Deutschen Christen bis zu Mitgliedern der Bekennenden Kirche ein Forum findet. Die Deutschen Christen, so Hupfelds Beobachtung, seien durch den kirchlichen Widerstand zur Abkehr von völkischen Radikalismen geführt worden.14 Diese Einschätzung findet sich bestätigt in Texten, die von deutsch-christlicher Position aus gegen deutschgläubige Angriffe auf die traditionalen Christentumsbestände argumentieren. Exemplarisch für die Ambivalenz der Urteile ist die von dem Breslauer Theologieprofessor Hel- mut Lother (1898–?) 1934 bei Bertelsmann in zwei Auflagen mit insgesamt 176 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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4 000 Exemplaren aufgelegte Schrift Neugermanische Religion und Chri- stentum. Der Verfasser diskutiert die prinzipiellen Gegensätze zwischen völkischen Religionsströmungen, wie er sie exemplarisch bei Jakob Wil- helm Hauer, Hermann Wirth, Alfred Rosenberg und Ernst Bergmann an- gelegt sieht, und der christlichen Position. Lother begrüßt zwar von seiner deutsch-christlichen Position her explizit die staatlichen »Maßnahmen zur Reinerhaltung der Rasse und zur Befreiung des staatlich-politischen und kulturell-geistigen Lebens von fremdrassischen Einflüssen«.15 Das gehöre aber in den Bereich der natürlichen Schöpfungsordnungen. Der »Einsatz aller Kräfte« für das deutsche Volk sei eine »von Gott ihm [dem evangeli- schen Christen] gestellte Aufgabe und darum ›Gottesdienst‹«. Abgelehnt werden müsse die »Beurteilung der Rasse als eines letzten und höchsten Wertes«, denn das würde »Gott von seinem Thron« stoßen: »Nicht vom Menschen aus und nicht von der Rasse her ist Gott zu erkennen und zu be- greifen, sondern allein von seiner Offenbarung her«. Dieses Urteil hindert den Verfasser jedoch nicht daran, selbst mit anti- semitischen Stereotypen zu argumentieren. Das Christentum wegen sei- ner »rassischen« Herkunft aus dem Judentum zu verwerfen sei abwegig, da »Jesus seine Gottesbotschaft gerade im Gegensatz zur jüdisch-semiti- schen Rasse verkündet hat, daß also wohl die Zuordnung des Christentums zum vorderasiatisch-semitischen Religionstyp eine Unmöglichkeit ist«. Das Christentum wird in dieser Mischung aus historischen und theologischen Gesichtspunkten von seinen jüdischen Wurzeln abgesondert und ist inso- fern auch nicht von antisemitischen Argumenten betroffen. Der Theologe wendet das antisemitische Argument vielmehr in die umgekehrte Richtung: Es seien die Juden gewesen, die »rassische und nationale Art über den die Welt und Völker beherrschenden Gott« gestellt hätten. Daraus wird dann eine scheinbar die Deutschgläubigen entlarvende Folgerung gezogen: »Wer das Christentum aus rassischen Gründen ablehnt oder nach rassischen Ge- sichtspunkten ›umwerten‹ will, wird wahrscheinlich erschrecken, wenn man ihn darauf hinweist, daß er dasselbe tut wie die Juden zu Jesu Zeiten und bis auf den heutigen Tag.« Eine schärfer zugespitzte Auseinandersetzung mit Alfred Rosenberg legte der Anstaltsgeistliche des Gütersloher Evangelisch-Stiftischen Gym- nasiums, Wilhelm Florin (1894–1944), vor. Seine 1934 erstmals gedruck- te Broschüre Rosenbergs Mythus und evangelischer Glaube erreichte in zwei Jahren eine phänomenale Gesamtauflage von 420 000 Exemplaren.16 Sie bildete, so ein geheimer Bericht des Gütersloher Bürgermeisters an den Wiedenbrücker Landrat Edwin Klein, die Grundlage der kirchlichen Aus- einandersetzung mit Rosenberg: »Der Vortrag ist erstmalig in Gütersloh vom Verfasser gehalten und später auf Wunsch mehrfach wiederholt wor- den. Soweit in Erfahrung gebracht wurde, soll die kleine Schrift in Kreisen der Bekenntnisgemeinde in ganz Deutschland großen Anklang gefunden haben.«17 Rosenbergs Mythus des 20. Jahrhunderts wird von Florin rund- weg als antichristliches Buch verworfen: »Dieser Mythus, auch wenn er sich christlich nennt, hat mit unserm Christenglauben nichts mehr zu tun.«18 Doch macht auch Florin dem aktuellen Rassenmythos ein Zuge- ständnis, wenn er dem Urteil zustimmt, daß »die Bedeutung der Rasse für Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 177

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die Geschichte der Völker« bisher »zu wenig beachtet worden« sei und »in der Tat die Religionen der Menschheit in hohem Maße gebunden sind an die Eigenart des Blutes, der Rasse und des Volkstums«. Doch den »Rasse- gedanken als einziges und ausschließliches Deutungsprinzip für ge- schichtliche Vorgänge gelten« zu lassen sei für Christen unmöglich; denn das »Evangelium« sei »gerade nicht […] rassisch gebunden«. Auf der gleichen Linie wie Lother liegt der Herdecker Pfarrer Karl Al- berts (1905–1983) mit Der Deutschen Christus. Ein klärender Versuch, der 1933 in einer Auflage von 1 000 Exemplaren bei C. Bertelsmann erschien. Alberts, der sich eingangs als Deutscher Christ zu erkennen gibt,19 bindet stärker als Lother das Christentum an das »Germanentum« an. Das Chri- stentum sei historisch an die Stelle des »germanische[n] Götterglaube[ns]« getreten und »wurde der deutschen Volksseele im Laufe der Jahrhunder- te zum Eigentum«. Es gehe jedoch nicht darum, »den alten Germa- nenglauben als die ›volkstümliche‹ Religion wieder künstlich ins Leben zu rufen oder einen Synkretismus irgendwelcher Art zu versuchen«, sondern »das Christentum aufs neue ganz mit der deutschen Volksseele in eins zu haben«. Unabdingbar hierfür sei die Lösung von »fremdvölkische[n] Ele- menten«, wie sie etwa die Reformation geleistet habe. Auch heute gehe es um den »Kampf der deutschen Seele um das ihr entsprechende Christsein, um die Heimischwerdung der Bibel«. Deshalb fordert Alberts die Kirche dazu auf, sich der »nationalen Revolution« anzuschließen. Die »junge na- tionale Bewegung« könne als Vorbild dafür dienen, wie die »evangelische Kirche deutsche Volkskirche« werden könne. Gerade diese Schriften, die sich mit der deutschgläubigen Bewegung auseinandersetzten, erwiesen sich für Bertelsmann als ökonomisch er- folgreich. Sie erreichten oft zwei oder mehr Auflagen. Spätestens seit dem Erfolg von Florins Rosenbergs Mythus und evangelischer Glaube hatte Heinrich Mohn die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung um »Chri- stentum und Deutschtum«20 als Markt für sich entdeckt. Im Börsenblatt, wo das theologische Programm von C. Bertelsmann nur selten angezeigt wurde, warb der Verlag seit dem Frühjahr 1934 noch einmal offensiv mit seinen Beiträgen zu der »große[n] Auseinandersetzung zwischen der deut- schen Glaubensbewegung und dem Christentum«21: »Die evangelische Kir- che ruft zum Aufbruch. Klare Fronten sind not im Kampf der Weltan- schauungen! Jeder Volksgenosse erwartet von der Kirche Seelsorge und Wegführung«.22 Die im Vergleich zu den Klappentexten geradezu reiße- risch verfaßten Werbetexte verweisen häufig auf den bereits erfolgten Ab- satz: So hatten sich von Rudolf Urbans Broschüre Eine dritte Konfession? »in 2 Wochen 2,5 Tausend Stück verkauft«. Rudolf Homanns Heiliger Geist germanischer Konfession? wurde ebenso wie Werner Betckes Der Kleine Katechismus Dr. Martin Luthers für den braunen Mann als »aktuelle leicht- verkäufliche Schrift«23 angezeigt. Die 1933 in weiten Teilen des Protestantismus vorherrschende Über- zeugung, die nationale Erhebung und das protestantische Christentum könnten zu einer Einheit kommen, zeigt sich geradezu idealtypisch ausge- prägt in Betckes Der Kleine Katechismus Dr. Martin Luthers für den brau- nen Mann, den Bertelsmann Anfang 1934 mit einer Auflage von 4 000 Ex- 178 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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emplaren herausbrachte. Betcke gab diese Broschüre zusammen mit dem Ersten Geschäftsführer der westfälischen Inneren Mission, Pfarrer Hans- Julius Niemann, und Pfarrer O. E. Schlißke im Auftrag des Deutschen Evan- gelischen Männerwerks heraus. Niemann, der 1933 Leiter der Deutschen Christen im Gau Westfalen-Nord wurde,24 war von 1914 bis 1931 dritter Pfarrer in der Gütersloher Kirchengemeinde gewesen. Es ist sehr gut mög- lich, daß Niemann den Kontakt zu Heinrich Mohn herstellte. Werner Betcke (1902–1939), promovierter Volkswirt, war von 1932 bis 1933 Leiter des Sozialamtes der Evangelischen Kirche in Westfalen und anschließend bis März 1935 zusammen mit Johannes Müller-Schwefe Lei- ter des westfälischen Evangelischen Männerwerks.25 Der Kleine Katechis- mus war gezielt für die westfälischen Schulungsfreizeiten konzipiert wor- den, die Anregung hierzu ging von Oberkonsistorialrat Johannes Hymmen aus.26 Betcke hatte zusammen mit dem westfälischen Provinzialamt für Apologetik, einer Einrichtung der Volksmission zur Verbreitung christli- cher Bildung, solche Freizeiten für SA-Männer durchgeführt.27 Bei Betcke kommen christliche Frömmigkeit, die er in schlichter Aus- legung von Luthers Kleinem Katechismus demonstriert, nationalsozialisti- scher Führerglaube und völkische Gemeinschaftsideologie völlig zur Deckung. Hitler erscheint eingangs als der von Gott gesandte Führer, der dem deutschen Volk geschenkt worden sei, damit er es »aus der größten Gefahr errettet«: »Viele von uns haben in diesem Geschehen den Atem Got- tes gespürt, der die Geschichte der Völker regiert und dem deutschen Volk in seiner Not einen politischen Führer gesandt hat.«28 Ein Beispiel, wie Betcke den SA-Männern das Christentum nahebrin- gen wollte, ist seine Auslegung des dritten Gebots »Du sollst den Feiertag heiligen«. Der »sonntägliche Kirchgang« soll als »Stunde der Besinnung auf unser Verhältnis zu Gott und den Menschen« der Glaubensstärkung, der »Weckung des Gewissens« und der »Erfahrung der Gemeinschaft« die- nen. Diese Gemeinschaftserfahrung mache man gegenwärtig auch im »Ar- beitsdienst oder in der SA«. Hier erlebe man »etwas von der Gemeinschaft der Arbeit, Gemeinschaft des Dienstes und der Feier«. Analog sei es daher »selbstverständlich, daß der Christ im Gebet nicht nur für sich bittet, son- dern auch für seine Kameraden und sein Volk, und daß er diese Gemein- schaft im Kirchgang sichtbar werden läßt«. Zudem gebe der sonntägliche Gottesdienst »Gelegenheit zu körperlicher Erholung und zu allerlei Ver- gnügen«. Wer so den Sonntag »gefeiert hat, ist am Montag erfrischt und gekräftigt zu neuem Dienst, ist so, wie ihn der Führer und das Volk brau- chen«. Wer heute noch glaube, daß man auf »die Gemeinde und die Pre- digt« verzichten könne, habe noch dieses »unfromme Sich-auf-sich-selbst- stellen-wollen« des Liberalismus in sich, »gegen den wir als Nationalso- zialisten kämpfen«. Die Nationalsozialisten nahmen Betckes Unterstützung jedoch nicht an. 1936 wurde der Kleine Katechismus auf die »Liste des schädlichen und un- erwünschten Schrifttums« gesetzt. Als Begründung wurde angeführt, daß hier »Partei und Konfession in unmöglicher Weise miteinander verquickt« würden, »indem man den evang. Katechismus als Richtschnur für Partei- organisationen nimmt«.29 Des weiteren werde »die Disziplin der Parteior- Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 179

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ganisationen […] von der Befolgung christlicher Glaubensgrundsätze ab- hängig gemacht«. Hinzu kämen »anmaßende Äusserungen und Ur- teile über die ›braunen Kämpfer‹ und über ›das braune Heer‹«. In ei- nem beigefügten Gutachten werden zur Erläuterung zwei Textpassagen zitiert, und gegen die Vermischung von Partei und Konfession wird auf die »überkonfessionelle« Ausrich- tung der Partei verwiesen.30 In die weltanschaulichen Positionsbestim- mungen wollte sich die Partei von niemandem hineinreden lassen, schon gar nicht christliche An- standsregeln von kirchlicher Seite akzeptieren. Betckes geradezu gou- vernantenhaftes Benimmbuch ver- deutlicht die Naivität kirchlicher Kreise, die 1933 davon überzeugt waren, man brauche nur die Partei und ihre Mitglieder mit dem Geist christlicher Nächstenliebe zu versöhnen, um die Einheit von Volk und Kir- che herzustellen. Laut den verlagsinternen Zensurangaben wurde Betckes Broschüre »nach Rücksprache mit der Staatspolizei« 1937 eingestampft.31 Betcke kam jedoch auch mit der westfälischen Kirche in Konflikt. Der Aufbau eines westfälischen Männerwerks wurde 1934 vom deutsch-christ- lichen Provinzialkirchenrat konzipiert mit dem Ziel, die bestehenden Män- nerverbände in einem einheitlichen Verband, dem Deutschen Evangeli- schen Männerwerk, zusammenzuschließen und in die neugebildete Deut- sche Evangelische Kirche einzugliedern, um damit auf der Laienebene eine institutionelle Opposition gegen die Bekenntnisfront aufzubauen. Betcke wollte dabei die Arbeit der einzelnen Männergruppen auf Gemeindeebene mit den Deutschen Christen zusammenführen.32 Christliche Frömmigkeit für die SA Diesen Bestrebungen widersetzten sich die westfälischen Männerver- bände, die sich zum großen Teil der Bekenntnisfront anschlossen.33 Betckes Ziel, die kirchliche Männerarbeit dem Nationalsozialismus zuzu- führen, scheiterte im weiteren Verlauf auf der ganzen Linie. Nachdem im November 1934 in der westfälischen Kirche der alte Rechtszustand wie- derhergestellt worden war, verlor auch Betcke seine Position. Sein Be- schäftigungsverhältnis wurde von Präses Koch gekündigt. Bereits im Au- gust 1934 hatte er in einem »Bericht über Lage und Aufgaben des Män- nerwerks in Westfalen« vom geringen Erfolg seiner Arbeit gesprochen: »Wir haben uns bemüht, in gemeinsamer Arbeit trotz der inzwischen durch den Kirchenkampf eingetretenen Erschwerungen der Arbeit in West- falen ein Männerwerk auf gemeindlicher Grundlage unter möglicher Fern- haltung einer kirchenpolitischen Stellungnahme aufzubauen und eine nicht unbeträchtliche Schulungsarbeit geleistet. Zu dieser Arbeit sollte auch 180 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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mein ›Kleiner Katechismus Dr. Martin Luthers für den braunen Mann‹ die- nen, der Anfang 1934 bei Bertelsmann in Gütersloh erschienen ist. Wenn entgegen den Bemühungen von Pastor Müller-Schwefe und mir unsere Ar- beit durch die vollständige Verweigerung jeglicher Teilnahme an einer kirchlichen Arbeit, die in Zusammenarbeit mit der Reichskirchenregierung und dem westfälischen Bischof geschah, seitens der der Bekenntnisfront angehörenden Pfarrer, dennoch kirchenpolitisch abgestempelt wurde, so müssen wir die Verantwortung denen überlassen, die uns gegen unseren immer wieder erneut ausgesprochenen Willen zur Zusammenarbeit in die- se Isolierung getrieben haben.«34 Bei der NSDAP fiel Betcke trotz der Kritik an seinem Kleinen Katechis- mus nicht in Ungnade. Er fand nach seiner Tätigkeit in Westfalen eine An- stellung als wissenschaftlicher Referent im Hauptamt für Volkswohlfahrt bei der Reichsleitung der NSDAP in Berlin. Daneben war er Geschäftsfüh- rer des Instituts für Volkswohlfahrtspflege an der Berliner Universität. An Betckes Linientreue zweifelte die Partei nicht, kategorisch wurden aber alle Versuche einer »Christianisierung« der SA oder anderer Parteigliederun- gen abgelehnt. Betcke fiel 1939 kurz nach Kriegsbeginn im Polenfeldzug. Mit Betckes Kleinem Katechismus geriet der Bertelsmann-Verlag zu Be- ginn des westfälischen Kirchenkampfes zwischen die Fronten. Heinrich Mohn wußte wohl um die politischen Konflikte, die in der Neuorganisati- on der kirchlichen Männerarbeit lagen. Die Gründe für seine Entscheidung, dennoch die verlegerische Verantwortung für Betckes Buch zu überneh- men, lagen vermutlich darin, daß Betcke bereits 1932 Autor bei Bertels- mann war.35 Der Kleine Katechismus wurde in Verlagsanzeigen entspre- chend seinen Vorgaben angekündigt. Das Buch als Antwort auf »ungedul- diges Fragen: was soll ich, der SA.-Mann, denn nun tun?« werde »einen wichtigen volksmissionarischen Dienst an der Männerwelt erfüllen«.36 »Mannhafte Entscheidung für Christus, Liebe zu Luther, Kampfbereitschaft für die Kirche« würden »knapp, einprägsam und gewissenpackend […] dargelegt, so daß es »wirklich gelungen« sei, »zum braunen Mann als dem Kameraden zu reden«. Noch 1937, als sich die Hoffnung auf eine volksmissionarische Ver- christlichung des nationalsozialistischen Deutschland zunehmend als Illu- sion erwiesen hatte, hielt man an der Aufgabe der Vermittlung von christ- lichen Werten und nationalsozialistischer »Volksgemeinschaft« fest. »Weil wir für unser Volk niemals den Zusammenbruch, sondern mit heißem Her- zen weiterhin den Aufstieg wünschen, wollen wir, daß der Gottesglaube immer mehr Raum im deutschen Volk gewinnt«, predigte etwa der Osna- brücker Pfarrer Fréderick Bell in einer volksmissionarischen Schrift, die immerhin eine Gesamtauflage von 10 000 Exemplaren erreichte.37 Neben dem Typus prononciert politisierender Texte, in denen empha- tisch die Einheit von nationaler Bewegung, Weltanschauung und evange- lischem Christentum proklamiert wird,38 oder Texten, die bei aller Ableh- nung der Deutschgläubigen loyal mit dem nationalsozialistischen Regime übereinstimmen,39 finden sich eine Reihe von Titeln, in denen ohne expli- zite politische Bezüge die theologische Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen gesucht wird. Der Düsseldorfer Pastor Rudolf Homann Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 181

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(1894–1973) etwa wirft den Deutschgläubigen in Gestalt von Ernst Berg- mann vor, die Grenze zwischen »Gottes Geist und Menschengeist, zwischen Gottesreich und Weltreich« permanent zu verletzen und damit ein »fal- sches Evangelium der Selbsterlösung und Selbstbespiegelung« zu verkün- den.40 Seine These ist die Unvereinbarkeit »von völkischer Religion und völkischem Diesseitsglauben« und »christlichem Bekenntnis und christli- chem Glauben an das ewige Leben«. Die Kirche bekenne sich als »christ- liche Kirche«, weil sie »nach niemandem und nichts anderem in der Welt fragt als nach Christus allein«: »Ihre Sendung ist es, daß sie immer wie- der Welt und Zeit und damit auch unser Volk heute in die Entscheidung für oder wider Christus stellt.« Diese Entscheidung forderte auch der Berliner Studentenpfarrer Ernst Bronisch-Holtze (gest. 1944) in der Schrift Der Akademiker zwischen Chri- stentum und deutscher Glaubensbewegung, die C. Bertelsmann 1934 zwei- mal mit einer Gesamtauflage von 2 500 Exemplaren auflegte.41 Sein Aus- gangspunkt ist die »Nicht-Entsprechung« von Christus mit der Welt, wes- halb das Christentum »dem Menschen überhaupt nicht artgemäß« sei. Vom »Absolutheitsanspruch Gottes an den Menschen« aus betrachtet, seien »deutscher Glaube« und »christlicher Glaube« nicht vergleichbar. Die fun- damentaltheologische Aussage, Gott, »der sich in Christus offenbart« habe, rede zum Menschen, findet ihre aktuelle Anwendung in der These: »Es ist Gott, Gott selbst, dem es gefallen hat, im verachteten Volk der Juden zur Welt geboren zu werden, und der uns Deutsche nicht gefragt hat, ob es uns paßt oder nicht.« Vom Standpunkt einer solchen Offenbarungstheologie aus verliert die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Weltan- schauung oder der deutschgläubigen Bewegung an Bedeutung. Dieser Rückzug auf eine rein dogmatische Argumentation muß jedoch in einem größeren historischen Kontext gesehen werden. Denn mit der Ausrichtung kirchlichen Handelns an der absoluten Offenbarung der christlichen Bot- schaft werden auch die liberalen Traditionen des Protestantismus abge- wehrt, die sich im Gefolge der Aufklärung um eine kritische Vermittlung zwischen Christentum und moderner Welt bemühten. Auch der Berliner Theologieprofessor Wilhelm Lütgert (1867–1938) ordnete in mehreren Beiträgen zur Bekenntnis- und Kirchenkampffrage die aktuelle Diskussion in eine langfristige Entwicklungsgeschichte ein, wenngleich er einen anderen theologischen Weg ging und die Konsequen- zen der Wort-Gottes-Theologie ablehnte. Lütgert thematisiert offen den »gegenwärtigen Kirchenkampf« und versucht die »Frage nach dem Ver- hältnis von Kirche und Staat im Dritten Reich« zu beantworten.42 In sei- ner abwägenden Beurteilung des Kirchenkampfes bekennt sich Lütgert 1936 zum »Kampf für die Freiheit der Kirche«; dieser habe aber »seinen tiefsten Grund in dem Kampf für das Bekenntnis«, womit das »reine Evan- gelium« gemeint ist. Er sei darum »die Gewähr dafür, daß sich mit dem Kampf für die Freiheit der Kirche nicht politische Tendenzen verbinden«. Diese Gefahr bestünde nur, wenn sich dieser »mit einem liberalen Frei- heitsbegriff verbände«. Nach Lütgert, der 1935 als Professor für Systema- tische Theologie an der Berliner Universität amtsenthoben wurde,43 reicht die »deutsche Glaubensbewegung« in ihren Quellen »weit […] ins 19. Jahr- 182 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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hundert« zurück.44 In dieser Entwicklungsgeschichte müsse »sie erkannt und in dieser Tiefe erfaßt werden, wenn sie überwunden werden soll«. Lüt- gert kennzeichnet sie als »Bewegung, die sich in ihren letzten Zielen ge- gen die christliche Ethik und darum gegen das Evangelium richtet«.45 Die Auseinandersetzung wird somit auch bei Lütgert rein theologiegeschicht- lich eingeordnet. Bei aller prinzipiellen Ablehnung einer völkisch-nordischen Religion versuchten eine Reihe von Texten, zu den nun im Nationalsozialismus »sanktionierten« Denkern wie Friedrich Nietzsche und Houston Stewart Chamberlain ein positives Verhältnis herzustellen, indem diese Positionen dem Laien erklärt werden und ihre Vereinbarkeit mit dem Christentum herausgestellt wird. Gerhard Hultsch erinnerte an die protestantischen Wurzeln Nietzsches und suchte dessen Einwände gegen Luthers Lehre zu entkräften.46 Die Steglitzer Vikarin Gertrud Frischmuth betonte in ihrer Lo- beshymne auf den »Christen« Chamberlain ausdrücklich dessen »religiö- se Erlebnistiefe« und »tiefstgegründete Glaubensüberzeugung«.47 Sie sieht den Autor von Mensch und Gott und Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts als Helfer in der Not, dessen Anliegen es sei, »zur Klärung zu verhelfen in der Verwirrung der Geister in unsern Tagen, denen es fraglich geworden scheint, ob Deutschtum und Christentum zueinander reimen«. Zu den kirchenpolitischen Ereignissen der Jahre 1933 und 1934 sind in der Broschürenliteratur des Bertelsmann-Verlags nur vereinzelt direk- te Stellungnahmen zu finden. Eine Ausnahme bilden die kritischen Aus- führungen Eberhard Fiedlers, des Rechtsberaters der Bekennenden Kir- che, zur Einführung des »Führerprinzips« in der Kirche und zur Schaffung einer »Einheitskirche«.48 Fiedler bezeichnet beides als kirchenfremde Maßnahmen, die die Kirche »um ihre Aufgabe der Wortverkündigung« be- trügen würden. Die »Übertragung aller Gewalt auf einen Einzelnen« sei »unevangelisch und unkirchlich«. Auch in Hans Asmussens Stellungnah- me zur Bekenntnisfrage wird das Plädoyer für die Selbständigkeit der Kir- che gegenüber dem Staat zur Kritik an den kirchenpolitischen Vorgängen. In einem 1934 gedruckten Vortrag, der zusammen mit Fiedlers Beitrag in dem gleichnamigen Band Glaube und Recht in der Kirche in einer Auflage von 5 000 Exemplaren erschien, formuliert Asmussen im Sinne des kirch- lichen Bekenntnisses: »Wer die Mächtigen dieser Erde ohne sichtbares Zei- chen von der Notwendigkeit auch ihrer Buße zu den bestimmenden Ge- walten der Kirche macht, hält damit vor aller Welt eine Predigt des Inhalts, daß auch im Reiche Gottes die irdischen Fürsten herrschen. Er mag dann von der Kanzel sagen, was er will, es wird ihm niemand mehr glauben. Wir bekennen, daß niemand zum Vater kommt ohne durch den Sohn, dar- um kennt die Kirche kein Recht und Gebot in sich selbst als in Gottes Na- men verpflichtend, welches nicht Gebot um Jesu willen ist.«49 Auch wenn die meisten der bei Bertelsmann publizierten kirchenpoli- tischen Schriften eine direkte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozia- lismus vermieden, so wurden sie von staatlicher Seite nicht als staatsloyale und weltanschaulich neutrale Bücher wahrgenommen. 1935 wurde eine stattliche Anzahl von Bertelsmann-Titeln in einem Sonderbericht des Si- cherheitshauptamtes des Reichsführers SS in ein Verzeichnis von theolo- Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 183

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gischen »Schriften gegen das nationalsozialistische Gedankengut« aufge- nommen.50 Unter den 57 verzeichneten Titeln finden sich die hier ange- führten Schriften von Ernst Bronisch-Holtze, Wilhelm Florin, Rudolf Ho- mann, Helmut Lother, Rudolf Urban sowie ein Titel von Paul Althaus.51 Die von Bertelsmann publizierten Schriften zur Auseinandersetzung um die Stellung der evangelischen Theologie und Kirche im Nationalsozialis- mus zeigen nur einen kleinen Ausschnitt aus der Standortsuche der Zeit. Im Gefolge der heftigen Auseinandersetzungen um die Kirchenpolitik der nationalsozialistischen Machthaber seit dem Frühjahr 1933 kam es zu ei- ner Neuformierung der theologischen Lager im deutschen Protestantismus. Sie läßt sich besonders an der Gründung zweier theologischer Zeitschrif- ten rekonstruieren, die ab 1934 erschienen und den neuen theologiepoli- tischen Kontext ausleuchteten, der durch die veränderte politische Situa- tion entstanden war. Der Bertelsmann-Verlag war an dieser expliziten For- mierung der theologischen Lager nicht direkt und aktiv beteiligt. Im Januar 1934 trat eine Gruppe von Universitätstheologen mit einer vom Verlag Kohlhammer verlegten Zeitschrift an die Öffentlichkeit, die den programmatischen Titel Deutsche Theologie. Monatsschrift für die Deutsche Evangelische Kirche führte. Die Gruppe repräsentierte Theolo- gen, die den Deutschen Christen nahestanden oder persönlich angehörten, von denen in den ersten Jahren der NS-Herrschaft die Unterstützung der nationalsozialistischen Kirchenpolitik erwartet wurde. Die Herausgeber, unter ihnen die Göttinger Professoren Friedrich Gogarten, Emanuel Hirsch und Otto Weber sowie die Tübinger Professoren Karl Fezer, Hanns Rückert und Artur Weiser, teilten im Editorial mit, die Zeitschrift wolle »alle Krei- se zusammenfassen, die aus dem Evangelium und aus der durch den Na- tionalsozialismus heraufgeführten Wende des deutschen Schicksals die Verpflichtung heraushören, um eine kirchlich verantwortliche, wirklich- keitsnahe und volksverbundene evangelische Theologie zu ringen«.52 Sie wolle »aus der Vereinzelung des privaten Theologisierens« herausführen, ihr Ziel sei die »deutsche kirchliche Theologie«, in der es »zu einem ge- schlossenen wirksamen Einsatz der christlichen Verkündigung in einer be- stimmten Epoche der Geschichte kommen kann«. In den Beiträgen des ersten Heftes wird mit unverstellter Direktheit die Gründung der Reichskirche als »wichtiger und wesentlicher Teil der Deut- schen Revolution« begriffen, die »Erneuerung« der Kirchenverfassung sei »nur aus den Grundgedanken der allgemeinen politischen, nationalrevo- lutionären Bewegung zu verstehen«.53 Da der Nationalsozialismus »die Kir- che zur Volkskirche machen« wolle, müsse auch vom »›deutschen Volke als christlicher Gemeinde‹« gesprochen werden, symbolisch in der Figur des Reichsbischofs, in dessen Hand »das Hakenkreuz durch das Kreuz Christi überhöht« werde, und mit der Folge, daß wir heute »einen Altar mit den Fahnentüchern der Reichssymbole umwinden und den Kruzifixus daraufstellen, ohne uns christlich zu versündigen«. Darum sei es auch kein »das Wesen der Kirche verletzender Übergriff staatlicher Machthaber, wenn die nationalsozialistische politische Bewegung die Kirchenreform er- zwang«, sondern eine »wahre Kirchenerneuerung aus den gegenwärtigen verfassungsgebenden Kräften unseres deutschen Volkes heraus«. 184 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Gegen genau diese »Kirchenreform« trat im Sommer 1934 eine ande- re Gruppe von Theologen mit der bei Chr. Kaiser verlegten Zeitschrift Evan- gelische Theologie an die Öffentlichkeit. Diese Zeitschrift repräsentierte Theologen, die sich dem Widerstand gegen die neue Reichskirchenver- fassung angeschlossen hatten, der in der »Theologischen Erklärung« von Barmen als Gründungsakt der Bekennenden Kirche öffentlich vertreten wurde. Im Vorwort der Herausgeber zur ersten Ausgabe wird der Name der Zeitschrift dezidiert gegen die Deutsche Theologie in Stellung gebracht. »Evangelisch« beziehe sich auf das Evangelium als den »Gegenstand der Theologie schlechthin« gegenüber jeder »Art Theologie«, die »der Kirche zur Verfügung gestellt« werde. Deshalb werden die Parolen von der Zei- tenwende wie die daraus folgende neue Aufgabe für das Volk durchweg kritisch kommentiert und verworfen.54 Damit einher ging der Verzicht auf politische Stellungnahme. Das war nicht nur in der Selbstdeutung dieser Gruppe politisch gedacht, im Sinne der Verweigerung politischer Anpas- sung. Die Pfarrer, die sich der Bekennenden Kirche anschlossen, wurden denn auch von den NS-Behörden durchweg unter der Bezeichnung »Be- kenntnisfront« als politische Oppositionsbewegung registriert, beobachtet und repressiven Maßnahmen ausgesetzt. Auffällig ist, daß beide theologischen Gruppierungen in der inhaltlichen Bestimmung ihrer Positionen scharfe Kritik am theologischen und kirchli- chen Liberalismus übten und sich gegenüber den Folgewirkungen der Auf- klärung für die Erneuerung von Theologie und Kirche auf die Reformation beriefen. Diese Prämisse findet sich auch in nahezu allen einschlägigen Texten des Bertelsmann-Verlags. Mit ganz wenigen Ausnahmen sind im Verlagsprogramm aus keiner der beiden Gruppen prominente Autoren mit für ihre theologiepolitische Haltung typischen prononcierten Publikationen vertreten. Gleichwohl reflektiert das theologische Programm bei Bertels- mann die theologisch-kirchliche Auseinandersetzung, wie sie sich mit dem Jahr 1933 in diesen beiden Haupttendenzen entwickelte. Gerade in der Auseinandersetzung mit den Deutschen Christen zeigt sich dabei, daß bei Bertelsmann auch Texte publiziert wurden, die mehr oder minder explizit deutsch-christliche Positionen vertraten. Klar ist aber auch hier die Grenz- ziehung. Deutschgläubige Bestrebungen mit offen christentumsfeindlichen Positionen wurden auch von den deutsch-christlichen Autoren abgelehnt. Die Deutschen Christen als theologische Herausforderung und kirchenpo- litische Partei blieben hingegen weitgehend unthematisiert. Dies mag da- mit zusammenhängen, daß sie ab etwa 1934 nur noch eine marginale Rol- le spielten. Deutlich ist aber auch, daß sie als innerchristliche Bewegung behandelt wurden, die damit nicht zu den Christentumsfeinden zu zählen sei. Die Bekennende Kirche fand im Bertelsmann-Verlag mit dezidiert theologischen oder kirchenpolitischen Positionsbestimmungen kein Or- gan, wenngleich einzelne Autoren wie Hans Asmussen und Volkmar Herntrich bei Bertelsmann publizierten oder das »Andachtsbuch der Be- kennenden Kirche« Ihr sollt meine Zeugen sein dort verlegt wurde. Auch das Tecklenburger Bekenntnis blieb ein Einzelfall. Doch gerade das »An- Die Auseinandersetzung mit den Deutschgläubigen 185

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dachtsbuch« läßt den Schluß zu, daß der Bertelsmann-Verlag keineswegs als offen mit den Deutschen Christen sympathisierender Verlag angese- hen wurde. Dem entspricht auch, daß neue Zeitschriften oder wissen- schaftliche Reihen fehlten, die den Verlag stärker im völkischen Spektrum hätten etablieren können. Umgekehrt positionierte sich der Verlag auch nicht offensiv auf seiten der Bekennenden Kirche, wie es exemplarisch der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht 1933 mit der Gründung der Zeit- schrift Junge Kirche unternommen hatte.55 Daß diese Zeitschrift nicht un- ter dem offiziellen Verlagsnamen erschien, sondern im eigens dafür ge- gründeten »Verlag Junge Kirche Günther Ruprecht«, zeigt die politische Brisanz einer solchen kirchenpolitischen Positionierung.56 Eher ent- spricht, blickt man auf die Auseinandersetzungen der ersten Jahre nach 1933, die Verlagsproduktion dem »normaltheologische[n] Einstellungs- muster«.57 Gemeinsame Problemstellung dieses »volkskirchlichen Nor- maltyp[s]« war die Frage, wie »Verkündigung und Welt, Kirche und Volk, Christentum und Gesellschaft aufeinander zu beziehen« seien. Diese Ver- hältnisbestimmung trug die »Normaltheologie« mit »all den Unklarheiten und Zwielichtigkeiten, die damit verbunden waren«, aus. Wilhelm Lüt- gert, der sich in einem Beitrag von 1936 mit den Deutschen Christen und der dialektischen Theologie auseinandersetzte, hebt gerade auf eine sol- che »normale Lebensbewegung« ab, die sich gegen eine »revolutionäre« Theologie – gemeint ist sowohl die deutsch-christliche als auch die bart- hianische Theologie – wendet.58 Zugleich ist aber auch unverkennbar, daß gerade in den Anfangsjahren des nationalsozialistischen Regimes diese theologische Position in hohem Grade der nationalen Bewegung zustimmte und die deutsch-christliche Be- geisterung darüber teilte, daß gegenwärtig die Chance gegeben sei, »Kir- che und Volk wieder eng aneinander zu binden, ja, beide als Gottesord- nungen ernst zu nehmen«.59 Man erhoffte sich davon nicht zuletzt eine Lö- sung für die weithin empfundene kirchliche Krise. Eine Ausnahme bildete Adolf Köberle, der sich 1936 – ohne offen Regimekritik zu üben – gegen »die religiöse Verklärung des politischen Handelns« wandte und dabei die Ansicht kritisierte, daß die »gegenwärtige Stunde der deutschen Geschichte […] weltheilandhafte Bedeutung« habe.60 Daß Köberle den Nationalsozia- lismus skeptisch in einen »Zeitenumbruch« einreiht, der als Ende der christlichen Bewegung einen »Massenabfall von Gott« und »offen kämp- fende Feindschaft gegen Gott« zeige,61 blieb auch den Zensurbehörden nicht verborgen, die Köberles Schrift 1937 auf die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« setzen wollten; Köberle, so heißt es im Gutachten, sehe den Nationalsozialismus als »Zeitströmung«, die »vor- übergehen und zusammenbrechen wird wie jede andere«.62 186 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Die »Stimme des Blutes« oder die »Stimme Gottes«: Das Alte Testament als Teil der christlichen Bibel Der Kampf um das Alte Testament, der auch im Verlag Bertelsmann durch einige kleinere Publikationen der sogenannten Broschürenliteratur ausge- tragen wurde, hatte vor 1933 eher marginale Bedeutung für die kirchlich- theologische Orientierung im Rahmen der zeittypischen Weltanschau- ungsdebatten. In den Angriffen auf das Alte Testament von seiten der deutsch-völkischen Gruppen herrschte ein unverhohlener »rassischer« An- tisemitismus, gegen den sich bereits in den zwanziger Jahren auch Ber- telsmann-Autoren wandten.63 Mit der Machtübernahme der Nationalso- zialisten veränderte sich schlagartig die politische Qualität dieser Ausein- andersetzung.64 Jetzt wurde die Agenda von Alfred Rosenbergs antisemi- tischer Polemik bestimmt, mit ihrer Forderung, das Alte Testament müsse als »Religionsbuch« abgeschafft werden, denn es stehe für den »mißlun- genen Versuch der letzten anderthalb Jahrtausende, uns geistig zu Juden zu machen«.65 Aus kirchlich-theologischer Perspektive war der eigentlich prekäre Punkt, wie im Verhältnis von Christentum und Judentum der christliche Antijudaismus vom modernen »rassischen« Antisemitismus und seiner völ- kischen Verdichtung zu unterscheiden sei. Nach Volkmar Herntrich war der »Kampf um das Alte Testament […] ein Kampf um Christus, […] ein Kampf um die Kirche. Es ist der Kampf darum, ob das Volkstum, die Stim- me des Blutes, oder der Glaube an den lebendigen Gott die letzte Bindung für die Menschen der Gegenwart sein soll.«66 Das Argumentationsmuster, dem die theologische Auseinandersetzung dabei folgte, läßt sich so rekonstruieren: Der polemischen Bezeichnung des Alten Testaments als »Judenbuch« wurde das Alte Testament als Buch der Bibel entgegengestellt, das zusammen mit dem Neuen Testament die ka- nonische Quelle für das »Zeugnis von der Offenbarung des lebendigen Got- tes« sei.67 Damit verbunden wird ein spezifisch theologisches Argument: Die Bibel sei als »Heilige Schrift« Wort Gottes, und das heißt dezidiert: nicht Wort von Menschen. Die Bibel verkünde somit das Gebot Gottes über alle Menschen und das Gericht Gottes über alle sündigen Menschen. Damit kön- ne die Bibel von keiner Menschengruppe für sich in Anspruch genommen werden, denn alle Menschen sollten gleichermaßen unter das Wort Gottes und seine richtende und zurechtweisende Verkündigung gestellt werden. In diesem Verständnis ist das Alte Testament also kein »jüdisches Buch«, sondern »ein menschliches Buch, eine menschliche Geschichte – die unter dem Vorzeichen steht: Wir gingen alle in die Irre«.68 Mit dieser Argumentation wurde nicht nur die »Verwerfung« des Alten Testaments durch Rosenberg und die Deutschgläubigen zurückgewiesen. Die dogmatische Auffassung der Bibel als Wort Gottes richtete sich zugleich und nicht minder nachdrücklich gegen die historische, insbesondere reli- gionsgeschichtliche Forschung seit der Aufklärung, in der die biblischen Texte auf ihre Entstehung und die dafür maßgeblichen kulturellen Kontexte hin relativiert wurden. Die Ausfälle Rosenbergs und verwandter Stimmen wurden von der wissenschaftlichen Theologie als triviale Abfallprodukte Das Alte Testament 187

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dieser Historisierung der Bibel wahrgenommen, die insgesamt als Sün- denfall der liberalen Theologie scharf kritisiert wurde.69 Dieses Argumentationsmuster befand sich mit seiner starken Betonung der unbedingten Autorität von Gottes Wort in Affinität zu zeittypischen Tendenzen der Erneuerung starker Autoritätsformen. So konnte Wilhelm Lütgert bei so gegensätzlichen Gruppen wie den Deutschen Christen ei- nerseits und den dialektischen Theologen um Karl Barth andererseits »ein starkes Bedürfnis nach autoritärer Führung« beobachten: »Auch die reli- giöse und theologische Bewegung steht unter dem Führerprinzip. Die theo- logische Bewegung nimmt die Form einer Schule an. Der Führer hat voll- kommene und alleinige Autorität.«70 In der Verteidigung des Alten Testaments resultierte aus dieser zugleich politischen wie dogmatisch-theologischen Autoritätsorientierung eine durchweg ambivalente Diskussionsstrategie: Im Namen des Offenbarungs- charakters der Bibel wurde jeder Vorzug von Menschen aufgrund von »Blut« und »Rasse« radikaler Kritik unterworfen. In der Formulierung ei- nes Bertelsmann-Autors folgt daraus: Mag auch der »Anhänger der völki- schen Religion« glauben, »im Bewußtsein eigener Kraft stolz und frei zu sein, in der Rassetüchtigkeit die eigentliche Voraussetzung aller Lei- stungsfähigkeit zu sehen, er ist und bleibt dennoch ein Knecht der Sün- de«.71 Ob »Jude oder Arier«, wer »es mit der eigenen Kraft und mit dem eigenen Stolz versucht, die Gnade auszuschlagen, der schlägt die helfende Hand Gottes zurück und muß für sich und andere alle schweren Folgen daraus tragen«. Damit wurden sowohl die Angriffe zurückgewiesen, die auf den spezi- fisch jüdischen Charakter des Alten Testaments abzielten und sich dabei der Klischees des vulgären Antisemitismus bedienten, als auch die An- sprüche auf eine besondere Qualität des deutschen Volkes auf der Grund- lage von »Blut« und »Rasse«. Exemplarisch sind dafür Volkmar Herntrichs (1908–1958) Mahnrufe, »weder von der Stimme unseres Blutes, noch von der Stimme der Geschichte, noch von der Stimme unseres Volkstums her« könne die Kirche erbaut werden, sie erhalte ihren Auftrag allein »von der Stimme des Herrn aller Herren«.72 Im Alten Testament gehe es um das »Zeugnis von Gottes Offenbarung«, und deswegen stelle sich gar nicht mehr die »Entscheidung: ›Semitismus oder Antisemitismus‹«.73 Unter der Hand allerdings wird dem Antisemitismus in dieser Deutung ein theologisch-biblischer Sinn beigelegt. Erzählt nämlich werde im Alten Testament »Gottes Geschichte« mit dem jüdischen Volk, die aber gerade auch gegen das jüdische Volk gerichtet sei.74 In dieser Hinsicht bezeichnet Herntrich das Alte Testament als »antisemitisches« Buch in dem Sinne, in dem es überhaupt und generell als Wort Gottes gegen jede Form des Ras- senhochmuts oder völkischer Ansprüche gerichtet sei. Aus dieser dezidiert theologischen Sicht ließen sich Parallelen zur Gegenwart ziehen. Es scheint, »als wiederhole sich die Geschichte«, denn auch das »germani- sche Volkstum« suche entsprechend einen »›deutschen Gott‹«.75 Dieser Zeitbezug wurde wenige Jahre später, in einer Sammelrezensi- on aus dem Jahr 1937, als solche Vergleiche nicht mehr öffentlich vorge- tragen werden konnten, hervorgehoben. Herntrichs Haltung, wie er sie in 188 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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seiner Schrift Völkische Religiosität vertrete, sei aus der »Kirchennot und -verheißung des Frühjahrs 1933 geboren«; sie bilde »heute eine recht wehmütige Lektüre wegen der offenen Sprache, die dort geredet wird und auch wegen der Warnung vor Vermischung von völkischer Religiosität und nationalsozialistischer Weltanschauung, die dort vorgetragen wird«.76 Vehement antisemitisch verteidigt wird das Alte Testament dagegen von Hans Jüttner, der hierzu die Unterscheidung in »vorchristliches« und »nachchristliches Israel« vornimmt und erst zu dem Zeitpunkt, als »sich die Juden gegen Christus entschieden haben«, die göttliche »Verwerfung« des Judentums beginnen läßt.77 Erst seitdem seien die Juden »das von Gott verworfene, heimatlose und zum Fluch aller Völker gewordene Volk. In der Kreuzigung Jesu liegt die eigentliche Ursache dieser ihrer Verwerfung.« Eine Übertragung der »Minderwertigkeit des entarteten Weltjudentums«, die »mit Recht« bekämpft werde, auf das im Alten Testament vorgestellte Israel werde dem Alten Testament nicht gerecht. Dieses stehe noch unter dem »Herrschaftsanspruch Gottes, während das nachchristliche Judentum in seinem Christushaß nur noch sich selbst sucht, was sich bis zum heuti- gen Tag in aller Welt furchtbar auswirkt«. Wie ambivalent diese Parallelisierung des »Gerichts Gottes« über den Menschen im Dienste einer theologischen Rehabilitation des Alten Testa- ments auch ohne offen antisemitische Argumente war, wird daran deut- lich, daß dabei die Juden als konkret existierende Zeitgenossen keine Rol- le spielten. Die theologische Würdigung des Alten Testaments hat allein dessen Offenbarungsqualität als Wort Gottes im Auge, nicht aber die Men- schen, an die dieses Wort sich wendet. Zwar könne das Alte Testament durchaus auch als positive Quelle für das Nicht-Göttliche gesehen werden, in dem das »menschliche Wort« rede.78 Dieses »Menschlich-Natürliche« sei insofern nicht vom »Worte Gottes« zu trennen. Die alttestamentliche Verkündigung sei »durch jüdische Männer« geschehen, »aber durch sol- che, die nicht ihres natürlichen Herzens Gedanken vortrugen, sondern die das, was des ewigen Gottes Geist in ihren Geist hineingesetzt hatte, in Wort und Tat bezeugten«. Diese »jüdischen Männer« sind für den gelehrten Theologen nur als Zeugen des Wortes Gottes von Belang. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber fand 1933 für diese theo- logische Deutung der Geschichte die Formel »Betrachtung ›von oben‹«, ver- standen als »ein Handeln Gottes durch die Menschen«: »Für die Betrach- tung ›von oben‹ ist die Geschichte aus Erfolgen zusammengefügt, und hin- ter jedem Erfolg steht Gott selber«.79 Buber setzte dagegen eine »Betrach- tung ›von unten‹«, die als ein »Dialog des Handelns« zwischen »Gott und den Menschen« nicht nur die »Allmacht« Gottes aufzeige, sondern viel- mehr auch die »Eigenmächtigkeit« des Menschen: »Geschichte ist, was zwischen Gott und seinem von ihm eingesetzten selbständigen Gesprächs- partner geschieht.« Die christliche Interpretation des Alten Testaments80 läßt einen originär jüdischen Zugriff auf die Hebräische Bibel nicht gelten.81 Vielfach wurden statt dessen gerade negative Züge in der alttestamentlichen Darstellung »der Juden« als Erweis einer unterchristlichen Stufe des Judentums in- terpretiert und als Exempel für die übermenschliche göttliche Qualität der Das Alte Testament 189

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Bibel, für das richtende Wort Gottes verstanden.82 Die Konsequenz einer solchen Geschichtslogik bedeute, so Martin Buber, daß derjenige, der in der Geschichte keinen »Erfolg« aufweisen könne, »ersichtlich von Gott ver- leugnet« werde.83 Martin Bubers Ansatz unterläuft eine solche Erfolgsge- schichte, in seinem dialogischen Konzept steht der »mächtige Mensch ge- nau ebenso im Geschichtsdialog wie der machtarme«. So kommt es dazu, daß in dieser theologischen Auseinandersetzung mit den Kritikern des Alten Testaments so gut wie keine Rolle spielte, was die- ser Kampf jenseits der Verteidigung der Bibel in der Einheit von Altem und Neuem Testament für die zeitgenössischen Juden in Deutschland bedeute- te. Die Berufung auf die hohe, übergeschichtliche Autorität des Wortes Got- tes ging hier Hand in Hand mit einer weitgehenden politischen und ethi- schen Blindheit für die Gegenwart. Martin Bubers Beschwörung, »Ge- schichte von der Menschennot aus zu fassen«, ging bei der zeitgenössi- schen protestantischen Theologie ins Leere. In der Auseinandersetzung mit dem Alten Testament konnte die prote- stantische Theologie der Frage, was in der deutschen Gegenwart aus der jüdischen Bevölkerung werde, noch ausweichen, indem sie diese Diskus- sion rein innerkirchlich führte. In der Frage der Anwendung des »Arier- paragraphen« in der evangelischen Kirche war sie jedoch zu einer Stel- lungnahme gezwungen.84 Der entscheidende Punkt für die evangelische Theologie hierbei war die Frage nach ihrem Verhältnis zum Rechtsstaat. Die Theologen, die dem Staat die Kompetenz zur Regelung der »Juden- frage« überlassen wollten, glaubten sich dabei im Einklang mit der luthe- rischen Auffassung von der »weltlichen Obrigkeit«. Darüber, daß der na- tionalsozialistische Staat nicht im Sinne einer christlichen »weltlichen Ord- nung« und das heißt als Rechtsstaat handelte, sondern seinen Parteiwillen als absoluten Staatszweck setzte, machten sie sich unter dem Eindruck der nationalen Einheit wenig Gedanken. Im Unterschied hierzu vertrat Ema- nuel Hirsch ausdrücklich eine revolutionäre Staatskonzeption. Hirsch, der allgemein als ein brillanter intellektueller Kopf der lutherischen Theologie angesehen wurde, schloß sich schon früh den Nationalsozialisten an. Karl Barth fragte sich 1932, wohin Hirsch »mit immer erhöhter Tourenzahl sei- nes bewundernswerten Motors« laufe: »Wie kann man so gescheit sein wie er und auf eine so geistverlassene Angelegenheit wie den Hitlerianismus hereinfallen«.85 Nach 1933 begrüßte Hirsch die nationalsozialistische Herrschaft ausdrücklich als Bruch mit der alten Rechtsordnung und for- derte die Kirche auf, diesen Weg positiv zu begleiten. In seinem im Okto- ber 1933 für die Reichskirchenleitung erstellten Theologischen Gutachten in der Nichtarierfrage, das 1934 in der Zeitschrift Deutsche Theologie ver- öffentlicht wurde, zeigt sich dies exemplarisch. Darin wird die Rassenpo- litik des NS-Regimes offen unterstützt. In seinem Ensemble der Argumen- te stellt es die Grundhaltung der Deutschen Christen dar.86 In drei Thesen begründet Hirsch die Notwendigkeit der Ausgrenzung der Juden: 1. Der »deutsche Blutbund« könne den jüdischen Teil der Be- völkerung »nicht aufnehmen ohne Schaden für sich«. 2. Die Assimilation der Juden habe die »Ordnung und Geistigkeit unseres Volks in eine reli- giös indifferente neutrale Ordnung und Geistigkeit verwandelt« und die 190 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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»Entchristlichung unsrer Volksordnung« gefördert. 3. »Deutschland war 1932 weitgehend unter die Herrschaft eines fremden Volks geraten«, und das »Offenbarwerden […] der Fremdherrschaft« sei »das endgültige Ende der Assimilation« geworden.87 Daraus folgt für Hirsch die Kritik an der Fortführung einer »formali- stische[n] Bestimmung der Nationalzugehörigkeit vom bloßen Staatsbür- gerrecht her«. Die »Rückgängigmachung der Assimilation und die Aufhe- bung des formalen Staatsbürgerrechts« seien »ein an sich christlich ein- wandfreier volkspolitischer Vorgang«. Die »Kategorie«, unter der die Ju- den zu beurteilen seien, sei nicht »die des Minderwertigen, Unwerthaften, in der Substanz Verdorbenen, sondern einfach die Kategorie des Frem- den«. Das mit dem »Übergang von Assimilation zu scharfer Trennung« ver- bundene individuelle Schicksal der »unschuldig Getroffenen« würde, »wenn die neue Ordnung sich in 30 Jahren eingelebt haben wird«, über- wunden sein. Der kirchlich-theologischen Opposition gegen die Anwen- dung des »Arierparagraphen« auf »Christen aus den Juden« wirft er poli- tische Motive vor; der »wahre Grund für diesen Widerspruch« sei ein »volkspolitisch bedingter Einspruch gegen die im heutigen deutschen Staat vorgenommene Kennzeichnung der deutsch sprechenden Juden als Glie- der eines fremden Volkes«. Der Reichskirchenregierung wird ein Vorge- hen empfohlen, in dem kein Kandidat angenommen oder zum Pfarrer ge- macht werde, der nicht »volles Mitglied der deutschen Studentenschaft« sei und es unterlassen habe, »in die SA einzutreten«. Diese innerhalb der protestantischen Öffentlichkeit weithin bekannte Stellungnahme zeigt deutlich, daß die protestantische Theologie sehr wohl die realen Auswirkungen der nationalsozialistischen Judenpolitik reflek- tierte. Dieses Faktum läßt die überwiegende innertheologische Beschrän- kung der Debatten um Bekenntnis, Altes Testament und Deutsche Christen in einem anderen Licht erscheinen. Es war nicht nur politische Naivität von Theologen, wenn die Konsequenzen der staatlichen Maßnahmen für das Schicksal ihrer jüdischen Mitbürger kaum wahrgenommen wurden. Sie schwiegen oder lavierten auch aus Opportunismus, manche stimmten, wie Emanuel Hirsch, offen der nationalsozialistischen Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden zu. Stefan Pautler, Trutz Rendtorff Unter dem »harten Zugriff des Staates«? Einwirkungen der Zensur auf die Verlagspolitik Die gesetzlichen Instrumente, mit denen die NS-Regierung die Presse- und Verlagsarbeit zu kontrollieren suchte,88 kamen im konfessionellen Ver- lagswesen nicht sofort zur Wirkung.89 Bei Bertelsmann brachte das Jahr 1933 keinen signifikanten Einbruch in der Titelproduktion.90 Zensur und vergleichbare Behinderungen setzten erst nach und nach ein; die Kultur- bürokratie zeichnete sich auch in bezug auf das konfessionelle Schrifttum durch behördliches Kompetenzwirrwarr sowie das Fehlen verbindlicher Einwirkungen der Zensur 191

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Richtlinien aus. Diese Situation führte bei Kirchenstellen, Gemeinden, pro- testantischen Verlagen und Sortimentern schnell zu einer allgemeinen Ver- unsicherung, die eine undurchsichtige Gemengelage aus Zensur, Selbst- zensur und Anpassung erzeugte.91 Erst seit der Mitte der dreißiger Jahre verschärften sich, beschleunigt durch die Ereignisse des Kirchenkampfes, die Publikationsbedingungen für konfessionelles Schrifttum. Die Eingriffe erfolgten sowohl auf lokaler Ebe- ne, durch örtliche Polizei- oder Gestapostellen, als auch durch die zentra- len Institutionen der NS-Bürokratie. Mit konfessionellen Schrifttumsange- legenheiten beschäftigte sich nicht nur das Sicherheitshauptamt der SS, sondern auch das 1935 gegründete Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten. Die beiden Institutionen standen in scharfer Konkurrenz zueinander.92 Gerade das Sicherheitshauptamt, das bis 1939 ein ausge- klügeltes Berichtswesen entwickelte, machte es sich zur Aufgabe, gegen theologische Verlage und Autoren vorzugehen. In einem von dieser Behör- de im März 1937 herausgegebenen Leitheft heißt es: »Ein großer Teil des heutigen innerpolitischen Kampfes spielt sich auf konfessionellem Gebiet ab. Diese Entwicklung findet ihre Auswirkung auch im Leben verschiede- ner Verlage. An der Spitze dieses Kampfes steht, wie zu allen Zeiten, der Katholizismus, dem eine Anzahl alter, bekannter Verlage zur Verfügung stehen. In gleicher Weise arbeitet auch die evangelische Kirche, an ihrer Spitze wiederum die Bekenntnisfront. Auch ihr standen eine Reihe altein- gesessener Verlage zur Verfügung.« Explizit genannt wird in diesem Zu- sammenhang neben anderen protestantischen Häusern wie Vandenhoeck & Ruprecht, Chr. Kaiser, Furche sowie dem Wichern-Verlag auch der Ver- lag C. Bertelsmann.93 Der Reichsverband der evangelischen Presse in der Reichspressekam- mer produzierte laufend Rundschreiben, Informationsblätter und Mittei- lungen über Erlasse, die die Gestaltung der kirchlich-konfesionellen Pres- se detailliert zu regeln suchten.94 Einige Bestimmungen, wie ein geplantes Verbot des christlichen Kolportagebuchhandels im Frühjahr 193695 oder die Forderung nach Einstellung aller evangelischen Zeitschriften im Sep- tember 193996, wurden allerdings bald wieder zurückgenommen oder re- lativiert, weil sich ihre Durchführung als unmöglich erwiesen hatte. Auch die Reichsschrifttumskammer (RSK) war in die konfessionelle Schrifttum- spolitik involviert. Zwar waren Wissenschaftler, die auf einem begrenzten Fachgebiet veröffentlichten, ebenso von der Mitgliedschaft in der RSK be- freit wie Personen, die sich in geringfügigem Umfang schriftstellerisch betätigten oder nur im Nebenberuf Schriftsteller waren – demnach muß- ten Universitätstheologen und Pfarrer nicht unbedingt Mitglied in der RSK sein. Doch verlief die Einflußnahme hier über die Ausstellung der »Befrei- ungsscheine«, die diese spezielle Autorengruppe bei der RSK beantragen mußte. Der Verlag C. Bertelsmann informierte seine Autoren in einem Vor- druck über die Bestimmungen der Reichsschrifttumskammer,97 doch blie- ben die Regelungen undurchsichtig. Die Entscheidung, ob es sich bei einer Schrift um eine »fachwissenschaftliche« Arbeit handelte, lag im Ermessen der Behörde, die den publizistischen Spielraum der Pfarrer und theolo- gisch-wissenschaftlichen Autoren, aber auch der protestantischen Verlage 192 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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zunehmend einzuschränken versuchte. So mußte sich die Vereinigung evangelischer Buchhändler, neben dem Evangelischen Pressverband die wichtigste Interessenvertretung des protestantischen Verlagsbuchhandels, zum 1. Januar 1939 auflösen, nachdem der Präsident der RSK, Hanns Johst, bereits im Mai 1938 mitgeteilt hatte, daß »für die bisherige Organi- sation im Rahmen und auch neben meiner Kammer kein Raum mehr ist, soweit es sich um berufsständische Fragen handelt«.98 Schließlich kam es auch von kirchlicher Seite zur Zentralisierung. Da viele Gemeinden, Verlage, Sortimenter und Kirchenbehörden im Laufe der Jahre den Überblick über die rechtlichen Verordnungen und Bestimmun- gen verloren hatten, wurde zum 1. Oktober 1938 von der Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche eine eigene Schrifttumsstelle einge- richtet. Sie war zunächst als Verbindungsstelle zwischen dem Central-Aus- schuß für Innere Mission und dem Evangelischen Pressverband gedacht,99 weitete ihren Tätigkeitsbereich unter der Leitung des seit September 1939 amtierenden Theologen Friedrich Bartsch jedoch zu einer zentralen In- formationsstelle aus.100 Die Schrifttumsstelle übernahm dabei eine koor- dinierende Funktion. Ihre Aufgabe war es, Kontakt zu den Verlagen auf- zunehmen, Schwierigkeiten bei der Papierzuteilung zu lösen, Verzeichnis- se über Neuerscheinungen zu publizieren und – nach Beginn des Krieges – über das innerhalb der Wehrmacht freigegebene Schrifttum zu informie- ren. Mit nahezu allen genannten Stellen kam C. Bertelsmann in den Jahren zwischen 1933 und 1941 in Berührung, doch läßt sich aus dem Umgang mit den bürokratischen Vorgaben des Regimes kaum eine politische Hal- tung des Verlegers oder seiner Mitarbeiter rekonstruieren. Erste Äuße- rungen Heinrich Mohns über Konflikte mit den Zensurbehörden sind aus der Zeit des Kirchenkampfes überliefert. Als im Frühsommer 1934 die westfälischen Behörden zu einem härteren Kurs gegenüber der kirchlichen Presse und kirchenpolitischer Publizistik übergingen,101 rückten die pro- testantischen Verleger zunehmend in das Visier der örtlichen Polizeistel- len. Auch der Verlag C. Bertelsmann war von diesen Maßnahmen betrof- fen, wie Mohn seinem Autor Carl Stange im Juni 1934 mitteilte: »Nachdem ich schon wiederholt die Herren [von der Gestapo] in meinem Betrieb hat- te, möchte ich nicht diese Stelle in stärkerem Maße auf meinen Verlag auf- merksam machen.«102 In denselben Monat fiel auch die Entscheidung des Verlegers, eines seiner renommiertesten Verlagsprojekte, das von Her- mann Sasse herausgegebene Kirchliche Jahrbuch, nicht fortzuführen. Der Herausgeber hatte sich im Kirchenkampf besonders exponiert und dies auch in seinem Organ zum Ausdruck gebracht. Er halte, so Heinrich Mohn an den Präses der Westfälischen Landeskirche, die Weiterführung des Jahrbuchs in der bisherigen Konstellation nicht für möglich, »ohne daß es sofort beschlagnahmt oder seine Zukunft sonstwie gefährdet würde«.103 Trotz der Behinderungen im Zuge des Kirchenkampfes war der Verlag erst ab 1936 verstärkt mit willkürlich greifenden Zensurmaßnahmen kon- frontiert, bei denen die internen kirchenpolitischen Diskussionen jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielten. Sie betrafen – mit Ausnahme der 1937 erfolgten Beschlagnahmung der Zeitschrift Der Kindergottesdienst Einwirkungen der Zensur 193

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sowie des Verbots der Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift im Herbst 1939104 – bis 1941 zumeist Einzeltitel. Aufgrund der lückenhaften Über- lieferung kann der quantitative Umfang allerdings nur skizziert werden. Die etwa 20 als Behördenvorgänge überlieferten Zensurfälle für den Pro- grammbereich der Theologie, bei denen bereits erschienene Bertelsmann- Publikationen nachträglich beschlagnahmt oder verboten wurden, fallen nahezu ausnahmslos in den Zeitraum zwischen 1936 und 1942. Während des Krieges, insbesondere seit dem Frühherbst 1940, wurde vor allem die Genehmigung der nötigen Papiermengen zum Hindernis für eine Veröf- fentlichung. Wie Heinrich Mohn seinem Autor Paul Althaus Ende Oktober 1940 mitteilte, habe er »lange Zeit immer das nötige Papier bekommen können«, doch seien seit Ende August »dem Rufer-Verlag alle derartigen Anträge abgelehnt worden, dem kirchlichen Teil des Verlages C. Bertels- mann sehr viele«.105 Die Papierbewilligung fiel in den Kompetenzbereich der Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels, die seit Oktober 1939 im Auftrag des Reichspropagandaministeriums die Papierbewirtschaftung der Buchverlage übernommen hatte.106 Eine von Heinrich Mohn an Paul Alt- haus gesandte Liste verzeichnete allein für die Monate September und Ok- tober 1940 sieben Bertelsmann- und 15 Rufer-Publikationen, für die Pa- piergenehmigungsanträge abgelehnt worden waren; darunter befanden sich so unterschiedliche Bertelsmann-Titel wie Dein Wille geschehe von Paul Althaus und Wie unser Gesangbuch entstand von Johannes Zauleck. Dem Rufer-Verlag wurden die Titel Gottes Barmherzigkeit von Oskar Ham- melsbeck, Die Kirche im Haus von Otto Dibelius sowie Von Gott geführt von Adolf Hubenthal nicht genehmigt.107 Erst zu diesem Zeitpunkt war nach Ansicht Heinrich Mohns die Exi- stenzgrundlage des theologischen Verlags wirklich gefährdet: »Ich verste- he es durchaus, dass, wenn einmal Einschränkung im Papierverbrauch nötig ist, auch der kirchliche Buchverlag daran teilzunehmen hat, vielleicht sogar in stärkerem Masse sich einzuschränken hat als die ausgesprochen nationale Erzählungsliteratur. Aber das Ausmass, das diese Einschränkung für den evangelisch-kirchlichen Verlag in den letzten Wochen angenom- men hat, scheint mir das berechtigte Mass denn doch erheblich zu über- schreiten.«108 Neben die Schwierigkeiten bei der Bewilligung der Papier- kontingente trat etwa zur selben Zeit eine verstärkte Intervention der Reichsschrifttumskammer, die ohne Angabe von Gründen zu einem Ver- bot nahezu aller wissenschaftlicher Reihen führte.109 Diese Maßnahmen zusammengenommen führten schließlich zum Jahresende 1941 sowohl bei C. Bertelsmann als auch beim Rufer-Verlag zu einer fast vollständigen Ein- stellung des theologischen Verlagsprogramms. Zuvor war C. Bertelsmann jedoch mit einer Vielzahl von Zensurstellen konfrontiert (neben den bereits genannten nun auch mit dem Oberkom- mando der Wehrmacht und dem Reichserziehungsministerium). Einheitli- che Richtlinien, auf die bei der Begründung eines Zensurfalls – wenn die- se überhaupt mitgeteilt wurde – verwiesen wurde, gab es nicht. Dieser Um- stand führte im Verlagshaus tatsächlich zu der von den Nationalsozialisten intendierten Verunsicherung, die viele Publikationen schon im Vorfeld eher verhinderte als förderte. Anläßlich der Beschlagnahmung der von Adolf 194 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Wendel verfaßten deutsch-christlichen Broschüre Dennoch Altes Testa- ment! bat Gerhard Steinsiek im Februar 1937 den Gütersloher Bürgermei- ster Bauer, »ihm allgemeine Richtlinien zu geben und für die bisher er- folgten Beschlagnahmen aufzuzeichnen, aus welchem Grunde sie erfolgt sind, damit er sich hiernach richten könne«.110 Daß der Bürgermeister ihm offenbar keine verbindliche Auskunft ge- ben konnte, zeigen die Zensurfälle der kommenden Jahre: Zensiert wur- den nicht nur Schriften, die sich ausdrücklich gegen die deutschgläubige Bewegung wandten,111 sondern auch solche, die den ideologischen Schul- terschluß mit dem Nationalsozialismus suchten. So bezichtigte ein im Si- cherheitshauptamt ausgestelltes Gutachten Werner Betckes Kleinen Kate- chismus (1934) der unzulässigen Verquickung von »Partei und Konfessi- on«, da der Autor »den evangelischen Katechismus als Richtschnur für Par- teiorganisationen« nehme.112 Mitunter blieben Titel, die verdeckt in ein- zelnen Punkten gegen die deutschgläubige Bewegung oder den Rassenhaß des Nationalsozialismus argumentierten, von der Zensur unbehelligt,113 während in anderen Fällen die Zensurstellen selbst uneinig waren, ob das betreffende Buch verboten werden sollte.114 Anhand des im Mai 1937 beschlagnahmten Werkes Das Evangelium und die Rätsel der Geschichte des Tübinger Systematikers Adolf Köberle, das wenige Monate zuvor bei C. Bertelsmann erschienen war, wird das Behördengerangel um Deutungshoheit in bezug auf das konfessionelle Schrifttum besonders deutlich. Während die Gestapo Berlin das Werk auf die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« setzen woll- te,115 befand das Reichskirchenministerium, daß die Schrift »nicht poli- tisch-weltanschaulichen Inhalts« sei. Ausdrücklich wies der Sachbearbei- ter des Ministeriums darauf hin, daß der Staat es doch ablehne, »sich in Glaubensdingen der christlichen Konfessionen einzumischen; es kann je- dermann seinen religiösen Glauben bekunden, wenn er nur die Arbeit der Staatsführung an der sittlichen Erneuerung des Deutschen Volkes würdigt und nicht gegen Staat und Bewegung polemisiert«.116 Auf diese Begutach- tung folgte ein mehrmonatiges Hin und Her, in dem die Gestapo weitere Stellen einschaltete und ein Gutachten einholte, das die Schrift als staats- und parteifeindlich, philosemitisch, das »Mönchstum« bejahend sowie »eine politische Kirche« proklamierend bezeichnete.117 Nachdem der Vor- gang sich länger als ein Jahr hingezogen hatte, teilte die Gestapo C. Ber- telsmann im Juni 1938 schließlich mit, daß die Schrift doch auf die Liste gesetzt werde. Grundsätzlich reagierten die Behörden äußerst empfindlich, wenn sie eine Vereinnahmung oder Umdeutung der nationalsozialistischen Weltan- schauung durch Theologen oder kirchliche Gruppen vermuteten.118 Argu- mentative Auseinandersetzungen mit nationalsozialistisch besetzten Be- griffen, wie etwa dem der »Rasse« in Wilhelm Lütgerts Schwarmgeistern, führten zur Beschlagnahmung, weil sie – so das im Sicherheitshauptamt ausgestellte Gutachten – »in Rasse- und Weltanschauungsfragen Verwir- rung«119 stifteten. Hinzu kamen Behinderungen von Autoren, die sich im Kirchenkampf besonders exponiert hatten. Seit Januar 1936 galten alle Rundbriefe, Mitteilungs- und Informationsblätter der Bekennenden Kirche Einwirkungen der Zensur 195

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und anderer evangelisch-kirchlicher Gruppen als Zeitschriften und be- durften der besonderen Genehmigung des Präsidenten der Reichspresse- kammer, die in der Regel verweigert wurde.120 In bezug auf einzelne Au- toren spielte das kirchenpolitische Zensurargument noch über die heiße Phase des Kirchenkampfes hinaus eine Rolle. So wurde die schriftstelleri- sche Tätigkeit des Hallenser Pfarrers Otto Finck vom Reichskirchenmini- sterium noch im Juli 1941 deswegen als »unerwünscht« angesehen, weil dieser sich im Juni 1935 in einer Besprechung von Wilhelm Florins Rosen- bergs Mythus und evangelischer Glaube kritisch zu Rosenbergs Programm geäußert hatte.121 Ähnlich erging es dem Bertelsmann-Autor und Düssel- dorfer Pfarrer Joachim Beckmann, dessen Engagement in der rheinischen Bekenntnissynode dem Reichskirchenministerium als Hauptargument dafür diente, Beckmann als »politisch höchst unzuverlässig« zu bezeich- nen.122 In der Regel verweigerte die Reichsschrifttumskammer in solchen Fällen die Erteilung eines Befreiungsscheins ohne Angabe von Gründen. Derartige Publikationsverbote stellten jedoch eher die Ausnahme dar. Wie groß die Spielräume der einzelnen Autoren auch dann noch waren, wenn sie bereits in Konflikt mit den Behörden gekommen waren, zeigt der Zensurfall Johannes Zauleck. Um den Pfarrer, der bereits im September 1934 von der Polizeihauptwache in seiner Heimatgemeinde Wetter (Ruhr) als »fanatischer Gegner der Deutschen Christen« aktenkundig wurde,123 hatte es im August 1935 aufgrund einer von ihm verfaßten und verteilten Glosse regelrechte »Tumulte« gegeben. Obgleich Zauleck, der in einem aus- führlichen Rechtfertigungsschreiben über seinen »ehrlichen Willen, im neuwerdenden Reich [sich] einzuordnen keinen Zweifel gelassen« hatte,124 kurzfristig in Schutzhaft genommen worden war, kam es erst zwei Jahre später bei C. Bertelsmann zur Beschlagnahmung der Zeitschrift Der Kin- dergottesdienst. Auch dies hieß jedoch nicht, daß ein endgültiges Publika- tionsverbot verhängt wurde. Im Januar 1938 erreichte Zauleck für die Zeit- schriften Für unsre Kinder und Für alte Augen die Eintragung auf die Son- derliste der Schriftleiter konfessioneller Zeitschriften125, und erst 1941 wurde ihm der Befreiungsschein von der Mitgliedschaft in der RSK auf- grund seiner Aktivitäten in der Bekennenden Kirche sowie des Vorfalls im Jahr 1935 verwehrt. Im Zuge dieses Antragsverfahrens intervenierte Hein- rich Mohn zugunsten seines Autors, indem er der Reichsschrifttumskam- mer noch einmal die Rechtfertigungsschrift Zaulecks aus dem Jahr 1935 in der Hoffnung zusandte, daß diese die Bedenken gegenstandslos machen könne.126 Dieser letzte Vorgang wirft noch einmal die Frage auf, wie sich der Ver- lag zu den Behörden und deren Zensurmaßnahmen verhielt. Welche Spiel- räume gab es? Das Unternehmen zeigte durchaus die Bereitschaft, sich auf die Vorgaben der Zensurstellen einzulassen. In dem bereits zitierten Schreiben Gerhard Steinsieks an den Gütersloher Bürgermeister heißt es ausdrücklich, »daß in jeder Hinsicht alles geschehen solle, um aus den Bro- schüren die Stellen fortzulassen, die nicht gebracht werden dürften«.127 Für seinen theologischen Verlag versuchte Heinrich Mohn auf behördliche Entscheidungen Einfluß zu nehmen. Er glaubte nach wie vor an seine Mis- sion als Theologieverleger: »Es handelt sich hier ja um das kulturell wert- 196 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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vollste Schrifttum, das es überhaupt geben kann«, schrieb er im Oktober 1940 an Paul Althaus, und deswegen müßten »Mittel und Wege gefunden werden, diesen minimalen Papierbedarf auf alle Fälle sicherzustellen«.128 Althaus wandte sich daraufhin an den Dekan der theologischen Fakultät in Halle, Hans Schmidt, der beim Reichskirchenministerium für den Ver- lag intervenierte und eine Bewilligung von zwei Schriften erwirkte.129 Weniger einflußreiche Autoren hatten es allerdings schwerer, gegen die »vorauseilende« Vorsicht des Verlegers eine Veröffentlichung ihrer Schrift zu erwirken. So beklagte sich der Greifswalder Systematiker Rudolf Her- mann gegenüber seinem ehemaligen Schüler Jochen Klepper bitter über die defensive Verlagsstrategie bei Bertelsmann.130 Der Schriftsteller Klep- per, der zu dieser Zeit bereits aus der Reichsschrifttumskammer ausge- schlossen war und um das Leben seiner Familie bangen mußte131, setzte sich bei mehreren Stellen für seinen Lehrer ein, was freilich nicht zum er- wünschten Erfolg führte. Für ihn ging die Zensurpolitik des Verlags ein- deutig zu weit. »Bertelsmann trifft ein großer Vorwurf. Seit nahezu einem halben Jahr könnte Ihre Schrift ihren Weg in einer Zeit nehmen, der sie not tut.«132 In dieser Anklage schwang auch die Abneigung Kleppers ge- gen das übrige Verlagsprogramm mit. Seine Erfahrungen mit der Zensur hätten gezeigt, »daß man alles prophylaktische Vorgehen vermeiden soll. Nach seiner Anfrage darf Bertelsmann über seine Papiervorräte nicht ver- fügen. Ich wünschte, eine solche Einschränkung würde lieber seinen li- terarischen Erscheinungen auferlegt.« Schließlich brachte der Schriftstel- ler seine Einschätzung der Bertelsmannschen Verlagspolitik auf den Punkt: »Dort wird in allen Sätteln geritten, aber freilich erschließt das auch Mög- lichkeiten.«133 Helen Müller, Trutz Rendtorff »Volksgemeinschaft« als Schöpfungsordnung: Die politische Ethik von Paul Althaus »Die Kirche steht über den Parteien«. Mit diesem Kernsatz der »Vaterlän- dischen Kundgebung« wandte sich im Sommer 1927 der 2. Evangelische Kirchentag in Königsberg an die Öffentlichkeit dort.134 Inspirieren ließen sich die dort versammelten Repräsentanten des Protestantismus bei ihren Debatten über den »Vaterländischen Gedanken« von dem gerade 39jähri- gen Erlanger Theologieprofessor Paul Althaus und dem Berliner Kirchen- rechtler und Reichstagsabgeordneten (DVP) Wilhelm Kahl, die die beiden Hauptvorträge hielten. »Führt ein Weg vom völkischen Wollen zur Kir- che?«135 lautete der Titel des Vortrags von Althaus, der 1928 als Einzel- publikation bei C. Bertelsmann veröffentlicht wurde. Darin trat Althaus provokativ der Haltung des Vernunftrepublikaners Kahl entgegen, der den deutschen Protestantismus auf die Weimarer Republik verpflichten woll- te.136 Althaus verwendet gängige Topoi konservativer Kultur- und Zeitkri- tik: Dazu gehört, die »deutsche Gegenwart weithin als schmerzliche Ent- artung«137 zu sehen, die zeitgenössische »Zivilisation« zu bewerten als »ra- Die politische Ethik von Paul Althaus 197

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tionale Organisation statt des gewachsenen Organismus, Zersetzung zur Masse statt Gliedlichkeit am Volksleibe«, als »›Gesellschaft‹ unverbunde- ner Einzelner statt organischer Gemeinschaft, Entwurzelung und Enthei- matung, äußerlich und innerlich, statt äußerer und innerer Bodenständig- keit; Enterbung statt Leben aus dem Erbe der Väter«. Gefordert wird die »Wiedergeburt des Volkslebens aus seinen eigenen Quellgründen« im An- schluß an eine völkische Bewegung, deren Ausgangspunkt »das hohe, er- greifende Volkserlebnis des August 1914« sei. In diesem Appell vermischen sich die mit der »Schmach« des Versailler Friedens verbundenen Gefühle mit Zivilisationskritik. Der junge Theologe traf genau die Stimmung der Mehrheit der Kir- chenführer, die dem Weimarer »Parteienstaat« äußerst reserviert ge- genüberstanden. Die Kirche »über den Parteien« sollte als »Volkskirche« jenseits der rationalen Organisation der parlamentarischen Parteiende- mokratie »dem Volke als Volke, als Gesamtleben, […] in seinen Lebens- ordnungen, in seinem Gesamtgeiste« dienen.138 Im Jahr 1927 galt die Volkstumsbewegung noch als Gegenbewegung zur internationalen sozia- listischen Bewegung. Die »Vaterländische Kundgebung« folgte der von Althaus gewiesenen Ausrichtung auf das Volk. Die Kirchenführer würdig- ten zwar den Gedanken einer »Gemeinschaft des Glaubens und der Lie- be, die über Völker und Rassenunterschiede hinweg alle verbindet«.139 Trotz dieses »weltweiten Reichgottessinn[es]« gelte aber, daß die »Ver- schiedenheit der Völker von Gott geordnet« sei und mithin »jedes Volk […] seine besondere Gabe und Aufgabe im Ganzen der Menschheit« habe. Deswegen hätten die Deutschen die »Pflicht«, das eigene »Volks- tum […] hochzuhalten«, gerade auch, weil »Christentum und Deutschtum […] seit mehr als einem Jahrtausend eng miteinander verwachsen« sei- en. Überparteilichkeit der Kirche bedeute nicht Trennung vom Staat. Der Staat gelte der Kirche als eine »Gottesordnung mit eigenem wichtigen Aufgabenkreis«. Mit der Formel »Vaterlandsdienst ist auch Gottesdienst« bereitete sich ein Wandel vor. Die Volkstumsbewegung konnte nun von einer Gegenbewegung zu einer Bewegung im Einklang mit einem natio- nalen Sozialismus werden. Bei Althaus ist exemplarisch zu beobachten, wie der Volksbegriff zum »neuen ethischen Bezugspunkt«140 der Theologie wurde. Damit veränder- te sich auch das Verständnis der Sozialethik, wie sie im deutschen Prote- stantismus der frühen zwanziger Jahre unter Berufung auf Luther zunächst konzipiert worden war. Für diese Veränderung spielte Paul Althaus eine wichtige Rolle. Er gab der Ausrichtung auf das Volkstum die zentralen Im- pulse. Der 1888 geborene Paul Althaus publizierte bei Bertelsmann schon 1915 eine Sammlung Der Friedhof unserer Väter. Ein Gang durch die Ster- be- und Ewigkeitslieder der evangelischen Kirche141. Auch der Vater, Paul Althaus der Ältere, war Bertelsmann-Autor gewesen.142 Paul Althaus der Jüngere, der nach seiner Göttinger Promotion 1913 und Habilitation 1914 bereits 1919 auf eine ordentliche Professur in Rostock berufen worden war, von der er 1925 einem Ruf nach Erlangen folgte, publizierte seit 1921 re- gelmäßig bei Bertelsmann und wurde zum theologischen Hauptautor des 198 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Verlags. Zwischen 1921 und 1945 erschienen in Gütersloh 59 Einzel- schriften von Althaus, die bis 1945 eine Gesamtauflage von nahezu 190 000 Exemplaren erreichten. Darüber hinaus war er Mitbegrün- der und Mitherausgeber der Zeit- schrift für systematische Theologie, die seit 1923 im Bertelsmann-Ver- lag erschien.143 Nach dem Tode Adolf Schlatters und Wilhelm Lüt- gerts, die beide 1938 starben, gab Althaus die Beiträge zur Förderung christlicher Theologie heraus. Die Herausgeberschaft der im Chr. Kai- ser-Verlag erscheinenden wissen- schaftlichen Reihe Forschungen zur Geschichte und Lehre des Prote- stantismus, die Althaus seit 1927 zusammen mit Karl Barth und Karl Heim innehatte, beendete er 1935.144 Der Chr. Kaiser-Verlag mache ihm, so Althaus an Karl Heim, »Schwierigkeiten bei der Aufnahme systemati- scher Arbeiten«; der »tiefere Grund« hierfür sei, daß der Verlag angesichts der »Entfremdung zwischen Barth und uns« sich gegenüber Karl Barth »keine Schwierigkeiten schaffen will durch das Erscheinen von Arbeiten, die dem Meister in Bonn unliebsam sind«.145 Paul Althaus im Jahr 1933 Von 1926 bis 1964 war Althaus Vorsitzender der Luther-Gesellschaft, der auch Heinrich Mohn angehörte. In dieser Eigenschaft gab er zusam- men mit Theodor Knolle seit 1940 im Bertelsmann-Verlag die Schriften- reihe der Luther-Gesellschaft heraus. Als Systematischer Theologe, Luther- Forscher und Neutestamentler wurde Althaus einer der anerkanntesten und bekanntesten evangelischen Theologen seiner Zeit.146 Die Wirksamkeit von Paul Althaus stand in engem Zusammenhang mit der Generation von jungen akademischen Theologen, die in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts geboren wurden und in den zwanziger Jah- ren rasch zu Wortführern der protestantischen Theologie avancierten. Die wichtigsten Repräsentanten waren die Schweizer Theologen Karl Barth (1886–1968) und Emil Brunner (1889–1966), der Marburger Neutesta- mentler Rudolf Bultmann (1884–1976), die Kirchenhistoriker Werner Elert (1885–1954) in Erlangen und Emanuel Hirsch (1888–1972) in Göttingen sowie die Systematiker Friedrich Gogarten (1887–1967) und Paul Tillich (1886–1965). Gemeinsam war ihnen die Suche nach einer neuen Ortsbe- stimmung der Theologie in der Umbruchsituation nach dem Ersten Welt- krieg. Sie deuteten die Zeitereignisse als tiefgreifende Krise der liberalen, historisch-kritischen Positionen der Theologie des 18. und 19. Jahrhun- derts. In der Suche nach neuer verbindlicher Autorität verknüpfte diese neue Generation ihre theologischen Grundmotive mit den politischen und gesellschaftlichen Bewegungen der Zeit. Aktualisierte Geschichtstheologie Die politische Ethik von Paul Althaus 199

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trat als politische Theologie auf. Karl Barth und Paul Tillich knüpften an sozialistisch geprägte Weltdeutungen an, Emanuel Hirsch, Friedrich Go- garten und Paul Althaus verbanden ihre theologische Geschichtsdeutung mit dezidiert nationalen und völkischen Elementen. Die Spannungen zwi- schen diesen Richtungen führten nach 1933 zu tiefgreifenden politisch- theologischen und kirchenpolitischen Gegensätzen. Diese Gegensätze kristallisierten sich an der einst von Martin Lu- ther entwickelten Unterscheidung zwischen den »Zwei Reichen«, dem »geistlichen« und dem »weltlichen« Regiment Gottes. Diese Unterschei- dung reflektierte die Grenzen der »weltlichen« Obrigkeit, ihrer äußeren Zwangsmittel und Herrschaftskompetenz über die Untertanen gegenüber der inneren, »geistlichen« Herrschaft Christi in den gläubigen Christen. Der Vermischung der beiden Regimente durch die politischen Herr- schaftsansprüche des Papsttums galt Martin Luthers scharfe Kritik. Diese Unterscheidung bahnte den Weg für die Unterscheidung von Politik und Religion, in deren Konsequenz das mittelalterliche Konzept der Einheit des Corpus Christianum abgelöst wurde durch die Ideen des säkularen Rechtsstaates. Das mit der Weimarer Verfassung beendete sogenannte Staatskirchentum bot nun den Anlaß, die Unterscheidung von Politik und Religion auf die Neuordnung der Verhältnisse zwischen Kirche und Staat anzuwenden. Das erklärt die Renaissance der »Zwei-Reiche-Lehre« in den deutschen theologischen Debatten der zwanziger Jahre, aber auch die Kon- flikte, die sich an ihr entzündeten. Denn in diesem Kontext wurden zugleich die unterschiedlichen Bewertungen der Weimarer Republik verhandelt. Die Unterscheidung von Religion und Politik, Kirche und Staat war alles an- dere als eindeutig; sie wurde vielmehr in hohen Graden überlagert von Ver- mischungen politischer und kirchlich-theologischer Urteile. Das zeigte sich bereits bei der Neuprägung des Terminus »Zwei-Rei- che-Lehre«. Er wurde zum erstenmal von Karl Barth mit kritischem Un- terton in einer Rezension von Althaus’ 1921 bei C. Bertelsmann erschie- nener Abhandlung Religiöser Sozialismus verwendet.147 Dessen »parado- xe Lehre von den zwei Reichen« nannte Barth die Luthersche »Lösung« für die »praktische Überwindung des Dualismus von Welt und Reich Got- tes«.148 Damit hatte Barth zutreffend markiert, daß es Althaus nicht primär um die Unterscheidung von Politik und Religion zu tun war, sondern dar- um, wie die Distanz der Kirche gegenüber der Welt mit dem ethischen En- gagement von Christen in eben dieser Welt zu verbinden sei. Auch wo die- se Debatte in theologischen Begriffen geführt wurde, war sie immer zu- gleich das Medium, in dem die beteiligten protestantischen Theologen ihre aktuelle politisch-ethische Zeitdeutung auszuhandeln versuchten. Inso- fern war sie das theologische Pendant zu den politisch-weltanschaulichen Debatten der zwanziger Jahre. Allerdings litt sie von Anfang an darunter, daß sie sich an Deutemustern der politischen und religiösen Kultur des 16. Jahrhunderts orientierte und so den Blick für die im Aufbau befindlichen Strukturen einer demokratischen politischen Kultur westeuropäischen Zu- schnitts verstellte. Auch darin lag eine Gemeinsamkeit mit anderen intel- lektuellen Diskursen der Zeit. Für Luther, an dem sich Althaus orientierte, hatte diese Unterscheidung 200 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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der zwei Regimente Gottes, wie er sie in dem Traktat Von weltlicher Ob- rigkeit. Wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei von 1523 dargelegt hat- te, eine doppelte Pointe: Mit ihr wurde den Fürsten das Recht abgespro- chen, ihre Herrschaft in Glaubensfragen geltend zu machen. Glaubens- freiheit als Grenze staatlicher Kompetenz – das war gleichsam das in die Moderne weisende Potential dieser Unterscheidung. Der weltlichen Obrig- keit komme vielmehr eine primär bewahrende, konservative Aufgabe zu, die ohne eigenen religiösen oder weltanschaulichen Anspruch allein der praktischen Vernunft, dem natürlichen Rechtsbewußtsein verpflichtet ist. Althaus wandte sich in seiner Auseinandersetzung mit den religiösen Sozialisten, zu denen er auch Karl Barth zählte, gegen einen ethischen Ra- dikalismus, der die Bergpredigt zur Maxime politischen Handelns machen will.149 Luther, so Althaus, habe diesen »schroffe[n] Dualismus von Reich Gottes und Weltverfassung, von Liebesethik und Staatsleben« zwar einer- seits aufgestellt, andererseits »dann doch im Handeln des Christen über- wunden«. Die Brücke, oder wie Barth es ausgedrückt hat, die »praktische Überwindung des Dualismus« macht Althaus im lutherischen Begriff des Berufs aus, der den Christen mitten in seiner »pflichtmäßigen Beteiligung an den Weltordnungen« beansprucht: »In der Erfüllung dieses Berufes ge- horcht der Mensch Gott.« Damit gewinnt der Staat seine religiöse Aura zurück, die ihm im säku- laren Kontext der Republik verlorenzugehen schien. »Der Staat, dessen Re- gierung Gehorsam fordert und erzwingt, ist unentbehrlich«; und in An- spielung auf die kaiserliche Parole von 1914 heißt das: Über den »Partei- en muß ein Wille sein«, sonst »stehen wir im Chaos«.150 Die Welt könne darum mit dem »Evangelium« nicht regiert werden. Politik sei die »Be- hauptung und Sicherung oder auch Umgestaltung der Rechtsverhältnisse innerhalb eines Staates und zwischen den Staaten«, das »Reich der christ- lichen Liebe« hingegen sei die »Sphäre rückhaltlosen Gebens, freier, un- berechnender Selbstlosigkeit« – Ideale von »überweltlichem Inhalte […] ohne jede politische Beziehung«. Althaus entläßt die Welt aber nicht aus dem göttlichen Gesetz. Eine »›Eigengesetzlichkeit‹ der geschichtlichen Le- bensordnungen«, wie sie der lutherischen Lehre oft zugeschrieben werde, lehnt er ab. Sehr wohl kenne Luther eine »sittliche Norm« für das wirt- schaftliche und politische Leben. Insofern sei daran festzuhalten, daß der Christ der »Ordnung des Rechts und Staates« nur nach dem »äußerlichen leiblichen Leben und Wesen« angehöre. Karl Barth sah darin das typische »Sowohl – Als auch« und die »milde Zweideutigkeit« der lutherischen Sozialethik nach dem Motto,«daß ein bißchen Ordnung hienieden ratsamer ist als das freie Walten der Liebe«.151 Und er fühlt sich in seinem »Mißtrauen gegen den dunklen Zusammenhang zwischen lutherischer Innerlichkeit und lutherischer Weltlichkeit« be- stätigt, um so mehr, als in der politischen Haltung von Althaus eine anti- demokratische »Sympathie« für das, so Althaus wörtlich, »organisch-ari- stokratische Staatsideal« zu erkennen sei, das »tief in der deutschen Ge- schichte und deutschem ständischen Denken begründet« sei.152 Sehr klar- sichtig diagnostiziert Barth darüber hinaus die mystische Überhöhung des »geschichtlichen Beruf[s] des Volkes«.153 Der »Beruf eines Volkes«, so heißt Die politische Ethik von Paul Althaus 201

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es bei Althaus, »ist eine Frage von transzendenter Tiefe. Die Kraft der Na- tion, ihre geschichtliche Stunde, die Ausmaße ihres Berufes sind Gabe und Setzung – und warten doch auf den Willen, der sich handelnd bejaht.« In der Tat wird in Althaus’ Interpretation die Unterscheidung zwischen »geistlichem« und »weltlichem« Regiment tendenziell aufgehoben. Diese Ausführungen stellen für Barth denn auch die »ganz schlimme Partie des Buches« dar, da mit dieser mystischen Erhöhung »nun […] alles möglich« werde.154 Barth wittert die Gefahr, das »Irrationale« als Kennzeichnung der staatsmännischen politischen Entscheidung sei erhaben über »zufälli- ge Parlamentsmehrheit« oder einen »internationale[n] Gerichtshof«;155 kei- neswegs sei das Volk als »geweihtes Heiligtum anzupreisen«: »Wieso soll denn der Begriff ›Preußen‹ oder ›Bayern‹ höhere Dignität besitzen als der Begriff ›Völkerbund‹?«156 Der eminent politische Gehalt des Streits hing hintergründig mit einer Auseinandersetzung um das theologische Verständnis der Geschichte zu- sammen. Barth sah Althaus auf einem Weg, die geschichtlichen Ereignis- se mit »dem sich Ereignen des Willens Gottes«157 zusammenfallen zu las- sen. Barth hingegen vertrat, in Anknüpfung an Kierkegaard, die These, zwischen Gott und der Welt bestehe »ein unendlich qualitativer Unter- schied«.158 »Gott ist im Himmel und Du auf Erden«, so die programmati- sche Aussage von Karl Barth in der Einleitung zur zweiten Auflage seines Römerbrief-Kommentars von 1922.159 Die Jenseitigkeit Gottes wurde von ihm als prinzipielle Kritik der geschichtlichen, von Menschen gemachten Kultur ausgelegt. Althaus griff dieses Thema auf seine Weise auf. In seiner vielgerühmten Abhandlung Die letzten Dinge, die er 1922 bei C. Bertels- mann veröffentlichte und die 1933 bereits eine vierte Auflage erreichte (zu- letzt 1970 in der 10. Auflage), entwickelte Althaus eine Neubegründung der Eschatologie. Darin stimmt er Barths Kritik einer Diesseitigkeitsreligi- on explizit zu, wie sie von beiden in Gegnerschaft gegen die liberale Theo- logie diagnostiziert wurde. Die Barthsche Eschatologie als radikale Krisis alles Bestehenden wird jedoch von Althaus wesentlich modifiziert. Das letztgültige ewige Leben soll nicht als totale Krise des Menschen, von Kul- tur und Geschichte verstanden werden, sondern als Erfahrung im Zeitli- chen und innerhalb der Kultur. Die dialektische Theologie fand bei C. Bertelsmann kein Publikations- organ, eher im Gegenteil entwickelte die theologische Ausrichtung des Ver- lags eine Art Gegenprogramm zur dialektischen Theologie. Bereits 1923 konterte Althaus die Kritik, die Barth an ihm geübt hatte, in einer aus- führlichen Auseinandersetzung in der Zeitschrift für systematische Theo- logie. Die »neue Losung von der völligen Transzendenz des göttlichen Le- bens gegenüber der Geschichte« bedeute eine »Entwertung der Geschich- te«; Geschichte werde hiermit »gottlos«.160 Gegen die »Negation göttlicher Offenbarung in der Welt« setzt Althaus die These, daß die Geschichte auf Gott als den »Herrn« hinweise, »der Beruf und Stunde gibt und die Tat for- dert«. Gott binde so den Menschen in seiner Zeitlichkeit und verpflichte ihn damit auch auf die »geschichtlichen Aufgaben«: »Wir sind zum Opfer, bis zur Hingabe des Lebens, in den geschichtlichen Verantwortungsver- hältnissen gerufen, aber das Opfer gilt Gott.« 202 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Im Rückblick auf diese erste Auseinandersetzung bezog Althaus 1929 die theologische Neuorientierung ausdrücklich auf die kulturelle Krise nach dem Ersten Weltkrieg, eine Zeit, in der nicht nur traditionelle »Le- bensformen zerbrachen, sondern darüber hinaus alle Wirklichkeiten und Werte der ›Kultur‹ und des geschichtlichen Lebens überhaupt ›in Frage gestellt‹ schienen«.161 In einer solchen Zeit wurde man »unter dem tiefen Eindrucke von der immanenten Ziel- und Sinnlosigkeit der Geschichte reif für Eschatologie«: »Das Thema ›Evangelium und Kultur‹ war völlig neu gestellt, die kulturprotestantische Antwort unmöglich geworden; zunächst schien nichts anderes übrig zu bleiben als die klare ›Diastase‹, die schar- fe Absonderung des Evangeliums von allen Kulturanliegen.« Doch die »Theologie der Krisis«, so die auch von Althaus verwendete Bezeichnung für die dialektische Theologie, sei nur eine Übergangstheologie, die über- wunden werden müsse. Der reformatorischen Theologie solle es dagegen um »die Selbstbezeugung Gottes in der konkreten Wirklichkeit unseres Lebens« gehen. Das Thema »Evangelium und Kultur« bildete auch den Hintergrund für die politischen Auseinandersetzungen in der Theologie nach 1933. Noch 1923 hatte sich Althaus von einer Theologie der Schöp- fungsordnung abgegrenzt, in der die »gegebenen geschichtlichen Bindun- gen, etwa die vaterländische, unkritisch als Schöpfungsordnungen und damit als Willen Gottes« hingenommen würden.162 Mit der Integration des Volkstumsgedankens in seine Sozialethik kam Althaus dann jedoch zu ei- ner emphatischen Bejahung der konkreten geschichtlichen Ordnung. Jetzt konnte das zur Staatsideologie erhobene Volkstum als die konkrete Wirk- lichkeit des Lebens, als Ort der Selbstbezeugung Gottes identifiziert wer- den. Die Volkstumskonzeption163 stellte Althaus die begrifflichen Mittel be- reit, in Überwindung der Krisenterminologie ein für die »Vermittlung von Individuum und Gesellschaft […] bindendes einheitliches Fundament«164 zu finden. Breit ausgeführt und in eine allgemeine Modernismuskritik ein- gereiht, findet sich diese Volkstumsdeutung bei Althaus bereits 1927 in dem eingangs zitierten Vortrag auf dem 2. Deutschen Evangelischen Kir- chentag in Königsberg über Kirche und Volkstum. An die Stelle geschicht- licher Begriffe treten solche biologischer und naturalistischer Art, die mit moralisch-religiösen Appellen vermischt werden: Volkstum erscheint als eine »geistige Wirklichkeit«, die »durch geistige Urzeugung geheimnisvoll geboren« sich von »Geschlecht zu Geschlecht« weiter erzeuge; als ent- standen aus »Blutseinheit«, nach dessen Geburt aber der »Geist und nicht das Blut« entscheidend sei.165 Das Volksleben sei »gesund«, wenn »es in völkischer Treue gelebt wird, in Verantwortung gegen das hohe Erbe, ge- gen die Volksart«, »wenn alles Leben der Einzelnen und der Gruppen glied- lich vom Ganzen getragen wird, sich als Glied am Ganzen weiß und ihm dient«. Damit ist der Grund dafür gelegt, daß »die Kirchen und die Volkstums- bewegung« sich begegnen: »beide wollen das ganze Volk; beide wollen die Menschen ganz binden, durch einen letzten Imperativ«.166 Erst im Rahmen dieser Volksbindung finden die theologisch gebotenen Unterscheidungen Beachtung: Eine völkische Religion schließt Althaus kategorial aus; das Die politische Ethik von Paul Althaus 203

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wäre »neugermanisches Heidentum«. Das Evangelium gehe dem Volkstum voraus. Die übergeschichtliche Offenbarung läßt im Volkstum eine »Selbst- bezeugung des Schöpfergottes« erkennen, die »nicht aus der Tiefe des ei- genen Volkstums quellend, sondern aus der Ferne, aus der Höhe gespro- chen« werde. Das Volkstum müsse auf das Evangelium ausgerichtet wer- den, »um seine Sendung zu verstehen, am Willen gereinigt und aus der Lie- be wiedergeboren zu werden«. Die Kirchen sind dazu »berufen, diesem Dienste des Evangeliums am Volkstum Werkzeug zu werden«. Nur in die- sem Sinne will Althaus die Kirche als »Volkskirche« verstehen: »Die Kir- che darf nie so in das Volkstum eingehen, daß sie in ihrer Eigengestalt un- tergeht.« Tatsächlich werden diese Unterscheidungen aber auch hier schon auf- gehoben, wenn es Aufgabe der Kirche sein soll, »die Idee des Volkstums zu verkündigen«.167 Heißt das doch für Althaus auch, »ein Auge und ein Wort« zu haben »für die jüdische Bedrohung unseres Volkstums«. Nicht um »Judenhaß«, um »Blut« oder »um den religiösen Glauben des Juden- tums« gehe es dabei, sondern »um die Bedrohung durch eine ganz be- stimmte zersetzte und zersetzende großstädtische Geistigkeit, deren Trä- ger nun einmal in erster Linie jüdisches Volkstum ist«. Was 1927 noch als eine Volksbewegung in Auseinandersetzung mit an- deren Bewegungen gedeutet wurde, erschien nach 1933 als tiefere Be- gründung, als Fundament einer neuen Ordnungsstruktur. Diese neue Ord- nung wurde von Althaus 1934 theologisch untermauert. In seiner Schrift Theologie der Ordnungen (2. Auflage 1935) prägte er den Begriff der »Ur- offenbarung«, der auch noch in seiner Dogmatik Die Christliche Wahrheit von 1947 eine tragende Rolle spielt. Die »Uroffenbarung« wird verstanden als die »Selbstbezeugung Gottes vor und außer Christus«168 in den weltli- chen Ordnungen, sie bezeugen dem »Gewissen« die Ordnungen als »heili- ges Gesetz«: »Es gehört zu Gottes Ur-Offenbarung, daß das Gewissen aus den Daseinsbindungen, die unser Leben erhalten, den Anspruch an unser Handeln hört.«169 In der Theologie der Ordnungen gehen Nähe und Distanz zur Volkstumsideologie des Nationalsozialismus eine prekäre Verbindung ein. Die Ordnungen von »Ehe, Volkstum, Recht, Staat, Wirtschaft« sind »Schöpfung Gottes«, in der Welt durch Sünde bestimmt, »Mittel fortge- henden göttlichen Schaffens«.170 Als »menschlich-geschichtliche« Gebilde unterliegen sie »der Unzulänglichkeit und Fehlsamkeit aller irdisch- menschlichen Wirklichkeit«. Sie bedürfen der »Kritik«, wie Althaus sie im Blick auf »die Fragen der Rasse, der Eugenik« formuliert: »Unsere kriti- sche Ethik der Ordnungen kann auch im dritten Reiche nicht abdanken und sich zur Ruhe setzen. Das neue Deutschland sucht und tastet selber auf vie- len Gebieten erst nach der rechten Ordnung. Die Stimme des ›positiven Christentums‹ darf nicht schweigen. Sie muß darum ringen, stärker hör- bar und gehört zu werden als bisher.« Die Ordnungen dürfen nicht, so Alt- haus weiter, »einer säkularen gott-losen ›Eigengesetzlichkeit‹ überlassen« werden. In dieser neulutherischen Ordnungslehre wird die »Volksgemeinschaft« in den Rang einer Schöpfungsordnung erhoben und erfährt gegenüber den 204 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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rationalen Strukturen der rechtsför- migen Verfassung der Gesellschaft eine spezielle theologische Weihe. Er sei sich gewiß, so Althaus 1936, daß das »Volkstum uns von Gott als eine echte Ordnung bereitet und an- vertraut ist«.171 Althaus hat damit wesentlich dazu beigetragen, die Anziehungskraft des Nationalsozia- lismus für den Protestantismus theologisch zu untermauern. Er geht sogar so weit, daß er aus dem Evangelium die Pflicht zur Einglie- derung »in die schon bestehenden Ordnungen und Gesetze« ableitet: »Das christliche Leben vollzieht sich nicht jenseits des völkischen Ethos und der politischen Ordnungen oder wider sie, sondern in ihnen.«172 Zur breiteren öffentlichen Wir- kung von Althaus haben auch poli- tische und kirchenpolitische Stel- lungnahmen beigetragen, an denen er beteiligt war.173 Sie lagen außerhalb seiner Tätigkeit als Autor des Verlags C. Bertelsmann, doch dürften sie Heinrich Mohn als Beobachter der kirchenpolitischen Debatten kaum ver- borgen geblieben sein. Eine der prominenten Schriften von Paul Althaus (erschienen 1936) Verlegerisch betreut wurde Paul Althaus’ politische Theologie vom Ver- lag C. Bertelsmann. Die von Althaus in eine sozialethische Konzeption übertragene Bejahung des Volkstums und die Hoffnung auf eine nationale Erneuerung, die von der Kirche volksmissionarisch begleitet werden soll- te, entsprachen durchaus der verlegerischen Ausrichtung des Hauses Ber- telsmann. Die Abgrenzung von den Deutschen Christen und den Deutsch- gläubigen bei Althaus174 stimmte mit der kirchenpolitischen Position von Heinrich Mohn überein. Wichtig hierbei ist, daß Althaus in der theologi- schen und kirchlichen Öffentlichkeit zumindest in der ersten Zeit gerade wegen seiner völkischen Position zu den Deutschen Christen gerechnet wurde. Auch Barth hatte Althaus 1934 als »halben oder dreiviertels ›Deut- schen Christen‹«175 bezeichnet, obgleich er wußte, daß Althaus den Deut- schen Christen nicht beigetreten war176. Gleichfalls wurde die lutherische Distanz von Althaus zur Bekennenden Kirche allgemein wahrgenommen. Heinrich Mohn, der sich persönlich der Bekennenden Kirche anschloß, je- doch als Verleger eine Haltung zwischen den theologischen und kirchen- politischen Lagern halten wollte, hatte in Althaus als dem einzigen wirk- lich erfolgreichen theologischen Autor seines Verlags einen ihm naheste- henden Theologen gefunden, der eine die Extreme vermeidende theologi- sche und kirchenpolitische Position einnahm und dabei, wie Karl Barth schon 1927 beobachtete, die ihm unheimliche »Fähigkeit« entwickelt habe, »nach allen Seiten offen zu sein und bewegt mitzugehen«.177 Eine solche Die politische Ethik von Paul Althaus 205

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Position teilte Mohn als traditionsverbundener, volksmissionarisch ausge- richteter lutherischer Verleger. Die »Zwei-Reiche-Lehre«, die Althaus aufnahm, führte nicht stringent in den Nationalsozialismus. Althaus hatte zwar in den zwanziger Jahren das Programm einer lutherischen Ethik formuliert, das sich explizit der völkischen Bewegung öffnete.178 Im Weimarer Parteienstaat sah Althaus wie viele konservative Lutheraner »all jene düsteren, kulturpessimistischen Prognosen bestätigt«179, die schon im 19. Jahrhundert das konservative Luthertum angesichts des Aufkommens der modernen industriellen Welt formuliert hatte. Dieser antimodernistische Denktypus ist für das Fehlen einer differenzierten Auseinandersetzung mit der »modernen pluralisti- schen Individualitätskultur« verantwortlich. Als Lutherforscher glaubte Althaus beim Reformator die Quelle für eine Sozialethik gefunden zu ha- ben, die als Bollwerk gegen die von Säkularismus und Liberalismus aus- gelöste Krise der Moderne dienen könne. In dieser Überzeugung sah er sich durch die politischen Umwälzungen des Jahres 1933 bestärkt. Die von Luther entlehnte »Zwei-Reiche-Lehre« zielt allerdings mit ih- rer Unterscheidung der »weltlichen Obrigkeit« vom »geistlichen Regiment« in die entgegengesetzte Richtung. Sie zog der »Obrigkeit« mit der Bestim- mung »wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei« eine klare Grenze ge- genüber religiösen Ansprüchen. Für das in dieser strikten Unterscheidung angelegte kritische Potential fehlte Althaus jedes Gespür. Er agierte viel- mehr als Exponent eines am Volkstum und an verschwommenen Vorstel- lungen einer »Gesamtwirklichkeit« des Lebens orientierten neulutheri- schen Mentalität, die zum »Ausfall einer konkreten theologischen Ver- mittlung mit dem für die deutsche Gesellschaft seit dem späten 18. Jahr- hundert grundlegenden Wandel von einer religiösen Einheitskultur zu ei- ner offenen, pluralistischen Gesellschaft«180 führte. Verbaliter war die kri- tische Distanz zu politischen Ordnungen zwar auch bei Althaus präsent, etwa in einem Bertelsmann-Werbetext von 1936. Darin heißt es, Ordnun- gen seien zwar von »Gott gewollt«, aber »in ihrer geschichtlichen Gestalt zugleich von Menschen gesetzte«, denen daher »mit Gehorsam«, »aber auch mit immer erneuter Prüfung gegenüberzustehen« sei.181 Geradezu mystisch fasziniert vom Volkstum verstellte er sich aber die Möglichkeit, die parlamentarische Demokratie von Weimar mit eben den ordnungstheologischen Kriterien als »weltliche Ordnung« zu würdigen, die er dem nationalsozialistischen »Führerstaat« in theologischer Überhöhung zuerkannte. Nur in wenigen Fällen wie der Euthanasie-Thematik bezog Althaus kritisch Stellung. Althaus hat von der Unterscheidung der Zwei- Reiche-Lehre nicht den kritischen Gebrauch gemacht, der in ihr angelegt ist, auch wenn diese Unterscheidung von Althaus gelegentlich selbst be- tont wurde. In Heinrich Mohn fand Althaus einen Verleger, dessen Verlagspro- gramm an einer breiten Öffentlichkeit der Kirche und der Gemeinden ori- entiert war. So vertraute er C. Bertelsmann nicht nur seine im engeren Sin- ne wissenschaftlich-theologischen Publikationen an, sondern vor allem auch seine populären Schriften. Im »Vorwort« zu Kirche und Volkstum verweist Althaus auf diesen Vorzug des Verlags. Zwar sei der Vortrag schon 206 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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»an mehreren Stellen gedruckt« und auch in seine Vortragssammlung Evangelium und Leben aufgenommen worden, aber »an die weiteren Krei- se unseres Volkes, zu denen er reden will, kommt er auf diesen Wegen nicht genügend heran«.182 Ein großer verlegerischer Erfolg bei Bertelsmann wurde auch seine Predigtreihe Herr der Kirche, die von 1934 bis 1940 in 25 Heften erschien und eine Gesamtauflage von 125 000 Exemplaren erreichte.183 Die Predigt Dein Wille geschehe! aus Band 24 von 1940 wurde im selben Jahr auch als Einzeltitel viermal mit einer Gesamtauflage von 20 000 Exemplaren verlegt und stellt damit den auflagenstärksten Titel von Althaus im Verlag C. Bertelsmann dar. Diese Predigt enthält in der Einzelveröffentlichung die Angabe »Zum Gedächtnis meines Sohnes August Wilhelm Althaus ge- boren am 7. Juni 1920 gefallen am 12. Mai 1940 vor Longwy«. Sie be- kennt sich eingangs deutlich zu Adolf Hitler (»Wir bewundern in tiefstem Danke den Führer und die Soldaten«) und begrüßt freudig die deutschen Fronterfolge im Frankreich-Feldzug als Wiedergutmachung der Niederla- ge im Ersten Weltkrieg: »Deutsche Truppen in Compiègne, wo der Hochmut der Sieger unsere Unterhändler demütigte, deutsche Truppen nun in Versailles, wo der frevelhafte Übermut des Friedensdiktates seine Orgien feierte«.184 Althaus deutet dies als Gericht Gottes, der »Rache« ge- nommen habe, auch »wenn wir und unser Führer das gar nicht gewollt haben«. Bei diesen weltgeschichtlichen Vorgängen sei Gottes »majestäti- scher Wille […] am Werke«. Auch den Tod des Sohnes begreift er als ge- fordertes göttliches Opfer, dessen Sinn allerdings dem menschlichen Ver- stande verborgen bleibe.185 Die Predigtreihe Herr der Kirche war von staatlichen Zensurmaßnah- men betroffen. 1939 wurde der Jahrgang 1936 von der Reichsschrifttums- kammer in die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« eingereiht.186 Heinrich Mohn, der offenbar schon vorher davon unter- richtet war, zog bereits im Juli 1939 Heft 11 des Jahrgangs 1936 aus dem Buchhandel zurück.187 Dieses Heft wurde demnach, folgt man den internen Bertelsmann-Belegen, am 24. April 1940 »beschlagnahmt« und am 20. Oktober 1944 maku- liert.188 Zu Heft 16 findet sich dort der Eintrag, daß »nach einer Mel- dung aus Zwickau […] in einer Buchhandlung einige Exemplare be- schlagnahmt« worden seien; »wei- terer Eingriff ist zu erwarten«. Wel- che Passagen dabei konkret von der Zensur als anstößig wahrgenom- men wurden, muß offenbleiben; in den Quellen lassen sich dazu keine näheren Angaben finden. In Heft 11 Rückholaktion für einen Titel von Paul Althaus (An- zeige im »Börsenblatt« vom 10. Juli 1939) Die politische Ethik von Paul Althaus 207

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kritisiert Althaus die Sonnenwendfeiern als »Ausdruck einer Naturreligi- on«.189 Bestrebungen, diese Feier »wider das christliche Weihnachten« zu kehren, finden eine Absage: »Hier gibt es nur ein klares Entweder-Oder.« Althaus’ Predigten zu den christlichen Festen Weihnachten, Karfreitag und Ostern zielen darauf, die Unüberbietbarkeit der christlichen Heilsbotschaft herauszustellen. »Wir wünschen«, so schließt eine Predigt, »für unser Volk politisches ›Heil‹«, aber »über allem steht die frohe Gewißheit, daß auf alle Fälle auch das neue Jahr ein Jahr ›des Herrn‹ ist und damit voll Gottes- Heils allen, die Heil brauchen«. Althaus wendet sich daher auch gegen Termini wie »›deutsches Golgotha‹« oder »›deutsche Auferstehung‹«. »Künder deutschen Wesens«: Die »Lutherrenaissance« bei Bertelsmann »Luther ist wiedergekommen«. Mit dieser Parole eröffnete die Lutherge- sellschaft 1940 eine im Verlag C. Bertelsmann publizierte Übersicht über »Luther in der deutschen Kirche der Gegenwart«.190 Mit dem programma- tischen Titel Luthers Wiederkehr übernimmt der erste Beitrag dem Sinne nach den Begriff »Lutherrenaissance«. Dieser Begriff wurde bereits in den zwanziger Jahren für eine Bewegung geprägt, die als »der andere Auf- bruch«191 neben und gegen die ebenfalls als Bewegung eines theologischen Neuanfangs agierende dialektische Theologie antrat. Die »Lutherrenaissance« zeigte bei aller Pluralität im einzelnen ein zwiespältiges Bild. Als neuer Zweig der historisch-theologischen Reforma- tionsforschung einerseits speiste sie sich aus einer Relecture vor allem der frühen Schriften Luthers, die zum Teil erst um 1900 ediert wurden (Rö- merbriefvorlesung 1515/16, Galaterbrief 1516/17 und Hebräerbrief 1517/18). In dieser Hinsicht entsprang sie einer Neuinterpretation des Kernstücks reformatorischer Theologie, der sogenannten Rechtfertigungs- lehre. Die Rechtfertigung des Sünders allein aus dem Glauben, das »sola fide«, wurde in Auseinandersetzung mit der Aufklärung und der idealisti- schen Philosophie vertieft und neu zur Geltung gebracht. Das prägte die andere, dogmatisch-theologische Seite der »Lutherrenaissance«. Dieser aufklärerische Glaube an die »sittliche Vervollkommnung und Entwicklung des Menschen«, so Hermann Sasse 1931 in dem bei Bertelsmann verleg- ten Kirchlichen Jahrbuch, sei durch die Kriegserfahrung zerbrochen.192 Es gelte, sich nun auf die »reformatorischen Aussagen über den ›verlorenen und verdammten Menschen‹« zu besinnen und die prinzipielle Sündhaf- tigkeit des Menschen anzuerkennen, was auf die umfassende Gnadenbe- dürfigkeit des Menschen hinweise. Ausgehend von der historisch-theologischen Forschung verband sich mit der »Lutherrenaissance« ein praktisch-kirchliches Interesse. Der neu entdeckte Luther fungierte als identitätsstiftende Bezugsgröße für die mit der Weimarer Verfassung aus dem Staatskirchentum entlassene Kirche. An der theologischen Auslegung Luthers sollte sich die Begründung der neu- en institutionellen und organisatorischen Selbständigkeit der Kirche im weltanschaulichen Pluralismus nach 1918 orientieren. Lutherische Theo- 208 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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logie agierte in dieser Hinsicht als dezidiert kirchliche Theologie mit kon- servativem Grundton, in Abgrenzung zu liberalen Strömungen protestan- tischer Theologie und Religionsphilosophie. Darüber hinaus entwickelte sie sich zu einer internationalen theologischen Bewegung vor allem in den skandinavischen Ländern. Ergebnisse der dortigen Lutherforschung wur- den auch im Verlag C. Bertelsmann veröffentlicht.193 Mit der Wiederentdeckung des »ursprünglichen« Luther traten in der deutschen Theologie geschichtstheologische Deutungen des Kriegserleb- nisses und später der Krisenerfahrungen der Weimarer Republik auf den Plan. Religiöse Kategorien des Geschichtshandelns Gottes, des göttlichen Gerichts, des Erlebnisses Gottes in der Geschichte wurden dabei in Kate- gorien politischer Zeitdeutung übersetzt und gegen säkulare, liberale, vor allem westeuropäische Deutungsmuster stark gemacht. In dieser Hinsicht fungierte der Reformator Luther, der einst die Geschichte verändert hatte, als Schlüsselfigur für die erwartungsvolle Orientierung an Zeitereignissen, deren tieferer geschichtlicher Sinn als neue Offenbarung göttlichen Wir- kens in der Geschichte ausgelegt wurde. Es waren vorwiegend lutherische Theologen, die in der nationalsozialistischen Wende 1933 eine Zeitlang die- se Erwartung erfüllt sahen. Die maßgebende Leitfigur der »Lutherrenaissance« war der Berliner Kirchenhistoriker Karl Holl (1866–1926). Er veröffentlichte sein wegwei- sendes Luther-Buch 1921 im Tübinger Verlag Mohr-Siebeck.194 Im C. Ber- telsmann-Verlag erschienen in den zwanziger Jahren lediglich eine religi- onsgeschichtliche Abhandlung zur Alten Kirche und ein Predigtband von ihm.195 Althaus, neben Emanuel Hirsch einer der prominentesten Schüler Holls, brachte dieses Doppelgesicht der deutschen »Lutherrenaissance« prägnant zum Ausdruck: Die »innere Geschichte der Christenheit Deutsch- lands« sei in den letzten zwanzig Jahren davon bestimmt, daß noch nie »so viele Menschen in Deutschland Luther gelesen« haben »wie in den bei- den Jahrzehnten seit dem Großen Kriege«.196 Noch nie seien »so viele Aus- gaben von Luthers Werken […] gekauft worden«. Luther sei auch außer- halb der Theologenschaft »im öffentlichen Bewußtsein des deutschen Volks […] aufs neue ein Lebendiger und eine Macht« geworden. Im Duktus dieser Wirkungsgeschichte sah Althaus 1940 nun auch den Luther, der »in den letzten Jahren vor allem durch die großen politischen Ereignisse in das Bewußtsein des deutschen Volkes gerückt« sei. Das Bild des »großen Theologen und Kirchenmannes, des Reformators« sei zurück- getreten hinter dem des »großen Volksmannes, ja des eminent politisch verstandenen nationalen Revolutionärs«. Die Bewegung, die dem »Groß- deutschen Reich seine neue geschichtsmächtige Prägung« gegeben habe, habe Luther »in die erste Reihe der Herolde der Nation, der Künder deut- schen Wesens, der Rufer und Mahner zu völkischer Artung und Freiheit gerückt«. Im gleichen Sinne hat Carl Stange schon 1933 die »Reformation Luthers« in den Dienst der »politische[n] Erneuerung« Deutschlands ge- stellt.197 Diese Erneuerung dürfe sich nicht nur auf das »Gebiet des politi- schen Lebens« beschränken, sondern müsse mit einer »Erneuerung der Weltanschauung und des Glaubens« einhergehen. Luthers Reformation sei Die »Lutherrenaissance« 209

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eine »große Gabe« Gottes, die »in unserem Volk wieder lebendig« gemacht werden müsse. Mit solchen und vergleichbaren Deutungen hat sich diese Strömung der »Lutherrenaissance« nachhaltig diskreditiert. In einem Aufruf zur »Selbstkritik des Luthertums« hat ein anderer Holl-Schüler, der Göttinger Kirchenhistoriker Ernst Wolf, 1947 in scharfen Konturen nachgezeichnet, wie unter Berufung auf Luther eine politische Theologie entwickelt worden war, welche »die Ideologie des Nationalsozialismus oder besser das ›Er- lebnis‹ des sogenannten völkischen Aufbruchs kräftig zu legitimieren sich bestrebte«.198 Die Mehrzahl der gemeinhin zur »Lutherrenaissance« gerechneten Theologen publizierte regelmäßig in der bei C. Bertelsmann erscheinen- den Zeitschrift für systematische Theologie.199 Deren Gründungsge- schichte war eng mit den theologischen Richtungskämpfen zwischen Carl Stange, Emanuel Hirsch und Karl Barth verknüpft.200 Barth hat die Grün- dung der Zeitschrift zu Recht als Kampfansage an seine 1922 gegründete Zeitschrift Zwischen den Zeiten angesehen. Die Zeitschrift für systemati- sche Theologie wurde zum Organ der »Lutherrenaissance« und konnte sich relativ rasch auf dem theologischen Markt etablieren. 1929 rangierte sie mit einer Auflagenhöhe von 1 110 Exemplaren zwischen dem Marktführer Zwischen den Zeiten (2 200 Exemplare) und der liberalen Zeitschrift für Theologie und Kirche (500 Exemplare).201 Die Herausgeber Carl Stange, Emanuel Hirsch, Georg Wehrung und Paul Althaus publizierten selbst re- gelmäßig in ihrer Zeitschrift, allen voran Carl Stange. Das Geleitwort zur ersten Ausgabe 1923 spricht vom Willen zu einem theologischen Neuanfang.202 Die Theologen wollen »das Erlebnis der Re- formation zum kritischen Maßstab des deutschen Idealismus […] machen«, der eine herausragende Stufe in der »Vertiefung der Selbstbesinnung« dar- stelle, »wie sie in der Geschichte des menschlichen Geisteslebens nur ganz selten erreicht worden ist«.203 Im Gegensatz zur massiven Idealismuskri- tik der dialektischen Theologie wollen die Herausgeber »eine gründliche Auseinandersetzung mit der Philosophie« führen und dabei »die Selb- ständigkeit und den Eigenwert der Theologie« aufzeigen. Konkret sei durch den deutschen Idealismus »die neue Lebensstufe, als welche sich die Re- formation darstellt«, für das »wissenschaftliche Verständnis des Menschen und der Welt fruchtbar« gemacht worden. In diesem Verständnis sei da- her die Religion – und hier spricht sich ein deutliches apologetisches In- teresse der Herausgeber aus – für die »Erneuerung und Vertiefung des Le- bens, deren unsere Zeit bedarf«, unabdingbar: »Das Verständnis der Reli- gion aber, welches für die Kultur der Gegenwart allein in Betracht kom- men kann, ist das Verständnis der Religion, welches wir der Reformation zu verdanken haben.« Bertelsmann wurde in den zwanziger und dreißiger Jahren mit dieser Zeitschrift sowie mit einer großen Anzahl theologiegeschichtlicher und sy- stematischer Publikationen zur Lutherforschung zu einem Sammelpunkt der »Lutherrenaissance«. Zu nennen sind hier etwa Carl Stanges Beiträ- ge, vor allem der umfängliche Band Studien zur Theologie Luthers, 1. Band, von 1928, Adolf Schlatters Beitrag zu Luthers Römerbrief-Ausle- 210 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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gung204 sowie die Bücher von Paul Althaus205, Rudolf Hermann206 und Jo- hannes von Walter207. Zu erwähnen sind auch mehrere Schriften, die sich mit dem »jungen Luther« befassen, so etwa die Arbeiten von Adolf Ha- mel208 und Rudolf Hermann209. Die Beschäftigung mit Luther trieb aber auch seltsame Blüten wie etwa Karl Bauers Abhandlung Luthers Aussehen und Bildnis. Eine physiognomische Plauderei, die C. Bertelsmann 1930 verlegte. Insgesamt lassen sich über 50 Einzeltitel aus dem Verlagspro- gramm der zwanziger und dreißiger Jahre der Lutherforschung im enge- ren Sinne zurechnen. Hinzu kommen noch eine Reihe von Textsammlun- gen aus dem Werk Luthers.210 Im Kontext dieser vorwiegend historisch-theologischen Studien fällt die kraß deutsch-christliche Luthertetralogie des Erlanger Kirchenhistori- kers Hans Preuß (1876–1951)211 auf: Luther. Der Künstler von 1931, Lu- ther. Der Prophet von 1933, Luther. Der Deutsche von 1934 und Luther. Der Christenmensch von 1942. In relativ schlichter Weise werden in die- sen voluminösen, gediegen ausgestatteten Bänden unsystematisch Lu- therzitate aneinandergereiht. Preuß bewegte sich politisch in den zwanzi- ger Jahren auf der äußersten rechten Seite. In seinen 1938 bei Bertels- mann erschienenen Miniaturen aus meinem Leben rühmt er sich, daß er schon 1923 den Nationalsozialisten nahegestanden sei.212 Im Mai 1933 war er maßgeblich an den Bücherverbrennungen in Erlangen beteiligt, zusammen mit dem Historiker Helmut Weigel holte er persönlich die indi- zierten Bücher aus der Universitätsbibliothek.213 In Luther. Der Deutsche ordnet er den Reformator der »deutschen Art« zu, deren »formgebendes Prinzip« die »Rasse« sei, die er aber relativiert (»Ein Volk ist nie reinras- sig«); hinzu komme die »gemeinsame Geschichte«.214 Gebündelt werden im Abschnitt »Luther und die Juden« die einschlägigen Aussagen Luthers zustimmend referiert und als völlig kompatibel mit dem zeitgenössischen Antisemitismus herausgestellt.215 Inhaltlich werden die deutschen We- senseigenschaften unter anderem mit »Vertrauen«, »Treue«, »Freiheit und Individualismus«, »Wahrhaftigkeit und Gewissenhaftigkeit«, »Kon- servatismus«, »Freude am Kampf« und »Erdverbundenheit« bestimmt. Emphatisch wird Luther bei Preuß zum »Propheten«, zum »nordischen Führer«, der »berufen« war, »seinem Volk das Evangelium zu verkün- den – nicht ein deutsches Evangelium, aber das Evangelium deutsch«. Preuß, der auch in anderen Verlagen publizierte, war als Bertelsmann- Autor bis 1945 mit sieben Titeln vertreten, die eine Gesamtauflage von 7 850 Exemplaren erreichten.216 Heinrich Mohn trennte sich 1936 von der Zeitschrift für systematische Theologie. Im Herausgeberkreis waren bereits vor 1933 Spannungen ent- standen, die zur Krise der Zeitschrift führten. Schon in ihrer Einleitung zum Märzheft 1930, das Carl Stange zum sechzigsten Geburtstag gewid- met war, betonten Paul Althaus, Emanuel Hirsch und Georg Wehrung, die Mitarbeiter der Zeitschrift »nicht als eine Schule« zu betrachten. Sie fühl- ten sich lediglich Carl Stange im »Ringen um Erneuerung der kirchlichen Lehre aus dem Geiste der Reformation und in der Strenge theologischer Wissenschaft dankbar und wahlverwandt«.217 Dieses gemeinsame Band wurde insbesondere durch Spannungen zwischen Stange und Hirsch, aber Die »Lutherrenaissance« 211

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auch zwischen Althaus und Hirsch überdehnt, bis es 1934 schließlich auf- grund unüberbrückbarer kirchenpolitischer Differenzen zerriß.218 Die überlieferten Quellen219 geben einen detaillierten Einblick in die sich ver- schiebenden Machtverhältnisse unter den Herausgebern und zeigen die Rolle Heinrich Mohns bei der seit Januar 1934 sich anbahnenden Tren- nung von der Zeitschrift. Der Abonnentenstamm der Zeitschrift hatte 1933 erstmals die Grenze von 400 unterschritten, wodurch sie zu einem immer größeren Verlustge- schäft wurde. Gleichzeitig gingen die kirchenpolitischen Positionen der Be- teiligten auseinander, ein Prozeß, der jedoch in den offiziellen Darstellun- gen zum Verlagswechsel eher heruntergespielt wurde.220 Der Anstoß zur Trennung ging von Heinrich Mohn aus; er nahm die schwierige finanziel- le Lage der Zeitschrift zum Anlaß, auch inhaltlich Druck auf die Heraus- geber auszuüben. Paul Althaus berichtete Carl Stange im Januar 1934 von einem Gespräch mit Heinrich Mohn. Neben der Forderung, »der Zeitschrift auch durch ihren Inhalt einen neuen Auftrieb zu geben«, was von Althaus unterstützt wurde, ging es auch um die weitere Mitarbeit von Emanuel Hirsch.221 Althaus habe »vor Monaten schon von Hirsch gehört, daß er sich von der Zeitschrift zurückziehen wolle«: »Damals habe ich ihn beschwo- ren, es nicht zu tun. Heute würde ich diese Beschwörung nicht wiederho- len. Denn ich glaube, daß unsere Zeitschrift sich nicht mit dem Scheine, als wären wir gegenüber ausgesprochen ›deutsch-christlicher‹ Kirchenpo- litik von solcher Leidenschaft neutral, belasten darf. Ich werde Hirsch in diesen Tagen schreiben, daß ich sein Ausscheiden für geboten ansehe.« Althaus warf auch die Frage des Ausscheidens des weiteren Mitherausge- bers Wehrung auf, »der doch in manchem andere Wege gegangen ist, als wir vor 10 Jahren hofften«. Statt Hirsch wurde noch im ersten Quartal 1934 der Baseler Systema- tiker Adolf Köberle gewonnen; der der liberalen theologischen Richtung zuzurechnende Georg Wehrung verblieb trotz des Vorstoßes von Althaus im Herausgeberkreis, trat in den folgenden Jahren als Autor jedoch kaum mehr in Erscheinung. Mit dieser »Rochade« war das Problem, das sich mit der Person von Emanuel Hirsch verband, vom Tisch. Heinrich Mohn je- doch war die Abgrenzung von den Deutschen Christen in den Beiträgen des sich in Vorbereitung befindenden Jahrgangs immer noch nicht ein- deutig genug. Der Konflikt entzündete sich zur Jahresmitte 1934 an zwei Veröffentlichungen Stanges, nämlich an dem Aufsatz über Die Lage in Deutschland nach schwedischem Urteil sowie an der Broschüre Natürli- che Theologie. Zur Krisis der dialektischen Theologie. Beide Texte wurden 1935 im 12. Jahrgang der Zeitschrift für systematische Theologie abge- druckt, dem letzten, der bei C. Bertelsmann erschien. Der Aufsatz war eine Replik auf den schwedischen Theologen Anders Nygren, der sich in einer schwedischen Zeitung kritisch zur politischen Lage in Deutschland geäußert hatte; die Broschüre knüpfte an die alten Kämpfe zwischen der »Lutherrenaissance« und der dialektischen Theologie an. In der um diese beiden Publikationen laufenden Korrespondenz wird Mohns kirchenpolitischer Standpunkt ebenso deutlich wie die Konsequen- zen, die er daraus für seine Verlagspolitik zog. Anfang Juni teilte er Stan- 212 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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ge nach Lektüre von dessen Aufsatz mit: »Da ich nun jetzt einmal den kir- chenpolitischen Teil Ihres Artikels gelesen habe, möchte ich doch die Ge- legenheit benutzen, darauf hinzuweisen, daß manche darin ausgespro- chene Grundgedanken darin m. E. nicht richtig sind. Würde einer von der Seite der ›Deutschen Christen‹ manchen der Sätze, die sich auf Seite 22 bis 25 finden, geschrieben haben, so würden sie hier in Westfalen als Beweis der Irrlehre der ›Deutschen Christen‹ gelten.«222 Gemeint waren die Aus- führungen Stanges zum Nationalsozialismus, in dessen Ideen der Göttin- ger Systematiker »die Entdeckung des Volkstums als moralischer Kraft« erblickte und den er gegen Nygren ausdrücklich als »sittliche Neubele- bung« verteidigte.223 Mohn machte demgegenüber seinen Standpunkt klar: »Seite 25 Mitte sprechen Sie davon, daß wie der Nationalsozialismus auch die evangelische Kirche in den Tiefen der deutschen Volksseele ihre Wur- zeln habe. Bei alledem meine ich, das Evangelium kommt nicht aus dem deutschen Volksgeist, sondern von Gott.«224 Auch in einem weiteren Brief wandte sich Mohn gegen ein volkstumsorientiertes Christentum. Dabei ging es ihm vor allem um ein christliches – und nicht spezifisch deutsches – Verständnis des Evangeliums: »Aber das eigentlich Entscheidende bei der Reformation hat mit dem Deutschtum im Besonderen nichts zu tun, son- dern gilt in gleicher Weise allen Völkern. Ebenso ist der Katholizismus nicht nur abzulehnen, weil es sich dort um eine undeutsche Form des Christen- tums handelt, sondern eben weil das Evangelium im Katholizismus nicht mehr zur Geltung kommen konnte.«225 Unkommentiert ließ Mohn hingegen Stanges umfangreiche antisemiti- sche Passagen. Gegen Nygren, der die Radikalisierung des Rassengedan- kens – obgleich selbst nicht frei von antisemitischen Denkmustern226 – in Deutschland offenbar kritisiert hatte, hatte Stange ausführlich seine Sicht des Judentums dargelegt: »Es ist gewiß richtig, daß die skandalösen Zu- stände, die sich in den Nachkriegsjahren in Deutschland entwickelt ha- ben, den zersetzenden Einfluß des Judentums in erschütternder Weise veranschaulicht haben. In der unübersehbaren Reihe der Korruptionsfäl- le, durch die die öffentliche Moral in Deutschland untergraben wurde, wa- ren es immer wieder Juden, die die Fäden in der Hand hatten; und die Skrupellosigkeit, mit der dabei der krasseste Egoismus triumphierte, ging über alle Grenzen hinaus. Dazu kam, daß sich die Juden in den Jahren des Zusammenbruchs alsbald der Parteien bemächtigten, die sich offen dazu bekannten, daß sie von keinem Vaterland wußten. In den Soldaten- und Arbeiterräten der roten Revolution stellten sie die führende Intelli- genz dar.« Seit der »Emanzipation des Judentums« habe sich in Deutsch- land »ein Typus des Judentums ausgebildet, der alle die Züge trägt, die Hitler in seinem Buche ›Mein Kampf‹ geißelt«. Angesichts der »verderbli- chen Einwirkungen des jüdischen Geistes auf das Volksleben« sei es daher eine »Lebensfrage«, sich diesem »Typus des ›Berliner‹ Juden« entgegen- zustellen. An diesen und anderen Passagen, die immerhin im letzten Jahrgang der Zeitschrift für systematische Theologie gedruckt wurden, der noch bei Bertelsmann erschien, nahm Mohn offenbar keinen Anstoß. Zwischen der Kritik an Stanges »Verdeutschung« der Reformation und den aus dem gleichen Geist gespeisten antisemitischen Stereotypen er- Die »Lutherrenaissance« 213

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blickte Heinrich Mohn keinen Zusammenhang, den er für nennenswert hielt, um sich von seinem Herausgeber zu distanzieren. Der Antisemitis- mus war kein eigenes Thema in den kirchenpolitischen Richtungskämp- fen zwischen den Theologen der Bekennenden Kirche und der neulutheri- schen Bewegung. Die kirchenpolitische Kontroverse mit Stange entzündete sich im No- vember 1934 erneut, als Stange beabsichtigte, seine Vorlesung Natürliche Theologie. Zur Krisis der dialektischen Theologie in die Studien der Lu- ther-Akademie aufnehmen zu lassen. Diesmal ging es um die Haltung zu Karl Barth, den Stange zwar nicht offiziell angegriffen, aber dessen zur sel- ben Zeit laufende Auseinandersetzung mit Emil Brunner er als Auflö- sungserscheinung der dialektischen Theologie gewertet hatte.227 Mohn ver- wahrte sich hier gegen jeden Angriff auf Barth und wies Stange darauf hin, »daß Karl Barth es war, der als erster in kräftigem und erfolgreichem Maß- stabe den Kampf gegen das deutsch-christliche Kirchenregiment beginnt. Da sind wir ihm Dank schuldig, und ich würde es kirchenpolitisch nicht verantworten können, eine selbständige Broschüre gegen Karl Barth jetzt herauszubringen. Ich glaube, dass auch Sie damit gegen Ihren Willen der kirchenpolitischen Front der Bekenntnisgemeinde schadeten und die Sa- che der Deutschen Christen unterstützten, die Sie doch selbst glauben bekämpfen zu müssen.«228 Als Kompromiß schlug er vor, den Text in der Zeitschrift für systematische Theologie zu drucken: »Wenn Sie Ihre Vorle- sung etwa in der Zeitschrift bringen wollen, so ist das natürlich ein ande- res Ding. Das müssen Sie wissen. Denn das ist natürlich nicht annähernd so scharf, als wenn ich für die selbständige Broschüre Propaganda machen muss.« Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzungen stellt sich die Tren- nung von der Zeitschrift als eine verlegerische Entscheidung Heinrich Mohns dar, die allein im kirchenpolitischen Kontext der Zeit gefällt wurde. Schon im Juni 1934 hatte Mohn in einem Brief an Stange seine Nähe zur Bekennenden Kirche klar herausgestellt: »Aber bei der augenblicklich kir- chenpolitischen Lage scheint es mir ganz wesentlich, daß gerade über die- se Punkte auch in der theologischen Diskussion völlige Klarheit herrscht, mir so wesentlich, daß ich mit meinem Verlag für gegenseitige Anschau- ungen nicht eintreten kann und nötigenfalls mich von den betreffenden Au- toren trennen müßte, auch von Ihnen, so leid es mir mit Rücksicht auf un- sere lange Zusammenarbeit im übrigen wäre. Aber ich sehe hier gerade- zu eine Entscheidungsfrage in der jetzigen Lage.«229 Die »Entscheidungs- frage« war für Mohn kirchenpolitischer Natur. Hier wollte er nicht in falsche Gesellschaft geraten.230 Politische und sozialethische Positionen sei- ner Autoren, die jenseits dieser internen theologisch-kirchlichen Grenzen lagen, spielten dabei keine ausschlaggebende Rolle. Heinrich Mohns Ur- teile entsprachen hier weitgehend der Haltung, wie sie in der Bekennen- den Kirche verbreitet war. Dies erklärt auch, warum es nicht zu einem vollständigen Bruch mit Carl Stange kam. Zwar ging die Zeitschrift für systematische Theologie ab 1936 zur de-Gruyter-Verlagsgruppe, wo sie mit veränderter Konzeption »als Organ vornehmlich positiver, gemäßigt bekenntniskirchlicher und 214 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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konfessionalistischer Theologen«231 bis 1941 weitergeführt wurde, doch die von Stange betreuten zwei Studienreihen der Luther-Akademie blieben bis 1941 bei C. Bertelsmann. Die fast ausschließliche Finanzierung der Lu- ther-Akademie durch verschiedene staatliche Stellen und die engen Ver- bindungen, die Carl Stange unter anderem zum Außenministerium, zum Reichskirchenministerium und zum Reichserziehungsministerium pflegte, stellten für den Verleger offenbar kein Hindernis zur Zusammenarbeit mit der Luther-Akademie dar. Stange wies in seiner Korrespondenz mit den Ministerien zwar auf die kirchenpolitische Neutralität und das ausschließ- liche theologische Interesse seiner Einrichtung hin. Als internationale Ta- gungsstätte, die ihre Konferenzen bis 1943 fortsetzen konnte, hatte sie al- lerdings für die Auslandspropaganda eine nicht geringe Bedeutung.232 In dieser Funktion »konnte sie ein positives Bild vom kriegsführenden Deutschland vermitteln«.233 Nachdem die Luther-Gesellschaft 1940 ihre verlegerische Beziehung zum Weimarer Böhlau-Verlag, der auch die große Weimarer Luther-Aus- gabe herausgab, aufgekündigt hatte, wurde Bertelsmann zu ihrem neuen Verlag.234 Der Böhlau-Verlag wurde 1939 durch die »Amtliche Bekanntma- chung Nr. 133« der Reichsschrifttumskammer gezwungen, eine »Schei- dung konfessioneller und säkularer Literatur« vorzunehmen.235 Böhlau hatte daraufhin die Herausgabe der Schriftenreihe der Luther-Gesell- schaft unterlassen; bereits vorher konnte »infolge von Personalschwierig- keiten das periodische Schrifttum nur unter monatelangen Verzögerungen erscheinen«. Daher sei das von Paul Althaus und Theodor Knolle im Auf- trag der Luther-Gesellschaft erstellte Gutachten Luther und das »Probete- stament«236 bei Bertelsmann publiziert worden, »um ihr rechtzeitiges Er- scheinen zu sichern«. Infolge weiterer »Differenzen« bei Abrechnungen habe man schließlich den Vertrag »im gegenseitigen Einvernehmen« gekündigt: »Die Firma C. Bertelsmann, deren Inhaber, Herr Mohn, schon seit langem ein interessiertes Mitglied der Luther-Gesellschaft ist, hat nun- mehr den Verlag übernommen. Bei ihr ist pünktliche Lieferung des Schrift- tums garantiert.« In der Tat konnten 1940 und 1941 bei Bertelsmann das Luther-Jahrbuch sowie von 1940 bis 1942 die Zeitschrift Luther. Mittei- lungen der Luther-Gesellschaft erscheinen. Ebenso wurden 1940 noch drei Bände der Schriftenreihe bei Bertelsmann verlegt.237 Auch sollte die von Theodor Knolle im Auftrag der Luther-Gesellschaft geplante Ausgabe der »gesamten deutschen Schriften Luthers in drei Rei- hen zu je 6 Bänden (Kampf, Ordnung, Lehre)« bei Bertelsmann erschei- nen.238 Diese Ausgabe, mit der das »deutsche Volk« eine »Ehrenschuld« an ihrem Reformator begleiche, sollte 1946 zum 400. Todestag Luthers ab- geschlossen sein239 und das Material der Weimarer Ausgabe auch »weite- sten Kreisen zugänglich« machen.240 Die Arbeiten an der Ausgabe seien »bereits im Gang«, insbesondere werde versucht, finanzielle Unterstützung bei der Industrie und der Kirche zu erlangen241. Wann die ersten Bände erscheinen könnten, hänge »von Fragen ab, die durch den Krieg bedingt sind«. In der Tat konnte das Projekt der Luther-Ausgabe aufgrund des Kriegsverlaufs nicht mehr realisiert werden. Auch weitere Projekte mit Bertelsmann zerschlugen sich.242 Spätestens 1942 mußte das konfessio- Die »Lutherrenaissance« 215

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nelle Verlagswesen durch die restriktive Politik der Papierkontingentierung seine Buchproduktion nahezu vollständig einstellen. Kontinuität im Wandel: Die »Beiträge zur Förderung christlicher Theologie« »Schlatter: ein religiöses Genie, eine wissenschaftliche Null.« Diesen Aus- spruch eines Kollegen zitierte der Tübinger Theologieprofessor Adolf Schlatter (1852–1938) bei seinem 75. Geburtstag im August 1927. Und der Jubilar fuhr an die Geburtstagsgäste gewendet fort: »Hier im Saal sitzt kein religiöses Genie, steht auch keines – verstanden! Religiöses Genie – gibt es nicht! – Wissenschaftliche Null – nun, das wird sich zeigen.«243 Adolf Schlatter begründete 1897 die im Verlag C. Bertelsmann er- scheinende Schriftenreihe Beiträge zur Förderung christlicher Theo- logie.244 Sie wurde zum Herzstück der wissenschaftlichen Theologie bei Bertelsmann. Nach Johannes Mohn, der, wie Schlatter 1920 schrieb, »mit unermüdlicher Treue« die Beiträge stützte,245 übernahm Heinrich Mohn 1921 die verlegerische Verantwortung für die Reihe, die nach dem Tod des zweiten Herausgebers Hermann Cremer seit 1904 von Schlatter und von Wilhelm Lütgert (1867–1938) herausgegeben wurde. Bis zur kriegsbe- dingten Einstellung im Jahr 1941 veröffentlichten 115 Autoren in den Beiträgen; der Hauptautor war Adolf Schlatter selbst mit 34 Titeln.246 Die redaktionelle »Hauptarbeit« übernahm im Lauf der Jahre Wilhelm Lüt- gert.247 Die Beiträge erschienen jahrgangsweise als Broschüren mit jeweils sechs Einzelabhandlungen. Ab 1921 publizierte der Verlag als zweite Rei- he neben den Beiträgen die Sammlung wissenschaftlicher Monographien, die bis 1957 existierte. Diese Reihe war für »größere Arbeiten, die den Rah- men der Hefte sprengten«, vorbehalten.248 Bei Gründung der Beiträge wur- de die Auflagenhöhe auf 800 bis 1 000 Exemplare pro Heft festgelegt.249 1899 reduzierte sie Johannes Mohn allerdings auf 600 Exemplare.250 Von 1921 bis 1941, als mit Band 42, Heft 4, das letzte Heft bis Kriegsende er- scheinen konnte,251 schwankte die Auflagenhöhe zwischen 380 und 1 000 Exemplaren. Lediglich die Sammlung wissenschaftlicher Monographien erreichte höhere Auflagenzahlen, hier waren Auflagen von 2 000 Exem- plaren keine Seltenheit. Zwar war prinzipiell Heinrich Mohn allein für das Lektorat der theolo- gischen Titel verantwortlich, für die Titel innerhalb der wissenschaftlichen Reihen wurde dies aber in der Regel von den Reihenherausgebern über- nommen.252 In Lütgerts Berichten an Schlatter über die Redaktionsarbeit wird deutlich, daß die Autorenauswahl bei Lütgert lag, der über ein brei- tes Netzwerk von Autorenkontakten verfügte und der seinerseits auch Tex- te zur Begutachtung an andere Theologen weitergab.253 Lütgert scheint da- bei neben den etablierten Autoren des Hauses Bertelsmann zu Beginn der dreißiger Jahre zunehmend jüngere Autoren gefördert zu haben, so etwa William Ernst Nagel und Dietrich Bonhoeffer254. Beide stünden ihm zwar nahe, so begründete Lütgert gegenüber Schlatter die Aufnahme der beiden Titel in die Beiträge, er habe sie jedoch nicht »nur aus persönlichen Grün- 216 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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den aufgenommen«, sondern weil er den Beiträgen dadurch eine »Bedeu- tung« geben wolle, »die in die Zukunft« gehe; daher müsse »unbedingt die neue Jugend herangezogen werden« in der Absicht, »sie für die Beiträge zu interessieren«.255 Gerade Bonhoeffer sei in dieser Hinsicht ein »Gärungsprodukt«. Diese Umstellung koste zwar »Opfer« – gemeint ist der geringe verlegerische Erfolg, der mit Publikationen von unbekannten Au- toren erzielt werden konnte –, aber »da Mohn immer bereit ist«, so müs- se man versuchen, »was sich herausbildet«. Lütgert blieb auch im weite- ren seinem Vorsatz treu, wenngleich er viele Manuskripte ablehnen muß- te, da diese »Mohn Opfer zumuten würden, die man ihm nicht zumuten kann«.256 Er wolle aber daran festhalten, »junge Mitarbeiter zu gewinnen, die die Arbeit fortführen«; dies gelinge, »wenn man Erstlingsarbeiten auf- nimmt und das hat wieder pekuniär grosse Schwierigkeiten«. Mohn hat diese Akzentuierung auch in die Selbstdarstellung des Verlags aufgenom- men. 1932 wies er darauf hin, daß in den Beiträgen »mehr und mehr die jüngere und jüngste Theologengeneration zu Worte« komme; gleichzeitig werde der »Zusammenhang mit der älteren Generation […] mit Bewußt- sein aufrecherhalten, damit der Ertrag der Vergangenheit erhalten bleibt«.257 Es sei für die gegenwärtige Lage zu beobachten, daß die »Kri- sis, die mit unserem ganzen Volk und seinem geistigen Besitz auch die Kir- che und Theologie durchmacht«, auch von den »Beiträgen beachtet und verfolgt« werde. Nach Schlatters Tod 1938 übernahm Paul Althaus die alleinige Her- ausgeberschaft der Beiträge sowie der Sammlung wissenschaftlicher Mo- nographien. Nach Lütgerts Tod, der kurz vor Schlatter gestorben war, habe ihm, so Althaus, der »Herr Verleger zugleich im Namen Schlatters […] die Schriftleitung der ›Beiträge‹« angetragen.258 Althaus stimmte unter der Be- dingung zu, daß Schlatter auch weiterhin Mitherausgeber der Beiträge bleibe.259 Er wollte damit »die Verbundenheit der bisherigen und des neu- en Herausgebers öffentlich« darstellen und seinen Willen bekunden, »die ›Beiträge‹ in dem Geiste weiterzuführen, in dem Schlatter und Lütgert sie begründet und getragen haben«.260 Als »Kampf mit doppelter Front«261 verfolgten die Beiträge in den leb- haften, immer wieder polemisch zugespitzten Kontroversen der prote- stantischen Theologie eine mittlere Linie. In der unter Theologen geläufi- gen Kampfmetaphorik reflektierten die Feindbilder, die Adolf Schlatter den Beiträgen vorgab, den zeitgenössischen Pluralismus im Medium der Theo- logie mit dem Anspruch, eine Art neue Mitte zu bilden. Zum einen wandte sich die Schriftenreihe gegen eine Theologie, die sich zur Religionswissenschaft wandelte; sie sollte bekämpft werden, weil sie die Theologie historisch relativierte und den spezifisch christlichen Cha- rakter preiszugeben schien. Diese »äußere« Front sollte einen Damm ge- gen das Eindringen liberaler, historisch-kritischer Wissenschaft in die Theologie errichten. Die andere Front richtete sich nach »innen«: »Der Ti- tel sagte aller theologischen Schul- und Sektenbildung den Kampf an.«262 Die Reihe sollte allen theologischen Richtungen offenstehen, die sich klar als christliche Theologie verstanden. Die Beiträge wollten die Mitte beset- zen: Offenheit im Gegensatz zu einem »restaurierenden Konfessionalis- »Beiträge zur Förderung christlicher Theologie« 217

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mus«. Schlatter selbst war gemäß seiner Schweizer Herkunft reformierter Theologe calvinistischer Provenienz. Er stand dem lutherischen Konfes- sionalismus distanziert gegenüber, pflegte aber zugleich die Zusammen- arbeit mit bewußt lutherischen Theologen wie Paul Althaus. Die Ausrichtung der Beiträge entsprach der konservativ-frommen theo- logischen und kirchlichen Orientierung des Verlegers. In den Grundlagen- kontroversen der protestantischen Theologie spielten die Beiträge eine eher marginale Rolle. Publiziert wurden Abhandlungen zur Auslegung und zur Philologie biblischer Schriften, zu traditionellen Themen der kirchli- chen Lehre und zu einem weiten Spektrum religionsgeschichtlicher Fra- gestellungen. Ihr gemeinsames Band war eine apologetische, auf die Ver- teidigung eines konservativen christlichen Standpunkts abzielende Ein- stellung. Das auf Schlatter gemünzte Urteil, »eine wissenschaftliche Null« zu sein, läßt sich, aus der Sicht der Kritiker, insoweit auf die Beiträge an- wenden, als sie kein spezifisch fachwissenschaftliches Profil hatten und in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung als Sammelbecken heteroge- ner Arbeiten ohne spezifische Konturen wahrgenommen wurden. Unter den Publikationen dominierten die für das akademische Bil- dungssystem typischen Dissertationen, vorwiegend aus den exegetischen und historischen Fächern der Theologie. Der aktuelle theologische Diskurs etwa der dreißiger Jahre war dabei nur im Hintergrund präsent, wie am Beipiel einer Heidelberger Arbeit aus dem Jahr 1937 über Die Gedanken der Romantik über Kirche und Staat263 oder einer Kieler Dissertation über Urgemeinde und Imperium264 erkennbar ist. Eine Berliner Dissertation über Das Freiheitsproblem in der zweiten Hälfte der deutschen Auf- klärung,265 die bei dem Mitherausgeber Wilhelm Lütgert entstand, reflek- tiert dessen religionsphilosophischen Standort. Dietrich Bonhoeffers Ha- bilitationsschrift Akt und Sein ist bemerkenswert für den Kontext, aus dem Bonhoeffers akademische theologische Bildung hervorgegangen ist. Die Beiträge dokumentieren somit einen Diskurs der wissenschaftli- chen Theologie, der scheinbar unberührt von aktuellen kirchenpolitischen Kontroversen und zeitgeschichtlichen Ereignissen seinen eigenen Gang ging. Sieht man genauer hin, so werden im Hintergrund die Topoi der Grundlagenkontroverse erkennbar, von der die protestantische Theologie seit der Aufklärung und dem deutschen Idealismus bestimmt war. An einem Beispiel aus den Beiträgen läßt sich dies verdeutlichen. 1940 publizierte Paul Althaus eine Abhandlung über Die Wahrheit des kirchli- chen Osterglaubens. Sie hatte den Untertitel »Einspruch gegen Emanuel Hirsch« und bezog sich auf dessen Schrift aus dem gleichen Jahr Die Auf- erstehungsgeschichten und der christliche Glaube. In beiden Texten sind keinerlei Spuren der politischen und kirchenpolitischen Positionen zu fin- den, über die Hirsch und Althaus in Streit geraten waren. Hirsch »dekon- struierte« vielmehr systematisch die Auferstehungsgeschichte im Geist der historisch-kritischen Forschung, wogegen Althaus in seinem »Einspruch« die gleiche Geschichte nicht historisch verstanden, sondern als Zeugnis des Glaubens der historischen Kritik entzogen wissen wollte. Bemerkenswert für das Verhältnis zwischen Grundlagendiskurs und Zeitgeschichte ist dabei jedoch: Gleichzeitig beteiligte sich der Marburger 218 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Neutestamentler Rudolf Bultmann an der Auseinandersetzung mit Hirsch, der im folgenden Jahr 1941 jenen berühmtgewordenen Vortrag über Neu- es Testament und Mythologie veröffentlichte, dessen Untertitel »Das Pro- blem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung« das Stichwort für die große Entmythologisierungsdebatte gab.266 Diese wie- derum inspirierte nach dem Ende des NS-Regimes die Semantik der »Ent- ideologisierung« in der politischen, sozialwissenschaftlichen und histori- schen Auseinandersetzung, in der die Zeitgeschichte zum Thema eines Grundlagendiskurses wurde. Althaus konnte in seinem Einspruch gegen Hirsch bereits Kernsätze Bultmanns zitieren, die in dessen Entmythologisierungsprogramm eine Schlüsselrolle einnehmen. Er tat das teils – gegen Hirsch – Bultmann zu- stimmend, teils mit kritischen Fragen. Die spätere große Kontroverse zeichnete sich hier schon in nuce ab. In der Verborgenheit der bei Ber- telsmann verlegten Beiträge findet sich somit der Anfang eines neuen Dis- kurses, der erst nach dem Ende der NS-Herrschaft in Form von Mythos- kritik und Ideologiekritik offen zur Entfaltung kam. Am Rande des Lebens: Kontroverses zu Eugenik und Euthanasie Nur kurz tauchte im Verlag C. Bertelsmann die Auseinandersetzung um die Eugenik auf. Die von der NSDAP vor 1933 angekündigten Pläne zur »Erb- und Rassenpflege« wurden im Gesetz zur Verhütung erbkranken Nach- wuchses vom 14. Juli 1933 verwirklicht. Bei Bertelsmann veröffentlichte der in Münster lehrende Ordinarius für Systematische Theologie Friedrich Wilhelm Schmidt (1893–1945) 1933 einen Vortrag über Sterilisation und Euthanasie; von dieser Schrift wurden 2 000 Exemplare gedruckt. In der seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts geführten Dis- kussion lieferte eine 1920 von dem Juristen Karl Binding und dem Neuro- pathologen Alfred E. Hoche veröffentlichte Schrift, nicht zuletzt wegen ih- res Titels, ein maßgebliches Stichwort: Die Freigabe der Vernichtung le- bensunwerten Lebens. Bei Bertelsmann fand die daran anschließende Kontroverse 1921 ihren Niederschlag in einem Beitrag des Magdeburger Pfarrers Martin Ulbrich, Direktor der diakonischen Anstalt Magdeburg- Cracau, im Kirchlichen Jahrbuch. Darin nahm er – ebenso wie in einem Beitrag im folgenden Jahr im Geisteskampf der Gegenwart mit dem Titel Euthanasie – aus Sicht der kirchlichen Diakonie nachdrücklich gegen die Thesen von Binding und Hoche Stellung.267 In der von Martin Ulbrich ver- faßten kleinen theologischen Schrift aus demselben Jahr (2. Auflage 1925) Dürfen wir minderwertiges Leben vernichten? heißt es mit religiöser Em- pathie: »Die vielen Blöden ohne sichtbaren Lebenswillen sind trotz der Verhüllung des Gottesebenbildes doch Kinder Gottes, deren Lebensuhr die Hand der ewigen Liebe Gottes stellt, der wir nicht vorgreifen dür- fen.«268 Auf einen anderen Ton gestimmt ist der im Sommer 1933 von Fried- rich Wilhelm Schmidt (1893–1945) gehaltene Vortrag – genauer am 24. Juli 1933, »einen Tag vor dem Erscheinen des Sterilisationsgesetzes«, wie Kontroverses zu Eugenik und Euthanasie 219

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Schmidt stolz berichtete.269 Der Vortrag wurde vor dem »überfüllten Au- ditorium maximum der Universität [Münster]« gehalten »im Rahmen einer Vortragsreihe […], die, von der juristischen Fachschaft veranstaltet, nach- einander Vertreter der Theologie beider Konfessionen, der Medizin, der Rechts- und Volkswirtschaft zu Wort kommen ließ«. Der Autor gibt sich als Anhänger der Deutschen Christen zu erkennen, indem er seine theologi- sche Pflicht, »gehorsam zu fragen nach dem Anspruch des Evangeliums«, mit dem Bekenntnis verbindet, daß sich Nationalsozialismus und Chri- stentum im »ernsten Verantwortungswillen gegenüber unserem völkischen Schicksal« träfen. Es entspreche »den tiefsten Intentionen unseres Führers Adolf Hitler, wenn wir der Überzeugung sind, daß das eigentliche Funda- ment der Kultur unseres Volkes jener Glaube ist, der sich ausgerichtet weiß auf die schöpferische und gestaltende Mächtigkeit des Ewigen«. Der Redner entwirft zunächst eine politische Verantwortungsethik, die »im christlichen Ethos« ihre »letzte Verwurzelung« habe.270 Gleichzeitig heißt es, der Nationalsozialismus sei »Erziehung zur Verantwortlichkeit gegenüber der Nation aus neuerwachter völkischer Verbundenheit«, »Hei- lung der Volksseele, die, zersetzt durch Individualismus und Eudämonis- mus, sich verloren hatte, unfähig zu einem opferbereiten Heroismus ver- antwortlichen Ganzheitsdenkens«. Die Gemeinschaft sei von Gott gewollt. Diese »auflösen [zu] wollen in Anarchie, ist damit nicht nur als lebens- widrig, sondern als Frevel gegen Gott gezeichnet«. Die spezifische Aufga- be jeder »Obrigkeit« in Familie und Staat sollte sein, der Anarchie nöti- genfalls mit Gewalt und Zwang entgegenzutreten. Die Rechte des einzel- nen Menschen und die Gleichheit aller Individuen sind demzufolge den An- sprüchen der Gemeinschaft nachgeordnet. Die »christliche Gemein- schaftsidee [ist] nicht utopische, zu nichts verpflichtende Humanitätsdu- selei, auch nicht aufklärerische Egalisierung alles dessen, was Men- schenantlitz trägt«. Den bevölkerungspolitischen Selektionsmaßnahmen komme angesichts der Folgen des Ersten Weltkriegs und der äußeren Bedrohung der ge- schlagenen Deutschen besonderes Gewicht zu. »Durch den unseligen Ver- trag von Versailles in unserem Lebensraum beschränkt, unserer Kolonien beraubt, in unserer wirtschaftlichen Existenz nicht weniger wie in unse- rer nationalen von außen her schwer bedroht, sind wir Deutschen nicht so sehr auf die Quantität der Bevölkerung als auf ihre Qualität angewiesen.«271 Das Erbmaterial des deutschen Volkes sei noch wesentlicher gefährdet durch »die statistisch einwandfrei belegte Tatsache, daß die Rationalisie- rung der Fortpflanzung in unserem Kulturkreis sich selektorisch ungün- stig, d. h. in unheimlich steigender Verbreitung gerade der Minderwerti- gen oder sozial Untüchtigen auswirkt«. Die Folgen malt der Autor in einer apokalyptischen Vision aus: »Die Dinge so weitertreiben lassen, hieße un- ser Volk wachsender Verwahrlosung und damit schließlich dem sicheren Untergang verschreiben.« Wie aber kann »Abhilfe« in dieser »Notlage« geschaffen werden?272 Eine wissenschaftliche »Rassen- bzw. Fortpflanzungshygiene« müsse eta- bliert werden, die »auf der Grundlage strengster Induktion die Gesetze krankhafter Vererbung und progressiver Entartung erforscht«. Da die Er- 220 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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gebnisse der »Vererbungswissenschaft […] weithin noch auf schwanken- dem Boden stehen«, müsse der Staat jedoch unverzüglich zur Linderung der Notlage des Volkes »mit den Mitteln von Recht und Zwang einschrei- ten«. Ein Gesetz zur Sterilisierung eugenisch indizierter Fälle sei das Mit- tel dafür, denn es gehe nicht an, die nötigen Maßnahmen »nur der Zu- stimmung des Einzelnen zu überlassen«. »Ethische oder religiöse Beden- ken« ließen sich auch gegen die »Zwangssterilisierung« nicht geltend ma- chen. »Denn der Zwang trifft gerade die Gewissenlosen.« Über die Verbesserung des »völkischen« Erbmaterials hinaus sei das Ziel die sittliche »Gesundheit des Familienlebens« als der verbindlichen Lebensform aller.273 Die Sterilisation sei moralisch gerechtfertigt nur durch die Anstrengungen der Gesellschaft, die »ihrerseits den ethischen und re- ligiösen Kampf führt um die Reinheit des Geschlechts- und Familienlebens und um seine Sinnerfüllung. Was wir brauchen, ist die Schaffung einer neuen christlichen und deutschen Sitte.« Der Autor vermutet allerdings selbst, mit dieser sittlich-religiösen Forderung in Konflikt zur nationalso- zialistischen Politik geraten zu können. »Sobald einmal eugenische Maxi- men verabsolutiert werden, wer wollte sich dann etwa der rationalen Er- wägung verschließen, daß die Vermehrung Erbgesunder wahrhaftig mit Umgehung von Ehe und Familie rapider zu bewerkstelligen wäre?« Schwe- rer als die »Vitalität eines Volkes im biologischen Sinn« wiege »die ethi- sche Gesundheit seiner Seele«. Unabhängig vom religiös-moralischen Hintergrund der Argumentati- on unterstützt der Autor zweifellos das nationalsozialistische Ziel, die »Minderwertigen« durch Sterilisation fortpflanzungsunfähig zu machen. Er hält dies nicht nur für legitim und notwendig aus sozialer Verantwor- tung für das deutsche Volk, sondern beteuert sogar, daß für die Betroffe- nen selbst »die Sterilisierung ein relativ harmloser operativer Eingriff [ist], der das sexuelle Leben, von der Fortpflanzung abgesehen, keines- wegs stört, da die für die innere Sekretion als wichtig erkannten Keim- drüsen nicht beseitigt werden«.274 Die »Härte für die von diesem Zwang Betroffenen, ja die damit verbundene Möglichkeit ihrer seelischen Bela- stung« wird vom Autor nur an einer Stelle und dort auch nur im Zusam- menhang einer möglichen »Verstockung [der Sterilisierten] gegen die Ge- sellschaft« erwähnt. Zweifel gibt es bei den Kriterien für die zu sterilisierenden Menschen. Es sei »ungeheuer schwierig […], die konkrete Frage nach der genauen Be- grenzung der zu Sterilisierenden eindeutig zu beantworten«.275 Soll und darf die Sterilisation über genetische Kriterien auch auf soziale Indikatio- nen ausgeweitet werden, etwa auf ein »normwidriges Milieu«? Mit dieser Frage wendet sich der Redner der »Vernichtung lebensun- werten Lebens«276 zu. So vehement der Autor, trotz der von ihm disku- tierten Eingrenzungsprobleme, für die Sterilisation plädiert hat, so ent- schieden spricht er sich gegen die Euthanasie als Mittel der eugenischen Bevölkerungspolitik aus. Euthanasie sei eine »brutale, unritterliche Härte des Übermenschen à la Nietzsche gegen alles sogenannte Minderwertige, eine Härte, die, unbelastet von ethischen Maximen, nur biologische Wer- tigkeit und Lebensgenuß anerkennt«. Jetzt wird der Begriff des »Minder- Kontroverses zu Eugenik und Euthanasie 221

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wertigen« unter Vorbehalt verwendet, aus dem »Minderwertigen« wird das »sogenannte Minderwertige«. Allerdings lasse sich ernsthaft darüber dis- kutieren, ob es sinnvoll ist, selbst »völlig vertierte Existenzen mit Opfern zu erhalten.« Die Wende in der Argumentation folgt aus der Unbestimmtheit und Ausweitungstendenz des genetisch »Minderwertigen« oder »Lebensun- werten« auf die »sozial Minderwertigen«.277 In der Konsequenz könnten dann auch diejenigen, welche für die Euthanasie einträten, bei eigener Invalidität oder Altersgebrechlichkeit nicht mehr auf die Solidarität der »Volksgemeinschaft« hoffen, wenn Lebenstüchtigkeit zum Wohle des ganzen Volkes zum alleinigen Überlebenskriterium jedes einzelnen ge- macht würde. »Was wäre die Folge? Eine furchtbare Entseelung unserer Kultur. Die Ehrfurcht vor dem Alter (auch Junge werden einmal alt), die Ritterlichkeit und Fürsorge gegenüber dem Leid würde erstickt. […] denn wer ist gesichert davor, daß nicht schon morgen ein Unfall ihn zum sozial Minderwertigen macht?« Gegen eine Politik der »Vernichtung lebensun- werten Lebens« spreche außerdem, daß die Schuld für menschliche »Min- derwertigkeit« auch von der Gesellschaft mitgetragen werden müsse, »die nicht ihr Letztes darangesetzt hat, in solidarischer Verbundenheit der Verwahrlosung zu begegnen«. Erst das letzte Argument, das der Autor ge- gen die Euthanasie ins Feld führt, ist theologischer Natur: Euthanasie sei »unverantwortlich dem Gott gegenüber, der allein frei verfügt über das Leben«. Friedrich Wilhelm Schmidt hatte zuvor bereits mehrere theologische Vorträge in dem der Universität Münster benachbarten Gütersloher Verlag publiziert.278 Nach diesem Vortrag hat Heinrich Mohn nichts mehr von ihm verlegt. Seine universitäre Karriere verlief nach 1933 wie die vieler Professoren, die sich den Nationalsozialisten andienten. Er blieb bis 1939 in Münster und wurde dort als Dekan der Theologischen Fakultät einge- setzt, 1939 wurde er Nachfolger Georg Wobbermins in Berlin; auch hier wurde er Dekan.279 Zum gleichen Thema hielt Paul Althaus im Juli 1933 in Erlangen eine Rede über »›Unwertes Leben‹ im Lichte christlichen Glaubens«. Der in der Theologie der Ordnungen angesprochene Konflikt um die Eugenik brach- te ihm erheblichen Ärger mit dem bayerischen Innenministerium ein.280 In einem Schreiben vom 4. August 1933 wurde ihm verboten, über The- men zu sprechen, die mit »Rassenhygiene« zu tun hätten, da seine im Vor- trag dargelegte Haltung »nicht der Auffassung der für jegliche rassenhy- gienische und bevölkerungspolitische Politik allein massgebenden und ver- antwortlichen Stellen« entspreche und »sogar angetan« sei, die »staats- politischen Massnahmen in der Oeffentlichkeit zu misskreditieren und ihre Durchführung zu erschweren«.281 Althaus wurde angewiesen, »in der Fol- gezeit jegliche Erörterungen rassenhygienischer, erbbiologischer, bevölke- rungspolitischer usw. Fragen, die niemals Angelegenheit der theologischen Wissenschaft sein kann, in Wort und Schrift zu unterlassen«. Weiterhin wurde die angeblich geplante Veröffentlichung des Erlanger Vortrags un- tersagt. Althaus wollte ihn bei Bertelsmann drucken lassen. Die internen Zensurlisten des Verlags vermerken, daß der Druck verboten wurde und 222 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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lediglich einige Exemplare für den Verfasser gedruckt wurden.282 Althaus hatte bereits zuvor, etwa im März/April 1933, in Bremen einen Vortrag glei- chen Titels gehalten, der noch im gleichen Jahr gedruckt worden war.283 Es ist sehr wahrscheinlich, daß Althaus diesen Vortrag im Juli 1933 auch in Erlangen hielt und den in Bremen gedruckten Text im Bertelsmann-Ver- lag als Einzelpublikation veröffentlichen wollte. In seiner Antwort an das bayerische Innenministerium führte Althaus aus, daß er »in der Tat ein Manuscript«, das dem Erlanger Vortrag »inhaltlich gleichkommt«, vor kurzem in Druck gegeben habe; auf das staatliche Verbot hin habe er sei- nem Verleger den Auftrag gegeben, »den Druck zunächst zu stoppen«.284 Die Bitte um ein Überdenken des Verbots scheint nicht gefruchtet zu ha- ben; eine Veröffentlichung der Broschüre ist nicht überliefert. Althaus hatte über diesen Vorfall mit Wilhelm Stapel korrespondiert, dessen Unverständnis über das staatliche Verbot die Unübersichtlichtkeit und Inkonsequenz der Zensurpolitik, wie sie 1933 einsetzte, veranschau- licht. Stapel fragte in seiner Antwort konsterniert: »Wer verbietet sie? Wo verbietet er sie?« und fuhr fort: »Es ist mir völlig unverständlich, wie der Staat Ihre Broschüre verbieten soll. Haben Sie sie irgendwo zur Zensur ein- gereicht? Gibt es eine Stelle, wo die Theologieprofessoren ihre Broschüren zwecks Zensur einreichen? Wie kommt das dann, daß Karl Barth seine Bro- schüre gegen den Staat und die Deutschen Christen veröffentlichen konn- te?«285 In dem Bremer Vortrag »Unwertes Leben« im Lichte christlichen Glau- bens vertritt Althaus einen klaren christlichen Standpunkt: »Gott ist Schöp- fer und Herr des Lebens.«286 Insofern könne die »Frage nach dem Sinn meines Lebens« nicht abgeschoben werden, indem man »auf meines Volkes Stimme« verweise. Zwar stehe der einzelne – hier wieder das be- kannte Argument – in »Bindungen«, aber er stehe in »diesen Bindungen eben vor Gott«. Die christliche »Stellung zum Leben« frage nicht nach dem »Wert«, sondern nach der »Würde«: »Das Leben würdigen, es in seiner Würde anerkennen und ehren, fordert: es nicht antasten, es pflegen, es zu der ganzen möglichen Kraft und Tüchtigkeit bringen.« Hinzu komme, daß die Bibel ausdrücklich ein »Ja zur Schwachheit und Krankheit« enthalte. Das »leidende Leben« rufe den Mitmenschen »zum Dienste, zur hinge- benden Liebe«. Daher sei es »unmöglich und unerlaubt, wenn wir von uns aus die Sinnhaftigkeit eines Menschenlebens mit biologischen Maßstäben begrenzen wollen«. Von »unwertem« Leben zu reden bedeute einen »Ein- griff in Gottes Recht«. Die »Unantastbarkeit des Lebens« ist für Althaus »das Entscheidende«. Daher erteilt er allen Vorschlägen, die auf die »Ver- nichtung gebrechlichen Lebens« zielen, eine klare Absage. Auch die »Ab- treibung erbkranken ungeborenen Lebens« lehnt er ab. Ebenso empfindet er bei dem Problem der »›Sterilisierung‹ aus eugenischer Indikation« »große Schwierigkeiten«. Gerade bei Personen, die »ihr Leben in klarem Bewußtsein der Verantwortung führen können«, bedeute eine Sterilisati- on einen »untermenschliche[n] Weg, ein menschliches Problem zu erledi- gen«. Es gebe aber, so Althaus am Ende, »äußerste Fälle«, in denen »die Menschheit sich nicht anders helfen kann als durch diesen Eingriff: man denke an gemeingefährliche Sexualverbrecher oder gänzlich Verantwor- Kontroverses zu Eugenik und Euthanasie 223

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tungslose, die man aus irgendeinem Grunde nicht mehr asylieren kann oder die immer wieder ausbrechen und bei der nächsten Gelegenheit ihren Trieb befriedigen«. Hier sei eine Sterilisation die ultima ratio. Stefan Pautler, Trutz Rendtorff Teilung des Verlags? Politik mit dem Rufer-Verlag Mit Datum vom 31. März 1939 erließ die Reichsschrifttumskammer (RSK) in der »Amtlichen Bekanntmachung Nr. 133« eine Reihe von Richtlinien, die die evangelische und katholische Verlagslandschaft in erhebliche Auf- regung versetzten. Auch der Verlag C. Bertelsmann war davon direkt be- troffen. In Paragraph 6,1 wurde festgelegt, daß Unternehmungen, »die sich in der Hauptsache in den Dienst einer bestimmten, nicht Gedankengut der Gesamtheit des deutschen Volkes bildenden Weltanschauung, eines reli- giösen Bekenntnisses oder einer ihren Zwecken dienenden Einrichtung stellen«, diese »Zielsetzung in ihrer Firma eindeutig und für jeden klar er- kennbar zum Ausdruck bringen« müssen.287 Unternehmen, bei denen dies nicht der Fall sei, »dürfen sich nicht in den Dienst« einer solchen »Son- deraufgabe« stellen (§ 6,2). In der »2. Durchführungsbekanntmachung zur Anordnung Nr. 133 der Reichsschrifttumskammer« vom 3. Mai 1939 heißt es erläuternd, daß sich ein Verleger in »den Dienst eines religiösen Be- kenntnisses stellt«, der »schöngeistiges, populär-wissenschaftliches oder wissenschaftlich-theologisches Religions-Schrifttum« verlegt: »Das Verle- gen eines einzigen entsprechenden Werkes ist Dienst an einer solchen Son- deraufgabe.«288 Bei »entsprechender Firmierung«, die von der RSK zu ge- nehmigen sei, sei ein »solcher Verlag […] allerdings nicht gehindert, ne- benbei allgemeines Schrifttum – unter derselben Firma – zu verlegen«. In einem Kommentar des Justitiars der Reichsschrifttumskammer, Günther Gentz, wird dazu ausgeführt: »Für den Verlag ist diese Bestimmung ein- deutig, ebenso für den Reise- und Versandbuchhandel: man spezialisiert sich entweder in der Hauptsache auf das konfessionelle Schrifttum oder gibt diese Sparte ganz auf.« Weiter wurde festgelegt, daß Ausnahmen von diesen Anordnungen grundsätzlich zugelassen waren, Ausnahmeanträge mußten binnen drei Monaten gestellt werden. Die Frist zur Durchführung der Anordnungen wurde auf ein Jahr festgelegt. Der evangelische Buchhandel, so eine »Denkschrift« der Hauptstelle für evangelischen Schriftendienst vom Juni 1939, werde bei »Durchführung dieser Grundsätze ausserordentlich stark betroffen«.289 Nahezu 50 Prozent des evangelischen Buchhandels bestünden aus Vereinsbuchhandlungen, denen, so die Bekanntmachung Nr. 133, die Mitgliedschaft bei der Reichs- schrifttumskammer, die die Voraussetzung für buchhändlerische Betäti- gung war, versagt wurde (§ 1,1b). Der Vereinsbuchhandel, »auf den die missionarische und innerkirchliche Schrifttumsarbeit bisher gegründet war«, würde damit zerstört. Die Bekanntmachung rolle daher »die Ge- samtlage des evangelischen Buchhandels auf«. Gerade der evangelische Privatbuchhandel wolle keineswegs – auch hier zeigt sich die prinzipielle 224 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Bereitschaft des evangelischen Verlags- und Buchwesens zur Kooperation mit dem NS-Staat – eine »konfessionelle Sonderaufgabe« erfüllen, vielmehr habe er seine Aufgabe gerade darin gesehen, »zwischen dem kulturpoliti- schen Bereich des Staates und dem religiösen Wirkungsraum der Kirche die Brücken zu schlagen«. Das Christentum könne sich in Deutschland aus den »Erkenntnissen« heraus, »die der Nationalsozialismus für unser Volk erschlossen hat, indem er den schöpfungsmässigen Blutzusammenhang al- ler deutschen Menschen proklamierte«, »niemals von dieser völkischen Grund- und Ausgangsposition entfernen«. Eine Entscheidung zwischen Deutschtum und Christentum sei daher nicht möglich; es müsse der »reli- giöse Toleranzgedanken des Nationalsozialismus« in Anspruch genommen werden. Wolle man staatlicherseits hier »die Brücken hinüber und herü- ber völlig abreißen«, so könne das nur bedeuten, »dass die Kirche mitsamt ihren geistigen Lebensäusserungen ins Ghetto gedrängt werden soll«. Wenn im gleichen Begründungszusammenhang ausgeführt wird, daß ein »Jude durch sein Bekenntnis zum Christentum niemals Deutscher werden« könne, so erscheint diese Begriffswahl makaber: Die eigene Diskriminie- rung wird beklagt, die der jüdischen Bevölkerung hingegen begrüßt.290 Die systematische Zurückdrängung des konfessionellen Verlagsbuch- handels hat an dieser Stelle begonnen: »Verlagsunternehmen wie Herder, Kösel & Pustet, Ferdinand Schöningh, Bertelsmann oder Vandenhoeck & Ruprecht, die bislang noch mit einer ›gemischten‹ Produktion gearbeitet hatten, mußten sich nun binnen eines Jahres entscheiden, ob sie auf ihre konfessionellen Publikationen ganz verzichten oder ob sie sich als aus- schließlich konfessionelle Verlage zu erkennen geben wollten.«291 Heinrich Mohn reagierte sofort. Bereits am 17. Mai 1939 teilte er dem Berliner Fachanwalt für Steuerrecht Dr. Kurt Runge292 mit, daß er folgen- dermaßen die »Anforderungen, die die Bekanntmachung der Reichs- schrifttumskammer 133 § 6 an die Firma C. Bertelsmann stellt«, erfüllen werde: »Der Verlag wird in zwei Teile geteilt. Auf diese Weise ist Ausson- derung des evangelischen Schrifttums möglich. Diese Gruppe wird auf meinen Sohn Sigbert Mohn, geboren am 25. November 1918, übertragen zur Weiterführung in einem selbständigen Verlag, der den Namen ›Evan- gelisches Verlagshaus, Gütersloh‹ tragen soll.«293 Die Übergabe sollte zum 1. Januar 1940, »also nach der Volljährigkeitserklärung« von Sigbert Mohn erfolgen. Sigbert Mohn, der im November 1937 seinen Wehrdienst begonnen hatte, war zu diesem Zeitpunkt noch Soldat. Im Herbst 1939, so Mohn weiter, werde Sigbert seine Berufsausbildung beginnen, bis zum Berufsabschluß sollte ihm ein Geschäftsführer zur Seite gestellt werden, der als Mitglied der Reichsschrifttumskammer alle »Anforderungen« er- füllen könne, »die an einen Geschäftsführer eines Verlages zu stellen sind«. Heinrich Mohn wollte diese Funktion Theodor Berthoud übertra- gen, explizit sagte er ihm zu, daß er – sollten »Schwierigkeiten entste- hen« – wieder vom »Stammverlag« übernommen würde.294 Runge, der die juristische Beratung Mohns und auch die Verhandlun- gen mit der RSK übernehmen wollte, stimmte Mohns Plan zu; sowohl die Teilung des Verlags als auch die geplante Firmierung hielt er für zulässig.295 Die »Hauptschwierigkeit« sah er allerdings darin, daß Sigbert Mohn noch Politik mit dem Rufer-Verlag 225

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nicht volljährig war und auch »hinsichtlich seiner Ausbildung noch nicht den Erfordernissen für die Mitglieder der Reichsschrifttumskammer ent- spricht«. Wenn jedoch, wie Mohn beabsichtigte, ein Geschäftsführer, der Kammermitglied sei, als Verlagsleiter angestellt werden würde, so sehe er keine Probleme. »Für alle Fälle« müsse Mohn aber »den Vertragsentwurf bzw. den Plan der Reichsschrifttumskammer zur Genehmigung vorlegen«, damit er »nicht hinterher Schwierigkeiten« bekomme. Ebenfalls am 17. Mai teilte Mohn der RSK in Bezugnahme auf die Be- kanntmachung Nr. 133 mit, daß sein Verlag »als Nebenbetrieb«296 eine ei- gene Druckerei und Buchbinderei unterhalte, die zur Herstellung der Pro- duktion des Verlags diene. Mohn wollte damit wohl verhindern, daß für ihn Paragraph 1,1f greifen könnte, nach dem Personen, die »ganz oder über- wiegend Wirtschaftsinteressen außerhalb des Buchhandels verfolgen und deren Unternehmen nicht Nebenbetrieb eines Buchhandelsunternehmens ist«, die Mitgliedschaft in der RSK versagt wurde. Der Evangelische Press- verband für Westfalen und Lippe sah für C. Bertelsmann diese Gefahr ge- geben; sollte diese Bestimmung durchgeführt werden, so scheine unter an- derem C. Bertelsmann unter Umständen »entweder seine Druckerei oder seinen Verlag aufgeben zu müssen«.297 Zur Mitteilungspflicht von Beteili- gungen führte Mohn in seinem Schreiben aus, daß an seinen Verlag ir- gendwelche »Kapitalien, die einen Einfluss auf die Gestaltung des Verla- ges ausüben« könnten, nicht gegeben worden seien. Die Strategie des Hauses Bertelsmann wich deutlich vom Vorgehen an- derer Verlage ab, mit denen Bertelsmann sich in dieser Zeit abstimmte. Wohl auf Initiative des Klotz-Verlags trafen sich die Vertreter der theologi- schen Verlage Walter de Gruyter, B. G. Teubner, Walter Kohlhammer, Fur- che, Vandenhoeck & Ruprecht, Deichert’sche Verlagsbuchhandlung, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Quelle & Meyer und C. Bertelsmann am 23. Mai 1939 in Leipzig zur »Beratung« über die Bekanntmachung Nr. 133.298 Be- reits zwei Tage später fand ein Treffen von Vertretern dieser Verlage mit dem Leiter der Fachschaft Verlag der Gruppe Buchhandel in der RSK, Karl Baur, in München statt. In dieser Besprechung formulierten die Verlags- vertreter ihre »ernsten Besorgnisse«299 über die Bekanntmachung, vor al- lem wegen Paragraph 6. Baur, so das Protokoll, teilte die Besorgnisse und sagte den Verlagsvertretern zu, sich an »massgebender Stelle für eine deut- lichere Abgrenzung und möglichst für Milderung einzusetzen«. Karl Baur konnte in einer Unterredung mit Wilhelm Baur, dem Vorsteher des Bör- senvereins und Vorsitzenden der »Gruppe Buchhandel« in der RSK, im Juni 1939 erreichen, daß, so sein Bericht an Leopold Klotz, den dieser in Ab- schrift auch an Gerhard Steinsiek weiterleitete, Wilhelm Baur sich der Ein- sicht nicht verschlossen habe, daß »zum Schutze des wissenschaftl.-theo- logischen Schrifttums entsprechende Aenderungen vorgenommen werden müssen«.300 Leopold Klotz äußerte in einem Schreiben an Steinsiek die Hoffnung, daß daher »mit einer Revision des § 6 zu rechnen«301 sei. Zur weiteren Abstimmung des Vorgehens, wie die »Nichtanwendbarkeit des § 6« dargelegt werden könnte, sollte Ende Juni ein weiteres Treffen der Verlage stattfinden. Steinsiek scherte jedoch aus der gemeinsamen Linie der theologischen 226 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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Verlage aus: »Wegen der Eigenart der theologischen Schriften und vor al- lem der sogenannten Erbauungsliteratur, die ich verlege, würde ein Kampf meines Verlages oder meiner Autoren gegen den bekannten § 6 nicht nur keinerlei Wirkung hervorrufen, sondern die an sich sehr wirkungsvolle und überzeugende Aktion der Verleger etwa von der Art wie de Gruyter, Teub- ner, Quelle & Meyer und Kohlhammer nur empfindlich stören. Es ist bes- ser, der Blick der für diese Anordnung verantwortlichen Leute wird nur durch den Protest eben dieser Verleger und ihrer Autoren angezogen, als daß man in diesem Augenblick gerade auf meinen Verlag aufmerksam wird. Nach Rücksprache und sehr eingehenden Überlegungen mit Herrn Mohn beabsichtigt mein Verlag also nicht, sich daran zu beteiligen. Ganz abgesehen davon aber bin ich fest davon überzeugt, daß, selbst wenn ir- gendwie eine Milderung vorgenommen wird, diese so ausfällt, daß sie nur die eben von mir genannten Verlage trifft und unter keinen Umständen etwa meinen Verlag.«302 Der Einladung zur Tagung in Leipzig, so Steinsiek abschließend, könne er »wegen starker anderweitiger Inanspruchnahme« nicht nachkommen. In seiner Antwort verwies Klotz darauf, daß bei »allem Verständnis für Ihre Auffassung« er sich doch frage, »ob es nicht auch für Ihre Firma ein Glück wäre, wenn der § 6 in seiner heutigen Fassung eine Aenderung er- fahren würde«.303 Firmen, die in ihrer Titelei »durch das Prädikat ›evan- gelisch‹« zu kennzeichnen seien, hätten »gegenüber allen anderen Firmen, die eine solche Sonderbezeichnung nicht tragen, Nachteile verschiedenster Art zu gewärtigen«. So nennt er als Beispiel für eine solche »Zurückset- zung«, daß für evangelische Verlage »die Einreihung ihrer Bücher in öf- fentliche und andere Bibliotheken« schwieriger werden würde. In seiner Antwort berief sich Mohn – Steinsiek hatte den Brief wohl wegen der dar- in erkennbaren Irritation von Klotz an seinen Chef weitergereicht – auf die »Sonderstellung« seines Verlags, wie sie auch der Furche-Verlag habe.304 Er würde sich zwar auch über eine Änderung des Paragraphen 6 freuen, aber »wenn die Änderung wirklich für meine Firma von Bedeutung wer- den sollte, dann müsste sie eben ausserordentlich weitgehend sein, ja, ich möchte sagen, der § 6 müsste ganz fallen«. Heinrich Mohn hatte sich also frühzeitig auf eine Auskoppelung des theologischen Programms eingestellt. Auch wenn der Verlag, so Mohn weiter, für den »ganzen theologischen Teil« seiner Tätigkeit, »d. h. also bei der wissenschaftlichen Literatur im eng- sten Sinne, das Prädikat ›evangelisch‹ nicht mehr nötig hätte, so würde es eben doch bleiben für die kirchliche Erbauungsliteratur, die ich eben auch im starken Umfange bringe«. Sollte er daher zur Trennung des »allgemei- nen (Romane) Verlages von dem evangelischen Teil gezwungen« werden, so ergebe sich von selbst, »dass dann alles was zusammen gehört, also theologische und wissenschaftliche Literatur, Erbauungsschriften, Ge- sangbücher, kirchliche Musik, Sonntagsblätter, alles zusammen als evan- gelisches Schrifttum auch zusammengefasst bleiben muss«. Er hoffe zwar, daß Paragraph 6 »ganz aufgehoben« werde, und er begrüße es, wenn Klotz für sich auf »Sonderbestrebungen« hinarbeite; für C. Bertelsmann als »in starkem Masse kirchliche[n] Verlag« beurteilte Mohn die Aussichten jedoch als »ungünstig«. Steinsiek hatte den Teilungsplan Anfang Mai auch der Ver- Politik mit dem Rufer-Verlag 227

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einigung Evangelischer Buchhändler mitgeteilt, die ihn begrüßte und kei- ne Einwände dagegen formulierte.305 Anfang Juli 1939 berichtete Mohn Rechtsanwalt Runge, daß »hinsicht- lich der Bekanntmachung der Reichsschrifttumskammer § 6 es doch nicht so ganz aussichtslos sei, daß wesentliche Änderungen und Erleichterun- gen zu erwarten seien und zwar auf Grund Stellungnahme höchster Stel- le«.306 Die RSK, so Mohn weiter, wolle in jedem einzelnen Falle mündlich verhandeln, um »auf diese Weise möglichst viel von der Bekanntmachung retten zu können«. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Mohn, so ist diesem Brief indirekt zu entnehmen, wohl noch keine Verhandlungen aufgenommen; er bat Runge um vorherige Kontaktaufnahme. Parallel zu diesen Vorgängen wurde Heinrich Mohn in einer anderen Angelegenheit mit der Bekanntmachung Nr. 133 konfrontiert. Anfang 1939 trat der Bielefelder Stadtverein für Innere Mission mit der Bitte um Über- nahme des Rufer-Verlags, der sich im Besitz der Stadtmission befand, an ihn heran. Der Rufer-Verlag war erst 1937 unter dem Namen »Der Rufer, Her- mann Werner. Evangelischer Verlag« mit Sitz in Wuppertal-Barmen ge- gründet worden. Dieser Verlag ging aus dem »Umbruch-Verlag Hermann Windel«, ebenfalls mit Sitz in Wuppertal-Barmen, hervor, der seinerseits am 5. Januar 1935 als »Buch- und Zeitschriftenverlag, Verlag für biblische Erziehung u. christl. Schrifttum. Reise- u. Versandbuchh.« gegründet wor- den war.307 Inhaber des Umbruch-Verlags war Hermann Windel. Sein Pro- kurist war seinerzeit Hermann Werner. Laut einer maschinenschriftlichen Notiz, die dem Rufer-Verlagskatalog beigefügt ist, wurde der Umbruch-Ver- lag gegründet, weil die Zeitschrift Der evangelische Schulfreund, die vom Reichsverband der evangelischen Schulgemeinden herausgegeben wurde, in einem Verlag erscheinen mußte.308 Die Zeitschrift, die eine Auflage von 120 000 Exemplaren hatte, wurde daraufhin in Das christliche Haus um- benannt. Der Reichsverband hatte seinen Sitz in Wuppertal, erster Vorsit- zender war ein Direktor Buchholz, der Geschäftsführer war Hermann Win- del. Der Rufer-Verlag von Hermann Werner, der wohl auch die Geschäfts- räume des Umbruch-Verlags übernahm (beide Verlage residierten in Wup- pertal-Barmen, Adolf-Hitler-Straße 481, in einem Gebäude, das dem Reichsbund Evangelischer Jungmännerbünde gehörte), führte im Adreß- buch des Deutschen Buchhandels von 1938 die gleiche Programmausrich- tung wie der Umbruch-Verlag auf.309 Der Rufer-Verlag hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das volksmissio- narische Erbe der Erweckungsbewegung zu bewahren. Er verzichtete auf die Publikation wissenschaftlich-theologischer Literatur und konzentrier- te sich ganz auf praktisch-theologische Broschüren zur Abwehr der Ent- kirchlichung. Die kleinen, häufig schmucklosen Hefte, deren Umfang nicht mehr als 40 Seiten betrug, kosteten im Einzelverkauf zwischen 10 und 20 Pfennige. Sie eigneten sich hervorragend zum massenhaften Vertrieb in den Kirchengemeinden und wurden daher auch zu günstigen Partieprei- sen angeboten. Einen Schwerpunkt des Rufer-Programms bildeten Publi- kationen zur Wiederbelebung individueller praxis pietatis.310 Otto Dibelius etwa (1880–1967), kurmärkischer Generalsuperintendent, der dem Bru- 228 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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derrat der Brandenburger Bekennenden Kirche angehörte, machte die Le- ser in Die Kirche im Haus mit dem Ablauf einer Hausandacht vertraut.311 Die Prominenz des Autors und Empfehlungen der Vorläufigen Kirchenlei- tung der Bekennenden Kirche sorgten für einen erfolgreichen Absatz der kleinen Druckschrift.312 Hermann Ehlers (1904–1954), wie Dibelius einer der führenden Köpfe der Bekennenden Kirche, gab im Rufer-Verlag die Heftreihe Losung heraus, die gleichermaßen der Förderung häuslicher Re- ligiosität dienen sollte.313 Nicht wenige der im Rufer-Verlag erscheinenden volksmissionarischen Druckschriften richteten sich ausdrücklich an Män- ner und Familienväter, denen in pietistisch-erweckter Tradition das Recht vorbehalten war, Gebet und Andacht der Familie zu leiten.314 Im Februar 1939 verkaufte Hermann Werner den Rufer-Verlag an den »Stadtverein für Innere Mission e.V.« in Bielefeld.315 Der Kaufpreis betrug 5 000 Reichsmark, der Firmenname wurde mit dem Zusatz »Nachfolger« versehen. Wie dem Vertrag weiter zu entnehmen ist, wurde Hermann Wer- ner als Geschäftsführer angestellt (§ 6). In einer Abschrift wird weiter aus- geführt, daß Werner »dem Vorsitzenden des Stadtvereins als dem Beauf- tragten des Vereinsvorstandes unterstellt und verpflichtet [ist], in enger Fühlungnahme mit ihm nach Maßgabe der Geschäftsordnung das Schrift- tum des Verlages für den volksmissionarischen Dienst zu pflegen und zu fördern«.316 Für die Verlagsarbeit sollte ein »Beirat« aus »Vertretern ver- schiedener Kirchengebiete« installiert werden. Die Amtliche Bekanntmachung Nr. 133 hatte auch für den Rufer-Ver- lag einschneidende Konsequenzen. Nach Paragraph 1,1b konnten Vereine nicht die Mitgliedschaft der RSK erwerben, die die Voraussetzung für eine buchhändlerische Betätigung etwa als Verleger darstellte. Der Stadtverein für Innere Mission war damit gezwungen, den Rufer-Verlag an eine Per- son abzugeben, die die RSK-Mitgliedschaft besaß. Hermann Werner kam so kurzfristig wieder ins Spiel; im Juni wurde zwischen ihm und dem Stadt- verein für Innere Mission vereinbart, daß der Rufer-Verlag wieder in den Besitz von Werner gelangen sollte. Die beiden überlieferten Vereinbarun- gen zwischen dem Stadtverein und Hermann Werner beinhalten jeweils unterschiedliche finanzielle Modalitäten: In der ersten Vereinbarung war noch eine direkte Rückzahlung von Werner vorgesehen (3 000 Reichsmark direkt, 2 000 Reichsmark als Grundschuldeintrag auf Werners Haus), die zweite Übereinkunft vom 22. Juni 1939 sah bis auf eine Direktzahlung von 400 Reichsmark eine Finanzierung auf der Basis eines Darlehens vor, das Werner vom Stadtverein erhalten sollte.317 Pastor Karl Pawlowski, der als Vorsitzender des Stadtvereins für Innere Mission und Beiratsmitglied des Rufer-Verlags zusammen mit Pfarrer Heilmann die Verhandlungen mit Werner führte, brachte Anfang Juli jedoch Heinrich Mohn in Vorschlag. In einer Stellungnahme von Ende Juli 1939 begründete er sein Vorgehen: Werner habe nachträglich erklärt, daß er nur unter Wegfall von Punkt 4 die Vereinbarung gelten lassen wolle.318 Danach sollten die Zeitschriften, die der Rufer-Verlag herausgab, im Besitz des Stadtvereins verbleiben. Im weiteren Verlauf hatte Werner seine Unterschrift zurückgezogen. Am 9. Juli nahm Pawlowski Kontakt mit Mohn auf. Mohn, so Pawlowskis Be- richt, habe dem Stadtverein »von vornherein freie Verfügung über die Blät- Politik mit dem Rufer-Verlag 229

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ter zugestanden«; die Zeitschriften könnten beim Verlag bleiben, der Stadt- verein könne »sie aber auch fortnehmen«. Die Verhandlungen führten zu einigen Verstimmungen beim Rufer-Verlag und auch bei Pfarrer Heilmann, die Hermann Werner als Käufer präferierten. Wegen Werners unsicherer finanzieller Situation gab Pawlowski aber dem finanzstarken Verleger Heinrich Mohn den Vorzug.319 Am 25. Juli wurde die Übergabe des Rufer-Verlags an Heinrich Mohn von Vorstand und Beirat des Stadtvereins für Innere Mission beschlos- sen,320 der Vertrag wurde am 27. Juli 1939 unterzeichnet321. Der Kaufpreis betrug 5 000 Reichsmark, zuzüglich der dem Stadtverein durch die Über- nahme des Rufer-Verlags entstandenen Unkosten in Höhe von 2 500 Reichsmark. Der Handelsregistereintrag erfolgte am 24. August 1939. Der Firmenname wurde von Mohn mit »›Der Rufer‹ Evangelischer Verlag Her- mann Werner Nachf.« angegeben.322 Der Namenserweiterung »Evangeli- scher Verlag«, mit der Heinrich Mohn die Anordnungen der Bekanntma- chung Nr. 133 erfüllte, wurde nach Erkundigungen beim Evangelischen Konsistorium der Rheinprovinz in Düsseldorf und dem Propagandamini- sterium stattgegeben.323 Heinrich Mohn erklärte sich bei der Übernahme des Rufer-Verlags zur engen Kooperation mit kirchlichen Stellen bereit. Dazu sollte wiederum ein Beirat installiert werden.324 Für Berlin sollte diesem der Missionsinspek- tor Hans Lokies (als Vertretung Oskar Hammelsbeck), für die westfälische Volksmission der Gladbecker Pfarrer Heilmann angehören. Falls das Rheinland mitarbeite, sollte auch hier eine Vertretung berufen werden. Als ständiger Vertreter war Karl Pawlowski vorgesehen.325 Klar erkennbar ist schon an diesen Namen die Ausrichtung des Rufer-Verlags auf die volks- missionarische Arbeit der Bekennenden Kirche nicht nur Westfalens. Mohn übernahm Werner als Prokuristen.326 In einem entsprechenden Vertrag wurde darüber hinaus festgehalten, daß »Herr Mohn beabsichtigt, den Verlag in der bisherigen Richtung energisch weiter zu entwickeln und seinen Wirkungsgrad zu verbreitern und zu vertiefen«.327 Zu diesem Zweck verlegte Mohn im April 1940 den Sitz des Rufer-Verlags von Wuppertal nach Gütersloh.328 Mohn konnte dafür das Evangelische Vereinshaus, das im August 1939 kurzfristig als Reserve-Lazarett diente und Ende Oktober 1939 wieder zurückgegeben wurde, von der Kirchengemeinde pachten.329 Die alleinige verlegerische Verantwortung verblieb bei Mohn: »Annahme und Ablehnung von Manuskripten bleibt Herrn Mohn ausdrücklich vorbe- halten.«330 Die Zeitschriften verblieben beim Stadtverein. Es handelte sich dabei um die Blätter Das christliche Haus, Sonntagsbote für die christliche Ju- gend, Haus und Gemeinde. Monatsblätter für evangelische Unterweisung und die Monatszeitschrift für Kindergottesdienst.331 Mohn lag mit dieser Entscheidung richtig. Bereits im September 1939 mußte Pawloswki mit- teilen, daß der Sonntagsbote und die von Oskar Hammelsbeck herausge- gebene Zeitschrift Haus und Gemeinde inzwischen verboten worden wa- ren. Auch Das christliche Haus könne aus »Papierersparnisgründen nur alle zwei Monate erscheinen« und sei um 60 Prozent in seinem Umfang gekürzt.332 Das Verbot von Haus und Gemeinde bezog sich auf einen Auf- 230 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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satz von Alfred Schliebitz über Die Jugenderziehung vor der Christusfra- ge333, der geeignet sei, »die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefähr- den«334. Auch der Sonntagsbote wurde am 1. August 1939 verboten, hier mit der Begründung, der Aufsatz Kinderkreuzzug335 übe einen »schädli- chen Einfluß auf die Erziehung der deutschen Jugend« aus.336 Die beiden Verbote blieben auch im weiteren Verlauf bestehen.337 Im Mai 1941 wur- den mit einem Schlag die gesamten evangelischen Sonntags- und Gemein- deblätter stillgelegt, so daß die evangelischen Presse fast vollständig zum Erliegen kam.338 Unter dieses allgemeine Verbot fielen auch der Sonntags- bote für die christliche Jugend und die Monatszeitschrift für Kindergott- esdienst.339 Neben den Zeitschriften gab Heinrich Mohn auch die »Hausväterlite- ratur« auf. Der neue Verlagschef betrachtete den potentiellen Abnehmer- kreis als zu gering. Zum einen machte er dafür wirtschaftliche Erwägun- gen geltend. Der Buchhandel interessiere sich kaum für Andachtsliteratur, die sich speziell an den Hausvater wende, und man sei deshalb auf die we- nigen ausgesprochen christlichen Sortimenter angewiesen. Mit einer gehörigen Portion religiösem Pragmatismus attestierte Mohn dieser Lite- raturform zum anderen, sie sei kaum geeignet, das religiöse Interesse der Männer wieder zu erwecken, denn »dem gewöhnlichen Haus- und Fami- lienvater fehlt es meist an der nötigen Vorbildung, und bei dem Gedränge unseres heutigen Lebens auch wohl an der Zeit«.340 Die Übernahme des Rufer-Verlags durch Heinrich Mohn wurde auch den Pfarrern in Westfalen mitgeteilt. Ein von Heinrich Mohn entworfenes Schreiben, das der Stadtverein allein oder zusammen mit Präses Koch (der Entwurf fügt beide Möglichkeiten der Autorschaft an) an »die Pfarrer der Bekennenden Kirche in Westfalen« versandte, faßte die Gründe des Be- sitzwechsels zusammen: »Als wir Anfang dieses Jahres den Verlag ›Der Rufer‹ Hermann Werner, Wuppertal-Barmen, übernahmen, geschah es mit dem Wunsch und in der Hoffnung, die volksmissionarische Arbeit kräftig fördern und in weite Kreise tragen zu können. Durch inzwischen ergan- gene Anordnungen war es uns leider verwehrt, diese Pläne durchzuführen. Wir haben darum nach sorgfältiger Erwägung im Kreise unseres Vorstan- des, des Beirates des Rufer-Verlages, sowie der sonstigen uns naheste- henden Kirchlichen Arbeits-Organisationen den Verlagsbuchhändler Herrn Heinrich Mohn i. Fa. C. Bertelsmann, Gütersloh gebeten, den Rufer-Verlag zu übernehmen. Er hat diesem Wunsch Folge geleistet und ist bereit, in enger Zusammenarbeit nicht nur mit uns, sondern mit allen Stellen, die dem Rufer-Verlag nahestehen, die Arbeit weiterzuführen und nach Kräf- ten zu fördern.«341 Mohn selbst bestätigte diese »Gesinnungs- und Ar- beitsgemeinschaft«342 in einem Brief an Präses Koch. Darin schrieb er, daß der Stadtverein an ihn herangetreten sei »mit der Bitte, den in seinem Be- sitz befindlichen Rufer-Verlag, Wuppertal, zu übernehmen und fortzu- führen«. Er habe es für seine »Pflicht« gehalten, sich diesem »Rufe nicht zu versagen: Ich tat es um der Sache willen, obwohl mir bewußt war, daß ich damit zu den schon auf mir liegenden starken Belastungen noch eine neue nicht ganz leichte Last übernahm.«343 Daß die Initiative nicht von ihm ausging, bekräftigte er auch gegenüber anderen Kirchenvertretern.344 Politik mit dem Rufer-Verlag 231

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Insgesamt betrachtet fallen bei den Reaktionen des Bertelsmann-Ver- lags auf die Bekanntmachung Nr. 133 und dem parallel verlaufenen Kauf des Rufer-Verlags drei Momente ins Auge. Heinrich Mohns Übernahme des Rufer-Verlags war nicht das Resultat eines strategischen Plans, der den Kauf eines evangelischen Verlags vor- sah, um mit diesem das theologische Programm weiterführen zu können. Die vorherigen Eigentümer traten an Mohn mit einer Kaufofferte heran. Der Rufer-Verlag mit seiner starken kirchlichen Verankerung und seiner nahezu ausschließlichen Ausrichtung des Programms auf die praktische kirchliche Arbeit wäre kein optimaler Publikationsort für das theologische Programm des Bertelsmann-Verlags gewesen, der zwar ebenfalls einen Verlagsschwerpunkt in der Literatur für die Gemeinde- und Kirchenarbeit hatte, darüber hinaus aber das gesamte theologische Spektrum abdeckte. Die verlegerische Beschränkung durch einen Beirat sowie die Weiter- führung von Hermann Werner in der Titelei mögen für Mohns Zurückhal- tung ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Im Jahr 1943 kam dem Rufer- Verlag genau diese Entlastungsfunktion für den Bertelsmann-Verlag zu.345 Im Rahmen der ersten großen Schließungswelle im deutschen Buchhandel wurde der Rufer-Verlag geschlossen. Dabei wurde vereinbart, daß die theo- logischen Titel des Bertelsmann-Verlags auf den Rufer-Verlag übertragen wurden und trotz der Schließung als Rufer-Titel weiter vertrieben werden konnten. Bei diesem Vorgang zeigte sich Pawlowski, der von Mohn eine entsprechende Mitteilung erhielt, zwar interessiert, kam aber mit keinem Wort darauf zu sprechen, daß der Rufer-Verlag 1939 für Mohn schon eine solche Option darstellte.346 Zum zweiten wird deutlich: Mit dem Rufer-Verlag stellte sich für Mohn nun auch verlegerisch eine enge Nähe zur Bekennenden Kirche her. Der Beirat des Rufer-Verlags, die Verbindung mit der westfälischen Volksmis- sion, prominente Mitglieder der Bekennenden Kirche unter den Rufer-Au- toren wie Otto Dibelius, Hermann Ehlers, Martin Albertz und dessen Mit- arbeiter Wilhelm Rott347 zeigen dies deutlich. Gerade Wilhelm Rott (1908–1967) kam als Kontaktmann zu den Kreisen der Berliner Bekennen- den Kirche eine Schlüsselrolle zu: Er arbeitete als Studieninspektor in Die- trich Bonhoeffers Finkenwalder Predigerseminar und wurde 1937 zur Vor- läufigen Kirchenleitung der Bekennenden Kirche nach Berlin berufen. Zu- sammen mit Bonhoeffer war er im Oktober 1941 an einer Rettungsaktion für Berliner Juden beteiligt, denen die Ausreise in die Schweiz ermöglicht wurde.348 Rott empfahl mehrfach Rufer-Publikationen in kirchlichen Krei- sen und bestellte sie selbst in größeren Mengen.349 Insbesondere in seinem religionspädagogischen Programm arbeitete der Rufer-Verlag eng mit der Bekennenden Kirche zusammen.350 Im Okto- ber 1938 erschien mit der Evangelischen Christenlehre. Ein Altersstufen- Lehrplan das »katechetische Schlüsselwerk« der kirchlichen Opposition.351 Die Herausgeber, Martin Albertz und Bernhard Heinrich Forck, beide seit 1936 Mitglieder der Vorläufigen Leitung der Bekennenden Kirche sowie Vorsitzende von deren Schul- und Jugendkammer,352 empfahlen die Ein- führung einer Christenlehre dezidiert als Gegenentwurf zum herkömmli- chen Religionsunterricht. In der Tradition der dialektischen Theologie ste- 232 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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hend, sahen Albertz und Forck die vordringliche Aufgabe nicht in der Ver- mittlung von religionskundlichem Wissen, sondern in der Verkündigung des Evangeliums. Die Christenlehre galt in den Kreisen der Bekennenden Kirche als »ein interessanter Barometer« für die Akzeptanz der dialekti- schen Theologie und der kirchlichen Opposition insgesamt.353 Daß das Konzept einer Christenlehre auf breites Interesse stieß, zeigen die Pro- duktions- und Absatzzahlen des gleichnamigen Buches. Schon im ersten halben Jahr nach Erscheinen hatte das Wuppertaler Unternehmen in zwei Auflagen 8 100 Exemplare hergestellt, von denen etwa 5 300 abgesetzt werden konnten.354 Zu einem der ersten Titel, für die Mohn als neuer Chef des Rufer-Verlags die verlegerische Verantwortung übernahm, gehörte das Beiheft »Ach bleib bei uns Herr Jesus Christ«. Jesusgeschichten für unse- re Kleinen, das 1939 erschien und ausschließlich von Theologinnen, dar- unter der Mitarbeiterin der Schulkammer der Bekennenden Kirche, Klara Hunsche (1900–1979), herausgegeben wurde.355 Da es sich um ein Beiheft mit populärem Inhalt handelte, ermutigte Mohn seinen Berliner Kontakt- mann Rott, eine größere Absatzmenge einzuplanen. Entsprechend stei- gerte Rott die anvisierte Höhe der ersten Auflage umgehend von 5 000 auf 15 000 bis 20 000 Exemplare, verließ sich bei der Werbung für die Jesus- geschichten aber auf die Unterstützung des Verlags.356 In den folgenden Jahren erschienen weitere Ergänzungshefte zur Evangelischen Christen- lehre. 1940 publizierte Martin Albertz die Kirchliche Kinderlehre, die eben- falls einen hohen Absatz verzeichnen konnte;357 ein Jahr später veröffent- lichte Volkmar Herntrich die Kirchliche Jugendlehre.358 Zu den religionspädagogischen Hauptautoren des Rufer-Verlags zählte Oskar Hammelsbeck (1899–1975), der »Schulmann der BK«.359 Hammels- beck, der eigentlich Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Kunstgeschich- te studiert hatte, wandte sich in seiner beruflichen Laufbahn besonders pädagogischen und theologischen Arbeitsfeldern zu. 1934 schloß er sich der Bekennenden Kirche an. Drei Jahre später erhielt er den Auftrag, ein Katechetisches Seminar für Vikare der Bekennenden Kirche in Berlin auf- zubauen. Durch einen Erlaß Himmlers wurde das Seminar jedoch nur we- nige Monate nach seiner Gründung wieder geschlossen, Hammelsbeck führte seine Tätigkeit nun in konspirativen »Sammelvikariaten« weiter.360 Im Rufer-Verlag publizierte er Titel, die sich mit aktuellen, praktisch-theo- logischen und seelsorgerlichen Themen befaßten.361 1938 eröffnete er zu- dem die Schriften-Reihe des Rufer-Verlages für Laien-Zurüstung und Ge- meinde-Aufbau. Der erste Band trug den plakativen Titel Laien an die Front! Zeugnisse für den Laiendienst in der Gemeinde und verstand sich – wie die Reihe insgesamt – als eine Kampfansage an die »Pastorenkir- che«.362 Mochte Heinrich Mohn die Aussicht auf eine intensive verlegerische Zu- sammenarbeit mit der Bekennenden Kirche gereizt haben, so war er bei der Übernahme des Rufer-Verlags noch von einem dritten Gesichtspunkt geleitet: Angesichts der stetig erweiterten Belletristik im Bertelsmann-Ver- lag konnte und wollte Mohn »sich in der Hauptsache« nicht auf die theo- logische und religiös-erbauliche Literatur konzentrieren. Die Umsatz- und Gewinnentwicklung des theologischen Verlagsbereichs im Bertelsmann- Politik mit dem Rufer-Verlag 233

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Verlag eröffnete Mohn, wie er klar sah, keine ausreichenden Perspektiven. Die Bilanzen zeigen deutlich, daß C. Bertelsmann mit der theologischen Produktion nur leidlich überlebensfähig gewesen wäre, auch die Literatur für den Gemeinde- und Schulbedarf eröffnete keine großen Perspektiven. Daß der nicht-belletristische Verlagsteil überhaupt in die Gewinnzone ge- langte, lag allein in der Zeitschriftenproduktion begründet. Nur in dieser Sparte konnte C. Bertelsmann hohe Gewinnmargen erreichen. Die Zeit- schriftenproduktion war aber spätestens seit den »Amann-Anordnungen« vom 24. April 1935 eine äußerst unsichere Angelegenheit. Diese Verfü- gungen des Präsidenten der Reichspressekammer, Max Amann, die vor- geblich der »Wahrung der Unabhängigkeit des Zeitungsverlagswesens« dienen sollten, zielten in bezug auf die konfessionelle Publizistik auf eine generelle Zurückdrängung; großangelegte Verbotsmaßnahmen waren des- halb jederzeit zu befürchten.363 Mohn wollte jedenfalls die Fortführung des Bertelsmann-Verlags mit belletristischem Programm nicht gefährden. Plausibel erscheint damit die Vermutung, daß Mohn sich 1939 auf die gewinnträchtige Belletristik kon- zentrieren und den Verlag daher nicht als konfessionellen Verlag firmie- ren lassen wollte. Die traditionsreiche wissenschaftliche Theologie und die religiöse Erbauungsliteratur wollte er ungeachtet des geringen merkanti- len Erfolgs allerdings auch nicht auslaufen lassen, vielmehr galt es, für diese zumindest potentiell einen neuen Publikationsort zu finden. Mit der Neugründung des »Evangelischen Verlagshauses« hätte ein solcher Verlag bereitgestanden. Was Mohn davon abgehalten hat, im weiteren Verlauf des Jahres 1939 beziehungsweise Anfang 1940 die Gründung dieses Verlags in die Wege zu leiten, konnte nicht ermittelt werden. Die Amtliche Bekannt- machung Nr. 133 setzte ein Jahr als Frist zur Umsetzung der Bestimmun- gen an. Große Eile war also nicht geboten. Der Beginn des Zweiten Welt- kriegs veränderte die Situation jedoch grundlegend. Sigbert Mohn wurde noch vor Abschluß seiner Wehrdienstzeit direkt als Soldat in den Frank- reichfeldzug eingezogen. Der anvisierte Leiter des neuen theologischen Verlags fiel also erst einmal aus. Der Kriegsbeginn ließ auch die verwal- tungsmäßige Umsetzung der Bekanntmachung Nr. 133 in den Hintergrund treten. Hinzu kommt, daß Mohn mit dem Rufer-Verlag einen evangelischen Verlag erworben hatte, auf den er im Notfall die theologische Abteilung des Bertelsmann-Verlags auslagern konnte. Im April 1940, wenige Tage nach dem offiziellen Ablauf der Umset- zungsfrist364, wurde die »verwaltungsmäßige Durchführung« der Anord- nung Nr. 133 »mit Rücksicht auf den Verteidigungszustand des deutschen Volkes zunächst in der Weise ausgesetzt«, daß »besondere Maßnahmen, die sich als während des Krieges nicht unbedingt notwendige Änderungen eines bestehenden Zustandes auswirken würden, von seiten der Reichs- schrifttumskammer nach deren Ermessen unterbleiben«.365 Damit wurde die Bekanntmachung de facto außer Kraft gesetzt und Heinrich Mohn der Notwendigkeit enthoben, den theologischen Verlag aus dem Bertelsmann- Verlag auszugliedern und auf den Rufer-Verlag zu übertragen. Tatsächlich führte man das theologische Verlagsgeschäft fort wie zu- vor. Die Zahl der aufgelegten Titel (Neuausgaben und Folgeauflagen) 234 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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schwankte nur geringfügig: 1938 wurden 72 Titel, 1939 60 und 1940 65 Titel produziert. Erst 1941 ging die theologische Produktion drastisch auf 38 Titel zurück, 1942 wurden lediglich noch 6 Titel verlegt366. 1943 läßt sich im Verlag C. Bertelsmann keine theologische Produktion mehr fest- stellen. Ebenso unterblieb die Firmierung als evangelischer Verlag. Ob Mohn oder sein juristischer Vertreter in der Zeit vom Inkrafttreten der Be- kanntmachung Nr. 133 im Mai 1939 bis zu ihrer Aussetzung im April 1940 mit der RSK verhandelt hat, muß offenbleiben. Entsprechende Dokumen- te sind nicht überliefert. Es ist eher wahrscheinlich, daß Mohn hier zuge- wartet hat, zumal die Bekanntmachung selbst nicht explizit Verlagen, die sich nicht als konfessionelle Verlage bezeichnen wollten, das Verlegen von religiösem Schrifttum verbot.367 Zu Beginn des Krieges war beim Rufer-Verlag von der bald einsetzen- den restriktiven Papierbewirtschaftung noch nichts zu spüren. Im Oktober beschrieb Hermann Werner in einem Brief an Wilhelm Rott die Lage: »Im Augenblick stecken wir in einer Fülle von Arbeit. Wir sind dankbar, daß wir jetzt tüchtig schaffen dürfen und daß viel evangelisches Schrifttum z. Zt. gefragt wird.«368 Die neue Betriebsamkeit war insbesondere auf ein »Gebetbüchlein für die Heimat und Front« – so der Arbeitstitel – zurück- zuführen, das unmittelbar nach Kriegsausbruch von der Bekennenden Kir- che initiiert worden war.369 Auch Heinrich Mohn hatte sich schnell von der Notwendigkeit eines Andachtsbuchs für Soldaten überzeugen lassen, eröff- nete sich hier doch ein lukrativer Markt für religiöses Schrifttum. Einmal mehr bewiesen seine Vorschläge zur Gestaltung der Broschüre eine Hal- tung in religiösen Fragen, die frei von allem blinden Eifer war: »Jedenfalls meine ich, dies Gebetbüchlein sollte recht handlich sein, damit es in jede Rocktasche hineingeht. […] Es fragt sich nur, ob man das Heft schon äus- serlich als ›christlich‹ kennzeichnen soll. Sie wissen ja, wie leicht unsere Glaubensbrüder verhöhnt werden, und wieviel eher ja darum ein Soldat ein Gebetbüchlein zum Lesen herauszieht, wenn nicht jeder ohne weiteres sieht, um was es sich handelt.«370 Tatsächlich zeichnete sich das Gebet- büchlein, als es im Oktober 1939 unter dem Titel Mein Schutz, daß ich nicht fallen werde erschien, durch eine schlichte Gestaltung aus.371 Schon die erste Auflage führte den Rufer-Verlag in bislang unbekannte verlegerische Dimensionen. Von 100 000 gedruckten Exemplaren sollten allein 15 000 Werbeexemplare an sämtliche deutschen Pfarrämter gehen.372 Doch die neue Werbemethode sorgte unter den Berliner Kooperationspartnern für Unruhe, da Heinrich Mohn beabsichtigte, Reklamebroschüren nicht aus- schließlich an die Bekennende Kirche, sondern auch an Deutsche Christen zu versenden. Wilhelm Rott lehnte diese Aktion grundsätzlich ab, denn sie »könnte unangenehme Folgen haben und würde auch dem Charakter die- ses Gebetbüchleins widersprechen. Es setzt wirkliche Gemeinschaft des Glaubens voraus.«373 Heinrich Mohn versuchte zwar, die Wogen zu glät- ten, ließ sich jedoch von seinem Vorhaben nicht sofort abbringen – offen- sichtlich räumte er geschäftlichen Interessen Priorität ein: »Es ist selbst- verständlich, dass der Rufer-Verlag bei allen ihm nahestehenden Organi- sationen kräftig wirbt und auch alle persönlichen Beziehungen aufs stärk- ste ausnutzt. – Wenn dann hie und da Freunde der Sache durch die Wer- Politik mit dem Rufer-Verlag 235

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bung doppelt erreicht werden, schadet das nichts, sondern wird die Wir- kung nur verstärken.«374 Immerhin gelang es Hermann Werner und Wil- helm Rott, dem störrischen Verlagschef das Zugeständnis abzuringen, auf eine Versendung der Werbebroschüren in die von Deutschen Christen do- minierten Landeskirchen Thüringen, Anhalt und Mecklenburg zu verzich- ten.375 Gefahr für Mein Schutz, daß ich nicht fallen werde drohte indessen we- niger von den Deutschen Christen als von anderer, gänzlich unerwarteter Seite. Obgleich Heinrich Mohn noch im Oktober 1939 davon ausgegangen war, daß ein Verbot des kleinen Heftes nicht zu befürchten sei,376 wurde es nur zwei Monate später durch die Gestapo beschlagnahmt, da nach An- sicht der Zensoren eine zu enge Verbindung zwischen Christentum und dem einzelnen Soldaten hergestellt werde.377 Aus dieser staatlichen Maß- nahme abzuleiten, daß der Rufer-Verlag eine christlich motivierte, distan- zierte Haltung zu den militärischen Aggressionen Deutschlands vermittel- te, wäre aber ein Fehlschluß. In der Broschüre Der Grund, der nicht wankt etwa forderte Theodor Brandt vielmehr den bedingungslosen Gehorsam des Soldaten: »Dein ganzes Leben gehört mehr denn je deinem Vaterland, deinem Führer, dem Befehl, der dich heute bestimmt, dem Krieg, bei dem dir alles zustoßen kann.«378 Der Kalender Unser Lebenslauf mit Gott, der von Hermann Werner herausgegeben wurde, berichtete 1941 ausführlich von verschiedenen Kriegsschauplätzen, um dann zu resümieren: »Adolf Hitlers Werk ist unbezwingbar!«379 Die Produktion des Rufer-Verlags geriet durch die Bestimmungen der Papierbewirtschaftung, die im November 1939 einsetzte und stark zur Ein- dämmung der konfessionellen Literatur genutzt wurde,380 sehr rasch ins Stocken. Insgesamt lassen sich bis Kriegsende 74 Titel nachweisen, die sich vor allem auf die Jahre 1939 bis 1940 verteilen. 1941 konnten noch 11 Ti- tel erscheinen. Danach läßt sich keine Rufer-Publikation mehr nachwei- sen. Seit August 1940 habe der Rufer-Verlag, so Mohn in dem bereits er- wähnten Brief an Paul Althaus, keine Papiergenehmigungen mehr be- kommen. In seiner Not entwickelte Mohn geradezu abenteuerliche Strate- gien, um doch noch vereinzelt die Druckerlaubnis zu ergattern. Für den bei Rufer geplanten Titel Meine Worte werden nicht vergehen. Ein Pre- digtbuch über die altkirchlichen Evangelien von Joachim Beckmann und Friedrich Linz sei, so Hermann Werner in einem Brief an Linz, den Leiter des Rüstdienstes der Evangelischen Bekenntnissynode im Rheinland, mehrfach der Antrag auf »Genehmigung des bei uns lagernden Papiers«381 abgelehnt worden. Auf Veranlassung von Heinrich Mohn solle jetzt ver- sucht werden, »diesen Antrag sofort unter dem Titel ›Meine Worte‹ (also ohne Hinweis darauf, dass es sich hier um Lesegottesdienste handelt), er- neut vom Verlage C. Bertelsmann« zu stellen. Da aus dem Briefkopf des Verlags nicht ersichtlich sei, »ob es sich um die Abteilung Theologie oder Romanverlag handelt (während bei den über den Rufer-Verlag einge- reichten Anträgen ja schon aus der Firmierung ›Evangelischer Verlag‹ ohne weiteres hervorging, wer der Antragsteller war), so haben wir immerhin etwas Hoffnung, dass die Sache auf diesem Wege vielleicht durchkommt«. Sollte so die Genehmigung erreicht werden, werde C. Bertelsmann sofort 236 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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»mit dem Druck der ersten Lieferung und auch mit der sofortigen Herstel- lung der Prospekte« beginnen. Heinrich Mohn scheint in diesem Falle er- folgreich gewesen zu sein: 1940 konnte die erste Lieferung, 1941 die zwei- te bis sechste Lieferung von Meine Worte werden nicht vergehen bei C. Ber- telsmann erscheinen. Ende Oktober 1942 kam die Produktion des Rufer-Verlags endgültig zum Erliegen. Heinrich Mohn berichtete Joachim Beckmann, daß bisher noch keine evangelischen Verlage geschlossen worden seien, daß aber vie- le dieser Firmen, auch sein Rufer-Verlag, die Mitteilung bekommen hätten, »daß sie zunächst bis Kriegsschluß auf keine Zuteilung von Papier mehr rechnen könnten und daß darum zwecks Vermeidung von Arbeit von ih- nen keine Papieranträge gestellt werden dürften«.382 Trotz dieses Produk- tionsstops bestünden diese Firmen weiter; auch der Rufer-Verlag »verkauft weiter, was er verkaufen kann, sowohl aus eigenem Verlag wie als Ver- sandbuchhandlung aus anderen Verlagen. Abgesehen von der Drucklegung neuer Werke geht die Arbeit dieser Firma, wenn auch mit einer gewissen Einschränkung, fort und ist z. B. noch nahezu genau so umfangreich wie bei Kriegsausbruch.« Beate von Miquel, Stefan Pautler, Trutz Rendtorff Heinrich Mohn als theologischer Verleger im Dritten Reich Der Versuch, ein vorläufiges Urteil über den theologischen Verleger Hein- rich Mohn im Dritten Reich zu gewinnen, kann nicht in einem einheitli- chen, in sich geschlossenen Bild münden. Die rückblickende Bewertung seiner theologischen Verlagspolitik in der NS-Zeit hat verschiedene Fakto- ren zu berücksichtigen, die für das verlegerische Handeln und dessen kon- zeptionelle Leitlinie eine Rolle gespielt haben. Schon die Frage, ob es überhaupt eine solche stringente Leitlinie gege- ben hat, ist nicht schlüssig zu beantworten. Explizite programmatische Stellungnahmen Mohns zur theologischen Verlagspolitik sind aus den Jah- ren der nationalsozialistischen Herrschaft nicht überliefert. Stellt man zu- dem den Zeitfaktor in Rechnung, so handelt es sich im Blick auf die theo- logische Verlagsproduktion nur um einen Zeitraum von acht Jahren, von 1933 bis 1941. In dieser kurzen Zeitspanne warfen die im Gefolge der NS- Machtübernahme veränderten politischen Bedingungen in neuer Weise die Frage auf, wie die Existenz des theologischen Verlags gesichert und mög- lichst erfolgreich fortgeführt werden konnte. Daß dabei bisher gepflegte Traditionen und Überzeugungen eine mitentscheidende Rolle spielten, ist selbstverständlich. Das Ausmaß der geforderten Umorientierung verstand sich dagegen nicht von selbst. Geht man davon aus, daß die obersten Maximen unternehmerischen Handelns die Sicherung der Existenz und der Erfolg des eigenen Unter- nehmens sind, so könnte man darin mit guten Gründen auch eine durch- gängige Leitlinie der Verlagspolitik Heinrich Mohns festmachen. Die Existenzsicherung des Unternehmens bemaß sich für den Verlags- Politik mit dem Rufer-Verlag 237

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leiter naturgemäß an ökonomischen Faktoren. So äußerte sich Heinrich Mohn im Oktober 1940, es sei existenznotwendig, den Papierbedarf für den Druck sicherzustellen, um die Publikation von theologischen Titeln auf- rechtzuerhalten; bei diesen handle es sich »um das kulturell wertvollste Schrifttum, das es überhaupt geben kann«.383 Der ökonomische Faktor der Papierbeschaffung war unter den Bedingungen der staatlichen Papierbe- wirtschaftung allerdings zugleich ein politisch-weltanschaulicher. Denn die theologische Verlagsproduktion war unter anderem auf diesem Wege Zen- surmaßnahmen und Einschränkungen unterworfen. In der Maxime der Existenzsicherung waren somit die ökonomischen Faktoren mit der in- haltlichen Maxime des theologischen Verlegers Mohn unmittelbar ver- knüpft. Daraus entwickelte sich für Heinrich Mohn in der Zeit nach 1933 eine spezifische Konfliktlage. Aus ökonomischen Gründen hätte sich die Anpassung an die politischen Bedingungen angeboten. Der Verlag konnte zum Beispiel seine Bereitschaft erklären, aus den verlegten Schriften »alle Stellen fortzulassen«, die »nicht gebracht werden dürften«.384 Da die Politik der Reichsschrifttumskammer auf die Trennung belletristischer und theologisch-religiöser Verlagsteile abzielte, hätte eine solche Anpassung für Heinrich Mohn auch die Konse- quenz haben können, den theologischen Verlag aus dem Hause Bertels- mann auszugliedern. Diese Ausgliederung hat der Verleger bis 1942 mit einer hinhaltenden Taktik hinausgezögert. Denn der Integrität und Ge- staltung des theologischen Verlags galt seine besondere Aufmerksamkeit. Diese traditionelle Selbstwahrnehmung des Verlags C. Bertelsmann als theologischer Verlag entsprach auch der Außenwahrnehmung des Unter- nehmens durch die staatlichen Stellen. Darin war ein struktureller Konflikt zwischen ökonomischer Existenzsicherung und inhaltlicher Ausrichtung angelegt. Daß es zu dieser Konfliktlage kommen würde, war 1933 keineswegs klar. Im Gegenteil: Der theologische Verlag erzielte 1933/34 zunächst er- hebliche Erfolge mit einigen theologischen Titeln, die sich ausdrücklich mit den politisch-weltanschaulichen Diskussionen unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten befaßten. In dieser ersten Phase kam als mitbestimmender Faktor der Verlags- politik die allgemeine, nicht zuletzt im Protestantismus verbreitete Bereit- schaft zum Zuge, die »nationale Revolution« zu begrüßen und zu unter- stützen. Heinrich Mohn öffnete den Verlag für eine Vielzahl von Broschüren und Büchern, die im Tenor der volksmissionarischen Tradition und der völ- kischen Mentalität entsprachen, wie sie bereits in den zwanziger Jahren im Verlag gefördert worden war. Es wäre darum völlig verfehlt, den theo- logischen Verlag Bertelsmann nach 1933 im Widerstand gegen das natio- nalsozialistische Regime zu verorten. Vielmehr ließen sich die von Ber- telsmann – wie von vielen anderen Verlagen – publizierten Schriften zunächst voll und mit teilweise offener Begeisterung auf den politisch ak- tualisierten Diskurs über Volkstum und Religion ein. Es wäre darum auch zu kurz geschlossen, darin einen Prozeß der bloßen Anpassung an das NS- Regime zu sehen. Waren es doch gerade eigene Motive und Überzeugun- gen, die schon vor 1933 in einer Gemengelage aus völkischer Erneuerung 238 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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und Antimodernismus das Ferment bildeten, aus dem sich die Zustimmung zu der »Zeitenwende« von 1933 speiste. Mit der Öffnung für diesen politisch-weltanschaulichen Diskurs schien der Verlag ganz up to date zu sein, in einer für das Unternehmen auch öko- nomisch dienlichen Weise. Allerdings war der NS-Staat nicht bereit, den erwarteten Preis für diese Unterstützung der neuen »Volksgemeinschaft« zu entrichten: die Anerkennung der primären Zuständigkeit von Kirche und Theologie für Religion und Weltanschauung. Heinrich Mohn ließ jedoch in seinem theologischen Verlag nur solche Stimmen zu Worte kommen, die sich nicht mit einer germanisierten, neu- heidnischen Religionsauffassung, wie sie in der Bewegung der Deutsch- gläubigen vorherrschte, gemein machten. Das bildete die Grenze, diesseits derer aber ein breites Spektrum von Meinungen, einschließlich der Deut- schen Christen, zu Wort kam. Wollte man darin eine konzeptionelle Stra- tegie sehen, so wäre sie mit der Absicht zu kennzeichnen, dem theologi- schen Verlag eine Position in der neuen, vom Nationalsozialismus be- stimmten politischen Kultur zu sichern. Die Konfliktpunkte, die sich aus dieser Abgrenzung von den Deutsch- gläubigen ergaben – die Deutung des Alten Testaments, die Gründung des Volkstums in der Rasse –, waren in der Selbstwahrnehmung der bei Ber- telsmann verlegten Autoren nicht unmittelbar politischer Natur. Vielmehr ging es um die Zuständigkeit und das Deutemonopol der christlichen Theo- logie für diese Themen. Die Diskussionen bezogen sich nicht auf die Poli- tik des neuen Regimes, die Kritik betraf nicht den NS-Staat. Zumal die ra- dikale Veränderung der Rechtssituation im Dritten Reich, mit der elemen- tare Bürgerrechte außer Kraft gesetzt wurden (wie im Falle des »Arierpa- ragraphen«), spielte als solche in diesen Auseinandersetzungen keine do- minante Rolle. Die Hoffnungen auf eine eigenständige Mitwirkung von Kirche und Theologie bei der Gestaltung des neuen Staates wurden allerdings rasch enttäuscht. Das bekam auch der Verlag zu spüren. Die Nationalsozialisten verbaten sich eine Einmischung von Christen, gleich welcher Richtung, in die Gestaltung der »Volksgemeinschaft« wie überhaupt in die weltan- schaulichen Ziele des Staates. Doch war in den einzelnen, willkürlichen Zensurmaßnahmen der NS-Behörden, die den Verlag C. Bertelsmann be- trafen, kein klares Muster erkennbar, an dem Heinrich Mohn seine Ver- lagspolitik hätte ausrichten können. Deutlicher wurde die Situation für den Verlag im Gefolge des Versuchs des NS-Staates, die evangelische Kirche in ihrer Organisationsform mit dem »Führerstaat« institutionell gleichzuschalten, um auf diesem Wege der Selbständigkeit der Kirche gegenüber dem Staat überhaupt die Basis zu entziehen. Diese kirchenpolitische Konstellation schuf für den Verlag eine neue Lage. Aus der Perspektive des Unternehmens waren die Abnehmer der theologischen Verlagsproduktion überwiegend Mitglieder der evange- lischen Landeskirchen. Diese bildeten jedoch ebenso wie die Pfarrerschaft und die Gemeinden keine einheitliche Front im Kirchenkampf. Den Mit- gliedern der Bekennenden Kirche standen die Anhänger der Deutschen Christen gegenüber. Erst im Laufe der Jahre 1934 und 1935, als sich ein Politik mit dem Rufer-Verlag 239

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massiver Rückgang der Anhängerschaft der Deutschen Christen abzeich- nete, wurden die innerkirchlichen und innerprotestantischen Gewichts- verhältnisse klarer. Aber es gab auch einen großen Teil von Pfarrern und vor allem von Kirchenmitgliedern, die keinem der beiden Lager zugerech- net werden konnten. Heinrich Mohn hat sich persönlich seit 1934 zur Bekennenden Kirche gehalten. Das führte ihn als Unternehmer jedoch nicht dazu, die Verlags- produktion auf eine theologische oder kirchenpolitische Richtung hin zu orientieren. Als Kriterium galt dem Verleger vielmehr die Konzentration – man könnte auch sagen: die Beschränkung – auf Literatur, die sich aus- drücklich in den Grenzen der Theologie hielt. Anders ausgedrückt: Es muß- te klar sein, daß es sich um theologische Äußerungen handelte, nicht um politische. Dieser strikten Unterscheidung zwischen Theologie und Politik suchte Heinrich Mohn als Verleger in der folgenden Zeit zu genügen. Das entsprach voll und ganz dem Verständnis der Bekennenden Kirche. Dem Kampf um die Selbständigkeit der Kirche korrespondierte die Anerken- nung der Eigenständigkeit des Staates; so wie der Staat sich nicht in die Kirche einmischen sollte, wollte sich auch die Kirche nicht in die staatli- chen Angelegenheiten einmischen. Rückblickend ist diese strikte Unterscheidung selbst als ein Politikum zu bewerten. Denn Kirche und Theologie widersetzten oder entzogen sich damit dem Totalitätsanspruch des NS-Staates. Die Unterscheidung zu ak- zeptieren kann deshalb auch als Verzicht auf politischen Einfluß, als Akt der Anpassung bewertet werden. Aus der Sicht der Nationalsozialisten stellte es sich anders dar. Hier war die Trennung von Kirche und Politik das Mittel, um die kirchlich-theologischen Stimmen aus der Politik zu ver- drängen und sie gezielt zu marginalisieren. Sie kann aber auch als Folge der gescheiterten Gleichschaltung und Vereinnahmung der Kirche bewer- tet werden. In keiner Hinsicht ging die Rechnung jedenfalls eindeutig auf. Die Ambivalenz des zeitgeschichtlichen Kontexts prägte auch das Han- deln des Verlegers Heinrich Mohn. Die Trennung von Theologie und Poli- tik steht, darauf sei hier wenigstens kurz verwiesen, im verlegerischen Handeln Mohns in bemerkenswertem Gegensatz zu der so ganz anders, nämlich offen politisch-ideologisch konturierten Belletristik der Jahre vor 1939 und in den Kriegsjahren. Die Theologie, die bei Bertelsmann verlegt wurde, war jedenfalls nicht von der Art, daß sie jene Klarheit reflektiert hätte, die der protestantischen Theologie und Kirche die Gründe ihrer Selbständigkeit in unverwechsel- barer, vom herrschenden politischen Zeitgeist deutlich unterscheidbarer Weise zur Darstellung bringen konnte. Dieses ambivalente Bild erhält weitere und präzisere Konturen, wenn das Verhalten des theologischen Verlegers im Zusammenhang der Ver- lagsaktivitäten insgesamt gesehen wird. Trutz Rendtorff 240 Theologie zwischen Anpassung und Distanz

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6 »Feldgrau schafft Dividende« Die Erfolgsgeschichte der Kriegsbücher und politischen SchriftenDie Kriegsbücher und politischen Schriften Im Jahr 1928 hatte C. Bertelsmann die Belletristik (Heimat-, historische und Frauenromane) als neuen Verlagszweig begründet. Ab 1931 wurden ihr größere Herstellungskontingente eingeräumt. 1932, im härtesten Jahr der Weltwirtschaftskrise, zeichnete sich in der Umsatz- und Gewinnstati- stik des Unternehmens1 ein deutlicher Einbruch ab, von dem der Buch- verlag stärker betroffen war als der Zeitschriftenbereich. Dennoch inve- stierte Mohn nun vermehrt zu Lasten der theologischen Sparte in das nach wie vor unrentable belletristische Programm. 1933 überstiegen des- sen Kosten für Druck, Papier und Satz jene der Theologie. Die Belletristik erzielte denn auch 1933 steigende Umsätze, stagnierte 1934, brachte nach 1935 jedoch weiteres Umsatzwachstum und endlich Gewinne. Bis dahin hielten die erbaulich-unterhaltenden Zeitschriften Zaulecks, ob- wohl auch ihr Umsatz nach 1932 zurückging, das Unternehmen finanziell über Wasser. Nach wie vor verlustbringend war die wissenschaftliche Theologie, trotz einer kurzzeitigen Konjunktur der Schriften zur aktuellen kirchenpolitischen Debatte 1934. Mohns Bestreben, eine überschaubare Titelzahl jeweils in kostengünstigen Massenauflagen zu produzieren und abzusetzen, war zwar bei den Erfolgsautoren Gustav Schröer und Fritz Müller-Partenkirchen bis 1934 geglückt. Doch die überwiegende Zahl der rund zwei Dutzend Frauen- und Heimatromane blieb weit von Bestseller- auflagen entfernt. Heinrich Mohns Unternehmen überstand die Weltwirtschaftskrise nur unter erheblichen Belastungen. Die Umsatzverluste gingen mit Gewinnein- brüchen einher. Das »Reinvermögen« der Einpersonengesellschaft mußte die geschäftlichen Rückschläge abfedern. 1932 entsprach der Umsatzein- bruch gegenüber 1931 einem Wert von mehr als 22 Prozent also fast ei- nem Viertel.2 Diesen Rückgang von etwa 311 000 RM konnte Mohn nur durch eine drastische Kostenreduktion mildern. Er senkte 1932 die Ge- samtkosten im Vergleich im Vorjahr um 20,8 Prozent, wovon fast die Hälf- te auf die umsatzbedingte Reduzierung der Materialkosten entfiel. Aber auch beim Personal machte sich die Krise bemerkbar. Die Personalkosten hatten sich von 1924 bis 1929 etwa verdreifacht, stagnierten 1930/31 und sanken in der Krise wieder, als Mohn Personal abbaute. Im ersten Ver- lustjahr 1932 senkte er diesen Kostenblock um 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Arbeiter und Angestellten, die zwischen 1925 und 1930 von 102 auf 133 erhöht worden war, fiel 1932 auf 114, erreich- te jedoch schon 1933 wieder den Stand von 142, obgleich die Rezession und ihre Folgen weiterhin Spuren in der Bilanz hinterließen. Ab 1937 stie- gen die Personalkosten aufgrund der enormen Umsatzsteigerung deutlich an, die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 227 (1937) binnen zweier Jahre auf 385.3 Die Kriegsbücher und politischen Schriften 241

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Ein neues Marktsegment im neuen Reich In der für das Unternehmen schwierigsten Phase bemühten sich Johannes Banzhaf und Fritz Wixforth ab 1934, neben der stagnierenden Belletristik einen weiteren Marktsektor zu erobern, der unter den neuen politischen Bedingungen ungleich größere Erfolgsaussichten versprach – die Kriegs- und Kriegserlebnisbücher. Im Herbst 1934 erwies sich Werner von Langs- dorffs Fliegerbuch als so eklatanter Bestseller, daß sich der Verlag binnen kurzem konsequent auf diesen Bereich als Schwerpunkt ausrichtete – mit der kriegerischen Neukonzeption der Spannenden Geschichten, aber auch mit neuen Aufträgen für Langsdorff und den höchst produktiven Routinier Paul Coelestin Ettighoffer sowie Lizenzausgaben von deren früheren Titeln. Um die Heftreihe kümmerte sich Banzhaf, für die neue Buchsparte übernahm Mohns Schwager Steinsiek das Lektorat und die Betreuung der Autoren. Offenbleiben muß, ob neben den ökonomischen auch taktische Erwägungen für das Engagement auf dem neuen Markt- sektor sprachen. C. Bertelsmanns Verhältnis zum neuen Regime ent- sprach im belletristischen Sektor dem der meisten nationalkonservativen Verlagshäuser, die Programmkorrekturen nicht nötig hatten und in der Werbung gerne ihren Beitrag zur Volksgesundung betonten. Doch vor al- lem wegen der schwierigen Gratwanderung im theologischen Bereich, von der erste Zensureingriffe zeugten, dürfte das Verlagshaus mit seiner hundertjährigen erbaulichen Tradition dem Regime als unsicherer Kanto- nist erschienen sein.4 Durch die Kriegsbücher und -hefte, die in der orga- nisierten, gleichgeschalteten Jugend eine neue Zielgruppe erschlossen, si- cherte man sich das Wohlwollen des Propagandaministeriums. In der Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum 19355, die haupt- sächlich ein Lebensbild des Gründers aus Heinrich Mohns Feder enthielt, erwähnte der Verleger seine eigenen Aktivitäten nur sehr zurückhaltend, nannte am Ende zwar die theologischen und belletristischen Reihen und Projekte, verschwieg aber die Heftserie Spannende Geschichten, die so- eben ihre ersten Abstecher in das Gebiet der Kriegsliteratur wagte. Gera- de diese Hefte wurden vom Evangelisch-Sozialen Pressverband für die Pro- vinz Sachsen in einem Gratulationsschreiben zum Firmenjubiläum gerühmt: »Besonders beglückwünschen wir Sie zu den ersten acht Ju- gendheften, die Sie herausgebracht haben. Sie sind in Aufmachung und Inhalt beim Preis von RM. –.20 ohne Tadel und treffen ins Schwarze.«6 1938, als die Sparte der Kriegsbücher das Unternehmen zu Umsatzre- korden führte, bot Bertelsmann zwar den Buchhandlungen verlockende »Sonderfenster« für den Vertrieb der neuen Ware an. Doch im offiziösen Börsenblatt wahrte der Verlag gegenüber dem Buchhandel weiterhin das Erscheinungsbild eines Unternehmens, das Theologica und Heimatroma- ne herausbrachte. Diese Zurückhaltung mag auch taktische Gründe im Hinblick auf die parteinahen Konkurrenzfirmen gehabt haben. Nach 1939, als die Finanzbehörden ihren Teil an den Kriegsgewinnen einfor- derten, die Bertelsmann machte, bemühte sich Mohn darum, sein Ge- schäft mit der Kriegsliteratur als vergleichsweise unbedeutend erscheinen zu lassen, um den Ruch des Konjunkturgewinnlers zu vermeiden.7 Erst 242 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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recht galt es nach der Niederlage 1945, das enorme Geschäft Bertels- manns mit Kriegsbüchern herunterzuspielen.8 Zwar hatte das Unterneh- men seine Produktionskapazitäten in den Jahren 1938 bis 1941 zu annähernd 75 Prozent mit der Herstellung von Kriegsbüchern ausgela- stet, doch mußte nun die Titelstatistik belegen, daß gerade einmal 1,46 Prozent aller Titel, die zwischen 1933 und 1944 veröffentlicht worden wa- ren, in diese Sparte fielen. Tatsächlich erschienen bei C. Bertelsmann zwischen 1921 und 1945 insgesamt 1 961 Veröffentlichungen, von denen 1 158 zum theologischen Bereich gehörten, von schwergewichtigen wissenschaftlichen Reihenwer- ken bis zu kurzlebigen Erbauungsbroschüren und Gesangbüchern. Hinzu kamen zehn theologische Zeitschriften. Dagegen erreichte die Belletristik im selben Zeitraum nur eine Gesamtzahl von 803 Titeln: vom dickleibigen Roman Gustav Schröers bis zu den schmalen Erzählungsheftchen der Se- rie Acht Seiten / Freude zu bereiten; dazu kamen drei erbaulich-unterhal- tende Zeitschriften. Erfaßt man die jährlichen Neuerscheinungen (ohne Zeitschriften und Rufer-Verlag) in zwei Verlaufskurven, so weisen sie ge- genläufige Tendenzen auf. Der theologische Verlag C. Bertelsmann sowie der 1939 erworbene Verlag Der Rufer fielen im Lauf des Krieges der Auskämmung nicht »kriegswichtiger« Produktion zum Opfer. Dagegen erreichte der belletri- stische Verlagszweig 1943 eine Rekordzahl an Neuerscheinungen. Zwar lag der Höhepunkt des Kriegsgeschäfts zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre zurück, doch brachte der Verlag nun zwei Serien von Feldpost- drucken auf den Markt, für die einige Dutzend Hefte in Lizenzausgaben erschienen.9 Auch in den Aufstiegsjahren von 1935 bis 1938, also auf einem noch weitgehend unregulierten Markt, legte der Verlag jährlich nur gut zwei Ein neues Marktsegment 243

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Dutzend neue belletristische Titel vor. Es war ein durchaus überschauba- res belletristisches Gesamtprogramm, das C. Bertelsmanns Werbeillu- strierte den Kunden jeweils im Herbst und im Frühjahr präsentierte: So of- ferierten die Ausgaben des Jahres 1937 gerade einmal 48 Titel, zu denen noch zwölf neue Hefte der Serie Spannende Geschichten und die Zeitschrift Frohes Leben kamen. Sechzehn dieser Titel und die besagten Hefte wies der Verlag als Novitäten aus, der Rest waren Lagerbestände aus früheren Jahren. Die Kriegsbücher bildeten ein knappes Drittel des Gesamtange- bots; vom theologischen und erbaulichen Schrifttum des Traditionshauses war in dieser Publikumswerbung überhaupt nicht die Rede. Daß Bertelsmann das große Geschäft ausschließlich mit dem belletri- stischen Verlag machte, war Heinrich Mohn natürlich bewußt. In seinen persönlichen »Kladden«10 schlüsselte er die Gewinnanteile der einzelnen Programmbereiche auf. Die Belletristik erschien dabei als eine einzige Sparte, die theologische Produktion unterteilte Mohn dagegen je nach ihren Absatzbedingungen in fünf unterschiedliche Gruppen: wissen- schaftliche Bücher (zu ihnen zählte er außer der Theologie auch Grimms Englische Rede11), Erbauungsschriften, Drucke für den Gemeinde- und Schulbedarf, Gesangbücher und schließlich Zeitschriften. Abgesehen von den Jahren 1938, 1939, 1941 und 1942 blieb die wissenschaftliche Theo- logie durchwegs ein Verlustgeschäft. Gewinne brachte sie nur, wenn Mohn ihre Produktion zurückfuhr, was die Herstellungskosten reduzierte und den profitablen Ausverkauf einleitete.12 Es war somit aus ökonomi- scher Sicht nicht nur konsequent, sondern geradezu notwendig, daß Heinrich Mohn während der dreißiger Jahre die Produktion theologischer Schriften stetig zugunsten der Belletristik zurücknahm. Das geschah je- doch im Gegensatz zum reichsweiten Trend auf dem Buchmarkt. Hatten 1930 bis 1937 Theologica einen von sieben auf elf Prozent langsam wach- senden Anteil am Gesamtumsatz der deutschen Verlagsbranche, so sank der Vergleichswert bei Bertelsmann von 20 Prozent im Jahr 1930 auf sie- ben Prozent im Jahr 1936.13 Daß der Verleger die Marktchancen rasch zu ergreifen suchte, zeigt ein Blick auf die Statistik der Herstellungskosten, also der Kosten für Papier, Satz und Druck. Sie spiegeln unmittelbar die Programmentscheidungen des Verlegers, während die Umsatzzahlen den Absatz im Laufe der Jahre wie- dergeben.14 Das Bild macht deutlich, daß der binnen kurzer Frist erzielte Erfolg der neuen Kriegsbuchsparte Mohn schnell zur unternehmerischen Entscheidung führte, ab 1936 die Produktionsanlagen radikal zu moder- nisieren. Das Produktionswachstum parallel zur Kapazitätserweiterung des Betriebes zwischen 1936 und 1939 verdankte sich fast ausschließlich den Kriegsbüchern. Als nach Kriegsbeginn mit den Wehrmachtsausgaben ein zusätzlicher, wachstumsstarker Markt erschlossen wurde, stieß das Un- ternehmen an seine Grenzen und konnte das Geschäft schließlich nur noch durch Auftragsverlagerungen bewältigen. Ein neues Marktsegment 245

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»Die magischen Wälder«: Ein »neuer Typ des Kriegsbuches« scheitert Mit einer ungewöhnlichen und kostspieligen Anzeige warb C. Bertelsmann am 10. August 1933 im Börsenblatt für Die magischen Wälder eines ge- wissen Heinz Gumprecht.15 Die düsterfarbige Umschlagvorderseite des Hausgraphikers Siegfried Kortemeier war in Originalgröße beigeklebt: In holzschnitthaftem Plakatstil zerteilt Stacheldraht das Bild, dahinter er- scheint die Silhouette eines Gefangenen, ein undurchdringlicher Wald spie- gelt sich im Wasser. Darüber die Schlagzeile »Der neue Typ des Kriegsbu- ches!«, darunter »Das ist Ihr Buch fürs Herbstgeschäft!« sowie eine ganze Seite volltönender Verlagspoesie, die mit Rußlandstereotypen hantiert: »Millionen deutscher Soldaten erlebten das heilige Rußland. Russische Erde trank deutsches Blut in Strömen, sibirische Steppe erstickte die Flüche der Hunderttausende, die hinter Stacheldraht der Hunger und Ty- phus dahinraffte. […] Ja, es gibt ein ewiges Rußland, dessen Seele un- berührt und unbefleckt auch den Wahn des Bolschewismus überdauern wird. Ein starkes, zeitgemäßes Buch, das uns das drohende Rätsel Asien verstehen lehrt. Den Namen Gumprecht wird ein nationales Deutschland sich merken müssen.« Aber bildete dieser Bericht eines deutschen Kriegsgefangenen, der durch Sibirien und am Ende durch das revolutionäre Rußland geflohen war, wirklich einen »neue[n] Typ des Kriegsbuches«? Die Aufarbeitung des Weltkriegs hatte bereits begonnen mit Walter Flex’ Wanderer zwi- schen beiden Welten und Ernst Jüngers In Stahlgewittern, allerdings erst mit Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues16 ihren Höhepunkt erreicht. Der weltweit in Millionenauflage verbreitete und in den USA ver- filmte Roman, der erstmals den Krieg ungeschönt darzustellen schien, rief in Deutschland heftige Diskussionen hervor. Das linke Lager kritisierte, daß Remarque seinen Helden keine Konsequenzen ziehen, sondern lar- moyant den Krieg bis zum Ende durchleiden lasse, die Rechte brand- markte den »Tendenzliteraten«, der kaum erlebt habe, wovon er schrieb, und das besiegte Deutschland mit seiner Darstellung vom Kriege gebro- chener Menschen diffamiere. Die erstarkende NSDAP sorgte mit Krawal- len für das Verbot des Films. Zahlreiche nationalgesinnte Autoren wie Werner Beumelburg und Hans Zöberlein wetteiferten darin, in ihren Kriegserlebnisbüchern den heldenmütigen Kampf des im Felde unbesieg- ten und ungebrochenen deutschen Soldaten vorzuführen. An krassen (und bei den Lesern willkommenen) Szenen war auch bei Autoren wie Thor Goote und P. C. Ettighoffer kein Mangel. Bertelsmann sollte Bücher beider Autoren nach 1936 erwerben und mit ihnen große Erfolge erzie- len. Gumprechts Buch beteiligte sich nicht an diesem Wettstreit um Stel- lungskrieg, Bombentrichter, Drahtverhaue, Laufgräben, Granatenhagel, zerfetzte Körper und blutige Materialschlachten; der Krieg spielte nur eine Nebenrolle. Das Sujet war gleichwohl nicht neu. Edwin Erich Dwinger, von glühendem Haß gegen den »Bolschewismus« beseelt, hatte in den Jahren 1929 bis 1932 seine sehr erfolgreiche Trilogie Deutsche Passion im Eugen 246 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Diederichs-Verlag vorgelegt.17 Dar- in hatte er autobiographisch, jedoch mit oft kruden, kolportagehaften Passagen seine sibirische Internie- rung, seine Flucht und sein weiteres Schicksal in den Wirren des russi- schen Bürgerkriegs geschildert. Die magischen Wälder (Farbabb. 22) schlagen einen anderen Ton an und stehen ihrerseits am Beginn einer Reihe von Sibirienromanen, die Bertelsmann in den folgenden Jah- ren herausbrachte. Werbeanzeige im »Börsenblatt« (1933) Hinter dem Pseudonym Heinz Gumprecht verbarg sich Friede H. Kraze, die bei Bertelsmann seit 1929 mehrere Titel unter ihrem wirklichen Namen publiziert hat- te.18 Der Zauber, der in den Magi- schen Wäldern beschworen wird, entspricht den slawophilen Tenden- zen, die Kraze bereits in Die Freiheit des Kolja Iwanow bewiesen hatte. Doch gewinnen diese Tendenzen nun eine für die Autorin neue politische und weltanschauliche Dimension. Der Roman beginnt im Spätsommer 1915. Der deutsche Infanterist Hannsjörg Klinger wird in einem Gefecht verwundet, gefangengenommen und nach Sibirien deportiert. Nach Auf- enthalten in Gefängnissen und Lagern flieht Klinger, verirrt sich aber und erliegt fast dem Hungertod. Später arbeitet er in einem kleinen Dorf als technischer Zeichner, freundet sich mit den Bewohnern an und lernt viel über die russische Kultur und Mentalität. Außerdem verliebt er sich in die junge Russin Anja. Nach Ausbruch der Oktoberrevolution gelingt es Klin- ger mit Hilfe einer schwedischen Geheimorganisation, über Petersburg nach Deutschland zu flüchten. Er will Anja zu sich holen, muß aber erfah- ren, daß diese sich, bevor ein Trupp marodierender Rotgardisten sie ver- gewaltigen konnte, erschossen hat. Klinger kauft (wie die Hauptfigur bei Dwinger) ein Stück Land in Ostpreußen und läßt sich dort mit seinem jun- gen russischen Freund Aljoscha als Bauer nieder. Der szenen- und episodenreiche Roman erzählt von einer Konfrontati- on mit der Fremde. Trotz der prekären, oft lebensgefährlichen Situation, in der er sich befindet, ist der Ich-Erzähler stets ein genauer, neugieriger Beobachter, der die andere Welt, in die er unvermittelt gestürzt wird, we- niger nach seinen Maßstäben bewerten als in ihrer Eigenart wahrnehmen und begreifen will. Die verschiedenen Aspekte des dörflichen Lebens fas- zinieren Klinger ebenso wie die wilde Schönheit der sibirischen Landschaft und die unendliche Vielfalt von Fauna und Flora: »Man müßte zehn Paar Augen haben. Das Neue überschwillt alle Grenzen.«19 Das »erdhafte Erle- ben in den Wäldern« steigert sich für Klinger, nicht zuletzt dank seiner ero- tischen Begegnungen mit Russinnen, zu einem vitalistischen Rausch, zu »Die magischen Wälder« 247

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einem »panische[n] Allgefühl«, in dem »die Kruste des jahrtausendealten Kulturschutts […] abgeschwemmt« wird. Die Magischen Wälder sind ein poetischer Gegenentwurf zu Dwingers Rußland-Trilogie. Konzentriert sich diese auf die unsäglichen Leiden der deutschen Kriegsgefangenen als Gruppe, so rückt bei Gumprecht das trotz aller Härten durchaus emphatische Erleben des einzelnen in den Mittel- punkt. Daß er ein deutscher Patriot und Soldat ist, vergißt freilich auch die- ser Ich-Erzähler nie. Alle peinlichen Situationen, in die er gerät, alle Be- leidigungen und Erniedrigungen, die er ertragen muß, empfindet er weni- ger als einen Angriff auf sich als auf eine höhere Würde, die er zu vertre- ten hat. Sein nationales Über-Ich bleibt stets intakt. Das »panische Erle- ben« erscheint gegen Ende des Romans zudem in einer Perspektive, die mit den Topoi der politisierten Lebensphilosophie übereinstimmt. Mit dem entbehrungsreichen Leben in den Wäldern, aber auch mit deren Anblick verbindet sich für Klinger und seine Kameraden ein Modell für die politi- sche Erneuerung Deutschlands im Zeichen der »Volksgemeinschaft«: »›Aus den Wäldern […] noch mehr als aus den Ebenen erklärt sich die russische Seele. Der Einzelne ist nichts, wie der Baum im Walde nichts ist. […] Frei- lich, die Wälder raffen den Blick nahe zusammen. Aber ein Baum führt ihn zum andern. Und der nächste wieder weiter. Und weiter. Als ginge es in die Unendlichkeit. An der Unendlichkeit gemessen wird alles bedingt. Es verliert sein Einmaliges und Besonderes. Es wird Epoche und ewige Wie- derkehr im Wandel der Zeiten, im Wandel der Kulturen. Laßt es uns auch so mit Deutschland machen. […] Wir werden daraufhin leben müssen, daß für unser Land das Eigentliche erst kommt.‹« Die weltanschauliche Lektion, die in Die magischen Wälder erteilt wird, liegt in der Verabschiedung des Individuums zugunsten des Kollektivs und in einem metaphysischen Verständnis von Politik. Eine deutsch-russische Union, die sich diesem Geist verpflichtet weiß, wäre für Klinger der er- folgversprechende dritte Weg zwischen der verachteten Alternative Kapi- talismus oder Kommunismus. Auf den letzten Seiten des Romans erhält der Heimgekehrte Nachricht vom Kapp-Lüttwitz-Putsch, den er als einen untauglichen Versuch von »Kinder[n]«, dem niedergebrochenen Deutsch- land wieder aufzuhelfen, begreift: »Gott, vergib ihnen! Gott, erleuchte sie, daß aus den Knaben Männer werden. Gott, gib Männer für Deutschland! Gib den Mann, der ihm aufhilft! Gib den Führer!« Schon die Errichtung sei- nes ostpreußischen Bauernhofes gibt Klinger aber die Gewißheit, an der nationalen Erneuerung mitzuwirken: »Und wie wir das Haus bauen, mit- ten in dem Lande, dem die Russengeißel die Narben einkerbte, denke ich: wir bauen an Deutschland.« Die politischen Ereignisse des Jahres 1933 überzeugten Friede H. Kra- ze davon, daß der Mann, der das Vaterland zu neuer Größe führen sollte, endlich erschienen war. In einem Brief an den Präsidenten des Reichsver- bands Deutscher Schriftsteller sprach sie am 5. März 1934 von ihren li- terarischen Plänen und ihrer politischen Überzeugung: »Ich habe den drin- genden Wunsch noch einen zweiten Roman unter dem Pseudonym schrei- ben zu dürfen. Erstlich, weil es wieder der Roman eines Mannes wird, und zwar möchte ich das Schicksal des deutschen Mannes schildern von seiner 248 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Kindheit an bis auf die heutige Zeit. Der deutsche Mann, aus dem Volke hervorgegangen, der ewig sehnende, suchende, irrende, sich immer auf ei- ner höheren Stufe wiederfindende, bis er in Gott, Heimat und in der gros- sen, herrlichen Bewegung unserer Zeit und unter dem Führer seine Erfül- lung findet. Es wird ein grosser, mehrbändiger Roman werden.«20 Friede H. Kraze hat diesen Roman nicht mehr geschrieben; sie starb am 16. Mai 1936.21 Die magischen Wälder aber wurde im Verlauf des Krie- ges zu einem problematischen Buch. Eine Mannheimer Bürgerin wandte sich im Mai 1942, von der Lektüre indigniert, an die Reichsschrifttums- kammer. C. Bertelsmann wurde aufgefordert, das Buch, von dem nur noch einige Restexemplare vorhanden waren, nach Berlin zu schicken. Dann bat die Reichsschrifttumskammer das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda um Entscheidung, ob Die magischen Wälder in die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« aufzunehmen sei. Der zuständige Beamte antwortete am 27. September 1942 lakonisch, daß eine Neuauflage des Romans durch Papiersperre verhindert werde, da »seine politische und weltanschauliche Betrachtungsweise für die heutige Zeit gänzlich abwegig« sei.22 Der Traum von einer Begegnung der deutschen und der russischen Seele, den die bürgerliche Schriftstellerin Friede H. Kraze mit manchen Nationalrevolutionären der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre geteilt hatte23, war endgültig vorüber. An seine Stel- le trat der Vernichtungskrieg gegen die »sowjetischen Untermenschen«. Im Jahr 1933 erfuhr der Verlag Schwierigkeiten bei der Vermarktung des pseudonymen Werkes, das zwar zeitgeschichtliche Aktualität besaß, doch nicht als autobiographischer Bericht wie Dwingers Erfolgstrilogie zu bewerben war. Die Autorin mußte deshalb im Dunkel bleiben; um so brei- terer Raum wurde Pressestimmen eingeräumt, die doch nur den Klappen- text paraphrasierten. Die magischen Wälder versank im unpolitisch Ne- bulösen. »Ein Lied von der Fremde, von der Heimat, von der unzerstör- baren göttlichen Totalität des Menschendaseins« entdeckte der Rezensent des Berliner Tageblatts24, der Tag sah den »Durchbruch zum russischen Wesen, zur Seele des Russen«25 vollzogen. Größere Zusammenhänge stell- te – so die Bertelsmann-Werbeanzeige, die die Passage zitierte – die Li- terarische Welt her: »›Wiechert, von Mechow, Jünger, Beumelburg, Alver- des, Binding, Carossa – Gumprecht‹ in dieser Reihenfolge nennt Walter Oschilewsky […] die Namen derer, ›die nach dem Erlebnis des Weltkrieges sich langsam und schwer zu neuer Wirklichkeit durchkämpften. Heinz Gumprecht gehört zur kleinen Gemeinde derer, die durchgekommen sind und standgehalten haben‹.«26 Velhagen und Klasings Monatshefte er- kannten in den Magischen Wäldern ein »persönliches Bekenntnis von sehr reinem Ton«.27 Die staatliche Beratungsstelle für hessische Volksbücherei- en fragte schließlich: »Wer ist dieser Gumprecht, daß er uns ein so starkes und zugleich feingliedriges Buch schenken kann? […] Man gebe es denen, die noch eine Antenne für Empfang aus den Urgründen des Lebens besit- zen und irgendwie mitten in der Zeit dem Ewigen verpflichtet sind.«28 Zum Bestseller allerdings taugte ein solches Werk zunächst nicht. Der Erstauflage von 8 000 Exemplaren folgten 4 000 weitere, doch schickten die Sortimenter nicht weniger als 6 000 wieder zurück – »diese lagen wie »Die magischen Wälder« 249

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Blei auf dem Lager«.29 Bertelsmann lernte aus dieser Erfahrung. Ein Jahr später hatte man ein schlagendes Exempel für den »neue[n] Typ des Kriegs- buches« vorzuweisen. Erst in dessen Schlepptau war 1936 eine Wieder- vermarktung der Magischen Wälder erfolgreich. Von 1936 bis 1938 konn- te man das Buch mit neuer Werbung vom 14. auf das 100. Tausend brin- gen. Weitere 56 000 Exemplare erschienen während des Krieges. »Flieger am Feind«: Das »Weihnachtsbuch der Hitlerjugend« Die Präsentation von Werner von Langsdorffs (1899–1940)30 Flieger am Feind (Farbabb. 63) verriet bereits das Erfolgsrezept der Bertelsmann- Kriegsbücher, wie sie bis zur Schließung des Verlags 1944 erschienen. Auf literarische Qualitäten kam es nicht an, nur der authentische Erlebnisbe- richt interessierte, in dem die gedemütigte Nation ihre heldischen Tugen- den erkennen konnte. Die doppelseitige Anzeige am 1. August 1934 im Bör- senblatt wird beherrscht von einem Dokumentarfoto: Zwei deutsche Sol- daten halten ritterlich einen gegnerischen Piloten untergehakt, der offen- bar bei einem Luftgefecht abgeschossen worden ist. Schmerzen und die Schande des Verlierers stehen dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben. Der Werbetext in breiten, fetten Lettern ist eingerahmt von einer dynami- schen Auszeichnungstype. Nicht mehr Rezensentenlyrik prägt die Ankün- digung, sondern markiger Lakonismus: »Siebzig deutsche Flieger und Luft- schiffer erzählen ihre Kriegserlebnisse. Was da an Aufklärungsflügen, Zep- pelin-Englandfahrten und Luftkämpfen berichtet wird, oft nur in knappen Tagebuchaufzeichnungen der Gefallenen, der Boelcke, Richthofen und Im- melmann, oder als schlichter Bericht von Hermann Goering [sic] als Füh- rer der Kampfstaffel Richthofen, der Köhl, Schleich und all der Unbe- kannten in Führersitz u. Motorengondel, am MG u. Bombenhebel – immer packt u. erschüttert die reine Tatsache. Allein 31 Seiten meist unbekann- ter Originalaufnahmen begleiten den Text. Das Buch der Kameradschaft u. todesbereiten Pflichterfüllung. Den alten Frontkämpfern u. der neuen Ju- gend zur Mahnung: Luftfahrt ist not!«31 Drei Fachmänner sekundieren: Staatssekretär der Luftfahrt Ehrhardt Milch (»ein wertvoller Ansporn für ein heranwachsendes Fliegergeschlecht«), Ozeanflieger und Ritter des Pour le mérite Hermann Köhl (»Ich bin begeistert«) und Major Ritter von Schleich, Ehren-Fliegerführer der HJ und Ritter des Pour le mérite (»Möch- te es in den Kreisen der Hitlerjugend den alten Fliegergeist wieder leben- dig werden lassen«). An bisher von der Bertelsmann-Produktion nicht angesprochene Adres- saten richtete sich die Werbekampagne für das Hauptgeschäft: Das »Buch der todesbereiten Pflichterfüllung« wurde Ende November 1934 zum »Weihnachtsbuch der Hitlerjugend« erklärt. Baldur von Schirach zeigte sich ergriffen und begeistert. Solche Publikationen waren nützliche Be- gleiter des umfassenden Aufrüstungsprogramms, das vom Regime bereits in dieser Zeit systematisch betrieben wurde. Dazu gehörte auch die mi- litärische Luftfahrt, die seit dem Ersten Weltkrieg strengen Restriktionen 250 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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der Siegermächte unterlag.32 Gerade die Faszination durch die Luftfahrt schien für die Militarisierung der Jugend überaus geeignet. Am 9. Mai 1935 bildete die »Flugliteratur« einen eigenen Anzeigenschwerpunkt im Bör- senblatt. Unter Görings Motto »Das deutsche Volk muß ein Volk von Flie- gern werden« annoncierten der Verlag Deutsche Kultur-Wacht Luftarmeen ringsum und Wir fliegen mit Hitler!, der Vorhut-Verlag Die Flieger kom- men!, Reclam bot Einschlägiges feil, Bertelsmann verwies auf den Absatz von 20 000 Stück des Langsdorff-Buches und kündigte einen Fortset- zungsband an.33 Den Umschlag von Flieger am Feind ziert das berühmte Jagdflugzeug des »Roten Barons« Manfred von Richthofen, rückseitig finden sich die er- wähnten Lobesworte hoher Funktionäre. Der Klappentext verheißt: »Sol- daten machen nicht viel Worte. Auch über dieses Erlebnisbuch deutscher Frontflieger sollen nicht große Worte gemacht werden. Denn hier reden die blutigen Tatsachen.«34 Burschikos wird die kollektive Erinnerung einer Generation von Kriegsteilnehmern beschworen: »Die Namen der Flieger, die hier erzählen, kennt wohl jeder, der in Polen, an der Somme oder im Flanderndreck herumgekrebst ist – wenn’s plötzlich über einem knatterte und ein deutsches Kampfgeschwader für Ordnung sorgte.« Schließlich folgt der politische Appell an den Nachwuchs: »Das also waren die Männer to- desbereiter Pflichterfüllung, die Frontkameraden in Ernst und Fröhlich- keit. Heute lenken sie die Geschicke der Nation, höchstes Vorbild unserer Jugend, die nicht mehr dem Tod von Flandern getrotzt und in die Hölle von Verdun gegangen ist. Den alten Frontkämpfern jeder Waffe und den jun- gen Kämpfern des Dritten Reiches dieses Buch zur Mahnung: Nicht müde werden! Luftfahrt ist not!« Die reiche Bebilderung des Buches entspricht den Vorgaben des Gen- res. Alle 71 Autoren erhalten ein Porträt, drei Helden ein ganzseitiges (die beiden legendären gefallenen Jagdflieger Oswald Boelcke und Manfred von Richthofen sowie Hermann Göring). Hinzu kommen Dokumentarfotos vor allem diverser Luftgefechte. Der Herausgeber widmet den Band dem An- denken der 7 829 (von 10 000) gefallenen deutschen Luftfahrer. Die Auto- renbiographien versäumen nicht, an einigen Stellen darauf hinzuweisen, wie schlecht so viel Mut und Opferbereitschaft in der Weimarer Zeit ver- golten worden seien.35 Die Beiträge pflegen eine spezifisch nationalistische Variante der Neu- en Sachlichkeit. Die Autoren treten weniger als literarisch schöpferische Subjekte denn als Reporter auf.36 Von den Gefühlen und Gedanken der Flie- ger ist nur selten die Rede, wichtiger ist die kriegerische Aktion, in deren Schilderung sich Faszination durch die Technik, verdeckt ausgesprochene Abenteuerlust und das Bewußtsein, für das Vaterland in die Pflicht ge- nommen zu werden, miteinander verbinden. Dem ungehemmten Stolz auf die Leistungen deutscher Flieger und Flugzeuge entspricht nur selten eine aggressive Abwertung des Feindes. Carl Töpfer etwa weiß in Der neue Franz von den furchtbaren Leiden deutscher Kriegsgefangener in Frank- reich zu erzählen.37 Häufiger aber sind Stimmen, die von einem die Fron- ten übergreifenden Elitebewußtsein berichten. Die frühen Luftkämpfe wa- ren, wie Joachim von Schoenebeck versichert, »noch eine fast sportliche, »Flieger am Feind« 251

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ritterliche Angelegenheit«; »militärische Gesichtspunkte« hätten erst spä- ter eine Rolle gespielt.38 Max Immelmann wird von dem französischen Flie- ger, den er abgeschossen hatte, mit dem Satz »›You shot very well!‹« be- grüßt.39 Auch das deutsche Bildungsbürgertum steigt mit auf in die Lüfte. Der Nachtbombenflug Alfred Kellers endet mit betont bescheidenem Stolz: »Stumm gehen die Besatzungen auseinander. Man rüstet sich zu neuem Flug. Das Wort des großen Philosophen Kant findet hier seine Erfüllung: ›Das Pflichtbewußtsein in uns und der Sternenhimmel über uns!‹«40 Von Flieger am Feind ließen sich bis 1939 insgesamt 50 000 Exempla- re absetzen, 1940 bis 1942 kamen weitere 74 000 hinzu. 1935 erschien die »mehr ›friedliche‹ Fortsetzung«41 Flieger und was sie erlebten. Sie war mit einem Vorwort von SA-Stabschef Viktor Lutze versehen und verkaufte sich zunächst nur schleppend. Erst im Krieg wurde auch dieser Titel zu ei- nem Bestseller und erreichte 1944 das 127. Tausend. »Spannende Geschichten«:Die »Spannenden Geschichten« Eine Heftreihe im Zeichen der Militarisierung Jugendschriften42 hatten im Verlag C. Bertelsmann eine lange Tradition, ob Bücher, Schulschriften, Broschüren oder Periodika. Eine wichtige Rol- le auf dem zersplitterten, aber auch ergiebigen Spezialmarkt beanspruch- te man in Gütersloh freilich nicht. Hergestellt wurden saisonale Konfir- mations- und Weihnachtsgeschenke sowie erbaulich-moralische Literatur, die teils außerhalb des Sortimentsbuchhandels vertrieben wurde. Das An- gebot umfaßte 1931 nicht mehr als 27 Titel, die je nach Bedarf mit 1 000 bis 5 000 Exemplaren zur Lagerergänzung nachgedruckt wurden. Dazu ka- men die Zeitschriften: Schon 1931 lagen 102 Hefte (von insgesamt 171) der Schneeflocken (für Kinder von sechs bis zwölf Jahren) vor, 1926 war die Reihe Spannende Geschichten (Farbabb. 41/42) für die Altersgruppe von 14 bis 16 Jahren hinzugekommen. Die zwölf Hefte pro Jahr kosteten je- weils 15 Pfennige, gebundene Sammelausgaben 95 Pfennige oder 1,40 Reichsmark. Die Schneeflocken entsprachen in Konzept und Ausstattung Pastor Zaulecks Blättern Für unsre Kinder. Sagen, Märchen (auch die der Gebrü- der Grimm), moralische Geschichten, harmlose Erbauung herrschten vor. Programmatisch betonte der Verlag in einem Werbeheft 1931: »Solche Er- zählungen [aus dem Tierleben] müssen in erster Linie […] auf richtiger Beobachtung beruhen. Sie müssen ferner mit gemütvoller Teilnahme auf- gefaßt […] und in einer Sprache erzählt werden, die in anspruchslosem Ton dem kleinen und stillen Leben dieser Tierchen sich anschmiegt und doch die bedeutsamen Gefühlswerte und den sittlichen Gehalt, der darin liegt, dem Leser ohne Aufdringlichkeit nahebringt.«43 Die beunruhigende Moderne wurde aus dieser stabilen Welt des Gemütvollen strikt fernge- halten. Der folgenden Altersgruppe wurden vom Verlag zur Konfirmation un- ter dem Walter-Flex-Motto »Rein bleiben und reif werden!«44 noch im Jahr 1927 Schriften angeboten, die schon seit Bismarcks Zeiten zu diesem An- 252 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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laß beim protestantischen Bürgertum beliebt waren: Schwabs Die schön- sten Sagen des klassischen Altertums (seit 1894 mit der 24. Auflage bei Bertelsmann), Klees Rittergeschichten für das deutsche Volk (1906), Vil- mars Heilige Elisabeth (1895) oder Lavaters Worte des Herzens (seit 1888 mit der 27. Auflage beim Verlag). 1928 kündigte Bertelsmann Rausche- bärtiges wie Friedrich Adamis Aus der Zeit Friedrichs des Großen. Vater- ländische Erzählungen (1879)45 und Dietrich Darenbergs Sachsentrotz. Eine Erzählung aus den Tagen Herzog Widukinds (1911)46 an. Die Präsenz des Verlags C. Bertelsmann auf dem Jugendbuchsektor be- schränkte sich während der Weimarer Republik weitgehend auf die er- wähnten Konfirmationsgeschenke. Um so unschlüssiger war man 1933 über die weitere Programmplanung. Damit stand man nicht allein, wie die Debatten in den Fachorganen47 und im Börsenblatt zeigten. Einig über die Notwendigkeit eines gänzlichen Neubeginns, der endlichen Verbannung je- der »Schmutz- und Schundliteratur«, waren die Autoren doch ratlos dar- über, wie der neue Kanon auszusehen habe. Selbstkritisch bekannte Ger- hard Schönfelder im Börsenblatt für die Verlagsbranche: »Man handelte so, als ob es ein Schrifttum für ›Erwachsene‹ und ein anderes für die Ju- gend gäbe. In Wirklichkeit ist das stets nur eine Fiktion gewesen. […] Wer die Geschichte des deutschen Jugendschrifttums kennt, weiß, wie aus der Aufklärung und im Liberalismus sich diese Fiktion entwickeln konnte, der weiß, wie auf diese Weise jenes blutleere und moralische Gebilde der ›spe- zifischen‹ Jugendschrift entstand. Man sollte die fossilen Bestände dieses Jugendschrifttums, das noch in die Gegenwart hineinragt, nicht unnötig ernst nehmen. Seine Tage sind gezählt mit dem Werden und Wachstum ei- ner neuen deutschen Jugend.«48 Gegen solchen »pädagogischen Kitsch«49 war nun völkische Erziehung vonnöten, war eine Generation zukünftiger Soldaten heranzuziehen, der Rassengedanke zu verankern, die Jugend ernst zu nehmen und nicht mehr zu bevormunden.50 Die diversen Emp- fehlungen reichten von Storm und Hebbel51 und verstärkter Auseinander- setzung mit der Nationalgeschichte52 bis zu neuen völkisch-biologistischen, der Rassentheorie verpflichteten Geschichtsbüchern53. Unklar blieb die Zu- kunft der Heftliteratur54, etwa eines Ersatzes für die verpönten Western- hefte, eines endgültigen Verbots oder der Indienstnahme55 solcher Schrif- ten für die Ziele des Nationalsozialismus. 1933 bestanden C. Bertelsmanns Aktivitäten im Bereich der Jugend- schriften nur in einer kleinen Neuauflage von Klees Deutschen Heldensa- gen und einigen Heften der Schneeflocken. Auch 1934 kamen nur jeweils vier Fortsetzungshefte der Schneeflocken und der Spannenden Geschich- ten im gewohnten Erscheinungsbild heraus. Doch die so erfolgreiche Kon- taktaufnahme mit der Hitler-Jugend bei Langsdorffs Flieger am Feind wies den Ausweg aus der Stagnation. Johannes Banzhaf unterwarf 1935 – im Jahr der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht – die Spannenden Ge- schichten einer umfassenden Modernisierung. Eine neue Zählung begann, und der Illustrator Karl Mühlmeister nutzte nun randlos die gesamte Um- schlagvorderseite mit kräftigen Farben und bewegten Sujets. Auf der Rück- seite befand sich eine Liste der erhältlichen ersten acht Hefte. Dazu gehör- ten Fr. W. Maders Deutsche Helden zur See, Fritz Daums Trommeln auf Die »Spannenden Geschichten« 253

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Neuguinea und E. Marschalls Der Sohn der Wildnis. Heft 5 enthielt eine Auskoppelung dreier Texte aus Werner von Langsdorffs Flieger am Feind. Die verbleibenden Hefte ergänzten das breite Spektrum mit einer Winne- tou-Adaption und einer Tiergeschichte. Mit solcher Vielfalt aus Kolonialem, Exotischem, Maritimem und Krie- gerischem versuchte Bertelsmann auf dem veränderten Markt der Jugend- hefte Fuß zu fassen. Die Auflage dieser und der 1936 folgenden Staffel be- trug jeweils 30 000 Stück pro Heft. Der unterschiedliche Absatz ließ ein- deutige Rückschlüsse auf die Vorlieben der Leser zu: Von den ersten Hef- ten mußten nur Deutsche Helden zur See und Flieger am Feind nachgelegt werden. Der Verlag richtete sich danach und machte fortan den Krieg zum zentralen Sujet der neuen Serie. Die Autoren widmeten sich zunächst dem vergangenen und bald dem neuen Krieg mit sprechenden Titeln wie Douau- mont. Heldenkampf um Verdun (Heft 9, ein Auszug aus Werner Beumel- burgs Buch), Deutsche Tanks fahren in die Hölle (Heft 19, Paul C. Ettighof- fer, Farbabb. 47), Torpedoboote vor! (Heft 46, Kurt Ziesenitz), Sturz- kampfflieger über Warschau und Modlin (Heft 67, Josef Grabler), Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor (Heft 71, Dieter Evers), Deutsche Flie- 254 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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ger über Norwegen (Heft 88, Herbert Müllenbach), Bomben gegen England (Heft 92, Herbert Müllenbach, Farbabb. 52) und so fort. Die Umschläge ga- ben einen Vorgeschmack auf den Inhalt. Soldaten stürmen über Gräben hinweg, Flugzeuge stürzen auf Kampfziele zu, Schiffe feuern aufeinander, zwischen Erd- und Wasserfontänen und im Bombenhagel kämpfen Men- schen um ihr Überleben (Farbabb. 43–58). Die Wehrmachtsteile und Waf- fengattungen wurden dabei möglichst paritätisch bedacht. Das Kalkül ging glänzend auf: Die Jahresgesamtauflage begann 1935 mit 264 000, stieg 1936 auf 351 000 Exemplare und verdoppelte sich gar 1937, als die 33 Nummern zusammen 693 000 Stück erreichten. Damit längst nicht genug: 1938 setzte man bis zum 50. Heft 1 558 000 Exemplare ab, 1939 waren mit 70 Nummern 2 702 000 Exemplare auf den Markt gebracht. Mit den Heften über das aktuelle Frontgeschehen stieg die Zahl der Nummern auf 94 an, 1940 wurden 6 786 000 Hefte ausgegeben. Der Verlag zog schnell die Konsequenz aus dem Erfolg der neu konzipierten Reihe. Schon als sich 1936 der große Erfolg der Spannenden Geschichten abzuzeichnen begann, stieß Bertelsmann sein gesamtes christlich-deutschnationales Jugendbuch- angebot ab – die Restbestände wurden an den Großantiquar Görtitz in Leip- zig verkauft.56 Bis 1943 wuchs die Serie auf 126 Hefte von jeweils 32 Seiten Umfang an – der jugendliche Sammler benötigte für die Kollektion kaum zwei Schuhkartons zur Aufbewahrung. Doch die Herstellung der außerordent- lichen Auflage beanspruchte 1941 nicht weniger als 20,7 Prozent von Ber- telsmanns Produktionskapazitäten. Nur durch die Auftragsverlagerung an auswärtige Druckereien konnte mit der Nachfrage Schritt gehalten wer- den. »Auf christlich-ethischer Grundlage«? Im Jahr 1945 wählte das Unternehmen gegenüber den Besatzungsbehör- den ausgerechnet die Spannenden Geschichten, um sich von dem Vorwurf reinzuwaschen, es habe mit dem Nationalsozialismus sympathisiert. Der Rechtsbeistand Dr. Möhle erklärte im Auftrag des Verlags der britischen Militärregierung: »Unter den kleinen Heftreihen verdient besondere Be- achtung die Reihe Spannende Geschichten, welche den Kampf gegen die Schundliteratur für Jugendliche aufnahmen (kriminelle Hefte, ethisch min- derwertige Wildwest-Geschichten usw.). Hier wurden der Abenteurerlust der Jugend entsprechend spannende Erlebnisse und Erzählungen im ge- hobenen Stil und auf christlich-ethischer Grundlage dargeboten, die dem Bedürfnis der Jugend nach reichhaltigem Geschehen Rechnung trugen und zugleich erzieherisch auf die Jugend einzuwirken suchten.«57 Das galt vielleicht für die »alte« Serie. Allerdings waren sich die Erzie- hungsbehörden des Dritten Reichs tatsächlich anfangs unschlüssig, wie sie diese Reihe bewerten sollten. Die ersten Gutachten des NS-Lehrerbundes, der Lehrer im ganzen Reich zu Beurteilungen heranzog,58 waren eher skep- tisch. Zu Victor Hellings Schatzwächter (Heft 11) lautete 1936 das Endur- teil: »Die hier gebotene Erzählung hat in ihrer handlungsmässigen Anlage manche Züge mit der früher viel verbreiteten von der Jugendschriftenkri- Die »Spannenden Geschichten« 255

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tik stark befehdeten vulgären Heftchenliteratur gemein. […] Man mag das Heftchen angesichts der wachsenden Zahl guter Jugendbücher, unter de- nen sich auch ansehnliche exotische befinden, nicht empfehlen; es ist an die untere Grenze der Duldung zu verweisen.«59 Derartige Ablehnung wie- derholte sich, wann immer Bertelsmann sich ins Exotische wagte, etwa in Herbert A. Löhleins Notlandung in der grünen Hölle (Heft 103, 1941, Farb- abb. 54). Ein Gutachter rügte: »Die Schrift sucht Sensationen und hat kei- nen guten Stil. (Ausdrücke wie ›blutlüstern‹).«60 Ein anderer resümierte süffisant den Inhalt und schloß: »Ein bißchen viel Zumutung an die Glau- bensfreudigkeit der Leser. Man soll unsern Jungs durch und durch wahre Geschichten vorsetzen, sonst ist der Abstand zu dem von uns bekämpften Schund nicht sehr gross.«61 Weit erfreuter urteilten die Gutachter über die Hefte, die den Krieg be- handeln. Hier sahen sie die Alternative zu den verpönten Schundheften. Christian Röcks Monte Cimone (Heft 91, 1941) erwies sich als »eine äußerst lebendige und anschauliche Schilderung des Kampfes um den Monte Ci- mone, den ›Blutberg‹ der Salzburger im Weltkrieg«. Lobenswert war das Ethos des Heftes: »Die zähe Ausdauer, der Einsatz bis zum Letzten, der nie erlahmende Wille, der auch [das] scheinbar Unmögliche noch möglich macht, sie können unseren Jungen nur Vorbild sein. Solche Erzählungen aus den Heldenzeiten unseres Volkes können ihnen jedenfalls unendlich mehr geben als die falsch verstandene Romantik der Tom Shark Hefte und anderer Schauergeschichten. Geeignet vom 10. Lebensjahre an.«62 Eben- falls mit dem Ersten Weltkrieg befaßte sich Wolfgang Loeffs Der letzte Mann der ›Köln‹ (Heft 63, 1939). »Das Heftchen schildert«, so ein Vorgut- achten, »den heldenhaften Kampf und Untergang des [k]leinen Kreuzers Köln und seiner Besatzung, das soldatische Verhalten und das Ausharren des einzigen Ueberlebenden, des Heizers Neumann, und seine ans Wun- derbare grenzende Rettung«. Der Leser erlebe »in aller Sachlichkeit das Grauen und die Greuel des Seekrieges«. »Ueber das Unabänderliche aber erhebt ihn der leuchtende Mannesmut und das unvergängliche Heldentum der dem sicheren Tode geweihten Besatzung«. »Den Jungen werden die Augen leuchten beim Lesen dieser Erzählung.«63 Die anfängliche Skepsis tadelte ethische Defizite der harmlosen Aben- teuergeschichten: »Äußerlich anziehend mit farbigem Umschlag! Preis bil- lig! Je Heft 20 Pfg. Mit dem Inhalt können wir nicht immer so zufrieden sein. Gewiß sind fast alle ›spannend‹, voll Abenteuer. Doch wo bleibt der sittliche Gehalt? Wo bleibt das, was den Menschen innerlich emporhebt? Fast in keinem Heft ist davon etwas zu entdecken! Nur um der Abenteuer willen geben wir unsrer Jugend kein Buch in die Hand! Sie könnten gar zu großen Schaden anrichten. Und doch habe ich die meisten Hefte als ›ge- eignet‹ bezeichnet. Die Jugend liest sie doch!«64 Bei den kriegerischen Su- jets dagegen erübrigte sich die Frage nach ethischen Grundsätzen. Über Herbert Müllenbachs Bomben gegen England sind sich die beiden Gutach- ter einig. Der eine urteilt: »Das Buch entspricht in jeder Hinsicht den Grundsätzen nationalsozialistischer Weltanschauung und ist erzieherisch wertvoll.«65 Ein zweiter bemerkt anerkennend: »Und alle sind nur von dem einen beseelt: zu kämpfen für die zukünftige Größe und den Frieden ihres 256 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Vaterlandes Deutschland. Sehr geeignet für Jungen vom 10. Lebensjahr an.«66 Heinrich Mohns Verständnis der Serie war von einer patriotischen Ethik geprägt, die er gegenüber Hans Grimm deutlich machte. Diesen ver- suchte er am 6. Oktober 1936 für eine Mitwirkung zu gewinnen: »In mei- nem Verlage erscheint eine Heftreihe unter dem Titel ›Spannende Ge- schichten‹, die sich besonders an die Jugend von 14 Jahren und darüber wendet. Ich möchte mit dieser Heftreihe dem gesunden Drang der Jugend zum Heroischen entgegenkommen und diesen, soweit das überhaupt mit solchen Heften möglich ist, fördern helfen. Aus den Heften soll es unauf- dringlich herausstrahlen, daß man das Leben mit beiden Fäusten anpacken muß, und daß man wohl mal von stärkeren Dingen und Mächten geduckt werden kann, aber daß man sich nicht geben und aufgeben soll.«67 Der Verleger nahm, wie der Brief zeigt, intensiv an der Planung der Erfolgsse- rie Anteil: »Ich würde sehr gern ein Kolonial-Heft aus Ihrer Feder bringen; d. h. also ein Heft, das sich in erzählender Form mit irgendeinem Ereignis aus den früheren afrikanischen Kolonien befasst. Ich bringe im nächsten Jahr ein Heft über Zeppelinfahrten von dem bekannten Max Geisenheyner heraus, dann ein U-Boot-Heft von Freiherr v. Spiegel, ein Segelflieger-Heft von Peter Riedel, ein Heft ›Deutsche Tanks im Weltkriege‹ von Ettighoffer und andere mehr. Da würde ich gern der Jugend durch ein sogenanntes Kolonialheft den kolonialen Gedanken nahebringen. Es scheint mir gut, wenn auch die Jugend und nicht nur die Erwachsenen in der ihr gemäßen Form einer spannenden Erzählung mit dem Gedanken vertraut gemacht wird: Deutschland muß Kolonien haben.« Nicht nur die Hefte über U-Boote und Tanks waren militärisch ausge- richtet – das »Segelflieger-Heft« verwies darauf, daß sich Deutschland we- gen der Restriktionen der Sieger mehrere Jahre nur in der zivilen Luftfahrt profilieren konnte. Mohns Devise vom unermüdlichen Kampf gegen die »stärkeren Mächte« war wohl weniger unverbindlich, als es zunächst scheint. Der Held des »Segelflieger-Heftes« jedenfalls, der auf der Jagd nach Weltrekorden kühn allen Gefahren trotzt, wird nach seinem jähen Tod durch Absturz zu einer Führerfigur von nationaler Bedeutung erklärt: »Mit- ten aus seinem Vorwärtsstürmen und seiner Arbeit reißt ihn das Schicksal fort. Ihn – den fanatischen Kämpfer für eine freie deutsche Luftfahrt. Ihn – der in seiner Begeisterung die Jugend mitriß und ihr den Weg wies: Einer für alle und alle für einen! Für uns ist Günter Groenhoff nicht tot, in den Reihen unserer Jungflieger wird er ewig weiterleben. […] Günter Groen- hoff, es wird weitergeflogen!«68 Unter Marineangehörigen findet sich ein vergleichbares Ethos. Das von Mohn erwähnte »U-Boot-Heft von Freiherr v. Spiegel« namens 45 000 Ton- nen versenkt (Heft 22, 1937) schildert die Gesinnung an Bord eines U-Boo- tes. Nicht von Enge und Angst ist die Rede, sondern von lässigem Helden- tum. Als Dank für die Rettung des Bootes vor einem feindlichen Torpedo bietet der Kapitän zwei Männern als hohe Auszeichnung eine seiner Pri- vatzigaretten an und erinnert sich: »Das einzige, worüber wir uns noch un- terhielten – und fast möchte ich sagen bedauernd –, war der Ärger, den der englische U-Bootskommandant empfinden mußte, daß er an uns vorbei- Die »Spannenden Geschichten« 257

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geschossen hatte. So sehr wir den Feind England haßten, seine Marine- leute betrachteten wir als Kollegen. Irgendwo mußte ein Krieg etwas Rit- terliches behalten, sonst machte er keinen Spaß mehr.«69 Von solchem Sportsgeist, wie er Luftwaffe und Marine zugeschrieben wird, ist bei der Darstellung des Bodenkriegs nichts zu finden. Im Mittel- punkt stehen hier die Verschmelzung von Soldat, Waffe und Maschine, die Faszination durch die moderne Waffentechnik, die martialischen Materi- alschlachten – der einzelne ist entweder Menschenmaterial oder aber leuchtender Held. Das von Mohn genannte Heft Ettighoffers hieß Deutsche Tanks fahren in die Hölle (Heft 19). Es erschien 1937 und wurde mit einer Gesamtauflage von 257 500 Stück bis 1942 eines der erfolgreichsten Hef- te der Serie. Im besetzten Belgien des Jahres 1918 erwarten deutsche Sol- daten sehnsüchtig fünf Exemplare der neuen »Tank«-Waffe und geben ih- nen liebevolle Kosenamen. Der Panzer »Hagen A. 7. V« wird erprobt, Ma- terial (350 Tonnen Metall) und Insassen sind unter Hitze und Lärm bis zum letzten beansprucht. Als der Panzer in vorderster Gefechtslinie mit einer Ladehemmung kampfunfähig wird, muß jemand von außen das Geschütz freistoßen: »Es meldet sich zuerst freiwillig der Geschützführer, ein Un- teroffizier. Legt Rock und Koppel ab, späht eine Sekunde lang durch den Sehschlitz nach vorn, öffnet rasch den Deckel zum Einmannloch, klettert hinaus und stürzt im Augenblick von mehreren feindlichen Kugeln getrof- fen, tot nieder. Der Körper rollt ins Trichterfeld. Und der nur halb kampf- fähige Tank fährt weiter.«70 Der Tod verursacht keinerlei Gefühlsregung, der nächste klettert aus dem Panzer: »Gelangt bis an die Geschützmün- dung, steckt den Reinigungsstock hinein und will gerade zustoßen, da ver- drehen sich seine Augen und langsam sinkt er nieder, will sich noch fest- klammern, stürzt ab, tot. Der Tank fährt weiter. Das Einmannloch bleibt geöffnet. Und da springt der dritte Mann hinzu. Ein junger Berliner. Ge- langt hinaus, stößt die Kartusche durch, fährt noch zweimal, dreimal rei- nigend mit dem Wischer durch das Geschützrohr, kommt dann, die Lippen spöttisch zum Pfeifen gespitzt, an seinen Platz am Maschinengewehr 3 zurück. Tut, als sei nichts, aber auch gar nichts geschehen.« Hagen V über- steht die Materialschlacht, in der Deutschland nicht gegen die von den USA mit Waffen ausgestattete Übermacht bestehen kann, und bringt seine Besatzung heil ins Reich zurück. Dort aber warten nicht Dank und Ruhm, sondern der Umsturz auf die Helden. In Mainz erklimmt ein Revolutionär den Panzer und hißt dort die rote Fahne. Die Besatzung zwingt ihn, sie wieder zu entfernen. Anschließend wird der Kommunist noch »von einer Tankbesatzung zur anderen – – herumgereicht«. Die beiden Gedanken- striche lassen der Phantasie der lesenden HJ-Kinder freien Raum. Die Spannenden Geschichten verharrten nicht bei derlei Abenteuern, sondern räumten der politischen Propaganda immer mehr Raum ein. Kurt Tanz schilderte 1938 das in Ettighoffers Heft behandelte Geschehen aus gänzlich anderer Perspektive. Seine Tankschlacht von Cambrai (Heft 39)71 tadelt die militärische Führung des Kaiserreichs: »Das spöttisch überlege- ne Lächeln, mit dem die maßgebenden Stellen in Deutschland die Ein- führung der Tanks als zwecklos abtaten, es wurde auf dem Schlachtfelde von Cambrai zu einer grinsenden Totenfratze, die leider nicht von denen 258 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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gesehen wurde, welche am grünen Tisch den Tank als Angriffswaffe ab- lehnten.« Dagegen steht am Ende die bessere Gegenwart: »1936. Nürn- berg. Reichsparteitag der Ehre! Der Führer steht auf hoher Tribüne. Hun- derttausende umsäumen das weite Feld. Unter ihnen so mancher, der Cam- brai erlebte.« Nun fahren plötzlich Panzer auf (»Hunderte. Mehr.«), nun wird alles wieder gut: »Dank dem Manne, dem das Wort: In Bereitschaft sein, ist alles – – zum eisernen Gesetz ward. Der uns die neue Wehrmacht schuf, die es verhindern wird, daß uns je wieder ein Tag der Überraschung droht! Und mit diesem Dank wird sich dir ein Wort auf die Lippen drän- gen, unbändig, aus tiefstem Herzen, aufgenommen und wiedergegeben von Millionen, brausend in unwiderstehlicher Stoßkraft empor zum Himmel über uns – – Sieg Heil dir, du junge, deutsche Wehrmacht! Heil dir, du un- ser aller Führer – Adolf Hitler!« Aus dieser Perspektive mußte ein neuer Krieg als selbstverständliche Konsequenz erscheinen. Nur gut zwei Wochen nach dem Einmarsch in Po- len erschien schon das erste Heft der Spannenden Geschichten zum neu- en Krieg: Rudolf Schauffs Flieger über Polen (Heft 66, Farbabb. 50). Ein Gutachter bemängelte das übereifrige Engagement des Verlags: »Das Heft- chen ist eine Zusammenstellung von Fliegertaten und Erlebnissen über Po- len während des Blitzfeldzuges. Die Berichte über die Taten und Erlebnis- se unserer Flieger stammen aus Presse und Rundfunkmeldungen. Eine durch die Persönlichkeit des Autors bedingte Darstellungsart mangelt dem Buch. Es verdankt seine Entstehung dem Riecher für Konjunktur und der damit zusammenhängenden Geschäftstüchtigkeit des Zusammenstel- lers.«72 Ein zweiter Gutachter stimmte bei: »Wir sollten in den billigen Rei- hen unserer Jugend Besseres bieten, es gibt bestimmt Frontkämpfer, die da helfen könnten.«73 Tatsächlich war das Heft ziemlich schlicht konzipiert, schilderte die Einsätze eines Fliegergeschwaders während der ersten Kriegstage. Dem Gegenschlag auf die »Provokationen polnischer Banden« folgen Angriffe auf Start- und Landebahnen, aber auch auf die Hauptstadt des Kriegsgegners: »Der nächste Einsatz gilt wiederum Warschau, wo ei- nige ehrgeizige Politiker das Ruder an sich gerissen haben, um nach Be- freiung der Zuchthäusler eine Terrorherrschaft zu errichten. Um den sinn- losen Widerstand der von allen Seiten umschlossenen Stadt zu brechen, muß Warschau in seinem militärischen Lebensnerv getroffen werden. Das Ziel sind diesmal die kriegswichtigen Kraft-, Gas- und Wasserwerke, sowie die Vorstadt Praga mit ihren Straßen- und Bahnknotenpunkten.«74 Span- nung kommt in dem Heft kaum auf, da die Deutschen dank ihrer Luftü- berlegenheit mühelos siegen. Eine selbstsicher formulierte Warnung gilt den Alliierten: »Der Gegner hat Gelegenheit gehabt, die Durchschlagkraft der deutschen Luftwaffe in Polen zu erkennen. Es ist seine Sache, zu über- legen, ob es ihm gefällt, mit dem Deutschen Reich und dem Nationalso- zialismus, die mit ihm in Frieden leben wollen, anzubinden. Die Deutsche Luftwaffe ist bereit.« Just dieses Heft der Spannenden Geschichten fand sich auf der Liste der verbotenen Titel, die Heinrich Mohn 1946 den Besatzungsbehörden übermittelte.75 Sie diente als Antwort auf die Frage: »Wurden Sie jemals aus rassischen oder religiösen Gründen oder weil Sie aktiv oder passiv Die »Spannenden Geschichten« 259

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den Nationalsozialisten Widerstand leisteten, in Haft genommen oder in Ihrer Bewegungs- oder Niederlassungsfreiheit oder sonstwie in Ihrer ge- werblichen oder beruflichen Freiheit beschränkt?« Die Liste sollte die po- litische Mißliebigkeit des Verlags im Dritten Reich belegen. Besaß das Heft also ein verborgenes Widerstandspotential? Tatsächlich war es zensiert worden, allerdings aus gegenteiligen Gründen. Der allzu hastig spekulie- rende Verlag hatte nicht die Bewilligung der militärischen Vorzensur ab- gewartet. Mit Kriegsbeginn setzte nämlich eine umfassende militärische Nach- richtenkontrolle ein.76 So überprüfte eine Schrifttums- und Zensurstelle des OKW in enger Zusammenarbeit mit dem Propagandaministerium die To- desanzeigen in den Zeitungen – aus der Nennung von Truppenzugehörig- keit oder Sterbeort konnte der Feind Truppenbewegungen ersehen.77 Vor allem redigierte die Abteilung »Wehrmacht Propaganda« (WPr)78 alle zur Veröffentlichung bestimmten Texte, die sich auf den Krieg, die Wehrmacht oder politisch-strategische Zielsetzungen bezogen. Die Prüfer strichen Per- sonennamen und Angaben von Truppeneinheiten, ließen Abbildungen re- tuschieren, die Flugzeuge oder Schiffe identifizierbar oder lokalisierbar ge- macht hätten. Vergleichsweise selten beanstandeten sie Verunglimpfungen des Heeres – vor allem beim Landserhumor galt es vorsichtig zu sein, was zwar C. Bertelsmann keine Probleme bereitete, aber dafür dem Zentral- verlag der NSDAP.79 Diese Militärkontrolle hatte Bertelsmann bei Schauffs Flieger über Po- len nicht abgewartet. Das Heft nannte Einheiten und beanspruchte, Ein- blicke in die militärische Planung zu gewähren. Der Verlag erhielt eine strenge Rüge und zog sich den Ärger der Behörde vollends zu, als er das Heft dennoch nicht aus dem Verkehr zog, ja statt dessen unbekümmert 1939 vier Auflagen mit zusammen 175 000 Exemplaren druckte.80 Dar- aufhin kündigte das OKW dem Verlag Maßnahmen gegen die weitere Ver- breitung des Heftes an, zeigte sich im selben Schreiben jedoch auch über- aus kooperativ und half dem Verlag gerne weiter, der einen kompetenten Autor für ein Heft über U-Boot-Kommandant Priens Husarenstück suchte (das Heft 109, Carl Steinhagens Mit Kapitänleutnant Prien gegen England, ging 1941 in Druck). Die Wehrmachts-Zensurbehörde sah sich keineswegs als Widersacher der Verlage, sondern war an umfassender propagandisti- scher Vermarktung des Kriegsgeschehens und deshalb an guter Zusam- menarbeit interessiert, etwa der Vermittlung von Kriegsberichterstattern, die Gewähr für ideologisch und militärisch einwandfreie Heft- und Buch- publikationen boten. Hier machte sich C. Bertelsmann schnell einen Na- men und war spätestens 1941 in Wehrmachtskreisen als Unternehmen be- kannt, das lukrative Verdienstmöglichkeiten bot. Die Serie Spannende Geschichten fand insgesamt das Wohlwollen der Zensoren, allerdings bei penibler Überwachung der Texte. So teilte man zu Sturm über die Oise von Walther Ahrens (Heft 118, 1942) mit: »Das o.a. Manuskript wird in der Anlage zensiert zurückgesandt. Ein selten guter Er- lebnisbericht voll Spannung von Anfang bis Schluß, so recht ein Werk für unsere Jugend. Unter Beachtung de[r] Streichungen und Verbesserungen zur Veröffentlichung frei.«81 Das belobigte Jugendbuch schildert über vie- 260 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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le Seiten hin den Kampf Mann gegen Mann: Deutsche erschlagen mit ge- schärften Spaten Franzosen, die in Überzahl anstürmen. Zur Verherrlichung eigener Soldatentugend gehörte die Abwertung des Feindes, die sich in manchen Heften zu menschenverachtender Häme stei- gerte. Bolschewiken verdienten als korrupte, verbohrte Parteifunktionäre nur Haß, die Polen traten kaum je als Angehörige einer feindlichen Armee in Erscheinung, sondern als verbrecherische Banden von Heckenschützen und Partisanen. Ein Beispiel bietet Heft 71 (Dieter Evers: Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor), 1940 mit drei Ausgaben von zusammen 254 000 Exemplaren einer der erfolgreichsten Titel. Geschildert wird eine Panzerbesatzung beim Einmarsch, die schadenfroh einem Troß fliehender Zivilisten das Pferd wegschießt und belustigt auf polnische Soldaten an- legt, die per Fahrrad Aufklärung leisten. Diese »kuller[n]«82 über die Straße und fliehen in Panik. In Heft 84 – Wir waren polnische Gefangene (1940), eine einzige Auflage von 170 000 Exemplaren – erzählt derselbe Autor von zwei deutschen Armeekraftfahrern. Vom Wunsch beseelt, auch einmal als Frontsoldaten dienen zu dürfen, geraten sie in polnische Gefangenschaft und entkommen wieder. Mehr noch als von den Polen sind sie »angeekelt« von den Juden, die sie nach dem Weg fragen und die sich als Übersetzer andienen.83 Neben den »minderwertigen Ostvölkern« Polen und Russen so- wie den »jüdischen Untermenschen« erscheinen die Franzosen, in harten Kämpfen besiegt, in etwas hellerem Licht, die Engländer, zunächst faire Sportsleute, werden bald zu perfiden Gegnern, da sie die Meinung der Weltöffentlichkeit manipulieren. Momente der Kriegsmüdigkeit, gar der verhüllten Kritik am blutigen Geschehen sind in der gesamten Serie selten. Bruno Schwietzke, zunächst im theologischen Bereich, dann im Werberessort des Verlags tätig und spä- ter für die Spannenden Geschichten zuständig, schrieb 1937 ein Flan- dernheft Vor Ypern trommelt der Tod (Heft 21). Es läßt einen Unterton von Wehmut spüren und gemahnt an einen Totentanz. Junge Soldaten, die sich zu Beginn über den Tod lustig machen, erfahren ihn als ihr zufälliges Los. Ein Offizier denkt vor zwei gefallenen Soldaten, die neben einem ebenfalls zerstörten Kruzifix liegen, an die Mütter, die daheim den Tod ihrer Söhne beweinen werden. Am Ende des Heftes blüht mahnend der rote Mohn zwi- schen den Gefallenendenkmälern Flanderns.84 Solche Gefühle wandeln sich im Zweiten Weltkrieg zu unbeirrter Zuversicht. In Max Lippolds Durch- bruch durch die Maginotlinie (Heft 94, 1940) erinnert sich der Erzähler am Grab des gefallenen Freundes an dessen Worte: »Der Tod erscheint uns Deutschen in diesem größten und gewaltigsten aller Kriege nur dann bit- ter, wenn wir uns die Stunde des endgültigen Sieges vorstellen, sagte er. Wenn im Großdeutschen Reich die Fahnen von allen Türmen flattern, wenn alle Glocken läuten und der Siegesjubel zum Himmel aufbraust, wenn der Führer selbst durch das endlose Spalier seiner Menschen vom Schlacht- felde heimkehrt – wenn ich an diesen Tag denke und daran, daß ich viel- leicht nicht mehr dabei bin, dann erscheint mir der Tod bitter – –«85 Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete 1942 ein Heft der letzten Staf- fel mit dem irritierenden Titel Fahnenjunker Lingen flieht von Thor Goote (Heft 121, Farbabb. 57). In diesem Auszug aus dem 1938 von Bertelsmann Die »Spannenden Geschichten« 261

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übernommenen Buch Wir fahren den Tod (1930) verliert der siebzehn- jährige Kriegsfreiwillige bei einer Munitionskolonne im Kampfgeschehen die Orientierung, seine Wahrnehmung trübt sich, und die Erzählung ge- winnt fast expressionistische Züge. Momente des Grauens werden breit dargestellt. Lingen stößt in einem Graben auf einen vermeintlich schla- fenden Briten. Er entschließt sich, den Mann mit bloßen Händen zu töten, hält dann aber den Hals einer Leiche zwischen den Händen, der Brite war bereits tot. Lingen gerät in englische Gefangenschaft und muß erfahren, daß der Feind sehr human mit ihm umgeht. Zum aufwühlendsten Erleb- nis wird ihm nach seiner Flucht das Sterben eines verwundeten Kamera- den, der über sein Lebensende verzweifelt. Als Lingen eine Mücke tötet, die ihn belästigt, fragt er sich verunsichert, warum er das Tier nicht leben lassen konnte. Das Heft wurde nur einmal mit 50 000 Exemplaren aufge- legt. Die Gutachter bemerkten, daß es erstaunlich weit in der Darstellung der Schrecken des Krieges ging: »Die Flucht des Fahnenjunkers […] durch das Chaos der Artillerieschlacht, durch Nacht und Grauen, zurück in die deutschen Gräben, ist ein Ausschnitt aus dem furchtbaren Ernst des Kriegserlebens, der nicht allein den Schrecken der Front zeigt, sondern auch die männliche, nicht zu zermürbende Widerstandskraft des Front- soldaten«, urteilte ein Lehrer aus Augsburg.86 Kritischer äußerte sich ein Kollege: »Die Erlebnisse sind wahrheitsgetreu, doch manchmal etwas zu weitschweifig […], das Gräßliche und Ungeheuerliche zu sehr betonend, geschrieben.«87 Allerdings konnten sie das Heft kaum als defätistisch brandmarken; schließlich stammte der Auszug aus Gootes linientreuer Ro- manfolge, deren Held Lingen sich ja zum Vorkämpfer des Nationalsozia- lismus mauserte. Von kleineren Beanstandungen in Einzelfällen abgesehen88, entspra- chen die Spannenden Geschichten völlig den Intentionen des Regimes und der Wehrmacht. Sie wurden von den Gutachtern des Nationalsozialisti- schen Lehrerbundes bereits für Kinder ab 10 Jahren empfohlen, zugleich dienten sie als Soldatenlektüre – mehrere Hefte finden sich in den Emp- fehlungslisten für Heeresbüchereien, und die Bertelsmann-Illustrierte ver- merkte 1941 stolz, daß »etwa eine halbe Million ›Spannende Geschichten‹- Packungen, zu je fünf Heften« im Herbst ins Feld gingen.89 Dennoch wur- den nach 1942 keine neuen Hefte mehr produziert und 1943 nur noch ei- nige Titel nachgedruckt. Der Grund dafür ist nicht eindeutig ersichtlich. Anzunehmen ist ein Zusammenhang mit der Krise des Papiermarktes. Ber- telsmann hatte sich nach 1935 fast allein auf dem Markt der Kriegserleb- nishefte befunden. Erst mit dem Kriegsausbruch 1939 setzte die Konkur- renz ein. Unter der Schirmherrschaft Baldur von Schirachs und im Ein- vernehmen mit den Oberkommandos von Heer, Marine und Luftwaffe er- schien ab November 1939 eine Kriegsbücherei der deutschen Jugend im parteieigenen Berliner Verlag Steiniger, von der Reichsjugendführung und vom OKW gefördert, die bis 1945 in 155 Heften herauskam.90 Doch auch hier, wie bei den Feldpostausgaben, konnte sich Bertelsmann neben und vor den parteinahen Rivalen behaupten. Berechnet man Kosten und Gewinne für die Spannenden Geschichten nach dem hausinternen Kalkulationsmuster91, so zeigt sich, daß die Hefte 262 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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von Beginn an mit Verlust angesetzt waren – sicherlich war dieser fiktiv, denn es ist anzunehmen, daß der Gewinnsprung des Verlags 1939 auch wesentlich den Spannenden Geschichten zu verdanken war. Werbung wurde dafür kaum betrieben, die Autoren wurden mit einem einmaligen Honorar von 500 Mark abgefunden. Je höher die Auflagen der Einzel- nummern stiegen, desto geringer wurden dabei die Honorar- und Ge- meinkostenanteile. Als 1941 die Abführung von Kriegsgewinnen drohte, reduzierte man vorauseilend die Gewinnspanne und erhöhte den Händl- errabatt von 50 auf 55 Prozent. Doch nachdem kriegsbedingt die Preise für den Rohstoff Papier immer weiter gestiegen waren, konnte man die freiwillige Entscheidung gegenüber der Preisüberwachungsbehörde nicht revidieren und den Händlerrabatt nicht zurücksetzen. Die Serie verlor an Rentabilität, zugleich stieg der bürokratische Aufwand für die Beantra- gung von Papierkontingenten und für Druckgenehmigungen stark an. Der Lektoratsbetreuer der Serie, Johannes Banzhaf, war zur selben Zeit zu- ständig für die Abwicklung der Wehrmachtsaufträge und gab diesen of- fenbar, weil lukrativer, den Vorzug. Nach dem Krieg hat Heinrich Mohn behauptet, die Reichsjugendführung habe zugunsten der Konkurrenzrei- he des Parteiverlags Steiniger gegen C. Bertelsmann interveniert: »Im Sommer 1941 wurde meine Jugendheftereihe ›Spannende Geschichten‹ gleichfalls stillgelegt. Einige Zeit vorher hatte die H. J.-Führung die Schriftleitung der Sp. Geschichten übernehmen wollen. Es wurde von mir abgelehnt, weil ich erwartete, daß ich dann Hefte herausbringen müßte, die gegen meine innere Überzeugung waren. Daraufhin gründete die Reichsjugendführung eine eigene Heftreihe ›Deutsche Jugendbücherei‹, die genau den gleichen Umfang, Preis, Ausstattung, Format usw. hatte wie meine Heftreihe. Als die Jugendbücherei eine genügend große Auflage hatte, wurde auf Anordnung des Propagandaministeriums meine Heftrei- he stillgelegt.«92 Dafür finden sich in den vorliegenden Quellen keine Be- lege, so daß die Hintergründe für die Einstellung der Spannenden Ge- schichten ungeklärt bleiben. Nach dem Krieg geriet die so erfolgreiche Serie nicht in Vergessenheit. 1948 wurde sie wiederbelebt, wobei man unbefangen auf Neuauflagen ein- zelner Hefte der von Johannes Banzhaf betreuten Periode 1935 bis 1942 zurückgriff. Von den damaligen 126 Nummern erschienen allerdings nur acht als unproblematisch. Sie sollten den Auftakt einer beliebten Jugend- zeitschrift der fünfziger Jahre bilden (Farbabb. 59–62). Kriegsbücher für Jung und Alt: Die Erfolgsautoren Ettighoffer und Dohm Im Jahr 1935, als der Verlag sich der Kriegsliteratur zuwandte, waren die Anteile der theologischen und der belletristischen Sparte an den gesamten Herstellungskosten noch annähernd gleich groß – die Unterhaltungsroma- ne blieben bis 1940 ein relativ stabiler Sektor. 2,8 Prozent der Herstellungs- kosten beanspruchten 1935 die »alten« Jugendschriften, denselben Anteil die erneuerten Spannenden Geschichten. Der Anteil von 7,1 Prozent Die Erfolgsautoren Ettighoffer und Dohm 263

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Kriegsliteratur in diesem Jahr besteht allein aus den Auflagen von Werner von Langsdorffs Flieger am Feind. Drei Jahre später hatten sich die Verhältnisse umgekehrt. Nun standen 64,7 Prozent der Herstellungskapazitäten den Kriegs- und Kriegserlebnis- büchern zur Verfügung, weitere 9,4 Prozent kamen mit den Spannenden Geschichten hinzu. Annähernd drei Viertel des Druckvolumens befaßten sich nun also mit dem populären Thema. Wechselt man die Perspektive von den Herstellungskosten auf die pro- duzierten Warenwerte oder Nettopreise, so zeigt sich ein ähnlich domi- nanter Anteil der Kriegsliteratur am Umsatz (72 Prozent, zusammen mit den Spannenden Geschichten 77 Prozent). Mit den 63 Titeln, die von 1933 bis 1944 erschienen, erfüllten sich durch dieses neue Gebiet Heinrich Mohns Hoffnungen auf ertragreiche Massenauflagen eines begrenzten An- gebots. Nach den Olympischen Spielen 1936 setzte das Regime Wiederaufrü- stung und Kriegsvorbereitungen um so nachdrücklicher fort. In den Schu- len und Jugendorganisationen wurde die militärische Erziehung forciert, Pressekampagnen sollten die Wehrhaftigkeit fördern, und auch auf dem Buchmarkt, der schnell auf diese Konjunktur reagierte, war der Krieg ein allgegenwärtiges Thema. C. Bertelsmann stand dabei nicht abseits. Hier erzielte der Verlag große Erfolge, vor allem indem er den beiden Autoren Paul Coelestin Ettighoffer und Arno Dohm die Aufträge für ihre Bestseller Verdun. Das große Gericht (1936) und Skagerrak. Die größte Seeschlacht der Geschichte (1936) erteilte. Paul Coelestin Ettighoffer (1896–1975) wurde neben Gustav Schröer mit insgesamt 18 Publikationen zum erfolgreichsten Autor des Verlags während des Dritten Reiches.93 Geboren im elsässischen Colmar, hatte sich der Abiturient 1914 als Freiwilliger gemeldet und wurde an der Ost- und Westfront eingesetzt. Nach französischer Kriegsgefangenschaft schlug er sich als Handlungsreisender in Sparfeuerungen, Autozubehör, Werkzeug, 264 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Autoreifen und wasserdichter Kleidung durch, bis er sich als Journalist und Schriftsteller mit Reportagen und Erzählungen, vor allem mit Kriegserleb- nisbüchern, einen Namen machte. Der Vertrag zwischen ihm und C. Ber- telsmann wurde am 18. Februar 1936 geschlossen: »Auf Bitten des Verla- ges übernimmt Herr Ettighoffer die Aufgabe, zur 20-jährigen Wiederkehr der Verdunschlacht einen Tatsachenbericht über Verdun zu schreiben. Herr Ettighoffer überträgt das Verlagsrecht an seinem Werk für alle Auf- lagen dem Verlag C. Bertelsmann, der das Werk im Sommer 1936 in Buch- form herausbringt. Der Umfang des Buches soll keinesfalls 20 Bogen = 320 Seiten […] überschreiten. Es sollen, wenn möglich, 32 Seiten Einschaltbil- der auf Kunstdruckpapier in dem Buche gebracht werden. […] Die erste Auflage beträgt 20 000 Stück […]. Das Buch wird als Volksausgabe zum Preise von M 2.85 gebracht. Das Honorar beträgt 10 % des Ladenpreises […]. Die Honorarsumme von M 5 700.– für die erste Auflage steht dem Ver- fasser nach dem 1. Juli 1936 zur Verfügung.«94 Ettighoffers »Tatsachenbericht« stand in Konkurrenz zu ähnlichen Ge- denkbüchern in anderen Verlagen. C. Bertelsmann suchte sich durch die Preisgestaltung einen Vorsprung zu verschaffen: Bei gleicher Seitenzahl und demselben Preis wie die Volksausgabe von Schröers Heimat wider Heimat bot der Band zusätzlich zwei Bogen mit Dokumentarphotographi- en. In dem routinierten Schreiber sah der Verlag den optimalen Partner für die Eroberung des Kriegsbuchmarktes und trieb ihn zu unablässiger Produktion an, suchte auch frühere Titel von seinen bisherigen Verlagen zu übernehmen. Ebenfalls 1936 nahm sich Ettighoffer der Erinnerungen des Fernmeldeoffiziers und Oberpostrats Willibald Walter an, der in Mos- kau und Versailles für die deutschen Unterhändler Nachrichtenleitungen gelegt hatte. Der von Ettighoffer redigierte Band Moskau, Compiègne, Ver- sailles. Erlebnisse eines deutschen Nachrichtenoffiziers kam nicht unter dem Namen Walters, sondern dem erfolgversprechenderen des Bearbei- ters auf den Markt. Dieses Verfahren hat Ettighoffer noch mehrfach ge- Die Erfolgsautoren Ettighoffer und Dohm 265

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wählt: Ohne jede Distanz verwertete er die Erfahrungen und Erlebnisse an- derer mit dem Anspruch scheinbar autobiographischer Authentizität. Für das Herbstgeschäft des Jahres 1936 baute C. Bertelsmann den neu- en Autor in großem Stil auf. Im Unterschied zu Friede H. Kraze alias Heinz Gumprecht ließ sich Ettighoffer bereitwillig vermarkten. Der Verlag stellte ihn nicht als Dichter, sondern als Schilderer erlebter Realität vor: »Einer der besten Erlebnisgestalter unserer Tage, der plötzlich durch seine fest geprägten und in ihrer unbestechlichen Realistik tief fühlenden und er- schütternden Wirklichkeitsberichte in die breite Öffentlichkeit trat, ist der bekannte rheinische Reporter P. C. Ettighoffer. Er ist der Künstler der star- ken Reportage, der wahren echten Berichterstattung. Er ist ein Mensch, der sich mit all seiner Energie gegen jegliche Lebenshindernisse durch- setzt.«95 Seine Kriegsbücher setzten, so der Verlag, »den Tapferen des deut- schen Volkes ein ragendes Denkmal. Er verzichtet auf alle Effekte und schreibt wahr, erschütternd, doch ohne Bitterkeit. So stellt sich Ettighoffer zu den besten Kriegs- und Gefangenschaftsschilderern, die alle apokalyp- tischen Schrecken gesehen und erlebt haben und die Gabe besitzen, wie- derzuschauen und wiederzuerleben.« Ettighoffers erstes Kriegsbuch, die autobiographischen Gespenster am Toten Mann, war erstmals 1931, zwei Jahre nach Im Westen nichts Neu- es, im Kölner Gilde-Verlag erschienen. Das Buch beginnt im Spätsommer 1916 mit dem Abmarsch von 1 000 Freiwilligen an die Front. In den fol- genden Jahren erlebt der Ich-Erzähler den Krieg sowohl im Westen wie im Osten; er wird mehrfach verwundet und gerät im Frühjahr 1918 nach ei- nem alliierten Sturmangriff als einziger Überlebender seines Infanterie- zugs in französische Gefangenschaft. Aber nicht nur mit dem Grauen des Grabenkriegs sind die deutschen Soldaten bei Ettighoffer konfrontiert, die Elsässer unter ihnen müssen zudem das Mißtrauen und die Demütigungen ihrer Vorgesetzten ertragen, da sie bei aller Opferbereitschaft nicht den Verdacht des heimlichen Sympathisierens mit dem »Erbfeind« Frankreich ausräumen können. Aus diesem Grund steigt Kientz, der beste Kamerad des Ich-Erzählers, nie zum Offizier auf. Vor seinem Tod bleibt ihm nur die Resignation: »›Es ist vielleicht gut, daß wir fallen und sterben, denn wir würden uns doch nie ins friedliche Leben schicken können. Unsere Grab- kreuze werden eine Mahnung sein für die andern, die Jungen. Das größte Verbrechen an Deutschland, ja, an der ganzen Menschheit, ist dieser Krieg – –‹«96 Mit seinen folgenden Kriegsbüchern gewann Ettighoffer ein stärkeres politisches Profil. Feldgrau schafft Dividende war 1932 ebenfalls im Gilde- Verlag erschienen. Die Ausgabe bei C. Bertelsmann betonte 1938 mit dem Titel Das gefesselte Heer. Meine Kriegsgefangenschaft das eigene Erleben des Bestsellerautors. In einem neu verfaßten Vorwort berichtet Ettighoffer von einer Reise an die Marne, an genau jenen Ort, wo er neunzehn Jahre zuvor gefangengenommen worden war. Fast glaubt der Autor nun, sich für sein Buch, das »viel Bitternis«97 enthält, entschuldigen zu müssen: »Der Poi- lu der Front, das sei ausdrücklich erwähnt, blieb sachlich und kamerad- schaftlich-ernst. Er kannte uns als harte und männliche Kämpfer und glaubte den Hetzartikeln einer aufgeputschten Presse nicht. Er hatte ja be- 266 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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ste Gelegenheit, sich über die Deutschen eine eigene Meinung zu bilden. Deshalb blieb der eigentliche französische Frontsoldat auch dem wehrlo- sen Gefangenen gegenüber stets ritterlich und war durchweg von jener rauhen Herzlichkeit, die nicht beleidigt, sondern tröstet. Für den Poilu der Front war der Gefangene ein Mann, der genauso in Not und Tod leben muß- te wie er selbst. Die Etappe aber schrie Haß und ersann jene kleinlichen Quälereien, über die der Frontsoldat stets erhaben war.« Der Anfang von Das gefesselte Heer überschneidet sich mit dem Ende von Gespenster am Toten Mann. Der Erlebnisbericht wird zur Aufklärungs- und Anklageschrift gegen Frankreich. Ettighoffer, erneut repräsentiert durch einen namenlo- sen Ich-Erzähler, berichtet, wie die »Grande Nation« die deutschen Solda- ten, wo sie nur kann, erniedrigt und wirtschaftlich ausbeutet: in Lagern, Gefängnissen und Forts, im Bergbau und beim Einsammeln von Munition auf den verlassenen Schlachtfeldern. Erst im Frühjahr 1920 ist eine ver- spätete Heimkehr möglich: »Die Sonne strahlt. Das Deutschlandlied jauchzt. Die belgischen Brückenposten knirschen. Erst hinter dem letzten Wagen wird das drohende Maschinengewehr eingeschwenkt. Unter uns fließt der ewige, stolze Rhein zum weit und breiten Weltmeer.« Das nächste Buch Ettighoffers schloß direkt an diese Szene an. Zelt 27 wird niedergerissen, 1933 bei Staackmann in Leipzig erschienen, wurde von C. Bertelsmann 1939 als Kameraden vom Zelt 27. Deutsches Schick- sal an Ruhr und Rhein herausgebracht. Hier offenbart der Autor am deut- lichsten seine politische Position. Eine Gruppe deutscher Kriegsgefange- ner, dem Leser bereits aus Das gefesselte Heer vertraut, kehrt ins Rhein- land zurück. Sie schwören sich ewige Treue – und entzweien sich im näch- sten Moment doch politisch. Drei der Männer lassen sich von den Sparta- kisten anwerben (sie übernehmen den Part der Verführten); drei wählen zivile Berufe (sie verweigern sich der politischen Mission); die letzten drei aber schließen sich der Sipo, der Sicherheitspolizei, an – und setzen so den Kampf für Deutschland in der Heimat fort, indem sie sich der (breit ge- schilderten) kommunistischen, kriminellen Gewalt entgegenstellen. Ettig- hoffer verzichtet in diesem Buch auf einen Ich-Erzähler. Statt dessen rückt der dem Autor nachempfundene ehemalige Unteroffizier Reißing in den Mittelpunkt. Er wechselt mit seinem Vorbild unter den ehemaligen Kame- raden zur Kölner Polizei; doch dort bestimmen Besatzer das Straßenbild, was er als Erniedrigung empfindet. Als man ihn bewegen will, das Eiser- ne Kreuz von der Polizeiuniform zu entfernen, quittiert er den Dienst und wird Vertreter – zuerst in einer dubiosen Firma für Feuerungsanlagen, dann im Autozubehör-Handel sowie für Gummimäntel. Die Parallele zu Ettighoffers Biographie ist offenkundig. Dieser recht- fertigt in Reißings Weg seinen eigenen Lebensgang. Trotz unauffälligen pri- vaten Glücks mit Frau und Beruf bleibt der Held empfindlich gegen die Demütigungen durch Besatzer und polnische Juden. Stets ist er patriotisch zur Stelle, wenn es um die Sache Deutschlands geht. Auf Vertretertour mit seinem Motorrad nimmt er zwei Männer mit; einer von ihnen, so stellt sich später heraus, ist Albert Leo Schlageter, unterwegs zum Bombenanschlag auf eine Bahnlinie. Reißing hilft beim Schmuggel im besetzten Rheinland und bringt einen der Kameraden, der auf die schiefe Bahn des Kommu- Die Erfolgsautoren Ettighoffer und Dohm 267

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nismus geraten war, auf den rechten Weg zurück. Der Schluß des Buches läßt Ettighoffers Alter ego glücklich mit seiner Frau dem gemeinsamen Kind entgegenblicken – und einer besseren Zukunft Deutschlands, das langsam aus dem »Taumel der Selbstentmannung«98 zu erwachen beginnt. Mit seinem Buch Verdun. Das große Gericht verließ der Autor nur scheinbar die romanhafte Aufarbeitung des eigenen Lebens, um in einem monumentalen Gedenkwerk die angeblich vom Ausland und der Linken beherrschte Geschichtsschreibung zu revidieren. Wiederum fließen die am Ende des Buches genannten Quellen in der Darstellung mit des Autors ei- genen Kriegserlebnissen unentwirrbar zusammen. Zu den Anliegen des Buches zählt allerdings die kritische Auseinandersetzung mit dem Verhal- ten der deutschen Heeresleitung. Von vorneherein sei es General von Fal- kenhayn, erläutert Ettighoffer, nicht darum gegangen, einen Sieg zu er- ringen; das Ziel habe vielmehr darin bestanden, den Gegner »auszublu- ten«. Daß in der Schlacht auch das deutsche Heer »ausgeblutet« würde, sei in diesem Ausmaß nicht vorherzusehen gewesen. Im Gegensatz zu den verschiedenen Parteien der zeitgenössischen Geschichtsschreibung99 sind für Ettighoffer weder Deutschland noch Frankreich aus Verdun als Sieger hervorgegangen. Zugleich mißbilligt der Autor aber die Taktik der »Aus- blutung«, da diese weder den sturmbereiten Frontsoldaten noch der »Hei- matfront«, die nach Siegen mit Symbolcharakter verlangte, habe ver- ständlich gemacht werden können. Indem sie losgelöst von Heer und Volk handelte, so insinuiert Ettighoffer, habe die Heeresleitung versagt. Um so leuchtender erscheint das Heldentum der Männer in den Schützengräben. Die Materialschlacht avanciert zum historischen Prüfstein, an dem die Mo- ral beider Seiten sich beweist, bei den Franzosen mit dem Makel einiger Exzesse, bei den Deutschen ohne jeden Tadel. Mit dieser Perspektive sahen sich Veteranen beider Seiten angemessen gewürdigt, wie noch eine Edition des Buches im Jahr 2000 bezeugt,100 die den Text als nüchterne, quellengestützte Chronik des europäischen Front- soldatentums verstehen will und dabei rassistische Untertöne – die afrika- nischen Soldaten werden ausschließlich als »Tiermenschen«101 und »uni- formiertes Menschenvieh« beschrieben – ebenso ignoriert wie die totalitä- re Perspektive des Kollektiverlebens. Im Vergleich zu den weit persönli- cher gehaltenen Gespenstern am Toten Mann erscheint der Krieg hier als eine Maschinerie, in der das Individuum aufgeht: »Der Mann ist nichts, das Ganze ist alles.« Das lange Kapitel, das den ersten Angriff der Deutschen auf die französischen Stellungen schildert, ist in einem fast expressionisti- schen Pathos gehalten: »Die Artillerie trommelt! Aufgelöst jetzt die exerziermäßige Ordnung der Männer am Geschütz. Jeder arbeitet unverdrossen. Hände packen zu, Hände ergreifen die Ge- schosse, Hände stellen die Zünder, Hände schieben die Geschosse ein, Hän- de klappen die Verschlüsse zu, Hände an der Abzugsleine, Hände – Hän- de – Hände –! Die Artillerie trommelt! Es steigt die blanke Sonne empor, hebt sich über den Dunst der Wäl- der am Horizont.« 268 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Beim Sturmangriff geht das Ich im kollektiven Erleben gänzlich auf: »Draußen auf der Grabenböschung verfliegt jede Aufregung, jede Rück- sicht auf das kostbare Ich. Erst draußen auf der Grabenböschung wird der Mann wieder voll und ganz Soldat. Auge in Auge mit dem Feind, der an- gerannt wird, schwindet jede Furcht. Der Sturm ist die höchste und rücksichtsloseste Kampfesart, der Sturm- angriff der Infanterie, die Schlacht der Männer. Es weht noch ein Stückchen Romantik um den Infanteriesturm. – Blutige Romantik zwar, aber ein letz- tes Überbleibsel aus den Tagen, da man mit Streitaxt und Holzkeule vor den Gegner trat.« Zugleich aber läßt ein solches Kollektiverlebnis den einzelnen an einem großen historischen Augenblick teilhaben: »Die Körper werden unempfindlich, bleischwer die Knie. Hellwach ist der Wille zum Vorwärts. Unhaltbar, dieser Zustand, jawohl, unhaltbar und unerträglich! Noch 5 Sekunden – –! Fünf Sekunden? Nein, Ewigkeiten sind’s, fünf endlose, niederträchtige Ewigkeiten. An was du denkst? Was du empfindest? Was du willst? Du denkst nicht an Vater, nicht an Mutter, nicht an Kinder, nicht an Frau und Braut, du denkst an gar nichts und fühlst in den bleischweren Knien und stahlharten Muskeln nur noch den einen Drang, die eine unbändige Lust, endlich ein Ende zu machen mit diesem Warten – – Und da ist die Zeit abgelaufen. Die geschichtliche Stunde ist da.« Verdun fand reißenden Absatz. Vier Auflagen zu insgesamt 50 000 Ex- emplaren setzte Bertelsmann noch im Sommer und im Herbst 1936 ab, mit fünf weiteren erreichte man 1937 das 180. Tausend. Es war das erste Buch des Verlags, von dem binnen eines einzigen Jahres 100 000 Exem- plare verkauft werden konnten. Ebenfalls zu Bestsellerehren kam der von Arno Dohm (1899 – nach 1939) verfaßte Titel Skagerrak (1936, Farbabb. 25). Der Autor hatte im Krieg als Artillerist gedient, wurde nach einem Volkswirtschaftsstudium promoviert und war Werbefachmann und Redakteur in mehreren Großun- ternehmen, bevor er sich als freier Schriftsteller und Übersetzer etablier- te.102 Dohm erzählt »die größte Seeschlacht der Geschichte« – so der Un- tertitel – allein aus der Perspektive der deutschen und französischen Be- teiligten; auf die politischen und militärischen Zusammenhänge geht er nirgendwo ein. Sein Buch ist Teil der sogenannten zweiten Skagerrak- schlacht, der seinerzeit heftig geführten Kontroverse um die Frage, wel- cher Seite der Sieg in dem berühmten Geschehen am 31. Mai und 1. Juni 1916 zuzuschreiben sei. Dohm legt als einziges Kriterium die Verlustzah- len an Material und Menschen zugrunde (England 115 025 Tonnen, 6 768 Gefallene und Verwundete; Deutschland 61 180 Tonnen, 3 058 Gefallene und Verwundete) und gelangt zu einem deutschen Sieg nach Punkten: »Die Schlacht vorm Skagerrak ist der Ehrentag der jungen deutschen Seemacht geworden. Alle haben ihr Höchstes gegeben und eine Flotte geschlagen, die seit Jahrhunderten siegsicher und unangreifbar die Meere der Welt be- herrschte.«103 Dohm fällt ebensowenig wie Ettighoffer ein sorgfältig abgewogenes hi- Die Erfolgsautoren Ettighoffer und Dohm 269

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storisches Urteil. Vielmehr stimmt er ein Heldenlied auf die »Kriegsgötter des zwanzigsten Jahrhunderts«, die Männer der deutschen Marine, an. Über den Kommandanten des Schlachtkreuzers »Seydlitz« heißt es: »Der im Kommandostand verbirgt die Gefühle, er handelt ruhig, als sei nichts geschehen. Auf seine Ruhe zählen tausend Männer, die ihn über sich se- hen durch all die eisernen Wände hindurch. Ihn, ein Beispiel für tausend. Das Leben fürs Vaterland, höchstes Gesetz. Kein Opfer zu groß, ob Freun- de und Brüder rings um ihn fallen. Und fällt er selbst, so steht sofort ein anderer an seinem Platz und erfüllt getreu die gleiche Pflicht. Hart sein muß der im Kommandostand, hart wie der dreifach gehärtete Stahl seiner Waffen. Der Kampf geht weiter. Sie sind geglüht im Feuerstahlhagel, Füh- rer und Mannschaft.« In zwölf Auflagen erreichte Skagerrak bis 1943 das 177. Tausend. Ein Auszug, der ebenfalls 1936 als zehntes Heft der Spannenden Geschichten erschien, kam auf zehn Auflagen; 1940 ging das 176.–213. Tausend in Druck. Wie bei Flieger am Feind zog der Erfolg von Skagerrak weitere Ti- tel desselben Autors nach sich. Die Flotte Gottes (1938) erzählt vom Un- tergang der spanischen Armada im Krieg gegen England im Jahre 1588. Mit deutlichen antikatholischen Untertönen kontrastiert Dohm Francis Drake als charismatischen und draufgängerischen »Führer« mit der gei- zigen, »typisch englischen« Königin Elisabeth. Mit seinem dritten Buch für C. Bertelsmann begab sich Dohm dann wieder auf das Gebiet der Zeitge- schichte. Geschwader Spee (1939) schildert Siege und Untergang des deut- schen Ostasiengeschwaders in den Anfangsmonaten des Ersten Weltkriegs. In seiner Glorifizierung der deutschen Marine ist das Buch dem Vorgänger Skagerrak sehr ähnlich. Daß es vor einem veränderten weltpolitischen Hin- tergrund entstanden ist, führt jedoch retrospektiv zu einer neuen Ein- schätzung des militärischen Gegners. Dohm greift zu den Topoi der anti- britischen Propaganda gegen das »perfide Albion«. Die britische Diplo- matie in den Tagen nach Sarajewo wird als gezielte Kriegstreiberei darge- stellt, der Schutz des von Deutschland überfallenen Belgien als faden- scheiniger Vorwand. Die Niederlage des englischen Geschwaders vor der englischen Küste erscheint als die Niederlage des unfähigen Churchill, der es versäumt, dem tapferen Konteradmiral Cradock die notwendige Unter- stützung gegen Spees Geschwader zukommen zu lassen. England, so darf der Leser schließen, wird Churchill, dem entschiedenen Gegner Hitlers, noch viele weitere Schlappen zu verdanken haben, wenn es sich nicht von ihm und seiner Politik abwendet. Entsprechend optimistisch wird das Schicksal des Ostasiengeschwaders als mißlungene Generalprobe gewer- tet, der eine erfolgreiche Premiere sicher folgen wird: »Für die Briten war diese Schlacht, die Kreuzerschlacht bei den Falklandinseln, wie der König von Großbritannien der Admiralty telegraphierte: A most opportune vic- tory. Ein Sieg noch gerade zur rechten Zeit. Um den Nimbus der britischen Seeherrschaft noch einmal zu retten. Für Deutschland bleibt der 8. De- zember [1914] ein Tag höchster Ehre.«104 Trotz der aktualisierenden Bezüge gelang es den beiden Bänden nur bedingt, den Erfolg von Skagerrak zu wiederholen. Die Flotte Gottes kam nicht über die erste Auflage von 10 000 Exemplaren hinaus; das Thema lag 270 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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dem Publikum des Verlags wohl zu fern. Geschwader Spee erreichte in sie- ben Auflagen bis 1942 immerhin das 100. Tausend. Autobiographischer Gestus und nationalistische Propaganda: Kriegs-, Freikorps- und Sibirienromane Gegenüber der bisherigen Ausrichtung des Bertelsmann-Programms be- deuteten die Kriegsbücher einen neuen Schwerpunkt. Blickt man über den Horizont des Verlags hinaus, ist jedoch unübersehbar, daß Heinrich Mohn auch hier kein Neuland betrat. Bücher wie Gespenster am Toten Mann und Das gefesselte Heer unterschieden sich in ihrer Tendenz kaum von diver- sen vergleichbaren Publikationen, die in der krisenhaften Spätphase der Weimarer Republik überraschend zu Bestsellern geworden waren. Auch die Romane von Werner Beumelburg (Sperrfeuer um Deutschland, 1928; Gruppe Bosemüller. Der große Roman des deutschen Frontsoldaten, 1930) und Franz Schauwecker (Aufbruch der Nation, 1930), von Josef Magnus Wehner (Sieben vor Verdun, 1930) und Hans Zöberlein (Der Glaube an Deutschland. Ein Kriegserleben von Verdun bis zum Umsturz, 1931) hat- ten den deutschen Weltkriegssoldaten zu einem selbstlosen Heroen ver- klärt. Wäre nur dessen unermüdlicher Einsatz ausschlaggebend gewesen, so suggerierten die Autoren, dann hätte Deutschland den Krieg nicht ver- loren. Schuld am Unglück des November 1918 waren allein die verweich- lichte Etappe, die fehlende Entschlußkraft der militärischen Führung und das Unverständnis der wankelmütigen Heimat – diese ebenso schlichte wie eingängige Botschaft lief im Grunde auf kaum mehr als »eine gigantische Illustration der ›Dolchstoßlegende‹«105 hinaus. Dennoch beruhte der Erfolg dieser Romane nicht nur darauf, daß sie weitverbreitete Bedürfnisse nach Sinnstiftung und nach Reduktion komplexer Vorgänge befriedigten. Eben- so wichtig war die Authentizität, die sie versprachen, handelte es sich bei den Autoren – um in der archaisierenden Diktion der Zeit zu bleiben – doch durchweg um erprobte »Männer des Schwertes«, die sich zu kämpferi- schen »Männern der Feder« entwickelt hatten. Allen genannten Romanen gemeinsam war ein autobiographisch-dokumentarischer Gestus. Die Au- toren, so sollte der Leser glauben, schilderten nichts weiter als ihr eigenes, unverfälschtes Fronterleben – ein Anspruch, der freilich in eklatantem Wi- derspruch zu der nationalistischen Propaganda, die tatsächlich betrieben wurde, stand. Die Romane sagten weniger etwas über das tatsächliche Le- ben im Schützengraben aus als über die soziale Befindlichkeit unmittelbar vor der »Machtergreifung«. Der Krieg hatte sich für viele Deutsche zum er- sehnten Gegenbild der als heillos empfundenen Gegenwart entwickelt.106 Wir fahren den Tod von Thor Goote (d. i. Johannes M. Berg, um 1900 – nach 1940)107 war erstmals 1930 im Berliner Traditionsverlag Kolk er- schienen. Bertelsmann übernahm den Roman 1938. Helmut Lingen, der Ich-Erzähler, kommt im Jahr 1917 als freiwilliger Fahnenjunker zu einer Munitionskolonne an die Somme. Schon nach kurzer Zeit erhält er wegen seiner Tapferkeit das Eiserne Kreuz, das er sich »auf der Schulbank so heiß gewünscht«108 hatte. Auch den Offizierslehrgang, an dem er teilnimmt, ab- Kriegs-, Freikorps- und Sibirienromane 271

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solviert er erfolgreich. Nach einem Granatenangriff gerät er zwischen die feindlichen Linien und wird von den Engländern gefangengenommen. Trotz seiner Verletzung gelingt ihm aber bald die Flucht, und während sei- nes Heimaturlaubs erhält er die Beförderung zum Leutnant. Das Kriegs- ende erlebt Lingen wieder an der Front, zusammen mit den Männern je- ner Kolonne, in der er seine ersten Erfahrungen als Soldat gesammelt hat. Der lyrisch gestimmte Vorspruch von Wir fahren den Tod (Farbabb. 67) rückt das offenkundig autobiographische Ich in eine Reihe mit den Auto- ren der übrigen national gesinnten Kriegsromane und beteuert zugleich deren bekannten Anspruch: »Wir sprechen von unserem Kriegserleben, / weil es Erleben war, / weil es Teil geworden ist von uns, / Baustein in uns. // Wir wollen nicht heruntersetzen, / wir wollen nicht beschönigen, / wir wol- len nur sagen, wie es war. // […] Wenn wir diese Wahrheit zu sagen ver- suchen, / steht Stolz in uns auf. // Stolz, weil wir zu der Mannschaft gehör- ten, / die im Brausen der Brandung stand, / die in der Brandung zer- schlagen wurde / und dennoch stand. // Und immer stehen wird.« Trotz dieser selbstbewußten Versicherung schildert der Roman in ungewöhnlich intensiver Weise die negativen Erfahrungen seines jugendlichen Helden. So sehr Lingen sich nach dem Einsatz an der Front sehnt, seine Angst und Unsicherheit werden keineswegs verschwiegen. Das Auseinanderklaffen seiner Erwartungen von Heroismus und der Wirklichkeit des massenhaf- ten Tötens und Sterbens führt zu einer rapiden Desillusionierung: »Papie- re und Wertsachen der Toten sind schon auf der Schreibstube abgegeben. Der Wachtmeister sitzt am Tisch und macht auf die eingelaufene Post mit roter Tinte ein Kreuzchen mit dem Vermerk ›Gefallen‹. Das Leben geht sei- nen Gang weiter, als wäre nichts geschehen. Aber die Stimmung ist nicht begeistert, wie ich mir das in der Heimat immer vorgestellt habe.« Je län- ger der Krieg dauert, desto größer wird der physische und psychische Ver- fall aller Beteiligten, den Lingen mit einer Mischung aus Apathie und Ent- setzen registriert: »Es regnet. Ich habe keine Empfindungen mehr. Wir sind ja gar nicht mehr Menschen.« Dennoch empfindet der junge Soldat stets ein gewisses Mitleid nicht nur für die Sterbenden und Toten des eigenen, sondern auch des feindlichen Heeres. Gegenüber einem patriotisch ei- fernden Pfarrer, dem Lingen in der Heimat begegnet, spricht er von dem schmerzlichen Bewußtsein, daß die Munition, die er in die vordersten Li- nien schafft, »Hunderte von unschuldigen Leuten drüben« das Leben ko- stet. Der vitalistische Rauschzustand, als den die Protagonisten bei Ernst Jünger und Franz Schauwecker den Krieg erleben,109 fehlt in Wir fahren den Tod völlig. Die »expressionistische[n] Satzsplitter«, in denen Goote die Erfahrung der Materialschlacht mitzuteilen versucht, zeugen vielmehr von der völligen »Ohnmacht des Ichs vor der Eigendynamik technikgesteuer- ter Abläufe«.110 Bis in die letzten Stunden vor dem Waffenstillstand zwingt Lingen sich und seine Männer zwar, der für ihn unabweisbaren soldatischen Pflicht zu genügen. In den Diskussionen über die Notwendigkeit, für das Vaterland zur Waffe zu greifen, ist seine Position immer eindeutig.111 Den übergrei- fenden Sinn, den er in dem blutigen Geschehen verzweifelt sucht, kann er jedoch nicht finden. Lingen geht aus dem Krieg nicht bereichert, sondern 272 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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in jeder Hinsicht geschädigt hervor. »›Bei mir ist nur Leere‹«, muß er im Gespräch mit seinen Kameraden unmittelbar nach Kriegsende beken- nen.112 Für dieses Gefühl mitverantwortlich ist die völlige Entfremdung von seiner früheren, bürgerlichen Existenz, die er während seines Heimatur- laubs erfährt. Auch hier handelt es sich um ein aus den sonstigen natio- nalistischen Kriegsromanen vertrautes Motiv. Anders als in Beumelburgs Gruppe Bosemüller und Schauweckers Aufbruch der Nation aber bietet sich in Wir fahren den Tod keine Perspektive, wie diese Kluft zwischen Front und Heimat geschlossen werden könnte. Der Roman beschwört keine zukünftige Erneuerung Deutschlands aus dem Geiste des soldatischen Na- tionalismus. Er verharrt vielmehr in einer weltanschaulichen Pattsituati- on: Die soldatische Pflicht wird anerkannt, ihre Ausübung aber als poli- tisch wertlos und für das Individuum weitgehend zerstörerisch beschrie- ben. Zehn Jahre nach dem ersten Erscheinen von Wir fahren den Tod wa- ren die Anschauungen Thor Gootes eindeutig geworden. Der schmale Band Glühender Tag. Männer in der Bewährung (1940) enthält elf überwiegend kurze bis sehr kurze Erzählungen, die mit einer Ausnahme im Ersten Welt- krieg spielen und den todesmutigen Einsatz deutscher Flieger, Marinesol- daten und Infanteristen schildern. Am umfangreichsten ist die Titelerzäh- lung: Während des Herero- und Hottentottenkriegs gerät eine kleine Ab- teilung der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika in einen Hinterhalt zahlenmäßig weit überlegener Afrikaner. Major Freiherr von Nauendorff, der Kommandeur, spornt seine erschöpften Soldaten erfolg- reich zum Kampf an, erhält selbst aber einen Bauchschuß, an dem er lang- sam und qualvoll stirbt. Erst nach mehr als zweitägigem Gefecht gelingt es den Deutschen, ihre Feinde in die Flucht zu schlagen und den Marsch durch die Wüste fortzusetzen. Glühender Tag ist ein Werk reiner Kriegspropaganda. Der Umschlag zeigt neben dem Titel ein von Lorbeer umranktes Schwert, und der Klap- pentext schließt mit der Bemerkung, Goote zeige »das Zeitlose, Wesentli- che, das die deutschen Kämpfer aller Schlachten miteinander und damit diese Skizzen aus dem Weltkriege mit dem gewaltigen Geschehen des Heu- te verbindet.«113 Entsprechend heißt es im letzten Absatz der dritten Er- zählung, die den Tod eines berühmten Jagdfliegers schildert: »In deutscher Erde schläft Boelcke. Tag um Tag donnern Flugzeuge des wiedererwach- ten Deutschlands über sein Grab, das zwischen den Gräbern von tausend gefallenen Kameraden liegt. Die Propeller brausen dumpf, – singen dann hell, – summen nun fern, – verklingen im All. Die glitzernden Flügel tra- gen wieder das schwarze Kreuz und hinter dem Steuer sitzen Männer in seinem Geist.« Das »Zeitlose«, das den deutschen Soldaten zu eigen sein soll, ist zunächst ein festes Gefühl für die patriotische Pflicht. »›Man muß das tragen, was man auferlegt bekommt!‹« bemerkt der Flieger Erich Böh- me im Selbstgespräch. »›Man muß seine Pflicht tun! Alles soll Mahnung sein, sich selbst zu suchen, selbst zu stehen und selbst zu ringen.« Die Be- reitschaft, für das Vaterland in den Tod zu gehen, erscheint als logischer, krönender Abschluß jedes männlichen Selbstfindungsprozesses. Auch die Erfahrung des eigenen, qualvollen Sterbens kann, wie sich am Beispiel des Kriegs-, Freikorps- und Sibirienromane 273

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Majors von Neuendorff zeigt, diese Tatsache nicht widerlegen: »Sein Atem ging heiß. Dann flüsterte er: ›Es ist doch schön, fürs Vaterland zu ster- ben –‹. In seinen Augen war ein starker Glanz, aber die letzten Worte wur- den doch schon wieder fast erstickt von diesem schrecklichen Gurgeln.« Mit der Erfüllung der patriotischen Pflicht verbunden ist ein militärisch mustergültiges und dazu völlig selbstloses Verhalten: Alle geschilderten Of- fiziere sind ihren Soldaten ein leuchtendes Vorbild und jederzeit bereit, ihr Leben mit ihnen und für sie zu opfern. Der vorbehaltlosen Stilisierung deutschen Soldatentums entspricht die aggressive Abwertung der Kriegsgegner. Wird in der zweiten Erzählung noch die Frage erwogen, ob nicht zumindest der einzelne Engländer »ein guter, offener Mensch« sein kann, so bedienen die siebte und zehnte Er- zählung ohne Einschränkung das Klischee vom »perfiden Albion«, das sich hinter der Maske des Gentleman verbirgt. Die Afrikaner der ersten Erzäh- lung sind wilde, blutrünstige »Untermenschen«; mit ihnen eine Waschge- legenheit teilen zu müssen wird als besondere Erniedrigung für die deut- schen Gefangenen der sieben Erzählungen dargestellt. Auffällig wenig ist auch in Glühender Tag vom Überleben und vom Sieg, sehr viel aber vom Sterben und von der Niederlage die Rede. In sechs der elf Erzählungen sind die Hauptfiguren am Ende tot, und alle Kämpfe, die gewonnen werden, sind im Grunde nur vorübergehende Erfolge im Kampf gegen einen übermächtigen Feind. Hierin liegt freilich nichts für Goote Spe- zifisches, sondern ebenfalls die Bestätigung einer Kontinuität: Von der lin- ken Kriegsliteratur unterscheidet sich die rechte nicht etwa dadurch, daß sie die Schrecken des Krieges ausklammert, sondern dadurch, daß sie die- se in einen Kult des Leidens und des Untergangs verwandelt. Ein beson- ders makabres Beispiel hierfür ist in Glühender Tag die mit unterschwel- lig sadomasochistischem Vergnügen breit ausgemalte Agonie des Majors von Neuendorff. Zu den auffälligsten politischen und sozialen Erscheinungen in den un- ruhigen Anfangsjahren der Weimarer Republik zählten die zahlreichen Freikorps, die teils mit Billigung der Regierung, teils auf eigene Faust in die bürgerkriegsähnlichen Unruhen im Reich, aber auch in die Auseinan- dersetzungen in Oberschlesien und im Baltikum eingriffen. Die Zusam- mensetzung der jeweiligen Korps konnte stark differieren. Neben den Ein- wohnerwehren von oft ständisch-geschlossener Zusammensetzung (Stu- denten- und Gymnasiasteneinheiten, Bauern-Korps)114 standen Korps, in denen sich vor allem jene Soldaten versammelten, die nach mehreren Jah- ren an der Front nicht mehr ins zivile Leben zurückfinden konnten und wollten. Wer vom Krieg entwurzelt worden war, fand in den Freikorps die willkommene Gelegenheit, das gewohnte Leben auch im Frieden fortzu- setzen. Die Grenzen zwischen Handeln aus politischer Überzeugung und modernem Landsknechtstum waren stets fließend.115 Die erzählende Lite- ratur über die Freikorps ist in ihrer nationalistischen, antidemokratischen Tendenz mit den rechten Kriegsromanen vergleichbar, zum Teil handelt es sich um dieselben Autoren. Für die bei Bertelsmann veröffentlichten Ro- mane ist typisch, daß sie sich nicht in der Schilderung der diversen Frei- korpskämpfe erschöpfen, sondern in ihren häufigen reflexiven und pro- 274 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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pagandistischen Einschüben aggressiv und grundsätzlich das politische Sy- stem der Weimarer Republik ablehnten. Wir tragen das Leben von Thor Goote, erstmals 1932 ebenfalls im Ber- liner Traditionsverlag Kolk & Co. erschienen, wurde von Bertelsmann 1939 neu herausgebracht. Der Roman beginnt mit der Heimkehr der aus Wir fahren den Tod bekannten Hauptfigur. Nach der Auflösung seiner Truppe muß Leutnant Lingen, wie zuvor schon während des Fronturlaubs, fest- stellen, daß die frühere Heimat ihm völlig fremd geworden ist. Nur mit Mühe gelingt es ihm, auf seiner alten Schule das Abitur nachzuholen. Da- nach tritt er auf dem mitteldeutschen Gut eines Barons eine Stelle als Haus- lehrer an, die er aber bald wieder verliert wegen der politischen Agitati- on, die er im Unterricht betreibt. Aus demselben Grund wird er, weil ihn ein jüdischer Volontär beim Betriebsrat denunziert, auch aus der Fabrik, in der er eine neue Arbeit gefunden hat, entlassen.116 Lingen beginnt zu studieren und arbeitet in einer Verlagsbuchhandlung, schließt sich dann aber einem Freikorps nach Oberschlesien an. Der Roman endet mit dem erfolgreichen Sturm auf den Annaberg. Wie bei Lingens Ritt über die deut- sche Grenze im November 1918 läuten erneut die Glocken. Nun aber sind es nicht die Glocken der Niederlage, sondern die des Sieges, die »im ganzen befreiten Land«117 zu hören sind. Wir tragen das Leben erinnert in mancher Hinsicht an die Bildungsro- mane des 18. und 19. Jahrhunderts. Wie deren Helden durchschreitet Lin- gen auf der Suche nach seiner Bestimmung verschiedene soziale Sphären, in deren Gesamtheit sich das Deutschland seiner Zeit repräsentativ wie- derspiegeln soll. Anders als seine Vorgänger gewinnt der abgedankte Leut- nant aber weder in der Welt der Bürger noch in der des Adels und des Pro- letariats neue Einsichten, die seine Persönlichkeit oder seine Anschauun- gen im mindesten verändern. Vielmehr fühlt er sich in dem, was er ist und denkt, stets völlig bestätigt. Die soldatisch-nationalrevolutionäre Ideologie des Romans entfaltet sich in den zahlreichen Gesprächen, die der überaus beredte Held mit seinen politischen Freunden und Gegnern führt. Die »›neue deutsche Front‹«, die Lingen mehrfach beschwört, verläuft quer durch alle Klassen und Generationen. Sie scheidet nicht Alt und Jung, nicht Besitzende und Besitzlose, sondern Frontkämpfer und Zivilisten. Nur wer an den Kämpfen des Weltkriegs teilgenommen hat, soll über die zukünfti- ge politische Neugestaltung Deutschlands entscheiden dürfen.118 Wie die- se aussehen soll, führt der Roman nicht aus; an ihrer dringenden Not- wendigkeit aber läßt er keinen Zweifel. Die quälende Suche Lingens nach dem Sinn seiner Kriegserfahrung kann daher schließlich positiv beant- wortet werden. Dominiert im ersten Drittel des Romans noch die nieder- schmetternde Erkenntnis, daß »›alles umsonst‹«119 gewesen sei, so gelingt es Lingens Kriegskameraden Enke am Schluß, Krieg und Novemberrevo- lution als bloße »›Opferprobe‹« zu deuten: »›Deutscher sein ist nicht ein Unglück, nicht einmal nach diesem November 18, sondern eine Ehre, die nur dem gehört, der unseres Blutes ist und sich dieses Blutes würdig er- weist! Das kann er nur durch restlosen Einsatz. Jeder von uns, der das be- weist, zeigt denen den Weg, die noch abseits stehen, und denen, die nach uns sind!‹« Kriegs-, Freikorps- und Sibirienromane 275

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Die Haltung, die sich hier abzeichnet, wird 1932 in Die Fahne hoch!, dem letzten Band der Lingen-Trilogie, bestätigt. Der Leutnant tritt in die NSDAP ein, um nicht mehr allein, sondern gestärkt durch den Verbund ei- ner Partei für die völkische Erneuerung Deutschlands zu kämpfen. Anders als Wir fahren den Tod und Wir tragen das Leben ist Die Fahne hoch! je- doch nicht mehr in Lizenz bei Bertelsmann erschienen.120 Am mangelnden Erfolg der Bücher Gootes kann dies nicht gelegen haben: Der Originalver- lag hatte von 1930 bis 1937 bereits 45 000 Exemplare von Wir fahren den Tod abgesetzt, in der Volksausgabe bei Bertelsmann erreichte der Titel in schneller Auflagenfolge bis 1942 das 340. Tausend. Wir tragen das Leben gelangte bis 1942 immerhin zum 113. Tausend. Glühender Tag. Männer in der Bewährung schrieb Goote direkt für Bertelsmann, bis 1944 kamen 136 000 Exemplare auf den Markt. Ein anderes und für den Verlag ungewöhnliches literarisches Niveau erreichten Ernst von Salomons (1902–1972)121 autobiographische Roma- ne Die Kadetten und Die Geächteten, die Bertelsmann 1939 und 1938 in Lizenz veröffentlichte. Die Originalausgaben waren 1933 und 1930 bei Ro- wohlt, Berlin erschienen. Neben Ernst Jünger hatte Salomon zu den we- nigen bedeutenden Schriftstellern der Weimarer Republik gezählt, die eine politisch rechte Einstellung vertraten. Die Kadetten erzählt von der Aus- bildungszeit Salomons im Königlich Preußischen Kadettenkorps in Karls- ruhe und in Berlin-Lichterfelde. Als Elfjähriger wird der Ich-Erzähler auf- genommen, ein Jahr später beginnt der Weltkrieg, dessen Verlauf die Aus- bildung stark beeinflußt, da Lehrer und ältere Mitschüler zunehmend an die Front rücken und zum Teil nicht wiederkehren. Der Roman schließt mit der Schilderung des 9. März 1920. Am Todestag Kaiser Wilhelms I. findet ein Gottesdienst mit General Ludendorff, dem berühmtesten früheren Mit- glied des Korps, statt. Dann marschieren die Kompanien durch Berlin bis zum Kriegministerium, wo sie ihre alten Fahnen abgeben, da das Kadet- tenkorps auf Geheiß der Siegermächte aufgelöst worden ist. Salomons Roman überzeugt durch die Fähigkeit des Autors, sich die kindliche Perspektive, die weite Teile des Geschehens bestimmt, konse- quent anzuverwandeln. Die permanente Überforderung durch den Drill und die geraubte Kindheit werden allerdings nur am Rande thematisiert. Wichtiger erscheint der Stolz des jungen Kadetten, durch seinen Status vor- zeitig der Erwachsenenwelt anzugehören. Alle Kadetten sehen in der Exi- stenz als Soldat den Sinn ihres Lebens – eine Einstellung, die der rück- blickende Erzähler mit Emphase rekapituliert und mit einem Wechsel ins Präsens, der die Überzeitlichkeit der Erkenntnis markieren soll, kommen- tiert: »Nicht um die Dinge zu wissen, war nötig, sondern ihnen hingege- ben zu sein, wobei denn nur am Ende des beschwerlichen Weges das Bild der frei sich entscheidenden Gestalt, des aus der Fülle in die Weite zielen- den, des über das Geschaffene verfügenden Geschöpfes stand. Denn Sol- daten sind Künstler und die großen Meister des Krieges sind die mythi- schen Häupter der Welt.«122 Das Kriegsende, das die Kadetten der Mög- lichkeit beraubt, ins Feld zu ziehen, kann unter diesen Voraussetzungen nur als katastrophale Vernichtung aller Lebensperspektiven erfahren wer- den: »Dies war unser Schrecken, es schien, als seien wir überflüssig ge- 276 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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worden, wir spürten es jedesmal, wenn wir in geschlossener Formation durch die Straßen stießen, wir spürten es an der fremden Feindseligkeit, mit der uns betroffene Augen nachstarrten.« Der Militarismus des Buches ist elegisch gestimmt, da er sich weniger aus einer aggressiven Abneigung gegen die angeblichen Feinde Deutschlands als aus der Erinnerung an eine vergangene preußische Glorie speist. Auffällig ist auch die betonte Abwehr völkischer Klischees. Von einem Kadetten, der wie der Ich-Erzähler huge- nottischer Abstammung ist, heißt es: »Bachelin zeigte mir, wie sich jede Fremdheit des Blutes sehr wohl in deutsche Anschauung sublimieren konn- te, und ohne daß er irgend etwas davon wußte, war ich ihm dankbar dafür.« Ein weiterer Kamerad wird bewundernd als »großer, strammer Kerl mit einem Negergesicht und glänzend schwarzen Haaren« beschrie- ben. Die Geächteten schildert die Entwicklung des von den politischen Ver- hältnissen in Deutschland enttäuschten Kadetten zum polizeilich gesuch- ten Terroristen. Die bürgerkriegsähnlichen Unruhen, von denen die junge Republik erschüttert wird, veranlassen den Ich-Erzähler, sich zum Mi- litärdienst zu melden. Er wird bei der Niederschlagung des Spartakisten- aufstands und zum Schutz der Nationalversammlung in Weimar eingesetzt, danach nimmt er unter dem Freikorpsführer Berthold an Kämpfen im Bal- tikum teil. Eine Teilnahme am Kapp-Putsch scheitert, weil die Truppe bei der Rückkehr aus dem Osten in einer Schule nahe Hamburg von den Ein- wohnern überfallen und weitgehend aufgerieben wird. Der Ich-Erzähler gelangt nach Frankfurt und nimmt an diversen Aktionen des rechtsextre- men Untergrunds teil, deren Höhepunkt 1922 die Ermordung Walther Rathenaus bildet. Nach seiner Verhaftung und Verurteilung landet er im Gefängnis, aus dem er 1927 vorzeitig entlassen wird. Vergleicht man Die Geächteten mit den sonstigen Werken des Frei- korpsgenres, so fällt auf, daß Salomon auch hier ein gewisses literarisches Niveau nicht unterschreitet. Seine Darstellung der Ereignisse ist weniger emotional und propagandistisch verzerrt; sie bewahrt sich, bei aller Em- phase, ein Minimum an Sachlichkeit und den Willen zur Reflexion. Aller- dings verzichtet der Ich-Erzähler auch auf jede Distanzierung von den Überzeugungen und Handlungen der auftretenden Personen; er fühlt sich ihnen erkennbar nach wie vor verbunden. Die Freikorpskämpfer und Ter- roristen begreifen sich als Auserwählte einer überpersönlichen, mythi- schen Macht, deren Willen sie um jeden Preis zu vollziehen trachten: »Was wir als Politik erkannten, das war schicksalsmäßig bedingt. Jenseits unserer Welt aber war Politik interessenmäßig bedingt. […] So konnten wir auch nicht antworten auf die Frage, die so oft vom jenseitigen Rande der Schlucht zu uns herüberschallte, auf die Frage: Was wollt ihr eigent- lich? […] Denn drüben ging es um Besitz und Bestand, uns aber ging es um Läuterung. Uns ging es ja nicht um System und Ordnungen, um Paro- len und Programme. Wir wirkten ja nicht nach Plan und festumrissenem Ziel. Wir wirkten nicht, es wirkte in uns.«123 Die Notwendigkeit des radi- kalen politischen Engagements ist letztlich weder zu hinterfragen noch zu begründen, da die Leitbegriffe »Nation«, »Deutschheit«, »Blut«, denen es verpflichtet ist, affektiv zwar höchst aufgeladen sind, sich aber jeder Kriegs-, Freikorps- und Sibirienromane 277

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näheren Definition entziehen. Die Konsequenz dieser Haltung ist ein dezi- dierter Irrationalismus, der, so jugendlich-idealistisch er sich auch ge- riert, wesentliche Züge der nationalsozialistischen Ideologie vorweg- nimmt. Zeugnis eines unerbittlichen Kampfes gegen die Weimarer Republik ist auch Rebellen um Ehre (Farbabb. 68) von Herbert Volck (1894–1945).124 Der Autor, Sohn eines prominenten Vertreters der völkischen Bewegung im Baltikum, war im Weltkrieg als Flieger in russische Gefangenschaft ge- raten. Die Wölfe, der 1918 erstmals erschienene Bericht seiner abenteuer- lichen Flucht, hatte ihn literarisch bekannt gemacht. Zugleich war Volck aber während der gesamten Weimarer Republik politisch aktiv gewesen. Der erste Teil von Rebellen um Ehre trägt den Titel »Hinter den Kulissen des Tribut-Systems« und schildert Volcks Einsätze als Freikorpskämpfer im Baltikum und in Thüringen, aber auch seine Arbeit als Detektiv in Ber- lin und Hamburg, wo es ihm unter anderem gelingt, die Zusammenarbeit von Kriminalpolizei und organisierter Unterwelt aufzudecken. 1922 reist Volck in die USA und hält dort bis zu seiner Ausweisung durch die Behör- den Vorträge gegen den Versailler Vertrag. Nach Deutschland zurückge- kehrt, kämpft er zusammen mit anderen Nationalisten gegen einen kom- munistischen Aufstand in Hamburg. Seine fortgesetzte Tätigkeit als freier Kriminalist läßt ihn zudem erkennen, daß Deutschland »das zentrale Auf- marschgebiet der geplanten Weltrevolution in Europa«125 ist. Der zweite Teil mit dem Titel »Kämpfendes Landvolk. Der Bauernauf- stand 1928–30« erzählt Volcks Engagement in der norddeutschen Land- volkbewegung, die er zusammen mit dem Bauernführer Claus Heim126 or- ganisierte und leitete. Die Landvolkbewegung war ursprünglich nur ein spontaner Protest gegen Steuerschulden und »Bankzinsendienst« sowie für bessere Preise.127 Volck und Heim aber suchen einen völkischen Aufstand zu entfachen, der sich gegen die gesamte politische Ordnung und die »Dik- tatur« des Versailler Vertrags richtet. Als die Regierung dem bäuerlichen Protest durch finanzielle Zugeständnisse die Spitze zu nehmen droht, ver- üben Volck und Heim mehrere Bombenanschläge auf öffentliche Einrich- tungen sowie auf das Haus eines jüdischen Rechtsanwalts. Als die Polizei den Verschwörern auf die Spur kommt, stellt Volck sich freiwillig. Er wird zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, aus gesundheitlichen Gründen aber schon nach sieben Wochen entlassen. Das Buch schließt mit der trium- phierenden Schilderung des 30. Januar 1933: »Deutschland ist wieder ei- nig – – Deutschland ist wieder stark und selbstbewußt, Deutschland wird wieder Geschichte machen, die nationale Erhebung hat endlich gesiegt. Hindenburg hat Adolf Hitler, den Mann des großen Glaubens an Deutsch- land, zum Reichskanzler ernannt. Marxismus, Internationale, die Herr- schaft der Fremden ist fortgefegt, die Ehre war stärker als Geld und Ver- rat.« Die Erstausgabe von Rebellen um Ehre erschien 1932 im Berliner Brun- nen-Verlag. Die 1938 bei Bertelsmann erschienene Neuausgabe128 unter- scheidet sich von ihr nicht nur durch den aktualisierten Schluß, sondern auch durch die emotionalere, handlungsorientiertere Darstellungsweise: Passagen, die zuvor im Präteritum standen, stehen nun im Präsens; die 278 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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ausgedehnten Invektiven gegen die Versailler Siegermächte sind durch die politischen Veränderungen seit der »Machtergreifung« überflüssig gewor- den. Eindeutiger, von noch größerer Aggressivität sind auch die antisemi- tischen Ausfälle. Vergleicht man Rebellen um Ehre mit Die Geächteten, so fällt auf, wie sehr der autobiographisch-dokumentarische Aspekt bei Volck zugunsten des propagandistischen zurücktritt. An die Stelle der reflektie- renden Darstellung tritt das ungehemmte Ausleben von Affekten, die kei- nen Zweifel am unbegrenzten Aggressionspotential des Autors lassen: »Wie eine riesige, sausende Sense schneidet das MG. des Gefreiten Heiland blutige Menschengarben aus den geballten Haufen. Heiland holt in wun- dervoll präzisem Punktfeuer die Schlittenpferde der Roten herunter, schießt die Menschenklumpen auseinander, als schlügen schwere Minen in sie ein. Ein grandioses Bild technischen Kampfes. Unbeweglich, atem- los sehen wir dem faszinierenden Kugeltanz […] zu.« Der romanhaft-phan- tastische Charakter mancher Geschehnisse läßt allerdings immer wieder Zweifel an deren Wahrheitsgehalt aufkommen. Allzu sehr betont der Au- tor seine Rolle als Führerfigur der außerparlamentarischen nationalisti- schen Opposition; allzu aufdringlich inszeniert er sich als mit überdurch- schnittlichem Scharfsinn begnadeter Kämpfer gegen die »jüdisch-kapita- listisch-bolschewistische Fremdherrschaft«129 über Deutschland. Autobio- graphie und Fiktion scheinen sich bei Volck in einer Weise zu vermischen, die auf einen latenten Größenwahn schließen läßt. Rebellen um Ehre ist denn auch ein Beitrag zur Psychopathologie der radikalen Rechten130 und neben Hans Hoeschens Zwischen Weichsel und Wolga das wohl blutrün- stigste Buch, das C. Bertelsmann veröffentlichte. In sechs Auflagen der Volksausgabe erreichte der Titel bis 1941 das 130. Tausend. An den Erfolg des Sibirienromans Die magischen Wälder sollten wei- tere Bücher, die das Schicksal deutscher Kriegsgefangener in Rußland schilderten, anschließen. Vier Titel erschienen: Die Flucht von der Mur- manbahn (1935) von Gustav Schröer, Nacht über Sibirien (1937, Farb- abb. 23/24) von P. C. Ettighoffer, Soldaten, Tod, Tänzerin (1937) von Ruth Margarete Roellig und Die Wölfe (1938) von Herbert Volck. Gemeinsam ist ihnen wiederum die vorgebliche Authentizität: Volck greift auf seine eige- nen Erlebnisse zurück, Die Flucht von der Murmanbahn trägt den Unter- titel Nach den Berichten eines Torgauer Husaren, und in den Vorworten von Nacht über Sibirien und Soldaten, Tod, Tänzerin schildern die Auto- ren ihre Begegnung mit den jeweiligen Zeitzeugen, zu deren autobiogra- phischen Sprachrohren sie sich machen. Inhaltlich unterscheiden sich die Bücher nur wenig voneinander. An ihrem Anfang steht jeweils das trau- matische Erlebnis der Gefangennahme, am Ende gelingt nach zahllosen Entbehrungen und Erniedrigungen die glückliche Heimkehr ins Vaterland. Die ideologische Mission, der sich die Texte verschreiben, besteht in der Abwehr eines doppelten Verdachts, den ihre Lektüre beim national ge- sinnten Publikum offenbar zwangsläufig erregen mußte. Die Gefangen- nahme darf nie als Ausweis soldatischen Versagens und die Flucht, die auf sie folgt, nie als bloßes Abenteuer in fremden Ländern erscheinen. Die Flucht wird vielmehr als eine besondere Form des soldatischen Kampfes, als eine Bewährungsprobe, die der in den Schützengräben in nichts nach- Kriegs-, Freikorps- und Sibirienromane 279

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steht, geschildert. Nicht nur glühende Vaterlandsliebe, sondern auch der unbedingte Wunsch, endlich zur Front zurückzukehren, treibt die Gefan- genen an. Programmatisch heißt es in Die Flucht von der Murmanbahn: »Drei deutsche Krieger, die in die Freiheit wollten, in die Freiheit mußten, – wankten im kalten Abendwehen durch die Felsenwildnis des nördlichen Norwegen, und drunten kämpften Millionen Brüder, um das Vaterland nicht untergehen zu lassen. Über sie gingen die Leuchtkugeln, die Raketen knatterten empor, die Geschütze brüllten mit heiseren Stimmen, und um uns wehte die Einsamkeit. Und waren doch dasselbe Blut wie die Millio- nen drunten, trugen auf dem Leibe dasselbe graue Ehrenkleid, wollten, wenn wir zu Menschen kamen, die Russenkittel auseinanderschlagen, den grauen Rock zeigen und sagen: ›Seht her, wir gehören auch zu denen, de- ren Heldenmut der ganzen Welt Schauer über den Rücken jagt, und wenn unsere Zeit gekommen ist, dann reiten auch wir wieder auf flinken Rossen oder liegen lauernd im Schützengraben und werfen den Leib stürmend wie- derum dem Feinde entgegen, wenn es sein muß, demselben, der uns nach Sibirien brachte, an die Murmanbahn führte und jetzt durch Finnland und über Norwegens Klippen jagte.‹«131 Die slawophilen Momente der Magi- schen Wälder fehlen hier völlig. Der Roman Gumprechts trägt den ambi- valenten Untertitel Heimat und Hölle der deutschen Gefangenen in Sibiri- en. In den übrigen Sibirienromanen, die bei C. Bertelsmann erschienen, werden die russische Weite und die russischen Wälder dagegen nicht zum inneren Erlebnis. Sie sind nur mehr eine Hölle, die von den Gefangenen möglichst schnell durcheilt werden muß, um wieder zur Front zu gelan- gen. Soldaten, Tod, Tänzerin nimmt innerhalb des Subgenres insofern eine besondere Stellung ein, als hier kein Soldat, sondern eine deutsche Tän- zerin, die auf einer Tournee in Rumänien vom Weltkrieg überrascht wird, im Zentrum steht. »Dieser spannende Tatsachenbericht«, verkündet der Klappentext, »ist das stille Heldenlied auf deutsche Frauen, die auf verlo- rener Insel im brandenden Meere des Weltkrieges tapfer den Kampf auf- nahmen gegen Durst, Hunger, Kälte und die Bestie Mann.«132 Ruth Mar- garete Roellig (1878–1969) hatte sich bereits seit 1913 einen bescheide- nen Namen als Verfasserin liberaler Unterhaltungsromane gemacht. In der Spätphase der Weimarer Republik veröffentlichte sie zudem mehrere Schriften, die sie besonders in lesbischen Kreisen bekannt machten.133 Zum »Bestseller« avancierte Berlins lesbische Frauen (1928), ein Führer durch die Szenebars und Nachtlokale der Hauptstadt. Zu dieser Vergan- genheit der Autorin paßt es durchaus, daß es sich bei der Hauptfigur in Soldaten, Tod, Tänzerin um »eine aktive Heldin, eine selbstbewußte Frau [handelt], die ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt«. Um so auffälli- ger sind die nationalistischen und rassistischen Tendenzen des Buches, das sich in seiner Schilderung von Rumänen, Russen und Juden ungeniert aus dem Fundus der einschlägigen Vorurteile bedient. Die deutschen Soldaten werden als »stolze Krieger«134 glorifiziert. Die »Bestie Mann«, gegen die sich die Ich-Erzählerin zu wehren hat, ist ausschließlich »fremdrassig«: »Ich sah ihre halbgeöffneten schwarzen Münder, ihre Augen, die mich lau- ernd anglotzten, ich sah ihre rohen Gesichter, ich roch den Fuseldunst ih- 280 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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res Atems, ich sah ihre gierigen Blicke, die mir galten, der Frau. Wie eine feste Masse rückten sie näher, langsam, unmerklich fast, schlossen mich ein in ihren lebendigen Gürtel von Gehässigkeit, Geilheit und Gier.« Der Lebenslauf, den Ruth Margarete Roellig 1936 für die Reichsschrifttums- kammer verfaßte, schloß mit dem Satz: »Ich bin ein durch und durch deutsch fühlender Mensch und bringe den Bestrebungen unseres verehr- ten Führers die innigsten Sympathien entgegen.«135 Inwieweit dieses Be- kenntnis taktischer Natur war, muß ebenso offenbleiben wie die Frage, ob sich die ideologische Tendenz von Soldaten, Tod, Tänzerin dem Opportu- nismus oder der Überzeugung der Autorin verdankt. Unter den Sibirien- romanen, die C. Bertelsmann veröffentlicht hat, ist ihr Roman jedenfalls der nationalsozialistischen Ideologie am nächsten. »Deutsches Schicksal ist Kampf und nicht blinder Zufall«: Kriegs- und Reisereportagen, Fliegermemoiren, Geschichtswerke Kriegsreportagen und Geschichtswerke Der Erfolg von Flieger am Feind und von Flieger und was sie erlebten ver- anlaßte den Verlag, bis Kriegsbeginn vom selben Herausgeber vier weite- re Bände ähnlichen Inhalts zusammenstellen zu lassen. Das zivile Flieger- buch blieb eine Ausnahme. Schon in dessen Vorwort hatte Werner von Langsdorff sich bemüßigt gefühlt, etwaige Mißverständnisse auszuräumen. Die abenteuerlichen Schilderungen sollten nicht etwa »als Beweis gegen die Sicherheit des Verkehrs- und Sportfluges angesehen werden«, da es hier stets um die »Erprobung von Neuheiten« oder die »Prüfung unter schwierigen Verhältnissen«136 gehe. Vor allem aber habe nicht »Leicht- sinn«, sondern »Kämpfertum« die deutschen Luftfahrer geleitet: »Ein ho- hes Ziel erkennen und über Hindernisse, Wunden und Gräber von Kame- raden hinweg unbeirrbar darauf zugehen, ist Kampf, der Wunden und Tod deutscher Jugend wert war und bleibt!« Unter diesem Aspekt ließen sich schon die Erlebnisse von Luftfahrtpionieren der Jahrhundertwende schein- bar zwanglos mit dem Führerwort »›Es ist nötig, gefährlich zu leben‹« ver- binden. Den Lobpreis des gefährlichen Lebens singen denn auch die übrigen Bände. Deutsche Flagge über Sand und Palmen (1936, Farbabb. 26) trägt den Untertitel 53 Kolonialkrieger erzählen, U-Boote am Feind (1937, Farb- abb. 27) und Kaperkrieg im Atlantik (1938) lassen mehrere Dutzend Ma- rinesoldaten zu Wort kommen, Flucht zur Front (1939) schließlich enthält Berichte deutscher Kriegsgefangener, die den Ausbruch wagten. Aufbau und Gestaltung bleiben sich über die Jahre gleich. Auf das Geleitwort oder die Geleitworte hoher Funktionsträger und das Vorwort des Herausgebers folgen die Erlebnisberichte der Soldaten und am Ende deren Biographien. Jeder Berichterstatter wird mit einem kleinen Porträtfoto vorgestellt, hin- zu kommen Fotos mit Unterschriften wie »Historische Schutztruppen-Uni- formen«137 oder »Achterschiff U 52 bei schlechtem Wetter«138. Zu fast al- len Vor- und Geleitworten gehört zudem der Appell an die männliche Ju- gend, sich die im jeweiligen Band geschilderten Taten zum Vorbild zu neh- men. Wie schon Flieger am Feind zielten auch die Folgebände auf das Ge- Kriegsreportagen und Geschichtswerke 281

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schäft mit der HJ, dem Arbeitsdienst, den Rekruten und Parteigliederun- gen. Die inhaltlichen Spezifika der einzelnen Bände sind gering, aber signi- fikant. Die Darstellung der Afrikaner in Deutsche Flagge über Sand und Palmen139 unterscheidet sich ein Stück weit von dem ungehemmten Ras- sismus in den Erzählungen Hans Grimms oder in Ettighoffers So sah ich Afrika. Die kämpferischen Tugenden der afrikanischen Soldaten werden mehrfach gewürdigt; der letzte Beitrag trägt sogar den Titel Schwarze Ka- meraden.140 Dennoch ist die »rassische« Nobilitierung, die sich hier an- deutet, nur eine scheinbare. Die wiederholten Schilderungen von Mut, Treue und Opferbereitschaft der Afrikaner dienen nur dazu, die koloniali- stischen Tugenden der Deutschen in um so hellerem Licht erstrahlen zu lassen – eine rhetorische Strategie, die daher gerne mit Invektiven gegen den »Versailler Schandvertrag«, in dem Deutschland zur Aufgabe seiner Kolonien gezwungen wurde, hantiert. Je näher der neue Krieg rückte, desto energischer bemühte sich Langs- dorff um die entsprechende geistige Mobilmachung. Kaperkrieg im Atlan- tik erzählt, so der Untertitel, von den Taten deutscher Hilfskreuzer und Hilfsschiffe. Der Ton ist martialischer als in den vorangegangenen Bänden: »Eine Übergabe«, erklärt Emil Aye in Endkampf S. M. H. »Kaiser Wilhelm der Große«, »gibt es nicht für ein deutsches Kriegsschiff, mag es noch so schwach sein und der Gegner noch so stark. Dann gibt es nur eins: Kampf bis zum ruhmvollen Untergang!«141 Die Konsequenzen dieser Haltung wer- den in Der Todeskampf des Hilfskreuzers »Greif« von Paul Jolidon detail- freudig ausgebreitet: »Eine Granate zerreißt wenige Meter von uns einige Torpedomatrosen. Tote und Verwundete liegen überall herum. Ein Mann ist von der Kommandobrücke geschleudert und auf einer eisernen Gelän- derstütze aufgespießt worden. Vom Zwischendeck hört man Schreie. […] Auf dem Backbord-Achterdeck ragt zwischen den Trümmern des Aufzuges und der Kommandobrücke ein Arm mit zwei goldenen Tressen heraus, des- sen blutige Hand sichtbar ist. […] Über das ganze Schiff verbreitet sich der Geruch von verbranntem Fleisch.«142 Das Vorwort von Flucht zur Front schließlich versucht, wie schon die Sibirienromane, den flüchtigen Kriegs- gefangenen dieselbe kriegerische Würde zuzuschreiben wie den Frontsol- daten. Die »Unentwegten«, die allein durch ein mißgünstiges »Schicksal«, nicht durch soldatisches Versagen, in die Hände des Feindes gefallen sind, treten auf ihrer Flucht zu einem »fast aussichtslosen Kampf […] gegen tau- sendfache gut bewaffnete Übermacht« an: »Dies zu tun und durchzuhal- ten, erforderte seelische Kraft, die immer vorbildlich sein wird für durch und durch freiwilliges und darum doppelt schönes Soldatentum.«143 Friedlicher, aber weltanschaulich kaum weniger entschieden waren die Fliegermemoiren Und wir sind doch geflogen (1940, Farbabb. 74) von Willi Polte und Im Flug über ein halbes Jahrhundert von Richard Dietrich (1894 – nach 1942).144 Polte erzählt von seinen diversen Erlebnissen als Zivilflieger zwischen 1918 und 1937. Nach der Rückkehr aus dem Krieg ergreift er sofort die erste Gelegenheit, die sich ihm bietet, wieder in die Luftfahrt einzusteigen. Im Dienst verschiedener Auftraggeber fliegt er nach Schweden, in die Ukraine und die Sowjetunion, nach China und 282 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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nach Afrika. Seine Abneigung gegen das »Gelichter«145 der Novemberre- volution verhehlt Polte ebensowenig wie seine nationalsozialistische Überzeugung: »In langen Gesprächen erwogen wir Aussichten und Mög- lichkeiten, wieder zur Wehrfreiheit und damit zur Luftwehr zu kommen. Daß diese Möglichkeiten nur im deutschen Volke selbst schlummern konnten, daß von außen, von den Siegermächten von Versailles nichts zu hoffen war, darüber gab es bei uns Fliegern keinen Zweifel. Und alle Überlegungen mündeten fast zwangsläufig jedesmal in die Feststellung: Nur wenn Adolf Hitler an die Macht kommt, ist an eine Änderung der be- stehenden traurigen Verhältnisse zu denken. Der Führer kam an die Macht und er hat die untragbaren Verhältnisse wie auf allen Gebieten so auch in der Luftfahrt geändert, viel schneller, als wir es je erträumt hat- ten.« Den Angehörigen der fremden Völker, denen er begegnet, steht Pol- te stets distanziert, wenn nicht mit offener Abneigung oder Verachtung gegenüber. So weiß er von »alle[n] möglichen Gelben, Chinesen und Mon- golen« mitzuteilen: »›Diese Menschen sind wie Kinder, stehen auch geistig auf der Stufe von Zehnjährigen.‹« Weiter zurück in die deutsche Fluggeschichte greifen die Memoiren von Richard Dietrich. Im Flug über ein halbes Jahrhundert gliedert sich in drei Teile. Auf die Schilderung von Kindheit und Jugend des schon früh flug- begeisterten Autors folgen die Erlebnisse als Flieger im Ersten Weltkrieg. Während der Weimarer Republik arbeitet Dietrich als selbständiger Flug- zeugkonstrukteur. In der Spätphase der Weimarer Republik tritt er in die SA ein, am 30. Januar 1933 nimmt er begeistert am Fackelzug durch das Brandenburger Tor teil: »Ich hatte gefunden, was ich lange gesucht hatte: die große Kameradschaft und ein Ziel, das dem Leben wieder Inhalt gab.«146 Der »Ausklang« des Buches skizziert Dietrichs Arbeit auf einem Flugplatz hinter der Ostfront und beschwört pathetisch eine spätere Pax Germanica: »Aus den Trümmern, die unsere Flügel schlagen, wird das neue Europa entstehen. Friedlich werden die Schwingen der Menschen dann wieder ihre Bahnen ziehen, von Volk zu Volk, von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent, Mahner und Künder den Geschlechtern, die nach uns kommen. Mahner einer blutgetränkten Vergangenheit und Kün- der einer friedensgesegneten Zukunft in diesem großen Jahrhundert, das dem kommenden Jahrtausend die Prägung geben wird.« Nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto und zu Fuß unternahm P. C. Ettighoffer die Reisen, von denen er in Servus Kumpel (1935, Farb- abb. 29) und So sah ich Afrika (1938, Farbabb. 30) berichtete. Servus Kum- pel, erstmals 1932 im Kölner Gilde-Verlag erschienen, führt zurück in die letzten Jahre der Weimarer Republik, die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Der Autor, damals Redakteur einer rheinischen Tageszeitung, wandert in Lum- pen gehüllt von Köln bis ins Dreiländereck, um möglichst authentisch über die Not der Obdachlosen schreiben zu können: »Ich wollte […] die Seele dieser Volksgenossen erforschen, in ihr Herz blicken […]. Aber der Kum- pel, der Mann der Landstraße blieb verschlossen, er offenbarte sich nur seinem Leidensgenossen. Nur dem Manne, der mit ihm von Penne zu Pen- ne wankte, erzählte er von seinem großem Leid und seinen geringen Hoff- nungen. Also mußte ich selbst Kumpel werden, Tippelbruder, Ritter der Kriegsreportagen und Geschichtswerke 283

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Landstraße.«147 Ettighoffer schildert zunächst das schwierige Unterfangen, sich als normaler Bürger in den fremden Lebenskreis, der über eine eige- ne Sprache und ein spezielles Wissen verfügt, einzugliedern. Er stellt Land- streicher und ihre Schicksale vor, erzählt vom Hunger, vom Betteln und vom Übernachten in schmierigen Unterkünften. Am Ende löst er mit ei- nem Geldschein, den er in seiner Kleidung versteckt hat, eine Fahrkarte zurück nach Köln, wo er sich wieder in einen »nichtsnutzigen Spießbür- ger« verwandelt. In der Maske des Tippelbruders will Ettighoffer erforschen, welche ka- tastrophalen Folgen die Herrschaft des Weimarer »Systems« für Deutsch- land hat. Zugleich ist seine Reise als eine verkappte Fortsetzung des Front- erlebnisses erkennbar. Der Autor wandert mit einem im Krieg geschnitz- ten Stock, der »viele Gefechte und Schlachten mitgemacht« hat. Wie die Frontsoldaten erweisen sich die Kumpel, von einigen schwarzen Schafen abgesehen, als eine verschworene Männergemeinschaft, und die Unter- künfte, die nach schmutzigen Körpern und Mottenpulver riechen, erin- nern zwangsläufig an den Schützengrabenunterstand. Aus seinen Erfah- rungen zieht Ettighoffer den Schluß, daß weder Essen noch bessere Her- bergen die Not der Obdachlosen beheben könnten: »Arbeit würde ich ih- nen verschaffen, nur Arbeit. Sie würden wieder Selbstvertrauen gewinnen und nicht mehr Ausgestoßene sein. Nur Arbeit, weiter nichts. Wer schafft Arbeit für die Landstraße?« Das Vorwort der Feldausgabe von 1942 betont, daß diese Frage inzwi- schen beantwortet sei: Die »Nationalsozialistische Revolution« habe die »Heimatlosen von der Landstraße« geholt und ihnen wieder »einen siche- ren Arbeitsplatz« verschafft: »Das Kumpeltum, die Landstreicherei als Tu- gend und harte Notwendigkeit, die organisierte Bettelei, dies alles ist als Zeitdokument in die deutsche Geschichte nach Versailles eingegangen.« Die Zeit, in der »fünf Millionen Händepaare ohne Zupacken« leben muß- ten, sei vorüber und »die Zunft der Tippelbrüder« angeblich »seit Jahren im Deutschen Reich ausgestorben«. Im Vorwort erinnert Ettighoffer auch stolz daran, daß er 1939 im Dreiländereck, das er knapp zehn Jahre zu- vor in ganz anderer Mission besucht hatte, nun als Soldat kämpfte. Ein Sachverhalt, den der Verlag kühn nutzte, um im letzten Satz des Werbe- textes auf dem Rückumschlag des Buches einen kriegerisch-revanchisti- schen Ton anzuschlagen, der, bei aller eindeutigen Tendenz, vom Inhalt nicht gedeckt wurde: »Ein fröhlich-nachdenkliches Zeitdokument von den Landstraßen bis zur Dreiländerecke, an deren Grenzen mit dem Frontsol- daten Ettighoffer gewiß mancher aus dem einstigen grauen Heere der Landstraße nun mit der Wehrmacht seines Volkes den Marschbefehl er- wartete, auch die aufgezwungene Schmach jener – Betteljahre zu rächen.« Deutsche Schmach und deutsche Größe sind auch die zentralen Kate- gorien, nach denen Ettighoffer seine Erlebnisse in So sah ich Afrika ord- net. Schon zu Schulzeiten, gesteht er am Anfang, habe er davon geträumt, »als Schutztruppler« oder »als Pflanzer«148 den schwarzen Kontinent zu erobern. Nun reist er endlich durch Südwest-, Süd- und Ostafrika. Das primäre Ziel seines Buches besteht darin, den deutschen Leser, aber auch die deutsche Politik an den früheren Kolonialbesitz zu erinnern: »Niemals 284 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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wird und darf die deutsche Jugend aufhören, die gestohlenen Kolonien wiederzufordern. Und wenn die Gerechtigkeit noch auf der Welt ist, wenn Opfer noch einen Sinn haben, dann muß Ostafrika wieder unser Land wer- den. Es muß, es muß!!!« Heim ins Reich – das ist auch der drängende Wunsch der deutschen Siedler in Südwest, die unter fremdem Mandat le- ben müssen, am ersten Mai und am Muttertag aber stolz die Hakenkreuz- fahnen wehen lassen: »Der Führer – das hoffen sie hier alle mit Zuver- sicht – wird schon wissen, ob und wann er die Frage Südwestafrika der Welt so stellen wird, daß die Welt nicht anders kann als antworten.« Der deutsche Anspruch auf Afrika erscheint Ettighoffer mehrfach legi- timiert. Zunächst hätten zahlreiche Siedler und Soldaten im Kampf mit den Eingeborenen und im Weltkrieg hier ihr Leben gelassen; dieser »Opfer- gang« dürfe nicht umsonst gewesen sein. Während des Aufenthalts in Ost- afrika glaubt er zudem die Überlegenheit der deutschen Kolonialverwal- tung zu erkennen. Die Engländer, so sucht er mit der Schilderung mehre- rer Gerichtsverfahren und eines europäisch-afrikanischen Fußballspiels zu belegen, verstünden es einfach nicht, mit den »Negern« umzugehen. Auf- grund kurzsichtiger wirtschaftlicher Interessen würden sie vergessen, daß »in ihren Adern […] das Blut der Normannen und Wikinger« fließt, und daher einer gefährlichen Tendenz zur Gleichberechtigung der Rassen nach- geben. Dies zeigt sich auch an den zahlreichen Indern, deren Schilderung als raffgierige Kaufleute antisemitische Klischees aufgreift. Für die Weißen in Afrika, meint der Autor, kommt es stets darauf an, den Status der »Her- renrasse« zu wahren, um die »schlechten Instinkte« der »schlafende[n] Be- stien« nicht zu wecken: »Man muß den Schwarzen wie ein unerzogenes Kind behandeln. Gerecht und streng muß man zu ihm sein und sich nichts vergeben. Er versteht einen Spaß, auch wenn er derb ist, bringt aber kein Verständnis auf, wenn der weiße Mann von seinem Herrenstandpunkt her- absteigt. Für ein freundliches Wort, eine freundliche Antwort auf eine Fra- ge ist er sehr dankbar.« Auch körperliche Distanz ist für Ettighoffer angebracht, da alle Afrika- ner, denen er begegnet, nach seinem Empfinden unerträgliche »Ausdün- stungen« von sich geben. So wird ihm auch der Anblick »köstlicher, un- bekümmerter Nacktheit« diverser »Zulu-Even« verdorben. Trost für sol- che Zumutungen findet der Autor bei seinen beiden treuen Reisegenossen, mit denen er sich so zärtlich unterhält, als seien es geliebte menschliche Wesen. »Max«, das Auto, und »Melusine«, die Schreibmaschine, sind dem einsamen Reisenden so wichtig und vertraut wie dem Landser des Welt- kriegs sein Sturmgewehr. Von keinem der Autoren, die Bertelsmann nach der Neuorientierung seines Verlagsprogramms Ende der zwanziger Jahre verpflichtete, er- schienen in kurzer Zeit so viele Titel wie von Ettighoffer. Nicht weniger als elf Bücher, davon sieben Originalausgaben, wurden von 1936 bis 1939 ver- öffentlicht.149 Zu jedem Jahrestag, der sich in der Erinnerung an den Welt- krieg anbot, verfaßte er ein umfangreiches Werk. Eine Armee meutert. Frankreichs Schicksalsstunde 1917 (1937, Farbabb. 28) schildert die über- raschende Befehlsverweigerung der französischen Angriffsarmee im Früh- ling des genannten Jahres. Hätten die deutschen Truppen rechtzeitig von Kriegsreportagen und Geschichtswerke 285

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dieser Situation erfahren, so wäre es ihnen nach Ettighoffers Überzeugung gelungen, mit einem schnellen Angriff den Sieg im Westen zu erringen und damit auch den Krieg siegreich zu beenden. Aber auch das Verpassen die- ser Gelegenheit hat für den Autor seine gute Seite, zeigt sich so doch deut- licher der spezifische Auftrag des heroischen deutschen Menschen: »Deut- sches Schicksal ist Kampf und nicht blinder Zufall. Der Krieg ging weiter, und wir, die ausgepumpten, schlecht genährten, aber stahlhart geworde- nen Feldgrauen trugen ihn noch durch 500 kampferfüllte Fronttage und 500 lange, dunkle Frontnächte.«150 Das Buch Sturm 1918. Sieben Tage deutsches Schicksal (1938) berichtet von der letzten großen Offensive im Westen; Tannenberg. Eine Armee wird zu Tode marschiert (1939) erinnert an die siegreiche Schlacht im Osten. Die journalistisch tendenziöse Aufbereitung ist in allen Bänden ähnlich. Ettighoffer verbindet die Lektüre der historischen Quellen und der bereits vorhandenen Fachliteratur mit Augenzeugenberichten und eigenen Erleb- nissen. Mitunter scheint der emphatische Nachvollzug der Ereignisse die Grenze zur Fiktion zu überschreiten. Inwieweit es sich bei den zahlreichen Stellen, die einzelne Soldaten, einzelne Szenen hervorheben, um Tatsachen oder Erfindung handelt, ist nicht festzustellen. Die Soldaten der Feinde, so lautet jedenfalls der stete Refrain, sind tapfer, die deutschen Soldaten aber unermüdlich und tapferer. Die unverhüllt rassistische Abneigung des Au- tors gilt den kolonialen Truppen Frankreichs und Englands. Eine Bildun- terschrift in Tannenberg etwa lautet: »Die Farbigen kommen! Eine untilg- bare Schande für die gesamte weiße Rasse brachte das Erscheinen farbi- ger Hilfsvölker.«151 Auch die Vorstellung vom slawischen »Untermenschen« wird kolportiert. Über General Samsonow, den Führer der russischen Ar- mee bei Tannenberg, heißt es abschätzig: »Er hat Kräfte genug, […] aber er ist auch wieder ein Untergebener und – – er ist Russe. Und ein Russe, mag er sonst noch so tüchtig sein, fühlt immer in sich die Minderwertig- keit seiner von Asien beeinflußten Seele.« Nach einem ähnlichen Erfolgsrezept wie Ettighoffer ging Clemens Laar (d. i. Eberhard Koebsell, 1906–1960) vor.152 Seine beiden erstmals 1936 bei Paul Neff (Berlin) publizierten Bücher Der Kampf um die Dardanellen (1938, Farbabb. 31) und Kampf in der Wüste (1939) widmen sich einem exotischen Frontabschnitt, den das Verlagsprogramm zuvor nicht beach- tet hatte. Die Dardanellen und Gallipoli sowie das Gebiet des heutigen Irak sind hier der Schauplatz erbitterter Kämpfe deutscher und türkischer Trup- pen mit ihren englischen Feinden. Anders als Ettighoffer war Laar zu jung, um am Ersten Weltkrieg teilgenommen zu haben. Diesen Mangel versuch- te er durch erhöhten nationalistischen Eifer und größeren Einsatz von Phantasie wettzumachen. Die Glorifizierung der deutschen Soldaten durch den Autor übertrifft in ihrem phrasenhaften Pathos alles, was zuvor in den Kriegsbüchern Bertelsmanns zu lesen war: »Männer auf verlorenem Po- sten. […] Nibelungen vor dem Ansturm des entfesselten Ostens? Mehr. Spartaner bei den Thermopylen des 20. Jahrhunderts? Mehr. Eine Armee von Erzengeln? Man soll nicht vergleichen, man darf keine Beispiele su- chen. Es gibt keine. Sie sind keine Nibelungen und keine Spartaner und schon gar keine Erzengel. Es gibt keine Begriffe für sie, denn sie haben 286 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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selbst einen neuen geprägt. In Flandern, in der Champagne, vor Verdun, in Polen, in der Ukraine, auf der Nordsee, bei den Dardanellen, auf Galli- poli, in Palästina, in Mesopotamien, in Afrika, in China, und hier in Persi- en, am Paitakpaß. Kämpfer des großen Krieges! Männer aus dem deut- schen Feldheer.«153 Die »Orgie des Mordens und Tötens«154 auf Gallipoli wird zu einem Er- eignis von mythischen Dimensionen stilisiert. Wenn am Ende der Schlacht zwei deutsche Soldaten von englischen Minen in die Luft gesprengt wer- den, erfahren sie eine dionysische Verschmelzung mit den Kräften des Kos- mos: »Sie rasen hinein in einen Donnerkrach, in ein Beben, das die Erde hochwirft und den Himmel verschlingt. Sie rasen hinein in das Ende und den Beginn aller Dinge, in die Vermählung von Sternen und Erde, von Glut und Gottes kühlem Atem über der Welt.« Von solchen Ekstasen abgesehen, bemüht sich Laar aber auch, die Kriegsschuldfrage zugunsten Deutsch- lands zu lösen. In Der Kampf um die Dardanellen sind es England und Ruß- land, die bereits im Frühjahr 1914 zielstrebig auf einen Krieg hinarbeiten. In Kampf in der Wüste tritt zu Beginn der amerikanische Bankier J. Pier- pont Morgan auf, »der das Sperrfeuer um Deutschland mit Riesenstapeln von Dollarnoten heizt«155 und als der geheime Drahtzieher des Krieges dar- gestellt wird. Als sich der Kriegsbeginn zum 25. Mal jährte, erschien als Original- ausgabe bei Bertelsmann ein weiteres Buch von Laar: Der große Marsch (1939) ist eine breit angelegte, kaleidoskopische Schilderung der Zeit zwi- schen Juni und Dezember 1914. Die Glorifizierung des Heldentods feiert auch hier makabre Triumphe. Stärker als in den beiden vorangegangenen Bänden aber mischt der Autor Fiktives in die Schilderung des zeitge- schichtlichen Geschehens. Neben den Kaiser, seine Generäle und andere hochrangige Vertreter der kriegführenden Parteien treten diverse erfun- dene Figuren. Zu ihnen gehören etwa ein betrügerischer jüdischer Jurist, ein »der Scholle verbundener« evangelischer Pfarrer und ein sozialdemo- kratischer Arbeiter, der seine Klassenvorbehalte zu überwinden lernt und sich zu einem von der Sache des Vaterlands überzeugten Soldaten ent- wickelt. Der große Marsch zielt auf eine umfassende, exemplarische Deu- tung des historischen Stoffes. Der Kaiser und die Oberste Heeresleitung er- scheinen zwar als »geniale, geistige Persönlichkeiten«, nicht aber als die »Führer«156, derer es bedurft hätte, um die militärischen Pläne Deutsch- lands mit der notwendigen Kühnheit und Rücksichtslosigkeit durchzuset- zen. Erneut beschwört das Buch die »Ideen von 1914«. Der Krieg führt dazu, daß die Deutschen über Nacht zu einer »einzigartigen Brüderlich- keit« finden. Die Schranken zwischen den Klassen und Individuen werden nicht durch eine soziale, sondern durch eine nationale Revolution aufge- hoben. Der »große Marsch« ist der Marsch des deutschen Volkes zu sich selbst: »Das Volk brach auf den Weg der unnennbaren Schmerzen, um – geboren zu werden.« Als der Zweite Weltkrieg begann, brachte C. Bertelsmann nicht nur Bücher heraus, die von den deutschen Siegen im »Blitzkrieg« berichte- ten.157 Hinzu kamen auch weiterhin Titel über den Ersten Weltkrieg, die nun besondere aktuelle Brisanz besaßen. Die Werbung für Von Hölle zu Kriegsreportagen und Geschichtswerke 287

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Hölle. Erlebnis einer französischen Kriegsgefangenschaft (1940) von Carl Kirchhoff (1894 – nach 1943)158 beginnt mit einem fettgedruckten Zitat des Deutschlandsenders vom 30. Mai 1940: »Frankreich hat sein Recht ver- wirkt, weiterhin als Kulturnation anerkannt zu werden!«159 Kleiner steht darunter: »Sadistischer Haß gegen alles Deutsche feiert heute in Mißhand- lungen deutscher Kriegsgefangener Orgien. Wir kennen diese Methode aus dem Weltkrieg«. Kirchhoffs Buch wird als »ein ungeheuerlicher Erlebnis- bericht« voll Blut und Tränen angepriesen: »Diese empörenden Drangsa- lierungen treiben jedem Deutschen die Schamröte ins Gesicht.« Das erneut groß- und fettgedruckte Fazit der Anzeige lautet: »Ein Schanddokument für Frankreich!« Wie Das gefesselte Heer erzählt auch Von Hölle zu Hölle von menschenunwürdigen Zuständen in Gefangenenlagern und in einem Bergwerk sowie von verzweifelten Fluchtversuchen. Außer antifranzösi- schen Affekten und rassistischen Diffamierungen afrikanischer Soldaten finden sich bei Kirchhoff aber auch aggressive Ausfälle gegen jüdisches und kommunistisches »Untermenschentum«.160 Am Ende des Buches steht der Ich-Erzähler im August 1939 auf einem Berg des Sauerlands und blickt zufrieden auf seine Heimat, die nach den Weimarer Jahren »der Schmach und Schande« nun vom »welschen Spuk« befreit sei: »In höchster Not ist dem deutschen Volke ein Führer erstanden, der das in zahlreiche Partei- en gespaltene Volk einigte, ein Führer, der ein Großdeutschland schuf.« Von der Wanderung zurückgekehrt, erreicht den Erzähler der erneute Stel- lungsbefehl, den er innerlich mit einem frohen »Führer – wir folgen!« kom- mentiert: »Lebt wohl, ihr lieben Gastgeber! Leb wohl, du stilles Dörflein! Lebt wohl, ihr Berge und Wälder! Wir sehen uns wieder, wenn der Feind besiegt, wenn Großdeutschlands Grenzen gesichert sind!« Zwei weitere Bücher beschäftigten sich mit der U-Boot-Waffe im Ersten Weltkrieg.161 Ritter der Tiefe von Lowell Thomas war bereits 1930 bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erschienen, bevor C. Bertelsmann es 1940 erneut herausbrachte. In sieben Auflagen erreichte der Titel bis 1942 das 170. Tausend. Der Autor war Amerikaner. Vor Ritter der Tiefe hatte er Bücher über Lawrence von Arabien und Graf Luckner veröffentlicht; seine große Liebe aber galt der U-Boot-Waffe, die er als »Meereswunder unse- rer Zeit«162 begriff. Zehn Jahre lang war Thomas nach Kriegsende durch Europa gereist und hatte überlebende Kämpfer interviewt. Ritter der Tie- fe ist eine Chronologie des U-Boot-Krieges aus Sicht der deutschen Betei- ligten, deren Tapferkeit und Fairneß vom Autor uneingeschränkt bewun- dert werden. Freiherr von Spiegel, der Übersetzer des Buches, der darin selbst auftritt, kann im Vorwort zufrieden feststellen: »Seht doch und lest! Ein Ausländer, ein früherer Feind, der sicherlich in das ›Kreuzige‹ der ganzen Welt über das Unmenschliche deutschen U-Boot-Piratentums ein- gestimmt hat, kommt jetzt mit der Wahrheit ans Tageslicht. Er selber sagt, er hielte sich streng an die Wahrheit. Nun bitte: wie sieht diese Wahrheit aus? Heldentum, – unerhörtes, tollkühnes Heldentum – sonst nichts.« Weniger der Glorifizierung der eigenen als der Anklage der gegneri- schen Kriegsführung diente die antibritische Propagandaschrift Englands Verbrechen an U-41 (1940) von Iwan Crompton. Der Herausgeber Werner von Langsdorff verfaßte wohl auch den einleitenden Teil des Buches: 1915 288 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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wird ein deutsches U-Boot von einer englischen U-Boot-Falle, die als der amerikanische Dampfer »Baralong« getarnt ist, versenkt. Die Überleben- den werden von den Engländern nicht gerettet, sondern teils im Wasser, teils auf einem Dampfer, auf den sie sich geflüchtet haben, getötet. Der Hauptteil des Buches schildert aus Cromptons Sicht die Versenkung von U-41 durch die inzwischen in »Wyandra« umgetaufte »Baralong«. Der Er- zähler und ein Steuermann sind die einzigen Überlebenden. Sie geraten in Gefangenschaft und müssen ebenfalls den Haß der Engländer auf die deut- schen U-Boot-Fahrer ertragen. Auch wenn sich die Verstöße gegen das Kriegsrecht kaum miteinander vergleichen lassen, zielt das Buch mit der Schilderung des zweiten »Baralong«-Falls nicht nur darauf ab, den ersten wieder in Erinnerung zu rufen, sondern will mit aktuellem Bezug zugleich die gesamte englische Kriegsführung diskreditieren: »In den widerlichen Orgien des Hasses war England die treibende Kraft. Damals bereits wur- den seine Methoden größtenteils durch Herrn Churchill beeinflußt. Nach- dem dieser Vollengländer auch in diesem Krieg wieder sich als Oberlügner und Verleumder größten Stils gezeigt hat, ist es nötig, daß wir uns für im- mer einiger Beispiele englischer Methoden erinnern, die im Gegensatz zu den Methoden, die England Deutschland andichtet, nicht gelogen, ja nicht einmal übertrieben sind, sondern nur einfach die nackte Wahrheit dar- stellen.«163 Im Stil der späteren Bücher über den »Blitzkrieg« ist bereits Wir funken für Franco (1939, Farbabb. 37) von Hellmut H. Führing (1910 – nach 1942)164 gehalten. Der Autor dient als Sprachrohr eines Unteroffiziers der Luftnachrichtentruppe, der sich von Herbst 1936 bis Sommer 1937 als Freiwilliger der Legion Condor im »Kampf der Anständigen gegen das rote Untermenschentum«165 bewährt. Der Klappentext verkündet: »Mit frischen Kameraden hat er als Funker, Kraftfahrer und Fernsprecher an mancher- lei Kampffronten geholfen, das wichtige Nachrichtennetz, die Nerven- stränge der Front, zu bauen und in Ordnung zu halten. Manches Kilometer Kabel hat er gelegt; hat mit den Legionären des Duce ihr [sic] Spaghetti und mit Francos Marrokanern [sic] Hammelbraten gegessen. Schwere Flieger- angriffe hat er mitgemacht, manche feindliche Granate galt der deutschen Kolonne und manche Maschinengewehrkugel klatschte gegen die Kühler- haube seines Wagens. […] Ein spannender Film von den Taten deutscher Kämpfer gegen den Bolschewismus. Das Lied hoher Kameradschaft mit Spaniern und Italienern.« Wieder schmücken zahlreiche Bilder den Band: touristische Aufnahmen von Städten, Menschen und Landschaften, aber auch Fotos von der Front, die den Zerstörungswillen des Gegners und die Überlegenheit der faschistischen Truppen dokumentieren sollen. Erneut stellt sich die Frage: In welchem Verhältnis steht die Kriegsbuch- produktion C. Bertelsmanns zu den vergleichbaren Aktivitäten anderer Verlage? Wiederum ist keine definitive Antwort möglich, da sowohl litera- turwissenschaftliche Untersuchungen zu den Kriegserlebnis- und Kriegs- büchern zwischen 1933 und 1939 fehlen als auch Monographien zu den einschlägigen Verlagen. Fest steht aber, daß das Verhalten von Bertels- mann kein Einzelfall war. Schon ab 1929 orientierten sich nicht wenige ur- sprünglich bürgerlich-konservative Verlage teils aus Überzeugung, teils aus Kriegsreportagen und Geschichtswerke 289

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Geschäftssinn politisch und weltanschaulich immer weiter nach rechts. Die Hanseatische Verlagsanstalt, die sich im Besitz des 1893 gegründeten Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands befand, stellte sich 1931 bis 1933 mit Schriften von Carl Schmitt, Arthur Moeller van den Bruck und August Winnig in den Dienst der Konservativen Revolution. Danach nütz- te der Verlag geschickt die spezifischen Möglichkeiten, die der Buchhan- del im Dritten Reich eröffnete. Die Verlagsanstalt partizipierte einerseits an der aktuellen »Politisierung der Wissenschaft«, indem sie sich unter an- derem zum juristischen Verlag des Sicherheitsdiensts entwickelte, ande- rerseits gelang es ihr, durch den Kontakt mit den diversen NS-Formatio- nen in den lukrativen Markt der nationalsozialistischen Ratgeber- und Frei- zeitliteratur einzusteigen.166 Auch in der Kriegsbuchproduktion war das Unternehmen erfolgreich. Neben Kriegs- und Kriegsgefangenenberichten weniger bekannter Autoren standen »ausgesprochene Bestseller«167 wie Heinz Steguweits Jünglinge im Feuerofen (140 000 Exemplare), Richard Euringers Fliegerschule 4 (160 000 Exemplare) und Ernst Jüngers Stahl- gewitter, die erst in der hier 1934 erschienenen Fassung ihren kommer- ziellen Durchbruch erlebten. Eine ähnlich bestimmende Rolle wie für Bertelsmann spielte die Kriegs- buchproduktion für den 1896 gegründeten Eugen Diederichs-Verlag, des- sen Leiter bis zu seinem Tod 1930 zu den bedeutendsten deutschen »Kul- turverlegern«168 zählte. In den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren wandelte sich der Diederichs-Verlag von einem lebensreformerisch orientierten Unternehmen, das zahlreiche Titel in niedriger Auflage pro- duzierte, zu einem modernen Bestsellerverlag, der auf wenige Titel in hohen Auflagen setzte. Einen wesentlichen Anstoß hierzu gab der sensa- tionelle Erfolg von Edwin Erich Dwingers bereits erwähnter Trilogie Deut- sche Passion, die ab 1929 erschien. Von Dwinger abgesehen verlegte Die- derichs in den dreißiger Jahren keine weiteren Kriegsbücher, aber zahl- reiche Autoren, die überzeugte Nationalsozialisten waren.169 Vergleicht man die Kriegsbuchproduktion C. Bertelsmanns mit jener der genannten Verlage, so fällt auf, daß die Verantwortlichen in Gütersloh sich erst spät, dafür aber um so intensiver in diesem Bereich engagierten. Dank des Prestiges und des geschäftlichen Geschicks, über das der Verlag verfügte, entwickelten sich sowohl die lizenzierten als auch die selbstpro- duzierten Kriegserlebnisbücher zu Bestsellern. Mit den Reportagebänden, die Werner von Langsdorff verantwortete, und mit Harald Buschs U-Boot auf Feindfahrt profilierte sich C. Bertelsmann zudem im Zeichen einer na- tionalsozialistischen Moderne, die mit der alten, bürgerlichen Welt, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammte, gründlich aufzuräumen ver- sprach. Inhaltlich setzen die Kriegsbücher durchaus unterschiedliche Ak- zente: Die magischen Wälder und Rebellen um Ehre markieren die Pole ei- nes Spektrums, das, bei grundsätzlich nationaler Tönung, von der slawo- phil-lebensphilosophisch geprägten Hoffnung auf völkische Wiedergeburt bis zur affektgeladenen nationalsozialistischen Propaganda reicht. Aber auch wenn das offene Bekenntnis zur herrschenden Ideologie sich nicht in jedem der Bücher finden läßt – ihren Dienst im Sinne dieser Weltan- schauung konnten sie alle leisten. 290 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Der vermarktete Krieg: C. Bertelsmann erobert die Schaufenster, den Reise- und Versandbuchhandel Inmitten der Atmosphäre von Aufrüstung und Militarismus, die die Jahre vor dem Kriegsausbruch prägte, hatte auch das einschlägige Schrifttum Hochkonjunktur. Für die Entwicklung des politischen Klimas im Dritten Reich ist es bezeichnend, daß gerade ein Verlag wie C. Bertelsmann aus dieser Konjunktur Profit zu ziehen verstand. Das konservativ-christliche, politisch bis dahin eher unauffällige Unternehmen übernahm von Ver- lagshäusern, die sich im Laufe der Weimarer Republik am rechten Rand des politischen Spektrums profiliert hatten, nach 1934 zahlreiche tenden- ziöse Bücher in Lizenzausgaben. Von der NS-Ideologie durchtränkte Titel, wie Thor Goote und Herbert Volck sie vor 1933 bei völkischen Verlagen herausgebracht hatten, konnten dort auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 keinen größeren Gewinn erzielen, weil ihr Publi- kum am rechten Rand sich kaum vergrößerte. Als C. Bertelsmann jedoch diese Bücher übernahm, erreichten sie den erweiterten Kundenkreis die- ses bürgerlichen Verlags. Erst mit seiner Werbestrategie wurden solche Texte auch für eine breitere Leserschaft sanktioniert. Die teils parteieige- nen Konkurrenten fühlten sich provoziert: »Man will Ihnen Ihre Werbe- fachleute ausspannen. Zwei große Berliner Verleger sind wild hinter die- sen Herren her. Man wird Ihnen wahrscheinlich in den nächsten Wochen ein Angebot machen, Ihren ganzen Verlag zu kaufen oder zu liieren. […] Kurzum, der Verlag Bertelsmann liegt einigen Leuten schwer im Magen, und man will es sich etwas kosten lassen, um diese ›Gefahr aus Gütersloh‹ zu beseitigen.«170 Es sollte sich als großer Vorteil für das Unternehmen herausstellen, daß es erst in diesen Jahren der politischen Umwälzungen den anonymen Mas- senbuchmarkt betrat. Der als Werbe- und Vertriebsleiter agierende Fritz Wixforth hatte noch kurz zuvor mit seinen Mitarbeitern das flache Land bereist und bei Provinzsortimentern und Pfarrern mit der aktuellen Ver- lagsproduktion vorgesprochen. Pastor Johannes Zauleck hatte ein untrüg- liches Gespür für die christliche Kundschaft bewiesen, die keine Buch- handlungen besuchte. Wixforth und seine Mitarbeiter Oeltze, Berthoud, Banzhaf, Baumann und Tack hatten mehrere Versuche unternommen, die- ses Publikum zu erreichen. Der Christliche Erzähler war ein solches Ex- periment; mit ihm sollten die Inhalte jener Blätter Zaulecks, die an die Pfarrgemeinden vertrieben und dort kostenlos verteilt wurden, den Lesern nun im Abonnement verkauft werden. Dem schließlich erfolglosen Projekt entsprang der Romanverlag, der aber gleichfalls zunächst nur in Einzel- fällen Massenabsatz erzielte. Um das große, vor den Buchhandlungen nach wie vor in »Schwellenangst« zögernde Publikum für ihre breitentaugliche Belletristik zu erreichen, entwickelten Wixforth und Banzhaf deshalb das Marketingkonzept der Sonderschaufenster. Diese massive ausschließliche Präsenz eines Schwerpunktbandes (im oft einzigen Schaufenster) sollte den Passanten suggerieren, daß Bertelsmann-Bücher nicht an ein elitäres Bil- dungsbürgertum gerichtet waren, sondern von jedermann erstanden wur- den, daß die jeweilige Buchhandlung sie erfolgreich und in großer Zahl ab- Der vermarktete Krieg 291

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setzte. Das Kalkül, das sich schon bei Schröers Romanen bewährt hatte, erhielt bei den Kriegsbüchern einen zusätzlichen Effekt. Die Gestaltungs- vorschläge des Verlags für die Schaufenster, die als Photographien den Werbeplakaten beilagen, zeigten die Kriegsbücher in militärischen For- mationen, quasi im Gleichschritt, ausgerichtet. Die Bände marschierten in Kolonnen und Blöcken auf, formierten sich zu Schwertern oder U-Booten. Den Buchhändlern wurde nahegelegt, Kriegsrelikte aus eigenem Besitz in den Sonderschaufenstern zu drapieren: Helme, Orden, Waffen. Damit war das persönliche Engagement des Sortimenters gefordert, das sich auf die Verkaufsanstrengungen umleiten ließ. Um einen Eindruck von Aktualität zu vermitteln, gestaltete Bertelsmann kleine Werbezettel, die der Buch- händler wie neue Bekanntmachungen von innen ans Schaufenster kleben sollte. Besonders wichtig waren die nationalen Gedenktage, bei denen je- der deutsch gesinnte Buchhändler gehalten war, sein Bekenntnis zum Re- gime durch patriotische Schaufenster unter Beweis zu stellen. Bertelsmann kam den Sortimentern hier zu Hilfe und lieferte etwa zum »Heldenge- denktag« 1936 ein Verdun-Sonderfenster und eines zur Skagerrakschlacht; 1939 galt es, Tannenberg zu feiern. Der vom Verlag vorgefertigte Gesin- nungsnachweis hatte auch den erwünschten Nebeneffekt, ähnliche Pro- dukte der Konkurrenz zu blockieren. Zwar fehlen Belege dafür, wie sich Bertelsmann in diesem Wettbewerb gegen die anderen Verlage durchzu- setzen vermochte, doch scheint die durchaus kostspielige, über Jahre mit steigendem Aufwand betriebene Strategie recht erfolgreich gewesen zu sein. Ein zunächst skeptischer Magdeburger Buchhändler berichtete von der Wirkung des Verdun-Arrangements: »›Eines Tages stand vor meinem Schaufenster ein Arbeiter. Es war gegen Mittag. Er trug seinen Henkel- mann noch in der Hand und stand wohl zehn Minuten dort. Ich beobach- tete ihn. Dann ging er ein paar Schritte weg, kehrte aber wieder zurück und stand eine ganze Weile nachdenklich vor dem Fenster. Am übernäch- sten Tag kam eine Frau zu mir. Sie sagte, ihr Mann sei damals bei Verdun dabeigewesen. ›Nie hat er mir davon erzählt. Aber jetzt sprudelt es nur so aus ihm heraus. Er erzählte mir am Abend und die halbe Nacht von sei- nen Erlebnissen. Nun hat er mich gebeten, dieses Buch bei Ihnen zu kau- fen. Er traut sich nie in eine Buchhandlung.‹«171 Trotz solcher Erfolge blieb noch immer ein großer Teil des potentiellen Publikums von den Werbeaktivitäten unerreicht, vor allem auf dem Lan- de. Bei ihren ausgedehnten Touren waren Wixforth, Berthoud und Oeltze wiederholt mit Vertretern des Reisebuchhandels zusammengetroffen; die- se sprachen ebenfalls bei den Pfarrämtern vor und informierten sich dort, wer in der Gemeinde dem Bücherlesen zugeneigt war. Eine »Empfehlung« des Herrn Pfarrers öffnete leichter die Türen der genannten Häuser; dort breiteten die Reisebuchhändler ihr Angebot aus, meist Lexika, Ratgeber, auch Goldschnittklassiker – »Schinken« im Fachjargon, kaum gelesene Pre- stigeobjekte für die gute Stube. Fritz Wixforth erkannte das enorme Po- tential dieser Vertriebsform außerhalb des Sortiments172, die jedoch nur an teuren Objekten, nicht an preisgünstigen Einzelbüchern interessiert war. Ähnliches galt für den Versandbuchhandel. Wixforth bewog Heinrich Mohn 1936 zu einem besonderen Kooperationsangebot für den Reise- und 292 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Vorschlag für Sonderschaufenster (1937) zu P. C. Ettighoffers Kriegsroman »Verdun« Versandbuchhandel und garantierte ihm einen starken Mehrumsatz. Schon 1934 hatte der Verlag neben dem traditionellen Sortiment als zusätzlichen Vertriebsweg den Buchgrossohandel entdeckt, der »Buchverkaufsstellen« wie Schreib- und Gemischtwarengeschäfte belieferte. Für diese Sparte stellte C. Bertelsmann über die Grossisten »Neuigkeiten-Pakete« mit vol- lem Rückgaberecht zusammen, die sehr erfolgreich waren.173 Die Anfänge der Zusammenarbeit mit dem Reise- und Versandbuch- handel sind nicht exakt zu klären. Im Jahr 1937 soll die erste fünfbändige Kassette herausgekommen sein und mit überraschenden 600 000 Reichs- mark zum Jahresumsatz beigetragen haben174, doch wurden schon 1936 Der vermarktete Krieg 293

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Bertelsmann-Kassetten, allerdings mit geringerem Umfang, beworben, möglicherweise aus Auflagenresten. Die Zwei-Mark-Bücherei 175 bot fünf Titel der Reihe Das Kleine Buch, darunter Will Vespers Die Wande- rung des Herrn Ulrich von Hutten und Sabine Volkmars Fischerfrau von der Nehrung, daneben eine zweite Kassette mit Kleinen Büchern (»10 Bücher für nur 11 Mark«) sowie »die Bertelsmann- Kassette für Erholung und Feier- stunde«. Sie enthielt sechs Volks- ausgaben: Ettighoffers Verdun, Dohms Skagerrak, Gumprechts Die magischen Wälder, Müller-Parten- kirchens Kramer & Friemann sowie Schröers Um Mannesehre und Der Heiland vom Binsenhofe. Diese Mi- schung – »ein Rußlandroman, zwei Kriegsbücher, ein fröhliches Buch von Fritz Müller-Partenkirchen und zwei Heimatromane des beliebten Volksschriftstellers Gustav Schröer« – wurde als »Hausbücherei« gepriesen. Der Preis von 17,50 Reichsmark ent- sprach etwa einem Zehntel des durchschnittlichen Monatslohns, konnte je- doch in Monatsraten von zwei Reichsmark abbezahlt werden wie im Rei- sebuchhandel üblich. Die erfolgreiche Kassette wurde im nächsten Jahr nochmals aufgelegt. Bürochef und Vertriebsleiter Fritz Wixforth (1937) Eine Umsatzsteigerung durch diese Kassetten ist 1936 noch nicht nach- zuweisen. 1937 wechselte der Verlag zu thematisch klarer konturierten Sammlungen. Nun vereinte eine Kassette Unsterbliche Front fünf Bücher »vom Heldengang des deutschen Volkes im großen Kriege«. Es handelte sich um Ettighoffers Titel Eine Armee meutert, Nacht über Sibirien, Ge- spenster am Toten Mann und wiederum Verdun sowie Werner von Langs- dorffs U-Boote am Feind. Offenbar wurde mit diesem Schwerpunkt ein ra- scher Erfolg erzielt, so daß im nächsten Jahr eine Anschlußkassette mit dem Titel Gestritten – Gelitten folgte, worin sich Ettighoffers Sturm 1918 und Von der Teufelsinsel zum Leben, Laars Kampf um die Dardanellen, von Salomons Die Geächteten sowie Thor Gootes Wir fahren den Tod befan- den. Unsterbliche Front wurde zum Haupttitel der Serie, die weiterhin lie- ferbare erste Kassette des Jahres 1937 erhielt als neuen Titel Ich hatt’ ei- nen Kameraden. Im Herbst 1939 folgte als dritte Staffel Wir tragen das Le- ben mit Thor Gootes gleichnamigem Buch, Ettighoffers Tannenberg, Volcks Die Wölfe sowie Laars Der große Marsch und Kampf in der Wüste. Wer- beblätter legten den Verkäufern starke Argumente in den Mund: »Un- sterbliche Front! Das klingt wie dumpfer Trommelwirbel und dann wieder wie heller Fanfarenstoß. ›Ich hatt’ einen Kameraden‹ – ›Gestritten/Gelit- 294 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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Werbeblatt (1939/40) ten‹, das gilt der Vergangenheit; ›Wir tragen das Leben‹, das gilt der Zu- kunft. So mahnen auch die Namen der drei Kassetten, die Ihnen eine Aus- wahl der meistgelesenen Bücher vom harten Geschehen der Kriegs- und Nachkriegszeit vermitteln wollen.«176 Wiederum war der Verkaufspreis der fünfbändigen Kassetten mit 17,75 Reichsmark und 18,65 Reichsmark hoch genug, um den Versendern und Reisenden lohnende Rabatte von 50 Pro- zent zu sichern, erleichterte aber durch Ratenzahlung den Ankauf auch für weniger Begüterte.177 Zu den Kriegskassetten kamen, vermutlich ab 1938178, belletristische. Eine erste galt nur Gustav Schröer und wurde als Schröer-Kassette »Für Erholung und Feierstunde« zu 17,85 Reichsmark beworben. Eben dieses Motto wurde 1939 als Obertitel für eine Doppelkassette übernommen. De- ren erster Teil, Heilige Heimat betitelt, war identisch mit der Schröer-Kas- sette und wurde mit dem Werbeslogan: »Gesamtauflage dieser fünf span- nenden Unterhaltungsromane fast eine halbe Million!« vermarktet. Die zweite Kassette, Vom deutschen Herzen, zum Preis von 18,15 Reichsmark bot »zwei fröhliche Frauenromane: Liese [sic] Gast, Junge Mutter Randi; Auguste Supper, Das Mädchen Peter und der Fremde; Gustav Schröer, Die Lawine von St. Thomas; einen Roman aus dem Oberösterreichischen: E. A. Mayer, Heimat und das berühmte Buch Heinz Gumprecht, Die magi- schen Wälder. Sibirien Heimat und Hölle der deutschen Gefangenen.«179 Wie Gumprecht und Schröer wurde auch Müller-Partenkirchen mehrfach Der vermarktete Krieg 295

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verwertet: so 1938 in der Humor-Kassette Lachendes Leben (mit weiteren Titeln von Banzhaf, Reuter und Schröer); im Jahr 1939 trug eine eigene Müller-Partenkirchen-Sammlung den Titel Lob des Kaufmanns. Insgesamt gab der Verlag zwischen 1936 und 1939 mindestens zehn solcher Kasset- ten heraus. Die Bedeutung der engen Zusammenarbeit mit dem Reise- und Ver- sandbuchhandel für den Verlag ist kaum hoch genug einzuschätzen. Für die Vertriebspartner, die von den etablierten Verlagen meist ziemlich mißtrauisch behandelt, ja als unseriös gemieden wurden, eröffnete sich ein glänzendes Geschäft mit diesen bisher in ihrem Angebot nicht vertretenen belletristischen und Kriegsbuchtiteln. Sie wurden nicht als kostspielige Pre- stigeobjekte gekauft wie die Lexika, sondern erfuhren eine intensive Re- zeption wie einst im ausgehenden 19. Jahrhundert die auf solchen Wegen vertriebenen Kolportageromane. Für Bertelsmann selbst brachte diese Ko- operation einen außerordentlichen geschäftlichen Aufschwung – nicht we- niger als ein Viertel des rasant steigenden Umsatzes der Jahre 1936 bis 1939 soll, so Fritz Wixforth, diesem Zusatzgeschäft zu verdanken gewesen sein. Noch wichtiger aber als der monetäre waren der logistische und der Marketingaspekt. Auf diese Weise sammelte der Verlag unschätzbare Kon- takte und Erfahrungen im Massen- und Direktvertrieb, die ihm zehn Jah- re später beim Aufbau des Leserings zugute kommen sollten. Reinhard Wittmann, Christoph Haas, Olaf Simons 296 Die Kriegsbücher und politischen Schriften

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7 Antisemitismus im Verlagsprogramm Theologische Ref lexionen und belletristische Stereotype Daß ein konservativer protestantischer Verlag im Deutschland des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts für antisemitische Themen offen war, läßt sich als fast unvermeidliche Konsequenz des christlichen Antijudaismus verstehen. Ob als »kultureller Code« oder als politisch, religiös oder sozi- al begründete Überzeugung – antijüdische Stellungnahmen waren ein in- tegraler Bestandteil des nationalkonservativen Milieus, in dem sich der Verlag C. Bertelsmann bewegte.1 Die entscheidende Frage ist deshalb nicht, inwieweit das Verlagsprogramm auch antisemitische Publikationen um- faßte, sondern in welchen Denkkategorien und Metaphern sich dieser An- tisemitismus äußerte. Wie spezifisch positionierte sich der Verlag mit sei- nen Büchern zur »Judenfrage« vor und nach 1933? Stimmten die Autoren dem Antisemitismus der nationalsozialistischen Ideologie zu? Oder hielten sie sich in kritischer Distanz dazu? Argumentierten sie grundsätzlich wei- ter im Rahmen der antijudaistischen Topoi ihres »frommen Erbes«? Oder erwies sich das eine mit dem anderen als durchaus kompatibel? Ließ sich die antijudaistische Vorstellungswelt der christlichen Tradition mit dem völkischen beziehungsweise nationalsozialistischen Antisemitismus ver- einbaren? Und welche Rolle spielten dabei deutsch-christliche Positionen? Das vorliegende Kapitel unterscheidet sich methodologisch von den an- deren Teilen dieses Buches, deren thematischer Zugang weitgehend dem allgemeinen chronologischen Rahmen der Unternehmensgeschichte folgt. Es wäre theoretisch möglich gewesen, die antisemitischen Motive aus- schließlich in den Kapiteln aufzugreifen, die sich mit den verlegerischen Produkten des Hauses Bertelsmann beschäftigen, doch hätte ein solcher Ansatz die Gesamtbeurteilung erschwert – und damit eine Antwort auf eine der wesentlichen Fragen der vorliegenden Verlagsgeschichte. Deshalb wird die im folgenden gewählte thematische Darstellung nur durch die Zäsur des Jahres 1933 unterbrochen; denn es macht einen Unterschied, ob ein Verlag antisemitische Texte vor oder nach 1933 produzierte. Aus dem gleichen Grund ist es notwendig, die beiden Verlagsbereiche – Theologie und Belletristik – gemeinsam zu behandeln. Auch wenn in den theologischen Schriften vor allem traditionelle antijudaistische Motive vor- herrschen und die belletristischen Titel eher von explizitem, manchmal ra- biatem Antisemitismus zeugen, so ist diese Differenz in vielen Texten ver- wischt. Wie schon angedeutet, griffen nicht nur die Deutschen Christen, sondern auch gemäßigte Theologen auf den Rassenantisemitismus zurück. Gerade die zusammenhängende Analyse der theologischen und belletristi- schen Verlagserzeugnisse ermöglicht es, Ähnlichkeiten und Unterschiede in beiden Bereichen genauer kenntlich zu machen. Dabei lassen sich natür- lich gewisse Überschneidungen mit den vorangegangenen Kapiteln nicht vermeiden, welche die Bücher im Kontext der Verlagsgeschichte oder der Antisemitismus im Verlagsprogramm 297

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Werkgeschichte einzelner Autoren behandeln. Dieses Kapitel folgt einem thematischen Zugang zum Antisemitismus, der an manchen Stellen auch Unterschiede in der Interpretation zur Folge hat. Der antisemitische Gehalt der theologischen Publikationen aus dem Hause Bertelsmann läßt sich dabei anhand von vier Themenbereichen untersuchen. Kristallisationspunkt der Auseinandersetzung in den zwan- ziger Jahren war zum einen die Diskussion um die Judenmission. Was bedeutete die christliche Missionierung von Juden in einem Staat, in dem sich Deutschsein und Judesein längst als Gegensatzpaar etabliert hatten? Welchen Platz hatten getaufte Juden in einem christlichen Natio- nalstaat? Ein zweiter größerer Komplex, in dem Rasse und Volkstum verhandelt wurden, war die sogenannte Theologie der Schöpfungsordnung, die nach dem Ersten Weltkrieg vor allem lutherische Theologen entwarfen. Rasse, Volk und Volkstum wurden in diesem Zusammenhang als schöpfungs- mäßige, das heißt als von Gott gesetzte Bindungen verstanden, die für die christliche Existenz von unmittelbarer Verpflichtung seien. Dieser deutsch- christliche Volksgedanke kam in den theologischen Schriften von Bertels- mann-Autoren wie Paul Althaus und Werner Wiesner zum Ausdruck. Zu fragen ist, welche Position den Juden in diesem deutsch-christlichen Volks- konzept zugedacht war. Die Debatte um den »Arierparagraphen« und der sich in der Folge aus- breitende Kirchenkampf zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche bilden den dritten Themenbereich, innerhalb dessen sich Theolo- gen bei Bertelsmann mit dem Judentum beschäftigten. Die innerprotestantische Debatte um Rasse und Volkstum spielte sich schließlich auch im Streit um die Bedeutung des Alten Testaments ab, das nach völkischer Anschauung nicht länger ein Buch der »Offenbarung« Gott- es, sondern ein Buch der Religion des altisraelitischen Volkes sein sollte und damit ohne offenbarungsgeschichtliche Bedeutung für das deutsche Christentum. In diesen Zusammenhang gehört auch der zwanghafte theo- logische Versuch, Jesus als der »arischen Rasse« zugehörig zu erweisen, der auf Theodor Fritsch und Houston Stewart Chamberlain zurückgeht und in der deutsch-christlichen Theologie beispielhaft von Emanuel Hirsch auf- gegriffen wurde.2 Die Ausgrenzung des Alten Testaments aus der christli- chen Tradition wurde von den bei Bertelsmann publizierenden Theologen entschieden bekämpft; dennoch spielte in dieser Debatte antisemitische Rhetorik eine erkennbare Rolle. In den theologischen Veröffentlichungen des Hauses Bertelsmann, in denen die Beschäftigung mit dem Judentum zu einer breiten Palette mehr oder weniger expliziter Bekundungen des Antisemitismus führte, distan- zieren sich die Autoren stets von dessen gewalttätiger Form. Anders hinge- gen im belletristischen Programm: Zwar bedienten Autoren, die als enga- gierte Antisemiten bekannt waren, in ihren Werken, vor allem in histori- schen Romanen, »gewöhnliche« Klischees. Zugleich jedoch brachten weniger bekannte Schriftsteller, die sich in ihren Romanen dem Ersten Weltkrieg, den dreißiger Jahren oder dem Zweiten Weltkrieg widmeten, einen gewaltverherrlichenden Antisemitismus zum Ausdruck. 298 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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Die Bedeutung des Antisemitismus, wie er sich im Verlagsprogramm von Bertelsmann von den frühen zwanziger Jahren bis zum Ende des Zwei- ten Weltkriegs darstellt, könnte umfassend nur durch einen Vergleich mit anderen deutschen Verlagen beurteilt werden – und zwar nicht mit den völkischen oder nationalsozialistischen, sondern mit denen, die sich eben- falls an eine christlich-religiöse Leserschaft richteten. Für einen solchen Vergleich fehlen jedoch entsprechende Vorarbeiten und Fallstudien, die auch die ideologische Ausrichtung von Verlagsprogrammen berücksichti- gen. Erwähnt werden muß schließlich, daß, obwohl bei Bertelsmann eine vielfältige Produktion von Büchern antisemitischen Inhalts vorliegt, von Heinrich Mohn und seinen Führungskräften weder persönliche antisemi- tische Aussagen überliefert sind, noch die Motivation bekannt ist, die zur Veröffentlichung eines antisemitischen Textes oder zu dessen Ablehnung führte. Es ist denkbar, daß Mohn diesem Thema keine große Beachtung schenkte und daß er in dieser Beziehung seinen Autoren freie Hand ließ. Wie man eine solche Haltung nach 1933 zu verstehen hat, wird näher zu bestimmen sein. Jenseits religiöser Toleranz: »Judenfrage« und Judenmission C. Bertelsmann hatte sich im 19. Jahrhundert einerseits mit Missionslite- ratur in der evangelischen Verlagslandschaft positioniert und war ande- rerseits in der Erweckungsbewegung verankert. Deshalb erstaunt es kaum, daß der Verlag auch zu dem damit eng verbundenen, zeitgenössisch viel- diskutierten Thema der Judenmission einzelne Titel, aber auch ganze Rei- hen publizierte.3 Das bei Bertelsmann erscheinende Kirchliche Jahrbuch, das unter den deutschen Pfarrern breit rezipiert wurde, berichtete seit 1874 über den Stand der Judenmission und die Tätigkeit der entspre- chenden Gesellschaften.4 Als Verfasser dieser Berichte konnte Pfarrer Jo- hann de le Roi gewonnen werden, der mit seiner dreibändigen, bei Reuther erschienenen Missionsgeschichte die theologischen Grundlagen der Juden- mission maßgeblich geprägt hatte.5 De le Roi veröffentlichte bei C. Ber- telsmann in der Reihe des Berliner Institutum Judaicum außerdem die Bio- graphien zweier Judenmissionare.6 Die Judenmission war auch Thema in zwei Zeitschriften des Verlags: in der Neuen Allgemeinen Missionszeit- schrift und – dort jedoch seltener – im Geisteskampf der Gegenwart. 1917 begann Bertelsmann schließlich mit der Publikation der Reihe Christen- tum und Judentum, die sich ausschließlich der Judenmission widmete und von der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden herausgegeben wurde. Im Programm der Reihe, die bis 1928 fort- geführt wurde, standen Bücher zur Religions- und Sittenlehre der Juden (Serie I), zum Jüdischen Leben (Serie II), zum Thema Die Bibel und die Ju- den (Serie III), zur Geschichte der Juden (Serie IV) und der Judenmission (V) sowie zur Methodik der Judenmission (Serie VI). Die Missionare berichteten in den Bertelsmann-Publikationen nicht nur über ihre praktische Tätigkeit in Deutschland und anderen Ländern sowie über die Anzahl von Taufen und Mischehen. Die Veröffentlichungen befaß- »Judenfrage« und Judenmission 299

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ten sich auch mit erfolgversprechenden Methoden zur Judenmission. Außerdem wurden Erfahrungs- und Lebensberichte von Missionaren sowie Anleitungen für jüdische Taufbewerber publiziert.7 Ein wichtiger Bestand- teil war dabei die Darstellung jüdischer Religion und Geschichte, die sich auf die an den Universitäten institutionalisierte liberal-theologische For- schung und die historisch-kritische Religionsgeschichte stützte.8 Viele Tex- te beschäftigten sich darüber hinaus mit den Motiven der Judenmission und der Kritik, der sie von jüdischer und protestantischer Seite ausgesetzt war. In der Zwischenkriegszeit verfaßten vorwiegend Missionsdirektoren und Pfarrer – eine Ausnahme war der Universitätstheologe Eduard König – die Bertelsmann-Schriften zur Judenmission, die zwar explizit auf die Univer- sitätstheologie Bezug nahmen, die Idee der Judenmission jedoch zu einer national-konservativen Theologie radikalisierten. Den Reinertrag aus dem Verkauf der Biographie In zwei Welten. Ein Lebensbild des Pastors Rudolf Hermann Gurland spendete der Verlag »zum Besten der Judenmission«.9 Gleichzeitig jedoch geriet die Judenmission in eine Krise. Denn in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg und während der Weltwirtschaftskrise gingen die Spenden, die als Haupteinnahmequelle der Missionsarbeit dienten, drastisch zurück. Die Generalsynode der Altpreußischen Union beschloß 1930 die Streichung der traditionellen Kirchenkollekte am 10. Sonntag nach Trinitatis – dem Tag des Gedenkens an die Zerstörung Jeru- salems durch die Römer im Jahre 70 n.Chr. –, die seit über hundert Jah- ren für die Judenmission bestimmt war.10 In der Folge mußten einige Mis- sionsstationen aufgegeben werden.11 Die nachlassende Unterstützungsbe- reitschaft der Kirchenmitglieder und den Rückgang der Missionserfolge erklärten die Judenmissionare im Kirchlichen Jahrbuch mit dem allge- meinen Anstieg antisemitischer Ressentiments.12 Gleichzeitig gewann in der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation der beginnenden zwanziger Jahren die völkische Bewegung an Terrain; sie lehnte die Kon- version vom Judentum zum Christentum strikt ab.13 Die Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden warnte daher die evange- lische Kirchenleitung, daß »die Mission unter den Juden – eine Abwehr [des Judentums], die zugleich den Gegenangriff mit einschließt« –, ge- fährdet sei.14 Ihre Sorge sei es, so die Berliner Gesellschaft, daß »der gei- stige Kampf mit dem Judentum, den unsere Mission mit den Waffen des Evangeliums zu führen gewohnt ist, von nun an lediglich von einem sich radikal gebärdenden Antisemitismus geführt« werde.15 Neben den finanziellen Schwierigkeiten sahen sich die Judenmissiona- re in der Weimarer Republik mit Gleichgültigkeit und fehlendem Engage- ment innerhalb der evangelischen Kirche konfrontiert. Pastor Schaeffer klagte in der bei Bertelsmann erscheinenden Neuen Allgemeinen Missi- onszeitschrift, daß die Judenmission nur von einem kleinen Kreis getra- gen werde, während sie der Mehrheit der Christen allenfalls als »eine höchst merkwürdige und auffallende Liebhaberei gilt«.16 Die Mahnung Otto Rehfeldts, Judenmission sei ebenso wie Heidenmission eine »Missions- pflicht«, fand immer weniger Unterstützung.17 Seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts kamen vermehrt jüdi- sche Flüchtlinge aus Osteuropa ins Deutsche Reich, die von der Judenmis- 300 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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sion mit außerordentlichem Mißtrauen betrachtet wurden. Diese unter- stellte ihnen, sich aus opportunistischen Gründen für einen Übertritt zum Christentum zu interessieren, und lehnte weit mehr als die Hälfte der Tauf- bewerber ab. Statt dessen forderten Missionstheologen wie der Bertels- mann-Autor Gustaf Dalman, die Missionsarbeit auf Osteuropa zu konzen- trieren, um die Bekehrung vor Ort zu fördern.18 Dalman und eine Reihe weiterer Theologen verfochten das Prinzip der Volksbekehrung statt Ein- zelbekehrungen, das sie sowohl auf das osteuropäische Judentum wie auch auf die Juden in Palästina anwenden wollten. Sie hofften in Anlehnung an die zionistische Bewegung auf eine Neugründung eines jüdischen Staates in Palästina, allerdings unter christlichen Vorzeichen.19 In den Bertelsmann-Schriften läßt sich die gesamte Debatte um die Ju- denmission exemplarisch nachzeichnen. Sie zeugen von einem ständigen Bedürfnis, die Missionsarbeit gegenüber der protestantischen Gesellschaft zu legitimieren und den missionsfeindlichen, völkisch gesinnten christli- chen Kreisen entgegenzuwirken.20 Klarstellen wollte man dabei vor allem, daß die Mission an den Heiden wie an den Juden eine christliche Pflicht sei, die sich aus dem Evangelium ableite. Dazu gehörte die Überzeugung, daß die Religion des Volkes Israel, wie sie in der hebräischen Bibel über- liefert ist, mit dem Erscheinen Jesu vom Christentum überwunden worden sei. Für die Vertreter der Judenmission handelte es sich dabei nicht etwa um eine Glaubensfrage, sondern um eine unumstößliche Tatsache. Der Alt- testamentler Eduard König (1846–1936) etwa sah die Vollendung von Israels Religion durch das Erscheinen Jesu vollbracht und glaubte, daß dies »zu den gesichertsten Punkten der Weltgeschichte« gehört.21 Von einer re- ligiösen Toleranz, wie sie noch Gotthold Ephraim Lessing in seinem Dra- ma Nathan der Weise nahelegte, distanzierte sich die heilsgeschichtlich orientierte Theologie, die bei den Judenmissionaren vorherrschte, aus- drücklich. Der Vorsitzende des Lutherischen Zentralvereins für Mission un- ter Israel in Leipzig, Otto von Harling (1866–1953), war der Ansicht, daß die Toleranz in schärfstem Gegensatz zur christlichen Mission stehe. Denn, so seine Überzeugung, das Evangelium sei der wahre »Weg des Heils für alle, auch für die Juden«.22 Die absolute Pflicht, das Evangelium den Ju- den zu verkünden, wird folgerichtig als »Arbeit an der Verwirklichung der großen Ziele Gottes« propagiert.23 Die christliche Selbstbezogenheit geht bei einigen Missionaren wie dem Bertelsmann-Autor Otto Rehfeldt zuweilen so weit, daß sie Juden als »Mis- sionsobjekte« betrachten, denen sie keine Rechenschaft über die Notwen- digkeit der Judenmission schuldig seien. Es sei weder nötig noch eines Christen würdig, mit Juden über die Bedeutung des Christentums und das Recht zur Judenmission zu streiten, erklärte Rehfeldt apodiktisch.24 Die Judenmission richtete sich allerdings nicht nur gegen die religiöse Identität der Juden, sondern auch gegen den »jüdischen Geist«, der nicht zuletzt für politische Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht wurde. Der Generalsuperintendent der Neumark und Niederlausitz, Hans Keßler (1865–1944), schrieb den Juden 1918 auch die Schuld an der Oktoberre- volution in Rußland zu, wo die Führung der Revolution in jüdischen Hän- den liege.25 Zu den spezifischen Zügen »jüdischen Wesens« gehörte nach »Judenfrage« und Judenmission 301

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Überzeugung des Missionars Keßler die ausgeprägte Neigung, sich mit ei- nem »ungemein starken Selbstbewußtsein« gegen bestehende Autoritäten aufzulehnen und rücksichtslos eigene Interessen zu vertreten.26 Gegen die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Moderne müsse deshalb, so die Schlußfolgerung des Berliner Missionsdirektors Ernst Schaeffer, mit der »religiös-sittlichen Kraft«27 des Christentums angekämpft werden. Die Juden wurden zudem als die »Wurzel« der Aufklärung und der da- mit einhergehenden Liberalisierungsbestrebungen innerhalb der prote- stantischen Kirche betrachtet. Die konservativen Judenmissionare sahen die liberalen geistigen und politischen Strömungen als »Fremdkörper, von außen her hineinwuchernde Schädlinge«, deren »Lebenswurzeln« aus dem Judentum erwüchsen. In der »Gestalt des Ahasverus, der rastlos wan- dernden, sich stets selbst verzehrenden, die Völker erschreckenden« Fi- gur sieht Keßler diese Strömungen verkörpert und greift damit ein po- puläres antisemitisches Bild auf.28 Die (christliche) Menschheit habe erst dann Ruhe, wenn die Juden den christlichen Glauben angenommen hät- ten. Die Vorstellung, Juden missionieren zu müssen, speiste sich somit zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur aus einem religiösen Motiv, son- dern beinhaltete auch die Auffassung, daß die Juden an Aufklärung und politischen Umstürzen wie der Russischen Revolution schuld seien. Weder die jüdische Religion noch das, was abwertend als »jüdischer Geist« be- schrieben wurde, hatte in dieser Vorstellung eine Daseinsberechtigung. Der nach der Reichsgründung von 1871 erstarkte konservativ-prote- stantische Nationalismus machte die emanzipierten Juden besonders für die »Entchristlichung« der modernen Gesellschaft verantwortlich und be- trachtete sie damit als Gefahr für den christlichen Nationalstaat.29 Pfarrer Oskar Ebeling aus Eisenach empfand in seinen Betrachtungen zum Alten Testament das Judentum der Gegenwart gar als Bedrohung der Volksmo- ral. »Jüdischer Geist und jüdisches Kapital« beherrschten nicht nur die Börse, sondern auch die Presse – »diese Großmacht in unserer Zeit« –, und sie beeinflußten damit das Geschäftsleben und die öffentliche Meinung. Das gegenwärtige Judentum habe, so Ebeling, nichts mit dem jüdischen Glau- ben des Alten Testaments zu tun; es sei vielmehr »ungläubig und interna- tional«.30 Auch Pfarrer Traugott Hahn (1848–1939), ein Freund der Fami- lie Mohn,31 teilte diese Auffassung. Im März 1919 hielt er in Gütersloh ei- nen Vortrag zur Bedeutung des Judenvolkes für die religiöse Entwicklung der Menschheit, den er – laut seinem Vorwort – auf Wunsch der Zuhörer im Verlag C. Bertelsmann veröffentlichte, wo bereits viele seiner Predigten erschienen waren. Für Hahn hatte das emanzipierte Reformjudentum den religiösen Bezug verloren und beförderte durch seinen Einfluß in der Pres- se und in der übrigen Literatur die Säkularisierung des christlichen Le- bens. »Während das Judenvolk in sich fest zusammengeschlossen dasteht in der ganzen Welt, trotz seiner Zerstreuung, – so wirkt es durch seine po- litische und irreligiöse Tätigkeit zersetzend, auflösend, zerstörend in das Leben der anderen Völker hinein, vor allem auf die christlich-religiösen oder die sittlichen Anschauungen und Grundlagen des Lebens.«32 Die angebliche Überrepräsentanz von Juden in bestimmten Bereichen der Gesellschaft wurde in der Weimarer Zeit heftig debattiert. Auch die Ge- 302 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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sellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden glaubte im Jahr 1930 einen außerordentlich starken Einfluß der Juden auf das deut- sche Geistesleben feststellen zu können. Dies habe zu »Schwierigkeiten, Nöten und Lasten« geführt, die nun unter dem Begriff der »Judenfrage« debattiert würden.33 War die »Judenfrage« noch in der Mitte des 19. Jahr- hunderts von der Forderung nach Gleichstellung und Integration der Ju- den bestimmt, so wurde sie gegen Ende des Jahrhunderts vom Streben nach einer erneuten Ausgrenzung des inzwischen emanzipierten Juden- tums geprägt.34 Dieser Paradigmenwechsel vollzog sich auch in der Juden- mission. Pastor Ernst Schaeffer (1874–1951), der Herausgeber der Ber- telsmann-Reihe Christentum und Judentum, widmete der »Judenfrage« 1921 ein ganzes Heft seiner Reihe mit sechs Vorträgen, die er an der Mar- tin-Luther-Volkshochschule in Berlin gehalten hatte. Darin verband er sei- ne »Überfremdungs«- und Bedrohungsphantasien mit religionsgeschicht- lichen Urteilen.35 Das zeitgenössische Judentum sei im Verhältnis zu sei- nem Bevölkerungsanteil in gesellschaftlich, politisch und kulturell ein- flußreichen Positionen bei weitem überrepräsentiert. Als Erfinder des mo- dernen Kreditwesens und Geldhandels beherrschten die Juden zwar nicht allein das moderne Wirtschaftsleben – das hält Schaeffer für eine Über- treibung –, doch prägten sie dieses maßgeblich.36 Auch seien die wichtig- sten Sozialisten, Anarchisten und Nihilisten Juden gewesen, und unter den Revolutionsführern fänden sich unverhältnismäßig viele jüdische Na- men.37 Die Tatsache, daß die Einwanderung osteuropäischer Juden in ver- schiedenen Ländern beschränkt wurde, galt ihm als Indiz dafür, daß eine »Judenfrage« existiere, die auch gelöst werden müsse. In der völkischen Weltanschauung stellten Juden aus »rassischen« Gründen einen unüberwindbaren Gegensatz zur deutschen »Volksgemein- schaft« dar. Die Taufe für Juden wurde kategorisch abgelehnt und die Ju- denmission grundsätzlich in Frage gestellt. Daher sahen sich die Juden- missionare genötigt, ihre Arbeit gegenüber den Völkischen zu rechtferti- gen und sich mit der Frage nach der »Rassenverschiedenheit« von Juden auseinanderzusetzen. In diesem Sinne wollte Schaeffer die »Andersartig- keit« der Juden zwar nicht auf eine wissenschaftlich begründete »Rassen- verschiedenheit« zurückgeführt wissen, war aber dennoch davon über- zeugt, daß es einen Unterschied zwischen Juden und Deutschen gebe. Ju- den würden als »andersartige Menschen« empfunden, und diese Empfin- dung sei für die Deutschen »zweifellos richtig«.38 In dieser Feststellung werden nicht etwa Juden und Christen einander gegenübergestellt, son- dern Juden und Deutsche, womit Schaeffer seine religiöse mit einer völki- schen Perspektive verknüpft. Juden betrachtete er – ganz in der Tradition Adolf Stoeckers – als ein »Volk im Volk«. Für den Missionsdirektor Otto von Harling, der seit 1923 die Berichte über die Judenmission im Kirchlichen Jahrbuch verfaßte, stellte der vermeintlich übergroße Einfluß von »volks- fremden Juden« in der deutschen Gesellschaft ein drängendes Problem dar. Es werde als »unliebsam empfunden«, daß ein nach »Rasse und Religion volksfremdes Element« im Staats- und Wirtschaftsleben, vor allem aber im Geistesleben, eine Rolle spiele, die in keinem Verhältnis zu seiner Zahl ste- he und sich nicht durch »geistige Überlegenheit« erklären lasse. »Vollends »Judenfrage« und Judenmission 303

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aber wirkt es empörend und aufreizend, daß gerade Notzeiten und Fäul- niserscheinungen im Volksleben zur Verstärkung dieses Einflusses die- nen.«39 Harling sah die Unterscheidung zwischen Juden und Deutschen be- reits 1923 »rassisch« begründet. Da Juden – insbesondere durch die Zu- wanderung aus osteuropäischen Länden – die wirtschaftlichen Verhältnis- se in Westeuropa nach dem Ersten Weltkrieg »völlig zerrüttet« hätten, sei- en Maßnahmen gegen sie nötig. Er bedauerte, daß die Regierung es ver- säumt habe, auf verfassungmäßigem Wege rechtzeitig die Grenzen gegen die Zuwanderung »ostjüdischer Elemente« zu sperren, um die vom »Ju- dentum her drohenden Gefahren« zu verhindern. Einzig die bayerische Re- gierung habe diesen Weg verfolgt und eine Abschiebung zugewanderter »lästiger Ostjuden« verfügt. Doch sei auf diesem Weg nicht viel zu errei- chen, da die Abschiebung die polnische Regierung veranlaßt habe, ihrer- seits gegen Deutsche vorzugehen. Die Missionare sahen in ihrer Tätigkeit eine religiöse Antwort auf ei- nen gesellschaftspolitischen Konflikt und eine Möglichkeit, der völkischen Bewegung Einhalt zu gebieten. In der Perspektive der Judenmission stell- te sie eine Gefahr für das Christentum dar, weil sie in ihrer Abwehr alles »Jüdischen« das Alte Testament und damit eine Glaubensgrundlage des Christentums verwarf. Die von den Völkischen ausgehende antisemitische Hetze wurde nicht zuletzt dafür verantwortlich gemacht, daß sich Juden immer seltener taufen ließen. In den Augen der Judenmissionare bedeu- tete das freilich nur, daß die »Judenfrage« weiterhin bestehen blieb. Besonders anschaulich wird dies in einer Rezension zu Arthur Dinters völkischem Roman Die Sünde wider das Blut (1918) in der Bertelsmann- Zeitschrift Geisteskampf der Gegenwart. Ihr Verfasser, ein Pfarrer Krönert, stimmt Dinter zu, den »heutigen Juden als den unversöhnlichen Feind des Christentums«40 zu bezeichnen; auch findet er anerkennende Worte für Dinters Forderungen, gegen den »unheilvollen jüdischen Einfluß auf die Regierung, deutsche Obrigkeit, deutsche Gerichte, deutsche Schulen und deutsche Lehrer« zu kämpfen und ein Fremdenrecht für Juden zu schaf- fen. Dinter habe recht, wenn er die »Judenfrage« als »Rassenfrage« bis zu der Forderung führe: »Deutschland den Deutschen!« Dinter übersehe je- doch, so Krönert weiter, daß »Christi Geist« aus einem »schlimmen Juden einen wahrhaft frommen und edlen Menschen machen« könne. Es sei die Missionspflicht von Christen, mit »aufrichtiger Jesusliebe« Juden zum Christentum zu führen und nicht »an dieser Rasse« zu verzweifeln. Die »Ju- denfrage« sei somit nicht nur eine »Rassenfrage«, sie sei auch eine »reli- giöse Frage«. In den frühen zwanziger Jahren war die Auffassung, wonach Antisemi- tismus eine sozusagen natürliche Reaktion jedes Volkes auf die Präsenz von Juden sei, weit verbreitet. Otto von Harling hält in seiner Predigt Jesu und seiner Gläubigen Blick auf Israel fest, daß Juden als »ein Fremdkörper im Volksleben empfunden« würden und daß dieser »Fremdkörper« ein »Fie- ber im Volkskörper« erzeuge, das man Antisemitismus nenne. »Das natür- liche Herz wird den Abscheu vor den Juden, die Judenfeindschaft kaum überwinden.«41 Nur durch den Glauben könne man dieses Gefühls Herr werden: »Wir müssen umlernen, wir müssen lernen, mit Jesu Augen zu se- 304 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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hen; seine Liebe muß die Augensalbe werden, die uns den Blick schärft, daß er nicht mehr durch Abscheu, Verachtung und Haß getrübt wird.« Die- se Ansicht vertrat auch Superintendent Heinrich Wuttke (1891–1942). In einer Predigt forderte er 1919 dazu auf, das »Judenvolk nicht um seiner Rassefehler willen« zu hassen – schließlich stamme Jesus aus seiner Mit- te –, man müsse das Judentum vielmehr »lieb haben um Jesu willen«.42 Die Judenmissionare waren sich – nicht zuletzt aufgrund der Kritik von jüdischer Seite43 – durchaus bewußt, daß sie selbst eine antisemitische Po- sition vertraten, was für manche aber keineswegs ein Problem zu sein schien. Ernst Schaeffer etwa reagierte auf den Vorwurf, Antisemitismus zu verbreiten, mit der Bemerkung, er sehe nur »die Verhältnisse klar« und nenne sie beim »rechten Namen«.44 Der Königsberger Pastor Otto Rehfeldt ging in seiner Bertelsmann-Schrift noch einen Schritt weiter und bezeich- nete Antisemitismus als eine legitime Haltung im Kontext der Judenmissi- on. Schließlich sei es ein Irrtum zu glauben, die Anhänger der Judenmis- sion seien ohne weiteres »Judenfreunde«. Im Gegenteil, es sei durchaus möglich, als Judenmissionar eine antisemitische Haltung zu vertreten.45 Die Judenmission versuchte dem gewalttätigen völkischen Antisemitismus einen »besseren«, einen christlichen Antisemitismus entgegenzusetzen.46 Die Judenmission hatte sich damit in der Weimarer Republik auf eine längst in rassistischen Kategorien geführte Diskussion eingelassen. Die Auffassung, daß Juden »Fremdkörper« im deutschen »Volkskörper« seien, war auch unter den Judenmissionaren verbreitet, doch fühlten diese sich dazu berufen, das »Problem« christlich – mit Liebe – anzugehen, und kri- tisierten daher den völkischen Antisemitismus.47 Sie waren aber gleich- wohl der Meinung, daß sich Juden kaum assimilieren und in einen Natio- nalstaat – sei dies Deutschland oder Amerika – integrieren könnten, eine Einschätzung, die Julius Richter im Blick auf die USA so formulierte: »In dem werdenden Volkstum, aus dem sich eine amerikanische Nation her- ausgestalten will, gibt es verschiedene Fremdkörper, die sich besonders schwer assimilieren lassen: die Neger, die Iren – und die Juden. Und die Juden haben dabei die unwiderstehliche Tendenz, immer wie das Fett obenauf zu schwimmen.«48 Wie sollte nun aber die Taufe aus Juden Christen machen, wenn Juden scheinbar religiös und historisch begründet »andersartig« waren und spe- zifische »Rassenmerkmale« aufwiesen? Welchen Platz sollten getaufte Ju- den in der deutschen »Volksgemeinschaft« haben? Die Judenmission sah darin eine große Schwierigkeit, zumal sich an diesem Punkt auch die Kri- tik der Völkischen festmachte: »Der dritte Einwand gegen die religiös-sitt- liche Lösung der Judenfrage durch das Christentum wird in die Worte ge- faßt: ›Jude bleibt Jude, und wenn er mit Scheidewasser getauft würde.‹ Das Wort hat sein Richtiges und sein Falsches. Richtig ist, daß der Jude sein schwarzes Haar und seine dunklen Augen und seine gebogene Nase nach wie vor der Taufe hat, genau so wie der Neger alle Kennzeichen seiner Art auch nach der Taufe behält. […] Soweit aber der innere Mensch, die See- le in Betracht kommt, ist das Wort eine Unwahrheit.«49 Mit der Taufe soll- te demzufolge der »innere Mensch« oder, wie es häufig umschrieben wur- de, der »jüdische Geist« überwunden werden, während die biologischen »Judenfrage« und Judenmission 305

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Merkmale bestehen blieben. In der Reihe Christentum und Judentum nahm Pastor Strecker in dem Sammelband Die judenchristliche Frage in der Ge- schichte und Gegenwart dezidiert zur künftigen gesellschaftlichen Positi- on von getauften Juden innerhalb einer mehrheitlich christlichen Gemein- schaft Stellung: »Er [der Jude] soll kein christlicher Deutscher oder Englän- der werden, sondern ein christlicher Jude.«50 Während der NS-Zeit veröffentlichte der Verlag C. Bertelsmann keine ei- genständigen Titel zur Judenmission mehr. Mit der Einstellung des Kirchli- chen Jahrbuchs 1934 ging zudem ein zentrales Forum für die Vertreter der Judenmission verloren. In den zwanziger Jahren hatte die Judenmission ihre Beiträge auch in Publikationen der Äußeren Mission veröffentlichen können. Doch mit Beginn des Nationalsozialismus distanzierte sich die all- gemeine Missionstheologie von der Judenmission.51 In der Neuen Allge- meinen Missionszeitschrift finden sich nach 1933 lediglich einzelne Stel- lungnahmen von Vertretern der Äußeren Mission zur »Judenfrage« und Ju- denmission. Die zunehmend völkisch geprägte Missionstheologie, wie sie von Siegfried Knak, Bruno Gutmann und Christian Keysser vertreten wur- de, lehnte die Judenmission ab.52 So schloß auch Siegfried Jacob die Taufe für Juden bzw. die Judenmission aus der Missionsarbeit 1935 aus. Juden hätten sich – diese Erfahrung habe schon Paulus gemacht – der »an sie er- gangenen Verheißung nicht würdig« erwiesen und sich der Offenbarung Gottes in Christus verweigert. Im Zentrum von Jacobs praktisch-theologi- schen Überlegungen standen deshalb die Heiden- und die Volksmission.53 Daß die »Rassenfrage«, die in Kreisen der Äußeren Mission keineswegs ein neues Thema darstellte54, in der Missionsliteratur immer stärker mit antisemitischen Deutungsmustern verknüpft wurde, läßt sich im Verlags- programm von Bertelsmann nach 1933 nicht mehr allein bei einigen völ- kisch inspirierten Missionswissenschaftlern wie Bruno Gutmann oder Chri- stian Keysser belegen. 1928, als der Betheler Missionsinspektor Gerhard Jasper einen stark antisemitisch gefärbten Aufsatz zum Thema Moderne Strömungen im Judentum Deutschlands in der Neuen Allgemeinen Missi- onszeitschrift veröffentlichen wollte, der auch ausführliche Überlegungen zum »Rasseantisemitismus« enthielt, hatte Julius Richter gegenüber sei- nem Herausgeberkollegen Martin Schlunk noch erhebliche inhaltliche Be- denken angemeldet.55 Dennoch war der Artikel gedruckt worden. Schlunk selbst, der sich 1933 in einer ebenfalls bei Bertelsmann erscheinenden Vor- lesungsreihe noch ausdrücklich gegen eine durch rassistische Werturteile begründete Missionsarbeit ausgesprochen hatte56, verwendete nur vier Jahre später in einer populärtheologischen Abhandlung, die im Rahmen der Allgemeinen Missions-Studien erschien, einen biologistischen und stark antisemitisch gefärbten Rassenbegriff.57 Auch Theologen der Äuße- ren Mission wie Schlunk sahen Deutschland durch die Juden bedroht: »An- tisemitismus ist ja keine neue Erscheinung, sondern beginnt notwendig, sobald das jüdische Volk sich und der Welt in seiner Sonderart bewußt wird.«58 Ein eklatantes Beispiel für die problematische Haltung der Missionare ist die Stellungnahme zu »Volksgemeinschaft« und »Rasse«, die der Berli- ner Missionsdirektor Siegfried Knak59 verfaßte und die vom Deutschen 306 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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Evangelischen Missions-Rat als offizielle Richtlinie anerkannt und an alle Missionsgesellschaften verschickt wurde. Dieses antisemitische Dokument, das 1935 zuerst im September-Heft der Berliner Missionsberichte er- schienen war und im Januar 1936 nahezu wortgleich in die Neue Allge- meine Missionszeitschrift aufgenommen wurde, ist unter dem Titel Ein Wort der Mission zur Rassenfrage in die Geschichte der deutschen evan- gelischen Missionsbewegung eingegangen.60 Siegfried Knak wies in diesem Schlüsseltext nicht nur darauf hin, daß die deutsche evangelische Mission »nicht Gleichheit aller Rassen und Völker« predige; er unterstellte dem Ju- dentum auch einen verderblichen Einfluß auf die »Völker, unter die es zer- streut ist«. Die Konsequenz, die er daraus zog, geht in ihrem offenen An- tisemitismus allerdings noch sehr viel weiter: »Es ist die gottgegebene Auf- gabe der Obrigkeit, das Volksleben zu schützen. Christen haben der Ob- rigkeit dabei zu helfen, besonders wenn der Schade so groß und die Ge- fahr des Verdorbenwerdens so ernst geworden ist, wie in der Zeit nach dem Kriege. In der Art freilich, wie diesem Verderben gewehrt, wie be- sonders das einzelne Glied des jüdischen Volkes oder der Nachkommen aus Mischehen dabei behandelt wird, wird sich der Christgläubige von denen unterscheiden, die nicht aus Christi Geist sind. Der Staat darf, wo es not- tut, harte Maßnahmen nicht scheuen.61 Dem Christen ist das Judenvolk nicht nur der Feind oder der Schädling seines Volkes, sondern auch die große Warnung Gottes vor der Sünde Israels, das eigene Volk und Volks- tum an die Stelle zu setzen, die allein Gott gebührt.«62 Ausdrücklich übergaben die zentralen Missionsinstitutionen damit die Verantwortung für die »Judenfrage« an den Staat: »Ein Jude wird durch Taufe und Glauben nicht ein Deutscher, darum hat die Mission nichts mit der Frage zu tun, ob christliche Deutsche und christliche Juden unterein- ander heiraten sollen, sondern überläßt das dem Staat.«63 Auch wenn sich die protestantische Judenmission innerhalb der Para- meter einer religiösen Weltanschauung bewegte, so wurde sie zumindest seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht immer ausschließlich religiös motiviert. Die Verbreitung des Rassenantisemitismus und die zunehmen- de antisemitische Kritik an der Judenmission führten zu einer Transfor- mation der religiösen zugunsten einer völkischen Betrachtungsweise. Siegfried Knaks berüchtigter Aufsatz von 1935 zeigt dabei exemplarisch, wie das Konzept der Judenmission an die Postulate und politischen Kon- sequenzen des nationalsozialistischen Rassenantisemitismus angepaßt werden konnte. Auch wenn Knak an der Floskel festhielt, daß ein Christ sich zum einzelnen Konvertiten anders verhalte als einer, der nicht im Geiste Christi handle, so liegt die wesentliche politische Aussage seiner Schrift in ihrer kollektiven Zuschreibung: Die Juden als Gruppe werden als destruktive Kraft beschrieben, gegen die sich die staatliche Autorität legitimerweise zur Wehr setze, um den deutschen Volkskörper zu vertei- digen. Um eine Schließung der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Chri- stentums unter den Juden abzuwenden, versicherte der Central-Ausschuß für die Innere Mission dem Reichskirchenministerium denn auch, daß Ju- den nach der Taufe immer noch dem »jüdischen Volk« angehörten. Die »Judenfrage« und Judenmission 307

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Taufe, so wurde argumentiert, sei ein religiöser Akt, der die staatlichen »Sondergesetze« für Juden nicht in Frage stellen wolle.64 Die Berliner Ge- sellschaft war mit dieser Strategie immerhin bis 1941 erfolgreich, ehe auch sie, als letzte der Missionsgesellschaften, geschlossen wurde.65 Bei Kriegsende fiel die Frage nach dem Weiterbestand der Missions- pflicht in der Evangelischen Kirche mit der Abwehr der Frage nach der Mitverantwortung für den Holocaust zusammen. In dem 1948 bei Bertels- mann wiederbegründeten Kirchlichen Jahrbuch veröffentlichte der Bru- derrat der EKD seine Erklärung dazu, die in ihrem menschenverachten- den Zynismus zu erkennen gibt, daß das »alte Denken« das Ende der NS- Herrschaft ziemlich unbeschadet überstanden hatte: »Daß Gott nicht mit sich spotten läßt, ist die stumme Predigt des jüdischen Schicksals, uns zur Warnung, den Juden zur Mahnung, ob sie sich nicht bekehren möchten zu dem, bei dem allein ihr Heil steht.«66 Christliche Schöpfungstheologie: Deutsches Volkstum und seine »Seelsorge am Antisemitismus« Die Haltung zur nationalsozialistischen »Judenpolitik« warf für die Theo- logie Fragen nach der Definition von Rasse, Volkstum und Nation auf; sie stellte sie vor die Aufgabe, das Verhältnis von staatlicher und kirchlicher Macht neu zu bestimmen. Die sogenannte Theologie der Schöpfungsord- nung, die nach dem Ersten Weltkrieg vor allem von lutherischen Theolo- gen weiterentwickelt und systematisch dargestellt worden war, widmete sich direkt diesem Grundproblem.67 Sie ging davon aus, daß jeder Mensch in bestimmten Lebensordnungen (Volk, Staat, Rasse, Ehe, Familie und Wirtschaft) stehe, in die ihn Gott als Schöpfer gestellt habe, und daß diese von Gott vorgegebenen Ordnungen unbedingt bindend seien. Was dies be- deutete, soll anhand von zwei Beispielen verdeutlicht werden. Der Erlanger Theologe Paul Althaus, Hauptautor bei Bertelsmann und einer der wichtigsten Vertreter der Theologie der Schöpfungsordnung, kol- portierte gerade in diesem Bereich völkische Denkkategorien.68 Neben dem akademischen Publikum versuchte er auch eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. In seinem vielzitierten und bei Bertelsmann in zwei Auflagen ge- druckten Kirchentagsvortrag Kirche und Volkstum wies Althaus der Kirche die Aufgabe zu, sich nicht nur um das Familien- und das Gemeindeleben zu kümmern, sondern ihre Worte an das »ganze Volksleben« zu richten.69 Das Volk erwarte von der Kirche Antworten auf die »brennenden Fragen« der Zeit, zu denen auch die »Judenfrage« zähle. Ungeachtet dessen, was über »antisemitischen Pharisäismus und über die von Deutschen selber ausgehende Entartung und Überfremdung des Volkstums« schon gesagt worden sei, müsse sich die Kirche auch zur »jüdischen Bedrohung« des Volkstums äußern, denn es sei notwendig, den »wilden Antisemitismus« zu überwinden. Auch wenn er an dieser Stelle nicht weiter ausführt, was er unter »wildem Antisemitismus« versteht, darf man annehmen, daß Alt- haus damit den radikalen völkischen Antisemitismus meint. Dieser aber lasse sich nicht überwinden, wenn die »vorhandene Volksnot«, die durch 308 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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die »jüdische Bedrohung« verursacht sei, übersehen oder verschwiegen werde. Die Kirche solle sich »deutlicher und ernster« mit dieser Not befas- sen, denn schließlich habe der Zentralausschuß für Innere Mission in be- zug auf die »völkische Frage« richtig erkannt, daß dem Versuch, das deut- sche Volk mit den »Kräften des Evangeliums« zu durchdringen, eine durch »jüdischen Einfluß in Wirtschaft, Presse, Kunst und Literatur geschaffene Gesinnung« entgegenstehe.70 Die Christen fordert Althaus auf, bewußt ge- gen solch »entsittlichte Einflüsse« zu kämpfen. Es gehe dabei nicht um »Ju- denhaß«, auch nicht um das Blut oder den religiösen Glauben des Juden- tums, sondern um die Bedrohung durch eine »ganz bestimmte zersetzte und zersetzende großstädtische Geistigkeit, deren Träger nun einmal in erster Linie jüdisches Volkstum« sei. Die Aufgabe der Kirche sei es, dem Volk zu zeigen, welche »Mächte« immer wieder versuchten, das deutsche Volk in seiner »Selbstbesinnung« und »Reinigung« aufzuhalten. »Erst wenn die Kirche hier die Dinge beim rechten Namen nennt, hat sie die innere Voll- macht zur wirksamen Seelsorge am Antisemitismus.« Unter dem Wesen des Volkes – bei Althaus auch »Volkheit« – verstand er nicht etwa wie Wil- helm Stapel die »biologische Selbstentfaltung eines Volkes«, sondern eine Norm, die anzustreben sei und der man unbedingte Treue schulde. Diese repräsentiere den »Willen Gottes über ein Volk«.71 Antisemitismus war so- mit legitim und die Abwehr des Judentums gleichsam der Vollzug des gött- lichen Willens, das eigene, deutsche Volk zur vollen Entfaltung zu bringen. Seinen nationalen Volksgedanken hat Althaus 1933 auch auf das neue po- litische Staatswesen übertragen.72 Der nationalsozialistische Staat erfährt demnach seine Legitimation in der »Unmittelbarkeit«, die direkt von Gott ausgehe.73 Die Schöpfungstheologie mit ihrer Vorstellung von Volk, Kirche und Staat lieferte dann auch die theologische Begründung für die von Paul Althaus und Werner Elert verfaßte politische Stellungnahme der Erlanger Fakultät zum »Arierparagraphen«.74 Bei Althaus fällt auf, daß seine wissenschaftlichen Bücher in den dreißiger Jahren nur noch vereinzelt Aufschluß über seine Haltung zur Judenverfolgung geben; in seinen über zwanzig Jahre hinweg kontinuier- lich bei Bertelsmann veröffentlichten Predigten hingegen greift Althaus das Thema häufig und vor allem verhältnismäßig explizit auf. Diese Heft- chen verlegte Bertelsmann unter dem Reihentitel Der Herr der Kirche. Sie enthielten jeweils drei oder vier Predigten und erschienen in Auflagen von 3 000 bis 10 000 Exemplaren. Auch in diesen Texten propagierte Althaus seine Vorstellung der Schöpfungsordnung: Blut, Boden und Geschichte sind die Kategorien, die ein von Gott in seiner Schöpfung vorgesehenes Volk ausmachen.75 Die Überzeugung, daß Gott die Geschichte lenkt, führ- te bei Althaus schließlich zu der Aussage, daß kein Volk schuldlos leide.76 Bezog Althaus dies 1935 noch auf das deutsche Volk, das zu Unrecht glau- be, unschuldig am Ersten Weltkrieg zu leiden, so übertrug er diese Idee später auf das Schicksal der Juden in Deutschland.77 So predigte er 1936: »Oft trifft Gottes Rache die Schuldigen, Menschen und Völker, bei Leibes- leben, hier auf Erden. Wer könnte das jüdische Volk ansehen, ohne zu er- heben vor der Furchtbarkeit der Rache Gottes. ›Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.‹ Ja, sein Blut ist über sie gekommen.« Und an Christliche Schöpfungstheologie 309

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gleicher Stelle hält er apodiktisch fest, daß Gottes Wille »unerbitterlich« und endgültig sei: »In der Stunde, als das jüdische Volk schrie: ›Kreuzige, kreuzige ihn!‹, da ward über die ganze weitere Geschichte des Volkes ent- schieden, bis heute«. Im Mai 1939 interpretierte er die Judenverfolgung gar als Zeichen und Verheißung Gottes: »Jesu furchtbare Drohworte an Is- rael – wie erschütternd sind sie an dem unglückseligen Volke erfüllt! Da können wir es mit Händen greifen: Gottes Verheißung und Drohungen sind kein leerer Schall, sie sind wirkende Macht.«78 Die Situation der Ju- den sah Althaus hier als Ausdruck göttlichen Willens. Damit entzog er sich der Verantwortung, sich ein individuelles moralisches Urteil über die Ju- denverfolgung zu bilden. Ein Unrechtsbewußtsein angesichts der Verbre- chen, die an den Juden begangen wurden, ließ Althaus erst nach dem Krieg erkennen. In einer Predigt kam er darauf zu sprechen, worin aus Sicht eines Theologen die eigentliche Schuld liegt: »Seid ihr Deutschen denn barmherzig gewesen, mit den Polen, mit den Juden und so weiter […] gegen Gottes Gebote aufgelehnt in frechem Übermut und sie mit Füßen getreten – eins um das andere: du sollst nicht morden, du sollst die Ehe heilig halten, du sollst nicht stehlen und rauben, du sollst nicht lü- gen.«79 Die Predigtliteratur war ein Bereich, dem der Verlag viel Aufmerksam- keit widmete, gehörte sie doch in das Konzept der Volksmission: Durch ihre Publikation wollte man einen Beitrag leisten im Kampf gegen die Ent- kirchlichung der Bevölkerung. Pfarrer Fréderick Bell war ein weiterer Au- tor, der zahlreiche Predigten bei C. Bertelsmann publizierte. Ohne Rück- griff auf theologische Deutungsmuster kommentierte er das Zeitgeschehen und rechtfertigte ganz offen die Vernichtung der wirtschaftlichen Exi- stenzgrundlage der Juden in Deutschland. Bell verkündete seiner Kir- chengemeinde in Osnabrück 1938, daß das deutsche Volk nach dem Er- sten Weltkrieg unter dem »verderblichen Einfluß des alles beherrschenden Judentums und der Schieber« tief gesunken sei. In den Augen der Welt sei Deutschland zu einem Volk von »Betrügern und Schiebern« verkommen. Adolf Hitler habe diesem Niedergang »deutscher Treue und Sauberkeit« ein Ende gemacht, durch »Säuberung des Berufsbeamtentums von diesen unsauberen, vielfach rassefremden jüdischen Elementen«.80 Bertelsmann veröffentlichte in seiner Reihe volksmissionarischer Schriften in den Jah- ren 1937 und 1938 neun Predigten von Fréderick Bell, deren Auflage zwi- schen 5 000 und 25 000 Exemplaren lag und die allesamt eine klare poli- tische Aussage hatten: Bell predigte nationalsozialistische Politik für Chri- sten. Nach 1945 bot ihm das Gütersloher Verlgshaus bis in die fünfziger Jahre Publikationsmöglichkeiten für seine nunmehr apologetisch gehalte- nen Predigten.81 Eine radikalere und stärker auf die biologistische Determiniertheit ab- zielende Theorie der Schöpfungsordnung findet sich in dem 1934 bei Ber- telsmann erschienenen Buch Die Lehre von der Schöpfungsordnung. An- thropologische Prolegomena zur Ethik von Werner Wiesner.82 Für den jun- gen, 1902 geborenen Theologen aus Halle waren die »Daseinsmöglichkei- ten« jedes Menschen durch seine »Rassenverbindung« vorbestimmt. Nie könne er sich andere Daseinsmöglichkeiten wählen außer den »rassisch« 310 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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ererbten. Diese rührten aus »demselbem Blutserbe«, das zugleich Ver- wandtschaft und Fremdheit bestimme. Auch wenn die verschiedenen Ras- sen laut Wiesner durchaus »einander verstehen und zusammenwirken« können, ist für ihn die »Reinheit der Rasse« unabdingbar. Beim »Zusam- menfließen der Erbströme in einem Dasein« müsse das »rassische Erbe ernst genommen und gegenüber einer fremden Rassengruppe reingehal- ten« werden. Deshalb wandte er sich entschieden gegen eine »Rassenmi- schung«, die für ihn gar den »Bestand eines Volkes« gefährde. Wie im Untertitel seines Buches deutlich wird, will Wiesner mit seiner Arbeit Vorüberlegungen zur Ethik liefern. Dies hinterläßt einen merkwürdigen Eindruck: Einerseits spricht er vom Respekt, den sich die verschiedenen Rassen gegenseitig schulden, und andererseits warnt er vor der »Rassen- mischung«. Die »rassische« Ordnung wird gleichsam zum obersten Prin- zip, zur universalen Ordnung, in der gerechtes Handeln – Ethik – gefordert wird. Auch wenn der Autor an keiner Stelle explizit das Judentum erwähnt, lieferte er mit seiner deterministischen Variante der Schöpfungsordnung Argumente, die dem nationalsozialistischen Biologismus nahestehen. In ei- ner solchen theologischen Weltsicht ist die Segregation der Juden, wie sie in den Nürnberger Gesetzen vorgenommen wurde, zwar nicht zwingend, aber doch vorstellbar. »Judenchristen« und »Volkskirche«: Die Diskussion um den »Arierparagraphen« Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 verfügte im sogenannten Arierparagraphen die Entlassung aller staatlichen Bediensteten »nichtarischer Abstammung« (ein jüdischer Großelternteil); Ausnahmen galten bis 1935 lediglich für Frontkämpfer und einige andere Personengruppen. Die wenigen Fälle von Wissenschaftlern an Theologischen Fakultäten, die von diesem Gesetz betroffen waren, blie- ben von seiten der Fachkollegen unkommentiert; die Betroffenen wurden nicht unterstützt.83 Reichlich Anlaß zur Diskussion innerhalb der Kirche gab dagegen die Frage, ob der für den staatlichen Bereich geltende »Arier- paragraph« auch in die Kirchengesetzgebung übernommen und damit alle Pfarrer der Kirchengemeinden entlassen werden sollten, wenn sie keine »arische Abstammung« nachweisen konnten. Prominente Theologen – nicht nur Deutsche Christen – unterzeichneten Stellungnahmen und ver- faßten Gutachten für ihre Universitäten, in denen sie den »Arierparagra- phen« auch in der Kirchengesetzgebung forderten.84 Auf der »Braunen Synode« der Altpreußischen Union wurde der Deut- sche Christ Ludwig Müller am 5. September 1933 zum Reichsbischof ge- wählt und der »Arierparagraph« – wie auch in anderen Landeskirchen – für die preußische Landeskirche eingeführt.85 In Sachsen, Schleswig-Hol- stein, Braunschweig, Lübeck, Mecklenburg, Nassau-Hessen, Thüringen und Württemberg versetzte die Kirchenleitung ihre Pfarrer und Kirchen- beamten in den Ruhestand, wenn sie einen jüdischen Großelternteil be- saßen. Auch zahlreiche evangelische Vereine und Verbände – allen voran Die Diskussion um den »Arierparagraphen« 311

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der Zentralausschuß für Innere Mission – sprachen sich für den »Arierpa- ragraphen« aus.86 Als Reaktion darauf rief Martin Niemöller den Pfarrer- notbund ins Leben, dem sich innerhalb kurzer Zeit über ein Drittel der deutschen Pfarrerschaft anschloß. Die Mitglieder unterzeichneten eine Ver- pflichtungserklärung, in der sie bezeugten, daß mit der Anwendung des »Arierparagraphen« innerhalb der Kirche eine »besonders offenkundige Verletzung von Schrift und Bekenntnis« vorliege.87 Das Problem der »nichtarischen« Christen wurde damit zu einem Kern- punkt theologischer und kirchenrechtlicher Debatten. Theologen ver- schiedener Universitäten verfaßten Gutachten. Auch der Bertelsmann-Au- tor Adolf Schlatter schloß sich der von Gerhard Kittel mitverfaßten Stel- lungnahme der Tübinger Fakultät an, die konvertierte Juden zur Gründung eigener Gemeinden aufforderte und die Entlassung »nichtarischer« Pfar- rer befürwortete.88 Kittel argumentierte mit einer schöpfungstheologischen »Andersartigkeit« der Juden: Konvertierte Juden blieben Juden und soll- ten sich getrennt von der christlichen Gemeinschaft zusammenschließen.89 Paul Althaus und Werner Elert schlugen in ihrem für die Universität Er- langen verfaßten Gutachten die Entlassung von Geistlichen und Beamten »nichtarischer Abstammung« aus dem kirchlichen Dienst vor.90 Zwar pu- blizierte Bertelsmann keines dieser theologischen Gutachten, es finden sich aber einige Ausführungen hierzu in Texten des Verlags, nicht zuletzt in dem bereits erwähnten Wort der Mission zur Rassenfrage von Siegfried Knak. Knaks Position, die dem Staat das Recht und die Pflicht zur Lösung der »Rassenfrage« zuspricht, teilten viele Theologen. Während im staatlichen Bereich die »nichtarische Abstammung« Grundlage der Diskriminierung war, verwendete die Kirche den Begriff »Judenchristen« und knüpfte damit an einen Terminus an, der auf das Neue Testament zurückgeht. Seine Verwendung im Zusammenhang mit dem »Arierparagraphen« brachte jedoch eine Bedeutungsverschiebung mit sich: Es ging nicht mehr darum, »Judenchristen« als Ausgangspunkt des Christentums zu betrachten und eine Integration oder Bekehrung über das Glaubensbekenntnis zu vollziehen. Der Begriff zielte im neuen politischen Kontext vielmehr auf den Ausschluß von Christen jüdischer Herkunft aus der christlichen Gemeinschaft, die sich nun über das deutsche Volkstum definierte. Für Schlatter stand beispielsweise fest, daß die »Gemeinschaft mit den Volksgenossen« wichtiger sei als die »Gemeinschaft mit den Ju- denchristen«.91 1933 veröffentlichte der Bertelsmann-Verlag eine Schrift von Karl Al- berts (1905–1983) mit dem Titel Der Deutschen Christus. Der Pfarrer aus Herdecke bezieht darin deutlich Stellung zum »Arierparagraphen«: Um die »Rasseneigenart und -reinheit« zu beachten und zu bewahren, sei es un- denkbar, »judenblütige, andersrassige Christen« in die deutsche evangeli- sche Kirche aufzunehmen.92 Alberts argumentiert, daß »der deutsche Christ« letztlich nur durch die deutsche evangelische Kirche den Weg zu Gott finde. Er fordert für konvertierte Juden eine »judenchristliche Kirche« und sieht für sie nur die Möglichkeit einer »gastweisen Teilnahme« an der »deutsch-evangelischen Kirche« vor. Von kirchlichen Ämtern will er Chri- sten jüdischer Herkunft ganz ausgeschlossen wissen. 312 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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Das Ringen um die »deutsche Volksseele« geht für Alberts einher mit dem »Sehnsuchtskampf nach dem reinen deutschen Besitz« des Christen- tums, das »befreit von fremdvölkischen Elementen« sein soll. Alberts legi- timiert die Bekämpfung des Judentums mit theologischen Argumenten. So ist er überzeugt, daß bereits in der Bibel das »Jüdische« bekämpft wurde und das Leben Jesu als »einziger Kampf« gegen das »Jüdische« zu verste- hen sei. Er schließt jedoch die Taufe für Juden nicht aus, wie man aufgrund seiner völkisch-religiösen Einstellung erwarten könnte. Die Taufe – unab- hängig von »Blut, Rasse und Geschlecht« – versteht er vielmehr als Gnade Gottes und als Aufnahme in die una sancta, in der alle irdischen Gesetze aufgehoben seien und die allein, wie das Reich Gottes, ewig sei. Jedes Volk habe aber in der Geschichte durch seine »Formkirchen«, in denen die »bluthaft-rassischen Grenzen« nicht ohne weiteres aufgehoben werden könnten, seine »natürlichen Grenzen«. Für die deutsche evangelische Kir- che bestehe die »bluthafte« Grenze gegenüber dem Judentum. Auch der Theologe Renatus Hupfeld (1879–1968), während des Kir- chenkampfes Leiter der Heidelberger Bekenntnisgruppe und Mitglied des Landesbruderrats der Bekennenden Kirche, nahm 1933 in der bei Ber- telsmann erscheinenden Zeitschrift für systematische Theologie Stellung zum »Arierparagraphen«. An der Übernahme der staatlichen Rassenpoli- tik in die Kirche kritisierte er allein die »Härte«, mit der man bewährte, mit ihren Gemeinden eng verbundene Pfarrer aus ihren Ämtern entließ und staatliche Verordnungen über kirchliche Anliegen stellte.93 Hupfeld kritisiert aber nicht prinzipiell das Vorhaben, den »Arierparagraphen« im kirchlichen Bereich anzuwenden. Da die Kirche immer auch Bestimmun- gen über »körperliche und geistige Gesundheit« gehabt habe, gebe es kei- nen Grund, nicht auch Bestimmungen über die Haltung zu Staat, Kirche und Volkstum einzuführen. Hupfeld repräsentierte eine lutherische, dem Volkstum verhaftete Theo- logie mit unverkennbaren Einflüssen von Adolf Schlatter, Paul Althaus, Emanuel Hirsch und Friedrich Brunstäd.94 Die »Pflege der Rasse und des Volkstums« betrachtete er als »Ehrfurcht vor Gottes Schöpfungsordnun- gen«.95 Hupfelds visionäres Ideal war das »Volkstum«, durch das Gott sei- ne schöpferische Vielfalt ausdrücke und das vom Staat verteidigt werden müsse. Daß für die angestrebte Synthese von Volkstum und Evangelium »gelegentlich gewalttätige Politik« angewandt werde, sah er durchaus als gerechtfertigt an.96 Zur Not hielt Hupfeld es für diskutabel, daß »nichtarische« Pfarrer sich außerhalb der deutschen Kirchengemeinden zu eigenen Gemeinschaften zusammenschlossen.97 Es sei jedoch völlig willkürlich und sinnlos, daß Gemeindemitglieder, die »vielleicht nur 25 Prozent nichtarisches Blut in sich haben, […] mit hundertprozentigen eben übergetretenen Juden(chri- sten) zusammengespannt werden«. Hupfeld ging davon aus, daß in Zukunft »arisch-nichtarische Mischehen« immer seltener sein würden und mit der Zeit »eine wertvolle selbständige Judenchristenheit eigenen Gepräges er- wachsen« werde. Trotz seiner Mitgliedschaft in der Bekennenden Kirche trat Hupfeld bei Aktionen gegen die Deutschen Christen und die nationalsozialistische Kir- Die Diskussion um den »Arierparagraphen« 313

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chenpolitik nicht maßgeblich hervor und befürwortete in Annäherung an die Deutschen Christen auch die Bildung einer einheitlichen Reichskirche, deren lutherischen Charakter er betonte. Durch das Luthertum sei die Ver- bindung von Deutschtum und Christentum am besten verwirklicht. Am Bei- spiel Hupfeld zeigt sich, wie gering der theologische und politische Abstand zwischen Bekennender Kirche und Nationalsozialismus sein konnte: Sein Antisemitismus bewegte sich in unmittelbarer ideologischer Nähe zur Volkstumsideologie und zur völkischen Bewegung.98 Eine ähnliche Position zum »Arierparagraphen« vertrat der Leiter der Apologetischen Centrale, Walter Künneth (1901–1997), in einem Aufsatz mit dem Titel Die Kirche und die Judenfrage. Diese auf Bitte des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses verfaßte Schrift wurde wenig später in einem Sammelband publiziert.99 Gleichzeitig stützte sich das bei Bertels- mann erschienene Tecklenburger Bekenntnis100 auf Künneths Stellung- nahme; in diese Bekenntnisschrift wurden dessen wichtigste Passagen auf- genommen.101 Künneth hatte mit dem Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller und dem Generalsekretär der Deutschen Christlichen Studentenvereini- gung Hanns Lilje im Mai die Jungreformatorische Bewegung gegründet und war Mitglied der Bekennenden Kirche.102 In seiner Stellungnahme zum »Arierparagraphen«, wie sie bei Bertelsmann nachgedruckt ist, artikulierte Künneth eine im konservativ-lutherischen Protestantismus weitverbreite- te Position, die strikt zwischen einem staatlichen und einem kirchlichen Aspekt der »Judenfrage« zu unterscheiden versuchte. Die staatliche Dis- kriminierung von Juden versteht Künneth angesichts der vermeintlichen »Überrepräsentanz« von Juden als einen Akt harter, aber notwendiger Ge- rechtigkeit.103 Für ihn ist der »Arierparagraph« Ausdruck »lebenserhal- tender Notwendigkeit«, da im deutschen Volk der jüdische Einfluß schon seit Jahrzehnten überhand genommen habe. Es drohe die Gefahr einer »Überwucherung des deutschen Geisteslebens« und einer »Überfremdung der deutschen Öffentlichkeit«, denn es bestehe ein »Mißverhältnis« zwi- schen dem Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung und ihrem Anteil an der Besetzung wichtiger Ämter und Berufe. Die Mehrheit des deutschen Protestantismus betrachte den »Arierparagraphen« geradezu als staatli- che Notwendigkeit: als gesetzliche Schutzmaßnahme, um das deutsche Volk vor »Überfremdung« zu bewahren. Davon überzeugt, daß Rasse und Volkstum Ausdruck der göttlichen Schöpfungsordnung seien, war Künneth der Meinung, daß es die Kirche zu begrüßen habe, wenn sich der Staat auf die Eigenart des deutschen Volkstums besinne. Mit dieser Argumentation kam er der völkischen Ideologie sehr nahe. Zwar vertrat Künneth die Auf- fassung, daß die Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde nicht von »ras- sischer« Abstammung, sondern allein vom Glauben an Jesus als Sohn Gott- es abhängen solle, was durch das Sakrament der Taufe und das Abend- mahl zum Ausdruck gebracht werde; er räumte aber auch ein, daß damit die Bedeutung von Rassenunterschieden bestehen bleibe, denn die »biolo- gischen, volkhaften, ständischen Ordnungen« sollten auch für Christen Gül- tigkeit besitzen. Auch die Kirche müsse dem Umstand Rechnung tragen, daß das deutsche Volk Juden – und dazu müsse man auch »Judenchristen« zählen – als »unerträgliche Belastung« empfinde. Damit aber wird deut- 314 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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lich: Die evangelische Kirche hatte auf diese Weise – in ihrer Mehrheit und im Gegensatz zur katholischen Kirche – die Kernbedeutung der Taufe preis- gegeben. »Zuhälter- und Viehhändlergeschichten«: Der Streit um das Alte Testament In seinem Mythus des 20. Jahrhunderts stellte Alfred Rosenberg unter an- derem fest, daß das Christentum seine dauernden Werte dem »germani- schen Charakter« zu verdanken habe.104 Rosenberg, der 1934 zum »Be- auftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP« ernannt wurde, forderte die Abschaffung des Alten Testaments. Für ihn beinhaltete es nur »Zuhälter- und Viehhändlergeschichten« und war Zeugnis der »jüdischen Lohnmoral«. Juden sollten keinen Platz im deutschen Gottesdienst haben. Diese radikale Ablehnung des Alten Testaments wurde zu einem zentralen Thema im Kirchenkampf, in dem Befürworter und Gegner gleichermaßen antisemitische Deutungsmuster tradierten und aktualisierten. In diesem Zusammenhang ist die 1933 erschienene Schrift Völkische Religiosität und Altes Testament von Volkmar Herntrich von besonderer Bedeutung, weil die theologische und politische Position, die der Verfasser in diesem und anderen bei C. Bertelsmann veröffentlichten Büchern ent- wickelt, typisch ist für viele konservative Theologen der Bekennenden Kir- che.105 Die Ablehnung des Alten Testaments als »jüdisches Buch« ist für Hern- trich eine Irrlehre der völkischen Bewegung, genauso wie deren Behaup- tung, Jesus sei »Arier« und Paulus »völlig verjudet« gewesen.106 Die Über- zeugung, daß die Glaubensbotschaft des Neuen Testaments aus dem Alten Testament hervorgehe, wertet Herntrich als »Entscheidungskampf«. Für das Christentum beginne die von Gott bestimmte (Heils-)Geschichte mit Moses, also mit dem Alten Testament, und setze sich über Christus bis in die Gegenwart fort.107 Herntrich kommt dabei zu einer problematischen Gleichsetzung der völkischen mit der jüdischen Deutung der Bibel: Wer, wie die deutschgläubige Bewegung, das Neue Testament ohne das Alte Te- stament betrachte, der stelle sich, so die Folgerung Herntrichs, in dieser Frage auf den »Standpunkt der jüdischen Synagoge«, da auch diese eine Trennung zwischen den beiden biblischen Büchern vornehme. Für Herntrich ist der Gott des Alten Testaments keineswegs »artfremd« oder »jüdisch«, wie die Deutschen Christen behaupteten; im Alten Testa- ment richte Gott vielmehr »den nationalen Hochmut des jüdischen Volkes« und stelle alles »Jüdische« unter sein Gericht.108 Es gebe kein antisemiti- scheres Buch als das Alte Testament, lautet denn auch Herntrichs Losung. In einer längeren Passage seines 1937 erschienenen Buches Christus der Herr konkretisiert Herntrich, was er meint: »Was sind das für Gestal- ten, die uns da vor Augen gestellt werden? Abraham, der Lügner und Scha- cherjude, Jakob, der Betrüger, Joseph, der ›Schieber‹, David, der Ehebre- cher und listige Klügling – wir könnten die Reihe nach Belieben fortsetzen. Der Streit um das Alte Testament 315

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Wahrlich, keine Idealgestalten! Was ist das für eine Geschichte? Kein Wort von tapferem Heldentum, nein, eher eine Geschichte von Pazifisten, kein Volk, dessen Taten den Erdball aufhorchen lassen, nein, ein kleines unbe- deutendes Volk, das niemals wesentliche Bedeutung erringt, das fast beim ersten Zusammenstoß mit den Weltmächten ohnmächtig zu Boden gewor- fen wird, das sich seine Ehre rauben läßt, dessen Geschichte nicht eine Ge- schichte der Helden, sondern eine Geschichte der Händler ist. Ein Volk, das nicht nur keine Helden, sondern auch keine Künstler und Dichter hat, ein ausgesucht armseliges Volk, das nur eins kann: Schachern und Ränke schmieden und – auf sich selbst stolz sein und sich das beste Volk dünken: Das ist das erwählte Volk – das ist die Heilsgeschichte Gottes.«109 Herntrich nimmt hier den Sprachduktus und die Bilder Alfred Rosenbergs auf, ohne sich davon zu distanzieren – obwohl er am Alten Testament festzuhalten sucht: Gerade dadurch, daß es die Geschichte und Religion seines Volkes in nichts beschönigte, wisse man um die »verwerflichen Züge des Juden- tums«. Dasselbe Argument, jedoch in viel radikalerer Weise und mit einem an- deren politischen Impetus, bringt Adolf Wendel in seiner Broschüre Den- noch Altes Testament! von 1936 zum Ausdruck, die mit einer Parole der Deutschen Christen beginnt: »Als Deutscher verkehre ich nicht mit Juden; nicht eine Kleinigkeit kaufe ich in einem jüdischen Geschäft. Kennen wir doch zu gut die Auswirkungen dieses jüdischen Geistes in unserm Volk überall. Darum gibt’s nur eins: Reinen Tisch! Ja, mit diesem Alten Testament darf man sich nun auch nicht mehr abgeben.«110 Für den Haß des »ehrli- chen Deutschen« bringt der Autor Verständnis auf, doch will er seine Volks- genossen davon abhalten, damit auch das Alte Testament zu bekämpfen. Denn er ist überzeugt, daß man sehr wohl Antisemit sein kann, ohne des- halb das Alte Testament zu »verwerfen«. Vorbild dafür sei Luther, der trotz seines vehementen Antijudaismus das Alte Testament geschätzt habe. Bei Wendel findet sich dieselbe Vorstellung wie bei Herntrich, daß nämlich das Alte Testament selbst die stärkste antisemitische Kritik am Volk Israel dar- stelle und Zeugnis davon gebe, wie Gott über sein auserwähltes Volk richte. Gerade deshalb empfiehlt Wendel in seiner volksmissionarischen Schrift, die bei Bertelsmann in zwei Auflagen immerhin 40 000 Exemplare erreich- te, das Alte Testament zur Lektüre: »Wenn du einmal deine Freude daran haben willst, zu hören, wie über israelitisch-jüdische Rassenschwächen ge- scholten wird, dann mußt du – ins Alte Testament sehen.« Ein weiterer Aspekt in der Auseinandersetzung um den Status des Al- ten Testaments ist die Gleichsetzung von Völkischen und Juden in ihrer Gegnerschaft zum Christentum. Eine ganze Reihe von Autoren stellt eine ideologische Nähe zwischen dem »biblischen Judentum« und der »neuger- manischen Religion« her. In seinem 1934 bei Bertelsmann erschienenen Buch Neugermanische Religion und Christentum vertritt Helmut Lother die Überzeugung, daß der Ablehnung des Christentums durch die neugerma- nische Religion die geistige Haltung griechischen und jüdischen Denkens zugrunde liege.111 Ähnlich argumentiert Wilhelm Lütgert, Mitherausgeber der Bertelsmann-Reihe Beiträge zur Förderung der christlichen Theologie, der das »Herrenmenschen-Ideal« bereits im Judentum entwickelt sieht. 316 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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Überdies hasse und verachte das Judentum bis in die Gegenwart den ge- kreuzigten Jesus.112 Der »jüdische Geist« und der »Christenhaß« gehen in dieser Perspektive allerdings nicht nur vom biblischen Volk aus. So warn- ten Herntrich und Lütgert vor dem jüdischen Angriff auf das Christentum, der sich »bis auf den heutigen Tag« fortsetze. Auch die Deutschgläubigen, die den Kampf gegen das Kreuz führten, machten sich die Christen zu ihrem Feind und stünden in ihrem Kampf gegen Christus in einer »Bun- desgenossenschaft« mit den Juden.113 Und mit einem gewissen Pathos hält Herntrich fest: »Es ist eine tiefe Tragik der Geschichte. Gerade der Jude Esra hatte dasselbe unternommen, was ihm heute die Todfeinde des jüdi- schen Geistes nachmachen. Er wollte die Offenbarung Gottes beschränken auf das eine, eigene Volk.«114 Der Verlag C. Bertelsmann veröffentlichte hauptsächlich Schriften, die die Argumente einer national-konservativen Theologie zum Ausdruck brachten. Zu dieser Richtung gehörten sowohl Judenmissionare, die die religiöse Gleichheit von konvertierten Juden mit den Christen annahmen, wie auch Mitglieder des konservativen Flügels der Bekennenden Kirche und eine beträchtliche »Mitte«, vor allem Lutheraner, die sich hinsichtlich ihrer Haltung zur »Judenfrage« sowohl von der Bekennenden Kirche als auch von den Deutschen Christen distanzierten. Doch die theologischen Schriften dieses Lagers zeigen, daß seine Vertreter in ihrer Einstellung zu Juden und zum Judentum oft ähnlich argumentierten wie die Deutschen Christen. Anders gesagt: Es schien für die Mehrheit der protestantischen Gemeinden und für ihre Wortführer unmöglich, Juden bloß als eine an- dersartige Gemeinschaft im religiösen Sinn zu verstehen und konvertierte Juden als gleichberechtigte Staatsbürger und gleichgestellte Mitglieder der evangelischen Kirche anzuerkennen. Juden, auch wenn sie längst zum Christentum konvertiert waren, betrachtete man in diesem Milieu als fremdartig, ebenso wie die jüdische Tradition in Form des Altes Testa- ments, obschon dieser Teil der Bibel auch für das Christentum grundle- gend war. Daß ein konservativer protestantischer Verlag wie Bertelsmann diese Ansichten voll teilte und verbreitete, scheint historisch betrachtet un- vermeidlich. Darüber hinaus jedoch standen die Ideen und Themen, die die Autoren im theologischen Verlagsprogramm von Bertelsmann förder- ten, den völkischen und nationalsozialistischen Ansichten über Judentum und Juden oftmals sehr nahe. Die Tradierung dieser antisemitischen Bilder und Denkfiguren muß im Kontext der zeitgeschichtlichen Ereignisse – und damit der nationalsozia- listischen »Judenpolitik« – betrachtet werden. Mit Verordnung vom 1. Sep- tember 1941 wurde zwei Wochen später der »Judenstern« im Reichsge- biet eingeführt. Wie schon beim »Arierparagraphen« 1933 stellte sich für die protestantische Kirche die Frage, ob dieser Maßnahme Konsequenzen im kirchlichen Bereich folgen sollten. Die »Nichtarier« aus dem Gottes- dienst und den kirchlichen Gebäuden fernzuhalten war seit jeher Ziel der Deutschen Christen gewesen; nun aber schlossen sich auch die Kirchen- kanzlei und die Vertreter der kirchenpolitischen »Mitte« dieser Forderung an, und in Einzelfällen befürworteten sogar Repräsentanten der Bekennen- den Kirche die Ausgrenzung von »Judenchristen«. Zwei Tage vor Weih- Der Streit um das Alte Testament 317

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nachten 1941 wies die Kirchenkanzlei die Landeskirchen an, getaufte »Nichtarier« von nun an aus dem kirchlichen Leben fernzuhalten.115 Ob- wohl die Leitung der Bekennenden Kirche und der württembergische Bi- schof Wurm protestierten, schlossen viele Landeskirchen fortan Christen jüdischer Herkunft durch neu erlassene Kirchengesetze aus. Sogar Kir- chenmänner, die »Judenchristen« bisher nach Kräften geholfen hatten, beispielsweise der Leiter der Betheler Anstalten, Friedrich von Bodel- schwingh, und sein Lobethaler Amtsbruder Paul Braune, glaubten sich nun der rassistischen Haltung anschließen zu müssen, wie sie die Theologen der Äußeren Mission vertraten. Sie sprachen sich dafür aus, »Judenchri- sten« aufgrund ihrer »rassischen Verschiedenheit« in separate Gemeinden zu verbannen, wenn dies der Kirche angesichts der Politik des Staates nüt- ze. Antisemitismus in den historischen Romanen und in der UnterhaltungsliteraturHistorische Romane und Unterhaltungsliteratur Mit seinen theologischen Veröffentlichungen wandte sich der Bertelsmann- Verlag an eine eher kleine Leserschaft gebildeter Christen, insbesondere an Akademiker und Pfarrer. Während diese Leser indirekt als Multiplika- toren in breite evangelische Kreise hineinwirkten, richtete sich das litera- rische Verlagsprogramm direkt an ein potentielles Massenpublikum. Ohne den intellektuellen Anspruch der theologischen Schriften spiegelten die in diesen Büchern tradierten antisemitischen Parolen die zentralen Topoi der antisemitischen Hetze vor und nach 1933 wider. Den verschiedenen antijüdischen Ausfällen des belletristischen Pro- gramms entsprechen verschiedene Stufen antisemitischer Gewalt: Ein Teil der historischen Romane bedient sich der Klischees und Metaphern, die dem »gewöhnlichen« antisemitischen Diskurs der Zeit entstammen und oft an den traditionellen christlichen Antijudaismus anknüpfen. In den Ro- manen über den Ersten Weltkrieg und die Nachkriegszeit ist die antisemi- tische Botschaft fast immer explizit rassistisch und politisch motiviert. Und schließlich zeichnet sich ein Teil der Bücher, die sich den dreißiger Jahren und dem Zweiten Weltkrieg widmen, durch einen radikalen Antisemitis- mus aus – ihre Botschaft konvergiert mit der nationalsozialistischen Ju- den(vernichtungs)politik.116 Vor allem die Bücher der zweiten und dritten Kategorie konnten als direkte Aufforderung zu Gewalt gegen Juden gele- sen werden – zumal wenn sie an die Wehrmacht im Osten geliefert wur- den. Die Tatsache, daß es sich dabei nur um eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Titeln handelte, besagt in diesem Zusammenhang wenig. In den Zeitschriften Christlicher Erzähler und Frohes Leben sowie ins- besondere in den Heimatromanen des belletristischen Verlagsprogramms dominieren historische Themen und die Verbundenheit zur heimatlichen Scholle. Wie von einem protestantischen Verlag nicht anders zu erwarten, sind viele historische Romane in der Reformationszeit angesiedelt. Zudem liegt mit den Sieben Preußen ein Werk vor, in dem die preußische Ge- schichte in essayistischer Weise dargestellt wird. Moderate, religiös moti- 318 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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vierte Judenfeindschaft wie auch Passagen, die von radikal völkischem und rassistischem Antisemitismus zeugen, sind Bestandteil vieler dieser Texte. Marie Diers (1866–1949) war zum Zeitpunkt, als Heinrich Mohn ihren Roman Der Teufelspate 1928 verlegte, eine etablierte Autorin zahlreicher völkischer und heimatverbundener Romane – und bekennende Antisemit- in.117 In ihrem Lebenslauf für die Aufnahme in die Reichsschrifttumskam- mer notierte sie, daß sie 1918 der DNVP beigetreten sei, diese jedoch nach vier Jahren »wegen ihrer flauen Stellung zur Judenfrage« verlassen habe. Ihr Weg führte sie über die Deutschvölkische Freiheitspartei Ende Januar 1930 zur NSDAP.118 Ihr Roman Der Teufelspate handelt von Johann Andreas Jasper, der zu- fällig in einer ländlichen Idylle geboren wird. Da die Mutter kurz nach der Geburt stirbt, wird das Kind vom Dorfpfarrer aufgenommen. Schon als Schuljunge entdeckt Johann seine Geschäftstüchtigkeit in einem Krämer- laden am Ort, wo er jede freie Minute verbringt. Mit dem jüdischen Besit- zer Moritz Semmler verkehrt niemand im Dorf außer Johann, der gegen den Willen seiner Pflegeeltern – sie hätten gerne einen Pfarrer aus ihm ge- macht – eine Lehre bei dem Juden antritt.119 Seinem Pflegevater erklärt er: »›Ich trete in das Geschäft von Semmler, Vater.‹ ›Semmler – ist das nicht ein Jude?‹ ›[…] Ich werde kein Jude, wenn ich bei Semmler lerne, aber im Handel sind sie uns voraus. Ich will ihre Methoden kennen lernen.‹« Doch immer wieder quälen den Jungen Angstträume, in denen er sei- nen Taufpaten zu sehen glaubt, einen durchreisenden Unbekannten, der zufällig im Gasthof weilte, als er geboren wurde, und als Pate der Taufe beiwohnte. In seinen Träumen erscheint ihm diese Figur dem Teufel ähn- lich, und als er bei Semmler in die Lehre geht, glaubt er zu erkennen, daß auch dieser des Teufels sei. Getrieben von seiner erlernten (jüdischen) Ge- schäftstüchtigkeit, geht Jaspers als junger Mann nach Berlin und wird er- folgreicher Unternehmer. Als positive Gegenfigur fungiert ein junger blonder Pastor, der nicht nur die Pfarrstelle seines Pflegevaters übernimmt, sondern auch die von Jas- pers angebetete Frau heiratet. »Er mußte sehen, wieviel besser der blon- de Mensch hierher paßte, als er je gepaßt hatte.« Der Roman ist von einer Vielzahl von Andeutungen durchzogen, aus denen hervorgeht, daß Jas- pers – wenn er vielleicht auch nicht von jüdischen Eltern stammt – von jü- dischem Geist geprägt ist, der letztlich den Antrieb für seine Zerstörungs- wut ausmacht. Aus Rache nämlich vernichtet er viele Jahre später die dörf- liche Idylle: Er läßt eine Fabrik bauen und die Wälder abholzen. Mit Will Vesper gewann Heinrich Mohn 1933 einen weiteren Autor für das belletristische Verlagsprogramm, der durch seine Bücher und politi- schen Aktivitäten längst als überzeugter Parteigänger und offen agieren- der Antisemit bekannt war.120 Bereits vor der NS-Machtübernahme mach- te Vesper in seiner Zeitschrift Die Neue Literatur seine Stoßrichtung klar. Er deklarierte sein literarisches und politisches Engagement als Krieg ge- gen den jüdischen Einfluß in der Gesellschaft: »Wir stehen im Krieg […] gegenüber einer frechen, schamlosen, mörderischen Gesellschaft wurzel- loser, alles vergiftender und verseuchender Literaten und Asiaten. Und so Historische Romane und Unterhaltungsliteratur 319

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bleibt uns gar nichts als Kampf bis zur Vernichtung ihres oder unseres Gei- stes, ihrer oder unserer Art in Deutschland.«121 Seinem Kampf gegen jü- dische Literatur verlieh er in seiner »Festrede« zur Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Dresden Ausdruck, wofür Gerhard Steinsiek, wie be- reits erwähnt, auch im Namen von Heinrich Mohn »herzliche Glückwün- sche« übermittelte.122 Ganz im Sinne der nationalsozialistischen Kultur- politik diffamierte er emigrierte Dichter und jüdische Verleger.123 Ange- sichts dessen ist es nicht verwunderlich, daß Antisemitismus auch seine bei Bertelsmann erschienenen Texte durchzieht. Der Gütersloher Verlag druckte 1938 eine Sammlung von Erzählungen Vespers unter dem Titel Kämpfer Gottes.124 Ein Teil der bereits in Einzel- ausgaben erschienenen Texte schildert Bauernaufstände des 15. und 16. Jahrhunderts. Juden sind in diesen Geschichten Geschäftemacher und Wucherer, die im Schatten der Ausbeutung der armen Bauern durch re- gionale Fürsten und Herzöge die besten Geschäfte machen.125 Dagegen wehren sich die Bauern, indem sie sich zu »Bundschuh-Vereinigungen« zusammenschließen und bei »heiligem Eid« schwören, »alle Bedrückun- gen durch Zoll, Umgeld und tausenderlei Steuern zu verringern; die Juden zu töten und ihr erschachert Gut aufzuteilen«.126 Daneben schrieb Vesper für Bertelsmann auch ein Buch mit aktuellem Bezug zum Zeitgeschehen. In seinem Reisebericht Im Flug durch Spanien (1943) dokumentiert er die Errungenschaften des Franquismus, der dem Land eine große Zukunft ermögliche, wobei Antisemitismus nicht in ex- tremer Form vorkommt, sondern eher in fast beiläufigen Bemerkungen. In Sevilla und Valencia beobachtet Vesper beispielsweise, wie die alten Städ- te durch jüdisch-nordamerikanische »Stillosigkeit« verunstaltet worden seien. Doch mit dem Sieg der Faschisten im Bürgerkrieg sei nicht nur die »Bolschewisierung des Landes durch Sendlinge Moskaus, Frankreichs, Englands, Amerikas und eigene irregeleitete Volksgenossen« verhindert worden, sondern es seien auch die »Ausmerzungen allzu fremder Ele- mente« gelungen.127 Im Hochmittelalter siedelte Käthe Papke (1872–1943) ihren Roman Das Kreuz auf Usedom an.128 Wie Vespers historische Erzählungen war auch dieses Buch vor der Zeit des Nationalsozialismus verfaßt worden: 1929 hat- te Papke für Bertelsmann diese Geschichte geschrieben, die von der Ha- fenstadt Jumne auf der Insel Usedom im 11. Jahrhundert erzählt.129 In den machtpolitischen Ränkespielen der Fürsten und des dänischen Königs wer- den Juden einmal mehr als Händler, Profiteure und Verräter dargestellt. Die Mehrheit der Bewohner der Insel glaubt noch an germanische Götter. Zum Christentum bekennen sich nur wenige, denn sie sind schwersten Ver- folgungen ausgesetzt; eine der Hauptfiguren, die Fürstentochter Swanhild, muß ihren christlichen Glauben mit dem Märtyrertod bezahlen.130 Juden beteiligen sich nicht nur an den höfischen Intrigen, sie nehmen in Papkes Erzählung auch an der Christenverfolgung teil. So wird berichtet, daß Ju- den Familienangehörige, die zum Christentum konvertierten, ermordeten und die heidnische Obrigkeit gegen den christlichen Glauben aufhetzten. Wie in ihrem 1933 bei Bertelsmann erschienenen Roman Im Unterliegen gesiegt profiliert sich die Autorin auch hier als dezidiert christliche Auto- 320 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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rin, die in ihrer Schilderung der Christenverfolgung auf zahlreiche Ele- mente des tradierten christlichen Antijudaismus zurückgreift. Diese Art von antijüdischen Stereotypen finden sich in einer ebenso stark konfessionell ausgerichteten Erzählung von Carl Schütz, Im Sturm des Herrn (1929), die Bezug nimmt auf den Streit zwischen dem Reforma- tor Johannes Reuchlin und seinem Kontrahenten Johannes Pfefferkorn, einem zum Katholizismus konvertierten Juden, der in seinen antisemiti- schen Schriften die Verbrennung des Talmuds forderte.131 Dagegen wand- te sich Reuchlin, neben Erasmus von Rotterdam der bekannteste deutsche Humanist, der die hebräische Sprachforschung und alttestamentliche Bibelwissenschaft begründet hat. Reuchlin tat dies jedoch nicht etwa aus Sympathie für das Judentum, sondern weil er der Meinung war, daß wis- senschaftlich relevantes Material nicht vernichtet werden sollte.132 Schütz instrumentalisiert nun diesen historischen Stoff, um zu zeigen, wie wenig die Taufe einen Juden zum Christen machen könne. Pfefferkorn wird bei Schütz mit allen denkbaren antijüdischen Klischees behaftet: Er hat ein »jüdisches Gesicht«, eine »kreischende Stimme«, späht wie »ein Raubtier, das nach Beute giert«, ist durchwegs »feige« und von »Rachsucht« getrie- ben.133 Auch in Otto Weber-Krohses (1903–1941) Essays Sieben Preußen als Bahnbrecher des deutschen Gedankens von 1939, die anhand der Biogra- phie von sieben historischen Persönlichkeiten die Geschichte Preußens und des Kaiserreichs nachzeichnen, finden sich immer wieder antisemitische Randbemerkungen.134 So wird der »Niedergang« des preußischen Hofes unter Friedrich Wilhelm II. unter anderem seiner Maitresse, Gräfin Lich- tenau, zugeschrieben, die Juden an den Hof geholt habe. Bewundernd be- schreibt der Journalist und Historiker Otto Weber-Krohse die Gesinnung von Ernst August von Cumberland, dem späteren König von Hannover, der seit seiner frühesten Jugend als Antisemit bekannt gewesen sei, weswegen »Juden und ihre Freunde« seine mögliche Krönung zum englischen König nicht begrüßten. Genau diese ablehnende Haltung gegenüber Juden hält der Autor dem Hannoveraner zugute: »Wo ist ein zweiter Fürst, der das jüdische Problem in solcher Schärfe und Klarheit erkennt?« Auch im Porträt über Otto von Bismarck geht Weber-Krohse auf dessen Haltung zur »Judenfrage« ein. Neben einem etwas kryptischen Kommen- tar zu einer Briefstelle Bismarcks, in der dieser über die Abneigung seines Hundes gegen Juden (explizit auch getaufte) spricht, betont Weber-Krohse vor allem Bismarcks ablehnende Haltung zur Judenemanzipation. Diese Haltung habe sich unter dem Eindruck der Revolutionen von 1848/49 bei Bismarck noch verstärkt, was für dessen »gesunden Instinkt« spreche. In diesen Ausführungen wird auch Weber-Krohses eigene judenfeindliche Haltung deutlich: »Seine [Bismarcks] antisemitische Note wird in diesen Jahren dadurch geschärft, daß die Juden, ihrem Charakter gemäß, in so auffallendem Maße sich an den Märzereignissen in Berlin und dann in den Fraktionen der Linken hervordrängen. Mit voller Schärfe übersieht er das Problem der in diesen Jahrzehnten Deutschland bedrängenden Juden- schaften noch nicht; es ist mehr sein gesunder Instinkt, der sich dagegen wehrt, wenn selbst in den Reihen seiner eigenen Partei ein geistreicher Historische Romane und Unterhaltungsliteratur 321

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Jude, Stahl, eine immer noch führende Rolle spielt.« Bei der Beschreibung des Attentats auf Bismarck 1866 in London versäumt der Autor nicht, dar- auf hinzuweisen, daß der Attentäter Cohen-Blind ein »stark ›angejudeter‹ Bursche« gewesen sei. In einer Art Fazit über die Bismarck-Ära benennt Weber-Krohse die Faktoren, die einen negativen Einfluß auf Deutschland gehabt hätten. Neben dem Katholizismus und der Industrialisierung schreibt er auch dem Judentum die Schuld am Niedergang des Deutschen Reiches zu: »Von dort aus gewinnen alle die alten Erfahrungen, die Deutschland durch die Jahrhunderte hin mit der Romanitas, die es später, aber um so eindringlicher, mit den Juden und mit den Maschinen gemacht hat, neues Leben und neue Eindringlichkeit. Und wenn diese Erkenntnis- se heute auch hin und wieder von Unberufenen verbilligt ausgegeben wer- den, so verlieren sie dadurch nicht an Gültigkeit.« Gegen die »jüdische Weltherrschaft«: Antisemitismus in den Kriegs- und Freikorpsromanen Seit 1935 verlegte C. Bertelsmann in verstärktem Maße Kriegs- und Kriegs- erlebnisbücher, die den Ersten Weltkrieg und die Heimkehr der Frontsol- daten zum Thema hatten. Einige von diesen Romanen, die zuerst in ande- ren Verlagen erschienen waren, erwarb Bertelsmann in Lizenz und legte sie bis in die vierziger Jahre hinein mehrfach in großer Stückzahl wieder auf – allesamt Rechtfertigungsschriften und Kriegsapologetik. Den deut- schen Weltkriegssoldaten stellten die Autoren diejenigen Kräfte entgegen, denen die Schuld an der Niederlage zugeschrieben wurde. Nicht nur die mangelnde Entschlußkraft der militärischen Führung und die fehlende Un- terstützung einer wankelmütigen Heimat hätten den Sieg verhindert, son- dern auch der eigentliche Feind der deutschen Nation: die Juden.135 Die- selben Themen, in noch radikalerer Weise dargestellt, sollten später in den Romanen über den Zweiten Weltkrieg wieder auftauchen. Hans Robert Schröter beschreibt in einer 1939 in der Bertelsmann-Zeit- schrift Frohes Leben erschienenen Kurzgeschichte, wie Juden während des Krieges als »Kriegsgewinnler« wirkten und zudem die Wehrkraft der Deut- schen zu »zersetzen« versuchten.136 Der Protagonist der Erzählung, Hein- rich Holler, kehrt nach zwanzig Jahren aus England nach Deutschland zurück, da sein Vater gestorben ist, und wird vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht. Er hatte gehofft, eine Verwandte anzutreffen, doch vergeblich; das Haus steht zum Verkauf. Der jüdische Makler, Salomon Ro- senberg, kann und will ihm bei der Suche nach ihr nicht helfen: »›Kann Euch nicht sagen, wo Verwandte wohnen‹, lachte dieser mit breitem, fetti- gen Lachen.« Rosenberg wohnt in einem abgedunkelten Haus, da er den An- blick der vorbeimarschierenden deutschen Kolonnen nicht erträgt: Die na- tionale Begeisterung teilt der Jude nicht. Ihn interessiert allein das Ge- schäft. Ungefragt bietet der Makler Holler Geld an: »›Braucht der Herr etwa Hilfe –? Etwa Geld? Zeiten sind nicht gut für solche Geschäfte. Aber sehe ich Euch doch den anständigen Menschen an. Geld ist besser als Verwandte. Will mit Euch eine Ausnahme machen. Habt ihr eine Sicherheit?‹« Rosen- 322 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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berg versucht Holler zu einem Grenzübertritt mit falschem Paß zu überre- den. Er flüstert ihm »siegessicher und hohnlächelnd« ins Ohr: »›Ihr braucht einen Paß, ich kann ihn verschaffen. […] Ihr zieht nicht in den Krieg, Herr. Ihr könntet einen bequemen Weg über die Grenze suchen.‹« Doch auch hier sucht Rosenberg nur seinen Profit. »Er leckte sich die breite Unterlippe und steckte eine Zigarre in Brand. ›Was zahlt Ihr? Bedenkt: Risiko, nötige Ver- bindungen, Sicherheit –‹ Er kauerte sich zusammen, einem Raubtier vor dem Sprunge auf sein Opfer gleichend.« Holler lehnt dieses Angebot natür- lich mit einem »Schrei der Qual und Not und letzten Ehre« ab und flieht aus dem Haus des Juden. Doch wohin er sich auch wendet, er wird den »Blick jenes Schacherers nicht los«, der sich tief in seine Seele eingebrannt hat. Um der deutschen Ehre willen zieht er deshalb in den Krieg.137 Noch expliziter stellt Carl Kirchhoff (1894 – nach 1943) die Juden im Ersten Weltkrieg als »Vaterlandsverräter« dar. Kirchhoff, ein gelernter Sportlehrer, nahm seine schriftstellerische Tätigkeit erst 1939 auf und wid- mete sie ausschließlich der Verarbeitung der deutschen Niederlage im Er- sten Weltkrieg.138 Sein Roman Von Hölle zu Hölle. Bericht einer französi- schen Gefangenschaft (1940) wurde von Bertelsmann als autobiographi- scher Erlebnisbericht angepriesen, der den sadistischen Haß der Franzo- sen gegen alles Deutsche und die menschenunwürdigen Zustände in deren Gefangenenlagern aufdecke.139 Auf einem seiner verzweifelten Fluchtver- suche beobachtet der Ich-Erzähler mit Kohle beladene Güterzüge und klärt den Leser darüber auf, daß in Frankreich deshalb kein Mangel an Kohle herrsche, weil deutsche Juden diesen Rohstoff lieferten. Während die deut- sche Armee sich heldenhaft im Kriegsgeschehen bewähre, profitierten »deutsche Handelsjuden« von ihren Geschäften mit Frankreich: »Um das Maß der Schurkerei voll zu machen, wurden deutsche Kriegsgefangene mit dem Bajonett gezwungen, diese Kohle auszuladen. Höher ging der Lan- desverrat dieser jüdischen Parasiten gar nimmer – Und dieses Pack ist nicht gleich an die nächsten Bäume gehängt worden!«140 Der 1937 bei Bertelsmann erschienene Roman Soldaten, Tod, Tänzerin von Ruth Margarethe Roellig enthält ähnlich radikale antisemitische Äuße- rungen. Die Autorin hatte sich in der Weimarer Zeit mit Gedichten und Kurzgeschichten für ein vorwiegend lesbisches Publikum einen Namen ge- macht.141 Ihr Bertelsmann-Roman hingegen stellt ein eindeutiges Bekennt- nis zur NS-Ideologie dar, was ihr vermutlich half, weiterhin publizistisch tätig zu sein.142 Sie erzählt darin die angeblich authentische Geschichte ei- ner Tänzerin, die sich, vom Ersten Weltkrieg überrascht, von Rumänien aus über Rußland nach Deutschland durchschlägt. Zu ihrem Feindbild zählen neben Russen und Rumänen auch die Juden, über die sie nicht nur bekannte antisemitische Stereotypen (Revolutionäre, Kriegsgewinnler, verwahrloste Judendörfer)143 kolportiert, sondern gegen die sie auch Vergeltung fordert: »Da schrie einer: ›Hinüber zu den Juden, kommt Freunde, wir wollen die Juden ausräuchern. Die Juden haben die Lebensmittel auf dem Lande auf- gekauft und halten sie zurück, um die Preise zu steigern. Hin zu den Juden! Hängt die Juden!‹ Langsam ging die Menschenmenge auseinander. Nie- mand hatte Lust oder Mut zu einem Pogrom. Nur einige junge Burschen lie- fen drohend und schreiend vor ein großes Judengeschäft, traten gegen die Kriegs- und Freikorpsromane 323

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verschlossene Tür und forderten Lebensmittel. Dann wurden auch sie müde und gingen nach Hause, hungrig und ergeben in ihr bitteres Schicksal. Wir wußten nun, daß wir uns an die Juden zu wenden hatten, um Lebensmittel kaufen zu können. Ganz tief mußten wir in die Tasche greifen, das stand fest – aber blieb uns ein anderer Ausweg?« Clemens Laar (1906–1960, d. i. Eberhard Koebsell) berichtet in seinem 1939 bei Bertelsmann erschienenen Buch Der große Marsch über die Zeit zwischen Juni und Dezember 1914.144 Es handelt sich dabei nicht um ei- nen Erlebnisbericht, sondern um eine angeblich dokumentarische Zusam- menstellung aus Zeitungsberichten und Briefen. Kaleidoskopisch schildert der Berliner Autor und Journalist verschiedene historische und fiktive Per- sonen, unter die er auch einige jüdische Figuren reiht. Laar beschwört den »Geist von 1914«, der durch den Krieg zu einer einzigartigen Brüderlich- keit des deutschen Volkes geführt habe. Juden waren davon jedoch ausge- schlossen, denn sie hätten dieser angestrebten deutschen »Volksgemein- schaft« entgegengearbeitet. Ein Beispiel dafür ist der jüdische Rechtsan- walt und Notar Ludwig Loewenfeld. Ihm ist der Aufstieg in der bürgerli- chen Gesellschaft als Jude versagt. Deshalb versucht er nun – nicht etwa aus Überzeugung, sondern aus Karrieregründen –, in den Vorstand der so- zialdemokratischen Partei gewählt zu werden. Er will, »wohin es jeden kleinen, demütigen, elenden Jüd mit der geheimsten Regung seines Her- zens zog, nach der Sonnenseite der Macht, zu den Herren«.145 Daß er im Zuge seiner Wahlkampagne vor einer dem »Metallarbeiterverband« gehörenden Gartenlaubenkolonie sprechen muß, bereitet ihm keine Mühe. Zwar betrachtet der Rechtsanwalt die Arbeiter als »dumme, stupide, ver- ächtliche Schafe« und verabscheut ihre »überfüllten Rattenlöcher von Woh- nungen«. Als Wahlkämpfer gibt sich Loewenfeld aber ohne Schwierigkei- ten und Skrupel als ihr Freund aus: »Ein richtiges jüdisches Köpfchen be- log andere, aber nicht sich selbst. Wahrscheinlich war dies das ganze Ge- heimnis des jüdischen Köpfchens.« An vielen Stellen taucht das Wort »Jude« oder »jüdisch« gar nicht auf; dennoch wird deutlich, daß Juden gemeint sind. So verwendet der Autor als typisch jüdisch geltende Namen (Loewenfeld, Gräfin Blumental, Bern- stein) und Herkunftsorte (Krakau, Lemberg), er schreibt den Figuren besondere »weltumspannende« Netzwerke zu und charakterisiert sie als illoyal, betrügerisch und verschwenderisch. Beispielsweise zitiert er den Artikel des Berliner Arztes Arthur Bernstein vom 14. Juli 1914, in dem dieser die Kriegsbegeisterung kritisiert und einem deutschen Sieg wenig Chancen einräumt. Laar unterstellt Bernstein Kontakte zu der »Loge zum großen Orient«; er habe nur aus »ihm zuteil gewordenen Zielsetzungen be- stimmter Mächte« gehandelt.146 Der Name Bernstein, die Loge und die Mächte sind die Codes, die deutlich machen, daß der Arzt jüdisch ist und mit diesem Artikel den deutschen Siegeswillen unterwandern will. Sie grei- fen dabei eine der mythischen Konstruktionen des modernen Antisemitis- mus auf: Die Juden stehen hinter der Freimaurerei und versuchen so den Weltkrieg zu beeinflussen. Letztlich zielte diese »jüdische Verschwörung« auf die »Weltherrschaft« ab. An anderer Stelle zitiert Laar einen Leserbrief aus dem Israelitischen Familienblatt von Alfred Kerr – womit wohl der jü- 324 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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dische Schriftsteller gemeint ist. »Wir wollen kämpfen, für Deutschland«, habe Kerr einst geschrieben und sich dann nach Paris abgesetzt. Kämpfe- risch gebe er sich immer noch, doch nun für Frankreich. Im Großen Marsch wird das Kaufhaus von Alfons Silberbaum in Ham- burg zu einem typischen Beispiel für jüdisches Geschäftsgebaren stilisiert: Das florierende Kaufhaus erdrückt die alteingessenen Familienbetriebe, die Kunden werden zum Kauf »überflüssiger Dinge« verführt, und in den ersten Kriegsmonaten macht es ein Zehnfaches an Umsatz. Ein »hebräischer Ver- käufer« ist gar so dreist, einem Reserveleutnant eine »Spezialpackung für erste Hilfe« zu verkaufen: »Stellen sie sich einmal vor, Sie liegen auf dem Schlachtfeld mutterseelenallein. […] Ihr Blut schießt nur so in Strömen her- aus. Sie wären glatt verloren.« Solcherart Verkaufsengagement bezeichnet Laar als »brutalen, einen dummen und hundsföttischen gemeinen Schlag«, der die Ehefrau des Leutnants so trifft, daß sie gleich in Ohnmacht fällt. Ein anderer Kunde, ein Unteroffizier, greift ein und verprügelt den Verkäufer: »Man fühlt sich direkt besser, wenn man mal so eins ‘n büschen Anstand beigebracht hat«, meint der Kunde stolz und lacht aus vollem Halse. Als Laar den Großen Marsch 1939 veröffentlichte, waren jüdische Ge- schäfte längst »arisiert«. Juden waren zu diesem Zeitpunkt weitgehend aus der deutschen Gesellschaft ausgeschlossen, ihrer Existenzgrundlage be- raubt, aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben und unter Sonder- rechte gestellt. Jüdischer Patriotismus, den Laar als verlogen bezeichnet und den etwa die Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs zu Beginn des NS- Regimes tatsächlich noch für sich geltend zu machen versuchten, schütz- te längst niemanden mehr vor der sich radikalisierenden Verfolgung. Eine Rechtfertigung der nationalsozialistischen »Judenpolitik« konnte aber auch aus einer anderen Richtung geschehen. Während Laar die jüdi- schen Figuren mit stark negativen Attributen charakterisiert, argumentiert Helene Christaller (1872–1953) in der 1934 veröffentlichten Erzählung Ste- phan und Klaudia, daß das jüdische Volk nur in der Trennung von der deut- schen Gesellschaft seine innere Heimat finden könne. Eine Liebesge- schichte zwischen der (deutschen) Klaudia und dem (jüdischen) Albert kann gar nicht erst entstehen, auch wenn es sich Albert noch so sehr wünscht. Sie entscheidet sich für den deutschen Ingenieur Stephan. Albert bleibt Klaudia zwar als einziger ihrer vielen Verehrer aus der Studienzeit erhalten, entfernt sich jedoch aufgrund seiner jüdischen Herkunft immer mehr von ihr: »Vom Großstädter und kulturverwöhnten, reichen Ban- kierssohn griff er in das Erbe der Väter zurück und wurde zum Erstaunen der Familie ein frommer Jude, der sich tief in das kostbare Gut seines Volkes versenkte und das Schicksal dieses Volkes bejahte und auf sich nahm […]. Zugleich aber fühlte sie, wie sich das Band zwischen ihnen lockerte, wie er von ihr weg in die Arme und Tempel seines Volkes glitt und auch das war gut so.«147 In seinem Buch Kameraden vom Zelt 27 (1939) schildert Paul Coelestin Ettighoffer (1896–1975)148, wie ein zurückgekehrter deutscher Kriegsge- fangener, der ehemalige Unteroffizier Reißing, unter der schlechten wirt- schaftlichen Situation zu Beginn der Weimarer Republik zu leiden hat. Schuld daran sind seiner Ansicht nach die Siegermächte und ihre Repara- Kriegs- und Freikorpsromane 325

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tionsforderungen. Aus Existenznot entschließt sich Reißing schweren Her- zens, seinen Siegelring zu veräußern. In der Hamburger Altstadt findet er zahlreiche, von polnischen Juden betriebene Gold- und Silberankaufstel- len. Diese schaffen die angekauften Waren ins Ausland und erwirtschaften so große Summen von in der Inflationszeit besonders wertvollen Devi- sen.149 Ettighoffers Protagonist Reißing hat keine andere Wahl, als eines dieser jüdischen Geschäfte zu betreten, die Not der Stunde zwingt den ehr- lichen Frontsoldaten zu diesem Schritt. »Der Ausländer klemmt sich eine Lupe ins Auge, kratzt mit seinem langen, harten, schmutzigen und rissi- gen Daumennagel über die feinen Verzierungen des Schmuckstücks, wiegt anerkennend den Kopf mit dem fettglänzenden, schwarzen Haarhelm.« Reißing empfindet den Verkauf des Ringes als Demütigung: »Am liebsten hätte er diese ausländische Hyäne angespieen, aber das wäre ihm schlecht bekommen, denn nicht einmal dazu hat ein Deutscher das Recht«, läßt Et- tighoffer seinen Protagonisten erklären. Ettighoffers Roman brachte C. Ber- telsmann zwischen 1939 und 1942 in drei Auflagen heraus.150 In der politisch aufgeheizten Atmosphäre der beginnenden zwanziger Jahre spielt auch der Roman Wir tragen das Leben, den Thor Goote 1939 bei Bertelsmann publizierte.151 In diesem Buch, das ähnliche antisemiti- sche Stereotypen kolportiert, kämpft die Hauptfigur Helmut Lingen mit sei- nen Kameraden zugleich gegen Spartakisten, deren Wortführer hauptsäch- lich Juden sind, und gegen die kapitalistischen Juden, die die Arbeiter »aussaugen«. Ein Bertelsmann-Roman faßt all diese Stereotypen zusammen. Herbert Volck (1894–1944) deklarierte sein Buch Rebellen um Ehre als »Rechtfer- tigung vor dem deutschen Volke meines Widerstandskampfes von 1918 bis 1933 gegen Marxismus, Bolschewismus und Judentum im Kampf um die nationale Erhebung«.152 Der autobiographische Roman schildert Volcks Einsätze als Freikorpskämpfer im Baltikum und in Thüringen, als Propa- gandist gegen den Friedensvertrag von Versailles und als Aktivist der Land- volkbewegung in Norddeutschland. Bertelsmann brachte 1938 eine Neu- auflage dieses erstmals 1932 im Berliner Brunnen-Verlag veröffentlichten Freikorpsromans heraus. Der Titel erreichte bis 1941 eine Auflage von 130 000 Exemplaren. Als Volck 1919 nach abenteuerlicher Flucht aus dem Kaukasus in Ber- lin ankommt, findet er sich plötzlich mitten in den Kämpfen der begin- nenden Revolution wieder. Schnell hat er Ostjuden, die er durchgehend als »fremdrassige Galizier« bezeichnet, als die führenden Kräfte ausgemacht. Volck konstruiert eine Verschwörungstheorie, die er in dem fast fünfhun- dertseitigen Buch ausbreitet. Alle Ereignisse und seine persönlichen Er- lebnisse im Kampf gegen diese Verschwörung ordnet er in dieses Weltbild ein. Protagonisten der Gegenseite sind Juden und »Bolschewisten«, die für Volck eng miteinander verbunden sind und so dem ideologischen Muster des »Judeo-Bolschewismus« folgen. Daher zieht er auch eine Parallele zwi- schen den Ereignissen in Berlin 1919 und der Russischen Revolution: »Ah, diese Schurken, diese Revolutionshetzer, die immer hinten sind, in der Menge verkrümelt, wenn es vorne gefährlich wird, diese galizischen Ge- sichter mit fremdem Akzent im Maul. Genau wie in Rußland, immer wie- 326 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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der das gleiche Revolutionsbild.«153 Er sieht im Kommunismus gar den Ver- such, in Deutschland eine »Sowjetrepublik des Antichristen, der Galizia- ner gegen den Galiläer« zu errichten. Mangels Unterstützung durch die neue deutsche Republik meint Volck diese »jüdisch-bolschewistische Be- drohung« mit nur wenigen Getreuen ganz auf sich gestellt bekämpfen zu müssen: »Ja, eine Welt hatte Deutschland überfallen, wir hatten mit Bajo- netten einen neuen Weltatlas daraus gemacht, dann kam die Revolte, das Versagen der Heimat, und nun kämpfen wir auf eigene Faust gegen Ham- mer und Sichel, gegen den jüdischen Versuch zur Weltherrschaft.«154 Für ihn und seine Mitstreiter besteht die größte Gefahr für Deutschland in der Einwanderung osteuropäischer Juden, da diese das Land von innen aus- höhlen: »›Siehst du‹, sagt sein Freund Ulstermann, ›ich beobachte dies fremdrassige Gewimmel nun schon einige Zeit. Das Moderne, das heutige Neue hat den alten Kriegstrick mit dem Trojapferd wiederholt. Das neue Trojapferd ist auch hölzern, nur sehr lang, mit vielen, vielen Eisenbahn- wagen. Das kommt fast täglich jetzt vom Osten aus Galizien und importiert ›Rasse‹, waschechte. Niemand achtet dies moderne Trojapferd. Niemand begreift, daß heimlich der Feind Besitz ergreift von Deutschland.‹ Wieder muß er fort. Es ist eine neue Ladung Osten eingetroffen.« Die wirtschaftlichen und politischen Zustände im seiner Ansicht nach fremdbeherrschten Nachkriegsdeutschland empfindet Volck als Demüti- gung: »Ehemalige Offiziere als Kulis der Fremden sind jetzt beliebt in Deutschland. Der Unterschied zwischen Rußland und Deutschland ist nur der: dort putzen ehemalige Offiziere auf den Straßen die Stiefel der Kaf- tankommissare, hier haben sie noch manchmal einen Smoking.« Die Er- mordung des jüdischen Außenministers Walther Rathenau 1922 wird in diesem Kontext als Akt des Widerstandes empfunden. Sein Engagement in der Landvolkbewegung sieht Volck unter dem Vor- zeichen des Kampfes gegen den von ihm behaupteten Versuch des »interna- tionalen Judentums«, sich in den Besitz des deutschen Bodens zu bringen. Jüdische Viehhändler seien Handlanger einer internationalen jüdischen Macht, die auch die Getreidepreise absichtlich zuungunsten der deutschen Bauern festsetze.155 »Es ist ein monotoner Totentanz grausiger, eiskalter Zahlen eines Volkes, das langsam auf seinen fruchtbaren Äckern stirbt, weil Internationalismus und Judentum mit Wirtschaftstod diese ewigen politisch weißen Inseln Deutschlands niederzwingen, ausmerzen wollen.« »Kämpfer für Großdeutschland«: Antisemitische Hetzpropaganda Seit Mitte der dreißiger Jahre erschienen bei Bertelsmann einzelne Titel, die in verstärktem Maße das Feindbild im Osten – die »Bolschewisten« – aufgriffen und verbreiteten. Häufig wurden dabei wie schon bei Volck »Bol- schewisten« und Juden synonym verwendet. Diese Bücher standen im Ein- klang mit der zunehmenden Kriegspropaganda. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nahm Bertelsmann dann auch Bücher in sein Verlagsprogramm auf, die den deutschen Eroberungskrieg im Osten zum Thema hatten und rechtfertigten. Antisemitische Hetzpropaganda 327

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Das antisemitische Bild der Juden als »Revolutionäre« und »Bolsche- wiken« hatte auch seinen festen Platz in der Reihe Spannende Geschich- ten, die Bertelsmann 1935 einer umfassenden Modernisierung unter- warf.156 Der größte Teil der Hefte, die sich an Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren richteten und auch der Wehrmacht als Soldatenlektüre emp- fohlen wurden, vermittelte fortan ideologische Botschaften, die der natio- nalsozialistischen Weltanschauung oft nahe kamen. Sie waren eingebettet in Erlebnisberichte von Soldaten, Reisenden und Abenteurern. Das 1937 erstmals erschienene Heft Unter Bolschewiken und Kamtschadalen sticht dabei im Hinblick auf seinen gewaltverherrlichenden Antisemitismus be- sonders hervor.157 In insgesamt sieben Auflagen brachte es der Autor W. von Buhrmeister-Eymern mit dieser Spannenden Geschichte – sein einzi- ger bei Bertelsmann veröffentlichter Titel – bis 1943 auf 108 000 Exem- plare. Er erzählt darin seine Erkundungsreise als Forstmeister in der Sow- jetunion. Wie der Autor gleich auf der ersten Seite bekennt, unternahm er diese Reise, »um den Bolschewismus in seiner Heimat von Grund auf zu studieren; denn einen Feind, den man bekämpfen will, muß man genau kennen und auch seine geheimsten Pläne und Gedanken erraten können.« Als Forstmeister bereist der Erzähler abgeschiedene Bauerndörfer, die ge- gen die Landkollektivierung kämpfen. Wer sich jedoch zur Wehr setzt, wird von dem im westsibirischen Altai zuständigen Kreisleiter, einem Juden na- mens Sießmann, erschossen oder in die, wie es heißt, »Konzentrationsla- ger« Sibiriens verbannt, den sowjetischen Gulag. Buhrmeister lernt ein Dorf von Bienenzüchtern in den Wäldern West- sibiriens kennen, die er als »stille, ruhige und fromme Menschen« und als »eine ideale Volksgemeinschaft« stilisiert. Sie seien Nachkommen von Glaubensflüchtlingen, die es vor vielen hundert Jahren nach Sibirien ver- schlagen habe. Diese »blondbärtigen und blauäugigen Männer« erschei- nen ihm als »letzte, unverfälschte Nachkommen unserer germanischen Ur- ahnen«. Über die Jahrhunderte hinweg habe sich diese Gemeinschaft von »Menschen anderer Konfessionen« völlig ferngehalten, denn sie glaubten dadurch »verunreinigt« zu werden. »Diese Zurückhaltung und Abge- schlossenheit hinderte sie aber nicht, jedem Notleidenden zu helfen, ob er nun Tatar oder Russe war, wenn er nur ihre alten Sitten achtete. Nur den Juden duldeten sie nicht in ihrer Nähe; und wenn er nicht freiwillig abzog, dann machten sie kurzen Prozeß und schlugen ihn tot! Diese Abgeschlos- senheit und das Festhalten an ihren alten Sitten machte sie natürlich un- zugänglich für die bolschewistisch-kommunistische Propaganda und zog ihnen den ganz besonderen Hass der von den Juden geleiteten bolsche- wistischen Behörden zu.« Die von Buhrmeister hier beschriebene »Volks- gemeinschaft« mit germanischen Urahnen zeichnet sich durch alle Merk- male aus, die der nationalsozialistischen Propaganda entsprechen. Die Menschen haben ihren ursprünglichen »reinrassigen« und traditionsbe- wußten Charakter bewahrt, indem sie sich vor allem gegen den schlimm- sten Feind – die Juden – notfalls mit Mord bis zuletzt gewehrt haben. Nun jedoch sei allein die Urwaldregion übriggeblieben, die durch eine deutsche Besiedlung wieder nutzbar gemacht werden könnte: »Was könnte hier deutsche Organisation und Tatkraft schaffen! – So aber ist es der Verwü- 328 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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stung und Verlotterung preisgegeben, denn der Statthalter Moskaus heißt Baruch Goldberg – dieser Name sagt wohl alles.« In der 1942 veröffentlichten Spannenden Geschichte mit dem Titel In den Klauen der GPU führt A. Falkenhorst seiner jugendlichen Leserschaft vor Augen, wie Rußland zu leiden hat, seit es unter der Herrschaft des jü- dischen Kommunismus steht.158 »Die großen, reichen sibirischen Dörfer, die in guten Zeiten 300 bis 400 Gehöfte zählten, auf denen wohlhabende und kräftige Bauern lebten, sind heute leer, menschenverlassen, wie aus- gestorben. Keine Kirchdörfer, sondern kommunistische Friedhöfe! Nur die Pest könnte solche Verheerungen verursachen. Der Judenkommunismus ist aber für das russische Volk noch viel schlimmer als die Pest!« Der Au- tor beanspruchte für seinen Bericht besondere Authentizität, da er selbst, als politischer Gefangener nach Sibirien deportiert, einige Zeit in Lagern zugebracht habe und schließlich geflohen sei. So will er die Auswirkungen von Stalins Landkollektivierung und Gefangenenlagern dokumentieren. Helfershelfer von Stalins Politik seien die »gemeine und blutige GPU und die verbrecherische Kommintern, die ja bekanntlich durchweg aus Juden der schlimmsten Art und Gesinnung bestehen.« Das unglückliche Rußland werde von einem »Haufen von Juden und Verbrechern geknebelt und ge- knechtet«. Bertelsmann nahm diesen propagandistischen Text 1942, als der Krieg gegen die Sowjetunion bereits in vollem Gange war, in sein Pro- gramm auf und druckte in zwei Auflagen 14 500 Exemplare. In den während des Krieges verfaßten Spannenden Geschichten finden sich kleine Szenen in die Fronterlebnisse im Osten eingebettet, die einzelne Juden oder jüdische Dörfer in herabwürdigender Weise beschreiben. In Die- ter Evers’ 1940 erschienenem Heft Wir waren polnische Gefangene trifft der Gefreite Werner Stahl bei der Suche nach einem Eisenbahndepot im erober- ten Brest-Litowsk auf einen Mann in traditioneller jüdischer Kleidung: »Ehe Werner noch etwas sagen konnte, flehte der schmutzige, lockige Jude ihn an: ›Gott soll schützen, Herr Hauptmann, bin ich nicht jewesen Soldatt, bin ich nur jegangen in de Statt ze keife ein!‹«159 Der Gefreite schüttelt sich vor La- chen und erkennt sogleich, daß dieser Jude niemals Soldat gewesen ist. Als die Hauptfigur in polnische Gefangenschaft gerät, taucht ein weiterer Jude auf, ein Gastwirt, der sich den polnischen Soldaten als Übersetzer zur Ver- fügung stellt. Selbstverständlich ist auch er kein kämpfender Soldat, und der Autor beschreibt ihn als »übelstinkenden Juden« mit langem Kaftan. Juden agieren bei Evers als feige Handlanger der Polen oder sind – so im ebenfalls 1940 erschienenen Heft Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor – verantwortlich für die als »Greuelpropaganda« bezeichnete aus- ländische Presse: »Die Emigrantenpresse, in der ausgewiesene ›gute Deut- sche‹ wie Sternheim, Cohn und Tannenzapf schrieben, wußte auch genug von den deutschen Soldaten zu erzählen, die Verwundeten die Bäuche auf- schlitzten, Gefangenen die Augen ausstachen und Frauen schändeten.«160 Evers stellt den als »Untermenschen« gezeichneten Polen, Russen und Ju- den das deutsche »Herrenmenschentum« entgegen. Dieses Heft der Span- nenden Geschichten gehörte, gemessen an der Auflagenzahl, zu den erfolg- reichsten Titeln der Serie.161 Eine ähnliche Propaganda enthält das 1940 veröffentlichte Heft Wir suchen den Feind von Dietrich Lehmann, der von Antisemitische Hetzpropaganda 329

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seinen Erlebnissen als Gefechtsaufklärer in Polen berichtet. Sein Ge- schwader wird während des Polenfeldzugs nach Radom verlegt: »Der Dreck starrt einem auf Schritt und Tritt entgegen. Ekelhafte Kaftanjuden laufen in Massen umher. Das polnische Volk sieht arm und verhungert aus. Die Läden sind schmutzig und verkommen. Es stinkt allenthalben nach Zwiebeln, Knoblauch und faulen Eiern.«162 Der gelernte Fotograf und Kriegsberichterstatter der Luftwaffe Benno Wundshammer (1913–?) konstruiert in seinen bei Bertelsmann veröffent- lichten Kriegsberichten ganz ähnliche Bilder von osteuropäischen Juden.163 In Flieger – Ritter – Helden (1941), das eine Auflage von 130 000 Exemplaren erreichte, ziehen Juden als »Kaftanfiguren, die schon meter- weit stinken, mit Säcken und allerhand geraubten Gut« an den deutschen Truppen vorbei.164 Sein zweites Buch Feuer am Olymp erschien 1944. Dar- in besucht Wundshammer als Stukaflieger ein Gefangenenlager in Grie- chenland und trifft dort auf »schmierige Individuen von rein jüdischem Aussehen«. Die jüdischen Gefangenen sind abgesondert von den anderen in besonders dunklen und übelriechenden Wellblechhüten untergebracht. Es handelt sich um Juden, die nach der Machtübernahme aus Deutschland emigriert sind und versucht hatten, nach Palästina zu gelangen. Wunds- hammer beobachtet die Gefangenen, wie sie Poker spielen, und schließt daraus, daß die deutschen Juden sogar in Gefangenschaft versuchen, sich gegenseitig das letzte Geld abzunehmen.165 Zynisch hält Wundshammer in bezug auf die gefangenen deutschen Zionisten fest: »Auch ihr Abenteuer ist verspielt, ihre Reise zu Ende.« In keinem anderen Roman wird jedoch so direkt und offen über die Zer- störung von Häusern und die Tötung von Zivilisten berichtet wie in dem 1941 bei Bertelsmann erschienenen Buch von Hanns Pfeuffer Kameraden vom Edelweiß.166 Der gelernte Schriftsetzer Pfeuffer hatte als Kriegsbericht- erstatter ab 1938 ein Gebirgsartillerieregiment begleitet und war bei Einsät- zen in Österreich, im Sudetenland und beim Einmarsch in Polen zugegen. Kameraden vom Edelweiß ist Pfeuffers einziges Buch; bis 1943 wurden in vier Auflagen 78 000 Exemplare gedruckt.167 Auf knapp dreihundert Seiten kolportiert Pfeuffer immer wieder das bereits bekannte Bild von osteu- ropäischen Juden als »seltsame Gestalten in langen Mänteln, mit langen Bärten und breiten Hüten« und als »gestikulierende«, »widerliche« und »schmierige Burschen«, die auch in höchster Lebensgefahr nur auf die Ret- tung ihrer materiellen Güter aus sind.168 In Bardejov, einer slowakisch-pol- nischen Grenzstadt, beobachtet er, wie Juden den Markt beherrschen: »Von einer Hast getrieben, von einer Last bedrückt und doch in Gier den Vorteil suchend, hat diese Rasse den Marktplatz der Stadt erobert und hält den ganzen Handel in der Hand.« Bei den Juden sind Angst, Ungewißheit und Unsicherheit in »Gesicht und Gebärde« ersichtlich, denn sie bieten sich so- gleich in »knechtischer Höflichkeit« als »Sklaven« an. Erstaunt nimmt Pfeuf- fer ihre Unterschiede zur Kenntnis: Die einen sind »breit, grobschlächtig und gemein«, während andere »zart, bleich, fremd und scharf« geschnitte- ne Gesichtszüge haben. Hämisch berichtet Pfeuffer, wie jüdische Habe von ihm und seinen Kameraden geraubt wird; als sie einem Juden den Karren wegnehmen, kommentiert er lakonisch: »Herr Salomon kann zu Fuß laufen!« 330 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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Pfeuffer verschweigt auch nicht, wie die deutsche Wehrmacht in Polen jüdische Dörfer bombardiert und Häuser niederbrennt. Die »Wirkung des Artilleriefeuers« bestaunt er in dem jüdischen Dorf Rymanov: »Dachfirste stürzen ein. Juden rennen auf die Straße, gestikulierend, Weiber kreischen, Kinder weinen. […] Juden mit langen schwarzen Bärten versuchen mit ei- ner kleinen Wasserspritze gegen das rasende Feuer anzukämpfen. Dabei ist doch heute ihr Sabbat – Weiber schleppen dreckiges Bettzeug auf die Straße. Dort steht ein Sofa. Ein Lärmen und Schreien.« Der Erzähler legt selbst Hand an, als seine Einheit ein polnisches Dorf erobert und aus ei- nem Haus noch geschossen wird. Sie stürmen hinein, und als ein »alter Jude brüllend mit einem langen Messer« auf ihn zustürzt, schießt er ihn nieder. Als das Haus dann in Flammen aufgeht, stellt Pfeuffer fest: »Das Gesetz des Krieges ist hart aber gerecht. Und Mörder trifft die gerechte Strafe.« Während die Juden verzweifelt den Brand zu löschen versuchen, begibt er sich zu seiner Einheit zurück und kann endlich schlafen. Von einem völlig unbekannten Autor, Hans Hoeschen (1904–?), erschien 1943 bei Bertelsmann der Titel Zwischen Weichsel und Wolga.169 In seinem Erlebnisbericht als Feldwebel in der Infanterie schildert er den Truppen- transport von Nordfrankreich an die Ostfront und die Kämpfe beim Über- fall auf die Sowjetunion. Hoeschen verfaßte das in einer Auflage von 11 000 Exemplaren erschienene Buch im Auftrag seiner Division und hatte bereits die Druckgenehmigung des OKW und des Propagandaministeriums, als er die Reichsschrifttumskammer um einen Befreiungsschein bat.170 Erklärtes Ziel des Autors ist es, das »Heldentum des deutschen Landsers, die Härte des Kampfes, das Untermenschentum der Bolschewisten« darzustellen. Der Bericht ist durchdrungen von der Absicht, den Vernichtungskrieg als »hei- lige Mission« gegen die eroberten osteuropäischen Länder zu legitimieren und den »neuerwachten Geist deutschen Kolonisatorentums« zu be- schwören. Als besonders hassenswert beschreibt er die Sowjetmenschen, die in seiner Darstellung »Bestien in Uniform und Zivil« und allesamt »Bol- schewisten« und Juden sind. Seine propagandistische Darstellung des kom- munistischen Regimes dient dazu, den Eroberungsfeldzug als Befreiung der heruntergekommenen und unterdrückten Länder in Szene zu setzen.171 Die Berichte über Kampfhandlungen funktionieren immer nach demselben Schema: Die sowjetischen Soldaten und jüdischen Zivilisten sind »gemeine Gegner«, die nicht davor zurückschrecken, hinterrücks verwundete Lands- leute und Sanitäter zu ermorden und Zivilisten zu massakrieren, während die deutsche Wehrmacht einen fairen Kampf gegen diese »verbrecheri- schen Schergen« führt.172 Der deutsche Vernichtungskrieg wird hier als Verteidigung gegen das »Untermenschentum« legitimiert. Der Autor fordert explizit mehr Härte von den deutschen Soldaten, denn auch wenn Hoeschen den »Bolschewismus und den bolschewistischen Tiermenschen« nun schon gut zu kennen glaubt, ist er immer wieder fassungslos. Hoeschen berichtet davon, daß die Ukrainer besonders dankbar für die Befreiung durch die Deutschen seien, denn unter der sowjetischen Herr- schaft hätten sie besonders gelitten. In deutsch-ukrainischen Dörfern sei- en »Kirchen besudelt und angezündet«, die männlichen Einwohner er- schossen oder verschleppt, die Frauen und Kinder zu schwersten Arbeiten Antisemitische Hetzpropaganda 331

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gezwungen und oftmals totgeprügelt worden. Die »bolschewistische Sol- deteska [sic] und jüdische Zivilisten« hätten gar Hunderte von ukrainischen Männer, Frauen und Kinder »viehisch abgeschlachtet, zerstochen, zer- schnitten und geschändet«. Als Beleg bebildert Hoeschen seinen Bericht mit Fotos von Leichenbergen ukrainischer Zivilisten und behauptet, diese seien von »Bolschewisten und Juden« ermordet worden. Die überlebenden Ukrainer hätten sich in Wäldern versteckt und hungernd in der Kälte auf den Einzug der Wehrmacht gewartet. Angesichts dieser Greuel fragt sich Hoeschen, warum die Deutschen nicht fähig seien, Gleiches mit Gleichem zu vergelten: » Warum machen wir Gefangene, anstatt nicht jeden rücksichtslos abzuschießen? Das sind doch keine Menschen. Das sind doch Tiere, wilde Bestien, nein, wilder, gemei- ner und grauenhafter als Bestien je sein können. Diese verdammten Hem- mungen, die wir haben!« Diese Hemmungen gehörten wohl zu Blut und Rasse und seien Auswirkungen der »hohen Kultur« und »Zivilisation« der Deutschen. Der Verstand sage, »daß man reißende Tiere abschießen« sol- le, doch das »Gefühl sieht nur, daß diese Bestien wie Menschen aussehen«. Die Sowjetunion ist für Hoeschen »die Hölle, die Inkarnation alles Häß- lichen und Gemeinen, alles Brutalen und Perversen; alles Scheußlichen und Entsetzlichen und Verbrecherischen«, wo Juden antideutsche Propaganda verbreiten und sich selbst nicht einmal an den Kämpfen beteiligen, son- dern nur das Land ausbeuten. »Entsetzliche Ausbeutung der Schaffenden. Hungertod bei überfüllten Speichern. Blutrauschwütiges Massenab- schlachten. Bewußtes und gewolltes Vertieren der Menschen. Unfaßbares, unbeschreibliches Ausbluten der Masse Mensch am Altar der Juden und ihrer Trabanten.« Primat unternehmerischer Interessen Betrachtet man die Bücher, Aufsätze und Erzählungen mit antisemitischen Motiven, die Bertelsmann seit den zwanziger Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte, so tauchen zwar immer wieder diesel- ben antijüdischen Stereotype auf, die Zäsur von 1933 ist für die Bewertung dieses Teils der Verlagsproduktion aber dennoch von höchster Bedeutung: Waren während der Weimarer Zeit die antisemitischen Aspekte im Ver- lagsprogramm noch die für ein konservativ-protestantisches Haus typi- schen, so bekamen sie nach Hitlers Machtübernahme einen entschieden anderen Widerhall. Zwar fehlen, wie zu Anfang des Kapitels festgestellt, Vergleichsstudien zu anderen Verlagen im Dritten Reich; dennoch gibt es hinreichende Infor- mationen, die eine allgemeine Beurteilung erlauben: Wie C. Bertelsmann nahmen viele deutsche Verlage antisemitische Texte in ihr Programm auf. Aber es gab auch Verlagshäuser, deren Produktion kaum antisemitisch ge- prägt war und in deren Programm, auch noch im Dritten Reich, antisemiti- sche Texte völlig fehlten. Keine Behörde zwang Heinrich Mohn und seine Führungskräfte, antisemitische Schriften zu veröffentlichen oder die Lizenz von virulent antisemitischen Büchern zu erwerben, um sie in großen Auf- lagen zu drucken. Gleiches gilt für die Neukonzipierung der Jugendreihe Antisemitische Hetzpropaganda 333

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Spannende Geschichten, in der während des Krieges vehement antijüdische und rassistische Titel erschienen, die der nationalsozialistischen Propa- ganda Vorschub leisteten. Obwohl die antisemitischen Titel der Bertels- mann-Belletristik nur einen Bruchteil der Gesamtproduktion ausmachten (etwa 50 von rund 1 200 Titeln), war die Auflagenhöhe mancher dieser Bücher beträchtlich. Und schließlich ist anzunehmen, daß die antisemiti- schen Texte innerhalb der theologischen Schriften, die Bertelsmann ver- breitete, in evangelischen Kreisen eine bedeutende Rolle gespielt haben. Heinrich Mohn und seinen Führungskräften blieb die immer radikale- re Judenverfolgung während des Dritten Reiches selbstverständlich nicht verborgen. Die antisemitischen Gesetze und die Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Gesellschaft waren allgemein bekannt. Selbst in der ei- genen Stadt waren die Folgen dieser Politik sichtbar: Die Aufmärsche zu Beginn des NS-Regimes zeigten ebenso wie das in Gütersloh besonders ge- walttätige Pogrom vom November 1938, mit welcher Brutalität gegen Ju- den vorgegangen wurde. Angesichts der zahlreichen Dokumente des Si- cherheitsdienstes der SS, aus denen hervorgeht, wie in Westfalen über die Judendeportationen und Erschießungen im Osten Ende 1941 und 1942 dis- kutiert wurde, läßt sich vermuten, daß die Informationen über die Mas- sentötungen oder mindestens über das Schicksal der in den Osten depor- tierten deutschen Juden auch Heinrich Mohn und seinen Mitarbeitern nicht verborgen geblieben waren.173 Jedenfalls mußte sich die Verlagsleitung be- wußt sein, daß sie mit ihrer aus freien Stücken verlegten antisemitischen Literatur Öl ins Nazifeuer goß – rechtfertigten doch viele der hier bespro- chenen Bücher ganz offen Verfolgung und Gewalt. Letztlich wird nicht zu klären sein, was Heinrich Mohn bewog, diesen verlegerischen Weg zu gehen. Setzt man die Publikation antisemitischer Texte aber in Bezug zu seinen anderen verlegerischen Entscheidungen, wird immer wieder deutlich, daß ökonomische Interessen ein Primat seines Han- delns darstellten und daß er dafür auch zu ideologischer Anpassung bereit war. Da die antisemitische Produktion nur einen geringen Teil des Gesam- tumsatzes ausmachte, sind drei (einander nicht ausschließende) Hypothe- sen möglich: 1. Mohn wagte es nicht, diese Manuskripte abzulehnen – was aber den Erwerb von Lizenzen nicht erklärt. 2. Mohn hoffte, sich mit diesen Publikationen eine ideologische Legitimation zu verschaffen, die ihm dabei helfen konnte, attraktive Aufträge des Propagandaministeriums und der Wehrmacht zu erhalten. 3. Vielleicht aber verlegte Mohn gleichermaßen an- tisemitische wie nicht antisemitische Titel, ohne sich der daraus resultie- renden Frage nach den moralischen und politischen Konsequenzen zu stel- len. Der Schluß liegt nahe, daß Heinrich Mohn in der Verbreitung antisemi- tischer Publikationen eine Möglichkeit sah, seine unternehmerischen In- teressen zu verfolgen; die moralische Indifferenz gegenüber der Juden- verfolgung, deren es dazu bedurfte, erklärt sich zumindest zum Teil aus der antijüdischen Tradition des konservativen Protestantismus. Saul Friedländer, Tanja Hetzer 334 Antisemitismus im Verlagsprogramm

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8 »Im Kleinen ein Muster der Volksgemeinschaft« Das Unternehmen, die Familie Mohn und Gütersloh in den dreißiger Jahren Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg 1936, im Jahr der Olympischen Spiele, überraschte die Deutsche Arbeits- front (DAF), die größte Massenorganisation des Dritten Reiches, die Ar- beitswelt mit einem Wettbewerb eigener Art: Im »Leistungskampf der deut- schen Betriebe« sollten fortan diejenigen Unternehmen ausgezeichnet wer- den, die sich um die »Bestgestaltung« von Arbeitsplätzen und Arbeitsbe- dingungen besonders verdient gemacht und eine breite Palette sozialpoli- tischer Vorgaben umgesetzt hatten. Als Organisation »aller schaffenden Deutschen« ging es der DAF dabei ebenso um ideologisch-politische Kon- trolle wie um praktische Einflußnahme in den Betrieben. Gerade kleinere mittelständische Unternehmen wie der Verlag C. Ber- telsmann gerieten in den Fokus dieser Politik, ohne daß es der Arbeits- front jedoch möglich gewesen wäre, deren Teilnahme an solchen erkenn- bar propagandistisch angelegten Programmen zu erzwingen. Insofern ist zu fragen, inwieweit – und aus welchen Motiven – Heinrich Mohn den wirt- schafts- und sozialpolitischen Forderungen des Regimes folgte. Und was stand für ihn dabei im Vordergrund? Griff er die Konzepte der DAF auf, weil sie seinen Überzeugungen entsprachen? Oder leiteten ihn Gesichts- punkte der Opportunität? War Heinrich Mohn überhaupt ein politisch den- kender Mann? Die »Gefolgschaft« im »Leistungskampf«: Betriebsgemeinschaft Bertelsmann »Immerhin darf ich darauf aufmerksam machen«, betonte der Verlagschef gegenüber der DAF, als er sein Unternehmen 1937 zum ersten Mal zum »Leistungskampf der deutschen Betriebe« anmeldete, »daß meine Firma schon unter den früheren Inhabern, aber auch unter meiner eigenen Lei- tung stets Grundsätze der Betriebsgemeinschaft angestrebt und verwirk- licht hat, die den Gedanken der heutigen nationalsozialistischen Betriebs- gemeinschaft nahestehen.«1 Mohns Selbstbeschreibung läßt den Schluß zu, daß zwischen seinem hergebrachten sozialpaternalistischen Verantwor- tungsgefühl und den sozialpolitischen Vorgaben des NS-Regimes fließen- de Übergänge bestanden. Dafür spricht vor allem ein Dokument, das als einzigartige Quelle für die Geschichte des Unternehmens im Dritten Reich gelten kann und das es erlaubt, Rückschlüsse auf die Selbstwahrnehmung der Betriebs- und Leistungsgemeinschaft C. Bertelsmann zu ziehen: das sogenannte Gemeinschaftsbuch der Deutschen Arbeitsfront. Auf 158 (von insgesamt möglichen 200) Seiten dokumentiert es in handschriftlichen Ein- trägen detailliert das Firmengeschehen zwischen Januar 1937 und No- vember 1943.2 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg 335

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Gewiß wäre es wünschenswert, möglichen Veränderungen sowohl des unternehmerischen Leitungsstils als auch des politischen Selbstverständ- nisses Heinrich Mohns im Übergang von der Weimarer zur NS-Zeit nach- zugehen. Dieses allerdings scheitert an der äußerst lückenhaften Quel- lenüberlieferung, die kaum Rückschlüsse über die innerbetriebliche Situa- tion während der zwanziger Jahre und in der Anfangszeit des NS-Regimes erlaubt. Zu beobachten ist jedoch eine zunehmende Orientierung an na- tionalsozialistischen Prinzipien der Unternehmensführung. Ab 1937 war der 30. Januar regelmäßig Anlaß zum Betriebsappell mit »Führergruß«; Hitlers Rede zum »Tag der nationalen Erhebung« wurde am Gemein- schaftsempfänger verfolgt.3 Auch zu »Führers Geburtstag« versammelten sich die Mitarbeiter alljährlich am 20. April, um zu bekunden und zu be- kennen: »Ein volles Ja dem Führer!«4 Zur Eröffnung des Winterhilfswerks5 und aus Anlaß der »Heimholung« Österreichs6 fanden ebenfalls Betriebs- appelle statt, ebenso zum »Tag der nationalen Arbeit« am 1. Mai, wenn die Deutsche Arbeitsfront (1933 die Nationalsozialistische Betriebszellenor- ganisation)7 eine Kundgebung in Gütersloh veranstaltete.8 Auch der 9. No- vember, der Jahrestag des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923, war An- laß eines Betriebsappells,9 ebenso Hitlers Rede zum Jahresende.10 Betriebsappelle dienten, wie die Deutsche Arbeitsfront verlauten ließ, der allgemeinen »Erbauung, Einkehr und Aufklärung«.11 Nicht immer be- durfte es bei C. Bertelsmann dazu eines offiziellen Anlasses. Es kam vor, daß Heinrich Mohn die Belegschaft auch an gewöhnlichen Werktagen, zu- meist montags, vor Arbeitsbeginn im Betrieb antreten ließ – beispielswei- se, um neue »Gefolgschaftsmitglieder« zu begrüßen, aber regelmäßig auch, um »Führerworte« zu verlesen.12 So etwa am 30. Januar 1934: »Die deut- schen Stämme sind gottgewollte Bausteine unseres Volkes. Sie sind ein Teil seiner Substanz und werden daher bleiben, solange es ein deutsches Volk gibt.«13 Bei anderer Gelegenheit bildete ein Gedicht des nationalsozialisti- schen Poeten Heinrich Anacker, Autor der hauseigenen Zeitschrift Der Christliche Erzähler, den Leitspruch. Unter dem programmatischen Titel »Vom ›Ich‹ zum ›Wir‹« heißt es darin: Einst schien das ›Ich‹ der Angelpunkt der Welt, und alles drehte sich um seine Leiden. Doch mählich kam erkennendes Bescheiden, und hat den Blick aufs Ganze umgestellt. Nun fügt das ›Ich‹ dem großen ›Wir‹ sich ein, und wird zum kleinen Rad an der Maschine. Nicht ob es lebe, – ob es willig diene, bestimmt den Wert von seinem eignen Sein!14 Wie nahe sich protestantische Praxis und nationalsozialistische Program- matik kamen, wo es um »Gemeinschaft« ging, zeigt der Blick auf das Ge- setz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. Januar 1934, kurz Arbeits- ordnungsgesetz (AOG), das zu Recht als sozialpolitisches Grundgesetz des Dritten Reiches gilt.15 Das Regime schrieb darin den Unternehmen eine eminent politische Rolle zu, deren Kern ein ideologischer, die betrieblichen 336 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Machtverhältnisse regulierender Gemeinschaftsgedanke war: das Konzept vom »gemeinschaftlichen Wollen unter einheitlicher Führung«.16 Das per- sönliche Loyalitätsverhältnis zwischen »Gefolgschaft« und »Betriebsfüh- rer« trat an die Stelle sachlicher Rechtsregelungen. In Abgrenzung zum verhaßten bürgerlich-liberalen Individualismus sowie zu dem als Klassen- kampf verschrieenen Konzept der Gewerkschaften und Arbeiterparteien der Weimarer Republik wurde ein auf der sogenannten Betriebsgemein- schaft gründendes Treueverhältnis etabliert, das von der »Gefolgschaft« die Bindung der ganzen Person an den Betrieb erwartete und vom »Be- triebsführer«, dem nach dem »Führerprinzip« die alleinige Entschei- dungsgewalt im Unternehmen zustand, eine umfassende Fürsorgepflicht.17 In Analogie zur »Volksgemeinschaft«, dem nicht näher definierten so- zialen Ordnungskonzept des Nationalsozialismus, wurde die Betriebsge- meinschaft als Abbild dieser Sozialutopie – und als deren Vorstufe – ge- setzlich festgeschrieben. Wenngleich die Deutsche Arbeitsfront für sich in Anspruch nahm, den Terminus erfunden zu haben, war die Betriebsge- meinschaft keine Errungenschaft der Nationalsozialisten. Insbesondere in der Schwerindustrie waren ähnliche Vorstellungen bereits während der In- dustrialisierung propagiert worden, um den zunehmenden Einfluß der Ar- beiterbewegung zu kanalisieren. Termini wie »Volksgemeinschaft« und »Werksgemeinschaft« waren in der Weimarer Republik geläufig. Erst die Auslegung nationalsozialistischer Wirtschaftsideologen führte zu ihrer fast mythischen Überhöhung: »Betriebsgemeinschaft« meinte im Dritten Reich schließlich nicht nur die Gesamtheit aller im Unternehmen Tätigen ein- schließlich des »Betriebsführers«, sondern auch ein ganz spezifisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Eng verbunden mit dem Prinzip der soge- nannten echten Rationalisierung, die neben dem Gebot höchster Wirt- schaftlichkeit eine Reihe sozial- und arbeitsrechtlicher Leistungserwar- tungen postulierte, galt die Betriebsgemeinschaft als normensetzende »gei- stige Gemeinschaft«, lebendig erhalten aus »ideeller Mission«, weniger aus ökonomischem Zwang. Das einzelne »Gefolgschaftsmitglied« sollte nach diesem Konzept fest in das Gefüge innerbetrieblicher Beziehungen einge- bunden sein, gelenkt von Leistungsanforderungen und Produktionszielen. Die Betriebsgemeinschaft als permanent zu mobilisierende Leistungsge- meinschaft war das Ideal nationalsozialistischer Wirtschaftslenkung. Im »Führer-Gefolgschaftsverhältnis«, also der Gehorsamsverpflichtung des einzelnen zum Nutzen der Gesamtheit, lag ihre zentrale Bedeutung.18 Wie nun wurde die nationalsozialistische Arbeitsverfassung bei C. Ber- telsmann umgesetzt? Welches Verhältnis bestand zwischen arbeitsrechtli- cher Norm und betrieblicher Realität?19 Aufschluß darüber gibt das er- wähnte Gemeinschaftsbuch der Deutschen Arbeitsfront, das im November 1936 ausgegeben wurde.20 In der Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke meldete sich dazu die Kreisleitung der DAF unter der Überschrift »Eine Chronik für jeden Betrieb« zu Wort: »Vor einigen Tagen sind den Betrie- ben Rundschreiben und Prospekte für das Gemeinschaftsbuch der Betrie- be zugeleitet worden. Der Unterzeichnete bittet nun alle Betriebsführer im Kreis Wiedenbrück, dafür Sorge zu tragen, daß auch für jeden Betrieb mit über 20 Gefolgschaftsmitgliedern dieses Gemeinschaftsbuch angeschafft Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 337

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wird. In dieses Buch sollen alle Vorkommnisse innerhalb des Betriebes ein- getragen werden, es soll also das Leben des Betriebes im wahrsten Sinne des Wortes widerspiegeln. Dieses Buch soll mit dazu beitragen, daß die Gemeinschaft des Betriebes immer mehr gefördert wird. Es soll hier Freud und Leid des Betriebes durch schriftliche Niederlegung für immer festge- halten werden, es soll die Chronik des Betriebes sein. Es sind weiter durch die Anschaffung des Buches alle anderen Bücher für die Geschehnisse des Betriebes überflüssig geworden. Ich gebe der Erwartung Ausdruck, daß sämtliche größeren Betriebe dieses Buch bestellen werden.«21 Heinrich Mohn führte das Gemeinschaftsbuch Ende 1936 ein. Die er- ste Seite des vorfabrizierten Folianten in rotbraunem Einband, verziert mit dem Emblem der Deutschen Arbeitsfront22, füllten ein Kohleporträt des »Führers« und sein bekanntes Wort über den »Arbeiter der Stirn« und den »Arbeiter der Faust«. Im durchgehend in Fraktur gehaltenen Druckteil des Buches folgt unter dem Titel »Vom Werden unserer Nation. Marksteine deutscher Geschichte« ein historischer Abriß, der von der Schlacht im Teu- toburger Wald im Jahre 9 n. Chr. bis zum Nürnberger »Parteitag der Ehre« im September 1936 reicht. Den Gefallenen der nationalsozialistischen Be- wegung ist eine ganze Seite gewidmet, und viele weitere beansprucht die Geschichte der Deutschen Arbeitsfront, deren Vorsitzender Robert Ley ebenfalls in Kohle porträtiert ist. Einer Litanei von »Aussprüchen über Volk und Arbeit« folgt eine Liste der Errungenschaften »Aus der Geschichte der Arbeit«, und schließlich heißt es markig: »Über allem das Gemeinwohl!« Nach 50 Seiten endet der gedruckte Teil mit Hitlers Verfügung zur Ver- leihung der Auszeichnung »Nationalsozialistischer Musterbetrieb«. Da- nach ist Platz für die Eintragungen des jeweiligen Betriebs, die bei C. Ber- telsmann mit knapp zwei Seiten über die ersten 100 Jahre der Fir- mengeschichte beginnen. Der hand- geschriebene Inhalt gliedert sich in zwei Teile: die Geschichte des Be- triebs und die Protokolle der Ver- trauensratssitzungen. Vorgedruckte Zierrahmen schmücken jede Seite. Die Autoren der Eintragungen sind unbekannt; zu unterscheiden sind mindestens verschiedene Handschriften, die neben den Be- richten über Betriebsappelle und -feiern auch die Reden des »Be- triebsführers« und des Betriebsob- manns sowie Ansprachen auswärti- ger Gäste wiedergeben. Im beilie- genden allgemeinen Merkblatt der Deutschen Arbeitsfront heißt es dazu, das Gemeinschaftsbuch »soll jederzeit ein Spiegelbild des Ge- meinschaftslebens der Betriebsan- Das »Gemeinschaftsbuch« der DAF bei Bertelsmann: Umschlagseite (oben) und Eintrag vom Oktober/No- vember 1938 (rechts) drei 338 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Bei weitem nicht alle Unternehmen haben ein Gemeinschaftsbuch ge- führt. Nichts spricht beispielsweise dafür, daß die Großindustrie, der es ge- lang, sich gegenüber Partei und Staat weitreichende Handlungsspielräu- me zu sichern, den Anweisungen der Deutschen Arbeitsfront folgte. Klei- ne und mittelständische Unternehmen hingegen dürften sich eher bereit- gefunden haben, der Aufforderung, ein solches Buch zu führen, nachzu- kommen. Da Firmenakten mittelständischer Industriebetriebe jedoch noch immer nur in Ausnahmefällen zugänglich sind, liegen dazu keine weiteren Erkenntnisse vor; für einen Vergleich der Entwicklung bei C. Bertelsmann mit der Situation in Unternehmen ähnlicher Größe fehlen mithin die Vor- aussetzungen.24 Ein unmittelbarer Zwang zum Eintritt in die Deutsche Arbeitsfront be- stand selbst während des Zweiten Weltkriegs nicht. Dennoch war es üb- lich, daß ganze Belegschaften zur Mitgliedschaft angemeldet wurden. Die Entscheidung über die Verpflichtung zum Beitritt lag nach einem Erlaß des Reichsarbeitsministeriums vom Oktober 1935 allein beim Unternehmer, dem es freigestellt war, einen entsprechenden Passus in die Betriebsord- nung aufzunehmen.25 Der »Gefolgschaft« von C. Bertelsmann machte die im August 1940 in Kraft getretene Betriebsordnung – an der, wie aus dem Gemeinschaftsbuch hervorgeht, bereits 1937 gearbeitet wurde26 – den Ein- tritt in die Deutsche Arbeitsfront zur Pflicht.27 »Der Betriebsführer erwar- tet«, heißt es im zweiten Abschnitt, »daß alle Angehörigen der Betriebsge- meinschaft als Ausdruck ihres Gemeinschaftsgedankens die Mitgliedschaft in der Deutschen Arbeitsfront als der Organisation der Schaffenden er- werben«.28 Aus firmeninternen Unterlagen geht hervor, daß im Juni 1939 alle 385 Mitarbeiter, darunter 223 Frauen, der Pflicht nachkamen. Die monatlichen Beiträge an die DAF, die je nach Familienstand zwischen 1,2 und 3,5 Prozent des Bruttoeinkommens ausmachten, wurden in den mei- sten Betrieben, ebenso wie die gesetzlichen Abzüge für Steuern und So- zialversicherungsbeiträge, von den Lohnbüros einbehalten und direkt überwiesen.29 Darüber, wie die Belegschaft auf die rechtsverbindliche Fest- schreibung der Zwangsmitgliedschaft reagierte, ist nichts bekannt; im- merhin galt die Verweigerung des Beitritts zur Deutschen Arbeitsfront laut einem Grundsatzurteil des Reichsarbeitsgerichts vom Dezember 1937 als hinreichender Entlassungsgrund. Die für jedes Unternehmen vorgeschriebene Betriebsordnung kodifi- zierte gleichsam die Betriebsgemeinschaftsideologie.30 Auch bei C. Ber- telsmann wurde das Regelwerk vom »Betriebsführer« ausgearbeitet, im Vertrauensrat beraten und vom zuständigen »Treuhänder der Arbeit«, ei- ner nachgeordneten Behörde des Reichsarbeitsministeriums, genehmigt. Mit einem Umfang von 30 Seiten31 war die neue Betriebsordnung weit aus- führlicher als ihre Vorgängerversion, die Arbeitsordnung vom Februar 1931, die nur ganze zwei Seiten umfaßte;32 ihre grundlegende Bedeutung lag in der rechtlichen Normierungswirkung. Im einzelnen handelte es sich um ein umfangreiches Regelwerk von 43 Punkten, gegliedert in die Ab- schnitte »Allgemeines«, »Das Arbeitsverhältnis«, »Urlaub und Erholung«, »Ordnung und Sicherheit« sowie »Soziale Fürsorge«. Die Umschlagseite zierte das Hitlersche Diktum »Es gibt nur einen Adel – den Adel der 340 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Arbeit«.33 Der erste Abschnitt, unter der Überschrift »Der Betrieb in Volk und Staat«, enthält die feierliche Proklamation: »Der Betrieb ist stolz dar- auf, gerade durch die Herstellung und Verbreitung gesunden volkstümli- chen Schrifttums an seinem Teile dem nationalsozialistischen Staate zu die- nen, und erfüllt in freudigem Gehorsam die Gesetze und Anordnungen, die auch zu seinem Heil und zu seiner Wohlfahrt erlassen werden.« Unter dem Stichwort »Betriebsgemeinschaft« heißt es: »Die Betriebsgemeinschaft der Firma C. Bertelsmann steht bewußt auf dem Boden des Nationalsozialis- mus und erfüllt so die wirtschaftlichen und sozialen Leistungen, die sich aus der Eigenart des Betriebes ergeben. […] Der Betriebsführer und die Gefolgschaft bilden eine unzerreißbare Betriebsgemeinschaft, die sich auf gegenseitige Achtung, Treue und Fürsorge gründet.«34 Vorbildfunktion bei der Umsetzung der Gemeinschaftsideologie hatte der Vertrauensrat35, der mit Erlaß des Arbeitsordnungsgesetzes in Betrie- ben mit mehr als 20 Mitarbeitern eingeführt wurde. Mitglieder des Gre- miums bei C. Bertelsmann waren Ludwig Kuhlmann aus dem Kontor, Emil Ramforth aus der Setzerei, Wilhelm Potthof aus der Druckerei, Friedrich Elsing aus der Buchbinderei und – durchaus ungewöhnlich für die in der Regel mit Männern besetzten Posten – Magdalene Heitmann aus der Hef- terei. Als Stellvertreter fungierten Nikolaus Ehl und Heinrich Ridderbusch aus der Buchbinderei sowie Heinrich Striewisch aus der Setzerei. Die per- sonelle Zusammensetzung änderte sich erst 1941, als der Vertrauensrat auf fünf Mitglieder (Ludwig Kuhlmann, Wilhelm Türnau, Emil Wächter, El- friede Deerburg, Anna Eser) und genauso viele Stellvertreter (Josef Voß, Heinrich Striewisch, Luise Kelberg, Frieda Hark und Albrecht Herz) er- weitert wurde.36 1943 gab es noch einmal einen Wechsel; Mitglied war nun auch der Prokurist Wilhelm Beimdiek (neben Josef Voß, Heinrich Rid- derbusch, Luise Kelberg und Frau Kramme).37 Als »Betriebsführer« und einzig maßgebliche Instanz in allen innerbetrieblichen Angelegenheiten führte Heinrich Mohn den Vorsitz des Vertrauensrats, bestimmte in Ab- sprache mit der Deutschen Arbeitsfront und dem zuständigen »Treuhän- der der Arbeit« die Mitglieder, berief die Sitzungen im Abstand von etwa vier Wochen ein und leitete sie auch; während des Krieges tagte das Gre- mium seltener, 1942 beispielsweise nur zwei Mal.38 Der Vertrauensrat war keine unabhängige betriebliche Interessenver- tretung der Belegschaft gegenüber der Betriebsleitung. Seine einzige Auf- gabe bestand vielmehr darin, dem Betriebsführer »beratend zur Seite« zu stehen; Mitbestimmung war nicht vorgesehen. In der Betriebsord- nung von C. Bertelsmann heißt es: »Die vornehmste Aufgabe des Vertrau- ensrates ist es, aus Betriebsführer und Gefolgschaft eine unlösbare Ein- heit zu schaffen, d. h. wahre Betriebsgemeinschaft herzustellen und an ihrer Erhaltung und Förderung ständig zu arbeiten.«39 Geregelt war auch, in welchen Bereichen der Vertrauensrat mitwirken sollte: bei der »Ver- besserung der Arbeitsleistung«, der »Gestaltung und Durchführung der allgemeinen Arbeitsbedingungen, der Betriebsordnung und dem Betriebs- schutz«. Der Vertrauensrat diente zudem als Vermittlungsinstanz zwi- schen »Betriebsführer« und »Gefolgschaft«, wobei eine wesentliche Auf- gabe in der Verhinderung von Auseinandersetzungen lag. Konfliktträchti- Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 341

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ge Anliegen und Sonderinteressen sollten gar nicht erst formuliert wer- den. Entstanden sie dennoch, oder, wie es in der Betriebsordnung heißt, »fühlt ein Gefolgschaftsmitglied sich irgendwie benachteiligt«, mußte das Gremium schlichten. Wenngleich die Vertrauensleute formal kein Recht auf Information be- saßen und Mohn auch nicht zur Auskunft verpflichtet war, setzte der Fir- menchef auf Kooperation und nicht auf das (gesetzlich sanktionierte) »Herr-im-Hause-Prinzip«. Die im Gemeinschaftsbuch überlieferten Proto- kolle der Vertrauensratssitzungen legen nahe, daß Mohn auf Vorschläge des Gremiums einging, den Rat der Vertrauensleute einholte und sie auch über Neuerungen, insbesondere in der Sozialfürsorge, informierte.40 Die Protokolle lassen zudem darauf schließen, daß der Vertrauensrat gegen den hoch respektierten »Betriebsführer« grundsätzlich nicht das Wort er- hob, sondern seinerseits auf harmonische Zusammenarbeit setzte. Als Repräsentant von NSDAP und DAF hatte der Betriebsobmann nach der Betriebsordnung von C. Bertelsmann »für die Stärkung und Vertiefung des Gemeinschaftsgeistes zu wirken«; als »ständiger Helfer und Berater des Betriebsführers« war er »mitverantwortlich für jegliches Geschehen im Betriebe«.41 Heinrich Mohn arbeitete sowohl mit Ludwig Kuhlmann, dem Betriebsobmann seit 1935, als auch mit dessen Nachfolger Emil Ram- forth, der den Posten 1941 übernahm, eng zusammen; beide waren Par- teigenossen.42 Wie Zeitzeugen berichten, waren sie jedoch keine strammen Parteisoldaten. Sie erschienen nicht in Uniform im Betrieb und betätigten sich auch nicht als Multiplikatoren der Regimepropaganda, jedenfalls nicht in einer Weise, die ehemalige Kollegen als »übertrieben« erinnern.43 Be- legt ist aber, daß Kuhlmann dafür sorgte, daß ein erst wenige Tage be- schäftigter Aushilfspacker fristlos entlassen wurde, nachdem er sich »po- litisch in ungehöriger Weise« geäußert hatte. Was der Mann gesagt hatte, ist nicht überliefert.44 Kuhlmann wechselte im Oktober 1941 zu den Melit- ta-Werken nach Minden,45 da die Zeitschriftenabteilung, die er nach einer langen Tätigkeit im Kontor leitete, im Krieg aufgelöst wurde.46 Einzig Otto Fink, Leiter der Druckerei und Setzerei und ebenfalls NSDAP-Mitglied, blieb ehemaligen Kollegen als überzeugter Gefolgsmann der Partei in Erinnerung. Fink, der innerhalb des Betriebs kein politisches Amt ausübte und wenig beliebt war, soll oftmals in Uniform zur Arbeit er- schienen sein.47 Als Mann der ersten Stunde der Gütersloher NSDAP (Par- teimitglied seit 1930, außerdem örtlicher Organisationsleiter der National- sozialistischen Volkswohlfahrt) fungierte er seit Frühjahr 1933 auch als Stadtverordneter. Er galt im Betrieb, den er zum Jahreswechsel 1942/43 verließ, als »Hundertfünfzigprozentiger«.48 Kollektiv entschied sich die Belegschaft im Herbst 1936 nach der Vier- jahresplan-Rede des »Führers«, der Nationalsozialistischen Volkswohl- fahrt (NSV) beizutreten. »Vielleicht dürfte auch dieses ein Zeichen natio- nalsozialistischer Gesinnung (Betriebsführung) sein«, kommentierte Mohn stolz gegenüber der Gauwaltung der Deutschen Arbeitsfront in Münster;49 die DAF und auch der Bürgermeister von Gütersloh gratulierten schrift- lich.50 In der Betriebsordnung hieß es später: »Neueintretende Gefolg- schaftsmitglieder werden vom Betriebsobmann unmißverständlich darauf 342 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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hingewiesen, daß der Betriebsführer bei der Aufnahme in die Betriebsge- meinschaft als selbstverständlich ihre Zugehörigkeit zur DAF und zur NSV, bei Jugendlichen HJ und BDM voraussetzt bzw. erwartet. Der Betriebsob- mann unternimmt das in dieser Richtung Notwendige.«51 Über die Mitgliedschaft der Arbeiter und Angestellten in den NS-Mas- senorganisationen sind kaum Einzelheiten überliefert. Aus dem Landkreis Wiedenbrück ist lediglich bekannt, daß im Mai 1935 etwa drei bis vier Pro- zent der Bevölkerung der NSDAP angehörten.52 Wie viele Mitarbeiter von C. Bertelsmann Mitglieder der Partei waren, ist nicht zu bestimmen. Über- liefert ist lediglich, daß für die Lehrlinge – das Unternehmen beschäftigte im Sommer 1939 in den drei Ausbildungsjahrgängen insgesamt 36 Aus- zubildende – der Beitritt zur Hitler-Jugend (HJ) beziehungsweise zum Bund Deutscher Mädel (BDM) verpflichtend war. Ein Foto, das vermutlich 1943 aufgenommen wurde, zeigt die jungen Leute zum Gruppenbild versam- melt und – bis auf ein Mädchen und vier Jungen – alle in Uniform.53 Ver- pflichtend war das Tragen der Uniform im Betrieb regelmäßig beim »Reichsappell der schaffenden Jugend«54 – oder aber, wenn, wie im No- vember 1943, ein dekorierter Ritterkreuzträger der Wehrmacht zum Be- triebsappell geladen war.55 Bereits in den Jahren vor Kriegsbeginn feierte das Unternehmen nach einer kontinuierlichen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung mit seiner neuen Produktionssparte, den Kriegserlebnisbüchern – in bis dahin unge- ahnten Auflagenhöhen hergestellt –, beim Lesepublikum stürmische Er- folge. Auch der Export ins Ausland nahm zu.56 Die steigende Buchproduk- tion verlangte nach technischer Modernisierung und entsprechender räumlicher Vergrößerung von Setzerei, Druckerei und Buchbinderei. Zu dieser Zeit bereitete Mohn die Errichtung des sogenannten Erweiterungs- Die Lehrlinge von C. Bertelsmann in HJ- und BDM-Uniform (vermutlich 1943) Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 343

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baus der technischen Betriebe auf dem Grundstück des ehemaligen Stein- siekschen Hauses zwischen Eickhoff- und Kaiserstraße vor.57 Dem Bau maß der Firmenchef so hohe Bedeutung bei, daß er sich bis in die Details selbst darum kümmerte.58 Sein Asthmaleiden, mit dem er sich unangenehme Ter- mine oftmals ersparte59, ließ dieses Engagement offensichtlich zu. Mit »übergroßem Raummangel« und »Zuständen«, die »nun auf dem Punkt angelangt seien, wo man sie als unerträglich bezeichnen muß«, rechtfer- tigte Mohn den Neubau gegenüber der lokalen Bauaufsicht.60 Bürgermei- ster Josef Bauer überzeugte sich bei einer Betriebsbesichtigung persönlich von den beengten Verhältnissen und unterstützte das Vorhaben mit Dring- lichkeitsbescheinigungen.61 Auch der Landrat und der NSDAP-Kreisleiter förderten die Baupläne. »Die jetzigen Betriebsräume«, so Landrat Edwin Klein, »genügen schon längst nicht mehr den im Interesse der Gefolgschaft zu stellenden Anfor- derungen, wie das Gewerbeaufsichtsamt in Bielefeld wiederholt festgestellt hat. Auch die erfreuliche Steigerung des Export, die mit einer Erhöhung der Produktion sich noch weiter vermehren wird, macht den Antrag der Firma begründet und dringend.«62 Daß die boomende Auftragslage fir- menintern durchaus Probleme hervorrief, machte das Gewerbeaufsichts- amt deutlich, das bekundete, den Betrieb bereits mehrmals »schriftlich zur Abstellung der Mißstände aufgefordert« zu haben: »1. Die Räume sind jetzt derartig beengt, daß die Flure und Rückzugswege dauernd durch Papier- vorräte und andere Waren verstellt sind, so daß für den Fall eines Bran- des eine Gefahr besteht. 2. Die aus 215 Köpfen bestehende Gefolgschaft hat keinerlei Raum zur Verfügung zum Aufenthalt während der Pausen und zum Einnehmen der Mahlzeiten. Das Einnehmen der Speisen in den Setz- räumen ist wegen der Bleigefahr bedenklich.«63 Der Baubeginn verzögerte sich, weil es Schwierigkeiten mit der Liefe- rung des Baueisens gab.64 Am Morgen des 12. August 1937 konnte endlich der erste Spatenstich für den Ausbau gefeiert werden. Die gesamte Beleg- schaft kam zusammen; »Halleluja, Gott zu loben« spielten die Posaunen, und der betriebseigene Chor sang geistliche Lieder.65 In die Fundamente wurden ein Exemplar der Festschrift zum 100jähri- gen Bestehen, ein Bauplan und eine künstlerisch gestaltete Urkunde ein- gemauert.66 Unter dem Leitwort »Vorwärts immer! Rückwärts nimmer!« würdigte Betriebsobmann Kuhlmann die Verdienste Heinrich Mohns um die Modernisierung des Unternehmens.67 Der »zielsicheren Leitung unse- res Führers« galt der Dank Heinrich Mohns: »So danken wir es auch ihm«, sagte er, »daß wir diesen Bau ausführen dürfen. Gott lasse es ihm weiter gelingen, daß wir in Ruhe und Frieden unserer Arbeit nachgehen und un- ser Brot haben.«68 Im November 1937 konnte das Richtfest gefeiert wer- den,69 und ein Jahr später meldete die Presse die Vollendung des Neubaus. Nicht ohne Lokalstolz war davon die Rede, daß das Unternehmen »den Namen unserer Heimatstadt in die ganze Welt getragen hat. Denn Güters- loh ist die Geburtsstätte des guten Buches, dessen Herstellung und Ver- breitung der Verlag C. Bertelsmann betreibt.«70 Die Zahl der »Gefolgschaftsmitglieder« war mittlerweile rasant gestie- gen. Der Betrieb, der 1933 insgesamt 153 Arbeiter und Angestellte zählte, 344 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Heinrich Mohn und seine Mutter Friederike bei der Grundsteinlegung für den Neubau (August 1937) hatte sich binnen fünf Jahren auf 335 Mitarbeiter mehr als verdoppelt.71 Über 400 waren es, als der Erweiterungsbau im Frühjahr 1939 schließlich eingeweiht wurde.72 Auffallend ist die zeitliche Koinzidenz zwischen der technischen Mo- dernisierung, dem ökonomischen Erfolg und der Orientierung des Unter- nehmens an den Grundsätzen der nationalsozialistischen Arbeitsverfas- sung. Mohn verstand das Konzept der Deutschen Arbeitsfront zum einen als Chance zu betrieblichen Innovationen. Er erachtete es zum anderen aber auch als Bestätigung seiner eigenen Auffassung vom Dienst an der Gemeinschaft. Fürsorgepflicht dürfte ein wesentliches Motiv für sein Auf- greifen der wirtschafts- und sozialplanerischen Intentionen des NS-Staa- tes gewesen sein. Durch verbesserte Sozialleistungen hatte auch die Beleg- schaft am Aufstieg des Unternehmens teil. Sozialpaternalistische prote- stantische Haltung und nationalsozialistische Betriebsgemeinschaftsideo- logie verschmolzen im Verlag C. Bertelsmann zu einer spezifischen Be- triebspolitik. Zur vollen Entfaltung kam dies im Zusammenhang mit dem »Leistungs- kampf der deutschen Betriebe«. Der reichsweite DAF-Wettbewerb um die Auszeichnung als nationalsozialistischer »Musterbetrieb« wurde ergänzt durch firmeninterne Wettbewerbe im Rahmen der Lehrlingsausbildung, der Unfallverhütung und des Betriebssports.73 Ziel war es, so eine Verfü- gung des »Führers«, solche Unternehmen, »in denen der Gedanke der na- tionalsozialistischen Betriebsgemeinschaft im Sinne des Gesetzes zur Ord- nung der nationalen Arbeit und im Geiste der Deutschen Arbeitsfront vom Führer und seiner Gefolgschaft auf das vollkommenste verwirklicht ist«74, mit der Auszeichnung »NS-Musterbetrieb« zu prämieren. Die Kriterien für den »Leistungskampf« wurden nach strengen, Jahr Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 345

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für Jahr erweiterten Richtlinien festgesetzt, wobei alle Aspekte der Be- triebspolitik, soziale wie ökonomische, eingeschlossen waren. Wer sein Un- ternehmen zum Wettbewerb anmeldete, mußte die Forderungen der Deut- schen Arbeitsfront zur Gestaltung von Arbeitsplatz und Freizeit ebenso er- füllen wie Ansprüche an die Berufsausbildung, den Ausbau der Soziallei- stungen, die Realisierung der Betriebsgemeinschaft, die Bildung von »Werkscharen« und nicht zuletzt betriebs- und volkswirtschaftliche Neue- rungen im Dienste der Leistungssteigerung. Speziell an kleine und finan- ziell weniger gut ausgestattete Firmen wurden auch besondere Leistungs- abzeichen in einzelnen Sparten vergeben, etwa für vorbildliche Gesund- heitsfürsorge und Berufserziehung, Wohnungs- und Siedlungsbau, soziale Werksfürsorge und die Unterstützung von »Kraft durch Freude« (KdF); dar- über hinaus gab es das Gaudiplom für hervorragende Leistungen. Auswahl und Prämierung der Unternehmen erfolgten nach aufwendi- gem Reglement. In Absprache mit dem »Treuhänder der Arbeit« und den zuständigen Kreis- und Ortsgruppenleitern trafen lokale Dienststellen der Deutschen Arbeitsfront unter den Bewerbern eine Vorauswahl. Einge- schaltet waren auch die regionalen Wirtschaftskammern, die auf der Ba- sis von Gutachten der Industrie- und Handelskammern über die »wirt- schaftliche Zuverlässigkeit und Würdigkeit« eines Betriebes befanden.75 Unter den politisch und wirtschaftlich zuverlässigen Betrieben traf der Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront eine Auswahl. An diese vergab der Gauleiter das Gaudiplom. Aus den ausgezeichneten Betrieben wählte schließlich die Zentrale der Deutschen Arbeitsfront die »NS-Musterbe- triebe« aus, die jedes Jahr am 1. Mai prämiert wurden und sich ein Jahr lang mit der Goldenen Fahne der Deutschen Arbeitsfront schmücken durften. Heinrich Mohn hatte den Ehrgeiz, sein Unternehmen bis in die Details nach den betriebspolitischen Grundsätzen der Deutschen Arbeitsfront zu gestalten. Er meldete das Unternehmen trotz anfänglicher Bedenken we- gen des kräftezehrenden Neu- und Ausbaus des Verlagsgebäudes unmit- telbar nach der Grundsteinlegung zum Leistungskampf an – »unter grundsätzlicher Bejahung der mit dem Leistungskampf gesetzten Ziele«.76 Seit diesem 26. August 193777 wurden die seitenlangen Antragsformulare und Bewerbungsbögen im Verlag C. Bertelsmann bis 1944 Jahr für Jahr ausgefüllt. Die Deutsche Arbeitsfront erfuhr daraus aufschlußreiche Inter- na des Unternehmens: über die Zusammensetzung der Belegschaft, die Mitgliedschaften der Arbeiter und Angestellten in nationalsozialistischen Organisationen und auch Details über die Stellung des eigenen Funk- tionärsapparates im Betrieb. Daß vor der betriebsinternen Verpflichtung erst 20 Mitarbeiter der Deutschen Arbeitsfront angehörten,78 geht aus den Fragebögen deutlich hervor, auch daß die Mitglieder des Vertrauensrates und ihre Stellvertreter 1938/39 (anders als im Vorjahr) auf Kosten des Be- triebs auf DAF-Schulungskurse geschickt wurden. Zwei namentlich nicht bekannten »Gefolgschaftsmitgliedern« wurde außerdem Urlaub gewährt, um am Reichsparteitag in Nürnberg teilzunehmen; ebenso wurden Mitar- beiter für das Kreistreffen der NSDAP freigestellt.79 Mit der Teilnahme am »Leistungskampf der deutschen Betriebe« wur- 346 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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de das bei C. Bertelsmann bis dahin eher zurückhaltend geäußerte Be- kenntnis zum NS-Staat zu einer ostentativen Proklamation. Am 9. Novem- ber 1937, dem Gedenktag für die »Alten Kämpfer« der NS-Bewegung, in- formierte Mohn die Belegschaft im Rahmen eines Betriebsappells über die Teilnahme am Leistungskampf.80 Von der hohen Bedeutung, die er diesem Schritt zumaß, zeugt der Umstand, daß seine Rede im Unternehmen aus- gehängt und in gedruckter Form jedem »Gefolgschaftsmitglied« mit nach Hause gegeben wurde. Mohn sprach mit Blick auf den Hitler-Putsch von 1923 vom »zielbewußten und opferbereiten Handeln unseres Führers«, dem er ein »dankbares Ja« zolle, und aus diesem Grund habe er den Be- trieb »nach sorgfältiger, gewissenhafter Prüfung der Lage« zum Leistungs- kampf angemeldet. Dies nicht zuletzt, wie er erläuterte, nach der Zusiche- rung der zuständigen DAF-Dienststellen in Gütersloh, Wiedenbrück und Münster, daß für die Teilnahme »nicht die äußerlich sichtbare Einzellei- stung, sondern der nationalsozialistische Wille im tiefsten Kern der Ge- sinnung maßgebend« sei. »Ich hoffe«, fügte Mohn hinzu, »Sie alle sind mit mir darin einig, daß wir uns darin von niemandem wollen übertreffen las- sen«. Ehe die »Gefolgschaft« das Deutschland- und das Horst Wessel-Lied anstimmte, mahnte Mohn: »Für den Augenblick bitte ich Sie, mich vor al- lem dadurch zu unterstützen, daß ein jeder nicht nur pünktlich und fleißig seiner Arbeit nachgeht, sondern sich willig und freudig in das Ganze ein- zuordnen sucht, jeder an seinem Platz. Nur Einigkeit macht stark. Auch wir werden unser gemeinsames fernes Ziel eines NS-Musterbetriebes nur erreichen können, wenn wir wirklich eine feste Einheit und so im Kleinen ein Muster der Volksgemeinschaft werden, wie es unser Führer Adolf Hit- ler für das ganze deutsche Volk und Reich erstrebt. Denn dessen wollen wir uns bewußt sein, daß wir auch als kleine Betriebsgemeinschaft der großen Sache unseres Volkes dienen sollen, als dankbares Ja zu dem, was unser Führer erkämpft hat. Daß wir in guten und schweren Tagen treu zu ihm halten, bitte ich Sie zu bekräftigen, indem Sie mit mir in den Ruf ein- stimmen: Unserm Führer und Kanzler des deutschen Volkes: Sieg Heil!«81 Wie wichtig Heinrich Mohn solche betriebsöffentlichen Dankbarkeits- bezeugungen waren, belegen weitere Reden, die er bei Betriebsappellen hielt, zu denen 1938 insgesamt zehn Mal aufgerufen wurde, doppelt so häufig wie im Jahr zuvor.82 Am fünften Jahrestag der »Machtergreifung« beispielsweise hob der Verlagschef, ausweislich des Gemeinschaftsbuches, »die unvergleichlichen wirtschaftlichen Erfolge der NS-Staatsführung« her- vor und forderte die Mitarbeiter auf, »weiterhin dem Führer des Deutschen Volkes Gefolgschaft zu leisten, um die großen Ziele, wobei es auf jeden ein- zelnen ankommt, erreichen zu können«.83 Als er wenige Monate später neue »Gefolgschaftsmitglieder« begrüßte, erklärte er, »daß wir als natio- nalsozialistischer Betrieb eine wirkliche Arbeitsgemeinschaft, ja darüber hinaus eine Lebensgemeinschaft bilden wollen. Dieses Gefühl der Zusam- mengehörigkeit ist seit je eine Sonderheit des Hauses C. Bertelsmann.«84 Über Mohns konkrete Beziehungen zur Deutschen Arbeitsfront ist we- nig bekannt. Allem Anschein nach gelang es der Organisation, ihren ver- schiedenen Dienststellen betriebsintern Geltung zu verschaffen. Ein Indiz dafür ist die Bildung einer »Werkschar« im Frühjahr 1938.85 Deren Auf- Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 347

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gaben (weltanschauliche Schulung und Gestaltung von Betriebsveranstal- tungen) waren von der DAF im Jahr zuvor um sozialpolitische Kompeten- zen erweitert worden, was für viele Unternehmen, auch für die Großindu- strie, der Anlaß war, eine »Werkschar« einzurichten.86 Im Verlag C. Ber- telsmann bestand dieser »Stoßtrupp der Deutschen Arbeitsfront« anfangs nur aus 19 »Gefolgschaftsangehörigen«, mit dem Betriebsobmann an der Spitze. Die »Werkschar« richtete das nach dem »Führerprinzip« aufge- baute Block- und Zellensystem ein; 15 Leute bildeten einen Block, vier Blocks eine Zelle. »Für unseren Betrieb«, heißt es im Gemeinschaftsbuch, »kommen zunächst 7 Zellen in Betracht«.87 Zu den Aufgaben der Mitglie- der gehörte auch die Repräsentation des Betriebs nach außen. Am »Tag der nationalen Arbeit« standen die Mitglieder der »Werkschar« an der Spit- ze des »Gefolgschaftszugs«, der sich zur Kundgebung auf dem Gütersloher Marktplatz aufmachte; sie trugen dabei die 1938 eingeführte und vom NSDAP-Kreisleiter »geweihte« Betriebsfahne.88 Militärische Übungen wur- den abgehalten, und zu besonderen Anlässen trugen die Mitglieder ihre Uniform, für deren Anschaffung das Unternehmen einen Zuschuß gewährt hatte.89 Im Krieg wuchsen der »Werkschar«, der im Februar 1940 insge- samt 32 Personen angehörten90, neue Aufgaben zu, namentlich in den (auch im Leistungskampf zentralen) sogenannten Hauptarbeitsgebieten »weltanschauliche Schulung«, »Berufserziehung«, »Volksgesundheit«, »Kraft durch Freude« und »gesundes Wohnen«.91 Die Betriebsordnung von C. Bertelsmann legte klar fest, welche Erwartungen in die »Werkschar« ge- setzt wurden: »In ihren Händen liegt im besonderen die Aufgabe der Durchdringung des Betriebes mit nationalsozialistischem Geist.«92 Am 14. April 1939 fand die große Feier zur Einweihung des Neubaus statt. Anders als beim Fest zum 100jährigen Bestehen der Firma vier Jah- re zuvor, als vor allem Geistliche von nah und fern geladen waren, zählten nun die lokalen Vertreter der NSDAP zu den wichtigsten Gästen.93 Geistli- che Losungen wurden an diesem Ehrentag nicht ausgegeben, vielmehr stand das Ereignis, zu dem nicht nur alle Mitarbeiter des Unternehmens, sondern auch die Ruheständler und alle am Bau beteiligten Handwerker kommen durften, unter dem Motto eines »Führerwortes« zum »Tag der na- tionalen Arbeit«.94 Überhaupt gab die Politik die Stoßrichtung vor. Daß »Betriebsführer« Mohn nicht nur für die »wirtschaftliche Leistungsfähigkeit«, sondern auch für »das Intaktsein der Gefolgschaft in gesinnungsmäßiger Hinsicht« sor- ge, hob der Betriebsobmann im Namen der Mitarbeiter in seiner Dankes- rede hervor.95 Eine echte Betriebsgemeinschaft sei geschaffen, so Kuhl- mann, der Klassenkampf der »Systemzeit« endlich überwunden. Der Bür- germeister betonte, C. Bertelsmann sei mit Gütersloh so eng verbunden »wie nur wenige Unternehmen«; die wachsende Bedeutung des Verlags sah er mit dem Erfolg Deutschlands unmittelbar verknüpft: »Und wenn man Rückschau halten darf auf die Entwicklung dieses Betriebes und den ge- radezu glänzenden Aufstieg in den letzten Jahren, so können wir nicht an- ders, als die Parallele ziehen zu dem Aufstieg, der sich in unserem herrli- chen Vaterlande seit 1933 vollzogen hat.«96 Der NSDAP-Ortsgruppenleiter wußte zu ergänzen, daß das Unternehmen zwar in sozialen Belangen 348 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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»schon immer« Vorbildliches geleistet habe, der »letzte Impuls« aber »doch durch die Partei« gekommen sei.97 Heinrich Mohn zitierte in seiner Fest- ansprache einen Mitarbeiter, der meinte, die Regierung würde »froh sein über die Sache, die wir mit unseren Kriegsbüchern pflegen, weil wir da- mit den nationalen Gedanken und den Willen zur Wehrhaftigkeit stärken« – und fügte hinzu: »Ich hoffe, daß dieser Geist dauernd erhalten bleibt.«98 Nie zuvor hatte sich Mohn öffentlich über die Kriegsbücher geäußert. Daß er die erfolgreiche Produktionssparte mit einer klaren Zielsetzung verband, kam hier erstmals zum Ausdruck. Auch zählte Mohn die technischen und sozialen Errungenschaften auf, die das Unternehmen nun schmückten,99 und lobte die »fast 100prozentige Mitgliedschaft« seiner »Gefolgschaft« in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt; mit Hilfe eines Fragebogens, so kündigte er an, wolle er überprüfen, wessen Beitritt noch ausstehe.100 Am Ende dankte der Verlagschef der »tatkräftigen Leitung unseres Füh- rers Adolf Hitler«, bat die Mitarbeiter um ein dreifaches »Sieg-Heil« und resümierte stolz, »daß wir tatsächlich mit unserem Betrieb mitten im Volks- und Staatsleben stehen«.101 Den Abschluß bildeten »Deutschland, Deutsch- land über alles« und das Horst-Wessel-Lied. Nachdem das Unternehmen (anfangs nur mit den technischen, später mit allen Abteilungen) das große neue Gebäude bezogen hatte, stand auch ein besonderer Gemeinschaftsraum zur Verfügung.102 Hier versammelte sich die »Gefolgschaft«, wenn Berufsjubiläen zu feiern waren, wenn es galt, verdiente Kollegen in den Ruhestand zu verabschieden oder um im Radio den Reden des »Führers« zu folgen. Der neue Raum diente aber auch für Vorträge, so beispielsweise im Oktober 1940, als ein Funktionär der DAF- Gauwaltung zum Thema »Die nationalsozialistische Weltanschauung in der deutschen Geschichte bis zur Gegenwart« sprach.103 Zu solchen Anlässen zierten, über das festinstallierte Porträt Hitlers hinaus, Hakenkreuzfähn- chen Tische und Wände. Auch stand dann ein zusätzliches blumenbe- kränztes »Führerbild« vor dem Rednerpult, und dahinter war eine große Hakenkreuzfahne aufgespannt. Die Betriebsjugend hatte in mühevoller Ar- beit mit der Laubsäge – Buchstabe für Buchstabe – ein »Führerwort« pro- duziert, das sich wie ein Spruchband an den Querbalken und über den Fen- stern des Gemeinschaftsraumes entlangzog, streng zu Arbeitspflicht und Staatstreue mahnend: »Was dem einzelnen die Natur gegeben hat, muß er als Beitrag wieder abstatten seinem Volke. Er kann nur ein Recht in die- ser Gemeinschaft in Anspruch nehmen, das erwächst aus der Erfüllung der zugewiesenen eigenen höchsten Pflicht. Die Arbeit ist daher in keiner Form eine Schande, sondern der höchste Adel für jeden, der durch sie und mir ihr getreulich mithilft am Aufbau des gemeinsamen Lebens und damit beiträgt zur Erhaltung der Nation.«104 Mohns besonderes Engagement galt der innerbetrieblichen Sozialpoli- tik. Viele gemeinschaftsfördernde Neuerungen wurden fortan im Unter- nehmen etabliert: Einen gemischten Chor und ein Orchester gab es schon seit längerem105, im Mai 1939 entstand eine »Werkfrauengruppe«106, auch eine »Betriebssportgemeinschaft«107, getrennt in Abteilungen für Frauen und Männer, wurde gegründet108. Betriebsausflüge waren sehr beliebt109, jährlich fand – für jedermann obligatorisch – der »Sportappell des guten Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 349

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Der Gemeinschaftsraum im 1939 eingeweihten Betriebsgebäude; an der Stirnseite das Porträt des »Führers« Willens« statt110, und jedes Jahr im Juni wurde in »Mohns Park« ein großes Fest gefeiert, zu dem Ehepartner und Kinder der Mitarbeiter eingeladen waren; daß sich das Ereignis großen Zuspruchs erfreute, belegt eine er- kleckliche Bewirtungsrechnung.111 Die silberne Hochzeit von Heinrich und Agnes Mohn im Juni 1937 war ebenfalls Anlaß für eine große Betriebsfeier. Auch dieses Mal bildete der Park die Kulisse, und wie schon beim 100. Firmenjubiläum gab es »lebende Bilder«. Außerdem führten Betriebsangehörige das Märchen »Die zer- tanzten Schuhe« auf.112 Dem Silberpaar wurde »als Zeichen treuer und le- bendiger Verbundenheit« zum Ehrentag ein Zedernbaum mitsamt einer hölzernen Tafel überreicht.113 Zwei Jahre später fand in Bergmanns Gar- ten das letzte Betriebsfest statt. »Lebendiger Rasen, Preisschießen, Volks- tänze und Spiele« lautete der Programmpunkt für den Nachmittag; abends folgte das Theaterstück »Der Nachtwächter«, ehe Polonaise, Fackelzug und »Führergruß« das Fest ausklingen ließen.114 Während des Zweiten Welt- kriegs wurde nicht mehr gefeiert.115 Im Konzept der nationalsozialistischen Leistungsideologie bildeten in- nerbetriebliche Sozialmaßnahmen den Anreiz zu Leistungsbereitschaft und politischem Wohlverhalten. Die »Gefolgschaft« des Verlags C. Bertels- 350 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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mann kam durch die Teilnahme am »Leistungskampf« in den Genuß einer breiten Palette sozialer Zugeständnisse. Die Invaliden-, Witwen- und Wai- senkasse (1887 eingeführt, in der Inflationszeit zusammengebrochen, 1926 wiederbelebt und im Januar 1938 erneuert116) garantierte Altersversor- gung und Lohnersatz im Krankheitsfall.117 Zur Hochzeit gab es für Mitar- beiter ein Geldgeschenk in Höhe von 50 Reichsmark, zur Geburt eines Kin- des 20 Reichsmark. Auch Kinderzulagen waren vorgesehen, von wöchent- lich 50 Pfennigen bei einem bis zu fünf Reichsmark bei vier Kindern, für jedes weitere kamen zwei Mark hinzu. Zu Weihnachten gab es eine Grati- fikation in Höhe eines Wochenlohns; jeder durfte sich außerdem eine Ver- lagspublikation aussuchen.118 Unterm Jahr zahlte der Firmenchef für Fahrten und Veranstaltungen des DAF-Amtes »Kraft durch Freude« Zuschüsse in Höhe von insgesamt 300 Reichsmark. Entschied anfangs das Los unter »Gefolgschaftsmitglie- dern«, die seit Januar 1936 im Betrieb arbeiteten und älter als 20 Jahre waren, wer in den Genuß der Veranstaltungen kam, erhielten später, im Rotationsverfahren, die 15 dienstältesten Beschäftigten die Vergünsti- gung.119 Für Lehrlinge bestand die Möglichkeit, Kurse, Freizeiten und auch Fachausstellungen zu besuchen, und Mitarbeitern, die überdurchschnitt- liche Arbeitsleistungen erbrachten, stellte Mohn Urlaubstage und Zusatz- lohn in Aussicht.120 Die Wochenarbeitszeit betrug bei Bertelsmann 48 Stun- den.121 Wurde nur in einer Schicht gearbeitet, verteilten sich die Stunden auf jeweils achteinhalb an Werktagen und fünfeinhalb am Samstag. Täg- lich acht waren es, wenn Doppelschicht angekündigt war. Und wurde in drei Schichten gearbeitet, was angesichts der Auftragslage (gerade in den Kriegsjahren) nicht selten vorkam und in der Betriebsordnung genau ge- regelt war, waren es in jeder Schicht 7 3/4 Stunden, wozu es hieß, daß »je- doch 8 Stunden bezahlt« werden.122 Besonderes Gewicht legte der Chef auf die sogenannte Volksgesund- heit, weshalb die Räume im neuen Verlagsgebäude, ganz im Sinne des DAF-Amtes »Schönheit der Arbeit«, »licht und luftig« und »einwandfrei« beleuchtet waren. Ein Brausebad, ein Wasch-, ein Ankleide- und auch ein Sanitätsraum wurden eingerichtet, »vollkommen neuzeitlich und sauber neu gebaut«.123 Luftschutzräume gab es sowie eine Werksbibliothek, wo die Zeitschriften auslagen, die die Betriebsführung für die »Gefolgschaft« abonniert hatte: Der Vierjahresplan, Schönheit der Arbeit und Contra Komintern.124 In den Arbeitspausen durfte, wer wollte, im Privatgarten von Friederike Mohn, der Mutter des Firmenchefs, frische Luft schnap- pen oder das neue »Rauchzimmer« im Erweiterungsbau aufsuchen. Daß außerdem die Gardinen »geschmackvoll« waren, auf Tischen und Fen- stersimsen frische Blumen standen und die Mitarbeiter in den Arbeits- pausen Mineralwasser, Fruchtsaft und Milch bekamen, vergaß man eben- falls nicht zu erwähnen, als es darum ging, der Deutschen Arbeitsfront alle Maßnahmen zur »Hebung des Lebensstandards« aufzuzählen. Betont wurde überdies, wie wichtig es dem »Betriebsführer« war, kranke und ehemalige Mitarbeiter »in ihrem Heim aufzusuchen«125 – eine Gewohn- heit, der Mohn freilich nicht erst seit Anbruch der NS-Zeit nachgegangen war. Betriebsgemeinschaft Bertelsmann 351

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Zwar blieb C. Bertelsmann die Auszeichnung als »NS-Musterbetrieb« versagt, was daran liegen mochte, daß die hochgesteckten Anforderungen in den vielen verschiedenen Bereichen betrieblichen Lebens im gesetzten Zeitrahmen nicht zu erfüllen waren. Im April 1939 aber – genauer: an Hit- lers 50. Geburtstag, als Mohn im Betrieb die Festschrift »Unser Führer« verteilen ließ126 – erhielten Bertelsmann und 20 weitere Unternehmen in Gütersloh die Anerkennungsurkunde des Gauobmanns für vorbildliche so- ziale Leistungen.127 Unter der Überschrift »Die Feierstunde der Schaffen- den« berichtete die Glocke auf einer ganzen Seite über die Verleihung; daß Bertelsmann unter den Ausgezeichneten war, ist der veröffentlichten Liste zu entnehmen. Die Anerkennungsurkunde galt als Ansporn, wie das Blatt schrieb, »um, wenn möglich, einmal die höchste Auszeichnung zu erhal- ten, die einem deutschen Betrieb verliehen werden« könne.128 Die West- fälische Zeitung / Gütersloher Zeitung brachte ein Faksimile der Urkunde, eingerahmt von den Firmenemblemen aller Prämierten, darunter auch »C. Bertelsmann. Verlagsbuchhandlung. Das gute deutsche Buch«.129 Ein Unternehmen, mit dem sich Bertelsmann in vieler Hinsicht nicht messen konnte, war die Firma Miele, der wichtigste Arbeitgeber am Ort. Mit über 2 000 Beschäftigten nicht nur um ein Vielfaches größer, besaßen die Miele-Werke in der politischen Öffentlichkeit Güterslohs das Renom- mee des nationalsozialistischen Vorzeigeunternehmens par excellence. Als vorbildlich erwies sich der Maschinenhersteller schon 1933, als die Firma 25 000 Reichsmark für die Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft zur Verfügung stellte und die Werksangehörigen ihrerseits weitere 18 000 Reichsmark zur Förderung der nationalen Arbeit spendeten.130 Miele war im Oktober 1935 außerdem das erste Unternehmen der Stadt, das seinen Beschäftigten den Hitlergruß verpflichtend vorschrieb.131 Aus Anlaß der bevorstehenden Reichstagswahl waren die Werke im Frühjahr 1936 der Schauplatz einer öffentlichen politischen Großkundgebung, an der nicht nur die örtlichen nationalsozialistischen Formationen geschlossen teil- nahmen, sondern zu der Firmenchef Carl Miele senior zusammen mit sei- nem Sohn auch Gauleiter Alfred Meyer empfing. Meyer trat vor rund 10 000 Zuhörern in der Montagehalle des Unternehmens auf, die laut Pressebe- richt, »bis auf den letzten Platz von Betriebsangehörigen und Gütersloher Volksgenossen besetzt war«; auch im Lichthof standen dicht gedrängt die Zuhörer.132 Die »Gefolgschaften« der örtlichen Unternehmen zählten zu den Eingeladenen. Im Verlag C. Bertelsmann zeigte sich die politische Prominenz der Re- gion hingegen nicht; Veranstaltungen mit auswärtigen Gästen waren eher selten. Der Sozialwalter der Kreiswaltung der Deutschen Arbeitsfront sprach im Juli 1939 im Gemeinschaftsraum zum Thema »Nationalsoziali- stische Betriebsführung im Leistungskampf. Der Sinn der nationalsoziali- stischen Revolution«. Im Veranstaltungsbericht ist dazu vermerkt: »etwa 60 Zuhörer«.133 Wie es bei C. Bertelsmann mit dem Hitlergruß gehalten wurde, ist unklar; Vorschrift war er offensichtlich nicht. Daß Heinrich Mohn seine Mitarbeiter im Unternehmen mit »Heil Hitler« gegrüßt hätte, ist nicht belegt.134 Anders sein Stellvertreter Gerhard Steinsiek, der übli- cherweise den Arm zum Gruß hob und die Formel sprach, oftmals aller- 352 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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dings so nachlässig, wie es heißt, daß angenommen wurde, er tue es »nicht gern«.135 War Heinrich Mohn dem neuen Regime nach der »Machtergreifung« noch eher zögerlich begegnet, so schien ihn die nationalsozialistische Lei- stungs- und Gemeinschaftsidee rasch überzeugt zu haben. Jedenfalls nutz- te er die baulichen Maßnahmen, technischen Innovationen und die im Zuge der Teilnahme am »Leistungskampf der deutschen Betriebe« neu geschaf- fenen sozialen Einrichtungen zur stolzen Selbstdarstellung seines Hau- ses.136 Augenscheinlich imponierte Mohn besonders die aus dem »Füh- rerprinzip« resultierende Aufwertung des Unternehmers. Anerkennend lobte er, »wie hoch heute im Dritten Reich die führende Unternehmerper- sönlichkeit bewertet wird«.137 Seinen ungeteilten Beifall fanden auch die staatlichen Maßnahmen zur Bewältigung der Arbeitslosigkeit, nach Mohn »eine Großtat der nationalsozialistischen Regierung«.138 Solche Zustim- mungsbereitschaft gründete offenbar in der Annahme, die eigenen unter- nehmerischen Ziele ließen sich mit den Vorgaben des nationalsozialisti- schen Regimes verbinden. Ökonomisches Kalkül, politischer Konservatis- mus und paternalistische, vermutlich religiös motivierte Verantwortungs- pflicht verschmolzen miteinander. Hinzu kam die Hoffnung, spezifisch christliche Werte würden sich auch im NS-Staat umsetzen lassen. »We- sentlich ist«, so Mohn, »daß der Unternehmer sich wirklich verantwortlich fühlt, heute dem Staat und Volk, letztlich Gott gegenüber.«139 Zwischen Religion und Politik: Die Familie Mohn Der Tag im Hause Mohn begann mit der Morgenandacht.140 Wann immer die Arbeit es zuließ, nahmen die Hausangestellten und engsten Mitarbei- ter aus Verlag und Druckerei daran teil.141 Für die sechs Kinder von Hein- rich und Agnes Mohn war das Ritual aus Gebet und kirchlichem Gesang tägliche Pflicht, der es nicht nur am Morgen, sondern auch an jedem Abend nachzukommen galt. Der Vater las aus der Bibel vor, gab die geistliche Lo- sung aus und begleitete den Choralgesang am Flügel; mitunter überließ er die musikalische Gestaltung den Kindern, von denen jedes mindestens zwei Instrumente beherrschte. Auf Disziplin achteten die Eltern sehr, und ge- betet wurde, außer zu den Andachten, auch vor und nach den Mahlzeiten. Jeder Sonntag, selten nur jeder zweite, begann mit dem Kirchgang. Und es verstand sich von selbst, daß in Gütersloher Geschäften, deren Inhaber katholisch waren, aus Prinzip nicht eingekauft wurde.142 Anders als die Religion hatte die Politik in der Familie nur einen un- tergeordneten Stellenwert. Wenngleich der Unternehmenschef mindestens bis 1924 Mitglied der DNVP war143, wurde zu Hause, so jedenfalls erinnern es die Kinder, über das politische Geschehen nicht gesprochen. Die Mut- ter, die sich, anders als der Vater, ganz der Familie widmete, entwickelte keine (partei)politischen Interessen, ihre Sympathie galt dem Kaiser und nach dem Zusammenbruch der Monarchie dem ehemaligen Generalfeld- marschall und späteren Reichspräsidenten Hindenburg; dessen Porträt zierte allerdings nur das Bügelzimmer. Der Schluß liegt nahe, daß es in- Die Familie Mohn 353

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nerhalb der Familie so selbstverständlich war, die Sache des Protestantis- mus auch politisch zu vertreten, daß davon nicht groß die Rede sein muß- te. Mitte der zwanziger Jahre zog die Familie nach Braunlage im Harz, wo die größeren Kinder einige Schuljahre verbrachten. Dem asthmakranken Heinrich Mohn bekam die Luft in Ostwestfalen nicht. Allerdings war es für den Firmenchef mit erheblichen Komplikationen verbunden, das Unter- nehmen aus der Ferne zu führen. Nach etwa drei Jahren kehrte die Fami- lie 1926 nach Gütersloh zurück und bezog das neu gebaute Haus in der Kurfürstenstraße 28. Hans Heinrich, der älteste Sohn, im Jahr nach der Hochzeit seiner Eltern geboren, wurde 1933 20 Jahre alt. Tochter Ursula, dem älteren Bruder immer eng verbunden, war zwei Jahre jünger. Ein Jahr nach ihr, 1916, war Annegret zur Welt gekommen. Sigbert war zwei Jah- re später gefolgt, Reinhard 1921 und Gerd, der Jüngste, war sieben, als Hitler an die Macht kam (vgl. die Genealogie S. 564). Welche Auswirkun- gen hatte das nationalsozialistische Regime auf die Familie? Blieb die Re- ligion der geistige Kern des Familienlebens? Wie reagierten die Kinder auf die der Jugend vom NS-Staat zugedachten Angebote? Und wie verhielten sich die Eltern? Um es vorwegzunehmen: Das Dritte Reich sorgte im Hause Mohn für beträchtliche Veränderungen, denn nicht alle Kinder akzeptierten ohne weiteres das elterliche Ideal von der Erziehung im protestantischen Glau- ben. Zwar reagierten sie unterschiedlich auf die Inanspruchnahme durch das Regime, alle sechs aber gehörten nationalsozialistischen Organisatio- nen an: Die kleinen wurden Mitglieder im Jungvolk, die größeren in der HJ beziehungsweise im BDM, die beiden ältesten in der NSDAP.144 In der Ge- schichte der Kinder erschließen sich einige zusätzliche Aspekte des Ver- haltens der Eltern in der NS-Zeit und des protestantischen politischen Mi- lieus von Gütersloh. Mit glanzvollen Zensuren legte Hans Heinrich Mohn (Jahrgang 1913), genannt »Hanger«, das Abitur im Evangelisch-Stiftischen Gymnasium ab, das auch seine drei Brüder besuchen sollten. Vermutlich, weil ihm eine aussichtsreiche Zukunft offenstand, nahmen es die Eltern hin, daß der äl- teste Sohn mit der Familientradition gleich mehrfach brach: Die Leiden- schaft des Vaters für die Theologie teilte der junge Mann so wenig, wie er seine künftige Aufgabe in der Leitung des Unternehmens sah. Hans Hein- rich, von dem es heißt, er habe Diplomat werden wollen145, schrieb sich zum Sommersemester 1933 an der juristischen Fakultät der Albert-Lud- wigs-Universität in Freiburg im Breisgau ein.146 Seinen Eintritt ins Er- wachsenenleben hatte er zudem mit einem Antrag auf Aufnahme in die NSDAP markiert, dem zum 1. Mai 1933 stattgegeben wurde;147 als Gym- nasiast war er vermutlich bereits Mitglied der HJ gewesen.148 Wie die El- tern auf den Parteieintritt ihres Ältesten reagierten, ist nicht bekannt; eben- sowenig, ob sie mit der Wahl des weit entfernten Studienortes einverstan- den waren. Als Hans Heinrich Mohn nach Freiburg ging, hatte die dortige Univer- sität gerade die spektakuläre Rektoratsübernahme durch Martin Heideg- ger erlebt, der die Hochschule unverzüglich nach dem »Führerprinzip« 354 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Die Kinder von Agnes und Heinrich Mohn um 1928: Ursula, Sigbert, Gerd, Hans Heinrich, Reinhard und Annegret (v.l.n.r.) umkrempelte.149 Der schon damals weltberühmte Philosoph sorgte für Auf- bruchstimmung im studentischen Leben Freiburgs, und Hans Heinrich Mohn gehörte zu den vielen, die, wie seine Geschwister sich später erin- nerten, von Heidegger ganz in ihren Bann gezogen wurden.150 Zusammen mit etwa zwei Dutzend Kommilitonen rief er eine spezifisch nationalso- zialistische, vom neuen Rektor nachhaltig geförderte Studentenvereinigung ins Leben: das Kameradschaftshaus »Schlageter«. Die Führung der Deutschen Studentenschaft (DSt) hatte das Konzept der Kameradschaftshäuser aus der Praxis der studentischen Arbeitsdienst- jugend entwickelt, um gerade den Erstsemestern Halt und Orientierung zu bieten. »Erziehung in und durch die Gemeinschaft« lautete das Ziel. Die sogenannte Mannschaftserziehung der Arbeitsdienstlager sollte auf die Hochschulen übertragen werden. Ziel war die grundlegende Umgestaltung des studentischen Alltags im Dienste der radikalen Veränderung des als li- beralistisch apostrophierten Hochschullebens der Weimarer Zeit. Das Ka- meradschaftshaus löste nicht nur traditionelle studentische Wohnformen (wie das Wohnen in gemieteten möblierten Zimmern) ab, sondern bildete darüber hinaus eine dezidiert politische Gemeinschaft. Der Student in der »Wohnkameradschaft« hatte gemäß einem Wort des »Führers« die Aufga- be, sich zum »politischen Soldaten seines Volkes« auszubilden und die na- tionalsozialistische Idee von der »Volksgemeinschaft« vorbildlich zu reali- sieren. Den Weg dorthin stellte sich die Führung der Deutschen Studen- tenschaft folgendermaßen vor: »Im Kameradschaftshaus lebt der junge Student während der ersten beiden Semester in klarer, einfacher Zucht. Er schläft gemeinsam mit den Kameraden, steht gemeinsam mit ihnen auf, treibt Frühsport, ißt gemeinsam Mittag- und Abendbrot. Sein Arbeitsdienst Die Familie Mohn 355

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ist der Dienst in der Wissenschaft. Vormittags und nachmittags ist für ihn frei zum Besuch der Übungen und Seminare. Dazu ist einige Male während der Woche politische Erziehung im Haus angesetzt, Kameradschaftsaben- de werden veranstaltet, SA-Dienst wird geleistet. Der Student […] hat Ge- legenheit, mit sich allein zu sein, Dinge für sich durchzumachen, die er al- lein erledigen muß. Aber er ist eingespannt in eine große Kameradschaft, er ist nicht einzelner, sondern er ist Glied einer Gemeinschaft, die ein ge- meinsames Ziel hat.«151 Was das Kameradschaftshaus zum »politischen Haus« machte, war dem Reichsinnenministerium zufolge die »dem nationalsozialistischen Wil- len der Studenten entsprechende Form des staatspolitischen und wissen- schaftlichen Dienstes und der körperlichen und charakterlichen Stäh- lung«.152 Weder sollte das Haus eine Kaserne sein »im Sinne öden, see- lenlosen Drills«, noch ein »klösterliches Konvikt im Sinne der Askese und einer Abkapslung vom sonstigen Leben«.153 Lebendigkeit hatte es zu ver- körpern – »und alles, was eine junge studentische Mannschaft tun kann: leben, arbeiten, studieren, feiern, turnen, fechten, spielen, ausruhen und fröhlich sein«. Aber auch »voll Zucht und Gehorsam« hatte es zu sein, denn: »Die nationalsozialistische Durchdringung der Wissenschaft kann und muß von hier wesentliche Antriebe bekommen. Aus der Diszipliniert- heit einer solchen Gemeinschaft wird das System einer klaren, harten und eindeutigen Erziehung erstehen, die es ermöglicht, im immerwährenden Ausleseprozeß die besten Männer dem Staate zur Verfügung zu stellen.« Der Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter gab dem Kameradschafts- haus, das Hans Heinrich Mohn und seine Freunde im Herbst 1933 grün- deten und das die erste »Wohnkameradschaft« an der Universität Freiburg bildete, seinen Namen. Schlageter, der im Schwarzwald aufgewachsen war und in Freiburg studiert hatte, war 1923 im sogenannten Ruhrkampf nach einer Sabotageaktion von einem französischen Kriegsgericht zum Tode ver- urteilt und in der Nähe von Düsseldorf standrechtlich erschossen worden. Die äußerste Rechte und insbesondere die nationalsozialistischen Studen- ten verehrten ihn als Idol des deutschen »Freiheitskampfes«. Aus Anlaß seines zehnten Todestages am 26. Mai 1933 fanden im ganzen Reich Ge- denkveranstaltungen statt.154 Schlageter erhielt den Ehrentitel »erster na- tionalsozialistischer deutscher Soldat« und war, wie der 1930 von Kom- munisten erschossene SA-Führer Horst Wessel, fortan auch staatsoffiziell eine Gestalt öffentlicher Ehrbezeugung.155 Die Gruppe um Hans Heinrich Mohn nannte sich »Völkische Kamerad- schaft Schlageter«156 und realisierte, was die Deutsche Studentenschaft for- derte: »eine neue Lebensform für die neue deutsche Hochschule«.157 In Hei- degger fand sie einen prominenten Fürsprecher.158 Für die Einrichtung des Kameradschaftshauses setzte sich der Rektor besonders gegenüber dem Freiburger Oberbürgermeister ein, denn dieser fürchtete wirtschaftliche Einbußen auf dem Mietmarkt und lehnte die neue studentische Wohnform rundweg ab.159 Am 30. Oktober 1933 genehmigte Heidegger die Bildung der Kameradschaft; eine Woche später bestätigte der Führer der Studen- tenschaft die Gründung.160 Bald entstand in Freiburg, ebenfalls von Hei- degger gefördert, ein Kameradschaftshaus für etwa 20 Studentinnen.161 356 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Die »Völkische Kameradschaft Schlageter«, die enge Verbindung zum Rektor hielt und von diesem auch Besuch empfangen haben soll162, gab sich ein durch und durch politisches Programm. Daraus geht beispiels- weise hervor, daß alle Mitglieder – ihre Zahl belief sich auf durchschnitt- lich 23 Studenten verschiedener Disziplinen – der SA oder der SS anzu- gehören hatten.163 Mindestens einer der beiden Organisationen gehörte wahrscheinlich auch Hans Heinrich Mohn an, als die Kameradschaft ins Leben gerufen wurde.164 Die jungen Leute mieteten zwei Häuser an; in ei- nem davon war der Sohn des Gütersloher Unternehmenschefs behördlich gemeldet.165 Zwar erhielt die Kameradschaft finanzielle Unterstützung von seiten der Universitätsleitung, die auch Möbel und andere Einrichtungs- gegenstände anschaffte, allerdings mußten die jungen Herren die Monats- miete zu einem Gutteil selbst aufbringen. Daß Unternehmenschef Heinrich Mohn seinen Sohn finanziell unterstützte, ist nicht zu belegen, aber doch anzunehmen. Eine besondere Bitte verwehrten Heinrich und Agnes Mohn ihrem Äl- testen nicht, von dem es heißt, er sei der Lieblingssohn der Mutter gewe- sen: Wenngleich nicht ohne Bedenken, erlaubten sie, daß Ursula, die eben die höhere Schule absolviert hatte und sich eigentlich bei einer Tante in Stuttgart als Haustochter betätigen sollte, als Hauswirtschafterin der Völ- kischen Kameradschaft Schlageter nach Freiburg ging.166 Als die 18jähri- ge, gegen ihren Willen begleitet von ihrer Mutter, in Freiburg eintraf, stan- den am Bahnhof bereits der Bruder und seine Kameraden zur Begrüßung Spalier. Ihre Tätigkeit als Hauswirtschafterin für die Gruppe junger Män- ner verrichtete Ursula ohne Entgelt. Sie war in die Kameradschaft voll in- tegriert, fuhr mit auf eine Skihütte im Schwarzwald und nahm auch am Universitätsleben teil; zwar absolvierte sie kein Studium, besuchte aber ei- nige Vorlesungen. Den jungen Studenten, unter denen sie ihren späteren Ehemann kennenlernte, galt sie als »Kamerad Ursel«. Über den Alltag im Kameradschaftshaus ist wenig bekannt. Daß der Ta- gesablauf, wie es anderswo üblich war167, auch im Schlageter-Heim einem militärisch straffen Drill folgte und ein »Dienstplan« die Pflichten vom Wecken bis zum Schlafengehen regelte, ist anzunehmen. Das Gemein- schaftserlebnis stand jedenfalls im Mittelpunkt: beim Singen und Musizie- ren, bei den weltanschaulichen Schulungsvorträgen und auch beim »Wis- senschaftsdienst«, wie man das Studium nannte.168 Geldsorgen machten der Kameradschaft Schlageter von Beginn an zu schaffen. Schon kurz nach der Gründung hatten die Studenten, mit Unter- stützung von Rektor Heidegger, vergeblich um Steuerbefreiung für ihre Häuser und Grundstücke ersucht.169 Daß die Gruppe in einem vom Juni 1934 datierenden Verzeichnis aller Kameradschaftshäuser und Wohnka- meradschaften der Universität Freiburg (insgesamt 27) nicht genannt ist, scheint ein Hinweis auf ihr bevorstehendes Ende zu sein.170 Im September 1934 jedenfalls, etwa ein Jahr nach ihrer Gründung, gab die Kamerad- schaft Schlageter dem Rektorat bekannt, daß sie sich »endgültig aufgelöst« habe.171 Die Kameraden trennten sich. Finanzielle Folgeprobleme bestanden aber noch eineinhalb Jahre später, als ein Fabrikant Ansprüche auf die Be- Die Familie Mohn 357

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zahlung einer Lieferung von Schwarzwälder Konfitüre geltend machte.172 Wolfgang Roehder, mittlerweile Student in Heidelberg und als letzter An- führer der Kameradschaft für die finanzielle Abwicklung verantwortlich, teilte der Universität bei dieser Gelegenheit mit, was aus den Kommilito- nen geworden war: »Der Zusammenhang zwischen den Gliedern der Ka- meradschaft, der zuerst noch weiterhin bestand, ist inzwischen verloren gegangen – die Kameraden sind mir unerreichbar in Heer und Referen- dardienste und ähnliches zerstreut.«173 Hans Heinrich Mohn hatte die Gruppe deutlich vor der Auflösung ver- lassen. Während seine Schwester noch im Kameradschaftshaus blieb – ins- gesamt etwa ein Jahr lang –, ließ er sich am 26. Februar 1934 aus nicht näher bekannten Gründen an der Albert-Ludwigs-Universität exmatriku- lieren174 und meldete sich zur Wehrmacht175, wo er es bis zum Offizier brachte; seine Ernennung zum Leutnant datiert vom 1. April 1937.176 Von Iserlohn aus, seinem Standort im Sauerland, besuchte er oftmals die Fa- milie, manchmal auch in Begleitung von Offizierskameraden. Bei solchen Gelegenheiten wurde im Hause Mohn, was sonst ganz unüblich war, Wein ausgeschenkt.177 Einzelheiten der militärischen Karriere von Hans Hein- rich Mohn sind nicht zu rekonstruieren; bis zum Beginn des Zweiten Welt- kriegs verliert sich seine Spur. Ursula Mohn (Jahrgang 1915) zeigte sich vom Nationalsozialismus min- destens so fasziniert wie ihr älterer Bruder. Ihre erste Begegnung mit der »Bewegung« hatte sie in ihrem letzten Schuljahr kurz nach der »Machter- greifung«, als sie das Internat der Höheren Lehranstalten der Hoffbauer- Stiftung Hermannswerder bei Potsdam besuchte. Die Eltern hatten sie an der Diakonissenanstalt angemeldet, weil sie mit dem Schulleiter, einem ehemaligen Pastor am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium, gut bekannt waren. Anläßlich eines Besuchs von Heinrich und Agnes Mohn erlebte Ur- sula vor deren Hotel die Parade fröhlich singender Jungen und Mädchen der Hitler-Jugend; ihrer Erinnerung zufolge lief sie hinunter und mar- schierte mit.178 Ohne rechte Zukunftsvorstellung – eine Aufgabe im Betrieb hatten ihr die Eltern ebensowenig zugedacht wie ihrer jüngeren Schwester Anne- gret – kehrte Ursula nach der dreijährigen Schulausbildung ins Elternhaus zurück. Daß Hans Heinrich sie alsbald ins ferne Freiburg holte, erlebte sie als Befreiung aus der Kontrolle und behüteten Langeweile der Gütersloher Familie. Das Wohnen und Arbeiten bei der »Völkischen Kameradschaft Schlageter« prägte die junge Frau. Nicht gewillt, die ihr zugedachte häus- liche Rolle anzunehmen, begann sie nach dem Abschied von Freiburg 1934 ein Lehramtsstudium in Deutsch, Geschichte und Volkskunde zunächst in Kiel. Von dort ging sie nach Leipzig, Berlin, Wien, danach zurück nach Ber- lin und im Jahr des Kriegsbeginns schließlich nach Königsberg. Erlebnishunger und Abenteuerlust führten Ursula Mohn 1934 und 1936 insgesamt vier Mal auch ins Ausland. In der Gottschee, einer traditionell von Deutschen besiedelten Region an der slowenisch-kroatischen Grenze, die seit dem Ersten Weltkrieg zu Jugoslawien gehörte, engagierte sie sich in der Volkstumspolitik. Im Auftrag des Vereins für das Deutschtum im Aus- land (VDA) hielt die junge Frau Schulungen ab, in der Regel Kurse in Musik, 358 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Kunst und Handarbeit. Ziel war es, die »nationale Sache« in den deutschen Siedlungsgebieten zu propagieren.179 Künstlerisch und musikalisch hoch begabt – jahrelang hatte Ursula Mohn Musikkreise und eine Laienspiel- gruppe geleitet –, übernahm sie 1937 in Berlin das Amt einer Spielschar- führerin im BDM,180 dem sie bereits als Jugendliche in Hermannswerder beigetreten war. Daß sie im selben Jahr Aufnahme in die NSDAP begehr- te, war angesichts dieses Engagements nur konsequent.181 Die Eltern hatten gegen die politischen Aktivitäten ihrer Tochter offen- bar nichts einzuwenden; jedenfalls unterstützte Heinrich Mohn den BDM durch Spendenzahlungen.182 Blankes Entsetzen löste Ursula allerdings aus, als sie ihr Bekenntnis zum Nationalsozialismus zum Austritt aus der Kir- che bewog; bei der Volkszählung im Mai 1939 gab sie als Konfession »gott- gläubig« an,183 was bedeutete, daß sie keiner Religionsgemeinschaft angehörte.184 Ihrer Erinnerung nach schleuderte ihr die resolute Mutter daraufhin entgegen, sie wollte, Ursula wäre »nie geboren«, während der Vater zumindest nach außen gelassen reagierte und sagte, er werde für sie beten.185 Über die häuslichen Andachten im Elternhaus hatte sich Ursula schon als Jugendliche mokiert. Den Kreis der Angestellten, die am frühen Mor- gen aus dem Betrieb ins Wohnhaus kamen, um am Gebet teilzunehmen, nannte sie spöttisch Vaters »Ekklesier«. Um die fromme Versammlung zu provozieren, erschien sie manches Mal mit dem »Kommunistischen Mani- fest« unter dem Arm zur Andacht.186 Ursulas Austritt aus der Kirche bil- dete einen Einschnitt im Leben der Familie Mohn. Keines der Kinder voll- zog die Abwendung von den Eltern und der strengen Religiosität ihrer Er- ziehung mit einem ähnlichen Paukenschlag. Hans Heinrich, den häuslichen Andachten gegenüber ebenfalls sehr kritisch, erwog zwar, aus der Kirche auszutreten, verwarf den Schritt aber – der Großmutter zuliebe.187 Für Ur- sula, deren Handlungsspielraum enger und deren Rolle als Frau stärker festgelegt war, bedeutete das politische Engagement – mehr noch als für den älteren Bruder – im Ergebnis die Emanzipation von den Eltern. Sie leg- te an der Universität Königsberg, wo sie Vorlesungen bei dem völkisch-na- tionalen Historiker Kleo Pleyer besuchte188 und bereits über das Thema ei- ner Doktorarbeit nachdachte, das Lehrerexamen ab und unterrichtete an einer Schule Musik, Laienspiel und Volkskunde.189 Im Jahr 1943 heiratete sie den Wehrmachtssoldaten Theodor Fischer, einen Altphilologen, den sie im Freiburger Kameradschaftshaus kennengelernt hatte. Drei Monate nach der Hochzeit fiel ihr Mann an der Ostfront; wenig später kehrte Ursula mit ihrem Sohn nach Gütersloh zurück – zehn Jahre, nachdem sie sich von dort aufgemacht hatte.190 Um Frieden mit der Familie bemüht und um ihr Kind nicht im Konflikt mit dem protestantischen Umfeld großzuziehen, trat sie wieder in die evangelische Kirche ein.191 Ebenso wie ihren Beruf gab sie ihr politisches Engagement auf. Anders als ihre beiden älteren Geschwister ließ sich Annegret Mohn (Jahrgang 1916) von Anfang an auf ein Leben nach den Vorstellungen der Eltern ein.192 Gegen die kirchliche Erziehung rebellierte sie nicht, und auch mit den vorgefaßten Plänen für ihre Zukunft war sie einverstanden. Nach der Schulzeit in Hermannswerder bei Potsdam, wo auch sie drei Jahre lang Die Familie Mohn 359

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das Internat der Diakonissenanstalt besucht hatte, absolvierte Annegret am Sozialpädagogischen Seminar in Hildesheim eine Ausbildung zur Kin- dergärtnerin und Jugendleiterin. Zwar gehörte sie dem BDM an, zum Un- verständnis ihrer Schwester Ursula war sie aber nicht aus Überzeugung, sondern nur deshalb Mitglied geworden, weil es die Schulleitung empfoh- len hatte.193 Nach der Rückkehr aus Hildesheim lebte sie bis zu ihrer Hei- rat im Elternhaus194 und arbeitete, bis sie selbst Nachwuchs erwartete, im Kindergarten der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt Gütersloh. Da Hans Heinrich die Rolle des künftigen Unternehmenschefs nicht an- genommen hatte, rückte Sigbert Mohn (Jahrgang 1918) in diese Position vor.195 Am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium durch die unmittelbare Er- fahrung des Kirchenkampfs sensibilisiert, entwickelte der 14jährige Kon- firmand wenig Sympathie für den nationalsozialistischen Staat. Beeinflußt von Pastor Wilhelm Florin, dem Seelsorger der Anstalt, schlug er sich im innerprotestantischen Konflikt auf die Seite der Bekennenden Kirche und lehnte die von Schuldirektor Friedrich Fliedner vertretene Position der Deutschen Christen ab.196 Als Florins Bibelkreis zwangsweise in der Hit- ler-Jugend aufging,197 wurde auch Sigbert Mitglied. Seinen Dienst tat er als Angehöriger des 16köpfigen Posaunenchors am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium. Der Chor fungierte zugleich als Bannmusikzug der HJ und spielte bei politischen Aufmärschen, aber auch sonntags nach dem Gottes- dienst – traditionsgemäß vom Türmchen des Evangelisch-Stiftischen Gym- nasiums.198 Voller Genugtuung verkündete die Westfälische Zeitung / Gü- tersloher Zeitung im Frühjahr 1936, insgesamt 98 Prozent aller Schüler des Gymnasiums seien Mitglieder im Jungvolk beziehungsweise in der Hitler- Jugend.199 Von HJ-Funktionären aufgefordert, aus der Kirche auszutreten, lehnte Sigbert dies ab; Schwierigkeiten entstanden ihm deshalb nicht. Ein Jahr früher als geplant, legte er 1937 das Abitur ab; die Verkürzung der Schulzeit, die erstmals seinen Geburtsjahrgang traf, sollte den Nachschub an Soldaten sichern. Nach Reichsarbeitsdienst200 und Militärausbildung201 hatte ihn der 55jährige Vater für die Leitung des projektierten theologi- schen Verlagszweigs vorgesehen202. Sigbert mußte aber im Herbst 1939 in den Krieg ziehen – und kehrte erst 1949 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück. Die Nachfolge in der Unternehmensführung war zu diesem Zeit- punkt bereits an seinen jüngeren Bruder Reinhard übergegangen. Reinhard Mohn (Jahrgang 1921) war ebenfalls Schüler am Evangelisch- Stiftischen Gymnasium, als er im Mai 1933 Mitglied im Jungvolk wurde. Bereits im Jahr darauf brachte er es zum Führer einer Jungenschaft.203 Animiert von einem Film, den er mit seinen Kameraden gesehen hatte, ent- wickelte er fortan reges Interesse am Segelflug. Nach der Übernahme in die HJ trat er der sogenannten Jungsportgefolgschaft bei, in der er sich dem Modellflugzeugbau und dem Flugsport widmen konnte.204 In der Hit- ler-Jugend begann Reinhard als Kameradschaftsführer, und nach zwei Jah- ren avancierte er zum Führer einer Gefolgschaft. Erst als er sich auf das Abitur vorzubereiten hatte, gab er, mittlerweile 17 Jahre alt, diese Ver- pflichtungen ab. Für die Zulassung zur Reifeprüfung hatten die Primaner ein Gesuch an den Prüfungsausschuß zu richten, das Aufschluß über Le- benslauf, Berufswunsch und Freizeitbeschäftigung gab. Reinhard Mohn be- 360 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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richtete, warum ihm der Dienst in Jungvolk und HJ besonders imponier- te: »Diese Aufgabe schien mir erst sehr schwer, da alle die Jungen, die ich führen sollte, älter als ich waren, außerdem fehlte mir genügend Selbst- vertrauen. Ich habe in den vier Jahren, in denen ich diese Einheit der Hit- ler-Jugend geführt habe, diese Scheu zu überwinden gelernt und bin stolz darauf, daß ich meinen Kameraden Führer und Vorbild sein durfte.«205 Reinhards HJ-Tätigkeit hatte für die Familie Mohn unmittelbare Fol- gen: Der Keller im Wohnhaus an der Kurfürstenstraße wurde zum offizi- ellen Treffpunkt der örtlichen Hitler-Jugend. Auf Fürsprache der Mutter er- laubte Heinrich Mohn, daß Reinhard einen mit Rupfen ausgekleideten Raum für die regelmäßigen Heimabende einrichtete, im Familienjargon »das braune Zimmer«.206 Die Suche nach geeigneten Versammlungsräumen für die NS-Jugend beschäftigte die Stadtverwaltung Gütersloh bereits seit längerem.207 Im Herbst 1935 zählten das Jungvolk 350 Mitglieder, die Jungmädels 250, HJ und BDM jeweils 300. Ehe ein zentrales NS-Heim errichtet war, für dessen Bau gesammelt wurde208, blieb die Partei auf private Ausweichquartiere angewiesen. Zu den Familien, die Räume kostenlos zur Verfügung stellten, zählten neben den Mohns die Gütersloher Unternehmer Ruhenstroth (Bau) und Wulfhorst (Fleischwaren).209 Das »braune Heim« im Keller der Verle- gerfamilie erfüllte seinen Zweck etwa drei oder vier Jahre lang; im Laufe des Jahres 1937 konnte der Bürgermeister Jungvolk und HJ schließlich in der mittlerweile von der Stadt erworbenen und instandgesetzten alten Brauerei in der Friedrichstraße210 unterbringen.211 Als Reinhard Mohn zum Abitur antrat, hatte er festgefügte Interessen und auch einen entschiedenen Berufswunsch: »Da mich die praktische Ar- beit in der Hitler-Jugend, der Flug-Physikunterricht in der Schule und die naturwissenschaftlichen Fächer überhaupt sehr interessieren und meine Veranlagung mich deutlich auf dieses Gebiet weist, habe ich mich ent- schlossen, Ingenieur zu werden.«212 Auch ließ er den Prüfungsausschuß wissen, daß er in den Ferien »die einzelnen Gaue Deutschlands auf Fahr- ten und Wanderungen« bereiste, und nicht ohne Stolz setzte er hinzu: »Ein besonders Erlebnis war mir in diesem Jahr die Fahrt durch die Ostmark213, denn ich habe dort gesehen, was es heißt, in Deutschland leben zu dürfen und Deutscher zu sein.« Das Evangelisch-Stiftische Gymnasium begleitete den Antrag des Abi- turienten mit einem kurzen Gutachten: »Mohn ist gut begabt, zeichnet sich aus durch selbständiges Denken auf den meisten Gebieten, besonders auf naturwissenschaftlichem. Er bringt sowohl praktische als auch theoreti- sche Eignung zum Ingenieurberuf mit. Er tritt jedem an ihn herangetra- genen Stoff vor allem erst einmal kritisch gegenüber, wobei er zu starkem Selbstbewußtsein neigen kann. Andererseits kennzeichnet ihn wiederum ein Schwanken zwischen Schüchternheit und einer erfreulichen Offenheit. Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft sind noch zwei andere Merkmale. Er war Scharführer in der HJ und bewies stärkste Anteilnahme am Segelflug. Auf körperlichem Gebiete: guter Einsatz und Leistungswille.«214 Nachdem Reinhard Mohn zu Ostern 1939 das Abitur abgelegt und danach den Reichsarbeitsdienst absolviert hatte, trat er wenige Wochen nach Kriegs- Die Familie Mohn 361

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beginn, im Oktober 1939, beim Flug-Ausbildungs-Regiment Quedlinburg seinen Wehrdienst in der Luftwaffe an; er wurde Mitglied im Nationalso- zialistischen Fliegerkorps und wollte sich zum Piloten ausbilden lassen.215 In Glaubensdingen hielt Reinhard es wie Hans Heinrich und Ursula, mit denen ihn wegen des erheblichen Altersunterschiedes ansonsten wenig verband: Die häuslichen Andachten betrachtete er mit zunehmender Skep- sis, und zu den Frömmigkeitsformen, die Elternhaus und Gymnasium ver- mittelten, ging er auf Distanz. Reinhard war etwa 16 Jahre alt, als ihm die Mutter – nach den Erfahrungen mit Tochter Ursula offenbar vorsichtig ge- worden – das Plazet erteilte, an den morgend- und abendlichen Gebeten und Gesängen und auch am sonntäglichen Kirchgang nicht mehr teilneh- men zu müssen.216 Daß er am Gymnasium eigens um den Eintrag des Be- kenntnisses auf seinem Abiturzeugnis ersuchte, war vermutlich ein Zuge- ständnis an die Eltern.217 Gerd Mohn (Jahrgang 1926), das jüngste der sechs Kinder, war in reli- giöser Hinsicht von der Frömmigkeit in Elternhaus und Schule stark ge- prägt. Auch er wurde Mitglied in Jungvolk und HJ218, erhielt aber keine Ämter und entwickelte wenig Interesse an den Veranstaltungen; allein die Reiterei begeisterte ihn. Als der Junge am Evangelisch-Stiftischen Gymna- sium von Florins Nachfolger Karl Heinrich Droste, einem Anhänger der Deutschen Christen und Fliedners Protegé, Konfirmandenunterricht er- halten sollte, ließ der Vater dies nicht zu und schickte ihn zu einem der wichtigsten Männer der Bekennenden Kirche in Gütersloh, Pastor Paul Gronemeyer219; Gerd und einigen Klassenkameraden, die denselben Weg wählten220, entstanden am Gymnasium deswegen keine Nachteile. Mit 19 Jahren entschloß sich der Kriegsheimkehrer221, an der Theologischen Hochschule Bethel zu studieren, die für ihre kirchennahe Linie, die För- derung der Mission und auch dafür bekannt war, daß sie sich von der an den staatlichen Universitäten gelehrten Theologie distanzierte.222 Pastor Gronemeyer schrieb in seinem »pfarramtlichen Zeugnis«: »Gerd Mohn ist mein Konfirmand und ich kenne ihn seit jenen Jahren als einen trefflichen jungen Menschen, dem sein Herz wohl zu der Gotteswelt geht, um die es uns beim Studium und in der Kirche geht und gehen muß. Von Herzen wün- sche ich ihm für seinen Studienweg Gottes Segen.«223 Heinrich Mohn und die Partei Tag für Tag hielt sich Heinrich Mohn in der Firma auf, und eine seiner Se- kretärinnen war auch im Wohnhaus für ihn tätig, wo sich der Unterneh- menschef ein zweites Arbeitszimmer eingerichtet hatte. Daß ihn der Beruf einnahm, kam im Familienleben nicht nur dann zum Ausdruck, wenn Großmutter Friederike bisweilen vergeblich auf ihren Sohn warten muß- te, der vormittags bei ihr für gewöhnlich ein Butterbrot aß. Auch in der Fa- milie war Heinrich Mohn – mit Ausnahme des gemeinsamen Mittag- und Abendessens – an den Werktagen so gut wie nicht präsent.224 Zu Hause empfing er auch am Wochenende seine Autoren. Diejenigen, mit denen er das Gespräch im privaten Kreis pflegte, das persönliche ebenso wie das 362 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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fachliche, waren vor allem die Verfasser theologischer Werke, darunter Paul Althaus, Adolf Schlatter, Julius Richter und Johannes Kuhlo, denn die theologische Buchproduktion, die er intensiv betreute, bedeutete dem Un- ternehmenschef viel.225 Ein geselliger Mann war Heinrich Mohn nicht. We- der er noch seine Frau nahmen am Gütersloher Vereinsleben teil. Auch die jährlichen Einladungen des Bürgermeisters lehnte er ab; wie alle »Be- triebsführer« mit mehr als 200 »Gefolgschaftsangehörigen« wurde Mohn regelmäßig zum sogenannten Bierabend mit den Ratsherren, städtischen Beamten, Schul- und Bankdirektoren, Fabrikanten und Offizieren des Luft- waffenstandorts eingeladen; jedesmal gab er an, aus Rücksicht auf seine Gesundheit verzichten zu müssen.226 Wenn Heinrich Mohn Mitglied einiger Organisationen des NS-Staates wurde, hatte dies vor allem berufliche Gründe.227 Als Verleger war für ihn die Zugehörigkeit zur Reichsschrifttumskammer Pflicht; »Mitglied der Reichsschrifttumskammer B 11 836 H/0372« stand auf seinen Briefbö- gen.228 Darüber hinaus führten mehrere Fachverbände der Reichskultur- kammer Mohn in ihren Mitgliedslisten: der Börsenverein der deutschen Buchhändler, der Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverleger, der Reichsverband für den werbenden Zeitschriftenhandel, der Reichsverband der evangelischen Presse, die Vereinigung evangelischer Buchhändler, der Reichsverband der deutschen Musikalienhändler, die Deutsche Buch- druckerinnung, der Deutsche Buchdruckerverein, die Fachschaft Verlag, die Fachschaft Reise- und Versandbuchhandlung sowie die Wirtschafts- gruppe Druck und Papierverarbeitung.229 Da der Verlag C. Bertelsmann ne- ben Büchern auch Zeitschriften und Notenwerke herausbrachte, mußten Mohns engere Mitarbeiter der Reichspresse- beziehungsweise der Reichs- musikkammer angehören, so Gerhard Steinsiek, Wilhelm Beimdiek, Otto Oeltze, Theodor Berthoud und Fritz Wixforth.230 Über die berufsbedingten (Zwangs-)Mitgliedschaften hinaus unter- stützte Heinrich Mohn eine Reihe nationalsozialistischer Organisationen durch regelmäßige Geldspenden, namentlich jene, in denen sich seine Kinder engagierten: den Bund Deutscher Mädel, die Flieger-HJ und das Na- tionalsozialistische Fliegerkorps. Auch der NSDAP ließ er, wie er nach Kriegsende erklärte, »gelegentlich in früheren Jahren kleine Beträge« zu- kommen – um, wie er hinzusetzte, »unbehelligt zu bleiben«;231 zu den Organisationen, an die Mohn zahlte, gehörten des weiteren die Adolf-Hit- ler-Spende der deutschen Wirtschaft232, das Winterhilfswerk233 – und die SS, deren »Förderndes Mitglied« der Unternehmenschef war.234 Welche Motive hatte Heinrich Mohn, ausgerechnet die SS zu unterstüt- zen? Eine einzige Voraussetzung war zu erfüllen, um in den Förderkreis aufgenommen zu werden: Der Förderer mußte »arischer Abstammung« sein. Weder den körperlichen und »erbgesundheitlichen« Ansprüchen der SS war Genüge zu tun,235 noch war die Mitgliedschaft in der NSDAP oder ihren Gliederungen verlangt.236 Aktive Pflichten erwuchsen den Förderern nicht, denn wer die SS finanziell unterstützte, hatte weder Dienst zu tun, noch mußte er um »rassepolitische Genehmigungen« (beispielsweise bei der Eheschließung) nachsuchen; auch der SS-spezifische Treueid auf den »Führer« entfiel.237 Heinrich Mohn und die Partei 363

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Heinrich Himmler hatte das Förderkonzept bereits 1925 entwickelt, im Gründungsjahr der SS. Saalschlachten und Straßenkämpfe prägten in die- ser sogenannten Kampfzeit die Auseinandersetzung der NSDAP mit ihren politischen Gegnern. Die SS leistete dabei als Versammlungsschutz und Leibwache Hitlers wichtige Dienste – ohne daß die Partei in der Lage ge- wesen wäre, wenigstens die Fahrtkosten der SS-Männer zu den Veran- staltungen zu übernehmen.238 In allen Schichten der Bevölkerung wurden deshalb Fördernde Mitglieder (FM) geworben, auch unter Sympathisanten, die der NSDAP (oft aus beruflichen Gründen) nicht beitreten konnten oder wollten. Von den Förderern wurde eine monatliche Geldspende erwartet, deren Höhe im persönlichen Ermessen lag.239 Hitler, der monatlich zehn Mark bezahlte und dessen (undatierte) Auf- nahmeerklärung die Mitgliedsnummer 1 trägt, räumte der SS im März 1929 »erneut« das »Recht« ein, »in allen Gauen Deutschlands für die Fi- nanzierung ihrer Organisation Fördernde Mitglieder zu werben« – mit der Einschränkung allerdings, daß die SS der NSDAP keine Mitglieder »ab- spenstig« machte, die sich in sogenannten Opferringen zu außergewöhn- lich hohen finanziellen Zuwendungen verpflichtet hatten.240 Himmler, seit Januar 1929 Reichsführer SS, baute seine Truppe noch vor der »Machter- greifung« zu einer straffen Parteipolizei aus.241 Seit 1933 entstanden dann im Machtbereich der SS aufgrund einer raschen und umfassenden Aus- dehnung der Kompetenzen die Fundamente des totalitären Überwa- chungsstaates. Bei der weltanschaulichen Kerntruppe des Nationalsozia- lismus wurde der Terror institutionalisiert. Wer die Aufnahmeerklärung als Förderndes Mitglied der SS unter- schrieb und sich zur regelmäßigen Beitragszahlung verpflichtete, erhielt ein schwarzes Mitgliedsbuch (bis Herbst 1933 eine rote Ausweiskarte242), auf dessen erster Seite Himmlers Leitspruch prangte: »Es ist eine Ehre, SS-Mann zu sein. Es ist eine Ehre, Förderndes Mitglied zu sein; tue jeder weiter seine Pflicht, wir SS-Männer und ihr Fördernden Mitglieder, jeder an seiner Stelle: Und Deutschland wird wieder groß.«243 Außerdem er- hielten die Mitglieder ein numeriertes Abzeichen und die von der Presse- abteilung der Reichsführung SS herausgegebene, reich bebilderte monat- liche Mitgliederzeitung.244 Das Blatt mit dem spröden Titel FM-Zeitschrift erschien erstmals im April 1934. »Lies die Zeitschrift für Fördernde Mit- glieder!« lautete der Werbespruch im Mitgliedsbuch, »Sie soll für Dich die enge Verbindung mit der SS sein!«245 Ziel des Blattes, in dem ausschließ- lich SS-Angehörige schrieben, war es, »ein getreues Spiegelbild der Lebens und Treibens der SS« zu liefern. Dazu zählten »Schilderungen aus der Kampfzeit, lebendige Berichte über Veranstaltungen usw., aber auch schöngeistige Arbeiten«; besonders erwünscht waren »Schilderungen von Feldzugserlebnissen« und »Plaudereien ernsten oder heiteren Inhalts«.246 Auf die enge Verbindung zu ihren Fördernden Mitgliedern legte die SS besonderen Wert. An manchen Orten zu festen Zirkeln zusammenge- schlossen, hielten die Sponsoren regelmäßig Kameradschafts- und Schu- lungsabende mit SS-Männern ab oder trafen sich zu Ausflügen und ande- ren Unternehmungen. Nicht selten wurden »in kameradschaftlicher Ver- bundenheit« Feste gefeiert, beispielsweise, wenn langjährige Förderer die 364 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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von Himmler gestiftete silberne Ehrennadel erhielten. Zu einer solchen Ge- legenheit führte ein SS-Brigadeführer Anfang 1936 aus, was die SS von ihren Sponsoren erwartete: »Die FM sollen sich immer als zu uns gehörig betrachten; was die Staffel und den einzelnen Mann angeht, geht immer auch die FM an. Wir brauchen die FM als einen Kreis von Volksgenossen, der restlos versteht, was wir wollen, und der sich restlos für uns ein- setzt.«247 Pflicht eines jeden SS-Mannes war es, mindestens ein Förderndes Mit- glied zu werben; für die Beitragseinziehung waren die örtlichen Dienst- stellen der aktiven SS zuständig.248 Im Verwaltungsamt der SS befaßte sich eine eigene FM-Abteilung mit der Abrechnung der Gelder;249 gezahlt wur- de grundsätzlich bar. Himmler, der die Vergrößerung des Sponsorenkrei- ses jedem SS-Führer zur dringenden Aufgabe machte, forderte »äußerst tüchtige und energische Geldverwalter«. »Die Kassengeschäfte«, so der Reichsführer, seien »mit der Genauigkeit eines altpreußischen Beamten zu erledigen«.250 Die Spenden der Förderer kamen ausschließlich der Allgemeinen SS zugute. Die bewaffnete SS (nach Kriegsbeginn »Waffen-SS«), die sich aus der Verfügungstruppe und den zur Bewachung der Konzentrationslager verwendeten »Totenkopfverbänden« zusammensetzte, wurde hingegen aus staatlichen Mitteln finanziert. Der Förderkreis bestand zwar auch während des Zweiten Weltkriegs fort, allerdings ruhten die Beitragszah- lungen, was infolge der forcierten Militarisierung der SS vermutlich orga- nisatorische Gründe hatte;251 freiwillig fortgesetzte Zuwendungen wurden aber angenommen.252 Die Fördernde Mitgliedschaft konnte unter Rückga- be von Mitgliedsbuch und Abzeichen prinzipiell zwar gekündigt werden. Allerdings bedurfte es zum Austritt einer »ausdrücklichen« schriftlichen Erklärung und der Angabe »stichhaltiger« Gründe.253 Vor allem Kaufleute und Industrielle, aber auch Adlige, Intellektuelle und Würdenträger der Kirchen wurden für den Förderkreis der SS ange- worben, vereinzelt auch Frauen.254 Fördernde Mitglieder waren beispiels- weise die im Dritten Reich erfolgreiche, wenngleich politisch nicht sehr wohlgelittene Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler255 und der Erzbi- schof von Freiburg.256 Neben dem finanziellen Aspekt zielte die SS mit dem Sponsorensystem auf die Mehrung ihres gesellschaftlichen Ansehens. Um- gekehrt suchte offenbar manches Mitglied die politische Absicherung – je- denfalls entwickelte sich die Zahl der Fördernden Mitglieder rasant: in- nerhalb eines Jahres von gut 13 000 auf rund 168 000 im Jahr 1933. Der Höchststand war 1934 mit etwa 343 000 Mitgliedern erreicht, belief sich 1936 aber immer noch auf gut 315 000 Personen.257 Wann Heinrich Mohn Mitglied des Förderkreises wurde, ist nicht be- kannt. Seine Unterlagen blieben in den Akten der FM-Verwaltung nicht er- halten; die Kenntnis über seine Zugehörigkeit basiert auf seinen Aussagen nach Kriegsende.258 Der Gütersloher Kreis der Fördernden Mitglieder war 1930 mit Gründung der lokalen SS entstanden;259 allerdings ist weder be- kannt, wer von den städtischen Honoratioren der Organisation beitrat, noch, wie sich die Mitgliederzahl im Laufe der Zeit entwickelte. Unbekannt ist auch, wie Heinrich Mohn zum Förderkreis kam. Jedoch ist anzuneh- Heinrich Mohn und die Partei 365

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men, daß er von einem Mitglied des örtlichen SS-Sturmes oder SS-Sturm- bannes angeworben wurde.260 Offenbleiben muß, ob womöglich sein älte- ster Sohn, für den es zum Zeitpunkt der Gründung des studentischen Ka- meradschaftshauses in Freiburg im Herbst 1933 Bedingung war, der SA oder der SS anzugehören, den Vater für den Kreis gewonnen hat. Zwar spricht einiges für diese Vermutung, doch ist nicht nachzuweisen, daß Hans Heinrich Mohn der SS angehörte;261 aufgrund seines sozialen Hintergrunds erscheint es eher unwahrscheinlich, daß er Mitglied der zwar größeren und zu Beginn des Dritten Reichs auch einflußreicheren, aber als »prole- tarisch« geltenden SA war. Der Beitritt zur SS, die sich nicht als funktio- nale, sondern als gesamtgesellschaftliche Elite des Dritten Reiches verstand und in der Anfangszeit des Regimes zudem als »anständigste Organisati- on der Partei«262 galt, war die vornehmere Variante, um für die »nationa- le Sache« einzutreten. Mindestens einmal im Jahr veranstaltete die SS in Gütersloh mit ihren Fördernden Mitgliedern »Deutsche Abende« im Bahnhofshotel Gehle und im Hotel Kaiserhof, später auch in Wittmanns Sälen, den ersten Häusern am Platze. Geladen waren auch Parteigenossen sowie interessierte »Gäste aus allen Kreisen und Ständen der Bevölkerung«.263 Daß Heinrich Mohn an solchen Veranstaltungen teilnahm, bei denen junge SS-Männer und BDM-Mädels beispielsweise ein Theaterstück über das Leben und Sterben von Horst Wessel aufführten, ist so gut wie auszuschließen, da sich der Fir- menchef auch sonst kaum in der Öffentlichkeit zeigte.264 In den Wochen nach der »Machtergreifung« plante die SS, ein eigenes »Sturmheim« in Gütersloh einzurichten. An die Bevölkerung ergingen Auf- rufe, durch die Spende von Büromöbeln Unterstützung zu leisten.265 An- zunehmen ist, daß in dieser Zeit besonders intensiv nach Fördernden Mit- gliedern gesucht und Heinrich Mohn womöglich in diesem Zusammenhang um den Beitritt gebeten wurde. Ausdrücklich erging – trotz des Verbots des Reichsführers SS266 – vom Anführer der örtlich zuständigen SS-Standarte ein Aufruf in der Gütersloher Zeitung unter dem Titel »Werde FM der SS!«: »Was tust du für die Freiheit deines Vaterlandes? Diese eindringliche Fra- ge richten wir heute an dich, deutscher Volksgenosse! Denn in den Tagen der nationalen Erhebung, in den Sturmwochen der nationalen Revolution wird die Hilfe eines jeden deutschen Mannes, einer jeden deutschen Frau notwendig gebraucht. Und niemand darf abseits stehen, wenn es gilt, die letzten Wälle zum Tore der deutschen Freiheit zu stürmen. Gewiß, nicht jedermann kann aktiv in den Reihen der politischen Soldaten der großen deutschen Freiheitsbewegung stehen! Aber eins kann jedermann: Sein Scherflein für eine Formation spenden, die als Kerntruppe im Dienst um Deutschlands Freiheit ständig in den vordersten Reihen kämpft. Das sind die Schutzstaffeln der NSDAP.«267 Aus Anlaß des »Tages der SS« im Sommer 1935 in Bielefeld, einem zweitägigen Festakt mit Aufmärschen und Konzerten, veröffentlichte die Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke eine Sonderseite über die SS, auf der sich auch der örtliche Leiter ihres Förderkreises äußerte und seiner Freu- de Ausdruck gab, »daß es hier ebenso wie in anderen Städten des Reiches gelungen ist, die FM zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen. Erst 366 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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dadurch kann es uns gelingen, wirklich fördernde Mitglieder der Schutzstaffel zu werden, indem wir bei unsern gemeinsamen monatlichen Zusammenkünften unsere Freunde aus der SS kennen und schätzen ler- nen, mit ihnen die uns bewegenden Tagesereignisse durchsprechen und nach unsern Kräften der Schutzstaffel da helfen, wo eben Freunde helfen können. Durch den Zusammenschluß haben wir aber auch die Möglich- keit, uns selbst weiterzuschulen, die Gedankengänge und Ziele in uns auf- zunehmen, die uns unser Führer vorgezeichnet hat. Aber nicht nur zah- lende FM wollen wir haben, sondern in erster Linie solche, die mit uns auf dem gleichen Boden stehen, die gleiche Weltanschauung haben und die mit uns kämpfen wollen.«268 Wie hoch die Summen waren, die Heinrich Mohn der SS zukommen ließ, ist nicht zu rekonstruieren. Aus der Anfangszeit des Dritten Reiches blieben die Bilanzunterlagen des Unternehmens nicht erhalten. Zu bele- gen ist, daß Mohn zwischen 1938 und 1940 insgesamt rund 15 000 Reichsmark für das NS-Winterhilfswerk, das Deutsche Rote Kreuz und die Adolf-Hitler-Spende der Deutschen Wirtschaft gab, den weitaus größten Teil davon, etwa 11 000 Mark, erhielt das Winterhilfswerk.269 Der Adolf- Hitler-Spende führte Mohn zwischen 1940 und 1943 jährlich in vier Raten insgesamt rund 4 300 Reichsmark zu, das Winterhilfswerk erhielt in die- sem Zeitraum weitere 15 000 Reichsmark, und aus Anlaß von Straßen- sammlungen gab Mohn dem Deutschen Roten Kreuz sowie zweimal der Deutschen Arbeitsfront jeweils 500 Reichsmark. Verglichen damit waren die regelmäßigen Beiträge der Fördernden Mitglieder der SS, die durch den Kauf von »Wertbeitragsmarken« beglichen wurden, moderat; sie lagen zwischen 50 Pfennig und 50 Reichsmark im Monat.270 Durchschnittlich ga- ben die Sponsoren monatlich ein bis zwei Reichsmark;271 vermutlich spen- dete auch Heinrich Mohn etwa in dieser Höhe. Ein Blick in seine Kassenbücher zeigt die Spendenfreudigkeit des Un- ternehmers: Seine Zahlungen für das Nationalsozialistische Fliegerkorps, in dem sein Sohn Reinhard Mitglied war, beliefen sich auf sechs Reichs- mark im Monat; der Beitrag für den BDM ist nicht dokumentiert. Monat- lich zehn beziehungsweise acht Reichsmark erhielten der Jünglings- und Männerverein Gütersloh sowie der Turnverein; der Reichskolonialbund und der Verein für das Deutschtum im Ausland schlugen mit zehn bis 50 Reichsmark im Jahr zu Buche. Zu den Organisationen, die Mohn mit ähn- lichen Beträgen unterstütze, zählte eine Reihe kirchlicher Einrichtungen, darunter die Mission Bethel, die Evangelische Gesellschaft für Westfalen, die Herrenhuther Missionshilfe, die Evangelische Missionshilfe, die Rhei- nische Mission Barmen und die westfälische Landesgruppe der Luther-Ge- sellschaft, als deren »Rechner« er die Mitgliederkartei verwaltete und Beiträge einzog;272 Spenden erhielten darüber hinaus der Heilstätten-Ver- ein Minden, einige Kinderheime, die »Straffälligenbetreuung« und die Sit- ten-Gesellschaft Berlin. Daß der Unternehmenschef das Winterhilfswerk seit 1938 mit auffal- lend hohen Beträgen bedachte, ist womöglich auf eine Auseinandersetzung zurückzuführen, mit der Mohn in diesem Jahr die Aufmerksamkeit der ört- lichen Behörden erregt hatte, als er sich über einen Vertreter der Natio- Heinrich Mohn und die Partei 367

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nalsozialistischen Volkswohlfahrt und einen Vertreter der NSDAP-Gaulei- tung beschwerte, die ihn im Betrieb aufgesucht hatten: »Im Laufe der Un- terhaltung«, so Mohn an Bürgermeister Bauer, »wies der betreffende Herr darauf hin, daß ich von der Gauleitung auf RM 4 bis 5 000.– Winterhilfs- spende eingeschätzt sei, also mit meiner wirklichen Spende stark hinter der Schätzungsspende zurück bliebe. Ich erklärte, das sei mir durchaus be- wußt, aber ich hätte vor Jahren bereits beim ersten Ingangbringen der Winterhilfe einer Kommission aus Gütersloh, Wiedenbrück und Münster gemeinsam erklärt, wie die Lage meiner Firma sei, und daß ich nicht mehr geben könne. Ich wies hin auf die große Leistung, die die Firma in der Hausinvalidenkasse seit 1887 schon erfüllt, und daß es doch nicht ange- he, diese vorhandene Leistung um des Neuen willen abzubrechen oder zu verringern. Das wurde damals und heute ohne weiteres als richtig aner- kannt, zumal im letzten Jahr die Unterstützungssumme RM 11 000.– be- trug. Der Herr meinte daraufhin, es sollten selbstverständlich vorhandene Einrichtungen nicht gekürzt werden, aber man solle mehr geben, im Ver- gleich zu anderen Firmen bliebe ich stark zurück. Ich betonte erneut, daß unmöglich Außenstehende eine Firma einschätzen könnten, sondern aus den Sonderverhältnissen der einzelnen Firma heraus nur der verantwort- liche Betriebsführer beurteilen könne, wieviel er geben könne. Ich für mein Teil würde gern mehr geben, könnte aber die Verantwortung der Gefolg- schaft gegenüber nicht tragen, erst müsse ich Betrieb, gute Arbeitsräume, pünktliche Lohnzahlung sicherstellen. Der Herr betonte aber immer wie- der, einige RM 100.– würde ich doch mehr geben können. Darauf wurde ich dann energisch und erklärte, daß ich mir das verbitte, nachdem ich be- reits mehrere Male die Begründung gegeben hätte, warum ich mehr nicht verantworten könne. Und als er trotzdem in seinem Drängen nicht nach- ließ, ja mich überhaupt nicht zu Worte kommen ließ, schlug ich mit der Faust auf den Tisch und erklärte, daß ich mir eine solche Art und Weise verbitten müsse. Er sprach dann noch wieder Worte zugunsten der Volks- wohlfahrt, daß das doch unbedingt nötig sei, was ich als selbstverständ- lich bejahte, aber eben das Maß dessen, was ich tragen kann, müsse ich bestimmen können. Jedenfalls ging der Herr erregt fort und erklärte, es sei ihm noch nie vorgekommen, daß er in der Weise abgefertigt worden sei.«273 Die Sache wurde auch an den NSDAP-Kreisleiter in Wiedenbrück her- angetragen, allerdings auf Einwirken von Bürgermeister Bauer, der zu- gleich als Leiter der Ortspolizeibehörde fungierte, nicht weiter verfolgt: »Es ist natürlich bekannt und steht fest, daß der Fabrikant Mohn sehr kirch- lich eingestellt ist und kirchliche Einrichtungen unterstützt. Im vorliegen- den Fall handelt es sich um eine Unterstützung, die Herr Mohn dem Jo- hanneum zugedacht hatte. Es dürfte m.E. ratsam sein, die Angelegenheit als erledigt zu betrachten.«274 Nach dem Vorfall spendete der Unterneh- menschef dem Winterhilfswerk zweimal im Jahr mindestens 5 000 Reichsmark.275 Mohns Spendenbereitschaft muß vor dem Hintergrund der seit 1933 entstandenen Praxis gesehen werden, mit den Beiträgen zu einer Vielzahl von NS-Organisationen zugleich politische Loyalität einzufordern. Allem Anschein nach versuchte Mohn durch den Beitritt zum Förderkreis der SS 368 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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weitergehende politische Erwartungen zu umgehen; in diesem Sinne könn- te die Mitgliedschaft eine Art Rückversicherung gewesen sein.276 Sie war gleichwohl kein politisch unerheblicher Akt, sondern deutet auf Mohns Be- reitschaft, sich mit dem Regime zu arrangieren. Sybille Steinbacher, Norbert Frei »Reichskristallnacht« und Kriegsbeginn: Die lokale Politik Stolz auf die malerischen Winkel und alten Fachwerkhäuser Güterslohs, bemühte sich Bürgermeister Josef Bauer seit Mitte der dreißiger Jahre dar- um, seine Stadt zu einer Touristenattraktion zu machen.277 Als Ende 1938 ein Teilabschnitt der Straße vom Ruhrgebiet nach Berlin fertiggestellt war, jubelte die Westfälische Zeitung / Gütersloher Zeitung: »Jetzt fahren auch wir Reichsautobahn!«278 Verkehrsschilder wiesen fortan den Weg durch die ostwestfälische Provinz, und Gütersloh, an der Strecke zwischen Reck- linghausen und Herford gelegen, freute sich seiner Autobahnausfahrt.279 Um Fremde zu gewinnen, war in städtischen Werbeprospekten nicht un- bescheiden vom »Weltruf« die Rede, den die Stadt »der Qualität ihrer viel- seitigen, blühenden Industrie« verdanke. Namentlich Stadtpark und bota- nischer Garten galten als Anziehungspunkte. »Besucht die Gartenstadt Gü- tersloh!« lautete die entsprechende Werbeformel.280 Im September 1937 glaubten örtliche Parteigenossen gar, ihre Stadt (»der kulturelle Mittelpunkt ihrer weiteren Umgebung«) rücke ins Zentrum des Weltgeschehens, als Hit- ler und Mussolini, auf dem Weg in die Reichshauptstadt, durch den Bahn- hof von Gütersloh fuhren. Doch die beiden »größten Staatsmänner aller Zeiten«, wie NSDAP-Ortsgruppenleiter Emde voller Stolz in der Lokal- presse schrieb281, schenkten der Stadt keine Aufmerksamkeit.282 Zur Attraktivität ihrer Heimatstadt trug die Familie Mohn wesentlich bei. Bereits 1904 hatte Johannes Mohn im Nordwesten eine großflächige Heide- und Waldlandschaft gekauft mit dem Ziel, ein Stück »Alt-Gützeler Landschaft« zu erhalten und einen öffentlich zugänglichen Park zu schaf- fen. Wie eine Zeitung später rückblickend schrieb, benahmen sich die Bür- ger »jedoch nicht so, wie es der Besitzer des Grundstücks erwarten konn- te«.283 Johannes Mohn ließ einen Zaun um das Gelände ziehen, das fortan in der Öffentlichkeit »Mohns Park« hieß, und behielt es, liebevoll gepflegt, im Familienbesitz. Ende der zwanziger Jahre unterbreitete er der Stadt ein Verkaufsangebot, das diese wegen unerfüllbarer Auflagen jedoch ablehn- te.284 Mohns Preisvorstellungen und seine Idee, der Park müsse weitere fünf Jahre allein seiner Familie zur Verfügung stehen – danach dürften dort keinesfalls alkoholische Getränke ausgeschenkt werden –, erschienen den Stadträten nicht akzeptabel.285 Für die Öffentlichkeit blieb der Park ge- sperrt. Seinen Kindern zuliebe gewährte Heinrich Mohn aber der Hitler- Jugend Zutritt. Im ehemaligen Tauben- und im Hühnerhaus, auf den Wie- sen und in den Wäldchen hielten Pimpfe, HJ-Jungen und BDM-Mädchen ihre Freizeiten ab.286 Im April 1937 ging »Mohns Park« für rund 73 000 Reichsmark287 dann doch in das Eigentum der »Gartenstadt« über.288 Das Die lokale Politik 369

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gut 38 000 Quadratmeter große Areal wurde als Erholungsfläche herge- richtet und ein Jahr später der Öffentlichkeit übergeben.289 Heinrich Mohn hatte zwar einen höheren Preis verlangt, zeigte sich aber zum Nachlaß be- reit.290 Das »HJ-Heim Mohns Park« wurde im Zweiten Weltkrieg »Antre- teplatz« und Ort vormilitärischer Ausbildungslehrgänge.291 In Gütersloh lebten im Jahr vor Kriegsbeginn rund ein Drittel der Ein- wohner des gesamten Landkreises; die Stadt war fast viermal so groß wie die Kreisstadt Wiedenbrück.292 Als prosperierender Industriestandort übte Gütersloh große Anziehungskraft aus: Zählte die Stadt 1932 rund 25 000 Einwohner, waren es Ende November 1938 bereits 30 000.293 Gemessen an der Bevölkerungszahl rangierte Gütersloh unter den rund 55 000 Ge- meinden des Deutsches Reiches an 227. Stelle; innerhalb Westfalens lag Gütersloh, wie die Westfälische Zeitung / Gütersloher Zeitung wußte, auf Rang 27 und im Regierungsbezirk Minden immerhin auf dem fünften Platz.294 Auf die Gütersloher NSDAP wirkte sich der Einwohnerzuzug un- mittelbar aus. Im zehnten Jahr ihres Bestehens wurde die Ortsgruppe Mit- te 1938 im Rahmen einer Feierstunde in der Aula des Evangelisch-Stifti- schen Gymnasiums in die vier selbständigen Parteigruppen Gütersloh- Nord, -Süd, -Ost und -West mit je eigenem Vorsitzenden aufgeteilt.295 Die Neuorganisation galt als »Wendepunkt in der örtlichen Geschichte«296, aber auch wirtschaftlich stand Gütersloh ausgesprochen gut da.297 »Glück- hafte Stadt Gütersloh«, konstatierte die Lokalpresse,298 allein die Woh- nungsnot machte den Verantwortlichen zu schaffen.299 Unter den Einwohnern Güterslohs waren auch etwa 50 Juden.300 Viele jüdische Geschäftsleute – nach der jahrelangen antijüdischen Politik der Nationalsozialisten finanziell ruiniert und zur Auswanderung entschlos- sen – veräußerten Ende der dreißiger Jahre ihr Hab und Gut. »Ein altes Haus bekommt einen neuen Herren!« stand in den Zeitungsinseraten der Firma Wiesenhöfer, die 1937 das Kaufhaus der jüdischen Familie Gott- schalk übernahm. »Mit diesem neuen Namen«, hieß es, »zieht dann auch ein neuer Geist in dieses Haus.«301 In »arischen Besitz«, wie die Glocke be- richtete, ging auch das Geschäftshaus der Familie Eisenstein an der Ber- liner Straße über.302 Auch zahlreiche gesetzlich verfügte Berufsverbote be- raubten die Juden ihrer Existenzgrundlage. In Gütersloh war besonders Paul Meinberg davon betroffen, dem nun der Handel mit Vieh untersagt wurde.303 Bis auf sechs waren im Sommer 1938 alle jüdischen Geschäfte und Handelsvertretungen an Gütersloher Privatpersonen und Firmen ver- kauft.304 Heinrich Mohn trat nicht als Käufer jüdischen Besitzes hervor; wie Unterlagen der für die »Arisierung« zuständigen Behörden sowie fir- meninterne Grundbuchauszüge, Hypothekenbriefe, Kaufverträge und Bau- gesuche belegen, erwarb das Unternehmen C. Bertelsmann in den dreißi- ger Jahren keine Immobilien.305 Die Situation der Juden spitzte sich mit dem Pogrom im Herbst 1938 reichsweit zu. Als sich in Gütersloh am Abend des 9. November die Nach- richt vom Tod des Pariser Gesandtschaftsrats Ernst vom Rath verbreitete, hielten die Ortsgruppen der NSDAP und die SA im Saal der Bahnhofsgast- stätte Gehle eine Feierstunde zum Gedenken an den Putschversuch von 1923 ab. Zur gleichen Zeit nahm die SS an der Großkundgebung teil, die 370 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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anläßlich der mitternächtlichen Vereidigung von SS-Rekruten im Schloßhof zu Rheda stattfand; unter den Ehrengästen befanden sich NSDAP-Kreis- leiter Horn und Güterslohs Bürgermeister Bauer.306 Kurz nach Mitternacht kam der SS-Sturm zurück. Danach soll sich ein Teil der Männer noch im Gasthaus Surenhöener versammelt haben, auch bei Gehle, heißt es, hät- ten »SS-Leute gelärmt« und »angekündigt, was passieren würde mit den Juden«.307 In den frühen Morgenstunden des 10. November versammelte SS-Ober- scharführer Hermann Mögelin etwa 40 SS-Leute in der alten Brauerei;308 er erteilte seinen Leuten den Befehl, die Synagoge und das Haus der Fa- milie Meinberg in der Hindenburgstraße 25 (früher Feldstraße) gegenüber dem Kriegerdenkmal in Brand zu setzen und alle jüdischen Männer der Stadt zu verhaften.309 SS-Obersturmbannführer Hans Winkelmann zog mit einem Trupp los; auch SA-Männer beteiligten sich an den Brandstiftungen und Zerstörungen.310 Die SS steckte die Synagoge in der Goebenstraße und die daran angrenzende Schule in Brand; wenig später ging das Wohnhaus der Meinbergs in Flammen auf. Koordinator der Aktionen war Adolf Dieck- mann. Er bildete Einsatzstreifen von Polizei und SS, um Absperrungen zu errichten und Juden zu verhaften, und hielt die Feuerwehr davon ab, die brennende Synagoge zu löschen; lediglich die angrenzenden Häuser soll- ten vor dem Übergreifen des Feuers geschützt werden. Leopold Herzberg, der in der Königstraße 12 ein Haushaltswarenge- schäft führte, hielt seine Erinnerungen an diese Nacht fest: »Gegen 3 Uhr wurden wir von dem Wächter der Wach- und Schließgesellschaft geweckt, der uns sagte, daß unsere Schaufenster beschmiert seien. Auf alle Schau- fenster war in riesengroßen Lettern mit Ölfarbe das Wort ›Jude‹ geschrie- ben worden. Meine Frau und ich gaben uns sofort an die Arbeit, um die Schmierereien zu entfernen […]. Die beiden Fenster an der Königstraße waren die letzten, die wir zu reinigen hatten. Wir hatten eben damit an- gefangen, als wir einen Haufen Männer um die Ecke des Rathauses in die Königstraße einbiegen sahen. Was nun folgte, spielte sich in einer unge- heuren Geschwindigkeit ab. Bevor wir überhaupt wußten, was geschah, waren die Leute – etwa 40 SS-Männer in Uniform und schwer bewaffnet – heran, um uns begann ein Klirren und Krachen und Bersten, das mir manchmal heute noch in den Ohren klingt. Zur gleichen Sekunde und in einer unglaublichen Schnelligkeit wurden die sechs Schaufenster und die Scheiben der übrigen Fenster und Haustüren an beiden Seiten des Eck- hauses König-Moltke-Strasse eingeschlagen […]. Und nun begann ein Zer- störungswerk, wie ich es nie, auch im Kriege nie gesehen habe. Inzwischen hatte man uns abgedrängt und uns befohlen, uns auf der Polizeiwache in Schutzhaft zu melden. Wir hatten nur wenige Schritte gemacht, da rief mei- ne Frau: ›Nein, ich lasse meine Kinder nicht im Stich.‹ ›Was, da sind noch Menschen im Haus?‹ Schnell rannten wir zurück, im Vorbeirennen sahen wir, wie die Hunde alles in Stücke schlugen.«311 In Panik gelang es den Herzbergs, ihre Kinder und die alte Mutter aus dem Haus zu holen. Sie wußten zu diesem Zeitpunkt nicht, daß SA-Mann Fritz Walger, der die Wohnung seit längerem kaufen wollte und mit den Herzbergs Verhandlungen darüber führte, bei einem SS-Führer erwirkt Die lokale Politik 371

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hatte, die Wohnung zu verschonen.312 Das Mobiliar sowie die Ladenaus- stattung wurden jedoch komplett zerstört. Die Eheleute Herzberg zwang man, die Straße zu reinigen und die Scherben zu entfernen; ein paar SS- Männer sahen ihnen dabei zu.313 Andere, die gerade vorbeifuhren, spran- gen aus dem Auto und verprügelten den Mann. Gegen 5.30 Uhr wurde er auf die Wache ins Rathaus gebracht, wo inzwischen fast alle jüdischen Männer in zwei überfüllten Zellen eingesperrt waren. Nur Paul Meinberg und Ernst Löwenbach blieben, vermutlich wegen ihres hohen Alters, ver- schont. Auch die Wohnungen von Karl Steinberg in der Bismarckstraße 16 und von Josef Steinberg in der Kahlerstraße 24 waren bereits vollständig zerstört. Von draußen hörten die Eingesperrten Rufe der Verkehrsposten und Feuerwehrsirenen. »Jetzt brennt Daltrop«, hieß es vormittags gegen 10 Uhr.314 Das Bürobedarfshaus der Familie Daltrop bildete mit dem Wohn- und Geschäftshaus der Familie Löwenbach – das Gründerhaus des Verlags C. Bertelsmann – und dem Gebäude der (in »arischem« Besitz befindlichen) Firma Rottwinkel & Co. ein denkmalgeschütztes Ensemble an der Kreu- zung Berliner Straße/Ecke Dalkestraße. Die Straße war an dieser Stelle sehr eng; die Feuerwehr hatte Anweisung, lediglich die Nachbarhäuser vor dem Übergreifen der Flammen zu schützen. Obwohl von Berlin aus weite- re Brandstiftungen bereits verboten worden waren und obwohl der örtli- chen SS bekannt war, daß die Häuser unter Denkmalschutz standen, wur- den sie niedergebrannt. Die Öffentlichkeit schaute dabei zu,315 und die Fa- milie Daltrop überlebte nur, weil es ihr gelang, das Haus durch den Hin- tereingang unbemerkt zu verlassen.316 Aus den rauchenden Trümmern des Hauses Löwenbach brachten Gü- tersloher Bürger einen Balken in Sicherheit, der über der Eingangstür an- gebracht gewesen war,317 und übergaben das Relikt der Familie Mohn, den ehemaligen Besitzern des Hauses. Wie Heinrich Mohn auf das Pogrom rea- gierte, ist nicht bekannt. Dem brutalen Vorgehen von SA und SS gegen die jüdische Bevölkerung Güterslohs lagen allem Anschein nach handfeste Absichten zugrunde. Vie- les deutet darauf hin, daß Absprachen vorausgingen und der Häuserkom- plex Daltrop-Löwenbach-Rottwinkel aufgrund von verkehrstechnischen und stadtplanerischen Interessen der Verwaltung niedergebrannt wur- de.318 Denn im Rathaus wollte man schon seit langem eine bessere Ver- bindung zwischen dem Luftwaffenstützpunkt und der Reichsautobahn schaffen.319 Empörung regte sich in Gütersloh einzig über die in der Brandnacht zerstörten Sachwerte, darunter Mobiliar und Schreibmaschinen. Über das Geschehen selbst wurde »völliges Stillschweigen« gewahrt, wie Landrat Klein meldete.320 Die Glocke nannte den Pogrom eine Reaktion auf die »Hetze und die Gemeinheiten des Weltjudentums« und den Ausdruck der »tiefe[n] Empörung und Willensbekundung des deutschen Volkes«.321 Auch nach den Ausschreitungen blieben die jüdischen Männer Güters- lohs in Haft. Am 11. November wurden sie auf den Rathausplatz geführt und von dort zusammen mit Juden aus dem gesamten Landkreis per Bus nach Bielefeld gebracht. Nach einer Internierung in der Falk-Mittelschule 372 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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Am 10. November 1938 wurde das Haus der jüdischen Familie Daltrop sowie das der Löwenbachs – der Stammsitz des Verlags C. Bertelsmann – am Alten Kirchplatz niedergebrannt (oben). Vom Haus Löwenbach blieb ein Schriftbalken erhalten, der heute in der Hauptverwaltung der Bertelsmann AG an die Pogromnacht erinnert (unten). wurden die Männer in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar deportiert,322 die Frauen und Kinder in zwei »Judenhäusern« unterge- bracht.323 Die jüdische Gemeinde mußte die Trümmer der ehemaligen Sy- nagoge nach einer reichsweiten Anordnung des Reichskirchenministeri- ums im Frühjahr 1939 beseitigen.324 Das Grundstück, auf dem das Ge- bäude gestanden hatte, wurde planiert und ging in den Besitz der Stadt über;325 der Sicherheitsdienst der SS erhielt Schriftstücke und Archivgut der Synagogengemeinde – zu musealen Zwecken.326 Die Aufmerksamkeit der Gütersloher Öffentlichkeit galt indessen dem allgemeinen wirtschaftlichen Gedeihen. »Die Finanzlage unserer Stadt«, hieß es in der Lokalpresse zum Jahresausklang, sei »so solide und so stark, daß wir mit Zuversicht allem entgegensehen dürfen, was uns das Jahr 1939 bringen wird«.327 Hitlers 50. Geburtstag, eines der Großereignisse des Jah- res, wurde mit militärischem Gepränge gefeiert. Die Soldaten am Güters- loher Fliegerhorst luden an diesem Tag zur Vereidigung der neuen Rekru- ten. Der großen Parade wohnten Tausende Zivilisten bei.328 Im Juni kehr- ten die Freiwilligen der Luftwaffe, die als Angehörige der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten, an ihren Standort zurück – empfangen mit allen militärischen Ehren. Gut zwei Monate später wurden die Soldaten des Luftwaffenstützpunkts in Alarmbereitschaft versetzt. Das Die lokale Politik 373

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Kampfgeschwader Gütersloh rückte Ende August Richtung Osten aus.329 Der Zweite Weltkrieg stand bevor. Kaum drei Wochen nach dem deutschen Angriff auf Polen war der »Feldzug« »siegreich« beendet. Die Westfälische Zeitung / Gütersloher Zei- tung titelte in dicken Lettern: »Fahnen heraus!« Von öffentlichen Gebäu- den und den Fenstern der Gütersloher Privathäuser und -wohnungen weh- ten tagelang die Flaggen des Dritten Reiches, und zur Feier des Sieges läu- teten jeden Mittag die Kirchenglocken. »Ohne das Hakenkreuzbanner und die in seinem Zeichen geleistete Aufbauarbeit«, gab ein Lokalblatt die Re- gimepropaganda wieder, wäre der »erste Sieg der jungen deutschen Wehr- macht gegen friedensfeindliche Willkür und Anmaßung« nicht möglich ge- wesen.330 Mit dem Siegesgeläut sollten die Kirchenglocken bald verstum- men. Das Läuten wurde in der Region aus Sicherheitsgründen erst einge- schränkt, dann verboten.331 Ehe die Glocken nach den Bestimmungen der Vierjahresplanbehörde schließlich für Kriegsgerät eingeschmolzen wur- den – Pastor Gronemeyer sprach vom »Kriegsdienst unserer Glocken«, der dem »deutschen Volk und Land auch zum Segen« werden möge332 –, ließ das Presbyterium der evangelischen Kirche das Geläut auf Schallplatte auf- nehmen. Der örtlich zuständige Sicherheitsdienst (SD) des Reichsführers SS in Bielefeld, der regelmäßig die Stimmung beschrieb, berichtete bei Kriegs- beginn über das »Hamstern von Waren« und auch über »erhöhte Geldab- hebungen bei Banken und Sparkassen«.333 Noch vier Wochen später hieß es, »daß eine gewisse leichte Panikstimmung wirtschaftlicher Art dauernd in der Luft liegt«.334 In Gütersloh kam organisatorisches Mißmanagement bei der Bezugsscheinverteilung hinzu.335 Um die Schwierigkeiten zu behe- ben, mußten Blockwalter über die »Haushaltungsvorstände« Buch führen, an die sie Lebensmittelkarten verteilten.336 Die Rationierung von Gütern des täglichen Bedarfs war aus der Sicht der »Heimatfront« im Herbst 1939 in Gütersloh wie überall im Deutschen Reich die einschneidendste Maßnahme.337 Die Wirtschafts- und Ernäh- rungsämter begannen mit der Zuteilung von Lebensmitteln und soge- nannten kriegswichtigen Gütern. Lebensmittelkarten, »Reichskleiderkar- te« und andere Bezugsscheine wurden ausgegeben.338 Während des in Ost- westfalen ungewöhnlich harten und langen ersten Kriegswinters wurde auch Kohle rationiert.339 Beim Umgang mit den Bezugsscheinen beklagte der zuständige Sicherheitsdienst »allgemeine Disziplinlosigkeit«: »Diese Tendenz breitet sich lawinenartig aus, da jeder glaubt, zu spät zu kommen und der Dumme zu sein.«340 Nach den militärischen Erfolgen im Osten wich der Kriegsschock allmählich »angespannter Beobachtung«. Von »Norma- lisierung« der Lage war die Rede und davon, daß »die Wirtschaft als stim- mungsmäßiger Faktor stark in den Hintergrund getreten« sei.341 Unmut wurde nicht mehr laut. Die Aufmerksamkeit galt ganz dem Kriegsver- lauf.342 Am Tag des Überfalls auf Polen hatten sich bei Bertelsmann alle Mit- arbeiter versammelt, um die Rede des »Führers« im Reichstag am Radio zu verfolgen. Im Gemeinschaftsbuch ist das Ereignis festgehalten – unter dem Schlagwort, das die wichtigste Botschaft dieses Tages gewesen zu sein 374 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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scheint: »Danzig kehrt ins Reich zurück«.343 Bereits Ende August war Fritz Wixforth, einst Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg, später Mitglied im Stahlhelm/Bund der Frontsoldaten, im Alter von 42 Jahren überraschend eingezogen worden. Erst nach drei Jahren sollte der Prokurist und Ver- triebsleiter, den die Firma nur unter großen Schwierigkeiten entbehren konnte, von der Marine-Artillerie an der Weser zurückkehren.344 Unter den Soldaten aus Gütersloh, die in Polen einmarschierten, befand sich auch Hans Heinrich Mohn, der älteste Sohn des Unternehmenschefs, der, wie sich seine Schwester Ursula später erinnerte, »mit Begeisterung« losgezogen war.345 Von seinem Regimentsstandort Iserlohn war Hans Hein- rich Mitte August nach Wuppertal verlegt worden und mit dem Mobilm- achungsbefehl Richtung Osten aufgebrochen.346 Westlich von Tschensto- chau betrat seine Einheit, die dem XV. Armeekorps der Heeresgruppe Süd angehörte, Anfang September polnischen Boden. Die Soldaten ließen Pros- na, Warthe und Pilica rasch hinter sich, erreichten Radom und schließlich Pulawy. Auf der Weichselbrücke im nahegelegenen Swierze Górne kam es am Morgen des 9. Septembers zu einem Schußwechsel mit polnischen Truppen. Hans Heinrich Mohn überlebte das Feuergefecht nicht. Von ei- nem Kopfschuß getroffen, starb er am selben Tag.347 Während im Deutschen Reich der rasche Triumph über Polen gefeiert wurde, kehrte in das Haus der Gütersloher Unternehmerfamilie Trauer ein. Wann Agnes und Heinrich Mohn vom Tod ihres 26jährigen Sohnes erfuh- ren, der postum zum Oberleutnant befördert wurde348, ist nicht bekannt.349 In der Todesanzeige, die an Verwandte und Bekannte verschickt wurde, heißt es, der Verstorbene habe »sein höchstes Glück in der Hingabe seines Lebens für Führer und Vaterland« gesehen.350 Anfang Oktober teilte Heinrich Mohn dem Vertrauensrat seines Unter- nehmens mit, daß der älte- ste Sohn den »Heldentod« gestorben war.351 Zu Weih- nachten 1941 erschienen in der Bertelsmann-Illustrier- ten die Namen der ge- fallenen »Gefolgschaftsan- gehörigen«, darunter auch der von Hans Heinrich Mohn.352 Ein einziges Doku- ment blieb erhalten, in dem sich der Unternehmenschef über den Tod seines Sohnes äußerte. Dessen ehemaliger Kriegskamerad, ein Ober- leutnant aus Bonn, hatte ihm 1943 geschrieben und an- Todesanzeige für den im Polenfeldzug gefallenen Hans Heinrich Mohn Die lokale Politik 375

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vertraut, er habe selten »so um den Verlust eines Menschen getrauert wie um den Heldentod Ihres Herrn Sohnes«.353 Mohn schickte daraufhin einige Fotografien und schrieb, die Zeilen des Kameraden seien ihm »eine liebe, wenn auch wehmütige Erinnerung«.354 In den Tagen, als die Todesnachricht von der Front eingetroffen sein dürfte, erschien im Verlag C. Bertelsmann das erste Heft der Spannenden Geschichten, das dem neuen Krieg gewidmet war. Es stammte aus der Fe- der von Rudolf Schauff und trug den Titel Flieger über Polen. Gutachter des NS-Lehrerbundes attestierten dem Firmenchef, die Themenwahl des Hef- tes – es handelte davon, wie sich »polnische Banden« (erfolglos) den deut- schen Truppen widersetzen – lasse auf hohen Geschäftssinn schließen.355 Der Kriegstod des Sohnes, der nach dem Willen der Eltern einmal Un- ternehmenschef hätte werden sollen, hatte auf Verlagsprogramm und Be- triebsablauf allem Anschein nach keine Auswirkungen. Neue, große Auf- gaben standen bevor, und die »Gefolgschaft« wurde darauf eingestimmt, als Ende November 1939 der Bertelsmann-Autor Paul Coelestin Ettighof- fer, inzwischen »Kriegsberichterstatter«, im Verlag eine Rede hielt. »Kur- ze Fronterlebnisse – ein packender Aufruf« lautete der Eintrag dazu im Ge- meinschaftsbuch. »Der Appell wird uns noch lange im Gedächtnis sein.«356 Sybille Steinbacher, Tanja Hetzer, Norbert Frei 376 Das Unternehmen, die Familie und die Stadt vor dem Krieg

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9 »Geistige Stärkung« für Front und Heimat Der Boom der Jahre 1939–1942 Schon die Jahre 1936 bis 1939 waren für C. Bertelsmann überaus erfolg- reich verlaufen. Doch die Kriegsjahre bis 1942 brachten dem Unternehmen geradezu eine Gewinnexplosion. Lediglich vor dem September 1939 gab es eine kurze Phase der Stagnation.1 Das Thema Krieg beherrschte den Ver- lag. Bereits 1938 waren ihm 75 Prozent des Gesamtproduktionsvolumens gewidmet, ob in Form von Erlebnisberichten, Reportagen, populärer mi- litärhistorischer Sachliteratur oder im Gewand der Groschenhefte, die in steigenden Auflagen der Jugend den Ersten Weltkrieg nahebrachten. Vom kommenden Krieg wurde auch die Unternehmensplanung über- schattet. Die rapide wachsende Produktion erforderte eine Aufstockung der Gebäude; für die neuen Trägerkonstruktionen wurden jedoch größere Men- gen an Stahl benötigt.2 Um an das kontingentierte Material zu gelangen, durfte Heinrich Mohn sein Unternehmen nicht mehr, wie noch im Vorjahr,3 als vornehmlich der Theologie verpflichtete, seit hundert Jahren mit der Region verbundene Familienfirma darstellen, sondern er zeichnete das Bild eines modernen, exportorientierten Wirtschaftunternehmens: »Ohne mich rühmen zu wollen, möchte ich hier doch festhalten, daß mein Aus- landumsatz vom 1. Oktober 1934 bis 30. September 1935 etwa RM. 30 000.– betragen hat, für die Zeit vom 1. Oktober 1935 bis 30. September 1936 etwa RM. 42 000.–. Ich sagte oben schon, daß der Verlag durch die unerträglichen räumlichen Verhältnisse sehr spürbar leidet, das gilt natür- lich auch für meinen Auslandabsatz.«4 Das sechzigprozentige Wachstum seines Auslandsumsatzes, das Mohn errechnete, relativiert sich freilich an- gesichts der Tatsache, daß nur knappe drei Prozent des Gesamtumsatzes außerhalb der Reichsgrenzen erzielt wurden, wohl vor allem mit der theo- logischen Fachliteratur. Konservative Mahner: Hans Grimms »Englische Rede« und Otto Weber-Krohses »Sieben Preußen« In den kriegsdräuenden Tagen des Herbstes 1938 hatte C. Bertelsmann in die aktuelle außenpolitische Diskussion eingegriffen. Schon seit 1931 hat- te der Verlag Hans Grimm, einen starrsinnigen Eigenbrötler, als Reprä- sentanten einer völkisch-nationalistischen Klassizität umworben. Mohn selbst hatte ihn vergeblich um Beiträge zu den Serien Das Kleine Buch, Schmuckbücher und Spannende Geschichten gebeten. Als Korrespon- denzpartner kamen für den selbstgefällig auf seinen Rang pochenden Grimm Mitarbeiter wie Johannes Banzhaf oder Fritz Wixforth nicht in Fra- ge. Erst als sein Bewunderer Gustav Dessin 1937 das »Hauptlektorat« übernahm, wurde von diesem der Briefwechsel geführt. Der Boom der Jahre 1939–1942 377

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Ein eigener Lektor war längst überfällig gewesen, hatte bisher doch le- diglich Johannes Banzhaf das belletristische Programm mitbetreut. Der Ehrgeiz Dessins, der oft zu Hause arbeitete, seine Sonderstellung kulti- vierte und nicht bei allen Mitarbeitern beliebt war, ging über die Unter- haltungsliteratur hinaus. Unentbehrlich wurde er bald für die Kontakte zu den Behörden. Ähnlich intensiv wie zu Grimm entwickelte sich sein Ver- hältnis zu Will Vesper. Mit seinem Antritt bei Bertelsmann übernahm er die Herausgeberschaft des früheren Christlichen Erzählers, mittlerweile Der lichte Weg, den er in Frohes Leben umtaufte. Hier bezog er klare po- litische Position für den neuen Staat.5 Seine ersten 100 Tage als Heraus- geber der Zeitschrift beging er mit einem kleinen Festabend – in seiner Gastgeberrolle mißtrauisch beäugt von Banzhaf, Wixforth und Berthoud.6 Wiederholt versuchte er literarisches Leben nach Gütersloh zu holen; so las der von ihm verehrte August Winnig im Haus »Unter den Ulmen«, in dem Dessin wohnte und arbeitete.7 Dem Lektor gelang im Frühjahr 1938, woran Mohn gescheitert war. Bei einem Besuch in Lippoldsberg, wo der Autor von Volk ohne Raum alljähr- lich bei Dichtertreffen Gleichgesinnte um sich scharte, konnte er Grimm für den Verlag verpflichten. Dieser war darüber verstimmt, daß sein bis- heriger Verlag Langen-Müller Anfang des Jahres gänzlich ins Imperium der Deutschen Arbeitsfront und damit der Partei eingegliedert worden war.8 Nun nahm es auch der schwere Asthmatiker Mohn auf sich, Grimms Einladung zu folgen. Unverzichtbar für die Übernachtung war dabei sein großes Inhaliergerät, der kleinere Handapparat hatte sich als untauglich erwiesen. Das Gerät mußte ans örtliche Stromnetz angeschlossen werden, dessen Spannung er bei der Post in Lippoldsberg erfragte, da Grimm über kein Telefon verfügte. Den Dichter bat Mohn um Verständnis: »Es tut mir ausserordentlich leid, Ihnen solche Umstände zu bereiten, aber wenn man einmal gesundheitlich zu kämpfen hat, bleibt einem oft nichts anderes übrig, man muss sich danach richten und froh sein, dass es Mittel gibt, die volle Arbeit trotz Krankheit zu ermöglichen.«9 Grimms psychische Empfindlichkeiten übertrafen, wie sich bald her- ausstellte, bei weitem die physischen Mohns. Seine maßlose Egozentrik verleitete ihn zu immer neuen Ansprüchen an Betreuung und Honorar – über letzteres verhandelte er nur mit Mohn selbst. Der Verlag stellte ihm zeitweilig eine Sekretärin zur Verfügung, um den Fortgang seines großen Projekts Heynade und England voranzutreiben. Mohn mag zuweilen be- reut haben, daß er dem unbestrittenen literarischen Aushängeschild des Regimes, dem Verlag Langen-Müller, seinen bekanntesten Autor abge- worben hatte. Daß dieser Coup die Beliebtheit des Gütersloher Hauses bei Langen-Müller und später bei dessen Dachkonzern, dem Parteiverlag Eher, nicht steigerte, ist anzunehmen. Die Reisevertreter des Verlags unterrich- teten Mohn Ende August über die Gerüchte, die in der Branche über Grimms Bruch mit Langen-Müller kursierten. Man habe zwar Knaur oder Ullstein (dem nunmehrigen »Deutschen Verlag«) zugetraut, den Erfolgs- autor wegzulocken, aber doch nicht Bertelsmann!10 In Gütersloh bemühte man sich, die Freude nicht allzu offen zu zeigen – mit so arrivierten Auto- ren wie Will Vesper und Hans Grimm hatte man über die bisherige leich- 378 Der Boom der Jahre 1939–1942

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te Belletristik hinaus sein literarisches Profil geschärft und seinen An- spruch auf einen herausragenden Platz in der Verlagslandschaft bekräf- tigt. Grimm wurde vom Regime zwar hofiert, kümmerte sich jedoch nicht um die Parteilinie und nahm sich mehrfach deutliche Kritik heraus, bis hin zu seiner Vermeidung der offiziellen Briefformel »Heil Hitler« (er bevor- zugte hartnäckig »Mit dem Gruß dieses Landes«).11 Dennoch genoß die Ver- breitung seines Werkes hohe Priorität, und nach der Schließung des Ver- lags im August 1944 vermochten offizielle Druckaufträge seiner Werke das Unternehmen noch monatelang zu beschäftigen.12 Am 21. Oktober 1938 begann der Druck der Englischen Rede. Die er- ste Auflage der schmalen Broschüre war auf 19 000 zweisprachige Exem- plare für den deutschen und 1 000 Exemplare für den englischen Markt festgelegt. Acht Tage später gelangte die Rede zur Auslieferung, weitere acht Tage wartete man mit den Werbeanzeigen im Börsenblatt. Bereits am 9. November war die Erstauflage abgesetzt, und Dessin konnte Grimm um die Genehmigung einer weiteren Auflage von 20 000 Exemplaren bitten. Die Englische Rede mit dem Untertitel Wie ich den Engländer sehe hat- te Grimm an verschiedenen Orten Englands und Schottlands gehalten; bis zu seinem Tod zählte er sie zu seinen wichtigsten Werken.13 Sie kam zu ei- nem höchst brisanten politischen Augenblick an die deutsche Öffentlich- keit. Nach dem »Anschluß« Österreichs im Frühjahr und der von Hitler provozierten Sudetenkrise schien mit dem Münchner Abkommen die un- mittelbare Gefahr der militärischen Konfrontation gebannt. Am 30. Sep- tember hatte eine gemeinsame Erklärung von Hitler und Chamberlain den Wunsch beider Völker betont, nie wieder gegeneinander Krieg zu führen, wenige Tage später begann Hitler gegenüber Großbritannien mit einer Po- litik der Drohungen und gleichzeitigen Werbungen. Grimms Rede an die Engländer, mit denen er als Kaufmann und Farmer in Süd- und Südwest- afrika lange vertraut gewesen war, hat einen ähnlichen Tenor. Grimm droht nicht, er gefällt sich in der Rolle des Warners und Mahners. Zugleich wirbt er um das englische Wohlwollen in einem Maß, das über die offizielle na- tionalsozialistische Politik ein deutliches Stück hinausgeht.14 »Tragik ist der Konflikt nicht zwischen Recht und Unrecht, sondern zwischen Recht und Recht«15 – schon dieses Hegel entliehene Motto der Rede weist darauf hin, daß es dem Autor keineswegs um Polemik gegen das »perfide Albion« geht. Er beginnt seine Ausführungen vielmehr mit einem Lob Englands, das an Emphase kaum zu überbieten ist: »Ich stehe heute vor England, wie jeder vor diesem gewaltigsten politischen Kunstwerke eines gottgesegne- ten Menschengeistes und Menschenwillens zu stehen hat, nämlich an- dächtig. Und es ist zunächst dieselbe Andacht, die ich vor der Kunst der Griechen, die ich vor den großen Domen, die ich vor der Bibel und Luthers Sprache und die ich vor Michel Angelo und Shakespeare und Rembrandt und Goethe und Beethoven empfinde.« Im Rahmen dessen, was die gleichgeschaltete deutsche Öffentlichkeit gewohnt war, muß die Englische Rede als eine dreifache Provokation emp- funden worden sein. Die erste Provokation besteht in der Rolle des »poli- tischen Dichters«, die sich Grimm selbstbewußt zuschreibt: »Er ist, scheint mir, vor allem da, die Dinge der großen Menschenwelt darzustellen, wie Konservative Mahner 379

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sie voneinander abhängig sind. Er soll den vielen, die in ihren kleineren und engeren Lebensverhältnissen nur einen Teil des Daseins zu übersehen vermögen, durch die Gestalten seiner Bücher und durch die Worte, die er schreibt und spricht, ein Abbild des Ganzen zu geben trachten.« Eine sol- che Definition schließt eine politische und weltanschauliche Übereinstim- mung mit dem Nationalsozialismus zwar keineswegs aus, ist von einem spezifisch nationalsozialistischen Verständnis des politischen Dichters aber deutlich entfernt. Der politische Dichter, wie Grimm ihn versteht, ist kein völkischer Barde und kein treuer Parteisoldat, sondern ein distanzierter Beobachter. Er ist halb Dichter-Seher, halb bürgerlicher Intellektueller – auf jeden Fall aber jemand, der sich keiner höheren Instanz als dem eige- nen Kopf, der eigenen Wahrnehmung verpflichtet fühlt. Von dieser Haltung zeugen auch die politisch-weltanschaulichen The- sen der Rede. Grimms Bewunderung für England ist zunächst politisch mo- tiviert. Die Größe des englischen Weltreichs sieht er weniger in »äußerli- chen Merkmalen« wie »Weite« und »Reichtum« als in der Fähigkeit, »rund- um in seinen Hoheitsgebieten Haß in Neigung zu verkehren und jedenfalls aus Zwang freien Willen zu machen«. Die »englische Ordnung« habe sich als »gute und zugleich unquälerische« erwiesen, daher das »›seelische Wohlgefühl‹ jedes Zugehörigen des Britischen Reiches«. Grimms Bewun- derung hat aber auch »rassische« Gründe: »Ich spüre, daß im englischen Weltreiche der tiefgründige langsame Mensch aus dem Norden, daß da Blut von meinem Blute sich die Auserwähltheit gewonnen hat.« Dank der Engländer ist »der nordische Geist auf der ganzen Welt […] in die Führung gekommen«. Allerdings konstatiert der Autor auch eine bedenkliche, ge- genläufige Entwicklung, die in England bislang nicht wahrgenommen wor- den sei. Das brennende politische Problem der Zeit ist für ihn die Bedro- hung der »Hochwertigen« durch die »Vermassung«. Bedroht sind sowohl die »hochwertigen Völker«16 Deutschlands, Englands und der USA als auch speziell die »Hochwertigen« innerhalb dieser Völker. Die Begriffe und Vorstellungen, auf die Grimm hier zurückgreift, sind dem Nationalsozialismus nicht grundsätzlich fremd. Dennoch sind die Ak- zente erneut verschoben. Grimms »rassische« Affekte zielen auf Slawen und Farbige, vom Kampf der »Arier« gegen die Juden ist nirgendwo die Rede. Zudem erscheint – und hierin liegt die zweite Provokation des Tex- tes – die Bedrohung der »Hochwertigen« als ein Problem, das allen son- stigen politischen Auseinandersetzungen vorgängig ist: »Das Problem der Menschheit lautet nicht: ›Demokratismus oder Faschismus‹. Das Problem für die Menschheit lautet auch nicht, wie es sich in Deutschland durch die Nähe Rußlands darstellt: Bolschewismus oder Nationalsozialismus. Das Problem heißt nicht Kapitalismus oder Marxismus und heißt nicht Frater- nité, Egalité, Liberté und heißt auch nicht Völkerbund oder Völkerkrieg. Sondern das Problem in unserer veränderten Welt heißt: Vermassung oder Hochwertigkeit, und heißt: Wie bleiben der Menschheit trotz dem Chaos der neuen Massen die Hochwertigen erhalten?«17 Trotz ihrer Anklänge an die herrschende Rassenideologie besitzen diese Besorgnisse einen eher na- tionalkonservativen Hintergrund. Der Autor spricht für die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Kreise, die um ihre soziale Stellung fürchten müs- 380 Der Boom der Jahre 1939–1942

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sen und dem Nationalsozialismus vor allem eine funktionale Bedeutung einräumen wollen: die Rettung des Vaterlands vor den »Horden« des »Bol- schewismus«. Die dritte Provokation der Rede besteht schließlich darin, mit welchem Nachdruck Grimm für eine deutsch-englische Achse – die zudem durchaus die USA einschließen könnte – votiert. Die geläufige Abneigung gegen die »Händlernation« auf der Insel teilt der Autor nicht im mindesten. Die Auf- gabe beider Völker besteht für ihn darin, »die gemeinsame Sache der Hoch- wertigen zu vertreten und für diese besondere gemeinsame Sache Sicher- heit zu suchen«. Unter diesen Voraussetzungen, deutet Grimm an, dürfte England auch gegen eine eventuelle Expansionspolitik des künftigen Bünd- nispartners nichts einzuwenden haben – schließlich leiden die deutschen »Hochwertigen«, wie der Autor weiß, nach wie vor an »dem durch die Enge des Landes und seine fehlenden Gelegenheiten verhinderten ›Recht auf Lei- stung‹«. Die »verlotterte Vermassung«, »das ganz unnatürliche Einpfer- chen von Elementarkräften« habe zu Zynismus, Unmoral, Degeneration geführt, da Deutschland sich spätestens seit Versailles weder durch die Schaffung von Kolonien noch durch Auswanderung entlasten könne. Die »Raumlosigkeit«, erklärt Grimm, wird zudem durch die »slawischen Mas- sen« verschärft, »deren demagogische Führer bewußt auf Vermassung aus sind, weil sie selbst nur durch die Vermassung bestehen können.«18 Die englischsprachigen Medien nahmen Grimms Rede kritisch bis ab- weisend auf,19 die deutsche Presse reagierte verunsichert. Konnte man da- von ausgehen, daß das Außenministerium hinter der Veröffentlichung stand? Die Zeitschrift Deutsches Volkstum stimmte dem Autor vorbehalt- los zu und prangerte die englische Reaktion als »Mißverständnis nicht ohne Mangel an gutem Willen« an.20 Die überwiegende Zahl der Zeitungen und Zeitschriften, die ein Rezensionsexemplar erhielten, schwieg dagegen irri- tiert. Alarmierend war das Schreiben der Preußischen Zeitung an den Ver- lag: »Die englische Rede von Hans Grimm möchten wir nicht besprechen, da wir uns wegen der deutlichen Seitenhiebe auf den Nationalsozialismus polemisch mit ihr auseinandersetzen müßten. Da[s] scheint uns aber nicht zweckmäßig. Das uns zugesandte Exemplar möchten wir aber behalten und bitten um Übersendung einer entsprechenden Rechnung.«21 Heinrich Mohn reagierte empört: »Von irgendwelchen ›Seitenhieben‹ ist hier keine Rede, weder hätte sich der Verfasser hierzu hergegeben, noch hätte ich die Rede in solchem Falle gedruckt. Die Rede hat im vorigen Jahre vor dem Halten in Berlin der in diesem Falle zuständigen Stelle beim Reichsaussen- minister vorgelegen. Die Vorlage ist (englisch, deutsch und Nachwort) noch einmal bei dem Referenten im persönlichen Stabe des Herrn Aussenmini- sters durch Hans Grimm vor dem Druck erfolgt. Das vorgelegte und gebil- ligte Stück hat uns zum Drucke gedient.«22 Es bleibt dennoch bemerkenswert, daß Heinrich Mohn und sein neuer Erfolgsautor hier mit einem eigenständigen politischen Entwurf die Tole- ranzgrenzen des Regimes ausloteten. Dies mag dem Egozentriker Grimm im Bewußtsein seiner Sonderstellung unwichtig gewesen sein, aber der Verleger mußte wissen, welches Signal eine solche Publikation aussandte. Aus der Sicht der Nationalsozialisten mag sie als Manifestation (die in Konservative Mahner 381

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Grimms bisherigem Verlag sicher nicht veröffentlicht worden wäre) unan- gepaßten, ja kritischen Denkens ähnlich verstanden worden sein wie eini- ge Jahre zuvor die Publizierung des Tecklenburger Bekenntnisses.23 Ob der Verleger selbst sie so begriff, sei dahingestellt – jedenfalls konnte das Mißtrauen der Parteiinstanzen gegen den verlegerischen Emporkömmling aus der protestantischen Provinz hier neue Nahrung erhalten. Im Dezember 1938 teilte Dessin Grimm mit, es hätten nun schon meh- rere Zeitungen ihre Besprechungsstücke zurückgesandt, und mutmaßte, daß eine Anweisung von ganz oben die Rezensenten schweigen ließ,24 konnte jedoch am 25. Februar 1939 Grimm ein positives Gutachten der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums vorlegen, mit dem dieser »gewissen Anfeindungen« entgegentreten könne. Endlich brachte der Reichssender Leipzig am 24. März 1939 eine respektvolle Rezension, die Grimms »eindringlicher Sprachgewalt und dem Verantwortungsbe- wußtsein des politischen Dichters« Lob zollte und dem »gehaltvollen, zwei- sprachig gedruckten und dabei sehr billigen Heft – es kostet nur eine Mark – […] eine weite Verbreitung und Wirkung bei beiden Völkern dringend« wünschte.25 Die Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrift- tums setzte wenig später den Ungewißheiten ein Ende und nahm im Som- mer 1939 die Rede zu einem Zeitpunkt in ihre Empfehlungsliste auf, als sie von den Ereignissen bereits überholt war. Noch vor Kriegsbeginn war eine dritte Auflage nötig geworden, doch dann stagnierte der Verkauf. Lek- tor Dessin sah in der Broschüre nun das letzte Friedensangebot Deutsch- lands von historischer Bedeutung, das England schnöde ausgeschlagen habe, und beteuerte gegenüber Grimm: »In den letzten Tagen mit ihren sich überstürzenden Ereignissen waren meine Gedanken immer wieder bei Ihnen, und ich möchte Ihnen heute sagen, wie sehr ich mit Ihnen die Größe der eingetretenen Wendung empfinde. Nun werden also auch zwi- schen England und uns die Waffen sprechen. Die große Entscheidung muß und wird durchgekämpft werden: gegen England und damit für eine bes- sere Welt von morgen. Wir werden danach trachten, die letzten geistigen und seelischen Reserven unseres Volkes für den Abwehrkampf entbinden zu helfen. Ob nicht auch Ihr Werk ›Heynade und England‹ gerade in den bisher fertiggestellten Teilen einen bedeutsamen Beitrag leisten könnte, den deutschen Selbstbehauptungs- und Abwehrwillen gegenüber England zu stärken?«26 Die nun überholte Broschüre blieb im Handel, wurde jedoch kaum mehr verlangt. Von den bis Ende 1942 verkauften 52 693 Exempla- ren waren die meisten vor dem Krieg abgesetzt worden. 1943 wurde ihre weitere Auslieferung verboten – einer der raren Zensurakte im Bereich der Bertelsmann-Belletristik. Trotz des Konflikts um die Englische Rede scheute der Verlag 1939 nicht davor zurück, einen weiteren potentiell anstößigen Titel herauszubringen: Sieben Preußen als Bahnbrecher des deutschen Gedankens (Farbabb. 32) von Otto Weber-Krohse (1903–1941).27 Im knappen Vorwort erläutert der Autor seinen essayistischen Ansatz: Er will kein »weitgreifende[s] For- schungswerk« liefern, sondern versucht sich an einer »historischen Stu- die«, die »unmittelbarer«, mit größerer »Lebendigkeit«28 zum Leser spre- 382 Der Boom der Jahre 1939–1942

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chen soll als eine streng wissenschaftliche Arbeit. Zu den Männern, denen Weber-Krohses Aufmerksamkeit gilt, gehören einige der wichtigsten preußischen Throninhaber, Staatsmänner und Soldaten, unter anderen Friedrich Wilhelm I., Yorck von Wartenburg, Ernst August von Hannover und Otto von Bismarck. Darüber hinaus geht es Weber-Krohse aber auch um das Preußentum an sich, um »das Gesamtbild preußischer Entwick- lung von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts«. Preußen erscheint »nicht an eine bestimmte räumliche Herkunft gebun- den« – daher auch das Kapitel über den aus England stammenden Ernst August –, es soll vielmehr als »abendländisches Gesetz«, als »Prinzip in der Welt« deutlich werden. Noch vor diesen Ausführungen finden sich »›Sieben Leitsprüche zu den Sieben Preußen‹«. Der erste stammt von Leopold Ranke – »Das einzige, was wir aus der Geschichte lernen, ist, daß wir nichts aus ihr lernen« –, der letzte von Adolf Hitler: »Man studiert nicht Geschichte, um dann, wenn sie zur praktischen Anwendung kommen sollte, sich ihrer Lehren nicht zu erinnern oder zu glauben, daß nun die Dinge eben anders lägen und mit- hin ihre urewigen Wahrheiten nicht mehr anzuwenden wären.« Auf den ersten Blick scheint es, als würde der Autor durch die Auswahl und Posi- tionierung dieser Sentenzen den forschen Optimismus des »Führers« ge- gen die feinsinnige Resignation des bürgerlichen Historikers ausspielen. Die Argumente, die er im folgenden vorbringt, lassen allerdings vermuten, daß die Anrufung Hitlers vor allem taktische Gründe hat. Einerseits ver- sucht Weber-Krohse zweifellos, aus der Geschichte Lehren zu ziehen. An- dererseits lassen sich diese Lehren, trotz der entschieden antisemitischen Haltung des Autors,29 nur sehr bedingt mit den entsprechenden national- sozialistischen Vorstellungen in Einklang bringen. Sieben Preußen ist geprägt von der Bewunderung, die Weber-Krohse den großen Männern, über die er schreibt, entgegenbringt. Er verweist zwar auf ihre menschlichen Fehler und ihre mehr oder minder schändli- chen Taten, relativiert diese aber stets durch ihre sonstigen Vorzüge und Leistungen sowie durch den historischen Kontext. Auffällig ist, daß er auf eine Aktualisierung der Geschehnisse, die er schildert, weitgehend ver- zichtet. Das »berühmte Flugblatt ›Ehrlicher Teutscher!‹«, das der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm um 1660 verfaßte und in dem »zum ersten Male Deutschland als politische Einheit angesprochen wird«, wertet der Autor nicht als Dokument einer frühen völkisch-nationalistischen Sehnsucht, sondern als bloße »Propaganda«, als »Rechtfertigung […] gegen den Waf- fengefährten von gestern, wobei sorgfältig verschwiegen wurde, daß un- ter den Truppen, die dieses deutsche Schriftstück auf die Beine bringen sollte, polnische Divisionen mobilisiert waren«. Ebenso wird die geistige und politische Orientierung Preußens nach Osten zwar mehrfach gebilligt, von den nationalsozialistischen Ostraumphantasien aber fällt kein Wort. Signifikant ist auch die »Bodenständigkeit«, die enge Verbundenheit mit der heimatlichen Natur und Landschaft, die Weber-Krohse allen großen Preußen attestiert und die er als unabdingbare Voraussetzung ihres poli- tischen Denkens begreift. Mit dem Blut-und-Boden-Kult hat diese Haltung nichts zu tun, sie ist vielmehr Ausdruck einer nostalgisch beschworenen Konservative Mahner 383

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vormodernen Lebensweise im »alte[n] Rhythmus zwischen Dasein und Be- ruf, zwischen Umwelt und Seele und Mensch und Haus und Hof«. Die seltenen Gelegenheiten, bei denen Weber-Krohse eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt, verkehren die gewohnte Per- spektive nationalsozialistischer Geschichtsbetrachtung. Das Heute er- scheint nicht als Erfüllung früherer Möglichkeiten, sondern das Gestern er- scheint als Vorbild, als im Zweifelsfall gelungenere Erfüllung des Heute. Das »hannoversche Anerbenrecht, das aus den Erfahrungen der alten rea- len welfischen Bauernpolitik entstanden ist und das in Ernst August sei- nen bedeutsamsten Förderer bekam«, lobt der Autor als »Traditionsvor- gänger des deutschen Reichserbhofgesetzes«, das die Nationalsozialisten einführten. Spitzer formuliert ist die Bemerkung, daß Ernst August »den Zusammenhang von Blut und Boden nicht zu plakatieren, sondern [im Sin- ne der Bodenständigkeit] zu gestalten wußte«. Die einzige Erwähnung des »Führers« findet sich im Kapitel über Bismarck: Im Zusammenhang mit dem Olmützer Abkommen zwischen Preußen und Österreich im Jahr 1850 wird neutral-distanziert »der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler« er- wähnt, der ein nach Ansicht Weber-Krohses vergleichbares Abkommen 1934 mit Polen geschlossen hat. Sieben Preußen ist ein Werk, das zum nationalsozialistischen Ver- ständnis von deutscher Geschichte und Politik in kaum camouflierter Op- position steht. Der »deutsche Gedanke«, als dessen »Wegbereiter« der Au- tor die von ihm Porträtierten feiert, ist nicht der Gedanke vom Führerstaat, sondern vom Gottesgnadentum des aufgeklärt absolutistischen Herrschers. Es ist »der alte autoritäre, landschaftlich fundierte Staatsgedanke Preußens«, der »in der Vornehmheit, nicht nur der geborenen, sondern der zugleich gelebten, noch ein tragendes geschichtliches Prinzip erkennen oder fühlen« kann. Sieben Preußen ist nichts geringeres als ein verspäte- tes Manifest des protestantisch-konservativen Flügels der Konservativen Revolution.30 Schon die Erstausgabe 1935 im Berliner Schlieffen-Verlag war eine kleine Kühnheit: Sie kam zu einem Zeitpunkt heraus, als die mei- sten führenden Vertreter dieser Bewegung, nicht zuletzt durch den »Röhm- Putsch«, die Hoffnung aufgegeben hatten, daß die politische Wirklichkeit des Dritten Reiches ihren Vorstellungen entsprechen könnte.31 Es ist bemerkenswert, daß C. Bertelsmann den rund 700 Seiten star- ken Titel zu einem Zeitpunkt, als sich die innen- und außenpolitische Lage weiter verschärft hatte, 1939 übernahm und ihn 1942 erneut auflegte. Von der Erstausgabe waren nur 3 000 Exemplare erschienen, C. Bertelsmann stellte insgesamt 30 000 her. Ein erster Entwurf des Klappentexts versuchte das Werk als mit den herrschenden politischen Vorstellungen konform dar- zustellen: »Die Sehnsucht von Jahrhunderten ist erfüllt. Das Großdeutsche Reich ist uns geschenkt als Einheit der Nation, die keine Macht der Welt wieder zerreißen kann. Ist es nicht Symbol, dass hinter dem Arbeitsplatz des Führers in der neuen Reichskanzlei das Bild Bismarcks hängt, jenes Bismarck, der als Schmied des Zweiten Reiches dem Ziele so nahe schien? […] Bauen nicht unsere Staatsmänner heute bewusst weiter auf dem, was die Besten der Nation früher geschaffen haben?«32 Die gedruckte Version beläßt dem Buch dagegen weitgehend seinen politischen Eigensinn: 384 Der Boom der Jahre 1939–1942

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»Preußentum ist jene innere Haltung, die ihre besten Kräfte aus dem Bo- den der Landschaft zieht. Sie bestimmt das Ewige der Politik und die ge- lassene Harmonie des alten Preußen, um nach zwei Jahrhunderten in ru- higem Rhythmus ins Deutschtum zu münden. Preußische Menschen in die- sem staatspolitischen, völkischen und landschaftlichen Sinne zeichnet uns in visionärer Schau Weber-Krohse.«33 Ist es ein Zufall, daß C. Bertelsmann im Jahr nach der Englischen Rede erneut einen Titel publizierte, der sich als konservative Distanzierung vom Nationalsozialismus verstehen läßt? Im Falle Weber-Krohses griff die Zen- sur nicht ein. Auch sind keine Dokumente überliefert, die belegen könnten, wer für die Lizenzübernahme verantwortlich war und welche nicht-kom- merziellen Ziele mit ihr verfolgt wurden. Es ist nicht einmal sicher, ob es diese Ziele überhaupt gab. Dem Verlag jedenfalls lag viel an dem Buch. Er leistete sich eine Werbekampagne, die so aufwendig war wie nur bei eini- gen seiner Bestseller. Eine auf Hochglanz gedruckte Leseprobe, die auf 32 Seiten Auszüge der Kapitel über Yorck von Wartenburg und Bismarck ent- hält, sollte Sortimenter und Leser von den Sieben Preußen überzeugen.34 Verspürte C. Bertelsmann also Ende der dreißiger Jahre kurzfristig und in durchaus provokatorischer Weise das Bedürfnis, sich seiner konservativen Wurzeln zu versichern? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage läßt sich nicht finden. Einerseits hatten die Texte Grimms und Weber-Krohses zwei- fellos Manifestcharakter – unabhängig davon, ob C. Bertelsmann sich des- sen vollständig bewußt war. Andererseits blieben sie in dem auf den Krieg ausgerichteten Programm der späten dreißiger und frühen vierziger Jahre nicht mehr als zwei vorübergehende Ausnahmen von der Regel. »Tag und Nacht am Feind«:Kriegsbücher Bücher aus dem und über den Krieg Gustav Dessin schloß den Brief, den er in den ersten Septembertagen 1939 an Hans Grimm schrieb, mit den Worten: »Vorderhand bin ich hier und habe auch noch nichts von einer militärischen oder anderweitigen Einbe- rufung gehört; als Angehöriger des Jahrgangs 02 bin ich ja überhaupt noch nicht gemustert. Aber wir sind ja alle zum Einsatz so oder so bereit.«35 Tatsächlich brachte der Kriegsbeginn auch für das leitende Personal des Unternehmens zahlreiche Veränderungen. Fritz Wixforth wurde als Teil- nehmer am Ersten Weltkrieg und Reservist schon am 23. August 1939 ein- berufen. Gerhard Steinsiek, für das Personal im Unternehmen zuständig, leitete alles in die Wege, um im nachhinein eine Uk-Stellung für den Ver- triebsleiter zu erwirken. Rechtzeitig wurden die übrigen leitenden Ange- stellten, die von einer Einziehung bedroht waren, vom Unternehmen als unabkömmlich ausgegeben.36 Im September 1939 übernahm Theodor Berthoud Wixforths Stellung. Er war eigentlich für die Geschäftsführung des Rufer-Verlags vorgesehen, bis Sigbert Mohn seine Berufsausbildung vollendet hätte. Der Krieg machte die Planungen hinfällig. Das Geschäftsjahr 1939 ließ sich unerwartet schlecht an, nachdem das Unternehmen drei Jahre lang an der Auslastungsgrenze produziert hatte. Kriegsbücher 385

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Nach jährlichen Wachstumsraten der Herstellung seit 1935 um etwa 50 Prozent wurden 1939 nur mehr minimale 1,5 Prozent erreicht, und auch dies nur dank des Schubs am Jahresende. Insbesondere die Nachfrage nach Kriegsbüchern brach 1939 massiv ein. Deren Wachstumsraten hat- ten 380 Prozent (1936), 190 Prozent (1937) und 85 Prozent (1938) betra- gen, 1939 dagegen mußte man die Produktion von Kriegsbüchern um 31 Prozent zurückfahren, nur Unterhaltungsromane verkauften sich in den Vorkriegsmonaten etwas besser. Daß die Leser der steten Kriegspropa- ganda überdrüssig wurden, da deren Verwirklichung unmittelbar bevor- stand, läßt sich nur vermuten. Die Druckmaschinen kamen in den Tagen vor Kriegsbeginn sogar zum Stillstand. Die Rumpfbelegschaft wurde mit Fensterputzen und einem klei- nen Fremdauftrag beschäftigt,37 der weitere Mitarbeiterstamm dem Arbeit- samt angeboten. C. Bertelsmann wandte sich gar an die Industrie- und Handelskammer in Bielefeld und bat um Vermittlung von Druckaufträgen. Doch nach dem Überfall auf Polen begannen auch bei Bertelsmann hekti- sche Aktivitäten, über die Gerhard Steinsiek dem Marineartilleristen in Wartestellung Wixforth berichtete: »Ihre Vorschläge, feldpostmässig ver- packte Bücher mit ins Schaufenster zu legen, sind sicherlich recht gut und werden befolgt werden. Allerdings ist beim Einzelverpacken der Bände natürlich unmöglich, daß der Verlag etwa die Extra-Verpackungskosten trägt. […] Herr Dessin ist heute wieder einmal nach Berlin gefahren. Wir stehen in ziemlich enger Verbindung nicht nur mit dem Propagandamini- sterium, in dem Herr Dessin den stellvertretenden Leiter der Schrifttums- stelle, Oberregierungsrat Schlecht,38 eineinhalb Stunden seinerzeit ge- sprochen hat, sondern auch neuerdings mit der Pressestelle der Reichs- regierung. Ich hoffe doch, daß sich daraus manches Ersprießliche für un- seren Verlag ergeben wird. Herr Volck hat den ersten realen Verlagsplan uns mitgeteilt. Er will die Taten des Bombengeschwaders Hindenburg für uns aufschreiben, das nicht nur Gdingen bombardiert, sondern auch den Vormarsch nach Innerpolen ständig mitgemacht hat. Ich hätte ja lieber ge- sehen, wenn ein anderer diese oder eine ähnliche Aufgabe übernommen hätte, habe aber Herrn Volck mitgeteilt, daß wir zu unverbindlicher Prü- fung seines fertigen Manuskriptes bereit wären. Dohm und Clemens Laar sind als Soldaten (haben noch keine Charge) im Westen, Ettighoffer als Oberleutnant ebenfalls im Westen. Ich bin noch am Korrespondieren mit ihm wegen des Westwallbuches, weil dieses an sich auch in unsere Feld- ausgaben-Reihe hinein könnte.39 Unser Gesamtpersonal haben wir jetzt auf ca. 220 Gefolgschaftsmitglieder vermindert. Alles übrige ist ausgelie- hen oder vom Arbeitsamt vermittelt mit der Berechtigung, daß wir, falls wir sie nötig haben, sie jederzeit zurückholen können. Herr Oeltze war jetzt eine Woche unterwegs und zwar in Kassel und Thüringen und hat von dort überraschend gute Bestellungen mitgebracht. […] Man merkt auch an der Post, daß der erste Schreck allmählich überwunden ist, so daß der Buch- absatz langsam in Gang kommt.«40 Schon in den ersten Novembertagen erreichte Bertelsmann wieder die Auslastungsgrenze, das Unternehmen beschäftigte nun 338 Personen. Mohn erläuterte der Deutschen Bank, die ihm einen höheren Kredit ge- 386 Der Boom der Jahre 1939–1942

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währt hatte, welchen Aufschwung der Krieg für den Geschäftsverlauf be- deutete: »Fast alle Teile der Belegschaft müssen stark Überstunden leisten, etwa 10 Stunden Tagesdurchschnitt. Viele Maschinen laufen 23 Stunden am Tag. Der Wareneingang war bisher befriedigend, sodass die Produkti- on keine Stockung erfuhr und für die nächsten Monate im Wesentlichen gesorgt ist. Die Einschränkungen, die von behördlicher Seite dem Zeit- schriftenverlag durch Beschränkungen des Papierverbrauchs auferlegt wurden, konnten durch Absatz im Buchhandel wettgemacht werden. So- weit die Kundschaft in Frage kommt, dürfte auch weiter mit einem guten Absatz zu rechnen sein. Wenn nicht behördliche neue Bestimmungen in dem Bezug und der Verbreitung der Rohmaterialien kommen, sind die Aus- sichten auch weiter gut.«41 Im Herbst 1939 überstürzten sich die Erfolgsmeldungen aus dem »Blitzkrieg«, was die Nachfrage nach aktuellen Kriegsbüchern wiederauf- leben ließ. Besonders schnell konnten die Spannenden Geschichten auf den Siegeszug reagieren.42 Der Absatz der Serie vervielfachte sich, da die Hef- te nicht nur von Jugendlichen gelesen wurden, sondern auch an die Front gingen – ihr handliches Format und ihr geringes Gewicht prädestinierten sie für diesen Vertriebsweg.43 Von 1937 auf 1938 hatte sich der Anteil der Spannenden Geschichten an den Gesamtherstellungskosten um 87 Prozent vermehrt, das Krisenjahr 1939 erlaubte durch den Kriegsbeginn im letz- ten Quartal eine weitere Steigerung von 57 Prozent, die Frontberichter- stattung brachte für 1940 nochmals einen Zuwachs von 69 Prozent. Erst 1941 brachen die Produktionszahlen ein. Einen neuen Impuls erhielten auch die gebundenen Kriegsbücher, de- ren Produktion 1940 und 1941 wieder zunahm, auch wenn der Gipfel von 1938 nicht mehr erreicht wurde. In der Darstellungsform unterschieden sich die neuen Titel durchaus von der bisherigen Kriegsbuchproduktion Bertelsmanns. Mit den meist in Lizenz erschienenen Erlebnisbüchern über den Ersten Weltkrieg und die bürgerkriegsähnlichen Unruhen der frühen zwanziger Jahre hatte der Verlag dem weitverbreiteten Bedürfnis nach na- tionalistischer Erbauungsliteratur entsprochen. Mit den eher nüchternen Kriegsreportagen im Stil von Flieger am Feind war er erfolgreich dem in Militärtechnik verliebten Zeitgeist der Wiederaufrüstungsjahre gefolgt. Die Reportagen aus dem Zweiten Weltkrieg bildeten nun das Pendant zu den einschlägigen Berichten in Rundfunk und Wochenschau. Sie schilderten nicht mehr die jüngere Vergangenheit, sondern die unmittelbare Gegen- wart – und entsprechend konform zu den Propagandawünschen des Re- gimes waren sie auch konzipiert. Die Autoren der bisherigen Erfolgsbücher aus dem Ersten Weltkrieg waren an dieser neuen Konjunktur nicht mehr beteiligt.44 Allerdings si- cherte sich die Wehrmacht die Dienste von Paul Coelestin Ettighoffer. Ver- geblich hoffte der Wortberichterstatter der Propaganda-Kompanie 666 darauf, als Haupteinsatzgebiet das heimische Elsaß zu erhalten; trotz ei- ner Intervention bei der Reichsschrifttumskammer mußte er den Polen- feldzug begleiten.45 Auch er hat bis 1945 kein weiteres Kriegsbuch mehr für den Verlag publiziert, wohl aber die völkische Idylle Peter im Glück (1943). Kriegsbücher 387

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Dagegen bemühte sich eine wachsende Anzahl von Wehrmachtsan- gehörigen, mit ihren Fronterlebnissen gerade in der Serie Spannende Ge- schichten ohne schriftstellerische Ambitionen schnelles Geld zu verdienen. Über deren teils sehr hohe Einkünfte aus ihren Kriegspublikationen ent- spann sich beim OKW schließlich eine längere Kontroverse.46 Überhaupt gingen, will man den Erinnerungen einstiger Belegschaftsmitglieder glau- ben, Soldaten aller Waffengattungen bei C. Bertelsmann ein und aus – nicht nur Autoren von Kriegsbüchern, die Lesungen im Betrieb abhielten, son- dern auch Einkäufer für Wehrmachtsdienststellen. Bei den weiblichen Lehrlingen waren die schneidigen Gäste gerne gesehen, kleine Flirts be- gannen, Brieflein wurden zwischen die mitgenommenen Bücher gesteckt, bis Berthoud dergleichen energisch unterband.47 Bereits im November 1939 erschien Mit Bomben und MGs über Polen (Farbabb. 38) als erster Band der neuen Kriegsbücher. Der Herausgeber Josef Grabler (1899–1941) war, anders als Werner von Langsdorff, kein hoher Funktionsträger, sondern ein mittlerer Beamter. Die überlieferten Akten zu seiner Person zeichnen das Bild eines von den Parteigenossen verachteten Mitläufers, dessen brennender beruflicher und fliegerischer Ehrgeiz durch seine mehrjährige Mitgliedschaft in der SPD behindert wur- de.48 Die von Grabler verfaßte Einleitung zu Mit Bomben und MGs trägt den signifikanten Titel Die neue Waffe und betont emphatisch, daß mit diesem Buch ein neuer Abschnitt im erlebnisorientierten Schreiben über den Krieg beginne. Im Unterschied zu den zivilen Zeitungsjournalisten im Ersten Weltkrieg handelten ihre Nachfolger nun in offiziellem Auftrag und hatten sich auch militärisch zu bewähren: »Die Berichter waren nicht mehr lä- stige Zivilisten, überall im Wege, überall mißtrauisch beäugt; sie waren Sol- daten. An den meisten Aufklärungs- und Angriffsflügen haben sie teilge- nommen. Und nicht als überflüssiger Ballast, für dessen Gewicht die Be- satzung lieber Bomben mitgenommen hätte. Sie flogen als MG-Schützen, als Mitglieder der Besatzungen. Und wenn etwas für den Angriffsgeist der Berichterstatterformationen spricht, dann der ständige Drang nach dem nächsten Feindflug.«49 Grabler schrieb auch das Schlußwort zu Mit Bomben und MGs sowie fünf der 57 kurzen Berichte von insgesamt 13 Autoren. Das Buch schildert zunächst das ungeduldige Warten auf den Krieg: Die deutschen Luftwaf- feneinheiten, die im August 1939 nahe der polnischen Grenze stationiert sind, können es kaum erwarten, zu »apokalyptischen Reitern« zu werden. Am Ende steht der Fall Modlins, der am 28. September 1939 die polnische Niederlage besiegelt. Die Berichte dazwischen schildern Luftkämpfe, auf- grund der völligen Überlegenheit der deutschen Luftwaffe aber vor allem Bombenangriffe auf Flughäfen und Bahnhöfe, auf Industrieanlagen und Häfen. Hinzu kommen Berichte von abgeschossenen Fliegern, die sich durch die feindlichen Linien zur Front zurückschlagen. Die Darstellung des Kriegsgegners steht ausnahmslos im Zeichen eines aggressiven antipolni- schen Ressentiments. Der »Ritterlichkeit und anständige[n] Haltung« der deutschen Soldaten, die »nicht Unruhe und Zerstörung, sondern Aufbau und Frieden« in das besetzte Land bringen wollen, stehen »die bestiali- schen Grausamkeiten polnischen Untermenschentums« gegenüber: Schüs- 388 Der Boom der Jahre 1939–1942

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se auf am Fallschirm hängende Flieger, Mißhandlung von Gefangenen und Angriffe auf die volksdeutsche Zivilbevölkerung. Wiederholt wird auch die Kriegsschuldfrage berührt. Als der wahre Gegner des Deutschen Reiches erscheint England, dessen »Versprechungen und Kriegstreibereien« letzt- lich für den militärischen Konflikt mit Polen verantwortlich seien. Mit Bomben und MGs über Polen brachte es auf neun Auflagen, 1942 war das 300. Tausend erreicht. Keinem der weiteren Bände mit Kriegsbe- richten, die C. Bertelsmann veröffentlichte, gelang es, sich mit diesem Er- folg zu messen, auch wenn in drei Fällen die Auflagen weit über das 100. Tausend hinausgingen. 1941 erschienen Panzer am Feind von Fritz Fech- ner, Und setzet ihr nicht das Leben ein von Herbert Müllenbach (Farb- abb. 39), Wir suchen den Feind von Heinz Pape und Flieger – Ritter – Hel- den (Farbabb. 40) von Benno Wundshammer.50 1942 erschien anonym im Auftrag des Oberkommandos des Heeres Tag und Nacht am Feind (Farb- abb. 76). Die beiden letzten Bände wurden 1944 herausgebracht: Panzer- flieger über dem Balkan von Heinz Pape und Feuer am Olymp von Benno Wundshammer.51 Allen diesen Titeln ist gemeinsam, daß sie die Spur der deutschen Siege in den »Blitzkriegen« der Jahre 1940 und 1941 nach- zeichnen: die Feldzüge in Skandinavien, Holland, Belgien und Frankreich sowie auf dem Balkan. Gleichzeitig werden die Modernität und technische Überlegenheit des deutschen Heeres herausgestellt – daher der Akzent auf der Luftwaffe (Müllenbach, Pape, Wundshammer) und auf den motorisier- ten Bodeneinheiten (Fechner, Tag und Nacht am Feind). In mehrfacher Hinsicht folgen die Bände den schon bei Grabler er- probten narrativen Mustern. Dies gilt sowohl für den dramaturgischen Auf- bau – vom Warten auf den Feldzug am Anfang bis zum deutschen Triumph am Ende – als auch für die unablässige und stereotype Beschwörung der ungeduldigen Sehnsucht nach dem nächsten Einsatz, der nächsten Schlacht, die alle Soldaten, die hier auftreten, erfüllt. Das »Zauberwort für deutsche Soldaten«, erklärt programmatisch Tag und Nacht am Feind, heißt »Vorwärts!«. Das »Sehnen nach Taten« ist ein steter »Kraftquell«: »Und wenn dann die ersten Schüsse fallen, und es heißt: ›Absitzen zum Kampf!‹ dann geht ein Aufatmen durch unsere Reihen. Die Müdigkeit schwindet, und alle Sinne sind gespannt, – ran an den Feind! Das ist ja das Ziel unseres Marschierens.«52 In Wir suchen den Feind versteigt sich der Autor sogar zu einer dezenten Kritik am »Führer«, der im deutsch-polni- schen Konflikt, seiner Ansicht nach, viel zu lange auf Diplomatie setzt, an- statt endlich den Krieg zu erklären: »Fast konnten wir es nicht verstehen, daß die deutsche Regierung angesichts der unerhört frechen und dreisten Provokationen Polens zu solchen [vermittelnden] Vorschlägen bereit war. Wir rufen nach Sühne für die Quälereien unserer Volksdeutschen, für die grausame Behandlung deutscher Frauen und Kinder, für die Vernichtung deutscher Kultur, deutschen Bodens und deutscher Art!«53 In scharfem Kontrast zu den Erlebnisbüchern aus dem Ersten Weltkrieg und deren Verklärung von Leid und Tod bleibt das Grauen des Krieges hier fast völlig ausgeblendet.54 Der Krieg erscheint vielmehr als ein »große[s] Abenteuer«55, dessen Herausforderungen mit der militärischen Disziplin und der technischen Überlegenheit der deutschen Wehrmacht jederzeit zu Kriegsbücher 389

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bewältigen sind. Töten und Sterben sind mit keinem Schmutz, keinem Elend mehr behaftet, sondern gleichsam neutrale Vorgänge. Es gibt in dem Krieg, den diese Bücher schildern, keine Schreie – es sei denn Schreie der Begeisterung –, und es fließt fast kein Blut. Wunden und Schmerzen sind nahezu unbekannt. Wenn der Tod die deutschen Soldaten ereilt, tritt er un- mittelbar ein oder wird mit heroischer Fassung ertragen: »Durchschla- gen – –« ist das letzte Wort, das der hinter den feindlichen Linien abge- schossene und tödlich verwundete Fliegerleutnant in Und setzet ihr nicht das Leben ein seinem Gefreiten zuflüstert, bevor er für immer verstummt.56 Die konkreten Folgen der deutschen Kriegsführung für den Gegner wer- den oft nur benannt, nicht aber beschrieben. In Tag und Nacht am Feind bemerkt der anonyme Berichterstatter, daß der Marsch durch Flandern in Verfolgung der fliehenden Engländer über eine »Straße des Grauens«57 geht – worin das Grauen aber besteht, wird nicht gesagt. Läßt sich die Schilderung des Furchtbaren gar nicht vermeiden, werden Strategien der Distanzierung und Rechtfertigung eingesetzt. Im Schlußwort von Mit Bom- ben und MGs über Polen schildert Josef Grabler, wie polnische Rückzugs- straßen nach einem deutschen Fliegerangriff aussehen: »Tief beeindruckt von der vernichtenden Wirkung der Luftwaffe, sahen wir Berge von Men- schen- und Pferdeleichen, ineinandergefahrene Fahrzeuge, gegen die Bäu- me geprallte Kraftwagen mit toten Fahrern. Und das nicht vereinzelt, son- dern ununterbrochen auf Straßenlängen von Dutzenden von Kilometern. Und wenn etwas wie Mitleid aufkommen wollte, ein Bedauern etwa dieser von einer unfähigen Führung in den Tod getriebenen Soldaten, dann ver- schwand es schnell vor der Erinnerung an die unmenschlichen Greuelta- ten, die diese Toten und ihresgleichen an deutschen Menschen verübt hat- ten.«58 Eine ähnliche Szene findet sich in Feuer am Olymp. Der Komman- dant einer Stukastaffel, die vor Kreta englische Kriegsschiffe angreift, stürzt sich nach dem Versenken von zwei Zerstörern auf den dritten, der ver- sucht, Überlebende aufzufischen: »Einen Augenblick hat er überlegt, ob er auch noch angreifen sollte. Das Elend dort unten ist wahrlich schon groß genug. Außerdem hat der dritte Bursche so viel Schneid, daß er beidreht, um zu retten, was noch zu retten ist. Nur einen Augenblick zögert der Kom- mandant, dann hat er sich entschlossen. Krieg ist Krieg, unangebrachtes Mitleid führt nur zur Selbstschädigung, und die Gesetze des Kampfes sind hart und unerbittlich. Angriff!«59 Vergleicht man Mit Bomben und MGs über Polen mit den übrigen Bän- den, so fallen zwei singuläre Merkmale auf: die Zersplitterung in zahlrei- che Beiträge und Beiträger sowie der fast völlige Verzicht auf die Schilde- rung der Innerlichkeit der erlebenden Subjekte. In dieser Hinsicht ähnelt Grablers Sammlung eher den von Langsdorff herausgegebenen Weltkriegs- bänden als den übrigen Berichten aus dem Zweiten Weltkrieg. Deren Merk- mal ist häufig nicht nur die Schaffung einer erzählerischen Kontinuität,60 sondern auch die propagandistische Konstruktion eines idealen deutschen Soldaten, der vom Berichterstatter und seinen Mitkämpfern verkörpert wird. Die intellektuellen und emotionalen Regungen dieses Soldaten wer- den gerade nicht ausgeklammert, stets aber – und sei es nach Momenten des Zögerns – vorbehaltlos dem geforderten Heroismus untergeordnet. 390 Der Boom der Jahre 1939–1942

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In Feuer am Olymp wird mehrfach eindrücklich die ungeheure physi- sche und psychische Belastung der Sturzkampfflieger angesprochen – und doch mündet diese im entscheidenden Moment in die Ekstase: »Das Ge- fühl des Herunterstürzens hat etwas Berauschendes. Man lebt plötzlich dreifach, und alle Dinge bekommen eine unerhört gesteigerte Intensität. Hinein! Hinein! Hinein!«61 In Tag und Nacht am Feind überspielt ein bur- schikoser Kasino- und Kasernenhofton die Lebensgefahr, die nicht geleug- net, aber mit distanziertem Amüsement betrachtet wird: Ein Kübelwagen »rauscht« durch das feindliche Feuer, ein Maschinengewehr läßt »ver- träumte Garben« über die Köpfe der deutschen Soldaten »zwitschern«, und die ironisch als »Brüder« bezeichneten französischen Feinde werden nicht getötet, sondern von der Artillerie »gehascht«.62 Im selben Band sind auch drei Gedichte eingestreut. Eine Kavallerieschwadron singt in der französi- schen Nacht ein altes Reiterlied, in Auf Funkwache ist das lyrische Ich drahtlos mit einem Spähtrupp verbunden, und in Dem toten Panzermann wird zart für ein deutsch-französisches Bündnis in einem neugeordneten Europa geworben: »Sein Name klingt bei jedem kommenden Appell, / sein Vorbild leuchtet uns zu neuer Tat voran, / so ist er fern in Frankreich doch zur Stell’, / weil er in unsren Reihen nicht verlöschen kann. // Monsieur, er schläft – doch nicht als Feind in Ihrem Lande, / Sie werden das auch jetzt nicht ganz begreifen, / doch langsam knüpfen sich an diese Bande / die Zeichen einer neuen Zeit und reifen.« Die reale Erfahrung des Krieges63 fehlt in den Berichten nicht völlig, zeigt sich aber eher in der Schilderung der Pausen zwischen den Kämpfen als in diesen selber. Der fatale Reiz, der von der soldatischen Existenz aus- gehen kann, wird hier in kaum verhohlener Weise deutlich gemacht. Das Leben im Krieg ermöglicht eine Verwirklichung von Machtphantasien und hedonistischen Wünschen, die im bürgerlichen Alltag unmöglich wäre. Zu den Standardmotiven der Bände gehören, speziell in Frankreich, das Re- quirieren von Landhäusern und Schlössern64 sowie der Genuß hochwerti- ger ausländischer Konsumgüter, die entweder »organisiert« oder in teu- ren Restaurants verzehrt werden.65 Der Angriffskrieg gegen die »bolsche- wistisch-plutokratischen Mächte« führt die deutschen Soldaten zwangs- läufig in deren Kultursphäre. Das Resultat ist eine merkwürdige Verdop- pelung des Blicks auf die Fremde. Der kaltblütige Eroberer kann sich für Momente immer wieder in den genießerischen Ausflügler verwandeln: Die Sturzkampfflieger in Feuer am Olymp finden sich »in einem paradiesischen Land«66 wieder, und ihre Kollegen von der Aufklärung in Panzerflieger über dem Balkan erfreuen sich an einer gleichsam multikulturell gedeck- ten Kaffeetafel: »Wir trinken Ceylon-Tee aus griechischen Schalen, rauchen englische und jugoslawische Zigaretten, die wir an indischen Streichhöl- zern entzünden. Hören französische Musik auf einem in Bulgarien erstan- denen Grammophon. Prosten mit italienischem Likör und stecken die Zi- garetten in von Albanern geschnitzte Holzspitzen, die Marmeladenpötte zeigen ägyptische Aufschriften. Der Engländer hat uns in seiner Eile ge- nug von dem Zeug zurückgelassen.«67 In solchen Szenen läßt sich auch eine gewisse List der Geschichte erkennen: Der vorläufige Triumph über die ver- haßte westliche Zivilisation führt nicht zu deren Vernichtung, sondern zu Kriegsbücher 391

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einer selektiven Adaptation, die indirekt auf den Massentourismus der fünfziger Jahre vorausweist. Drei weitere Bücher über den aktuellen Krieg, die C. Bertelsmann ver- öffentlichte, unterscheiden sich deutlich von den zuvor genannten. Der promovierte Kunsthistoriker Harald Busch (1904–1983)68 war für den Bild- band U-Boot auf Feindfahrt (1942) verantwortlich. Ab 1933 hatte Busch als wissenschaftlicher Assistent in der Kunsthalle Hamburg gearbeitet und diese nach nationalsozialistischen Prinzipien neu gestaltet. Trotz seiner gern beteuerten parteitreuen und radikal antisemitischen Einstellung war er in den Verdacht geraten, das Werk Max Liebermanns und diverser ex- pressionistischer Protagonisten der »Verfallskunst« zu favorisieren. Aus den parteigerichtlichen Auseinandersetzungen, die sich anschlossen, ging Busch nur mit einem Verweis hervor; Alfred Rosenberg schätzte ihn den- noch als kunstpolitisch unzuverlässig ein und behinderte seine weitere Karriere.69 In U-Boot auf Feindfahrt läßt sich freilich keine Spur einer Ab- weichung von den offiziellen politischen und ästhetischen Vorgaben er- kennen. Das kurze Vorwort des Autors erläutert die Intention des Buches: »Die Tage und Wochen härtester Seefahrt, die Stunden harter, unermüdli- cher Verfolgung, die Sekunden kühnster Entschlüsse und tapfersten Ein- satzes, die das Zustandekommen einer einzigen U-Bootserfolgsmeldung des OKW-Berichtes ermöglichen, kennt niemand, der dies alles nicht selbst miterlebte oder mit durchzukämpfen half. Der vorliegende Bildbericht mit seinen erklärenden Texten soll unseren deutschen Volksgenossen Arbeit, Dienst, Kampf und Erfolg eines U-Bootes auf Feindfahrt schildern.«70 Anders als diese martialischen Töne erwarten lassen, konzentriert sich das Buch jedoch auf die wildromantischen und idyllischen Aspekte des Un- ternehmens. Der Kampf mit dem englischen Kriegsgegner ist weniger wichtig als die Schilderung der Naturgewalten und der heiter-gemütlichen Männerwirtschaft an Bord. Das Layout weist den großformatigen Schwarz- weißbildern, die auf jeder Seite vertreten sind, die dominierende Rolle zu, die Texte sind nicht mehr als kurze, mitunter poetisierende Kommentare. Offen muß bleiben, inwieweit Buschs spezifischer akademischer Hinter- grund diese Konzeption beeinflußte. Am Design gemessen, ist U-Boot auf Feindfahrt das modernste Buch, das C. Bertelsmann im Dritten Reich ver- öffentlicht hat; in dieser Hinsicht übertrifft es auch die meisten vergleich- baren Titel anderer Verlage, die ihre Kriegspropaganda wesentlich biede- rer betrieben.71 In krassem Gegensatz hierzu steht der Roman Kameraden vom Edel- weiß (1941) von Hanns Pfeuffer.72 Eine Gruppe bayerischer Gebirgsartil- leristen zieht zwischen 1938 und 1940 auf endlosen Fußmärschen durch Österreich, das Sudetenland, Polen und Frankreich. Die pathetisch-senti- mentale Schilderung von Männerfreundschaft und Tierliebe – »Moham- med«, das treue Muli der Gruppe, spielt eine zentrale Rolle – korrespon- diert hier mit heftigen antisemitischen Ausfällen73 und emphatischen Schlachtbeschreibungen, die an die rechten Kriegsromane der zwanziger und dreißiger Jahre erinnern: »Fred preßt den Schaft in die Schulter. Tak- taktaktak – Sinnlos geworden taumeln die letzten [polnischen Soldaten] in das rasende Flankenfeuer unserer Maschinengewehre. Sie fallen reihen- 392 Der Boom der Jahre 1939–1942

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weise – Menschenleiber zucken noch auf. Unerbittlich schreitet der Tod über das Feld und hält seine Ernte. Er, der Sieger aller Schlach- ten – Dann wird es still. Wir lachen alle! So schlägt die Gebirgsartillerie ihren Feind!«74 Auf den Reiz des Blutrünstigen setzen auch die Illu- strationen des Buches: keine Fotos, sondern Kohlezeichnungen, auf de- nen deutsche Soldaten durch bren- nende Städte marschieren und feindliche Truppen durch Artillerie- feuer oder Bombenabwürfe in die Luft gejagt werden. Die brutale Wirklichkeit, die in den übrigen Büchern C. Bertelsmanns über den Zweiten Weltkrieg nur distanziert geschildert wird, setzt Kameraden vom Edelweiß zum voyeuristischen Vergnügen des Lesers ohne Hem- mungen und grell in Szene. Propaganda für den »Blitzkrieg« (1941) Gleiches gilt für den Bericht vom Überfall auf die Sowjetunion, den der Feldwebel Hans Hoeschen75 unter dem unverfänglichen Titel Zwischen Weichsel und Wolga (1943) publizierte. Der Band beginnt mit dem Trans- port des Ich-Erzählers von Nordfrankreich an die sowjetische Grenze, schildert dann die Kämpfe in der Ukraine und bricht mit der Eroberung des Donez-Beckens unvermittelt ab. Es ist nicht nur der Krieg, sondern ge- rade der Vernichtungskrieg gegen die sowjetischen »Bestien in Uniform und Zivil«76. der in Hoeschen einen vorbehaltlos begeisterten Chronisten findet. Die Schlachten, die er mit wollüstigem Grauen beschreibt, sind ein Abschlachten. Die Vertreter des »Untermenschentums« werfen sich in Hor- den den deutschen Soldaten entgegen und werden weniger bekämpft als niedergemetzelt wie Vieh: »Mit Hunderten von Lastwagen versuchen die Sowjets [in der Kesselschlacht von Peregonowka] den Ausbruch. In endlo- ser Kolonne fahren sie an. Die Pak-Geschütze haben ihre große Stunde. ›Schnellfeuer!‹ Die Panzergranaten zerfetzen die Wagen in Siebe. Berstend explodieren die Munitionsfahrzeuge. Benzintanks und -kanister lodern. Hunderte von Autos brennen. Zu riesigen Trauben fahren die Fahrzeuge ineinander, lodern in himmelhohen Brandfackeln. Lastwagen fliegen mit der gesamten Besatzung in die Luft. Brennende Menschen. Die Sowjets lau- fen wild durcheinander wie Hühner, die sich in die brennende Geflügel- farm stürzen.« Stärker als in den sonstigen Erlebnisberichten ist der Autor zugleich bemüht, den Feldzug, an dem er beteiligt ist, zu rechtfertigen. Die wieder- holte Schilderung der Schrecken des kommunistischen Regimes – von den Straflagern über die Kirchenpolitik und die Zwangsherrschaft in der Ukrai- ne bis zum Wirken der Politkommissare in der sowjetischen Armee – soll Kriegsbücher 393

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den deutschen Überfall als eine unbedingte Notwendigkeit, als Erlösungs- tat für den unterdrückten Osten erscheinen lassen: »Wir sind wie die Wi- kinger vor tausend Jahren von den Schmerzensschreien des Volkes zu sei- ner Befreiung gerufen. Wie die Scharen Herzog Heinrichs sind wir, deren Sieg die Horden Tschingis Khans über die Wolga fegte. Wir sind wie unse- re Väter, die vor vierundzwanzig Jahren den ukrainischen Staat unter ihren Schutz nahmen. Wir sind das Schwert des Weltgewissens, Kameraden!« Für ein größeres Lesepublikum waren Hoeschens Hetztiraden, die sich immer wieder auch gegen »Alljuda« richten und von der Bebilderung des Buches vehement unterstützt werden, allerdings nicht bestimmt. Der Pro- pagandaoffizier seiner Einheit bestätigte dem Autor, daß »Ihr während des Russlandfeldzuges geschriebenes Manuskript als Divisions-Erinne- rungsbuch anerkannt wird. Die Dienststelle hat Interesse daran, daß das Buch möglichst jedem Divisionsangehörigen zugänglich gemacht wird.«77 Auf diese Zielgruppe läßt auch die einzige Auflage von 11 000 Exemplaren schließen. Solche Erinnerungsbücher wurden von mehreren Truppentei- len herausgebracht78 und bei wehrmachtsnahen Firmen in Druckauftrag gegeben. Es liegt wohl an diesem spezifischen Anlaß, daß in keinem der Titel, die C. Bertelsmann im Dritten Reich veröffentlicht hat, die rassisti- sche Vernichtungspolitik des NS-Regimes so eindeutig verherrlicht wird wie in Zwischen Weichsel und Wolga. Flucht aus dem Alltag und völkische Besinnung: Die neue Konjunktur der kriegsfernen Belletristik Die kriegsferne Belletristik Das Geschäft mit der Kriegsliteratur war in hohem Maße von der politi- schen Entwicklung abhängig. Die »Deutschland erwache«-Stimmung in den Anfangsjahren der nationalsozialistischen Herrschaft hatte einen Boom ausgelöst, an dem neben Bertelsmann zahlreiche andere Verlage partizipierten. Als jedoch 1939 der Krieg statt trutziger Erinnerung un- versehens erschreckende Realität wurde, ließ das Interesse schlagartig nach. Die militärischen Erfolge, die bis ins Jahr 1941 reichten, ließen es, wenn auch nicht mit der früheren Heftigkeit, wieder aufflammen. Je län- ger der Krieg aber dauerte, desto geringer wurde beim Lesepublikum so- wohl an der Front wie in der Heimat das Verlangen, mit dem ruhmlosen, alltäglichen Grauen konfrontiert zu werden. Um so mehr Bedeutung ge- wann erneut eine Belletristik, die mit den Sorgen der Gegenwart kaum et- was zu tun haben wollte oder konnte. Schon in den Feldausgaben, die C. Bertelsmann seit September 1939 herausbrachte, war der politisch- weltanschauliche Akzent deutlich zurückgenommen.79 Diese Tendenz ver- stärkte sich in der Kleinen Feldpost-Reihe und den Feldpostheften, die ab 1942 herauskamen. In der Zeit des »totalen Krieges« näherte sich das Pro- gramm des Verlags wieder der Ausrichtung an, die es vor Flieger am Feind besessen hatte. Keitelkähne fahren übers Haff, Der Kumpel lacht, Kleines Löns-Lie- derbuch, Aus der fahrenden Tierwelt, Geliebte Heimat – diese Titel zeigen, daß nun wieder zum Garanten des Erfolgs wurde, was bescheideneren Bel- 394 Der Boom der Jahre 1939–1942

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letristikgeschmack seit jeher anzusprechen vermocht hatte. Zugleich trieb der Krieg die Auflagen bewährter Bestsellerautoren weiter in die Höhe. Die erste Auflage von Fritz Müller-Partenkirchens Kramer & Friemann, 1936 erstmals bei C. Bertelsmann erschienen, hatte 1940 das 129. Tausend er- reicht, allein 1941 kamen drei weitere Auflagen mit 90 000 Exemplaren hinzu. 1943 war der Titel dank parallel erscheinender Volks- und Feldaus- gaben bis zum 392. Tausend vorgestoßen. Die Firma, ebenfalls von Mül- ler-Partenkirchen, hatte sich von 1935 bis 1940 in rund 77 000 Exempla- ren verkauft. Von 1941 bis 1943 steigerte sich die Auflage bis zum 131. Tausend. Ähnliche Zahlen gelten für die Romane Gustav Schröers.80 Hei- mat wider Heimat, sein erfolgreichster Titel, 1929 erstmals erschienen, war 1938 beim 130. Tausend und 1943 beim 644. Tausend angelangt. Auch Autoren und Titel, die bislang nicht zu Bestsellerehren gekommen waren, erhielten nun ihre Chance. Der Warphof und das Sumpfmoor (Farb- abb. 21) von Alfred Manns (1877–1934)81 erzählt von einem friesischen Bauern, der mit fanatischem Ehrgeiz ein gefährliches Moor in der Nähe seines Hofes trockenzulegen versucht. Erst nach dem Tod des Bauern ge- lingt es dessen Sohn, der Ingenieur geworden ist, das Werk zu vollenden. Mit dem Kampf gegen die Wildnis übernimmt das Buch ein zentrales Mo- tiv des Siedlerromans, bleibt trotz völkischer Anklänge aber weit entfernt von der politischen Aktualität, die Gustav Schröers Wir lassen uns nicht unterkriegen und Die Siedler vom Heidebrinkshofe kennzeichnet.82 Der Warphof und das Sumpfmoor erschien erstmals 1931 als Originalausgabe bei Bertelsmann. Die Höhe der Auflagen blieb lange bescheiden, im sieb- ten Versuch war 1938 gerade das 30. Tausend erreicht. Ab 1940 erschie- nen im Wechsel zahlreiche Feld- und Volksausgaben. Schon die erste Feld- ausgabe bestand aus 24 000 Exemplaren, 1944 hatte der Titel das 215. Tausend erreicht. Das Kreuz von Ernst Zahn war 1933 trotz seines spekulativen Inhalts und intensiver Werbung kein großer Erfolg gewesen.83 Im Krieg ent- wickelten sich zwei angejahrte Heimatromane des Schweizer Autors, die C. Bertelsmann in Lizenz herausbrachte, dagegen zu Bestsellern, die noch in den fünfziger Jahren im Programm waren. Lukas Hochstraßers Haus (1940, Farbabb. 16) erreichte bis 1944 das 352. Tausend, Der Weg hinauf (1941) bis 1943 das 270. Tausend.84 Ähnlich erfolgreich waren die Roma- ne von Gustav Renker (1889–1967)85, der ebenfalls aus der Schweiz stammte und gerne davon erzählte, wie stadtflüchtige Intellektuelle vor der »Urweltkulisse«86 der Alpen ihr Glück fanden. Die Lizenzausgabe von Berg- kristall (1941) brachte es bis 1943 auf 97 000 Exemplare, die von Heilige Berge (1941) im selben Zeitraum auf 231 000 Exemplare.87 Im Verlauf des Krieges gewann ein weitgehend neues Programmseg- ment immer mehr Gewicht: die »klassische« deutsche Literatur aus Goethezeit, Romantik und bürgerlichem Realismus. Die Kleine Feldpost- Reihe und die Feldposthefte, in Ausnahmefällen auch die Feldausgaben, griffen neben bereits vorliegenden Titeln des Verlags auf den bildungs- bürgerlichen (und urheberrechtsfreien) Literaturkanon zurück. Insbeson- dere die großen Erzähler des 19. Jahrhunderts waren fast vollständig ver- treten. Der Bogen spannte sich von Goethe (Novelle) über Heinrich von Die kriegsferne Belletristik 395

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Kleist (Michael Kohlhaas)88, Achim von Arnim (Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau), Joseph von Eichendorff (Aus dem Leben eines Tauge- nichts und anderes), E. T. A. Hoffmann (Das Fräulein von Scuderi, Die Mar- quise de la Pivardière) und Eduard Mörike (Mozart auf der Reise nach Prag) bis zu Ludwig Anzengruber (Der Sternsteinhof), Friedrich Hebbel ( Barbier Zitterlein), Adalbert Stifter (Brigitta), Theodor Storm (Der Schim- melreiter und anderes) und C. F. Meyer (Der Schuß von der Kanzel, Jürg Jenatsch). Texte aus dem 18. Jahrhundert und der Moderne kamen nur dann zum Zug, wenn sie sich in dieses Bild unauffällig einfügen konnten. G. A. Bürger (Münchhausen) und Schiller (Der Verbrecher aus verlorener Ehre) waren ebenso vertreten wie Max Dauthendey (Himalajafinsternis), Werner Bergengruen (Schatzgräbergeschichte) und Eugen Roth (Einen Herzschlag lang). Für Humor sorgten die Beiträge von Wilhelm Busch (Bal- duin Bählamm und anderes) und Fritz Reuter (Onkel Bräsig beim Rangde- wuh, Farbabb. 36, und anderes). Zu dieser ostentativen Harmlosigkeit bekannten sich schließlich auch einige Autoren, deren sonstige Produktion bei C. Bertelsmann und weite- ren Verlagen von einem völlig anderen Geist geprägt war. Heinz Steguweit, bekannt geworden mit dem nationalistischen Roman Der Jüngling im Feuerofen, beschränkte sich in Der Schelm vom Berge (1943) und in den Tiergeschichten Kleines Paradies (1943) weitgehend auf biederen Humor.89 Georg Schmückle (1880–1948) hatte 1930 den völkischen Bauernkriegs- roman Engel Hiltensperger verfaßt.90 Die kurzen Erzählungen in Hie gut Württemberg allweg! (1943) schöpfen zwar aus einem ähnlichen histori- schen Fundus, verzichten aber auf zeitgemäße Aktualisierungen.91 Der »Arbeiterführer« August Winnig (1878–1956) schließlich hatte in einer dreiteiligen Autobiographie (Frührot. Ein Buch von Heimat und Jugend, 1924; Der weite Weg, 1932; Heimkehr. Erinnerungen 1918–1923, 1935) und in mehreren Abhandlungen für die ideologische Umorientierung des Proletariats von links nach rechts geworben.92 Bei Bertelsmann wurde er als Herausgeber der Anthologien Das Erlebnis (1940) und Das feste Herz (1940) tätig. Reinhold Schneider steht hier neben Vertretern einer völkisch- konservativen Innerlichkeit wie Hermann Claudius, Paul Alverdes und Wil- helm Schäfer. Hinzu kommen die für Bertelsmann typischen weniger be- kannten Unterhaltungsautoren, die Texte mit Titeln wie Romantische Nacht und Spiel um Christel beitragen. »Ein festes Herz«, so erklärt der Verlag auf der Rückseite des entsprechenden Bandes, »das ist der Wunsch, den August Winnig dieser Gabe deutscher Erzähler mit auf den Weg gibt. Klei- ne Kostbarkeiten besinnlicher Erzählkunst hat er mit glücklicher Hand zu- sammengestellt […]. Alles ist auf den Ton der Innerlichkeit, der gelassenen Fröhlichkeit und echt deutscher Romantik gestimmt. Drum wird auch ge- rade diese Bertelsmann-Feldausgabe das Band zwischen Front und Hei- mat enger knüpfen: Uns allen ein festes Herz.«93 Der Werbetext gibt die Bände als Beitrag zur geistigen Wehrertüchti- gung aus. Bezüge zur Gegenwart fehlen darin weitgehend. In Das Erlebnis findet sich Die Tanne, eine Erzählung von Otto Heuschele (1900–1996)94, die im Ersten Weltkrieg und der Zeit der Freikorpskämpfe spielt und sich der Frage widmet, ob es mit soldatischer Ehre vereinbar ist, gefangenge- 396 Der Boom der Jahre 1939–1942

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nommen zu werden, statt im Kampf zu fallen. Das feste Herz eröffnet mit Deutsches Lied 1939, einem Gedicht von Hermann Claudius (1878– 1980).95 Der lyrische Sprecher vergleicht darin das deutsche Volk mit ei- nem Baum im Sturm und den direkt angesprochenen Leser mit einem von dessen Zweigen. Der einzelne Zweig, führt er aus, kann brechen, nicht aber der gesamte Baum: »Der alte Baum treibt wurzelher, / als ob nicht Sturm und Wetter wär, // aus seiner festen Erdenstatt / neu Blatt und Zweig und Zweig und Blatt. // Siehe an den Baum und gib dich hin / dem einen großen ewigen Sinn!«96 Daß es auf das Überleben der »Volksgemeinschaft« an- kommt, nicht aber auf das Glück des Individuums – das war eine vertrau- te nationalsozialistische Botschaft. Im Krieg gewann sie freilich eine neue Virulenz. Das Eintreten für das große völkische Ganze konnte nun, stand man im Feld, tatsächlich mit dem Leben bezahlt werden. Die Aufforderung, die der lyrische Sprecher in der letzten Strophe formuliert, ist daher von absichtsvoller Doppeldeutigkeit. Sie kann eine Hingabe des Lesers an den »einen großen ewigen Sinn« der politischen Allegorie des Gedichts mei- nen, aber auch die Hingabe des Lebens im Krieg, den Opfertod für das Va- terland. Flucht aus dem Alltag und völkische Besinnung – die belletristische Pro- duktion von C. Bertelsmann wollte während des Krieges beiden An- sprüchen gerecht werden. Neben Titeln, in denen der Eskapismus, auf wel- chem literarischen Niveau auch immer, überwiegend oder völlig domi- nierte, standen andere, die sich, ebenfalls in unterschiedlichem Maße, weltanschaulich positionierten. In Herrin und Knecht (Farbabb. 19) von Rudolf Utsch (1903–1960)97 übernimmt eine junge Bäuerin den hoch ver- schuldeten Hof ihres verstorbenen Vaters, den man zu Unrecht des Mor- des an seinem Kreditgeber, einem Kaufmann, verdächtigt. Mit Hilfe des Großknechts Karl, den sie am Ende heiratet, gelingt es ihr nicht nur, das Erbe zu sanieren, sondern auch den wahren Mörder unschädlich zu ma- chen. Ein ehemaliger Kriegskamerad Karls ist das Gegenbild zu so viel Tüchtigkeit: Er illustriert grell die Gefahren, die von der modernen, städ- tischen Welt ausgehen. Nachdem er den Bauernhof seines Vaters ver- schmäht hat, ist dieser junge Mann erst Schieber und Frauenheld, dann »kommunistischer Agitator und Journalist«98 geworden. Zudem ist er mor- phiumsüchtig. Karl bringt den Mißratenen auf den rechten bäuerlichen Weg zurück und unterweist ihn zudem darin, das zivile Leben als eine Fort- setzung des Krieges mit anderen Mitteln zu begreifen: »›Im Schützengra- ben kamen alle Berufe einträchtig zusammen, keiner galt mehr als der an- dere. […] Aber als sie nach dem Krieg in der Heimat wieder in ihre alten Berufe wanderten, da vergaßen sie schnell den Frontgeist im Felde. […] Aber ist denn heute kein Krieg mehr? Ein Krieg herrscht ewig: der Krieg gegen die Not und das Elend, ein Kampf um Glück und Wohlergehen: Und ich glaube, daß es für alle vorteilhaft wäre, wenn auch in diesem Kriege Frontgeist und Kameradschaft herrschten.‹« Herrin und Knecht gehörte zu den Titeln, die vom Krieg profitierten. Die Originalausgabe war 1936 bei Bertelsmann erschienen. Mit der vierten Auflage war 1938 erst das 27. Tausend erreicht. Die Volks- und Feldausgaben, die bis 1944 im Wechsel erschienen, brachten den Roman dann bis zum 193. Tausend. Die kriegsferne Belletristik 397

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Eine Reihe weiterer Bände war nach ähnlichem Muster gestrickt. Er- hard Wittek (1898–1981)99 hatte sich als Jugend- und Kriegsbuchautor ei- nen Namen gemacht. Mit Bewährung der Herzen (1941) schlug er einen gefühlvollen, aber immer noch entschieden nationalen Ton an. Die 1937 erstmals im Dresdner Wilhelm Heyne Verlag erschienene Novelle, 1939 mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet, schildert die Liebe eines flüch- tigen deutschen Kriegsgefangenen zu einer Bäuerin in der Auvergne. Die Werbung auf der Rückseite verspricht eine sentimentale Liebesgeschichte mit pazifistischen Anklängen (»Ihre Waffen waren nicht der Hass, sondern die Kraft und die Stärke der Herzen«100), dennoch enthält der Text zahl- reiche, zur Zeit seiner Neuauflage besonders prekäre antifranzösische und antipolnische Spitzen. Die Fahrt nach der Ahnfrau (1944) des seinerzeit auch als Literaturhi- storiker bekannten Paul Fechter (1880–1958)101 und Das Gauklerzelt (1939) des vielgelesenen Otto Brües (1897–1967)102 verbinden ebenfalls eine vordergründig harmlose Handlung mit hochgradig ideologischen Mo- tiven. Die Fahrt nach der Ahnfrau war erstmals 1935 bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erschienen. Die Reise eines Arztes, der sich in Ostpreußen der Herkunft seiner Urgroßmutter vergewissern will, gibt hier nicht nur Anlaß zur Bekräftigung des Anspruchs auf die verlorenen deut- schen Gebiete, sondern auch zu »rassischen« Spekulationen von der »sa- genhaften Verbindung aus dem Blut, über die weiten Gewässer des Lebens hinweg«.103 Als schockierend erscheint daher die Möglichkeit, daß die un- bekannte Vorfahrin eine Jüdin gewesen sein könnte. Das Gauklerzelt er- zählt von dem Zirkusbesitzer Holtkotte, der sich als Kosmopolit versteht. Erst als er während einer Tournee in Südamerika mit Nachkommen von Auswanderern zusammentrifft, die sich »gegen die Jahrhunderte und ge- gen die Zeit«104 immer noch als Deutsche begreifen und in ihm »einen Bo- ten des Mutter- und Vaterlandes« sehen, erkennt er, daß er seine Herkunft nicht verleugnen darf. Nach seiner Rückkehr steht er daher »mit ge- schlossenen Absätzen […], wie ein Soldat«, am Grab seines Vaters, um sich für seine frühere Haltung zu entschuldigen. Einem Freund, der zu ihm tritt, kann er nun stolz versichern: »›Ich bin, was du bist, und was er war: ein Deutscher.‹« In der Rede Von der Volkstümlichkeit, die Otto Brües verfaßte, als er 1942 den Rheinischen Literaturpreis erhielt, kehrt diese Ablehnung des Kosmopolitismus wieder. Der Text wurde in der von Bertelsmann-Lektor Dessin herausgegebenen Zeitschrift Frohes Leben abgedruckt und enthält ein Plädoyer gegen eine nicht »artgemäße« deutsche Literatur, das in ei- nem energischen Ruf nach dem Zensor gipfelt: »Deutschlands schöpferi- sche Menschen haben ihren schönen Mittlerdienst an der Menschheit durch Jahrhunderte treulich verrichtet, aber oft nachgiebig bis zur Preis- gabe des eignen Selbst. Das Ergebnis waren Sturmfluten der Überfrem- dung, die oft genug das eigne Gut zuschütteten. Vollends in der letzten Ge- neration ist das echte Wagnis, das in jeder Dichtung steckt, mit dem li- terarischen Experiment verwechselt worden; mit dem Ergebnis, daß hilf- loses Stammeln oder kalte, gleißnerische Mache uns als Wert aufge- schwätzt und daß die politische Agitation – was für ein Verstoß gegen die 398 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Rangordnung der Formen! – uns in der flächigen Manier sogenannter Ro- manciers als Kunstwerk angepriesen wurde. So, am unvolkstümlichen, am volkwidrigen Scheinwesen messend, kann und muß der Staat Volkstüm- lichkeit fordern.«105 Peter im Glück (1943) von Paul Coelestin Ettighoffer scheint auf den er- sten Blick nur eine Idylle zu schildern. Der Titelheld, erkennbar wieder ein Alter ego des Autors, zieht, des Lebens als Erfinder in der Großstadt über- drüssig, mit seiner Frau und zwei Töchtern auf einen Bauernhof. Er be- währt sich bei Viehzucht und Gartenarbeit, gleichzeitig gelingt es ihm, den Ausverkauf bäuerlichen Kulturerbes an habgierige Antiquitätenhändler zu verhindern. Peter im Glück unterscheidet sich von den übrigen Büchern, die der Autor bei C. Bertelsmann vorlegte, ebenso wie von den militanten Siedlerromanen Gustav Schröers (Die Siedler vom Heidebrinkshofe, Wir lassen uns nicht unterkriegen).106 Dennoch mischen sich auch hier völki- sche Töne in den zuweilen etwas angestrengten Humor. Das Motto des Bu- ches lautet: »Der Heimat Erde erobern – höchste Ehre! Der Heimat Erde retten – höchste Pflicht!«107 Vor diesem gedanklichen Hintergrund erhält der stadtflüchtige Held eine Würde, die den unausgesprochenen Vergleich mit den Soldaten, die zur selben Zeit um neuen »Lebensraum« kämpfen, nicht zu scheuen braucht. »Warum hat man mich«, räsoniert Peter in Ge- danken, »auf die sogenannte Hohe Schule geschickt, statt mich Bauer wer- den zu lassen wie meine Vorfahren, aber nein, die Eltern wollten ihre Kin- der weiterbringen, als sie selbst waren. Und sie wußten nicht, wie hoch sie standen, und wie königlich sie lebten, freie Bauern auf freiem und eige- nem Grund und Boden! Wir sind ein enterbtes Volk, wir Deutschen, weil bisher niemals die natürliche Sehnsucht nach eigenem Grund und Boden befriedigt werden konnte, wir sind wirklich, wie Hans Grimm schreibt, das Volk ohne Raum.« In manchen belletristischen Titeln, die C. Bertelsmann während des Krieges publizierte, waren solche und ähnliche Stellungnahmen noch deutlicher zu vernehmen. So veröffentlichte der Verlag auch jenes bei der national gesinnten Leserschaft höchst populäre Buch, auf das sich Ettighof- fer in Peter im Glück bezieht. Volk ohne Raum von Hans Grimm108 war erst- mals 1926 im Münchner Verlag Albert Langen erschienen; seit 1920 hatte der Autor an dem monumentalen Werk, das nahezu 1 300 Seiten umfaßt, gearbeitet. Trotz des hohen Preises – um 1932 kostete die einbändige Dünndruckausgabe 8,50 Reichsmark, die zweibändige Ausgabe in Halble- der sogar 25 Reichsmark – waren bis zur »Machtergreifung« ungefähr 200 000 Exemplare verkauft.109 Die Zugkraft des Romans dürfte nicht zu- letzt auf seinem Titel beruht haben, der die gegen den »Versailler Schand- vertrag« gerichtete Stimmung weiter Teile der deutschen Bevölkerung schlagwortartig resümierte. Der Roman erschien bei C. Bertelsmann erst 1944; die einmalige Auflage von 20 000 Exemplaren entstand im Auftrag der Organisation Todt für deren Mitarbeiter.110 Volk ohne Raum schildert das Leben des Cornelius Friebott, der 1875 im Weserbergland nahe Lippoldsberg – im selben Jahr wie sein Autor, der später an eben diesem Ort wohnte – geboren wird. Im ersten Teil des Ro- mans mit dem Titel Heimat und Enge geht es um die vergeblichen Versu- Die kriegsferne Belletristik 399

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che des jungen Mannes, sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis, in das er nach einer aufrühreri- schen Rede gegen die Herren einer Grubengesellschaft geworfen worden ist, gelangt er nach Südafrika. Fremder Raum und Irregang, der zweite Teil, erzählt von Friebotts Zeit als Wanderarbeiter und von seiner Teilnahme am Burenkrieg. Deutscher Raum, der dritte Teil, ist seinem Aufenthalt in Deutsch-Südwestafrika gewidmet. In Das Volk ohne Raum, dem vierten Teil, zieht Friebott als Wanderredner durch Deutschland und versucht die Menschen von der großen politischen Idee, die er in Afrika gewonnen hat, zu überzeugen. Im November 1923, kurz vor dem Putschversuch Hitlers in München, wird er durch den Steinwurf eines sozialdemokratischen Ar- beiters getötet. Volk ohne Raum ist ein völkischer Bildungs- und Thesenroman, der in der »Geschichte eines einfachen Mannes zugleich das Geschick seines Volkes«111 verdeutlichen will. Im dünnen Kleid der Fiktion wiederholt Grimm die Ansichten, die er ohne vergleichbare Wirkung schon 1920 in dem Aufsatz Übervölkerung und Kolonialproblem formuliert hatte.112 Die zentrale Aussage des Romans ist bereits im Titel enthalten. Die sozialen Konflikte der Moderne entspringen nach Ansicht des Autors – der im Ro- man selbst auftritt – nicht der ungleichen Verteilung von Gütern, sondern dem Mangel an Agrarraum, dessen Nutzung einer weiteren Industrialisie- rung unbedingt vorzuziehen ist. Als Lösung erscheint, anders als es spä- ter die Nationalsozialisten praktizierten, nicht die Expansion in den Osten,113 sondern die Schaffung afrikanischer Kolonien: Denn »der deut- sche Mensch braucht Raum um sich und Sonne über sich und Freiheit in sich, um gut und schön zu werden.«114 Als Hans Grimm 1938 endlich mehrjährigem Werben nachgegeben und seinen Stammverlag Langen-Müller verlassen hatte, war man in Gütersloh voller Hoffnung, bald neue Werke des Erfolgsautors verlegen zu können. Doch es sollte bei der Englischen Rede bleiben. Heynade und England, das neue Opus magnum, an dem Grimm seit 1934 arbeitete, wurde nie abge- schlossen; nachdem die Amerikaner 1945 in Lippoldsberg einmarschiert waren, blieb ein Torso von nicht weniger als 6 000 Seiten liegen.115 So muß- te C. Bertelsmann sich mit Neuausgaben von Schriften begnügen, die schon zwischen 1916 und 1934 herausgekommen waren.116 Ihre Auflagenhöhe differierte stark. Titel wie Der Richter in der Karu und Lüderitzland, die erst 1944, kurz vor Schließung des Verlags, erschienen, brachten es nur zu einer einmaligen Auflage von 5 000 Exemplaren. Der Zug des Haupt- manns von Erckert, eine kriegerische Episode aus Volk ohne Raum, kam als Einzeltitel im selben Jahr auf zwei Auflagen mit insgesamt 30 000 Ex- emplaren. Das Feldpostheft Der Schultheiß erreichte dagegen in den Jah- ren 1942 und 1943 acht Auflagen mit insgesamt 340 000 Exemplaren. Tex- te Grimms waren besonders beliebt bei Wehrmachtsstellen und Organisa- tionen des NS-Staates, die in den letzten Kriegsjahren bei C. Bertelsmann Sonderauflagen bestellten, darunter die erwähnte von Volk ohne Raum. Die zahlreichen politischen Schriften Grimms fanden hingegen bei C. Bertelsmann keine neue Heimat. Auch in dieser Hinsicht blieb die Eng- lische Rede eine Ausnahme. Statt dessen konzentrierte sich der Verlag auf 400 Der Boom der Jahre 1939–1942

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die unverfänglichen Kolonialtexte (Der Gang durch den Sand, 1944; Der Richter in der Karu, 1944), in denen der Autor nicht ohne literarisches Ge- schick die Faszination des »Schwarzen Kontinents« schilderte, dazu auf die naturgegebene Überlegenheit der weißen »Herrenrasse« und die Ge- fahren der »Rassenmischung« hinwies. Auch antienglische Töne konnten problemlos erschallen. Der Ölsucher von Duala (1944), gegen Ende des Er- sten Weltkriegs auf Anregung des damaligen Kolonialsekretärs entstanden, schildert die Leiden deutscher Kriegsgefangener in Afrika. Im Mittelpunkt von Die Olewagen-Saga (1943) schließlich steht Hermanus, der letzte Nachfahre einer Burenfamilie, die ursprünglich aus Deutschland stammt. Er kümmert sich nicht um die politischen Händel seiner Zeit, sondern strebt allein nach materiellem Erfolg als Viehzüchter. Erst durch die Ge- schehnisse des Ersten Weltkriegs gelangt er zu der Erkenntnis, daß die Engländer seine Feinde sind und er zu den Buren gehört. Als er in einem Gefecht auf deren Seite kämpft, wird er schwer verwundet. So sühnt er zwar sein Fehlverhalten – um ein warnendes Exempel völkischer Selbst- vergessenheit zu statuieren, läßt ihn der Autor dennoch nicht mit dem Le- ben davonkommen, sondern einen harten, einsamen Tod erdulden: »›Ich habe den Orlog nicht gewollt und jetzt sterbe ich im Orlog.‹ Er verschied schnell.«117 Anders als Hans Grimm hatte Will Vesper nicht lange gezögert, C. Ber- telsmann einige seiner zahlreichen Bücher anzuvertrauen.118 Zwischen 1932 und 1934 erschienen Gedichtanthologien, historische Erzählungen und ein historischer Roman. Dennoch entwickelte sich Vesper nicht zu ei- nem Hausautor. Von einem kurzen Zwischenspiel 1938 abgesehen, kam es zunächst zu keiner weiteren Zusammenarbeit.119 Erst wegen des uner- sättlichen Bedarfs an Feldausgaben nahm der Verlag wieder Kontakt mit dem Autor auf. Im Jahr 1941 erschien Das harte Geschlecht, ein weiterer historischer Roman, der im zehnten Jahrhundert spielt und die Lebensge- schichte des isländischen Seefahrers Ref erzählt. Am Anfang des Textes steht ein Appell an das völkische Gewissen des Lesers. Das zeitlich und örtlich ferne Geschehen, so versichert der Erzähler, liegt in Wahrheit ganz nah: »Das Blut strömt, ein unversiegbarer Strom, von den ältesten Zeiten zu uns her. Und so leben in den fernsten Geschlechtern der Väter auch schon wir, und in uns leben heute und gegenwärtig sie, von denen wir stammen, deren Blut in uns fließt, auch nicht als unser Eigentum. Sondern wir sind nur wie das Flußbett, durch das der ewige Blutstrom dahinbraust, von den Vätern zu unseren Kindern und Enkeln bis in die fernste Zu- kunft.«120 Der Roman war erstmals 1931 bei der Hanseatischen Verlagsanstalt er- schienen. Die Wiederveröffentlichung bei C. Bertelsmann gibt sich im Un- tertitel als »einmalige, gekürzte Feldausgabe« zu erkennen. Die Kürzungen betreffen vor allem die christlichen Aspekte: Die Taufe von Refs Familie wird deutlich knapper als im Original geschildert,121 ebenso die Pilgerfahrt, die der alte Ref nach Rom unternimmt. In der letzteren Episode fehlen nicht nur die biblischen Geschichten, die ein Pater dem Seefahrer und seinen Freunden erzählt, es findet sich auch eine kleine, aber signifikante Ergän- zung. Im Original heißt es über die Audienz beim Papst: »Auch Ref und sei- Die kriegsferne Belletristik 401

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ne Begleiter tauchten unter in dem Strom, der sich durch Kirchen und Ka- pellen wand, der auf Knien die heiligen Tempelstufen erstieg und unter der segnenden Hand des obersten Bischofs, des Papstes, an der Erde lag, nicht vor dem Menschen Alexander, sondern vor dem Stellvertreter Gottes auf Erden.« Die Feldausgabe enthält den etwas unbeholfenen Anschluß »wie sie glaubten«122 – eine deutliche Distanzierung. Der religiöse Enthusiasmus wird vom Erzähler nicht mehr geteilt, er ist allein Sache der Figuren, de- ren Christentum nun auf derselben Ebene steht wie ihr früherer Glaube an die nordischen Gottheiten. Ob der Verlag um die Veränderung der heiklen Stellen bat, geht aus dem überlieferten Briefwechsel nicht hervor. Vermut- lich traf Vesper selbst die Wahl, nachdem Gerhard Steinsiek aus techni- schen Gründen um die Streichung von 16 Druckseiten gebeten hatte.123 Gekürzt war auch die Neuausgabe von Vespers Anthologie mit Tier- märchen aus aller Welt, die 1943 unter dem Titel Der unzufriedene Igel er- schien und erstmals 1928 bei Stalling in Oldenburg herausgekommen war. Auch die Eingriffe in diesen Band der Kleinen Feldpost-Reihe hatten zu- gleich drucktechnische und ideologische Gründe. »Den ›weisen Igel‹« – so der von völkischer Besorgnis erfüllte Gustav Dessin an den Autor – »habe ich nicht für die Tiermärchen-Auswahl vorgesehen, da der König Salomo darin so hervortritt.«124 Weitere Anthologien legte Vesper mit den Heite- ren Balladen von Bürger bis Liliencron (1943) und Dennoch! Deutsche Ge- dichte (1944) vor. Die einzige Originalausgabe bei Bertelsmann im Kriege war Im Flug durch Spanien (1943). Gustav Dessin hatte den Vorabdruck im Völkischen Beobachter gelesen und Vesper begeistert um die Übernah- me gebeten.125 Die Hauptabsicht dieses Reiseberichts besteht darin, dem Leser von den segensreichen Wirkungen des Franquismus zu erzählen. Spanien und Deutschland erscheinen in der Perspektive Vespers eng ver- wandt. Beide Länder haben die »furchtbar tote Zeit, die zunft- und zucht- lose Zeit der nachgemachten Stile und der spießbürgerlichen Geistlosig- keit erlebt«, sie teilen den gemeinsamen Feind Frankreich. Gemeinsam ist aber auch die Aussicht auf eine großartige Zukunft. Als Frucht des Bür- gerkriegs hat der siegreiche »Kampf Spaniens gegen die Bolschewisierung des Landes durch Sendlinge Moskaus, Frankreichs, Englands, Amerikas und eigene irregeleitete Volksgenossen« auch zu »Ausmerzungen allzu fremder Elemente [geführt], die im Laufe der Geschichte in diese äußerste Landzunge Europas eingedrungen« waren.126 Im Flug durch Spanien bestätigt, daß die Rolle Vespers im Dritten Reich weniger an seinen literarischen als an seinen publizistischen Arbeiten zu messen ist. Erst in diesen treten seine rassistischen und antisemitischen Überzeugungen127 ebenso unverhüllt zu Tage wie sein grotesk überstei- gerter Nationalismus, der ihn auf einer Seite des vorliegenden Buches in 26 großzügig bedruckten Zeilen 13mal die Wörter »deutsch« oder »Deut- scher« verwenden läßt.128 Zusammen mit Rebellen um Ehre von Herbert Volck und Hans Hoeschens Zwischen Weichsel und Wolga ist Vespers Rei- sebericht sicherlich das hemmungsloseste Werk nationalsozialistischer Propaganda, das C. Bertelsmann veröffentlicht hat. Im Flug durch Spani- en verkaufte sich noch im Erscheinungsjahr mit sechs Auflagen von ins- gesamt 74 000 Exemplaren. Ein weiterer Band Vespers ging in den Wirren 402 Der Boom der Jahre 1939–1942

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des »totalen Kriegs« unter. Menschen und Landschaften, eine Sammlung literarischer Skizzen, sollte 1944 ungenehmigt bei Herder auf Finnland- Papier gedruckt werden. Geplant waren nicht weniger als 128 000 Exem- plare. Der letzte Hinweis auf den Titel findet sich in einem Brief Dessins an Vesper im Winter 1944: »Ob Menschen und Landschaften noch kommt, ist natürlich ganz ungewiß; eine leise Spur von Hoffnung scheint hier aber doch noch zu bestehen.«129 Möglicherweise wurde die gesamte Auflage bei dem schweren Bombenangriff auf Freiburg am 27. November 1944, dem Herders Betrieb zum Opfer fiel, vernichtet. Neben den seit Jahrzehnten bekannten »Meistern« Grimm und Vesper interessierte sich der Verlag aber auch für junge Autoren, die dem Natio- nalsozialismus nicht fernstanden oder begeistert anhingen. In Das Glück dieses Sommers (1942) von Stefan Sturm (1913–1944)130 kehrt der Student Bernt in den Sommerferien des Jahres 1939 auf das Gut seines Vaters in Ostpreußen zurück. Er begegnet Renate, einer jungen Frau, die er schon seit seiner Kindheit kennt. Sie verlieben sich ineinander. Zusammen ar- beiten sie auf den Feldern und beobachten die Soldatenkolonnen, die in Richtung der polnischen Grenze marschieren. Schließlich erhält auch Bernt seinen Stellungsbefehl und zieht mit dem Bewußtsein, sich das sommerli- che Glück verdienen zu müssen, in den Krieg. Die kurze Erzählung unter- scheidet sich von den sonstigen Bertelsmann-Publikationen durch ihren empfindsam-spätromantischen Ton, der besonders in den Naturschilde- rungen eine gewisse literarische Qualität besitzt, angesichts des Sujets aber völlig anachronistisch wirkt. Das Glück dieses Sommers ist ein Dokument der bildungsbürgerlichen Verkennung von Wirklichkeit. Der träumerische Bernt blickt auf das Nahen des Zweiten Weltkriegs mit den Augen eines Le- sers, der Eichendorff, aber auch die emphatische Anfangspassage der Stahlgewitter verinnerlicht hat. Sein Verhältnis zum Soldatentum ist we- niger von dem Wunsch bestimmt, die angeblich bedrohte Heimat zu schüt- zen, als von einer überwältigenden Sehnsucht nach Ferne und Entgren- zung: »Bernt sann dem fremden Bilde [der marschierenden Kolonnen] nach; es führte ihn aus allem fort. Da zogen sie hin, dem Ungewissen ent- gegen … Ach, könnte ich dabeisein! sagte er plötzlich vor sich hin. Bei den Soldaten …? flüsterte Renate. Ja, bei ihnen. Er wandte sich zu ihr herum. In seinen Augen saß eine dunkle Ungeduld. Siehst du sie ziehen? sagte er hastig. Sie ziehen ihrem großen Tag entgegen. Ach, könnte ich dabei- sein!«131 Das Glück dieses Sommers fand zahlreiche Leser. Stefan Sturm fiel 1944, seine Erzählung erreichte im selben Jahr mit der sechsten Auflage das 127. Tausend. Durch diesen Erfolg angeregt, brachte C. Bertelsmann bereits 1943 drei weitere Erzählungen des Autors auf den Markt. Der Bärn- brunner Krug, Die Urlasballade und Verliebte Oderfahrt132 variieren das Motiv der jungen Liebe in malerischer, ostdeutscher Landschaft, enthalten sich aber aller Bezüge auf das aktuelle politische Geschehen. Der gebürtige Österreicher Kurt Ziesel (1911–2001) war schon 1931 als Student in Wien der NSDAP beigetreten. Seine auftrumpfende und queru- lantische Art, aber auch seine für ein agitatorisch tätiges Parteimitglied höchst peinliche Beziehung zu einer »Halbjüdin« hatten ihn in den dreißi- Die kriegsferne Belletristik 403

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ger Jahren in zahlreiche parteigerichtliche Auseinandersetzungen ver- wickelt. Als Ziesel bei C. Bertelsmann publizierte, war es ihm längst ge- lungen, sich als Journalist und Autor fest im nationalsozialistischen Kul- turbetrieb zu etablieren.133 Das Feldpostheft Die Prima greift ein erschien 1943 als Originalausgabe. In der Titelerzählung, die offenbar in der »Sy- stemzeit« spielt, soll der allseits beliebte Lehrer eines Knabengymnasiums wegen seines Auftritts auf einer Versammlung der (namentlich nicht ge- nannten) NSDAP aus dem Schuldienst entlassen werden. Seine Klasse aber sprengt die Sitzung des Disziplinarausschusses, und der Sohn des Schul- rats hält unter den Augen seines Vaters ein begeistertes Verteidigungsplä- doyer: »›Doktor Hartung […] fordert Sauberkeit, Moral und Stolz in der Staatsführung. Er hat uns im Unterricht in der Geschichte und in Deutsch nie etwas anderes gelehrt. Er fordert Einigkeit. Unsere Klassiker, die uns zum Vorbild gemacht werden, haben in ihren Büchern nichts anderes ge- fordert. Er bekämpft die Parteienwirtschaft und die Not. Wir sehen darin nichts Schlechtes, wir sehen darin nur etwas, was wir Jungen alle wollen, und wir würden genauso reden.‹«134 Die Ansprache verfehlt nicht ihre Wir- kung. Der Lehrer darf an der Schule bleiben und kann am nächsten Tag die Prima über »den Mittelpunkt des Konfliktes um Disziplin und Gehor- sam« in Kleists Prinz von Homburg unterrichten. Die beiden übrigen Titel Ziesels bei C. Bertelsmann waren Übernahmen vom Wiener Verlag Ernst Sopper und Karl Bauer. Der kleine Gott (1943), erstmals 1939 erschienen, ist ein sentimentaler, mit schwülstiger Erotik versetzter Roman über Liebe und Leid einer Bauerntochter, die sich als Dienstmädchen durchs Leben schlagen muß. Verwandlung der Herzen (1943), erstmals 1938 als Debütroman des Autors erschienen, führt zurück in die frühe Weimarer Republik, »drei Jahre nach einem verlorenen Krieg und einem noch unseligeren Frieden für Deutschland«.135 Unter Leitung der heimatvertriebenen deutschbaltischen Krankenschwester Hella, des verwitweten Arztes Dr. Martens und des tatkräftigen Bauernsohns Karl konstituiert sich am Rande Münchens eine Siedlung, die aus 20 jungen Ar- beitslosen unterschiedlicher sozialer, beruflicher und landschaftlicher Her- kunft besteht. Das Glück des Zusammenlebens wird nur durch den Kom- munisten Rösner gestört. Nach seinem Ausschluß erschwert er der Grup- pe das Leben durch Attacken in der Presse, aber auch durch gewalttätige Übergriffe mit Unterstützung seiner Genossen. Bei einem dieser Übergrif- fe kommt Karl ums Leben. Sein Freund Dietrich aber bricht sofort eine viel- versprechende Karriere als Geiger ab, um sich an Stelle des Toten dem Dienst an der gemeinsamen Sache zu widmen. Verwandlung der Herzen ist eine großstädtische Variante des völki- schen Siedlerromans. Das Projekt der Arbeitslosen ist einerseits Fort- führung der angeblich klassenüberschreitenden, selbstlosen Existenz im Schützengraben. »Auch er hatte doch an diesem Werk«, heißt es über Dr. Martens, »wieder einen Sinn für sein Leben gefunden. Er hatte unmerk- lich begonnen, dem alten Gesetz der Kameradschaft und Gemeinschaft nachzuspüren, die draußen einmal lebendig und notwendig geworden war, draußen auf den Schlachtfeldern, in den Schützengräben und in der Schmerzenshölle der Krankenhäuser und Lazarette.« Andererseits ist das 404 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Projekt verheißungsvoller Vorschein der künftigen »Volksgemeinschaft«, in der alle frühere Partikularisierung glückhaft aufgehoben ist. Die kom- munistische Aggression und der Opfertod Karls haben in dieser Hinsicht eine zentrale Funktion. Die Gruppe wird durch die dramatischen Ereig- nisse nicht nur enger zusammengeschweißt. Dietrich, ihr neuer Führer, weiß am Ende auch, daß es nicht länger möglich ist, sich von der Gesell- schaft zu separieren, vielmehr kommt es darauf an, diese zu verändern: »›Wir wollen unsere Arbeit tun. Aber wir wollen über unsere Zeit hinaus einen Sinn suchen. Wir wollen uns nicht mehr verschließen vor der Zeit und dem Land, das uns trägt. Wir wollen alles hingeben, was wir vermö- gen, an dieses Land und an seine Not.‹« Die Titel, die Hans Grimm und Will Vesper, Stefan Sturm und Kurt Zie- sel bei C. Bertelsmann publizierten, zeigen, daß der Verlag auch nach 1941 bereit war, sich den ideologischen Vorstellungen des Regimes gegenüber konform zu verhalten. Das literarische Erbe und die harmlose Unterhal- tung prägten das Programm zwar stärker als in den Jahren zuvor. Eine grundsätzlich veränderte weltanschauliche Ausrichtung läßt sich aber nicht erkennen. Das Zurückfahren der Kriegsbuchproduktion beruhte al- lein auf unternehmerischem Kalkül; ein erfolgreicher Feldzug gegen die Sowjetunion hätte sicherlich zu einem weiteren Ausbau des gewinnträch- tigen Segments geführt. Zudem enthalten nicht wenige der Titel, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, einschlägige Passagen, die der völ- kisch-nationalistischen Grundierung dienen. Als Belege einer wenigstens ästhetischen Distanzierung vom Dritten Reich taugen sie nicht. Mißtrauisch beäugt werden mußte von den offiziellen Stellen daher allein der enorme kommerzielle Erfolg eines ausgewiesen protestantischen Unternehmens, das nun mit Autoren wie Will Vesper und Hans Grimm zentrale Marktseg- mente nationalsozialistischer Verlage eroberte. »Lachendes Leben«:Bücher von Verlagsmitarbeitern Verlagsmitarbeiter als Autoren und Herausgeber Zwischen 1937 und 1943 wurden mehrere führende Mitarbeiter von C. Bertelsmann auch als Herausgeber und Autoren aktiv. Johannes Banz- haf verantwortete die Anthologien Lustiges Volk (1937) und Lachendes Le- ben (1939, Farbabb. 34/35), worin volkstümliche Größen wie Fritz Reuter, Peter Rosegger und Ludwig Thoma, aber auch bewährte Bertelsmann-Au- toren zur Erheiterung in ernster Zeit beitragen sollten. Im Jahr 1941 kam, vom selben Lektor betreut, Das fröhliche Fritz Müller-Partenkirchen-Buch hinzu, das sich vor allem für Freunde bayerischen Humors eignete. Des aufschneiderischen und schlagfertigen Soldaten Sepp Erlebnisse zeigen, daß es auch im Ersten Weltkrieg etwas zu lachen gab, und die Erzählung Der Fehler ist mit der stolzen Fußnote versehen: »Diese Arbeit wurde während des Weltkrieges im Stabe Hindenburgs vorgelesen. Den Feld- marschall hat selten jemand lachen sehen. Hier hat er gelacht.«136 Erneut verstand es der Verlag, sich den Gegebenheiten geschickt anzu- passen. Hatte sich seine belletristische Produktion in den späten zwanziger Bücher von Verlagsmitarbeitern 405

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und frühen dreißiger Jahren an den Lektürebedürfnissen der protestan- tischen Familie orientiert, so galt dieselbe Aufmerksamkeit nun dem potentiellen Publikum an der Front. »Für ein paar Stunden Fröhlichkeit im Kameradenkreise bei Musik und Vorlesen«, heißt es im Werbetext für eine Feldausgabe, »sind unsere Sol- daten immer zu haben. Dafür ist Banzhafs Büchlein Lachendes Le- ben gerade das richtige.«137 Die Ortsgruppe der NSDAP teilte diese Einschätzung und kaufte eine unbekannte Stück- zahl. Ein Exemplar des Buches im Verlagsarchiv enthält ein eingekleb- tes Blatt, auf dem die Parteigenos- sen »zum Geburtstag des Führers unseren lieben Soldaten herzliche Heimatgrüße« und ein »Heil Hitler!« übermitteln. Sicherlich war diese Aktion kein Einzelfall, denn allen drei Anthologien Banzhafs war ein ein- zigartiger Erfolg beschieden. Das fröhliche Fritz Müller-Partenkirchen- Buch erreichte in zwölf Auflagen bis 1943 das 385. Tausend, Lustiges Volk bis ins selbe Jahr das 817. Tausend. Lachendes Leben entwickelte sich so- gar zum am besten verkauften Titel von C. Bertelsmann in der gesamten NS-Zeit; bis 1943 wurden 902 000 Exemplare abgesetzt, sicher nicht ohne besonderen Einsatz des Herausgebers für sein eigenes Produkt.138 Herstellungsleiter Johannes Banzhaf (1945) Gütersloh-Süd Nicht ganz so erfolgreich als Herausgeber war Gustav Dessin. Seine Anthologie Bei Nacht und Tag. Neue Geschichten aus der Heimat (1941) kam bis 1944 auf 209 000 Exemplare. Ambitionierter war der schmale Band Kleine Prosa (1941), in dem Dessin eigene Arbeiten versammelte, die überwiegend schon im Frohen Leben erschienen waren. Erkennbar wollte sich der Lektor nach längerer Pause wieder als Autor profilieren.139 Die stets kurzen Texte sind in größere Abschnitte mit den Titeln Heimat, Echo und Ruf, Von Büchern und Menschen, Heiteres Zwischenspiel und Werk und Feier unterteilt. Sie decken thematisch ein weites Spektrum ab, das von Kindheitserinnerungen über politische Stellungnahmen und Au- torenporträts (Paul Ernst, Will Vesper, Hans Grimm und die Lippoldsber- ger Dichtertage) bis zu Plaudereien über das Rauchen und Kochen reicht. Die Kleine Prosa nimmt in der Belletristik, die Bertelsmann während des Dritten Reichs publizierte, einen singulären Platz ein. Deutsche Bot- schaft von Erde und Ewigkeit hatte eine frühere Prosasammlung des Au- tors geheißen,140 und »Erde« und »Ewigkeit« sind auch die Schlüsselbe- griffe, die in dem neuen Buch wiederkehren. Dessin war weder ein Unter- haltungsschriftsteller wie die meisten Autoren des Verlags noch ein politi- scher Schriftsteller wie Vesper und Grimm. Er verstand sich als feinsinni- 406 Der Boom der Jahre 1939–1942

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ger, elitärer Bildungsbürger und sah seine Aufgabe als Intellektueller wohl darin, für eine Synthese zwischen der Welt des Geistes – dem »Innen- land«141 der Dichtung und des Glaubens – und den völkischen Ideen des Nationalsozialismus einzutreten. Exemplarisch kommt diese Haltung in dem als Brief gehaltenen Text An ein junges Mädchen zum Ausdruck. Auf die Frage, aus welchen Büchern eine Hausbibliothek zu bestehen habe, verweist Dessin – »Wir stehen in einer Weltwende und wollen sie bewußt erleben« – zuerst auf das »Schrifttum der Bewegung«: »Des Führers Buch Mein Kampf ist der Grundstein, an den sich die anderen bekannten Wer- ke der führenden Männer anreihen.« Zu diesen zählen unter anderen Wer- ner Beumelburgs Weltkriegsromane, August Winnigs »prächtige Erinne- rungsbücher«, die Kämpfer Gottes von Vesper und Löns’ Wehrwolf, aber auch die Briefe Bismarcks und der Liselotte von der Pfalz. Die germani- sche Mythologie, das Nibelungenlied, Goethe, Schiller und die großen deut- schen Autoren des 19. Jahrhunderts sollen das Klassikerregal füllen. Paul Ernst, Hans Grimm, Hans Carossa, Rudolf Binding und Rainer Maria Ril- ke repräsentieren die Moderne: »Lesen Sie ab und zu auch ein Gedicht und lesen Sie es laut! Ein unerschöpflicher Brunnen ist da Will Vespers Samm- lung deutscher Lyrik aus sieben Jahrhunderten Die Ernte und ihre neue- ste Fortsetzung Die Ernte der Gegenwart.« Neben solch weihevollen Passagen finden sich auch antisemitische Attacken und Momente unfreiwilliger Komik, wenn Dessin, ganz im Ban- ne des Zeitgeists, dem Druckhandwerk, dem Schachspiel und dem Wan- dern heroische Seiten abzugewinnen versucht. Keine Tätigkeit, erfährt der Leser, kann zu alltäglich sein, als daß sie es nicht verdiente, aus national- sozialistischer Perspektive betrachtet zu werden. Der Sermon über das Ko- chen, der sich an eine Schülerin richtet, verdeutlicht, daß Küche und Füh- rerhauptquartier in ideeller Hinsicht nahe beieinander liegen: »Am Herde für Leben und Wohlbefinden, Schaffenslust und Leistung ihrer Familie wal- tend, verwaltet sie [= die Hausfrau] gleichzeitig wertvollen Besitz der Ge- samtheit. Richtige Ernährungsweise bedeutet für sie und die anderen mehr Kraft, weniger Ballast, und damit eine Steigerung des Lebens schlechthin. Und rechtes Kochen, zweckdienlich und sparsam, hilft mit zum Endsieg!« Zurück in den vergangenen Krieg führten die Bücher von Bruno Schwietzke (1896 – nach 1939)142, dem Leiter der Werbeabteilung von C. Bertelsmann. … starben in Flandern (1938, Farbabb. 65) schildert die Kämpfe im nördlichen Teil der Westfront vom Überfall auf Belgien 1914 bis zur Schlacht am Kemmelberg und der Räumung Brügges im Oktober 1918. Von den Kriegsbuchautoren, die in Gütersloh publizierten, ist Schwietzke am ehesten mit Clemens Laar und Thor Goote von Wir fahren den Tod vergleichbar.143 Wie Laar läßt er zum Teil reale, zum Teil erfun- dene Figuren vor dem Hintergrund des historischen Geschehens agieren und schreckt nicht vor Pathos und abgeschmackter Metaphorik zurück. Wie Gootes Debüt ist … starben in Flandern ein düsteres Werk, das von ei- nem Unterton der Resignation und Hoffnungslosigkeit durchzogen wird: Fast alle Figuren sterben, und die Aussicht auf eine bessere Zukunft, die am Ende von einer jungen Flämin und einem deutschen Soldaten formu- liert wird, bleibt vage und unverbindlich. Bücher von Verlagsmitarbeitern 407

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Sommermond in Flandern (1939) spielt im Jahr 1914 und erzählt von der Liebe eines deutschen Steigers zu Wantje, einer Flämin, und von sei- ner schwierigen Freundschaft zu deren Bruder, einem Bergbauingenieur. Die Schilderung des Kriegsgrauens ist hier weniger wichtig als der Hinweis darauf, daß die Flamen germanische Wurzeln haben. Wantje schätzt ein- heimische und deutsche Autoren, die französische Sprache und Literatur lehnt sie strikt ab. Ihr Großvater liest vor seinem Tod erst in der Bibel, dann spricht er, weil ein Gewitter tobt, den heidnischen Feuersegen. Als der Herzschlag ihn niederstreckt, erscheint »wie Geisterspuk« sein Hengst Horsa auf der Schwelle des Hauses: »So hatte Wodans Schimmel seinen Getreuen heimgeholt in die schimmernde Halle längst vergessener Göt- ter.«144 Die Ideen der Deutschgläubigen, die Heinrich Mohn aus seinem theologischen Programm strikt verbannte, finden in Sommermond in Flan- dern ungehindert ihren Ausdruck. Wenn auf der letzten Seite des Romans das durch Zerstörung der Stauwerke und Schleusen überflutete Flandern »einer neuen Auferstehung entgegen[schlummert]«, so kann diese, so ist zu vermuten, nur durch den Geist des Germanentums bewirkt werden. An den übrigen Kriegsbüchern gemessen, waren die Romane Schwietz- kes kein großer Erfolg. Von … starben in Flandern wurden bis 1943 in fünf Auflagen 63 000 Exemplare, von Sommermond in Flandern in ebenso vie- len Auflagen bis zum selben Jahr nur 35 000 Exemplare verkauft. Mehr Glück hatte Schwietzke mit drei der vier Spannenden Geschichten, die er verfaßte: Deutsche Kämpfer in der grünen Hölle Kameruns (Heft 42, 1938) erreichte bis 1940 in sechs Auflagen das 135. Tausend, Vor Ypern trom- melt der Tod (Heft 21, 1938) in zehn Auflagen bis 1941 das 178. Tausend, Richthofen und die rote Staffel (Heft 36, 1938) in acht Auflagen bis 1943 das 205. Tausend.145 Als letztes Mitglied der Führungsriege des Verlags versuchte sich schließlich auch der in Herstellung und Lektorat tätige Wilhelm Beimdiek als Herausgeber. Seine Anthologie Deutsche Volkslieder aus alter und neu- er Zeit erschien 1943 und 1944 in zwei Auflagen, brachte es aber nur auf vergleichsweise bescheidene 50 000 Exemplare. Mit den attraktiveren li- terarischen Gegenständen, die sich Beimdieks Kollegen ausgesucht hatten, konnte dieser Band, der weder Zwerchfell- noch Nervenkitzel versprach, nicht konkurrieren. Was veranlaßte die Mitarbeiter von C. Bertelsmann dazu, als Heraus- geber und Autoren aktiv zu werden? Die überlieferten Dokumente geben hierauf kaum eine Antwort. Bei Johannes Banzhaf dürften materielle An- reize ausschlaggebend gewesen sein. Der Erfolg seiner Anthologien er- möglichte es ihm schließlich, zusammen mit dem Versandbuchhändler Matthias Lackas Immobilien im Gesamtwert von 1,4 Millionen Reichsmark zu erstehen.146 Gustav Dessin wollte sich dagegen als Autor in Erinnerung bringen und seine spezifische weltanschauliche Mission betreiben. Bei Bru- no Schwietzke verbanden sich vermutlich persönliche, materielle und welt- anschauliche Motive. Inhaltlich weichen die Bücher der Mitarbeiter vom sonstigen Programm der entsprechenden Jahre jedenfalls nicht ab, sie spiegeln es vielmehr getreu wider. 408 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Für Schützengraben und Lazarett: Millionenauflagen für die Wehrmacht Von grundlegender Bedeutung für die Verlagsproduktion war das Roh- stoffproblem.147 Noch bis zum Sommer des Jahres 1942 konnte der Markt als vergleichsweise unreglementiert gelten, spielte die Papierverknappung noch keine entscheidende Rolle. Alle geplanten Titel wurden produziert, das Sortiment ohne wesentliche Einschränkungen beliefert, Absatzproble- me gab es nicht, denn der Lesehunger war unvermindert. Erst die ab Mit- te 1942 einsetzende strenge Rohstoffrationierung brachte langwierige In- stanzenwege und bürokratische Hemmnisse für die Buchproduktion und führte zu einer drastischen Einschränkung des Marktes. Die einschnei- denden Konsequenzen dieser Rationierung für das Unternehmen C. Ber- telsmann werden im Mittelpunkt des nächsten Kapitels stehen. Hier geht es zunächst um eine Darstellung und Analyse der gesamten Wehrmachts- produktion des Verlags während des Krieges, die hauptsächlich aus Buch- reihen bestand. Ein vergleichender Blick auf die entsprechenden Aktivitä- ten der wichtigsten anderen Marktteilnehmer ist dabei notwendig. Bücher für die Truppe Im Oktober 1939 rief der Partei-Ideologe Alfred Rosenberg den deutschen Buchhandel zu einer Bücherspende für die kämpfenden Truppen auf.148 Das erwünschte »besonders gute Schrifttum«149 war für Frontbüchereien und Lazarette bestimmt. Da es noch keine eigenen Wehrmachtseditionen gab, handelte es sich dabei zunächst ausschließlich um übliche Verlags- werke, die ihren Verwendungszweck als Frontlektüre nicht erkennen ließen. Sehr schnell jedoch erkannte eine Anzahl von Verlagen die Vorzüge ei- ner eigenen Buchproduktion für die Truppe – zumal solche, die nicht an eine schnelle Beendigung des Krieges glaubten. Es waren vor allem Firmen, deren Erzeugnisse sich aufgrund ihres Formats und Umfangs, aber auch wegen ihrer Inhalte dafür eigneten, in großen Auflagen für den Frontbe- darf vermarktet zu werden. Neben Eher, dem Zentralverlag der NSDAP, handelte es sich insbesondere um die Häuser Böhlau150, Kohlhammer, Münchner Buchverlag/Carl Gerber, Reclam und auch Bertelsmann. Das Unternehmen reklamierte sogar die Idee zu eigenen Wehrmachtsausgaben für sich. Es sei Johannes Banzhaf gewesen, der nach Beginn des Polen- feldzugs vorschlug, sofort »Feldausgaben« herauszubringen, also Ausga- ben gängiger Titel aus dem Verlagsprogramm zu einem besonders gün- stigen Preis mit Kartonage anstelle eines Leineneinbands; auch Wixforth hatte bereits Mitte September die Werbeidee gehabt, »feldpostmässig ver- packte Bücher mit ins Schaufenster zu legen«.151 Nach anfänglicher Skep- sis im Verlag – möglicherweise sei der Krieg dafür zu schnell beendet – griff man den Plan doch auf. Noch im Herbst 1939 lagen die ersten Feldausga- ben vor, der Preis von 1,50 Reichsmark wurde bald auf 1,20 ermäßigt. Auf Wunsch wurden die Bände versandfertig im Karton geliefert und von der Feldpost kostenlos befördert. Millionenauflagen für die Wehrmacht 409

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Eine Hauptvoraussetzung für eine solche Massenproduktion waren aus- reichende Papier- und Pappevorräte. Hier hatte C. Bertelsmann bestens vorgesorgt, wie die Bilanzen ausweisen.152 Heinrich Mohn vermochte seine Papiervorräte von 1939 bis 1941 merkbar zu erhöhen, womit sich in den ersten Kriegsjahren gut wirt- schaften ließ. Dazu kam als wesentlicher Vorteil, daß C. Bertelsmann für seine Feldausgaben auf ein Programm von Kriegsbüchern und Romanen zurückgreifen konnte, während Konkurrenten wie Eher, Kohlhammer und Münchner Buchverlag ab 1939/40 erst neue Produktlinien aufbauen mußten. Bei C. Bertelsmann hatte nur die Buchbinderei statt des Lei- neneinbands einen billigeren kartonierten um denselben Buchblock zu le- gen. Der Begriff »Feldpostausgabe« war bereits im Ersten Weltkrieg ge- bräuchlich gewesen.153 Im Buchhandel tauchte er erstmals Ende 1939 wie- der auf, als neben C. Bertelsmann weitere Verlage wie Eher154, Bildgut155 und Deutscher Verlag156 entsprechende »Feldpostreihen« annoncierten.157 Im Frühjahr 1940 konnte der Leiter der Abteilung Schrifttum im Propa- gandaministerium, Wilhelm Haegert, erfreut verkünden: »Viele Verlage sind dankenswerterweise dazu übergegangen, Feldpostausgaben kleine- ren und handlichen Formats herzustellen, die von unserer Wehrmacht freudig aufgenommen wurden. Es wäre zu wünschen, daß diese Maßnah- men auch bei anderen deutschen Verlegern Schule machen. […] Es hat sich herausgestellt, daß vor allem auch das broschierte Buch aus naheliegen- den Gründen besonders für unsere Soldaten geeignet ist.«158 Diese Ein- sparung an Rohmaterial entsprach allerdings nicht den Wünschen der Sol- daten, die das gebundene Buch bevorzugten. Heeres- und Lazarettbiblio- theken, die Zentrale der Frontbuchhandlungen und einzelne Truppenteile bevorzugten feste Einbände – selbst dann noch, als nach 1943 diese Aus- stattung offiziell untersagt wurde.159 Wie das Deutsche Bücherverzeichnis 1941–1950160 belegt, übernahmen mit dem Fortgang des Krieges immer mehr Verlage diese lukrative Ge- schäftsidee.161 Der Verwendungszweck der Bände als Truppenlesestoff ist dabei großteils erst ab 1942 eindeutig bestimmbar, als das Impressum eine 410 Der Boom der Jahre 1939–1942

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spezielle Kennzeichnung (»Feldpostausgabe«, »Wehrmachtsausgabe« oder »Frontbuchhandelsausgabe«) tragen mußte. Neben privaten sowie partei- und organisationseigenen Verlagen hat sich auch die Wehrmacht selbst als verlagsähnliche Institution in erhebli- chem Umfang mit eigenen Reihen oder Sonderauflagen an der Buchpro- duktion beteiligt, zum Teil unter Einschaltung ziviler Verlage. Tätig auf diesem Gebiet waren die Oberkommandos von Heer, Luftwaffe und Mari- ne, Propagandaabteilungen, Reichskommissariate oder Armeebefehlsha- ber in den besetzten Gebieten, aber auch die Zentrale der Frontbuch- handlungen in Berlin und ihre Zweigstellen in den besetzten Gebieten. Diese Bücher wurden ohne Vermittlung des Sortiments unmittelbar an die Front geliefert und dort in aller Regel von den Frontbuchhändlern, die in den ersten Kriegsjahren selbst Angehörige der Wehrmacht waren, ver- teilt. Dem Zwischen- und Kommissionsbuchhandel waren diese Ausgaben unzugänglich, im Gegensatz zu den Feld- und Feldpostausgaben der zivi- len Verlage.162 Von besonderer Bedeutung für die Truppenversorgung mit Lektüre war die Zentrale der Frontbuchhandlungen. Gegründet am 4. September 1939,163 vereinte diese Einrichtung unter Leitung von Eberhard Heffe Ver- treter der DAF, der RSK, des OKW, des Börsenvereins und des RMVP. Fahr- baren Spezialbücherwagen an der Westfront folgten nach der Kapitulati- on Frankreichs Ende Juni 1940 ortsfeste Institutionen, deren Zahl im be- setzten Frankreich auf 60 anwuchs;164 insgesamt hatte die Zentrale der Frontbuchhandlungen bereits 1942 300 Buchhandlungen oder Bücherei- en zu betreuen. Dem Sortiment waren auch diese Frontbuchhandlungen in der Direktbelieferung entzogen, es durfte »in keinem Falle […] im Ge- biet der Front buchhändlerische Aktivitäten entwickeln«.165 Die Sonderaktion Feldpost (1942) Im Sommer 1942, als sich die Kriegslage längst gewendet hatte, regte das RMVP eine großangelegte »Sonderaktion Feldpost« an. Nach Beginn des Rußland-Feldzuges war Papier immer knapper geworden. Im Herbst 1941 hatte Goebbels den Schrifttumsreferenten Rudolf Erckmann beauftragt, ein Raster für die »planmäßige« Verteilung des Papiers zu entwickeln. Im Juni 1942 erhielt eine Reihe von deutschen Verlagen, so auch Bertelsmann, ein Schreiben von Wilhelm Haegert mit dem Stichwort »Feldpostausgaben«.166 Darin wurde eine Gewichtsgrenze von 100 Gramm für die Feldpostver- sendung von Schriften angekündigt, was für die Einzelbände den Ersatz des Pappeinbandes durch Broschur und die Aufteilung umfänglicher Bücher in mehrere Bände bedeutete. Die Verlage wurden aufgefordert, die Reihen entsprechend umzugestalten. Sofern sie Sonderausgaben für den Feldpostversand herstellten und den Untertitel »Feldpostausgabe« an- brachten, erhielten sie zusätzliche Papierkontingente. Die Auflagen der Feldpostausgaben waren zur Gänze dem Sortiment zur Verfügung zu stellen, die Auswahl der Titel dieser Reihen erfolgte durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Auch wenn die bevorzugte Rohstoffzuteilung befristet war, so wirkte sie doch als Ini- Millionenauflagen für die Wehrmacht 411

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tialzündung. Vom Sommer 1942 bis 1944 stellten etwa vierzig Verlage Feldpost-Bücher für die Front her. Staatssekretär Gutterer vom RMVP be- zifferte die Monatsproduktion der Feldpostreihen auf 700 000 bis 900 000 Hefte und hob hervor, daß »unsere Feinde auf diesem Gebiete nichts ähn- liches aufzuweisen« hätten.167 Die Inhalte dieser Schriften orientierten sich am vermuteten Literaturgeschmack der Soldaten.168 Eine um die Jahres- wende 1941/42 durchgeführte Befragung des Propagandaministeriums hatte ergeben, daß vor allem leichte Kost wie Kriminal-, Abenteuer- und Liebesromane bevorzugt wurde. Deshalb empfahl eine Ministerialvorlage für Goebbels, die Frontausgaben sollten zu 95 Prozent aus derartiger Un- terhaltungsliteratur bestehen, nur ein Rest von fünf Prozent sollte sich mit weltanschaulichen Problemen befassen. Diese Vorgabe ist offenbar weit- gehend umgesetzt worden. An dieser Aktion war C. Bertelsmann in herausragendem Umfang be- teiligt. Heinrich Mohn teilte zur Kriegsweihnacht 1943 der Belegschaft mit, daß »unsere Feldbucharbeit geschätzt wird«, weshalb »uns in diesem Jahr eine besonders große Papierzuteilung durch den Reichsminister für Volks- aufklärung und Propaganda hierzu überwiesen wurde«.169 Bertelsmann konnte als einer von wenigen Verlagen gleich zwei Reihen in diese Son- deraktion einbringen (Kleine Feldpost-Reihe und Feldposthefte). Verbunden mit dieser »Sonderaktion Feldpost« war aber auch die er- wähnte strikte Rationierung der Papierkontingente ab Mitte 1942. Sie hat- te weitreichende Konsequenzen: Das für die Buchherstellung notwendige Papier konnte nur mehr über spezielle Genehmigungen (»Papierschecks«) des RMVP erworben werden. Um diese entstanden heftige Verteilungs- kämpfe, die notwendigen Beziehungen zu den Reichsstellen wurden über- lebenswichtig. Auf dem Papiersektor entwickelte sich eine Schattenwirt- schaft mit »schwarzem« Einkauf von Papier und ungenehmigten Druck- auflagen.170 Die Wehrmachtsausgaben des Verlags C. Bertelsmann Heinrich Mohns Unternehmen hat in der Zeit von 1939 bis 1944 insgesamt drei große Reihen für die Wehrmacht herausgegeben, die sich durch Um- fang, Format und Gewicht äußerlich unterschieden.171 Hinzu kamen eine Ausgabe der Soldatenbücherei des OKW (Autor: Otto Brües), Sonderaus- gaben für die Waffen-SS und die Polizei (1944), Sonderausgaben für das Oberkommando der Luftwaffe, Feldpostausgaben von Hans Grimm und schließlich Frontausgaben der Heimat- und Kriegserlebnisbücher. In welch eklatantem Maße die Umsätze des Verlags in den Kriegsjah- ren anstiegen, zeigt nebenstehende Tabelle.172 Von diesen Umsätzen sind während des Krieges bis zu 92 Prozent dem belletristischen und Kriegs- buchprogramm zuzurechnen. Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie sich in diesem Bereich die Umsatzanteile mit dem traditionellen Sor- timent zu jenen mit dem neuen Großkunden Wehrmacht verhalten. Diese bezog die Buchlieferungen sowohl direkt über die Zentrale der Front- buchhandlungen als auch für die Heeresteile über bestimmte Zwischen-, Versand- und Sortimentsbuchhandlungen. Anhand einschlägiger Listen173 412 Der Boom der Jahre 1939–1942

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sind die Firmen zu ermitteln, an die Bertelsmann 1942/43 umfangreiche Lieferungen getätigt hat.174 Der Gesamtwert der Lieferungen in den Jahren 1942 und 1943 ent- sprach bei einer Rabattstaffel von 50 Prozent einem Verkaufswert von etwa 3,6 Millionen Reichsmark.175 Im Verhältnis zum Gesamtumsatz des Unter- nehmens während dieses Zeitraums in Höhe von etwa 12,3 Millionen Reichsmark hätten demnach die Wehrmachtslieferungen (direkt und über Versandbuchhandlungen) nur etwa 15 Prozent betragen. Die Umsätze aus dem Feldpost-Geschäft dürfen nicht hinzugerechnet werden, da es sich hier um Kontingente für das Sortiment handelte, dessen Abnehmer zur »Heimatfront« zählten. Leider liegen für die Jahre 1939 bis 1941 keine ent- sprechenden Daten vor, so daß der (sicherlich höhere) Umfang des Wehr- machtsgeschäfts in diesem Zeitraum ungeklärt bleiben muß. Aus der folgenden Namensliste lassen sich die Intensität und der Stel- lenwert der Geschäftsbeziehungen Bertelsmanns ablesen. Die größten Kontingente gingen naheliegenderweise an die Zentrale der Frontbuch- handlungen, doch folgt bereits unmittelbar danach die Buchhandlung Ar- nold, ein Tochterunternehmen des Deutschen Verlags (das »arisierte« Haus Ullstein), der seinerseits zum Eher-Konzern gehörte. Der Umsatz der Fir- ma Arnold betrug im Jahr 1942 etwa acht Millionen Reichsmark176 und war somit größer als jener von C. Bertelsmann. Auch die unter anderem im Nachtrag bedachte Firma Scherl gehörte ab 1943 zu Eher. Der Buch- und Pressekonzern der NSDAP besaß somit einen guten Einblick in den Umfang des Wehrmachtsgeschäfts seines Konkurrenten Bertelsmann. Weit vorne rangierten auch der Deutsche Archiv-Verlag, für den Matthias Lack- as tätig war, sowie die ab 1943 in Bertelsmann-Besitz befindliche Ver- sandbuchhandlung Honig. Daß die direkte Wehrmachtsbelieferung erst an dritter Stelle zu finden ist, verweist darauf, daß die Kontakte des Verlags zur Wehrmacht doch be- schränkt waren (im Bemühen, dies zu ändern, sollte sich der Verlag in er- hebliche Probleme verstricken). Man mag dies auch daran ablesen, daß Bertelsmann-Bücher nur in sehr beschränktem Umfang in den Empfeh- lungslisten des OKW seit 1939 sowie in dessen Buch-, Feldpost- und Front- buchhandelslisten erwähnt werden.177 Millionenauflagen für die Wehrmacht 413

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dos, Kriegsmarine, Luftwaffen-Führungsstab, Luftwaffen-Feldbüchereien, Weihnachtsbuchaktion der Luftwaffe, Heeresbüchereien); hinzu kamen di- rekte Wehrmachtsbestellungen (etwa Flugstützpunkt Wilhelmshaven, OKW Berlin, OKM Berlin, Luftgaukommando 6 Münster). Die Feldausgaben und Feldposthefte Gustav Dessin charakterisierte 1943 die Auswahl der Lektüre für die Sol- daten aus dem belletristischen Verlagsprogramm: »Bei den Feldausgaben griffen wir zunächst auf besonders geeignete frühere Verlagserscheinun- gen zurück. So fanden spannende, nichtkriegerische Erlebnisberichte P. C. Ettighoffers, unterhaltsame Romane von Alfred Manns, Fritz Müller-Par- tenkirchen, Gustav Schröer und Auguste Supper, und die bekannten Hu- mor-Sammlungen ›Lustiges Volk‹ und ›Lachendes Leben‹ ihren Weg in neu- er Gestalt an die Front. Dazu traten Werke, die hiermit überhaupt erstmals in Buchform erschienen sind, wie ›Das Gauklerzelt‹ von Otto Brües oder neuerdings der heitere Roman ›Peter im Glück‹ von P. C. Ettighoffer. In den Bänden ›Das feste Herz‹ und ›Das Erlebnis‹ vereinigten sich eine Anzahl namhafter Schriftsteller und Dichter zu besonderen Gaben deutscher Er- zähler, die Geschichtensammlung ›Bei Nacht und Tag‹ kam als dritte hin- zu. Unter den weiteren Erscheinungen der Reihe finden sich Namen wie Flex und Vesper, Wittek und v. d. Vring. Ein Band von Hans Grimm (Die Olewagen-Saga) ist in Vorbereitung, je einer von Storm und Löns bereits erschienen.«178 Aus diesem Fundus, ergänzt durch einige Lizenzen, erschienen 40 Ti- tel ab 1939 als Feldausgaben, die auf der folgenden Seite nach dem Auto- renalphabet mit Titel, Erscheinungsform und -zeitraum sowie Gesamtauf- lagenzahl verzeichnet sind. Einzelne dieser Titel waren von vornherein nur als Feldausgaben geplant. Andere wurden schon vor dem und auch während des Krieges in sehr hohen Auflagenzahlen gedruckt. So erlebten Johannes Banzhafs drei Humoranthologien insgesamt 74 Auflagen, auch Ettighoffer und Schröer ragen mit 48 und 69 Auflagen ihrer Werke heraus. Die im Verlagsprogramm langlebigsten Titel dieser Volks- und Feldausga- ben sind Gustav Schröers Heimat wider Heimat (seit 1932) und Alfred Manns Warphof und Sumpfmoor (1931) mit 33 und 17 Auflagen. Die kartonierten oder broschierten Feldausgaben wurden ab 1939 ge- druckt, daneben erschienen zunächst noch in Leinen gebundene Volks- ausgaben in mehreren Auflagen.179 Diese Leinenbindung wurde im Zuge der Materialverknappung zugunsten eines einfacheren festen Einbandes aufgegeben, bis auch dieser ab Mitte Dezember 1943 nicht mehr herge- stellt werden durfte.180 Genauere Angaben zu Auflagenfolgen und Druckstatistik der Bertels- mann-Feldausgaben ermöglicht ein Auflagenbuch.181 Es verzeichnet ab 1926 alle tatsächlichen Druckauflagen und ihre Herstellkosten, während der Kriegsjahre mit Angabe der Druckerei. Daraus ergibt sich für die 40 Titel eine Anzahl von insgesamt 382 Auflagen an Volks- und Feldausga- ben, wovon die letzteren allein 248 Auflagen erreichten. Von den insge- samt gedruckten etwa 9,7 Millionen Exemplaren entfielen auf die Feld- Millionenauflagen für die Wehrmacht 415

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ausgaben etwa 6,6 Millionen; allerdings erfreuten sich gerade die gebun- denen Volksausgaben auch an der Front als »richtige« Bücher größerer Beliebtheit.182 Bei einem durchschnittlichen Gewicht der Bände von 200 Gramm wur- den allein für die Feldausgaben etwa 1 000 Tonnen Papier verdruckt. Dies entspricht einem Papiertransportvolumen von zwei Güterzügen mit jeweils 32 Waggons. Mit den gleichzeitig erschienenen Volksausgaben kommen zwei weitere Güterzüge hinzu. Das überstieg bei weitem die Kapazität der hauseigenen Druckerei, wie Gustav Dessin 1943 in der Betriebsillustrier- ten betonte: »Um diese großen Auflagen technisch zu ermöglichen, wur- den zahlreiche Druckereien und Buchbindereien im In- und Ausland her- angezogen. Fast die Hälfte der Produktion wurde und wird in den besetz- ten Gebieten und auch in einigen befreundeten Ländern hergestellt.«183 Insgesamt wurden für die Feld- und Volksausgaben etwa 102 Druckereien herangezogen, davon 59 im Reich einschließlich Elsaß und Österreich, 24 in Holland, Belgien und Luxemburg, 13 in Lettland und Litauen sowie sechs in sonstigen Gebieten.184 Druckverlagerungen vor allem nach Holland, Lett- land und Litauen sind auch bei den anderen Wehrmachtsausgaben C. Ber- telsmanns festzustellen. Sie waren im übrigen offenbar gängige Praxis auch zahlreicher anderer Unternehmen.185 Die ersten Feldausgaben erschienen bereits kurz nach Beginn des Krie- ges 1939. Dagegen startete die Kleine Feldpost-Reihe erst mit der Son- deraktion Feldpost des RMVP von 1942; die gesamte Reihe umfaßte 87 Ti- tel zu je vier Bogen (64 Seiten) Umfang mit insgesamt etwa 239 Auflagen. Das Gesamtvolumen der Kleinen Feldpost-Reihe lag bei etwa 5,2 Millionen Büchlein mit einer verdruckten Papiermenge von 420 Tonnen. Zur Her- stellung wurden deutlich mehr Druckereien in den Niederlanden beschäf- tigt, dagegen gab es keine Auftragsverlagerungen nach Lettland, Litauen und ins Protektorat Böhmen und Mähren. Die Feldposthefte kamen ab Ende 1942 heraus und waren die jüngste der Bertelsmann-Serien für Sortiment und Wehrmacht. Sie umfaßten 73 Titel zu je zwei Bogen (32 Seiten) in etwas kleinerem Format mit insge- samt 190 Auflagen, worunter sich eine größere Anzahl ungenehmigter Drucke befand. Ihr Gesamtvolumen lag bei mindestens sieben Millionen Exemplaren, die verdruckte Papiermenge betrug 119 Tonnen. Die bro- schierten Hefte waren bei einem Gewicht von 17 Gramm sehr karg ausge- stattet, lediglich eine Umschlagvignette zierte die Titelseite. Hausintern wurden die Hefte je nach Farbgebung der Titelschrift in Farbreihen auf- geteilt (grün, blau, rot, goldbraun usw.). Ebenso wie bei der Kleinen Feld- post-Reihe wurden mehrere Auflagen oder Rohdrucke im Zuge der Er- mittlungen gegen Bertelsmann Anfang 1944 für beschlagnahmt erklärt. Viele dieser ungenehmigten und/oder beschlagnahmten Bändchen lager- ten noch Anfang 1945 roh in Holland. Hinzu kommen die folgenden Ausgaben für besondere Bedarfsträger. Zur Soldatenbücherei des OKW, für die andere Verlage teils erhebliche Beiträge leisteten, hat Bertelsmann nur einen Titel beigesteuert. Das Gauklerzelt von Otto Brües erschien hier in einer Auflage von 80 000 Ex- emplaren.186 Im Herbst 1943 ging die Schrifttumsstelle der Waffen-SS Millionenauflagen für die Wehrmacht 417

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Bücher für die Front: Kleine Feldpost-Reihe Bücher für die Front: Feldposthefte und Polizei dazu über, für ihre Truppenbetreuung gleiche Rabattsätze von den Verlagen zu fordern wie die ZdF, OKW und andere Heeresteile. Dabei mußte das Impressum »Sonderausgabe für die Waffen-SS und die Polizei« auf allen Ausgaben dieses Bedarfsträgers erscheinen.187 Neun Titel druckte C. Bertelsmann im eigenen Hause für die Waffen-SS, die der Kleinen Feldpost-Reihe entstammten. Die Auflagenhöhe betrug jeweils 11 000 Exemplare.188 Es handelte sich um Hans Bethge: Kleine Komödi- en (1943), G. A. Bürger: Münchhausens Reisen (1944), Wilhelm Busch: Balduin Bählamm (1944), Wilhelm Busch: Julchen (1944), Kurt Faber: Auf Walfischjagd im Nordmeer (1944), Heinrich von Kleist: Michael Kohl- haas (Erscheinungsjahr unbekannt), Otto Linck: Die Abenteurer (1944), Josef Rick: Der Rudergänger (1944) und Friedrich Ruge: Ausgeschlippt (1943). In der relativ geringen Auflage von jeweils 5 000 Exemplaren sind ins- gesamt fünf Titel von Feldausgaben des Jahres 1943 nachweisbar, die den Aufdruck »Sonderdrucke für das Oberkommando der Luftwaffe« tragen.189 Es handelt sich um Ludwig Anzengruber: Der Sternsteinhof, Hanna Barth: Die Leute auf Tykkagaard, Alfred Manns: Warphof und Sumpfmoor, Paul Fechter: Die Fahrt nach der Ahnfrau und Auguste Supper: Das Mädchen Peter und der Fremde. Alle Titel wurden in Riga gedruckt (Staatsdrucke- rei, Druckerei Silvia Falk, Hansadruckerei, Druckerei Pipins). Eine Sonderstellung nehmen drei Feldpostausgaben von Schriften Hans Grimms ein. Sie ähneln im Format der Kleinen Feldpost-Reihe, weisen aber eine abweichende Aufmachung mit einfarbigem Umschlag auf und wurden 418 Der Boom der Jahre 1939–1942

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in den Verlagsprogrammen auch ge- sondert geführt. Der Druck erfolgte 1944 in einer Auflagenhöhe von je 20 000 Exemplaren bei Bertels- mann: Der Zug des Hauptmanns von Erckert (316.– 335. Tsd.), Die drei Geschichten (81.–90. Tsd.) und Des Elefanten Wiederkehr (101.–120. Tsd.). lachenden Rechnet man sämtliche Auflagen zusammen, so ergibt sich, daß C. Bertelsmann zwischen 1939 und 1944 mindestens 19 Millionen Ex- emplare an Wehrmachtsausgaben unterschiedlichen Formats und In- halts hergestellt hat. Die tatsächli- che Zahl könnte sich unter Einbe- rechnung effektiv ausgelieferter Auflagenhöhen und illegal vorge- nommener Drucke auf bis zu 21 Mil- lionen Exemplare belaufen. Auf- grund der schwierigen Quellenlage sind gesicherte Aussagen darüber jedoch nicht möglich. Bücher für die Front: Feldausgaben Die Verlagerung von Druckaufträgen Wie erwähnt, erwies sich selbst die leistungsfähige, vor Kriegsbeginn noch erweiterte Druckerei C. Bertelsmanns für die Millionenauflagen der Wehr- machtsdrucke als nicht ausreichend. Wie zahlreiche andere Verlage ver- gab man deshalb für den größten Teil der Produktion während der Kriegs- jahre Druckaufträge innerhalb des Reiches und in die besetzten Gebiete. Dieser Weg sparte Kosten, erleichterte die Papierbewirtschaftung, unter- stützte nicht ausgelastete Offizinen und wurde deshalb von den Reichs- stellen gefördert. Die Liste der von Bertelsmann beauftragten Firmen im In- und Ausland ist umfangreich. Es handelt sich um insgesamt 24 Drucke- reien in den Niederlanden und Belgien190, sieben Firmen in Riga (Lettland) und sechs in Wilna (Litauen)191. Im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren sind eine Firma in Prag, zwei in Brünn und eine in Olmütz zu ermitteln,192 außerdem in Siebenbürgen Kraft & Drotleff (Hermannstadt). Auch diese Auslandsverlagerungen konnten jedoch den Bedarf nicht befriedigen. Hinzu kamen deshalb nach bisherigem Kenntnisstand 59 Druckereien innerhalb der Reichsgrenzen, an die C. Bertelsmann während des Krieges Druckaufträge unterschiedlichen Volumens vergab.193 Die Zahl der Firmen, die für den Verlag Feld- und Feldpostausgaben sowie Son- deraufträge in Millionen von Exemplaren druckten, stieg damit auf nicht weniger als 102 an.194 Unter den Geschäftspartnern in den Niederlanden befanden sich Fir- Millionenauflagen für die Wehrmacht 419

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men, die nach der deutschen Besetzung den bisherigen Eigentümern ver- blieben, andere, die einen deutschen Verwalter erhielten, Neugründungen sowie »arisierte« Unternehmen.195 Die Kontakte wurden von der Zentral- auftragstelle für die besetzten niederländischen Gebiete (ZASt) des Reichs- kommissariats vermittelt, die alle aus dem Reich kommenden Indu- strieaufträge koordinierte und das Produktionsvolumen steuerte,196 insbe- sondere bei der kriegswichtigen eisenproduzierenden und -verarbeitenden Industrie. Hauptziel der Auftragsverlagerung war es, die deutsche Wirt- schaft, die am Mangel männlicher Arbeitskräfte litt, zu entlasten. Da bei Kriegsausbruch die Arbeitslosenzahl der Niederlande etwa 700 000 betrug, waren Fremdaufträge dort willkommen. Allerdings wurden in wachsen- dem Umfang niederländische Arbeiter, teils freiwillig, meist jedoch zwangsweise, in Deutschland eingesetzt. Neben der Zentrale der Frontbuchhandlungen nutzte eine Anzahl deut- scher Privatverlage diese Druckverlagerung nach Holland.197 Im Jahr 1941 meldete die Wirtschaftsgruppe Papierverarbeitung innerhalb der ZASt eine Gesamtverlagerung im Wert von 9 836 000 Reichsmark, wobei 12 919 Per- sonen Beschäftigung fanden. Das entsprach einem Anteil an der Gesamt- produktion des graphischen Gewerbes in den Niederlanden von mehr als 10 Prozent.198 Die meisten Druckaufträge C. Bertelsmanns gingen an die Firmen De Vondelstad (Amsterdam), Ellerman, Harms & Co. (Amsterdam) sowie Wyt & Zonen (Rotterdam). Als Binderei diente Montanus & Tulp (den Haag), als bevorzugter Papierlieferant Juettemann (Utrecht). Weitere Bindeaufträge wurden an Post und Brand (Amsterdam) vergeben, drei Buchbinder die- ses Unternehmens wurden als Facharbeiter mit dem Status des »Fremd- arbeiters« ab 1943 in Gütersloh beschäftigt.199 Über diese Kontakte im Dunstkreis der Kollaboration sind in den Archiven nur vereinzelte Anga- ben zu finden. Ellerman, Harms & Co. (Amsterdam) wurde auf der Planungssitzung der Wirtschaftsprüfstelle am 7. Oktober 1941 »selbstarisiert«; die Formu- lierung besagte, daß die betreffende Firma entweder unter deutsche Treu- handverwaltung gestellt oder an deutsche Besitzer übergeben oder ver- kauft wurde.200 Die neuen Besitzer werden nicht erwähnt.201 Die G. V. Boek-, Courant- en Handelsdrukkerij »de Vondelstad« (Amsterdam) wur- de 1941 gegründet und bereits am 15. April 1942 an mehrere Komman- ditisten aus Berlin und Krefeld verkauft.202 Das Haus Wyt & Zonen, eine alteingesessene Rotterdamer Buchdruckerei, befand sich in Händen der Familie Lans,203 die während der Besetzung jüdische Mitbewohner in den Kellern des Druckhauses versteckte.204 Die Buchbinderei Montanus & Tulp (gegründet 1931) übernahm nach der Besetzung der Niederlande für Bertelsmann,205 andere deutsche Ver- lage und NS-Stellen erhebliche Auftragsvolumina und wurde deshalb nach Ende der deutschen Besetzung unter Treuhandverwaltung gestellt. Der Be- triebsleiter A. Diederix, den man für die Zusammenarbeit mit der Wehr- macht und deutschen Firmen verantwortlich machte, kam auf ungeklärte Weise ums Leben, angeblich anläßlich einer Dienstreise nach Deutschland in der Nähe von Rheine. Ein Kontrollbericht vom 6. August 1945 listet akri- 420 Der Boom der Jahre 1939–1942

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bisch die Aufträge und Auftraggeber von Montanus & Tulp während der Besatzungszeit auf. 1940 und 1941 war die Wehrmacht der Hauptauftrag- geber, danach NS-Betriebe und Privatverlage, als größter davon C. Ber- telsmann mit etwa 30 Prozent des Bindevolumens.206 Wie aus einer Auftragsbestätigung des Verlags de Arbeiderspers (Am- sterdam)207 vom 17. Februar 1943 an die ZASt hervorgeht, wurden dort Druckaufträge mehrerer deutscher Unternehmen, darunter der NS-Verla- ge Nordland und Franz Eher sowie C. Bertelsmanns, ausgeführt, was aus den Auflagenbüchern des Verlags nicht hervorgeht. Ebensowenig sind dort die Beziehungen zu Koch & Knuttel (Gouda) dokumentiert.208 Bosch en Zoon (Utrecht),209 im Oktober 1941 »selbstarisiert«, druckte für die Gü- tersloher Firma eine recht hohe Auflage von Ernst Zahns Lukas Hoch- straßers Haus. Eine Forderung von Teulings (’s-Hertogenbosch)210 aus dem Jahr 1943 bezieht sich auf einen Auftrag über 10 000 Exemplare von Gu- stav Schröers Im Schatten des Helberges. Offenbar wurde hier finnisches Rollenpapier ungenehmigt verdruckt. Unklar sind auch die Beziehungen C. Bertelsmanns zur Firma Juettemann (Utrecht). Der Inhaber ist offenbar nach Kriegsende als Kollaborateur getötet worden. Bertelsmanns Über- weisungen an ihn wegen Papierlieferungen brachten ihn in den Verdacht der Spionagetätigkeit.211 Zum Reichskommissariat Ostland mit den Generalkommissariaten Weißruthenien, Estland, Lettland und Litauen gehörten auch die lettische Hauptstadt Riga und das litauische Wilna (Vilnius), zwei traditionsreiche Buchstädte. Bei der Besetzung durch die Wehrmacht fand man in Riga ein von der Sowjetunion verstaatlichtes Druckgewerbe vor, das ab 1942 zö- gerlich privatisiert wurde. Dazu zählten die Druckereien Rota I und II, die 3., 4., 5., 6., 11., 71. und 82. Druckerei, sowie die Staatstypographie und die Staatspapier-Druckerei.212 Die nur mit Nummern bezeichneten Firmen waren ihrerseits häufig durch die Zusammenlegung mehrerer Betriebe mit kleinerer Druckkapazität entstanden. Die Druckerei Rota I als leistungsfähigstes Unternehmen ging in die Obhut des Reichskommissars für das Ostland über, die 11. Druckerei über- nahm Sylvia Falk, die 82. stand später unter der Leitung von B. Pipins. Ein deutscher Betrieb war die 5. Druckerei, die vor der russischen Okkupati- on den Namen Ruetz getragen hatte. Das Impressum der Bertelsmann- Drucke, aber auch der Buchreihen, die die Wehrmacht in Riga drucken ließ (so der Ostland-Kompanie-Bücherei), verzeichnet sowohl die mit Nummern firmierenden Druckereien als auch die daraus entstandenen Privatbetrie- be.213 Bertelsmann hat Druckaufträge nach Riga erst spät (1943) vergeben.214 Es handelte sich um Sonderausgaben für die Luftwaffe mit kleiner Aufla- ge und weitere Kleinaufträge mit Druckvolumina zwischen 5 000 und 10 000 Exemplaren, dazu kamen jeweils 50 000 Exemplare Feldausgaben von Ettighoffer, Schröer und Volck. Auch die Druckereien in Wilna und Kauen/Kaunas erhielten nur kleinere Aufträge, das Verfahren glich demje- nigen in Riga.215 Für die Druckaufträge im Reichsprotektorat spielte im wesentlichen nur das alte Brünner Unternehmen Rohrer eine Rolle, das vor allem mit Feld- Millionenauflagen für die Wehrmacht 421

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ausgaben und gebundenen Büchern aus dem Kriegs- und belletristischen Programm beauftragt war. 1943 hat Rohrer insgesamt etwa 300 000 Ex- emplare für Bertelsmann hergestellt. Bücher für die Wehrmacht: C. Bertelsmann im Vergleich Um die Rolle des Gütersloher Unternehmens auf dem Buchmarkt der Kriegszeit zu beurteilen, müssen die entsprechenden Aktivitäten anderer großer Verlage zum Vergleich herangezogen werden. Zu den weiteren Hauptlieferanten von Lesestoff für die Truppen und die »Heimatfront« gehörten Franz Eher Nachf. (Berlin und München), die Firmen W. Kohl- hammer (Stuttgart), Carl Gerber (München), Eugen Diederichs (Jena), die Verlage Insel und Reclam (beide Leipzig) sowie der Verlag Langen-Müller (München); das Bibliographische Institut (Leipzig) nahm mit seinen um- fangreichen Direktlieferungen an die Wehrmacht eine Sonderstellung ein. Verglichen werden können dabei nur jene Druckerzeugnisse, die ihren Wehrmachtsverwendungszweck zwischen 1939 und 1945 mit einem ent- sprechenden Vermerk im Impressum bekunden. Natürlich wurden von vie- len deutschen Verlagen zahllose weitere Bücher und Broschüren produ- ziert, die ihren Weg zu den Truppen fanden, sich jedoch einer verglei- chenden statistischen Betrachtung entziehen. Die führende Stellung C. Ber- telsmanns auf dem dominierenden Marktsektor ist somit nicht ohne wei- teres zu übertragen auf den gesamten Buchmarkt der Kriegsjahre – über diesen fehlen bisher Quellenstudien. Franz Eher Nachf. hat zwei Wehrmachts- bzw. Feldpost-Reihen veröf- fentlicht. Bereits 1939 wurde mit der Reihe Soldaten – Kameraden begon- nen, die 70 Titel in einer Gesamtauflage von etwa 10 Millionen Exempla- ren216 umfaßte. Die meist sehr hohen Auflagen wurden vorwiegend in par- teieigenen Betrieben hergestellt. Die V[ölkischer] B[eobachter]-Feldpost nimmt unter den Feldpost-Reihen eine Sonderstellung ein. Sie enthält nur drei Titel, die 1943 in Großauflagen jeweils über eine Million Exemplare erreichten. Dennoch reicht die Wehrmachtsproduktion des Zentralverlags der NSDAP mit rund 14 Millionen Exemplaren nicht an C. Bertelsmann her- an. W. Kohlhammer hat nach eigenen Angaben ab 1939 über zehn Millio- nen Exemplare der Reihe Die bunten Hefte für unsere Soldaten herausge- bracht.217 Von den mehr als 120 Titeln wurden jeweils mehrere Auflagen hergestellt. Dieser Verlag hat als erster auf dem Rückumschlag ein Adreß- feld für die Feldpostanschrift eingedruckt, so daß die Bändchen mit einer Lasche feldpostfertig bezogen werden konnten. Bemerkenswert hohe Auf- lagen in seiner eigenen leistungsfähigen Druckerei erzielte auch der Münchner Buchverlag Carl Gerber mit den Feldpostausgaben seiner Münchner Lesebogen sowie drei Bänden der Soldatenbücherei des OKW. Gerbers Produktion für den Wehrmachtsbedarf lag bei knapp vier Millio- nen Lesebogen.218 Der Eugen Diederichs-Verlag veröffentlichte vorwiegend Feldpost- und Frontbuchhandelsausgaben, Lizenzausgaben für die Propagandaabteilung Ostland, für die Soldatenbücherei des OKW, für die Dr. Goebbels-Spende 422 Der Boom der Jahre 1939–1942

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für die Wehrmacht sowie Sonderausgaben für die Waffen-SS, die Polizei und andere Bedarfsträger innerhalb seiner Deutschen Reihe, die sich schon vor dem Kriege großer Beliebtheit erfreut hatte. Zusätzlich erschienen ei- nige Bände im Auftrag des Wehrmachtsbefehlshabers in Norwegen und der Zentrale der Frontbuchhandlungen. Die jeweilige Auflagenhöhe lag bei durchschnittlich nur 20 000 Exemplaren. Insgesamt wurden etwa 1,7 Mil- lionen Bücher gedruckt.219 Der Verlag Langen-Müller, im Besitz der DAF und 1943 von Eher übernommen, hat eine etablierte Serie, nämlich Die kleine Reihe, im Krieg durch Feldpostausgaben aufgefüllt. Gedruckt wur- den diese Editionen in einer Auflagenhöhe von meist 20 000 Stück mit ei- nem Gesamtvolumen von etwas über einer Million Exemplaren. Auch der Insel Verlag mit der populären Insel-Bücherei (1,9 Millionen) und Reclam220 mit seiner Universal-Bibliothek (1,2 Millionen) verfuhren ähnlich. Aus diesem summarischen Überblick ergibt sich eine Rangliste der deutschen Verlage, die Wehrmachtsausgaben (Feld-, Feldpost-, Frontbuch- handelsausgaben) mit einer Exemplarzahl von mehr als einer Million Bän- den hergestellt haben. Dabei gelten als Wehrmachtausgaben hier nur jene Bücher, die im Impressum eine der drei genannten Bezeichnungen führen, nicht berücksichtigt sind Volksausgaben und sonstige Titel, die ebenfalls an die Truppen geliefert wurden.221 Dabei steht C. Bertelsmann mit insge- samt mindestens 19 Millionen Exemplaren unangefochten an der Spitze, mit deutlichem Abstand gefolgt von Eher (etwa 14 Millionen). Eine acht- stellige Zahl erreichte außerdem nur noch W. Kohlhammer (10 Millionen). Weitere sechs Firmen bewegen sich mit ihren Wehrmachtsreihen im ein- stelligen Millionenbereich. Dazu zählen neben den Produkten des Gauver- lags Bayerische Ostmark die Hefte der Münchner Lesebogen, die Insel- Bücherei und Reclams Universal-Bibliothek, Diederichs mit den Feldaus- gaben der Deutschen Reihe, schließlich Langen-Müller mit der Kleinen Rei- he. Jedoch haben sie alle nach bisherigem Kenntnisstand nur ihre Serien, keine ähnlich umfangreichen Bände wie die Feldausgaben C. Bertelsmanns produziert. Die Feldausgaben der beiden Unternehmen Cotta und Franckh (Rote Reihe) erreichten jeweils Auflagen von etwa 250 000; sie stehen da- mit jedoch weit hinter C. Bertelsmann zurück. Die übrigen weit mehr als Millionenauflagen für die Wehrmacht 423

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hundert Verlage, die gleichfalls für den Lesebedarf der Truppen arbeite- ten, kamen auf deutlich niedrigere Zahlen. Eine Sonderstellung nimmt, wie bereits erwähnt, das Bibliographische Institut (Leipzig) ein. Mit der Ge- samtherstellung der Tornisterschriften des OKW und der Soldatenbüche- rei des OKW, die alle ohne den Umweg über den Buchhandel unmittelbar an die Wehrmacht geliefert wurden, erzielte dieser Verlag ein Auflagenvo- lumen von etwa zehn Millionen Bänden.222 Eine gesicherte Aussage darüber, wie viele Feld-, Feldpost- und Wehr- machtsausgaben insgesamt in deutschen Verlagen zwischen 1939 und 1945 erschienen sind, ist derzeit nicht möglich. Zeitgenössische Schät- zungen sprachen im Juli 1943 von 50 Millionen, im November 1944 von rund 75 Millionen.223 Nach dieser sicherlich unpräzisen Schätzung ließe sich immerhin folgern, daß der Verlag C. Bertelsmann von 1939 bis Mitte 1944 zumindest 25 Prozent der Wehrmachtsausgaben im oben definierten Sinn hergestellt hat. Auch im Lichte der Vorkriegsentwicklung ist sehr be- merkenswert, welch singuläre Rolle C. Bertelsmann auf dem reglemen- tierten Buchmarkt der Kriegsjahre jedenfalls bis 1943 zu spielen ver- mochte. Kein anderer deutscher Verlag hat die Lektürebedürfnisse der deutschen Soldaten umfassender und erfolgreicher zu befriedigen ver- standen. Der Krieg als Geschäft: Heinrich Mohns Kriegsgewinne Heinrich Mohns Kriegsgewinne Die Jahre 1939 bis 1941 waren für C. Bertelsmann eine Zeit unerhörten geschäftlichen Erfolgs. Dafür gab es wesentliche externe Faktoren, aber wichtig war zunächst die Anpassungsfähigkeit des Verlags, der sich be- merkenswert flexibel auf die vom Kriegsbeginn erzwungene Umstruktu- rierung der Arbeitsorganisation einstellte. Johannes Banzhaf und Fritz Wixforth erkannten bereits in den ersten Septembertagen die neuen Chancen der Frontberichterstattung für das Kriegsbuchgeschäft und das enorme Kundenpotential der Wehrmacht. Banzhaf und Gustav Dessin konferierten mit den entscheidenden Stellen in Berlin und Leipzig, der eingerückte Wixforth hatte noch Muße, Absatzstrategien zu entwerfen. In Friedenszeiten hatten Herstellung und Lektorat bei Bertelsmann nur dienende Funktion für den Vertrieb besessen; dieser war das Herzstück al- ler Planungen gewesen – der Bemühungen um Massenabsatz, der Koope- ration mit Sortiment und Versandfirmen, der Gestaltung von Werbekam- pagnen. Im Krieg war der Absatz gesichert, statt dessen rückte die Her- stellungsplanung in den Mittelpunkt aller verlegerischen Bemühungen. Die Versorgung mit Rohstoffen (Druckpapier wie Einbandmaterial) gestaltete sich zunehmend schwierig; neue Arbeitskräfte mußten die einberufenen ersetzen, die Rationalisierung mußte vorangetrieben, Druckaufträge muß- ten auf Betriebe im In- und Ausland verteilt werden. Je geringer im Kriegs- verlauf der privatwirtschaftliche Spielraum durch Papierzuteilungen und Druckgenehmigungen wurde, desto wichtiger waren die Kontakte zu den Behörden und Wehrmachtsstellen. Mit der Einberufung des dominieren- den, ideenreichen Vertriebsleiters Fritz Wixforth zur Marine schien der 424 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Verlag seinen Motor zu verlieren. Nun avancierte Johannes Banzhaf zur neuen »Seele« des Unternehmens.224 Sein Ressort, die Herstellung, rückte ins Zentrum. Als er 1940 Mohns Schwager, dem Prokuristen Steinsiek, vor- schlug, Druckaufträge außer Haus zu geben, blieb dieser skeptisch, wie mehrfach schon gegenüber Wixforths Ideen. Wie zuvor Wixforth, sprach daraufhin auch Banzhaf direkt bei Heinrich Mohn vor, der einen Versuch genehmigte. Solche Freiräume für unternehmerische Initiativen, solche Be- weglichkeit auf dem veränderten Markt beförderten den Erfolg des Hau- ses. Gustav Dessin, der vor dem Krieg als Lektor eine eher randständige Tätigkeit ausübte, avancierte mit dem Krieg zum nützlichen Unterhändler des Hauses bei den Behörden. Als Nationalsozialist und Feingeist mit gu- ten Kontakten im Literaturbetrieb war er bei den Berliner Reichs- und Par- teistellen ebenso akzeptiert225 wie bei den ihrerseits einflußreichen Ver- lagsautoren Will Vesper und Hans Grimm. Heinrich Mohn beanspruchte, mit seinem Führungsstil solche projekt- nahe Flexibilität und Eigeninitiative der leitenden Mitarbeiter ermuntert und mit der traditionellen Unternehmensleitung seines Vaters gebrochen zu haben. Er hatte Johannes Zauleck freie Hand gelassen, um einen Mas- senmarkt zu erobern, dessen Erfahrungen den Vertriebsleiter Wixforth ani- mierten, seinerseits in ähnlicher Verantwortung weit ausgreifende Projek- te zu entwickeln. Indem die Programmarbeit aus dieser strikt praxisnahen Position betrieben wurde, sicherte sie sich den klaren Blick auf Bedürfnis- se und Chancen des Marktes. Flexibel reagierte das Unternehmen auch, als Fritz Wixforth 1943 vom Militär in den Betrieb zurückkehrte. Da Johannes Banzhaf inzwischen die Herstellung zum wichtigsten Ressort ausgebaut hatte, erhielt Wixforth nicht seinen mittlerweile unerheblich gewordenen Vertriebsposten zurück, sondern leitete, wieder »Bürochef«, die Herstellung. Der zehn Jahre jün- gere Banzhaf mußte ihn in das Ressort einführen und wurde seinerseits entbehrlich. Diese vielseitige Einsetzbarkeit der leitenden Mitarbeiter jen- seits allen Ressortdenkens blieb ein Charakteristikum C. Bertelsmanns. Günstige Faktoren des Buchabsatzes im Krieg Hauptursache für den Erfolgsgipfel waren jedoch die veränderten Markt- bedingungen. Von ihnen profitierte erstmals auch der theologische Ver- lagsbereich, der kaum mehr Neues produzierte, dafür mit dem Ausverkauf längst abgeschriebener Ware Gewinne einfuhr, die von keinen Herstel- lungskosten mehr geschmälert wurden. Die Verlagsveröffentlichungen be- schränkten sich fast ausschließlich auf Bücher für die »Heimatfront« – leichte Belletristik und aktuelle Kriegsberichte – und Lesestoff für die Wehr- macht. Nun ließen sich auch Titel gut absetzen, denen zuvor wenig Nach- frage gegolten hatte, die Marktgesetze waren außer Kraft gesetzt. Aus dem Käufer- war ein Verkäufermarkt geworden. Feldausgaben im heimischen Sortiment zu erwerben und in mitgelieferten Versandtaschen an die Front zu schicken wurde auf Plakaten als unverzichtbares Zeichen der Liebe und Verbundenheit mit den Soldaten beworben und war außerdem ein relativ müheloser Weg, seine patriotische Pflichterfüllung zu dokumentieren Heinrich Mohns Kriegsgewinne 425

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(Farbabb. 71–73). Während die Angehörigen durch Reklame zu überzeu- gen waren, galt es die Großeinkäufer der Wehrmacht, insbesondere der Zentrale der Frontbuchhandlungen, mit günstigen Konditionen, kleinen Geschenken und auch untadeliger Gesinnung zu beeindrucken. Auf hohem Produktionsniveau stiegen 1940 und 1941 die Wachstums- raten der Herstellung erneut um 19 und 16 Prozent, nachdem sie sich in den Jahren von 1935 bis 1938 jeweils gegenüber den Vorjahren verdop- pelt hatten. Dagegen nahmen die Kurven für Umsatz und Gewinn eine auf- fällige Entwicklung, wie die folgende Graphik zeigt, die auf der Basis des durchschnittlichen Jahres 1933 für Herstellungskosten, Umsatz und Ge- winn nicht die absoluten Zahlen zugrunde legt, sondern einen gemeinsa- men relativen Wert von 100. Bis 1939 entwickelten sich alle drei Kurven weitgehend parallel. Nach 1939 jedoch wurde bei steigendem Umsatz ein vielfacher Gewinn gemacht: Der Umsatz betrug 1933 1 120 543 Reichs- mark, 1941 lag er mit 8 064 903 Reichsmark etwa siebenmal so hoch. Der Gewinn lag 1933 bei 109 000 Reichsmark, er stieg bis 1941 auf 3,25 Mil- lionen Reichsmark – das entsprach einer Verdreißigfachung. Das mußte den kühlen Rechner Heinrich Mohn beunruhigen, der am 12. Februar 1941 bei seinen Beratern, den Wirtschaftsprüfern Dr. Möhle und Dr. Red, das Thema der geplanten Kriegsgewinnabführung zur Spra- che brachte. Sie betraf auch Unternehmen, die ihre Produkte ebenso kal- kulierten wie vor dem Krieg. Wegen des festen Ladenpreises – die Preise waren, um einer Inflation vorzubeugen, weitgehend eingefroren – wurde beispielsweise eine Schröer-Volksausgabe 1941 zum selben Preis wie 1933 angeboten, nämlich für 2,85 Reichsmark. Mohn informierte seine Berater: »Meine Bilanzarbeit ist zwar noch nicht beendet, soviel ist aber immerhin schon gewiß, dass der Reingewinn ganz ausserordentlich stark gestiegen ist und ich hätte natürlich gern die nötigen Schritte getan, ehe ich meine Bilanz am 28. Februar dem Finanzamt einreiche.«226 Wenig später suchte Mohn den Wirtschaftsprüfern eingehend darzule- gen, in welch geringem Umfang die aktuelle Gewinnentwicklung eine Fol- ge des Krieges sei. Er verwies auf das schwankende Geschäft mit »schön- geistigen Büchern«, bei denen sich starkes Gewinnwachstum (so 114 Pro- zent im Jahr 1933 und 96 Prozent 1936) mit Rückschlägen abwechsle. Die Wachstumsraten für 1939 und 1940 lägen mit 28 Prozent und 82 Prozent ganz im Rahmen der Schwankungsbreite der Vorkriegsjahre. Bis 1939 sei- en die Umsätze weitgehend in Investitionen gelenkt, das Programm auf- gebaut, neue Produktionsanlagen erstellt worden. Seit dem Ende und als Frucht der Baumaßnahmen fahre man die gegenwärtigen Gewinne ein. Mohn räumte ein, daß im Krieg eine Bücherverknappung wegen des Roh- stoffmangels eingetreten sei und man längst abgeschriebene Lagerbestän- de nun doch mit Gewinn abgesetzt habe. Auch sinke die Zinslast, weil die Zahlungsmoral seit Kriegsbeginn zugenommen habe. Doch betrage der zu- sätzliche Gewinn kaum mehr als 135 090 Reichsmark. Fritz Möhle beschrieb nüchtern, worin die »schöngeistige Produktion« im wesentlichen bestand: »In ihrem Falle scheint es uns günstig zu sein, dass Sie populäre Kriegsbücher bereits vorher im erheblichen Masse ge- führt haben, sodass die aktuellen Kriegsbücher bei Ihnen sicherlich nicht 426 Der Boom der Jahre 1939–1942

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zu einem konjunkturmässig auftretenden Kriegsgewinn führen, sondern den Ausfluss einer planmässigen nationalistischen Verlagsrichtung dar- stellen. Es würde etwaige Verhandlungen mit den Preisbehörden sicher- lich erleichtern, wenn man in dieser Richtung auch fachliche Bestätigun- gen bekommen könnte, da sonst die Gefahr nahe liegt, dass man solche Bücher wie z. B. ›Narvik‹ als Konjunkturbücher ansieht.«227 Mit dem Hinweis auf den aktuellen Bestseller des Verlags hatte Möhle einen wunden Punkt getroffen, und Mohn replizierte etwas spitz: »In die- ser Hinsicht muß ich darauf aufmerksam machen, daß dieses Narvik-Buch erst Anfang November 1940, also ganz gegen Schluß des Berichtsjahres erschienen ist, und der Reingewinn, da ja gerade die Erstauflage mit be- sonders hohen Unkosten hinsichtlich Werbung, Materialbeschaffung und Herstellung verbunden war, für das Jahr 1940 auf etwa 100 000 Reichs- mark zu schätzen ist, also die zur Beurteilung stehende Gesamtlage nicht wesentlich ändert.«228 Auch in der Branche hatte sich Mohn informiert – Adolf Spemann, Lei- ter der Arbeitsgemeinschaft schöngeistiger Verleger in der Reichschrift- tumskammer, hatte ihm mitgeteilt, daß der Verband das Preisgefüge un- bedingt gewahrt sehen wolle, deshalb dürfe eine Gewinnabführung nicht über Preisanpassungen geschehen.229 Mohn setzte sich darüber hinweg und kündigte Anfang April 1941 trotz eines Telegramms von Spemann230 als freiwillige Maßnahme der Gewinnreduktion eine Senkung des Laden- preises von Buschs Narvik-Buch von 5,80 auf 4,80 Reichsmark an, der Feldausgaben auf 1,40 statt bisher 1,50 Reichsmark. Wenig später senkte Heinrich Mohns Kriegsgewinne 427

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Mohn auch den Preis für die Spannenden Geschichten, indem er den Gros- sistenrabatt von 50 auf 55 Prozent anhob. Insgesamt verzichte er damit, so Mohn, auf einen Gewinn von 35 000 Reichsmark.231 Diese Rechnung ist schwer zu überprüfen, weil sie Faktoren einbezog, die wie die regulären Verlagsunkosten längst nur mehr rechnerische Größen waren. Der Verlag arbeitete mit sinkenden Unkosten, während er, um die Ladenpreise zu rechtfertigen, mit dem Kostenschema aus Frie- denszeiten kalkulierte. Zudem wurden in allen drei Fällen die Preisreduk- tionen von den Ereignissen überholt. Buschs Narvik-Buch mußte noch 1941 nach einem Einspruch der Zensurbehörden aus dem Programm ge- nommen werden, die Spannenden Geschichten überlebten nicht das Jahr 1942. Die Preissenkung bei den umfangreicheren Feldausgaben fing Ber- telsmann 1941 mit zwei neuen Frontliteratur-Serien auf – unter neuer Kal- kulation florierten die Kleine Feldpost-Reihe und die Feldposthefte, während die Feldausgaben zurückgefahren wurden. Als die Behörden im Sommer 1941 in einem offiziellen Verfahren die Ausweisung und Ab- führung der Kriegsgewinne verlangten, verzichtete Mohn bezeichnender- weise darauf, auf die Preissenkungen mit ihren angeblichen Gewinnre- duktionen zu verweisen. Der Verleger reagierte auf die (zutreffende) Unterstellung von Kriegs- gewinnen gereizt. Er legte seinem Wirtschaftsprüfer ausführliche Argu- mentationshilfen vor, füllte Dutzende von Seiten mit Statistiken, erklärte die neuere Firmengeschichte aus seiner Sicht und stellte sich als großräu- migen Planer über die Jahrzehnte hinweg dar, vor allem auf dem Gebiet des Romanverlags. Seinem Angebot, für 1939 keine bezifferbaren Kriegs- gewinne auszuweisen, für 1940 dank der Lagerausverkäufe 154 000 Reichsmark und 64 705 Reichsmark für das Jahr 1941, folgte das zustän- dige Finanzamt Wiedenbrück nicht und kam zu erheblich höheren Sum- men. Es verlangte Zahlungen von 42 900 Reichsmark für 1939 und 296 900 Reichsmark für 1940, für das Jahr 1941 gar zunächst 708 125, gab sich nach Einspruch aber mit 653 900 Mark zufrieden. Auch für 1942 forderte das Amt eine Abgabe von zusätzlichen 610 695 Reichsmark ein, für 1943 sank der Betrag auf 291 450 Mark.232 Mohn zahlte zögerlich und unter Vorbehalten, ein Teil der Kriegsge- winnabführung wurde auf ein Sperrkonto überwiesen, um dem Unterneh- men als stille Reserve zur Verfügung zu stehen. Allerdings erhob der Un- ternehmer keinen förmlichen Einspruch gegen die Forderungen. Ihm wie seinem Steuerberater war klar, daß die Zahlungen an das Finanzamt weit unter dem tatsächlichen kriegsbedingten Gewinnanteil Bertelsmanns blie- ben. Heinrich Mohn führte penibel Buch über die Faktoren, mit denen der Krieg Einfluß auf sein Unternehmen nahm.233 Lagerreserven wurden auf- gelöst, der Warenabsatz wurde beschleunigt: Ende 1935 waren von der Jahresproduktion 35 Prozent unverkauft geblieben, ein Jahr später lager- ten noch 10,3 Prozent, im dritten Jahr 4,5 Prozent, 1938 schließlich noch 2,5 Prozent. 1940 dagegen produzierte Bertelsmann Bücher in rund acht- mal höherem hausinternen Verrechnungswert, von denen am Jahresende nur 24 Prozent auf Lager blieben und die ein Jahr darauf bis auf 1,1 Pro- 428 Der Boom der Jahre 1939–1942

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zent ausverkauft waren. Das bedeutet, daß der Verlag während des Krie- ges seine erheblich gesteigerte Produktion binnen Jahresfrist fast voll- ständig verkaufte, außerdem sein älteres Lager weitgehend räumen konn- te. Nicht allein der Buchabsatz wurde fast risikolos, zugleich sanken auch die Verlagskosten. Um die enorme Bedeutung auch kleiner Pfennigbeträ- ge als Kostenfaktoren bei Massenauflagen zu verdeutlichen, sei als Beispiel eine Kalkulation aus dem Krieg zu Will Vespers Heiteren Balladen (1944) herausgegriffen.234 Der feste Ladenpreis innerhalb der Kleinen Feldpost- Reihe betrug 60 Pfennige. Fest stand auch der Händlerrabatt von 55 Pro- zent für die Wehrmachtsproduktion. Von den verbleibenden 27 Pfennigen gingen die Selbstkosten ab, nämlich Herstellung, Autorenhonorar und Ge- meinkosten. Auf 11,5 Pfennige waren die Kosten für Papier, Satz, Druck und Einband kalkuliert, 10 Prozent Honorar vom Ladenpreis, also 6 Pfen- nige pro Heft, standen dem Autor vertraglich zu, 26 Prozent betrug der An- teil der Gemeinkosten am Nettopreis, ein Erfahrungswert für Werbung, Vertrieb und Löhne. Dies addierte sich auf 24,5 Pfennige pro Heft, so daß knapp 2,5 Pfennige Gewinn (vor Steuern) übrigblieben. Bei einer Auflage von 10 000 Heften waren nach dieser Kalkulation 230,50 Reichsmark Ge- winn zu erzielen. Da Ladenpreis, Autorenhonorar und Händlerrabatt fest- standen, waren Gewinnsteigerungen nur über die Herstellungs- und Ge- meinkostenanteile möglich. Tatsächlich gelang es der hausinternen Her- stellung, im vorliegenden Beispiel die Bindekosten der Auflage von 570,80 Reichsmark auf 325,36 Reichsmark zu senken. Angesichts der knappen Kalkulation bedeutete dies eine Gewinnverdopplung. Andererseits konn- ten Fehldrucke und Materialverteuerung die Herstellungskosten erhöhen. Bei den in Friedenszeiten üblichen Gemeinkosten von 26 Prozent des Nettopreises lag die zweite Einsparmöglichkeit. Für Werbung und Vertrieb fielen insbesondere bei großen Wehrmachtsaufträgen weit geringere Ko- sten an, auch die Auftragsverlagerung sparte betriebliche Ausgaben wie Löhne. Mit steigendem Umsatz war die Deckung der Gemeinkosten rascher erreicht, die Gewinnspanne nahm zu. Wie Heinrich Mohns private Klad- den ausweisen, sank der Gemeinkostenanteil von 27 Prozent im Jahr 1938 auf 21,8 Prozent im folgenden Jahr und begann dann eine steile Talfahrt: 18,2 Prozent des Umsatzes betrugen die Gemeinkosten 1940, nur mehr 7 Prozent im Jahr 1941 und schließlich 6,9 Prozent 1942. Kriegsbedingt stie- gen sie auf 10,7 Prozent 1943 und auf 14,6 Prozent im Jahr der Verlags- schließung 1944 an. Bereits 1945 war der reguläre Kalkulationsrahmen wieder erreicht, für dieses Jahr verzeichnet Mohns Kladde 28,2 Prozent Gemeinkosten am Umsatz.235 Da im Falle des Vesper-Bändchens statt der vorgegebenen 26 Prozent nur 14,6 Prozent Gemeinkosten anfielen, erbrachte die Auflage tatsächli- che 783,74 Reichsmark Gewinn vor Steuern statt vorkalkulierter 475,96 Reichsmark. Einen solchen Mehrgewinn von 39 Prozent gegenüber der weiterhin verwendeten Normkalkulation machte man 1944 mit allen Büchern. Noch deutlicher war die Differenz im Jahr 1941 bei tatsächlichen Gemeinkosten von 7 Prozent ausgefallen. Bei regulärem Ansatz hätte der Gewinn 1 721 790 Mark betragen, in Wirklichkeit stieg er auf 3 251 648 Heinrich Mohns Kriegsgewinne 429

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Kalkulationsbogen für »Heitere Balladen« von Will Vesper (1944) Mark. Auf diese Weise erklären sich die zunächst erstaunlich anmutenden Gewinne in den Bilanzen, die auch nebenstehende Graphik deutlich macht. Zur Senkung der Gemeinkosten trugen mehrere Faktoren bei: Der schnellere Absatz reduzierte die Kosten der Lagerhaltung, Werbemaß- nahmen konnten so gut wie gänzlich eingespart werden, je mehr die Wehr- macht zum Abnehmer wurde, überdies war Buchwerbung strikten Be- schränkungen unterworfen. Eine wichtige Rolle spielte die Reduzierung der Lohnkosten. Bertelsmann hatte seit Mitte der dreißiger Jahre die Be- legschaft vergrößert, die Lohnsummen waren proportional gestiegen. Dies änderte sich mit Kriegsbeginn, Frauen und Aushilfskräfte ersetzten die ein- gerückten Männer bei geringeren Löhnen. All diese Faktoren – Senkung der Gemeinkosten, Rationalisierung durch Großauflagen, schneller Ausverkauf des Lagers bei gleichzeitiger Produkti- onssteigerung – vereinten sich zum ökonomisch höchst erfreulichen Ergeb- nis von 1941: Die Umsätze waren gegenüber 1933 um das Siebenfache ge- stiegen, die Gewinne hatten sich jedoch verdreißigfacht. Heinrich Mohn 430 Der Boom der Jahre 1939–1942

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konnte darüber nicht nur glücklich sein. Denn außer den Finanzbehörden, die das hochprofitable Unternehmen zu schröpfen suchten, waren weitere Institutionen über seine glänzenden Geschäfte informiert: Der Reichs- schrifttumskammer mußten die Umsätze offengelegt werden, da nach ihnen die Mitgliedsbeiträge errechnet wurden; auch für die Konjunkturstatistik des Buchhändler-Börsenvereins waren präzise Angaben Pflicht. Stellver- tretender Vorsitzender der RSK und Vorsteher des Börsenvereins aber war in Personalunion Wilhelm Baur – Verlagsdirektor des Hauptkonkurrenten beim Wehrmachtsgeschäft, des Parteiverlags Franz Eher Nachf. Totalitärer Eingriff oder lästige Routine? Bertelsmann und die belletristische ZensurDie belletristische Zensur Während die Indizierung theologischer Veröffentlichungen des Verlags schon früh einsetzte, erregte seine belletristische Sparte bei den Schrift- tumsinstanzen bis in den Krieg hinein offenbar keinen Anstoß.236 Dies wird verständlich bei einem Blick auf die Entwicklung der Instanzen und Nor- men der Schrifttumskontrolle während des Dritten Reiches. Wie waren die Rahmenbedingungen? Obgleich laut Weimarer Verfassung eine Zensur nicht stattfand, war die Meinungsfreiheit durch die Republikschutzgeset- ze von 1922 und 1930 eingeschränkt worden. Um Autoren und Verleger Die belletristische Zensur 431

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mit Druckverbot, Beschlagnahmungen, Geld- oder Haftstrafen zu belegen, genügte es, Verstöße gegen das allgemeine sittliche und moralisch-religiö- se Empfinden festzustellen; das betraf neben sogenannten »Schmutz- und Schundschriften« auch Druckwerke, denen wegen Gotteslästerung oder Anstachelung zum Klassenkampf politisch subversive Wirkung zuge- schrieben wurde.237 Inszenierte frühe Schauveranstaltungen wie die Bücherverbrennungen, die am 10. Mai 1933 in vielen Universitätsstädten unter dem Motto »Wi- der den undeutschen Geist« stattfanden und die als »artfremd« diffamier- ten Werke jüdischer, linker und demokratisch-pazifistischer Autoren tra- fen,238 waren nicht typisch für die Kulturpolitik des NS-Staates. Sie gingen nicht von der neuen Regierung aus, sondern waren Ausdruck des »revo- lutionären« Aktionsbedürfnisses des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes und der Deutschen Studentenschaft.239 Zahlreiche öffentliche Bibliotheken und Buchhandlungen säuberten freiwillig ihre Kataloge und Bestände, Verlage sagten sich vorauseilend in Anzeigen von Autoren los. Der von der Weimarer Republik übernommene Zensurapparat arbeitete unter den neuen Bedingungen weiter, die nun an- schwellenden Verbotsverzeichnisse der Preußischen Polizei wurden wei- terhin vom Börsenblatt abgedruckt und dort anfänglich in den Jahresregi- stern zusammengefaßt, wodurch diese bis 1935 zum Ersatz für eine öf- fentlich verfügbare Zensurliste wurden.240 Diese Zusammenfassung der laufenden Verbote wurde jedoch vom Reichspropagandaministerium un- tersagt. Das Regime erwartete von Buchproduzenten und -verkäufern das »Feingefühl«, selbst zu erspüren, »was unerwünscht und deshalb für die Verbreitung unter den Volksgenossen ungeeignet« war.241 Damit waren Verleger und Buchhändler zur steten Wachsamkeit aufgerufen und dem ständigen Risiko einer Fehlentscheidung ausgesetzt; jedes publizierte oder verkaufte Buch bildete gleichsam einen Prüfstein ihrer »politischen Zu- verlässigkeit«. Zwar bestand die Möglichkeit, bei den Behörden Auskunft einzuholen und auch Einblick in die Listen zu nehmen. Wer dies tat, de- monstrierte allerdings sein politisches Unvermögen, mangelnde Kompe- tenz und Gesinnungsschwäche. Einen autorisierten Index der laufend ver- botenen Schriften gab es nicht. Zwar erschienen von 1936 bis 1942 um- fangreiche, jährlich ergänzte interne »Listen des schädlichen und uner- wünschten Schrifttums«. Aber diese waren als »streng geheim« klassifi- ziert und ausschließlich staatlichen Amtsträgern zugänglich, darunter Ortspolizeibehörden und Gestapo-Dienststellen, die gewissermaßen als li- teraturpolitische Kontrollstellen für die Beschlagnahme von Druckschrif- ten zuständig waren.242 Im NS-Staat blieben die Monopolisierung und totalitäre Beherrschung der öffentlichen Kommunikation, nicht zuletzt aufgrund permanenter Kom- petenzstreitigkeiten konkurrierender Institutionen von Partei und Staat, stets hinter dem erstrebten Optimum zurück.243 Es existierte keine kodifi- zierte, planmäßige und einheitliche Buchzensurpolitik. Sowohl Polizei- als auch Justizbehörden und nicht zuletzt Parteiinstanzen waren berechtigt, eigenmächtig Material sicherzustellen und dem Propagandaministerium vorzulegen. Goebbels, der die Schrifttumspolitik in seinem Hause konzen- 432 Der Boom der Jahre 1939–1942

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trierte, hatte seine Autorität durchzusetzen gegen seinen Parteirivalen Al- fred Rosenberg, den »Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP«, der zugleich Chef der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums mit Sitz in Leipzig war.244 Robert Ley, der Leiter der Deutschen Arbeitsfront, beanspruchte ebenso Mitwirkungsrechte wie das Ministeri- um für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und Vertreter anderer Ressorts, deren Kompetenzen durch das neue Ministerium empfindlich be- schnitten wurden. Besonders hartnäckig bemühte sich Philipp Bouhler, Leiter der 1934 vom Stellvertreter des Führers gegründeten Parteiamtli- chen Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums (PPK)245, um politische Zensurrechte über seinen eigentlichen Auftrag hinaus. Daß Goebbels im Konflikt mit dem Reichsinnenministerium lag – er wollte die alleinige Führung im Verbotswesen und drängte auf Ausschaltung der Po- lizei –, tat ein übriges, um die Lage zu komplizieren. Im Jahr 1936 setzte sich der Propagandaminister mit Hilfe eines Machtworts des »Führers« durch. Die Polizeibehörden bedurften künftig der Zustimmung seines Hau- ses, blieben allerdings berechtigt, Bücher »zur Überprüfung« oder auch »bei Verdacht«, wie es hieß, »vorläufig sicherzustellen«.246 Auch die PPK erhielt nur ein Vorschlagsrecht, das ihr Leiter als Abwertung seiner Kom- petenz verstand. Als er daher unabhängige Befugnisse zur Nachzensur for- derte, entstand eine Rivalität zwischen Propagandaminister Goebbels, der den exklusiven Zensuranspruch des NS-Staates verteidigte, und der PPK, die das dominierende Interesse der Partei behauptete. Zunehmenden Einfluß sicherte sich mit Kriegsbeginn das Oberkom- mando der Wehrmacht und entfaltete nach anfänglicher Zurückhaltung eine eigenständige Literaturpolitik. Es war zuständig für die militärische Vorzensur, die in enger Abstimmung mit dem Propagandaministerium (und in dessen Räumen) akribisch festlegte, was »kriegswichtig« war und gedruckt werden durfte.247 Zur Regelung der strengen Papierkontingentie- rung ab 1942, die in der Praxis eine generelle Vorzensur bedeutete, setz- te das Propagandaministerium einen Ausschuß ein, in dem auch die PPK vertreten war. Im Ergebnis blieb die bürokratische Institutionalisierung der Schrift- tumspolitik kompliziert, die erwünschte Vereinheitlichung der Verbotspra- xis erwies sich als nicht umsetzbar. Dies bedeutete für die Betroffenen eine Vielfalt möglicher Repressionsmaßnahmen. Neben den zentralen Verbots- listen bestand lokaler Spielraum für einzelne Polizei- oder Gestapo-Dienst- stellen, die (auch nach Denunziation) Bücher in Buchhandlungen kon- fiszieren und dem RMVP zur Entscheidung über Sicherstellung oder Beschlagnahme vorlegen konnten. Die Rivalitäten der staatlichen und Par- teiinstanzen blieben auch während des Krieges bestehen. Diese Allgegen- wart und Unberechenbarkeit der graduell sehr unterschiedlichen Zensur- maßnahmen mochten auch einen gewissen Abstumpfungseffekt bei den Betroffenen bewirken. Die offiziellen NS-Verbotslisten nennen keinen Bertelsmann-Titel. Das ist wenig überraschend, da in Gütersloh niemals pornographische oder staatsgefährdende Schriften oder Titel jüdischer und »marxistischer« Au- Die belletristische Zensur 433

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toren erschienen waren. Bertelsmann hatte sich in den Jahren der belle- tristischen Konjunktur bis 1939 als Verlag bewährt, der dem Regime kei- nen Anlaß gab, wegen ideologisch heikler Titel einzuschreiten. Die Kriegs- bücher und Spannenden Geschichten erregten nicht nur keinen Anstoß, sondern wurden als »wehrpolitisch wertvoll« belobigt. Im kaum mehr durchschaubaren Gestrüpp der Instanzen sollte sich während des Krieges freilich auch das Gütersloher Unternehmen verfangen (immerhin blieb selbst der NSDAP-Zentralverlag Eher von Rügen durch die Kriegszensur nicht verschont). Alle belegbaren Fälle staatlicher Eingriffe mögen unter den Oberbegriff »Zensur« gerechnet werden, doch handelt es sich fast aus- schließlich um bürokratische Vorgänge ohne weiterreichende Konsequen- zen, nie um Reaktionen auf Akte weltanschaulicher Widerständigkeit. Die Selbstdarstellung des Hauses nach 1945 gegenüber den Behörden, die die Eingriffe des NS-Regimes dokumentieren sollte, verschleiert dies. Das früheste Beispiel angeblicher Zensur eines belletristischen Titels, das das Unternehmen 1946 als Beleg anführte,248 ist dafür durchaus un- geeignet: Bei Rudolf Schauffs 1939 erschienenem Heft 68 der Spannenden Geschichten – Flieger über Polen (Farbabb. 50) – handelte es sich nicht um ein Verbot wegen pazifistischer Untertöne, sondern wegen vorauseilender Geschäftstüchtigkeit. Mit einem besonderen »Riecher für Konjunktur«, wie ein Gutachter bemängelte, waren militärische Informationen leichtfertig preisgegeben worden. Die strenge Rüge der Behörde hinderte den Verlag aber nicht an der Herstellung weiterer Auflagen mit zusammen 125 000 Exemplaren. Auch das OKW nahm die Angelegenheit offenbar nicht allzu tragisch. Es verbot zwar die weitere Verbreitung des Heftes, kündigte Ber- telsmann aber keineswegs die Zusammenarbeit bei der propagandisti- schen Vermarktung des Kriegsgeschehens auf. Vielmehr redigierte bzw. »zensierte« es weiterhin die von seinem so agilen Partner eingereichten Druckfahnen, schlug Streichungen vor, aber sparte nicht mit Lob für die Texte. Aufschlußreich ist der Umgang mit dem bereits erwähnten Band Pan- zer am Feind von Fritz Fechner. Im Archiv des Verlags ist eine Ausgabe überliefert, an der sich die Arbeit der Zensur exemplarisch nachvollziehen läßt. Der Sachbearbeiter des OKW erwies sich als akribischer Lektor, dem nicht der kleinste Setzfehler entging. Zugleich griff er immer dann ein, wenn ihm die Geheimhaltung der militärischen Strategie oder das vorge- schriebene Bild des »Blitzkriegs« gefährdet schienen. So finden sich bei der Schilderung des Einmarschs in Belgien etwa die Sätze: »Menschenleer sind die Straßen, die nur noch aus Ruinen bestehen, aus zerstörten Häusern, deren Kamine in den Himmel ragen, und aus glimmenden Resten unent- wirrbaren Geräts. Dazwischen die Spuren eines geflohenen oder geschla- genen Feindes, tote Pferde, über die wir mit dem Panzer hinwegfahren, tote Soldaten.«249 Hier ist der Nebensatz »über die wir … hinwegfahren« gestrichen. Weiter unten wird das Ergebnis eines kurzen Gefechts geschil- dert. Der Absatz schließt mit der Bemerkung: »Unsere Beute an Waffen und Ausrüstungsgegenständen ist bemerkenswert, da diese Männer der fran- zösischen Elite-Panzerdivision ausgezeichnet ausgerüstet sind.« Hier ist der Nebensatz gestrichen und das Komma, das ihm vorangeht, in einen 434 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Punkt verwandelt. Szenen des Grauens schätzte die Zensur ebensowenig wie anerkennende Worte über die Stärke des Gegners, der die deutschen Truppen in der ursprünglichen Fassung von Panzer am Feind mitunter nur dank glücklicher Umstände und dem Einsatz von Kriegslist standhalten konnten. Angesichts dieser reibungslosen Zusammenarbeit, in der das OKW al- lein Details bemängelte, die verlegerischen Ziele insgesamt aber unange- tastet ließ, traf der folgenschwerste Zensurfall das Haus C. Bertelsmann völlig überraschend. Der Verlag mußte erkennen, daß auch die genaue Prü- fung, Freigabe und sogar Belobigung eines Titels ihn nicht davor schützte, zum Spielball rivalisierender Instanzen zu werden. Die »Narvik«-Affäre Fritz Otto Busch (1890 – nach 1973), der ältere Bruder des Verlagsautors Harald Busch, war Herausgeber der offiziösen, vom Oberkommando der Kriegsmarine geförderten Zeitschrift Die Kriegsmarine. Deutsche Marine- Zeitung, hatte bereits mehrere marinegeschichtliche Werke bei verschie- denen Verlagen veröffentlicht250 und verfügte über weitreichende Bezie- hungen in der Wehrmacht. Die erste Werbung für sein Buch Narvik. Vom Heldenkampf deutscher Zerstörer (Farbabb. 75)251 signalisiert im Herbst 1940 mit dem Titelfoto ein linientreues Werk der Kriegsberichterstattung. Es zeigt im Bildzentrum die Hakenkreuzfahne, die am Heck eines Kriegsschiffes in Gischt und Wind flattert, im Hintergrund hält das nächste Schiff des Konvois Kurs. Der Wer- betext schwelgt in Klischees (»unsterblicher Wikingerzug«, »tollkühne Sturmfahrt«, »bis zum letzten Torpedo«, »in der Mondlandschaft eisiger Fjorde mit den Ostmärkern kampfreiche Wacht«), der mit 100 Fotos und Gefechtsskizzen reich bebilderte Band von 408 Seiten wurde in einer Start- auflage von 150 000 Exemplaren herausgebracht. Angesichts der Ausstat- tung war der Ladenpreis von 5,80 Reichsmark vergleichsweise moderat.252 Der Autor erhielt davon die üblichen zehn Prozent, was allein für die Start- auflage 87 000 Reichsmark betrug, die Herstellungskosten lagen bei 68 000 Reichsmark. Bei kalkulierten Gemeinkosten von 26 Prozent des Nettoprei- ses machte der Verlag schon mit dieser ersten Auflage 175 000 Mark Ge- winn – das war mehr als der durchschnittliche Jahresgewinn des Unter- nehmens zwischen 1924 und 1934. Das Buch verkaufte sich vorzüglich, bereits Ende 1940 konnte man das 405. Tausend vorlegen. Als vorüber- gehend der Papiernachschub stockte, ebnete die Marine den Weg für wei- tere Lieferungen.253 Wie das Geleitwort des Großadmirals Erich Raeder sig- nalisierte, lag hier das offizielle Heldenepos der Marine zur Eroberung Narviks vor, empfohlen vom OKW am 15. Dezember 1940 in seinen Büchern der Wehrmacht. Busch schildert detailfreudig den gesamten Ablauf der Operation vom Auslaufen des Zerstörerverbands unter Kommodore Bonte in Wilhelms- haven über die Besetzung von Narvik und die See- und Landkämpfe mit den Alliierten bis zur Kapitulation Norwegens im Sommer 1940. An der Li- nientreue des Autors besteht kein Zweifel. Das Vorsatzblatt zeigt ein Foto Die belletristische Zensur 435

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Werbeanzeige im »Börsenblatt« (1940) des Kommandanten an Bord seines Schiffes. Bonte sitzt am Schreibtisch, unmittelbar über ihm hängt ein Bild Hitlers – ein Arrangement, dessen Sinn im Verlauf des Buches explizit wird, wenn Busch auf die dauernde spiri- tuelle Verbundenheit aller Soldaten mit ihrem obersten Befehlshaber ver- weist. Das Motto des Buches ist der »großen Rede [des Führers] vor dem Reichstag am 19. Juli 1940« entnommen: »Das Wort Narvik wird in der Geschichte für immer ein herrliches Zeugnis sein des Geistes der Wehr- macht des nationalsozialistischen Großdeutschen Reiches.«254 Darunter findet sich die Widmung: »Unseren Narvik-Kämpfern – den Männern des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe: Gebirgsjägern, Zerstörersee- leuten, Fallschirmjägern und Fliegern.« Nur die enge Zusammenarbeit dieser Heeresteile hat, wie Busch aus- führt, den militärischen Erfolg ermöglicht und selbstlose, archaische Heroen reifen lassen: »Es ist auch so, daß diese Männer von Narvik eine ›band of brothers‹, eine verschworene Gemeinschaft auf Leben und Tod ge- bildet haben, eine Kampfgemeinschaft, wie wir sie aus den alten Sagen kennen, aus den Geschichten der Waffenbruderschaften der Wikingerzeit, 436 Der Boom der Jahre 1939–1942

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aus den fast verklungenen Berichten über die Helden der Jomsburg- Schwertbrüder, deren Kämpfe zum Teil auch in den norwegischen Fjords und vor der norwegischen Steilküste stattfanden.« Der Kriegsgegner ist sol- cher Männer im Grunde nicht würdig. Busch diffamiert ihn als »halt- und charakterlose Soldateska«, als »Gesindel«; den deutschen Soldaten, die aus den verschiedenen »Stämmen« des Reiches kommen, im Kampf aber zu einer Einheit verschmelzen, steht das fragwürdige Völkergemisch der Al- liierten gegenüber. Befremdlich wirkte in diesem Zusammenhang freilich das erste Kapi- tel des Buches, über das Busch als Motto ein Zitat aus dem »Artikelsbrief des Großen Kurfürsten« von 1685, wiedergegeben im »Gesangbuch für die Kriegsmarine«, setzt: »›Zur Unterhaltung guter Regierung und Kriegszucht in Führung unserer Kriege zu Wasser / zum Widerstand gegen die Fein- de / zur Beschirmung unserer Lande ordnen wir an und befehlen aus- drücklich allen Admiralen / Vizeadmiralen / Kapitänen / Lieutnanten / Of- fizieren / Soldaten und Bootsgesellen erstlich alle Morgen und Abend GOTT den HERRN auf ihren Schiffen anzurufen / GOTT und sein heiliges Wort und Sakrament in Ehren zu halten. Niemand soll den Namen des HERRN vergeblich im Munde führen.‹«255 Im Anschluß folgt die Schilderung eines Gottesdienstes für die Gefallenen am »Heldengedenktag«, den der Mari- nedekan auf ausdrücklichen Wunsch des Kommodore vor dem Auslaufen der Zerstörer hält. Deutlich betont wird zwar, daß der Dekan einen neuen, mit dem Nationalsozialismus kompatiblen Typ des Pastors verkörpert. Er ist kein »salbadernder Priester vergangener Zeiten«, sondern »ein streit- barer Gottesmann«, der weiß, was sich »irgendwo im tiefen Herzenswin- kel« der »jungen Zerstörermatrosen« verbirgt. In seiner Predigt malt er farbig die Ankunft Friedrichs II. im Himmel aus und schildert dann die Hel- dentaten der deutschen Kriegsmarine in den letzten Jahrhunderten. Ge- rade diese Inanspruchnahme des Christentums für die Wehrertüchtigung mußte aber Anstoß erregen. Nicht nur das Vertrauen auf den »Führer«, sondern auch das Vertrauen auf Gott erscheint bei Busch als unabdingba- re Voraussetzung, um im Krieg bestehen zu können. »›Eins können Sie mir glauben‹«, sagt Bonte apodiktisch zu dem Dekan, »›ohne die Kraft, die von Gott stammt, kommen wir nicht zum Ziele. Die brauchen wir.‹« Am 19. Mai 1941 verbot die Schweiz das wohl als propagandistisch eingestufte Buch und setzte am 30. Mai das Deutsche Reich davon in Kenntnis. Das blieb für den Verlag ziemlich irrelevant, nicht jedoch das Schreiben der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutze des NS- Schrifttums vom selben Tag mit dem scharfen Tadel: »Es hätte für den Verfasser wohl selbstverständlich sein müssen, bei der Behandlung dieses für den politischen und militärischen Kampf gegen England so entschei- denden Abschnitts Narvik vor allem auf die großen Zusammenhänge, in denen dieser Feldzug stand, hinzuweisen und damit die inneren An- triebskräfte, die diese Teilnehmer beseelten und die eine solche Aktion überhaupt erst ermöglichten. Diese Antriebskräfte aber lagen, wie es die Soldaten, die tatsächlich dabei waren, schildern, in erster Linie in dem fa- natischen Glauben an den Führer und die Aufgaben des nationalsoziali- stischen Reiches. Leider ist eine solche Darstellung unterblieben. Es fällt Die belletristische Zensur 437

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deshalb umsomehr auf, da an Stelle dieser Erwartungen Hinweise auf Gottesdienste alter und neuer Art gebracht werden. Ich sehe somit keine Möglichkeit, die Schrift besonders herauszustellen. Es wird im Gegenteil angebracht sein, für etwaige weitere Auflagen dieser Schrift eine neue Form zu finden.«256 Der Verlag alarmierte unverzüglich den Verfasser, dieser seinen Schirmherrn, der den Band mit seinem Geleitwort abgesegnet hatte. Großadmiral Raeder wiederum schrieb erbost an die Parteiamtliche Prü- fungskommission: »Es scheint Ihnen entgangen zu sein, daß ich für das Buch Narvik von Fritz Otto Busch ein Geleitwort gegeben habe. Ich habe damit den Inhalt voll gebilligt und lehne jede Änderung des Buches ab. Ich habe dem Verfasser die Ausführung einer Änderung verboten.«257 Raeder sah auch die als zu christlich kritisierte Eingangspassage als gerechtfertigt an: Diese hatte »allerdings zu erwähnen, daß Kommodore Bonte der tiefen Überzeugung war, daß der Soldat angesichts der Größe der ihm gestellten Aufgabe des Hinweises auf den Allmächtigen bedurfte, um ihn für den voll- en Einsatz ebenso wie für eine bedingungslose Todesbereitschaft vorzube- reiten. In diesem Zusammenhang einen Zweifel in die nationalsozialistische Gesinnung der in diesem Buch erwähnten Teile der Kriegsmarine und da- mit in den mir unterstellten Wehrmachtsteil überhaupt zu setzen, ist eine Unterstellung, die ich nicht gewillt bin, auf sich beruhen zu lassen.« Die Parteiamtliche Prüfungskommission mag verdrossen haben, daß ein in ihren Augen genuin nationalsozialistisches Thema von dem erfolg- reichen bürgerlichen, kirchlich grundierten Verlag zu Bestsellerauflagen geführt wurde. Das Buch war jedoch ordnungsgemäß von der Marine- Präventivzensur im Propagandaministerium geprüft und zum Druck frei- gegeben worden. Wie alle NS-Institutionen ständig bestrebt, ihr Aufga- benfeld zu erweitern, versuchte die PPK über den ursprünglichen Auftrag der Prüfung des Parteischrifttums hinaus »die Ausweitung der Prüfungs- maßnahmen auf nahezu sämtliche Publikationen«258 zu erreichen, ja be- anspruchte, eigenständig polizeiliche Verfolgungsmaßnahmen einleiten zu dürfen. In diesem Machtkampf geriet Buschs Narvik zum Exempel. Was die mi- litärische Vorzensur des RMVP gebilligt hatte, erschien der Nachzensur der PPK anstößig. Goebbels ignorierte den ersten Einspruch seines Rivalen Bouhler. Dieser brachte über Martin Bormann den Fall direkt vor Hitler, der am 23. Juli 1941 zwar für die PPK entschied, aber sein Eingreifen in dieser Sache nicht kundgetan wissen wollte. Eine Aktennotiz Bouhlers resümierte erfreut: »Reichsleiter Bormann habe den Fall des Buches ›Narvik‹ zum An- laß genommen, dem Führer Vortrag zu halten. Der Führer habe erklärt, er wünsche keine Neuauflage in der vorliegenden Form. Eine nochmalige Füh- rervorlage hält Reichsleiter Bormann auf Grund der entschiedenen Stellun- gnahme des Führers nicht für nötig. Parteigenosse Krüger gibt mir von die- ser Auffassung Mitteilung und betont, daß es natürlich unerwünscht sei, of- fen darauf Bezug zu nehmen, aber daß in der Sache selbst absolut hart zu bleiben sei und daß Reichsleiter Bormann unbedingt für die Auffassung des Führers geradestehe. Ich sichere Pg. Krüger zu, daß selbstverständlich in der Behandlung der Angelegenheit Dritten gegenüber auf den Führer nicht 438 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Bezug genommen wird, wie das überhaupt grundsätzlich der Behandlung entsprechender Vorgänge durch die PPK entspricht.«259 Nach diesem Triumph konnte Bouhler sich mit ausgesuchter Verbind- lichkeit an den aufgebrachten Großadmiral wenden: Das beanstandete Buch sei keineswegs verboten, die PPK habe es lediglich nicht in ihre Emp- fehlungsliste aufgenommen, ebensowenig habe man die nationalsoziali- stische Gesinnung des Großadmirals und der Narvikkämpfer angezweifelt. Gerade deshalb habe man gegen die Darstellung Buschs protestiert.260 Am selben Tag schlug Bouhler gegenüber Raeders Vorgesetztem, Generalfeld- marschall Wilhelm von Keitel, einen anderen Ton an: Dieser möge doch dafür sorgen, daß sich künftig kein Großadmiral mit einer Vorrede zum Büchergutachter mache.261 Auch gegenüber Bormann nahm Bouhler nicht auf des »Führers« Machtwort Bezug, sondern bekundete seine Verwunde- rung, daß das Buch noch immer nicht verboten sei. Bormann antwortete unwirsch mit einem deutlichen Seitenhieb gegen Goebbels: Zensurfall »Narvik«: Brief von Martin Bor- mann an den Lei- ter der Parteiamt- lichen Prüfungs- kommission Die belletristische Zensur 439

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Der weitere Fortgang der Affäre läßt sich in den Akten nicht mehr ver- folgen. Rudolf Erckmann, im RMVP für den Buchhandel zuständig, dürfte den Verlag über den Sieg der PPK und die peinliche Niederlage des Mini- steriums informiert und ihn dringlich gebeten haben, das Buch still- schweigend nicht mehr aufzulegen. Eine Empfehlung durch weitere NS- Schrifttumsstellen kam nun nicht mehr in Frage. Das Endgutachten des NS-Lehrerbundes, das auf mehreren positiven Stellungnahmen beruhte, war gerade im Satz, als am 18. August 1941 die Direktive von oben ein- traf. Handschriftlich eingefügte Modifikationen werteten das Buch nun- mehr ab.262 »[Der] erwachsene Leser vermißt überhaupt etwas die großen Zusammenhänge im ganzen Geschehen, während man auf manch anek- dotenhafte Züge (z. B. am Anfang) verzichten könnte«, lautet der erste Ein- schub, der sich bewußt verschleiernd auf den anstößigen Gottesdienst be- zieht – diesen offen zu tadeln schreckte man doch zurück. Aus dem Satz »Berichte und Erlasse beschließen das wertvolle Buch« wurde das Adjek- tiv »wertvolle« gestrichen. Die Schlußzeile »Daß der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. c. Raeder, dem Buch ein Geleitwort gab, beweist, wie ernst es zu nehmen ist« entfiel ganz. Das Endurteil wurde mo- difiziert von »Sehr empfohlen für Erwachsene und Jugendliche von etwa 14 Jahren an« zu »Erwachsenen und Jugendlichen von etwa 14 Jahren an empfehlen wir daher das Werk in der vorliegenden Form der 1. Auflage nur mit Einschränkung«. Als C. Bertelsmann das Buch mit dem 605. Tau- send vom Markt nahm, hatte es trotz des Verbotes einen Reingewinn er- zielt wie kein zweites Verlagswerk während des Krieges – mehr als 650 000 Reichsmark. Außerordentlich hoch fiel auch das Honorar für den Autor mit etwa 335 700 Reichsmark aus.263 Als Generalfeldmarschall Keitel 1943 die Frage ansprach, ob Verfasser von Kriegsbüchern im Militärdienst ihre Ver- lagshonorare nicht als letztlich dienstliche Vergütungen ganz oder wei- testgehend der Wehrmacht abtreten müßten, diente ihm Buschs Narvik- Buch als eklatantes Beispiel. RSK-Präsident Hanns Johst weigerte sich je- doch kategorisch, den Autoren diese Abführung der Entlohnung für indi- viduelle Geistesarbeit zuzumuten.264 Auch im Narvik-Fall wird deutlich, daß das Propagandaministerium als oberste Schrifttumsinstanz keineswegs an drakonischer Zensurausübung interessiert war, sondern an reibungsloser Kooperation mit den Verlagen und ihnen mehr Spielraum zugestand als die Parteistellen, ohne jedoch de- ren Muskelspiele konsequent unterbinden zu können. Während die übri- gen »Zensurfälle« bei Bertelsmann durch untergeordnete Instanzen der Schrifttumsbürokratie mehr oder minder routinemäßig erledigt wurden, verknüpfte sich hier erstmals für Hitler, Goebbels, Bormann und Bouhler ein unangenehmer Beigeschmack mit dem Namen des erfolgreichen Gü- tersloher Unternehmens. Das dürfte 1943/44 nicht ohne Folgen für die Er- mittlungen gegen Bertelsmann geblieben sein und zeigt, wie schnell das nach wie vor bestehende latente Mißtrauen gegenüber dem theologisch fundierten Verlag aktiviert werden konnte. 440 Der Boom der Jahre 1939–1942

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Zensur im Krieg Doch nicht nur Staats- und Parteistellen konnten Zensurvorgänge auslö- sen, sondern auch Einzelinitiativen eifriger Denunzianten. Eine Mannhei- mer Bürgerin hatte im Mai 1942 ein Exemplar von Heinz Gumprechts rus- sophilem Buch Die magischen Wälder erworben und sich darüber bei der RSK beschwert. C. Bertelsmann mußte eines der wenigen noch vorhande- nen Restexemplare dorthin einsenden, woraufhin die RSK beim Propagan- daministerium nachfragte, ob der Titel in die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« aufzunehmen sei. Der Referent des RMVP teilte lakonisch abwiegelnd mit, daß für eine Neuauflage des Romans kein Papier bewilligt würde, da »seine politische und weltanschauliche Be- trachtungsweise für die heutige Zeit gänzlich abwegig« sei.265 Rätselhaft bleibt die nur in Nachkriegslisten dokumentierte angebliche Zensur von Herbert Volcks völkischen Schriften Rebellen um Ehre und Die Wölfe. Von der ersteren hatte Bertelsmann 1938 eine erste überarbeitete Ausgabe von 20 000 Exemplaren vorgelegt, weitere folgten bis zu einer sechsten Auflage und dem 130. Tausend 1941. Das zweite Werk mit dem Untertitel »Eine deutsche Flucht durch Sibirien« war von Bertelsmann ab 1938 mit dem 106. Tausend übernommen worden und erreichte mit Volks- und Feldausgaben 1942 das 411. Tausend. Laut Vermerk in der erwähn- ten Liste wurden beide Titel am 27. November 1942 »sichergestellt«. In- haltliche Gründe erscheinen bei diesen agitatorischen Werken ausge- schlossen. Spekulativ bleiben muß aber auch die Vermutung, der Autor selbst sei in seiner aufschneiderischen Egomanie mißliebig geworden und seine Werke seien deshalb eingezogen worden. Immerhin soll Volck »1945 in einem deutschen KZ umgekommen sein«.266 Nicht zu klären ist auch, weshalb Bernhard Voigts Der Farmer Seeis- Rivier. Ein Kampf um Deutsch-Südwest Mitte März 1943 von der politi- schen Zensur erfaßt worden sein soll; es handelt sich um eine eher unauf- fällige Kolonialgeschichte. Obgleich Bertelsmann das Buch nicht mehr ver- treiben durfte, bemühte sich Wilhelm Beimdiek, die noch vorhandenen 1 808 Exemplare des in Holland gedruckten Titels unter Hinweis auf das Verbot über Matthias Lackas an die Wehrmacht auszuliefern – mit einer rückdatierten Rechnung.267 Ob die Kaltblütigkeit von Beimdiek als leicht- sinnig oder routiniert einzuschätzen ist, muß offenbleiben. Als eine Form von Kriegszensur muß auch die Verweigerung der Druckerlaubnis gelten; wie oft Bertelsmann davon betroffen war, ist nicht zu rekonstruieren. Daß etwa 40 Autorenverträge nach 1943 nicht zu einer Publikation führten, mag auch andere Gründe gehabt haben. Nur zwei sol- che Fälle hat der Verlag später gegenüber den alliierten Besatzungsbehör- den aufgeführt. Die fraglichen Titel »Niemandsland« von Paul C. Ettighof- fer und das »Polenbuch« eines Autors Sommer sind jedoch nirgendwo nachweisbar. Verzögerte oder ausbleibende Bewilligungen für Papierkon- tingente bei Nachauflagen, wie sie mehrfach vorkamen, können nur sehr bedingt als Zensureingriffe gelten. Daß die Überwachung ihrer Produktion von den betroffenen Verlagen kaum als schwerwiegende Bedrohung empfunden wurde, sondern als un- Die belletristische Zensur 441

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vermeidliches, wenngleich lästiges Risiko des alltäglichen Geschäfts, zeigt sich auch im Fall von Hans Grimms Englischer Rede. Am 24. Juli 1943 sprachen Beamte der Gestapo Münster/Bielefeld bei Bertelsmann vor, um die Broschüre gemäß einem Erlaß des Reichssicherheitshauptamts vom 3. Juli 1943 wegen »unzeitgemäßer Verherrlichung Englands« vorläufig si- cherzustellen. Die noch am Lager befindlichen 8 079 Exemplare der kurz nach Erscheinen hergestellten dritten Auflage (41. bis 60. Tausend) muß- ten im Gütersloher Rathaus deponiert werden. Der Verlag setzte sich mit einem Referenten im Propagandaministerium in Verbindung, der be- schwichtigte, ein Verbotsvorgang müsse in jedem Fall über seinen Tisch gehen. Die offizielle Beschlagnahme erfolgte laut hausinternem Vermerk ein Jahr später, am 10. Juni 1944. Auf Heinrich Mohns entsprechende Mit- teilung fragte Grimm nach der Bedeutung der Begriffe »Sicherstellung« und »Beschlagnahme« und erhielt vom Verleger die Erklärung: »Wenn die Ge- heime Staatspolizei ein Buch beanstandet, so pflegt erst eine Sicherstel- lung angeordnet zu werden, d. h. ich darf nichts mehr von den Werken ver- äußern und bin verantwortlich, daß die volle Anzahl auf meinem Lager be- stehen bleibt. Das ist dann ein vorläufiger Bescheid, bis die ganze Angele- genheit untersucht und entschieden ist. Ist die Untersuchung beendet, so bekomme ich dann, oft erst nach einigen Monaten oder nach Jahresfrist, Bescheid, daß die Bücher entweder wieder freigegeben worden sind oder daß Beschlagnahme erfolgt ist. Ich habe dann manchmal Auftrag erhalten, die Bestände zu makulieren, oder aber ich muß sie hier auf dem Rathaus abgeben. Mit Ihrem Fall ist das Zweite geschehen. Unter diesen Büchern befinden sich beide Ausgaben, also auch die rein englische mit dem engli- schen Außentitel.«268 Mohn stellte den Zensurvorgang hier beschwichtigend als eine Art Rou- tine dar; eine solche Frequenz läßt sich für die belletristischen Titel aus den vorliegenden Quellen nicht belegen, aber wegen der lückenhaften Überlieferung auch nicht ausschließen. Zwischen 1935 und 1944 sind einschließlich des theologischen Programms 22 Eingriffe nachweisbar. Daß die Beschlagnahme vom Reichssicherheitshauptamt angeordnet worden war, minderte nach Mohns Ansicht die Chancen eines Einspruchs. Den- noch gab er Grimm eine Argumentationshilfe für eine Eingabe zur Über- eignung der eingezogenen Exemplare: »Trotzdem wäre es zu überlegen, ob Sie vorsichtig an den Chef der Gestapo nach Berlin schreiben sollten. – Etwa in folgendem Sinn: Sie hätten durch mich erfahren, daß ich die 8.079 Stück der Englischen Rede an die Kriminalpolizei Gütersloh habe abliefern müssen. Es liege auf der Hand, daß die politischen Voraussetzungen die- ser 1938 erschienenen Schrift heute nicht mehr beständen. Andererseits gäben Sie zu bedenken, daß laut der im Titelblatt genannten Jahreszahl dieses Heft ein historisches Dokument darstelle und die Stimmung von 1938 wiedergebe, die ja ganz der damaligen Haltung unseres Führers Adolf Hitler entspräche. So sei gerade Ihre Englische Rede ein Beweis für unse- ren Deutschen Friedenswillen und für die englische Schuld am Kriege, kön- ne also noch einmal eine wichtige Rolle spielen. – Wenn nicht der ganze Vorrat freigegeben werden könne, bäten Sie doch, wenigstens einige 100 Stück für Sonderfälle zur Verfügung zu stellen, wenn nicht dem Verlag, 442 Der Boom der Jahre 1939–1942

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dann Ihnen persönlich, damit führenden Männern des deutschen Geistes- lebens unter Umständen noch diese Rede zugänglich gemacht werden kön- ne, denn das scheine Ihnen wichtig in dem zweifellos noch lange anhal- tenden Kampf um die englische Kriegsschuld und die Unschuld Deutsch- lands.«269 Die Sicherstellung der Englischen Rede wurde erst am 26. August 1946 aufgehoben. Die Gütersloher Stadtdirektion informierte Grimm darüber, wollte aber mit dieser Auskunft kein Urteil der Alliierten vorwegnehmen.270 Zu einer Wiederauflage kam es 1972 im Rahmen der Gesamtausgabe, die Grimms Familie im eigenen Verlag publizierte.271 Die von Hitler persönlich entschiedene Staatsaffäre Narvik, die De- nunziation von Gumprechts Magischen Wäldern, die mysteriöse Sicher- stellung von Volcks Büchern, die politisch schlüssige Beschlagnahme von Grimms Englischer Rede, die hastige Spekulation der Spannenden Ge- schichten – die Zensurkonflikte des Gütersloher Unternehmens lassen sich kaum auf einen gemeinsamen Nenner bringen und sind bis auf die fol- genreiche Narvik-Affäre auch nicht als schwerwiegende Eingriffe und Be- hinderungen zu werten. Zeugnisse für den hartnäckigen, risikoreichen Kampf eines oppositionellen Verlags um das freie Wort sind sie nicht. Viel- leicht haben auch die Eingriffe in den ersten Monaten nach der Macht- übernahme dazu beigetragen, daß der theologische Verlagsschwerpunkt stärker als zunächst geplant zurückgenommen und dafür noch 1934 ein Programmsegment eröffnet wurde, das mit leichter Belletristik, vor allem jedoch mit Kriegserlebnisbüchern auf Anerkennung oder zumindest Dul- dung des neuen Regimes hoffen konnte. Man sammelte damit auf jeden Fall Sympathien bei der Wehrmacht, die sich nach Kriegsbeginn dank der engen Zusammenarbeit mit der Militärzensur noch verstärkten. Zudem konnte man als Verlag Vespers und Grimms auch auf die Gunst der Schrift- tumsbürokratie im Propagandaministerium und des Ministers selbst hof- fen. Mit den glänzenden Erfolgen bei der Buchversorgung der Truppen schien man endgültig zu den führenden Verlagen des Reiches zu gehören. Papieranträge wurden wohlwollend behandelt. Die unvermeidlichen Akte staatlicher Behinderung des Geschäftsgangs richteten sich nicht gegen den Verlag als solchen – sie waren Reibungsverluste im überbürokratisierten Apparat; im Bedarfsfall glaubte man sich auf die Rückendeckung des RMVP verlassen zu können. Die Narvik-Affäre freilich hätte den Verlag warnen müssen. Denn sie zeigte, daß C. Bertelsmann nach wie vor den ideologi- schen Schaltstellen verdächtig blieb, seine protestantischen Wurzeln kei- neswegs vergessen waren. Die nationalbewußte Kriegsbuchproduktion und der Verzicht auf theologische Systemkritik – im Gegensatz etwa zum weit mutigeren Chr. Kaiser-Verlag – änderten hieran nichts. Das anfängli- che, mit Betckes Kleinem Katechismus für den braunen Mann geweckte Mißtrauen blieb bestehen und schien noch 1940 mit der religiösen Unter- fütterung von Buschs Narvik-Buch bestätigt. Den Widersachern innerhalb der Partei war es hochwillkommen, daß mit der hochgespielten Narvik-Af- färe dem Verlag bis hinauf in die höchsten Führungskreise der Makel des letztlich unsicheren Kantonisten blieb. Daß es mit seinen unerhörten kom- merziellen Erfolgen den Zentralverlag der NSDAP auf den zweiten Rang Die belletristische Zensur 443

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verwiesen, daß es Hans Grimm seinem angestammten Parteiunternehmen abspenstig gemacht (und dessen parteikritische Englische Rede veröffent- licht) hatte – all dies trug dazu bei, den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des Unternehmens auf seiten der Partei, ihrer Institutionen und ihres Ver- lagskonzerns mit wachsendem Unwillen zur Kenntnis zu nehmen. Noch fehlte der entscheidende Anlaß, diesen glänzend verdienenden und ex- pansionslustigen Konkurrenten in seine Schranken zu weisen. Doch der Verlag selbst manövrierte sich in eine Situation, in der seine Gönner in der Schrifttumsbürokratie ihre schützende Hand zurückziehen mußten. Reinhard Wittmann, Hans-Eugen Bühler, Christoph Haas, Olaf Simons 444 Der Boom der Jahre 1939–1942

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10 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung Bertelsmann im Zeichen »totaler Mobilisierung« In triumphalen »Blitzfeldzügen« hatte das nationalsozialistische Deutsch- land bis zum Sommer 1941 halb Europa überrannt. Weil die Loyalität der »Volksgemeinschaft« nicht gefährdet werden sollte und weil man davon ausgegangen war, den Krieg rasch zu gewinnen, hatte sich das Regime in diesen ersten beiden Jahren darum bemüht, den Konsumbedürfnissen der Bevölkerung auch unter Kriegsbedingungen so weit wie möglich Rechnung zu tragen. Gleichwohl hatte es bereits drastische Steuererhöhungen und Verbrauchseinschränkungen gegeben, wurde die Rüstungsindustrie be- vorzugt mit Arbeitskräften und Rohstoffen versorgt, waren etliche zivile Unternehmen auf Kriegsproduktion umgestellt, stillgelegt oder personell »ausgekämmt« worden.1 Als das Deutsche Reich im Sommer 1941 die Sowjetunion überfiel, wa- ren in Erwartung des allseits propagierten nahen Kriegsendes deshalb vor allem die rüstungsfernen Branchen kaum zur Umstellung auf Kriegsbe- dürfnisse bereit. Um dem Abzug von Arbeitskräften vorzubeugen, bemüh- ten sich viele Unternehmer darum, die Belegschaften »unabkömmlich« stellen zu lassen. Parallel dazu hielt Hitler, in völliger Verkennung der mi- litärischen und wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse, an der Blitzkriegs- strategie fest und setzte auch im Krieg gegen die Sowjetunion auf kurzfri- stige Mobilisierungsanstrengungen. Als aber der Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 zur globalen Ausweitung der militärischen Auseinandersetzung führte und zur selben Zeit die Wehrmacht vor Moskau scheiterte, mußte das deutsche Rüstungs- konzept auf die veränderte Lage abgestimmt werden. Ausweitung und Ra- tionalisierung der Rüstungsproduktion bei gleichzeitiger rücksichtsloser Ausbeutung von Millionen zwangsrekrutierter ausländischer Arbeitskräf- te2 lauteten nunmehr die Leitprinzipien. Umfang und Tempo der Aufrü- stung wurden fortan in einem Maße vorangetrieben, das Wirtschaft und Gesellschaft kaum verkraften konnten. Die sich häufenden militärischen Niederlagen rechtfertigten dabei aus der Sicht des Regimes jede Verschär- fung. Auf die Rückschläge an der Front folgten unter dem Schlagwort vom »totalen Krieg« umfassende propagandistische Kampagnen, deren Ziel die moralische und materielle Unterstützung der »Heimatfront« für den Krieg war. Die erste dieser Aktionen setzte unmittelbar nach der Krise des Ostheeres zur Jahreswende 1941/42 ein, die zweite folgte nach Stalingrad im Januar/Februar 1943, die dritte im Spätsommer 1943 nach der verlo- renen Schlacht im Kursker Bogen, die vierte schließlich nach den alliier- ten Bombenangriffen auf deutsche Industriestädte im Frühsommer 1944.3 Ziel der Mobilisierungen war es, sämtliche Arbeitskräftereserven auszu- schöpfen und – beispielsweise durch Betriebsstillegungen – »unabkömm- lich« gestelltes Personal für die Wehrmacht freizumachen. »Betriebsfüh- Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung 445

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rer« und »Gefolgschaften« wurden im Dienste der Festigung des »Wehr- willens« mit Reglementierungen konfrontiert, die dem NS-Staat die unein- geschränkte Kontrolle und Lenkung des Arbeitskräfteeinsatzes garantier- ten. Äußerste Disziplinierung lautete die Maxime, höchste Steigerung der Produktion und Leistungsoptimierung das Ziel.4 Welche Folgen hatte der Krieg für das Unternehmen C. Bertelsmann? Wie veränderte sich die Situation der Beschäftigten? Gab es überhaupt noch so etwas wie einen Betriebsalltag? Und gab es Zwangsarbeiter auch bei Bertelsmann? Betriebsführung, »Gefolgschaft« und »Fremdarbeiter« im Krieg Das Unternehmen im Krieg Seit Kriegsbeginn hatte sich bei Bertelsmann, wie in vielen anderen Be- trieben, ein Nebeneinander von Ausnahmezustand und hergebrachter Routine etabliert. Die wöchentliche Regelarbeitszeit stieg im Herbst 1939 von 48 auf 54 Stunden. Vorläufige Urlaubssperren traten in Kraft, es muß- ten Lohneinbußen hingenommen werden, da Zuschläge für Überstunden, Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit entfielen. Arbeitsplatzwechsel unterla- gen schon seit längerem der Beschränkung. Kündigungen bedurften eben- so wie Neueinstellungen nun der Zustimmung des Arbeitsamtes. Nach den Erkenntnissen des Sicherheitsdienstes der SS zeigte sich »die Arbeiter- schaft jederzeit zu weitgehendsten persönlichen Opfern bereit«. Entschei- dend »für ihre Stimmung« sei jedoch, so die Prognose der für Gütersloh zuständigen Dienststelle, »auf die Dauer die solidarische Haltung aller Be- völkerungskreise«.5 Als erstes wirkte sich bei C. Bertelsmann der kriegsbedingte Personal- mangel aus. Nach jahrelangem kontinuierlichen Anstieg der »Gefolgschafts- mitglieder« – zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war mit 440 Männern und Frauen der Höchststand erreicht6 – setzten Einberufungen zur Wehrmacht und sogenannte Dienstverpflichtungen für die Rüstungsindustrie Mitte 1940 eine gegenläufige Entwicklung in Gang. Bis Jahresende sank die Zahl der Beschäftigten auf 303, bis Dezember 1942 auf 241 Personen, 1944 hat- te Bertelsmann nur noch 198 Mitarbeiter.7 »Betriebsführer« Heinrich Mohn sah sich angesichts des schrumpfen- den Personalstands bei gleichzeitig wachsender Produktionsnachfrage mit einem massiven unternehmerischen Problem konfrontiert. Zugleich gelang es nur für wenige Männer in verantwortlicher Position, die Freistellung von der Wehrmacht zu erreichen.8 Im Ergebnis setzte sich die »Betriebsge- meinschaft«, in der Frauen seit jeher in großer Zahl arbeiteten, seit Kriegs- beginn mehrheitlich aus Mitarbeiterinnen zusammen. Im Juni 1940 wa- ren im Unternehmen 268 Frauen und 168 Männer beschäftigt.9 In Drucke- rei, Setzerei, Buchbinderei und Packerei traten Frauen im Zuge der Neu- organisation des Arbeitsprozesses an die Stelle der eingezogenen Männer. Zwei Drittel aller Beschäftigten waren schließlich Frauen. Es ist ein oft konstatiertes Phänomen der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, daß die staatlichen Maßnahmen zur Rationalisierung und Steige- rung der Produktion, begleitet von verschärften Kontroll- und Strafandro- 446 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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hungen, im Ergebnis leistungsfördernd wirkten. In Kooperation mit dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, das seit Frühjahr 1942 von Albert Speer geführt wurde und dem die Gesamtkoordination der Kriegswirtschaft unterstand, trug die Deutsche Arbeitsfront das Ihre dazu bei: Der »Leistungskampf der deutschen Betriebe« wurde im Mai 1942 um den Wettbewerb »Kriegs-Musterbetrieb« erweitert. Der Anfor- derungskatalog verlangte hohe Produktionsleistungen bei gleichzeitiger Rationalisierung und Arbeitskräfteeinsparung, außerdem geringe Unfall- und Krankenziffern sowie die strikte Einhaltung der Prämisse: »keine Bummelanten«. Vorgeschrieben waren fachliche Schulungen für das Führungspersonal, allgemeine Leistungsanreize in Gestalt von Aufstiegs- chancen, eine optimale Betriebsorganisation und der Ausbau des soge- nannten betrieblichen Vorschlagwesens zur Verbesserung des Arbeits- prozesses. Die Beschäftigung von Frauen und Jugendlichen war Pflicht, ebenso die als Sozialbetreuung ausgegebene Selbstkontrolle der Mitarbei- ter während der Freizeit.10 An Heinrich Mohns Engagement im »Leistungskampf der deutschen Be- triebe« änderte der Krieg nichts. Jedes Jahr meldete er das Unternehmen an und legte den Behörden detailliert dar, was C. Bertelsmann nach seiner Überzeugung auszeichnete. Nach wie vor lag der Schwerpunkt der Be- triebspolitik auf sozialem Gebiet, aber auch Maßnahmen zur Rationalisie- rung und Leistungssteigerung rückten, wie verlangt, in den Vordergrund. Mohn hielt sich strikt an den vorgeschriebenen Kriterienkatalog. »Bum- melanten« ließ er energisch ausfindig machen. »Unter keinen Umständen«, heißt es im »Gemeinschaftsbuch«, dürften die Abteilungsleiter »etwa still- schweigend über solche Vorkommnisse hinwegsehen«; vielmehr hätten sie »Bummelschichten mit aller Energie [zu] unterbinden«.11 Für herausra- gende Arbeit gewährte Mohn Sonderleistungen, und »zwecks Verhütung von Härten« stellte er Lohnausgleich in Aussicht.12 Einen wichtigen Posten in der Liste der sozialen Aufwendungen bildeten die sogenannten Famili- enbeihilfen bei Einberufung der Männer zur Wehrmacht; die Zahl der ein- gezogenen Mitarbeiter lag Ende 1940 bei 24, im Herbst 1944 war mit 130 »Gefolgschaftsangehörigen« im Waffenrock die Höchstzahl erreicht.13 Unverheirateten Soldaten, die auf Urlaub in der Heimat weilten, be- zahlte Mohn täglich drei Reichsmark.14 Die Versorgung der Truppenan- gehörigen und von deren Familien bildeten die beiden Punkte, die im Som- mer 1941 zusätzlich in die Betriebsordnung aufgenommen wurden.15 Die Mitarbeiter durften nach besonderem Arbeitseinsatz zur »Erhaltung und Hebung der Gesundheit« auf Betriebskosten zwei Wochen ins Erholungs- werk der DAF fahren.16 In den Kriegsjahren gab es als Neuerung eine »Theaterspielschar« und einen Volkstanzkreis, es fanden Werkpausen- konzerte statt, und regelmäßig unterhielt das Musikkorps des Luftwaffen- stützpunkts Gütersloh die Belegschaft.17 Eigens für die Betriebsjugend trat des öfteren eine Laienspielschar der Hitler-Jugend aus Münster auf.18 Rei- sen mit »Kraft durch Freude« entfielen nun, statt dessen bezahlte das Un- ternehmen Theaterabonnements.19 Sogenannte Kameradschaftsabende ersetzten die beliebten Betriebsfeiern. Korvettenkapitän und Verlagsautor Fritz Otto Busch war bei einer solchen Gelegenheit zu Gast und sprach über Das Unternehmen im Krieg 447

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die »Aufgaben der Kriegsmarine«.20 Gesundheitsfürsorge, Wohnungs- und Siedlungsbau wurden im Krieg besonders groß geschrieben. So trieb Mohn den Bau von Werkswohnungen voran und gewährte Darlehen für den Ei- genheimneubau seiner »Gefolgschaftsmitglieder«. Auf Vorschlag der »Werkschar« eingeführte Gesundheits- und Wohnungskarteien hielten den Bedarf fest; auch für die Zeit nach dem Krieg wurde Vorsorge getroffen.21 Stolz blickte Heinrich Mohn auf das Geleistete: »Was ich an sozialer Für- sorge für die Leute leisten kann, geschieht; und ich glaube«, schrieb er im Herbst 1941 an seinen Sohn Reinhard, »daß ich hier in Gütersloh führend bin«.22 Zur Auszeichnung als »Kriegs-Musterbetrieb« brachte es das Unter- nehmen gleichwohl nicht. Die Großindustrie, die zunächst zurückhaltend auf den Wettbewerb der DAF reagiert hatte, beteiligte sich im Zuge der »to- talen Mobilisierung« rege und errang die meisten Preise.23 Hingegen schei- terten Klein- und Mittelbetriebe oftmals an den hohen, in kurzer Zeit zu erfüllenden Forderungen. Immerhin wurde Mohn, nachdem er 1939 die sogenannte Anerkennungsurkunde für vorbildliche soziale Leistungen er- halten hatte,24 im Rahmen des »Leistungskampfs der deutschen Betriebe« eine weitere wichtige Auszeichnung zuteil: Für vorbildliche Berufsausbil- dung erhielt C. Bertelsmann 1942 das »Leistungsabzeichen der Deutschen Arbeitsfront in Bronze«.25 Die Anerkennung war an die Zusammenarbeit mit der DAF und der Hit- ler-Jugend geknüpft, die Abhaltung weltanschaulicher Schulungskurse wurde dafür ebenso verlangt wie die Betreuung der Jugendlichen in Frei- zeit und Urlaub. C. Bertelsmann erfüllte diese Kriterien: Das Unternehmen veranstaltete für den Nachwuchs Schulungen und Freizeiten, schickte die Lehrlinge – Ende 1943 im technischen Betrieb und im Verlagsbüro insge- samt 4126 – in Fachausstellungen und förderte sie durch Stipendien. Ein eigenes Berufserziehungswerk, das Auszubildenden aus anderen Güters- loher Betrieben des graphischen Gewerbes ebenfalls offenstand,27 war für den kaufmännischen und technischen Unterricht zuständig.28 Die »Gefolgschaft« leistete ihre Arbeit, soweit erkennbar, klaglos – mehr noch: die erwartete Leistungssteigerung trat ein.29 Nach Mohns An- gaben lag die Produktion des Verlags 1940 um ein Viertel höher als im Jahr zuvor, der Absatz sogar um 85 Prozent.30 Sichtlich angetan, meldete der »Betriebsführer« das Ergebnis an die DAF.31 Zu den »Erschwernissen«, die Mohn dabei erwähnte, zählte beispielsweise der Umstand, daß einzel- ne Abteilungen, darunter das Verlagsbüro, wegen Problemen bei der Pa- pier- und übrigen Materialbeschaffung stillgelegt und die Mitarbeiter in an- dere Bereiche versetzt werden mußten.32 Hinzu kam, daß mit den einbe- rufenen Männern die Facharbeiter ausfielen. Die Frauen – viele verheira- tet und nur an halben Tagen in der Firma – waren in der Regel Hilfskräf- te,33 auch die vielen Lehrlinge unter 18 Jahren brachten keine Berufser- fahrung mit.34 Männer, die noch im Betrieb arbeiteten, hatten zusätzlich zu den Überstunden, die auch von den Frauen und Jugendlichen verlangt wurden (Doppel- und Dreifachschichten waren die Regel35), jede Woche Luftschutzwache zu halten.36 Daß angesichts der steigenden Aufträge in der Buchbinderei täglich zehn Stunden lang gearbeitet wurde, war bald 448 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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selbstverständlich, denn das Lager war mittlerweile »fast vollständig ge- räumt«.37 Angesichts des Mangels an dringend benötigten Facharbeitern setzte Heinrich Mohn seit August 1943 auch sogenannte ausländische Zivilar- beiter ein.38 Bis Kriegsende arbeiteten vermutlich insgesamt neun – die Zahl ist nicht mit letzter Sicherheit zu rekonstruieren – Fremdarbeiter bei Bertelsmann: drei Frauen und sechs Männer aus den Niederlanden, die von den Arbeitsämtern zum Einsatz dienstverpflichtet worden waren.39 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion oder aus anderen vom Deutschen Reich besetzten Staaten gab es im Verlag nicht, auch keine Häftlinge aus Konzentrationslagern oder zur Zwangsarbeit verpflichtete Juden.40 Die Zwangsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland waren ei- nem System rassistischer Hierarchisierung ausgesetzt, in dem die jeweili- ge Position über das anzuwendende Maß an Zwang und über die Lebens- und Arbeitsbedingungen entschied. Die niederländischen Zivilarbeiter standen als Angehörige eines »germanischen Staates« weit oben in dieser Hierarchie. Der »Zwang« bestand für sie in der unbedingten Verpflichtung, den geschlossenen Arbeitsvertrag einzuhalten. Im übrigen unterschieden sich ihre Arbeitsbedingungen jedoch kaum von denjenigen ihrer deutschen Kollegen. Sie wurden nicht, wie Zwangsarbeiter aus Osteuropa, in primi- tiven Lagern hinter Stacheldraht gefangengehalten, aller Rechte beraubt, geschlagen, drakonisch bestraft, schlecht oder gar nicht entlohnt und ver- sorgt, und sie mußten auch kein diskriminierendes Abzeichen tragen. Sie konnten sich vielmehr frei in der Umgebung bewegen, und ihre Bezahlung entsprach jener der Deutschen. Auf Verstöße gegen die Arbeitspflicht stan- den für sie – wie für die »Volksgenossen« – sogenannte disziplinierende Strafen, beispielsweise die mehrwöchige Einweisung in ein Arbeitserzie- hungslager der Gestapo.41 In Gütersloh waren bis zum Frühjahr 1942 etwa 440 ausländische Ar- beiter eingesetzt; das entsprach etwa drei bis vier Prozent der Erwerbs- tätigenquote und lag damit deutlich unter dem Reichsdurchschnitt.42 Von da an jedoch stieg die Zahl drastisch. In den fünf größten Betrieben der Stadt waren 1943/44 durchschnittlich 40 Prozent der Mitarbeiter Auslän- der. Die weitaus meisten Zwangsarbeiter, insgesamt 496 Menschen, meist aus der Sowjetunion, beschäftigte im Frühjahr 1944 die Firma Miele.43 Ausländische »Fremdarbeiter« gab es in der zweiten Kriegshälfte in so gut wie jedem Gütersloher Betrieb, außerdem bei der Post, der Reichsbahn und der kommunalen Verwaltung. Auch die Landwirtschaft bediente sich in- tensiv der »Fremdarbeiter«, außerdem eine unbekannte Zahl kleiner und mittlerer Handwerksbetriebe und nachweislich mindestens 32 große und mittelgroße Unternehmen.44 Als Folge davon gab es Ende 1942 im Stadt- gebiet 22 Lager für »zivile Ausländer«; die Zahl der Zwangsrekrutierten aus den besetzten Ländern stieg (bei erheblicher Fluktuation) auf insge- samt etwa 3 800 Personen. Konzentrationslagerhäftlinge wurden in Gü- tersloh hingegen nicht eingesetzt; vermutlich, weil es in der Stadt keine Großbetriebe der Rüstungswirtschaft gab. Unter den »Fremdarbeitern« bil- deten zunächst Polen die größte nationale Gruppe, später die Franzosen und schließlich die Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion. Das Unternehmen im Krieg 449

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Die nationalsozialistische Propaganda vom »sowjetischen Untermen- schen« zeigte angesichts der vielen Fremden nachhaltige Wirkung. Das Presbyterium der Evangelischen Kirche – vertreten durch Pastor Paul Gro- nemeyer und Gerhard Steinsiek, den Kirchmeister der Gemeinde und stell- vertretenden Chef des Verlags C. Bertelsmann – sprach sich im Dezember 1941 gegenüber Bürgermeister Josef Bauer entschieden dagegen aus, ver- storbene sowjetische Kriegsgefangene auf dem evangelischen Friedhof zu beerdigen: »In jedem Angehörigen des russischen Volkes«, so die Kir- chenmänner, sehe man »einen Vertreter des Menschen und Kirche zer- störenden Bolschewismus, dessen nächstes Ziel die Vernichtung Deutsch- lands war«.45 Die Bestattung von »bolschewistischen Kriegsgefangenen« auf dem Friedhof sei »eine sehr starke Belastung« und außerdem dem An- sehen der Kirchengemeinde abträglich: »Es muß auch von uns bedacht werden, daß es eine untragbare Zumutung sein wird, wenn etwa ein Mit- glied der NSDAP, das sein Leben lang im Bolschewismus die furchtbarste Weltgefahr gesehen und ihn mit allen Kräften bekämpft hat, neben einem Bolschewisten, oder auch nur auf dem gleichen Friedhof mit ihm, beerdigt wird.«46 Das Presbyterium regte einen »eigenen Russenfriedhof« an und stieß damit auf »volles Verständnis« beim Bürgermeister, der entsprechend einer Verfügung des Reichsinnenministeriums zunächst darum gebeten hatte, einen »entlegenen Teil« des Friedhofs zur Verfügung zu stellen; Bau- er ließ nun in der Nähe des Gefangenenlagers beim Fliegerhorst ein städ- tisches Grundstück als Begräbnisplatz herrichten.47 Ähnliche Ressentiments wurden gegen die Niederländer nie laut. An- ders als die Arbeitskräfte aus der Sowjetunion, die zumeist in Gruppen in Großbetrieben beschäftigt wurden, arbeiteten sie in kleinen Firmen im so- genannten Einzeleinsatz.48 Der Buchbinder Pieter Tilman aus Amsterdam, bei seiner Ankunft in Gütersloh 21 Jahre alt, war einer der ausländischen Zivilarbeiter bei C. Bertelsmann.49 Von August 1943 bis April 1945 war er im Unternehmen beschäftigt – und behielt die Zeit in guter Erinnerung.50 Untergebracht waren er und seine holländischen Kollegen in einem Haus in der Schulstraße, das der evangelischen Kirchengemeinde gehörte und das Bertelsmann ursprünglich gemietet hatte, um darin den Rufer-Verlag unterzubringen.51 Die Verpflegung für die »Fremdarbeiter« lieferte anfangs eine Gastwirtschaft, später eine Fleischfabrik. Nach eigener Erinnerung erhielten die Holländer den gleichen Lohn und auch die gleichen Versi- cherungsleistungen wie die deutschen Arbeiter.52 Im April 1944 wurde Pieter Tilman in der Nähe von Osnabrück, gut 50 Kilometer von Gütersloh entfernt, von der Gestapo aufgegriffen; er war mit dem Fahrrad unterwegs nach Amsterdam. Tilman wurde »wegen ver- suchten illegalen Grenzübertritts« angezeigt, denn die Erlaubnis, sich frei zu bewegen, galt nur im Landkreis Wiedenbrück.53 Gleichwohl entging er der Einweisung in das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück54. Ob Heinrich Mohn, dessen Fürsorge Tilman besonders im Gedächtnis blieb, dafür gesorgt hatte, daß er nach »schärfster mündlicher Warnung« nach Gütersloh zurückgeschickt wurde,55 ist nicht bekannt. Jedenfalls hatte der Vorfall innerhalb der Firma für Tilman keine Folgen. »Betriebsführer« Mohn war mit seiner Leistung offensichtlich zufrieden und stellte ihm kurz 450 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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vor Kriegsende ein ansehnliches Zeugnis aus: »Er zeigte sich bei allen Ar- beiten als geschickt und sauber arbeitender Buchbinder. Auch bei ande- ren, zum Teil schweren Arbeiten, die nicht in sein Fach schlugen, war er stets willig und geschickt.«56 Unter den Mitarbeitern von C. Bertelsmann waren auch zwei Familien, die unter die Rassekriterien der nationalsozialistischen Judenpolitik fielen. »Volljuden« beschäftigte das Unternehmen nicht, jedoch einen mit einer Jüdin in »Mischehe« lebenden »arischen« Mann und zwei »halbjüdische« Mädchen. Die 17jährige Ilse H.57 arbeitete seit 1937 in der Buchbinderei,58 ihre jüngere Schwester Marion seit 1941 als Druckereihilfsarbeiterin;59 ihr Status als »Halbjüdinnen« war, so berichten Zeitzeugen, im Unternehmen allgemein bekannt.60 Offen bleibt, was Heinrich Mohn bewog, sich um die protestantisch erzogenen Mädchen zu kümmern, und ob er sie durch Auf- nahme in sein Unternehmen vor dem Zugriff der Behörden schützen woll- te.61 Immerhin fällt auf, daß von dem Verleger – ungeachtet der antisemi- tischen Schriften, die bei Bertelsmann erschienen – keine judenfeindlichen Äußerungen und Handlungen überliefert sind. Die Mutter der beiden Mädchen, die Jüdin Klara H., hatte nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes 1920 erneut einen Protestanten geheira- tet. Mit ihren Kindern aus erster Ehe trat sie zum evangelischen Glauben über, und auch ihre drei jüngeren Kinder wuchsen evangelisch auf. Die Nürnberger Gesetze urteilten jedoch nach der sogenannten Rassen-, nicht nach der Religionszugehörigkeit. Trotz Konversion galt Klara H. als »Voll- jüdin«, ihre Kinder als »Halbjuden«.62 Da der Ehemann Protestant war und die Kinder im christlichen Glauben erzogen wurden, galt für die Familie al- lerdings der 1938 eingeführte Status der »privilegierten Mischehe«.63 Auf- grund dieser Einstufung entgingen die H.s nach dem Novemberpogrom 1938 der Einweisung in die beiden Gütersloher »Judenhäuser«. Vermut- lich weil der »arische« (zweite) Ehemann bereits 1931 gestorben war, wur- den Klara H. und ihre Kinder – anders als für »Privilegierte« die Regel – nicht von der allgemeinen Kennzeichnungspflicht für Juden befreit64, die im September 1941 eingeführt worden war.65 Die Einführung des Judensterns war in Gütersloh und Umgebung ein öffentliches Gesprächsthema. In den Berichten des Sicherheitsdienstes der SS, die von Übertreibungen oft nicht frei waren, heißt es, diese Maßnah- me habe »in allen Schichten der Bevölkerung eine wahre Genugtuung her- vorgerufen«.66 Besonders heftig wurde den SD-Meldungen zufolge über die Kennzeichnungspflicht für Juden in »Mischehen« debattiert; angeblich störte es das »Volksempfinden«, daß diese »privilegierten Juden« und ihre Kinder den Stern nicht zu tragen brauchten.67 Wie man darüber bei C. Ber- telsmann dachte, ist nicht bekannt – ebensowenig, ob die beiden Mädchen den Judenstern bei der Arbeit tragen mußten. Klara H. und ihre Kinder lebten in Gütersloh in sozialer Isolation. Im Zuge der Mobilisierung für den Krieg wurde Marion H. im Juli 1941, ihre Schwester Ilse im September 1942 in die Rüstungsindustrie dienstver- pflichtet. Dies war aber keine dezidiert antijüdische Maßnahme, sondern traf wohl mehrere Dutzend Mitarbeiter von C. Bertelsmann.68 Im Juni 1943 wohnten in Gütersloh noch 14 »Halbjuden« oder »privi- Das Unternehmen im Krieg 451

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legierte Juden« in »Mischehe«.69 Eine Vielzahl von denunziatorischen Be- schwerden und die Forderung, schärfer vorzugehen, dokumentieren den sozialen Druck, dem diese Menschen ausgesetzt waren.70 Der jungen Ber- telsmann-Mitarbeiterin Ilse H. wurde im März 1943 ein intimes Verhältnis mit einem Feldwebel unterstellt. Die SD-Außenstelle Bielefeld schaltete sich ein und erfuhr vom bestens informierten Bürgermeister weitere Einzel- heiten: Die Beziehung bestehe bereits seit Kriegsbeginn, so Josef Bauer, der empfahl, den mittlerweile an die Front versetzten Soldaten über die jü- dische Herkunft des Mädchens aufzuklären.71 Die Gestapo untersagte Ilse H. daraufhin unter Androhung polizeilicher Maßnahmen jeden »Verkehr mit deutschblütigen Männern«.72 Aus Angst vor der Deportation unter- nahm die junge Frau im Herbst 1944 einen Selbstmordversuch.73 Ob dies bei C. Bertelsmann bekannt wurde, ist offen. Dort produzierte man längst unter verschärften Kriegsbedingungen. Zur weiteren Steigerung der Effizienz etablierte Mohn 1943 das (unter die Obhut seines Stellvertreters Gerhard Steinsiek gestellte) »betriebliche Vor- schlagwesen«.74 »Gefolgschaftsmitglieder«, die Zeit und Kraftaufwand spa- rende Ideen entwickelten, erhielten fortan Geldprämien und Anerken- nungsurkunden. Ausgezeichnet wurden zum Beispiel Vorschläge für das »Auf- und Abladen von losen Papierbogen«, für das »Nuten von Broschur- Umschlägen mit einer Druckmaschine« und für die »Anbringung eines Trichters an der automatischen Schneidemaschine zur direkten Beförde- rung der Papierabfälle in den Keller«.75 Gegenüber der DAF attestierte Heinrich Mohn seinen Mitarbeitern denn auch glänzende Leistungen: »So kann ich der Gefolgschaft das Zeugnis ausstellen, daß sie durchweg sich willig in die durch den Krieg bedingte Notwendigkeit fügte.«76 Für den Lei- stungswillen hatte er eine Erklärung parat: »Jeder einzelne weiß«, schrieb er in einer der Bewerbungen im »Leistungskampf der deutschen Betrie- be«, »daß er an seinem Platz nach dem Wort des Führers mithilft, den Krieg zu gewinnen«.77 Der Tatsache, daß Frauen für die geforderte Produktionssteigerung im- mer wichtiger wurden,78 suchte Mohn dadurch Rechnung zu tragen, daß er bei der DAF um die Genehmigung nachsuchte, seinem weiblichen Per- sonal generell höhere Löhne zahlen zu dürfen. Der »Treuhänder der Ar- beit« lehnte zwar eine pauschale Erhöhung ab, gestand aber zu, daß »be- sonders leistungsfähige« Frauen besser bezahlt werden sollten.79 An der Spitze der weiblichen »Gefolgschaft« stand Anneliese Güth, die Mohn zur »Führerin der Werkfrauengruppe« ernannte.80 Die Kontoristin, seit Frühjahr 1938 im Betrieb81, war zwar nicht Mitglied der NSDAP, die Interessen der Partei vertrat sie dennoch strikt. Sie stellte dies unter Be- weis, als sie die angebliche politische »Hetzschrift« Christentum, Hitleris- mus, Bolschewismus, die mit der Postsendung eines Schweizer Kunden ein- getroffen war, bei der Ortspolizei meldete.82 Auch den Kreisreferenten des DAF-Volksbildungswerks machte die eifrige Frau auf die »verdächtige« Schrift aufmerksam, nicht aber »Betriebsführer« Mohn. Für den Verlag hatte der Vorfall gleichwohl keine Folgen, im Bericht der Ortspolizei heißt es dazu vieldeutig: »Der Inhaber sowie der Leiter der Fa. Bertelsmann sind zur Sache noch nicht vernommen, da nicht feststeht, ob gleiche Bücher 452 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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und Druckschriften bereits von ausländischen Buchhändlern eingegangen sind oder in Zukunft eingehen werden.«83 Wie viele Angehörige die »Werkfrauengruppe« zählte, ist nicht bekannt. Anzunehmen ist, daß die politische Gesinnung ein wesentliches Aufnah- mekriterium bildete, denn Mitglied durfte nur werden, wer »einsatzbereit, fachlich fähig und weltanschaulich gefestigt« war.84 Eine Werkfrau hatte »Vorbild« zu sein und zur »Sicherung des Arbeitsfriedens und zur Stär- kung der Heimatfront« beizutragen. Vor allem die sogenannte Soldaten- betreuung gehörte zu den Aufgaben der Frauen. Ihre regelmäßigen Ver- anstaltungen waren politisch durchaus ambitioniert. Anneliese Güths Vor- träge über die Förderung der deutschen Kultur im Ausland, insbesondere in Afrika und Südamerika, wo sie einige Monate verbracht hatte, dienten explizit der »politischen Schulung«. Zwar standen in der Regel Bastel- abende, Volksliedgesänge, Lesungen, Krankenbesuche und Radtouren auf dem Programm,85 nicht selten aber wurden zur Lautenbegleitung »Vater- lands- und Fahnenlieder« angestimmt, und stets endeten die Treffen mit dem »Führergruß«. Zur Weihnachtsfeier dichtete denn auch der betriebs- eigene Nikolaus: »Und noch eins, ich darf’s wohl sagen, / Werkfrauengrup- pe von C. B., / besonders jetzt in diesen Tagen, / stets treu zu unserem Füh- rer steh.« Von den Aktivitäten der Bertelsmann-Frauen zeugt deren reich ver- ziertes »Dienstbuch«; es bildet, vergleichbar dem »Gemeinschaftsbuch« der DAF, eine wichtige Quelle hinsichtlich des Betriebslebens im Dritten Reich86. Die handschriftlichen Eintragungen und die eingeklebten Fotos reichen von September 1940 bis März 1942, der Dienstzeit von Anneliese Güth. Die »Führerin« mahnte die Kameradinnen zu »Treue, Opferbereit- schaft und Mithilfe am großen Aufbauwerk Adolf Hitlers«.87 Als sie das Un- ternehmen nach ihrer Heirat verließ, bestand die »Werkfrauengruppe« zwar fort, nennenswerte Aktivitäten sind allerdings nicht mehr überlie- fert.88 Heinrich Mohn legte im Krieg, wie er selbst sagte, »entscheidenden Wert« darauf, daß die »Gefolgschaft« engen Kontakt zu den zur Wehrmacht eingezogenen Betriebsangehörigen hielt.89 Dazu wurden zahlreiche Akti- vitäten entwickelt. So sandten die »Werkfrauen« zum Zeichen der Solida- rität und Verbundenheit kleine Geschenke, Bücher und Postkarten mit An- sichten von Gütersloh ins Feld.90 Heinrich Mohn ließ alle vier Wochen Pa- kete mit Zigaretten, Lebensmitteln, Süßwaren, Rasierklingen und Briefpa- pier schicken; die Mitarbeiter spendeten hierfür regelmäßig seit Februar 1940.91 Zum Geburtstag erhielt jeder Soldat einen persönlichen Gruß des »Betriebsführers«, zu Weihnachten neben dem obligatorischen Päckchen ein Geldgeschenk von 45 Reichsmark.92 Für die »Soldatenkinder« zu Hau- se bastelten Betriebsangehörige zweimal wöchentlich Holzfiguren und Stofftiere.93 Schon seit Kriegsbeginn organisierte die evangelische Kirchengemein- de einen regelmäßigen Brief- und Paketversand an die aus Gütersloh stam- menden Soldaten. Das Sonntagsblatt Friede und Freude mit Nachrichten zum kirchlichen Geschehen und den Grüßen des Bezirkspfarrers ging wöchentlich ins Feld. »Gott macht Weltgeschichte«, hieß es zum Kriegsge- Das Unternehmen im Krieg 453

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schehen,94 und Pastor Gronemeyer wünschte »Freudigkeit zum Sturman- griff und fröhlichen Sieg«.95 Bald folgten »Liebesgaben«, Pakete mit Arti- keln des täglichen Bedarfs, geschnürt von den Frauen und Mädchen der Kirchengemeinde; die Soldaten dankten in zahlreichen Briefen.96 Zur zwei- ten Kriegsweihnacht versandte auch die Stadtgemeinde Feldpostpäckchen an die mittlerweile rund 2 500 Gütersloher Soldaten.97 Über den Inhalt (Zi- garetten, Zigarren, Schnaps, ein Heimatkalender und eine Grußkarte) wur- Eine Eintragung im »Dienstbuch« der »Werkfrauengruppe« bei C. Bertelsmann 454 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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de im Stadtrat lange beraten.98 Der Bürgermeister schlug vor, auch Bücher zu verschicken – und dachte dabei dem Verlag C. Bertelsmann eine wich- tige Rolle zu. Das Unternehmen erklärte sich bereit, Fritz Otto Buschs Er- folgsbuch Narvik sowie eine Schrift über deutsche Flieger zum Sonderpreis zu liefern. Die Ratsherren gingen allerdings nicht darauf ein; Bücher, hieß es schließlich, »erhalten die Soldaten hinreichend von anderer Seite«.99 Bürgermeister Josef Bauer sorgte am Ende dafür, daß zumindest die städ- tischen Mitarbeiter zu Weihnachten Bücher von C. Bertelsmann bekamen; 1943 bestellte er »Prinz Eugen« im ersten Gefecht, im Jahr darauf Hans Grimms Volk ohne Raum.100 Auch andere Gemeindevorsteher wußten die Bertelsmann-Publikatio- nen zu schätzen. Der Bürgermeister von Woltersdorf bei Berlin beispiels- weise wandte sich, da Bücher vor Weihnachten in der Reichshauptstadt »in dieser Anzahl überhaupt nicht mehr zu bekommen« waren, an seinen Gütersloher Kollegen. Trotz Bürgermeister Bauers telefonischer Vermitt- lung wurde aus der Bestellung von 500 Feldausgaben allerdings nichts, denn bei C. Bertelsmann waren die Hefte schon »Wochen im voraus« aus- verkauft.101 Wenig später erhielt die Firma einen weiteren Auftrag des Gü- tersloher Bürgermeisters: Für den Ritterkreuzträger der Luftwaffe und Kommandeur einer Kampfgruppe am örtlichen Fliegerhorst, Hauptmann Ihrig, durfte Bertelsmann im April 1942 eine »Erinnerungsgabe« künstle- risch gestalteten – ein Album mit einer Widmung des Stadtoberhaupts und Ansichten von Gütersloh.102 Von den kämpfenden Kameraden der »Betriebsgemeinschaft« war im Mai 1940 in Frankreich als erster Gustav Buchholz gefallen – wie das »Ge- meinschaftsbuch« ehrend festhielt: »für Führer und Großdeutschland« –, kurz darauf, ebenfalls in Frankreich, Harry Böttger.103 Weitere elf Betriebs- angehörige waren laut »Gemeinschaftsbuch« bis Ende 1941 in der So- wjetunion umgekommen.104 Bis Februar 1945 stiegen die Verluste nach ei- ner von Heinrich Mohn selbst geführten Liste auf 41 »Gefolgschaftsan- gehörige«;105 wie viele es bei Kriegsende waren, ist nicht zu ermitteln.106 »Kartei der gefallenen Soldaten« nannte Mohn, der die Schauplätze der deutschen Kampfhandlungen auf einer großen Landkarte mit bunten Na- deln absteckte,107 die Sammlung der Todesanzeigen und Fotografien sei- ner verstorbenen Mitarbeiter. Daß sein ausgeprägter Sozialpaternalismus ihn auch über ihren Tod hinaus Verantwortung empfinden ließ, erweist sein Verhalten gegenüber den Hinterbliebenen: Trotz ständig steigender Arbeitsbeanspruchung leistete Mohn den Familien der Gefallenen persön- lich Zuspruch.108 Ein Motiv seiner Fürsorge lag vermutlich auch darin, daß alle seine vier Söhne in der Wehrmacht kämpften – und Hans Heinrich, der älteste, bereits gefallen war. Sigbert Mohn, der schon Anfang November 1937 ein- berufen worden war und seine Ausbildung in einer in Bielefeld stationier- ten Panzer-Abwehr-Kompanie absolviert hatte, zog Ende August 1939 mit der 6. Infanteriedivision an die spätere Westfront.109 Im November 1940 wurde seine Einheit zur Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion ab- gezogen.110 Am 22. Juni 1941, dem Tag des Überfalls, befand sich die Trup- pe in der Gegend um Rutka-Tartak nördlich von Suwalki; kurz darauf be- Das Unternehmen im Krieg 455

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gannen die Umfassungsschlachten von Bialystok und Minsk.111 Den Win- tereinbruch erlebte Sigbert Mohn am Oberlauf der Wolga bei Rschew, am südlichen Abschnitt der Nordfront, wo sich nach sowjetischen Gegenan- griffen die Front verfestigte.112 Mittlerweile im Rang eines Oberleutnants, fungierte er als stellvertretender Regimentsadjutant und führte eine Zeit- lang das Kriegstagebuch seiner Einheit, das die ereignisarmen Monate des Stellungskriegs dokumentiert.113 Unter dem Druck der Roten Armee trat die Einheit im März 1943 den Rückzug an. Verlustreiche Einsätze an mi- litärischen Brennpunkten folgten, beispielsweise nahe Smolensk beim »Un- ternehmen Freischütz« und beim »Unternehmen Zitadelle« im Raum Kursk im Juli 1943, der größten Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs.114 Der Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte besiegelte Ende Juni 1944 die deutsche Niederlage gegen die Sowjetunion.115 Sigbert Mohns Einheit war inzwischen aufgerieben worden; er und viele seiner Kamera- den gerieten in Gefangenschaft.116 Als die Rote Armee im Juli 1944 in Mos- kau die Siegesparade feierte, war Mohn unter den Gefangenen, die der so- wjetischen Öffentlichkeit präsentiert wurden.117 Unmittelbar danach kam er mit einem Transport in die Gegend von Wologda am Eismeerkanal öst- lich von Leningrad, wo der Mittzwanziger fünf Jahre in Arbeitslagern ver- bringen sollte. Zu Hause in Gütersloh erfuhr seine Ehefrau Marianne (das Paar hatte im Januar 1943 geheiratet)118 durch einen Kriegskameraden von der Gefangennahme. Lange wußte die Familie aber nicht, ob Sigbert noch am Leben war, denn erst Anfang 1945 traf ein Brief von ihm ein.119 Sigberts drei Jahre jüngerer Bruder Reinhard Mohn wurde Anfang Ja- nuar 1940 nach dreimonatigem Dienst im Flug-Ausbildungskommando Quedlinburg, das der Luftwaffe unterstand, zu einer Fliegerhorstkompa- nie an die Westfront verlegt. Ein halbes Jahr später kam er zur Flak,120 wurde Gefreiter und bald Unteroffizier.121 Die Kriegsoffiziersanwärterschu- le in Amersfoort bei Utrecht bestätigte ihm im Februar 1941 die Tauglich- keit als Flieger und überdies die Befähigung zum Batterie-Offizier einer Flakartillerie, was ihm den Weg in die untere Führungsebene öffnete.122 Beim Flak-Regiment »Hermann Göring«, das der gleichnamigen Brigade und späteren Division mit Hauptquartier in Pontivy in der Bretagne un- terstellt war, erhielt Mohn im Sommer 1942 als Zugführer Kommandoge- walt.123 Von Frankreich über Italien wurde sein Regiment vermutlich Ende März/Anfang April 1943 nach Tunesien verlegt,124 denn wenige Monate zuvor waren die alliierten Streitkräfte in Nordafrika gelandet.125 Sechs Tage vor der Kapitulation des deutschen Afrikakorps geriet Reinhard Mohn am 5. Mai 1943 als Soldat einer Panzer-Aufklärungsabteilung126 bei Ma- teur, 60 Kilometer nordwestlich von Tunis, in amerikanische Gefangen- schaft.127 Mitte Juni wurde er in das Kriegsgefangenenlager bei Concordia in Kansas verlegt. Daß sich ihr Sohn in den USA befand, erfuhren Agnes und Heinrich Mohn vermutlich im Spätherbst 1943 durch das Rote Kreuz.128 Gerd, der jüngste Sproß der Verlegerfamilie, meldete sich im Herbst 1943, unmittelbar nach dem Abitur, als Kriegsfreiwilliger in ein Panzer- grenadier-Ersatz-Bataillon am Regimentsstandort Iserlohn, wo sein älte- ster Bruder bis zum Polenfeldzug gedient hatte. Hans Heinrich war Gerd 456 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Mohns großes Vorbild gewesen, sein Tod für den damals 13jährigen »ein erstes, tiefes Erleben«129 – und der Grund dafür, sich freiwillig zum Militär zu melden.130 Als Führer einer Panzergrenadiertruppe wurde Gerd Mohn im Januar 1945 nach Ungarn geschickt.131 Nur wenige Wochen später er- litt er durch Granatsplitter so schwere Verletzungen, daß er kampfunfähig wurde und in ein Lazarett nach Wien gebracht werden mußte.132 Der Zweite Weltkrieg traf die Familie des Verlagschefs schwer: Von den vier Söhnen war einer gefallen, zwei befanden sich in Kriegsgefangen- schaft, einer war lebensgefährlich verletzt. Im Betrieb bekundete Heinrich Mohn gleichwohl Durchhaltewillen. Der »Gefolgschaft« wurde nun häufig Gelegenheit zum Besuch von Vorträgen im Gemeinschaftsraum geboten. Die »Aufgaben der Deutschen Arbeitsfront im Kriege« lautete der Titel ei- ner Veranstaltung, andere behandelten die »Pflichten der Gefolgschaft in Kriegszeiten«, das »Vorbild der Front für die Heimat« oder die Maxime »Führer befiehl – wir folgen«.133 Immer wieder wurde die Betriebsjugend zusammengerufen, um in HJ- und BDM-Uniform am »Gemeinschaftsemp- fänger« politischen Ansprachen zu folgen.134 Betriebsappelle hingegen fan- den während des Krieges nicht mehr so häufig statt wie vorher.135 Im Ok- tober 1941 versammelte der »Betriebsführer« seine »Gefolgschaft« aber zur Feier des 150. Geburtstags von Carl Bertelsmann. Dieser, so Heinrich Mohn, habe »dem deutschen Volk nur das Beste und Wertvollste« gegeben, und in diesem Sinne arbeite man weiter: »Der Verlag machte es sich zur Aufgabe, durch seine schöngeistigen Bücher und seine Kriegsliteratur den völkischen Willen der deutschen Menschen zu fördern und zu festigen«.136 Die von seiten des Regimes geforderte Vorsorge für den Kriegsfall hat- te Mohn bereits 1937 beim Umbau der Betriebsgebäude getroffen. In der ihm eigenen Sorgfalt hatte er damals mit verschiedenen Behörden über Rückstauventile an den Abwasserleitungen gegen das Eindringen von Gas korrespondiert und Prospekte über Schutzraumbelüfter studiert.137 Klar war für ihn freilich auch, daß die Gasschutzräume in Friedenszeiten nicht leerstehen durften; allerdings war er skeptisch, ob sich die Räume tatsäch- lich, wie beabsichtigt, als Lager nutzen ließen, und äußerte recht keck ge- genüber der Werkluftschutzbezirksvertrauensstelle in Bielefeld: »Meist wird davon gesprochen, daß man Material hineinlagern kann. Das scheint mir aber bedenklich, denn bei einem Kriegsausbruch müßten ja die Räu- me sofort freigemacht werden. Da es aber nicht in meiner Hand liegt, den Zeitpunkt für den Ausbruch eines Kriegs zu bestimmen, muß ich praktisch stets in der Lage bleiben, die Gasschutzräume freizumachen.«138 Als der Bombenkrieg Gütersloh schließlich vollends erfaßte (die Stadt war wegen des Luftwaffenstützpunkts bereits seit langem das Ziel von Luftangrif- fen)139, verteilte Mohn im November 1943 schriftliche Anweisungen über das richtige Verhalten bei Fliegerangriffen; der Einsatz der »Werkschar« wurde festgelegt, und es wurden Regelungen über Entlohnung und Ur- laubsanspruch für den Fall getroffen, daß Mitarbeiter ausgebombt würden. »Diese Anordnungen bieten keinen Anlaß zur Beunruhigung«, schrieb Mohn, »im Gegenteil sollen sie die Sicherheit der gesamten Betriebsge- meinschaft wie jedes einzelnen Gefolgschaftsmitgliedes erhöhen.«140 Bei Schichtende wurden die wichtigsten Unterlagen und auch Büromaschinen Das Unternehmen im Krieg 457

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täglich in die Luftschutzräume gebracht.141 Seit Herbst 1943 hielt der Werkluftschutz rund um die Uhr Wache.142 Die Nachtschicht, die (ange- sichts der wenigen Männer) auch Frauen versehen mußten, trat täglich um 9 Uhr abends an; im Wachzimmer standen Feldbetten bereit. Mehreren Mitarbeiterinnen blieben diese Nachtwachen als die Zeit einer »ver- schworenen Gemeinschaft« in Erinnerung, die sich mit Singen, Stricken und Spielen die Zeit vertrieb.143 Im letzten Kriegsjahr verging keine Woche ohne Fliegeralarm.144 Die wegen Luftschutzmaßnahmen ausgefallenen Ar- beitsstunden addierten sich im Dezember 1944 auf fast 1 700 im Monat – fünfmal so viele wie noch ein halbes Jahr zuvor.145 Gegen Kriegsende bo- ten die Luftschutzräume bei Bertelsmann nicht mehr allein der »Gefolg- schaft« Schutz; im sogenannten Bunker, einem der wenigen noch funkti- onsfähigen angriffssicheren Räume in der Eickhoffstraße, kam die ganze Nachbarschaft zusammen.146 Je länger der Krieg dauerte, desto größere Anstrengungen unternahm die »Heimatfront«, das »innere Band« zu den Soldaten zu halten. Wieder- holt wurde in Gütersloh zu Bücherspenden für die Wehrmacht aufgerufen, denn gute Bücher, schrieb die Lokalpresse, könnten die Soldaten nicht ent- behren, »wenn sie nicht geistig frieren und hungern sollen«.147 Lesestoff besonderer Art produzierte der Verlag C. Bertelsmann für die Frontsolda- ten der eigenen »Gefolgschaft«. Zu Weihnachten 1941 führte der Betrieb unter der »Schriftwaltung« von Theodor Berthoud eine Werkzeitung ein. Als Sprachrohr der Unternehmensführung und als Postulat ihrer Verbun- denheit mit der Belegschaft hatten Werkzeitungen in der NS-Betriebspoli- tik eine wichtige Funktion.148 Die Bertelsmann-Illustrierte existierte zwar bereits seit 1934, hatte aber jahrelang ausschließlich externen Werbe- zwecken gedient.149 In der neuen Funktion als Werkzeitung – die Idee ging auf den Leiter der Druckerei, Otto Fink, einen Parteigenossen, zurück – än- derte das Blatt sein Gesicht.150 »Betriebsführer« Mohn kam regelmäßig zu Wort, und nicht nur ausgewählte Texte aus Verlagspublikationen waren zu lesen, sondern auch Berichte und Anekdoten aus dem Alltag der Abteilun- gen. Hinzu kamen munter aufgemachte Fotoseiten mit Bildern aus der Ge- genwart und Vergangenheit des Betriebs (»Kinder wie die Zeit vergeht …«). »Eine Seite Frohsinn« fehlte ebensowenig wie die beliebten Auszüge aus Feldpostbriefen eingezogener Betriebsangehöriger. Die Illustrierte mit 16 großformatigen Seiten und zumeist einer Ansicht von Gütersloh auf dem Titel erschien zweimal im Jahr, zu Weihnachten und zum »Tag der nationalen Arbeit« am 1. Mai. Fünf Ausgaben kamen her- aus, ehe das Blatt kriegsbedingt zum Jahreswechsel 1943/44 eingestellt werden mußte.151 Das Impressum weist die Bertelsmann-Illustrierte als »Soldatengruß« und als »Gemeinschaftsarbeit der Gefolgschaft« aus. Hein- rich Mohn sprach vom »Gruß des Heimatbetriebes an seine Soldaten«.152 Tatsächlich galten die meisten Berichte den Kameraden an der Front. Ein Geleitwort, das »Betriebsführer« und Betriebsobmann gemeinsam unter- zeichneten und das stets mit »Heil Hitler« oder »Es lebe der Führer!« en- dete, bildete den Auftakt eines jeden Heftes. In der ersten Ausgabe zur »Kriegsweihnacht 1941« erfuhren die Soldaten daraus beispielsweise: »Alle die vielen Bücher, die wir schon seit Jahren hergestellt und verbrei- 458 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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tet haben, waren immer bestimmt, den Wehrwillen des deutschen Volkes zu stärken und ihm seine höchsten ideellen Güter zum Bewußtsein zu brin- gen.«153 Im zweiten Heft beginnt das Geleitwort mit jenem Spruch des »Führers«, der als Holzschnitzarbeit den Gemeinschaftsraum schmück- te.154 Auch die christliche Tradition des Hauses klang in der Werkzeitung an, und auf diese Weise verbanden sich religiöse Haltung und »Führer- glaube«. So etwa in dem an prominenter Stelle plazierten »Deutschen Spruch« des Bertelsmann-Autors Hermann Claudius: »Herrgott, / steh dem Führer bei, / daß sein Werk das deine sei, / daß dein Werk das seine sei. / Herrgott, / steh dem Führer bei!«155 Die Bertelsmann-Illustrierte war jedoch keine kommunikative Ein- bahnstraße. Die Seite »Soldaten – Kameraden« brachte regelmäßig Aus- züge aus Briefen der Kollegen an der Front, und auch Fotos aus dem Sol- datenalltag fehlten nicht. »Je länger der Krieg dauert«, schrieb ein Gefrei- ter aus Rußland, »um so mehr drängt es sich uns auf, daß dieser Krieg ir- gendwie ein heiliger Krieg ist, wo alle dunklen Mächte der Erde gegen uns fechten.«156 Ein Kollege berichtete von seinem Dienst bei der Waffen-SS,157 ein anderer, wie tief ihn die persönliche Begegnung mit dem »Führer« be- wegt hatte: »Wie ein Vater zu seinen Kindern, so hat er zu uns gesprochen. Einigen Soldaten standen die Tränen in den Augen.«158 Heinrich Mohn, der unter der Rubrik »Aus der Heimat kommt der Schein« über die Entwick- lung in der Stadt und im Unternehmen berichtete, behandelte seine Nähe zu den Erfahrungen der Soldaten: Er sei »selbst im Weltkrieg drei Jahre draußen gewesen« und wisse, »wie sehr einen dann alles, auch das Klein- ste, scheinbar Unbedeutende interessiert«.159 So berichtete Mohn von der steigenden Zahl der Frauen und Lehrlinge im Unternehmen, von der gut- en Auftragslage, der Papierbeschaffung und vom »kameradschaftlichen Le- ben«. Auch von der wichtigsten betriebspolitischen Neuerung des Jahres 1941 erfuhren die Leser der Bertelsmann-Illustrierten: der Verlagerung großer Auftragsmengen »nach auswärts«, namentlich nach Belgien und Holland, ins Baltikum, ins Protektorat Böhmen und Mähren sowie in das – wie »Schriftwalter« Berthoud schrieb – »zurückgekehrte Elsaß«.160 Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens wurden Verlagspublika- tionen nun nicht mehr in der eigenen Druckerei hergestellt; bis Kriegsen- de waren fast 100 Fremdfirmen für C. Bertelsmann tätig.161 Die Aktivitä- ten des Unternehmens in den besetzten Gebieten sind allerdings nur zum Teil zu rekonstruieren.162 Unklar ist vor allem, wie die Auftragsverlagerung abgewickelt wurde und welche Kompetenzen das Gütersloher Unterneh- men im Ausland besaß.163 Auch die Frage, inwieweit der Verlag vom Ein- satz jüdischer Zwangsarbeiter profitierte, ist nicht eindeutig zu beantwor- ten.164 Die Buchproduktion von C. Bertelsmann im Baltikum war nachweislich mit der Beschäftigung jüdischer Zwangsarbeiter verbunden. Mit den seit Sommer 1941 besetzten Hauptstädten Lettlands und Litauens, Riga und Wilna, hatte der Verlag zwei traditionsreiche Buchhandelsstädte für seine Druckaufträge gewählt. Beide waren vor dem Zweiten Weltkrieg berühmt für ihre reiche jüdische Kultur; in Riga lebten 1939 rund 43 000 Juden, in Das Unternehmen im Krieg 459

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Wilna, dem »Jerusalem des Ostens«, mehr als 55 000.165 In Wilna arbeite- ten sechs Druckereien für das Gütersloher Unternehmen. Nahezu alle be- schäftigten zwischen 1941 und 1943 Juden aus dem örtlichen Ghetto: die Staats-Druckerei Ausra, die Druckerei Raide, die Staatliche Druckerei Svy- turys, die Druckerei Patria und die Poligraphieanstalt Vaizdas. Über die Zahl der beschäftigten jüdischen Arbeitskräfte sind nur Schätzungen mög- lich; 1942 dürften es insgesamt 50 gewesen sein.166 Daß die Bertelsmann-Aufträge für die Wilnaer Betriebe bedeutsam wa- ren, läßt sich am Beispiel der Poligraphieanstalt Vaizdas zeigen: Bertels- mann war einer von elf Auftraggebern (der einzige aus dem »Altreich«) und ließ im Gesamtwert von 10 180 Reichsmark drucken; nur eine örtli- che Tabakfabrik, ein sogenanntes Studienbüro und die Landwirtschafts- verwaltung Kaunas erteilten Aufträge von höherem Wert.167 Die Druckerei mit insgesamt 149 Mitarbeitern benötigte 1942 insgesamt 5 200 Arbeits- stunden für die Aufträge aus Gütersloh, etwa ein Zehntel des für alle Fremdaufträge verwendeten Zeitbudgets.168 Die Juden aus dem Ghetto Wilna mußten in vielen Betrieben Zwangs- arbeit leisten: inner- und außerhalb des Geländes, unter strenger Bewa- chung und gegen geringes Entgelt.169 Jüdische Männer erhielten von pri- vaten Arbeitgebern anfangs 20 Pfennige Stundenlohn, Frauen 15 und Ju- gendliche 10 Pfennige;170 später wurden die Sätze auf 30, 25 und 20 Pfen- nige erhöht, von denen die Lohnbüros der Betriebe die Hälfte direkt an das deutsche Gebietskommissariat abführten.171 Im Druckgewerbe waren ver- gleichsweise wenige Juden beschäftigt. Das Gros zogen die Werkstätten der Wehrmacht und die Einrichtungen der deutschen Zivilverwaltung in der Rüstungsfertigung, aber auch in der Pelzindustrie und der Leder- und Schuhfabrikation heran. Wer zur Arbeit körperlich nicht mehr in der Lage war und keinen besonderen Arbeiter- oder gar Facharbeiterausweis be- saß, der wurde in den Wäldern der Umgebung erschossen. Nach sukzes- siven Mordaktionen begann am 23. September 1943 die Liquidierung des Ghettos; arbeitsfähige Juden wurden in Zwangsarbeitslager nach Lettland und Estland deportiert, die anderen in das Vernichtungszentrum Sobibor. Der Einsatz von jüdischen Arbeitern im Druckgewerbe in Wilna ist zum letzten Mal vier Wochen vor der Auflösung des Ghettos belegt.172 Danach verblieben zwangsarbeitende Juden nur noch in Wilnaer Pelzfabriken und Heeresfertigungsstätten, ehe auch sie 1944 »ausgesondert« und erschos- sen wurden. Fraglicher als in Wilna ist der Arbeitseinsatz von Juden bei der Buch- produktion für C. Bertelsmann in den Rigaer Druckereien. Daß auch dort jüdische Arbeitskräfte aus dem Mitte August 1941 eingerichteten Ghetto herangezogen wurden, ist anzunehmen, aber nicht zu belegen.173 Das »Journalbuch« der jüdischen Ghettopolizei – das einzige erhaltene Doku- ment der Ghettoverwaltung – enthält für die Zeit zwischen Februar und September 1942 detaillierte Einträge über Firmen, die Zwangsarbeiter aus dem Ghetto anforderten; Hinweise auf das Druckgewerbe sind nicht dar- unter.174 Daß aber jüdische Arbeiter, die unter strenger Bewachung täglich aus dem Ghetto abgeholt und wieder zurückgebracht wurden175, in der Zentrale der Frontbuchhandlungen in Riga Zwangsarbeit leisten mußten, 460 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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belegen Berichte von Zeitzeugen.176 Für einige der insgesamt sieben Riga- er Druckereien, die für Bertelsmann arbeiteten, liegen Aufstellungen der Arbeitsämter vor; die Beschäftigung jüdischer Zwangsarbeiter läßt sich aber in keinem Betrieb nachweisen. Fünf vermutlich sowjetische Kriegs- gefangene mußten im Herbst 1942 in der sogenannten 5. Druckerei Zwangsarbeit leisten; ob der Betrieb zu dieser Zeit Aufträge von Bertels- mann ausführte, ist nicht klar.177 Unklar ist weiter, welche Auswirkungen auf die Buchdruckbranche die Massenerschießungen lettischer Juden im November und Dezember 1941, die Deportation von Juden aus dem »Alt- reich« und dem Protektorat Böhmen und Mähren und schließlich die Räu- mung des Ghettos Riga im Dezember 1943 hatten. Wenngleich im Falle von Wilna feststeht und für Riga anzunehmen ist, daß jüdische Arbeitskräfte Zwangsarbeit in Druckereien leisten mußten, die für C. Bertelsmann Aufträge ausführten, so ist doch weder zu eruieren, ob das Gütersloher Unternehmen hiervon Kenntnis besaß, noch, ob es sich in die Arbeitsorganisation der Fremdfirmen einschalten konnte und woll- te. Auch über die ökonomischen Hintergründe der Produktionsverlagerung läßt sich nur spekulieren. Möglicherweise rechnete es sich, Feldausgaben in Kundennähe zu drucken, um dadurch Transportkosten zu sparen. Ob darüber hinaus die Ausbeutung der jüdischen Arbeitskräfte günstigere Herstellungskosten als im »Altreich« zur Folge hatte und die Auftragsver- lagerung ins Baltikum womöglich deshalb attraktiv war, muß in Ermange- lung entsprechender Quellen offenbleiben. Von den 9,7 Millionen in die- sem Zeitraum gedruckten Wehrmachtsausgaben wurden in Riga und Wil- na 321 000 Exemplare sowie zusätzlich 20 000 Sonderexemplare der Klei- nen Feldpost-Reihe für das Oberkommando der Luftwaffe (OKL) hergestellt. Das entspricht einem Anteil von 3,4 Prozent. Die wenigen Äußerungen der Unternehmensleitung über die Beauftra- gung von Fremdfirmen im Baltikum enthalten keinen Hinweis auf das The- ma Zwangsarbeit. Theodor Berthoud berichtete in der Weihnachtsausga- be 1942 der Bertelsmann-Illustrierten lediglich, wer den Kontakt ins Bal- tikum geknüpft hatte und worin die Erfolge bestanden: »›Es wird wohl nötig sein, daß ich mal nach Riga fahre‹, damit überraschte uns eines Ta- ges Johannes Banzhaf. Heute werden in den baltischen Ländern mit Un- terstützung der dortigen Zentralstellen mehrere Feldausgaben und Bände der ›Kleinen Feldpostreihe‹ gedruckt, die gleich im Osten bleiben und dort in großen Posten durch den Frontbuchhandel oder das Rote Kreuz, durch ortsansässige Buchhändler und Wehrmachtstellen zur Verteilung kommen. Für die Aufbauarbeit in den besetzten Gebieten, für die Truppenbetreu- ung, für die Nachwuchsgewinnung der drei Wehrmachtsteile, überall wer- den große Mengen Bücher gebraucht.«178 Über die konkrete Arbeit in den besetzten Gebieten war aus der Ber- telsmann-Illustrierten wenig zu erfahren; ihr Thema war allein die Pro- duktionssteigerung. »So manche Druckerei und Buchbinderei im Reich und in den besetzten Gebieten«, erklärte Heinrich Mohn zur Kriegsweihnacht 1941, »wurde zur Arbeit herangezogen und alle diese Büchermengen müs- sen nun von hieraus [sic] zum Versand kommen.«179 Im übrigen war der »Betriebsführer« voll des Lobes über seine »Gefolgschaft«: Alle begnügten Das Unternehmen im Krieg 461

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sich mit einer kürzeren Mittagspause, sparten Licht und Heizung und sei- en zu Überstunden bereit. Die »ungeheure Arbeit«, mit der – wegen der täglich »schier unendliche[n]« Zahl an Paketen – vor allem Auslieferung, Lager und Packerei konfrontiert seien, werde problemlos bewältigt. »Auch unser Lektorat«, so Mohn, »sinnt auf immer neue Weise, Front und Hei- mat zu dienen«.180 Pointierter noch formulierte es Theodor Berthoud zum »Tag der nationalen Arbeit« 1942: »Ja, auch wir, Setzer und Drucker, Buch- binder und Packer, Angestellte und Abteilungsleiter, dienen der Front, denn unsere Bücher sind geistige Munition.«181 Daß das Unternehmen zwecks Verbreitung seiner Kriegsbücher in enger Verbindung mit staatlichen Behörden stand und von diesen »die stärkste Unterstützung«182 erhielt, erfuhren die Mitarbeiter ebenfalls aus der Bertelsmann-Illustrierten. In seiner Rubrik »Aus der geistigen Werk- statt« berichtete darüber Hauptlektor Gustav Dessin183, der das Blatt mit vielen selbstverfaßten literarischen Beiträgen bestückte184, und »Betriebs- führer« Mohn bilanzierte 1941 mit Blick auf die Papierbewirtschaftung: »So gelang es doch immer, all das zu beschaffen, was wir zur geregelten Durchführung unserer Arbeit nötig hatten.«185 Trotz des anhaltenden allgemeinen Rohstoffmangels blieb die Lage für Bertelsmann lange günstig. Theodor Berthoud wußte zu berichten: »So sind unsere Bücher und Feldausgaben zu Tausenden und Abertausenden in die Buchhandlungen, in die Volks- und Werkbüchereien, zur Front und auch weithin in die besetzten Gebiete und befreundeten Länder gegangen. Die früher üblichen Geschäftsbesuche bei den Buchhandlungen wurden ab- gelöst durch Reisen zu den einzelnen Fachgruppen und nach den Ländern, die sich in den Dienst unserer Herstellung stellten, durch Besprechungen mit Zentralstellen der Wehrmacht und der Wirtschaft, die der Papierbe- schaffung ebenso dienten wie der Darlegung unserer Verlagspläne und Ar- beit. Umfang und Gehalt solchen Wirkens hat wiederholt die Anerkennung hoher amtlicher Stellen gefunden. Wir alle, die wir in Herstellung, Vertrieb und Lektorat die Vorbedingungen solcher Arbeit schufen, haben darin und in den Stimmen, die uns von bekannten wie unbekannten Soldaten zahl- reich zugingen, die Bestätigung gesehen, auf dem richtigen Wege zu sein.«186 Aufträge waren bis ins letzte Kriegsjahr zu erfüllen, Bücher und Hefte in Millionenzahl zu liefern, darunter Großbestellungen der Organisation Todt.187 Das Unternehmen benötigte dafür dringend Mitarbeiter, vor allem kaufmännische Angestellte für das Verlagsbüro. Auf entsprechende An- träge188 ging das Arbeitsamt allerdings nicht ein, vielmehr wurden im Zuge der Totalisierung der Kriegsführung weitere Mitarbeiter abgezogen und in der Rüstungsindustrie, bei der Flak, für Schanzarbeiten am Westwall und schließlich im örtlichen Volkssturm eingesetzt.189 Im Herbst 1944 über- nahm C. Bertelsmann nach der Bombardierung einer Bielefelder Drucke- rei die Herstellung der Lebensmittelkarten für Westfalen. Wieder waren Doppel- und Dreifachschichten zu leisten.190 Schon ein paar Wochen vor- her kam die Produktion von Geschoßhülsen aus Pappe hinzu – ein Auftrag, der Bertelsmann im Zeichen der »totalen Mobilisierung« in einen Zulie- ferbetrieb für die Rüstungsindustrie verwandelte.191 Die Pappe diente zur 462 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Dämmung von Brennzündern und anderem Sprengstoff, wurde aber nicht nur als Verpackungsmaterial verwendet, sondern in Ermangelung anderer Rohstoffe auch für die Herstellung von Infanteriewaffen (beispielsweise für Leuchtpistolen).192 In den letzten Kriegsmonaten machten sich die Auswirkungen der anti- jüdischen Politik des NS-Staates auch bei C. Bertelsmann bemerkbar, wa- ren dort doch Angehörige von zweien der drei jüdischen und »halbjüdi- schen« Familien, die zu diesem Zeitpunkt noch in Gütersloh lebten,193 an- gestellt. Neben den bereits erwähnten »halbjüdischen« Mädchen Ilse und Marion H. beschäftigte Heinrich Mohn den mit einer Jüdin verheirateten Anton P.194, einen gelernten Buchhändler, der 1926 als Gehilfe bei Ber- telsmann angefangen hatte und seit 1937 in der Verwaltung arbeitete.195 Das Ehepaar P. lebte in »privilegierter Mischehe«, denn die Ehefrau, die wegen ihres »arischen« Gatten keinen Judenstern zu tragen brauchte196, war nach der Hochzeit zum katholischen Glauben konvertiert; die vier Kin- der wurden getauft und katholisch erzogen. Als im Dezember 1941 im Regierungsbezirk Minden, zu dem Gütersloh gehörte, die Deportation der Juden »nach Osten« begann und die Gestapo in Bielefeld ein Sammellager für Juden aus der Region einrichtete,197 zeich- nete sich ab, daß das Leben der Familie P. fortan gefährdet sein würde, wenngleich von den Maßnahmen – zunächst – ausschließlich »Volljuden« betroffen waren. Am 13. Dezember 1941 verließ der erste Transport das Sammellager Bielefeld mit Zielrichtung Riga, wo Einsatzgruppen der SS Massenexekutionen verübten. Am 31. März 1942 ging der zweite Juden- transport aus Bielefeld ab, diesmal mit Ziel Warschau.198 Bis Ende Juni 1943 verließen weitere sechs Transporte das Sammellager. Trotz streng- ster Geheimhaltungspflicht verbreitete sich die Nachricht über die Depor- tationen rasch – und stieß, wie der Sicherheitsdienst der SS zu wissen glaubte, auf breite Zustimmung in der Bevölkerung.199 Lediglich aus kon- fessionellen Kreisen wurde auch Ablehnung gemeldet. Erstaunlich ist in jedem Fall das detaillierte Wissen über die Vorgänge, das aus dem SD-Be- richt hervorgeht: »So wurde ausgeführt, die Juden würden alle nach Ruß- land abgeschoben. Der Transport würde bis Warschau mit Personenwagen durchgeführt, von wo es mit Viehwagen weiter nach Rußland ginge. Der Führer wolle bis zum 15.1.1942 Meldung haben, daß sich kein Jude mehr in Deutschland aufhalte. In Rußland würden die Juden zu Arbeiten in ehe- mals sowjetischen Fabriken herangezogen, während die älteren und kran- ken Juden erschossen würden. Es wäre nicht zu verstehen, daß man mit den Juden so brutal umgehen könne; ob Jude oder Arier, alle wären doch von Gott geschaffene Menschen.« Seit September 1944 wurden in Ostwestfalen auch »jüdische Mischehe- partner« und »Mischlinge ersten Grades«, soweit sie älter als 14 Jahre wa- ren, in sogenannten Blitzaktionen nach Bielefeld abtransportiert.200 Klara H., die Mutter der beiden »halbjüdischen« Bertelsmann-Mitarbeiterinnen, wurde mit ihrer jüngsten, nicht im Unternehmen beschäftigten Tochter201 festgenommen, ebenso Anna P., die jüdische Ehefrau des Verwaltungsan- gestellten Anton P. mit ihren vier Kindern.202 Sie alle kamen in das aus- schließlich für »Halbjüdinnen« und Jüdinnen aus »Mischehen« eingerich- Das Unternehmen im Krieg 463

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tete Frauenarbeitslager der Organisation Todt in Elben bei Kassel, wo sie in einer unterirdischen Rüstungsfabrik Zwangsarbeit leisten mußten.203 Anton P. wurde vor der Festnahme seiner Frau für sechs Wochen zum Arbeitseinsatz an den Westwall geschickt – vermutlich um sicherzustellen, daß er die Deportation nicht behinderte.204 Nach seiner Rückkehr reagier- te Heinrich Mohn sofort. Am 23. Oktober 1944 richtete der Firmenchef ein Schreiben an die Gestapo Gütersloh und verlangte im Namen seines Mit- arbeiters ebenso knapp wie klar: »Damit er seine volle Arbeitskraft zur Ver- fügung stellen kann, ist es notwendig, daß seine Frau nach Gütersloh ent- lassen wird, damit sie ihm den Haushalt führt und für ihn sorgt. Heil Hit- ler!«205 Tatsächlich wurde Anna P. am 28. November 1944 entlassen,206 nicht aber ihre Tochter. Doch auch für Anna P. währte die Freiheit nur kurz: Mitte Februar 1945 wurde sie erneut verhaftet, nach Bielefeld gebracht und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.207 Anna P. überlebte das Dritte Reich. Nachdem Theresienstadt von der Roten Armee befreit worden war, kehrte sie Mitte Juni 1945 nach Güters- loh zurück. Heinrich Mohn bot Hilfe an; sein Fahrer holte die 15jährige Tochter des Ehepaars aus dem Lager Elben ab.208 Anton P. arbeitete bis zu seinem Tod 1951 in der Buchhaltung bei Bertelsmann. Inwiefern die dra- matischen Ereignisse ein persönliches Verhältnis zwischen ihm und Hein- rich Mohn begründet hatten, ist nicht bekannt.209 Seit der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre gründeten Wachstum und wirtschaftlicher Erfolg des Unternehmens C. Bertelsmann zunehmend in der Kriegskonjunktur. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung wurde vom Gütersloher Stammsitz aus die auf halb Europa verteilte Produktion ge- steuert. Hatte sich Bertelsmann in dem Maße vergrößert, in dem die deut- schen Truppen von Sieg zu Sieg marschierten, so setzte das Ausbleiben der militärischen Erfolge dieser Expansion ein Ende. Nicht einmal mehr halb so viele Mitarbeiter wie noch zu Beginn waren gegen Ende des Krie- ges im Unternehmen tätig; die letzten »Gefolgschaftszahlen« vom Februar 1945 weisen 113 weibliche und 76 männliche Beschäftigte aus.210 Produ- ziert wurde inzwischen wieder ausschließlich in Gütersloh, und der Ver- lag war wieder, was er zuvor mehr als 100 Jahre lang gewesen war: ein mittelständischer Betrieb in der ostwestfälischen Provinz. Sybille Steinbacher, Tanja Hetzer, Norbert Frei Vorschriften und Schleichwege der Papierbeschaffung: Die Beziehungen zu Matthias Lackas Nicht nur die Mobilisierung der Arbeitskraftreserven bestimmte die Wirt- schaft im Krieg. Hinzu kam das Ringen um Rohstoffe – und das hieß auf dem Buchmarkt: der Kampf um das notwendige Papier. Die entsprechen- den Ressourcen der besetzten Länder, deren Industrie in den Dienst der deutschen Interessen gestellt wurde, kamen der Wehrmacht und den Reichsbehörden unmittelbar zugute. Auf dem Verlagssektor gewann in die- sem Zusammenhang die Zentrale der Frontbuchhandlungen (ZdF) an Ein- 464 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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fluß und erhielt verlagsähnlichen Charakter. Die Heereseinheiten gaben mit den Tornisterschriften, der Reihe Soldatenbücherei und den soge- nannten Waffenheften des Heeres eigene Buchreihen ausschließlich für Wehrmachtsangehörige heraus, wobei die Verlage vom Oberkommando der Wehrmacht nur eine geringe Lizenzgebühr erhielten. Neue Strukturen und Netzwerke entstanden. Das Sortiment wurde eingeschränkt und ver- mochte schließlich die Bedürfnisse seiner Kunden nicht mehr zu befriedi- gen. Diese Mangelwirtschaft förderte auch auf dem Buch- und Papiermarkt die Schwarz- und Schattenwirtschaft: Regelrechte Schieberringe entstan- den. Politische Korruption war dem Nationalsozialismus ohnedies system- immanent. Bestechlichkeit, Unterschlagung, Patronage und Nepotismus bildeten Strukturmerkmale der NS-Herrschaft; Cliquenbildung und Kame- raderie formten den organisatorischen Unterbau.211 Neben der institutio- nalisierten Korruption, die für die Stabilisierung des Regimes von tragen- der Bedeutung war und von Hitler selbst verkörpert wurde, der sich durch großzügige Dotationen die Loyalität seiner Untergebenen sicherte,212 gab es (nur unscharf davon getrennt) die tolerierte Korruption, worunter Son- derfonds und schwarze Kassen fielen, die – fern jeder Kontrolle – nicht nur beinahe jeder Gauleiter, sondern auch die subalternen Funktionäre im zweiten und dritten Glied der NS-Hierarchie unterhielten. Unter die bekämpfte Korruption (der Übergang war auch hier fließend) fielen die spärlichen, nicht etwa von Kriterien objektiven Rechts, sondern von poli- tischer Opportunität geleiteten Maßnahmen bei der Strafverfolgung von Unterschlagungs- und Bestechlichkeitsdelikten. Korruption wurde unter den Bedingungen des Krieges zum Massenphänomen – und erfaßte schließ- lich auch das Unternehmen Bertelsmann. Das Kriegsgeschäft hatte sich für C. Bertelsmann höchst erfreulich an- gelassen: Umsätze und Gewinne stiegen, Papier ließ sich 1940 und 1941 noch einigermaßen problemlos beschaffen,213 die Kapazitäten der neuen Druckerei und Binderei in der Eickhoffstraße waren völlig ausgelastet. Bis auf Fritz Wixforth wurden die leitenden Mitarbeiter nicht eingezogen. Mit seinen Feldausgaben hatte der Verlag eine Spitzenstellung bei der Buch- versorgung der Wehrmacht erreicht. Er belieferte mit hohen Auflagen zahl- reiche militärische Gliederungen und Institutionen sowohl über den her- kömmlichen Sortimentsvertrieb wie über die Zentrale der Frontbuch- handlungen; deren Kommissionär Lühe & Cie war dem parteieigenen Eher- Konzern angegliedert.214 Zur selben expansionsfreudigen Unternehmensgruppe zählte als Toch- ter des Deutschen Verlags (des »arisierten« Hauses Ullstein) auch die Ver- sandbuchhandlung Arnold in Berlin. Sie versorgte in großem Umfang Par- teiorganisationen und die Wehrmacht mit Büchern, lieferte jedoch direkt an die Einheiten aus, die ihre Divisions-, Kompanie- und Lazarettbüche- reien bestücken mußten, aber auch für ihre Nachwuchswerbung und vor allem für Weihnachtsbuchaktionen große Mengen an Lesestoff dringend benötigten. Arnolds ehrgeiziger Angestellter Matthias Lackas (1905–1968) stattete Gütersloh Ende 1941 erstmals einen Besuch ab und traf dort auf Johannes Banzhaf und Wilhelm Beimdiek, die Leiter der Herstellung und Auslieferung. Diese erste Kontaktaufnahme führte noch zu keiner Zusam- Die Beziehungen zu Matthias Lackas 465

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menarbeit.215 Offenbar war der Lieferweg über die Zentrale der Front- buchhandlungen so gut eingespielt und der Markt so aufnahmefähig, daß man bei Bertelsmann keine Notwendigkeit für intensivere Beziehungen zu einer Firma des Parteikonzerns sah. Im Frühsommer 1942 reiste Lackas mit neuen Offerten und Wehr- machtsaufträgen nach Gütersloh. Inzwischen hatten sich die Rahmenbe- dingungen der Buchproduktion stark verändert, und Bertelsmann stand vor unerwarteten Problemen. Der Buchmarkt wurde nun konsequent auf Planwirtschaft umgestellt, eine Reihe auch großer Verlagshäuser geriet in Lieferengpässe, da sie das notwendige Papier nicht in ausreichendem Maße beschaffen konnten. Der Rohstoff Holz mußte mit Fortschreiten des Krie- ges immer mehr Ersatzfunktionen übernehmen. Spinnpapier diente als Jute-Ersatz, Zellmehl als Futtermittel, Zellulose zur Munitionsherstellung. Durch den zunehmenden Luftkrieg wurden zudem zahlreiche Holzbestän- de und Lager zerstört. Das wirkte sich auf Herstellungskapazitäten und Lie- ferfristen von Papier in einem Maße aus, daß die Papierfrage zu einem »schrifttumspolitischen Problem ersten Ranges« und eine strenge Bewirt- schaftung »nach volksverantwortlichen Grundsätzen« notwendig wurde.216 Auch Bertelsmanns Vorsorge durch große Lager, rechtzeitigen Einkauf und finanzielle Potenz, durch Auftragsvergabe an Fremdbetriebe und Ver- lagerungen ins Ausland griff unter den neuen planwirtschaftlichen Regu- larien nicht mehr. Wer ab Mitte 1942 an Papier kommen wollte, mußte komplexe Genehmigungsverfahren durchstehen, bei denen gute Kontakte zu den Entscheidungsträgern oder die Einschaltung von Vermittlern von Vorteil waren. Da Bertelsmann seine theologische Produktion zu diesem Zeitpunkt be- reits stark reduziert hatte, war der Verlag durch die Einstellung der Pa- pierzuteilungen für Konfessionsverlage ab 1941217 weniger betroffen als andere rein theologische Verlage, deren Gesamtproduktion teils zum Er- liegen kam. Dagegen schien die Weiterführung der belletristischen Mas- senauflagen, die Sicherung der eben erst errungenen Spitzenposition auf dem Kriegsmarkt für die Fortexistenz des Verlages unbedingt erforderlich und durfte keinesfalls durch Papiermangel gefährdet werden. Dies aber war nicht mehr auf dem zivilen Buchmarkt, sondern nur noch durch Wehr- machtsaufträge zu erreichen. Deshalb hatte man nun ein offenes Ohr für die Vorschläge von Lackas. Wie die Akten des 1943 eröffneten Kriegsge- richtsverfahrens zeigen, entpuppte er sich bald als wohl erfolgreichster Pa- pierschieber im Reich.218 Die »Papierschecks« der Wehrmacht Vom Sommer 1942 an mußten alle Verlage ihre Lagerentnahmen und Ankäufe von Papier durch die Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhan- dels genehmigen lassen; für Druckverlagerungen ins Ausland kam eine Bewilligung durch die Wirtschaftsgruppe Druck hinzu.219 Beide nachge- schaltete Instanzen des Propagandaministeriums sollten die Buchproduk- tion im Reich steuern und sicherstellen, daß Papier während des Krieges nur für genehmigte Druckwerke verwendet und nicht gehortet wurde. Auch 466 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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wer eigene Papierbestände besaß, durfte diese nur für genehmigte Aufla- gen »kriegswichtiger« Bücher verwenden. Zur Überwachung diente ein kompliziertes Verfahren: die Papierschecks. Sowohl die zivilen wie die militärischen Papierbestände waren kontin- gentiert und wurden durch unterschiedliche »Kontingentsträger« verwal- tet. Die Genehmigung der Papieranträge für den zivilen Bereich erfolgte ausschließlich durch das RMVP und die ihr nachgeschaltete WiBu, im Wehrmachtsbereich dagegen galt die Entscheidungskompetenz des Mi- litärs, das (zumindest theoretisch) die WiBu zu informieren hatte.220 Kon- tingente erhielten die einzelnen Oberkommandos und Wehrmachtsteile, das übergeordnete OKW und die Zentrale der Frontbuchhandlungen; hin- zu kamen Sonderkontingente etwa für die Organisation Todt (OT) und für die Sonderaktion Feldpost des RMVP. Die Auslieferung der Bücher an das Sortiment wie an die ZdF geschah auf dem herkömmlichen Weg über den Kommissionsbuchhandel; speziell zugelassene Versandbuchhandlungen, darunter Arnold, versorgten die Oberkommandos von Heer, Luftwaffe und Marine. Auch Direktlieferungen von Druckaufträgen waren möglich, da die Wehrmacht bis Kriegsende über die meisten Papierreserven verfügte. Um das Papierscheckverfahren gegen Mißbrauch zu sichern, wurde ein komplizierter Instanzenweg vorgeschrieben, der Planung und Produktion deutlich verzögerte. Er ist kennzeichnend für die extreme Bürokratisierung der Kriegswirtschaft. Jeder Antragsteller – das konnte eine Druckerei sein, ein Verlag, ein Papiergroßhändler, -verarbeiter, -verbraucher oder -erzeu- ger – mußte auf dem Scheckformular die wichtigsten Informationen ver- merken: Titel, Auflagenhöhe, Ausstattung, Materialbedarf, gegebenenfalls das beauftragte Druckunternehmen im Ausland, Auftraggeber oder Be- stimmung der beantragten Bücher. Auch der Kontingentsträger mußte er- klären, das Bestellte wirklich zu benötigen. Zu diesem Zweck ging der Scheck in doppelter Ausfertigung an die »kontingentverwaltende Wehr- machtsdienststelle«. Diese kontrollierte die Eintragungen und teilte die Auflagenhöhe zu. Das allgemeine Wehrmachtamt des OKW prüfte anschlie- ßend die Kriegswichtigkeit und versah im positiven Fall den Papierscheck mit dem Stempel des Prüfers Jürgen Eggebrecht: »Unbedenklichkeit!« Ent- scheidungshilfe bei der Beurteilung der Kriegswichtigkeit boten die Gut- achten der Militärzensur; bei zivilen Buchprojekten waren die Voten eines vom Propagandaministerium einberufenen Ausschusses maßgebend. Nun stempelte auch der Kontingentsträger den Scheck und trug seine Prüfnummer in eine dort geführte Liste ein. Ein dritter Stempel wurde von der »Verteilungsstelle der Reichsstelle für Papier« angebracht, die allein berechtigt war, diese Schecks in den Handel zu bringen. Erst dieser drei- fach gestempelte Scheck stellte sowohl einen genehmigten Antrag auf Pa- pierzuteilung wie eine Druckgenehmigung dar. Mit ihm konnte der An- tragsteller auf dem Papiermarkt Rohstoffe einkaufen oder diese, falls er sie selbst auf Lager hatte, seinen Vorräten entnehmen.221 Die Schwachstellen des Verfahrens waren offensichtlich. Zum einen dauerte der Ablauf meist viele Monate, so daß selbst die Wirtschaftsstelle Buch den Überblick verlor. Papier wurde im Reich und in den besetzten Gebieten produziert; es mußte aber auch aus Drittstaaten (Finnland, Die Beziehungen zu Matthias Lackas 467

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Schweden) eingeführt werden, da die eigenen Ressourcen mit dem Fort- gang des Krieges immer knapper wurden. Damit die Verlage nicht für je- den Druckauftrag kleine Mengen einkaufen mußten, durften sie einen Dreimonatsbedarf an Papier erwerben. Den Papiergrossisten war es somit möglich, lagerndes Papier auch dann an Verlage abzusetzen, wenn diese keine rechtsgültige Druckgenehmigung der Wirtschaftsstelle Buch vorwie- sen. Letztere sah diesen Bruch ihres Regelwerks als verkraftbar an. Es blieb den Verlagen ja letztlich verboten, dieses Papier ungenehmigt zu ver- arbeiten. Allerdings kam es dabei immer häufiger zur Überbrückung der Wartezeiten: Man druckte die Bücher in der sicheren Erwartung, daß die Genehmigung durch die WiBu noch eintreffen werde. Das Papier war ja vorhanden, die Zusicherung der Reichsstellen auch. Für Unrechtsbewußt- sein bestand dabei kein Anlaß – schließlich bemühte man sich nur, den staatlichen Auftraggeber möglichst rasch zu bedienen.222 Als weitaus gravierender erwies sich, daß der Instanzenweg durch sim- ple Korruption außer Kraft gesetzt werden konnte. Waren Papierschecks blanko mit dem Stempel des Unternehmens versehen, konnte ein ge- schickter Vermittler Titel, Menge und Preis selbst einsetzten und die dafür benötigten Mengen Papier von den Kontingentsträgern auch erhalten, so- fern die Wehrwirtschaftsämter mitspielten. Diese kontingentverwaltenden Stellen erhielten pro Vierteljahr eine Papiermenge für konkrete Aufträge zugeteilt, doch hinzu kamen sogenannte Kontingentsspitzen, die bei- spielsweise bei der Luftwaffe zwischen 50 und 100 Tonnen im Vierteljahr lagen.223 Davon konnten offenbar die Sachbearbeiter an genehme Liefe- ranten unter der pauschalen Bezeichnung »Bücher für die Wehrbetreuung« erhöhte Papiermengen zuweisen, wofür diese Firmen blanko unterschrie- bene, aber ansonsten nicht ausgefüllte Papierschecks einreichten. Den Kontingentsverwaltern war daran gelegen, solche Spitzen möglichst schnell abzusetzen, damit sie nicht verfielen oder gekürzt wurden. So konnten sich beispielsweise Banzhaf und Beimdiek mit Matthias Lackas darauf einigen, daß dieser bevorzugt Banzhafs Humoranthologien mit sol- chen Schecks dem Heer vermittelte (den Gewinn teilte man sich) – damit durchkreuzten private Profitinteressen die Planung des Propagandamini- steriums. Die staatlichen Kontrollinstanzen erhielten schnell von den Mißbräu- chen Kenntnis. Am 10. April 1943 beschwerte sich Wilhelm Baur, der Vor- steher des Börsenvereins, bei Wilhelm Haegert, Ministerialrat im RMVP,224 und dem RSK-Geschäftsführer Wilhelm Ihde über eine »schwere Beein- trächtigung unserer kulturpolitischen Arbeit«: »Ohne Kontrolle des Mini- steriums werden hier große Auflagen gedruckt und so den Verlagen durch Übergabe von Papierschecks der Nachdruck von allen möglichen Büchern ermöglicht. Es ist nun heute so, dass sich manche Buchverlage garnicht mehr die Mühe machen, recht lange mit der Wirtschaftsstelle des Deut- schen Buchhandels, also mit dem Ministerium zusammenzuarbeiten, son- dern dass sie vielmehr darauf aus sind, von der Wehrmacht Papierschecks zu bekommen. Ihnen ist dadurch nicht nur das Papier, sondern auch der Druckauftrag sicher, da Wehrmachtsaufträge ja vor allen anderen rangie- ren. Es soll sogar Leute geben, die berufsmäßig derartige Wehrmachtspa- Die Beziehungen zu Matthias Lackas 469

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pierschecks besorgen. Im Namen des gesamten Buchhandels bitte ich Sie dringend, hier nach dem Rechten zu sehen.«225 Baur spielt hier zweifellos auf Lackas an, dessen Aktivitäten bereits zu dieser Zeit seinen Argwohn erregt hatten. Denn mit genau diesem Er- folgsrezept hatte sich Lackas als Vermittler zwischen Verlagen und Wehr- wirtschaftsämtern etabliert und im Sommer 1942 auch dem Gütersloher Unternehmen seine Dienste angeboten, das um seinen weiteren Erfolg auf diesem Markt bangen mußte. Wenn ihm Bertelsmann Papierschecks blan- ko überlasse, könne er diese dank seiner guten Beziehungen bei der Wehr- macht unterbringen. Das Angebot wurde akzeptiert, Banzhaf stellte die Schecks aus, Prokurist Steinsiek (in dessen Abwesenheit Theodor Berthoud) zeichnete sie ab. Nicht geringen Eindruck dürften in Gütersloh die oft mit Hakenkreuz- stempeln gezierten Empfehlungsschreiben gemacht haben, mit denen Lackas sich den Anschein gab, im Auftrag hoher amtlicher Stellen zu ver- handeln.226 Er verschaffte seinerseits Bertelsmann wie auch anderen Un- ternehmen freigebig offiziöse Schreiben von Wehrmachts-, Reichs- und Parteistellen, in denen eine dringliche Wehrwichtigkeit ihrer Produktion bescheinigt wurde. Später sollte sich herausstellen, daß diese Dokumente von teils untergeordneten Mitarbeitern der Referate aus Gefälligkeit ange- fertigt worden waren. Der Verlag mag geglaubt haben, in Lackas einen einflußreichen, den Wehrmachtsstellen genehmen Vermittler gefunden zu haben, und dessen unbürokratischer Handhabung der Papierschecks gerne gefolgt sein. Auch die militärischen Auftraggeber drangen mehrfach darauf, den Druck der ausgewiesenen Auflagen einzuleiten, die Genehmigung werde nachge- reicht, oder die Firma müsse sich gefälligst selbst darum kümmern (so bei einem großen Kassettenauftrag der Luftwaffe). Bertelsmann gab dem Drängen nach, entnahm dem eigenen Vorrat Papier und verdruckte es für Schecks, ohne die vollständige Freigabe durch die WiBu bzw. eine Verlage- rungsbewilligung abzuwarten. Bald nahm man auch keinen Anstand mehr, die genehmigte bzw. beantragte Auflage zu überschreiten, ja sogar Aufla- gen zu liefern, die gar nicht auf den Schecks genannt waren, sondern die man auf Vorrat gedruckt hatte.227 Das war ab 1944 unbedenklich, als das RMVP zur »Kernproduktion« überging, nämlich den Verlagen aus dem ein- gereichten Titelangebot ein bestimmtes Quantum global genehmigte. Der- artige Plusauflagen aber hat C. Bertelsmann vermutlich schon 1943 mit holländischen Auftragsdrucken der Kleinen Feldpost-Reihe hergestellt. Bei vorhandenen Papiervorräten die genehmigten Kontingente zu überziehen war so lange problemlos möglich, als niemand die internen Betriebsabläu- fe, vor allem im Ausland, überprüfte. Diese Praxis des Mehrdrucks und der vorausschauenden Lagerhaltung war eine verständliche Reaktion auf die umständliche Papierbewirtschaftung – aber sie war formal nicht korrekt, auch wenn sie bei den Unternehmen als Kavaliersdelikt gelten mochte. In welchem Umfang solche unkorrekten Abwicklungen von Wehr- machtspapierschecks bei Bertelsmann geschahen, versuchte 1944 ein Gut- achter zu klären.228 Er bezifferte die Zahl der Schecks auf insgesamt 37, davon 27 für Werkdruckpapier, den Rest für Umschlagkarton, Packpapier 470 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Lackas und aus seinem Umfeld durch Bertelsmann bezogen wurde, bei etwa sechs Prozent. Das ist ein vergleichsweise bescheidener Prozentsatz, der sich bei längerer Zusammenarbeit vermutlich erhöht hätte. Jedenfalls trug er zur Befriedigung von Bertelsmanns Bedarf an Rohstoff und Druck- aufträgen nur in einem Maße bei, das den großen Risiken in keiner Weise entsprach. Ungenehmigte Papierkäufe Zu den Manipulationen mit Wehrmachtspapierschecks kamen weitere pro- blematische Wege der Papierbeschaffung. Bereits seit 1940 wurde der Pa- pierbedarf des Reichs zunehmend durch Importe aus Skandinavien ge- deckt. Im Winter 1942/43 wurde mit Finnland ein Abkommen über um- fangreiche Papierlieferungen geschlossen. Eine dem Wirtschaftsministeri- um zugeordnete Einfuhr- und Vertriebsgesellschaft m. b. H. in Berlin teil- te das Papier den Grossisten zu. Allerdings war das Material wegen seines hohen Holzgehalts recht minderwertig und wurde zudem in Rollen gelie- fert, die schwerer zu verarbeiten waren. Für die einfachen Feldpostausga- ben war es jedoch geeignet.231 Bertelsmann ließ sich von der Wirtschaftsstelle Buch den Kauf von 50 Tonnen Finnland-Papier genehmigen, erwarb jedoch, die seltene Gelegen- heit wie in Vorsorgepanik nutzend, über mehrere Grossisten die erhebli- che Gesamtmenge von 879 Tonnen. Davon wurden 143 Tonnen für vorlie- gende Druckgenehmigungen nach Holland verbracht, zusätzlich jedoch 100 Tonnen für noch nicht genehmigte Drucke verwendet.232 Der weitaus größte Teil wurde in Gütersloh auf rund zehn Lager verteilt, die Haupt- menge blieb im Lager Marienfeld. Von diesem Finnland-Papier wurden im Vorgriff auf erwartete Papierzuteilungen 34 Tonnen ungenehmigt ver- druckt. Da die Unmengen von wenig attraktivem Finnland-Papier die Lager der Grossisten verstopften und schnell verteilt werden sollten, wurde der An- kauf durch größere Verbraucher wie Bertelsmann oder auch Herder in Freiburg von den Behörden toleriert, um so mehr als sich Bertelsmann ge- genüber den Grossisten schriftlich verpflichtete, ohne Genehmigung der WiBu keine Lagerentnahmen und keine Drucke zu tätigen. Üblicherweise durften Verlage, um sich nicht der Papierhortung schuldig zu machen, nur die für eine Dreimonatsproduktion benötigte Menge im Lager vorhalten; das von Bertelsmann erworbene Volumen entsprach jedoch eher einer Jah- resproduktion. Damit geriet man in eine Grauzone. Dort befand man sich freilich nicht allein, denn Papierhortung war, den spärlichen Quellen nach zu schließen, übliche und durchaus geduldete Praxis im gesamten Reich. Auch im RMVP zollte der Papierreferent Rudolf Erckmann dem Geschick der Gütersloher bei der Rohstoffbeschaffung Anerkennung. Ihm war be- kannt, daß bei Bertelsmann erhebliche Papierlager bestanden, doch er sah dies keineswegs als belastend an, sondern bat mehrfach dringlich, man möge doch auch anderen Verlagen etwas davon zukommen lassen bzw. diesen in Holland behilflich sein.233 Auch Lackas wandte sich im Sommer 1943 an Bertelsmann mit der Bitte, für ihn persönlich 30 Tonnen Papier 472 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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im Gütersloher Umland einzulagern. Es kümmerte niemanden im Unter- nehmen, woher der Privatmann Lackas diese Menge bezogen hatte. Neben diesen erheblichen Lagermengen geringerwertigen Papiers suchte Bertelsmann sich bessere Qualität zu verschaffen und hatte auf dem schwarzen Papiermarkt in den besetzten Niederlanden Erfolg. Hier kauften Banzhaf und Wixforth ab Februar 1943 zu überhöhten Preisen ein, die Auslieferung der einzelnen Tranchen zog sich teilweise bis in den April 1944 hin. Die Lieferanten waren Wyt & Zonen (61 Tonnen), De Von- delstad (31 Tonnen) und Juettemann (ca. 70 Tonnen). Die Einkaufspreise lagen zwischen 0,95 Reichsmark und 4 Reichsmark pro Kilo und damit bis zum Achtfachen über dem offiziellen Preis.234 Da Bertelsmann insge- samt in Holland mehr als 700 Tonnen Papier gekauft hatte, wurde somit ein Viertel davon unter Umgehung der Preisbindung überteuert erwor- ben. Die Geschäftspraktiken von Matthias Lackas Für Bertelsmann wie für den Vermittler Lackas boten die Geschäftsbezie- hungen, solange sie reibungslos funktionierten, mancherlei Vorteile. Banz- haf war ein Virtuose im Aufspüren von Papierquellen, auch wenn diese nicht immer unbedenklich waren, und drang auf deren schnelle Verwer- tung. Lackas verfügte seinerseits über nicht korrekt beschaffte Druckauf- träge, deren Umfang kein Betrieb besser befriedigen konnte als Bertels- mann mit seinen erheblichen Herstellungs- und Lieferkapazitäten. Als al- lerdings die Machenschaften des Matthias Lackas aufflogen und ihm vor dem Kriegsgericht der Wehrmachtskommandantur Berlin der Prozeß ge- macht wurde, waren die Konsequenzen für das Unternehmen verhängnis- voll. Die Beziehungen zu diesem »Hochstapler ersten Ranges«235 trugen wesentlich dazu bei, daß C. Bertelsmann 1944 von der Liste der zu si- chernden Verlage gestrichen wurde. Deshalb ist ein Blick auf die Praktiken von Lackas notwendig. Matthias Lackas kam im Februar 1939 zum Deutschen Verlag, war als dessen Vertreter für das Rheinland erfolgreich und wechselte Anfang 1941 in die angegliederte Versandbuchhandlung Arnold in Berlin, deren Um- satz er 1942 auf bemerkenswerte acht Millionen Reichsmark steigerte. We- gen Unstimmigkeiten über die Höhe seiner Provisionszahlungen wechsel- te er Ende 1942 von dort zum Deutschen Archiv-Verlag seines Freundes Hubert R. Roeingh in Berlin, der eigentlich auf Reiterliteratur spezialisiert war, nun aber ins Wehrmachtsgeschäft einstieg. Dort steigerte sich seine Provision von zwei auf 15 Prozent, dennoch schied Lackas im Sommer 1943 aus, um sich selbständig zu machen.236 Die Prozeßakten vermitteln – freilich aus der Perspektive des Regimes – einen anschaulichen Einblick in die Art und Weise, wie dieser spekulative Kopf im Dickicht der rivalisierenden Instanzen seine Geschäfte betrieb. Es galt vor allem, die Sachbearbeiter der Wehrwirtschaftsämter für »Auf- tragsvergaben« zu gewinnen. Das erste Vorsprechen besorgte nicht der »ungediente« Lackas, sondern sein kriegsversehrter Vertreterkollege aus dem Deutschen Verlag, der 27jährige Karl Heinz Moldt, der ebenfalls zum Die Beziehungen zu Matthias Lackas 473

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Deutschen Archiv-Verlag gewechselt war. Lackas trat erst in Aktion, wenn es um die genaueren Konditionen ging, und brachte kleine, aber hochbe- gehrte Geschenke von »Mangelwaren« mit. Ein Pfund Kaffee erhielt die Sekretärin, die ein Empfehlungsschreiben mit offiziösem Briefkopf auf- setzte. Die Dienststellenleiter (darunter der Leiter des Referats Luftwaf- fenbüchereiwesen in der Wehrbetreuung der Luftwaffe) wurden mit Zi- garren und Spirituosen versorgt, was einen Alkoholiker im Beschaffungs- amt des Heeres besonders an Lackas band, oder mit Seife und Badesalz für die Gemahlin bedacht. Dergleichen Kostbarkeiten konnte Lackas aus dem »Umschlaghafen« Köln oder gar direkt aus Paris mitbringen, wohin er für den Deutschen Archiv-Verlag reiste. Zum Treiben dieses Verlags gehörten schließlich auch »Orgien«, über die sich Nachbarn bei der Poli- zei beklagten. Außerdem forderte er hohe Vergütungen von den Verlagen, denen er Heeresaufträge verschaffte, doch geben die Prozeßakten zwar Provisionssätze und einzelne Zahlungsvorgänge an, aber keinen Gesamt- betrag.237 Eine konkrete Zahlung Bertelsmanns wurde im Prozeß nicht nachgewiesen. Sein Mitarbeiter Moldt erhielt nach dem Wechsel zum Ar- chiv-Verlag zwar einen geringeren Provisionssatz, erzielte jedoch dank der glänzenden Geschäfte von Lackas ein deutlich höheres Einkommen. Das Ausscheiden von Lackas aus dem Deutschen Verlag verlief uner- freulich. Er nahm nicht nur seine Kundenkontakte mit, sondern vor allem Aktenbestände, die das NS-Unternehmen belasteten. Dem Verlagsdirektor teilte er mit drohendem Unterton mit, er habe die Unterlagen deshalb an sich gebracht, »weil sonst die Gefahr bestand, dass eines Tages Dinge zur Sprache kommen, deren Folgen für Sie, für mich und besonders für wei- tere Personen garnicht abzusehen wären, da auch der Führungsstab von dem Umfange der Papierschecks nicht die leiseste Ahnung hat. Sie wissen ja, dass Herr Hauptmann Lamprecht Ihnen in einer Besprechung erklärte, dass vom Führungsstab nur etwa 25 Tonnen Papier ausgegeben wurden, während der D. V. alleine 75 t erhalten hat, ohne, dass Sie Herrn Haupt- mann Lamprecht über die Hereinnahme der ungeheuren Mengen Papier (ich schätze, dass es 500 bis 600 To. waren) auf[ge]klär[t] [hätten].238 Es muss unter allen Umständen für alle Beteiligten vermieden werden, dass diese Angelegenheit öffentlich besprochen wird.«239 Wenn diese Anspielungen zutreffen, sind beim Deutschen Verlag mit Wissen der Geschäftsleitung Papierschiebereien erheblichen Umfangs vor- genommen worden, welche die von Bertelsmann über Lackas bezogenen Mengen um mehr als das Vierfache übersteigen. Lackas muß allerdings eine bedenkliche Selbstherrlichkeit attestiert werden, wenn er glaubte, daß sich ein Parteiunternehmen auf diese Weise erpressen ließ. Nach seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Verlag unterrichtete Lackas die Unter- nehmen, die mit ihm zusammengearbeitet hatten, von seiner neuen Posi- tion und legte (Gefälligkeits-)Schreiben von Wehrmachtsstellen bei, in de- nen die Firmen aufgefordert wurden, die Druckaufträge weiterhin über ihn laufen zu lassen. Die Prozeßunterlagen zählen eine erkleckliche Zahl von Verlagen und Druckereien als Kunden des agilen Vermittlers auf, zur Spra- che kamen dort Geschäfte mit knapp drei Dutzend meist kleineren Fir- men.240 Dagegen wurde eine Reihe renommierter Verlage wie S. Fi- 474 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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scher/Suhrkamp, Societäts-Verlag, Goverts und Piper, die Lackas ebenfalls über seinen Stellenwechsel informiert hatte, vom Gericht nicht in die Er- mittlungen einbezogen; es muß offenbleiben, ob dafür Termin-, Kapazi- täts-, personelle oder gar politische Gründe ausschlaggebend waren.241 Näher überprüft wurde neben wenig bedeutenden Druckereien242 aus- schließlich C. Bertelsmann, mit etwa 15 Prozent der verschobenen Pa- piermengen nach dem Hesperos-Verlag Lackas’ zweitwichtigster Partner unter den geprüften Firmen.243 Die meisten Unternehmen, für die Lackas tätig war, sind aber – wie erwähnt – nicht in die Ermittlungen einbezogen worden, so daß deren Auftragsvolumen nicht bekannt ist. Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, daß im Prozeßgutachten des Abteilungslei- ters im OKW, J. Haensel, über die Papiergeschäfte von Lackas folgende Mengen erscheinen: an Papierzuweisungen aus Wehrmachtskontingent 295 Tonnen, aus Zivilkontingent 290 Tonnen und aus reservierten Zivil- kontingenten 403 Tonnen. Insgesamt sei damit eine Menge von 67 Güter- waggons Papier dem Zuteilungsmarkt entzogen worden. Das konkurrenz- los hohe Volumen von 500 bis 600 Tonnen, mit dem allein der Deutsche Verlag beteiligt war, wird dagegen nicht einmal erwähnt. Private Profite Auch wenn Banzhaf und Dessin vielfach selbst zu Unterhandlungen mit den Schrifttumsbürokraten nach Berlin reisten, mußte für Bertelsmann das Erscheinen eines Vermittlers, der offenbar bei der Wehrmacht über beste Beziehungen verfügte, hochwillkommen sein. Die hohen Auflagen der Feld- ausgaben, die Konjunktur der billigen Belletristik durften nicht ins Stocken geraten. Je mehr der zivile Buchmarkt Ende 1942 eingeschränkt wurde, je weniger Lesestoff an das reguläre Sortiment gelangte, desto großzügiger wurde der Buchbedarf der Wehrmacht befriedigt. Zahlreiche Verlage sahen sich ab März 1942 gezwungen, im Börsen- blatt auf »Sperrlisten« einen Auslieferungsstop für den zivilen Buchhan- del bekanntzugeben, darunter die Hanseatische Verlagsanstalt der DAF, doch Bertelsmann hatte dies noch vermeiden können. Aber mit der Be- kanntgabe des sogenannten Zuteilungsverfahrens am 9. Oktober 1942 wurde das bislang freie Vertriebssystem zwischen Verlagen und Sorti- menten aufgehoben. Betroffen waren Neuauflagen und Neuerscheinungen auf den Gebieten des politischen und schöngeistigen Schrifttums sowie der Kinder- und Jugendbücher. Sie alle sollten statt des herkömmlichen Be- stellverfahrens künftig den Buchhandlungen möglichst flächendeckend und der Bevölkerungszahl entsprechend zugeteilt werden.244 Binnen weniger Wochen hatten sich bereits mehr als 200 Verlage dem Zuteilungsverfahren angeschlossen, darunter auch C. Bertelsmann. Damit waren die engen Kontakte zum Buchhandel, die Fritz Wixforth vor dem Krieg so erfolgreich hergestellt hatte, weitestgehend nutzlos geworden. Massenabsatz war nun fast ausschließlich für den militärischen Bedarf zu organisieren, und dies in Auflagen, die jene zu Friedenszeiten oft um ein Vielfaches übertrafen. Dies war auch den sorgsam gepflegten Starautoren Vesper und vor allem Grimm bewußt. Dieser, der ohnehin mit seinem Verlagswechsel höchst un- Die Beziehungen zu Matthias Lackas 475

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zufrieden war, zieh Bertelsmann fortwährend der Untätigkeit und forder- te höhere Auflagen und höhere Honorare. Wie Heinrich Mohn, der stolz auf die jüngste Erfolgsgeschichte seines Unternehmens und die herausragenden Gewinne verweisen konnte, muß- te auch allen leitenden Mitarbeitern sehr daran gelegen sein, diese Positi- on trotz der erschwerten Bedingungen zu verteidigen. Darüber hinaus las- sen die Ermittlungsakten erkennen, daß insbesondere Johannes Banzhaf und Wilhelm Beimdiek auch aus persönlichen Gründen Grauzonen nicht scheuten.245 Die Gehälter und Versorgungszusagen der leitenden Mitarbeiter waren nicht üppig, aber angemessen. Spesen und Unkosten wurden auf Vertrau- ensbasis verrechnet. Rang und Dienstalter schlugen sich in den Gehältern nieder – auch in jenen der Spitzenkräfte. 850 Reichsmark bezog Fritz Wix- forth 1944, Theodor Berthoud erhielt 650 Reichsmark. Allesamt hatten sie bei durchschnittlichen Gehältern in der Firma angefangen. Johannes Banz- haf war 1929 22jährig mit einem Einstiegsgehalt von 150 Reichsmark ein- gestellt worden. 1933 war es auf 250 Reichsmark angehoben worden, 1937 hatte es mit einer Erhöhung auf 300 Reichsmark die Gehaltsspanne ver- lassen, die langjährige Mitarbeiter in der Druckerei oder Setzerei bezogen. 1939 war die Anhebung auf 475 Reichsmark erfolgt. Den staatlichen Lohn- stop suchte Heinrich Mohn durch Gewinnbeteiligungen auszugleichen, die teils ein Mehrfaches des Grundgehalts erreichten. Die meisten leitenden Mitarbeiter waren mit etwa einem Prozent an Werken beteiligt, für die der Verlag keine Honorare abführen mußte – das brachte in den Kriegsjahren zusätzliche Jahreseinnahmen von (so 1943) 5 000 Reichsmark. Überaus lu- krativ war für Johannes Banzhaf die Herausgeberschaft der Humorantho- logien Lachendes Leben und Lustiges Volk.246 Er bezog dafür 7,5 Prozent Honorar, mußte geringfügige Lizenzgebühren abführen und gab seinerseits fünf Prozent dieses Honorars an Fritz Wixforth, Theodor Berthoud und Otto Oeltze ab. Banzhaf sorgte wohl dafür, daß seine Bände der Wehrmacht be- vorzugt angedient wurden, und erzielte damit allein 1943 Einnahmen in Höhe von 73 138 Reichsmark, seine Kollegen wurden mit jeweils 3 670 Reichsmark bedacht.247 Auch Gustav Dessin und Bruno Schwietzke, die ei- gene Werke im Verlag herausgebracht hatten, galt die (etwas geringere) Fürsorge Banzhafs.248 Die beteiligten Autoren wurden zögerlicher bedacht: Will Vesper erhielt auf seine Intervention hin schließlich eine überpropor- tionale Überweisung, da sich die Humoranthologien, an denen er mitge- wirkt hatte, so blendend verkauften – 36 Reichsmark ließ ihm Banzhaf am 27. Dezember 1941 überweisen, das war, wie er versicherte, dreimal mehr, als ihm vertraglich zustand.249 Welche Vergünstigungen die Zusammenarbeit mit Lackas bereithielt, läßt sich aus den Prozeßakten erkennen, die zumindest Teile der Korre- spondenz zwischen dem Vermittler und den Bertelsmann-Mitarbeitern ent- halten. Der zunächst geschäftsmäßige Ton Beimdieks weicht bald einem vertrauteren: »Sie haben recht, Herr Lackas: Die Sache macht Spass! Das Weitermachen soll, wenn es die Umstände erlauben, hoffentlich kommen. Im Augenblick sind Sie nun erst mal sehr schön eingedeckt, und mein La- ger erbärmlich geschröpft.«250 Ein raffiniertes Nebengeschäft tätigte Beim- 476 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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diek einen Monat später. Bernhard Voigts Der Farmer Seeis-Rivier. Ein Kampf um Deutsch-Südwest251 war Mitte März 1943 von der politischen Zensur erfaßt worden. Bertelsmann durfte das Buch nicht mehr vertrei- ben. Beimdiek bot Lackas an, 1 808 Exemplare des in Holland gedruckten Titels dennoch auszuliefern – mit einer rückdatierten Rechnung.252 Lack- as sollte allerdings sicherstellen, daß die Bücher nicht an Abnehmer der NSDAP, im Propagandaministerium oder bei der Waffen-SS gingen. Die Wehrmacht dagegen würde nicht so schnell von der Verkaufssperre er- fahren. Zugleich listete Beimdiek Sonderlieferungen an Lackas im Wert von 45 525 Reichsmark auf und bat um eine angemessene Provision: »Wenn Sie mir hierfür etwas überweisen wollen, bin ich Ihnen dankbar, wenn Sie den Betrag auf 2 Schecks verteilen. Aber bitte streng vertraulich. Bei Ber- telsmann soll keiner etwas von diesen Sonderzuteilungen in diesem Um- fang und auch nicht von Ihren Zuwendungen erfahren. Wie steht es übri- gens mit unsern 200 Fl.[aschen] Wein aus Trier und ein paar Pullen BOLS? Sie konnten doch noch welchen kriegen! Aber jetzt fange ich bald an, mich meiner Bettelei zu schämen!« Im Verhör gab Beimdiek an, auf die Zahlung der Provisionen verzichtet zu haben.253 Erheblich stärker profitierte Johannes Banzhaf vom zunehmend per- sönlichen Kontakt mit Matthias Lackas. Die beiden erwarben im Juli 1943 gemeinsam 38 Offiziershäuser in Ostpreußen im Gesamtwert von 1,4 Mil- lionen Reichsmark.254 Banzhaf hatte außerdem der Versuchung nicht wi- derstehen können, mit 104 000 Exemplaren eines Walter-Flex-Bändchens, die er in Holland schwarz drucken ließ, ein Zusatzgeschäft zu versuchen. Mehr als bei seinen Kollegen verbanden sich bei ihm persönliches Ge- winnstreben und der Ehrgeiz, im Unternehmen und bei den Behörden als überaus erfolgreicher, ja unentbehrlicher Papierbeschaffer zu gelten. Sei- ne herausragende Stellung in der internen Hierarchie wurde jedoch be- droht, als Fritz Wixforth wiederkam. Gerhard Steinsiek hatte sich in Hein- rich Mohns Auftrag seit Kriegsbeginn darum bemüht, diesen von der Ma- rine zurückzuholen.255 Wixforth erfuhr von einer eigentlich geheimen Anordnung, der zufolge er als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und »g.v.H.« (garnisonsverwen- dungsfähig Heimat) unabkömmlich gestellt werden konnte, falls sein Ar- beitgeber für ihn ein jüngeres »Gefolgschaftsmitglied« abgab.256 Steinsiek versuchte Banzhaf zu einem solchen Tausch zu bewegen, doch dieser ver- wies in einer schriftlichen Stellungnahme auf seine kriegswichtige Ar- beit.257 Die Wahl des Unternehmens fiel nun auf Heinrich Westhause,258 der aus dem Krieg nicht zurückkam.259 Als Fritz Wixforth seine Tätigkeit am 1. April 1943 wieder aufnahm, wurde Banzhafs weitere Uk-Stellung fraglich und nur noch für die Einar- beitungszeit Wixforths um sechs Monate verlängert.260 Sein persönlicher Rückhalt im Unternehmen schwand, als durch eine gezielte Indiskretion die Kollegen von seiner Weigerung erfuhren, anstelle Wixforths ein- zurücken.261 Zur Einarbeitung gehörte auch, daß Banzhaf und Beimdiek Wixforth die Geschäftsbeziehungen zu Lackas offenlegten und ihn mit- nahmen in dessen großzügige, sechs Zimmer umfassende Diplomaten- Wohnung in Berlin. Wixforth gab darüber mißbilligend zu Protokoll: »Hier Die Beziehungen zu Matthias Lackas 477

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wurde stark dem Alkohol zugesprochen und mußte ich feststellen, daß Lackas stark betrunken war.«262 Bei den geschäftlichen Unterhandlungen will er sich anfänglich gegen die hohen Provisionsraten ausgesprochen ha- ben, die Lackas seinen Kontaktpersonen bei der Wehrmacht zugestand. Daraufhin habe dieser gedroht, ohne seine Vermittlung werde Bertelsmann überhaupt keine Wehrmachtsaufträge mehr erhalten.263 Ähnlich überraschend war für Wixforth der Einblick in die delikaten Papiergeschäfte, die Banzhaf in Holland tätigte. Im späteren Verhör schil- derte er ein Treffen im August 1943 in einem Hotel in Venlo und seine anschließende Reaktion darauf: »Während ich mich mit den anwesenden Geschäftsleuten unterhielt, hatte Banzhaf eine lange Unterredung mit Herrn de Jong264 von der Fa. Wyt u. Zonen, Rotterdam. Als die Herren des abds. schlafen gingen, bat Herr Banzhaf mich an den Tisch, an dem er mit Herrn de Jong zusammensass. Hierbei überreichte er mir eine Liste, wel- che er kurz zuvor von Herrn de Jong erhalten hatte und in welcher die Pa- piere aufgeführt waren, welche er zu überteuerten Preisen von Herrn de Jong gekauft hatte. Er bat mich, diese zur Kenntnis zu nehmen. In Gegen- wart des Herrn de Jong habe ich mich jeder Stellungnahme enthalten. Erst auf meinem Zimmer fragte ich Banzhaf, ob eigentlich Herr Mohn, der In- haber der Firma, von diesen Einkäufen wisse. Was er verneinte mit dem Hinweis, dass er annehmen müsse, dass Herrn [sic] Mohn über die hohen Zahlungen doch gewiss hierüber unterrichtet sei. Ich sagte ihm, dass ich, wenn ich demnächst seine Arbeit weiterführen müsse, die Verantwortung für diese Einkäufe nicht übernehmen könne. Sofort nach Rückkehr bat ich Herrn Mohn um Rücksprache in dieser Angelegenheit. Sie fand in meinem Zimmer statt. Zugegen waren Herr Mohn, ich, Frl. Christöphler, Frl. Plass- mann, Frl. Schürmann und am Schluss auch Herrn [sic] Banzhaf. Ich bat Herrn Mohn um Anweisung wie ich mich in Bezug auf den Einkauf über- teuerter Papiere in Holland verhalten soll. Herr Mohn hat strikte Anwei- sung gegeben, Papiere zu diesen Preisen nicht mehr einzukaufen, da der Verlag seine Rechnung dabei nicht mehr fände.«265 Unklar bleibt hier nicht nur, ob Banzhaf aus der Vermittlung solcher Papiergeschäfte eigene Profite zog, sondern vor allem die Rolle Heinrich Mohns. Traf Banzhafs Vermutung zu, daß der penible Rechner Mohn aus den hohen Einkaufskosten seine Folgerungen gezogen hatte und die grau- en Quellen ahnte bzw. davon wußte? Duldete Mohn diese Geschäfte erst dann »nicht mehr«, als sie keine bzw. nur mehr geringe Gewinne abwar- fen? Da das minderwertige Finnland-Papier, von dem der Verlag große Vorräte besaß, sich in Holland nur beschränkt verwerten und dorthin nicht ohne Genehmigungen verlagern ließ, mußte für Druckverlagerungen am Ort eingekauft werden. War holländisches Papier zu offiziellen Preisen nur zu erwerben, wenn zugleich überteuerte Posten abgenommen wur- den? Verschloß Mohn die Augen vor Banzhafs und Beimdieks privaten Profiten, solange das Unternehmen auf seine Rechnung kam? Die Strate- gie des Verlegers ist nicht eindeutig zu bestimmen: Begann er am Wende- punkt des Krieges die Produktion vorsichtig zurückzufahren, um sich nicht den vielleicht lukrativeren Friedensmarkt zu verbauen? Jedenfalls unternahm Mohn zur selben Zeit den Versuch, über eine eigene Versand- 478 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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buchhandlung Vermittlerdienste wie jene von Lackas überflüssig zu ma- chen, und erwarb die Firma Honig & Co. Allerdings stand der Verlag in diesen Monaten vor seiner bisher schwersten Herausforderung – der dro- henden Schließung. Das Aus für die Theologie: Die Stillegung des Rufer-Verlags Die strikte Kontingentierung des Papiers, die Überwachung der Druckauf- träge und die Einführung des Zuteilverfahrens reichten im Zeichen der »to- talen Mobilisierung« 1943 nicht mehr aus. Schon Ende 1942 hatte das Pro- pagandaministerium geplant, rund 1 200 Verlage stillzulegen.266 Dagegen meldete RSK-Geschäftsführer Wilhelm Ihde Bedenken an und bemängelte, daß die Aktion vor allem kleinere und mittlere Betriebe bedrohe.267 Klei- nere Verlage müßten für die Dauer der kriegsbedingten Schließung ihre Autoren an die weiterhin tätigen größeren Häuser abtreten und könnten sie nach dem Krieg kaum mehr zurückgewinnen. Eingespart würden nur wenige hundert Personen, da gerade Familienbetriebe kaum Arbeitskräf- te für die Kriegswirtschaft freistellen könnten. Doch Goebbels hielt an seinen Plänen fest, zumal nach seinen beiden Sportpalast-Reden zum »totalen Kriegseinsatz«. Eine »Amtliche Bekannt- machung der Reichsschrifttumskammer Nr. 156« vom 1. April 1943 infor- mierte über die praktische Durchführung.268 Für die Umsetzung der mehr als 20 Schließungslisten, die das RMVP erstellte, waren die Gauleitungen verantwortlich, die auch Sicherungslisten ausfertigten.269 Im Gau Westfa- len-Nord, zu dem Gütersloh gehörte, gelangten von insgesamt 57 meist kleineren Verlagen, Buchhandlungen und Druckereien lediglich sechs auf die Liste der zu sichernden Betriebe.270 Es konnte Mohn nicht überraschen, daß der Rufer-Verlag zur Stillegung vorgesehen war. Als theologischer Verlag beschränkte er sich schon seit 1941 weitgehend auf die Auslieferung alter Bestände. In Gütersloh war man dagegen schockiert, als durchsickerte, daß auch das Stammhaus von der Schließung bedroht sei. Aus zwei Schreiben des RMVP an die RSK geht hervor, daß im März 1943 über das Unternehmen noch »Erhebungen« an- gestellt würden, es »möglicherweise […] aus der Schließungsliste gestri- chen« werde, jedoch »der endgültige Entscheid« noch ausstehe.271 Das mußte den Verlag sehr überraschen, produzierte man doch in großem Um- fang Kriegsschrifttum und war führend beim Buchgeschäft mit der Wehr- macht, die wiederholt die Kriegswichtigkeit des Unternehmens bestätigt hatte. Doch nun ruhten sämtliche Anträge auf Druckverlagerungen und Pa- piergenehmigungen.272 Gustav Dessin reiste umgehend nach Berlin und konnte am 2. und 15. April 1943 Hans Grimm berichten, daß er nicht nur die Unterstützung Ru- dolf Erckmanns im RMVP erfahren habe,273 sondern auch die der Wehr- macht: »Sachlich gesehen, erscheint eine negative Entscheidung einfach un- denkbar. Die Leistung unseres Verlages für Front und Heimat hat in ver- schiedenster Hinsicht kaum ihresgleichen. Auch wenn von den 1 800 deut- schen Verlagen nicht vier- oder fünfhundert, sondern nur einige wenige be- Die Stillegung des Rufer-Verlags 479

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stehen blieben, müßte unser Verlag unter diesen sein. Anscheinend sind aber bestimmte Kräfte am Werk, die von anderen Gesichtspunkten ausge- hen. Aber auch sie müssen sich sagen, daß eine negative Entscheidung außerordentliches Aufsehen erregen würde – nicht nur im Buchhandel und überhaupt im Schrifttum, sondern auch in der Bevölkerung Westdeutsch- lands und darüber hinaus.«274 Wer aber waren die »bestimmten Kräfte«, die gegen Bertelsmann intri- gierten – und gab es sie überhaupt? Eine tatsächliche Bedrohung des Un- ternehmens ist unzweifelhaft. Was die Fürsprecher in Wehrmacht und RMVP zu seinen Gunsten anführen konnten, nämlich die Spitzenstellung bei der Versorgung der Truppen mit Lesestoff, mußte den Widersachern just als Argument für eine Ausschaltung erscheinen. Der oberste Funktionär des deutschen Buchhandels, Wilhelm Baur, war zugleich Verlagsdirektor im Parteikonzern Eher, dem Hauptrivalen des Gütersloher Unternehmens im Wehrmachtsgeschäft, der sich trotz seiner oft brachial behaupteten Do- minanz auf dem Buchmarkt hier mit dem zweiten Platz bescheiden muß- te. Das wurde als Provokation, wenn nicht gar als Demütigung erfahren.275 Mit dem Fall Narvik hatte sich Bertelsmann eine Blöße gegeben und das Mißfallen allerhöchster Stellen erregt. Nun konnte der Argwohn geschürt werden, daß die nationale Gesinnung doch nur Camouflage eines nach wie vor protestantischen Verlags sei, dem man nicht erlauben dürfe, eine so zentrale kulturpolitische Rolle zu spielen. In den Akten spiegelt sich diese Kontroverse freilich nur indirekt wider. Bei einer Sitzung im RMVP am 3. März 1943 gab es zwischen den beteiligten Stellen Differenzen über die Schließung zweier Verlage: S. Fischer/Suhrkamp und Bertelsmann. Im Fal- le Suhrkamps votierten Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und die Dienst- stelle Rosenberg gegen den als liberal verpönten Verleger, für ihn interve- nierte unter anderen Arno Breker bei Goebbels, auch das OKW plädierte nun positiv, und sogar die Parteikanzlei stellte ihre Bedenken zurück.276 Goebbels ordnete daraufhin an, daß Verlagsschließungen »lediglich nach kriegswirtschaftlichen Gesichtspunkten, nicht aber nach kulturpoliti- schen« zu entscheiden seien. Auf dieser Grundlage wurde offenbar auch der »damals so stark diskutierte Fall Bertelsmann« (so das RSHA 1944) entschieden. Es ist anzunehmen, daß die Voten gleich verteilt waren: RSHA und Parteikanzlei waren mit dem Narvik-Fall befaßt gewesen, auch Baur hatte sicher gegen Bertelsmann votiert, Fürsprecher waren Wehrmacht (Kriegsverwaltungsrat Eggebrecht), einige Referenten des RMVP und der Vertreter der RSK, Wülfing. Auch für Bertelsmann setzte sich schließlich ein Vorzeige-Intellektueller des Dritten Reiches ein: Will Vesper. Während sich Hans Grimm abwartend verhielt,277 richtete Vesper am 7. April 1943 auf Dessins Veranlassung einen sehr persönlich gehaltenen Brief an Staatssekretär Leopold Gutterer im RMVP. Das Dokument ist ein ebenso eindringliches wie aussagekräftiges Plädoyer für ein kulturpolitisch verdienstvolles Unternehmen: »Einer meiner Verleger, der bekannte Ver- lag Bertelsmann in Gütersloh, ist, wie ich höre, von der Schließung be- droht. Ich kenne den Verlag Bertelsmann seit Jahrzehnten als einen in je- der Beziehung vorbildlichen Verlag. In der echten Kameradschaft zwischen Betriebsführung und Gefolgschaft, in seiner sozialen Fürsorge für Ange- 480 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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stellte und Arbeiter, im guten Treueverhältnis zu seinen Autoren, der ech- ten Volkstümlichkeit des Verlagswerkes, den vertrauensvollen Beziehun- gen zum gesamten deutschen Buchhandel, seiner echt deutschen und zu- verlässig nationalsozialistischen Gesinnung ist mir der Verlag stets als ein deutscher Musterbetrieb erschienen. Ich kenne keinen Verlag – und ich kenne viele Verlage – von so vorbildlichem Aufbau in allen seinen Teilen. Darum war der Verlag auch als der erste deutsche Verlag sogleich bei Be- ginn des Krieges in der Lage, sich mit Wagemut und Umsicht in den Dienst des Krieges, vor allem der Wehrmacht, zu stellen. Seine vorbildlichen Feld- postausgaben waren die ersten in Deutschland. Mehr als zehn Millionen sind davon bereits verarbeitet, weitere Millionen im Erscheinen. Dabei hat der Verlag den größten Teil seiner Gefolgschaft an die Wehrmacht abge- geben und arbeitet mit den bescheidensten Kräften. Durch eine Schließung werden bestimmt keine neuen Kräfte frei, vielmehr ist zu fürchten, daß jede Störung mehr Kräfte fordern wird, wenn man nicht das ganze große Verlagswerk zertrümmern will. Aber über all dies kann der Verlag selber am besten genaue Unterlagen geben. Ich möchte Sie nur bitten, diese Un- terlagen anzufordern, oder, soweit sie schon vorliegen, einzusehen. Sie werden dann mit mir und sicher dem ganzen deutschen Buchhandel der Meinung sein, daß die Schließung dieses Verlages eine unverantwortliche Schädigung wäre, bei der nichts für den Krieg gewonnen, aber viel verlo- ren würde. Ich weiß wohl, daß Schließungen notwendig sind und daß sie immer hart treffen. Ich habe es durch die Einstellung meiner ›Neuen Lite- ratur‹ an mir selbst erfahren müssen. Aber im Falle Bertelsmann handelt es sich nicht um private Schmerzen und Interessen, sondern um mehr. Ich wende mich auch nicht etwa im Auftrag des Verlages an Sie, auch nicht als interessierter Autor, sondern als Nationalsozialist, der nach dem Wort des Führers aufstehen und warnen soll, wenn er Schaden für die Allgemein- heit entstehen sieht. Und schlimmen Schaden sehe ich hier drohen […]. Je- der deutsche Buchhändler, aber auch jeder geistig Interessierte weiß näm- lich, daß der Verlag Bertelsmann neben seinem großen schönwissen- schaftlichen Verlag auch eine alte christliche Tradition hat, eine Tradition lutherisch-protestantischer Prägung – übrigens weit entfernt von jedem Be- kenntnischristentum und aller kirchlichen Bindung. Eine Schließung des Verlages wird man daher in der Öffentlichkeit unbedingt mit dieser Tatsa- che in Beziehung setzen. Darum möchte ich vertraulich anregen, dem Ver- lag Bertelsmann nahezulegen, seine alte protestantische Abteilung von dem schönwissenschaftlichen Verlag scharf und endgültig zu trennen. Da der Besitzer mehrere Söhne hat – der Älteste ist gefallen – wäre eine sol- che Trennung wohl leicht durchzuführen und ohne jedes öffentliche Är- gernis ließe sich so alle etwa gefürchtete Einwirkung auf den schönwis- senschaftlichen Verlag vermeiden. Ein großes Unternehmen von wahrhaft nationaler Bedeutung gerade in diesem totalen Krieg bliebe erhalten und eine drohende tiefgreifende Verstimmung weiter Kreise würde vermieden. Wird dieser Verlag aber geschlossen – wo noch so viele bestehen bleiben, die ihm nicht von ferne an Bedeutung und Notwendigkeit für die Gegen- wart gleichkommen – so wird niemand mehr den Versicherungen Glauben schenken, daß die Schließungen tatsächlich nur den Kriegsnotwendigkei- Die Stillegung des Rufer-Verlags 481

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ten dienen sollen. Das aber, was etwa vom Standpunkt der nationalsozia- listischen Bewegung aus erreicht werden soll und muß, läßt sich besser auf dem vorgeschlagenen Weg der Trennung innerhalb des Verlages Bertels- mann erreichen. Verzeihen Sie diese offenen Worte. Nehmen Sie sie als Zeugnis eines immer nur um Deutschland und das Werk des Führers be- sorgten Herzens und persönlich als ein Zeichen des Vertrauens zu Ihnen. Einer Antwort bedarf der Brief nicht. Es genügt mir, wenn es mir gelang, Ihre Aufmerksamkeit auf diesen entscheidenden Fall zu lenken.«278 Vesper war mit Recht stolz auf seine geschickte Argumentation, die so- wohl dem Verlag den besten ideologischen Leumund ausstellte als auch den Schaden für das Regime betonte, den eine solche Strafaktion auslösen müsse. Die Zusendung einer Kopie an Dessin verband er mit der Bemer- kung: »Heute geht beiliegender Brief an Gutterer ab. Ich hoffe, daß ich es einigermaßen getroffen habe und daß mein Schreiben einen Zweck hat und nicht verstimmt. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß Sie das Schreiben gegen jedermann vollkommen vertraulich behandeln müssen. Ich habe de[m] Stier an die Hörner gefaßt, und Sie wissen, wie gefährlich das wer- den kann.«279 Eine deutliche Rüge konnte er dem Verlag nicht ersparen: »Es ist aber meine feste Meinung, daß eine solche Trennung innerhalb des Verlages in jedem Falle ratsam und nützlich ist. Besser wäre es gewesen, wenn sie schon längst erfolgt wäre, dann würden die jetzigen Schwierig- keiten kaum entstanden sein.« Der Vorstoß des prominenten Autors gab wohl den Ausschlag. Mit der Gauleitung in Münster handelten Mohn und Dessin die Details aus; der Lek- tor berichtete am 15. April an Hans Grimm, daß »die Gefahr nunmehr ge- bannt zu sein [scheint]. Nach den Berliner Besprechungen, die sich wo- chenlang hinzogen, hatte ich vorgestern zwei Verhandlungen in Münster, nämlich eine Vorbesprechung mit der Gaupropagandaleitung und danach die Hauptsitzung mit vier Herren der Gauleitung. Da dürfte denn […] die endgültige Entscheidung gefallen sein. Gleichzeitig ist der ganze Rest des nichtschöngeistigen Schrifttums von C. Bertelsmann an den (sr. Z. von Herrn Mohn erworbenen) Verlag ›Der Rufer‹ übergegangen, der seinerseits stillgelegt werden wird.«280 Am 20. April teilte Steinsiek dem Börsenverein offiziell mit, daß er mit Wirkung vom selben Tag die wissenschaftliche Theologie aus der Firma C. Bertelsmann ausgegliedert habe.281 Die Reichsschrifttumskammer bat dar- aufhin die zuständigen Stellen im Mai 1943, »noch einmal darauf zu ach- ten, daß der Verlag Carl Bertelsmann, Gütersloh, in die Liste der zu erhal- tenden Verlage eingereiht ist. Sollte er in dem Ihnen zugesandten Exem- plar auf der Schließungsliste stehen, so bitte ich, ihn dort zu streichen.«282 Gemeinsam mit dem Rufer-Verlag wurde im Gau Westfalen-Nord unter an- derem auch der katholische Verlag Ferdinand Schöningh in Paderborn ge- schlossen; insgesamt war im Reich »aus kriegswirtschaftlichen Gründen« eine Vielzahl meist kleinerer Konfessionsverlage betroffen. Erneut reiste nun Gustav Dessin nach Berlin, um bei dem vielbeschäf- tigten Erckmann im RMVP die seit Januar ruhenden Verlagerungsanträge anzusprechen. Dieser war im Bewilligungsverfahren der WiBu vorge- schaltet, die Druckgenehmigungen und Auftragsverlagerungen bearbeite- 482 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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te, besaß aber kein Weisungsrecht. Deshalb mußte auch er mit Gefällig- keiten operieren, wie Dessin schilderte: »Dr. Erckmann fragte danach – insgesamt nun zum dritten Male – nach dem von ihm erbetenen Papier- quantum […]. Dr. E. deutete mir nun auch an, wofür er das Papier wün- sche, nämlich um gewissermaßen hier und da eine Art Ausgleich vorzu- nehmen gegenüber solchen Verlagen, die bisher wenig oder keine Gele- genheit zu einer Verlagerung hatten. Es handelt sich also um eine Geste der Großzügigkeit von unserer Seite. Es ist dringend geboten, Herrn Dr. E. hierin zu unterstützen!«283 Ein weiterer für den Verlag heikler Punkt mußte von Dessin angespro- chen werden, nämlich die neue Regelung, auch Lizenzverträge dem Ge- nehmigungsverfahren der WiBu zu unterwerfen. Gerade für Bertelsmann mit seinem vergleichsweise bescheidenen Autorenstamm war aber der großzügige Erwerb von Lizenzen unverzichtbar für die Erweiterung seines Wehrmachtsangebots. Erckmanns Äußerungen bestätigten den Argwohn in Gütersloh, daß hier der Hauptkonkurrent Eher massiv seinen Einfluß zu Lasten des erfolgreicheren Rivalen auf dem Wehrmachtsmarkt geltend ge- macht hatte: »Die Einführung der Genehmigungspflicht für Lizenzen, auch die so ganz beiläufige Äußerung Herrn Hägerts, Bertelsmann hätte wohl viele Lizenzausgaben, ließen ja schon vermuten, daß hier ganz bestimmte Vorbehalte bestehen. Die Aussprache mit Dr. E. ergab nun, daß wir uns vorerst überhaupt jede Lizenzausgabe, auch im Feldpostschrifttum, ver- sagen müssen! Sie können sich denken, daß ich nachdrücklich für unsere Arbeit auch auf diesem Gebiet eingetreten bin. Ich habe auch das Gefühl, als habe weniger das Ministerium, als der eine oder andere fremde Verlag daran Anstoß genommen.« Welche Verlage hier gemeint waren, liegt nahe. Bertelsmann hatte meist noch vor Kriegsbeginn Titel in Lizenz erworben, die mit Auflagen von zu- sammen mehreren Millionen zum großen Erfolg des Hauses in den Kriegs- jahren beitrugen. Zu den Lizenzgebern solcher Feld- und Feldpostausga- ben gehörten auch mehrere Firmen des Parteikonzerns Eher und der DAF. Von der Hanseatischen Verlagsanstalt kamen beispielsweise Vespers Das harte Geschlecht, das Bertelsmann mit 250 000 Exemplaren ebenso zum Erfolg führte wie Schröers Sturm im Sichdichfür mit 126 000 Exemplaren. Der Deutsche Verlag hatte die Lizenz von Herbert Volcks Sibirienroman Die Wölfe 1939 an Bertelsmann vergeben, wo bis 1943 das 103. bis 411. Tau- send gedruckt wurden. Der protestantische Rivale machte also glänzende Geschäfte, die den Parteifirmen entgangen waren. Nachdem die Schlie- ßungsintrige gescheitert war, sollte zumindest die weitere Expansion be- hindert werden. Doch anscheinend folgten auf diesen Schreckschuß keine Konsequenzen, Bertelsmann konnte auch weiterhin Lizenzausgaben drucken. Insgesamt glaubte Dessin, nach glücklich abgewendeter Schlie- ßung ein erfreuliches Bild von der Position des Unternehmens zeichnen zu können: »Wenn ich an die Zeit vor dem Kriege zurückdenke, so ist der Fort- schritt, den wir hinsichtlich der Verbindungen zu amtlichen Stellen, zu Presse und Schrifttum und überhaupt zur Öffentlichkeit gewonnen haben, augenfällig und dürfte manche Erschwerung auf anderen Gebieten auf- wiegen. Es kommt nur darauf an, gerade jetzt das Richtige zu tun und Die Stillegung des Rufer-Verlags 483

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Falsches zu vermeiden. Weitere Kreise sind auf uns aufmerksam gewor- den, und nicht wenig wird von uns erwartet.« Die Gefahr für das Stammhaus schien fürs erste überstanden. Der tra- ditionelle theologische Verlagsteil war dem Rufer-Verlag übereignet, des- sen Schließung nun in Gütersloh erwartet wurde. In einem internen Stra- tegiepapier des Verlages wurde das Vorgehen festgelegt, »sobald der Schließungsbescheid eintrifft«.284 Da ohnedies seit 1941 weder bei C. Ber- telsmann noch beim Rufer-Verlag in nennenswertem Umfang Theologica erschienen, handelte es sich nur um die Verwertung der Lagerbestände. Mohn wollte sich zunächst einmal »auf den Standpunkt stellen, dass die weitere Auslieferung zulässig ist«, und gegebenenfalls »nicht gegen die Schliessung, aber gegen die Makulierung irgendwie Einspruch« erheben. Erlitten doch »an jedem Kilo theologischer Literatur, das makuliert statt verkauft wird, Staat und Stadt im ganzen etwa 6.40 RM Steuerverlust«. Man werde aber wohl »in eine einstweilige Verkaufssperre (statt Makulie- rung)« einwilligen. Die Reichsschrifttumskammer legitimierte schließlich am 6. November den Status quo: »In dieser Angelegenheit wird Ihnen mit- geteilt, dass Sie bis zur endgültigen Entscheidung die Auslieferung Ihrer Restbestände in der von Ihnen beantragten Form vornehmen dürfen.«285 Nun wurden die Theologica-Lagerreste von C. Bertelsmann zu Bestän- den der geschlossenen Tochter umfirmiert, die Verlagsvermerke mit vor- gedruckten Papierstreifen durch solche des Verlags Der Rufer überklebt. Die Schließung wurde im September 1943 wirksam, entweder durch einen (nicht überlieferten) schriftlichen Bescheid oder lediglich in Konsequenz der detaillierten Vorvereinbarungen, die Vesper, Mohn und Dessin in den Unterhandlungen mit Gutterer und Erckmann sowie den zuständigen Stel- len der RSK getroffen hatten. Überliefert sind mehrere Schreiben Mohns aus dem November 1943, die »Mitte September« als den Termin der Schließung nennen.286 Den Mitgliedern des Verlagsbeirats teilte er mit, daß Bestellungen zukünftig über die Firma H. G. Wallmann in Leipzig abge- wickelt würden.287 Dennoch blieb die Genehmigung zur Auslieferung of- fenbar noch monatelang umstritten, wie ein Briefwechsel mit dem Reichs- ministerium für die kirchlichen Angelegenheiten belegt.288 Heinrich Mohn ließ sich noch am 23. August 1944 von Kracht aus dem Reichspropagan- da-Amt bestätigen, daß über den geschlossenen Rufer-Verlag weiterhin theologische Bestände ausgeliefert werden durften.289 Der Erwerb der Versandbuchhandlung Honig & Co. Zur selben Zeit, als ein Teil des Unternehmens der Schließung unterwor- fen wurde, erwarb Heinrich Mohn eine zusätzliche Firma: die Versand- buchhandlung Honig & Co. mit Stammsitz in Birkenwerder bei Berlin. Über sie hatte Bertelsmann im Herbst 1942 erste Aufträge der Wehrmacht ab- gewickelt. Anfang 1943 suchte der Besitzer gerade zu der Zeit einen Nach- folger, als der Verlag sich um einen unmittelbaren Vertriebsweg für seine Wehrmachtsproduktion bemühte. Bertelsmann besaß bereits verschiedene Kontakte zum Feldbuchhan- del. Immer häufiger erschienen in Gütersloh Wehrmachtsangehörige, die 484 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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auf eigene Faust Bücher kauften, etwa ein gemischtes Sortiment für Laza- rettbüchereien, es sofort in den eigenen Lastwagen verluden und mitnah- men. Wichtigster Handelspartner blieb die Zentrale der Frontbuchhand- lungen. Dagegen liefen Aufträge der militärischen Wirtschaftsämter, die über Wehrmachtspapierschecks abgewickelt wurden, in erster Linie über Matthias Lackas, dessen Konditionen und Methoden Bertelsmann nicht im- mer behagten. Ihn zumindest teilweise zu ersetzen war aber nicht das ein- zige Motiv für den Erwerb von Honig & Co. Ebenso gute Dienste sollte die eigene Versandfirma leisten, um den leitenden Mitarbeitern legale Gewin- ne zu ermöglichen.290 Das kam – bei kriegsbedingtem Lohnstop – vor al- lem Fritz Wixforth zugute, der zwar Banzhafs Geschäftsbereich, nicht je- doch dessen Einnahmequellen übernahm. Im Juli 1943 wurde die Geschäftstätigkeit nach Gütersloh verlegt, doch blieb Birkenwerder offizieller Sitz des Unternehmens. Otto Oeltze küm- merte sich mit einer Bürokraft um die Belange von Honig & Co.291 In den folgenden Wochen traten mit Einwilligung Heinrich Mohns die Bertels- mann-Prokuristen Fritz Wixforth und Johannes Banzhaf als Gesellschafter in die Firma ein,292 wenig später folgten Heinrich Mohn, Gerhard Stein- siek, Theodor Berthoud, Wilhelm Beimdiek, Otto Oeltze, Oskar Tack und Willi Baumann als stille Gesellschafter. Heinrich Mohn wurde zum Ver- waltungsrat bestimmt und übernahm in dieser Position die unternehmeri- sche Führung, im Gesellschaftervertrag wurden ihm weitgehende Sonder- rechte eingeräumt. Alle über das laufende Geschäft hinausgehenden Vor- gänge bedurften seiner Genehmigung, beim Tod stiller Gesellschafter soll- ten die Anteile an Heinrich Mohn bzw. dessen Erben fallen. Die Teilhaber- schaft von Wixforth und Banzhaf wurde im Oktober 1943 im Reichsanzei- ger veröffentlicht, als Tätigkeitsfeld der Firma war »Buchversand an die Wehrmacht, Parteidienststellen, Werkbetriebe u. a. m.« angegeben. Dort wie im Börsenblatt vom 25. März 1944 blieb jedoch die rechtliche Stellung Mohns unveröffentlicht.293 Die Neuerwerbung entwickelte auf dem Gelände des Unternehmens ein merkwürdiges Eigenleben. Mitarbeiter des Verlags, die sich an die vierzi- ger Jahre erinnern, berichten von einem Laden, der neben Büchern Ge- schenkartikel vertrieb, die bei Soldaten beliebt waren, wie Souvenirs und Aschenbecher.294 Verborgen blieb dagegen die eigentliche Bestimmung der erworbenen Firma, nämlich die Ausschüttung von Gewinnen und Provi- sionen aus Wehrmachtsgeschäften an die Teilhaber. Abgewickelt wurden über Honig & Co, soweit dies rekonstruierbar ist, ein Druckauftrag über 14,2 Tonnen Papier vom 23. September 1943 für »Prinz Eugen« im ersten Gefecht von Fritz Otto Busch sowie ein von Lackas vermittelter Großauf- trag für die Luftwaffe vom 2. Februar 1943, bei dem es um die Lieferung von drei Kassetten mit Titeln der Kleinen Feldpost-Reihe, Feldposthefte und Feldausgaben im Volumen von 50 Tonnen zu verdruckendem Papier ging – dieser Auftrag sollte wenige Monate später die besondere Aufmerk- samkeit der Behörden auf sich ziehen. Die Ergebnisse dieser Ermittlungen machten den Hoffnungen, die Mohn und die Mitarbeiter in Honig & Co. ge- setzt hatten, ein schnelles Ende. Die Stillegung des Rufer-Verlags 485

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Der Verlag unter Verdacht auf »Kriegswirtschaftsverbrechen« Der Sturz von Matthias Lackas begann mit seinem Ausscheiden aus der Versandbuchhandlung Arnold. Er hatte gehofft, im Deutschen Archiv-Ver- lag weit höhere Profite aus seinen Wehrmachtskontakten ziehen zu kön- nen. Als dies nicht eintraf, strebte Lackas den Erwerb der Buchhandlung Greiner295 in Stuttgart an und plante neben seinem Freund Jupp Daehler, Miteigentümer der Stuttgarter Verlagsdruckerei Chr. Belser,296 auch Jo- hannes Banzhaf als Partner aufzunehmen, der damit seine weitere Uk-Stel- lung zu sichern hoffte. Dessen Beziehung zu Lackas war im Juli durch eine gemeinsame kostspielige Immobilieninvestition befestigt worden, was Banzhaf am Ende dieses Monats zu einem unvorsichtigen Appell an den Freund wegen seiner noch immer ungewissen persönlichen Zukunft ver- anlaßte: »Für den Fall, daß Sie sonst etwas für mich tun können, gebe ich meine Wehrnummer oben an. Vielleicht gelingt es, mich als Zivilisten nach Berlin zu bringen. Wenn ich Soldat bin, dann genügt ja meist irgendein Be- fehl, z. B. der, daß Soldaten bis zu einem bestimmten Jahrgang nicht mehr in der Heimat eingesetzt werden dürfen, dann ist die Freude schon vorbei. Es wäre schade, wenn ich jetzt eingezogen würde, wo wir gerade anfan- gen wollen, ganz große Geschäfte miteinander zu tätigen.«297 Mitte August bat Lackas seinerseits Banzhaf um die Gefälligkeit, 30 Tonnen hochwerti- gen Papiers für ihn einzulagern. Fritz Wixforth brachte die erhebliche Men- ge in Wiedenbrück unter, ohne daß rückgefragt wurde, wie der Versand- buchhändler zu einem solchen Schatz gekommen war.298 Doch unversehens stockten die Geschäftsbeziehungen. Dringliche Brie- fe, die Johannes Banzhaf am 20. und 25. August an Lackas richtete,299 wurden abgefangen, ihr Adressat war in Haft genommen worden. Auch Bertelsmann geriet in das Fadenkreuz der polizeilichen Ermittler, die Vor- würfen der Papierschieberei und Korruption nachgingen.300 Lackas hatte mit seiner Kündigung bei der Versandbuchhandlung Arnold bzw. dem Deutschen Verlag einen schweren Fehler begangen. Schon dort hatte er seine erfolgreiche, jedoch zwielichtige Vermittlertätigkeit betrieben. Doch sowohl der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Verlags, Roeseler, als auch das für Arnold zuständige Vorstandsmitglied Lachmann wurden im Pro- zeß gegen Lackas geschont und nur als Belastungszeugen aufgerufen – lei- tende Mitarbeiter des Parteiverlagskonzerns vor dem Kriegsgericht zu belangen wäre kaum denkbar gewesen. Nachdem Lackas unter unerfreu- lichen Umständen den NS-Konzern verlassen hatte, wurde ihm sofort die weitere Protektion entzogen. Wilhelm Baur, Eher-Verlagsdirektor und Vor- steher des Börsenvereins, hatte am 1. März 1943 die Angelegenheit mit Roeseler besprochen und unterrichtete auch Schrifttumsfunktionär Hage- meyer, »so daß damit zu rechnen ist, daß Herr Lackas künftighin nicht mehr ›auf vollen Touren läuft‹«.301 Auf dem Schreiben, mit dem ihn Lack- as am 13. März um eine Unterredung bat, vermerkte er handschriftlich: »L. ist m. E. ein übler Geschäftemacher. Ich bin froh, daß er nicht mehr im Dt. Verlag tätig ist.«302 Unter diesen Umständen mußte Lackas auch sein Zwischenspiel beim Deutschen Archiv-Verlag schnell beenden und war ab Mitte Juli nur mehr 486 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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privat in Berlin zu erreichen. Mit einer Reihe seiner Kontaktpersonen bei der Wehrmacht, darunter dem Hauptmann Dr. Pinski, der für alle Papier- schecks des Heeres zuständig war, wurde er am 30. August 1943 inhaf- tiert. Seine Papiere, darunter belastende Schreiben aus Verlagen, Papier- handlungen und von Wehrmachtsangehörigen, wurden beschlagnahmt. Die laufende Korrespondenz wurde abgefangen, darunter auch drei Brie- fe aus Gütersloh, die das Ausbleiben von Genehmigungen beklagten und Blanko-Papierschecks enthielten, die Lackas wie gewohnt bei Wehr- machtsstellen unterbringen sollte.303 Damit befand sich auch C. Bertels- mann im Visier der Ermittler, unabhängig von der zuvor verfügten Rufer- Stillegung. Bereits am 3. September 1943 wurde Johannes Banzhaf in Gütersloh vorgeladen. Die aus Berlin angereisten Kriminalbeamten Saal und Vogel befragten ihn nach seinen Kontakten zu Lackas und nach den Beziehun- gen des Verlags zu den Wehrmachtsstellen in Berlin. Banzhaf verfaßte ei- nen Überblick über die einschlägigen Korrespondenzen, die eine Vielzahl von Aufträgen betrafen. Ihm wurde absolutes Stillschweigen über die ge- heimen Ermittlungen eingeschärft. Am 11. September wurden die Räume des Unternehmens »in der Straf- sache Pinski« durchsucht und die Papiervorräte, die man für Lackas in Wiedenbrück eingelagert hatte, beschlagnahmt. Doch da sich Banzhaf auch Heinrich Mohn gegenüber strikt an das Schweigegebot hielt, konnte sich die Firmenleitung damit beruhigen, daß die Ermittlungen nur Lackas und die Wehrmachtsstellen betrafen, mit denen er zusammengearbeitet hat- te.304 Ohnehin mußte Banzhaf wegen des Auslaufens seiner Uk-Stellung den Verlag im Herbst verlassen, ein letzter Versuch Dessins, ihn zumindest halbtags zu sichern, war gescheitert.305 Banzhaf selbst allerdings gelang es, den SS-Sturmbannführer Dr. Mischke vom Wirtschaftsverwaltungs- hauptamt der SS für sein Anliegen zu gewinnen. Dieser bot ihm eine Stel- le im aufzubauenden SS-eigenen Völkischen Kunstverlag in Landsberg an der Warthe an, die zur Erleichterung Banzhafs in Zivil ausgeübt werden konnte, weil ihm die Ausbildung bei der Waffen-SS »nicht sympathisch«306 war. Er trat dort am 1. November 1943 seine neue Stellung als Geschäfts- führer an. Fritz Wixforth hatte Banzhafs Position und dessen Geschäftsbeziehun- gen übernommen und begann umgehend mit dem Ankauf einer zweiten Tranche Finnland-Papier. Am 14. September orderte er beim Papiergros- sisten von Schweinichen in Berlin 140 Tonnen, nur drei Tage, nachdem die Kriminalpolizei die Büros des Verlags durchsucht hatte. Doch Wixforth sah offenbar keinen Zusammenhang zwischen den Geschäften des Herrn Lack- as und dem eigenen Vorratserwerb von Finnland-Papier. Am 3. November bestellte er weitere 110 Tonnen bei Michelsen in Bremen; ähnliche Groß- bestellungen verließen am 9. November Gütersloh: 200 Tonnen bei von Schweinichen, 90 Tonnen bei Fröhlen in Berlin und 100 Tonnen bei Kliemt in Dresden. Eine einzige Order in der Bestellserie griff am 18. November auf einen von der WiBu gedeckten Papierscheck zurück: Wölbing in Leip- zig erhielt den Scheck für die Lieferung von 50 Tonnen Finnland-Papier.307 Verdacht auf »Kriegswirtschaftsverbrechen« 487

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Eine Anlieferung der enormen Mengen binnen kurzer Zeit hätte die La- gerhaltung Bertelsmanns stark beansprucht – aber man rechnete realisti- scherweise mit Transportproblemen und längeren Lieferzeiten. Der Betrieb schien trotz der Lackas-Affäre unbeeindruckt weiterzuge- hen. Doch am 13. Dezember 1943 wurde Johannes Banzhaf an seinem neuen Arbeitsplatz in Landsberg an der Warthe verhaftet. Schon am fol- genden Nachmittag trafen die ermittelnden Beamten der Berliner Krimi- nalpolizei in Gütersloh ein. Gerhard Steinsiek führte durch die Büroräume und benannte Banzhaf und Beimdiek als die Korrespondenzpartner von Lackas. Beimdiek wurde verhört und erlitt noch in den ersten Minuten der Befragung einen Herzanfall. Die Beamten drangen auf eine Durchsuchung seiner Wohnung, weil ihnen bekannt war, daß er Geschäftsvorgänge an seinem Arbeitgeber vorbei über seine Privatadresse abgewickelt hatte. Laut Ermittlungsbericht wurden Unterlagen beschlagnahmt, die zeigten, »daß Beimdiek dem Lackas in weitgehendster Weise Büchersendungen zukommen ließ und hinter dem Rücken des Verlags Provisionszahlungen forderte«.308 Beimdiek beteuerte anderntags in den Verhören, keine Provisionen an- genommen zu haben. Doch gestand er die Geschäfte mit Lackas wie seine eigenen Bestechungsversuche in den Büros der Wehrmachtsdienststellen: kleine Buchgeschenke, zwei Kilo Gemüse, Zigarren zu günstigen Preisen. Anschließend befragten die Beamten Banzhafs Ehefrau, die detaillierte An- gaben über die Vermögensverhältnisse ihres Mannes machte. Doch wur- den die beiden überraschend am 17. Dezember nach Berlin zurückbeor- dert und brachen die Ermittlungen vorläufig ab, nicht ohne erneut den Be- fragten strengstes Stillschweigen einzuschärfen. Nach den Verhören und Durchsuchungen mußte den Beteiligten klar sein, um welche Tatbestände es dem Kriegsgericht des Heeres ging: zunächst die Zusammenarbeit der leitenden Angestellten mit Lackas, die Geschäfte mit ungedeckten Wehr- machtspapierschecks, begleitet von Bereicherung und Bestechung, in Fol- ge aber auch die ungenehmigten Drucke und Papierkäufe in Holland, den Ankauf von Finnland-Papier, schließlich sogar Wehrkraftzersetzung we- gen der Bemühungen um Banzhafs Uk-Stellung. Die systemkonforme und systemstabilisierende Rechtsprechung der Wehrmachtsjustiz wurde nicht durch Berufsrichter ausgeübt, sondern von hohen Offizieren, ihr Zuständigkeitsbereich wurde im Kriegsverlauf auf im- mer mehr Delikte, darunter »Zersetzung der Wehrkraft«, ausgedehnt.309 Die Ermittlungen gegen Lackas und auch Bertelsmann leitete als Ankläger Oberkriegsgerichtsrat Jürgens, in dessen Akten sich eine ebenso umfäng- liche wie stilistisch holprige Bewertung des Falles aus der Sicht der An- klage findet: »Die Wehrmacht hat heute das kriegswichtige Buch für Wer- be- und Ausbildungszwecke wesentlich mit eingesetzt. Bei dem zuneh- menden Mangel an Rohstoffen und bei der Rivalität der Wehrmachtteile untereinander, möglichst viele Bücher herauszubringen, zeigen sich in letz- ter Zeit Elemente am Werke, die um jeden Preis und mit allen Mitteln, also unter Mißachtung gegebener Befehle und gesetzten Rechtes der Kriegs- wirtschaft zuwider zu für wenig wünschenswert zu haltenden Buchveröf- fentlichungen zu kommen suchen. Daß dabei bedenkliche Freibeuter und 488 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Schiebernaturen, die den sogenannten schwarzen Markt mitmachen, sich in das Vertrauen der Wehrmacht einschleichen konnten und selbst vor Be- stechung nicht zurückschreckten, zeigen die Ergebnisse der derzeitigen Untersuchungen. Bei diesem Bestreben, um jeden Preis und vor allem, um privater Vorteile willen Veröffentlichungen in großer Auflage aus öffentli- chem oder Wehrmachtkontingent herauszubringen, mußte in jedem ein- zelnen Fall der oben angeführte Führerbefehl310 umgangen werden. Durch diese Umgehung ist der gesamte durch Wehrmacht und RMVP sorgfältig gesteuerte Ausgleich der deutschen Buchproduktion gefährdet worden. Unsaubere Verleger bekamen hintenherum Riesenauflagen[,] so daß der Bewertungsfaktor des kriegswichtigen Schrifttums, das setig [sic] der Zwangslage entsprechend mit kleinen Auflagen ausgestattet werden muß, in den Augen der Öffentlichkeit unsinnig erscheint. Es ist infolgedessen eine große Unruhe in den innerdeutschen Papiermarkt gekommen […]. Die Höhe des Auftrags ist so allein in die Hände der Papier schiebenden und sittenwidrige Provisionssätze verdienenden Vermittler und anderer Kriegs- schieber gestellt. Abgesehen davon, daß […] dadurch der deutschen Roh- stoffwirtschaft empfindlicher Schaden zugefügt wurde, traten damit gleich- zeitig Außenseiter in die Erscheinung, die sich in den entscheidungsvollen Tagen des deutschen Volkes ihrer großen Pflichten als Betriebsführer und Sachwalter kriegswichtiger Rohstoffe nicht bewußt sind, und im Interesse des deutschen Buchdruckgewerbes ausgemertzt [sic] werden müssen.«311 Vor dem Hintergrund solch schwerer Beschuldigungen gewann eine vielleicht schon länger geplante Veränderung der rechtlichen Struktur des Unternehmens besondere Dringlichkeit. Am 17. Dezember, also am Tag der Unterbrechung der polizeilichen Ermittlungen, erschien Heinrich Mohn vor dem Gütersloher Oberamtsrichter Dr. Wischnath und wandelte sein Un- ternehmen »zur Sicherung des geordneten Fortbestandes« von der allein ihm gehörenden Einzelfirma in eine Kommanditgesellschaft um.312 Weite- re Kommanditisten wurden neben ihm alle Kinder: Ursula Fischer geb. Mohn, Annegret Tödtmann geb. Mohn, Sigbert Mohn, Reinhard Mohn (bei der Wehrmacht, vertreten durch den Rechtsanwalt und Notar Carl Scheve aus Gütersloh) und der noch minderjährige Gerhard Mohn (ebenfalls bei der Wehrmacht und vertreten durch Scheve). Heinrich Mohn übertrug sei- nen gesamten Grundbesitz und alle Liegenschaften auf die neue KG. Der Einheitswert der Liegenschaften wurde mit 344 400 Reichsmark angege- ben, das gesamte Firmenvermögen belief sich auf ca. 3,5 Millionen Reichs- mark. Die fünf neuen Kommanditisten erhielten von Heinrich Mohn in bar jeweils einen Betrag von 300 000 Reichsmark ausbezahlt, den sie umge- hend als Kapitaleinlage in die neue KG einbrachten. Ein gesonderter Ver- trag wurde mit Schwager Gerhard Steinsiek über dessen stille Beteiligung an der KG in Höhe von 100 000 Reichsmark geschlossen.313 Die Umwandlung der Einzelfirma in eine KG wurde von der RSK mit Datum vom 11. Februar 1944 genehmigt.314 Heinrich Mohns Motive sind nur zu vermuten. Es wäre ein Zeichen von Weitblick (oder auch von schlechtem Gewissen?) gewesen, wenn Mohn in den soeben anlaufenden und ihm offiziell nicht bekannten Ermittlungen eine Gefahr für sich selbst und damit das Unternehmen gewittert hätte. In der Regel verloren Verur- Verdacht auf »Kriegswirtschaftsverbrechen« 489

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teilte in Kriegswirtschaftsverbrechen Teile ihres Vermögens, wenn nicht das gesamte.315 Vielleicht aber erschien es dem stets kränkelnden Mohn nach der Rufer-Schließung sinnvoll, die alleinige Verantwortung für eine ungewisse Zukunft des Unternehmens auf mehrere Schultern zu verteilen. Ein Großauftrag für »Volk ohne Raum« Der »Industriebericht«, der am 3. Januar 1944 vorgelegt wurde, verzeich- nete für den Monat Dezember 1943 einen Gesamtumsatz von 470 144 Reichsmark.316 Davon betrafen 3 698 Reichsmark direkte Wehrmachtsauf- träge, 419 045 Reichsmark entfielen auf mittelbare Lieferungen an die Wehrmacht, 378 Reichsmark betrug der monatliche Umsatz mit »sonsti- gen öffentlichen Auftraggebern«. Nicht mehr als die verbleibenden zehn Prozent des Umsatzes wurden also mit dem zivilen Sortiment getätigt. Ber- telsmann konnte sich mit etwa 90 Prozent Wehrmachtslieferungen zu den kriegswichtigen Unternehmen rechnen – das belegt auch ein ungewöhnli- cher Großauftrag, der um die Jahreswende 1943/44 erteilt wurde. Nicht allein die Wehrmacht betrieb über die ZdF Frontbuchhandlun- gen, sondern auch die Organisation Todt verfügte über eigene »Front- büchereien«. Sie führte in den besetzten Gebieten kriegswichtige und schließlich alle militärischen Bauvorhaben durch, war jedoch als Sonder- organisation nicht der Wehrmacht unterstellt. Ihre Zentrale der Front- büchereien bildete eine Unterabteilung des Referats für Betreuung der Obersten Frontführung des Ministeriums Speer, das sich um Filme, Thea- teraufführungen und Schrifttum für die etwa eine halbe Million Mitarbei- ter der OT kümmerte. Diese Zentrale verkaufte auch Bücher an die Mitar- beiter, teils über Verkaufsstellen in den Baulagern. Sie gab schließlich ei- gene Sonderausgaben heraus und erwarb dafür zu üblichen Konditionen Lizenzen von den Verlegern.317 Die OT hatte mit Hans Grimm Verbindung aufgenommen, da sie plan- te, eine gekürzte Sonderausgabe von Volk ohne Raum zu veröffentlichen. Die vorgesehene Auflage von 500 000 Exemplaren (also ein Exemplar für jeden Mitarbeiter) war exorbitant hoch, dafür sollte der Verkaufspreis – eher eine Schutzgebühr – nur 50 Pfennige betragen. Grimm sollte die Son- derausgabe behutsam kürzen, statt eines Autorenhonorars wollte die OT dem Dichter nach dem Krieg Arbeitskräfte für eine Renovierung seines Klo- sterhofs in Lippoldsberg zur Verfügung stellen.318 Der Verlag war über diesen Druckauftrag verständlicherweise wenig erbaut. Vor allem hinsichtlich des kostbaren Rohstoffs durften keine Nach- teile für die sonstige Verlagsplanung erwachsen, wie Gustav Dessin ge- genüber dem OT-Kulturamtsleiter Wolters betonte: »Voraussetzung dafür ist freilich die Gewähr, daß dadurch in keiner Weise die Papierzuteilung für die normalen Verlagsauflagen beeinträchtigt wird. Dies sei, so sagten Sie, durchaus nicht zu befürchten, zumal die O. T.-Ausgabe den Papierbe- wirtschaftungsstellen nicht bekannt werde.319 Ich erlaubte mir [gegenüber Hans Grimm] einzuwenden, daß nach der Überzeugung des Verlages eine Unterrichtung der betr. Stellen nicht zu umgehen sein werde.« Die Ver- wunderung des Lektors über die unbürokratische Laxheit der Organisation 490 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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gegenüber staatlichen Direktiven ist verständlich. Schließlich wurde hier ein Unternehmen, gegen das zur selben Zeit Ermittlungen wegen unge- nehmigter Papiergeschäfte anliefen, von einer staatlichen Stelle zu Pflicht- verletzungen aufgefordert. Dessin, im Zwiespalt zwischen seiner Erge- benheit gegenüber Grimm und seinen professionellen Bedenken, versuch- te dem Dichter die Dimension des Projekts klarzumachen: »Die Herstellung einer so großen Auflage ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen ein Un- ternehmen, das bis ins Kleinste vorbedacht und vorbereitet werden muß, sollen nicht ernste Störungen und Schwierigkeiten kommen. Ich weise nur darauf hin, daß die Auflage von 500 000 verkürzten Sonderausgaben ›Volk ohne Raum‹ einen Güterzug von 120 Achsen – also den längsten Zug, der von der Reichsbahn überhaupt gefahren wird – füllen würde. Durch das notwendige Heranziehen mehrerer Druckereien und Bindereien ergeben sich verkehrstechnische Fragen, die im Sinne möglichst geringer Inan- spruchnahme der Verkehrsmittel gelöst werden müssen. Daneben steht die Sicherung der Materialien, der Arbeitsvorgänge und Arbeitskräfte auf Mo- nate hinaus. Das Ganze ist nicht zuletzt eine Frage der Organisation, aber gerade hierin hat ja unser Verlag besondere Erfahrungen und wohl auch besondere Leistungen aufzuweisen.«320 Am 21. Januar 1944 ersuchte Bertelsmann das Arbeitsamt offiziell um Zuweisung zusätzlicher Arbeitskräfte für den Großauftrag. Die Papierfra- ge hoffte man durch das Angebot von 50 Tonnen des vorrätigen Finnland- Papiers zu lösen, doch die OT lehnte im Hinblick auf die mindere Qualität des Rohstoffs ab und versprach, selbst geeignetes Material zu besorgen.321 Insbesondere Heinrich Mohn beobachtete dieses Projekt, das er kaum ab- lehnen konnte, mit Skepsis. Für die OT war eine solche Großauflage zu ei- nem symbolischen Preis eine Prestigesache, für den Autor dagegen eine zwiespältige Angelegenheit – und erst recht für den Verlag. Denn mit die- ser fast kostenlosen Riesenauflage, die einer Geschenkaktion nahekam, war der Markt für Jahre gesättigt, der Titel nach dem Krieg so gut wie un- verkäuflich. Überhaupt erschien es Anfang 1944 angesichts der militärischen Lage realistisch, vorsichtige Überlegungen für die Nachkriegszeit anzustellen. Theodor Berthoud formulierte deshalb in den ersten Januartagen Gedan- ken zum Thema »Verlagsplanung nach dem Kriege«.322 Auch hier steht die Befürchtung im Mittelpunkt, daß die aktuellen Großauflagen von Volks- und Feldausgaben den Absatz nach dem Krieg blockieren könnten: »Auch un- sere neuen Kriegsbücher werden sich nicht immer leicht, unsere Welt- kriegsbücher kaum noch verkaufen lassen. Nach vorsichtiger Schätzung bleiben uns 25 Roman- und 21 Kriegsbuchtitel, darunter 11 Weltkriegs- bücher. Von diesen Titeln werden jedoch ganz wenige eine wirklich gute befriedigende Absatzmöglichkeit bieten. […] In früheren Jahren konnten wir uns oft mit Volksausgeben älterer Werke helfen. Hier gibt es nur noch wenig Möglichkeiten. Vielleicht ein oder zwei Romane von Schröer (Lawi- ne, Rechte Erbe) und Supper, Blumenwiese. Bei den Kriegsbüchern viel- leicht Wundshammer und Pfeuffer.« Auch wenn der Krieg anders ausging, als Berthoud annahm, und des- halb für die Kriegsbücher keinerlei Markt mehr bestehen sollte, so nah- Verdacht auf »Kriegswirtschaftsverbrechen« 491

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men seine Vorschläge dennoch weitgehend vorweg, was unmittelbar nach der Kapitulation verlegerische Strategie wurde. Er wollte den »Ausfall an guten, gängigen Volksausgaben für die Übergangszeit ausgleichen durch einige nach Ausstattung und Themenstellung besonders hervorragende Auswahlbände der klassischen Erzählkunst. Eine geschickte Auswahl, eine famose künstlerische Gestaltung ist viel wichtiger, wie [sic] Vollständig- keit.« Tatsächlich erschienen in den ersten Nachkriegsjahren Klassiker- editionen von Wilhelm Busch, Theodor Storm, Jeremias Gotthelf, Joseph von Eichendorff, Gottfried Keller, E. T. A. Hoffmann und C. F. Meyer. Heinrich Mohn drängte im Blick auf die Nachkriegszeit darauf, daß der Verlag zurückhaltend agierte. Fritz Möhle bekundete Mohns Interesse an einer Absenkung der Produktion auch gegenüber den Behörden. Dieser habe »seit längerer Zeit das Bestreben […], den Umsatz seines Verlages zu drosseln, jedenfalls nicht herauszusetzen [sic]«.323 Auch im Briefwechsel mit Hans Grimm, den der schwindende Absatz seiner Bücher bekümmer- te, betonte der Verleger, dies mache sie nur für das Nachkriegsgeschäft um so attraktiver.324 Daß Ermittlungen gegen sein Haus anliefen, mußte Mohn zudem ernsthaft beunruhigen. Vermutlich ist seine Zurückhaltung auch in der Erwartung des drohenden Verfahrens zu sehen. Verhaftungen und Beginn des VerfahrensVerhaftungen und Verfahren Anfang Januar 1944 verhörten die ermittelnden Kriminalbeamten aus- führlich den bereits in Berlin inhaftierten Johannes Banzhaf, der sie über die Verantwortlichkeiten im Unternehmen informierte. Am 27. Januar tra- fen die beiden erneut in Gütersloh ein und begannen mit Durchsuchungen der Arbeitsräume wie der Privatwohnungen der Prokuristen Steinsiek325 und Wixforth. Dieser kam am 29. Januar aus Berlin zurück und wurde noch am selben Tag ebenso wie Steinsiek wegen Verdunkelungsgefahr inhaftiert, Wilhelm Beimdiek traf nach weiteren Verhören am 3. Februar dasselbe Los. Theodor Berthoud wurde verschont. Auch der meist extern arbeiten- de Hauptlektor Dessin hatte mit Herstellungsfragen nichts zu tun, er hat- te weder einen Papierscheck unterzeichnet noch Papier zu überhöhten Preisen erworben. Dafür nahmen die Beamten die Sekretärinnen der In- haftierten ins Verhör; Lilli Plaßmann, Frieda Schürmann und Magdalena Christöphler mußten vom 2. bis 4. Februar die Arbeitsabläufe erklären. Da sie Heinrich Mohn nicht von ihrer Verschwiegenheitspflicht entband, wa- ren sie unsicher hinsichtlich des Umfangs ihrer Aussagen, zeigten sich al- lerdings erstaunlich gut informiert auch über die Druckauflagen.326 Christöphler, der die Auftragskontrolle oblag, konnte insgesamt 95 teils nicht genehmigte Auflagen mit einer Gesamtmenge von 1 582 650 Exem- plaren, die deutschen und niederländischen Papierquellen und die beauf- tragten Druckereien nachweisen und betonte: »In allen vorliegenden Fäl- len, wo Aufträge ohne Druckgenehmigung der Wibu von der Firma Ber- telsmann gegeben worden sind, hat meines Wissens immer der Angestell- te Banzhaf die Anweisung dazu gegeben.«327 Staunend notierte der Ver- nehmer Saal die enormen Dimensionen der Aufträge: Auf Vermittlung von 492 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Lackas habe die Luftwaffe drei Kassetten mit jeweils 12 Feldausgaben und 25 Feldpostausgaben mit zusammen 750 000 Exemplaren in Auftrag ge- geben, doch hatte die WiBu die Zuweisung von Papier »für einen so ge- waltigen Auftrag« abgelehnt. Das hielt Banzhaf nicht davon ab, die Aus- führung zu beginnen. Die erste Kassette war bereits ausgeliefert, eine zwei- te im gleichen Umfang lag fertig auf dem Lager, die dritte befand sich noch in der Herstellung.328 Auch Frieda Schürmann gab ausführlich zu Proto- koll, wo Finnland-Papier erworben und wohin es teils ohne Bewilligung verlagert worden war. Der Unternehmer selbst wurde erstmals am 5. Februar 1944 vernom- men.329 Er hatte im Protokoll zu bestätigen, »daß das Finnlandpapier etwa 518 Tonnen, das sich auf den Lägern [sic] der Fa. befindet, gerichtlich be- schlagnahmt worden ist. Ich darf also hierüber vorerst nicht verfügen. Wei- terhin sind sämtliche Exemplare, die ohne Genehmigung der Wibu von der Fa. Bertelsmann in Auftrag gegeben worden sind, und zur Auslieferung an- stehen, ebenfalls beschlagnahmt. Darüberhinaus sind auch die Exemplare beschlagnahmt worden, die mit Hilfe des schwarzaufgekauften Papieres in Holland hergestellt worden sind.« Nachdem er diese Beschlagnahmung der Roh- und Halbfertigprodukte hatte zur Kenntnis nehmen müssen, betonte Mohn seine gänzliche Ahnungslosigkeit gegenüber allen Vorwürfen: »Ich überlasse die Bearbeitung der Geschäftsvorgänge vollkommen den einze- lenen [sic] Sachbearbeitern bezw. meinem Stellvertreter und Schwager Steinsiek.« Mit den Aussagen der Sekretärinnen konfrontiert, mußte Heinrich Mohn beim nächsten Verhör seine Einlassungen widerrufen und einräu- men: »Mir war bekannt, daß unser Unternehmen in Holland Papier zu übersetzten Preisen angekauft hat. Ich habe den Steinsiek, Wixfort [sic] und Banzhaf verschiedentlich darauf hingewiesen, daß wir mit diesen Pa- pierpreisen nicht bestehen könnten. Ich glaube mich erinnern zu können, daß ich dem Wixfort [sic] bezw. Banzhaf Vorhaltungen gemacht habe und beide Herren darauf hinwies, daß bei der Herstellung von Feldpostausga- ben unter Benutzung des schwarz aufgekauften Papieres wir niemals in der Lage seien, unsere Unkosten zu decken.«330 Mohn bestätigte das Volumen der ungenehmigten Käufe – in Holland etwa 129 Tonnen,331 außerdem 856 Tonnen Finnland-Papier ohne WiBu- Genehmigung. Was die von Magdalene Christöphler eingeräumte Herstel- lung von etwa 1,5 Millionen Büchern ohne Druckgenehmigung anging, ver- wies Mohn auf seine leitenden Angestellten: »Mitverantwortlich für dieses Geschäftsgebahren [sic] sind 1.) Prikurist [sic] Wixfort [sic], 2.) Angestell- ter Banzhaf, die die Auflagen ohne Druckgenehmigung durchführen ließen und zum Teil Papier auf dem schwarzen Markt erstanden. Mein Stellver- treter der 1. Prokurist Steinsiek hat in allen Fällen dieses Geschäftsgeba- ren gutgeheißen, weniegstens [sic] ist anzunehmen, daß er dieses dulde- te.« Mohn wies eigene Verantwortung zurück und ließ kein Unrechtsbe- wußtsein erkennen. Er hatte weitere Schwarzkäufe von Papier keineswegs verboten, weil er sie für illegal, sondern weil er sie für ökonomisch unsin- nig hielt. Auffallenderweise hat er sich, entgegen seiner sonstigen Fürsor- ge für die Angestellten, kaum um die belasteten Mitarbeiter gekümmert.332 Verhaftungen und Verfahren 493

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Umgekehrt ist in deren Verhörprotokollen stets das Bestreben sichtbar, Heinrich Mohn niemals zu belasten und ihm keine Gesamtverantwortung zuzuschieben. Wieweit er von den fingierten Papierschecks wußte und sie billigend in Kauf nahm, blieb bei den Ermittlungen ungeklärt. Immerhin wurde dem Verleger nach einem weiteren Verhör ein gehöriger Schrecken eingejagt: »Da in Sachen Mohn evtl. mit einer Festnahme des Mohn wegen erheblicher Verdunklungsgefahr zu rechnen ist, wurde vorsorglich bei dem Gesundheitsamt in Wiedenbrück um eine amtsärztliche Untersuchung des Mohn nachgesucht. Der unterzeichnete Kriminalassistent [Vogel] begab sich am 10. 3. 1943 [richtig: 1944] gegen 10 Uhr mit dem Kaufmann Hein- rich Mohn zu dem Amtsarzt Dr. Rhoden in Wiedenbrück. Die Untersuchung ergab, daß Mohn haft-, aber nicht lagerfähig ist.«333 Mohn blieb jedoch, wohl da er zu den wichtigsten Honoratioren Gü- terslohs zählte, bis zum Ende des Verfahrens auf freiem Fuß. Gleichwohl wurde er im Schlußbericht der Ermittler nicht entlastet: »Als weiterer Mit- beschuldigter i. Sa. der Firma Bertelsmann ist der Inhaber Karl Heinrich Mohn […] anzusehen. Er hat sich ebenfalls fortgesetzt des Kriegswirt- schaftsverbrechens, indem er erhebliche Mengen Papier auf dem schwarz- en Markt in Holland, erhebliche Mengen Werkdruckpapier (Finnlandpa- pier) ohne Genehmigung der WiBu beschaffte, schuldig gemacht. Darüber hinaus dürfte er sich im Sinne der Preisstrafrechtsverordnung strafbar ge- macht haben, indem er die Hollandpapiere zu übersetzten Preisen […] an- gekauft hat.«334 Nach dem Verhör wandte sich Mohn am 5. Februar 1944 trotz der Schweigepflicht an seine Anwälte.335 Er betonte auch diesen gegenüber, von ungenehmigten Holland-Drucken nichts gewußt zu haben, und ver- stehe diesen Vorwurf auch nicht, da Verlagerungsaufträge niemals abge- lehnt, sondern höchstens um einige Monate verschoben worden seien: »Wollte man also verschiedene Bestände ausnutzen, so brauchte es nur etwas Geduld und sie waren uns dann mit Genehmigung der zuständigen Behörde sicher. Ich wüsste also nicht, welcher Vorteil daraus bestanden haben sollte, ohne die Genehmigung so etwas anzuordnen.« Die WiBu habe mündlich empfohlen, Genehmigungen nachträglich einzuholen, schlimm- stenfalls sei eine Ordnungsstrafe zu befürchten. Bei allen ungenehmigten Drucken im Inland habe es sich um Zusatzauflagen bereits genehmigter Ti- tel gehandelt. Vom Volumen her sei ausschließlich das Finnlandpapier re- levant – auch hier bezeuge ein umfangreicher (in Abschriften beigelegter) Briefwechsel mit den seriösen Lieferanten, daß der Einkauf korrekt gewe- sen sei. Man hätte sonst doch keine Verlagerungsanträge für dieses Papier an die WiBu gestellt, die genehmigt worden seien. Und Mohn bewertet die gesamte Affäre mit den Worten: »Ich kann fast nur denken, dass die be- teiligten Herren total überarbeitet und darum in ihren Massnahmen nicht mehr voll zurechnungsfähig waren. Ich weiss, dass alle ihre äußerste Kraft eingesetzt haben, weiss vor allen Dingen von Herrn Steinsiek, dass er durch ständige Verhandlungen in tausend Kleinigkeiten mit den Ortsbehörden hier in der Heimat ungeheuer stark beansprucht war. Die Lage zu ändern, stand nicht in meiner Macht, da uns nicht genügend Kräfte zur Verfügung standen. Gerade aus dem Grunde habe ich aber auch niemals gedrängt, 494 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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sondern die Gesamtentwicklung der Firma möglichst gebremst, soviel ich das mit meiner Verantwortung den Autoren und auch den Schrifttumsauf- gaben Front und Heimat gegenüber vereinbaren konnte.« Dennoch bekräftigten die Kriminalbeamten als Ergebnis der Güterslo- her Ermittlungen am 7. Februar ihre Einschätzung, daß sich die vorläufig Inhaftierten fortgesetzt diverser Verstöße gegen die kriegswirtschaftlichen Bestimmungen schuldig gemacht hätten. Die Gewinnbeteiligungen bewie- sen, daß sie erheblich von jedem Auftrag profitierten, den ihr Unterneh- men abwickelte, so daß sie sich schließlich bereitfanden, die behördlichen Genehmigungsverfahren zu unterlaufen. Dementsprechend ergingen am 9. Februar gegen Wilhelm Beimdiek, Gerhard Steinsiek und Fritz Wixforth die endgültigen Haftbefehle. Heinrich Mohn sah sich in der peinlichen Lage, alle ungenehmigten Bestellungen von Papier und Druckaufträge stor- nieren zu müssen. Er durfte dabei nichts von den Hintergründen verlau- ten lassen, da die Beamten bei Papiergroßhändlern und Druckereien un- ter anderem in Dresden ohne Vorwarnung weiter ermitteln wollten. Tatsächlich beteuerten die Grossisten auf Mohns Stornierung hin, der Ver- lag könne ihr Papier bedenkenlos auch ohne vorherige Genehmigung er- werben, die WiBu gestatte den Verkauf.336 In der Kleinstadt Gütersloh sorgten die Vorgänge um die örtlichen Ho- noratioren für Unruhe. Der Amtsrichter Wischnath berichtete dem Biele- felder Landgerichtspräsidenten Anfang Februar 1944 über die Gerüchte um das Geheimverfahren: »Das Ermittlungsverfahren hat die hiesige Be- völkerung in grosse Aufregung und Unruhe versetzt, besonders die Ver- hängung einer unbegrenzten Polizeihaft über 4 Personen, die sich eines guten Ansehens erfreuten. Die Erregung nimmt noch immer zu. Die toll- sten Gerüchte gehen um und das Gerede über den Fall nimmt kein Ende, zumal von den Einzelheiten, die mir als geheim mitgeteilt worden sind, Manches [sic] bekannt geworden ist und fleissig und mit Phantasie be- sprochen wird. Das ganze Verfahren, besonders die dauernde Festhaltung der 4 Personen, wird der Justiz zur Last gelegt. Dadurch wird das Anse- hen der Zivilgerichte und das Vertrauen zu ihnen in der übelsten Weise ge- schädigt. Ich bin ausserstande, etwas dagegen zu unternehmen.«337 Heinrich Mohn hatte bereits in den ersten Januartagen versucht, einen vollständigen Überblick über fragwürdige Praktiken seines Unternehmens zu gewinnen, soweit er nicht schon davon wußte. Gemeinsam mit Fritz Möhle, seinem Wirtschaftsprüfer, sah er die Unterlagen durch und ent- schloß sich am 23. Februar 1944, bei der WiBu und Wigru die ungeneh- migten Druckverlagerungen zur Selbstanzeige zu bringen. Er bat darum, möglichst umgehend die Vorgänge entweder zu genehmigen oder mit ei- nem Ordnungsstrafbescheid zu belegen, um den in Gütersloh Inhaftierten die Überführung nach Berlin zu ersparen.338 Diese beauftragten am Tag nach der Selbstanzeige den Bielefelder Anwalt Gustav Landmeyer mit ih- rer Verteidigung, der unverzüglich gegen eine Überführung Einspruch er- hob, unter Hinweis auf die Reputation der Gefangenen: »Es handelt sich außerdem bei Steinsiek um den Geschäftsführer und bei den anderen Her- ren um leitende best beleumundete und hoch angesehene Angestellte der zweitgrößten Verlagsbuchhandlung Deutschlands. – Nach dem Eher-Ver- Verhaftungen und Verfahren 495

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lag in Berlin hat die Firma C. Bertelsmann den größten Umsatz in Papier von allen Verlagsinstituten Deutschlands. Die Firma genießt auch nach wie vor das Vertrauen aller Reichsstellen.«339 Der Protest blieb ohne Wirkung. In einem Sammeltransport wurden Beimdiek, Steinsiek und Wixforth am 6. März 1944 nach Berlin überführt. Davon erfuhren die ermittelnden Beamten erst, als sie zu weiteren Ver- nehmungen in Gütersloh eintrafen. Zugleich wurde ihnen zugetragen, daß Bertelsmann versucht habe, seine Beziehungen zum Propagandaministe- rium einzusetzen: »Dessin soll den Auftrag bekommen haben, den Dr. Möh- le bei dem Oberregierungsrat Dr. Er[c]kmann einzuführen, um mit diesen [sic] wegen der von der Fa. schwarz erteilten und ebenso gedruckten Auf- lagen Rücksprache zu nehmen. Mit Rücksicht darauf, daß nach den bishe- rigen Ermittlungen der Verdacht besteht, daß der Dr. Er[c]kmann das Ge- schäftsgebaren der Fa. Bertelsmann gefördert bezw. unterstützt hat, wur- de dem Dessin im Anschluß an seine Vernehmung aufgegeben, dieser An- ordnung nicht Folge zu leisten.«340 Mohn wurde mit Verhaftung gedroht, falls er sich weiterhin in das schwebende Verfahren einschalte. Doch Fritz Möhle war bereits auf dem Weg nach Berlin, wo auch er am 18. März wegen »Begünstigung zum Kriegswirtschaftsverbrechen« festge- nommen wurde. Nun versuchte Anwalt Landmeyer, einen einflußreichen Berliner Kollegen gegen den behördlichen Übergriff zu mobilisieren. Die inhaftierten Bertelsmann-Mitarbeiter seien gezwungen worden, über die gegen sie angestellten Ermittlungen Stillschweigen zu bewahren, auch ihre Anwälte erhielten keinerlei Informationen über die Vorwürfe. Jetzt wolle man auch Möhle »kaltstellen« und somit das Unternehmen daran hindern, Reichsstellen mit entlastendem Material zu informieren. Dies sehe er als »einen geradezu unglaublichen Mißgriff der übereifrigen Beamten« an.341 Wenige Tage darauf legte Landmeyer die Rechtsvertretung Heinrich Mohns nieder, weil der ermittelnde Kriegsgerichtsrat Jürgens ihm im Zorne (»ab irato«) mit Konsequenzen gedroht habe: »Möge der Herr Jürgens seine mir unbegreifliche Voreingenommenheit bald überwinden, damit er endlich aufhört, aus bloßen Ordnungswidrigkeiten Staatsverbrechen zu konstru- ieren.«342 Vier Tage zuvor hatte Heinrich Mohn von der Wirtschaftsstelle Buch die Antwort auf seine Selbstanzeige erhalten: einen Ordnungsstrafbescheid in Höhe von 10 000 Reichsmark. Mit einer Genehmigung im nachhinein war demnach nicht mehr zu rechnen. Offenbar hatte der auf eine gericht- liche Klärung dringende Ankläger Jürgens dort ebenso interveniert wie bei der Wigru, die Mohn bestätigte, daß ähnliche Verstöße sich zwar »leider öfter« ereignet hätten, aber dennoch eine Ordnungsstrafe erfolgen müsse. Am selben Tag begann der Lackas-Prozeß. Vor dessen Ende war weder mit weiteren Ermittlungen noch mit dem Beginn eines Verfahrens gegen Banz- haf und die inhaftierten Bertelsmann-Mitarbeiter zu rechnen. 496 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Der Lackas-Prozeß und das Verfahren »gegen Banzhaf u.a.« Am 14. März 1944 wurde der Prozeß gegen Lackas und die Mitangeklag- ten Moldt und Riewel vor dem Kriegsgericht des Heeres in Berlin-Charlot- tenburg eröffnet.343 Die Anklage gegen die »Volksschädlinge« lautete auf Kriegswirtschaftsverbrechen, Bestechung und Untreue. Dieser Papier- schieberprozeß dürfte singulär gewesen sein. Offensichtlich sollte das mit hoher Intensität betriebene Verfahren abschreckende Wirkung besitzen, eine Verhaftungswelle erfaßte mehr als 40 Personen aus dem militäri- schen wie zivilen Bereich. Am 31. Mai wurde das Urteil gegen den »ge- wissenlosen Kriegsschmarotzer« und »Wirtschaftsvampyr von großen Ausmaßen« Lackas verkündet, es lautete auf Todesstrafe, dauernden Ver- lust der bürgerlichen Ehrenrechte und Vermögenseinziehung.344 In ge- trennten Prozessen wurden zwei Offiziere der Wehrwirtschaftsämter von Heer und Luftwaffe zum Tode verurteilt, einer beging in der Haft Selbst- mord.345 Die Verhandlung ergab, daß Lackas zahlreiche Wehrmachtsangehöri- ge mit Gefälligkeiten bestochen hatte, hauptsächlich mit Mangelwaren wie Cognac, Kaffee, Damenmänteln, Likör, Zigarren, Zigaretten, Büchern und Nahrungsmitteln sowie Bargeld. Adressaten waren Offiziere vom Füh- rungsstab der Luftwaffe und des OKH, die Papierkontingente verwalteten, sowie niedere Dienstgrade und Sekretärinnen, daneben zivile Beamte wie Geschäftsführer Graske von der Reichsstelle für Papier und Regierungsrat Dr. Brinkmann vom Reichswirtschaftsministerium. Dafür erhielt Lackas Kontingentszuweisungen auf mehr als hundert Blankopapierschecks ver- schiedener Verlage, von denen er wiederum für seine Dienste hohe Provi- sionen bekam, die sich nach Schätzung des Gerichts allein während der wenigen Monate beim Deutschen Archiv-Verlag auf 600 000 Reichsmark beliefen. Lackas räumte seine Schuld unumwunden ein: »Durch meine rie- senhaften Erfolge bin ich in meiner Großmannssucht innerhalb eines ein- zigen Jahres, angetrieben von 60 bis 70 Verlegern, die nicht minder pa- pierhungrig und profitgierig waren, wie ich, ins Unglück regelrecht hin- eingelaufen. Als ›kleiner Lackas‹ wurde ich von fast allen bedeutenden Ver- legern, Dienststellen, Behörden usw. hofiert und poussiert und mein [Ehr- geiz] so weit gesteigert, bis er strafbar wurde.«346 Die Bedeutung des Prozesses wurde durch die Anwesenheit sachver- ständiger und hochrangiger Vertreter von Reichsstellen347 unterstrichen, darunter des RSK-Geschäftsführers Wilhelm Ihde, leitender Mitarbeiter der Abteilung Schrifttum des RMVP, an der Spitze Dr. Erckmann, wie auch von Vertretern der Beschaffungsämter des OKW, unter ihnen Jürgen Egge- brecht. Gerade diesem unterstellte Lackas, treibende Kraft bei seiner Ausschaltung gewesen zu sein, weil er seine Rolle als unumschränkter »Papierpabst« gefährdet gesehen habe. Und er ergänzte: »Dass auch der Deutsche Verlag seine Hand im Spiele hatte, konnte man auf 100 Kilome- ter riechen. […] diese Haltung des Deutschen Verlages zeigte nur die gren- zenlose Wut über ihre eigene Unfähigkeit. Der ›kleine‹ Lackas machte die Geschäfte im OKH, weil er es besser konnte und der Deutsche Verlag mus- ste mit verzerrten Gesichtern feststellen, dass doch nur die eigene Initiati- Verhaftungen und Verfahren 497

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ve für den Erfolg massgebend ist, nicht die Grösse des Hauses und der da- vorhängende Hoheitsadler.« Die Verwicklung von Bertelsmann in die Affäre wurde allen geladenen Vertretern der Schrifttumsbürokratie und dadurch bald weiteren Institu- tionen bekannt. Von den mehr als hundert Blankoschecks stammte fast ein Drittel von Bertelsmann. Über ihre Kontakte zu Lackas sagten Johannes Banzhaf und Wilhelm Beimdiek als Zeugen eingehend aus.348 Allerdings ist im 68 Seiten umfassenden schriftlichen Urteil nur einmal summarisch vom Unternehmen die Rede. Wie genau man in Gütersloh über den Geheimprozeß, der unter Aus- schluß der Öffentlichkeit stattfand, unterrichtet war, wie schnell man vom drakonischen Todesurteil gegen Lackas erfuhr, muß offenbleiben. Daß hier ein Exempel statuiert werden sollte, blieb freilich angesichts der fortdau- ernden Inhaftierung der leitenden Mitarbeiter unbezweifelbar. Solange je- doch keine konkrete Anklage formuliert war, galt es, die eigenen Verteidi- gungslinien aufzubauen, etwa mit einem Gutachten des Wirtschaftsprü- fers Möhle von Mitte März. Im gleichen Monat begannen Bemühungen der Verteidiger, wenigstens Gerhard Steinsiek aus der Haft zu holen: Steinsieks Sekretärin Lydia Truse349 und Theodor Berthoud350 beteuerten wie zuvor schon Heinrich Mohn, der stets überkorrekte Mann könne nur aus Ar- beitsüberlastung Banzhafs Blankoschecks abgezeichnet haben. Der aus dem Verlag inzwischen ausgeschiedene Herstellungsleiter dagegen wird wegen seiner »krassen Nichtachtung jeglicher Grenzen« ziemlich kritisch gezeichnet: Er habe das unumschränkte Vertrauen der Firmenleitung in hohem Maße auch zum eigenen Profit benutzt und vor allem den eigenen Büchern »Auflagen verschafft, die in keiner Weise ihrer Bedeutung ent- sprechen«. Doch diese Bekundungen blieben erfolglos; angesichts des schwebenden Verfahrens, das der Ankläger Jürgens überdies zugunsten eines anderen Prozesses zurückstellte, war an eine Freilassung Steinsieks nicht zu denken. Am 4. Mai 1944 vermerkte Jürgens, daß sich gegen die Mitarbeiter Ber- telsmanns keine weiteren Belastungsmomente ergeben hätten und er die Strafsache demnächst an das zuständige regionale Sondergericht abgeben wolle. Doch erst zwei Monate später ersuchte das Zentralgericht des Hee- res in Berlin, auf dessen Anordnung Banzhaf, Beimdiek, Steinsiek und Wix- forth in Untersuchungshaft saßen, den Leiter der Anklagebehörde beim Sondergericht in Bielefeld, seinerseits Haftbefehle gegen die Genannten zu erlassen, damit die Berliner Haftbefehle aufgehoben werden konnten: »Die obenangeführte Strafsache ist hier aus einem größeren Korruptionsverfah- ren gegen den Buchhändler Matthias Lackas aus Berlin hervorgegangen. Lackas wurde vom hiesigen Gericht zum Tode verurteilt. Der gesamte Komplex ist in Einzelverfahren aufgeteilt und an die zuständigen Gerichte abgegeben worden.«351 Die Sondergerichte, von Roland Freisler als »Panzertruppe der Rechts- pflege« tituliert, sollten »die gleiche durchschlagende Treff- und Vernich- tungssicherheit gegenüber dem erkannten Feind« haben.352 Sie fällten auch wegen Kriegswirtschaftsverbrechen Todesurteile und befriedigten da- mit das »gesunde Reinigungsbedürfnis des Volkskörpers« (so eine Biele- 498 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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felder Urteilsbegründung).353 Das 1940 eingerichtete Bielefelder Sonder- gericht354 übernahm schnell den Fall; am 18. Juli war mit Banzhaf auch der letzte Inhaftierte in Bielefeld. Nach wie vor wurden den leitenden Mit- arbeitern Bertelsmanns fortgesetzte Kriegswirtschaftsverbrechen nach § 1 der Kriegswirtschaftsverordnung (KWVO) zur Last gelegt: im Zusammen- wirken mit Lackas Papierbeschaffung und Druck auf ungedeckten Wehr- machtspapierschecks, Bereicherung und Bestechung, schließlich Wehr- kraftzersetzung wegen der Uk-Stellungen, zusätzlich aber der von Lackas unabhängige, ungenehmigte Ankauf von Finnland-Papier sowie ungeneh- migte Druckauflagen, teils auf holländischem Schwarzmarktpapier, die erst bei den Firmendurchsuchungen und Verhören ans Licht gekommen waren. Das Sondergericht hatte zwischen 1940 und 1945 insgesamt 1 564 Verfahren mit 2 213 Angeklagten zu bearbeiten, davon die meisten wegen schnell abzuurteilender Vergehen gegen die Kriegswirtschaftsverordnung wie etwa Schwarzschlachtungen. Der Fall Bertelsmann fiel hier nicht nur wegen seines Umfangs, sondern auch wegen des Sozialstatus der Betrof- fenen aus dem Rahmen. Fast alle Angeklagten waren Arbeiter, Handwer- ker, Kleinhändler, Angestellte, kleine Beamte, Landwirte, nur gut drei Pro- zent Freiberufler und Unternehmer.355 Die Anwälte Grünewald und Landmeyer, der sein Mandat wieder auf- nahm, sowie Fritz Möhle trafen sich am 24. Juli mit dem Landgerichtsrat Niederlag, der den Fall als Sonderstaatsanwalt zu bearbeiten hatte. Die Verlagerung schien dem Verfahren eine günstige Wendung zu geben. Nie- derlag war noch nicht eingearbeitet, er verfügte weder über das Urteil ge- gen Lackas noch die Verhörakten der nun in Bielefeld Inhaftierten. Er wil- ligte ein, daß Fritz Möhle die Interessen des Unternehmens wahrnahm. Die Geschäfte dürften weitergehen, um ausstehende Genehmigungen gewor- ben, laufende Aufträge fortgesetzt werden, Gewinne seien jedoch vorerst auf ein Sonderkonto abzuführen.356 Die Anwälte nutzten die Gunst der Stunde und ließen Niederlag am 3. August ein Gutachten357 zukommen, demzufolge der ihrer Meinung nach wichtigste Anklagepunkt – der ungenehmigte Erwerb von fast 900 Tonnen Finnland-Papier – haltlos sei. Die Wirtschaftsstelle Buch habe den Verla- gen nämlich Ende 1942 erlaubt, Papier über das genehmigte Maß hinaus zu erwerben, damit die großen vorhandenen Mengen möglichst zügig ab- gerufen und vor allem auch von den Verlagen bezahlt werden konnten. Die spätere Verwertung des Papiers blieb dabei weiterhin unter der Kontrolle der WiBu. Als Beleg dafür wurde Mohns Korrespondenz mit der Papier- großhandlung Schweinichen beigefügt. Da von dem gelieferten Finnland- Papier nichts ungenehmigt verdruckt worden sei und die Wirtschaftsstel- le längst der Verarbeitung zugestimmt habe, sei die Anklage unberechtig- ten Erwerbs und Besitzes von Finnland-Papier haltlos. Niederlag sandte das Gutachten umgehend auch an die Wirtschaftsstelle Buch mit der Bitte um Stellungnahme. Dem zweiten wichtigen Anklagepunkt galt am 11. August der nächste Vorstoß der Anwälte: den Wehrmachtspapierschecks. Ein weiteres Gut- achten erläuterte die einschlägigen Bestimmungen. Bertelsmann habe Lackas in der Tat Blankoschecks für die Wehrmachtsstellen übergeben, die Verhaftungen und Verfahren 499

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über Titel, Papierkontingent, Auflagenhöhe und Preis entscheiden sollten. Erst mit den Stempeln der Kontrollinstanzen aber erhielten diese Schecks ihre Gültigkeit. Bertelsmann habe dies gewußt und sich zudem darauf ver- lassen, daß Lackas als Mann mit besten Empfehlungsschreiben die kor- rekte Abwicklung der Genehmigungsverfahren garantiere. Zu einer mißbräuchlichen Verwendung der Schecks sei es nicht gekommen. Im- merhin hatte auch Leutnant Hensel als Sachverständiger vor Gericht am 3. April 1944 vertraulich einräumen müssen, daß das Belastungsmaterial nur vorsichtig verwendet werden dürfe, weil man unter anderem in der Rohstoffstelle der Luftwaffe ausgesprochen »sorglos« gearbeitet, also mas- siv geschlampt habe.358 Was Möhle dem unkundigen Niederlag nicht er- läuterte, war, daß die Blankoschecks Lackas (und Banzhaf) ermöglichten, selbst die Kalkulationen – und damit auch die Provisionen – festzulegen, dadurch die Planungshoheit der Behörde auszuhebeln und sich selbst zu bereichern. Niederlag war offenbar beeindruckt. Er erhielt zugleich die Stellung- nahme Paul Hövels von der Wirtschaftsstelle Buch vom 12. August; dem- nach war es dem Verlag C. Bertelsmann tatsächlich gestattet, Finnland-Pa- pier über die bereits erteilten Druckgenehmigungen hinaus auf Vorrat zu beschaffen, es liege also kein Verstoß gegen geltende Vorschriften vor. Nun mahnte er dringlich die Berliner Behörden, die den Fall bislang bearbeitet hatten, ihm bis zum 23. August triftige Gründe für die weitere Inhaftierung von Steinsiek, Wixforth und Beimdiek zu nennen. Da Berlin schwieg, ent- ließ er die drei an diesem Tag aus der Haft, nur Banzhaf blieb in Bielefeld weiterhin inhaftiert. Schnell setzten die Anwälte nach und stellten am 1. September den An- trag, nach der Freilassung nun auch die Beschlagnahmung der Papier- kontingente aufzuheben. Niederlag gab tatsächlich die 518 Tonnen Finn- land-Papier frei, nicht aber die ebenfalls beschlagnahmten 129 Tonnen Holland-Papier, bei denen das Problem der ungenehmigten Druckverlage- rungen noch ungeklärt war. Inzwischen freilich hatte das Unternehmen ein weitaus schwierigeres Problem zu bewältigen. Am 26. August 1944 hatte die Reichsschrifttumskammer wie vielen anderen Verlagen auch C. Ber- telsmann und Rufer zwei Formschreiben zukommen lassen: die vorge- druckten Schließungsverfügungen. »Das Barometer steht auf Sturm«: Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann Die Anordnungen, die Bertelsmann erreichten, kamen nicht gänzlich über- raschend. Niels Diederichs, Inhaber des gleichnamigen Verlags, hatte An- fang August 1944 Erckmann im Propagandaministerium zu Verhandlun- gen aufgesucht und berichtete in einem Privatbrief über das Ausmaß der nun beginnenden zweiten Schließungsaktion: »Das Barometer steht auf Sturm infolge der militärischen Lage. ›Totale Mobilmachung‹ ist ein blas- ser Ausdruck für das, was notwendig ist u. was kommt. Ab sofort ist die Papierzuteilung gestoppt, wie Dr. E.[rckmann] hofft nur vorübergehend. 500 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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[…] Es gibt eine neue Liste von Verlagen, die geschlossen werden sollen, ich sah das erste Blatt mit den Anfangsbuchstaben A–D; Bärenreiter-Ver- lag, Colemann, Bertelsmann, Duncker u. Humblot waren dabei; wir natür- lich nicht. Das einschneidendste wird aber die Tatsache werden, dass das graphische Gewerbe nochmals stark zur Ader gelassen wird u. zwar die- se Woche noch. Ein großer Teil der Aufträge wird nicht zu Ende geführt werden können. […] Wie groß das Produktionsvolumen ist, das bleibt, läßt sich im Augenblick schwer abschätzen. Eine Neuordnung der ganzen Buch- produktion kann erst dann erfolgen, wenn sich hier ein einigermaßen kla- rer Überblick ergibt. […] Klar ist, dass die schöngeistige Produktion, wenn überhaupt, so nur in sehr begrenztem Umfange zum Zuge kommt.«359 Als frisch ernannter »Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegs- einsatz« wies Goebbels am 22. August 1944 die Einzelkammern an, die Kulturschaffenden zum Dienst in der Wehrmacht oder der Rüstungsindu- strie freizustellen. Am 26. August gab die RSK »auf Grund der kriegswirt- schaftlichen Gegebenheiten« einschneidende Bestimmungen für den ge- samten Buchhandel heraus. Sie betrafen die völlige Stillegung des Reise- und Versandbuchhandels, die weitestgehende des Grossobuchhandels, die Reduzierung des Sortiments auf höchstens die Hälfte der Beschäftigten so- wie Betriebsschließungen, starke Einschränkung des Leihbuchhandels und schließlich auch die Verlage. Von den noch arbeitenden seien alle bis auf 220, vornehmlich wissenschaftliche und Fachverlage, zu schließen.360 Tatsächlich wurden bis Ende September 1944 in 29 Gauen 1 902 Ver- lage, 5 160 Sortimente und Buchverkaufsstellen, 955 Reise- und Versand- buchhandlungen und 910 Leihbüchereien stillgelegt,361 verschont blieben nur gut 250 Verlage. Auch für diese galten im übrigen die Anordnungen,362 alle gebundenen Bücher (ausgenommen Kunst- und Bildbände) an das (zu Eher gehörende) Kommissionshaus Lühe & Co., Leipzig abzuliefern und die Einbandstoffe zu melden. Die Schließung des Betriebs hatte einen Mo- nat nach Zustellung der Verfügung zu erfolgen, die Abwicklung mußte zum 31. Dezember 1944 beendet sein. Fertige Bestände einschließlich der noch in der Herstellung befindlichen Exemplare waren unverzüglich der RSK zu melden und nach deren Anweisung der Verwertung zuzuführen. Neue Pa- piergenehmigungen durften nicht beantragt werden; die Herstellung der Werke, für die Papier bereits bewilligt war, durfte zwar beendet werden, anschließend mußten jedoch auch diese nach Anweisung der RSK ver- wertet werden. Die Schließungsverfügungen gingen offenbar an alle Verlage mit dem- selben Datum des 26. August 1944, so auch die Exemplare für die beiden Verlage Heinrich Mohns.363 Einem bürokratischen Versehen war es wohl geschuldet, daß auch der Verlag Der Rufer erneut eine Schließungsverfü- gung erhielt. Heinrich Mohn teilte der RSK umgehend mit: »Ich mache darauf aufmerksam, daß meine Firma schon im Herbst des Jahres 1943 geschlossen wurde. Damit dürfte die Angelegenheit erledigt sein.«364 Wie bereits erwähnt, hatten Heinrich Mohn und Dessin am 23. August im Gauhaus Münster mit Dr. Kracht vom Reichspropagandaamt wegen der theologischen Bestände der Verlage Bertelsmann und Rufer gesprochen. Man wollte sich die 1943 gegebene Zusicherung ungehinderter Ausliefe- Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 501

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Die Schließungsverfügung für den Verlag C. Bertelsmann (Reproduktion der Kopie im Verlagsarchiv) rung bestätigen lassen, von der man bisher offenbar keinen Gebrauch ge- macht hatte. Am Ende der Unterredung fragte Heinrich Mohn ausdrück- lich noch einmal »wegen der Auslieferung, und Herr Dr. Kracht wieder- holte: ›Sie vertreiben ruhig weiter!‹ Dr. Kracht fügte noch hinzu: ›Neu pro- duziert wird ja nicht mehr.‹ Herr Mohn bestätigte, daß bereits seit Jahren, wohl seit 1941, nicht mehr produziert worden sei.«365 Jetzt gewann diese Bewilligung besondere Brisanz, da die Schließungsverfügung von 1944 je- ner von 1943 entsprach. Eigentlich mußte dann auch C. Bertelsmann er- laubt bleiben, Lagerbestände auszuliefern und laufende Aufträge abzu- wickeln. Um dies zu klären, reiste Gustav Dessin umgehend nach Berlin. 502 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Die Schließungsverfügung für den Rufer-Verlag Die Aktivitäten der Anwälte gingen inzwischen unvermindert weiter. Sie drängten Sonderstaatsanwalt Niederlag, die längst lieferfertigen Kas- setten für die Luftwaffe auf jeden Fall noch vor Weihnachten freizugeben. Der umfangreiche Auftrag war am 2. Februar 1943 vom Reichsminister für Luftfahrt aufgrund eines ungenehmigten Schecks von Lackas erteilt worden, 52 Tonnen Papier hatte Bertelsmann zwischenzeitlich verdruckt. Die Anwälte unterstellten, daß die WiBu während des Produktionsprozes- ses ihre Bestimmungen geändert habe, so daß der Verlag die Kassetten nicht mehr mit bereits fertigen Lagerbeständen füllen konnte. Dabei un- Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 503

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terschlugen sie, daß es sich bei diesen Beständen um ungenehmigte Mehr- drucke handelte. Wiederum nahm Niederlag die Beratung eines Fach- manns in Anspruch, der erfreulicherweise mit Bertelsmann gute geschäft- liche Kontakte unterhielt,366 und erklärte sich am 7. September 1944 zur Aufhebung des Beschlagnahmebescheids bereit. Das Interesse des Verlags, diesen Auftrag endlich abzuwickeln, war nach der Schließungsverfügung dringlicher als zuvor. Otto Oeltze trat eine Woche später den Weg nach Des- sau-Kochstedt an, um beim Führungsstab der Luftwaffe vorzusprechen. Doch dort reagierte man mit Zurückhaltung: Es gebe die Einheiten gar nicht mehr, die diese Kassetten einst bestellt haben sollten, der Auftrag werde annulliert; man habe angesichts der militärischen Lage auch »an- dere Sorgen« als Kassetten zu vertreiben.367 Bertelsmann griff den Vor- schlag von Ersatzlieferungen auf, sofern die Luftwaffe die nötigen Geneh- migungen besorgte. Freilich war das eigentliche Ziel, nachträglich den Kas- setten-Auftrag zu legitimieren, vorerst verfehlt.368 Noch im September 1944 wurde Gustav Dessin zu Befestigungsarbei- ten am Westwall einberufen, und Heinrich Mohn selbst mußte die wichti- ge Autorenkorrespondenz übernehmen. Das betraf hauptsächlich Hans Grimm, der dank zahlreicher Wehrmachtsausgaben glänzend verdiente, aber seit 1943 seinen Anteil an der Kriegsbesteuerung auf den Verlag ab- wälzen wollte und mit dem Anwalt drohte. Mohn bot an, den überraschend guten Absatz auch der älteren, von Langen-Müller übernommenen Titel durch eine Überweisung von immerhin 250 000 Reichsmark zu honorie- ren. Doch Grimm reagierte verstimmt; auch die Nachricht, daß die Orga- nisation Todt statt einer halben Million nun nur mehr 20 000 Exemplare Volk ohne Raum in Auftrag gegeben hatte, besänftigte ihn nicht.369 Mohn betonte seine Hoffnung, daß die Verlagsschließung rückgängig gemacht werden könne, und wies mit Nachdruck darauf hin, daß »für meine Druckerei und Buchbinderei eine Stillegungsgefahr nicht zu bestehen scheint«. Als Grimm Genaueres wissen wollte, berichtete ihm Mohn von der aktuellen Gesamtlage des Unternehmens.370 Er entschuldigte sich mit dem strikten Schweigegebot und skizzierte die Vorwürfe, die er ohne Ge- richtsverhandlung zu bereinigen hoffe. Allerdings habe dieses Verfahren auch eine schwerwiegende Folge gehabt: »Den Stillegungsbescheid für meinen Verlag erhielt ich Ende August. Mir war bekannt, daß rigoros vor- gegangen werden solle und nur wenige kriegswichtige Verlage bestehen bleiben würden. Inzwischen hörte ich dann von einer ganzen Reihe von Firmen, deren Arbeit man schwerlich hinsichtlich Kriegswichtigkeit mit der meinen wird vergleichen können, daß sie nicht stillgelegt werden. Und so vermutete ich, daß das, was Sie etwa auf der Mitte Ihres Briefes vom 19.9. erwähnen, Neid und Konkurrenz, eine Rolle gespielt haben könnten, etwa in der Weise, daß man sich sagte: Eine Firma, gegen die ein Verfah- ren schwebt, ist nicht in Ordnung, und nun das schwebende Verfahren zum Anlaß nimmt, den Konkurrenten zu beseitigen.« Für Mohn schien der Zusammenhang offensichtlich: Die Ausschaltung des Hauptrivalen, die dem Parteikonzern im Vorjahr mit seinen Intrigen nicht gelungen war, hatte dieser nun dank der Verwicklung des Verlags in die Lackas-Affäre erreicht. Diese Konstruktion blieb für die Bertelsmann- 504 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Geschichtsschreibung in der Folgezeit verbindlich. Sie wurde schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit ergänzt durch eine Variante, die sich in Auf- zeichnungen und Vorträgen der damals leitenden Mitarbeiter mehrfach findet – Goebbels selbst habe diese Stillegung angeordnet.371 Dafür bieten die überlieferten Quellen keinen Anhaltspunkt. Unzweifelhaft kam einer Reihe von Institutionen und Personen die Verlagsschließung überaus gele- gen, und sehr wahrscheinlich haben diese ähnlich wie 1943 ihren ent- sprechenden Einfluß geltend gemacht. Ob sie auch ohne die Lackas-Affäre ihr Ziel erreicht hätten, muß offenbleiben. Angesichts der schwerwiegen- den Anklagen des Kriegsgerichts war die Stillegung auch ohne politische Intrigen unausweichlich geworden. Das betonte auch der dem Verlag durchaus wohlgesonnene Referent im RMVP, Erckmann. Er erklärte Hans Grimm am 19. Oktober, Bertelsmann sei aus kriegswirtschaftlichen Gesichtspunkten geschlossen worden, doch hätten selbstverständlich auch die Untersuchungen eine Rolle gespielt. Erckmann äußerte sich wolkig über »Zweifel, die zur Stunde noch nicht als voll behoben gelten können. Bevor nicht eine restlose Rehabilitierung auf diesem Gebiete durch die Gerichte erfolgt ist, kann ich nach Lage der Din- ge selbstverständlich die Frage der Stillegung nicht nochmals generell überprüfen.«372 Am wichtigsten aber war für Grimm Erckmanns Versi- cherung: »Im Übrigen brauchen Sie sich in diesem Zusammenhang wegen des Erscheinens einzelner Ihrer Bücher keine Sorge zu machen: Auch bei den stillgelegten Verlagen ist vorgesehen, daß besonders kriegswichtige Li- teratur, darunter Standardschriften auch der zeitgenössischen Dichtung in Kriegsarbeitsgemeinschaft mit einem offenbleibenden Verlag nach wie vor erscheinen können.« Mohn befand sich, wie er dem unablässig drängenden Grimm einge- stand, in einer Zwickmühle. Einspruch gegen die Schließung war nicht vor- gesehen. »Dennoch war mein Verlag sofort entschlossen, gegen die Schließung anzugehen. Aus verschiedenen Gründen schien dies jedoch noch nicht tunlich.« Andererseits bestehe die Gefahr, daß »nach längerer Frist wahrscheinlich überhaupt nicht mehr an der Schließung zu rütteln ist«.373 Deshalb müßten Grimms Schriften bis auf weiteres von einem an- deren Verlag betreut werden. »Im übrigen liefert mein Verlag einstweilen noch aus, auch die Herstellung der noch in Arbeit befindlichen Auflagen wird vorerst zu Ende geführt. Daneben sind Druckerei und Buchbinderei […] mit vielseitigen kriegswichtigen Aufgaben betraut.« Am 3. Dezember hoffte Mohn Grimm mit der Nachricht zu erfreuen, daß das RMVP und die ZdF das Unternehmen mit der Herstellung von Grimm-Sonderausgaben für die Wehrbetreuung beauftragt hatten – vorgesehen waren 40 000 Exem- plare. Dennoch versuchte Grimm, »die Tatsache der Stillegung für eine un- auffällige Scheidung zu benutzen«,374 wie es Mohn bitter formulierte, der seine »Notlage« beschwor und darauf verwies, daß die Schließung offizi- ell ausschließlich mit der generellen Stillegungsaktion begründet sei. Eine Kündigung bedürfe des eigenen schuldhaften Verhaltens des Verlags, das »nur durch ein – der Sachlage nach völlig unmögliches – Gerichtsurteil« nachzuweisen wäre.375 Am 19. Dezember war Mohn am Ende seiner Ge- duld und machte dem sturen Egozentriker so höflich wie deutlich einige Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 505

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grundsätzliche Vorhaltungen.376 Grimm habe immer nur Friedensverhält- nisse im Auge, bei denen die Werbung für einen Autor im Vordergrund ste- he. »Jetzt ist das anders. Heute erwachsen diese Aufwendungen in der Hauptsache aus der Notwendigkeit, Papier und Druckgenehmigungen für die Bücher zu schaffen, und da sind allerdings meine Bemühungen, be- sonders infolge meiner ausgezeichneten Auslandsbeziehungen, der be- sonderen Rührigkeit meiner Mitarbeiter und des Rufes bei den genehmi- genden Behörden, recht erheblich und, wie ich glaube sagen zu dürfen, auch erfolgreich gewesen.« Auch sei die Verlagsübernahme 1938 für Ber- telsmann ein Wagnis gewesen, weil Grimms Schaffen »wesenhaft politi- scher Art« sei. Immerhin sei die Englische Rede ja konfisziert worden und es seien »solche Beschlagnahmen für den Verlag hinsichtlich des Ansehens und der Beurteilung bei den Behörden eine wenig erfreuliche Angelegen- heit und bedeuten unter Umständen eine ganz ernste Gefahr«. Und Mohn sah sich zu einem vehementen Bekenntnis veranlaßt, weil (ausgerechnet) Grimm ihm vorwarf, nur an Kalkulationen zu denken: »Daraus spricht eine so rein merkantile Auffassung des Verlegerberufes, wie sie für mich je- denfalls nicht zutrifft und eigentlich für keinen guten Verleger zutreffen dürfte. Jede Verlagsleitung, wenn sie wirklich diesen Namen verdient, gibt dem Verlag ein ganz eigenes Gepräge, das nicht ohne Gefahr durch Her- einnahme eines neuen Verfassers berührt werden kann. […] So gibt es Au- toren, deren Leistung ich persönlich hoch schätze, die ich aber trotzdem nicht in meinen Verlag aufnehmen würde, weil sich ihr Schaffen mit der Linie meiner Verlagsarbeit nicht verbinden ließe.« Erneute Ermittlungen gegen das Unternehmen Ein solches Bekenntnis wirkte freilich etwas sonderbar in einer Zeit, da Mohn kaum mehr eine Möglichkeit zu verlegerischem Handeln besaß. Die Anwälte hatten einige Monate lang den noch kaum mit der Materie ver- trauten Staatsanwalt mit entlastenden Stellungnahmen versorgt, während die Berliner Behörden sich mit Belastungsmaterial zurückhielten. Als gün- stig erwies sich auch am 20. September der Besuch von Curt Herrfurth, dem Abteilungsleiter der Reichsstelle für Papier, dessen Gutachten vom 12. August 1944 Bertelsmann die Freilassung seiner Mitarbeiter auch ver- dankte. Seine Expertise zu den bekannten Vorwürfen fiel auf zweieinhalb dürftig recherchierten Seiten überaus milde aus; Steinsiek bedankte sich unverzüglich für die »wohltuende Objektivität«.377 Nun erst erhielt man in Berlin Herrfurths August-Gutachten und er- kannte, welch ungünstigen Verlauf das nach Bielefeld verlagerte Verfah- ren nahm.378 Kriminalsekretär Saal begab sich umgehend nach Bielefeld, wies Staatsanwalt Niederlag auf die Schwachstellen des Gutachtens hin und begann mit erneuten längeren Verhören. Diese ergaben ein weit un- erfreulicheres Bild. Im Gefängnis Berlin-Moabit wurde Matthias Lackas am 27. und 28. Sep- tember über seine Bertelsmann-Kontakte vernommen und mußte die Men- ge der schwarz vermittelten Papiermengen einräumen. Johannes Banzhaf gab am 10. und 11. Oktober zu Protokoll, daß er der Versuchung nicht hat- 506 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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te widerstehen können, »unglaubhaft« hohe Mengen von Finnland-Papier (etwa 856 Tonnen) bei von Schweinichen größtenteils ohne Genehmigung der WiBu zu erwerben.379 Auch daß eine erste »Luftwaffen-Kassette« mit Papier von Lackas ohne Druckgenehmigung hergestellt worden sei, ge- stand er und belastete als Mitwisser Steinsiek, Wixforth, Christöphler und sogar Heinrich Mohn. Steinsiek dagegen stellte – entgegen den Aussagen von Banzhaf und Christöphler – in Abrede, von der fehlenden Druckge- nehmigung für 1,5 Millionen Bücher gewußt zu haben. Banzhaf habe ihn darüber und über andere Vorgänge nicht informiert: »Wenn nun Banzhaf gegen die einschlägigen Bestimmungen verstoßen hat, so können wir ihn nicht decken.«380 Auch über die Einzelheiten bei Lagerung und Entnahme von holländischem und finnischem Papier wußte er nichts Genaueres zu sagen. Nach Beimdiek, der seine früheren Aussagen wiederholte, wurde erneut Fritz Wixforth geladen, der sich in Widersprüche insbesondere über die Papierentnahmen für die Luftwaffen-Kassetten verwickelte, zwar auf Banzhafs Alleinverantwortung für holländische Schwarzmarktkäufe hin- wies, aber doch eigene Finnland-Papierkäufe bestätigen mußte. Neben den ergiebigen Verhören von Lackas und der Mitarbeiter be- fragte Ermittler Saal auch Vertreter der Reichsstellen,381 deren Aussagen ein bezeichnendes Bild unpräziser Regelungen, teils widersprüchlicher Vorschriften, Auslegungsspielräume und Laxheit geben. Alle waren offen- kundig darauf bedacht, nicht selbst den Argwohn des Kriegsgerichts auf sich zu ziehen. Der stellvertretende Geschäftsführer der Papierbewirtschaf- tungsstelle, Paetel, verwies auf Rudolf Erckmann im RMVP als letztlich Ver- antwortlichen. Der Hauptgeschäftsführer der Gemeinschaft Druck und Schreibpapier, Erwin Stülpnagel, konnte zum Import von Finnland-Papier keine klaren Angaben machen – Verlage dürften nur für genehmigte Druck- projekte Papier erwerben, aber zugleich sei ihnen dies im voraus erlaubt, »für das Verlagsprogramm eines Jahres oder eines Halbjahres«. Auf Vor- halt Saals, daß Bertelsmann ja dann legal gehandelt habe, verwies Stülp- nagel nun auf eine Vorschrift, nach der nur eine Vierteljahresbevorratung statthaft sei. Am 2. Oktober wurde Paul Hövel vorgeladen, dessen Gutach- ten im Sommer Niederlag zur Freilassung der drei Inhaftierten bewogen hatte. Er gab an, damals an der Front gewesen zu sein und bei Erckmann und dem Sachverständigen der WiBu, Becker, rückgefragt zu haben; jetzt freilich äußerte er sich konsterniert über die von Bertelsmann gekauften Mengen, von denen er bei Erstellung des Gutachtens nichts gewußt habe. Der Ankauf eines solchen Volumens von 1 500 Tonnen wäre auch in größe- ren Zeiträumen nicht genehmigt worden. Auch Becker schloß sich dieser Überzeugung schleunigst an. Doch mußte die WiBu einräumen, es habe »somit eine stillschweigende Duldung solcher Käufe von Finnlandpapier stattgefunden, um die in großem Umfange anfallenden finnischen Papier- mengen […] dem Buchsektor zu erhalten«.382 Als letzter Sachverständiger zog sich Rudolf Erckmann am 5. Oktober geschickt aus der Affäre. Das Finnland-Papier sei nur stockend absetzbar gewesen, weshalb man über die Abnahme größerer Mengen heilfroh gewesen sei. Eine generelle Ge- nehmigungspflicht durch die WiBu für solche Käufe gebe es nicht, aller- dings hätte Bertelsmann bei »verantwortlicher Handhabung« der Geneh- Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 507

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migungen ersehen können, wo die Grenze lag zwischen einer ministeriell gewünschten Bevorratung und einer »langjährigen Hortung«.383 Nach Hövels Rückzieher und Erckmanns schwacher Schuldzuweisung einer illegalen Hortung blieb Niederlag nichts anderes übrig, als eine er- neute Beschlagnahme des Finnland- und Holland-Papiers anzuordnen, wie er umgehend dem Zentralgericht des Heeres mitteilte.384 Der inzwischen noch kostbarer gewordene Rohstoff wurde zur Verfügung des OKW gestellt, das den Erlös der Bielefelder Gerichtskasse überweisen sollte. Rechtsan- walt Grünewald protestierte umgehend dagegen und verwies auf »das Un- gewöhnliche und Unvorstellbare« des Vorgangs, daß eine schriftliche Amtsäußerung bei den Akten wegen »angeblich geänderter Rechtslage« plötzlich für unrichtig erklärt werde. Die »Störung und Schädigung des Be- triebes« belaufe sich auf mehrere hunderttausend Reichsmark.385 Seine erneuten Verhöre bildeten für Kriminalsekretär Saal endlich die Grundlage für seinen dreißig Seiten umfassenden Ermittlungsbericht vom 19. Oktober 1944386 an Staatsanwalt Niederlag. Für ihn gab es keinen Zweifel an der Schuld der Verlagsverantwortlichen Heinrich Mohn, Ger- hard Steinsiek, Fritz Wixforth und Wilhelm Beimdiek. Sie hätten sich mit ihrem »korrupten Geschäftsgebaren« fortgesetzt des Kriegswirtschafts- verbrechens, der Wehrkraftzersetzung, des volksschädigenden Verhaltens, der Bestechung, Steinsiek auch der »intelektuellen [sic] Urkundenfäl- schung« schuldig gemacht. Mit deutlichem Triumph schließt der Bericht: »Der Verlag Bertelsmann ist inzwischen wegen seines volksschädigenden Verhaltens behördlich geschlossen worden. Zurzeit arbeitet die Firma Ber- telsmann nur noch in der Lohndruckerei.«387 Saals Ermittlungseifer lief jedoch vorläufig ins Leere. Staatsanwalt Nie- derlag wurde ab November 1944 »zum Westwall als Schipper abkom- mandiert«, wie es Heinrich Mohn formulierte, und das Verfahren mußte bis zu seiner Rückkehr ruhen. Das Ende des Verfahrens Im Spätherbst 1944 bewegte sich die Front auf Gütersloh zu. Bielefeld war durch Luftangriffe schwer in Mitleidenschaft gezogen, auch in Gütersloh gab es am 26. November Bombenschäden an Bertelsmann-Gebäuden. Da auch das Privathaus der Familie Banzhaf »bis zu den Kellerwänden um- gelegt« wurde, durfte der noch immer Inhaftierte zu Räumarbeiten nach Hause gehen. Dessin kehrte von den Schanzarbeiten im Westen zurück, dafür mußte der herzkranke Beimdiek einrücken. Die Druckerei arbeitete weiterhin auf vollen Touren.388 Bertelsmanns teils hektische Betriebsam- keit verdankte sich allerdings keiner Durchhalteideologie, sondern sicher- te das Fortbestehen des Unternehmens, schützte die Beschäftigten vor der Einberufung und dem Volkssturm wie auch Heinrich Mohn vor größeren finanziellen Problemen. Die Behörden ihrerseits ließen die Druckerei nicht unter der Verlagsschließung leiden – sie war angesichts der enormen, ste- tig zunehmenden Zerstörungen auch im Druckgewerbe mit ihrer hohen Kapazität unentbehrlich sowohl für die regionale wie die Berliner Schrift- tumsbürokratie geworden. Am 6. Oktober 1944 teilte Mohn dem Arbeits- 508 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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amt Gütersloh mit, sein technischer Betrieb sei »noch auf Monate hinaus mit Aufträgen der Dringlichkeitsstufe I–III voll ausgelastet«, es müßten Doppelschichten gefahren werden.389 Für den demnächst einberufenen Oeltze wurde vorsorglich Ende Oktober ein Hersteller verpflichtet, der sich um die Lohnaufträge und letzte Verlagsprojekte kümmern sollte. Anfang 1945 wurden 30 000 Exemplare von Grimms Olewagen-Saga mit Geneh- migung des RMVP für die Heeresstandortverwaltung Jüterbog gedruckt, eine Druckbewilligung für insgesamt 70 000 Exemplare von Schriften Grimms lag vor.390 Im Einvernehmen und mit logistischer Unterstützung der Wehrmacht wurde Fritz Wixforth am 13. Januar 1945 beauftragt, die de jure beschlagnahmten Papierbestände von 500 Tonnen zurückzuholen, die Bertelsmann 1943 und 1944 in die Niederlande verlagert hatte. Offenbar durch die Anwälte wurde dem scharfen Ermittlungsbericht er- neut ein entlastendes Gutachten entgegengesetzt. Auf Veranlassung der Reichsstelle für Papier traf am 11. Dezember 1944 wiederum der Prüfer Herrfurth in Gütersloh ein und kontrollierte besonders die Geschäfte mit Lackas. Seine akribische Aufstellung belegt, daß Bertelsmann vielfach Auf- lagen aus dem Zivilsektor für Wehrmachtsbedarf zweckentfremdete und umgekehrt Wehrmachtspapierschecks für den Druck anderer Werke ver- wandte. Herrfurth betont jedoch im Sinne des Unternehmens, daß dabei kein Mehrverbrauch von Papier stattfand und der separate Druck der von der Wehrmacht jeweils angeforderten Kleinauflagen unrationell gewesen wäre; alle Titel waren genehmigt, ein Erscheinen nicht erwünschter Schrif- ten ausgeschlossen. Auch die Vorratshaltung an Finnland-Papier sei von der WiBu grundsätzlich unterstützt worden, und zu erwägen bleibe, ob nicht »in diesem besonderen Falle ein Überschreiten der Vorschriften für die Lagerhaltung gerechtfertigt war, zumal die Verlagerung aus bomben- geschädigten Städten hierdurch erreicht wurde«.391 Wenngleich vorsichtig formuliert, so war der Tenor des Gutachtens unverkennbar, den ungünsti- gen Einlassungen der wankelmütigen Sachverständigen entgegenzutreten. Am 12. Januar 1945 erbat die Reichstelle für Papier vom Sondergericht in Bielefeld Auskunft, ob dort ein Strafverfahren gegen Bertelsmann anhän- gig sei, ansonsten wolle sie die im Gutachten festgestellten Verstöße ih- rerseits mit Ordnungsstrafen erledigen. Durch das wochenlange Ruhen des Verfahrens offenbar ermutigt, ver- suchte Steinsiek nun, möglichst schnell noch vor der sich abzeichnenden Niederlage das leidige Problem des Finnland-Papiers zu lösen, und bemüh- te sich eigenmächtig mündlich am 12. Februar 1945 bei Repräsentanten des Feldwirtschaftsamtes um Druckaufträge. Als Fritz Möhle, der inzwi- schen die rechtliche Betreuung Bertelsmanns weitgehend übernommen hatte, davon erfuhr, sah er sich zu ungewöhnlich klaren Worten veranlaßt: »Wir befürchten, daß Sie sich jetzt auf denselben unsicheren Boden bege- ben, auf dem die Firma leider in früheren Jahren häufiger sich bewegt hat, indem Sie davon ausgehen, daß wenn materiell nichts Unrechtes mit dem Papier geschieht, es auf die formelle Handhabung der Vorschriften nicht so genau ankäme. Wir haben uns doch wohl oft genug darüber unterhal- ten, daß die sehr strengen Bestimmungen der Papierbewirtschaftung auch formell streng eingehalten werden müssen und Sie haben es ja selbst er- Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 509

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lebt, daß verschiedene formelle Unkorrektheiten zum mindesten dann Be- deutung gewinnen, wenn sie Gegenstand eines Verfahrens werden.«392 Wenige Tage darauf konnten Möhle und Grünewald Mohn von einer ausführlichen Unterredung mit Niederlag berichten, der endlich zurück- gekehrt war und den Fall rasch abschließen wollte. Am Ende des teilwei- se »sehr temperamentvoll« verlaufenen Gesprächs sagte er immerhin zu, »die sämtlichen aufgeworfenen Fragen (Korrespondenz mit Grossisten, mündliche und schriftliche Aussagen der verschiedenen Beamten) nochmals genau aus dem Blickwinkel der von uns vorgetragenen Vorbe- halte zu prüfen«.393 Möhle legte am 25. Februar dem Sondergericht eine lückenlose und korrekte Aufstellung aller Geschäftsvorgänge ab 1942 vor und sprach an den beiden folgenden Tagen mit Niederlag alle kritischen Fragen durch. Er unterbreitete in Absprache mit dem Verlag den Vorschlag, in der Finnland- Angelegenheit »die gesamten Papiere dem Staat zur Verfügung zu stellen als Gegenleistung für einen Verzicht auf die Anklage (also eine indirekte Strafe von rund RM 400 000.–)«.394 Prekär blieb der ungenehmigte Erwerb des holländischen Schwarzmarktpapiers zu erheblich überhöhten Prei- sen, zumal sich die Mitarbeiter hier gegenseitig belastet hatten und auch Heinrich Mohn seine Fahrlässigkeit eingestehen mußte. Doch bei den Schwarzdrucken im Inland und den Wehrmachtsschecks überzeugten die Anwälte Niederlag davon, auf Ordnungswidrigkeiten statt Straftatbestän- den zu erkennen. Beimdieks Provision wurde von handelsrechtlicher Un- treue zum unlauteren Wettbewerb herabgestuft, beim Bestechungsvorwurf versprach Niederlag, großzügig zu urteilen, beim Vorwurf der Wehrkraft- zersetzung (Uk-Stellungen) konnte auf Freispruch wegen Mangel an Be- weisen gehofft werden. Möhles Strategie gegenüber Niederlag war erfolg- reich, doch gegenüber seinen Mandanten, mit denen ihn ein langjähriges Vertrauensverhältnis verband, konnte er nicht umhin, in aller Deutlichkeit ein sehr kritisches Resümee auszusprechen: »Heute möchte ich zusam- menfassend nochmals hervorheben, daß die Einsicht in die Akten Herrn Grünewald und mich in Bezug auf die Aussagen fast sämtlicher Damen und Herren so erschüttert hat, daß wir geneigt waren, selbst Zweifel an der Sa- che zu haben, die wir vertreten. In fast keiner der Aussagen fehlen krasse Widersprüche zu den durch Unterlagen bewiesenen Tatsachen. Die Aus- sagen der gleichen Herren widersprechen einander wie auch bei den Da- men. Es trifft dies nicht nur die Beschuldigten, sondern auch alle übrigen vernommenen Herren außer Herrn Dessin, der sich sehr stark zurückge- halten hat. Herr Banzhaf ist der einzige, in dessen Aussagen ich keine be- wußte Belastung anderer der Herren fand. Herrn Wixforths Aussagen sind so, daß wir ernsthaft überlegten, ob wir die Verteidigung von ihm nicht niederlegen müßten.395 Als am Schluß der Besprechung die Frage erörtert wurde, wer Schuld an der Verhaftung sei, konnten wir sehr wenig plausi- ble Gründe finden, um darzutun, daß nicht, wie die StA [Staatsanwalt- schaft] ausführte, allein das Verhalten und die Aussagen der Beschuldig- ten und der übrigen Angehörigen des Verlages hieran Schuld seien und daß man sich eigentlich wundern müsse, dass nicht auch Herr Mohn, Fräulein Christöphler und Fräulein Schürmann mit verhaftet gewesen seien.«396 510 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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Am 2. März 1945 konnte Fritz Möhle das Ergebnis einer Besprechung mit Niederlag sowie dessen Vorgesetzten mitteilen: »Dies besteht darin, daß die Angelegenheit hier als völlig abgeschlossen angesehen und der Reichsstelle Papier zwecks etwaiger Erledigung im Ordnungsstrafverfah- ren übergeben wird. Damit sind die kriminellen Vorwürfe, also der Vor- wurf des Kriegswirtschaftsverbrechens, der Wehrkraftzersetzung, der han- delsrechtlichen Untreue und des Betruges fallen gelassen, während die Frage offen gelassen wird, ob Ordnungswidrigkeiten vorliegen.«397 Alle Be- schlagnahmungen von Papier und Rohdrucken würden aufgehoben. Im selben Atemzug wandte sich Möhle einer Frage zu, die auch noch wenige Wochen vor Kriegsende dem Verlag als existentiell erschien: der Schließung. Nicht mittels einer Eingabe, sondern durch persönliches Vor- sprechen in Berlin sollte deren Aufhebung erreicht werden. Vorab zu er- ledigen sei das Problem der Wehrmachtsdrucke, »bei welchen Ihnen jetzt die Auflage gemacht wurde, KAG. mit Westermann zu gründen«. Eine sol- che »Kriegsarbeitsgemeinschaft« zwischen stillgelegten und weiterbeste- henden Verlagen war in den Ausführungsbestimmungen der Schließungs- aktionen 1943 und 1944 vorgesehen. Das RMVP hatte sie für die Grimm- Feldposthefte angeordnet, von denen Mohn noch größere Posten drucken wollte, da er ja seine Papiervorräte besaß. Nähere Einzelheiten über eine Kooperation mit dem Unternehmen Georg Westermann (Braunschweig und Berlin) sind jedoch nicht bekannt, offenbar wurde sie nicht mehr verwirk- licht.398 Am 12. März 1945 – die amerikanischen Truppen hatten die Rhein- brücke bei Remagen bereits überquert – erging die vierzehn Seiten um- fassende Abschlußverfügung des Oberstaatsanwalts beim Sondergericht Bielefeld, Heimann. Sie resümierte die Tatbestände und stellte belastende und entlastende Argumente einander gegenüber. Der Verlag C. Bertels- mann hatte demnach zwar Richtlinien unterlaufen, doch andererseits dar- auf vertrauen können, daß daraus kein Schaden erwuchs, denn immer wie- der hatten die Behörden die Tatbestände zur Kenntnis genommen und durch die laufende Genehmigungspraxis geduldet, wenn nicht nachträg- lich legitimiert. Die Bestechungen wurden als geringfügig eingestuft. Es sei keine Wehrkraftzersetzung, sondern legitim gewesen, daß Banzhaf sich um eine Uk-Stellung bemühte hatte. Bei der Zusammenarbeit mit Lackas sei zwischen dessen Verantwortung und einer Mitschuld des Unternehmens, das mit ihm kooperierte, streng zu unterscheiden. Die »zusammenfassen- de Betrachtung«399 stufte erstaunlich verständnisvoll die einzelnen Ver- stöße im wesentlichen als »Verfehlungen unbedeutender Art« ein, »die zum Teil rein formelle Verstöße oder Ordnungswidrigkeiten darstellen. Diesen Charakter verlieren sie auch nicht bei einer Gesamtbetrachtung. Es darf dabei nicht ausser Acht gelassen werden, daß die Verstöße insgesamt zu dem sonstigen einwandfreien Wirken der Firma und zu den zweifellos vor- liegenden großen Verdiensten, insbesondere auch um die Frontbetreuung, bei der gerade der Beschuldigte Banzhaf hervorgetreten ist, in keinem Ver- hältnis stehen und als unbedeutend erscheinen. Die Beschuldigten selbst genießen auch sonst einen einwandfreien Ruf und haben an den Verfeh- lungen ebensowenig wie die Firma selbst besonders verdient. Es besteht Die Schließung des Verlags C. Bertelsmann 511

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daher auch insgesamt gesehen kein öffentliches Interesse an einer ge- richtlichen Verfolgung. Die Erledigung im Ordnungsstrafverfahren er- scheint vielmehr geboten.« Der Hinweis auf den guten Ruf der Beschul- digten und die Verdienste der Firma deuten darauf hin, daß die Juristen des Sondergerichts bei den Gütersloher Honoratioren mildere Maßstäbe anlegten – vor allem aber darauf, daß angesichts des unausweichlichen Zu- sammenbruchs des Dritten Reichs drakonische Urteile sinnlos waren. Auch zu einem Verfahren der Reichsstelle für Papier kam es in den ver- bleibenden 19 Tagen bis zum Kriegsende nicht mehr. Am 20. März wur- den die Haftbefehle gegen Steinsiek, Wixforth, Beimdiek und Banzhaf end- gültig aufgehoben, und drei Tage später verfügte Niederlag ergänzend, daß Bertelsmann »im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen« völlig frei über die beschlagnahmten Papiervorräte verfügen dürfe.400 Im Rückblick auf das Verfahren wird deutlich, daß des Anklägers Jür- gens massive Bezichtigungen von Wehrwirtschaftsverbrechen gegenüber dem Inhaber und den leitenden Mitarbeitern des Unternehmens in dieser Schärfe zweifellos nicht haltbar waren. Für einen abschreckenden Prozeß wie jenen gegen Lackas eignete sich der Fall Bertelsmann nicht. Zwar er- wiesen sich die Vorwürfe gegen Angestellte als begründet, die sich wie Banzhaf um privater Vorteile willen korrumpieren ließen und rechtliche Grauzonen massiv ausnützten oder doch bedenkenlos darin operierten. Was das Unternehmen selbst betraf, verkörpert in Heinrich Mohn, so blie- ben im juristischen Kern tatsächlich nur »rein formelle Verstöße oder Ord- nungswidrigkeiten« übrig. Denn die Rechtslage bei dem von ihm gekauf- ten Finnland-Papier war, wie die widersprüchlichen Aussagen der Sach- verständigen bezeugen, unklar. Auch die Papierkäufe auf dem holländi- schen Schwarzmarkt, die Mohn verboten hatte, und die Manipulationen mit Wehrmachtspapierschecks, von denen er wohl keine Kenntnis besaß, waren mit Geldbußen abzugelten. Die Triebfeder des Verlegers war öko- nomisches Kalkül, nicht allein im Sinne der Profitmaximierung, sondern auch der Sicherung einer dominanten Marktposition. Aber auch wenn Mohn an den Aktionen seiner Mitarbeiter nicht beteiligt war oder davon nichts wußte, so hatte er doch ein Betriebsklima geschaffen, in dem während des Krieges zwar herausragende Geschäftserfolge erzielt wurden, aber daneben persönlicher und geschäftlicher Ehrgeiz, Bereicherungs- streben und laxe Kaufmannsmoral gedeihen konnten. Auch der unver- blümte Tadel des Rechtsvertreters Möhle zeigt, wie wenig übriggeblieben war von protestantischem Pflichtethos, strenger Rechtlichkeit und Wahr- heitsliebe, auf die man sich stets so viel zugute gehalten hatte. Eine Wi- derstandshaltung von Verweigerung, Resistenz, zivilem Ungehorsam ge- gen das Regime allerdings oder auch nur der Anspruch, »sauber durchge- kommen zu sein«, läßt sich aus Verfahren und Schließung sicherlich nicht ableiten. Alle geschäftlichen Aktivitäten des Unternehmens dienten dem Ziel, an- gesichts der Überbürokratisierung den Vorgaben des NS-Staates flexibel entgegenzukommen, nicht aber sie zu blockieren. Wieweit dieses Verhal- ten von Bertelsmann repräsentativ ist für die Überlebenstaktiken auf dem Buchmarkt des Krieges insgesamt, muß wegen bisher fehlender Ver- 512 Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung

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11 Bertelsmann in den ersten Nachkriegsjahren Die ersten Nachkriegsjahre Am 14. März 1945 hatten die Sirenen in Gütersloh schon am frühen Mor- gen Voralarm gegeben und unter der Bevölkerung Hast und Unruhe aus- gelöst.1 Am Nachmittag dann hagelten Tausende von Spreng- und Brand- bomben auf die Stadt herab. Die Verwüstungen waren die schlimmsten des Krieges, verheerender noch als die vom Totensonntag 1944, als die evan- gelische Apostelkirche von einer Luftmine zerstört worden war und 77 Zi- vilisten den Tod gefunden hatten.2 Nur wenige Wochen vor Kriegsende wa- ren nun Dutzende von Toten und ein Sachschaden von immensem Ausmaß zu beklagen.3 Der Bahnhof und die Gleisanlagen waren zerstört, Postamt, Sparkasse und ein Nebengebäude des Rathauses schwer beschädigt; we- der das Evangelisch-Stiftische Gymnasium noch kaum ein Industriebetrieb waren verschont geblieben.4 Eine Reihe von Bomben schlug in der Eickhoffstraße ein, wo der Ver- lag C. Bertelsmann seinen Sitz hatte.5 Die Mitarbeiter des Unternehmens und viele Menschen aus der Nachbarschaft, insgesamt zwischen 200 und 300 Personen, hatten im Keller des Gebäudes Schutz gesucht.6 Zehn Sprengbomben trafen den bei früheren Luftangriffen nur leicht beschä- digten Betrieb7, davon drei »Volltreffer« und sieben »Nahtreffer«, außer- dem eine unbekannte Zahl von Brandbomben.8 Tote waren nicht zu be- klagen, aber das Dachgeschoß über der Druckerei, Buchbinderei und Packerei brannte völlig aus. Zerstört wurden das Rohdrucklager, die Set- zerei und alle im Gebäude gelagerten fertigen und halbfertigen Bücher und Broschüren. Das Feuer verwüstete auch das zweistöckige Bürogebäude – trotz des Einsatzes der Feuerwehr der nahegelegenen Wehrmachtsgarni- son und der zivilen Brandschützer aus Paderborn. Die Geschäftskorre- spondenz und viele Firmenunterlagen gingen in Flammen auf.9 Kriegsende, Besatzung und der Weg zur Buchlizenz Der Weg zur Buchlizenz Trotz der Verwüstungen10 war die Lage für C. Bertelsmann aber nicht so aussichtslos, wie es zunächst den Anschein hatte. Denn von den 17 Druck- maschinen war nur eine vollständig zerstört. Zudem keimte Hoffnung auf neue Aufträge auf, denn die in Holland lagernden enormen Papiervorräte wurden C. Bertelsmann wieder zugesprochen und unter Aufsicht Fritz Wix- forths mit der Eisenbahn und auf dem Schiffsweg zurücktransportiert; zu- sammen mit den seit längerem gehorteten kleineren Vorräten befanden sich nun knapp 550 Tonnen in angemieteten Hallen11 – genug für eine »normale Jahresproduktion«.12 Vor diesem Hintergrund schrieb Mohns Stellvertreter Gerhard Steinsiek zehn Tage nach dem Luftangriff an den Kreissonderstab Wiedenbrück, »an sich« könne »mit der Produktion von Die ersten Nachkriegsjahre 515

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dieser Seite aus gesehen bald wieder begonnen werden«. Lediglich ein Not- dach, neue Fenster und der Anschluß an das städtische Stromnetz seien nötig, außerdem 30 bis 50 zupackende Arbeitskräfte13. Denn »selbstver- ständlich« werde die Bertelsmann-»Gefolgschaft« Hand anlegen.14 Auch Heinrich Mohn war zuversichtlich. Keine zwei Wochen nach dem Brand schrieb er an seinen Autor Hans Grimm, er könne »hoffen, in nicht zu fer- ner Zeit meinen Betrieb nahezu vollständig wieder in Gang zu haben«.15 Dennoch waren die letzten Kriegstage eine Zeit nervöser Unruhe, auch für die Mohns. Als Luftwaffenstützpunkt sollte Gütersloh nach den Plänen der Reichsregierung gegen die anrückenden alliierten Truppen verteidigt werden. Auf dem Fliegerhorst stand die Wehrmacht schon bereit, und vier Bataillone des Volkssturms, insgesamt etwa 5 000 Mann, darunter der 51jährige Gerhard Steinsiek16, warteten auf das Kommando zum Einsatz17. Am 31. März 1945, als die amerikanischen Panzer aus der Ferne zu hören waren, verließen die Mohns ihr privates Wohnhaus in der Kurfürstenstraße und brachten sich einige Kilometer außerhalb der Stadt, auf dem Bauern- hof der Eltern einer Mitarbeiterin, in Sicherheit.18 Am nächsten Tag, es war der Ostersonntag, zogen US-Truppen in das kampflos übergebene Güters- loh ein. Daß die Stadt am Ende doch nicht verteidigt worden war, sei, so hieß es später, Bürgermeister Bauer zu verdanken gewesen; Pastor Grone- meyer habe ihn unterstützt.19 Die Mohns kehrten bald in ihr Haus zurück, konnten dort aber nicht lange bleiben, denn die gesamte Straßenzeile wurde von der amerikani- schen Militärregierung beschlagnahmt. Für rund ein Jahr kam die Fami- lie bei den Steinsieks unter,20 erst dann fand Heinrich Mohn im kriegszer- störten und von massiver Wohnungsnot geplagten Gütersloh21 ein eigenes Haus. Ursula Mohn hingegen, deren Ehemann in Rußland gefallen war, und Marianne, die Frau des einstweilen noch verschollenen Sigbert Mohn, hat- ten mit ihren Kleinkindern in der Kurfürstenstraße bleiben können; etwa ein Jahr lang arbeiteten beide als Köchinnen und Hauswirtschafterinnen für die amerikanische, nach deren Abzug dann für die britische Militärre- gierung.22 Die Rekonsolidierung des Unternehmens nahm ihren Lauf. Der Verlags- chef schrieb am 7. Mai 1945 an den Autor Carl Kühne: »Hier geht es mit den Aufräumarbeiten langsam, es ist eben ungeheuer viel zu leisten. Und die Beschaffung von Baumaterial, vor allen Dingen für die Dächer und die Fachkräfte für alle Wiederaufbauarbeiten sind schwierig. Dazu kommen neue Störungen. Fast täglich wird in der Firma oder im Wohnhaus meiner Mutter eingebrochen und teils Gegenstände entwendet, teils die mühsam eingerichtete Ordnung wieder umgestoßen.«23 Was bedeutete das Kriegsende für Heinrich Mohn? Was änderte sich für das Unternehmen? Wie reagierte der Chef auf die neuen verlegerischen Rahmenbedingungen, die die Militärregierung in Gestalt einer straffen Li- zenzpolitik einführte? Welche Chancen hatte C. Bertelsmann in diesem neuen System, das eng mit der Entnazifizierung verknüpft war? Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Über die politische Zäsur des Kriegsendes hinweg setzte man bei Bertelsmann auf Kontinuität. Wie fast überall in der deutschen Wirtschaft bedeutete das Frühjahr 1945 auch für 516 Die ersten Nachkriegsjahre

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das Gütersloher Unternehmen keine Stunde Null; die während des Krieges eingeübte Kunst der Improvisation war weiterhin die höchste Tugend. Das galt zunächst vor allem für die nun wieder vorwiegend männliche, weil aus dem Krieg zurückgekehrte Belegschaft.24 Lediglich die holländischen Fremdarbeiter schieden Mitte April 1945 aus – in den Worten Heinrich Mohns: »infolge der inzwischen eingetretenen veränderten Verhältnisse«.25 Ansonsten aber schien es keinen Grund zu geben, die Traditionen des Un- ternehmens in Frage zu stellen. An der Pflege des spezifischen Gemein- schaftsgefühls hielt man ebenso fest wie am hohen Arbeitsethos, an der for- cierten Leistungsorientierung und dem ausgeprägten Geschäftssinn. Hatte der Verlag vor Kriegsende mit den Wehrmachtsbehörden kooperiert und die Verbindung mit Dienststellen des nationalsozialistischen Staates gesucht, so suchte man nun rasch Kontakt mit der amerikanischen, nach der Revisi- on der Zonengrenze schließlich mit der britischen Militärregierung.26 Was Bertelsmann seinerseits für die Besatzungsbehörden interessant machte, waren vor allem die reichen Papiervorräte: Ging es anfangs nur um das für den Druck von öffentlichen Bekanntmachungen notwendige Pa- pier,27 das Heinrich Mohn anbot, so gab ein alliierter Feldgeistlicher bald auch Bestellungen für kirchliches Schrifttum auf.28 Im Juni 1945, der Be- trieb zählte 152 Mitarbeiter (etwa die Hälfte davon Frauen)29, ging die er- ste Order der Militärregierung über den Druck von Schulbüchern ein, im August folgte der zweite Auftrag über 200 000 Exemplare.30 Britische Text- book-Commissions verfügten – nach kritischer Überprüfung – den Nach- druck von Lehrbüchern aus der Weimarer Republik und vergaben die ent- sprechenden Aufträge an dafür in Frage kommende Firmen;31 Eile war ge- boten, denn die Volksschulen sollten im Oktober 1945 den Unterricht wie- der aufnehmen, bald danach auch die höheren Schulen.32 Die notwendige Erlaubnis, Bücher anderer Verlage zu drucken, erhielt C. Bertelsmann al- lem Anschein nach zusammen mit den Schulbuchaufträgen im Sommer 1945;33 die Genehmigung mußte fortan im Abstand von einigen Wochen regelmäßig erneuert werden. Erlaubt war, monatlich bis zu 60 Tonnen Pa- pier34 zu verdrucken35. Ein Zertifikat der britischen Militärregierung in Münster bestätigte: »The firm of Mr. Bertelsmann, Gutersloh, is printing school-books on urgent order of Allied Military Government«.36 Für Bertelsmann bedeuteten diese Aufträge einen gelungenen Start in die Nachkriegszeit. Noch ehe die Säuberungsmaßnahmen der britischen Besatzungsmacht griffen, die zum Zwecke der Reeducation auf einen ra- dikalen Neuanfang im Kultur- und Geistesleben zielten und Verleger, Buch- händler und Bibliothekare verpflichteten, sämtliche Schriften auszuson- dern, die nationalsozialistische, rassistische, militaristische, imperialisti- sche und überhaupt antidemokratische Ideen verbreiteten, hatte sich das Unternehmen einen ersten Aufgabenbereich gesichert: Erziehung und Re- ligion, seit jeher klassische Tätigkeitsfelder von C. Bertelsmann.37 Über ein Jahr lang durfte das Unternehmen Schulbücher drucken,38 teils an der Aus- lastungsgrenze und, wie Wixforth stolz betonte, »für die gesamte englische Zone«.39 Die Schulbuchaufträge forcierten den Wiederaufbau des Unterneh- mens, denn unter Hinweis auf diese Aufgabe verschaffte sich Bertelsmann Der Weg zur Buchlizenz 517

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nicht nur Priorität beim Einsatz von Fachfirmen zur Sanierung der be- schädigten Gebäude; auch ließ sich damit der Anspruch auf Dachpappe, Baustoffe, Setzmaschinen und sämtliches Material für Druckerei und Buchbinderei begründen, über dessen Zuteilung die Militärbehörden ver- fügten – und nicht zuletzt die Forderung nach zusätzlichem Hilfspersonal. Wie im Krieg, als es um Materialanforderungen und Uk-Anträge ging, ver- säumte das Unternehmen auch jetzt nicht darauf hinzuweisen, daß man im Auftrag der Regierung arbeitete.40 Und wie in der Zeit des großen Booms mußte, nachdem die Druckmaschinen tatsächlich im September 1945 wie- der angelaufen waren,41 in Doppelschicht gearbeitet werden, um aller Auf- träge Herr zu werden.42 Gleichwohl spürte auch Bertelsmann die Folgen des Krieges: Im Winter 1945/46 wurden Arbeiter abgezogen, um bei der Instandsetzung von Wohnungen in Gütersloh zu helfen;43 Lebensmittel wa- ren knapp,44 und weil Kohle fehlte, mußten vorübergehend sogar Kündi- gungen ausgesprochen werden.45 Im kriegszerstörten Gütersloh ging der kommunalpolitische Neuanfang rasch vonstatten. Mitte April 1945 wurden die ehemaligen NSDAP-Mitglie- der aus der Stadtverwaltung entlassen. Neuer Bürgermeister war der 35jährige Kaufmann Paul Thöne. Das Ende des Dritten Reiches, konsta- tierte er später in einem Lagebericht an die britische Militärregierung, habe unter den ehemaligen Anhängern des Nationalsozialismus »eine tie- fe Erschütterung hervorgerufen, die bis zur vollständigen Resignation« rei- che.46 Sein Vorgänger, NSDAP-Bürgermeister Josef Bauer, wurde im August 1945 für eineinhalb Jahre in Haft gesetzt. Die neu lizenzierten Parteien und der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund etablierten sich ab November 1945.47 Das von der Militärregierung berufene neue Stadtverordnetenkol- legium kam Ende November 1945 zu seiner konstituierenden Sitzung zu- sammen. Zur Jahreswende 1945/46 erhielt Gütersloh – die Stadt zählte etwa 36 000 Einwohner – eine administrative Doppelspitze: Paul Thöne wurde erster Stadtdirektor, Fritz Bohnenkamp Bürgermeister.48 Schon unmittelbar nach Kriegsende gab die Firmenleitung von C. Ber- telsmann um die Erlaubnis zur Benutzung eines Kraftwagens ein, mit dem man staatliche und kirchliche Stellen49 aufsuchen und Kontakt zu Autoren halten wollte.50 Vor allem die Verbindung zu zwei nur unweit von Güters- loh lebenden Schriftstellern suchte man wieder aufzunehmen: Will Vesper hatte das Kriegsende in Triangel erlebt, Hans Grimm in Lippoldsberg. Mohn selbst und sein Stellvertreter Steinsiek waren es, die sich um die bei- den »Stars« der völkischen Belletristik bemühten, denn Hauptlektor Gu- stav Dessin, dessen Aufgabe dies für gewöhnlich gewesen war, litt noch un- ter den Strapazen der Gefangenschaft, in die er in den letzten Kriegstagen geraten war. Auf einem (ob der aufgedruckten Mitgliedsnummer der Reichsschrifttumskammer) plötzlich veralteten Geschäftsbogen eröffnete Steinsiek Vesper im Juli 1945 seine Pläne. Zwar hänge es von den engli- schen Zensurbehörden ab, was veröffentlicht werden dürfe. Seine wich- tigste Aufgabe, betonte er, sehe er aber darin, kirchliche Publikationen her- auszubringen.51 Nicht nur die guten Kontakte und die Routine im Umgang mit Behör- den trugen dazu bei, daß C. Bertelsmann die neuen politischen Verhält- 518 Die ersten Nachkriegsjahre

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nisse und die Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit trotz einiger Kompli- kationen am Ende meisterte. In den ersten Wochen half dabei auch eine Selbstdeutung, in der die Legende vom Widerstandsverlag bereits angelegt war: Stellte sich das Unternehmen doch sogleich als Objekt nationalsozia- listischer Drangsalierung dar, das Jahre schikanöser Kontrolle und »schwerster Unterdrückung« überstanden hatte.52 Irgendeine Form der Selbstkritik bezüglich des eigenen politischen Verhaltens in der NS-Zeit hingegen war nicht zu vernehmen.53 Kaum 24 Stunden nach der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschland hatte Fritz Wixforth gegenüber der Militärverwaltung in Gü- tersloh auf die Zwänge verwiesen, denen man ausgesetzt gewesen sei – und kühn hinzugefügt: »Als einer der größten deutschen Buchverlage habe ich es dennoch vermieden, irgendwelche nationalsozialistische Literatur zu verlegen und wurde deshalb vom Reichspropagandaministerium be- sonders kritisch überwacht.«54 Heinrich Mohn, der derlei Bekundungen seinen engsten Mitarbeitern überließ und selbst in den ersten Wochen nach Kriegsende kaum hervortrat,55 ließ die Militärbehörden wissen, daß er »nie Parteimitglied« war, sondern vielmehr der »Leiter der Bekennenden Kir- che« in Gütersloh.56 Aus der geschönten Selbstwahrnehmung wurde bald gezielte Selbst- stilisierung. Prinzipiell agierte C. Bertelsmann damit wohl nicht anders als die meisten Verlagsunternehmen, denen es bis Kriegsende gelungen war, ihre ökonomische Eigenständigkeit zu wahren. Und doch zeugte es von ei- ner ausgeprägten Strategie, zuweilen auch von Unverfrorenheit, wie man sich hier bemühte, seine Geschäftspolitik im Dritten Reich als grundsätz- lich widerständiges Verhalten zu interpretieren. Heinrich Mohn, so beton- te Wixforth, habe sich »im Kampf um die religiöse Freiheit des deutschen Volkes« verlegerisch eingesetzt, was zur Festnahme führender Mitarbeiter und zur Stillegung des Unternehmens geführt habe.57 Daß Inhaftierung und Schließung andere Gründe hatten, focht weder den Chef noch seine lei- tenden Mitarbeiter an. Im Laufe der Monate wurde der Umgang mit den Fakten immer laxer. Wie die Quellen zeigen, präsentierte die Unterneh- mensführung das eigene Tun in der Regel konsequent als dissidentes Ver- halten. Kleinere Ausweichmanöver im Umgang mit der nationalsozialisti- schen Zensurbürokratie wurden unbescheiden heroisiert. So wurde als Grund für die vorgebliche Unterdrückung im Dritten Reich nicht mehr nur die als Resistenz gedeutete christliche Tradition des Hauses angeführt, vielmehr hieß es mitunter sogar, das Unternehmen sei überhaupt »aus po- litischen Gründen« geschlossen worden.58 Drei Mitarbeiter aus Heinrich Mohns Führungsriege waren Mitglieder der NSDAP gewesen: Theodor Berthoud, Gerhard Steinsiek und Gustav Dessin.59 Gegenüber den Besatzungsbehörden suchten sie sich nach Kriegsende zu rechtfertigen. Der gebürtige Schweizer Berthoud betonte, er habe erst als Jugendlicher die deutsche Staatsangehörigkeit angenom- men – und in der Partei nichts anderes getan, als Lebensmittelkarten zu verteilen und Bombengeschädigte zu betreuen. Rassisch Verfolgte wie das Ehepaar P. seien von ihm nach Kräften unterstützt worden.60 Gerhard Steinsiek trug kräftig auf, um seinen Parteieintritt zu rechtfertigen: »Nach- Der Weg zur Buchlizenz 519

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dem der Verlag durch Beschlagnahme von kirchlichen und theologischen Schriften mehrfach Schwierigkeiten hatte, entschloß ich mich in Verabre- dung mit meinem Schwager Heinrich Mohn, dem Inhaber des Verlages C. Bertelsmann, im Frühjahr 1941 mich bei der Partei anzumelden, um da- durch den Verlag vor einer Katastrophe zu bewahren.«61 Gustav Dessin ging auf seine Parteimitgliedschaft gar nicht ein und argumentierte, die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer und der Deutschen Arbeitsfront sei ihm gesetzlich aufgezwungen worden.62 Die Kriegswirtschaftsvergehen und Papierschiebereien, derentwegen die nationalsozialistischen Behör- den polizeiliche Ermittlungen gegen sie eingeleitet hatten, deuteten Stein- siek und Berthoud kurzerhand in politisch motivierte Verfolgung um. Daß das Kriegsende für Heinrich Mohn keinen Anlaß zu grundsätzli- chem Umdenken bedeutete, zeigt seine verlegerische Programmplanung. Gegenüber den Militärbehörden legte er seine Pläne dar: Neben evange- lisch-theologischen Werken und Erzählungen wollte er weiterhin auch »gute populäre Romane« herausbringen. Es gehe ihm darum, »ein litera- risch gehobenes, moralisch wertvolles u. auf christlicher Grundlage beru- hendes Schrifttum an weite Kreise des Volkes heranzutragen«. Auch die Spannenden Geschichten wollte Mohn fortführen, sei dies doch eine Heft- reihe, »in der interessante Ereignisse und Erlebnisse mit gleicher Grund- haltung und Tendenz zur Verdrängung des sittlich nicht immer einwand- freien Sensationsschrifttums für die Jugend erzählt werden«.63 Wie sehr sich Heinrich Mohn im Einsatz für die christliche Kultur sah, veranschaulicht kaum ein Zeugnis eindringlicher als das Gutachten seines Wirtschaftsprüfers Fritz Möhle. Der Bielefelder Finanzexperte fühlte sich in der Lage, weit mehr als nur die wirtschaftliche Entwicklung des Verlags zu beurteilen, den er im letzten Kriegsjahr treuhänderisch verwaltet und im Dritten Reich durch die Auseinandersetzungen »um seine Existenz« be- gleitet hatte. Auch nach Kriegsende war Möhles Rat erwünscht, hatte die Preisüberwachungsstelle Minden gegenüber Bertelsmann am 6. Juni 1945 doch Nachforderungen wegen der Kriegsgewinne erhoben.64 Und als Ge- währsmann gegenüber den Militärbehörden kam Möhle eine wichtige Auf- gabe zu. So verfaßte er Ende September 1945 ein vierseitiges Gutachten mit dem Ziel, die Briten von der tadellosen politischen Haltung des Unter- nehmens im Dritten Reich zu überzeugen.65 »Aktiv kämpferisch«, betonte Möhle mit Blick auf das Verlagspro- gramm, sei Bertelsmann vermittels seiner theologischen und erbaulichen Publikationen für die Bekennende Kirche eingetreten, die, so erklärte er, »in Opposition zu der von den Nationalsozialisten geschaffenen ›Deutsche Christen‹-Bewegung« gestanden habe. »Bei den Romanen und Erlebnis- büchern«, fuhr der Wirtschaftsprüfer fort, »erblickte der Verlag seine kul- turelle Aufgabe darin, ethisch wertvolle Bücher auf christlicher Grundlage herauszugeben, die an Gemüt und Verständlichkeit weiteste Volkskreise ansprachen und doch ein hinreichendes Niveau hatten, um den Geschmack und die sittliche Haltung der Masse zu heben. Zu diesen Büchern gehörten auch Erlebnisbücher aus dem Kriege, bei welchen Schriftsteller, wie z. B. Ettighofer [sic], der seinem Wesen nach ein Pazifist ist, abschreckende Schilderungen des Kriegsgeschehens brachten und zugleich eine christlich 520 Die ersten Nachkriegsjahre

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ethische Grundhaltung verfochten. So wurde z. B. das Buch Narvik nach langen Kämpfen an welchen sich Goebbels und Himmler persönlich betei- ligt hatten, verboten, weil seine christlichen Tendenzen für die SS untrag- bar seien.« Den politisch prekären Veröffentlichungen wich Möhle nicht aus – of- fensichtlich in der Annahme, daß C. Bertelsmann ohnehin als Verlag be- kannt war, der nationalistische Autoren wie Ettighoffer, Busch und Volck publiziert hatte. Er versuchte aber in ein anderes Licht zu rücken, was als Kriegsverherrlichung hätte ausgelegt werden können. Unter den Reihen hob er besonders die Spannenden Geschichten hervor, »welche den Kampf gegen die Schundliteratur für Jugendliche aufnahmen (kriminelle Hefte, ethisch minderwertige Wildwestgeschichten usw.). Hier wurden der Aben- teuerlust der Jugend entsprechend spannende Erlebnisse und Erzählun- gen im gehobenen Stil und auf christlich-ethischer Grundlage dargeboten, die dem Bedürfnis der Jugend nach reichhaltigem Geschehen Rechnung trugen und zugleich erzieherisch auf die Jugend einzuwirken suchten. Während des Krieges folgten verschiedene Feldpostreihen, in welchen klassische und gute moderne Erzähler zum [sic] Wort kamen. Die Reihe entstand in bewußter Abwehr des militaristischen und NS-politischen Schrifttums, wie es den Angehörigen der deutschen Wehrmacht in den er- sten Jahren von anderen Verlagen geboten wurde. Die Auswahl erfolgte unter christlich-ethischen Gesichtspunkten und fand so großen Anklang, daß die Umsätze auch im Krieg trotz aller Bekämpfung durch die NS- Dienststellen eine starke Ausweitung fanden, und daß später auch andere Verlage dazu übergingen, den Charakter ihres Schrifttums im Kriege zu ändern.«66 Breiten Raum gab Möhle in einem eigenen, entsprechend überschrie- benen Abschnitt den »politischen Kämpfen des Verlages«. Gemeint waren die Anstrengungen des Jahres 1944, die drohende Schließung abzuwen- den. Entsprechende Planungen der NS-Bürokratie hatten im Zusammen- hang mit der Totalisierung der Kriegführung gestanden und die gesamte Verlagsbranche betroffen. Möhle allerdings richtete den Blick nur auf Ber- telsmann – und entwarf, indem er die Fakten zwar richtig benannte, aber falsch deutete, eine Version des Geschehens, die mit der Wirklichkeit schwerlich in Einklang zu bringen war.67 Aus Sicht des Unternehmens ent- wickelte Möhle damit freilich eine kluge Strategie: »In den Jahren unserer Beratung haben wir vor allen Dingen mitgewirkt in den Kämpfen, welche der Verlag gegen die Anfeindungen der nationalsozialistischen Behörden zu führen hatte, und zwar einmal, weil keiner der Herren der Partei an- gehörte oder auch nur im geringsten auf die politischen Wünsche der Par- tei einging, und zum anderen, weil der Verlag in seiner christlichen Grund- haltung den nationalsozialistischen Behörden ein Dorn im Auge war.«68 Je mehr er in die Einzelheiten ging, desto klarer setzte der Wirt- schaftsprüfer eine Legende in die Welt: »Die Kämpfe begannen gleich 1933, spitzten sich aber erst gegen 1939 schärfer zu. Zuerst sollte der Verlag ge- zwungen werden, durch Bezeichnung als evangelischer Verlag sich so nach außen zu kennzeichnen, daß jede kleinste Dienststelle gewarnt würde, Bücher bei ihnen [sic] zu bestellen. Durch Trennung des Schrifttums in die Der Weg zur Buchlizenz 521

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beiden Verlage C. Bertelsmann und Rufer konnte man dieser Möglichkeit entgehen, so daß die wichtige christliche Kulturarbeit vor allem in dem großen Leserkreis der Wehrmachtangehörigen, im Kriege aufrecht erhal- ten werden konnte. Man versuchte den Verlag zu schließen im Zusam- menhang mit dem Narvik-Buch. Die Kämpfe hatten jedoch, nachdem das Buch verboten war, zu einem vorübergehenden Erfolg geführt. Man ver- suchte den Verlag wegen seiner Haltung zu schließen, worauf wir 1941/42 rieten, daß wenigstens einige der Prokuristen der Partei beiträten, um den Angriffen die Spitze zu nehmen und die kulturelle Aufgabe weiter erfüllen zu können. Man versuchte den Verlag unter dem Vorwand zu schließen, daß er überflüssig sei, als die allgemeine Aktion zur Schließung der Be- triebe kam. In sehr schweren Kämpfen gelang es, die Schließung auf den Rufer-Verlag zu beschränken. Als alles dies nicht möglich war, wurde im Winter 1943/44 ein Strafverfahren gegen den Verlag eingeleitet wegen an- geblicher Papierschiebungen.« Möhle berichtete von der Einstellung des Verfahrens und kommentierte: »Einen Erfolg im Sinne des Nationalsozia- lismus hat dies Verfahren andererseits insofern gehabt, als praktisch der Verlag im Jahr 1944 keine neuen Bücher mehr herausgeben konnte und damit lahmgelegt war. Immerhin hat der bis zur Gefährdung der eigenen Freiheit geführte Kampf sich insofern gelohnt, als der Verlag fast bis zum kläglichen Ende des Nationalsozialismus sein auf christlich-ethischer Grundlage basiertes Schrifttum in großem Umfang an das Volk heran- brachte. Der Verlag hat also nicht nur eine kulturhistorische, sondern vor allem auch eine christliche und politische Aufgabe erfüllt.«69 Von der Akzeptanz dieser Selbstdarstellung als politisch unbescholte- nes Unternehmen hing nichts weniger ab als die Zukunft von C. Bertels- mann. Denn ohne die Erlaubnis der britischen Militärregierung, die hier- für besondere Fachabteilungen eingerichtet hatte, durfte während der so- genannten Lizenzperiode nichts gedruckt oder verlegt werden: weder Zei- tungen noch Zeitschriften, weder Bücher noch Broschüren, nicht einmal Musikalien, Eintrittsbillets und Fahrkarten. Jeder Antragsteller mußte sich einem Lizenzierungsverfahren unterziehen, in dem seine politische Ver- gangenheit auf den Prüfstand kam. Gute Aussichten, den demokratischen Neuaufbau publizistisch oder verlegerisch begleiten zu dürfen, besaß, wer vom nationalsozialistischen Regime verfolgt worden war oder belegen konnte, zu keiner Zeit direkte Verbindungen zur NSDAP und ihren Gliede- rungen unterhalten beziehungsweise keine Vorteile aus einschlägigen Kon- takten gezogen zu haben. Diesen Vorgaben versuchte C. Bertelsmann – im nachhinein – zu ent- sprechen. In einer gewissen Spannung zu dem Optimismus, mit dem der Verlag auf die Wirkung seiner Selbstdarstellung hoffte, stand allerdings die Neigung, sich ausgerechnet an zwei besonders belastete Erfolgsautoren der NS-Zeit zu binden, mit denen ein Neuanfang kaum zu erhoffen war: Hans Grimm und Will Vesper.70 Schon Anfang August 1945 meldete Hein- rich Mohn an Grimm, ihm sei eine Lizenz »in Aussicht gestellt«.71 Ebenso zuversichtlich eröffnete Gustav Dessin knapp zwei Wochen später Will Ves- per: »So kann ich Ihnen mitteilen, daß wir begründete Aussicht haben, in allernächster Zeit die Verlagslizenz zu erhalten. Diese Lizenz wird dem Ver- 522 Die ersten Nachkriegsjahre

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lagsinhaber persönlich erteilt und ist allgemeiner Natur, d. h. der Verleger bekommt freie Hand im Herausbringen von Büchern. Eine Vorzensur wird es demnach nicht geben, abgesehen wohl von ausgesprochen politischem Schrifttum. Um so größer erscheint die Verantwortung des Verlages!«72 Das Verfahren zog sich allerdings in die Länge, und im Oktober 1945 mußte Dessin Vesper eingestehen, daß in der Lizenzfrage »nichts Neues« zu be- richten sei. In der Druckerei liefen die Maschinen unterdessen für den amt- lichen Schulbuchauftrag: »Immerhin freut man sich des altvertrauten Ar- beitsgeräusches.«73 Anlaß zu Zweifeln, daß er alsbald zu den Lizenzträgern zählen werde, glaubte Heinrich Mohn nicht zu haben: »Die Genehmigung zur Wieder- eröffnung des Verlages ist mir von verschiedenen Seiten in sicherste Aus- sicht gestellt«, schrieb er Mitte November 1945 an den Theologen Georg Wehrung – und erblickte darin vorschnell den »Beweis, daß die Behörden nichts gegen mich einzuwenden haben, und daß ich wieder werde arbei- ten können«.74 Andeutungsweise bezog sich Mohn mit dieser letzten Be- merkung auf die Prozeduren der Entnazifizierung, von denen in der briti- schen Zone, anders als in der amerikanischen, nur betroffen war, wer im Dritten Reich eine leitende Funktion in der öffentlichen Verwaltung inne- gehabt oder sich um eine entsprechende Stelle beworben hatte.75 Kenn- zeichnend für die Entnazifizierungspolitik in der britischen Zone war ein administratives Durcheinander, hervorgerufen durch laufend veränderte und sich teilweise überlagernde, widersprüchliche Verordnungen und komplizierte Zuständigkeitsverteilungen.76 Das unklare Nebeneinander von Überprüfungs- und Kategorisierungsverfahren tat ein übriges, um die Effizienz der politischen Säuberung zu durchlöchern. Heinrich Mohn setzte ganz auf die Unkenntnis der Militärregierung. Weder legte er die Unternehmensgewinne während des Krieges dar, noch gab er seine Beitragszahlungen an verschiedene nationalsozialistische Or- ganisationen an. In seinem persönlichen Entnazifizierungsfragebogen, den er im Oktober 1945 einreichte,77 machte der Verlagschef keinerlei Anga- ben zu Mitgliedschaften und Spenden.78 Statt dessen fügte er ein (auch ins Englische übersetztes) eineinhalbseitiges Schreiben bei, in dem es hieß: »Mit Ausbruch des Krieges brachte ich gutes unterhaltendes und er- zählendes Schrifttum für die Wehrmachtsangehörigen in großem Umfang heraus, das sorgfältig danach ausgesucht wurde, ob es keinerlei politische und antichristliche Tendenzen enthielt. Nationalsozialistisches Schrifttum habe ich niemals verlegt.«79 Auch im sogenannten Geschäftsfragebogen wurde nach Kräften verschleiert: Auf die Frage, ob das Unternehmen seit 1933 Aufträge vom Staat oder von seiten der NSDAP und ihrer Gliederun- gen erhalten habe, hieß es: »Die vom Verlag verlegten Bücher sind im Buchhandel auch von amtlichen Stellen gekauft worden. Vom Verlag selbst wurden sie jedoch nur in verschwindend kleinem Prozentsatz an solche Stellen geliefert. Einzelheiten lassen sich nicht mehr feststellen, da die Un- terlagen durch den Bombenangriff im März 1945 vernichtet wurden.«80 Da ein Verdacht offenbar nicht bestand, nahmen die Militärbehörden an Mohns Vergangenheit – zunächst – keinen Anstoß. Um so mehr rück- ten jene leitenden Mitarbeiter ins Visier, die, anders als der Firmenchef, Der Weg zur Buchlizenz 523

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zum Januar 1946 gegründeten Firma Mohn & Co. Diese Ausgründung war offensichtlich von der Militärregierung empfohlen worden82 und umfaßte die Druckerei und Buchbinderei, später auch die Setzerei von C. Bertels- mann – die technische Herstellung also, deren Fortführung keiner beson- deren Genehmigung bedurfte83. Mohn & Co war seitdem ein selbständiges Unternehmen und vom Verlag C. Bertelsmann auch insofern unabhängig, als man im Gründungsjahr etwa 60 Prozent des Umsatzes mit Fremdver- lagen machte, in den beiden folgenden Jahren immer noch rund 25 Pro- zent.84 Für Theodor Berthoud war ebenfalls gesorgt, er verblieb, an unauffäl- liger Stelle, vorerst im Unternehmen, ehe er mit Johannes Banzhaf einen eigenen Verlag gründen konnte.85 Hauptlektor Gustav Dessin hingegen ver- ließ den Verlag sofort – im Groll.86 Tags darauf teilte Mohn der Militärre- gierung in Oelde eilends mit, daß die Herren »nicht nur die Prokura nie- dergelegt« hätten, sondern »völlig aus der Arbeit in meiner Firma ausge- schieden« seien.87 Einen Monat später hatte Heinrich Mohn sein Ziel erreicht. Am 27. März 1946 erhielt der Firmenchef von der britischen Nachrichtenkontrol- le die Lizenz zur Herstellung von Büchern – nicht aber von Zeitschriften – in seinen beiden Verlagen C. Bertelsmann und Der Rufer.88 Als Lizenzträ- ger haftete Mohn persönlich dafür, daß unter seinen Mitarbeitern keine ehemaligen Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen, keine »Milita- risten« und »Imperialisten« waren – und niemand, der nicht mit den poli- tischen Zielen der Militärregierung übereinstimmte. Mohn war zudem ver- pflichtet, seine Autoren sorgfältig auszuwählen, den Papierbedarf für Buch- projekte bei der Control Unit anzumelden und die Druckfahnen dort zur Vorzensur einzureichen.89 Die Nachricht vom Erhalt der Lizenz wurde im Autoren- und Kollegen- kreis rasch bekanntgemacht.90 Die Zahl der Beschäftigten im Betrieb lag nun bei über 200,91 und im Juni 1946 bekam Bertelsmann auch wieder den lange ersehnten Telefonanschluß92. Überraschende Schwierigkeiten und ein neuer Verlagschef Ein neuer Verlagschef Zum Jahreswechsel 1946/47 zog Heinrich Mohn vor seinen Mitarbeitern eine Bilanz, die sich sehen lassen konnte: »Wir haben es fertig bekommen«, so der Firmenchef mit erkennbarer Genugtuung, »die Produktion wieder auf einen rentablen Stand zu bringen, und die Leistungen sind teilweise wieder auf Normalhöhe gestiegen«.93 Dank der Tatkraft der Mitarbeiter war der Wiederaufbau zudem weit fortgeschritten.94 Noch waren aber nicht alle Bombenschäden beseitigt, und wegen Energiemangels sollten die Ma- schinen bis Anfang März 1947 stillstehen. Angesichts der allgemeinen Ver- sorgungsschwierigkeiten erschien es Mohn ratsam, die Expansion zu bremsen: »Produktionsmäßig hat der technische Betrieb jetzt ungefähr die Kapazität erlangt, die wir nicht überschreiten wollen, um uns nicht der Ge- fahr auszusetzen, durch zu schnellen Verbrauch der Materialvorräte eines Tages zur Arbeitseinschränkung oder -einstellung gezwungen zu sein.«95 Ein neuer Verlagschef 525

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Vor allem aber entbehrte das Unternehmen noch einer wichtigen Vor- aussetzung für gute Geschäfte in der Zukunft: Es hielt noch keine Zeit- schriftenlizenzen. Die Bemühungen darum zeigen deutlich, daß Heinrich Mohn mit den Vorschriften der britischen Besatzungsmacht ebenso un- bekümmert umgehen zu können glaubte wie seinerzeit mit den Direktiven der nationalsozialistischen Schrifttumsbürokratie. Für eine Reihe von Zeitschriftenpublikationen, die im Krieg eingestellt worden waren und nun fortgeführt werden sollten, hatte der Verlagschef schon Ende 1945 Lizenzen beantragt, darunter für Luther, die Viertel- jahrsschrift der Luthergesellschaft,96 sowie für die gewinnträchtigen Blät- ter des Pastors Zauleck: Für unsre Kinder, ein Wochenblatt zur Kinder- gottesdienstbetreuung, und die Großdrucklektüre Für alte Augen.97 Haus und Schule, die »Monatsschrift für evangelische Erziehung und Unterwei- sung in Gemeinschaft«,98 die beim Kauf des Rufer-Verlags 1939 nicht von Bertelsmann übernommen, nach Kriegsende aber auf die Liste der soge- nannten zensierten Titel gesetzt worden war, gehörte ebenfalls dazu. Aber auch ein neues Zeitschriftenprojekt sollte es geben: die Deutschen Hefte, eine Monatsschrift mit einer geplanten Auflage von 10 000 Exem- plaren. Mit diesem Vorhaben griff der Verlag C. Bertelsmann ein weitver- breitetes Bedürfnis der Nachkriegszeit auf. Bis zur Währungsreform ent- standen in den westlichen Besatzungszonen nicht weniger als 1 500 kul- turpolitische Zeitschriften, die sich dem »geistigen Neuaufbau« verschrie- ben. Bereits ihre Titel signalisierten dieses Engagement: Zeitwende, Be- sinnung, Neues Abendland, Anfang und Ende, Wandlung etc.99 Im bunten Spektrum dieser Blätter ordneten sich die Deutschen Hefte ausweislich des Editorials, das den Briten zur Beurteilung vorlag, auf der konservativen Seite ein. Als Herausgeber war Kurt Stavenhagen vorgesehen, vor 1945 Professor für Philosophie an den Universitäten Königsberg, Posen und Hamburg und inzwischen an der Universität Göttingen beschäftigt. Staven- hagen hatte sich in der Zwischenkriegszeit für die deutsche Volksgruppe in Lettland engagiert, vor allem im Verband der deutsch-evangelischen Gemeinden und als Generalsekretär der Deutschen Volksgemeinschaft in Riga. Bis Mitte der dreißiger Jahre war er als Hochschullehrer am dorti- gen Herder-Institut tätig gewesen.100 Wie die Verbindung mit C. Bertels- mann zustande kam, ist unklar. Die Deutung von Geschichte und Gegen- wart, die Stavenhagen in den Deutschen Heften zu präsentieren gedachte, zielte auf religiöse Umkehr und auf Orientierung am Kanon bürgerlicher Tugenden: Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Selbstzucht. Es tue Not, so Sta- venhagen, »die sittliche Autonomie der heimatgebundenen Persönlichkeit zum Maß aller Dinge [zu] machen«.101 Der Antrag auf Lizenzierung der Deutschen Hefte löste überraschende Schwierigkeiten aus. Der neue Entnazifizierungsfragebogen102, den Mohn am 30. Juli 1946 ausgefüllt hatte und den er am 6. September 1946 sei- nem Gesuch um diese Lizenz beilegte103, enthielt unvollständige – und da- mit falsche – Angaben. Der Firmenchef verschwieg darin erneut, daß er Förderndes Mitglied der SS und seine Tochter Ursula Mitglied der NSDAP gewesen war. Für seine Tochter gab er lediglich ihre Tätigkeit als Spiel- scharführerin an, für sich selbst die Mitgliedschaft in der Nationalsoziali- 526 Die ersten Nachkriegsjahre

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stischen Volkswohlfahrt (NSV), dem Reichsluftschutzbund sowie der Reichskulturkammer und ihren Behörden.104 Auf die Frage, ob er an die NSDAP und ihre Gliederungen Geld gespendet habe, bestätigte er dies nur für die Winterhilfe und die NSV. Zur Häufigkeit und zum Grund der Zah- lungen schrieb er: »Nur gelegentlich in früheren Jahren kleine Beträge, um unbehelligt zu bleiben«.105 Heinrich Mohns Angaben passierten den Gü- tersloher Entnazifizierungsausschuß unbeanstandet; das Gremium teilte mit, daß keine »politischen Bedenken« erhoben würden.106 Mit dem Antrag auf die Zeitschriftenlizenz für die Deutschen Hefte hat- te Mohn eine Liste107 eingereicht, die das Unrecht dokumentieren sollte, das Bertelsmann im Dritten Reich widerfahren war. Grundlage dieser Zu- sammenstellung tatsächlicher und angeblicher Zensurfälle waren zwei in- terne Listen mit 33 Titeln, die möglicherweise auf einer nicht überliefer- ten Aufstellung aus der NS-Zeit beruhten. Manche Publikationen aus dem Hause Bertelsmann hatten demnach »Verweise« erhalten, manche waren »verboten«, einzelne Exemplare waren lokal beschlagnahmt oder ganze Auflagen »sichergestellt« worden. Einiges hatte »nicht gedruckt« werden können, anderes war, zum Teil unter Hinweis auf »Papierknappheit«, »nicht genehmigt« worden. Vereinzelt hatten der Aufstellung zufolge nicht nur Lagerexemplare makuliert, sondern auch »Druckstöcke eingeschmol- zen« werden müssen. Mohns Liste für die Briten unterschied weder zwi- schen Theologica und Belletristik, noch führte sie die in der internen Zu- sammenstellung enthaltenen Erläuterungen auf. Statt dessen gab es eine allgemeine Erklärung: »Da meine beiden Verlage C. Bertelsmann und ›Der Rufer‹ Evangelischer Verlag, Gütersloh in starkem Maße evangelisch-kirch- liche Literatur brachten, waren sie der NS-Regierung mißliebig. Seit 1940 wurden mir für Kirchlich [sic] eingestellte Bücher und Zeitschriften keine Druckerlaubnis [sic] mehr erteilt, selbst dann nicht, wenn ich genügend Papier auf Lager hatte. 1943 wurde der Rufer Verlag geschlossen.« Im Ge- gensatz zu dem Eindruck, den diese Einleitung erweckte, umfaßte die Li- ste, allerdings auch ganz und gar unkirchliche Titel (wie etwa Bücher von Volck und Ettighoffer), und formal verweigerte Papiergenehmigungen er- schienen neben tatsächlichen Zensurfällen. Wie es schien, setzte man er- neut auf die Unkenntnis der Information Control. Doch deren Zeitschriftenabteilung in Düsseldorf bereitete Bertelsmann nun – entgegen allen Erwartungen – Probleme. Schon zuvor hatte Heinrich Mohn beim (für Gütersloh allerdings nicht zuständigen) Zentralsekretariat der Buchhandelsverbände in der britischen Zone ebenfalls Antrag auf Zu- lassung als Zeitschriftenverlag gestellt.108 Sollte der Versuch in Düsseldorf scheitern, so offenkundig das Kalkül des Verlagschefs, mochte jener in Han- nover immer noch erfolgreich sein. Warum Düsseldorf Bedenken geltend machte, erfuhr man in Gütersloh erst Mitte März 1947, nachdem Rudolf Wendorff dort vorstellig geworden war. Wendorff, ein Freund Reinhard Mohns aus den Tagen der gemeinsa- men Kriegsgefangenschaft in Amerika, war seit März 1946 mit vielfältigen Aufgaben betraut und arbeitete auch im Lektorat.109 Wie ihm bedeutet wur- de, waren »politische Bedenken gegen die früheren Veröffentlichungen des Verlages« der Grund für die ausbleibende Zeitschriftenlizenz.110 Einige Ein neuer Verlagschef 527

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Neuerscheinungen, die Wendorff mit nach Düsseldorf genommen hatte, veranlaßten seinen englischen Gesprächspartner Felix zu dem Ausruf: »Ich glaube Ihnen, daß gegen diese Bücher nichts einzuwenden ist. Aber Ihre früheren Veröffentlichungen hätten Sie mir einmal mitbringen sollen!« Der Besatzungsoffizier verlangte Informationen über die Buchproduktion der vergangenen Jahre, und Wendorff sagte eine Liste zu, die Aufschluß über den »Anteil der Kriegsliteratur am Gesamtprogramm« geben werde. Dar- über hinaus war dem Information Controller aufgefallen, daß Heinrich Mohn in seinem Fragebogen zur Entnazifizierung wichtige Angaben zurückgehalten hatte. Den Bogen durfte Wendorff zu seiner eigenen Über- raschung mit zurück nach Gütersloh nehmen, »damit er noch einmal über- prüft und gegebenenfalls ergänzt werden kann«. Wendorff war durchaus unklar, wo genau das Problem lag. Wohl aber vermerkte er: »Mr. Felix be- sitzt keine Kopie des Fragebogens, so daß er etwaige Veränderungen nicht besonders überprüfen kann.« In den jetzt einsetzenden nervösen Verhandlungen mit den Besatzungs- behörden spielte Reinhard Mohn eine zentrale Rolle. Als erster der über- lebenden Söhne des Unternehmenschefs war er nach knapp drei Jahren in amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Januar 1946 nach Gütersloh zurückgekommen.111 Daß er und nicht sein älterer Bruder Sigbert, der erst Anfang April 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehren soll- te,112 das Unternehmen einmal führen würde, zeichnete sich nun rasch ab.113 So unauffällig er im Jahr seiner Rückkehr geblieben war,114 so sehr lenkte Reinhard Mohn das Geschehen im Frühjahr 1947. Die ausführlichen Notizen, die er darüber machte,115 erlauben es, den Ablauf der Ereignisse detailliert zu rekonstruieren – und seine Versuche nachzuzeichnen, das Ge- schehen zu steuern. Die Arbeit an der von Felix geforderten116 Aufstellung über die Buch- produktion der Jahre 1933 bis 1945 nahm rasch Gestalt an. Dabei nutzte man nun ganz gezielt die traditionelle Sparteneinteilung, um die Gruppe der Kriegsbücher und politischen Schriften kleinzurechnen.117 Die zahl- reichen Kriegshefte unter den Spannenden Geschichten gingen in der Spar- te »Jugendschriften« auf, und die sprechenden Hefttitel entfielen ganz. Ein Titel wie Kirchhoffs Von Hölle zu Hölle wurde unter der Rubrik »Theolo- gie« genannt, obwohl es sich in Wirklichkeit um eine Attacke auf die Be- handlung deutscher Kriegsgefangener in Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg handelte.118 Folgte man der Logik dieser Aufstellung, gab es bei Bertelsmann nur ein einziges politisches Werk: Hans Grimms Englische Rede. Und weil in der Statistik jeder Titel nur einmal zählte, standen Wer- ke, die den Verlag waggonweise verlassen hatten, gleichberechtigt neben einzelnen Notenblättern. Das Resultat solcher Manipulationen war: »In der Zeit von 1933 bis 1944 umfaßte das Verlagsprogramm mithin 2 940 Titel, davon 43 Kriegserlebnisbücher, das sind 1,46 %.« Am 11. April 1947 reiste Reinhard Mohn mit dieser Liste nach Düssel- dorf, um mit Felix über die »augenblicklichen Hindernisse« zu sprechen, die einer Erteilung der Zeitschriftenlizenz entgegenstanden. Mit dabei hat- te er auch den Entnazifizierungsfragebogen seines Vaters. In dem frosti- gen Gespräch119 erfuhr er, daß der Besatzungsoffizier wegen des lücken- 528 Die ersten Nachkriegsjahre

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haften Dokuments mittlerweile die Unterstützung der Amerikaner erbeten hatte – genauer gesagt, aber das stellte sich erst später heraus, die des Ber- lin Document Center, einer von der US-Militärregierung im Sommer 1945 zu Ermittlungszwecken eingerichteten Sammelstelle für Personalakten al- ler Mitglieder der NSDAP und ihrer Organisationen.120 »Er wisse, was Ber- telsmann darstelle«, zitierte Reinhard Mohn in seiner Niederschrift aus dem Gespräch mit Felix, »und werde sicher den Vorschlag eines durchaus ernst zu nehmenden Verlages nicht übergehen. Die genauere Prüfung sei jedoch erforderlich, da sich bei der Lizenzierung verschiedentlich ja Miß- griffe ergeben hätten, die von den Deutschen mit Recht kritisiert seien und deshalb verhindert werden sollten. Er fragte mich, ob ich es befürworten würde, wenn ein früherer Parteifunktionär heute Vorteile aus einem Zeit- schriftenunternehmen ziehen würde. Ich verneinte dies.«121 Mit »nein« antwortete Mohn auch auf Felix’ Frage, ob unter den Kom- manditisten des Verlags C. Bertelsmann ehemalige Parteimitglieder seien; daß seine Schwester Ursula in der NSDAP gewesen war, erwähnte er nicht. Ausweislich der Niederschrift Reinhard Mohns erklärte Felix, »er habe bei uns den Eindruck, daß wir uns früher so und heute so einstellten. Er hal- te es für richtig, daß die Anträge, deren Antragsteller 12 Jahre eine gera- de Haltung gezeigt hätten, vorzuziehen seien.« Und beim Abschied ließ der Chef der Zeitschriftenlizenzierungstelle den jungen Mohn »zum Punkt Ehrlichkeit« wissen, ihm lägen gesicherte »Archivangaben« vor, wonach »ein Teilhaber des Verlags Parteimitglied gewesen sei«. Derart überrascht, verzichtete Reinhard Mohn auf eine Antwort, überreichte Felix ein Bücher- paket, grüßte und ging. Die Unterredung zog sofortige Konsequenzen nach sich: Ursula Fischer, die in ihrem Entnazifizierungsfragebogen die Frage nach der Parteizu- gehörigkeit fälschlich mit »nein« beantwortet hatte,122 wurde umgehend aus dem Kreis der Kommanditisten ausgeschlossen. Am 14. April 1947 be- antragte sie, »ohne Innehaltung einer Kündigungsfrist mit sofortiger Wir- kung aus der Gesellschaft ausscheiden zu dürfen«.123 Unter dem Stichwort »Bisher ergriffene Maßnahmen« hieß es vier Tage später in einer be- triebsinternen Notiz: »Frau Ursula Fischer schied als Teilhaberin aus dem Bertelsmannverlag aus. Es wurde damit der einzige Fehler beseitigt, der von uns bei der Erlangung der Buchlizenz begangen wurde.«124 Wegen der fehlenden Angaben im Entnazifizierungsfragebogen von Heinrich Mohn bangte man in Gütersloh nun allerdings auch um die be- reits erteilte Verlagslizenz. In einer Notiz heißt es dazu: »Nachdem neuer- dings der große Fragebogen von Heinrich Mohn bei der Zeitschriftenstel- le abgegeben wurde, in welchem die Zugehörigkeit zur SS verschwiegen war, ergeben sich folgende Möglichkeiten, eine Gefährdung der Verlagsli- zenz zu verhindern. Herr Heinrich Mohn scheidet aus dem Bertelsmann- und Rufer-Verlag aus und beleiht seinen Kapitalanteil an die verbleiben- den Teilhaber.«125 Beschwichtigend hieß es zugleich über das Fehlverhal- ten des Chefs: »Es erscheint noch nicht sicher, ob die letzte Fragebogen- fälschung von H. Mohn vom Engländer verfolgt werden wird, zumindest ist diese Tatsache nicht der Beurteilung der Stellen in Berlin unterworfen worden. Es besteht jedoch die Gefahr, daß bei einem ungünstigen Ausgang Ein neuer Verlagschef 529

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unserer Beurteilung bezw. bei erneuten Nachforschungen auf diese Fäl- schung gestoßen wird und zu einem gesonderten Verfahren Anlaß geben könnte.« Daß Rechtsverstöße vorlagen, wußte man in Gütersloh; in einer Notiz sind die Vorgänge erläutert und mit der Überschrift »Tatbestand« versehen: »Ia) Bei der Einreichung des Lizenzantrages für den Buchverlag verschwieg Frau Ursula Fischer geb. Mohn, Kommanditistin des C. Ber- telsmannverlages, in dem eingereichten Fragebogen ihre Mitgliedschaft zur Partei. b) Dem Engländer möglicherweise jetzt bekannt. IIa) Bei der Einreichung des Lizenzantrages für die Zeitschrift ›Deutsche Hefte‹ ver- schwieg 1) Heinrich Mohn, Verlagsleiter, seine Zugehörigkeit zur SS als för- derndes Mitglied 2) Frau U. Fischer verschwieg ihre Zugehörigkeit zur Par- tei in den eingereichten Fragebogen. b) Punkt 1) dem Engländer höchst- wahrscheinlich, Punkt 2) sicher bekannt.«126 Was noch ein Jahr zuvor undenkbar erschienen war, geschah nun im April 1947: Heinrich Mohn mußte die Leitung seiner beiden Verlage abge- ben. Der Rückzug aus der Führungsspitze (rückwirkend zum 1. Januar 1947)127 stand bereits fest, als Mohn in einer seiner letzten Handlungen als Unternehmenschef die Trennung von Hans Grimm vollzog, den als Autor zu halten er in den zurückliegenden Monaten so sehr bemüht gewesen war. Die plötzliche Trennung war wohl kaum Ausdruck einer klaren Distanzie- rung von Grimms völkischem Schrifttum, wenngleich sie politisch zweifel- los opportun war. Eher war sie die späte Reaktion auf eine drei Jahre zurückliegende Kränkung, als Mohn sich von Grimm bezichtigt fühlte, rein kommerzielle Interessen zu verfolgen. Dieser Vorwurf hatte den Verleger seinerzeit so tief getroffen, daß er darin eine implizite Aufkündigung der Zusammenarbeit sah. Nun war es aber Mohn, der gegenüber Grimm den Schlußstrich zog: »Wenn ich den Verleger nur als Kaufmann schätzen könnte, so hätte ich diesen Beruf niemals ergriffen. Ich glaube, daß man weder religiöses, noch wissenschaftliches, noch schöngeistiges Schrifttum veröffentlichen kann allein unter kaufmännischen Gesichtspunkten. Ich weiß mich in diesem Standpunkt einig mit den großen Vorbildern in der deutschen Verlagsgeschichte.«128 Komplikationen in der Lizenzfrage ergaben sich nun auch dadurch, daß die Besatzungsmacht erwog, für die Herausgabe einer großen Gewerk- schaftszeitung zu sorgen und das dafür notwendige Papier (gedacht war an eine Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren) aus den in der britischen Zone vorhandenen Beständen bereitzustellen. Daß 30 Prozent der Buch- verlage deswegen geschlossen werden sollten,129 erwies sich zwar bald als Gerücht,130 wurde bei Bertelsmann aber zunächst sehr ernst genommen. Schließlich spielte die Konkurrenz mit bereits lizenzierten Verlagen eine erhebliche Rolle;131 der Chef des Thomas-Verlags in Kempen, so glaubte Reinhard Mohn zu wissen, spekulierte schon darauf, die Lizenz für die Ver- lage C. Bertelsmann und Der Rufer zu übernehmen, sollte sie Heinrich Mohn entzogen werden.132 Zudem hatten die Briten, durch einige Entna- zifizierungsverfahren auf einschlägige Veröffentlichungen aufmerksam ge- worden,133 damit begonnen, inhaltliche Nachfragen zur Bertelsmann-Pro- duktion im Dritten Reich und zu den Kriegsgewinnen zu stellen. Kurz: Es gab hinreichend Anlaß, die Existenz des Unternehmens bedroht zu sehen. 530 Die ersten Nachkriegsjahre

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Unter dem Druck der Militärregierung blieb Heinrich Mohn keine an- dere Wahl, als seine Mitgliedschaft in verschiedenen NS-Organisationen und entsprechende finanzielle Zuwendungen einzugestehen. Am 20. April 1947 erklärte er in einem knappen, an die Düsseldorfer Information Con- trol gerichteten Schreiben, von seinem Sohn »auf die unvollständige Aus- füllung meines Personal-Fragebogens aufmerksam gemacht« worden zu sein und deshalb »ergänzende Angaben« machen zu wollen. Heinrich Mohn räumte nun ein, bei einer Reihe nationalsozialistischer Organisatio- nen »förderndes Mitglied« gewesen zu sein: bei der SS, im Nationalsozia- listischen Fliegerkorps (NSFK), in der Flieger-HJ und im Bund Deutscher Mädel (BDM). »Möglicherweise«, schrieb er, »sind es auch noch mehr Or- ganisationen gewesen, an die ich mich jetzt jedoch nicht mehr erinnern kann. Auch kann ich keine näheren Angaben über Eintrittstermin oder Bei- tragszahlungen machen, da mir alle diesbezüglichen Unterlagen verbrannt sind.«134 Auf dem Original dieses Schreibens, das Reinhard Mohn später mit nach Düsseldorf nahm, findet sich ein handschriftlicher Vermerk des Sohnes: »Vorgezeigt, aber nicht abgegeben.«135 Die Übertragung der Firmenleitung auf den 25jährigen Reinhard Mohn, der keine Buchhändlerausbildung besaß und eigentlich Ingenieur werden wollte, war keineswegs von langer Hand geplant.136 Daß er die Lizenz sei- nes Vaters übernahm, war vielmehr eine Ad-hoc-Entscheidung, um die Zu- kunft des Unternehmens zu sichern. Reinhard Mohn wurde persönlich haf- tender Gesellschafter der beiden Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer; seine Geschwister Annegret Tödtmann, Gerd137 und Sigbert Mohn, der bis zu seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft von Gerhard Steinsiek vertreten wurde, bildeten den Kreis der Kommanditisten.138 Reinhard Mohn galt trotz seiner fünfjährigen Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend als politisch unbelastet, da er unter die Jugendamnestie fiel.139 Daß gleichwohl einiges gegen ihn sprach, war ihm bewußt; in einer betriebsinternen No- tiz heißt es dazu: »Gegen ihn ist einzuwenden, daß er noch keine voll- ständige Ausbildung als Buchhändler hat, wodurch uns von deutschen Stel- len aus Schwierigkeiten gemacht werden könnten. Es ist weiter zu beden- ken, daß R. Mohn bei der Zeitschriftenstelle ebenfalls keinen großen Kre- dit mehr besitzt auf Grund der bei der letzten Besprechung gemachten falschen Angaben. Bei einer schnellen Durchführung der Lizenzübertra- gung ist es jedoch denkbar, daß es der Zeitschriftenstelle nicht möglich sein wird, Schritte zu unternehmen, die die Lizenzübertragung verhindern wür- den.«140 Der designierte neue Chef fuhr am 21. April 1947 nach Düsseldorf, um zunächst dem Leiter der für die Buchlizenz zuständigen Book Section, Paget-Brown, die geplante Lizenzübertragung darzulegen. Bedenken wur- den dort nicht laut, im Gegenteil: Paget-Brown empfahl Reinhard Mohn, die Lizenz sofort zu übernehmen. Daß er keine Ausbildung besitze, spiele keine Rolle, wichtig sei für die Behörde lediglich, »eine Persönlichkeit im Verlag zu haben, die für alle Vorkommnisse verantwortlich sei«.141 Gleich danach suchte Reinhard Mohn die Zeitschriftenlizenzierungsstelle auf, wo er sich auf schwierigere Verhandlungen gefaßt machte.142 Jedoch traf er Felix nicht an, wohl aber dessen Mitarbeiterin, der er darlegte, was ihr Ein neuer Verlagschef 531

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Chef hätte erfahren sollen: nämlich daß er überrascht gewesen sei von den »Vorwürfen politischer Art« und nun eigene Nachforschungen angestellt habe, die dazu führten, daß er sowohl die Parteimitgliedschaft seiner Schwester als auch die »unvollständigen Angaben« seines Vaters »aufge- deckt« habe. Reinhard Mohn trat in der Rolle des Aufklärers auf. »Eine Entschuldigung der Vorgänge anzustellen, sei nicht meine Absicht«, so Mohn, »sondern lediglich eine Klarstellung.«143 Von dem jungen Unter- nehmer angetan, der den Eindruck machte, als sei er zum Durchgreifen entschlossen, nannte die Mitarbeiterin Mohns Absicht, die Fehler seines Vaters zu korrigieren, »edelmütig«, und der Ausschluß von Ursula Fischer aus der Firmenleitung erschien ihr zweckdienlich. Vor diesem Hintergrund wollte sie Reinhard Mohn einen neuen Personalfragebogen mitgeben, da- mit er die Angaben berichtigen könne. Da sie das entsprechende Formu- lar jedoch nicht fand, suchte sie den alten Bogen seines Vaters mit den feh- lenden Angaben heraus und händigte ihn Reinhard Mohn aus. Damit hat- te dieser das einzige Exemplar jenes Dokuments zurück, an dem die Zu- kunft des Unternehmens zu hängen schien.144 Reinhard Mohn bedankte sich – und hielt über die hilfsbereite Sekretärin fest: »Es ist zu bemerken, daß Frl. Manowski als Deutsche in ihrer dortigen Stelle auch ansonsten eine beachtliche Haltung zeigt.«145 Sowohl der britischen Buch- als auch der Zeitschriftenlizenzierungs- stelle teilte Reinhard Mohn nun offiziell mit, daß seine Schwester Ursula rückwirkend zum 1. Januar 1947 aus dem Kreis der Kommanditisten von C. Bertelsmann ausscheide: »Es bestehen damit keine geschäftlichen Be- ziehungen mehr zwischen dem C. Bertelsmann-Verlag und Frau Fi- scher«.146 Aufschlußreich ist die Notiz, die er betreffs »Angelegenheiten Frau Ursel Fischer geb. Mohn« anfertigte: Deren Ausscheiden, darin war sich Reinhard Mohn sicher, werde nicht den Eindruck vermitteln, es sei »hervorgerufen infolge der Aufdeckung der Parteimitgliedschaft durch Mr. Felix bzw. aus Angst vor Aufdeckung bei der Book Section. Vielmehr wird unsere Handlungsweise im ersten Augenblick als eine allgemeine Konse- quenz unserer politischen Haltung gewertet werden. Ein Zeitgewinn könn- te dadurch entstehen.«147 Am 23. April 1947 erklärte Heinrich Mohn unter Hinweis auf seinen angegriffenen Gesundheitszustand den Briten schriftlich seinen Rückzug aus der Verlagsleitung und ersuchte zugleich um die Übertragung der Li- zenz auf seinen Sohn Reinhard.148 Dieser reichte am selben Tag einen förmlichen Antrag auf die Lizenz des Vaters ein und erklärte seine Bereit- schaft, die Leitung von C. Bertelsmann und Der Rufer zu übernehmen.149 Am nächsten Tag fuhr Reinhard Mohn erneut nach Düsseldorf. Paget- Brown von der Buchlizenzierungsstelle erwies sich, wie erwartet, als ko- operativ. Er eröffnete Mohn, er könne »den Verlag jetzt schon als Lizenz- träger vertreten«.150 Seinen Hinweis, daß er seine Schwester aus dem Kreis der Kommanditisten habe »herausweisen müssen«, quittierte man bei der Behörde mit »erheitert-beifälligem Erstaunen«. Mohns Bemerkung, er habe von der Parteimitgliedschaft nicht früher wissen können, rief keine Nachfragen hervor. Paget-Brown, notierte Mohn, »unterstützte freundli- cherweise meine Behauptung mit dem Hinweis, daß ich ja doch auch in 532 Die ersten Nachkriegsjahre

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der Gefangenschaft gewesen sei«. Nach der Lektüre von Ursula Fischers Austrittserklärung war für den Behördenchef die Sache »erledigt.« Am selben Tag suchte Reinhard Mohn auch die Zeitschriftenlizenzie- rungsstelle auf. Wieder war Felix nicht anwesend, aber seine Sekretärin erwies sich erneut als äußerst hilfsbereit. Den mitgebrachten – korrigier- ten – Fragebogen in Händen, erschrak sie über Heinrich Mohns Fördern- de Mitgliedschaft bei der SS und riet, dessen Bewerbung um die Zeitschrif- tenlizenzen nun umgehend zurückzuziehen. Reinhard Mohn nahm das Pa- pier wieder mit. Der nachträglich ergänzte Fragebogen wurde somit kur- zerhand aus dem Verkehr gezogen. Die Militärbehörde erfuhr nie von dem Vorgang. Der junge Chef konnte aber notieren: »Es liegen damit von H. Mohn dort keine falschen bezw. berichtigten Fragebogen mehr vor.«151 Schließlich nutzte Reinhard Mohn den Besuch auch, um Fritz Wixforth ei- nen Dienst zu erweisen, der gegenüber der Zeitschriftenlizenzierungsstel- le verschwiegen hatte, daß er ab 1923 zehn Jahre lang Mitglied des Stahl- helm gewesen war. Wixforths unvollständig ausgefüllten Fragebogen ließ Reinhard Mohn nun von der Sekretärin gegen einen korrekten austau- schen.152 Am 30. April 1947 richtete Heinrich Mohn an den Entnazifizierungs- ausschuß der Stadt Gütersloh eine lapidare »Zusatzerklärung«, in der er unter Bezug auf seinen im Juli 1946 ausgefüllten Fragebogen festhielt: »Es muß heißen in Ziffer 42, 46 und 51 unter Spalte 1: passiv. Spalte 2 u. 3: unbekannt.«153 Für sich genommen, war diese karge »Ergänzung« natürlich unverständlich. Ganz offensichtlich war man nachhaltig darum bemüht, amtliches Schriftgut nicht entstehen zu lassen. Aus Reinhard Mohns Notizen geht hervor, daß die von den Alliierten befohlene Entnazi- fizierung auch in Gütersloh kaum zu überschätzende Solidarisierungs- effekte freisetzte und daß man, zumal wenn es um die Ehre der Honorati- oren ging, vielfach zu Entgegenkommen bereit war. So wurden die »er- gänzenden« Bemerkungen Heinrich Mohns vom Leiter des Gütersloher Entnazifizierungsausschusses, Bankdirektor Wilhelm Flöttmann, zwar zu den Akten genommen, aber weder an die übrigen Mitglieder des Gremi- ums noch an übergeordnete Stellen der Militärregierung weitergeleitet; Flöttmann wollte verhindern, daß »unnötig großer Aufruhr« entstand.154 Nachdem sein Vater die Erklärung abgegeben hatte, notierte Reinhard Mohn am selben Tag zufrieden: »Wenn nicht unvorhergesehene Ereignis- se besondere Nachforschungen veranlassen, dürfte der Fall damit nieder- geschlagen sein.«155 Am 3. Mai 1947 machte Reinhard Mohn einen weiteren Besuch bei Pa- get-Brown in Düsseldorf. Er fragte den Besatzungsoffizier um Rat, ob er Fritz Wixforth als zweiten Lizenzträger aufnehmen solle, was dieser Mohns Aufzeichnungen zufolge mit dem Hinweis verneinte »daß ich eines Tages sowieso auf eigenen Füßen stehen und die Verantwortung tragen müsse und daß es den Engländern bedeutend lieber sei, wenn sie nur einen hät- ten, den sie verantwortlich machen können für die Verlagsveröffentli- chungen«.156 Nach seinem Bericht über die Untersuchungen, die Felix über die bei Bertelsmann erschienenen Kriegsbücher eingeleitet hatte, ließ sich Reinhard Mohn von Paget-Brown beruhigen: Felix könne die Buchlizenz Ein neuer Verlagschef 533

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Reinhard Mohn, der neue Verlagschef (1947) nicht gefährden, sei er doch, so Paget-Brown in durchaus infamer An- spielung, »kein gebürtiger Engländer« und außerdem nur für die Zeit- schriften zuständig. »Wir hätten da jetzt […] nichts zu befürchten und eine Verlagslizenzentziehung könne im Augenblick höchstens dadurch zustan- de kommen, daß wir etwas veröffentlichen, was heutzutage nicht erlaubt sei. Zu den Kriegsbüchern erklärte er, daß er als Geschäftsmann auch dafür Verständnis habe und daß anderseits [sic] im Dritten Reich die Freiheit der Verleger sicher nicht groß gewesen sei, so daß dieselben nicht vollkommen für diese Veröffentlichungen verantwortlich gemacht werden könnten.« Reinhard Mohn hatte allen Grund, in Paget-Brown einen Verbündeten zu sehen – und notierte eine »Stellungnahme: Wir können wohl ziemlich ge- wiß sein, daß uns im Augenblick von seiten der Book Section keine Gefahr droht und daß, wenn irgendetwas gegen uns unternommen werden sollte, wir rechtzeitig durch Paget-Brown orientiert werden.« Am 12. Mai 1947 stattete Reinhard Mohn erneut Felix einen Besuch ab; der Besprechungsbericht darüber bildet das letzte Dokument in der Samm- lung seiner Schilderungen über die turbulenten Frühjahrswochen 1947.157 Felix hatte die Unterlagen über die Buchproduktion im Dritten Reich ge- prüft und war »auf irgendeine Weise«, so Mohn verwundert, zu dem Schluß gekommen, daß die Kriegsbücher etwa sechs Prozent des Gesamtumsat- zes ausmachten, also tatsächlich nur einen relativ geringen Anteil daran bildeten. Schließlich kam man auf die Zeitschriftenlizenz für die Deutschen Hefte zu sprechen. Mohn zog den entsprechenden Antrag seines Vaters zurück und gab Felix das Schreiben, mit dem er sich selbst und den künf- tigen Herausgeber Kurt Stavenhagen als Lizenzträger vorschlug.158 Felix ging nicht näher darauf ein, sondern sagte nur, daß die Papierknappheit der Grund dafür sei, warum noch keine Lizenz erteilt worden sei. Mohn kommentierte später: »Es ist aber ganz sicher, daß die Verhandlungen von seiner Seite nicht offen geführt wurden und daß er in diesem Gespräch sei- 534 Die ersten Nachkriegsjahre

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ne wahre Ansicht nicht bekannt gegeben hat«.159 Außerdem hielt Mohn fest, daß es wohl ratsam sei, in der Sache nichts weiter zu unternehmen. »Vermutlich wird unser Zeitschriftenantrag dort liegen und einschlafen«. Gut ein Jahr später gab Reinhard Mohn das Vorhaben Deutsche Hefte auf.160 Der Juniorchef absolvierte inzwischen an der Buchhändlerschule in Köln-Marienborn und in der Universitätsbuchhandlung Calvör in Göttin- gen eine verkürzte Ausbildung und trat am 20. Oktober 1947 offiziell die Nachfolge seines Vaters an.161 Legendär wurde in Mitarbeiterkreisen als- bald das Foto seiner – noch im Wehrmachtsmantel gehaltenen – Anspra- che zum Richtfest nach dem Wiederaufbau des Verlagsgebäudes 1947.162 Unter Reinhard Mohns Leitung wurde fortgesetzt, was die Führungsriege seines Vaters auf den Weg gebracht hatte. Bewährte Mitarbeiter wie Ger- hard Steinsiek und Fritz Wixforth standen dem jungen Chef zur Seite,163 und auch Heinrich Mohn zog sich keineswegs ganz zurück, im Gegenteil: Der junge Chef stellte seinem Vater am 29. September 1947 die Vollmacht aus, ihn »in allen Geschäften« von C. Bertelsmann und Der Rufer zu ver- treten.164 Unklar ist, was der Grund dafür war, den Senior zum General- bevollmächtigen zu ernennen; möglicherweise spielte Reinhard Mohns Ab- wesenheit während seiner Ausbildung in Köln und Göttingen dabei eine Rolle. Offen muß auch bleiben, ob diese Regelung später rückgängig ge- macht oder erst mit Heinrich Mohns Tod am 26. April 1955 grundlos wur- de. Die Bevollmächtigung deutet darauf hin, daß Reinhard Mohns Interes- se eher dem unternehmerischen Aufbau als der inhaltlichen Programm- gestaltung galt. Denn nachweislich überließ er seinem Vater die verlegeri- schen Befugnisse im theologischen Bereich, dieser kümmerte sich weiter- hin um die wissenschaftlich-religiöse Literatur und korrespondierte mit kirchlichen Behörden. Gegenüber Hans Grimm charakterisierte der Juni- or die Tätigkeit seines Vaters mit den bezeichnenden Worten, dieser habe sich »ganz auf die Arbeit im theologischen Verlag beschränkt«.165 Im Au- gust 1948 kehrte schließlich Ursula Mohn – unbeanstandet von den Behör- den – in den Kreis der Kommanditisten von C. Bertelsmann zurück.166 Sybille Steinbacher, Norbert Frei »Die großen Pläne und die lauten Worte müssen wir begraben«: Das theologische Programm nach 1945Das theologische Programm Schon vor der Lizenzierung war Heinrich Mohn auf seinem jahrelang ver- nachlässigten Herzensgebiet verlegerisch aktiv geworden. Im Juni 1945 bat er, wie schon erwähnt, bei der Alliierten Militärregierung Wiedenbrück um die Zulassung eines Kraftwagens, weil »nach Jahren schwerster Un- terdrückung [der] Verlag im Auftrag hoher Kirchenbehörden große Aufga- ben für die Wiederaufnahme der kirchlichen Arbeit in Deutschland über- nehmen« sollte.167 Diese angeblich engen Kontakte zu »hohen Kirchenbehörden« müssen jedoch bei einem näheren Blick auf die Quellen erheblich relativiert wer- Das theologische Programm 535

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den. Tatsächlich läßt sich dort eine exponierte Stellung des Verlagshauses C. Bertelsmann bei den Kirchenstellen in Berlin oder Bielefeld nicht re- konstruieren. Die im Sommer 1945 nachweisbaren Kontakte zu westfäli- schen Kirchenstellen bestanden eher in persönlichen Verbindungen zu Amtsträgern wie dem Präses der Westfälischen Landeskirche, Koch.168 Eine Fürsprache Kochs, der bei den westfälischen Kirchenstellen durch- aus »Empfehlungen« für protestantische Verlage aussprach,169 zugunsten von C. Bertelsmann oder Der Rufer ist allerdings nicht überliefert. Während Mohn auf seine Lizenz warten mußte, knüpfte er an seine al- ten Verbindungen in den buchhändlerischen Verbänden an. Im September 1945 übernahm er den Vorsitz eines »Vorbereitenden Ausschusses«, der die Wiederbelebung der 1938 aufgelösten Vereinigung Evangelischer Buchhändler (VEB) in der britischen Besatzungszone betrieb. Aufgrund seines Asthmas war der Verleger in den Jahrzehnten vor dem Krieg in der Vereinigung kaum aktiv gewesen. Nun sah er in der Neuformierung der verlegerischen Interessenvertretung jedoch eine Chance, den Theologie- verlag wieder in Gang zu bringen. In einem Offenen Brief an die Mitglieder der Vereinigung formulierte er die Ziele des Verbands, die weitgehend mit seinen eigenen Interessen identisch waren: »Unser Bestreben geht auf Si- cherung des für unsere Arbeit nötigen Papiers, soweit das bei der allge- meinen Knappheit möglich ist, und um beschleunigte Erteilung der Ar- beitserlaubnis für unsere Verlegerfirmen. […] Außer Fragen der Mitglied- schaft und der Anerkennung und Rabattierung der Wiederverkäufer halte ich für besonders wichtig die einheitliche Regelung von Zensurfragen, die baldige Wiederaufnahme unserer Katalogarbeit, die Förderung unseres buchhändlerischen Nachwuchses, gegenseitigen Austausch und Förde- rung auf Freizeiten.«170 Ein Jahr später trat Mohn von dem Posten des Aus- schußvorsitzenden aus gesundheitlichen Gründen wieder zurück.171 Bis zum Januar 1946 waren in der britischen Besatzungszone nur zwei evangelische und drei katholische Verlage zugelassen worden.172 Ende Fe- bruar 1946 hielt Heinrich Mohn in einer internen Aktennotiz fest, daß »doch einige andere evangelische Verlage, vor allem Vandenhoeck & Rup- recht in Göttingen, die Lizenz schon haben und infolgedessen zumindest unsere kirchliche Kundschaft ungeduldig wird«.173 In seiner Wartestellung verfolgte der Verlag aufmerksam die nach dem Ende des Dritten Reiches einsetzende kirchliche und theologische Diskus- sion. Eine wichtige Rolle spielte dabei das »Stuttgarter Schuldbekenntnis«, mit dem der neugebildete Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) im Oktober 1945 zum Verhalten der evangelischen Kirche im Drit- ten Reich Stellung bezogen hatte.174 Gustav Dessin informierte auch Will Vesper eingehend über die Diskussionen, die diese Schulderklärung aus- löste.175 Einen Höhepunkt dieser Debatte bildete die heftige Auseinandersetzung zwischen Karl Barth, der Anfang November 1945 in Stuttgart und Tübin- gen vor großem Publikum zur Schuldfrage Stellung genommen hatte, und dem Systematischen Theologen Helmut Thielicke, der in den dreißiger Jah- ren und nach 1945 bei Bertelsmann publizierte.176 Barth hatte die Deut- schen aufgefordert, sich zu ihrer politischen Verantwortung zu bekennen 536 Die ersten Nachkriegsjahre

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und nicht zu vergessen, daß »das Unheil, das jetzt über Deutschland geht, diesmal unzweideutig in Deutschland selbst seinen Ursprung und Anfang gehabt« habe.177 Thielicke beantwortete die Schuldfrage hingegen allein auf religiöser Ebene und nahm damit eine für den Nachkriegsprotestan- tismus typische Position hinsichtlich des Umgangs mit der eigenen Ver- gangenheit ein. In seiner vielbeachteten Kritik gestand er Barth zwar zu, daß er mutig genug gewesen sei, in Deutschland selbst zu sprechen, und nicht »nach dem »traurigen Beispiel von Thomas Mann, Franz Werfel und anderen aus dem sicheren Hinterhalt des Auslands billige Zeitungsartikel auf Deutschland« abgeschossen habe.178 Ein »eindeutiges Schuldbekennt- nis des gesamten deutschen Volkes auszusprechen« lehnte er allerdings ab, da hier statt der »Bereitschaft zur Vergebung das Pathos des Vergel- tungsrechtes triumphieren würde«. Thielickes Argumentation wurde von vielen Zeitgenossen als Legitima- tion zur Ablehnung der Schulddiskussion begrüßt. Kirchenkritische Zeit- genossen wie der dialektische Theologe Ernst Wolf sahen darin allerdings eine Tradition, in der auch die bei C. Bertelsmann verlegten Theologen standen: In einem Offenen Brief an Thielicke schrieb Wolf bitter, daß er, besäße er noch seine Bibliothek, diese Vorlesung »an den gewiesenen Ort« stellen würde, »d. h. zu E. Hirschs ›Deutschlands Schicksal‹ und zu etli- chen ›politischen Traktaten‹ von P. Althaus. Dort scheinen sie mir hinzu- gehören, als eine […] Parallele« zu solchen Äußerungen, die »den Weg in die Irre lenkten, z. T. sogar ihm die Richtung hin zum späteren National- sozialismus (mit der Schöpfungsordnungsideologie und einem lutherischen Plazet) wiesen«.179 Diese Tradition, die auch bei Bertelsmann ihre Heim- statt besessen hatte, war zumindest bei den Theologen der Barth-Schule nach 1945 diskreditiert.180 Das theologische Verlagsprogramm der unmittelbaren Nachkriegsjah- re knüpfte gleichwohl an solche Kontinuitätslinien an. Nicht nur Paul Alt- haus und Emanuel Hirsch wurden wieder Autoren des Verlags, sondern auch Fréderick Bell, Hans Preuß und Hans Jüttner – sie alle hatten sich im Dritten Reich zum Nationalsozialismus bekannt und waren nach 1933 mit Titeln bei Bertelsmann vertreten, die offen antisemitisch argumentierten. Exemplarisch sei hier Hans Jüttners Schrift Altes Testament, gib Antwort! von 1938 genannt, die 1948 in einer veränderten Auflage im Rufer-Verlag neu herauskam. Die Fassung von 1938, in der massiv gegen die »Minder- wertigkeit des entarteten Weltjudentums« argumentiert wurde, wurde für die Nachkriegsausgabe von antisemitischen Stellen gesäubert.181 Trotzdem finden sich auch hier noch antisemitische Motive; so spricht Jüttner etwa vom »zersetzende[n] Geist« des Talmud, der »nichts anderes sei« als die »Verdunkelung und Vergewaltigung der alttestamentlichen Gottesbot- schaft«.182 Wissenschaftliche Theologie war, unternehmerisch gesehen, auch nach 1945 ein Geschäft mit hohem Risiko. »Spezialwissenschaftliche Werke«, so schrieb Mohn im August 1945 an seinen Autor Hans Preuß, »deren Absatz sich auf Jahre, oft Jahrzehnte, verteilt«, werde er kaum herausbringen können, da es ihm »sowohl an Lagerplatz wie auch an den nötigen Geld- mittel[n]« fehle.183 Mohn setzte dagegen auf die populäre Literatur, für die Das theologische Programm 537

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er eine große Nachfrage sah. Sein »Grundsatz« sei es, »daß innerhalb der kirchlichen Literatur der unmittelbare Gemeindebedarf zuerst gedeckt werden muß«.184 Angesichts der Schwierigkeiten, mit denen der Verlag in der unmittel- baren Nachkriegszeit konfrontiert war, ist die theologische Titelprodukti- on beachtlich: 1946 konnten in beiden Verlagen zusammen 36 Titel er- scheinen, darunter Bücher zur Gemeindearbeit, wie die erstmals 1940 er- schienene Kirchliche Kinderlehre185 oder die Lehrpläne für den kirchlichen Unterricht186, sowie Predigt- und Aufsatzsammlungen von Paul Althaus, Paul Gronemeyer, Edmund Schlink oder Helmuth Schreiner. Im folgenden Jahr konnte Mohn die Titelproduktion kurzfristig auf 95 Titel erhöhen, 1948 sank der Ausstoß auf 63 Bücher, um 1949 wieder auf 76 Titel zu stei- gen. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1947 wurden ein systematischer Vertrieb sowie die Werbearbeit wieder aufgenommen.187 Auseinandersetzungen um die Schuldfrage sowie deutliche Zeitbezüge fanden sich vor allem in den bei C. Bertelsmann veröffentlichten Predigten und Vorträgen. Paul Althaus, dessen politische Ethik weithin das NS-Regi- me legitimiert hatte, war 1946 als einer der ersten Autoren im Verlags- programm vertreten. Bei der Sammlung Der Trost Gottes. Predigten in schwerer Zeit handelte es sich um Predigten, die der Erlanger Theologe zwischen 1941 und Weihnachten 1945 gehalten hatte. Bertelsmann brach- te den Titel in einer Auflage von 10 000 Exemplaren heraus und setzte da- mit die 1921 begonnenen und 1941 unterbrochenen Predigtsammlungen dieses Autors fort.188 In der ersten Predigt aus der Nachkriegszeit formu- lierte Althaus eine ähnliche Position zur Schuldfrage der christlichen Kir- chen, wie sie auch in die Stuttgarter Erklärung eingegangen ist. Zwar »könnte die christliche Kirche in Deutschland sagen: wir sind am wenig- sten Schuld, wir haben nicht mitgemacht«. Aber, so fragt er weiter, »hat es uns nicht längst gedrückt, daß wir Christen nicht lauter warnen konnten, daß wir zu viel geschwiegen haben?« Diese »Ohnmacht und Gebunden- heit« empfindet der Prediger nicht »nur als Schicksal«, sondern auch als »Schuld«, die er »heute vor Gott und Menschen« bekenne. Deutlicher wur- de Althaus aber nicht. In der Predigt »Das Gebot der Stunde« vom Mai 1945 spricht er zwar von dem »Furchtbare[n], das draußen geschah« und von den »schauerliche[n] Taten wider alle Menschlichkeit«, doch weist er zu- gleich jede Verantwortung zurück: »Wir haben es gewiß weder gewollt noch geahnt, wir tragen insofern keine Schuld daran, wir haben mit Ent- setzen und Grauen davon gehört«. Trotz der Tatsache, daß die Kirche »in vieler Hinsicht« geschwiegen habe, habe sie, so betonte auch Helmuth Schreiner 1946, doch »in der innersten Mitte des Kampfes um die Wahr- heit des Evangeliums unerschütterlich« standgehalten.189 Der Betheler Theologe Edmund Schlink (1903–1984) fand 1946 in sei- ner Schrift Die Gnade in Gottes Gericht deutlichere Worte. Kritik trifft bei ihm nicht nur die Deutschen Christen, »die die wahre Kirche verfolgten, indem sie ihre Prediger und Gemeindeglieder denunzierten, und die der Judenverfolgung Raum gaben, indem sie das Alte Testament verwarfen«.190 Schlink zielt vor allem auf die »Vielen, deren oberster Grundsatz es war, die Kirche und ihr eigenes Amt durch Zugeständnisse und Schweigen zu 538 Die ersten Nachkriegsjahre

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erhalten, die im geheimen den Nationalsozialismus ablehnten, aber in der Öffentlichkeit ihn ›freudig bejahten‹«. Für Schlink wird die »Katastrophe« des »Zusammenbruch[s] Deutschlands« zur »Ankündigung des göttlichen Endgerichts«: »Es geht bei unserm Zusammenbruch um die Sünden aller und um eine Entscheidung Gottes gegen uns.« Ohne explizite Schuldzuweisung argumentiert hingegen Gustav Men- sching in seiner 1947 erschienenen religionswissenschaftlichen Ausein- andersetzung mit dem Titel Religion, Rasse und Christentum. Er wirft hier einen historisierenden, wissenschaftlichen Blick auf die Rassenideologie des Nationalsozialismus, indem er auf abstrakter Ebene die Überzeitlich- keit des Christentums begründet und ein biologistisches Rassendenken ver- wirft. Dieser distanzierende Blick war keine Ausnahme. Ähnlich abstrakt argumentierte etwa auch Carl Heinz Ratschow in seiner Arbeit Magie und Religion (1947). In der Regel taten sich die Autoren schwer, ein persönliches Versagen einzugestehen bzw. die politische Dimension ihrer Theologie zu akzep- tieren. So stieß die beginnende Entnazifizierung in vielen der zeitgenössi- schen Texte auf deutliche Ablehnung; sie fiel unter das Diktum des »Pharisäismus«.191 Der aus Gütersloh stammende und spätere württem- bergische Kultusminister Wilhelm Hahn (1909–1996) führte in einem 1947 publizierten Vortrag den Diskurs um das Alte Testament fort, ohne diesen jedoch kritisch zu hinterfragen oder ihn vor dem zeitgenössischen Hinter- grund neu zu überdenken.192 In seinem Text findet keine Reflexion darü- ber statt, daß der christliche Antijudaismus, wie er ihn mit Blick auf das Alte Testament unterschwellig referiert,193 zwei Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches als Weiterführung antisemitischer Denkmuster gelesen werden mußte.194 Allgemein herrschte in den ersten theologischen Reflexionen der Nach- kriegszeit die Tendenz vor, die nationalsozialistische Diktatur als Ergebnis einer längeren historischen Entwicklung aufzufassen. Die mit der Auf- klärung einsetzende Abwendung der europäischen Gesellschaft von Gott – so die verbreitete Säkularisierungsthese – habe im Nationalsozialismus ihren traurigen Höhepunkt gefunden. Die »Verbannung der Kirche aus dem öffentlichen Leben«, die seit »mindestens 150 Jahre[n]« stattfinde, habe einen Prozeß ausgelöst, »in dessen Verlauf Kultur und Glaube, Bildung und christliche Botschaft, Wirklichkeit und Christentum mehr und mehr auseinanderfielen«.195 Deshalb seien »nicht nur die letzten Jahre also, nicht nur ein System, ja nicht nur ein einzelnes Volk […] für das allein ver- antwortlich zu machen, was seit Jahrhunderten die Todeskrankheit des ganzen Abendlandes ausmacht«. Gegen diesen »Geist der Diesseitigkeit« wurde konsequent auf Rechristianisierung gesetzt: »Ohne Christus wird die deutsche Seele nicht wieder genesen.«196 Mit theologischen Stellungnahmen zur Frage nach der politischen Ord- nung im Nachkriegsdeutschland hielten sich die Bertelsmann- und Rufer- Autoren zurück. Der Gütersloher Pfarrer Paul Gronemeyer zeigte sich 1946 reserviert gegenüber der jetzt populären Meinung, daß »Humanität und Demokratie« zusammengehörten.197 Gerade das Leben in den »Riesen- städten« der westlichen Demokratien, in denen »Tausende und Millionen Das theologische Programm 539

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[…] zugrunde« gingen, »von Wirtschaft und Politik erbarmungslos ver- schlungen«, zeige, daß diese »Weltanschauung« nicht die Macht habe, »den Wolf in uns Menschen zu zähmen«. Bei aller Indifferenz und auch po- litischen Naivität wird jedoch von allen festgehalten, daß es der Kirche nicht mehr erlaubt sei, »die Eigengesetzlichkeit irgendeines Lebensberei- ches dieser Welt anzuerkennen und zu sanktionieren«.198 1947 wurde mit dem systematischen Aufbau des theologischen Pro- grammbereichs begonnen. Wissenschaftliche Titel und Reihen wurden bei C. Bertelsmann verlegt, während sich der Rufer-Verlag auf die Gemeinde- praxis konzentrierte. Wieder war es Paul Althaus, der im wissenschaftli- chen Programm den Anfang machte. Mit dem umfangreichen ersten Band der Dogmatik, für die der Leiter der Kirchenkanzlei Hans Asmussen sowie Präses Koch Befürwortungsschreiben formulierten,199 konnte C. Bertels- mann ein Standardwerk der Systematischen Theologie nach 1945 auf den Markt bringen.200 Mohn verlegte nach dem Krieg auch eine Reihe von Titeln, die während der NS-Zeit verfaßt worden waren,201 zum Teil auch schon in dieser Zeit zum Druck vorlagen wie Friedrich Büchsels Jesus-Darstellung202. Hinzu kamen Wiederauflagen von Titeln aus den dreißiger und vierziger Jah- ren.203 Auch Hans Preuß, der mit seiner populären Lutherreihe einer der bekanntesten und politisch exponiertesten Bertelsmann-Autoren war, wur- de wieder verlegt. In seinem 1934 erschienenen Buch Luther. Der Deut- sche hatte er eine direkte Linie von Luther zu Hitler gezogen und dadurch den Nationalsozialismus quasi aus seiner protestantischen Tradition her- aus legitimiert. Schon im Sommer 1945 plante Mohn, einzelne Bände der Luthertetralogie von Preuß neu aufzulegen, wenngleich er den Band Lu- ther. Der Deutsche zum damaligen Zeitpunkt aus »politischen Gründen« für nicht publizierbar hielt.204 Für Luther. Der Christenmensch legte der Verfasser seinem Verleger im Oktober 1945 bereits Korrekturen vor.205 Zur Neuauflage der Lutherreihe kam es jedoch nicht. Statt dessen brachte C. Bertelsmann 1947 ein neues Luther-Buch von Preuß mit dem Titel Martin Luther. Seele und Sendung.206 Heinrich Mohn, der im Juni 1947 Präses Koch über diese Veröffentlichung unterrichtete und hinzu- fügte, daß seines Erachtens das Buch »politisch in jeder Hinsicht ein- wandfrei« sei, stieß bei Koch auf Ablehnung.207 Dieser forderte den Gü- tersloher Verleger auf, im Falle Preuß »Zurückhaltung zu üben, seine Hal- tung scheint uns nicht eindeutig gewesen zu sein«.208 Mohn hat dieses Vo- tum jedoch nicht berücksichtigt, der geplante Titel erschien noch 1947. Preuß knüpft darin an sein Lutherbild vor 1945 an; er verweist darauf, daß die erste Niederschrift bereits im Oktober 1942 beendet gewesen sei, nur die »wogenden und brennenden Ereignisse der folgenden Jahre« hätten das Erscheinen verzögert.209 Direkte Bezüge zur früheren Synthese zwi- schen Luther und dem Nationalsozialismus werden wohlweislich vermie- den. Luther erscheint als das Gegenbild zur »Aufklärung und ihrer Auflö- sung des christlichen Glaubens«; gerade dieser Glaubensverlust habe die Deutschen an den »Abgrund« geführt. Deswegen, so der Umkehrschluß, müsse an die enge Verbindung zwischen Christentum und »Deutschtum«, wie Luther sie verstanden habe, angeknüpft werden. Mohn setzte auch wei- 540 Die ersten Nachkriegsjahre

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terhin auf Preuß, der 1947 wie Althaus erhebliche Probleme in seinem Ent- nazifizierungsverfahren bekam.210 1949 erschien ein weiterer Titel von ihm bei C. Bertelsmann.211 Der Verleger bemühte sich in der Programmgestaltung allerdings auch um Autoren, deren kirchenpolitischer Widerstand gegen das Regime be- kannt war. Zu nennen sind hier vor allem der langjährige Rufer-Autor Oskar Hammelsbeck212, der Leiter der Evangelischen Kirche der Rhein- provinz Joachim Beckmann sowie Martin Niemöller und Hans Ehrenberg. Dieser hatte seit 1925 als Mitglied des »Kampf-Bundes« regelmäßig bei Bertelsmann publiziert und mußte im Dritten Reich wegen der Rassenge- setze emigrieren. Er kehrte 1947 nach Westfalen zurück und wurde im sel- ben Jahr wieder Autor des Hauses.213 Stefan Pautler, Trutz Rendtorff Belastete Autoren und neue Volksausgaben: Der belletristische Wiederbeginn Im Mai 1946 wandte sich Heinrich Mohn erstmals wieder mit einem Rund- schreiben an seine Geschäftsfreunde im Sortimentsbuchhandel und mach- te die »erfreuliche Mitteilung, dass die Verlagslizenz ausgesprochen und bestätigt ist. Damit beginnt für mich ein neues Kapitel des Wiederaufbau- es, und ich möchte Ihnen schon heute die Zusicherung geben, dass mein Verlag, wie bisher, ein lebendiger Mittler deutscher und ausländischer Dichtung sein will. […] Die Bücher meiner schöngeistigen Abteilung wer- de ich vorläufig im Zuteilungsverfahren ausliefern […]. Halten Sie sich aber bitte immer vor Augen: Die Lizenzerteilung bedeutet nicht, dass in den nächsten Tagen mit der Buchauslieferung zu rechnen ist, sondern dass ich jetzt mit dem Einreichen der Neuauflagen und Neuausgaben zur Zensur beginnen kann.«214 Das erste belletristische Nachkriegsprogramm, das C. Bertelsmann 1946 herausbrachte, war großteils ein Akt der Lagerverwertung. Von den insgesamt 21 Werken waren elf bereits im Dritten Reich erschienen, über- wiegend als Feld- und Feldpostausgaben, darunter Eichendorffs Tauge- nichts und Goethes Faust, Gotthelf, E. T. A. Hoffmann und Gottfried Kel- ler. Aufgrund der harmlosen Titel scheute der Verlag auch nicht davor zurück, politisch anrüchige Romane wie Die von der Blumenwiese von Au- guste Supper und Der Warphof und das Sumpfmoor von Alfred Manns215 neu aufzulegen. Von den neuen Titeln waren fünf Klassiker, zwei weitere stammten von Autoren, die ebenfalls schon vor 1945 bei C. Bertelsmann zu Hause waren. Nur bei den »Döntjes um unsere alten Landärzte« Der Doktorwagen von Eitel D. Kaper handelte es sich um die Erstausgabe ei- nes neuen Autors.216 Neu produziert wurden auch Jeremias Gotthelfs Hei- tere Liebesgeschichten, für die Will Vesper stolze 10 Prozent Herausge- berhonorar erhielt.217 In 10 000 Exemplaren wurde für das erste Früh- jahrsgeschäft zudem Der tiefe Brunnen von August Verleger (1893–1951) aufgelegt – ein Buch, das Heinrich Mohn besonders schätzte.218 Der belletristische Wiederbeginn 541

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Nach dem Ausscheiden von Gustav Dessin war für das belletristische Programm ein neuer Lektor erforderlich. Diese Position übernahm Wolf- gang Strauß (1909–1987), der an der Leipziger Reichsschule des Deutschen Buchhandels, einer Gründung der Reichsschrifttumskammer, tätig gewe- sen war.219 Er setzte sogleich den respektvollen Briefwechsel mit Grimm und Vesper fort. Immer noch war der Rat der beiden Autoren in literari- schen, geschäftlichen und weltanschaulichen Fragen begehrt, und auch auf persönliche Bekanntschaft konnte Strauß in seinem ersten Brief an Vesper im März 1946 verweisen: »Ich weiß nicht, ob Sie sich meiner aus Ihren zahlreichen Besuchen in Leipzig an der Reichsschule noch erinnern.«220 Bald konnte Strauß, wie früher Dessin, Vorfreude auf einen Besuch in Tri- angel äußern oder sich für die schönen Stunden, die er dort verlebt hatte, herzlich bedanken. Die Anhänglichkeit an die beiden einstigen Starautoren ist um so be- merkenswerter, als sie keineswegs mehr wie im Dritten Reich privilegier- te Beziehungen oder gar politischen Einfluß besaßen, sondern im Gegen- teil als erheblich belastet galten. Strauß informierte Vesper am 28. Mai 1946 darüber, daß seine Schriften zusammen mit denen von Beumelburg, Blunck, Dwinger, Johst, Ernst Jünger und Kolbenheyer auf eine Schwarze Liste aufgenommen worden seien. Dagegen sei ihm die Herausgabe von Märchen- und Sagensammlungen nicht verboten,221 und auch Luthers Ju- gendjahre wolle man herausbringen, sofern es nicht auf einer Liste der Al- liierten stehe222. Um Vesper an den Verlag zu binden und ihn finanziell zu unterstützen, schlug Strauß ihm die Herausgabe von Klassikern vor, wo- bei sein Name freilich nicht auf dem Titelblatt erscheinen durfte. Ange- sichts der Unmöglichkeit, Lagerbestände von Publikationen aus der NS- Zeit auf den Markt zu bringen, erschien Bertelsmann wie den meisten der neu lizenzierten Verlage ein solcher Rückgriff risikolos. Urheberrechte wa- ren nicht zu bezahlen, die Texte des 18. und 19. Jahrhunderts boten keiner- lei Zensurprobleme, und zugleich konnte es als wohlfeiler Ausweis kultu- reller Verantwortung und humanistischer Gesinnung gelten, das literari- sche Erbe mahnend und tröstend zu präsentieren. Für Bertelsmann, wo Theodor Berthoud diese Lösung bereits 1944 in einem Strategiepapier für die Nachkriegszeit vorgeschlagen hatte, gab es ohnedies einen Grundstock entsprechender Wehrmachtsausgaben, die für die neue Verwendung be- reitlagen und lediglich neue Einbände benötigten. Darüber hinaus verfolgte Strauß, wie er Vesper erläuterte, einen Ausbau dieser Sparte für »breite Leserschichten«, um Bertelsmann auch vom Ruch des Kriegsbuchprodu- zenten zu befreien: »Es hat sich herausgestellt daß der Gedanke der Neu- belebung von klassischem Lesegut doch in größerem Umfang verwirklicht werden soll, als zunächst vorgesehen war. […] Der Verlag will also, ohne klassischer Verlag werden zu wollen, das Erzählgut des 19. Jahrhunderts – ohne damit eine zeitliche Begrenzung unbedingt geben zu wollen – neu darbieten, und zwar in solcher Form, daß die breiten Leserschichten, an die dabei gedacht ist, nicht sofort durch den Eindruck des ›Klassikers‹ vor den Kopf gestoßen werden.«223 An der hier in Rede stehenden Ausga- be von Storms Erzählungen war Vesper allerdings nicht beteiligt. Ihre Bän- de trugen die zugkräftigen Titel Ein Blatt aus sommerlichen Tagen, Über 542 Die ersten Nachkriegsjahre

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der Tiefe und Am grauen Meer und erreichten zwischen 1948 und 1951 Auflagen von mehr als 180 000 Exemplaren. Vespers Edition von Gotthelfs Heiteren Liebesgeschichten kam dagegen nur auf insgesamt 10 000 Ex- emplare.224 Erneut war es nun, wie schon 1934, an der Zeit, den literarischen Ka- non zu revidieren, und wiederum war Vesper zur Stelle. Für sein Projekt eines vierhundertseitigen »Hausbuchs Deutscher Dichtung« vom Mittelal- ter bis zur Gegenwart bestätigte Strauß: »Das Hausbuch soll, wie Sie ganz richtig schreiben, ein Buch des Trostes und des Stolzes werden. Es soll kei- neswegs Gedichte aufnehmen, die lediglich durch ihre Form bestechen, aber inhaltlich dem deutschen Volk heute nicht in irgendeiner Form wei- terhelfen.«225 Nun war Heinrich Heine wieder unumgänglich, auf den Hein- rich Mohn einst unbedingt hatte verzichten wollen. Doch teilte Vesper dem Verlag am 1. Februar 1947 ohne Angabe von Gründen mit, er sei »ge- zwungen, von seiner Herausgebertätigkeit zurückzutreten«, und schlug als Nachfolger einen Kurt Oskar Schmidt vor, der ebenfalls auf Gut Triangel wohnte. Unter dessen Textrevision kam 1947 der Band Unvergängliches Gedicht. Ein Hausbuch in 5 000 Exemplaren heraus und erreichte bis 1951 das 54. Tausend; 1949 schloß sich ein Buch der Balladen an, das es bis 1951 auf 34 000 Exemplare brachte.226 Vespers Gespür dafür, daß es geraten war, sich im Hintergrund zu hal- ten, fehlte dem zweiten bisherigen Hauptautor gänzlich. Obwohl sich Hans Grimm in den Kriegsjahren als unangenehmer Geschäftspartner erwiesen hatte und nun auch politisch völlig diskreditiert war, dachte der Verlag zunächst nicht daran, einen Schlußstrich unter die Beziehung zu setzen. Der Briefwechsel mit Heinrich Mohn und Dessin ging unverändert wei- ter,227 und auch Strauß führte ihn im selben Tone fort. Eigensinnig wie eh und je pochte Grimm auf die Freigabe seiner Englischen Rede, deren im Krieg konfiszierte Exemplare noch im Gütersloher Rathaus lagerten. Im August 1945 sprach der Verleger selbst dort vor und empfahl dem Autor eigene Initiative: »Ganz einfach liegen die Dinge nicht, weil anzunehmen ist, daß in der augenblicklichen Situation die Engländer sich nicht gern et- was von einem Angehörigen des deutschen Volkes sagen lassen werden, auch wenn es in dieser vornehmen Form geschieht.«228 Im gleichen Brief zeigte Mohn seine Voreingenommenheit hinsichtlich der aktuellen litera- rischen Diskussion. Der emigrierte Thomas Mann hatte Mitte Mai 1945 in seinem Aufruf Über die deutsche Schuld deutliche Worte über die intel- lektuellen Mitläufer gefunden, was in Deutschland zu empörten Zeitungs- repliken über die komfortablen »Logen und Parterreplätze des Auslandes« führte. Auch Grimm plante offensichtlich einen Beitrag, zu dem ihn Mohn ermunterte: »Selbstverständlich werde ich gern Ihre Broschüre heraus- bringen, wenn die englischen und amerikanischen Zensurbehörden ihre Zustimmung dazu geben. Es wäre sehr schade, wenn die Auslassungen von Thomas Mann gar keine würdige und entschiedene Antwort fänden. Dank- bar wäre ich Ihnen, wenn Sie mir sowohl den offenen Brief von Thomas Mann wie auch [die] Abschrift Ihrer Broschüre, sobald Ihre Arbeit daran beendet ist, zusenden würden.« Als Bertelsmann am 7. Dezember noch immer auf die Verlagslizenz Der belletristische Wiederbeginn 543

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wartete, schien Mohn endlich klar zu werden, daß seine engen Kontakte mit Grimm doch ein gewisses Risiko bargen: »Am 10. Oktober habe ich die Verlagsfragebogen der alliierten Militärregierung eingereicht. Aber bis heute ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob meinem Verlag die Lizenz erteilt werden soll. Da es nicht sicher ist, wie man über Ihre ›Eng- lische Rede‹ urteilen wird, könnte eine jetzige Anfrage Ihrerseits u.U. die Frage der Lizenzerteilung für meinen Verlag ungünstig beeinflussen. Ich habe von anderen Verlagsverhandlungen erfahren, bei denen Dinge eine Rolle gespielt haben, die in unseren Augen und nach unserer Überzeugung vollkommen einwandfrei waren und die doch von der anderen Seite nega- tiv beurteilt wurden. So wäre ich dankbar, wenn Sie die ganze Angelegen- heit freundlichst zurückstellen würden, bis meinem Verlag die Lizenz er- teilt wurde.«229 Obwohl ihn Wolfgang Strauß einige Monate darauf über das Verbot sei- ner Bücher in der sowjetischen Zone informierte,230 drängte Grimm im September 1946 den Verlag erneut, endlich für die Englische Rede tätig zu werden. Strauß versuchte es mit taktischem Lavieren: »Ich halte es für un- möglich, daß die Militärregierung die buchhändlerische Verbreitung ge- stattet. Man wird sich mindestens auf die Anordnung des Kontrollrates be- rufen, nach der verboten ist, Schrifttum zu verbreiten, das geeignet ist, ›Zwietracht zwischen den Alliierten zu säen‹. […] Dass die beurteilende Stelle heute schon historisch denken kann und also den Erscheinungster- min der Rede berücksichtigen, halte ich für ausgeschlossen. Wir würden also mit dem Antrag vermutlich doch nur Schwierigkeiten hervorrufen, und zwar für Sie persönlich ebenso sehr, wie für den Verlag C. Bertelsmann.«231 Daß man den Kontakt zu Hans Grimm dennoch weiterhin pflegte, hat- te auch strategische Gründe. Die in der NS-Zeit so ergiebigen eigenen Ver- lagsrechte gerade an den auflagenträchtigen Kriegsbüchern waren weit- gehend wertlos geworden – wie das recht klägliche Startprogramm nach der Lizenzierung deutlich zeigte, war es dringend nötig, neue Autorenbe- ziehungen aufzubauen. Hierfür schien der Organisator der Lippoldsberger Dichtertage unentbehrlich. Gerade jene nationalkonservativen Schriftstel- ler, die im Dritten Reich die Stellung des Verlages Langen-Müller als Heim- stätte deutschgesinnter Dichtung geprägt hatten, waren nun ihres Publi- kationsortes beraubt, da das Eher-Tochterunternehmen keine Lizenz zu erwarten hatte. Dem einstigen Konkurrenten hatte man 1938 schon Hans Grimm abspenstig gemacht, nun schien ein weiterer Fischzug aussichts- reich, bei dem man von Grimm wichtige Vermittlerdienste erhoffte. Mohn selbst wandte sich im Juni 1946 werbend an den greisen Emil Strauß und lockte damit, daß er gleichfalls mit August Winnig im Gespräch sei. Her- mann Claudius und Rudolf Alexander Schröder232 habe er bereits ver- pflichtet, »Herr Grimm wird sich seinerseits mit Herrn Dr. Wilhelm Schä- fer, Dr. Freiherrn v. d. Goltz und Dr. Heinrich Zillich in Verbindung setzen, um auch diesen Autoren einen Weg zu einer zukünftigen Zusammenarbeit mit dem Verlag C. Bertelsmann vorzuschlagen. In gleichem Sinne werde ich heute noch an Friedrich Bischoff schreiben.«233 In diesem Brief an Bi- schoff betonte Mohn eindringlich seine Kulturmission: »Meine Mitarbeiter und ich waren uns klar darüber, daß der schöngeistige Verlag heute vor 544 Die ersten Nachkriegsjahre

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ganz besonderen Aufgaben steht. Auf der einen Seite hungert das Volk nach dem klaren, tröstenden Wort des Dichters, zum anderen ist durch das Ver- schwinden vieler Verlage vielen Autoren die Möglichkeit genommen, eine Aufgabe zu erfüllen, die sie sicher täglich drängt. So ist also eine unge- sunde Spannung entstanden, an deren organischer Lösung verantwor- tungsbewußte Verlage arbeiten müssen.«234 Einige Autoren waren über diese Abwerbeaktion irritiert und setzten sich offenbar mit Langen-Müller in Verbindung, so daß Wolfgang Strauß auch Grimm beschwichtigen mußte: »Sie, hochverehrter Herr Doktor wis- sen, was ich Ihnen bei meinen verschiedenen Besuchen immer klar zum Ausdruck gebracht habe, daß es sich bei dem Verlag C. Bertelsmann nie- mals um den Anteil an einer Beute handeln kann, wenn er an diesen oder jenen Autor herantritt, von dem er glaubt, daß er in den Kreis der C. Ber- telsmann-Autoren und in den Aufgabenbereich paßt, wie ihn sich der Ver- lag heute selbst abgesteckt hat. Deshalb hat der Verlag es von vornherein abgelehnt, sich etwa mit dem Treuhänder des Verlages Langen-Müller in Verbindung zu setzen, denn ich stehe auf dem Standpunkt, daß man das Werk von Autoren nicht verkaufen kann wie ein Inventar, und ich weiß ei- gentlich nicht recht, was sich die Münchner Kreise, die ein Interesse an der Störung unserer Absichten haben, von einem Verkauf von Autoren in cumulo versprechen. Glauben sie vielleicht, dadurch eine neue Autoren- gemeinschaft für einen neuen Verlag gründen zu können?«235 Der Lektor konzentrierte seine Kontakte im literarischen Milieu wei- terhin auf die ihm vertrauten Autoren und Mitarbeiter des literarischen Re- nommierverlags des Dritten Reichs und von dessen Zeitschrift Das Innere Reich. Am 23. Juni 1948 berichtete er Will Vesper von einem Treffen die- ses Kreises: »Der Geburtstag bei Herrn [Heinrich] Zillich war sehr groß auf- gezogen. An dem Nachmittag zählte man mindestens 80 Menschen, dar- unter Ina Seidel, Alfons v. Czibulka, [Edwin Erich] Dwinger, [Hans] Reh- berg, [Wilhelm] Pleyer, Benno Mascher, [Herbert G.] Göpfert, [Gustav] Pät- zold [sic], [Paul] Alverdes usw.«236 Ganz besonders war Strauß an den Werken des 1933 verstorbenen Paul Ernst gelegen, dessen formstrenge, strikt nationalkonservative Dramen die jungen NS-Dramatiker beeinflußt hatten und nach 1933 oft aufgeführt wor- den waren. Auch Gustav Dessin hatte ihm im zweiten Jahrgang des Fro- hen Lebens 1938/39 eine Sondernummer gewidmet. Strauß holte sich für seine diffizile Entscheidung Rat bei Will Vesper: »Wie würden Sie heute die Tatsache einer Neu-Publikation des Gesamtwerkes beurteilen? Daß Sie per- sönlich eine solche Neuveröffentlichung von Herzen begrüßen würden, ist mir klar. Nun gilt es ja, noch weitere Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Den Kampf der Rosenberg-Leute gegen das Werk Paul Ernsts habe ich seinerzeit nur in seinem Anfangsstadium kennengelernt und weiß nicht, was man im einzelnen dem Dichter vorgeworfen hat. Hier könnte also ein Punkt sein, der uns heute geradezu wichtig sein wird für eine Neuveröf- fentlichung. Andererseits wird es zweifellos Menschen geben, die versu- chen werden, eine Neuausgabe in den Streit der politischen Meinungen zu ziehen. Was kann man ihm vorwerfen? bzw. wo liegen die Angriffspunk- te.«237 Der belletristische Wiederbeginn 545

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Unter solchen Vorzeichen zeigte sich Strauß unbelehrbar, was die Mit- schuld der Schriftsteller an der deutschen Katastrophe anging. Zu einem Essay, der die NS-Lyrik als »Schändung des Namens der deutschen Dich- tung und, alles in allem, ein gemeines Kriegsverbrechen« wertete238, äußerte er gegenüber Vesper entrüstet: »Den Aufsatz in der ›Sammlung‹ habe ich mit Erschütterung gelesen. Man müsste auf diese oder ähnliche Äusserungen eine Entgegnung mit der Überschrift ›Selbstmordgedanken‹ schreiben, denn die Konsequenz aus einer solchen Einstellung bedeutet doch den Verzicht auf das, was seit dem 12. Jahrhundert mindestens un- spezifisch deutsch ist.« Und er schließt eine zynische Folgerung an, die man kaum anders lesen kann denn als Anspielung auf den Holocaust: »Wenn man also ein höheres Gericht selbst als gegen das Leben verstos- send anspricht, so sollte man alle Deutschen zusammentreiben und sie kur- zerhand vernichten. Vielleicht existiert die nötige Einrichtung dafür noch; dann hat die Welt endlich einmal Ruhe.«239 Das Einverständnis mit Vesper trübte sich allerdings, nachdem dieser sein langes, erzwungenes Schweigen Ende 1949 endlich brechen wollte. Die Antwort von Strauß läßt erkennen, daß diese Verbindung im Verlag nun doch mit anderen Augen betrachtet wurde: » Sie wissen so gut wie ich, daß Bertelsmann an einer Hypothek vor der Öffentlichkeit trägt. Ob zu Recht oder Unrecht, mag hier außer Betracht bleiben. Die letzten Wochen haben uns gezeigt, daß man unsere Arbeit sehr aufmerksam verfolgt. An- griffe erfolgten nicht nur aus dem östlichen Deutschland[,] sondern auch aus München, und ich glaube, wir dürfen diese Hypothek nicht vergrößern, um nicht das Ganze in Gefahr zu bringen. Ein Verlag muß anders handeln, als ein Privatmann es vielleicht tun darf.«240 Nachdem Strauß ein Jahr später auch das Manuskript einer zweitau- sendseitigen Hausbuch-Anthologie ablehnte,241 war die Verlagsbeziehung zu Vesper endgültig zerbrochen. Das Verhältnis mit Hans Grimm war noch von Heinrich Mohn als letzte Amtshandlung aufgekündigt worden; Grimm forderte nun auch seine Manuskripte und Druckvorlagen zurück.242 Der junge Verlagschef Reinhard Mohn überließ nicht nur die theologi- sche Verlagsleitung zunächst weitgehend seinem Vater, das belletristische Gebiet war ihm wohl nicht weniger fremd. Hier setzte er sein Vertrauen auf seinen Freund Rudolf Wendorff, vor allem aber auf den Lektor Wolf- gang Strauß. Das belletristische Programm, das 1946 mit 21 Titeln be- gonnen hatte, wuchs 1947 auf 36 und 1948 auf 49 Titel an. Es knüpfte mit nur geringen Akzentverschiebungen an die unkriegerische Produktion vor 1944 an. Zu den deutschen Klassikern von Brentano bis Fontane trat nun in vorsichtig bemessenem Umfang das weltliterarische Erbe, repräsentiert durch Montaigne, Cervantes, Tolstoi, Dostojewski und Thoreau. Ein Klas- siker der literarischen Moderne kam erst 1952 mit Gerhart Hauptmann in den Verlag; es erschien eine fünfbändige Auswahlausgabe. Zugleich setz- te der Verlag weiterhin auf altmodisch-gemütvolle, auf jeden Fall christlich getönte Unterhaltung. Wilhelm Fredemann (1897–1984) und Wilhelm Scharrelmann (1875–1950)243 lieferten die entsprechenden Titel. Lise Gast (d. i. Elisabeth Richter, 1908–1988)244 hatte 1939 mit Junge Mutter Randi (Farbabb. 15) die Freuden junger Ehe und Elternschaft geschildert. Der 546 Die ersten Nachkriegsjahre

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Vereinbarung über eine Gesamtausgabe der Werke Gerhart Hauptmanns (1953); vorne von links nach rechts: Gerhard Steinsiek, Margarete Hauptmann, Reinhard Mohn, Wolfgang Strauß Roman war 1944 bei 259 000 Exemplaren angelangt und wurde ab 1949 erneut aufgelegt. Mit Eine Frau allein. Ein Schicksal aus unseren Tagen (1948), dem Roman einer heimatvertriebenen »Kriegerwitwe« und Mutter in der Zeit kurz vor und nach Kriegsende, verstand die Autorin es, dem Zeitgeist auf der Spur zu bleiben. Vor allem aber vertraute man auf die Beharrlichkeit des Publikumsge- schmacks über die politischen Umbrüche hinweg und holte die bewährten Bestseller und Volksausgaben wieder hervor. Schon 1946 setzte man 10 000 Exemplare von Schröers Heiland vom Binsenhofe ab, 1948 folgten weitere 20 000 Stück sowie eine ebenso große Auflage von Heimat wider Heimat, 1949 wurden von beiden Titeln weitere 40 000 respektive 50 000 Exemplare nachgeschoben. Auch Um Mannesehre kam 1949 mit 30 000 Exemplaren dazu. Vergleichbare Erfolge erzielte man mit Ernst Zahn: Frau Sixta. Ein Roman aus den Bergen erreichte 117 000 Exemplare von 1949 bis 1951, ähnlich hoch waren die Auflagen seiner Bücher Lukas Hoch- straßers Haus und Der Weg hinauf, für die man bereits im Dritten Reich mit Sonderschaufenstern geworben hatte und nun ebenfalls wieder warb. Auch die ersten Buchkassetten mit Heimatromanen für den Reise- und Ver- sandbuchhandel erschienen wieder.245 Auf demselben Weg wurde auch mit besonders großem Erfolg 1949 ein Neues Wilhelm-Busch-Album vertrie- ben, das 70 000 Exemplare bis 1951 erreichte – trotz seines hohen Preises von 36 Mark. Neben die Neuauflagen früherer eigener Erfolgstitel traten weitere Schriften von älteren nationalkonservativen Autoren. Otto Brües und Paul Fechter hatten bereits während des Krieges einige wenige Titel in Güters- loh publiziert.246 Nun kamen zahlreiche weitere, oft von beträchtlichem Umfang, hinzu: Brües lieferte Romane, einen Gedichtband und eine Samm- Der belletristische Wiederbeginn 547

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lung seiner Dramen,247 der vielseitige Fechter profilierte sich unter ande- rem als Zeitzeuge248 und als Ratgeber in Kulturfragen249. Ein neues Terrain betrat C. Bertelsmann mit Übersetzungen aus dem Englischen und Amerikanischen, wie sie von den alliierten Militärbehör- den besonders gewünscht und unterstützt wurden. Moderne Belletristik schloß man freilich aus und beschränkte sich auf Sachbücher zu aktuellen künstlerischen, politischen und zeitgeschichtlichen Themen, darunter 1947 Warum Atomzertrümmerung? des Harvard-Physikers Arthur K. So- lomon. Als heikel empfand der Verlag 1949 offenbar die Publikation von Milton Shulmans Die Niederlage im Westen. Der Klappentext distanziert sich vorsichtig: »So möge es seinen deutschen Lesern erlaubt sein, ihrer- seits einige kritische Fragezeichen hinter den einen oder andern Punkt der Darstellung zu setzen.«250 Das Hauptinteresse des Verlags galt jedoch weiterhin der Belletristik. Der literarische Ehrgeiz des Lektors, über das Terrain der Unterhaltungs- literatur hinauszugelangen, spiegelt sich in der Veröffentlichung von Ge- dichtbänden und Dramensammlungen, etwa des norddeutschen Heimat- dichters Hermann Claudius, eines Urenkels von Matthias Claudius. Er war während des Dritten Reichs mit nationalistischer und führertreuer Lyrik in den Nachfolgeorganen des Christlichen Erzählers und in der Antholo- gie Das feste Herz hervorgetreten (»Herrgott, steh dem Führer bei«).251 Ab 1947 wurde Claudius mit mehreren Gedichtbänden und einem Auswahl- band seines Gesamtwerks Stammautor bei C. Bertelsmann.252 Nur die See- le. Sieben mal sieben deutsche Gedichte (1947)253 ist ein zeittypischer Ver- such, die Vergangenheit zu »entsorgen«; der Band deutet die NS-Zeit al- lein als eine Prüfung Gottes für das deutsche Volk, die bald erfolgreich be- standen sein wird. Der christlich-konservative Bernt von Heiseler (1907–1969) hatte bis zur »Reichskristallnacht« ebenfalls mit dem Nationalsozialismus sympa- thisiert; von ihm brachte der Verlag eine dreibändige Ausgabe seiner Dra- men, später auch Essays, Briefe und Erzählungen heraus.254 Von Langen- Müller kamen Heinrich Zillich (1898–1988) und Joachim von der Goltz (1892–1972). Zillich, im Dritten Reich mit dem Grenzlandroman Zwischen Grenzen und Zeiten (1936) erfolgreich und ab den frühen fünfziger Jahren ein führender Vertriebenenfunktionär, publizierte einen Gedichtband und zwei Bände mit Erzählungen.255 Goltz hatte sich schon seit dem Ersten Weltkrieg mit überwiegend kriegerischer Lyrik und Prosa profiliert, bei C. Bertelsmann schlug er ausschließlich friedliche Töne an.256 Eher unbeholfen und zaghaft fielen die Versuche des Verlags aus, sich essayistisch und belletristisch mit der deutschen Vergangenheit auseinan- derzusetzen. 1946 wertet die Broschüre Nietzsche und die deutsche Kata- strophe des westfälischen Lehrers Georg Müller dessen Philosophie als zwar krankhaft, aber dennoch bedrohlich für die gesamte Welt.257 Ver- gangenheitsbewältigung in Romanform betrieb 1947 Waldemar Augustiny (1897–1979)258 mit Die Wiederkehr des Novalis. Bericht des Ratsdieners Johann Christoph Böttcher aus dem Jahre 1945. Die Schilderung des Kon- flikts zwischen dem empfindsamen Titelhelden, einem Repräsentanten der deutschen Innerlichkeit, und seinem Vater, der als dämonischer »Senator« 548 Die ersten Nachkriegsjahre

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tyrannisch eine Stadt regiert, soll zwar die letzten Wochen der nationalso- zialistischen Herrschaft im Frühjahr 1945 widerspiegeln. Sie gelangt je- doch nur zur pauschalen Anklage von politischer Verführbarkeit und staat- lichem Terror. In den Nachkriegsjahren stand der Verlag C. Bertelsmann der literari- schen Moderne so distanziert gegenüber wie eh und je. Sein ziemlich rück- wärtsgewandtes Programm beschränkte sich weitgehend auf epigonalen Klassizismus und nationalkonservative Ideologie einerseits und preiswer- te, in der heilen Welt überkommener Unterhaltung angesiedelte Volksaus- gaben andererseits. Der Verlagsname war aus Kriegszeiten beim Lesepu- blikum noch in guter Erinnerung. Doch mit der Währungsreform wandel- te sich nach einem trügerisch guten Weihnachtsgeschäft der Buchmarkt radikal.259 Er geriet in eine schwere konjunkturelle wie strukturelle »Be- reinigungskrise«; auf einem nun wieder liberalisierten Nachfragemarkt vermochten sich zahlreiche Verlage nicht mehr zu behaupten, die zuvor große Auflagen fast risikolos an ein bücherhungriges Publikum hatten absetzen können. Nun stagnierte die Überproduktion, waren die Lager ent- wertet und begannen Ausverkäufe. Eine Reihe von Unternehmen überleb- te diese Krise nicht. Auch Bertelsmann bekam sie zu spüren – 1949 ver- zeichnete der Verlag den stärksten Absatzeinbruch seiner Geschichte. Deshalb begann er sich erneut auf seine Erfahrungen mit Vertriebsmög- lichkeiten außerhalb des herkömmlichen Buchhandels zu besinnen. In en- ger Zusammenarbeit mit dem Reise- und Versandbuchhandel wurde am 1. Juni 1950 der »Lesering Das Bertelsmann-Buch« gegründet, in dem auch zahlreiche Titel der früheren Erfolgsautoren wieder zu finden waren. Reinhard Wittmann, Hans-Eugen Bühler, Christoph Haas, Olaf Simons Der belletristische Wiederbeginn 549

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Schluß Religiöse Tradition, politische Anpassung, betriebsgemeinschaftliche Kon- tinuität, verlegerische Innovation, unternehmerischer Erfolg: Es sind kei- ne außergewöhnlichen Begriffe, mit denen sich die Geschichte des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich umreißen läßt. Aber sie bezeichnen ein ebenso charakteristisches wie vielschichtiges Spannungsverhältnis, das am Ende dieser Darstellung noch einmal zusammenfassend erläutert und be- wertet werden soll. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach den Hand- lungsspielräumen eines privaten Verlags unter nationalsozialistischer Herrschaft – und nach dem Verhalten des Verlegers Heinrich Mohn. I. Seit seiner Gründung 1835 agierte der Verlag C. Bertelsmann in einem weltanschaulichen Kontext, der geprägt war durch die enge Verbindung, ja die Einheit von protestantischer Glaubensfestigkeit und konservativer Staatsgesinnung. Carl Bertelsmann und seine Nachfolger druckten die er- baulichen Schriften, Kalender, Predigten, Schul- und Gesangbücher der neupietistischen Erweckungsbewegung, deren volksmissionarische Re- formbestrebungen sich gegen die bibelkritischen Ideen der Aufklärung richteten und die im ostwestfälischen Gütersloh eines ihrer Zentren hatte. Auf diese Weise entwickelte sich der Verlag zum Sprachrohr einer ge- meinschaftsbetonten, antiliberalen Kirchlichkeit, die im monarchisch- autoritären Staat das Fundament der weltlichen Ordnung erblickte – und eine Bastion gegen die Gottlosigkeit der Moderne. Im Kern galt dieses »fromme Erbe«, das Heinrich Mohn 1921 in vier- ter Generation angetreten hatte, auch noch im Jahr der nationalsozialisti- schen Machtübernahme. Wohl hatte Mohn in den späten zwanziger Jah- ren mit einer vorsichtigen Erweiterung des Verlagsprogramms hin zur Bel- letristik begonnen, das weltanschauliche Profil des Hauses jedoch nicht verändert. Auch in seiner persönlichen politischen Einstellung hatte er die Linie seiner Vorfahren nicht verlassen, wenngleich er sich, anders als die- se, aus Rücksicht auf seine stets prekäre Gesundheit im öffentlichen Leben seiner Heimatstadt – seit den zwanziger Jahren eine Hochburg der natio- nalkonservativen und völkischen Kräfte – kaum engagierte. Bis 1924 war Heinrich Mohn Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei, die den alten Eliten des kaiserlichen Deutschland und des konservativen Protestantis- mus eine politische Heimat bot. Offen bleibt, ob er danach mit den Natio- nalsozialisten sympathisierte; jedenfalls trat er der NSDAP nicht bei. Dem theologischen Programm seines Verlags galt Heinrich Mohns be- sondere Aufmerksamkeit; an dessen konservativem Profil hielt er Zeit sei- Schluß 551

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nes Lebens fest. Im Unterschied zu den protestantischen Wissenschafts- und Universitätsverlagen, die sich ausschließlich der modernen Theologie widmeten, wandten sich die Publikationen aus dem Hause Bertelsmann vorrangig an die Pfarrer und an die »Gebildeten« in den Gemeinden. Die zu diesem Zweck entwickelten Formen des Direktvertriebs außerhalb des organisierten Buchhandels beruhten auf einer engen Kooperation mit evangelischen Vereinen und Organisationen des Verbandsprotestantismus und wurden zum Vorbild für die später mit großer ökonomischer Dynamik entfalteten Aktivitäten im belletristischen Programm. Die bei Bertelsmann verlegte »Theologie für die Praxis« suchte mit der Apologetik des Christentums vor allem dem Verkündigungsauftrag der Kir- che zu dienen. Ihr Kampf für eine »christliche Erneuerung« des Volkes und gegen moderne Strömungen in Gesellschaft und Politik bedeutete gerade- zu eine Einladung für Theologen und Pfarrer, die mit der völkischen Be- wegung Anschluß bei den Nationalsozialisten suchten. Auf diesem Weg fan- den seit 1933 auch dem Nationalsozialismus und dem Antisemitismus ver- pflichtete Texte zu Bertelsmann. In der volksmissionarischen Bewegung verschwammen die Grenzen zwischen theologisch-kirchlicher Apologetik und Parteinahme für das Dritte Reich. Persönlich schloß sich Heinrich Mohn der Bekennenden Kirche in Gütersloh an. Herausgefordert durch die Deutschen Christen und die nationalsozia- listische Kirchenpolitik, sahen viele Bertelsmann-Autoren die protestanti- sche Kirche und Theologie neu vor die Bekenntnisfrage gestellt. Die welt- anschaulichen Ansprüche des Nationalsozialismus wurden dabei im Kon- text jener Debatte wahrgenommen, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg über die theologische Bewertung der Moderne und insbesondere der Aufklärung und ihrer Folgen für Religion und Christentum geführt worden war. Die in diesem Zusammenhang herangezogenen weltanschaulichen und meta- physischen Kategorien wurden kaum je an politischen oder rechtlichen Kri- terien überprüft, während das NS-Regime unter dem Gesichtspunkt seines Korrekturpotentials gegenüber der Moderne Würdigung fand. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus erfolgte vor al- lem in der sogenannten Broschürenliteratur, in der diskutiert wurde, wie das Christentum sich zu »Volkstum«, »Deutschtum« und »Rasse« zu ver- halten habe. Die Grundlinie dieser Texte war eine klare Abgrenzung von den Angriffen der Deutschgläubigen auf das Alte Testament und ihrer Pro- klamation eines neuheidnischen nordischen Glaubens; diesseits solcher Di- stanzierung ging es darum, die Freiheit der christlichen Kirche und die Do- minanz des Evangeliums mit der nationalsozialistischen Bewegung in Ein- klang zu bringen. Deren Machtübernahme begrüßte man mit Blick auf die erhoffte politische »Erneuerung« im »Führerstaat« und auf die Zukunft der christlichen Volksmission in einem »völkisch geeinten« Deutschland. Eine explizite politische Kritik des NS-Regimes jenseits religiös-theolo- gischer Deutung oder kirchlicher Interessen sucht man in den bei Bertels- mann verlegten Publikationen vergebens; Eingriffe der Zensur verhinder- te dies gleichwohl nicht. Die wenigen Texte, die Stellung zum »Arierpara- graphen« bezogen, erkannten das Recht des Staates an, rigide Maßnah- men zur Lösung der »Judenfrage« zu treffen – ohne die Frage nach dem 552 Schluß

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Rechtsstaat zu stellen –, und empfahlen für die Kirche den Geist der Näch- stenliebe. Anders gelagert waren die intensiven Debatten über die Bedeu- tung des Alten Testaments, das als Teil der christlichen Bibel verteidigt, als gültige Bibel der Juden jedoch nicht wahrgenommen wurde. Die christli- che Bewertung des Alten Testaments als Buch der Offenbarung hinderte die Autoren nicht, im Blick auf das jüdische Volk antisemitische Stereotype zu verwenden. Zwei besondere Schwerpunkte des theologischen Programms bei Ber- telsmann waren die Entwicklung der »Lutherrenaissance« und der politi- schen Ethik. Für beides hatte der Hauptautor des Verlags, Paul Althaus, exemplarische Bedeutung. Auch wenn die Lutherforschung bei Bertels- mann sich überwiegend historisch-theologischen Fragen der Reformati- onszeit widmete, so wurde die Wiederentdeckung Luthers gegen die säku- lare, westeuropäische Moderne gestellt und seit 1933 der nationalsoziali- stischen Bewegung zugeordnet. Althaus, der maßgeblich die lutherische Theologie nach dem Ersten Weltkrieg mit einem antimodernistischen und antidemokratischen Grundtenor aktualisierte, hat in seiner politischen Ethik, jenseits der 1933 zuhauf formulierten Bekenntnisse zum »Führer«, die Weltanschauung des NS-Regimes theologisch legitimiert und aufge- wertet. Seine Theologie der Schöpfungsordnung, die das deutsche »Volks- tum« als den konkreten Ort der göttlichen Selbstbezeugung auswies, trug in hohem Maß dazu bei, die Anziehungskraft des Regimes innerhalb des Protestantismus zu steigern. Mit seinem theologischen Programm war Bertelsmann weder ein Ver- lag der Bekennenden Kirche noch ein Organ der Deutschen Christen. Sei- ne »mittlere Linie« und seine Ausrichtung auf die Tradition garantierten jedoch keine Distanz gegenüber dem Nationalsozialismus; eher im Gegen- teil bildete sich bei Bertelsmann eine politische Theologie heraus, die dem Nationalsozialismus tendenziell zuarbeitete. II. Dies galt mehr noch für das Geschäft mit der Belletristik, in das Bertels- mann seit Ende der zwanziger Jahre zunächst vorsichtig einstieg. Vorbild dafür waren die erbaulichen Unterhaltungsblättchen des Pastors Johannes Zauleck, die, von den Pfarrgemeinden bezahlt, in Hunderttausender-Auf- lagen vor allem an Kinder und alte Menschen verteilt wurden und dem Ver- lag während der Weltwirtschaftskrise das Überleben sicherten. Dieses Er- folgsmodell suchte Heinrich Mohn 1927 auf die Zeitschrift Der Christliche Erzähler zu übertragen, in deren Gedichten, Erzählungen und Romanen die tradierten christlichen Werte – zum Teil schon mit völkisch-nationali- stischen Untertönen – gegen die vermeintlichen kulturellen und literari- schen Gefahren der Moderne verteidigt wurden. Im Herbst 1928 begann Bertelsmann damit, Fortsetzungsromane aus dem Christlichen Erzähler auch als Bücher herauszubringen. Angesichts der allgemeinen »Bücherkrise« der zwanziger Jahre (eigentlich eine so- ziale Abstiegskrise des gebildeten Publikums) war das nicht ohne Risiko. Schluß 553

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Die ersten dieser Romane verkauften sich denn auch nur schleppend. Dank ebenso innovativer wie intensiver Werbe- und Vertriebsanstrengungen ge- lang es dem Verkaufsgenie Fritz Wixforth jedoch, C. Bertelsmann als Bel- letristikverlag durchzusetzen; mit preiswerten Volksausgaben erreichte man ab 1933 Massenauflagen. Nach der »Machtergreifung« verband sich der kommerzielle Erfolg – wie bei vielen deutschen Verlagen – mit der Be- reitschaft, sich in Werbung und Programm als der »Scholle« verbundenes Unternehmen darzustellen. Dabei half es, daß der einflußreiche völkische Dichter und nationalsozialistische Schrifttumsfunktionär Will Vesper als Verlagsautor gewonnen werden konnte. Das Jahr 1933 bedeutete für die Programmpolitik von C. Bertelsmann zunächst keinen Einschnitt; die belletristischen Titel blieben inhaltlich und weltanschaulich ihren bekannten Mustern treu. Mit der Publikation soge- nannter Kriegserlebnisbücher ab Spätsommer 1934 allerdings änderte sich das Verlagsprofil. Zwar blieben demonstrative Bekenntnisse zum Natio- nalsozialismus noch aus – sie fanden sich dann vor allem in den Kriegs- jahrgängen des Frohen Lebens, der Nachfolgepublikation des Christlichen Erzählers –, doch signalisierte die triviale Unterhaltungsliteratur aus den Tiefen der Provinz und der deutschen Geschichte in vielfacher Hinsicht Einverständnis mit dem neuen Regime. Wo sich Bertelsmann-Autoren der Techniken literarischer Camouflage bedienten, geschah dies nicht – wie bei den Vertretern der »Inneren Emigration« – in kritischer Absicht, sondern affirmativ. So wenig wie für die meisten konservativen Schriftsteller und Verlage stellte der Übergang in den Literaturbetrieb des Dritten Reiches für C. Bertelsmann und seine Autoren ein Problem dar. Den durchschlagenden Erfolg, den Bertelsmann im Herbst 1934 mit Flieger am Feind feierte, dem »Weihnachtsbuch der Hitlerjugend«, ver- stand man als Signal. Bücher, die das Kriegs-, Freikorps- oder Sibirien- erlebnis »deutscher Männer« autobiographisch aufbereiteten, entsprachen offenbar nicht nur dem historischen Augenblick, sondern auch dem Ge- schmack des Publikums, ebenso wie nationalapologetische Geschichts- deutungen. Mit diesen Genres fand der Verlag nun reichsweit seine Leser – und sprengte damit seine Beschränkung auf das protestantische Famili- enpublikum in der Provinz. Die Schnelligkeit und die Konsequenz, mit der C. Bertelsmann sein belletristisches Programm völlig umstellte, hob das Unternehmen gegenüber vergleichbaren Privatverlagen deutlich heraus. Heinrich Mohns offenkundiger Ehrgeiz, seinen Verlag – ungeachtet des- sen christlich-erbaulicher Tradition – zu einem der umsatzstärksten Buch- unternehmen Deutschlands zu machen, ließ sich mit konventioneller Bel- letristik nicht befriedigen. Deshalb zögerte er nicht, als die Konjunktur der Kriegsliteratur und die Militarisierung der Gesellschaft Mitte der dreißiger Jahre die Chance boten, mit wenigen Titeln Massenauflagen zu erzielen. Daß sich Mohn dadurch zugleich die Möglichkeit eröffnete, an einer »na- tionalen Aufgabe« mitzuwirken, ohne sich dem Nationalsozialismus rück- haltlos verpflichten zu müssen, dürfte seinen Entschluß erleichtert haben. Bei der verlegerischen Vermarktung des Themas Krieg nutzte Bertelsmann neue Werbestrategien für den herkömmlichen Buchhandel, aber auch das Potential des Reise- und Versandbuchhandels. Mit der Heftreihe Spannen- 554 Schluß

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de Geschichten, die sich in Millionenauflagen an die männliche Jugend und später auch an die Frontsoldaten richtete, stellte sich der Verlag in den Dienst einer nationalistischen, schließlich rassistischen und antibolsche- wistischen Propaganda. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden diese Töne in der Ber- telsmann-Belletristik immer lauter. Hefte sogenannter Kriegsberichter schilderten den »Blitzkrieg«, und der Angriffskrieg erschien, ganz den Wünschen des Regimes gemäß, als jenes große Abenteuer, an dessen Ende der Sieg der mental und technisch überlegenen deutschen Truppen un- ausweichlich war. Noch im Herbst 1939 begann der Verlag, etliche seiner Bücher in speziellen Wehrmachtsausgaben anzubieten. Der politisch-welt- anschauliche Akzent dieser Publikationen (seit 1942 unterteilt in Feldaus- gaben, Kleine Feldpost-Reihe, Feldposthefte) war meist weniger eindeutig als jener der Spannenden Geschichten, allerdings eignete auch vorder- gründig Harmlosem vielfach eine völkisch-nationalistische Grundprägung. Die Auswahl der Titel, über die im Verlag entschieden wurde, war nicht Ausdruck einer wie auch immer gearteten Distanz oder gar Opposition, sondern Ergebnis einer geschickten Anpassung an die sich wandelnden Lektürebedürfnisse der Soldaten; deshalb traten im »totalen Krieg« die zu- vor so erfolgreichen Kriegsgeschichten eher in den Hintergrund. Die ungewöhnlich hohe Zahl von 19 Millionen Wehrmachtsexemplaren, die die Gewinne explodieren ließ und C. Bertelsmann den ersten Platz in den Produktionsstatistiken sicherte – weit vor dem Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf. –, verdankte sich mehreren Gründen: zum ei- nen der Leistungsfähigkeit der eigenen Druckerei und einer geschickten Papierbevorratung, zum anderen der Vergabe von Aufträgen an Drucke- reien im besetzten Holland und hinter der Ostfront. Entgegen dem Eindruck, den die Unternehmensführung nach Kriegs- ende erweckte, verlief die Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen der Wehrmacht und des Propagandaministeriums weitgehend komplikati- onslos. Von sehr unterschiedlicher Natur waren die Konflikte mit der Schrifttumsüberwachung, in die C. Bertelsmann wegen seines belletristi- sches Programms geriet. So griff die Militärzensur ein, als ein Heft der Spannenden Geschichten und Fritz Fechners Panzer am Feind Details der deutschen Kriegführung offenbarten. Im Falle von Fritz Otto Buschs Nar- vik, der Schilderung des Überfalls auf Norwegen, störte sich der »Führer« höchstselbst an einigen christlich eingefärbten Passagen, und Probleme gab es auch mit der eigenwilligen Englischen Rede des im Dritten Reich ansonsten sehr geschätzten Hans Grimm. Daraus wird deutlich: Behördli- che Eingriffe waren in aller Regel kein Zeugnis von Widerständigkeit, son- dern entsprangen der Unberechenbarkeit eines auf Vorzensur verzichten- den Kontrollsystems, gegenüber dem Fehleinschätzungen von Handlungs- spielräumen gerade in den Anfangsjahren und während des Krieges prak- tisch unvermeidlich waren. Womöglich waren sie auch ein Reflex darauf, daß sich C. Bertelsmann, aller bereitwilligen Anpassung zum Trotz, in Ein- zelfällen seiner weltanschaulichen Wurzeln erinnerte. Auch die strafrechtlichen Ermittlungen, in die der Verlag seit 1943 ge- riet und die erst kurz vor Kriegsende mit einer Ordnungsstrafe glimpflich Schluß 555

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endeten, gründeten nicht in einer oppositionellen Haltung gegenüber dem Regime. Sie ergaben sich vielmehr aus dem Versuch, die gewinnträchtige ideologisch konforme Produktion auch gegen die im Zeichen des »totalen Krieges« verschärften Forderungen der Kriegswirtschaftsbürokratie un- eingeschränkt durchzusetzen. Die mißbräuchliche Verwendung soge- nannter Papierschecks der Wehrmacht und die Hortung von Papier, schließlich der Verdacht persönlicher Bereicherung, dem sich leitende Mit- arbeiter nicht zu Unrecht ausgesetzt sahen, führten zu Ermittlungen gegen das Unternehmen. Beim gegenwärtigen Forschungsstand muß offenblei- ben, inwieweit das Geschäftsgebaren von C. Bertelsmann im Gestrüpp der Kriegswirtschaft ein Einzelfall war oder im Verhalten anderer deutscher Verlage Entsprechungen fand. Klar hingegen ist, daß der von Heinrich Mohn 1939 erworbene theologische Rufer-Verlag im Rahmen der »Totali- sierung« der Kriegsanstrengungen 1943 geschlossen wurde – und daß 1944 selbst einflußreiche Fürsprecher die ebenso kriegsbedingte Stillegung des (überdies durch die laufenden strafrechtlichen Ermittlungen kompro- mittierten) Verlags C. Bertelsmann nicht mehr zu verhindern vermochten. Die äußeren Anlässe dieser Stillegungen, von denen der technische Be- trieb allerdings kaum betroffen war, stehen im Widerspruch zur Firmen- legende, wonach weltanschauliche Unbeugsamkeit, gar Widerstand zum Ende des Verlags geführt hätte. Nicht unwahrscheinlich ist es allerdings, daß die Schließung des agilen und überaus erfolgreichen protestantischen Familienunternehmens im Interesse mancher Parteistellen und Konkur- renten lag, vor allem des im Besitz der NSDAP befindlichen Eher-Konzerns. Insofern dürfte in der geschönten Selbstdarstellung, die das Haus Bertels- mann jahrzehntelang verbreitete, ein Körnchen Wahrheit stecken – auch wenn Dokumente, die dies belegen würden, nicht überliefert sind. III. Die Vorstellungen, unter denen Heinrich Mohn angetreten war, hatten sich angesichts der Kirchenfeindlichkeit des Nationalsozialismus 1933 rasch als unrealistisch erwiesen. Wenn sich Mohn gleichwohl zu einer weitgehen- den Anpassung an die veränderten politischen Verhältnisse bereit zeigte, so auch aus jenem für national gesonnene Protestanten nicht untypischen Selbstbewußtsein heraus, die eigenen Vorstellungen mit den Ideen des »neuen Staates« in Übereinstimmung bringen zu können. Im Falle Mohns gingen dabei ökonomisches Kalkül, partielle politische Zustimmung und eine im Kern wohl religiös motivierte Verantwortungspflicht eine Verbin- dung ein, zu der sich die Hoffnung gesellte, es ließen sich die nationalso- zialistischen Gestaltungsansprüche um christliche Elemente bereichern. Am klarsten zeigte sich dies im Stil der Unternehmensführung: Hein- rich Mohns Vorstellungen von sozialer Fürsorge, Leistungsbereitschaft und Pflichtbewußtsein erwiesen sich mit den Gemeinschaftskonzepten des Na- tionalsozialismus als weitgehend kompatibel. Die Übergänge zwischen dem patriarchalen Führungsstil des Verlagschefs, der in seinem Unter- nehmen traditionell gepflegten paternalistischen Wohltätigkeit und den so- 556 Schluß

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zialpolitischen Vorgaben des NS-Regimes, denen C. Bertelsmann in vieler- lei Hinsicht nachkam, waren fließend. Als der Verlag im Sommer 1935 sein 100jähriges Bestehen beging, weh- ten Hakenkreuzfahnen am Firmensitz, und wiewohl kirchliche Würden- träger die Feier dominierten, atmeten die Festräume auch etwas von der Ästhetik des »neuen Staates«. Vier Jahre später, bei der Einweihung des neuen Druckereigebäudes im April 1939, war die lokale NS-Prominenz breit vertreten. Die Ansprachen des Ortsgruppenleiters und des Güterslo- her Bürgermeisters setzten den Erfolgskurs des Verlagshauses in eine Par- allele zum Aufstieg Hitler-Deutschlands, und der Betriebsobmann der Deut- schen Arbeitsfront attestierte Heinrich Mohn neben »wirtschaftlicher Lei- stungsfähigkeit« eine in »gesinnungsmäßiger Hinsicht« intakte »Gefolg- schaft«. Tatsächlich war bei Bertelsmann seit etwa 1937 eine zunehmende Ori- entierung an den Vorstellungen nationalsozialistischer Unternehmens- führung zu konstatieren. Nicht nur das erhalten gebliebene »Gemein- schaftsbuch« der Deutschen Arbeitsfront dokumentiert die Selbstwahr- nehmung des Unternehmens als Betriebs- und Leistungsgemeinschaft; auch Mohn persönlich konstatierte nun immer häufiger den Gleichklang zwischen der Tradition seines Hauses und den wirtschafts- und sozialpo- litischen Maximen des Regimes. Über das Betriebsklima bei Bertelsmann sind ebenso wie über die po- litische Orientierung der Mitarbeiter und ihre Zugehörigkeit zu NS-Orga- nisationen kaum Einzelheiten überliefert. Eine Werksordnung aus dem Jahr 1940 verpflichtete die Beschäftigten zur Mitgliedschaft in der Deut- schen Arbeitsfront und bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt; für die Lehrlinge war die Zugehörigkeit zur HJ beziehungsweise zum BDM ob- ligatorisch. Die von Heinrich Mohn mit großem Engagement verfolgte Teil- nahme am »Leistungskampf der deutschen Betriebe« führte seit 1937 zu zahlreichen Verbesserungen im Betriebsalltag. So kamen die Mitarbeiter nicht nur in den Genuß einer breiten Palette freiwilliger Sozialleistungen; die besondere Aufmerksamkeit des »Betriebsführers« galt darüber hinaus der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls: Arbeitspausen und Fest- abende verbrachte man im neu eingerichteten Gemeinschaftsraum, in dem das Porträt des »Führers« hing und zu besonderen Anlässen die Haken- kreuzfahne aufgezogen wurde. In das private Leben der Familie Mohn hielt das Dritte Reich vor allem durch die Aktivitäten der sechs Kinder Einzug; die jüngeren gehörten der HJ an, der Älteste, Hans Heinrich, dann auch Ursula, der NSDAP. Heinrich Mohn selbst beschränkte seine Mitgliedschaften in NS-Organisationen weitgehend auf das beruflich Notwendige; neben der Reichsschrifttums- kammer gehörte er einigen Fachverbänden der Reichskulturkammer an. Überall dort, wo seine Kinder sich engagierten – in der Hitler-Jugend, beim Bund Deutscher Mädel und im Nationalsozialistischen Fliegerkorps –, lei- stete er Spendenzahlungen. Darüber hinaus gehörte er zum Förderkreis der Allgemeinen SS, an den er regelmäßige Beiträge abführte. So offenkundig Heinrich Mohn den Grundsätzen der nationalsozialisti- schen Arbeitsverfassung zustimmte, so undeutlich ist seine Haltung zur Schluß 557

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antijüdischen Politik des Dritten Reiches. Im Jahr 1938 lebten in Güters- loh, wo der Novemberpogrom sich in besonders heftigen Gewaltaktionen entlud, etwa 50 Juden. Wie der Verlagschef auf das Geschehen reagierte, das in seiner Heimatstadt lange Gesprächsthema blieb, ist nicht bekannt. Klar hingegen ist, daß er sich an der anschließenden »Arisierung« jüdi- schen Immobilienbesitzes nicht beteiligte, und nachweisbar ist auch sein Engagement für einen Mitarbeiter, dessen jüdische Ehefrau in den letzten Kriegsmonaten nach Theresienstadt deportiert worden war. Die Tatsache, daß Mohn der Familie auch nach Kriegsende seine Hilfe anbot, läßt dar- auf schließen, daß ihn die unmittelbare Konfrontation mit den antijüdi- schen Vorgängen zum Handeln veranlaßte; dafür scheint auch zu sprechen, daß er zwei Gütersloher Mädchen beschäftigte, die nach den Kriterien der Nürnberger Gesetze »jüdische Mischlinge« waren. Der Zweite Weltkrieg veränderte die Situation der Belegschaft auch bei C. Bertelsmann dramatisch. Nach jahrelangem kontinuierlichen Anstieg der Beschäftigtenzahl – der Höchststand lag 1939 bei 440 Mitarbeitern – setzten Einberufungen zur Wehrmacht und sogenannte Dienstverpflich- tungen zugunsten der Rüstungsindustrie Mitte 1940 eine gegenläufige Ent- wicklung in Gang, ohne daß es jedoch zu einem Produktionsabfall gekom- men wäre. Verschärfte staatliche Leistungsforderungen und Strafandro- hungen, Doppel- und Dreifachschichten erhöhten im Gegenteil sogar den Ausstoß. Seit August 1943 beschäftigte Heinrich Mohn in Gütersloh ausländische Arbeitskräfte; nachzuweisen sind mindestens neun sogenannte Zivilarbei- ter, die alle aus den Niederlanden kamen und als Angehörige eines »ger- manischen« Volkes in der nationalsozialistischen Rassenhierarchie ver- gleichsweise hoch eingestuft waren. Sie wurden weitaus besser behandelt als das von der deutschen Wirtschaft beschäftigte Millionenheer der Zwangsarbeiter aus Osteuropa. Die Verlagerung von Druckaufträgen an Firmen im Ausland führte zu einer weiteren – indirekten – Beschäftigung »fremdvölkischer« Arbeitskräfte. So waren zwischen 1941 und 1943 im li- tauischen Wilna Druckereien für Bertelsmann tätig, die nachweislich auch Juden aus dem örtlichen Ghetto einsetzten; entsprechendes ist für Riga an- zunehmen, aber nicht zu belegen. Auch ließ sich aufgrund der dürftigen Quellenlage nicht klären, ob C. Bertelsmann irgendeinen Einfluß auf die Arbeitsbedingungen in diesen Druckereien hatte und ob die Auftragsver- lagerung ins Baltikum wegen des dortigen Einsatzes billiger (jüdischer) Zwangsarbeiter womöglich Kosten sparte. Mit dem Ende des Dritten Reiches schrumpfte das Unternehmen Ber- telsmann zunächst wieder auf einen mittelständischen Familienbetrieb zurück – auch das ein Indiz dafür, daß es in erster Linie die Sonderkon- junktur des Kriegerischen und des Krieges gewesen war, von der man ein knappes Jahrzehnt hindurch so sehr profitiert hatte. 558 Schluß

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IV. Fragt man am Ende dieses Buches noch einmal, wie es dazu kam, daß ein provinzieller protestantischer Verlag, der noch lange nach dem Ersten Weltkrieg ausschließlich religiöse Schriften veröffentlichte, während des Zweiten Weltkriegs zum Lieferanten nationalistischer Massenliteratur auf- steigen konnte, findet sich die Antwort vielleicht in einer Episode aus den ersten Wochen nach der Niederlage des Dritten Reiches: Im Sommer 1945 wandten sich Heinrich Mohn und seine Führungsriege an Hans Grimm und Will Vesper – in der Absicht, die beiden Erfolgsautoren der vergangenen Jahre auch für die Zukunft an das Haus zu binden. Das Ansinnen zeugte nicht nur einmal mehr vom Fehlen jeder literarisch-ästhetischen Urteils- kraft, es war zugleich Ausdruck jener unerschütterlichen »nationalen Ge- sinnung«, der Mohn schon seit der Kaiserzeit anhing – und an der er auch weiterhin festzuhalten gedachte. In merkwürdigem Kontrast zu dieser Kontinuität im Mentalen, die je- den Sinn für die Dimensionen der soeben durchlebten politischen und mo- ralischen Katastrophe vermissen ließ, stand freilich Mohns Fähigkeit und Bereitschaft zur Anpassung im Interesse des Geschäfts. Ohne den dezi- dierten Willen, die unternehmerischen Ziele über alle anderen Erwägun- gen zu stellen, hätte sich sein Haus nicht hocharbeiten können, hätte es die ökonomischen Krisen und politischen Wendepunkte der Jahre zwi- schen 1918 und 1948 nur schwer überlebt. Erst diese Mischung aus Fle- xibilität und Beharrlichkeit sicherte seinen Erfolg. Hinzu kam ein innerbetriebliches Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich nicht zuletzt an der Reaktion auf die Bomben zeigte, die das Verlags- haus in den letzten Kriegstagen getroffen hatten. Noch vor dem Einmarsch der Alliierten bat Mohns Schwager Gerhard Steinsiek bei den lokalen Behörden um Unterstützung für den Wiederaufbau des Unternehmens, den man im Einklang mit der »Gefolgschaft« voranzutreiben gedachte. Nach wie vor stand der Verlag im Banne einer seltenen Verbindung aus familiä- rer Tradition, religiöser Ausrichtung und nationaler Ideologie. Diese Kon- tinuität im Innern hatte ihre Entsprechung nach außen: in einem Publi- kumsverständnis, das sich vom volkskirchlichen Leserkreis zur »Volksge- meinschaft« entwickelt hatte und im Buchklub der zweiten Nachkriegszeit seinen Nachhall fand. In den Jahren, von denen diese Studie handelt, war es unzweifelhaft Heinrich Mohn, unterstützt von einer Handvoll langjähri- ger, zum Teil mit ihm verwandter Führungskräfte, der das Unternehmen in diesem Geist vorantrieb. Zu der weitverbreiteten weltanschaulichen Synthese von konservati- vem Protestantismus und deutschem Nationalismus trat im Falle von C. Bertelsmann ein fast intuitives Talent zur Zusammenarbeit mit dem na- tionalsozialistischen Regime. In der Person von Heinrich Mohn fand dies seinen Ausdruck in einer geradezu prinzipiell erscheinenden Ambiguität: Zwar trat der Verlagschef nie der NSDAP bei, aber seine Fördermitglied- schaft in der SS signalisierte die Bereitschaft zum politischen Arrangement; zwar rechnete er sich zur Bekennenden Kirche und bewahrte seinen jüng- sten Sohn vor der Konfirmation durch einen deutsch-christlichen Pfarrer, Schluß 559

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aber sein Verlagsprogramm beherrschten in immer größerem Maße völki- sche und nationalistische Inhalte; zwar äußerte er sich, soweit ersichtlich, selbst nie offen ideologisch, aber im Keller seines privaten Wohnhauses versammelten seine Kinder die Hitler-Jugend im »braunen Zimmer«. Jenseits dessen, was als gewiß besonders gelungene, doch nicht unüb- liche Strategie der Anpassung gewertet werden kann, ist die antisemitische Dimension in den bei Bertelsmann produzierten Büchern zu betrachten. Zweifellos war es eine lange Tradition christlichen Antijudaismus, die Mohns religiöse Sicht des Judentums prägte und die seit jeher entspre- chende Publikationen hervorbrachte. Daran änderte sich zunächst wenig, als Heinrich Mohn die Verantwortung für das Verlagshaus übernahm. An- gesichts der öffentlichen Hetze gegen die Juden und ihrer mit der »Macht- ergreifung« konkret einsetzenden Verfolgung gewann der Antisemitismus allerdings einen anderen Sinn: Er bedeutete nun die Bereitschaft, die ei- genen Verlagsprodukte vor dem Hintergrund einer in ihrer Bösartigkeit ständig wachsenden Diskriminierung zu sehen. Soweit erkennbar, er- blickte Mohn darin keine moralische Last. Ob der Verlagschef die immer schärfer werdenden antisemitischen Tex- te las, die im Laufe der Jahre Einzug in das belletristische Programm fan- den, ist nicht klar; vielleicht überließ er die Auswahl dieser Titel seinem Lektor. Ganz unwahrscheinlich hingegen ist, daß er die antijüdischen Theo- logica seines Hauses nicht kannte, und nichts spricht dafür, daß ihm der Ankauf von Lizenzen für Bücher verborgen blieb, die ihres aggressiven Na- tionalsozialismus und Antisemitismus wegen schon andernorts Erfolg ge- habt hatten. Spätestens an diesem Punkt verwandelte sich Opportunismus in direkte ideologische und propagandistische Unterstützung des Regimes. Die weltanschauliche Kontinuität, in der das Haus Bertelsmann stand, begünstigte Anpassung selbst dort, wo Heinrich Mohn sich ohne größere Probleme vom Regime hätte distanzieren können: im Kirchenkampf, als sich für einen Teil des deutschen Protestantismus ein echtes Dilemma er- gab. Auch hier fand Mohn zu einer bezeichnenden Ambivalenz, als er ei- nerseits einige Stimmen der Bekennenden Kirche veröffentlichte – vor al- lem Wilhelm Florins Rosenbergs Mythus und evangelischer Glaube – und andererseits von Beginn an mit deren parteinahen Gegnern, den Deutschen Christen, zusammenarbeitete. So genau man die Geschichte von C. Bertelsmann in der Ära Heinrich Mohn auch betrachtet: Am Ende ist es nicht leicht zu sagen, wieviel ihm die protestantische Grundprägung des Verlags tatsächlich bedeutete. Ein klares Zeichen zielbewußter Geschäftspolitik war jedenfalls der Schritt, die verlegerische Selbstbeschränkung auf das religiöse Programm aufzugeben und sich der Belletristik zuzuwenden. Was vor 1933 als eine rein ökono- mische Antwort auf die Krise des Buchmarkts verstanden werden konnte, war seitdem Politikum. Dennoch stellt sich vor allem mit Blick auf die Kriegsliteratur die Fra- ge, ob Heinrich Mohn damit andere als geschäftliche Ziele verfolgte – und wenn ja, worin diese Ziele bestanden. Vermutlich wäre es übertrieben, in dem neuen Programmbereich eine vorbehaltlose Identifikation mit den na- tionalsozialistischen Kriegszielen erkennen zu wollen. Offensichtlich aber 560 Schluß

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hielt es Mohn für richtig und wichtig, den deutschen Leser mit kämpferi- scher Literatur zu versorgen und seinen Beitrag zum »Endsieg« zu leisten. Daß der Verlag zur gleichen Zeit in offiziellen Selbstdarstellungen seine ge- schäftliche Neuorientierung herunterspielte, war kein Zeichen schamvol- ler Zurückhaltung, sondern Taktik: Weder die parteieigene Konkurrenz noch die Finanzbehörden sollten auf den Aufsteiger aus der Provinz auf- merksam werden. Als Deutschland bald darauf in Trümmern lag, verlagerte Mohn die Ak- zente erneut: Gegenüber den englischen Besatzungsbehörden betonte er die erst in den letzten Kriegsjahren – aufgrund politischer Eingriffe – ab- gebrochene christliche Tradition seines Unternehmens. In dieser schwe- ren Krise, in der die Zukunft des seit 1944 geschlossenen Verlags auf der Kippe stand, erschien die Betonung der religiösen Wurzeln als der aus- sichtsreichste Weg zu einem Neuanfang. Mohn zögerte deshalb nicht, An- gaben über die Tätigkeit seines Hauses und seine persönliche Rolle im Drit- ten Reich, die ihn in den Augen der Militärregierung vermutlich kompro- mittieren würden, zu unterdrücken und zu beschönigen. V. Die bei den Deutschen seit Kriegsende sich ausbreitende Neigung, in er- ster Linie sich selbst und die eigene Nation als Opfer der nationalsoziali- stischen Herrschaft zu sehen, fand bei C. Bertelsmann ihren Niederschlag in einer Selbstdeutung, die jede kritische Reflexion über die Funktion des Verlags und seiner Publikationen oder über das Verhalten seiner Führungs- kräfte im Dritten Reich ausschloß. Wohl erkannte man die Notwendigkeit, sich mit den neuen politischen Gegebenheiten förmlich einzurichten; ein grundsätzliches Umdenken, etwa in der Programmgestaltung, schien Hein- rich Mohn und seinen Mitarbeitern jedoch nicht erforderlich zu sein. Statt dessen setzte man auf geschäftliche, betriebliche und inhaltliche Konti- nuität – und auf die Abwehr aller von den Besatzungsmächten kommen- den Gestaltungsansprüche, die dabei stören konnten. In diesem Sinne be- deutete auch die Übertragung der Geschäftsführung von Heinrich Mohn auf seinen Sohn Reinhard im Herbst 1947 zunächst keine Zäsur, sondern zielte allein auf die Fortführung des politisch in Gefahr geratenen Verlags. Die Intransigenz gegenüber den Demokratisierungsbemühungen der Alliierten teilte das Haus Bertelsmann zweifellos mit dem Gros der deut- schen Wirtschaft, die insoweit die Stimmung einer soeben erst aus der na- tionalsozialistischen Inanspruchnahme entlassenen »Volksgemeinschaft« reflektierte. Die Ablehnung alles dessen, was als Eingeständnis politischer Schuld und moralischen Versagens hätte gedeutet werden können, war 1945 keine Sache allein der Unternehmerschaft, sondern Ausdruck einer gesellschaftlichen Mentalität, deren langsamer Abbau die Bundesrepublik noch über Jahrzehnte begleiten sollte. Weil sich dieser Wandel aber nicht zuletzt als medial vermittelter Kommunikationsprozeß darstellt, kann es nicht überraschen, daß er sich in Medienunternehmen gleichsam doppelt findet – in den verlegerischen Produkten und als unternehmerisches Ver- Schluß 561

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halten. Deshalb besteht im Blick auf ein Verlagshaus in besonderer Weise Veranlassung, Firmengeschichte, Produktgeschichte und politische Ge- schichte aufeinander zu beziehen, wie dies in der vorliegenden Darstellung versucht worden ist. Der wirtschaftliche Erfolg, den das Haus Bertelsmann im Dritten Reich erzielte, sein zu Zeiten explosionsartiges Wachstum, gründete in einem ausgeprägten Willen – und in der Fähigkeit –, die ideologisierten Erwar- tungen eines politisch geregelten Marktes im Bewußtsein der eigenen un- ternehmerischen Stärken aufzugreifen. Im Vergleich mit anderen Privat- verlagen, für die es an entsprechenden Untersuchungen allerdings noch mangelt, wird man im Falle von C. Bertelsmann von einer besonderen Dy- namik der – zwangsläufig auch inhaltlichen – Anpassung sprechen kön- nen. Betrachtet man die Gütersloher Produktion im historischen Längs- schnitt, so sticht ihre kontinuierliche Orientierung an einem potentiellen »Massenmarkt« ins Auge: von erbaulichen Heften über die belletristische Gebrauchsliteratur und die Wehrmachtsunterhaltung bis zum Lesering der fünfziger Jahre. Bertelsmann hielt, so läßt sich zugespitzt formulieren, eine besonders attraktive verlegerische Antwort auf den Markt und auf die Ideo- logie der »Volksgemeinschaft« bereit, die als politisches Konzept in Deutschland bereits vor 1933 präsent und mental 1945 noch nicht zu Ende war. 562 Schluß

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5 6 4 D i e F a m i l i e B e r t e l s m a n n / M o h n Die Familie Bertelsmann / Mohn Carl Bertelsmann 11.10.1791 –17.12.1850 OO Friederike Dorothee Helling 22.8.1790 – 25.6.1857 Anna Friederike Luise Bertelsmann 17.10.1823 – 4.10.1900 OO Friedrich Heinrich Eickhoff Heinrich Friedrich Bertelsmann 23.12.1827 – 3.3.1887 OO Emma Charlotte Baacke 26.3.1832 – 4.11.1896 Anna Friederike Margarethe Bertelsmann 29.3.1830 – 21. 3.1879 OO Carl Heinrich Zum Winkel Arnold Wilhelm Bertelsmann 22.8.1835 – 4.9.1905 OO Elisabeth Steinhaus Carl Arnold Heinrich Bertelsmann 23.8.1857– 27.7.1858 Emma Friederike Bertelsmann 27.9.1859 –19.3.1946 OO Johannes Mohn 16.6.1856 –2.11.1930 Heinrich Friedrich Theodor Bertelsmann 3.11.1873 –15.11.1873 Frieda Mohn 4.1.1883 –10.5.1965 OO Otto Weitbrecht Carl Heinrich Johannes Mohn 27.3.1885 – 26.4.1955 OO Agnes Seippel 27.3.1889 – 6.11.1978 Sophie Mohn 4.4.1887 – 26.4.1972 OO Richard Weitbrecht Hans Heinrich Mohn 18.6.1913 – 9.9.1939 Ursula Mohn 24.2.1915 OO 1. Theodor Fischer 2. Reinhard Junghänel Annegret Mohn 6.8.1916 OO Hans Tödtmann Sigbert Mohn 25.11.1918 –17. 1.2002 OO Marianne Vethake Reinhard Mohn 29.6.1921 OO 1. Magdalene Raßfeld 2. Elisabeth Scholz Gerhard Mohn 13.5.1926 OO Ingrid Vethake

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Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten1 Rechtsform Der Verlag C. Bertelsmann war seit seiner Gründung eine Personengesell- schaft, alleiniger Inhaber und Leiter war von 1921 bis zum 31.12.1943 Heinrich Mohn. Zu diesem Datum wurde die Firma durch Vertrag vom 17.12.1943 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, persönlich haf- tender Gesellschafter blieb der bisherige Alleininhaber. Seine fünf Kinder wurden zu Mitkommanditisten.2 Das Einlagekapital der Kommanditisten wurde durch Schenkung in Höhe von 300 000 RM von Heinrich Mohn an seine Kinder aufgebracht. Heinrich Mohn selbst behielt die Kapitalmehr- heit mit einer Kapitaleinlage von 1,8 Millionen RM. Der Geschäftsführer Heinrich Mohn bezog ab der Gründung der KG ein Gehalt von 12 000 RM mit einer jährlichen Steigerung von 1 200 RM. Vom verbleibenden Gewinn sollten die Kommanditisten 6 % des eingezahlten Kapitalanteils erhalten. Auch der 1939 erworbene und 1943 geschlossene Verlag Der Rufer wurde von Heinrich Mohn als eigene Personengesellschaft geführt. Seine Finanz- unterlagen sind nur fragmentarisch überliefert. Gleiches gilt für die 1943 erworbene und Ende 1944 stillgelegte Versandbuchhandlung Honig. Zum 1.1.1946 wurde aus dem Unternehmen C. Bertelsmann der tech- nische Betrieb – Setzerei, Druckerei, Buchbinderei – ausgegliedert. Die Ver- mögensanteile bildeten den Grundstock der neuen Firma Mohn & Co OHG, Gütersloh. Persönlich haftender Gesellschafter aller drei Firmen war Hein- rich Mohn. Im Oktober 1947 übernahm Reinhard Mohn von seinem Vater für das gesamte Unternehmen (C. Bertelsmann, Der Rufer, Mohn & Co) die- se Aufgabe. Das Unternehmen von 1921 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Personalstand Die Beschäftigtenzahlen sind nicht kontinuierlich überliefert. Bis zum Be- ginn des Zweiten Weltkriegs verlief ihre Entwicklung jedoch weitgehend parallel mit derjenigen der Personalkosten. Nach 1939 machte sich die Ein- stellung billiger Austauschkräfte – besonders Frauen – als Kostenreduzie- rung bemerkbar. Während des Krieges stieg der Anteil der Angestellten überproportional. Die technischen Kapazitäten – die vor allem von Arbei- tern bewältigt wurden – waren ausgelastet, weitere Herstellungskapazitä- ten konnten nur durch Auftragsvergaben an externe Betriebe bewältigt werden. Die wachsende reine Verlagsarbeit erforderte die Einstellung von weiteren Angestellten. Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 565

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Tabelle 1: Personalkosten und Mitarbeiterzahlena (ohne Lehrlinge) 1924 bis 1943 Jahr 1850 1868 1910 1921 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 Mitarbeiter- zahl 14 60 80 84 94 102 - - - - 133 125 114 142 - 150 186 227 372 440 436 - 244b 221c 200d 189e Davon Arbeiter Davon Angestelte Personal- kosten Davon Löhne Davon Gehälter 108 419 200 320 252 300 272 288 286 052 326 821 322 478 309 080 245 592 273 018 273 606 294 544 312 546 406 340 604 995 628 089 677 756 614 220 518 421 499 777 426 932 214 827 - - - - - - - - - - - - - - - - - 365 455 263 482 192 548 178 071 65 966 - - - - - - - - - - - - - - - - 248 765 254 939 207 229 248 861 148 861 88 77 105 36 37 37 115 72 a Die Mitarbeiterzahlen liegen nur für einzelne Jahre vor. b Davon 151 Frauen. c Zahl für November 1943, da- von 132 Frauen. d Zahl für November 1944, davon 118 Frauen. e Davon 76 Frauen. Quellen: Sammlung UHK, 12/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe Gau Westfalen-Nord, Fragebogen Arbeitsjahre 1937/38 bis 1943/44; Sammlung UHK, I.2/2108, Industrieberichte Heinrich Mohn, September 1942 bis Februar 1945; Sammlung UHK, I.2/2110, Aufzeichnung Heinrich Mohn betreffend Personal, undatiert. Deutlich zeichnen sich in der Personalkostenentwicklung die Einsparun- gen während der Wirtschaftskrise 1932 und während des problematischen Jahrs 1934 ab. Im Verlustjahr 1932 senkte Heinrich Mohn diesen Kosten- block um 20,5 % gegenüber dem Vorjahr, griff also auch zu Entlassungen oder Gehaltskürzungen. Die Zahl der Arbeiter und Angestellten, die zwi- schen 1925 und 1930 von 102 auf 133 erhöht worden war, fiel 1932 auf 114. Die Belegschaftszahl und damit auch die Personalkosten des Jahres 1931 wurden erst 1936 wieder erreicht, bis zu diesem Jahr hinterließen die Rezession und ihre Folgen tiefe Spuren in der Bilanz. Die Zahlen bele- gen jedoch nicht minder, was bereits die Statistik der Herstellungskosten (vgl. S. 244) belegte: Heinrich Mohn investierte mitten in der Krise – in die ab 1931 verstärkt anlaufende belletristische Produktion und in die dazu benötigten Arbeitskräfte. 566 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Ab 1936/1937 stiegen die Personalkosten aufgrund der enormen Umsatz- entwicklung der Belletristik. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 227 (1937) auf 385 (1939).3 Aufschlußreich ist die Entwicklung im Kriege: 1941 und 1942 befanden sich das Umsatzvolumen und der Belegschaftsstand mit 242 Mitarbeitern weiterhin auf Rekordhöhe, doch sanken die Personalkosten. Deutlich schlug sich hier nieder, daß kriegsbedingt männliche durch weib- liche Arbeitskräfte und Hilfskräfte ersetzt wurden, die geringer entlohnt wurden. Umsatz, Gewinn und Umsatzrendite Aus den Größen Umsatz (Summe aller Leistungen in einem bestimmten Zeitraum) und Gewinn läßt sich als Quotient die Umsatzrendite ableiten, die ein Maß für die Rentabilität von Handelsunternehmen darstellt. Alle drei Werte sind nach den offiziellen Bilanzen in Tabelle 2 zusammenge- faßt. Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 567

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Tabelle 2: Umsatz, Gewinn/Verlust und Umsatzrendite 1925 bis 1944 Jahr 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 Umsatz in RM 745 000 865 000 839 000 1 041 000 1 158 639 1 245 000 1 341 640 1 030 200 1 120 543 1 076 839 1 208 259 1 379 748 1 967 991 2 688 520 3 133 321 5 115 442 8 064 903 7 576 655 4 884 002 2 408 441 818 526 Gewinn/Verlust in RM 89 800 75 600 55 500 79 500 92 200 150 500 182 900 68 500 104 800 47 000 140 200 108 300 152 600 218 700 423 000 1 472 700 3 318 600 2 952 600 1 489 000 -2 900 316 700 Umsatzrendite in % 12,1 8,7 6,6 7,6 8,0 12,1 13,6 6,6 9,4 4,4 11,6 7,8 7,8 8,1 13,5 28,8 41,1 39,0 30,5 -0,1 38,7 Bertelsmann steigerte von 1924 an seinen Umsatz bis 1930 langsam, aber stetig, hielt diesen mit leichten Schwankungen bis 1935/36 bei etwas über einer Million RM und verzeichnete ab 1937 einen explosionsartigen Um- satzzuwachs auf über acht Millionen RM 1941. Der Gewinn war dagegen wesentlich stärkeren Schwankungen unterworfen (Graphik 2); er fiel von 1924 bis 1926, erholte sich bis 1931, um im Jahr der Weltwirtschaftskri- se dramatisch abzusinken. Das Gewinn-Niveau des Jahres 1930 wurde erst 1935 knapp erreicht, stieg aber ab 1938 und vor allem im Krieg (stärker als bei vergleichbaren Verlagen) mit dem Umsatz, doch überproportional auf fast vier Millionen RM im Jahre 1942. Ein Hauptgrund dafür liegt in der Differenz zwischen den kalkulierten und den deutlich niedrigeren rea- len Gemeinkosten.4 Die Daten für 1945 umfassen das Gesamtjahr ohne die Zäsur des Kriegsendes. 568 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Wie der Gewinn, so folgte auch die Umsatzrendite nicht dem Umsatz. Hohe Umsatzrenditen 1925 und 1926 verringerten sich bis 1928, um bis 1931 wieder auf die Werte des Jahres 1926 zu steigen. Das Hauptjahr der Welt- wirtschaftskrise 1932 brachte einen dramatischen Einbruch, der Gewinn vor Steuern sank auf 68 500 RM, die Umsatzrendite auf 6,65 %.5 Ein noch stärkerer Einbruch erfolgte 1934. Die Renditen stiegen dann langsam und recht instabil bis 1935, um ab 1939 auf bis zu 41 % anzusteigen. Gewinne und Verluste der einzelnen Verlagssparten Heinrich Mohn schlüsselte in seiner ersten Statistik-Kladde detailliert Um- sätze, Gewinne und Verluste der jeweiligen Sparten auf, bei Theologie und Zeitschriften erhielten einzelne Produktgruppen eigene Lagerfristen und Kalkulationen, nicht jedoch bei der Belletristik. Die Buchsparte dominier- te fast durchweg im Umsatz.6 Lediglich 1931 kam der Zeitschriftenverlag nach einem kontinuierlichen Anstieg während der vorangegangenen Jah- re kurzfristig in seinen Umsätzen an den Buchverlag heran. Beide Kurven trennten sich danach wieder voneinander: Der Buchverlag nahm nach 1935 einen rapiden Aufstieg, der Zeitschriftenverlag wurde zwischen 1928 und 1933 in seiner Substanz auf die gewinnträchtigen Titel reduziert und nach 1941 sukzessive kriegsbedingt stillgelegt. Tabelle 3: Umsätze im Buch- und im Zeitschriftenverlag und Umsatzanteile der theologischen und belletristischen Produktion Jahr Umsatz Zeitschriften 1930 1931 1932 1933 588 000 613 551 527 861 484 197 Anteil Zeitschriften am Gesamt- umsatz 47 % 46 % 51 % 43 % Buchumsatz gesamt Buchumsatz Theologie 657 000 728 079 502 339 636 346 128 000 112 928 79 242 66 868 Anteil Theologie am Buch- umsatz 19,48 % 15,51 % 15,77 % 10,51 % Buchumsatz Belletristik 529 000 615 151 423 097 569 481 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 569

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Jahr Umsatz Zeitschriften 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 445 183 431 085 384 596 377 066 395 347 357 009 286 640 142 453 14 272 3 037 Anteil Zeitschriften am Gesamt- umsatz 41 % 36 % 28 % 19 % 15 % 11 % 6 % 2 % 0 % 0 % Buchumsatz gesamt Buchumsatz Theologie 631 710 777 174 995 152 1 590 925 2 293 173 2 776 312 4 828 802 7 922 454 7 502 383 4 880 965 58 000 67 000 60 321 71 324 133 396 93 000 82 855 138 000 358 000 - Anteil Theologie am Buch- umsatz 9,18 % 8,62 % 6,06 % 4,48 % 5,82 % 3,35 % 1,72 % 1,74 % 4,77 % 0,00 % Buchumsatz Belletristik 573710 710 000 934 831 1 519 601 2 159 777 2 683 312 4 745 947 7 784 454 7 144 383 - Die Gewinne in der Zeitschriftensparte waren weitestgehend den Projek- ten Johannes Zaulecks zu verdanken. Abgesehen davon weisen alle Zeit- schriften ab Mitte der zwanziger Jahre schwindende Abnehmerzahlen auf. Das Krisenjahr 1932 bedeutete für den Zeitschriftenverlag einen Wende- punkt. Selbst die Blätter Zaulecks verloren von nun an Leser. Besonders der Christliche Erzähler, 1927 mit einer Vorinvestition von 30 000 RM ge- gründet,7 wurde zum Sorgenkind. Tabelle 4: Die Zeitschriften des Verlags – Abonnentenzahlena Jahr Geisteskampf Theologischer Literatur- bericht 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 2 327 2 937 2 446 1 976 1 662 1 406 1 232 1 074 809 790 - - - - - - - - - 887 799 698 589 508 - - - - - - - - - - - - - - Neue Allgemeine Missions- zeitschrift 1 684 1 746 1 540 1 422 1 401 1 397 1 308 1 317 1 431 1 350 1 176 1 131 1 059 990 926 - - - - Evangelische Missionen Der Kinder- gottesdienst Ausgabe A Der Kinder- gottesdienst Ausgabe B 1 162 1 536 1 413 1 259 1 167 1 007 923 1 141 - - - - - - - - - - - 2 922 4 757 4 565 4 169 4 005 3 721 3 658 3 324 2 770 2 565 2 520 2 428 2 379 2 238 2 254 2 316 - - - - - - 1 191 2 855 3 262 3 672 3 610 3 809 3 602 3 592 3 671 3 576 3 525 3 360 3 416 - - - a Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Statistiken Heinrich Mohn, Tabelle: »Zeitschriften-Abonnenten am Jahresschluß«. Aufgeführt sind jeweils nur die Jahre, in denen die Zeitschrift bei C. Bertelsmann erschien. 570 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Tabelle 4: Die Zeitschriften des Verlags (Forts.) Jahr 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 Für unsre Kinder 99 230 146 869 171 233 181 249 189 966 202 908 222 410 233 566 239 008 220 893 216 569 210 361 212 666 206 229 193 065 179 924 184 439 - - Zeitschrift für systematische Theologie 752 869 807 779 706 672 568 499 438 374 340 - - - - - - - - Christlicher Erzähler Für alte Augen Acht Seiten - - - 13 221 18 481 21 769 21 064 19 166 16 702 14 444 13 049 9 720 5 923 4 609 3 579 2 745 2 388 2 573 2 543 - - - - - 21 708 33 868 36 634 37 469 36 636 37 619 39 270 42 236 44 708 55 264 59 722 64 794 - - 160 800 568 145 1 003 907 1 744 283 1 289 222 1 304 669 1 349 802 1 250 266 1 163 639 1 077 241 1 006 954 1 029 798 1 144 167 1 137 499 1 309 678 1 871 534 - - Die Abonnentenentwicklung der Zeitschriften korreliert naturgemäß mit der Umsatzentwicklung im Zeitschriftenverlag. Heinrich Mohn investierte in der Krisensituation ab 1933 gezielt in den belletristischen Buchverlag, wohl auch, weil das Gesamtvolumen der Zeitschriftensparte seit 1931 lang- sam, aber stetig schrumpfte. Allerdings hatte auch der Buchverlag seit Mitte der zwanziger Jahre wiederholt die Rentabilitätsschwelle unter- schritten, ja, bis auf Zaulecks Zeitschriften waren alle anderen Sparten – mit Ausnahme des Gemeinde- und Schulbedarfs – defizitär. Insbesondere die wissenschaftliche Theologie blieb ein Verlustgeschäft. Die Verluste der Buchsparte bis 1935 konnten über mehrere Jahre durch Zaulecks Zeit- schriften kompensiert werden.8 Mohns Investitionen in die Belletristik er- zielten erst ab 1935 Profite, vor allem erwies sich der Eintritt in das Ge- schäft mit Kriegsbüchern und Kriegserlebnisheften für die Jugend als höchst gewinnträchtige Entscheidung. Tabelle 5: Gewinne und Verluste der einzelnen Verlagsspartena Jahr 1930 1931 1932 Wiss. Theologie (A) -67 100 -68 611 -73 532 Belletristik Theologie (B1) mit allgem. Anspruch (B2) 1 550 -3 674 3 693 -14 800 -19 161 -50 783 Jugend- schriften (C) 7 090 -19 531 -4 938 Gemeinde- u. Schul- bedarf (D) 28 400 31 726 60 205 Gesang- bücher - - - Zeit- schriften (E) 188 700 223 012 126 918 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 571

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Jahr 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 Wiss. Theologie (A) -57 774 -64 463 -27 478 (A) -19 182 -9 975 27 133 5 547 -12 782 88 129 124 728 Belletristik -8 951 -68 992 5 414 (B) 53 924 360 537 312 557 662 940 1 541 008 3 416 158 4 776 721 Theologie (B1) mit allgem. Anspruch (B2) 918 28 -16 087 Jugend- schriften (C) 7 990 -2 756 5 469 (C) = (B2) 7 326 -12 025 4 930 -1 011 3 868 24 626 7 241 Gemeinde- u. Schul- bedarf (D) 62 507 5 735 52 578 (D) 12 638 4 547 43 468 67 814 5 922 36 090 12 568 Gesang- bücher - -3 240 757 -3 107 21 083 -7 104 7 468 19 740 20 483 - Zeit- schriften (E) 121 179 85 705 182 882 (E) 88 187 105 213 107 408 123 116 114 715 53 730 12 318 - - - - - - - a Nach den Aufstellungen in Heinrich Mohns Kladde, Angaben in RM. Die Herstellungsbudgets im Bereich Theologie wurden im Laufe der dreißi- ger Jahre stetig reduziert. Vor allem ab 1938 zahlte sich die Lagerräumung der Theologica aus, da die hohen Lagerbestände stetig abgeschrieben wur- den und nach fünf Jahren nur noch mit einer Restpauschalsumme in den Bilanzen auftauchten.9 Als der Druck neuer Theologica 1941/42 eingestellt wurde, schnellten deshalb die Gewinne in die Höhe. Dies erklärt auch Hein- rich Mohns Bemühen, nach der Schließung des Rufer-Verlags 1943 den weiteren Verkauf der theologischen Lagerbestände zu sichern.10 Diese Ent- wicklung der Theologiesparte zeigt Graphik 3. 572 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Der Anteil der Theologie am gesamten Druckvolumen war durchwegs ge- ring und sank in den dreißiger Jahren von knapp 20 % auf spärliche 5 %. Sie spielte bei langen Lagerzeiten auch im Umsatzvolumen ab 1935/36 kaum noch eine Rolle. Dieser Umsatzrückgang des Stammgeschäfts korreliert mit der verle- gerischen Entscheidung Heinrich Mohns, nach der Krise auf das Belletri- stik-Programm zu setzen. Die Vorzüge dieser Entscheidung zeigt ein Blick auf das Umlaufvermögen. Dazu zählen im wesentlichen als gebundenes Kapital die Vorräte an Papier in der Druckerei und an Rohware in der Bin- derei sowie Halbfertig- und Fertigprodukte (Rohbögen, Bücher). Beide Werte wuchsen mit Schüben zu Anfang der dreißiger Jahre (beim Eintritt in die belletristische Produktion) und ab 1936 (beim Ausbau der Kriegs- bücherproduktion). Während die Bestände an Rohmaterial und vor allem auf den Verkauf war- tender Belletristik nach 1936 stark anwuchsen, beschleunigte sich gleich- zeitig der Umsatz der Ware. Heinrich Mohn erfaßte akribisch, wie sich die Jahresproduktionen in ihren einzelnen Sparten verkauften. Tabelle 6 be- legt den hervorragenden Absatz der Belletristik nach 1936 und den sodann im Krieg beschleunigten Ausverkauf von Lagerbeständen. Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 573

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Tabelle 6: Lagerbestandsaufnahmen der Jahresproduktion 1930 und 1938 (A Wissenschaftliche Theologie, B1 Belletristik, B2 Erbauungsschriften, C Jugendschriften, D Gemeindebe- darf und Schulbücher) Produktion 1930 123 000 36 501 9 825 21 609 98 902 289 837 Produktion 1938 48 504 965 770 2 348 24 946 1 041 568 Ende 1930 Ende 1931 Ende 1932 Ende 1933 Ende 1934 88 350 9 684 8 750 15 790 42 678 165 252 Ende 1938 33 514 378 503 1 106 8 264 421 387 39 055 1 482 3 944 6 512 7 697 58 690 Ende 1939 17 408 37 975 269 3 359 59 011 12 343 1 741 2 940 2 097 3 599 22 720 Ende 1940 5 172 3 046 385 1 781 10 384 4 774 3 638 2 332 1 931 2 844 11 881 Ende 1941 1 779 1 745 940 8 102 Ende 1942 3 699 1 120 526 613 5 958 635 11 646 A B1 B2 C D Summa A B1 C D Summa Ein Indikator für die Rentabilität des umgestellten Verlagsprogramms ist die nachfolgende Graphik, die die sukzessiv ermittelten Restbestände bei- der Jahresproduktionen übereinanderlegt. Bertelsmann produzierte 1938 dreieinhalb Mal mehr als 1930. Die Mehrproduktion belastete das Lager letztlich nicht auf mehr als ein Jahr. 574 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Die Entwicklung des Betriebsvermögens Wichtige Indikatoren für die finanzielle Solidität, die das Unternehmen im Untersuchungszeitraum aufwies, sind neben Umsatz, Gewinn und Verlust sowie Umsatzrendite die Eigenkapitaldecke und die Summe der Vermö- genswerte im Verhältnis zu den kurz- und längerfristigen Verbindlichkei- ten. In den Bilanzen bezeichnet das »Bruttobetriebsvermögen« das Eigen- kapital der Firma. Das »Reinvermögen« der Personengesellschaft Heinrich Mohn umfaßt das Bruttobetriebsvermögen und das Privatvermögen Mohns, abzüglich der Betriebsschulden und privaten Schulden des Besit- zers. Tabelle 7 zeigt die Entwicklung von Umsatz und Reinvermögen zwi- schen 1924 und 1945, Graphik 6 greift die Jahre zwischen 1930 und 1938 heraus. Tabelle 7: Umsatz und Reinvermögen 1924 bis 1945 Jahr 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 Umsatz gesamt in RM 455 000 745 000 865 000 839 000 1 041 000 1 158 619 1 245 000 1 341 630 1 030 200 1 120 543 1 076 000 1 208 259 1 379 748 1 967 991 2 688 520 3 133 321 5 115 442 8 064 903 7 576 655 4 884 002 2 408 441 818 526 Reinvermögena in RM 406 495 474 460 487 233 524 060 555 419 596 731 666 867 732 318 674 034 726 620 681 555 785 171 775 926 847 026 933 196 1 197 766 2 338 055 4 505 638 3 378 300 4 136 528 4 280 766 1 289 967 a Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Statistiken Heinrich Mohn. Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 575

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Auch hier spiegeln sich erneut die einschneidenden Daten in der wirt- schaftlichen Entwicklung des Unternehmens: 1932 die Wirtschaftskrise, 1934 ein Einbruch mit der neuen belletristischen Produktion, in die Hein- rich Mohn 1933 bei steigenden Umsätzen investiert hatte. Nach 1935 be- gann der exorbitante Aufstieg des Unternehmens mit seinen Entscheidun- gen für neue Produktlinien – Kriegsbücher 1934/35 und Bücher für die Front 1939 – sowie den günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen während des Krieges. Bertelsmann verzeichnete in drei Jahren Verluste: im Reinvermögen 1932 (in Höhe von 58 275 RM gegenüber 1931 beim Reinvermögen), 1934 (39 065 RM) und 1936 (9 206 RM). Diese Gewinnrückgänge waren 1932 und 1934 mit einem massiven Umsatzrückgang verbunden. 1932 entsprach der Umsatzeinbruch gegenüber 1931 einem Wert von mehr als 22 %, also fast einem Viertel. Dies konnte Mohn nur durch eine drastische Kostenredukti- on auffangen. Er senkte 1932 die Gesamtkosten im Vergleich zu 1931 um 20,8 %, wobei fast die Hälfte die umsatzbedingte Reduzierung der Material- kosten ausmachte, die keiner unternehmerischen Entscheidung bedurfte. Neben den Personalkosten – siehe Tabelle 1 – bildeten die Materialko- sten den größten Kostenblock. Bei hoher Auslastung und hoher Produkti- on mit schnellem Absatz stiegen die Erträge um so mehr, je schneller die sogenannten »Gemeinkosten« gedeckt waren. Bertelsmanns Musterkalku- lation rechnete mit einem Gemeinkostensatz von 28 % des Ladenpreises. Diese fiktive Kalkulation wurde auch für die Großauflagen während des Krieges beibehalten, obgleich die Gemeinkosten hier stark sanken und da- durch überproportionale Gewinne entstanden, wie in der folgenden Tabelle für die Jahre 1941 und 1942 ersichtlich wird. 576 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Tabelle 8: Effektive Gemeinkostensätze 1930 bis 1942 Jahr 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 Unkosten (RM) 323 700,00 348 826,40 267 852,00 291 341,18 279 992,18 314 147,34 358 734,48 511 677,66 698 880,00 814 663,46 1 330 014,92 2 096 874,78 1 953 550,30 Gesamtumsatz (RM) 355 000,00 310 771,00 332 871,00 311 392,00 331 662,00 308 545,00 359 711,00 484 119,00 725 345,00 683 967,00 932 892,00 567 017,00 519 843,00 % Kosten vom Umsatz 28,5 % 23,2 % 32,3 % 27,8 % 30,8 % 25,5 % 26,1 % 24,6 % 27,0 % 21,8 % 18,2 % 7,0 % 6,9 % Anlagevermögen Heinrich Mohn hat in seinen technischen Betrieb laufend investiert, sowohl in die Druckerei als auch in die Binderei. Die Bilanzen spiegeln diese Er- weiterungsinvestitionen wider. Tabelle 9: Bestandsveränderungen im Anlagevermögen Jahr 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 Investitionen Druckerei (RM) 6 885 26 323 22 371 13 466 490 27 262 11 369 84 673 3 923 22 398 Investitionen Binderei (RM) 8 367 752 272 - 16 839 18 358 7 281 112 503 9 550 30 989 Abschreibungen Druckerei (RM) 2 498 12 627 15 280 16 550 15 356 12 984 12 029 16 794 19 968 21 440 Abschreibungen Binderei (RM) 3 680 6 145 6 172 6 100 6 030 7 013 8 294 14 216 20 505 19 783 Differenz Inv.-Abschr. (RM) 9 074 7 823 - 1 191 - 9 184 - 4 057 25 623 - 1 673 166 166 - 27 000 12 164 Drei wesentliche Investitionsschübe sind für die Druckerei zu erkennen. 1925/26 modernisierte Heinrich Mohn erstmals seine Kapazitäten im Hin- blick auf noch vorsichtige neue Verlagspläne. 1929 bis 1934 wurde die Druckerei – entsprechend dem steigenden Bedarf für die neue Sparte Bel- letristik – ständig in kleineren bis mittleren Schritten ausgebaut. Das Jahr 1938 kennzeichnet die große Modernisierung der Druckerei in der Eick- hoffstraße. Parallel liefen die Investitionen in der Binderei in den Jahren 1925 und 1935/36. 1938 war auch hier das höchste Investitionsvolumen mit 112 000 RM erreicht.11 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 577

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Heinrich Mohns Privatentnahmen – ein Beispiel Da C. Bertelsmann eine Personengesellschaft war, flossen auch private Einkünfte und Ausgaben von Heinrich Mohn in die Bilanzdaten ein.12 Am Beispiel der Gewinn- und Verlustrechnung des Jahres 1933 werden hier Mohns Privatausgaben neben anderen relevanten Daten aufgelistet: Auszug aus der Bilanz 1933 Betriebsvermögen 1.1.1933 Betriebsvermögen 31.12.1933 Zunahme des Betriebsvermögens Persönliche Entnahmen: Konto 5 (Haushalt) Konto 6 (Private Zinsen) Konto 8 (Privates Kapital) Konto 9 (Private Steuern) Konto 44 (Privates Haus Bahnhofstr.) Konto 47 (Privates Haus Kurfürstenstr.) ab Einlage Konto 7 (Mieten, Privat) Reinertrag C. Bertelsmann für die normale Besteuerung 40 090 5 426 12 765 104 401 642 59 428 466 Dazu Überweisung an die steuerlich begünstigte Rücklage lt. § 58a Mithin Gesamtertrag 109 782 20 000 Dazu privates Einkommen: Konto 7: Mietertrag Bahnhofstr.12 Konto 6: Private Zinsen Wert der elterlichen Wohnung Wert der eigenen Wohnung Kurfürstenstr. 28 ab Konto 44: Reparatur Bahnhofstr. 12 ab Konto 47: Reparatur Kurfürstenstr.28 ab Abschreib. 3/4 d. Friedensfeuerkassenwertes: Bahnhofstr. Kurfürstenstr. 466 639 3.900 7 500 401 642 237 750 Abzüge Konto 6: Private Schuldenzinsen Wert d. elterlichen Wohnung Konto: Kirchensteuer Normal-Einkommensteuerpflichtiges Einkommen 12 505 2 030 6 065 3 900 6 178 Aktiva Passiva 547 996 578 816 30 820 58 962 89 782 10 475 100 257 16 143 84 114 Das Betriebsvermögen war von 547 996 RM am 1.1.1933 auf 578 816 RM am 31.12.1933 gestiegen, was einer Vermögenszunahme von 30 820 RM entspricht. Zum Gewinn hinzugerechnet wurden die persönlichen Ent- nahmen von Heinrich Mohn.13 Das »normal-einkommensteuerliche Ein- kommen« Heinrich Mohns betrug schließlich 84 114 RM. Die Privatent- nahmen Mohns nur für seine Lebensführung und den Haushalt ändern sich im Laufe der Jahre kaum und zeigen das Bild eines sparsamen Hausva- ters. Dabei ist jedoch zu beachten, daß alle sonstigen Ausgaben Mohns wie der Hausbau in der Kurfürstenstraße Ende der zwanziger Jahre, der Fuhr- park u. a. in anderen Kontenrahmen auftauchen. Das Realeinkommen von Heinrich Mohn lag also deutlich höher. 578 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Tabelle 10: Kosten der Haushaltsführung von Heinrich Mohn Jahr 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 Haushalt 21 236 25 908 22 400 25 216 26 208 37 552 32 555 37 766 38 438 40 090 39 256 25 876 31 960 33 425 32 103 28 283 25 345 Stiftungen14 – Hausinvalidenkasse Die Hausinvalidenkasse ging zurück auf die 1887 von Heinrich Bertels- mann gegründete Hausinvaliden- und Krankenkasse, die noch vor dem Un- tersuchungszeitraum mit der Handwerks-Innungskasse des Kreises Gü- tersloh vereinigt worden war. Die Invalidenkasse wurde bis in die Inflation fortgeführt und am 1. März 1926 wiederbegründet. Die Mitgliedschaft be- schränkte sich auf das Personal der Firma. Der Inhaber und seine Fami- lie waren von ihr ausgeschlossen. Einbezogen wurde bei der Neugründung die bereits vorhandene Witwen- und Waisenkasse. Die im Unternehmen Tätigen zahlten monatlich einen kleinen Beitrag, der den Anspruch auf spätere Unterstützung sicherte. Der Bestand der Kasse am 31. Dezember 1934 Aufwertungsbeträge aus der alten Kasse Auslosungsrechte Gesamtvermögen 1935 58 831,80 RM 1 255,39 RM 1 250,00 RM 61 337,19 RM Die Ansprüche lebender und zahlender Mitglieder beliefen sich 1933 auf den größeren Teil des zur Verfügung stehenden Vermögens der Kasse, 45 419,93 RM. Das Finanzamt monierte die unter 50 % des Vermögens lie- gende Deckung der Kasse, worauf Heinrich Mohn erklärte, daß als Folge des Krieges die Zahl der Invaliden und Waisen sehr hoch sei und sich mit der Zeit abbaue. Er werde bei gutem Geschäftsgang die Firmenzuschüsse erhöhen. Die Hausinvaliden- und Witwenkasse war ein selbständig gesi- chertes Zweckvermögen. Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 579

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– Ravensbergische Pfarrwitwenkasse Nach dem Willen des Stifters Heinrich Bertelsmann verwalteten die Inhaber der Fa. C. Bertelsmann und zwei von ihnen gewählte Pfarrer des Ravens- berger Landes die Ravensbergische Pfarrwitwenkasse. 1934 waren dies Su- perintendent a.D. Möller in Pr. Oldendorf und Pfarrer Wilmans in Bethel. Die Zuweisungen der Kasse wurden an besonders bedürftige Pfarrwitwen des Ravensberger Landes und an deren Kinder ausgezahlt, zumal an solche, die keinen Beruf ergriffen hatten, weil sie im Haushalt helfen mußten. Der Fonds wurde in den Bilanzen gesondert ausgewiesen – im Jahr 1931 mit 5 804 RM, im Jahr 1932 mit 5 796 RM und im Jahr 1933 mit 5 581 RM. Die Zahlungen aus dem Fonds blieben mit 450 bis 700 RM gering: Man bestritt sie im wesentlichen aus den Zinsen des Vermögens. Offenbar woll- te Heinrich Mohn neue Zuführungen vermeiden. – Zauleck-Hilfsfonds Ursprünglich zur Unterstützung der Kindergottesdienstarbeit zwischen Paul Zauleck und seinem Verleger J. Morgenbesser in Bremen eingerichtet, kam dieser Fonds erst 1919 mit einer Rücklage von 2 000 RM zu Bertelsmann. Jo- hannes Zauleck und Mohn zahlten jeweils 10 % ihres Reingewinns aus dem Exemplarhonorar der Zeitschriften in den Fonds. Dank der steigenden Um- sätze konnte die ursprüngliche Zweckbindung erweitert werden. Größere Zu- wendungen gingen nach Mohns Darlegung 1933 an das evangelische Kran- kenhaus Gütersloh und das Säuglingsheim Hamm; 1932 und 1933 an ein Heim in Spiekeroog sowie ein Frauenheim. 1934 profitierte vor allem die NS- Winterhilfe vom Vermögen des Fonds. Leider liegen keine gesicherten Zah- len für die Einzahlungen ab 1933 vor, ebenso fehlen Angaben über die Ver- wendung. Das Vermögen der Stiftung schrumpfte stetig: von 12 033 RM im Jahr 1930 auf 9 453 RM (1931), 7 723 RM (1932) und 3 557 RM im Jahr 1933. Das Finanzamt stellte 1935 fest, daß die beiderseitigen Zuwendungen an den Fonds dem Vermögen des Pfarrers Zauleck bzw. dem Verlag zuzu- rechnen seien. Die Zuwendungen mußten damit versteuert werden, falls Bertelsmann und Zauleck die Fondsausschüttung nicht so gestalteten, daß man sie als Werbungskosten geltend machen könne. Heinrich Mohn ver- wies auf Zaulecks Vorschlagsrecht für die Verwendung der Gelder und be- tonte, daß »jede Verwendung des Fonds für persönliche Zwecke, sei es des Herausgebers, sei es des Verlegers ausgeschlossen« sei.15 Der Fonds wur- de bis Kriegsende fortgeführt und 1945 aufgelöst. Wer die anstehenden Restbeträge erhielt, ist nicht bekannt. Die Honorare der Erfolgsautoren Zur Bezahlung wissenschaftlicher Autoren bei Bertelsmann liegen nur ver- einzelte Quellen vor. C. Bertelsmann zahlte normalerweise die bran- chenüblichen Honorarsätze von 10 % des Ladenpreises je nach Absatz mit einer ersten Abschlagszahlung. Hans Grimm pochte, seinem Rang ent- sprechend, wenn auch vergeblich, auf einen höheren Satz (15 %), erhielt 580 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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aber immerhin Sonderkonditionen. Paul C. Ettighoffer führte, gefolgt von Gustav Schröer, die Liste der bestbezahlten Bertelsmann-Autoren an, über- troffen nur von Johannes Zauleck und Johannes Banzhaf. Sehr günstig für den Verlag waren die Abrechnungsmodalitäten bei den Wehrmachtsausgaben. Die Verträge16 legten fest: »Die Feldausgabe kostet RM 1,20. Das Honorar beträgt 10 % dieses Ladenpreises, also 12 Pfg. für das Stück. Das Honorar für die ersten 20 000 Stück in Höhe von RM 2 400 ist bei Erscheinen der Feldausgabe an den Verfasser zu zahlen. Hinsichtlich des weiteren Absatzes wird jeweils im April über den Absatz des voraufge- gangenen Kalenderjahres vom Verlag abgerechnet und das Honorar an den Verfasser überwiesen.« Dies konnte für C. Bertelsmann einen nicht zu un- terschätzenden Zinsertrag abwerfen. Welche Summen die erfolgreichsten Autoren bezogen, wird am Beispiel des Rekordumsatzjahrs 1941 (als der Verlag eine Honorarsumme von 1 133 959,63 RM auszuzahlen hatte) und bei einem Blick auf ihre Gesamthonorare bei C. Bertelsmann bis 1945 deutlich. Tabelle 11: Die herausragenden Autorenhonorare Autor Johannes Zauleck Johannes Banzhaf P. C Ettighoffer. Gustav Schröer Fritz Otto Busch Ernst Zahn Fritz Müller-Partenkirchen Werner v. Langsdorff Thor Goote Auguste Supper Liese Gast Herbert Volck Arno Dohm Ernst v. Salomon Georg von der Vring Hans Willi Linker Honorar 1941a 12 532,37 81 683,58 103 247,03 213 025,13 74 071,55 45 528,75 44 696,84 62 465,61 30 300,17 28 113,80 19 800,00 37 200,37 24 549,50 13 194,22 12 262,50 9 490,00 Gesamthonorarb > 800 000 800 000 794 442 734 899 438 500 202 913 196 550 189 895 152 995 121 278 110 960 106 660 83 345 82 875 62 220 31 130 a Sammlung UHK, I.2/2086, Betriebsprüfungsbericht Drees, [9.10.1941]. b Auswertungen und Berechnung nach Auflagen. Die Honorare von Pastor Zauleck gliederten sich auf in Stück- und Fixho- norare für seine Blätter Acht Seiten / Freude zu bereiten (501 648 RM), Für unsre Kinder (195 420 RM) und Für alte Augen (103 596 RM). Davon gin- gen jeweils 10 % an den Zauleck-Hilfsfonds. Bertelsmann nach dem Krieg Auf Druck der alliierten Behörden wurden aus der Firma C. Bertelsmann am 11.3.1946 die technischen Betriebsteile unter dem Firmennamen Mohn Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 581

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& Co KG (hinter dem Heinrich Mohn und Gerhard Steinsiek standen) aus- gegliedert. Der Verlag C. Bertelsmann erhielt am 27.3.1946 die Lizenz der englischen Behörden. Mit dem Wiederaufleben des theologischen Verlags Der Rufer erweiterte sich das Unternehmen auf drei Firmen. Die Kapital- verhältnisse in allen drei Firmen wurden 1946 und 1947 mehrfach umge- schichtet. 1947 traten Heinrich Mohn und seine Tochter Ursula als per- sönlich haftender Gesellschafter respektive Kommanditistin aus den Un- ternehmen aus, Reinhard Mohn leitete fortan die Firmen. Ursula Mohn er- langte ihre Stellung bereits 1948 wieder. Kapitalbeteiligungen C. Bertelsmann war Ende 1943 in eine Kommanditgesellschaft umgewan- delt worden. Nach dem Krieg blieb das Vermögen der C. Bertelsmann KG in der Familie, wurde jedoch umgeschichtet. Nach dem Rücktritt von Hein- rich Mohn und dem neu gefaßten Gesellschaftervertrag des Stammhauses C. Bertelsmann vom 29.9.1947 waren nach wie vor die Geschwister Rein- hard, Sigbert und Gerhard Mohn sowie Annegret Tödtmann Kommanditi- sten mit jeweils 200 000 RM, das Kapital von Heinrich Mohn in Höhe von 907 882,53 RM wurde ebenso wie das von Ursula Fischer in ein Darlehen umgewandelt. Die Kapitaldecke betrug zum Stichtag des neuen Gesell- schaftervertrages 1 851 267,55 RM. Das ausgegliederte Unternehmen Mohn & Co KG, anfänglich eine offe- ne Handelsgesellschaft, wurde 1947 in eine GmbH umgewandelt. Zu- nächst übernahm Heinrich Mohn mit Wirkung vom 11.3.1946 die Führung als persönlich haftender Gesellschafter mit 452 046,45 RM Kapi- tal, als Kommanditist überführte Gerhard Steinsiek seine stille Beteiligung von 100 000 RM aus der Bertelsmann KG als Kommanditeinlage in die Mohn & Co KG. Nach dem Rücktritt von Heinrich Mohn wurde auch bei Mohn & Co eine Umstrukturierung vorgenommen. Das Gesamtkapital be- trug im Juli 1947 1 163 919,71 RM. Davon entfielen auf Heinrich Mohn 250 000 RM, auf Gerhard Steinsiek 50 000 RM (der Rest der ursprüngli- chen 1 000 000 RM wurde in ein Darlehen umgewandelt). Die Firmen C. Bertelsmann KG und der Rufer KG beteiligen sich mit je 100 000 RM an Mohn & Co. Auch der Verlag Der Rufer machte die wichtigsten Umwandlungen in der Firmenstruktur mit, die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft wie den Führungswechsel von Heinrich auf Reinhard Mohn. Kommanditi- sten wurden Annegret Tödtmann, Sigbert Mohn und Gerhard Mohn, die zusammen mit Reinhard Mohn ein Kapital von 4 000 000 RM einschossen. Heinrich Mohn gab ein Darlehen von 60 637,91 RM unter der ausdrückli- chen Zusicherung im Gesellschaftervertrag, daß dieses Darlehen jederzeit in voll haftendes Kapital umgewandelt werden könne. Ein Darlehen für vier Enkelkinder von Heinrich Mohn mit 80 000 RM wurde gleichfalls verbrieft. Letztlich wurden die verbleibenden 100 000 RM von Ursula Fischer, die nicht bei Bertelsmann KG untergebracht wurden, im Verlag Der Rufer pla- ziert. Die Kapitalsumme des Unternehmens lag bei 640 637,91 RM. Damit war die Unternehmensstruktur neu konsolidiert. 582 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

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Wirtschaftsdaten Aus der Zeit zwischen 1945 und 1954 liegen aus dem Gesamtkonzern kei- ne Bilanzen, Entwürfe oder gar fertige Berichte an das Finanzamt oder die Gesellschafter vor. In Vorbereitung der Finanzamtsprüfung im Jahr 1948 wurden handschriftliche Rohdaten zu den drei Teilfirmen erstellt. Tabelle 12: Rohdaten zum Umsatz und Gewinn C. Bertelsmann 1941 bis 20.8.1948 (Währungsreform) Jahr 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 20.8.1948 Umsatz (RM) 8 062 019 7 516 655 4 884 294 2 408 441 818 526 818 526 1 320 062 Keine Angaben Reingewinn (RM) 3 234 236 2 952 647 1 488 978 -2 981 316 716 83 343 Keine Angaben Keine Angaben Umsatzrendite in % 40,1 39,3 30,5 - 0,1 38,7 10,2 - - Die Zahlenangaben bei C. Bertelsmann sind dürftig. Nach den bekannt ho- hen Umsätzen der Kriegsjahre erreichte das Unternehmen 1947 wieder den Stand der Jahre 1934/1935. Tabelle 13: Rohdaten zum Umsatz und Gewinn Mohn & Co 1946 bis 20.8.1948 (Währungs- reform) Jahr 1946 1947 20.8.1948 Umsatz (RM) 658 083 884 726 462 152 Ertrag (RM) 57 146 102 789 44 667 Umsatzrendite in % 8,7 11,6 9,7 Der Umsatz und der Gewinn bei Mohn & Co lagen in etwa in der gleichen Größenordnung wie beim nachfolgend behandelten Verlag Der Rufer. Auf- fällig ist, daß nach einem recht zufriedenstellenden Start 1946 und vor al- lem 1947 Umsatz und Ertrag zurückgingen. Tabelle 14: Umsatzaufteilung Mohn & Co 1946 bis 1948 (Währungsreform) Jahr 1946 1947 Bis 20.8.1948 Umsatz mit Bertelsmann in RM 107 039 491 713 301 401 Umsatz mit Rufer in RM 165 625 191 091 57 595 Umsatz mit Dritten in RM 385 419 201 922 103 156 Umsatz gesamt RM 658 083 884 726 462 152 Der Umsatz von Mohn & Co KG mit C. Bertelsmann wuchs von 16,3 % (1946) auf 65 % (Rumpfdaten 1948), das Geschäft mit dem Rufer Verlag fiel im gleichen Zeitraum von 25 % auf 13 % und das Volumen der Frem- Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 583

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daufträge sank von 58,8 % auf bescheidene 22 %. Das zeigt, daß Mohn & Co 1947 und 1948 von der »Mutter« C. Bertelsmann lebte. Tabelle 15: Rohdaten zum Umsatz und Gewinn des Rufer-Verlags 1939 bis 20.8.1948 (Währungsreform) Jahr 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 20.8.1948 Umsatz (RM) 161 082 235 814 153 385 434 699 72 910 514 326 445 752 753 929 261 699 Ertrag (RM) 3 146 25 498 15 415 268 941 19 570 42 488 41 325 69 817 6 473 Umsatzrendite in % 2,0 10,8 10,0 61,9 26,8 8,3 9,3 9,3 2,5 Ähnlich wie Bertelsmann verzeichnete der 1943 geschlossene Rufer-Ver- lag in den Kriegsjahren bis einschließlich 1945 einen in Anbetracht der fortgeschrittenen Kriegslage erstaunlich hohen (Auslieferungs-)Umsatz, al- lerdings mit der gesamten dorthin überschriebenen Theologie-Produktion Bertelsmanns. 1943 wurde eine Umsatzrendite von nicht weniger als 61,9 % erwirtschaftet; daß Mohn deshalb hohes Interesse am Weiterver- kauf der theologischen Produktion hatte, wurde bereits betont. Der Nach- kriegsumsatz war stetig, doch mit zunächst schmalen Gewinnmargen, das Jahr 1948 zeigte jedoch eine rückläufige Tendenz. Betrachtet man die Entwicklung des Gesamtkonzerns von 1946 bis zur Währungsreform, so muß von einem stark geschrumpften Geschäft ge- sprochen werden. Klare Tendenzen im Verlags- und Druckprogramm las- sen sich noch nicht erkennen. Hans-Eugen Bühler, Olaf Simons, Reinhard Wittmann 584 Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten

582

Anmerkungen Texte aus dem Bertelsmann- bzw. Rufer-Verlag sowie die Literatur vor 1945 werden im folgenden vollstän- dig zitiert und sind bei wiederholter Nennung mit einem Hinweis auf die jeweilige Anmerkung, in der sie zuerst aufgeführt wurden, versehen. Die nach 1945 publizierte Literatur erscheint durchgängig nur in Kurz- form mit Verfassername und Kurztitel; die vollständigen Angaben dazu finden sich im Literaturverzeichnis (ab Seite 748) unter der entsprechenden Rubrik. Einleitung 1 Vgl.– in der Reihenfolge ihres Erscheinens – 6 Ausnahmen bilden die Darstellungen zu den insbesondere Gall u.a.: Deutsche Bank; Mommsen/Grieger:Volkswagenwerk; Gregor: Daimler-Benz; Berghoff: Kleinstadt; Bähr: Goldhandel; Pohl: Philipp Holzmann; James: Deutsche Bank und »Arisierung«; Feldman: Al- lianz; zur neueren Entwicklung innerhalb des Faches vgl. Pierenkemper: Unternehmensge- schichte. 2 150 Jahre: Geschichte. Teils differenzierter Gööck: Bücher. Bereits 1957 hatte der »Spie- gel« kritische Fragen zur Unternehmensge- schichte gestellt, vgl.: Die Bestsellerfabrik in: Der Spiegel, 11. Jg., 24. Juli 1957, S. 32–41. 3 Fischlers Kritik wurde zunächst von Gian Trepp in der »Weltwoche« vom 8.10. 1998 veröffent- licht, am 29.10. von Fischler selbst ebenda; am 13. 11.1998 berichtete 3sat in der Sendung »Kulturzeit«. 4 Vgl. »Bertelsmann im Dritten Reich«. Zwi- schenbericht der Unabhängigen Historischen Kommission. epd medien, 2.2.2000, Nr. 8. 5 Zu diesem Ergebnis kam auch ein Fachkollo- qium zum Thema »Verlagsgeschichte im Dritten Reich«, zu dem die UHK im Oktober 2000 Dr. Jan-Pieter Barbian, Ulf Diederichs, Prof. Dr. Gangolf Hübinger, Dr. Siegfried Lokatis und Dr. Anne-Margret Wallrath-Janssen einlud. Unternehmen Hanseatische Verlagsanstalt (Siegfried Lokatis), Suhrkamp (Katalog Mar- bach), Kiepenheuer (Cornelia C. Funke) und Diederichs (Ulf Diederichs). Ansonsten er- schöpft sich die Berücksichtigung der NS-Zeit in den meisten Verlagsgeschichten in Formulie- rungen wie »Überwintern« und »ständiges Ab- wägen taktischer Maßnahmen« (Piper/Raab: 90 Jahre, S. 145), oder in durchaus anfechtba- ren Behauptungen wie: »Insgesamt erschienen in den Vokabeln der Zeit, die zwangsläufig auch in der Geschichte des Verlages ihre Spu- ren hinterlassen mußte, nur einige unumgängli- che Veröffentlichungen.« (Hohenberg: Wester- mann, S. 43). 7 Das Archiv der UHK wird nach Beendigung ih- rer Tätigkeit nach Gütersloh überführt und steht dort der wissenschaftlichen Benutzung zur Verfügung. 8 Eine ausführlichere Auswertung und Analyse von Texten des theologischen Programms ist von Claudia Brauers als wissenschaftlicher Mit- arbeiterin der UHK erarbeitet worden. Sie ha- ben bei der Erstellung des Berichts als wichtige Arbeitsunterlage gedient und sind in die Sammlung UHK zur weiteren Nutzung aufge- nommen worden. Das fromme Erbe 1 HStA Düsseldorf, NW 11–83, S. 33, C. Bertels- mann an Press Control Periodical Section, Düs- seldorf, 8.5.1947. BA Berlin, RKK 2703, Hein- rich Mohn an Information Control Unit, Düssel- dorf-Benrath, 23.4.1947. 2 In Chroniken der Verlagsgeschichte sind Leben und Wirken des Gründers und seiner Nachfol- ger zwar Gegenstand der Darstellung, ihr poli- tisches Engagement wird jedoch weder histo- risch-kritisch bewertet noch in seiner Bedeu- tung für die NS-Zeit diskutiert; vgl. 150 Jahre: Geschichte; Kempowski: Chronik. 3 Das Jahr der Reformation wurde erst aus Anlaß der 400-Jahr-Feier ermittelt; strittig war, ob das Ereignis womöglich erst 1542 stattgefunden hatte. 4 »Was kann aus Nazareth Gutes kommen?« lautet der Titel einer Ausstellung über die Er- weckungsbewegung, die im September 2000 in der Apostelkirche in Gütersloh gezeigt wur- de; vgl. Felchner: Nazareth; Lakämper-Lührs: Nazareth. 5 Vgl. Gäbler: Pietismus, darin insbesondere Leh- mann: Lage, und Benrath: Erweckung; auch Anmerkungen zu den Seiten 9 bis 19 585

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Wallmann: Kirchengeschichte, S. 126–146, 188–198; ferner Graf: Spaltung; ders.: Moder- nisierer; für die ältere Forschung Beyreuther: Erweckungsbewegung; Scharfe: Religion. 6 Den jüngsten Forschungsergebnissen zufolge ist unklar, welche protestantischen Gruppierun- gen zum neuen Pietismus gezählt werden kön- nen; auch über Terminologie und Periodisierun- gen besteht in der Forschung keine Einigkeit; vgl. Lehmann: Lage; Benrath: Erweckung, S. 155, spricht hier von einem »nicht befriedi- genden Forschungsstand«. 7 Vgl. Benrath: Erweckung, der das Ende der Er- weckungsbewegung auf 1888 festsetzt. Unter veränderten Bedingungen, so Benrath, sei da- nach mit der sogenannten Gemeinschaftsbe- wegung eine neue Strömung entstanden. Zu den Phasen der Erweckungsbewegung vgl. ebenda; zur Gemeinschaftsbewegung vgl. aus- führlich Ohlemacher: Gemeinschaftschristen- tum. 8 Zu Westfalen-Lippe vgl. zuletzt Benrath: Er- weckung, S. 194–202. 9 Zur Erbauungsliteratur vgl. Schäferjohann-Bur- sian: Bibeln. 10 Vgl. die aus Anlaß des 175jährigen Stadtju- biläums publizierte Stadtgeschichte von Frei- tag: Geschichte. Der Schwerpunkt der Beiträge liegt auf wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Fragestellungen; darin zur Geschichte des Kirchspiels in Mittelalter und früher Neuzeit vgl. Freitag: Kirchdorf; zur Stadtgeschichte im 19. und frühen 20. Jahrhundert vgl. Vieregge: Stadt; Minner: Stadt; dies./Vieregge: Politik; Möller: Jahr; knapp zur evangelischen Gemein- de und zur Erweckungsbewegung im 19. Jahr- hundert vgl. Minner: Stadt, S. 289–301; zu Ber- telsmann vgl. Vieregge: Stadt, S. 128 f. und passim. Die erste Monographie über die Ge- schichte der Stadt erschien 1904. Vgl. Hermann Eickhoff: Geschichte der Stadt und Gemeinde Gütersloh, Gütersloh: C. Bertelsmann 1904; vgl. zur Stadtgeschichte bis zum Ende der Wei- marer Republik ferner die Bände von Hilbk: Preußen; ders.: Kaiser; auch ders.: Buschmann. 11 Zitiert nach Hermann Eickhoff: Der Kreis Wie- denbrück, Gütersloh: C. Bertelsmann 1921, S. 46. 12 Zu Carl Bertelsmann vgl. insbesondere die Schrift zum 100jährigen Bestehen des Verlags, Heinrich Mohn (Hrsg.): Carl Bertelsmann. Ein Bild seines Lebens. Zur Jahrhundertfeier des von ihm gegründeten Verlagshauses, Güters- loh: C. Bertelsmann 1935. Auf der Chronik, die viele persönliche Zeugnisse von Carl Bertels- mann dokumentiert, darunter die Briefe der Brautzeit, das Tagebuch und die Korrespondenz mit seinem Sohn Heinrich aus den Jahren 1846/47, basieren alle späteren Publikationen über den Gründer; vgl. Gööck: Bücher, S. 31–46; Renk/Ruhe: Männer, S. 136–143; 150 Jahre: Geschichte; Kempowski: Chronik. Herrschaft von Napoleons Bruder Jerôme, dem König von Westfalen. 14 Das Gebäude, wenngleich 1868 verkauft, gilt als Stammsitz der Familie. Während der antijü- dischen Ausschreitungen beim Novemberpo- grom 1938 brannte es bis auf die Grundmau- ern nieder; vgl. hierzu Kapitel 8, S. 372 f. 15 Zu Volkening und seinem Wirken in Minden- Ravensberg vgl. vor allem Mooser: Konventikel; auch Benrath: Erweckung, S. 196; Grimm: Kan- zelvorträge; Minner: Stadt, S. 292–295. 16 So Dietrich August Rische: Johann Heinrich Volkening. Ein christliches Lebens- und kirchli- ches Zeitbild aus der Mitte des 19. Jahrhun- derts, Gütersloh: C. Bertelsmann 1919, S. 90 f. 17 Zur Bürgerkultur in Gütersloh vgl. Minner: Stadt. 18 Sammlung UHK, II.1/1, Familienpapiere. Die Statuten des 1847 gegründeten Vereins verbo- ten Mitgliedern den Genuß und Ausschank von Branntwein. 19 Vgl. Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 64–80, darin: Briefe von Bertelsmann an Volkening und seinen Sohn. Sammlung UHK, II.1/1; II.1/7; II.2/3002, weitere (ungedruckte) Korrespondenz von Carl Bertelsmann an Volke- ning und seinen Sohn Heinrich. 20 Johann Hinrich Volkening: Kleine Missionsharfe im Kirchen- und Volkston für festliche und außerfestliche Kreise, Gütersloh: C. Bertels- mann 1853, S. 2; Hervorhebung im Original. 21 Exemplarisch zur sozialgeschichtlichen Bedeu- tung der Religion am Beispiel der Erweckungs- bewegung vgl. Mooser u. a.: Volk, darin insbe- sondere ders.: Konventikel; ferner ders.: Reli- gion. 22 So der Titel eines Aufsatzes von Gottfried Korff zur Situation im Katholizismus. 23 Sammlung UHK, I.2/5020, Faksimile, in: Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), zwischen S. 72 und 73. 24 Vgl. Gröne: Gedankenwelt; kurz auch Stuppe- rich: Wirkung; Minner: Stadt, S. 298 f. 25 Sammlung UHK, I.2/4002, »Verlagsverzeichnis von Heinrich Bertelsmann in Gütersloh für Juli 1835 bis October 1879«, Gütersloh 1879; dar- in im Vorwort ein Hinweis auf die »gegenwär- tig 19 000 Abonnenten« der Schrift. Ab 1930 erschien das Blatt in Herford. 26 Zur Stadterhebung vgl. Vieregge: Stadt, S. 112–114; Grimm: Stadtentwicklung; Hilbk: Preußen, S. 31. 27 Das Wappen zeigt ein sechsspeichiges rotes Spinnrad in einem grünen, von den preußi- schen Landesfarben umrandeten und von drei Silberstreifen durchzogenen Feld. 28 Zu den ökonomischen Zusammenhängen vgl. Vieregge: Stadt; zu den Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben vgl. Minner: Stadt. 29 Vgl. Hilbk: Preußen, S. 12, der von einer »Wahlverwandtschaft von Stadt und Staat« spricht. 30 Zum Eisenbahnbau vgl. Vieregge: Stadt, 13 So der Titel des Bürgermeisters zur Zeit der S. 129–131. 586 Anmerkungen zu den Seiten 19 bis 23

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31 Hilbk: Preußen, Vorwort, ferner S. 35–39; aus- führlich zu den Ereignissen vgl. Minner/Viereg- ge: Politik, S. 315–333; Eickhoff: Geschichte der Stadt und Gemeinde Gütersloh (wie Anm. 10), S. 257–278. Dokumente in: Streckerjahn/ Boeselager: Herrengesellschaften, S. 61, 71 f.; allgemein zur protesthemmenden Haltung vgl. Mooser: Religion; auch Scheffler: Erweckungs- bewegung. 32 Bertelsmann war von 1840 bis 1843 Beigeord- neter im Munizipal- und Gemeinderat. 33 1833 war Friedrich Wilhelm IV. zum ersten Mal in der Stadt, zwei Jahre bevor sein Vater den ersten Besuch abstattete. Im Firmenarchiv des Verlags C. Bertelsmann befindet sich die Ab- schrift eines Gebetbuchs des Königs, die Carl Bertelsmann vermutlich als Geschenk erhielt, Sammlung UHK, II.1/1, Gebetbuch. 34 Zur Kaiserverehrung in Gütersloh vgl. Minner/Vieregge: Politik, S. 352–359. 35 Sammlung UHK, II.1/4, Familienpapiere. Weite- re Korrespondenz von Carl Bertelsmann: Sammlung UHK, I.2/3001; I.2/5021; vgl. Min- ner/Vieregge: Politik, S. 332. 36 Sammlung UHK, II.1/1, Mittheilungen für die Ge- samtgemeinde Gütersloh, April 1849 (Kopie). 37 Die wichtigsten Teilstudien zur Geschichte der Schule verfaßte Hans Hilbk, von 1972 bis 1987 Leiter des Gymnasiums. Die politischen Auswir- kungen der Erziehung im patriotischen Geist werden allerdings nicht diskutiert. Eine kriti- sche Untersuchung der Schulgeschichte fehlt; vgl. Hilbk: Idee; ders.: Preußen, S. 40–56; ders.: Gymnasium; auch Janz: Bürger, S. 132–142; Kerssen/Kraak: Gütersloh; Propach: Diakonie; kurz Minner: Stadt, S. 299–301. Seit neuestem liegt die Chronik In medias res. 150 Jahre Evangelisch Stiftisches Gymnasium Gütersloh vor; darin zur Gründung Möller: Schule, zur NS- Zeit Kübler: Penne. 38 1866 erhielt die Schule eine eigene Pfarrstelle. 39 Sammlung UHK, II.1/1, Familienpapiere, abge- druckt in: Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 83 f. 40 Carl Bertelsmann im Aufruf »Ein christliches Gymnasium«, zitiert nach Möller: Schule, S. 47. 41 Mögliche Schulstandorte waren außerdem Höxter und Halle in Westfalen; vgl. ausführlich Möller: Schule, Zitat S. 33 f. 42 Sammlung UHK, I.2/4002. Eindeutig nachzu- weisen sind bis 1850 insgesamt 43 Titel, dar- unter auch Publikationen angekaufter Verlage; nicht eingerechnet und kaum mehr feststellbar sind Neuauflagen, deren Ersterscheinung nicht exakt zu datieren ist, und auch Titel, die kein Erscheinungsjahr nennen. 43 So Carl Bertelsmann am 3.5.1847 an seinen Sohn, abgedruckt in: Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 72. 44 Sammlung UHK, I.2/1017, Heinrich Mohn an Verlagsbuchhändler Ernst Reinhardt, München, 15.7.1935. Mohn bedauerte, daß über seinen Großvater nur spärliche schriftliche Quellen er- halten blieben: »Mutter sucht nun nach Brie- fen, die etwa noch irgendwo in einer Ecke sit- zen könnten. Daß in der Geschäftskorrespon- denz Wesentliches vorhanden ist, glaube ich kaum, ist jedenfalls schwer herauszufinden.« 45 Sammlung UHK, I.2/4002; I.2/2047, verschie- dene Verlagsverzeichnisse. 46 Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 100. 47 Vgl. kurz Minner: Stadt, S. 285 f. 48 In diesem ersten überregionalen Zusammen- schluß evangelischer Buchhändler soll auch Jo- hannes Mohn eine aktive Rolle gespielt haben, allerdings sind Einzelheiten nicht bekannt. Das Archiv des Vereins ist verschollen. Zu Mohn vgl. kurz Möbius: Buchhändler-Vereine, S. 24. 49 Vereinssatzung, zitiert bei Möbius: Buchhänd- ler-Vereine, S. 26. 50 Der Streit entzündete sich an einer Kritik des li- beralen Theologen Erich Förster, der im 14. Jahrgang (1900) der »Christlichen Welt« Kritik an der konservativen Haltung des »Christlichen Bücherschatzes« geübt hatte. Aufschlußreich für das professionelle Selbstverständnis des Verbandes, der sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch in dieser Tradition sah, ist nach wie vor die Darstellung dieser Episode bei Mö- bius: Buchhändler-Vereine, S. 25. Seine konser- vative Linie führte der Verein später unter dem Vorsitz von Johannes Mohn fort, in dessen Amtszeit zwischen 1900 und 1909 der publizi- stische Schlagabtausch des Vereinsorgans »Der christliche Bücherschatz« mit Martin Rades li- beral-theologischer Zeitschrift »Die christliche Welt« fiel. 51 Vgl. Stemmle: Buchgewerbe, S. 163–165. 52 Vgl. Hübinger/Müller: Verlage, S. 395–397. Die Statistiken beruhen auf Auswertungen der Hin- richsschen Jahreskataloge von Georg Jäger und Barbara Kastner. Zur Problematik dieser stati- stischen Quelle vgl. demnächst dies.: Statistik. 53 So nennt das im Auftrag des Verbandes evan- gelischer Buchhändler herausgegebene »Ver- zeichnis der evangelischen Presse« (Hamburg 1908) für die Innere Mission allein 35 Zeit- schriften mit einer Gesamtauflage von mehr als 85 000 Exemplaren; vgl. auch Pöhlmann: Kampf. 54 So die Ausführungen zu J.C.B. Mohr (Paul Sie- beck) bei Hübinger: Kulturprotestantismus, S. 190–192; zum Berliner Verlagshaus Georg Reimer vgl. Reimer: Passion; Töpelmann: Freundschaft. 55 Vgl. ausführlich Graf: Kulturluthertum. 56 Friedrich Perthes, national-konservative Leitfi- gur des deutschen Buchhandels, arbeitete zunächst eng mit der Altonaischen Bibelgesell- schaft zusammen, bevor er sein eigenes Ver- lagsgeschäft in Gotha gründete; Friedrich Steinkopf, ebenfalls Gründungsmitglied des Vereins der Verleger christlicher Literatur, knüpfte an die familiären Verbindungen zur Basler Missionsgesellschaft an; Julius Fricke ar- Anmerkungen zu den Seiten 24 bis 27 587

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beitete 16 Jahre lang als Schatzmeister der Halleschen Missionskonferenz; vgl. ausführlich Wittmann: Geschichte, S. 206 f., 216. 57 Das »Jahrbuch des Evangelischen Vereins für westfälische Kirchengeschichte« erschien seit 1899 im Verlag. Die ersten Jahrgänge tragen den Titel »Jahrbuch des Vereins für die evange- lische Kirchengeschichte der Grafschaft Mark«. 58 Flugschriften der Deutschen Evangelischen Missionshilfe, ab 1908. 59 Bei Bertelsmann erschienen von 1924 bis 1941 die von Martin Schlunk und Julius Richter im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Missi- onswissenschaft herausgegebenen »Allgemei- nen Missions-Studien« und auch die »Neue Allgemeine Missionszeitschrift«. 60 Vgl. vor allem die von Pastor Erich Schaeffer im Auftrag der Gesellschaft herausgegebene Reihe »Christentum und Judentum«, die zwischen 1917 und 1928 in mehreren Serien im Verlag erschien. 61 Zu dieser zum Ende des 18. Jahrhunderts ent- stehenden theologischen Literaturgattung vgl. Drehsen: Theologia. 62 Zu Löhes Bedeutung für den missionswissen- schaftlichen Diskurs um Kirche und Volk im 19. Jahrhundert vgl. Hoekendijk: Kirche, S. 75–77. Bei Bertelsmann erschienen von Löhe insgesamt über 40 kleinere Schriften und Predigten. 63 Vilmar war Ministerialreferent für geistliche Fragen und Schulfragen im kurhessischen In- nenministerium. Bei Bertelsmann erschienen ferner die Schriften »Kirche und Welt und die Aufgaben des geistlichen Amtes in unsrer Zeit« (1872), »Martin Luther« (1883) sowie das »Lehrbuch der Pastoraltheologie«, das nach seinen akademischen Vorlesungen 1872 von Karl Pidertit herausgegeben wurde. 64 Der Stadtverordnetenversammlung gehörte Heinrich Bertelsmann von 1855 bis 1860, von 1863 bis 1868 und von 1885 bis zu seinem Tod 1887 an. Mitglied des Magistrats war er von 1869 bis 1874, von 1875 bis 1880 und von 1881 bis 1884, als er das Amt vorzeitig abgab. 65 Vgl. Grimm: Presse. 66 Vgl. Nipkau: Traditionen; über die Christlich- Konservative Partei sind keine Einzelheiten be- kannt; Schmalenbach als Vorsitzender ist kurz erwähnt bei Benrath: Erweckung, S. 197 f.; vgl. ferner Reinhard Kaeller: Die Konservative Partei in Minden-Ravensberg, ihre Grundlagen, Ent- stehung und Entwicklung bis zum Jahre 1866, in: Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg (1912), S. 2–100. 67 Rudolf Friedrich Grau: Das Geheimnis der Ju- denfrage, in: Beweis des Glaubens. Monats- schrift zur Begründung und Verteidigung der christlichen Wahrheit für Gebildete, Neue Folge 2 (1881), S. 64–73, S. 113–154, vor allem S. 64 f., 154. Zur Stoecker-Tradition bei Grau vgl. kurz Heinrichs: Judenbild, S. 207. 68 Vgl. Hilbk: Stiften; Wißmann: Glanz; Vieregge: Stadt, S. 150 f. 69 Vgl. Möller: Jahr. Das Gebäude lieferte das Vor- bild für die neugotischen Rathausbauten in Wien, Hamburg und München; es wurde 1971 abgerissen. 70 Zu Wirtschaftswachstum und beginnender Ur- banität vgl. Vieregge: Stadt, S. 136–146. 71 Über die Geschichte der Firma Miele liegt keine historisch-kritische Untersuchung vor; vgl. bis- lang die aus Anlaß des 100. Firmenjubiläums erschienene Festschrift von Luecke: Miele; fer- ner zur Lebensgeschichte des Gründers vgl. Ter- rahe: Carl Miele; oberflächlich Steinhart: Carl Miele. 72 Sammlung UHK, I.2/2109, »Haus-Ordnung der Offizin C. Bertelsmann in Gütersloh, giltig [sic] vom 1.4.1880«; hier auch zum folgenden. 73 Sammlung UHK, I.2/2081, Satzungen der Inva- liden- und Altersversorgungskasse für die Fir- men C. Bertelsmann in Gütersloh und J. D. Kü- ster Nachf. in Bielefeld. Die Satzungen wurden 1886 entworfen und traten am 1.1.1887 in Kraft. 74 In Unternehmenschroniken wird die »Moder- nität« der Maßnahme herausgestellt und in Be- zug zur Bismarckschen Sozialversicherungsge- setzgebung gesetzt, der sie »weit voraus« ge- wesen sei; vgl. erstmals Mohn: Carl Bertels- mann (wie Anm. 12), S. 93, ebenso 150 Jahre: Geschichte, S. 49; ferner Büchner: Chronik, S. 18. Zur betrieblichen Sozialpolitik vgl. Schulz: Sozialpolitik; ferner Ritter/Tenfelde: Ar- beiter; Jähnichen: Industrieuntertan; Welskopp: Sozialpolitik. 75 Vgl. Nipperdey: Geschichte1800–1866; Wall- mann: Kirchengeschichte, S. 229–235; Pohl: Sozialpolitik. 76 Sammlung UHK, I.2/8037, Familienpapiere. Über die Veranstaltung liegt eine gedruckte Schilderung vor: Bericht über die Feier des fünf- zigjährigen Jubiläums der Firma C. Bertelsmann in Gütersloh vom 1.–4. Juli 1885; hier das Zi- tat. Sammlung UHK, II.1/14, Erinnerungen von Frieda Mohn an die Großmutter, Emma Char- lotte Bertelsmann, Gattin des Verlagschefs (»für die Geschwister Heinrich und Sophie«), Weihnachten 1952, S. 12. 77 Bericht des Stadtchronisten zum 21.3.1887, abgedruckt in: Hilbk: Preußen, S. 67 f. 78 Zur Familiengeschichte vgl. ausführlich 150 Jahre: Geschichte, S. 65–84; Kempowski: Chro- nik, S. 24–28. 79 Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 101. 80 Sammlung UHK, I.2/4002; I.2/2047, verschie- dene Verlagsverzeichnisse. 81 Johann Hinrich Wichern: Gesammelte Schriften, Bd. 3, Hamburg: Rauhes Haus 1905, S. 1185: »Es gilt einen großen und ernsten Geistes- kampf, zu dem alle christlichen Lebensmächte die Waffen bieten, und den sie in mutigem Glauben aufnehmen müssen, und der keinem 588 Anmerkungen zu den Seiten 27 bis 32

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von uns, sei er Geistlicher, sei er Nichtgeistli- cher, erspart bleibt.« Diese Worte leiten das er- ste Heft der Zeitschrift ein. 82 Sammlung UHK, I.2/8037, Familienpapiere, Be- richt über die Feier des fünfzigjährigen Ju- biläums der Firma C. Bertelsmann in Gütersloh vom 1.-4. Juli 1885, S. 4; abgedruckt in: Kem- powski: Chronik, S. 22. 83 HAB, B IX 11,5, Bericht von Sanitätsrat Philipps über eine Reise in die Usambaraberge; vermut- lich handelt es sich bei dem Verfasser um Mohns Kompagnon. Kontakt zur Bethel-Missi- on in Deutsch-Ostafrika unterhielt Johannes Mohn nicht. 84 Deutscher Kolonial-Kalender 1908, S. 109. 85 Sammlung UHK, I.2/2081, Satzungen der Inva- liden- und Altersversorgungskasse für die Fir- men C. Bertelsmann in Gütersloh, J. D. Küster Nachf. in Bielefeld, Gütersloh 1910. 86 Sammlung UHK, I.2/8037, handschriftliche Er- innerungsgabe zum 75jährigen Jubiläum der Firma C. Bertelsmann, »der Familie Johannes Mohn dankbar gewidmet von einem Festteil- nehmer«. 87 EKAG, A 236, Präses Heinrich Lohmann im Na- men des Presbyteriums der evangelisch-lutheri- schen Kirchengemeinde Gütersloh an Superin- tendent Gustav Münter in Brackwede, hand- schriftliche Datierung, 1.7.1935. 88 Vgl. die Aufstellung der evangelischen Pfarrer in Gütersloh bei Freitag: Geschichte, S. 458. 89 Sammlung UHK, II.1/10, Familienpapiere, Gütz- ler Blätter, Mai 1931, S. 17. 90 Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 92. 91 Zur Fortführung der Debatte in den zwanziger Jahren vgl. Speitkamp: Jugendschutz, S. 47. 92 StadtA Gütersloh, D 848, Tigges an Stadtver- waltung Gütersloh, 26.11.1930. 93 Johannes Mohn war über mehrere Wahlperi- oden hinweg Mitglied der Stadtverordneten- versammlung: von 1891 bis 1894, ferner von 1899 bis 1904, von 1905 bis 1910, von 1911 bis 1916 und von 1917 bis 1919. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er sein lokalpolitisches Engagement nicht fort. 94 Evangelisches Medienhaus Bielefeld, Ordner 10, EPWL, Chronik der evangelischen Publizi- stik Westfalen. 95 Sammlung UHK, II.1/10, Familienpapiere, Wil- helm von Bodelschwingh an Johannes Mohn mit Dank für die Annahme der Wahl in den Vor- stand der Betheler Diakonissenanstalt Sarepta, 18.2.1904; Vorstände der Westfälischen Diako- nissen- und Diakonenanstalt an Johannes Mohn, 3.2.1904. HAB, Briefwechsel von Bodel- schwingh mit Mohn, alle 1904. Wilhelm von Bodelschwingh, der Bruder des Anstaltsgrün- ders Friedrich von Bodelschwingh, war seit 1898 Pfarrer an der Sarepta und übernahm 1904 deren Leitung. Kontakte zwischen Bethel und dem Verlag C. Bertelsmann bestanden schon unter Heinrich Bertelsmann, der (wie später auch sein Schwiegersohn) dem Vorstand der Sarepta angehörte; Bertelsmanns erster er- haltener Briefwechsel mit Bethel datiert vom November 1883. Nach dem Tod Friedrich von Bodelschwinghs 1909 ist Korrespondenz zwi- schen Verlag und Anstalt allerdings nicht mehr überliefert. 96 Sammlung UHK, II.1/10, Familienpapiere, Jo- hannes Mohn: Carl Bertelsmann, 1921; Ort der Publikation unklar. Wörtlich, aber ohne Angabe des Zitats, Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 84. 97 Hilbk: Kaiser, S. 11. 98 Vgl. Barlev: Juden, S. 11, 27–29; Schmuhl, Stadt, S. 433. 99 Vgl. Greschat: Adolf Stoecker; Brakelmann u. a.: Protestantismus; Nipkau: Traditionen, Ta- belle, S. 384; kurz Barlev: Juden, S. 55 f.; zu Stoecker und Bodelschwingh vgl. Stupperich: Bodelschwingh. 100 Zu Johannes Kuhlo vgl. Kapitel 3, S. 115–118. 101 Vgl. Nipkau: Traditionen. 102 Vgl. Greschat: Adolf Stoecker, S. 73–75. 103 Ebenda, S. 268. 104 Vgl. Jochmann: Stoecker, S. 148–161. 105 Greschat: Adolf Stoecker, S. 274. 106 Studien zur Wirkung Stoeckers im deutschen Protestantismus stehen noch aus. 107 Zitiert nach Hilbk: Kaiser, S. 32 f. Das Tele- gramm datiert vom 27.9.1917. 108 Sammlung UHK, II.1/10, Familienpapiere, Auf- ruf, Februar 1918; Quittungen der Reichsbote GmbH vom 4.3. und 2.10.1918. Einmal im März und einmal im Oktober 1918 gab Mohn dafür 2 500 Mark aus. 109 Die Zahl der Toten und Gefangenen des Ersten Weltkriegs ist in Ortschroniken nicht exakt an- gegeben. Von insgesamt 766 Gefallenen sprach Bürgermeister Gustav Thummes in einer Rede aus Anlaß der Tagung der Bezirksgruppe Emsland der ehemaligen Kriegsgefangenen in Gütersloh am 6.5.1934; Gütersloher Zeitung, 7.5.1934, Reich und Volk über alles. 110 Vgl. Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), nach S. 101, Ehrentafel der im Weltkrieg 1914–1918 gefallenen Glieder des Hauses Bertelsmann. 111 Ebenda, S. 93. Als Johannes Mohn starb, war auch das katholische Lokalblatt, die »Güterslo- her Volkszeitung/Die Glocke«, voll des Lobes. Es schrieb am 4.11.1930: »Trotz seiner großen Erfolge blieb Herr Mohn ein bescheidener, ein- facher Mann. Jeder Bürger unserer Stadt kann- te und ehrte ihn als solchen. Sie werden ihn nicht vergessen.« Sammlung UHK, II.2/9, Fami- lienpapiere, »Zur Trauerfeier für Johannes Mohn am 5.11.1930«. 112 Sammlung UHK, I.3/15, Entnazifizierungsunter- lagen/Personalfragebogen Heinrich Mohn, Juli 1946, darin detaillierte Angaben zum berufli- chen Werdegang. Nach zweijähriger Lehrzeit im väterlichen Betrieb absolvierte Mohn zwi- schen 1904 und 1910 seine buchhändlerische Ausbildung (sowie Sprachenstudien) in Hanno- Anmerkungen zu den Seiten 33 bis 37 589

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ver, Neuchâtel, Basel, Halle an der Saale, Leip- zig, London und Bern. 113 Sammlung UHK, I.2/1003, gedruckte Bekannt- machung Johannes Mohn, 1.7.1910: »Sehr ge- ehrter Herr! Hierdurch beehre ich mich, Ihnen anzuzeigen, daß ich am heutigen Tage meinen Sohn Heinrich Mohn als Teilhaber in meine Ver- lagsbuchhandlung aufgenommen habe. Hoch- achtungsvoll, Johannes Mohn in Firma C. Ber- telsmann.« Sammlung UHK, I.2/1003, Gesell- schaftervertrag zwischen Johannes und Hein- rich Mohn, 12.4.1912. 114 Sammlung UHK, I.2/1003, Johannes und Hein- rich Mohn, 1.7.1921; Johannes Mohns Er- klärung abgedruckt in: Kempowski: Chronik, S. 26. Sammlung UHK, I.2/1004, notarieller Vertrag zwischen Johannes und Heinrich Mohn zur Firmenübergabe, 1.7.1921. 115 Pastor Emil Seippel starb 1912 im Alter von 51 Jahren; zur Familie Seippel vgl. 150 Jahre: Ge- schichte, S. 85–97, hier S. 94 f. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. 116 Sammlung UHK, II.2/4, Familienpapiere, Attest, 9.4.1923 (Abschrift vom Original). Zu Kindheit und Jugend: Sammlung UHK, II.1/14, Familien- papiere, »Zur Hochzeitsfeier des Herrn Heinrich Mohn mit Fräulein Agnes Seippel am 6. Juni 1912 in Gütersloh«. 117 EKAG, A 236, Präses Heinrich Lohmann im Na- men des Presbyteriums der evangelisch-lutheri- schen Kirchengemeinde Gütersloh an Superin- tendent Gustav Münter in Brackwede, hand- schriftliche Datierung, 1.7.1935. 118 Vgl. Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 94. 119 Vgl. ausführlich Kapitel 3, S. 101–107. 120 Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 94, darin: Liste der neu herausgegebenen Zeit- schriften und Buchreihen. 121 HAB, 1/E 111, Einladungsliste zur Eröffnung der Theologischen Hochschule 1905. Auch der Name Mohn ist auf der Liste vermerkt; spätere Kontakte der Unternehmerfamilie zur Hoch- schule sind allerdings nicht nachzuweisen. 122 Lediglich 1932, als das Thema Kirche und Staat behandelt wurde, standen die Theologischen Wochen nicht der Allgemeinheit offen. Daß ein Mitglied der Familie Mohn an den Veranstal- tungen teilnahm, ist nicht nachzuweisen. Die erhaltenen Unterlagen, die Referenten- und Anmeldelisten enthalten, reichen von 1922 bis 1938/39, dokumentieren aber nicht jedes Jahr: HAB, 2/37–162 bis 2/37–172, Theologische Woche. 123 Vgl. Gööck: Bücher, S. 14; ebenso Büchner: Chronik, S. 20; Kempowski: Chronik, S. 31. 124 Arnold Wixforth, der Vater Fritz Wixforths, starb am 21.2.1936 im Alter von 81 Jahren. »Fast 58 Jahre« lang, schrieb Heinrich Mohn in der To- desanzeige, habe er »unter drei Betriebsfüh- rern im Dienste der Firma C. Bertelsmann ge- standen«, davon 48 Jahre als Meister und Lei- ter der Buchbinderei. Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 22.2.1936, Todesanzeigen der Familie und des Unternehmens (»Betriebs- führer und Gefolgschaftsmitglieder der Firma C. Bertelsmann«) und Nachruf (»Buchbinder- meister Arnold Wixforth«). Fritz Wixforths Lehr- zeit im Verlag C. Bertelsmann dauerte von 1911 bis 1914, im Jahr darauf meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst bei der Marine. Auch im Zweiten Weltkrieg war Wixforth akti- ver Soldat. 125 Sammlung UHK, I.2/2081, Satzungen der neu- en Hausinvaliden- und Witwenkasse der Firma C. Bertelsmann, Gütersloh, in Kraft getreten am 1.7.1931; hier auch Korrespondenz zwischen Mohn und Steinsiek von 1925 über die Wieder- einrichtung der Kasse. 126 Sammlung UHK, I.2/8033, Festsetzung über die Pastoren-Witwenkasse für Minden-Ravensberg, unterzeichnet von Johannes Mohn und Pastor Julius Möller, 10.3.1926; die Kasse war 1886 von Heinrich Bertelsmann eingerichtet worden. 127 Vgl. Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 12), S. 94. 128 Zur Situation in der NS-Zeit, als Betriebsräte aufgelöst und durch sogenannte Vertrauensrä- te ersetzt wurden, vgl. Kapitel 8, S. 341 f. 129 Sammlung UHK, I.2/2109, Arbeitsordnung für die Firma C. Bertelsmann, 25.2.1931. 130 Vgl. ausführlich Möller: Jahr; Vieregge: Stadt, S. 173–197. 131 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 574, S. 72 f, Zusam- menstellung der Bürgerwehren des Kreises Wiedenbrück, 10.5.1919. 132 Vgl. Hilbk: Orden. 133 Vgl. Schmuhl: Stadt, S. 406 f. 134 Abgedruckt in: Hilbk: Kaiser, S. 43–46. 135 Abbildung in: Kerssen/Kraak: Gütersloh, S. 22. 136 Zahlen nach Kössler: Arbeitseinsatz, S. 8; zur wirtschaftlichen Lage am Ende der Weimarer Republik vgl. auch Schmuhl: Stadt, S. 407 f. 137 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 2.8.1932, Miele-Werke 25 Jahre in Gütersloh. Güterslo- her Volkszeitung/Die Glocke, 20.7.1932, Fabri- kant Carl Miele und Justizrat Dr. Brinkmann zu Ehrenbürgern der Stadt Gütersloh ernannt. 138 Paradigmatisch hierfür war die Feier zum Stadt- jubiläum 1925; vgl. ausführlich Minner/Vie- regg: Politik, S. 368–375. 139 Vgl. Hilbk: Kaiser, S. 38–46, 58–60; zu den Wahlergebnissen im einzelnen vgl. Schomae- kers: Reichstagswahlen. 140 Die ersten NSDAP-Ortsgruppen in Westfalen entstanden 1922 in Gelsenkirchen-Buer, Münster und Bielefeld. Zu Gütersloh vgl. Schmuhl: Stadt, S. 403 f. Auf Wendt folgten als NSDAP-Ortsgruppenführer bis Oktober 1933 Gerhard Henschel, Heinrich Feldkord und Albert Feigel. 141 StadtA Gütersloh, D 3035, Bürgermeister Gu- stav Thummes an Landrat Edwin Klein, betreff Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, 12.2.1930; darin unter Bezug auf die NSDAP: »Bisher wenig in Erscheinung getreten.« StA 590 Anmerkungen zu den Seiten 37 bis 40

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Detmold, M 1 I P, Nr. 604, Bd. II, S. 406, Land- rat Edwin Klein an Regierungspräsidium in Minden, 17.2.1930. 142 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 12.11.1929, Eine rote Demonstration; vgl. auch Schmuhl: Stadt, S. 404. 143 StadtA Gütersloh, D 697, Stadt Gütersloh, An- schriftenverzeichnis von NS-Funktionären; vgl. kurz Schmuhl: Stadt, S. 404. 144 Als auch in der Umgebung Ortsgruppen ent- standen (Gütersloh hatte NS-Anhänger auch aus den Nachbarorten angezogen), sank die Zahl auf rund 100 zu Jahresbeginn 1932, er- reichte aber schon im April wieder 258 Perso- nen. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen ist ausführlich dokumentiert: StA Detmold, M 4, Nr. 61, S. 37, Polizeipräsident Bielefeld, Orts- gruppen der NSDAP im Regierungsbezirk Min- den, 25.3.1929. StA Detmold, M 4, Nr. 61, S. 66, Ortsgruppen-Führer der NSDAP im LKP- Bezirk Bielefeld nach dem Stande vom 30.11.1929. StA Detmold, M 4, Nr. 62, S. 129, Organisation der NSDAP im LKP-Bezirk Biele- feld nach dem Stande vom 1.7.1930, Ortsgrup- pe Gütersloh. StA Detmold, M 4, Nr. 62, S. 221, Stand 1.10.1930. StA Detmold, M 4, Nr. 62, S. 337, Stand 1.4.1931. Hilbk: Kaiser, S. 58, da- tiert die Gründung der Ortsgruppe fälschlich erst auf den 30.4.1930. StA Detmold, M 4, Nr. 63, S. 52, Zusammenstellung über die Organi- sation der NSDAP im Bereich LKP-Stelle Biele- feld nach dem Stande vom 1.4.1932. 145 StA Detmold, D 72, Steinecke Nr. 3, Der Gau Westfalen-Nord. Herausgegeben vom Gau Westfalen-Nord, Detmold 1939, S. 386. 146 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 11.4.1932, Die Reichspräsidentenwahl; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 405. 147 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 25.4.1932, Die Wahlen in Gütersloh. 148 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 8.7.1932, Ein Opfer des politischen Terrors. An die Straßenschlacht erinnert heute eine Gedenkta- fel in der Hohenzollernstraße; zum Hergang vgl. Schmuhl: Stadt, S. 406. Später meldete der Landrat in seinen monatlichen Berichten an den Polizeipräsidenten in Bielefeld über Aus- schreitungen regelmäßig »Fehlanzeige«. StA Detmold, M 4, Nr. 123, Landrat von Wieden- brück an Polizeipräsident in Bielefeld, S. 187, 28.9.1932; S. 171, 28.10.1932; S. 155, 29.11.1932; S. 136, 29.12.1932; S. 128, 27.1.1933; S. 119, 27.2.1933; S. 111, 27.3.1933; S. 105, 28.4.1933; S. 55, 1.9.1933; S. 57, 29.9.1933; S. 9, 20.11.1933. 149 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, Son- derbeilage, 31.12.1940, 10 Jahre Gau Westfa- len-Nord. Gütersloh zählte zum Gau Westfalen- Nord unter Alfred Meyer, dem Anführer der NSDAP in Gelsenkirchen, den Hitler als einen von insgesamt knapp 30 treuen Gefolgsleuten bereits vor der »Machtergreifung« zum Gaulei- ter ernannt hatte; vgl. Ellwein: Staat; zu Meyer vgl. Priamus: Aspekte. Aus zeitgenössischer Sicht liegt zur Geschichte des Gaus eine knapp 400seitige Schrift vor: StA Detmold, D 72, Steinecke Nr. 3, Der Gau Westfalen-Nord. Her- ausgegeben vom Gau Westfalen-Nord, Det- mold 1939. 150 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 80–90, hier S. 88, Rede von Heinrich Mohn am 14.4.1939. Daß C. Bertelsmann beim Putsch eine Sonderrolle spielte, geht auch aus der zeitgenössischen Lokalpresse hervor, wo es heißt, daß sich ganz Gütersloh »im Zeichen des Generalstreiks« befand. Der Zugverkehr stand still, und alle Betriebe waren – »bis auf wenige Ausnahmen« – geschlossen. Gütersloher Tage- blatt, 19.3.1920, Im Zeichen des General- streiks. 151 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Entnazifi- zierungsfragebogen Heinrich Mohn, 11.10.1945. 152 Sammlung UHK, I.2/2086, Bericht Finanzamt Wiedenbrück, Buch- und Betriebsprüfung für die Jahre 1929 und 1930, 9.10.1931, hier S. 10. 153 LKAB, 5.1 Nr. 878, Heinrich Mohn an Präses Koch, 13.6.1934, darin Hinweis, daß Mohn »in diesen Tagen« dem Blatt Informationen zum Kirchenkampf entnommen habe. 154 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 1.8.1932, Die Wahlen in Gütersloh. Holterdorf lautet der Name des Verlagsbesitzers in Oelde. 155 Die NSDAP feierte in den zwanziger Jahren im ländlich-evangelischen Milieu überdurch- schnittliche Wahlerfolge. Anders als die Katho- liken und anders auch als die Arbeiterschaft entwickelte der Protestantismus keine Resi- stenzkräfte gegenüber der extremen Rechten; vgl. Falter: Wähler, insbesondere S. 169–193; speziell zur dörflichen evangelischen Landbe- völkerung vgl. Pyta: Milieu; zum protestanti- schen Milieu vgl. Gailus: Protestantismus. »Ein neues Volk, ein neuer Staat« 1 Gütersloher Zeitung, 30.1.1933. 2 Dokumentation der Reden in: Hitler. Reden, Schrif- ten, Anordnungen, Bd. V, Teil 2, S. 326–331, 333–345, 348–357, 362–363; der Wahlkampf dauerte von 4. bis 14. Januar 1933; vgl. Ciolek- Kümper: Wahlkampf; Paul: Aufstand, S. 109 f. 3 Arno Schröder: »Hitler geht auf die Dörfer …« Der Auftakt zur nationalen Revolution. Erleb- nisse und Bilder von der entscheidenden Ja- nuarwahl 1933 in Lippe, Detmold: Lippische Staatszeitung 1938, S. 212. 4 Vgl. die Aufzeichnungen von Gauamtsleiter Anmerkungen zu den Seiten 40 bis 45 591

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Arno Schröder: »Hitler geht auf die Dörfer …« (wie Anm. 3). StA Detmold, D 72, Steinecke Nr. 3, Arno Schröder: Der entscheidende Wahl- kampf in Lippe. Der Sieg der NSDAP. Im Jahre 1933, in: Der Gau Westfalen-Nord. Herausge- geben vom Gau Westfalen-Nord, Detmold 1939, S. 89–98. Westfälische Neueste Nach- richten, 14.1.1936, Kampf um Lippe. Westfäli- sche Neueste Nachrichten, 14.1.1936, Lippe entschied Deutschlands Schicksal. Westfälische Neueste Nachrichten, 16.1.1936, Der Ehrentag der Durchbruchsschlacht in Lippe. Westfälische Neueste Nachrichten, 16.1.1936, Lippes Erin- nerungstreffen im Bild. Westfälische Zeitung/ Gütersloher Zeitung, Sonderbeilage, 31.12. 1940, 10 Jahre Gau Westfalen-Nord. 5 Gütersloher Zeitung, 2.1.1933, Adolf Hitler spricht. Gütersloher Zeitung, 3.1.1933, Der Riesenwahlkampf in Lippe, darin Anzeige der NSDAP-Ortsgruppe: »Unser Führer Adolf Hitler spricht am 5. Januar, abends 7.30 Uhr in Leo- poldshöhe«. Die Lokalzeitungen berichteten ausführlich von den Wahlveranstaltungen: Gü- tersloher Zeitung, 4.1.1933, Der Kampf um den Wähler. Gütersloher Zeitung, 5.1.1933, Hitler und Kube in Lippe (Kube war der Anfüh- rer der NSDAP-Fraktion im Preußischen Land- tag). Gütersloher Zeitung, 12.1.1933, Wahl- kampf in Lippe. Gütersloher Zeitung, 14.1. 1933, Vor der Wahl in Lippe. Gütersloher Zei- tung, 16.1.1933, Die Linksregierung in Lippe gestürzt. Gütersloher Zeitung, 17.1.1933, Die Lipperwahlen im Spiegel der Presse. 6 Über die NS-Zeit in Gütersloh liegen mehrere Einzelbeiträge, aber keine monographischen Studien vor. Die aus Anlaß des 175jährigen Stadtjubiläums publizierte Stadtgeschichte ent- hält einen Abriß von Hans-Walter Schmuhl über Gütersloh im Dritten Reich, der sich vor allem auf die Anfangsjahre konzentriert; vgl. Schmuhl: Stadt. Zur Lokalgeschichte in der NS- Zeit vgl. ferner Hilbk: Kaiser; ders.: Hitler-Reich. 7 Gütersloher Zeitung, 4.2.1933, Heute Fackel- zug. Gütersloher Zeitung, 6.2.1933, Rathaus im Fackelschein. Reden der Kundgebung in Auszügen bei Hilbk: Kaiser, S. 60 f.; vgl. ferner Schmuhl: Stadt, S. 408. 8 Die Gütersloher Zeitung veröffentlichte regel- mäßig den aktuellen Stand der Einwohnerzah- len: Ende Februar 1933 lebten 25 636 Perso- nen in Gütersloh. Gütersloher Zeitung, 18.3. 1933, Bevölkerungsbewegung in Gütersloh. Bei der Volkszählung am 16.6.1933 wurden 25 857 Einwohner gezählt, davon waren 19 367 evangelisch, 6 162 katholisch, 73 jüdi- schen Glaubens, und 255 rangierten unter »Sonstige«. Gütersloher Zeitung, 26.5.1934, Wie groß ist Gütersloh? Gütersloher Zeitung, 7.6.1936, Religionsgliederung in Gütersloh. 9 Gütersloher Zeitung, 6.3.1933, Wie wählte man in Gütersloh? Gütersloher Zeitung, 28.2.1933, Kundgebung der NSDAP am Vor- abend der Wahl. Gütersloher Zeitung, 2.3.1933, Anzeigenteil. Schon am Abend des 2. März wurde eine Rundfunkrede des »Füh- rers« an den drei Plätzen übertragen. 10 StadtA Gütersloh, D 155, Bürgermeister Gustav Thummes betreff Anmeldung der öffentlichen Versammlungen, 2.3.1933; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 410, auch Hilbk: Kaiser, S. 61 f. 11 Vgl. ausführlich Schmuhl: Stadt, S. 410–412. 12 Gütersloher Zeitung, 9.3.1933, Unter Schwarz- Weiß-Rot und Hakenkreuz. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 9.3.1933, Hakenkreuzban- ner. 13 Gütersloher Zeitung, 13.3.1933, Feierlicher Flaggenakt. Gütersloher Zeitung, 14.3.1933, Der Flaggenakt am Gymnasium. 14 Abgedruckt in Kübler: Penne, S. 77; die Verab- schiedung der Abiturienten fand am 22.3.1933 statt. 15 Gütersloher Zeitung, 4.10.1935, Volksbildungs- werk eröffnet. Westfälische Neueste Nachrich- ten, 4.10.1935, Der Arbeitsplan des Volksbil- dungswerkes. Gütersloher Zeitung, 1.11.1935, Deutsche Geschichte nationalsozialistisch ge- sehen. Ein Vortrag im Volksbildungswerk; vgl. auch Henning: Gymnasium, S. 61. 16 Gütersloher Zeitung, 24.2.1933, Zu den Stadt- verordnetenwahlen. Gütersloher Zeitung, 25.2.1933, Gemeinschaftliche Liste. StadtA Gütersloh, D 981, Bekanntmachung, 7.3.1933, darin Wahlvorschläge der Parteien; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 409. 17 Gütersloher Zeitung, 13.3.1933, Die Kommu- nalwahl in Gütersloh. Tabelle der Stimmenver- teilung bei Schmuhl: Stadt, S. 413. StA Det- mold, M 1 I E, Nr. 3017, Politische Zusammen- setzung der am 12.3.1933 neugewählten Kreistage. Im Kreistag des Landkreises Wieden- brück war das Zentrum mit 13 von 25 Sitzen auffallend stark vertreten, die NSDAP rangierte an zweiter Stelle mit neun Mandaten, SPD und Kampffront Schwarz-Weiß-Rot entsandten zwei Vertreter, die KPD besaß ein Mandat. 18 StadtA Gütersloh, D 1028, Entnazifizierungs- unterlagen, Einreihungsbescheid Otto Fink, 22.10. 1948. Liste der Ratsherren bei Schmuhl: Stadt, S. 419. Liste der Gemeinderäte, Stadtver- ordneten und Magistratsmitglieder in: Freitag: Geschichte, S. 460–480, hier S. 463. 19 Vgl. Matzerath: Nationalsozialismus, S. 79–81; Noakes: Nationalsozialismus. 20 Gütersloher Zeitung, 1.12.1930, Bürgermeister Thummes 60 Jahre. Gütersloher Zeitung, 12.5.1932, Feierliche Amtseinführung des Herrn Bürgermeisters Thummes. Gütersloher Zeitung, 24.2.1933, Wahlvorschläge zur Kreis- tagswahl. Gütersloher Zeitung, 29.4.1933, Dienstjubiläum des Bürgermeisters Thummes. Zu Mangelsdorf, der von 1874 bis 1908 am- tierte, vgl. Vieregge: Stadt, S. 177–179 und passim; Minner: Stadt, S. 233 f., 243 f. und pas- sim; Minner/Vieregge: Politik, S. 338–443 und passim. 21 Gütersloher Zeitung, 3.8.1933, Gütersloh in 592 Anmerkungen zu den Seiten 45 bis 46

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Westfalen voran! Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 4.8.1933, Erfolgreiche Arbeitsschlacht. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 7.10. 1933, Siegreicher Kampf gegen Arbeitslosig- keit. 22 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 5.1.1934. 23 StadtA Gütersloh [ohne Signatur], Verwal- tungsbericht der Stadt Gütersloh für die Zeit vom 1. April 1932 bis 31. März 1938 unter Ein- beziehung einiger Angaben aus Berichten früherer Jahre, S. 18. 24 Gütersloher Zeitung, 13.3.1933, Die Kommu- nalwahl in Gütersloh. 25 StadtA Gütersloh, D 982, Polizeipräsidium an Bürgermeister Gustav Thummes, 20.3.1933. 26 Gütersloher Zeitung, 2.3.1933, Schutzhaft an- geordnet. Gütersloher Zeitung, 1.3.1933, Haussuchungen bei Kommunisten. 27 StadtA Gütersloh, D 3039, Landrat Edwin Klein an Gustav Thummes, 8.3.1933. Klein, der 1933 der NSDAP beitrat, amtierte von 1910 bis zu seinem Tod 1944 als Landrat. 28 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 3.7.1933, Marxisten in Schutzhaft. 29 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 1.7.1933, Große Razzia gegen Marxisten. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 5.7.1933, KPD-Unter- schlupf. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 13.7.1933, Die kommunistische Hetze. Güters- loher Zeitung, 12.7.1933, Kommunistische Flugblatthetze; vgl. auch Schmuhl: Stadt, S. 424. 30 StA Detmold, M 4, Nr. 123, S. 55, Edwin Klein an Polizeipräsident in Bielefeld, 1.9.1933. 31 Gütersloher Zeitung, 11.8.1933, Im Konzentra- tionslager. 32 Gütersloher Zeitung, 18.9.1933, Konzentrati- onslager – Besserungsanstalten. 33 KreisA Gütersloh, F 34–19 II, Josef Bauer an Edwin Klein, geheimer Lagebericht, 24.2.1936. 34 So das Ergebnis der Volkszählung am 16.6. 1933. Gütersloher Zeitung, 26.5.1934, Wie groß ist Gütersloh? Gütersloher Zeitung, 7.6.1936, Religionsgliederung in Gütersloh. 35 Vgl. Meynert: »Endlösung«, S. 51. Eine größere Anzahl ostjüdischer Familien wohnten in der Region Minden-Ravensberg nur in Minden und Bielefeld. Zum westfälischen Judentum vgl. Herzig: Judentum. 36 Vgl. Barlev: Juden, S. 110. 37 Vgl. Meynert/Mitschke: Augenzeugen, S. 168. 38 Gütersloher Zeitung, 16.2.1931, Salomon Herzbergs letzte Fahrt. 39 Vgl. Barlev: Schriftbalken, S. 768–770. 40 Vgl. Schomaekers: Kaufhaus, S. 40. 41 StadtA Gütersloh, D 2887, Magistratsbeschluß, 19.3.1928. 42 Über den alltäglichen Antisemitismus führten Joachim Meynert und Helmut Gatzen zahlrei- che Interviews mit Gütersloher Juden, die die NS-Zeit überlebten; abgedruckt in ihren ver- schiedenen Publikationen. 43 Bericht über die Wahlversammlung der DNVP in der Gütersloher Zeitung vom 14.5.1920, zi- tiert nach Barlev: Juden, S. 78. 44 Vgl. Barlev: Juden, S. 79, 83 mit Faksimiles; zum Central-Verein vgl. Paucker: Abwehrkampf. 45 Vgl. Barlev: Juden, S. 78–82. 46 Vgl. Kübler: Penne, S. 59–61. 47 Vgl. ebenda, S. 66. 48 Vgl. Barlev: Juden, S. 82; zu Müller, der am 23.6.1883 in Gütersloh zur Welt kam, vgl. Schneider: Reichsbischof. 49 EZA, 7/6371, Kuratoriumssitzung des Evange- lisch-Stiftischen Gymnasiums mit einem Vertre- ter des Evangelischen Oberkirchenrats, 11.3. 1939. EZA, 7/6371, »Reisebericht« des Vertre- ters des Evangelischen Oberkirchenrats über die Sitzung des Kuratoriums am 11.3.1939. Kurt Herzberg, der Sohn Salomon Herzbergs, besuchte das Evangelisch-Stiftische Gymnasi- um Anfang der zwanziger Jahre. Später schloß er sich der zionistischen Jugendorganisation Hechaluz an und verließ Gütersloh. Im Jahr 1938 gelang ihm die Emigration nach Palästi- na; vgl. Herzberg: Weg, S. 155. 50 Vgl. Gatzen: Befehl, S. 42. 51 Gütersloher Zeitung, 31.3.1933, Aufmarsch zur Stadtverordnetensitzung. Gütersloher Zeitung, 1.4.1933, Erste Sitzung des Gütersloher Stadt- parlaments. Der Verlauf der denkwürdigen Sit- zung; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 414. 52 Gütersloher Zeitung, 28.9.1933, Änderungen in der Leitung der Ortsgruppe Gütersloh. Gü- tersloher Volkszeitung/Die Glocke, 29.9.1933, NSDAP Gütersloh unter neuer Leitung. Albert Feigel, als Hohoffs Vorgänger Ortsgruppenleiter bis September 1933, wurde zum Adjutanten des Kreisleiters ernannt. 53 Der Magistrat setzte sich aus vier Mitgliedern der NSDAP, zwei Vertretern der Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft und je einem Repräsen- tanten der DNVP und des Zentrums zusammen. Der Zentrumsabgeordnete wechselte im August 1933 zur NSDAP; vgl. die Tabelle bei Schmuhl: Stadt, S. 415 f. 54 Verwandtschaftliche Beziehungen zum ehema- ligen Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann AG bestehen nicht. 55 StadtA Gütersloh [ohne Signatur], Verwal- tungsbericht der Stadt Gütersloh für die Zeit vom 1. April 1932 bis 31. März 1938 unter Ein- beziehung einiger Angaben aus Berichten früherer Jahre, S. 47–50, Ehrenbürgerbriefe der Stadt und Dankesbekundungen von Hitler, 19.6.1933, und Hindenburg, 28.7.1933; vgl. auch Schmuhl: Stadt, S. 415. 56 Gütersloher Zeitung, 12.4.1933, Neue Güters- loher Ehrenbürger, darin auch das Zitat »ohne Debatte und Widerspruch«. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 12.4.1933, Arbeitsauftakt im Gütersloher Stadtparlament; die erste Ar- beitssitzung fand am 11.4.1933 statt. StadtA Gütersloh, D 503, Gustav Thummes an ver- schiedene, nicht benannte Dienststellen, darin Bekanntgabe der Umbenennungen, 25.4.1933. Anmerkungen zu den Seiten 46 bis 50 593

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Gütersloher Zeitung, 27.4.1933, Neue Namen im Stadtbild. 57 Gütersloher Zeitung, 2.5.1933, Adolf-Hitler- Stadion öffnet seine Pforten. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 28.8.1933, Feldgrau im Adolf-Hitler-Stadion. 58 Gütersloher Zeitung, 12.6.1933, Weihe des NSDAP-Heims. Gütersloher Zeitung, 13.6. 1933, Ein »Braunes Haus« in Gütersloh. 59 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 13.6. 1933, Das neue Heim der NSDAP eingeweiht. 60 Dies waren Franz Birkhan, Johann Sewerin, Robert Brinkmann und Fritz Schröder. 61 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 15.7. 1933, Zum letzten Male Parteien-Parlament. Gütersloher Zeitung, 11.8.1933, Übertritte zur NSDAP-Fraktion. Druckereibesitzer Fritz Flött- mann und Landwirt Hermann Reitmann wur- den als »Hospitanten« in die NSDAP aufge- nommen, Heinrich Wolf, Mitglied des »Kern- stahlhelm«, durfte ohne Probezeit eintreten; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 417. 62 StA Detmold, M 1 I E, Nr. 3100, S. 10, Magi- strat an Regierungspräsidium, 23.8.1933. 63 Gütersloher Zeitung, 7.8.1933, Büro der NSDAP im Rathaus. 64 Gütersloher Zeitung, 13.11.1933, Wie wählte die Heimat? Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 13.11.1933, Das einige Gütersloh; hier auch zum folgenden. 65 Vgl. allgemein Ellwein: Staat. 66 Gütersloher Zeitung, 11.1.1934, Gütersloher Stadtparlament verabschiedet sich. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 11.1.1934, Abschied der Gütersloher Stadtverordneten, vgl. Schmuhl: Stadt, S. 419 f.; kurz Hilbk: Kaiser, S. 69; ders.: Hitler-Reich, S. 9 f. 67 StadtA Gütersloh, D 3236, Karl Middelhoff an Josef Bauer, 5.11.1935, hier auch das folgende Zitat. Namentliche Aufstellung der Ratsherren bei Schmuhl: Stadt, S. 419. 68 StadtA Gütersloh, D 3238, auch D 3237, An- stellungsurkunde, 25.10.1935, darauf steht: »Auf Grund der Berufung durch den Beauftrag- ten der NSDAP vom 21. Oktober 1935 wird der Druckerei-Betriebsleiter Otto Fink hiermit unter Berufung in das Beamtenverhältnis mit Wir- kung vom 25. Oktober 1935 zum Gemeinderat (Ratsherrn) ernannt.« Zu Fink vgl. kurz auch Kapitel 8, S. 342. 69 Sammlung UHK, I.2/4007, Grußkarte 1934. 70 Gütersloher Zeitung, 26.8.1933, Zweite Ehren- tafel. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 26.8.1933, Zweite Ehrentafel. Die anderen ausgezeichneten Gütersloher Unternehmen waren: Fissenewert, Ruhenstroth, Miele, Ge- brüder Bartels, H. Spreen und Sohn, Niemöller und Abel, Burghard Vossen, Güth und Wolf, Gustav Wolf, Schulz, Stabenow, Schüller & Franzke, Paul Struck und L. Flöttmann. 71 Die Jubilare waren Heinrich Düspohl und Au- gust Nottbrock. Gütersloher Zeitung, 21.3.1934, Jubiläum im Hause C. Bertelsmann. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 22.3. 1934, Doppeljubiläum in der Buchbinderei Ber- telsmann. 72 Gütersloher Zeitung, 30.1.1934, Gütersloh im Flaggenschmuck. Zwei Jahre später fiel die Fei- er prächtiger aus, auch einen Fackelzug gab es wieder: Westfälische Zeitung/Gütersloher Zei- tung, 20.1.1936, Gütersloh am 30. Januar. Fackelzug der NS-Formationen. Westfälische Neueste Nachrichten, 31.1.1936, Gütersloh feiert den 30. Januar. 73 Gütersloher Zeitung, 6.8.1934, Trauer um Hin- denburg. Gütersloher Zeitung, 7.8.1934, Trauer- feier in Gütersloh; vgl. kurz Hilbk: Kaiser, S. 76. 74 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 8.8.1934, Trauerfeier für Hindenburg. KreisA Gütersloh, F 24–19 I, Gustav Thummes an Edwin Klein, 21.8.1934. 75 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 653, S. 64, Edwin Klein an Regierungspräsidium, 20.10.1934. 76 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 14.7.1934; identisch mit KreisA Gütersloh, F 24–19 I. 77 Davon berichtete Thummes im Juni 1934 an den Landrat: StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 18.6.1934; identisch mit KreisA Gütersloh, F 24–19 I. 78 KreisA Gütersloh, F 34–19 I, Gustav Thummes an Edwin Klein, 1.8.1934. 79 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 13.11.1934; identisch mit KreisA Gütersloh, F 24–19 I; zitiert bei Hilbk: Hitler- Reich, S. 9 f. 80 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 13.11.1934; identisch mit KreisA Gütersloh, F 24–19 I; zitiert bei Hilbk: Hitler- Reich, S. 11. 81 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 22.2.1935; identisch mit KreisA Gütersloh, F 24–19 I. 82 StadtA Gütersloh, D 3034, Gustav Thummes an Edwin Klein, 19.12.1934. 83 Ebenda; vgl. auch Meynert: Gütersloher, S. 81. 84 KreisA Gütersloh, 113–4, Gustav Thummes an Edwin Klein, 29.1.1935, abgedruckt in: Bei- ne/Gatzen: Juden, S. 35. 85 KreisA Gütersloh, 125, Gustav Thummes an Ed- win Klein, 28.1.1935, abgedruckt in: Beine/Gatzen: Juden, S. 34. StadtA Gütersloh, D 3034, Gustav Thummes an Edwin Klein, 22.2.1935. 86 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 630, Gestapo Biele- feld an Gestapa, 4.1.1935, S. 75. 87 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 1057, S. 62, Landrats- konferenz, 26.6.1935. 88 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 630, S. 63, 118, Ge- stapo Bielefeld an Gestapa, 8.3.1935. StA Det- mold, M 1 I P, Nr. 1057, S. 93, Reichsministeri- um des Innern an die Ober- und Regierungs- präsidenten, 20.8.1935, darin Anordnung des Reichsministeriums des Innern, daß jegliche »Einzelaktionen gegen Juden von Mitgliedern der NSDAP, ihrer Gliederungen und der ange- 594 Anmerkungen zu den Seiten 50 bis 53

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schlossenen Verbände unbedingt zu unterblei- ben haben«. 89 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 25.3.1935. 90 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 24.7.1935. StA Detmold, M 1 I P, Nr. 631, Edwin Klein an Regierungspräsidium, 27.7.1935. 91 Vgl. Meynert/Mitschke: Augenzeugen, S. 169 f. 92 StadtA Gütersloh, D 2887, Bürgermeister Thummes, 18.4.1935. 93 Vgl. Meynert: Gütersloher, S. 87; ders: »Endlö- sung«, S. 71. 94 In Rheda-Wiedenbrück wurden Mitgliederlisten des jüdischen Kulturbundes und des Vereins jü- discher Frontsoldaten Sportgruppe geführt, auf denen auch die Gütersloher Juden verzeichnet waren. KreisA Gütersloh, 66/16 I. 95 Zur Rassenpolitik und Verfolgung von »jüdi- schen Mischlingen« vgl. Meyer: »Mischlinge«. 96 Vgl. Meynert: Gütersloher, S. 77. 97 Westfälische Neueste Nachrichten, 26.8.1935, Kampf dem Judentum; hier auch das folgende Zitat. Für Beispiele zur antisemitischen Tages- presse in der Region Minden-Ravensberg vgl. Meynert: »Endlösung«, S. 96 f. 98 Vgl. Meynert: »Endlösung«, S. 89 f. 99 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 630, S. 197, Regie- rungspräsidium Minden an Reichsministerium des Innern, 12.3.1934; zum Absatz der Partei- zeitungen auch: StA Detmold, M 1 I P, Nr. 630, S. 76, Staatspolizeistelle für den Regierungsbe- zirk Minden an Gestapa, 4.1.1935. 100 Zur Bedeutung der Nürnberger Gesetze vgl. Friedländer: Drittes Reich, S. 162–191. 101 StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, 23.9.1935. 102 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 631, S. 259, Edwin Klein an Regierungspräsidium, 27.9.1935. 103 StadtA Gütersloh, D 2634, Bericht Wischnath, 22.5.1933; zu Thummes vgl. Schmuhl: Stadt, S. 418. 104 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 20.12. 1935, Ein Leben für eine Stadt. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 19.12.1935, Gü- tersloh unter Bürgermeister Thummes. In den Ruhestand versetzt, verlegte Thummes seinen Wohnsitz nach Bad Salzuflen; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 420. 105 Gütersloher Zeitung, 29.10.1935, Kommissari- scher Bürgermeister Bauer. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 29.10.1935, Einsetzung des komm. Bürgermeisters Pg. Bauer; nach bei- den Quellen auch das Folgende. Bauers kom- missarische Amtszeit währte von 28.10.1935 bis 27.2.1936. 106 Gütersloher Zeitung, 3.4.1935, Ohne Fehlbe- trag ins neue Rechnungsjahr. 107 Gütersloher Zeitung, 29.10.1935, Kommissari- scher Bürgermeister Bauer. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 29.10.1935, Einsetzung des komm. Bürgermeisters Pg. Bauer. 108 Warum Gütersloh ausgewählt wurde, ist un- klar. Vagen Andeutungen ist zu entnehmen, daß Sparkassendirektor Heinz Hohoff, ein Kriegsverwundeter des Ersten Weltkriegs, der bis April 1935 als Vorsitzender der NSDAP- Ortsgruppe amtierte, maßgeblichen Einfluß auf die Entscheidung hatte. Hohoffs Nachfolger an der Spitze der örtlichen NSDAP war Fritz Fi- scher. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 30.4.1935, Neuer Ortsgruppenleiter der NSDAP. 109 Vgl. Hilbk: Hitler-Reich, S. 14–17. 110 Gütersloher Zeitung, 16.11.1935, Unsere Fun- ker zogen ein! Gütersloher Zeitung, 16.11. 1935, Der Einzug in die Kaserne. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 16.11.1935, Güters- loh ist Garnisonstadt geworden. 111 Gütersloher Zeitung, 7.11.1935, Die neue Reichskriegsflagge weht auch über Gütersloh. 112 StadtA Gütersloh, D 703, Josef Bauer an alle Betriebsführer mit 20 und mehr Arbeitern und Angestellten, 7.11.1935. Auch die Firma C. Bertelsmann erhielt eine Einladung. 113 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 16.11.1935, Gütersloh ist Garnisonstadt ge- worden; hier auch das folgende Zitat. 114 Gütersloher Zeitung, 16.11.1935, Unsere Funker zogen ein! Gütersloher Zeitung, 16.11.1935, Der Einzug in die Kaserne. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 16.11.1935, Gütersloh ist Garnisonstadt ge- worden. 115 Sammlung UHK, Fotoarchiv, I.4/56, Foto 409, Ansicht der Druckerei, 1.7.1935 (handschriftli- che Datierung auf der Rückseite). 116 Gütersloher Zeitung, 1.7.1935, Die Jubiläums- feier im Verlag Bertelsmann. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 2.7.1935, 100 Jahre Verlag C. Bertelsmann. 117 Sammlung UHK, I.2/7001, Ansprache von Hein- rich Mohn aus Anlaß der 100-Jahrfeier am 1.7.1935, abgedruckt in: Gütersloher Zeitung, 1.7.1935, Die Rede des Betriebsführers. 118 Sammlung UHK, I.2/7001, Programm der Mor- genfeier am 1.7.1935. 119 Gütersloher Zeitung, 1.7.1935, Die Jubiläums- feier im Verlag Bertelsmann. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 2.7.1935, 100 Jahre Verlag C. Bertelsmann. 120 Sammlung UHK, I.2/7001, Programm der Mor- genfeier am 1.7.1935. 121 Abgedruckt in 150 Jahre: Geschichte, S. 131. 122 EKAG, A 236, Heinrich Lohmann im Namen des Presbyteriums an Münter, handschriftliche Da- tierung 1.7.1935. Lohmann spricht vom »Haus Bertelsmann«; in den Presseberichten über die Jubiläumsfeier lautet die Bezeichnung des Kin- dergartens hingegen »Bertelsmann-Haus«. EKAG, A 236, Protokollauszug, Beschluß des Presbyteriums, 26.6.1935, darin »Bertelsmann- Haus«. EKAG, A 542, Evangelische Kirchenge- meinde Gütersloh an Regierungspräsidium, 16.9.1941, darin zu den kirchlichen Kindergär- ten der Stadt. Anmerkungen zu den Seiten 53 bis 57 595

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123 Vgl. Heinrich Mohn (Hrsg.): Carl Bertelsmann. Ein Bild seines Lebens. Zur Jahrhundertfeier des von ihm gegründeten Verlagshauses, Güters- loh: C. Bertelsmann 1935. 124 Gütersloher Zeitung, 1.7.1935, Die Jubiläums- feier im Verlag Bertelsmann. Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 2.7.1935, 100 Jahre Verlag C. Bertelsmann. 125 Sammlung UHK, I.2/8038, Programm der Mor- genfeier am 1.7.1935. Der Band150 Jahre: Ge- schichte, S. 32, 131, verzichtet auf die Themati- sierung der politischen Elemente der Feier. 126 Sammlung UHK, Fotoarchiv, I.4/56, Fotos 410–414. 127 Sammlung UHK, I.2/8038, Erläuterungen zur Morgenfeier am 1.7.1935, darin: »16.02 Uhr Wagen C. B. (Opel) Führer Stockmeyer: Pastor Kuhlo von der Bahn holen und z. Kotten fah- ren.« 128 Zu »Mohns Park« vgl. Kapitel 8, S. 369 f. Zur Feier: UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehe- maligen Sekretärinnen Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Tru- se und Else Hunke am 10.11.1999. 129 Sammlung UHK I.2/8038, »Quasi una fanta- sia«, Manuskript. »Auf Möllenbeck« hieß der erste Akt, »Im Gasthof zum Auberg« der zwei- te, und »Klatsch in Langenbrück« – nach dem Roman »Heimat wider Heimat« von Gustav Schröer – der dritte. 130 Der Film blieb nicht erhalten. 131 Gütersloher Zeitung, 2.7.1935, Ausklang der Jahrhundertfeier. 132 Im allgemeinen zog die Firma die Aufmerksam- keit der Lokalpresse kaum auf sich. Über Be- rufsjubiläen und Feiern im Betrieb wurde zwar berichtet. In den lokalen Wirtschaftsnachrich- ten aber fehlte das Unternehmen. Auch im An- zeigenteil war es weder mit Firmen- noch Bü- cherwerbung auffallend präsent; eine Ausnah- me bildete die Sonderausgabe zum 50jährigen Jubiläum der »Gütersloher Zeitung«, 1.4.1934, in der Bertelsmann eine Anzeige veröffentlich- te: »C. Bertelsmann Verlag. Druckerei, Buchbin- derei. Evangelische Theologie, Romane, Ju- gendschriften, Schulbücher, Zeitschriften«. Als die »Gütersloher Zeitung« 1938 die örtlichen Einrichtungen und Betrieben gewidmete Arti- kelserie »Gütersloher Alphabet« veröffentlich- te, war nicht ein einziger Beitrag über Bertels- mann dabei. 133 Das Jubiläum war auch überregionalen Blättern eine Erwähnung wert. Eine Meldung brachte die Westfälische Landeszeitung/Rote Erde, 9.7.1935, 100 Jahre Verlag C. Bertelsmann. Ausführliche Würdigung erfuhr das Ereignis in: Aufwärts. Christlich nationales Tageblatt, 4.7.1935, 100 Jahre Bertelsmann. Ein Dank und ein Gruß. 134 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 28.4. 1935, Jubiläum in der Gütersloher Industrie. Gütersloher Stadtanzeiger, 29.6.1935, Hundert Jahre Bertelsmann. Dienst an Glauben und Volkstum. Gütersloher Stadtanzeiger, Carl Ber- telsmann. Ein Lebensbild. Gütersloher Zeitung, 29.6.1935, 100 Jahre Bertelsmann. NS-Volks- blatt für Westfalen, 1.7.1935, 100 Jahre C. Bertelsmann. Gütersloher Zeitung, 1.7.1935, Die Jubiläumsfeier im Verlag Bertelsmann. Gü- tersloher Volkszeitung/Die Glocke, 2.7.1935, 100 Jahre Verlag C. Bertelsmann. NS-Volksblatt für Westfalen, 2.7.1935, Feierstunde im Verlag Bertelsmann. Gütersloher Zeitung, Ausklang der Jahrhundertfeier, 2.7.1935. NS-Volksblatt für Westfalen, 3.7.1935, Jahrhundertfeier in Mohns Park. 135 Sammlung UHK, I.2/8039; I.2/8040; I.2/8041, Gratulationsbriefe zum 100. Firmenjubiläum. 136 Mohn: Carl Bertelsmann (wie Anm. 123), S. 94. 137 Sammlung UHK, I.2/8039, Gratulationsbriefe. Mit »Heil Hitler« verabschiedeten sich der Reichsverband der deutschen Zeitschriftenver- leger, die Fachschaft Verlag und auch Heinz Steguweit, der Landesleiter der Reichsschrift- tumskammer und Autor im Verlag C. Bertels- mann. 138 Sammlung UHK, I.2/8040, Gratulationsbriefe. Mit dieser Formel unterzeichneten der Schrift- leiter des Evangelischen Sonntagsblattes aus Bayern, die Dietrichsche Universitätsbuchhand- lung in Göttingen und eine Grosso-Buchhand- lung in Leipzig. 139 Sammlung UHK, I.2/8041, Gratulationsbriefe. 140 Der Hitlergruß wurde in der NSDAP gleichzeitig mit dem Begriff »Führer« 1926 eingeführt. Un- tersuchungen über seine Anwendung liegen nicht vor; eine wichtige Quelle sind aber die »Beobachtungen eines Privatdozenten: Zur So- ziologie der nationalsozialistischen Revoluti- on«, verfaßt in der ersten Jahreshälfte 1934 von Rudolf Heberle, Privatdozent am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel, abgedruckt bei Frei: Führerstaat, S. 217–226, hier S. 219: »Der lebendige Sinn für Symbolik, die die Na- tionalsozialisten kennzeichnet, ermöglichte eine weitgehende Kontrolle der Gesinnungen. Zum Beispiel der Hitlergruß – ich habe ihn erst angewandt, als es allgemein für Beamte befoh- len wurde, und habe oft beobachtet, daß alte nationalsozialistische Studenten mich im Insti- tut mit Kopfnicken oder Verbeugung grüßten, während frischgebackene Nazis mich mit ›Heil Hitler‹ begrüßten. Die Anpassung an all diese neuen Konventionen bedeutet für Leute mit ei- nigem Rückgrat eine fortdauernde Serie von Demütigungen.« Zur Einführung der Gruß- pflicht für Beamte durch Anordnung des Reichsministeriums des Innern vgl. ebenda, S. 84. 141 Sammlung UHK, I.2/8040, Gratulationsbriefe. 142 Gütersloher Zeitung, 22.3.1933, National-Fei- ertag in Gütersloh aus Anlaß der Eröffnung des Reichstages. Die Ansprachen sind in Auszügen dokumentiert bei Hilbk: Hitler-Reich, S. 64 f. 143 Gütersloher Zeitung, 22.3.1933, Die Kundge- bung am Rathausplatz. 596 Anmerkungen zu den Seiten 57 bis 60

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144 Ruf an die Pfarrer und Gemeinden der Provinz Westfalen (Mai 1933), hier zitiert nach Hey: Kirchenprovinz, S. 35. Verfaßt wurde dieser Aufruf von Generalsuperintendent Wilhelm Weirich, Oberkonsistorialrat Johannes Hymmen, dem Provinzialleiter der Deutschen Christen in Westfalen, Pfarrer Bruno Adler und drei weiteren deutsch-christlichen Pfarrern. 145 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 7.6.1934. schen Christen vom 1.6.1933, daß »in dem Büro des Bevollmächtigten des Reichskanzlers, Ludwig Müller, zahlreiche Telegramme einge- gangen seien von Pfarrerversammlungen, Kir- chengemeinderäten usw., die für M. als RB ein- träten«. Joachim Gauger: Chronik der Kirchen- wirren, Bd. 1: Vom Aufkommen der »Deutschen Christen« 1932 bis zur Bekenntnis-Reichssyn- ode im Mai 1934, Elberfeld: Köhler 1934, S. 83 (= 138. bis 145. Brief der Gotthard-Briefe). 146 Zur Gütersloher Kirchengemeinde vgl. neben 158 Vgl. Scholder: Kirchen, Bd. 1, S. 422–452; Mei- Hilk: Hitler-Reich, Schmuhl: Stadt, S. 427–447, und Kübler: Penne. 147 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 17.11.1934. 148 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 15.11.1934. 149 Scholder: Kirchen, Bd. 1, S. 422. 150 Vgl. Besier: Ansätze, S. 268. 151 Wolf: Kirchen, S. 36. 152 Die Lage in der protestantischen Kirche und in den verschiedenen Sekten und deren staats- feindliche Auswirkung. Sonderbericht des Chefs des Sicherheitshauptamtes des Reichsführers SS, Februar/März 1935, in: Berichte des SD und der Gestapo, S. 64 f. 153 Pfarrer Johann Friedrich Niemann an Gauleiter Alfred Meyer, 2.6.1933, zitiert nach: Hey: Kir- chenprovinz, S. 37, vgl. auch Niemöller: Beken- nende Kirche, S. 44. 154 EKAG, A 231, Beschluß des Presbyteriums vom 11.6.1933. Pastor Lohmann hatte am gleichen Tag in Gütersloh einen öffentlichen Vortrag über das Thema »Im Ringen um das bekennen- de Wort der Kirche« gehalten. Über das gleiche Thema hatte Lohmann bereits am 31.3.1933 auf der Kreissynode Bielefeld gesprochen. Die Rede ist abgedruckt in: Verhandlungen der Kreis-Synode Bielefeld am 31. Mai 1933, als Handschrift gedruckt, S. 9–32 (LKAB, Biblio- thek). Lohmann vermeidet jegliche politische Kritik, will mit seiner Forderung der »volle[n] Bekenntnisverpflichtung der Pfarrer« aber »durch alle kirchenpolitischen Lager hindurch« eine »Querfront« bilden, die »willig ist zu Be- kenntnis und Zeugnis der Kirche der Offenba- rung« (S. 32). In seinem Jahresbericht der Evangelischen Kirchengemeinde für 1932 vom April 1933 fand Lohmann deutlichere Worte: »Der Staat, auch der nationale Staat, muß der Kirche ihr eigenstes lassen, er darf der Kirche niemals vorschreiben, was sie predigen soll. Freiheit der Verkündigung muß die Kirche auch dem nationalen Staat gegenüber um ihrer selbst will mit Ernst und Nachdruck fordern.« EKAG, A 76, Heinrich Lohmann: »Jahresbericht der Evangelischen Kirchengemeinde für 1932«, 6.4.1933. 155 EKAG, A 231, Beschluß des Presbyteriums vom 11.6.1933. 156 EKAG, A 231, Beschluß des Presbyteriums vom 15.6.1933, so auch im folgenden. 157 Vgl. die Mitteilung der Reichsleitung der Deut- er: Kirchenkampf, Bd. 1, S. 90–108. 159 LKAB, 5.1 Nr. 130/1, Bekenntnis westfälischer Pfarrer aus der Synode Bielefeld, 29.6.1933. Dieses Bekenntnis wurde unter anderem an den Reichspräsidenten, den Reichskanzler und den Reichsinnenminister versandt. 160 Vgl. Hey: Kirchenprovinz, S. 38. Adler wurde be- reits am 7.7.1933 wegen zu großer Nachgiebig- keit abgelöst, sein Nachfolger hob die Anord- nungen Adlers auf und verfügte, daß die wie- dereingesetzten Presbyterien und Synodalvor- stände nur geistliche Befugnisse besitzen, die Verwaltung hingegen von den Gemeinde- und Kreissynodalausschüssen ausgeübt werden soll- te. Diese Verfügung hatte aber keine praktische Konsequenz mehr, da am 14.7.1933 das Kom- missariat Jägers für beendet erklärt wurde und auch die Bevollmächtigen abgezogen wurden. 161 Zitiert nach: Dokumente zur Kirchenpolitik, Bd. 1, S. 87. 162 EKAG, A 231, Laien-Mitglieder des Presbyteri- ums der evangelischen Kirchengemeinde Gü- tersloh an den Reichskanzler, 14.7.1933. 163 Gegen die von der kirchlichen Opposition an- fangs gewählte Bezeichnung »Evangelische Kirche« gingen die Deutschen Christen gericht- lich vor. 164 EKAG, A 108, Erklärung, 18.7.1933. 165 Gütersloher Zeitung, 21.7.1933, »Bekenntnis- front Evangelium und Kirche«. Keine Kirchen- wahl in Gütersloh, Gütersloher Stadtanzeiger, 21.7.1933, Keine Kirchenwahl in Gütersloh. »Bekenntnisfront Evangelium und Kirche«. 166 Gütersloher Zeitung, 21.7.1933, »Bekenntnis- front Evangelium und Kirche«. Keine Kir- chenwahl in Gütersloh. 167 Gütersloher Zeitung, 21.7.1933, Der Wert der Eintragung. 168 Gütersloher Zeitung, 21.7.1933, Paul Grone- meyer: Bekanntmachung betr. Kirchenwahl. 169 EKAG, A 108, Paul Gronemeyer an die Mitglie- der der neuen Gemeindevertretung, 22.7.1933. 170 Gütersloher Zeitung, 21.7.1933, »Bekenntnis- front Evangelium und Kirche«. Keine Kirchen- wahl in Gütersloh. 171 Niemöller: Bekennende Kirche, S. 62. 172 Die »Gütersloher Zeitung« berichtete einen Tag vor der Wahl, daß die »Verhandlungen, die auf das Zustandekommen eines gemeinsamen Wahlvorschlages zu der Wahl der größeren Kir- chenvertretung in der evangelischen Kirchen- Anmerkungen zu den Seiten 60 bis 62 597

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gemeinde abzielten, zu einem befriedigenden Abschluß geführt« hätten. Gütersloher Zeitung, 20.7.1933, Eine Einheitsliste in Gütersloh? Auch EKAG, A 76, Paul Gronemeyer: Jahresbe- richt der Evangelischen Kirchengemeinde Gü- tersloh für 1933, 15.6.1934: »Die größere Ge- meindevertretung wurde ebenso wie das Pres- byterium durch vorhergehende Verhandlungen auf dem Wege einer Liste gewählt.« Pastor Lohmann erinnerte sich 1961, daß es sich bei der Gütersloher Liste um einen gemeinsamen Wahlvorschlag zwischen »deutsch-christlichen« und »bekennenden« Gemeindemitgliedern ge- handelt habe. Heinrich Lohmann: Bekennende Kirche unter dem Wort. Ein zeitgeschichtlicher Bericht, in: Heimat und Bild. Beilage der Gü- tersloher Zeitung / Wiedenbrücker Zeitung, Au- gust 1961, Auszüge auch in: Manfred Strecker: »Bekennende Kirche« behielt in Gütersloh die sichere Oberhand, in: Neue Westfälische Zei- tung, 12.10.1984. Von den »60 neugewählten Gemeindeverordneten«, so dagegen Grone- meyer 1933, gehöre »keiner den ›Deutschen Christen‹ an. 20 Gemeindeverordnete sind, so- weit uns bekannt, eingetragene Mitglieder der N. S. D. A. P, die sich aber vorbehaltlos der ›Be- kenntnisfront Evangelium und Kirche‹ ange- schlossen haben«. EKAG, A 108, Paul Grone- meyer an den Wahlkommissar für die Kirchen- provinz Westfalen [Heyer], 22.7.1933. Loh- mann berichtete selbst im Juni 1933, »daß es in Gütersloh keine Deutschen Christen gibt«. ADWW, 161, Friedrich Lohmann an Johann Friedrich Niemann, 14.6.1933, so auch im fol- genden. 173 Gütersloher Stadtanzeiger, 23.11.1933, Treue zum Bekenntnis! Gemeindeversammlung in der Martin-Luther-Kirche. 174 LKAB, 5.1 Nr. 234, Information Pfarrer Hans Deppe: Bekenntnisfront »Evangelische Kirche«, Abschnitt: Minden-Ravensberg, 17.7.1933, so auch im folgenden. 175 Vgl. hier und im folgenden Hey: Kirchenpro- vinz, S. 43. 176 Vgl. ebenda, S. 50. 177 EKAG, A 108, Amtliche Bekanntmachung der Evangel. Kirchengemeinde Gütersloh betr. Pres- byterwahl, unter demselben Titel auch abge- druckt in: Gütersloher Zeitung, 31.7.1933 und Gütersloher Stadtanzeiger, 31.7.1933. 178 Der Wächter der Gemeinde. Predigt zur Ein- führung der Gemeinde-Verordneten über Je- saias 62 V. 6,7 u. 10 am 30. Juli 1933 in der Auferstehungskirche zu Gütersloh, Gütersloh: C. Bertelsmann [1933], S. 10, im folgenden S. 10, 8, 4. 179 Mehlhausen: Nationalsozialismus, S. 53. 180 Vgl. Hey: Kirchenprovinz, S. 50, Niemöller: Be- kennende Kirche, S. 64. 182 Ausführlich hierzu Kapitel 5, S. 173–176. Vgl. auch Trütken-Kirsch: Kirchenkreis, S. 80 ff., Niemöller: Bekennende Kirche, S. 47 f. Quellen- material findet sich bei Wilkens: Tecklenburger Bekenntnis. 183 Vgl. Niemöller: Bekennende Kirche, S. 67 f. 184 EKAG, A 231, Presbyterium der evangel.-luth. Gemeinde in Gütersloh an Reichsbischof Lud- wig Müller, 28.9.1933. 185 EKAG, A 231, Landesbischof der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an das Pres- byterium der evangel.-luth. Gemeinde Güters- loh, 30.9.1933. 186 Zitiert nach Gütersloher Stadtanzeiger, 23.11. 1933, Treue zum Bekenntnis! Gemeindever- sammlung in der Martin-Luther-Kirche; dort auch das folgende Zitat. 187 EKAG, A 3, Paul Gronemeyer an die Mitglieder der größeren Gemeindevertretung, 9.11.1933. Solche Umbenennungen wurden aus Anlaß des 450. Geburtstages von Martin Luther am 10. November 1933 vielfach vorgenommen. Vgl. Meyer: Lutherfeiern, S. 767. 188 Gütersloher Zeitung, 13.11.1933, Evangelische Woche 1933 vom 12.–19. November 1933; vgl. auch Meyer: Lutherfeiern, S. 771 f. 189 Gütersloher Zeitung, 16.11.1933, Evangelische Woche. Bischof Adler in Gütersloh. 190 Die Gründungsinitiative ging von dem Dah- lemer Pfarrer Martin Niemöller aus, der in ei- nem Rundschreiben vom 11.9.1933 mitteilte, wegen der vielfältigen Disziplinierungsmaß- nahmen von Pfarrern wie Amtsenthebungen oder Strafversetzungen und Beschränkungen der kirchlichen Arbeit sei ein »›Notbund‹ von Pfarrern ins Leben gerufen« worden, »die sich gegenseitig durch christliche Erklärung ihr Wort gegeben haben, sich für ihre Verkündigung nur an die Heilige Schrift und an die Bekenntnisse der Reformation zu binden […] und sich der Not derjenigen Brüder, die darunter leiden müssen, nach bestem Vermögen anzuneh- men«. Zitiert nach Gauger: Chronik der Kir- chenwirren (wie Anm. 157), S. 101. 191 »Die Verpflichtungen des Pfarrer-Notbundes«. Die Fassung Martin Niemöllers, zitiert nach Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 181), S. 78. 192 Vgl. Gauger: Chronik der Kirchenwirren (wie Anm. 157), S. 101. 193 KreisA Gütersloh, F 115–2,1, Landrat Edwin Klein an Regierungspräsidium in Minden, 14.5.1934. 194 Vgl. etwa Hey: Kirchenprovinz., S. 57. 195 Vgl. ebenda, S. 59, Niemöller: Bekennende Kir- che, S. 97–102. 196 Vgl. Hey: Kirchenprovinz, S. 59, so auch im fol- genden. 181 Kurt Dietrich Schmidt: Die Bekenntnisse und 197 EKAG, A 231, Paul Gronemeyer an die Mitglie- grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1934, S. 47. der der größeren Gemeindevertretung, 20.3.1933. 198 EKAG, A 231, Antrag [des Presbyteriums], un- 598 Anmerkungen zu den Seiten 63 bis 65

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datiert; dort auch die folgenden Zitate; Hervor- hebungen im Original. 199 EKAG, A 231, Beschluß der größeren Gemein- devertretung, 11.4.1934. 200 EKAG, A 231, Westfälische Bekenntnissynode an das Presbyterium der Kirchengemeinde Gü- tersloh, 9.5.1934: »Die Kirchengemeinde Gü- tersloh gehört demgemäß zu den Gemeinden der Westfälischen Bekenntnissynode. Die Be- kenntnissynode übernimmt die Aufsicht über die Gemeinde gemäß den von der Synode fest- gelegten Richtlinien.« 201 LKAB, 0.6 Nr. 7, Friedrich Fliedner an Bischof Adler, 20.9.1934: »Nach den letzten Erkundi- gungen, die ich über die Unterschriftensamm- lung eingezogen habe, sind von den 11 000 etwa 6 000 Unterschreiber, die übrigen 5 000 demnach Christen zweiter Klasse.« Fliedner forderte deshalb Bischof Adler wiederholt auf, zur seelsorgerischen Betreuung der nicht der Bekenntnisgemeinschaft zugehörigen Gemein- demitglieder einen deutsch-christlichen Pfarrer nach Gütersloh zu entsenden. LKAB 0.6 Nr. 7, Friedrich Fliedner an Bischof Adler, 6.4.1934. Vgl. auch Lohmann: Bekennende Kirche unter dem Wort (wie Anm. 172). Gronemeyer gab 1936 einen Stand von 7 000 Mitgliedern der Bekennenden Kirche in Gütersloh an. EKAG, A 234, Paul Gronemeyer an Friedrich Fliedner, 14.2.1936. 202 Die Erklärung lautete: »Hiermit schließe ich mich dem Beschluß des Presbyteriums in inne- rer Zustimmung an. Ich unterstelle mich der geistlichen Leitung der westfälischen Bekennt- nissynode, da sie, gehorsam dem Worte Gottes, uns die rechte Verkündigung, die rechte Gemeinschaft und die rechte Ordnung der Kir- che erhalten will.« Zitiert nach Lohmann: Be- kennende Kirche unter dem Wort (wie Anm. 172). 203 Vgl. Hey: Kirchenprovinz, S. 68, so auch im fol- genden. 204 KreisA Gütersloh, F 115-2,1, Gustav Thummes an Edwin Klein, 5.5.1934. 205 Auf der Sitzung der Größeren Gemeindevertre- tung vom 11. April 1934, die den Beitritt zur Bekenntnissynode beschloß, hat beispielsweise außer den Pfarrern nur ein Laie das Wort ergrif- fen. Die beiden Pfarrer Gronemeyer und Loh- mann, so der Bericht des Gütersloher Obmanns der Deutschen Christen Fliedner, hätten »etwa 3 Stunden« gesprochen. Außer ihm, der das »Hauptgegenreferat« gehalten habe, hätten aber die »Deutschen Christen und Nationalso- zialisten fast sämtlich das Wort ergriffen«. LKAB, 0.6 Nr. 7, Friedrich Fliedner an Bischof Adler, 14.4.1934 206 KreisA Gütersloh, F 115–2,1, Kriminalassistent Stockhecke an Bürgermeister in Gütersloh, 13.6.1934. Lageberichte darum bemüht, den Kirchen- kampf in erster Linie als »Privatauseinanderset- zung« der Pfarrer darzustellen, an der die »evangelische Bevölkerung immer weniger An- teil« nehme. StA Münster, NSDAP – Gauhaupt- leitung Westfalen Nord, Nr. 4, Kirchenfragen, Juni bis Dezember 1934 (Lageberichtsauszüge Steinecke), hier Stimmungs- und Lagebericht für den Monat Juni 1934. StA Detmold, M 1 I P, Nr. 631, Lageberichte Landrat in Wieden- brück (Klein) an Regierungspräsidium in Min- den, 31.1.1935: »Der evangelische Kirchen- streit geht weiter. Fraglos hat sich ein großer Teil der Mitglieder der evangelischen Kirche der Bekenntnisfront angeschlossen. Mitunter ge- winnt man allerdings den Eindruck, dass der Kirchenstreit auf die Dauer bei Vielen an Inter- esse verliert und vermutlich auch sehr bald auf- hören würde, wenn von gewissen Geistlichen nicht immer neuer Agitationsstoff hineingetra- gen würde. Als ein Redner, selbst ein Geistli- cher, auf einer grossen Stahlhelmversammlung in Gütersloh ähnlichen Gedanken Ausdruck gab, fand er stürmischen Beifall.« 208 Kempowski: Chronik, S. 28. 209 EKAG, A 236, Presbyterium der evangel.-luthe- rischen Kirchengemeinde Gütersloh an den Su- perintendenten Münter, [Juni 1935]. 210 LKAB, 5.1 Nr. 776/2. 211 ADWW, 162, Zusammenschluß für Bibel und Bekenntnis. 212 EKAG, A 231, Dokument, 21.3.1934. Mohn be- zieht sich auf die »Kundgebung ›Bekennende Gemeinde‹«, die in der Dortmunder Westfalen- halle am 18.3.1934 mit etwa 25 000 Teilneh- mern stattgefunden hatte und von der eine große Signalwirkung für die Bekennende Kir- che ausging. Vgl. Niemöller: Bekennende Kir- che, S. 103–106, Lagebericht des Chefs des Si- cherheitsamtes des Reichsführers SS, Mai/Juni 1934, in: Berichte des SD und der Gestapo, S. 56. Vgl. auch Nicolaisen: Weg, S. 10: »Die Breitenwirkung dieser Ereignisse in Westfalen für die weitere Entwicklung im Raum der evan- gelischen Kirche ist kaum hoch genug einzu- schätzen.« In einem auf der Dortmunder Kund- gebung verteilten Flugblatt wird dem »gegen- wärtigen Regiment der Kirche« vorgeworfen, daß es »wider Schrift und Bekenntnis handelt«: »Wo die Einheit nur in der äußeren Form ge- sucht wird, da hört das Fragen nach dem Wort auf. Das Kirchenregiment wird zur ungeistli- chen Gewaltherrschaft.« EKAG, A 231, Kund- gebung der Westfälischen Bekenntnissynode, 16.3.1934. Ein vom Pfarrernotbund in Minden- Ravensberg für die Dortmunder Veranstaltung organisierter Sonderzug hielt auch in Güters- loh. Vgl. LKAB 0.6 Nr. 5, Rundschreiben an die Brüder des Pfarrernotbundes in Minden-Ra- vensberg, 15.3.1934. 207 KreisA Gütersloh, F 115–2,1, Kriminalpolizei 213 Entschließung der Bekenntnisversammlungen Gütersloh: Ergänzung zum Bericht der Kreissy- node, 28.6.1934. Allgemein sind die offiziellen in Bielefeld am 23. März 1934, in: Junge Kirche 2 (1934), Heft 7, S. 290, das folgende Zitat Anmerkungen zu den Seiten 66 bis 67 599

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S. 291. Vgl. Gauger: Chronik der Kirchenwirren (wie Anm. 157), S. 161. 214 LKAB, Druckschriftensammlung Martin Niemöl- ler. Unterzeichnet ist es mit »Die bekennende Gemeinde ›Unter dem Wort‹«. 215 Mehlhausen: Nationalsozialismus, S. 56. 216 LKAB 5.1 Nr. 878, Heinrich Mohn an Präses Koch, 13.6.1934. 217 LKAB, 5.1 Nr. 779,1, Heinrich Mohn an Präses Koch, 6.2.1935. Mohn erkundigte sich nach dem Beauftragten für die »Volksmission in der Bekenntnissynode« und einem »Adressenver- zeichnis für die einzelnen Länder und Provin- zen«, um Florins Broschüre »Rosenbergs My- thus und evangelischer Glaube« anbieten zu können. 218 Vgl. u. a. Hey: Kirchenprovinz, S. 98 ff. 219 EStG, Akten des Kuratoriums des Evangelischen Gymnasiums zu Gütersloh, A, Gerhard Steinsiek an Konsistorialpräsident Gottfried Bartels, 22.3. 1935: »Soeben sprach ich auch mit meinem Schwager Mohn über die Vereinshaus-Geschich- te. Ich darf Ihnen mitteilen, daß er meine Mei- nung völlig teilt und es durchaus für richtig und notwendig hält, daß man den Deutschen Chri- sten das Vereinshaus nicht zur Verfügung stellt.« 220 EKAG, A 231, Gütersloher Bürgermeister als Ortspolizeibehörde an den Vorsitzenden des Presbyteriums, Pastor Müller, 24.10.1937. EKAG, A 232, Gütersloher Bürgermeister als Ortspolizeibehörde an den Vorsitzenden des Presbyteriums, Pastor Müller, 6.1.1937. EKAG, A 232, Gütersloher Bürgermeister als Ortspoli- zeibehörde an den Vorsitzenden des Presbyteri- ums, Pastor Müller, 17.3.1938. 221 EKAG, A 232, Evangelisches Konsistorium der Kirchenprovinz Westfalen an den Vorsitzenden des Presbyteriums, Pastor Müller, 23.12.1937. 222 Die Vorgänge sind dokumentiert in EKAG, A 231; vgl. auch die z. T. vorliegende Parallel- überlieferung, LKAB 0.6 Nr. 7. 223 LKAB 0.6 Nr. 7, Friedrich Fliedner an Bischof Adler, 30.4.1934. 224 Vgl. Kübler: Penne, S. 72–75. 225 EStG, Kuratorium, Wilhelm Florin an Landge- richtsrat Flöttmann, 9.9.1937. Florin führte hier aus, daß er angesichts der deutsch-christlichen Aktivitäten Fliedners die »Voraussetzungen für eine gedeihliche und innerlich freudige Arbeit« für sich am Gymnasium »immer mehr schwin- den« sehe. Florin wechselte zur Rheinischen Missions-Gesellschaft nach Barmen; er über- nahm dort die Leitung des Barmer Missionsse- minars. Florin begründete seinen Weggang auch mit der Schließung des religionspädagogi- schen Seminars am Evangelisch-Stiftischen Gymnasium, das der Religionslehrerausbildung für Theologiekandidaten diente. EZA 7/6122, Wilhelm Florin an den Evangelischen Oberkir- chenrat, 23.8.1937. Zu Florin vgl. auch Kapitel 5, S. 177 f. Vorgänge keinen Einfluß hatte, etablierte dar- aufhin einen eigenen Konfirmandenunterricht. Die Eltern der Schüler, so Droste in seiner Be- schwerde an den Evangelischen Oberkirchen- rat, würden »von den hiesigen Bekenntnis- Pfarrern gedrängt werden, ihre Jungen nicht in meinen, sondern in den von der Bekenntniskir- che veranstalteten Sonderunterricht zu schicken«. EZA 7/6370, Karl Heinrich Droste an Evangelischen Oberkirchenrat, 19.11.1938. Dazu auch EKAG, A 63, Paul Gronemeyer an den Superintendenten Münter, 24.1.1939. Zu den Eltern, die ihre Kinder nicht zu Droste schickten, gehörten auch Heinrich und Agnes Mohn, vgl. Kapitel 8, S. 362. 228 Auch die NSDAP-Lageberichte für den Gau Westfalen-Nord bestätigen die Verschärfung des Kirchenkampfes Ende 1934. StA Münster, NSDAP – Gauhauptleitung Westfalen Nord, Nr. 4, Kirchenfragen, Juni bis Dezember 1934 (La- geberichtsauszüge Steinecke), hier Lagebericht November 1934. 229 LKAB, 5.1 Nr. 849/1, Paul Gronemeyer an die Staatspolizei für den Bezirk Minden, 2.11.1934. 230 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 652, Paul Gronemeyer an Gestapa, 19.11.1934,Abschrift von Abschrift. 231 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 652, Gestapo Minden an Gestapa, 5.12.1934, Abschrift. Zur Begrün- dung wurde weiter ausgeführt, daß Gronemey- er auch gegen staatspolizeiliche Verordnungen verstoßen habe, da er in Gütersloh kirchliche Flugblätter verbreitet habe. 232 KreisA Gütersloh, 34/16 II-1, Aufhebung der Redeverbote gegen Pfarrer Gronemeyer und August Hunke durch die Stapo-Stelle Bielefeld, 28.1.1935, mit Weiterleitung des Landrats von Wiedenbrück an die Bürgermeister, 4.2.1935. 233 Vgl. Hey: Kirchenprovinz, S. 279–284. 234 LKAB, 5.1 Nr. 779/1, Für den Rundbrief, unda- tiert. EKAG, A 146, Der Bürgermeister als Orts- polizeibehörde an die Evangelische Kirchenge- meinde, z. Hd. Pfarrer Gronemeyer, 21.3.1935. Bauer verbietet hier eine Veranstaltung, die im Evangelischen Vereinshaus zum Thema »Der Untergang der Kirche in Rußland und was wir daraus lernen« stattfinden sollte. 235 StA Münster, NSDAP – Gauhauptleitung West- falen Nord, Nr. 4, Kirchliche Fragen Januar, Juli, September, November 1935 (Berichtsauszüge), hier Stimmungs- und Lagebericht für den Mo- nat Juli 1935. 236 Ebenda, Stimmungs- und Lagebericht für den Monat September 1935. 237 EKAG, A 76, Jahresbericht der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh für 1934, [1935]. 238 KreisA Gütersloh, F 115–2,I, »Bericht der Kripo Gütersloh über die Bekenntnis-Versammlung vom Donnerstag, den 6. September abends 8 1/4 Uhr im hies. Evang. Vereinshaus«, 7.9.1934, so auch im folgenden. 226 Vgl. Kübler: Penne, S. 75 f. 227 Die Gütersloher Kirchengemeinde, die auf diese 239 EKAG, A 76, Jahresbericht der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh für 1934, [1935]. 600 Anmerkungen zu den Seiten 67 bis 70

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Es erscheine »auch heute völlig unmöglich, zu sehen, in welcher Linie die Entwicklung weiter gehen wird. Menschlich geurteilt, hängt alles davon ab, wie weit der Staat mit seinem Grundsatz wirklich Ernst machen wird, die Kir- che ihre Fragen selbstständig regeln zu lassen, sodaß eine gründliche, von keiner Rücksicht- nahme auf staatliche oder politische Gruppen begrenzte Auseinandersetzung mir der ›Glau- bensbewegung deutscher Christen‹ einerseits und mit der ›Deutschen Glaubensbewegung‹ andererseits zustande kommen kann.« 240 LKAB 5.1 Nr. 850,2 Paul Gronemeyer an den Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten, Kerrl, 25.10.1935. 241 LKAB, 5.1 Nr. 850,2, Paul Gronemeyer an Prä- ses Koch, 9.10.1935. 242 LKAB, 5.1 Nr. 850,2, Paul Gronemeyer an Prä- ses Koch, 28.11.1935. 243 StadtA Gütersloh, D 3043, Bürgermeister als Ortspolizeibehörde (Johanningmeier) an Land- rat, 21.8.1934, Entwurf, zitiert bei Schmuhl: Stadt, S. 428. Gegenüber einem Bekannten habe Gronemeyer geäußert, so der Bericht der Gütersloher Polizei, daß er »jeden Tag mit sei- ner Verhaftung« rechne. 244 StA Münster, Oberpräsidium Münster, 5038, Freiherr von Oeynhausen an den Reichs- und Preußischen Minister des Innern, 2.12.1937. Vgl. Niemöller: Bekennende Kirche, S. 243–245. 245 LKAB, 5.1 Nr. 391/1, Paul Gronemeyer an Wil- helm Niemöller, 13.12.1937. 246 KreisA Gütersloh, F 115–2,1, Landrat Edwin Klein an Regierungspräsidium in Minden, 29.11.1937, Bürgermeister als Ortspolizei- behörde an Landrat in Wiedenbrück, 26.11.1937. Theologie für die Praxis 247 EKAG, A 232, Presbyteriumssitzung vom 25.11.1937. 248 LKAB 5.1 Nr. 391/1 Paul Gronemeyer an Wil- helm Niemöller, 13.12.1937. KreisA Gütersloh, F 115–2, II, Gütersloher Bürgermeister als Ortspolizeibehörde an den Landrat in Wieden- brück, 26.11.1937, Landrat in Wiedenbrück an Regierungspräsidium in Minden, 29.11. 1937. 249 Fürbitte, S. 57. Zur Bedeutung dieser Fürbitten- listen ließ die Zweite Vorläufige Kirchenleitung der Bekennenden Kirchen im November 1937 einen Text kursieren, in dem es heißt, daß durch die Fürbitte die Christen »an dem Kampf« teilnehmen, »der um des Evangeliums willen in dieser Welt, wider den Fürsten dieser Welt ausgefochten werden muß«. Zitiert nach ebenda, S. XXXV. 250 KreisA Gütersloh, F 115–2,II, Polizei-Haupt- wachmeister Benkmann an den Bürgermeister in Gütersloh, 5.7.1937. 251 LKAB 5.1 Nr. 391/1, Paul Gronemeyer an Wil- helm Niemöller, 13.12.1937; dort auch das Fol- gende. 252 Vgl. Gailus: Protestantismus, S. 13. Das prote- stantische Sozialmilieu, so Gailus, reagierte auf den Nationalsozialismus meist »mit einem Rückzug auf sich selbst, auf das Ureigene, das religiöse Proprium, eine häufig paradox anmu- tende Tendenz, die von einem allgemeinen, weitreichenden Konsens zum NS-System bei gleichzeitigem Dissens in religiös-weltanschau- lichen Fragen gekennzeichnet war. Man wünschte als national denkender und fühlen- der deutscher Protestant durchaus Nationalso- zialismus, aber möglichst christlich durchdrun- gen und geläutert sollte er eben auch sein.« Vgl. ebenda, S. 637–666. 1 Gustav Fick (Hrsg.): Der Evangelische Buchhan- del. Bausteine zu seiner Geschichte, Leipzig: H. G. Wallmann 1921. Diese Publikation ent- hält neben einigen biographischen Skizzen in alphabetischer Reihenfolge die Selbstdarstel- lungen christlich ausgerichteter Verlage und Sortimentsbuchhandlungen und stellt somit eine der wichtigsten Quellen für den protestan- tischen Buchhandel im frühen 20. Jahrhundert dar. Aufschlußreich für das professionelle Selbstverständnis ist die vom Herausgeber ver- faßte Einleitung: Etwas vom Werden und Wachsen des Evangelischen Buchhandels, S. 7–32. 2 Zu Fick, jahrzehntelang Leiter der größten evangelischen Kommissionsbuchhandlung H. G. Wallmann in Leipzig, vgl. Wittig: Einleitung, S. 8. 3 Fick: Etwas vom Werden und Wachsen des Evangelischen Buchhandels (wie Anm. 1), S. 8. 4 Der biographische Abriß wurde von Johannes Mohn verfaßt und basiert im wesentlichen auf den Briefen Carl Bertelsmanns an seinen Sohn Heinrich. 5 Zur Einordnung dieser Häuser in die protestan- tische Verlagslandschaft des Kaiserreichs vgl. Hübinger/Müller: Verlage, S. 376 f. 6 Zur Fragmentierung der protestantischen Theo- logie vgl. Graf: Fundamentalpolitik, S. 35. 7 Vgl. Knappenberger-Jans: Verlagspolitik, S. 200–224. 8 Fick: Etwas vom Werden und Wachsen des Evangelischen Buchhandels (wie Anm. 1), S. 17. Dort auch die explizite Abgrenzung von den Wissenschaftsverlagen. 9 Vgl. Pöhlmann: Kampf, S. 56. 10 Ebenda. 11 Gerhard Füllkrug: »Öffentliche Mission«, in: ders. (Hrsg.): Handbuch der Volksmission, Schwerin: Bahn 1919, S. 199–210, hier S. 208. 12 Vgl. dazu Stemmle: Buchgewerbe, S. 179 (Ta- Anmerkungen zu den Seiten 70 bis 74 601

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belle 44). Demnach betrug der Anteil der Theo- logie/Religion an der gesamten Buchprodukti- on im Jahr 1900 8,9 %, im Jahr 1913 nur noch 7,6 %. 13 Vgl. ebenda. 14 Vgl. Emil Pfennigsdorf: Untergang der evange- lischen Presse?, in: Der Geisteskampf der Ge- genwart 56 (1920), Heft 11, S. 153 f. 15 Vgl. Scholder: Kirchen, Bd. 1, S. 58. Die Zahlen sind entnommen aus: Handbuch der Evangeli- schen Presse. Im Auftrag der Vereinigung Evan- gelischer Buchhändler bearbeitet von Gerhard Kauffmann unter Mitwirkung von August Hin- derer, Leipzig: Wallmann 1929. 16 Vgl. Graf: Kulturluthertum. 17 Vgl. dazu die Ausführungen bei Wittig: Einlei- tung, S. 8 f. 18 Sammlung UHK I.2/1001, Manuskript »Die Werbearbeit des Verlags C. Bertelsmann« [ver- mutlich 1942], [S. 7]. 19 Vgl. Furche-Verlag: Almanach. Zur Verlagsge- schichte insbesondere S. 171 f. 20 Vgl. Chr. Kaiser Verlag: Almanach. 21 Zur Apologetischen Centrale vgl. Pöhlmann: Kampf. matischen Theologie, Gütersloh: C. Bertels- mann 1931 (= Beiträge zur Förderung christli- cher Theologie, Band 34/Heft 2) 38 Walter Dreß: Die Theologie Gersons. Eine Un- tersuchung zu der Verbindung von Nominalis- mus und Mystik im Spätmittelalter, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. 39 Hans Ehrenberg: Der Mann ohne Arbeit. Ein Wort der Kirche an die Arbeitslosen, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. 40 Oskar Foellmer: Geschichte des Amtes der Ge- neralsuperintendenten in den altpreußischen Provinzen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. 41 Heinrich Greeven: Gebet und Eschatologie im Neuen Testament, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931 (= Neutestamentliche Forschungen, 3. Reihe, Heft 1). 42 Emanuel Hirsch: Kierkegaardstudien. 3. Heft: Der Denker, Erste Studie: Der werdende Denker, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 32). 43 Eduard König: Zentralkultstätte und Kultuszen- tralisierung im alten Israel, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1931 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 34/Heft 3) 22 Vgl. August Hinderer: Vom Lebensstand der 44 Arvid Runestam: Liebe, Glaube, Nachfolge. Von evangelischen Presse, in: Handbuch der Evan- gelischen Presse (wie Anm. 15), S. IX-XVIII, hier S. IX f. der Anpassung der Moral an die Wirklichkeit. Aus dem Schwedischen von Ilse Meyer-Lüne, Gütersloh: C. Bertelsmann [1931]. 23 Seit 1929 tragen viele Bertelsmann-Publikatio- 45 Amtstagebuch für evangelische Geistliche nen, die nicht im Rahmen der Missionsreihen erschienen, den Aufdruck »Veröffentlichung der Missionsliterarischen Verlegervereinigung«. Zu den Umständen der Gründung sowie der Zielsetzung im einzelnen vgl. EMW, 269 und 270. 24 Vgl. zur Kartelldiskussion im deutschen Buch- handel der zwanziger Jahre Brohm: Buch. 25 Friedrich Wittig: Aufgaben des evangelischen Buchhandels, in: Tätiges Christentum 31 (1936), Heft 6, S. 138–145, hier S. 138. 26 Vgl. Kapitel 1, S. 34. 27 UB Tübingen, Mn 18 (NL Wehrung), Kart. 2, Heinrich Mohn an Georg Wehrung, 21.1.1930; so auch im folgenden. 28 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 23.5.1927. 29 Börsenblatt (1926), Nr. 140, S. 5865. 30 Vgl. die Anzeigen zu Hermann Werdermanns »Das religiöse Angesicht Amerikas« sowie zur »Religionspsychologischen Reihe«, in: Börsen- blatt (1926), Nr. 226, S. 8720. 31 Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Sta- tistiken Heinrich Mohn. 32 Vgl. dazu die Tabelle S. 570 f. 33 Vgl. Schwarz: Schlüssel, S. 110. 34 Vgl. Kapitel 5, S. 216–219. 35 Vgl. zu Birnbaum, der später ein glühender An- hänger der deutsch-christlichen Volksmissions- bewegung wurde, Herrmann: Birnbaum. 36 Birnbaum: Zeuge, S. 215 f. 37 Dietrich Bonhoeffer: Akt und Sein. Transzen- dentalphilosophie und Ontologie in der syste- 1931. 40. Jahrgang. Hrsg. von W. Rathmann, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. 46 Vgl. auch Pöhlmann: Kampf, S. 119. 47 So Pfennigsdorfs Darstellung in dem von ihm selbst verfaßten Lebenslauf (1913), abgedruckt in: Faulenbach: Album, S. 228 f. 48 Vgl. die Rezension zu Chamberlains »Lebens- wege meines Denkens«, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 55 (1919), Heft 12, S. 233 f. 49 Vgl. Emil Pfennigsdorf: Spenglers »Zweiter Band«, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 58 (1922), Heft 10, S. 233–235. Zur Entstehung der Neuwerkbewegung: Renatus Hupfeld: Die Neuwerkbewegung, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 58 (1922), Heft 5, S. 99–103. 50 Hermle: Aufstieg, S. 321. 51 Faulenbach: Album, S. 230, Fußnote 16. 52 Emil Pfennigsdorf: Flugblätter und Flugschriften im Dienst der Apologetik und Inneren Mission, in: Füllkrug (Hrsg.): Handbuch der Volksmission (wie Anm. 11), S. 181–185, hier S. 181 f. 53 Vgl. auch Emil Pfennigsdorf: Die Bedeutung der ›kleinen Presse‹ für Gemeinde, Kirche und Volk, in: ders.: Im Kampf um den Glauben. Vorträge, Abhandlungen und Aufsätze zu Lebensfragen der Gegenwart, Gütersloh: C. Bertelsmann 1919 S. 205–218. 54 Emil Pfennigsdorf: Der nationale Aufbruch und die Kirche, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 69 (1933), Heft 5, S. 161–166, hier S. 163; Hervorhebungen im Original. 55 Lebensdaten mit Aufzählung der Mitgliedschaf- ten sowie einem von Pfennigsdorf selbst ver- 602 Anmerkungen zu den Seiten 74 bis 83

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faßten Lebenslauf (1913) sind abgedruckt in: Faulenbach: Album, S. 228 f. Vgl. auch Hinz- Wessels: Kirchengemeinde, S. 237 f. 56 Vgl. ausführlich Meier: Fakultäten, S. 366 f. 57 Vgl. dazu Kapitel 5, S. 208–216. 58 Vgl. dazu exemplarisch für die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg Lehmann: Katastrophe. 59 Theodor Knolle: Von der Luther-Gesellschaft, in: Luther 8 (1926), S. 125 f. Zitiert nach Düfel: Lu- ther-Gesellschaft, S. 52. 60 Sammlung UHK, II.1/13. Seit wann Mohn in der Luther-Gesellschaft Mitglied war, konnte bisher nicht geklärt werden. Zur Luther-Gesellschaft vgl. Düfel: Luther-Gesellschaft. 61 Vgl. zur Lutherischen Konferenz Klein: Entwick- lung, hier das Zitat aus der Satzung S. 149 f., sowie – mit Schwerpunkt auf der Periode des Kirchenkampfes – Lichtenfeld: Georg Merz, S. 487. Klein gibt in einer Auflistung des Vor- stands der Lutherischen Konferenz im Jahr 1918 Mohn als Schatzmeister an. 62 Vgl. zur zentralen Rolle Ludwig Ihmels für das Apologetische Seminar den im Nachlaß Stange überlieferten Vortrag von Pastor Grimm (Han- nover) zur Vorgeschichte der Lutherakademie Sondershausen, EZA, 669 (NL Carl Stange), Bd. 75. 63 Vgl. zum Programm der Zeitschrift ausführlich Assel: Aufbruch, S. 33 f. 64 Zum Geleit, in: Zeitschrift für systematische Theologie 1 (1923/24), S. 3–5. Das Geleitwort wurde auch von den Herausgebern Paul Alt- haus, Emmanuel Hirsch und Georg Wehrung unterzeichnet. Der Verfasser ist jedoch Carl Stange. 65 Vgl. Assel: Aufbruch, S. 26. 66 Vgl. dazu ebenda, S. 126. 67 Archiv Chr. Kaiser-Verlag, Georg Merz an Albert Lempp [vermutl. Dezember 1933]. 68 Vgl. zu Stange jetzt auch ausführlich Besier: Kirchen, S. 476 f. 69 Vgl. zum Apologetischen Seminar ausführlich Pöhlmann: Kampf, S. 84 f., hier S. 85. 70 EZA, 629 (NL Carl Stange), Bd. 68, Paul Alt- haus an Carl Stange, 18.6.1932. 71 EZA, 629 (NL Carl Stange), Bd. 27, Mitteilungs- broschüre. 72 Ebenda. 73 Vgl. Austad: Verbindungen. 74 Als führende Beispiele seien genannt: Walter Künneths »Antworten auf den Mythos« er- reichte eine Auflage von 360 000 Exemplaren, Martin Niemöllers Autobiographie »Vom U- Boot zur Kanzel« 800 000, der Erlebnisbericht »Ein Christ erlebt die Probleme der Welt« so- gar 2 600 000 Exemplare. Vgl. Wittig: Aufgaben des evangelischen Buchhandels (wie Anm. 25), S. 142. 75 Vgl. die Graphik in Kapitel 6, S. 243. 76 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 15.11.1934. 77 Archiv Chr. Kaiser-Verlag, Georg Merz an Albert Lempp, 6.6.1933. 78 Emil Pfennigsdorf: Bekenntnis und kirchliche Neugestaltung, in: Der Geisteskampf der Ge- genwart 69 (1933), Heft 7, S. 241–248. 79 Vgl. Kapitel 5, S. 212 f. 80 Vgl. Kapitel 5, S. 237–240. 81 Vgl. die editorische Notiz »An die Leser und Freunde der Zeitschrift« zur letzten Ausgabe des Geisteskampfes 69 (1933), Heft 12, S. 480, in der Pfennigsdorf ausdrücklich darauf ver- wies, daß es der Wunsch des Verlegers gewe- sen sei, die Zeitung abzugeben. 82 Zum Profil von »Wort und Tat« vgl. Pöhlmann: Kampf, S. 116f. 83 ADW, CA/PD 264, Heinrich Mohn an Walter Künneth, 14.10.1933. Der Verlagsvertrag, der die Übergabe aller bisherigen Abonnenten des Geisteskampfes an den Wichern-Verlag sowie eine Entschädigung von C. Bertelsmann pro Bezieher von 1 Reichsmark vorsah, ist überlie- fert in: ADW, CA/AC 101. 84 Vgl. Besier: Kirchen, S. 274–278; zu Künneth vgl. auch Kapitel 7, S. 314 f. 85 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 12.6.1934. 86 Vgl. Hermann Sasse: Vorwort, in: Kirchliches Jahrbuch 60 (1933), S. 5. 87 LKAB, 5.1 Nr. 878, Heinrich Mohn an Präses Koch, 13.6.1934. 88 Vgl. Kapitel 5, S. 237–240. 89 Siehe in diesem Zusammenhang auch: EZA, 1/B 3-276, Walter Birnbaum an Pastor Engelke, 18.5.1934. 90 LKAB, 5.1 Nr. 878, Heinrich Mohn an Präses Koch, 13.6.1934, so auch im folgenden. 91 Vgl. dazu Hermle: Aufstieg. 92 So die Ankündigung in den »Mitteilungen des Verlages C. Bertelsmann«. 93 »Der Kampf-Bund« war die Publikationsreihe der gleichnamigen religiösen Arbeits- und Akti- onsgemeinschaft, die 1923 von dem westfäli- schen Provinzialpfarrer für Apologetik Johan- nes Müller-Schwefe gegründet worden war. Müller-Schwefe fungierte auch als Herausge- ber. Weitere Autoren waren Hans Ehrenberg, Werner Betcke und Ernst Kalle. Vgl. Brakel- mann: Hans Ehrenberg, Bd. 1, S. 198. 94 Verlagswerbung in Gottfried Winterberg: Die Taufe nach der Heiligen Schrift, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. 95 Johannes Zauleck: Wer ist ein Mann? Kleine Geschichten des Lebens, Gütersloh: C. Bertels- mann 1939 (= Volksmissionarische Hefte). 96 Zu Florin vgl. Kapitel 5, S. 177 f. 97 Elisabeth Budde: Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir (von 1938 bis 1941 insge- samt vier Auflagen); dies.: Martin Rinckarts schwerer Weg (1938–1941 in vier Auflagen); dies.: Wie ein deutsches Trostlied entstand (1941). 98 Die ersten Hefte erschienen 1934 und waren vom Düsseldorfer Pfarrer Homann verfaßt: »Ich glaube an den heiligen Geist« (1); »Ich glaube eine heilige allgemeine christliche Kirche« (2); Anmerkungen zu den Seiten 83 bis 89 603

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»Ich glaube die Gemeinschaft der Heiligen« (3); »Ich glaube die Vergebung der Sünden« (4); »Ich glaube die Auferstehung des Flei- sches« (5); »Ich glaube ein ewiges Leben« (6). 99 Ernst Wengel: Nun erst recht!, Gütersloh: C. Bertelsmann [1936], S. 7. 100 Adolf Wendel: Dennoch Altes Testament!, Gü- tersloh: C. Bertelsmann [1936], im folgenden S. 26 f. 101 Vgl. Kapitel 7, S. 315–318. Die genannten Titel lauten: Ernst von der Heide: Die Auferstehung Jesu – Wahrheit oder Lüge?, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1938]; Albrecht Oepke: Das Neue Te- stament und seine überragende Bedeutung, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938]. 102 So etwa in Elternhaus und Heimat (Gütersloh: C. Bertelsmann 1937), S. 21: »Vergessen wir nicht, Gott täglich zu danken, daß wir unseren Führer Adolf Hitler und seine Getreuen haben, die das Schiff des deutschen Volkes durch alle die gefährlichen Klippen steuern. Wir haben wirklich alle Ursache, Gott zu danken für die Obrigkeit, die wir haben!« 103 Fr[éderick] Bell: Ehen vor Gott!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937, S. 5, im folgenden S. 9. 104 Fr[éderick] Bell: Ehrfurcht vor dem Leben!, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1937, S. 14 f. Der zi- tierte Absatz lautet weiter: »Er arbeitet gegen Verseuchung durch Tuberkulose und Ge- schlechtskrankheiten und hat einem gefühlsdu- seligen individualistischen Zeitalter mit seiner schrankenlosen Freilassung aller die Rasse und die Volksgesundheit zerstörenden Mächte ein Ende bereitet. Ganz besonders denken wir auch an die großzügige Volkswohlfahrt im Drit- ten Reich. Was ist das Winterhilfswerk, das kein anderes Volk der Erde uns nachmachen kann, anderes, als die Erfüllung des fünften Gebotes Gottes: ein Helfen und Fördern in allen Leibes- nöten!« 105 F[réderick] Bell: Festflammen für alle Feste des Kirchenjahres. Aussagen und Zeugnisse als Handreichung für Predigten, religiösen Unter- richt und Vorträge, 2 Bde., Gütersloh: Der Rufer 1948/49. 106 Sammlung UHK, I.2/8039, Martin Schlunk an Heinrich Mohn, 28.6.1935. 107 Vgl. zu dem ganzen Komplex der Mission/Mis- sionswissenschaft im Dritten Reich Ustorf: Mis- sions; Weiß: Missionen sowie – aus der älteren Forschung – Lehmann: Mission. Zur statisti- schen Erfassung der Mission vgl. Julius Richter: Statistik der christlichen Mission, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 4, 2. Aufl., Tü- bingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1930, Sp. 49–58, insbesondere Tabelle 1. 108 Vgl. dazu als zeitgenössischer Stimmungsein- druck: Martin Schlunk: S. O. S., in: Neue Allge- meine Missionszeitschrift 12 (1935), S. [3]-7. 109 Am 3. Juli 1933 wurde ein Gesetz erlassen, das alle Spendensammlungen außerhalb der Kirche verbot. Die Missionsgesellschaften fielen als freie Vereine, die dem bürgerlichen Recht un- terstanden, unter diese Bestimmung. Vgl. dazu Wesenick: Entstehung, S. 262 f. 110 Julius Richter: Evangelische Missionen, in: Reli- gion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 4, 2. Aufl., Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1930, Sp. 41–47, hier Sp. 43. 111 Vgl. Wesenick: Entstehung. 112 Zur Biographie vgl. die von Hans-Werner Gen- sichen verfaßten biographischen Skizzen bei Anderson: Dictionary. Schlunks missionswissen- schaftliche Karriere sowie seine Publikationen werden ausführlich dargelegt in den Unterla- gen zur Besetzung des missionswissenschaftli- chen Lehrstuhls an der Berliner Universität, für den Schlunk 1930 als Nachfolger Julius Rich- ters vorgeschlagen worden war. UA HU Berlin, Theo. Fak., 46,6. Zur theologischen Position Schlunks ausführlich Ustorf: Missions, S. 191. 113 So etwa Wilhelm Oehler: Zum Missionscharak- ter des Johannesevangeliums, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 42 / Heft 4). 114 Eine Ausnahme bildet Hilko W. Schomerus: In- dische und christliche Enderwartung und Erlö- sungshoffnung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941. 115 So etwa bei Martin Schlunk: Volksgemein- schaft, Völkergemeinschaft, Glaubensgemein- schaft, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 9 (1932), S. [3]–12. 116 Archivalien nach 1933, die die Haltung Mohns zur Mission dokumentieren, sind bisher nicht aufgetaucht. Allerdings befinden sich einige Abschriften von sehr aufschlußreichen Briefen Mohns an Julius Richter im Briefwechsel Julius Richter mit Martin Schlunk, der im Archiv des Berliner Missionswerks (BMW) aufbewahrt ist. LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 1 (1915–1925), Bd. 2 (1928–1931). 117 Vgl. Hoffmann: Missionsbewegung. 118 So die Monatsschrift »Die ärztliche Mission« (1906–1920), die Heftreihe »Saat und Ernte auf dem Missionsfelde« (1899–1920) oder die »Flugschriften der Deutschen Evangelischen Missionshilfe« (1915–1920; hier erschienen noch zwei einzelne Hefte 1925 und 1927). 119 Die »Allgemeine Missions-Zeitschrift« erschien von 1874 bis 1919 bei C. Bertelsmann, wech- selte jedoch aufgrund finanzieller Schwierigkei- ten in der Inflationszeit für vier Jahre zum Ver- lag von Gustav Warneck nach Berlin. Nachdem auch dieser Verlag sie nicht halten konnte, wagten Julius Richter und Martin Schlunk ge- meinsam mit Heinrich Mohn 1924 den verlege- rischen Neuanfang. 120 Zur Geschichte dieser akademisch-wissen- schaftlich orientierten Missionsgesellschaft vgl. Gensichen: Invitatio. 121 Zu den Biographien der Genannten vgl. die von Gensichen verfaßten Skizzen in Anderson: Dic- tionary. Zu Frick vgl. auch Ustorf: Missions, S. 215 ff. 122 »An der Zusammensetzung des ›harten Kerns‹ 604 Anmerkungen zu den Seiten 89 bis 94

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der Gründungsväter der DGMW fällt eines auf: Deutschland südlich der Mainlinie war so gut wie gar nicht repräsentiert.« Gensichen: Invita- tio, S. 47. 123 1816–1939, hrsg. von der Evangelischen Mis- sionsgesellschaft. 124 1886–1939, hrsg. vom Allgemeinen Evange- lisch-Protestantischen Missionsverein. 125 Martin Schlunk: Zum neuen Anfang, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 1 (1924), S. 5–10, hier S. 6. Vgl. auch LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 1, Martin Schlunk an Julius Richter, 16.11.1925: »Ich schreibe Spiess, dass wir nur das nehmen, was von der Norddeutschen Mis- sion handelt […].« 126 Verlagsanzeige in Siegfried Knak: Säkularismus und Mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 8), so auch im folgenden. Der Text der Anzeige wurde von Heinrich Frick verfaßt, der ihn namentlich zeichnete. 127 Vgl. die Hinweise über die Besuche Richters bei Heinrich Mohn, in: LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 1, Julius Richter an Martin Schlunk, 16.8.1924 sowie Bd. 2, Julius Richter an Mar- tin Schlunk, 17.1.1931. 128 Etwa überliefert in: LABB, BMW, 1/2099, Korre- spondenz mit Missionsinspektor Wilde (1914). 129 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 1, Heinrich Mohn an Julius Richter, 8.3.1924, Abschrift. 130 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 1, Heinrich Mohn an Julius Richter, 1.7.1924. 131 Heinrich Frick: Vom Pietismus zum »Volkskir- chentum«. Ein Beitrag zur Frage nach dem deutschen Gepräge der Mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1924 (= Allgemeine Missions-Stu- dien, Heft1), S. 47. Vgl. zu dem ganzen Kom- plex »Kirche« und »Volk« in der deutschen Missionsbewegung Hoekendijk: Kirche. 132 Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Sta- tistiken Heinrich Mohn. 133 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 2, Heinrich Mohn an Julius Richter, 23.1.1931, Abschrift. In diesem Brief veranschlagt Mohn die Abon- nentenzahl höher als in seinem Rechnungs- buch: So teilt er Julius Richter mit, daß von den »1181 Abonnenten« der Evangelischen Missio- nen 662 Pfarrer, 464 Prediger, 198 Laien seien. 134 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 2, Heinrich Mohn an Julius Richter, 23.1.1931, Abschrift, im folgenden S. 7; Hervorhebungen im Original. 135 Vgl. Ustorf: Missions, S. 155. 136 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 2, Julius Richter an Martin Schlunk, 15.6.1928. den Jahren 1932/33 gleichsam »widerwillig« ihre Aufgabenstellung neu definieren mußte, Smid: Protestantismus, S. 397–407. Richter setzte sich auch nach 1933 ausdrücklich für die Judenmission ein. Im August 1936, als sich die Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden als einzige noch nicht verbote- ne Judenmissionsgesellschaft um die Mitglied- schaft im Deutschen Evangelischen Missions- Tag bewarb, war Richter der einzige, der diesen Antrag unterstützte, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Vgl. Ustorf: Missions, S. 166 f. 140 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 2, Heinrich Mohn an Julius Richter, 23.1.1931: »Bei der ganzen Einstellung dieser Kreise [der ›Volks- kreise‹] muß diese Arbeit an den Gebildeten von einer übergesellschaftlichen Stelle aus er- folgen mit stärkster Unterstützung der Missi- onsgesellschaften selbst.« 141 Ustorf: Missions, S. 166. 142 Ebenda, S. 155 f. 143 Ebenda, S. 155. 144 Julius Richter: Zum neuen Jahre, in: Neue Allge- meine Missionszeitschrift 10 (1933), S. [3]-6, hier S. 3 f. 145 Vgl. auch Knak: Säkularismus und Mission (wie Anm. 126). 146 G[ottfried] Simon: Die gegenwärtige Lage des Islams, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 10 (1933), S. 12–20 und 49–61. 147 Richter: Zum neuen Jahre (wie Anm. 144), S. 5. Auch in den folgenden Jahren kam Richter auf diese »Gefahren« für die Mission immer wieder zurück. Vgl. vor allem Julius Richter: In der Kri- sis der Weltmission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 17). 148 Julius Richter: Der Dienst der Kirche an der heu- tigen Menschheit. Anregungen zum Nachden- ken für die christlichen Weltkonferenzen 1937 und 1938, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 21). 149 Schlunk: Volksgemeinschaft, Völkergemein- schaft, Glaubensgemeinschaft (wie Anm. 115). Zum Einfluß der völkischen Theologie Gut- manns auf die deutsche Missionsbewegung vgl. Jaeschke: Gemeindeaufbau. 150 Martin Schlunk: Die Mission im Feuer der Kri- tik, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 10 (1933), S. 257–270, hier S. 258. 151 Bruno Gutmann: Die Unbedingtheit der urtüm- lichen Bindungen, in: Neue Allgemeine Missi- onszeitschrift 10 (1933), S. 242–248 und 270–281. 137 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 2, Julius Richter 152 Gerhard Jasper: Rasse und Mission, in: Neue an Martin Schlunk, 4.11.1929. 138 Ernst Schaeffer: Der heutige Stand der Juden- mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 12). Zu der von Schaeffer herausgegebenen Reihe »Christentum und Judentum« vgl. Kapitel 7, S. 303. 139 Vgl. zur Ambivalenz der Judenmission, die in Allgemeine Missionszeitschrift 10 (1933), S. 145–153 und S. 200–208. 153 Siegfried Knak: Der Totalitätsanspruch des Staates und der Totalitätsanspruch Gottes an die Völker, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 10 (1933), S. 401–421. 154 Ebenda, S. 420. 155 Bruno Gutmann: Urtümliche Bindungen und Anmerkungen zu den Seiten 94 bis 99 605

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Sünde, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 11 (1934), S. 20–31, hier S. 22, 24. 156 Gerhard Jasper: Moderne Strömungen im Ju- dentum, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 6 (1929), S. 329–350 und 363–371. 157 Gerhard Jasper: Rasse und Mission (2) (wie Anm. 152), S. 203. 158 EMW 400, Schlunks Bericht über die Falascha- Mission, Schreiben an Reichskirchenministeri- um, 17.4. 1937. 159 Siegfried Knak: Ein Wort der Mission zur Ras- senfrage, in: Berliner Missionsberichte (1935), Heft 9, S. 157–159; zugleich abgedruckt in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 13 (1936), S. 36–39. Vgl. dazu Lehmann: Mission, S. 66 f. sowie Weiß: Missionen, S. 10. Zum Antisemitis- mus in den Schriften der Äußeren Mission vgl. Kapitel 7, S. 299–308. 160 Knak: Ein Wort der Mission zur Rassenfrage (wie Anm. 159), S. 158. 161 Schlunk: S. O. S. (wie Anm. 108), S. 3. 162 Vgl. dazu Ustorf: Missions, S. 165 f. Zu dem Verweis an Knak vgl. EMW 401, Der Polizeiprä- sident Staatspolizeistelle für den Landespolizei- bezirk Berlin an den Verlag der Berliner Missi- onsgesellschaft, 6.9.1935, Abschrift: »Heft 9 der von Ihnen herausgegebenen ›Berliner Mis- sionsberichte‹ wird auf Grund des § 1 der Ver- ordnung zum Schutze von Volk und Staat vom 28.2.33 beschlagnahmt. […] Weiter wird in dem Artikel ›Ein Wort der Mission zur Rassen- frage‹ […] die Art des Vorgehens gegen die Ju- den kritisiert. Es wird dort ausgeführt, daß der Christ das harte Schicksal, das die Juden trifft, nicht mit Haß, auch nicht mit Gleichgültigkeit ansehen darf.« 163 Ustorf: Missions, S. 136. 164 Vgl. ebenda, S. 166 und Fußnote 127 sowie Lehmann: Mission, S. 76 ff. Beide Autoren stüt- zen sich auf unveröffentlichtes Quellenmaterial aus dem Evangelischen Missionswerk in Ham- burg. 165 Julius Richter: Der gegenwärtige Stand der Weltmission IV, in: Neue Allgemeine Missions- zeitschrift 16 (1939), S. 86–91. 166 Neben Martin Schlunk und Siegfried Knak be- fanden sich unter den Konferenzteilnehmern noch Karl Hartenstein von der Basler Mission, Carl Ihmels, der Direktor der Leipziger Mission, sowie Wilhelm Freytag als Direktor der Hansea- tischen Mission. 167 Julius Richter: Tambaram, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 16 (1939), S. 3–8, hier S. 4. 168 Martin Schlunk: Die Weltkonferenz von Tamba- ram, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 16 (1939), S. 33–38. 169 Julius Richter: Die Entschließungen von Tamba- ram, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 16 (1939), S. 161–179. 170 Zu den Schließungsvorgängen im einzelnen Ustorf: Missions, S. 166 und Fußnote 127. Vgl. dazu auch das von Ustorf zitierte Schreiben Martin Schlunks, in dem die Schließungsge- schichte detailliert dargestellt wird: EMW 400, Martin Schlunk an Rektor der Universität Tü- bingen, 31.8.1939. 171 Siegfried Knak an unbekannt, 9.1.1936, zitiert nach Lehmann: Mission, S. 74. 172 Vgl. Ustorf: Missions, S. 166, Fußnote 127. 173 EMW 400, Martin Schlunk an Reichskirchenmi- nisterium, 11.9.1939, zitiert nach Lehmann: Mission, S. 77. 174 EMW 400, Martin Schlunk an Rektor der Uni- versität Tübingen, 31.8.1939. 175 EMW 265, Heinrich Mohn an Martin Schlunk und Walter Freytag, 4.11.1940. Bei den er- wähnten Titeln handelte es sich um Johannes Winkelmanns Arbeit über »Die Bedeutung der Mission für die Kirche« sowie eine religionsge- schichtliche Studie von Gerhard Rosenkranz. Offenbar konnten noch Papierbewilligungen er- reicht werden, denn beide Titel erschienen 1941 bei C. Bertelsmann. 176 Johannes Piersig: Mitteilungen, in: Der Kinder- gottesdienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 6. 177 Zu Zauleck vgl. Reeken: Kirchen, S. 293 f. 178 Sammlung UHK, I.3/16, Heinrich Mohn, »Die Aufgabe der Blätter im Kindergottesdienst«, 4.11.1952. 179 LKAB, 3.26 Nr. 73, Johannes Zauleck an F. A. Lichtenstein, 14.6.1934. 180 So wurden beispielsweise religiöse Kalender in der Regel »zum Besten« von diakonischen Ein- richtungen herausgegeben. 181 Die Beträge schließen Reinerträge aus Zeit- schriften, die von Johannes Zauleck bei C. Ber- telsmann seit den zwanziger Jahren herausge- geben wurden, mit ein. Sammlung UHK, I.2/2086, Heinrich Mohn über den Hilfsfonds »Für unsre Kinder« »Acht Seiten/Freude zu be- reiten« »Für alte Augen«, 28.3.1935. Daneben unterhielt C. Bertelsmann noch eine zweite wohltätige Stiftung für kirchliche Zwecke: In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts hat- te Heinrich Bertelsmann die Ravensbergische Pfarrwitwenkasse gegründet. Deren Zinsvermö- gen besserte die oft nur geringen Bezüge von Witwen und Waisen ehemaliger Pfarrer auf. 182 Bezüglich Beihilfen für Kindergottesdienstver- bände: LKAB, 3.26 Nr. 72, Johannes Piersig an Heinrich Mohn, 15.10.1932; LKAB, 3.26 Nr. 72, Johannes Piersig an Heinrich Mohn, 19.12.1931; LKAB, 3.26 Nr. 72, Johannes Pier- sig an Johannes Zauleck, 27.1.1932; LKAB, 3.26 Nr. 74, Johannes Piersig an Heinrich Mohn, 13.1.1936. Bezüglich Kurmaßnahmen für Piersig: LKAB, 3.26 Nr. 74, Johannes Piersig an Johannes Zauleck, 12.2.1938; Johannes Piersig an Johannes Zauleck, 15.2.1938; Ger- hard Steinsiek an Johannes Zauleck, 6.6.1939; Johannes Piersig an Johannes Zauleck, 13.3.1939. Unterstützung für Kirchengemein- den: LKAB, 3.26 Nr. 80, Johannes Zauleck an Pfarrer Gerstberger, 15.5.1933. 183 LKAB, 3.26 Nr. 72, Johannes Piersig an Johan- nes Zauleck, 23.1.1930. 606 Anmerkungen zu den Seiten 99 bis 103

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184 LKAB, 3.26 Nr. 73, Johannes Zauleck an Johan- nes Piersig, 12.12.1933. Zu den Anfängen der deutschen Kindergottesdienstarbeit in Bremen vgl. Reeken: Kirchen, S. 292–294. 185 Vgl. Rickers: Religionspädagogen, S. 203. 186 Georg Traue: Jesus und die Heimat im Unter- richt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1927 (= Reli- gionspädagogik auf religionspsychologischer Grundlage, Band 4), S. 55. Die Reihe, die ver- suchte, das noch junge Feld der Religionspsy- chologie zu popularisieren, erreichte immerhin eine Auflage von 2 200 Exemplaren. Sie wurde allerdings 1932 aufgegeben. Daneben publi- zierte Bertelsmann noch weitere Schriften, die den Volkstums- und Heimatgedanken populari- sierten: Erhard Traue: Du Kirchlein meiner Hei- mat! – Ein Lehrgang heimatlichen Konfirman- denunterrichtes, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertels- mann 1928 (= Religionspädagogik auf religi- onspsychologischer Grundlage, Band 2); Erhard Traue/Georg Traue: Der Katechismusunterricht im Lichte der Heimat. Eingestellt auf die durch- schnittliche Konfirmandenreife des 6. und 7. Schuljahres, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928 (= Religionspädagogik auf religionspsychologi- scher Grundlage, Band 3). 187 Traue: Jesus und die Heimat (wie Anm. 186), S. 54 f. 188 Gerhard Fuchs: Welche Anforderungen stellt die Gegenwart an die Evangelische Jugender- ziehung in Haus und Kirche, in: Der Kindergot- tesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 7, S. 199–203, hier S. 199. 189 Otto Eberhard, Bilderbibel – Christenbibel, in: Der Kindergottesdienst 47 (1937), Ausgabe A, Heft 7, S. 97–102, hier S. 100. Über Eberhard vgl. Bautz: Otto Glaubrecht Eberhard; vgl. da- neben Beinlich: Otto Eberhard. Zum Thema Ru- dolf Schäfer ferner Karl Hesselbacher: Was uns Rudolf Schäfer ist, in: Der Kindergottesdienst 48 (1938), Ausgabe A, Heft 9, S. 241–243. 190 Fuchs: Welche Anforderungen stellt die Gegen- wart (wie Anm. 188), S. 201, so auch im fol- genden. 191 Müller-Schlomka: Buß- und Bettag. Du sollst für Deutschland beten, in: Der Kindergottes- dienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 10, S. 306–308, hier S. 307 f. 192 Paul Denker: Die Pflege des Volkstums im Kin- dergottesdienst, in: Der Kindergottesdienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 9, S. 276 f., so auch im folgenden. 193 Johannes Zauleck: Taschenbuch für Leiter und Helfer der Kindergottesdienste auf das Jahr 1941, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940, S. 92–148. Die Rubrik »Deutsche Gedenktage« findet sich auch in Samuel Rothenberg (Hrsg.): Rufe ins Jahr. Ein Evangelischer Bild-Jahrweiser, Wuppertal: Der Rufer [1939], Gütersloh: Der Rufer [1940]. 194 LKAB, 3.26 Nr. 73, Johannes Zauleck an Heinrich Mohn und Johannes Piersig, 26.5. 1934. 195 LKAB, 3.26 Nr. 73, Heinrich Mohn an Johannes Piersig, 17.9.1934. 196 LKAB, 3.26 Nr. 73, Johannes Piersig an Hein- rich Mohn, 19.9.1934. 197 LKAB, 3.26 Nr. 74, Johannes Zauleck an Hein- rich Mohn, 24.2.1939. 198 Paul Denker: Kindergottesdienst und Hitlerju- gend, in: Der Kindergottesdienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 11, S. 352–354, hier S. 352, so auch im folgenden. 199 Die protestantischen Jugendorganisationen wurden schließlich im Frühjahr 1934 in die HJ überführt. Vgl. Stachura: Jugenderziehung, S. 98. 200 Johannes Piersig: Zur Lage des deutschen Kin- dergottesdienstes und des evangelischen Ju- gendwerkes, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 3, S. 89–95, hier S. 90. 201 Zahlreiche Autoren beschäftigten sich in den folgenden Jahren im »Kindergottesdienst« mit diesem Problem. H. Steitz: Eine mögliche Form evangelisch-kirchlicher Jugendarbeit im Dritten Reich, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 5, S. 166 f. Schiller: Aus der Arbeit für die Arbeit, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 6, S. 183–185. Erich Urban: Der obligatorische (pflichtmäßige) Charakter des Kindergottesdienstes, in: Der Kindergottesdienst 47 (1937), Ausgabe A, Heft 9, S. 162–168. Karl Niemann: »Nötige sie, her- einzukommen!« Einige Gedanken zum pflicht- mäßigen Besuch des Kindergottesdienstes, in: Der Kindergottesdienst 47 (1937), Ausgabe A, Heft 10, S. 185–187. 202 Johannes Zauleck: »Alles muß helfen.« Ein Wort über das Werben, in: Der Kindergottes- dienst 45 (1935), Ausgabe A, Heft 3, S. 73 f. 203 LKAB, 3.26 Nr. 74, Der Präsident der Reichs- pressekammer an Johannes Piersig, 15.3.1937. 204 LKAB, 3.26 Nr. 74, Johannes Piersig an den Präsidenten der Reichspressekammer, 18.3. 1937. 205 LKAB, 3.26 Nr. 74, Karl Niemann an Gerhard Steinsiek und Johannes Zauleck, 13.5.1940. Der Reichsverband der Deutschen Presse unter- stand der Reichspressekammer. Die Weigerung, Niemann von der »fachmännischen Ausbil- dung« zu befreien, war unüblich. Noch im Ja- nuar 1938 war Johannes Zauleck davon ent- bunden worden. LKAB, 3.26 Nr. 94, Reichsver- band der deutschen Presse an Johannes Zauleck, 21.1.1938. 206 LKAB, 3.26 Nr. 80, Johannes Zauleck an Pfarrer Beyrich, 3.5.1941. 207 LKAB, 3.26 Nr. 94, Reichspropagandaamt Westfalen-Süd an Johannes Zauleck, 27.6. 1940. 208 BA Berlin, RKK 2100/496, Reichsschrifttums- kammer an C. Bertelsmann, 16.9.1941. 209 So beispielsweise im Gebiet der Regierung Münster. Dort war 1929 – mit Ausnahme der Stadt Gelsenkirchen – nur noch das »Evangeli- sche Religionsbuch« von Wentz in Gebrauch. Anmerkungen zu den Seiten 103 bis 109 607

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LKAB, C 9–21, Religionsbücher, Bd. 1, Regie- rung Münster, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen an Evangelisches Konsistorium, 13.2.1929. 210 Eilers: Schulpolitik, S. 23. 211 KommunalA Minden, KAG 81, Gerhard Stein- siek an Karl Wentz, 20.4.1934. 212 Eilers: Schulpolitik, S. 132. 213 KommunalA Minden, KAG 81, Gerhard Stein- siek an Karl Wentz, 20.4.1934. 214 KommunalA Minden, KAG 81, Gerhard Stein- siek an Karl Wentz, 20.4.1934, handschriftliche Notiz Karl Wentz. 215 Eilers: Schulpolitik, S. 24. 216 Die genauen Umstände des Verlagswechsels sind nicht mehr zu ermitteln, da einerseits die Akten des NSLB im Gau Westfalen-Süd (Sitz in Dortmund) nicht überliefert sind, andererseits auch keine weiteren Autorenkorrespondenzen erhalten sind. 217 Vgl. Heinonen: Anpassung, S. 99. Hey: Kirchen- provinz, S. 146 f. 218 Bei C. Bertelsmann erschienen: Hermann Wer- dermann: Luthers Wittenberger Gemeinde, wie- derhergestellt aus seinen Predigten. Zugleich ein Beitrag zu Luthers Homiletik und zur Ge- meindepredigt der Gegenwart, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929; ders.: Zur Gemeindepredigt der Gegenwart. Anregungen von Luther her, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. 219 Wie Preuß verstand Werdermann den Reforma- tor als »Propheten der Deutschen«. Hermann Werdermann: Luther als Erzieher und die Reli- gionspädagogik der Gegenwart, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 1. 220 Hermann Werdermann: Luther als Erzieher und die Religionspädagogik der Gegenwart, 2. neu- bearbeitete Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. VI. 221 Ebenda, S. 1 f. Zudem war Werdermann Mit- glied in verschiedenen nationalsozialistischen Organisationen. Er trat am 1. Mai 1933 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) bei, sechs Monate darauf wurde er Mitglied der SA, am 1. Mai 1937 schließlich Mitglied der NSDAP. Vgl. Rickers: Hermann Werdermann. 222 Werdermann: Luther als Erzieher, 2. Aufl. (wie Anm. 220), S. 66, Anm. 2. 227 Vgl. Heinonen: Anpassung, S. 101–103. 228 Vgl. Rickers: Hermann Werdermann. 229 Vgl. Rickers: Bewahrung, S. 101. Zum Eisen- acher Institut vgl. Heschel: Theologen. 230 Werdermann: Luther als Erzieher, 2. Aufl. (wie Anm. 220), S. 89, so auch im folgenden. 231 Sammlung UHK, I.2/4011, Musica Sacra, unda- tiert, S. 3. 232 Vgl. Weber-Ansat: Arnold Mendelssohn. 233 LKAB, 0.3 Nr. 83, Heinrich Mohn an Johannes Plath, 20.2.1930. Vermutlich waren es wirt- schaftliche Erwägungen, die den Verleger ver- anlaßten, die Reihe nicht mehr fortzusetzen. 234 Vgl. Schmidt-Lauber: Bewegungen, S. 402. 235 Vgl. Stalmann: Jugendjahre, S. 11. 236 EZA, 629/40, Erich Hoyer an Präses Koch, 4.5.1932. Konsequent trat die LKN der Luther- akademie in Sondershausen bei und gestaltete deren liturgische Veranstaltungen. EZA, 629/40, Erich Hoyer an Carl Stange, 4.5.1932. Vgl. auch Cornelius-Bundschuh: Liturgik, S. 37–44. 237 Vgl. Stalmann: Jugendjahre, S. 6. 238 Zitiert nach ebenda, S. 7. 239 LKAH, D 3 Nr. 125, Erich Hoyer an Reinhard Hoyer, 14.1.1935. 240 Vgl. Stalmann: Jugendjahre, S. 10. 241 Vgl. Henche: Gott, S. 243. 242 Vgl. Langner: Bilderwelt, S. 128. 243 Vgl. Hermann Rothert: Zur Geschichte der letz- ten beiden westfälisch-rheinischen Gesang- bücher, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchen- geschichte 33 (1932), S. 23. 244 LKAB, 0.3 Nr. 88, Angebot Firma C. Bertels- mann betr. das neue Evangelische Gesangbuch für Rheinland und Westfalen, undatiert. 245 Vgl. Rothert: Zur Geschichte der letzten beiden westfälisch-rheinischen Gesangbücher (wie Anm. 243), S. 22. 246 LKAB, 0.3 Nr. 88, Niederschrift der Bespre- chung mit dem Vertreter der Firma C. Bertels- mann in Gütersloh, Herrn Wixforth, am 29.3.1930. 247 BA Berlin, R 5101/23155, Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten, Vermerk betr. »Papierbeschaffung für Neudruck von Gesang- büchern«, 3.9.1940. 248 LKAB, 0.4 Nr. 21, Gerhard Steinsiek an Karl 223 Zu den beiden Ausgaben des Buches vgl. auch Koch, 16.9.1941. Rickers: Bewahrung, S. 130–132. 249 LKAB, 0.4 Nr. 21, Karl Koch an Gerhard Stein- 224 Werdermann: Luther als Erzieher (wie Anm. siek, 23.10.1941. 219), S. 49 f. 225 Werdermann: Luther als Erzieher, 2. Aufl. (wie Anm. 220), S. 56. Vielmehr äußert sich Werder- mann kritisch zu Barth (ebenda, S. 49, Anm. 2). Dazu auch Rickers, der ausdrücklich darauf hin- weist, daß Werdermann in der zweiten Auflage seines Buches weitere Hinweise auf Repräsen- tanten der Bekennenden Kirche wie Eduard Thurneysen oder Friedrich Delekat vermied. Vgl. Rickers: Bewahrung, S. 131. 250 Vgl. Ehmann: Protokollbuch, S. 498. 251 Vgl. ebenda, S. 502. 252 Vgl. Gießelmann/Krull: Posaunenchöre, S. 315. 253 Vgl. Schnabel: Posaunenchorarbeit, S. 43. 254 UHK, Zeitzeugengespräch mit Schwester Lydia Truse am 10.11.1999. 255 Vgl. Schnabel: Posaunenchorarbeit, S. 45. 256 Johannes Kuhlo: Posaunenbuch, III. Teil: Ein Volksliederbuch, 9. Aufl., Gütersloh: C. Bertels- mann 1938, S. 222–224, 226. 226 Werdermann: Luther als Erzieher, 2. Aufl. (wie 257 HAB, 2/38–159, Johannes Kuhlo: Antwort von Anm. 220), S. 59, Anm. 1. Pastor D. Kuhlo in Bethel auf Briefe betr. 608 Anmerkungen zu den Seiten 109 bis 116

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Reichspräsidentenwahl!, undatiert, S. 3. 50 Jahre zuvor war Kuhlo schon einmal als Wahl- kämpfer aufgetreten. Er engagierte sich »voll Begeisterung« für die Reichstagskandidatur des Berliner Hofpredigers Adolf Stoecker. Vgl. Ehmann: Johannes Kuhlo, S. 160 f.; Schnabel: Posaunenchorarbeit, S. 192 f. 258 HAB, 2/38–135, Friedrich von Bodelschwingh an Johannes Kuhlo, 21.4.1932. 259 HAB, 2/38–135, »Die Sauerländer Christen wählen Adolf Hitler«, o.D. 260 KommunalA Minden, KAG 28, Johannes Kuhlo an Karl Wentz, 21.11.1936. 261 LKAB, 3.16 Nr. 78, Brieftagebuch Johannes Kuhlo. 262 Schließlich veröffentlichte Kuhlo das Horst- Wessel-Lied auch in der 34. Auflage 1936 des bei C. Bertelsmann erschienenen »Posaunen- buchs I«. Darüber hinaus wurde das Lied 1933 in dem von August Kornfeld herausgegebenen Liederheft »Nationale Lieder« abgedruckt. In der zweiten, schon 1934 erscheinenden Neu- auflage des Heftes wurde die Zahl der »natio- nalen Lieder« von 22 auf 53 erhöht. Nunmehr erschien das Horst-Wessel-Lied auf Seite eins, ferner waren Lieder der nationalsozialistischen Bewegung zu finden, darunter »In München sind viele gefallen«, »Gebt Raum, des Hitlers tapf’re Schar«, das »Schlageterlied«, »Wir sind die Sturmkolonnen«, »Heil Hitler« oder »S.-A. marschiert«. August Kornfeld: Nationale Lieder. Anhang zum ›Westfälischen Liederbuch‹ für Volksschulen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 1, 6, 10, 11, 17, 37, 40. Das »Westfälische Liederbuch«, als dessen Anhang die »Nationa- len Lieder« erschienen, ging 1937 an den Bie- lefelder Verlag Velhagen & Klasing über. 263 HAB, 1/C 76b, Johannes Kuhlo, Richtigstellung der Legenden über meine Begegnung mit Adolf Hitler, 6.1.1934. 264 HAB, 1/C 76b, Johannes Kuhlo, Richtigstellung der Legenden über meine Begegnung mit Adolf Hitler, 6.1.1934. Später veröffentlicht unter dem Titel »Gewehr in Ruh« in Kuhlo: Posau- nenbuch III. Teil (wie Anm. 256), S. 272. 265 BA Berlin, BDC, Mitgliedskarte Johannes Kuhlo. 266 LKAB, 3.16 Nr. 78, Brieftagebuch Johannes Kuhlo. 267 Vgl. Pesta: Johannes Kuhlo, S. 96. 268 HAB 2/39–179, Johannes Kuhlo an Friedrich von Bodelschwingh, 22.11.1933. 269 Johannes Kuhlo: Schütz-Heft. 28 Vokal-Kompo- sitionen von Heinrich Schütz, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1935, S. 18. Im Psalm 21, 2–3 heißt es: »Herr, der König freut sich in deiner Kraft, / und wie sehr fröhlich ist er über deine Hilfe! Du erfüllst ihm seines Herzens Wunsch / und verweigerst nicht, was sein Mund bittet.« »Bekenntnis zum deutschen Menschen« 1 Eine umfassende Darstellung des deutschen Buchhandels in der Weimarer Republik fehlt, der einschlägige Band der »Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahr- hundert« soll demnächst erscheinen. Vgl. zu den folgenden Ausführungen Brohm: Buch (dort weitere Literaturangaben) und Wittmann: Geschichte, S. 329 f. 2 Vgl. auch Alfred Webers bekannte Rede: Die Not der geistigen Arbeiter, München: Duncker & Humblot 1923. 3 Siegfried Kracauer: Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971 (zuerst: Frankfurt am Main: Frankfurter Societäts-Druckerei 1930), S. 91. 4 Max Linke: Absatzkrise und Buchgemeinschaf- ten. In: Der Ochs vom Lauenstein. Sonderheft zur wirtschaftlichen Lage (1926), S. 17 f. 5 Zitiert nach Mendelssohn: S. Fischer, S. 1010. 6 Mendelssohn: S. Fischer, S. 1011. 7 Zitiert nach Brohm: Buch, S. 281. 8 Ebenda, S. 277. 9 Carl von Ossietzky: Ketzereien zum Büchertag, in: Die Weltbühne 25 (1929), Heft 12, S. 441–445, hier S. 441. 10 Zitiert nach Brohm: Buch, S. 293. 11 Theodor Marcus: Neue Vertriebswege, in: Der Ochs vom Lauenstein (April 1925), S. 51. 12 Zur Frühgeschichte der Volksausgaben und zu A. Droemer fehlt bis heute eine eingehendere Darstellung. Vgl. jedoch Friedenthal: Erinne- rung, S. 88–93. 13 Vgl. Mendelssohn: S. Fischer, S. 1179 ff. 14 Ludwig Schönrock: Statistische Zahlen über den deutschen Verlagsbuchhandel, in: Bör- senblatt (1929), Nr. 178, S. 837–843. Die Ba- sis von Schönrocks interpretationsbedürftiger Statistik ist der jeweilige Gesamtladenpreis der Novitäten; eine geringere Zahl hochpreisiger Titel besitzt dabei dieselbe Wertigkeit wie eine Vielzahl billigerer. Doch stehen andere aussagekräftige Statistiken nicht zur Verfü- gung. 15 Sammlung UHK, I.2/1010, »persönliche Anga- ben« Heinrich Mohn zu »Untersuchungen zur Frage der Auswirkungen des § 22 KWVO«, 29.4.1941, als Anlage zum Schreiben vom 3.6.1941, S. [1]. 16 Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Sta- tistiken Heinrich Mohn. 17 Sammlung UHK, I.2/4002, I.2/2047, verschie- dene Verlagsverzeichnisse. 18 Sammlung UHK, I.2/1010, »persönliche Anga- ben« Heinrich Mohn zu »Untersuchungen zur Frage der Auswirkungen des § 22 KWVO«, 29.4.1941, als Anlage zum Schreiben vom 3.6.1941, S. 2. 19 Sammlung UHK, I.2/1010, »persönliche Anga- ben« Heinrich Mohn zu »Untersuchungen zur Frage der Auswirkungen des § 22 KWVO«, Anmerkungen zu den Seiten 116 bis 125 609

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29.4.1941, als Anlage zum Schreiben vom 3.6.1941, S. 3 f. 20 Zu den Kontakten zwischen den Herausgebern und dem Verlag vgl. den Briefwechsel mit Carl Stange, Sammlung UHK, I.2/3002, Autorenkor- respondenz Carl Stange, sowie zu dem Verhält- nis zwischen Julius Richter und Heinrich Mohn Kapitel 3, S. 96 f. Vgl. ebenfalls die Autorenkor- respondenz mit Adolf Schlatter, ELK-Wue, D 40, Nr. 431. Die Korrespondenz mit dem wichtig- sten theologischen Verlagsautor Paul Althaus ist nicht überliefert. 21 Das »Evangelische Monatsblatt für Westfalen« verlor ab 1925 Abonnenten und ging 1929 an den Verlag Friedrich August Bröcker, Herford, über. Bis 1931 halbierte sich die Abonnenten- zahl des »Geisteskampfs der Gegenwart«, An- fang 1934 vereinigte sich das Blatt bei verblie- benen 790 Abonnenten mit der im Wichern- Verlag, Berlin-Spandau, verlegten Zeitschrift »Wort und Tat«. Der »Theologische Literaturbe- richt« wurde Ende 1928 bei 508 Abonnenten eingestellt, noch 887 Abonnenten hatte man vier Jahre zuvor gezählt. Die »Evangelischen Missionen« besaßen Mitte der zwanziger Jahre noch 1 536 Abnehmer. 1931 wurden sie mit 1 110 Abonnenten eingestellt. Die »Neue All- gemeine Missionszeitschrift« verlor bis 1938 die Hälfte ihrer Abonnenten, bei 926 Beziehern endete sie, bevor der Evangelische Missionsver- lag Stuttgart sie unter dem Titel »Evangelische Missionszeitschrift« 1940 wiedererstehen ließ. Rückläufig entwickelt sich ebenso die »Zeit- schrift für systematische Theologie«. Bei 340 Beziehern gab Bertelsmann sie 1934/35 an den Verlag Alfred Töpelmann in Berlin ab. Zu den Abonnentenzahlen Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Statistiken Heinrich Mohn. 22 Persönliche Unterlagen Johannes Banzhaf, handschriftlicher Lebenslauf Johannes Banzhaf, [1951]. 23 Auch persönliche Kontakte ergaben sich mehr- fach: P. C. Ettighoffer war 1936 nach seiner Afrika-Reise in Steinsieks Haus zu Gast und er- regte in der großen Familienrunde Aufsehen mit einer mitgebrachten Kokosnuß, die der Gastgeber, da er als Missionarssohn die Kind- heit auf Sumatra verlebt hatte, perfekt zu öff- nen wußte. Korvettenkapitän Fritz Otto Busch begeisterte Steinsieks Kinder in den vierziger Jahren als Gast des Vaters mit seinen Geschich- ten von Abenteuern zur See. Vgl. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Frau Steinsiek, Frau Schwarz- burger, geb. Steinsiek, Frau Schwager, geb. Steinsiek, und Herrn Schwager am 20.3.2002. 24 Die Verlagsverzeichnisse führen diese Projekte zumeist unter einer einzigen Rubrik. Sammlung UHK, I.2/4002 und I.2/2047, verschiedene Ver- lagsverzeichnisse. 25 G. v. K.: Nicht dabeisein dürfen, in: Für unsre Kinder 42 (1930), Nr. 21 und 22, S. 81–87; Else Model: Jesu, gib gesunde Augen, in: Für unsre Kinder 43 (1931), Nr. 21 und Nr. 22, S. 81–83, 85–86. 26 G. v. Max: Kreuz: Leid und Angst kann er bald wenden, / Ja auch den Tod hat er in Händen, in: Für unsre Kinder 52 (1940), Nr. 14, S. 27. 27 Eine ganze Folge bieten die Nummern des 52. Jahrgangs (1940). 28 J[ohannes] Zauleck: Luther, der Mönch, in: Für unsre Kinder 47 (1935), Nr. 44, S. 173. 29 [o.V.]: Ausländer. Von allerlei Tieren, in: Für uns- re Kinder 46 (1934), Nr. 10, S. 237, sowie Max Karl Böttcher: Ein Besuch im zoologischen Gar- ten, in: Für unsre Kinder 46 (1934), Nr. 23, S. 89–92. 30 E. Hennig: Karlchen kommt ins Rauhe Haus, in: Für unsre Kinder 46 (1934), Nr. 3, S. 9–16. Das »Rauhe Haus« ist eine bis heute bestehende Anstalt der Inneren Mission zur Betreuung ge- fährdeter Jugendlicher, gegründet 1833 in Hamburg von J. H. Wichern. 31 Fliedner: Brief aus Spanien, in: Für unsre Kinder 46 (1934), Nr. 24, S. 93–95. 32 Arthur Bach: Der Kadett des alten Fritz. Nach alten Lebenserinnerungen, in: Für unsre Kinder 52 (1940), Nr. 11, S. 21–24. 33 A. Schm.: Kriegsopfer, in: Für unsre Kinder 52 (1940), Nr. 25 und Nr. 26, S. 518 f.. 34 Kurz vor der Einstellung hatte »Für unsre Kin- der« erstmals einen »scharfen Verweis« erhal- ten, das jedenfalls notieren die hausinternen Zensurlisten, vgl. Sammlung UHK, I.2/1014, Auflistung der »Eingriffe der Staatspolizei und der Parteiamtlichen Prüfungskommission in die Verlagsarbeit der Firma C. Bertelsmann und ›Der Rufer‹ Evang. Verlag, Hermann Werner Nachf.«, falsch datiert [vermutl. 1946]. Das Blatt kam ab 1950 im Rufer-Verlag neu heraus, ohne den 1942 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen letzten Herausgeber. Zum Wiederzulassungsverfahren mit dem neuen Herausgeber Pastor Schloemann, das seit 1946 lief, vgl. Sammlung UHK, I.3/15, I.3/16. 35 Sammlung UHK I.2/1014, Auflistung der »Ein- griffe der Staatspolizei und der Parteiamtlichen Prüfungskommission in die Verlagsarbeit der Firma C. Bertelsmann und ›Der Rufer‹ Evang. Verlag Hermann Werner Nachf.«, falsch datiert [vermutl. 1946]. 36 Ebenda. 37 Sammlung UHK, I.2/2086, Abschrift der »Ver- einbarung« zwischen Joh.[annes] Zauleck und der Verlagsbuchhandlung C. Bertelsmann, 28.11.1931, als Anlage zum Betriebsprüfungs- bericht vom 9.4.1935: »Sollte Herr Pastor Zauleck zur Weiterführung der Schriftleitung aus irgendeinem Grunde nicht imstande sein, so werden er und die Verlagsbuchhandlung sich darüber einigen, wer um die Fortführung der Arbeit gebeten werden soll. Sollte ein Nachkomme des jetzigen Herausgebers unmit- telbar Nachfolger in der Herausgabe werden, so gehen ohne weiteres alle jetzigen Rechte an Herrn Pastor Zauleck auf diesen Nachfolger 610 Anmerkungen zu den Seiten 125 bis 128

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über. Das Verhältnis des Nachfolgers zu der übrigen Familie Zauleck hätten diese unterein- ander zu ordnen. Ist jedoch der neue Schriftlei- ter kein Nachkomme des jetzigen Herausge- bers, so hat die Verlagsbuchhandlung C. Ber- telsmann an Herrn Pastor Zauleck bezw. seine Rechtsnachfolger das Exemplarhonorar für das Sonntagsblatt ›Für unsere Kinder‹ noch weitere 12 Jahre in der Höhe zu zahlen, die sich nach dem Durchschnitt der letzten drei Kalenderjah- re […] ergibt.« 38 Ihr Zweck bestand zunächst in Zuwendungen zum »Kindergottesdienst«, nach 1931 wurden auch andere Institutionen bedacht, so das Säuglingsheim Hamm, die Frauenklinik Güters- loh, ein Frauenheim und das evangelische Krankenhaus. Mitte der dreißiger Jahre über- wies Mohn zudem erhebliche Summen aus die- sem Fonds an das Winterhilfswerk. 39 Unter anderen Quellverlag (Stuttgart), Verlags- buchhandlung Friedrich Bahn (Schwerin), Ver- lag D. Gundert (Stuttgart). 40 Agnes Sapper: Regine Lenz. Die kleinste Konfir- mandin, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (= Acht Seiten/Freude zu bereiten, 3), S. [8]. 41 ADW, CA/G 433, Werbungsanschreiben für »Für alte Augen«, März 1930. 42 Zu Friedrich A. Böhme ließen sich keine biogra- phischen und bibliographischen Informationen ermitteln. Zu Fritz Pferdmenges vgl. Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 11, Sp. 1213 f. Zu Gustav und Wilhelm Schlipköter vgl. ebenda, Bd. 15, Sp. 188 f. 43 [o.V.]: Zum Geleit, in: Der Christliche Erzähler, 1. Band, 2. Halbjahr 1927, S. III. 44 Zu Herbert Lipp vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 9, Sp. 1507 f. 45 Herbert Lipp: Moderne Zeit, in: Der Christliche Erzähler, 6. Band, 1. Halbjahr 1930, Heft 2, S. 59. 46 Zu dieser Autorin ließen sich keine biographi- schen und bibliographischen Informationen er- mitteln. 47 Magdalene Bentor: Christus und das Proletari- at, in: Der Christliche Erzähler, 9. Band, 2. Halbjahr 1931, Heft 8, S. 250. 48 Zur »Bolschewikenherrschaft« im Christlichen Erzähler vgl. von K. von Medem: Um Lohn. Wahres Erlebnis aus der Zeit der Bolschewiken- herrschaft im Baltikum 1918–1919, in: 6. Band, 1. Halbjahr 1930, Heft 3, S. 79–92; Anna Katterfeld: Ein einziger Tag. Ein Erinnerungsbild aus der Bolschewistenzeit in Kurland, in: 9. Band, 2. Halbjahr 1931, Heft 5, S. 144–153; Eduard Schwertfeger: Das Mütterlein in der Sonnenuhr, in: 12. Band, 1. Halbjahr 1933, Heft 5, S. 151–153; sowie im »Frohen Leben«: Mia Munier-Wroblewski: Aus der Tiefe …, in: 1(1937/38), Heft 17, S. 505–511; Wilhelm Schreiner: Der rote Tod. Bilder einer Wirklich- keit, in: 3 (1939), Heft 2, S. 34–43. Zur Massen- arbeitslosigkeit im »Christlichen Erzähler« vgl. Ursula Ernst: Du tust mir kund den Weg zum Leben …, in: 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 1, S. 25–27; Anna Enders-Dix: Der Arbeitslose. Skizze, in: 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 5, S. 152–154; Elisabeth Budde: Die Perlenkette. Eine wahre Großstadtgeschichte, in: 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 10, S. 313–318; W. Mül- ler-Gordon: Endlich Stellung, in: 12. Band, 1. Halbjahr 1933, Heft 5, S. 146–150; Fritz Kai- ser-Ilmenau: Gesicht der Not. Zwei wahre Ge- schichten aus dieser Zeit, in: 14. Band, 1. Halb- jahr 1934, Heft 11, S. 340–342. 49 Zu Lotte Mittendorf-Wolff vgl. Deutsches Lite- ratur-Lexikon, Bd. 10, Sp. 1150. 50 Lotte Mittendorf-Wolff: Die Amerikanerin. Skiz- ze, in: Der Christliche Erzähler, 2. Band, 1. Halbjahr 1928, Heft 3, S. 157–159. 51 [o.V.]: Zur Bildbeilage. Zu Gustav Schülers 60. Geburtstage, in: Der Christliche Erzähler, 2. Band, 1. Halbjahr 1928, Heft 3, S. 95. 52 W. S. [d.i. Wilhelm Schlipköter]: Zur Bildbeilage. ›Helene Christaller‹ von Karl Bauer, in: Der Christliche Erzähler, 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 2, S. 63. Zu dieser Autorin vgl. Kapi- tel 7, S. 325. 53 [o.V.]: Zur Bildbeilage. Eine Würdigung zum 50. Geburtstage unseres Mitarbeiters Wilhelm Kotzde, in: Der Christliche Erzähler, 2. Band, 1. Halbjahr 1928, Heft 5, S. 159 f., hier S. 160. 54 Sammlung UHK, I.2/2009, Kassenbuch. Das Honorar von Marie Diers, einer weiteren Auto- rin der Startstaffel, betrug zum Beispiel nur 2 750 Reichsmark. 55 Zu Wilhelm Kotzde-Kottenrodt vgl. Das Deut- sche Führerlexikon 1934/35, Berlin: Stollberg 1934, S. 253; Wilhelm Kotzde-Kottenrodt: Zwi- schen Löß, Lanke und Luch. Aus der märki- schen Heimat. Festgabe zum 60. Geburtstag. Herausgegeben von Richard W. Tries, Duisburg: Rheinische National-Druckerei 1938; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 2, S. 975 f; Deutsches Litera- tur-Lexikon, Bd. 9, Sp. 314 f; Literaturlexikon, Bd. 6, S. 508 f. Zum Bund der Artamanen vgl. Mosse: Revolution, S. 125 f.; Wackwitz: Willi- bald Hentschel. 56 Wilhelm Kotzde-Kottenrodt: Die liebe Frau von der Geduld, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928, S. 52, im folgenden S. 82, 30, 224, 237. 57 BA Berlin, BDC, Sonderakte 8, »Blätter der Wil- helm Kotzde Gemeinde«, Heft 7, Winter 1938/39, S. 3, Kopie. 58 Vgl. Helmut Langenbucher: Volkhafte Dichtung der Zeit, 6. Aufl., Berlin: Junker und Dünnhaupt 1941, S. 427 f.; Arno Mulot: Die deutsche Dich- tung unserer Zeit, 2. Aufl., Stuttgart: Metzler 1944, S. 266. 59 Zu dieser Autorin ließen sich keine biographi- schen und bibliographischen Informationen er- mitteln. 1932 veröffentlichte Feissel bei C. Ber- telsmann »Wenn der alte Mensch zerstäubt« (= Das kleine Buch, Nr. 5). 60 Sammlung UHK, I.2/7001, Theodor Berthoud, »Wege mit Fritz Wixforth«, typographisches Manuskript, Juni 1966, S. 7. Anmerkungen zu den Seiten 128 bis 134 611

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61 Zu diesem Autor ließen sich keine biographi- 77 Zu Gustav Schüler vgl. Deutsches Literatur-Lexi- schen und bibliographischen Informationen er- mitteln. 62 Albrecht Wolfinger: Landsturmmann Gottlieb Straub, in: Der Christliche Erzähler, 14. Band, 1. Halbjahr 1934, Heft 1, S. 29–32. 63 Zu Richard Euringer vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 1, S. 451–453; Würffel: »Deutschland«, S. 132–142; Hillesheim: Führer; Hillesheim/ Michael: Lexikon, S. 171–179; Sarkowicz/Ment- zer: Literatur, S. 148 f. 64 Richard Euringer: Ewiger Anteil, in: Der Christli- che Erzähler, 16. Band, 1. Halbjahr 1935, Heft 5, S. 129. 65 Zu Erich Uellenberg vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Nekrolog, Bd. 2, S. 688. 66 »Treu bis zum Tode« schildert den Märtyrertod des Reformators Adolf Clarenbach, dem Uel- lenberg auch eine Ballade widmete; vgl. Der Christliche Erzähler, 1. Band, 1. Halbjahr 1927, Heft 10, S. 311–320 und Der Christliche Er- zähler, 5. Band, 2. Halbjahr 1929, Heft 1, S. 1. »Die vier Särge des Matthias Bahil« erschien 1930 im Christlichen Erzähler, 6. Band, Heft 10, S. 290–300 und Heft 11, S. 322–333, und 1933 in der Reihe »Das kleine Buch« (Nr. 9). Auf dem Umschlag, nicht aber auf dem Ein- band des Buches wurde der reißerische Titel durch »Die Flucht des Matthias Bahil« er- setzt. 67 Zum literarischen Schlageter-Kult vgl. Hilles- heim: Erschaffung. 68 Emil Uellenberg: Und setzet ihr nicht das Leben ein … Albert Leo Schlageter zum Gedächtnis, in: Der Christliche Erzähler, 13. Band, 2. Halb- jahr 1933, Heft 3, S. 89–96, Heft 4, S. 119–128, Heft 5, S. 150–160, Heft 6, S.184–192, Heft 7, S. 211–227, hier Heft 7, S. 211 und im folgenden Heft 5, S. 155, Heft 4, S. 127 und Heft 7, S. 224. 69 Gustav Schlipköter: Emil Uellenberg. Zu seinem 60. Geburtstag am 28. März 1934, in: Der Christliche Erzähler, 14. Band, 1. Halbjahr 1934, Heft 7, S. 223 f., hier S. 224. 70 Zum Firmenjubiläum siehe Kapitel 2, S. 55–59. 71 Will Vesper: Deutsche Sprüche, in: Der Christli- che Erzähler, 17. Band, 2. Halbjahr 1935, Heft 6, S. 171. 72 Zu Reinhold Braun vgl. Deutsches Literatur-Le- xikon, Bd. 1, Sp. 923–925. 73 Reinhold Braun: An unsere Leser und Freunde!, in: Der Christliche Erzähler, 17. Band, 2. Halb- jahr 1935, Heft 6, S. 178. 74 Franz Schauwecker: Vorbilder deutscher Menschlichkeit, in: Der lichte Weg, 18. Band, November/Nebelung 1935, Heft 4, S. 100 f. 75 Rezension von Werner Beumelburg: Mont Roy- al (Oldenburg: Stalling, 1935), in: Der lichte Weg, 20. Band, November/Nebelung 1936, Heft 4, S. 127 f. 76 Rezension zur Reihe »Spannende Geschich- ten«, in: Der lichte Weg, 10. Band, Dezember/ Christmond 1936, Heft 5, S. 160. kon, Bd. 16, Sp. 451 f; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1589 f. Der Nachlaß Schülers wurde von Wilhem Kotzde-Kottenrodt betreut, vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 2, S. 976. 78 Gustav Dessin: Der neue Tag, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 2, S. 36, so auch im folgen- den. 79 Will Vesper: Huttens letztes Wort, in: Frohes Le- ben 1 (1937/38), Heft 3, S. 71 f., im folgenden ebenda. 80 Johannes Banzhaf: ›Und fahr’n wir ohne Wie- derkehr …‹ Walter Flex zum Gedächtnis, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 15, S. 458–460. 81 P[aul] C[ölestin] Ettighoffer: Mann und Roß. Eine kleine Episode der Kameradschaft, in: Fro- hes Leben 1 (1937/38), Heft 18, S. 548–550. Zu diesem Autor vgl. Kapitel 6, S. 264–269, und 7, S. 325 f. 82 Thor Goote: Adolf von Tutschek, in: Frohes Le- ben 1 (1937/38), Heft 10, S. 304–311; dieses Heft erschien als Sondernummer zum Ersten Weltkrieg. Zu Thor Goote vgl. Kapitel 6, S. 271–276. 83 Gustav Dessin: Unser Heft, in: Frohes Leben 2 (1938/39), Heft 26, S. 832. 84 Gustav Dessin: Der Ruf an uns, in: Frohes Le- ben 3 (1939), Heft 13/14, S. 385. 85 Vgl. Hermann Claudius: Deutscher Spruch, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 6, S. 100. 86 Will Vesper: Dem Führer, in: Frohes Leben 3 (1939), Heft 17/18, S. 446; Hans Werner Eybel: Die deutsche Eiche, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 11, S. 216 f.; Anton Stieger: »Deutschland, Deutschland …!«, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 12, S. 221 f.; Kurt Ziesel: Brief an die Frau eines Gefallenen, in: Frohes Leben 7 (1943), Heft 3, S. 36–39. 87 Abonnentenzahlen nach Sammlung UHK, I.2/2020, handschriftliche Statistiken Heinrich Mohn. 88 Im Jahr 1950 wurde »Der Christliche Erzähler« im Kreuztaler Jung-Stilling Verlag wiederbe- gründet, die Herausgeber waren erneut Gustav Schlipköter, Fritz Pferdmenges und Friedrich Böhme. 89 August Winnig: Brief ins Feld, in: Frohes Leben 7 (1943), Heft 3, S. 89 f., hier S. 90. Zu diesem Autor vgl. Kapitel 9, S. 396. 90 Sammlung UHK, I.2/1010, »persönliche Anga- ben« Heinrich Mohn zu »Untersuchungen zur Frage der Auswirkungen des § 22 KWVO«, 29.4.1941, als Anlage zum Schreiben vom 3.6.1941, S. 3. 91 Sammlung UHK, I.2/7001, Theodor Berthoud, »Wege mit Fritz Wixforth«, typographisches Manuskript, Juni 1966, S. 9; dort auch zum fol- genden. 92 Börsenblatt (1928), Nr. 211, S. 7245–7247, so auch im folgenden S. 7246, 7247. 93 Krannhals war einer der Außengutachter, denen Mohn auf Honorarbasis Manuskripte zukom- 612 Anmerkungen zu den Seiten 135 bis 140

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men ließ. Sammlung UHK, I.2/2011, Kassen- buch. 94 Börsenblatt (1928), Nr. 228, S. 8114. 95 Marie Diers: Der Teufelspate, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1928, S. 4. 96 Zu Marie Diers vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 3, Sp. 191–193. Dort und im Interna- tionalen Biographischen Index 7 (Internet-Aus- gabe) wird 1952 als Sterbejahr angegeben. 97 Kaspar Pinette: Marie Diers zum 70. Geburts- tag, in: Bücherkunde 4 (1937), S. 335–339, hier S. 338. 98 Diers: Der Teufelspate (wie Anm. 95), S. 180, im folgenden S. 156 f. 99 In der 1936 erschienenen Anthologie »Deut- sche Frauendichtung der Gegenwart« schreibt die Autorin über sich: »Im Jahre 1932 lehnten die meisten Zeitungen, auch die nationalen, eine Würdigung zu meinem 65. Geburtstag ab, weil ich ›als Nationalsozialistin zu bekannt‹ sei.« Deutsche Frauendichtung der Gegenwart. Das Jahrbuch der deutschen Dichtung 1936, hrsg. von der Raabe-Stiftung in der NS-Kultur- gemeinde, Berlin: Volksschaft-Verlag 1936, S. 30. Zum Antisemitismus in »Der Teufelspate« vgl. Kapitel 7, S. 319. 29.4.1941, als Anlage zum Schreiben vom 3.6.1941, S. 4. 115 Börsenblatt (1930), Nr. 243, illustrierter Teil. 116 Börsenblatt (1929), Nr. 284, Umschlag. 117 Börsenblatt (1931), Nr. 202, nach S. 4620. 118 Börsenblatt (1931), Nr. 249, S. 5978. 119 DLA Marbach, NL Will Vesper, Verlag C. Bertels- mann an Will Vesper, 25.11.1931 und DLA Marbach, NL Hans Grimm, Verlag C. Bertels- mann an Hans Grimm, 25.11.1931, so auch im folgenden. 120 Zu Mia Munier-Wroblewska vgl. Bensberg: »Frauenbewegtes«; Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 10, Sp. 1636 f.; Literaturlexikon, S. 1636 f. 121 Börsenblatt (1932), Nr. 174, Beilage zum Um- schlag, so auch im folgenden. 122 Gustav Schröer: Die Siedler vom Heidebrinkho- fe, 1. Aufl. der Feldausgabe, 31.-56. Tsd. der Gesamtauflage, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 146, im folgenden S. 147, 129, 144, 149. 123 Zimmermann: Bauernroman, S. 135. Vgl. auch Harand: Aussteiger, S. 53–256; Haß: Pastorale, S. 130–139. 124 Zu Wilhelm Lobsien vgl. Deutsches Literatur-Le- 100 Zu Käthe Papke vgl. Deutsches Literatur-Lexi- xikon, Bd. 9, Sp. 1551 f. kon, Bd. 11, Sp. 894 f. 125 Börsenblatt (1932), Nr. 174, Beilage zum Um- 101 Käthe Papke: Im Unterliegen gesiegt. Histori- schlag. scher Roman, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928, S. 107, im folgenden S. 108. 102 Börsenblatt (1928), Nr. 69, S. 2682. 103 Börsenblatt (1928), Nr. 256, S. 9590 f. 104 Börsenblatt (1928), Nr. 215, Umschlag. 105 Börsenblatt (1929), Nr. 192, Umschlag. 106 Vgl. Börsenblatt (1928), Nr. 256, S. 9590. 107 Gustav Schröer: Heimat wider Heimat, Güters- loh: C. Bertelsmann 1929, S. 3, im folgenden S. 6, 7, 164, 187. 108 Börsenblatt (1929), Nr. 192, Umschlag. 109 Börsenblatt (1929), Nr. 204, S. 6365. 110 Sammlung UHK, I.2/7001, Theodor Berthoud, »Wege mit Fritz Wixforth«, typographisches Manuskript, Juni 1966, S. 12 f. 111 Die Tendenz, völkisch-nationalistisch gefärb- ten Titeln eine harmlos-romantisierende Ver- packung zu geben, läßt sich auch bei ande- ren Umschlägen beobachten, die Siegfried Kortmeier und Hans Meid für C. Bertelsmann gestalteten: so etwa bei dem »Volk ohne Raum«-Verschnitt »Lüttkemanns Brink« (1938) von August Verleger, bei »Das Mädchen Peter und der Fremde« (1936) von Auguste Supper (vgl. Kapitel 4, S. 165 f.) und bei »Nacht über Sibirien« (1937) von P. C. Ettighoffer (vgl. Kapitel 6, S. 264– 269). Zu August Verleger vgl. Kapitel 11, S. 541. 112 Börsenblatt (1929), Nr. 210, Umschlag. 113 Börsenblatt (1929), Nr. 267, S. 9746. 114 Sammlung UHK, I.2/1010, »persönliche Anga- ben« Heinrich Mohn zu »Untersuchungen zur Frage der Auswirkungen des § 22 KWVO«, 126 Klappentext zu Heinz Steguweit: Die Harfe, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 21). Zu Steguweit vgl. Rosen- stein: Frau; Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 19, Sp. 320–322; Literaturlexikon, S. 149 f; Hilles- heim/Michael: Lexikon, S. 423–433; Sarko- wicz/Mentzer: Literatur, S. 322 f. 127 Zu Emanuel Hirsch und seinem klaren Bekennt- nis zum Nationalsozialismus vgl. Kapitel 5, S. 190 f. Zu Hans Heyck vgl. Harand: Ausstei- ger, S. 84–102 und S. 197–224; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 2, S. 746 f.; Deutsches Litera- tur-Lexikon, Bd 7, Sp. 1116 f.; Literaturlexikon, Bd. 5, S. 294. Zu Hans Christoph Kaergel vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 2, S. 870–872; Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 8, Sp.787 f.; Literaturlexikon, Bd. 6, S. 173; Segebrecht: Dichterkreis, S. 179–186. 128 Zu Hans Willi Linker vgl. Deutsches Literatur- Lexikon, Bd. 9, Sp. 1497. 129 Die Feldausgaben, die 1942–1943 erschienen, brachten den Titel bis zum 111. Tausend. 130 Die erfolgreichsten Titel waren nun Hans Francks »Pilgerfahrt nach Lübeck« (zehn Aufla- gen, 154 000 Exemplare) und Manfred Haus- manns »Martin. Geschichte aus einer glückli- chen Welt« (sieben Auflagen, 135 000 Exem- plare). Vgl. dazu auch Hilgers: Buch, S. 37 f. 131 Börsenblatt (1933), Nr. 351, Beiblatt zur Weih- nachtsnummer. 132 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Verlag C. Ber- telsmann an Hans Grimm, 10.11.1933 und 15.11.1933. 133 Zur Rolle Grimms bei Bertelsmann vgl. Kapitel Anmerkungen zu den Seiten 141 bis 149 613

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9, S. 378–382 und 399–401, sowie Kapitel 11, S. 544 f. Sämtliche Autorenkorrespondenzen im Verlagsarchiv sind 1945 durch Kriegseinwir- kung vernichtet worden. Nur in zwei Fällen ge- lang es, die Gegenüberlieferung aufzufinden, nämlich in den Nachlässen der beiden profilier- testen literarischen Autoren des Verlags vor 1945, Will Vesper und Hans Grimm. Sie befin- den sich im Deutschen Literaturarchiv Mar- bach. Die Korrespondenzpartner auf Verlagssei- te waren hauptsächlich Gustav Dessin, der sich mit Vesper auch privat anfreundete, zuweilen bei rein geschäftlichen Themen Gerhard Stein- siek, in wichtigen Fragen auch Heinrich Mohn selbst. 134 DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 1.9.1932 135 DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 5.9.1932. 30 Reichsmark erhiel- ten die anderen Gutachter. 136 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Stein- siek an Will Vesper, 31.5.1932. 137 DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 1.9.1932 und 19.10.1932. 138 Will Vesper: Unsere Meinung, in: Die Neue Lite- ratur 33 (1932), S. 100. 139 Zu Vespers publizistischer Rolle im Dritten Reich vgl. Berglund: Kampf. Eine literaturwis- senschaftliche Untersuchung zu Vesper ist ein Desiderat der Forschung. Bislang existieren nur Lexikonartikel: Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1770–1772; Literaturlexikon, Bd. 12, S. 19 f; Sarkowicz/Mentzer: Literatur, S. 340–342. Zur Würdigung Vespers durch die NS-Germanistik vgl. Langenbucher: Volkhafte Dichtung der Zeit (wie Anm. 58), S. 425–427; Mulot: Die deut- sche Dichtung unserer Zeit (wie Anm. 58), S. 259, 427, 522. Zum Antisemitismus bei Ves- per vgl. Kapitel 7, S. 319 f. 140 Beide Titel waren bereits seit Jahrzehnten er- hältlich: »Aus tausend Jahren« mit dem Unter- titel »Deutsche Balladen und historische Lie- der« kam erstmals 1912 bei Langewiesche- Brandt, »Der deutsche Psalter« erstmals 1914 beim selben Verlag heraus. 141 Will Vesper: Martin Luthers Jugendjahre. Bilder und Legenden, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Das kleine Buch, Nr. 6), S. 139 f., im folgen- den S. 5, 8. Die Originalausgabe erschien 1918 im Verlag C. H. Beck. Zur Tradition der belletri- stischen Luther-Literatur vgl. von der Lippe: Fi- gure. 142 Die Originalausgaben erschienen 1924 (»Der arme Konrad«, »Der Pfeifer von Niclashausen«) und 1925 (»Der Bundschuh zu Lehen«) im Leipziger Haessel Verlag. 143 Will Vesper: Der Bundschuh zu Lehen. Eine hi- storische Erzählung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 17), S. 26, im fol- genden S. 27. 144 Zimmermann: Bauernroman, S. 132. 145 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Stein- siek an Will Vesper, 8.5.1933. 146 DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 16.8.1933. 147 Börsenblatt (1933), Nr. 228, S. 4258. 148 Eine umfassende Darstellung der NS-Schrift- tumspolitik kann hier nicht gegeben werden; wichtige Stationen wie die Bücherverbrennun- gen im Mai 1933 oder auch die »Gleichschal- tung« der Tagespresse waren für das Unterneh- men Bertelsmann nicht relevant. 149 Zur Gründung des RMVP vgl. Barbian: Litera- turpolitik, S. 155–163. Erste Vorbereitungen für die Schaffung des Ministeriums fanden vermut- lich bereits im August 1932 statt, vgl. Dahm: Anfänge, S. 59. 150 Zur Entstehung des Gesetzes und zur Etablie- rung der RKK vgl. ebenda, S. 81–84. Das Ge- setz wurde auf der Basis des Gesetzes zur Be- hebung der Not von Volk und Staat, dem soge- nannten Ermächtigungsgesetz, vom 23.3.1933 verabschiedet: RGBl. I, 22.9.1933, S. 661. Über die RKK liegt noch immer keine monographi- sche Untersuchung vor. Sie umfaßte sieben Ein- zelkammern: Reichspressekammer, Reichsrund- funkkammer, Reichstheaterkammer, Reichsmu- sikkammer, Reichsfilmkammer, Reichskammer der bildenden Künste und Reichsschrifttums- kammer. Als Körperschaften des öffentlichen Rechts waren diese Kammern ständische Inter- essenvertretungen für die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Belange ihrer Mitglie- der. Sogenannte Landeskulturwaltungen reprä- sentierten die Reichskulturkammer auf regio- naler Ebene; die einzelnen Fachkammern wa- ren in Landesleitungen untergliedert. 151 RGBl. I, 3.11.1933, S. 797–800, erste Verord- nung zur Durchführung des Reichskulturkam- mergesetzes; so auch im folgenden. 152 Zur RSK vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 85–100; Wittmann: Geschichte, S. 362–369. 153 Barbian: Literaturpolitik, S. 214, nennt den Bör- senverein »ein reines Wirtschaftskartell, in dem deutsche und ausländische Fachvertreter juri- stische und ökonomische Fragen des Produkti- ons- und Vertriebsablaufs regelten«; vgl. auch ders.: Selbstanpassung. Übersicht über die in die RSK eingegliederten Verbände bei Wulf: Kultur, S. 195; zum Börsenverein vgl. Wittmann: Geschichte, S. 363. Ein Großteil der Akten des Archivs des Börsenvereins wurde 1943/44 bei der Bombardierung Leipzigs vernichtet. 154 Zur Situation der jüdischen Verlage vgl. Dahm: Buch. 155 Vgl. dazu Kapitel 9, S. 431–444. 156 Börsenblatt (1933), Nr. 67, Umschlag. 157 Börsenblatt (1933), Nr. 70, S. 1488. 158 Börsenblatt (1933), Nr. 76, S. 1642 f. 159 Börsenblatt (1933), Nr. 75, S. 1605. 160 Börsenblatt (1933), Nr. 77, S. 1657. 161 Börsenblatt (1933), Nr. 180, S. 3428. 162 Börsenblatt (1933), Nr. 203, S. 8672, so auch im folgenden. 163 Börsenblatt (1933), Nr. 222, S. 4090. Vgl. die entsprechende Werbung für die einzelnen Neu- 614 Anmerkungen zu den Seiten 149 bis 154

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erscheinungen, so Alfred Manns’ »Der Warphof und das Sumpfmoor« (1931): »Ein kerndeut- scher Niedersachsen-Roman. Trotzig und klug die blonden Friesenbauern – Voller Geheimnis das Land und sein Moor – Ewig deutsch der Wille, neue Scholle zu schaffen zum Brot für viele.« Börsenblatt (1934), Nr. 140, Umschlag. Ähnlich zu Munier-Wroblewskas »Deutsch ist die Saar!« (1934): »Du Land an der Saar, in- mitten der grünen Wälder deines Warndt, mit den Schloten deiner Zechen und Eisenhämmer, dich heiligt die Arbeit, die Grenznot und die Treue. […] Und unser Herz schlägt beim Lesen all den Unbekannten entgegen, Männern und Frauen, deren Schwurlied nun bald Erfüllung finden soll: ›Die Schwurhand empor, wir spre- chen im Chor: Ob du in Not oder neuem Glück, Deutschland, wir wollen zu dir zurück!« Bör- senblatt (1934), Nr. 251, S. 4671. 164 Sammlung UHK, I.2/2118, Sch.: Mensch und Landschaft, in: Bertelsmann-Illustrierte, [Herbst] 1934. 165 Zu Lene Bertelsmann (1903–1981) vgl. Deut- sche Frauendichtung der Gegenwart (wie Anm. 99), S. 16. Die Autorin war mit der Verle- gerfamilie entfernt verwandt. 166 Vgl. Reif: Zweifrontenkrieg. Zum Grenzlandro- man im Wilhelminismus vgl. Wojtczak: Literatur. 167 Vgl. Friede H. Kraze: Land im Schatten, 36.-40. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1939, S. 274 f., so auch im folgenden S. 159, 263. Die Ori- ginalausgabe erschien 1929 bei der Verlags- buchhandlung Hellmuth Wollermann in Braun- schweig. 168 Mia Munier-Wroblewska: Der Baumeister zu Mühlbach, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 34), S. 12, im fol- genden S. 71. Ebenfalls in Siebenbürgen spielt »Zauber der Heimat« von Adolf Meschen- dörfer, 1942 in der »Kleinen Feldpost-Reihe« von C. Bertelsmann erschienen. 169 Mia Munier-Wroblewska: Deutsch ist die Saar!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 111 und 112. Die Erzählung sollte ursprünglich den Titel »Das Kreuz im Warndt« tragen. 170 Zu Rudolf Haas vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 7, Sp.15 f.; Hillesheim/Michael: Lexi- kon, S. 223–229; Literaturlexikon, Bd. 4, S. 442 f. »Der Blutjäger« ist das historische Gegen- stück zu den nicht bei C. Bertelsmann erschie- nen Grenzlandromanen von Haas, die in der Gegenwart spielen: »Heimat in Ketten« (1924) und »Mutter Berta. Ein deutsches Frauenle- ben« (1940). 171 Rudolf Haas: Der Blutjäger. Ein Buch der Treue, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, S. 247 f. 172 Börsenblatt (1933), Nr. 198, S. 3598, so auch im folgenden. 173 Zu Ernst Zahn vgl. Heinrich Spiero: Ernst Zahn. Das Werk und der Dichter, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1926; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1910–1914; Literaturlexikon, Bd. 12, S. 465. Vgl. auch Kapitel 9, S. 395. 174 Börsenblatt (1933), Nr. 176, Plakatbeilage. 175 Will Vesper: Die Wanderung des Herrn Ulrich von Hutten. Ein Tagebuch-Roman, 9.–11. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1933 (= Zielbücher), S. 162, im folgenden S. 51, 133, 163 f. Die Ori- ginalausgabe erschien 1922 im Münchner Beck-Verlag. 176 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten zu »Kämp- fer Gottes« für die Jugendschriftenstelle der Reichsleitung des NSLB, 22.8.1938. 177 DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 27.10.1932. 178 Adolf Spemann: Der Schöngeistige Verlag und die Lage, in: Börsenblatt (1933), Nr. 170, re- daktioneller Teil, S. 544–550, hier S. 549. 179 Börsenblatt (1933), Nr. 168, Umschlag. 180 Börsenblatt (1933), Nr. 122, S. [384]. 181 Börsenblatt (1933), Nr. 168, Umschlag. 182 Börsenblatt (1933), Nr. 351, Beiblatt zur »Weihnachtsnummer«; Hervorhebung im Origi- nal. 183 Zu Gustav Schröer vgl. Deutsches Literatur-Le- xikon, Bd. 16, Sp. 374 f.; Literaturlexikon, Bd. 10, S. 406. Außer den in Kapitel 4 und 6 ge- nannten Titeln erschienen von Schröer bei C. Bertelsmann: »Die Wachtelberger« (1928), »Schicksalshände« (1931), »Der Bauernenkel« (1933), »Der rechte Erbe« (1935), »Der Hei- land vom Binsenhofe« (1935), »Die Pfingstbir- ke« (1935), »Der Hohlofenbauer« (1936), »Ei- ner Liebe Weg« (1937), »Im Schatten des Hel- berges« (1937), »Der Schelm von Bruckau. Ein heiterer Kleinstadtroman« (1939). 184 Traue-Masserberg: Gustav Schröer und die deutsche Art, in: Glaube und Heimat im Bild (1925), Nr. 11; Hervorhebungen im Original. 185 Zur Bibliographie von Schröer vgl. Wilpert/ Gühring: Erstausgaben, 1. Aufl., S. 1173–1175. 186 Vgl. Gustav Schröer: Sturm im Sichdichfür, 41.- 45. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 96, im folgenden S. 29. 187 Vgl. Zimmermann: Bauernroman, S. 125–153. 188 Gustav Schröer: Wir lassen uns nicht unterkrie- gen, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 203, so auch im folgenden. 189 Vgl. Rürup: »Geist«; Lenk: Konservativismus, S. 139–146; Breuer: Grundpositionen, S. 90–102. 190 Gustav Schröer: Volk im Schmiedefeuer, 11.–18. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 142, im folgenden jeweils S. 329. 191 Reinhold Braun: Gustav Schröer. Weg und Werk, Gütersloh: C. Bertelsmann [1936], im folgenden S. 7–36. 192 Sammlung UHK, I.2/2119, Gustav Schröer: Al- les ist eins, in: Bertelsmann-Illustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942. 193 Sammlung UHK, I.2/2119, Gustav Schröer: Maienzeit, in: Bertelsmann-Illustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942. 194 Zu Fritz Müller-Partenkirchen vgl. Deutsches Li- teratur-Lexikon, Bd. 10, Sp. 1560–1562; Litera- turlexikon, Bd. 8, S. 252; Wilpert/Gühring: Erst- Anmerkungen zu den Seiten 154 bis 161 615

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ausgaben, 2. Aufl., S. 901–904. Von den ge- nannten Titeln abgesehen, erschienen von Mül- ler-Partenkirchen bei C. Bertelsmann: »Die alte Uhr« (1934), »Die Hochzeit von Oberammer- gau« (1937), »Eisen ins Blut« (1943), »Die Verschwundene« (1943). Zum 100. Geburtstag Müller-Partenkirchens erschien im Rosenheimer Verlagshaus die Sammlung »Der Gamsbart. Die schönsten Bauerngeschichten«; das von Eduard Stemplinger verfaßte Nachwort »Be- such in Hundham« berichtet von einer Begeg- nung mit dem Autor, gemeinsam mit der Ber- telsmann-Autorin Auguste Supper. 195 Fritz Müller-Partenkirchen: Der Kaffeekönig, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939, S. 275, im fol- genden S. 317, 5; Hervorhebungen im Original. 196 »Durch seine Einstellung auf den Alltag und sein demokratisches Wesen erinnert er lebhaft an das altdeutsche bürgerliche Schrifttum, z. B. an Hans Sachs, mit dem er geistig näher ver- wandt ist als mit Formkünstlern vom Schlage eines Thomas Mann oder Hermann Hesse. Sein Bildungsideal der gesunden Regsamkeit und ausharrenden Tüchtigkeit ist ein bürgerlich- volkstümliches Ideal des praktischen Lebens. […] In der Charakterisierung begnügt er sich mit dem Typischen. Psychologische Zerfaserung liegt ihm ferne, seine gesunde Denkweise gibt sich mit dem Bezeichnenden zufrieden, ohne nach Spezialisierung zu verlangen.« A. Herr: Fritz Müller-Partenkirchen, in: Bücherei und Bil- dungspflege 9 (1929), S. 367–376, hier S. 370 f. 197 Sammlung UHK, I.2/2119, Johannes Banzhaf: Fritz Müller-Partenkirchen †, in: Bertelsmann-Il- lustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942, so auch im folgenden. 198 Zum Antisemitismus in »Das Kreuz auf Use- dom« vgl. Kapitel 7, S. 320 f. 199 Käthe Papke: Die Kaiserin von Augusta Raura- corum, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930, S. 292. 200 K[äthe] Papke: Aus meiner Dachkammer. Erin- nerungen aus meinem Leben, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931, S. 122, im folgenden eben- da, Klappentext; Hervorhebung im Original. 201 Zu Friede H. Kraze vgl. Bammé: Friederike Hen- riette Kraze; Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 10, Sp. 425 f.; Literaturlexikon, Bd. 7, S. 26 f. 202 Von den genannten Titeln abgesehen, erschie- nen von Kraze bei C. Bertelsmann: »Der Soldat und die kleine Madonna. Die heilige Kümmer- nis« (1929), »Die Sternenkuppel« (1929), »Mysterium« (1930), »Frühling im Park. Ein Weimar-Roman« (1930), »Goldne Türen« (1932), »Das wahre Gesicht. Ludwig Richters böhmische Reise« (1932), »Das Kind« (1933), »Die Meertrud« (1933), »Meister Brügge- mann« (1934), »Die Lese. Aphorismen« (1934), »Hochzeit auf Hollersbrunn und andere Erzählungen« (1935). 203 Vgl. Maria Rassow: Friede H. Kraze, in: Die Frau. Zeitschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit (1920), Heft 1, S. 104–106. Weite- re zeitgenössische Stimmen: Ernst Ludwig Schellenberg: Friede H. Kraze, in: Die Heimat- kunst 3 (1921), Heft 7/8, S. 166–170; Wilhelm Meridies: Friede H. Kraze. Die ostdeutsche Dichterin, in: Der Oberschlesier 7 (1925), S. 91–95; Ernst Ludwig Schellenberg: Westöst- liche Romane. Anmerkungen zum Werke von Friede H. Kraze, in: Der Türmer 30 (1928), S. 462 f.; Martin Treblin: Friede H. Kraze, eine schlesische Dichterin, in: Wir Schlesier 4 (1924), S. 164 f. 204 Friede H. Kraze: Garba. 1. Band. Das Spiel ist aus – Wird nun das Leben kommen?, Güters- loh: C. Bertelsmann 1932, S. 11, im folgenden S. 26, 28. 205 Vgl. Hans Hermann Gaede: Bekenntnis zur Dichterin, in: Leuchtende Spuren. Friede H. Kra- ze zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Hermann Gaede, Gütersloh: C. Bertelsmann [1930], S. 3–8, hier S. 4. 206 Die Originalausgabe erschien bereits 1928 bei der Verlagsbuchhandlung Hellmuth Woller- mann (W. Maus) in Braunschweig. 207 Vgl. Kapitel 6, S. 246–250. 208 Zu Auguste Supper vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1691 f.; Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 21, Sp. 400–402; Literaturlexikon, Bd. 11, S. 291; Hübsch: »Erhebendes«; Kaller: Auguste Supper. Zur Würdigung durch die NS-Germani- stik vgl. [o. V.]: Auguste Supper. Eine deutsche Meistererzählerin. Zur Verleihung des schwäbi- schen Dichterpreises 1942, in: Schwaben 14 (1942), S. 175–180. Außer den genannten Ti- teln erschienen von Auguste Supper bei C. Ber- telsmann: »Der erste Dienst« (1935, zusam- men mit »Mutterhände« von Karl Hesselbacher und »Brief an seinen Sohn Johannes« von Mat- thias Claudius), »Die große Kraft der Eva Auer- stein« (1937), »Der stärkste Zauber« (1937), »Der Krug des Brenda« (1940). 209 Auguste Supper: Das Mädchen Peter und der Fremde, 105.–124. Tsd. der Gesamtauflage, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Feldaus- gabe), S. 24, im folgenden S. 25. 210 Auguste Supper: Die von der Blumenwiese, Gü- tersloh: C. Bertelsmann, 1943, S. 280, im fol- genden S. 254. 211 Vgl. Theweleit: Männerphantasien, Bd. 2, S. 223 f. 212 Supper: Die von der Blumenwiese (wie Anm. 210), S. 265. 213 Auguste Supper: Aus halbvergangenen Tagen. Erinnerungen, München: J. F. Lehmanns 1937, S. 249, im folgenden S. 262. 214 Dem regionalen Ansehen der Autorin hat dies in der Nachkriegszeit nicht geschadet. Die Nachrufe, die 1951 auf »die Altmeisterin der schwäbischen Dichtung« (L.: Auguste Supper, S. 108; vgl. Lang: Auguste Supper) erschienen, verschweigen oder beschönigen deren politi- sche Verstrickung. Und noch 1963 konnte in der Zeitschrift »Schwäbische Heimat« ein Auf- 616 Anmerkungen zu den Seiten 162 bis 166

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satz über die Jugend Suppers gedruckt werden, dessen Autor »Aus halbvergangenen Tagen« zwar ausgiebig als Quelle heranzog, über die problematischen Seiten des Buches aber kein Wort verliert; vgl. Greiner: Werden. sein; Ketelsen: Literatur; Ketelsen: Drittes Reich; Caemmerer/Delabar: Dichtung; Schütz: »Geruch«; Denk: Zensur; Schnell: Dichtung; Ehrke-Rotermund/Rotermund: Zwischenreiche; Sarkowicz/Mentzer: Literatur. 215 Zu Margot Boger vgl. Deutsches Literatur-Lexi- 220 Vgl. Schnell: Emigration, S. 99–155; Schnell: kon, Bd. 1, Sp. 729 f. 216 Margot Boger: Der große Vagant. Vier Jahre aus dem Leben Walters von der Vogelweide 1208–1212, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, S. 22, im folgenden S. 262, 244, 52, 46. Von den genannten Titeln abgesehen, erschien von Margot Boger bei C. Bertelsmann 1934 der hi- storische Roman »Der Dom«. 217 Vgl. hierzu eingehend Kapitel 5, S. 178–181. 218 Zu Zahn und Supper vgl. Wilpert/Gühring: Erst- ausgaben, 2. Aufl., S. 1669 und 1476. Zu Schröer vgl. Braun: Schröer, S. 7. 219 Zur deutschen Literatur zwischen 1933 und 1945 vgl. Schonauer: Literatur; Denkler/ Prümm: Literatur; Schnell: Emigration; Loewy: Literatur; Ritchie: Literature; Schäfer: Bewußt- Dichtung, S. 122–129. 221 Zu Eich vgl. Vieregg: Fehlbarkeit. Zu Koeppen vgl. Döring: Wolfgang Koeppen. 222 Ketelsen: Literatur, S. 94. 223 Vgl. Mittenzwei: Untergang. 224 Zum Kriterium des gehäuften Auftretens vgl. Wippermann: Geschichte, S. 189 f. 225 Zum Kriterium der offiziellen Anerkennung vgl. Vondung: Nationalsozialismus, S. 45 f. 226 Vgl. Ketelsen: Literatur, S. 31 f. 227 Zu den Begriffen Konvergenz und Identität vgl. Heimann: Konvergenz, S. 124. 228 Denkler: Versuch, S. 289. 229 Vgl. dazu am Beispiel Westfalens Heydebrand: Literatur, S. 168. »Dort wird in allen Sätteln geritten« 1 Vgl. u. a. Reese: Bekenntnis, S. 140. 2 Wort und Bekenntnis westfälischer Pastoren zur Stunde der Kirche und des Volkes, zitiert nach Kurt Dietrich Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchen- frage des Jahres 1933, Göttingen: Vanden- hoeck & Ruprecht 1934, S. 33, so auch im fol- genden. 3 Das »Tecklenburger Bekenntnis«, in: Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äuße- rungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 2), S. 47–66. Im Vorwort bedankt sich Schmidt beim Bertelsmann-Verlag für die »freundlich gewährte Abdruckerlaubnis« (S. 4). Zum Tecklenburger Bekenntnis vgl. auch Kapi- tel 3, S. 64. 4 Vgl. Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätz- lichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 2), S. 3. 5 Vgl. [Heinrich Vogel]: Acht Artikel evangelischer Lehre. Um der gegenwärtigen Irrlehre willen, den Verirrten zur Weisung, den Angefochtenen zum Trost, bekannt auf dem Grund der Heiligen Schrift, 7.–12. Tsd., Berlin: Furche 1934, sowie Martin Niemöller (Hrsg): Das Bekenntnis der Väter und die bekennende Gemeinde. Zur Be- sinnung dargeboten von einem Kreise von evangelischen Theologen und in ihrem Namen, München: Chr. Kaiser 1934. Erwähnt sei hier, daß die Vorträge und Entschließungen der im Mai 1934 stattgefundenen »Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche«, die die »Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche« ent- hält, ebenfalls als Einzelveröffentlichung er- schienen, und zwar 1934 bei Emil Müller, Wup- pertal-Barmen. Auffallend ist, daß dies unter der Angabe »Kommissionsverlag« vorgenom- men wurde; der Verlag konnte oder wollte die Beschlüsse der Barmer Synode nicht als eigene Verlagspublikation veröffentlichen. 6 In den Herstellungslisten findet sich noch die Angabe über einen sogenannten »Probedruck« mit 600 Exemplaren. Es ist wahrscheinlich, daß diese Exemplare nicht in den Verkauf kamen und direkt den Autoren zur Verfügung gestellt wurden. Sammlung UHK, I.2/5014, Listen »Neudrucke«. 7 Das Vorwort zur ersten Auflage stammt von Carl Pabst, »Prediger der evangelisch-refor- mierten Gemeinde in Kattenvenne«. Pabst pu- blizierte 1933 eine weitere Schrift bei Bertels- mann: Volkskirche und Freikirche. Eine theolo- gische Besinnung über Wesen und Form evan- gelischer Kirche als Beitrag zum Neubau der Kirche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Ein di- rekter Bezug zum Tecklenburger Bekenntnis oder andere kirchenpolitische Zeitbezüge wer- den nicht hergestellt. Pabsts Volkskirchenver- ständnis gründet sich auf die göttliche Konsti- tuierung der Kirche, die Kirche sei daher ge- schaffen, um dem Wort Gottes zu dienen. Eine »Volkskirche«, die »alle Getauften« (S. 93) um- faßt und »das Volksganze, die Volkskultur er- greifen« und unter christliche Normen stellen will (S. 24), sei daher zu fördern, »weil sie möglichst weite Kreise erfaßt und unter das Wort Gottes stellt« (S. 83). Die »Trennung von Kirche und Staat« müsse dabei aber erhalten bleiben (S. 114). 8 [Carl Pabst]: Neue Kirche im neuen Staat. Be- kenntnis – Gemeindeaufbau – Kirchenleitung – Nationalsozialistischer Staat – »Deutsche Chri- sten«, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 16, Anmerkungen zu den Seiten 166 bis 174 617

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im folgenden S. 16, 11, 14, 15 f., 23, 25, 27; Hervorhebungen im Original. 9 Ebenda, S. 28 f., im folgenden S. 29, 29 f., 31, 25, 31, 33, 16. 10 Vgl. zum Überblick Nowak: Bewegungen. 11 [Pabst]: Neue Kirche im neuen Staat (wie Anm. 8), S. 34, im folgenden S. 35, 37, 36, 72. 12 Ebenda, S. 37 f., im folgenden S. 38. 13 Vgl. Renatus Hupfeld: Die Bekenntnisfrage in der neuen deutschen evangelischen Kirche, in: Zeitschrift für systematische Theologie 11 (1933/34), S. 589–625, hier S. 617 f., im fol- genden S. 619, 608 f., 595, 623 f. Das »Altona- er Bekenntnis« ist abgedruckt in: Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 2), S. 19–25. 14 Vgl. ebenda, S. 610. 15 Helmut Lother: Neugermanische Religion und Christentum. Eine kirchengeschichtliche Vorle- sung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 143, im folgenden S. 143, 147, 146, 145. 16 Allein eine »Volksmissions-Ausgabe« erreichte eine Gesamtauflage von 282 000 Exemplaren. 17 StadtA Gütersloh, D 3043, Bürgermeister von Gütersloh an Landrat, Edwin Klein, 24.5.1935. Vgl. auch den von der Gütersloher Ortspolizei verfaßten »Versammlungsbericht über den Vor- trag ›Rosenbergs Mythus oder Christentum‹ von Pastor Florin Gütersloh am Mittwoch, den 17. Oktober 1934«, 18.10.1934, StadtA Gü- tersloh, D 3043, vor allem folgende Passage: »Pastor Florin führte an dieser Stelle noch wei- ter aus, dass der Führer Adolf Hitler ganz ge- wiss mit dieser Auslegung des im Parteipro- gramm verankerten Begriffes vom positiven Christentum nicht einverstanden sei. Das Ge- fährliche sei nur, dass Rosenberg Reichsleiter für weltanschauliche Schulung in der Partei sei, und sein Buch in allen Schulungslagern bespro- chen und gelehrt würde.« Florins Broschüre wird auch in dem Lagebericht »Der Weg des Protestantismus nach Rom. Sonderbericht des Chefs des Sicherheitshauptamtes des Reichs- führers SS, August 1935« (abgedruckt in: Be- richte des SD und der Gestapo, S. 79–103, hier S. 99 f.) sowohl in Anlage 1 »Der Kampf der politischen Kirchen gegen Alfred Rosen- berg« als auch in Anlage 2 »Schriften gegen das nationalsozialistische Gedankengut« auf- geführt. 18 Wilhelm Florin: Rosenbergs Mythus und evan- gelischer Glaube. Ein Gemeindevortrag, 8.-12. Tausend, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, S. 29, im folgenden S. 9, 10 f.; Hervorhebungen im Original. Vgl. hierzu auch Baumgärtner: Weltanschauungskampf, S. 223. 19 Vgl. Karl Alberts: Der Deutschen Christus. Ein klärender Versuch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 23, vgl. auch S. 74. Im folgenden S. 15, 14 f., 147; Hervorhebungen im Original. 20 Vgl. etwa Walter Bülck: Christentum und berlain und heutigen Dichtern, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. 21 Börsenblatt (1934), Nr. 196, S. 3275. 22 Börsenblatt (1934), Nr. 148, S. 2758. 23 Börsenblatt (1934), Nr. 87, S. 1766, sowie Nr. 148, S. 2758. 24 ADWW, 161, Hans-Julius Niemann an Reichsbi- schof Friedrich von Bodelschwingh, 30.5.1933, sowie Joachim Hossenfelder an Hans-Julius Niemann, 13.6.1933. 25 Vgl. Belitz: Werner Betcke. 26 Vgl. ebenda, S. 114. 27 Vgl. etwa das Programm einer von Betcke or- ganisierten »Freizeit für S. A. Männer im Frei- zeitheim Tecklenburg vom 22.–25.7.34«, 13.7.1934, LKAB, 0.6 Nr.11, bei der Betcke ei- nen Vortrag über »Der S. A. Mann als Christ« hielt. Vgl. auch LKAB, 0.6 Nr.11, Lagebericht Betcke über das »Männerwerk in Westfalen«, 10.7.1934. 28 Werner Betcke (Hrsg.): Der Kleine Katechismus Dr. Martin Luthers für den braunen Mann, un- ter Mitarbeit von Pfr. Niemann, Münster, und Dr. O. E. Schlißke, Saarmund, im Auftrage des Deutschen Ev. Männerwerks hrsg. von Dr. Wer- ner Betcke, Münster, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 7,3, im folgenden S. 8 f.; Hervorhebun- gen im Original. 29 BA Berlin, R 58/7333, Amt des Reichsführers SS an das Geheime Staatspolizeiamt, Berlin, 6.7.1936. 30 BA Berlin, R 58/7333, Gutachten zu Werner Betcke: »Der Kleine Katechismus Dr. Martin Lu- thers für den braunen Mann«. Letztere Aussa- ge bezieht sich wohl auf die zitierte Passage, in der Betcke ausführt, daß es »freilich auch Ka- meraden geben« soll, »die im Gliede ihren Vor- gesetzten tadellos gehorchen, um sich dann zu Hause im Vollgefühl ihrer Wichtigkeit als brau- ner Kämpfer ihren Eltern und Geschwistern ge- genüber um so lümmelhafter zu benehmen« (S. 11). Auch über Betckes Erläuterungen zu der fünften Bitte des Vaterunser (»Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern«) mokiert sich das Gutachten. Betcke hatte hierzu formuliert, daß »ohne Ver- gebung gegeneinander […] sich das Volk und das braune Heer in einen Haufen sich katzbal- gender Menschen verwandeln« würden (S. 34). 31 Sammlung UHK, I.2/1014, »Eingriffe der Staatspolizei und der Parteiamtlichen Prüfungs- kommission in die Verlagsarbeit der Fa. C. Ber- telsmann und Der Rufer«. 32 Vgl. Belitz: Werner Betcke, S. 114. 33 Vgl. Hey: Kirchenprovinz, S. 211–226. 34 Zitiert nach Belitz: Werner Betcke, S. 115. 35 Vgl. Werner Betcke: Die Kirche und die Krise der Wirtschaft, Gütersloh: C. Bertelsmann, 1932 (= Der Kampf-Bund, Nr. 13), sowie ders.: Luthers Sozialethik. Ein Beitrag zu Luthers Ver- hältnis zum Individualismus, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1934. Deutschtum bei Arndt, Bismarck, H. St. Cham- 36 Verlagsanzeige, in: Rudolf Homann: Heiliger 618 Anmerkungen zu den Seiten 174 bis 181

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Geist germanischer Konfession? Die christliche Kirche im Kampf um den dritten Artikel des Glaubens, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. [55], so auch im folgenden. 37 Fr[éderick] Bell: Gebt unserem Gott die Ehre!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volksmis- sionarische Hefte), S. 7. 38 Vgl. etwa Rudolf Urban: Eine dritte Konfessi- on?, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Der Kampf-Bund, Nr. 14). 39 Vgl. etwa Ernst Wengel: Nun erst recht!, Gü- tersloh: C. Bertelsmann [1936]; Volkmar Hern- trich: Neuheidentum und Christenglaube, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1935. 40 Homann: Heiliger Geist germanischer Konfessi- on (wie Anm. 36), S. 8, 35, im folgenden S. 50, 21; Hervorhebungen im Original. 41 Ernst Bronisch-Holtze: Der Akademiker zwi- schen Christentum und deutscher Glaubensbe- wegung. Ein Wort zur Auseinandersetzung zwi- schen dem christlichen Glauben und der Deut- schen Glaubensbewegung, wie sie insbesonde- re durch Professor J. W. Hauer vertreten wird, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 19, im folgenden S. 16, 28; Hervorhebungen im Original. 42 Wilhelm Lütgert: Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ur- sprung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936, S. 9 f., im folgenden S. 63. Vgl. auch ders.: Der Kampf der deutschen Christenheit mit den Schwarm- geistern, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. 43 Vgl. etwa Sparn: Wilhelm Lütgert. 44 Lütgert: Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ursprung (wie Anm. 42), S. 64. 45 Vgl. auch Lütgert: Der Kampf der deutschen Christenheit mit den Schwarmgeistern (wie Anm. 42). Lütgert argumentiert hier gegen die Deutschgläubigen und deren Fixierung auf den Rassegedanken, dem er eine »schöpferische Kraft« abspricht (S. 13). Lütgerts Argumentati- on versucht zwischen dem Nationalsozialismus und den Deutschgläubigen einen Gegensatz aufzubauen, als einzig adäquate Religion für das deutsche Volk erscheint ihm die christliche. Deutschgläubigkeit hingegen sei Mystik, die unter »jüdischem Einfluß« entstanden sei (S. 31), diese »phantastische Weltanschauung« entspreche »nicht der Art des deutschen Volkes, sondern seiner Entartung« (S. 41). »So könne man »im Interesse des deutschen Volkes nur wünschen, daß es der deutschen Glaubens- bewegung nicht gelingt, sich organisch mit dem dritten Reiche zu verschmelzen. Sie könn- te die deutsche Volksgemeinschaft nur noch mehr erschüttern […]. Um dies zu verhindern, bekämpfen wird sie« (S. 45). Der Verlag emp- fahl dieses Buch explizit wegen dieser Argu- mentation: »Es ist erfrischend zu lesen, wie der weithin bekannte und geschätzte Geschichts- philosoph, ohne in die Niederungen billiger Po- lemik hinabzusteigen, die Gegner des Christen- tums mit ihren eigenen Waffen schlägt. Nicht das Christentum ist verjudet und eine rassische Gefahr, sondern eure überlebten Denkpfade und veralteten Angriffsmethoden sind es, die bedenklich jüdische infizierten, materialisti- schen Gewohnheiten folgen.« Anzeige von Lüt- gerts »Der Kampf der deutschen Christenheit mit den Schwarmgeistern, in: ders.: Die theo- logische Krisis der Gegenwart und ihr geistes- geschichtlicher Ursprung (wie Anm. 42) S. [100]. 46 Gerhard Hultsch: Friedrich Nietzsche und Lu- ther, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Schrif- tenreihe der Luther-Gesellschaft, Heft 13). 47 Gertrud Frischmuth: Houston Stewart Cham- berlain als Christ, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937, S. 10, 14, im folgenden S. 8. 48 [Eberhard] Fiedler: Glaube und Recht in der Kirche, in: Hans Asmussen/Eberhard Fiedler: Glaube und Recht in der Kirche. Zwei Vorträge, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 23–32, hier S. 31 f., im folgenden S. 32. 49 Hans Asmussen: Glaube und Recht in der Kir- che, in: ebenda, S. 5–22, hier S. 20. 50 Vgl. Der Weg des Protestantismus nach Rom. Sonderbericht des Chefs des Sicherheitshaupt- amtes des Reichsführers SS, August 1935, in: Berichte des SD und der Gestapo, hier Anlage 2: Schriften gegen das nationalsozialistische Gedankengut, S. 100 f. Vgl. hierzu Dierker: Glaubenskrieger, S. 192–199. 51 Vgl. Paul Althaus: Christus und die deutsche Seele, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. 52 [o. V.]: Editorial, in: Deutsche Theologie 1 (1934), Heft 1, so auch im folgenden. 53 Hans Gerber: Deutsche Kirche im Deutschen Staat, S. 56 f., in: Deutsche Theologie 1 (1934), Heft 1, S. 56–68, im folgenden S. 62, 64; Her- vorhebungen im Original. 54 Vorwort der Herausgeber, in: Evangelische Theologie 1 (1934/35), S. 1–10, hier S. 1 f. 55 Vgl. Ruprecht: Jahre, Herbert: Bekenntnisse. Be- merkenswert ist, daß die »Junge Kirche« auch ein kommerzieller Erfolg wurde: Ende 1933 hatte sie bereite 6 000 Abonnenten, 1934 über 34 000. Zum Zeitpunkt ihres Verbots, im Mai 1941, hatte sie immer noch 14 000 Abonnen- ten (vgl. Ruprecht: Jahre, S. 269, 271). Bertels- mann schaltete im September 1933 eine Ver- lagsanzeige zur zweiten Auflage von »Neue Kirche im neuen Staat« in der »Jungen Kir- che«, vgl. Junge Kirche (1933), Nr. 13, S. 163. Geworben wird darin für die »Thesen einer tapferen Schrift«, die getragen sei »vom unge- heuren Ernst gegenwärtiger Stunde«. Im ein- zelnen wird u. a. der Standpunkt erwähnt, daß »Christus höchster Führer ist und bleibt«; be- züglich der evangelischen Richtlinien, die die »gegenseitigen Grenzen von Staat und Kirche erschöpfend klären«, wird explizit das »freudi- ge […] Ja zu wirklicher Zusammenarbeit« her- ausgestellt. 56 Zu den vielfältigen staatlichen Eingriffen bei Anmerkungen zu den Seiten 181 bis 186 619

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der »Jungen Kirche« wie der Beschlagnahme einzelner Hefte, der Schwärzung von inkrimier- ten Stellen, befristeten Erscheinungsverboten sowie der Beobachtung durch die Gestapo vgl. Ruprecht: Jahre, S. 269–271, Herbert: Bekennt- nisse, S. 344. 57 Nowak: Barmen, S. 17, im folgenden S. 17, 18. 58 Lütgert: Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ursprung (wie Anm. 42), S. 20, 35. Lütgert wollte damit, wie er Adolf Schlatter mitteilte, Stellung gegen die Politik der »Bruderräte der Bekenntniskirche« beziehen, die sich allen kirchlichen »Vereini- gungsversuchen« widersetzten, »wenn sie sich nicht vollständig und vorbehaltlos auf die Seite der Bekenntniskirche stellen«: »Die Methoden des Kampfes fangen an, nationalsozialistisch zu werden.« Sehr »ungünstig« wirke dabei der Einfluß von Karl Barth: »Barths besondere Theologie wird zum Schiboleth der Bekenntnis- kirche erklärt. Das erschwert jede Verständi- gung. Ich habe mich nach langem Besinnen entschlossen eine zweite Broschüre über die theologischen Gegensätze im Kirchenkampf zu schreiben. Sie ist eben bei Mohn und ich warte ab, ob er sie annehmen wird. Hier wird das eine Spaltung geben.« ELK-Wue, D 40, Nr. 429, Wilhelm Lütgert an Adolf Schlatter, 10.3.1936. 59 Hermle: Aufstieg, S. 314. 60 Adolf Köberle: Das Evangelium und die Rätsel der Geschichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 12), S. 64, 13. 61 Ebenda, S. 61, 64. 62 BA Berlin, R 58/7333, Amt des Reichsführers SS an das Geheime Staatspolizeiamt, Berlin, 17.2.1937. 63 Vgl. etwa Johannes Hänel: Alttestamentliche Sittlichkeit dargestellt gegen ihre antisemiti- schen Verächter. Vortrag zum Greifwalder Uni- versitätstag in Stolp 1924, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1924, S. 3. Zwar wird der Antisemi- tismus in seinen »Beweggründen« von Hänel voll gewürdigt, er nehme aber »weithin For- men an, die wegen ihrer Verstiegenheit und Übertreibung die schärfste Ablehnung bei je- dermann herausfordern, der sich weder die Sünde wider die Wahrheit noch die Sünde wi- der die Liebe zuschulden kommen lassen will«. Vgl. auch Wilhelm Caspari: Die alttestamentli- che Schicksalsfrage an die Deutschvölkischen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1925; Eduard König: Die Wahrheit der alttestamentlichen Religion, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 32/Heft 5); Martin Thilo: Der Kampf gegen das Alte Testament, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. 64 Vgl. hierzu Nicolaisen: Auseinandersetzung; ders.: Stellung; Crüsemann: Tendenzen; Weber: Altes Testament; Schroven: Theologie. 65 Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhun- derts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Ge- staltenkämpfe unserer Zeit, München: Hohen- eichen 1930, S. 566. 66 Volkmar Herntrich: Völkische Religiosität und Altes Testament. Zur Auseinandersetzung der nationalsozialistischen Weltanschauung mit dem Christentum, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 22, 11. 67 Volkmar Herntrich: Christus der Herr. Vom Chri- stusbekenntnis der Kirche in unserer Zeit, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1937, S. 84; im Origi- nal Zitat hervorgehoben. Vgl. hierzu allgemein Kraus: Altes Testament. 68 Herntrich: Christus der Herr (wie Anm. 67), S. 91 f. 69 Vgl. etwa Ernst Sellin: Das Alte Testament im christlichen Gottesdienst und Unterricht, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1936, S. 27: »Die Aus- artung der christlichen alttestamentlichen Theologie zu einer israelitisch-jüdischen Religi- onsgeschichte war besonders bei einem Gun- kel, Greßmann und Hölscher kraß hervorgetre- ten und hat es zum guten Teil veranlaßt, daß man uns jetzt zuruft: ›Ihr lehrt ja auf euren christlichen Kanzeln, in euren christlichen Schu- len, an euren theologischen Fakultäten jüdi- sche Religion.‹« Hervorhebungen im Original. 70 Lütgert: Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ursprung (wie Anm. 42), S. 24. 71 Homann: Heiliger Geist germanischer Konfessi- on (wie Anm. 36), S. 12, im folgenden S. 12 f. 72 Herntrich: Neuheidentum und Christenglaube (wie Anm. 39), S. 105. 73 Herntrich: Christus der Herr (wie Anm. 67), S. 93. 74 Ebenda, S. 90. 75 Herntrich: Völkische Religiosität und Altes Te- stament (wie Anm. 66), S. 23 f. Vgl. hierzu We- ber: Altes Testament, S. 288 f. Vgl. dazu auch Kapitel 7, S. 315–318. 76 Rudolf Abramowski: Vom Streit um das Alte Te- stament, in: Theologische Rundschau 9 (1937), S. 65–93, hier S. 79. 77 Hans Jüttner: Altes Testament, gib Antwort!, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Volksmis- sionarische Hefte), S. 7, so auch im folgenden. Von diesem Titel erschien 1948 eine zweite Ausgabe, dieses Mal im Rufer-Verlag. Darin nimmt der Autor auf die während des Dritten Reiches publizierte Ausgabe Bezug: »Diese seinerzeit von der Geheimen Staatspolizei be- schlagnahmte und kaum geänderte Schrift darf nun wieder erscheinen. Möge sie den Glauben derer festigen, die das Alte Testament beja- hen«. Hans Jüttner: Altes Testament, gib Ant- wort!, Gütersloh: Der Rufer 1948 S. 5. Mit die- sem 1946 verfaßten Geleitwort, das keine Gründe oder Vermutungen für die Beschla- gnahmung der ersten Fassung nennt, legt der Autor implizit nahe, vom Regime wegen seiner oppositionellen christlichen Haltung zensiert worden zu sein. Vgl. zu Jüttner auch Kapitel 11, S. 537. 620 Anmerkungen zu den Seiten 186 bis 189

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78 Sellin: Altes Testament (wie Anm. 69), S. 15, im 92 Vgl. Dierker: Glaubenskrieger, S. 407. Zum folgenden S. 15, 29. 79 Martin Buber: Geschehende Geschichte (1933), in: ders.: Werke, Bd. 2: Schriften zur Bibel, München u. a.: Kösel und Lambert Schneider 1964, S. 1031–1036, hier und im folgenden S. 1033. Vgl. hierzu Crüsemann: Tendenzen, S. 84 f. 80 Vgl. etwa das Tecklenburger Bekenntnis, das sich zum Alten Testament bekennt, weil es »die ›Schrift‹ Jesu ist und von ihm zeuget«. [Pabst]: Neue Kirche im neuen Staat (wie Anm. 8), S. 38. 81 Vgl. Kraus: Altes Testament, S. 36, Schottroff: Theologie, S. 139 f. 82 Vgl. hierzu ausführlich Kapitel 7. 83 Buber: Geschehende Geschichte (wie Anm. 79), S. 1033, im folgenden S. 1036. 84 Vgl. dazu Kapitel 7, S. 311–315. 85 NL Paul Althaus, Korrespondenz mit Karl Barth, Karl Barth an Paul Althaus, 30.4.1932. 86 Vgl. zu Hirschs Position unter anderem Smid: Protestantismus, S. 264–271. 87 Emanuel Hirsch: Theologisches Gutachten in der Nichtarierfrage, in: Deutsche Theologie 1 (1934), Heft 5, S. 182–199, im folgenden S. 182–184, 194, 198. 88 Die legislativen Maßnahmen sowie die wichtig- sten Institutionen nationalsozialistischer Litera- turpolitik sind ausführlich beschrieben bei Bar- bian: Literaturpolitik; zu nennen wären hier etwa das Reichskulturkammer- bzw. Schriftlei- tergesetz vom Herbst 1933. Vgl. auch Kapitel 9, S. 431–435. 89 Neben der Fachschaft für Kirchenmusik, die bei der Reichsmusikkammer angesiedelt war, gab es lediglich bei der Reichspressekammer eine eigene Fachschaft für kirchlich-konfessionelle Presse. Für das protestantische Pressewesen war hier der als Unterabteilung gebildete Reichsverband der evangelischen Presse zu- ständig, der unter dem Vorsitz des Direktors des Evangelischen Pressverbandes für Deutsch- land, August Hinderer, stand. Das Schriftleiter- gesetz fand seine Ergänzung im kirchlichen Be- reich in dem im Juli 1934 erlassenen Kirchen- gesetz über die evangelische Presse. Damit wurde das gesamte evangelische Pressewesen der Deutschen Evangelischen Kirche unterstellt. Ein im kirchlichen Dienstverhältnis stehender Beamter oder Geistlicher bedurfte nun der vor- herigen Genehmigung der Kirchenbehörde, um als Herausgeber oder Schriftleiter tätig zu sein. Vgl. aus der älteren Forschung Brunotte: Aus- wirkungen, S. 209; Lüpsen: Weg, S. 427; zu den konfessionellen, insbesondere den katholischen Zeitungen und Zeitschriften im Dritten Reich vgl. Frei/Schmitz: Journalismus, S. 64–70. Die Publikationsbedingungen für das protestanti- sche Schrifttum sind noch kaum erforscht. Vgl. jetzt Schiller: Erkenntnis; Lilienthal: Legende. 90 Vgl. Kapitel 3, S. 78 f. 91 Vgl. Barbian: Literaturpolitik, insb. S. 579 f. Reichskirchenministerium vgl. Kreutzer: Reichs- ministerium. 93 Von den katholischen Verlagen werden er- wähnt: Herder in Freiburg, Kösel & Pustet in München, Friedrich Pustet in Regensburg, Ba- chem in Köln, Bercker in Kevelaer und Lau- mann in Dülmen. BA Berlin, R 58/1107, Reichs- führer SS/Chef des Sicherheitshauptamtes, Leit- heft Verlagswesen, Nummer 5, März 1937, S. 22, 31. 94 Vgl. die im Bestand »Kirchenkanzlei« im EZA überlieferten Akten, insbesondere EZA 1/C3/322–326. 95 ADW, CA/PD 264. 96 EZA, 1/C3/351, Reichspropagandaministerium an Kirchenkanzlei der DEK, 2.9.1939. 97 BA Berlin, RKK 2100/0496, Personalunterlagen Johannes Zauleck. Darin: Merkblatt des Verlags C. Bertelsmann »Das für den Verfasser Wichtig- ste aus den Bestimmungen der Reichsschrift- tumskammer«. 98 EZA, 1/C3/323, Präsident der Reichsschrift- tumskammer an Deutsche Evangelische Kirche, 12.5.1938. 99 EZA, 1/C3/325, Central-Ausschuß für die Inne- re Mission der DEK an Kirchenkanzlei, 19.9.1938. 100 EZA, 1/C3/326, darin umfassende Vorgänge zur Kompetenzerweiterung. 101 Hey: Kirchenprovinz, S. 284 f. 102 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 7.6.1934. 103 LKAB, 5.1 Nr. 878, Heinrich Mohn an Präses Koch, 13.6.1934. 104 Vgl. Kapitel 3, S. 107 und 100 f. 105 BA Berlin, R 5101, Bd. 23738, Heinrich Mohn an Paul Althaus, 30.10.1940. 106 Vgl. dazu Barbian: Literaturpolitik, S. 554 ff. Zur Papierbeschaffungsstrategie des Unternehmens ausführlich Kapitel 10. 107 BA Berlin, R 5101, Bd. 23738. Die diesem Schreiben angehängte Liste ist auf den 28.10.1940 datiert. 108 BA Berlin, R 5101, Bd. 23738, Heinrich Mohn an Paul Althaus, 30.10.1940. 109 BA Berlin, R 5101, Bd. 23738, Paul Althaus an Hans Schmidt, 12.11.1941: »Mein Verleger sendet mir als Herausgeber der Reihe ›Beiträge zur Förderung christlicher Theologie‹ anliegen- des Schreiben der RSK zu. Darin heisst es im ersten Satze, dass die Reihe der ›Beiträge‹ in den Zuständigkeitsbereich der Reichsschrift- tumskammer falle, und dann: dass nach dem Kriege bei der RSK ein Antrag auf Wiederzulas- sung zu stellen sei. Das gleiche Schreiben hat mein Verleger für meine Predigtreihe bekom- men sowie für die ›Schriftenreihe der Lutherge- sellschaft‹ und die ›Mitteilungen der Lutherge- sellschaft‹. […] Nun ist die Frage: wieso unter- stehen wissenschaftliche Reihen der Zuständig- keit der RSK?« 110 KreisA Gütersloh, F 47–5/5, Der Bürgermeister Anmerkungen zu den Seiten 189 bis 195 621

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als Ortspolizeibehörde an die Staatspolizeistel- le in Bielefeld, 15.2.1937. 111 So z. B. Köberle: Das Evangelium und die Rät- sel der Geschichte (wie Anm. 60); Wilhelm Lüt- gert: Schöpfung und Offenbarung. Eine Theolo- gie des ersten Artikels, Gütersloh: C. Bertels- mann 1934; Wengel: Nun erst recht! (wie Anm. 39). 112 BA Berlin, R 58/7333, Reichsführer SS (Chef des Sicherheitshauptamtes) an die Gestapo Berlin, 6.6.1936. Der Verfasser des Gutachtens trägt das Kürzel »We.« 113 Homann: Heiliger Geist germanischer Konfessi- on? (wie Anm. 36), sowie Bronisch-Holtze: Der Akademiker zwischen Christentum und Deut- scher Glaubensbewegung (wie Anm. 41). 114 So bei Köberle: Das Evangelium und die Rätsel der Geschichte (wie Anm. 60). Vgl. die dazu- gehörige Akte in BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 203, Akte 13, Reichsminister für die kirch- lichen Angelegenheiten an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, 1.6.1937. 115 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 203, Akte 13, Gestapo Berlin an den Präsidenten der Reichs- schrifttumskammer, 29.4.1937. 116 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 203, Akte 13, Reichsminister für die kirchlichen Angelegen- heiten an den Präsidenten der Reichsschrift- tumskammer, 1.6.1937. 117 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 203, Akte 13. Das Gutachten ist ohne Datum und Unterschrift, wurde jedoch im Februar 1938 verschickt. schrift eines Gutachtens vom Chef der Sicher- heitspolizei und des SD v. 17.6.1941). 122 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 0012, Reichs- minister für die kirchlichen Angelegenheiten an den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, 25.8.1941. 123 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 496, Pol. Hauptw. Wetter: Protokoll über »Vorgang« v. 23.9.34, undatiert. 124 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 496, Johannes Zauleck an den Landesverband Westfalen im Reichsverband der Deutschen Presse, 8.10.1937. Hier findet sich auch eine ausführli- che Darstellung des gesamten Vorgangs. 125 LKAB, 3.26 Nr. 94, Reichsverband der deut- schen Presse an Johannes Zauleck (Abschrift), 4.3.1938. 126 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 496, Heinrich Mohn an Reichsschrifttumskammer, 27.9.1941. 127 KreisA Gütersloh, F 47–5/5, Bürgermeister Josef Bauer an Stapo Bielefeld, 15.2.1937. 128 BA Berlin, R 5101, Bd. 23738, Heinrich Mohn an Paul Althaus, 30.10.1940. 129 Vorgang überliefert in BA Berlin, R 5101, Bd. 23738. 130 Rudolf Hermann an Jochen Klepper, 13.1.1940, abgedruckt in: Assel: Zeit, S. 71. 131 Vgl. zur Lebenssituation Kleppers in dieser Zeit Klepper: Überwindung. 132 Jochen Klepper an Rudolf Hermann, 5.6.1940, in: Assel: Zeit, S. 98. 133 Jochen Klepper an Rudolf Hermann, 8.6.1940, 118 So heißt es in einem Rundschreiben an alle in: Assel: Zeit, S. 99. staatlichen Polizeiverwaltungen in Thüringen: »In letzter Zeit konnte in zunehmendem Maße beobachtet werden, daß kirchliche Gruppen in ihren Druckschriften auf den Führer und die Bewegung Bezug nehmen und teilweise sogar wörtlich Stellen aus dem Buch des Führers ›Mein Kampf‹ und andere aus dem Zusammen- hang gerissene Abschnitte aus Reden des Füh- rers zitieren. Dieses Verhalten gibt Veranlas- sung, erneut darauf hinzuweisen, daß der Füh- rer und die Bewegung mit den kirchenpoliti- schen Auseinandersetzungen nichts zu tun ha- ben und eine Berufung auf sie daher unzuläs- sig ist.« StA Gotha, Thüringisches Kreisamt Ei- senach, Nr. 327, Bl. 21, Geheime Staatspolizei- stelle Weimar, Rundschreiben Nr. 134 vom 14.4.1937. 119 BA Berlin, R 58/7333, Reichsführer SS (Chef des Sicherheitshauptamtes) an die Gestapo Berlin, o.D. (vermutlich 1936) nebst angehäng- tem Gutachten. Der Verfasser des Gutachtens wird auf dem Briefkopf mit dem Kürzel »We.« angegeben. 120 StA Gotha, Thüringisches Kreisamt Eisenach, Nr. 320, Bl. 29 f., Rundschreiben Nr. 66 des Lei- ters des Thüringischen Geheimen Staatspolizei- amtes, 6.6.1936. 121 BA Berlin, BDC, RKK, 2100, Box 0082, Reichs- minister für die kirchlichen Angelegenheiten an Reichspropagandaministerium, 10.7.1941 (Ab- 134 Vaterländische Kundgebung des Königsberger Kirchentages, in: Verhandlungen des zweiten Deutschen Evangelischen Kirchentages 1927, Königsberg i. Pr. 17.-21. Juni 1927, hrsg. vom Deutschen Evangelischen Kirchenaus- schuß, Berlin-Steglitz: Evangelischer Pressver- band für Deutschland [1927], S. 338–340, hier S. 339. 135 Paul Althaus: Kirche und Volkstum. Der völki- sche Wille im Lichte des Evangeliums, Güters- loh: C. Bertelsmann 1928, hier S. 12. Bereits 1927 hatte Althaus den Vortrag in seinen Auf- satzband »Evangelium und Leben« (Gesam- melte Vorträge, Gütersloh: C. Bertelsmann, S. 113–143) aufgenommen. 136 Vgl. Nowak: Kirche, S. 173 f. 137 Althaus: Kirche und Volkstum (wie Anm. 135), S. 8, im folgenden S. 8 f., 6. 138 Ebenda, S. 31 f.; Hervorhebungen im Original. 139 Vaterländische Kundgebung des Königsberger Kirchentages (wie Anm. 134), S. 338, im fol- genden S. 339 f.; Hervorhebung im Original. 140 Besier: Kirchen, S. 18. 141 Paul Althaus: Der Friedhof unserer Väter. Ein Gang durch die Sterbe- und Ewigkeitslieder der evangelischen Kirche, Gütersloh: C. Bertels- mann 1915, 2. umgearbeitete und erweiterte Aufl., Gütersloh: C: Bertelsmann 1923, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1928, 4. Aufl., Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1948. 622 Anmerkungen zu den Seiten 195 bis 198

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142 Vgl. Paul Althaus: Die Heilsbedeutung der Taufe 158 Allgemein vgl. hierzu etwa Fischer: Theologie, im Neuen Testament, Gütersloh: C. Bertels- mann 1897. 143 Hauptherausgeber war der Göttinger Systema- tiker Carl Stange. Dieser gab »in Verbindung mit« Paul Althaus, Emanuel Hirsch und Georg Wehrung die Zeitschrift heraus. Nach Abschluß des 12. Bandes wechselte die Zeitschrift 1934/35 zum Alfred-Töpelmann-Verlag. 144 Althaus’ Abhandlung »Communio sanctorum« eröffnete die Reihe. Der Band erschien jedoch erst 1928, die Bände 2 und 3 der ersten Reihe erschienen bereits 1927. Vgl. Paul Althaus: Communio sanctorum. Die Gemeinde im luthe- rischen Kirchengedanken, München: Chr. Kaiser 1928 (= Forschungen zur Geschichte und Lehre des Protestantismus, 1. Reihe, Band 1). 145 NL Paul Althaus, Korrespondenz mit Karl Heim, Paul Althaus an Karl Heim, 12.1.1935. Er sehe, so Althaus weiter, »keine andere Möglichkeit, als von der Herausgeberschaft ›unserer For- schungen‹ zurückzutreten, zumal ich den Ein- druck habe, daß nach der theologischen Ent- fremdung zwischen Barth und uns auch der Verleger und vollends Karl Barth kein rechtes Interesse und keine Freude an der Fortsetzung der Reihe mehr hat.« In seiner Antwort schloß sich Heim Althaus’ Entschluß an, Karl Heim an Paul Althaus, Januar 1935. 146 Zu Althaus vgl. Graß: Paul Althaus; Loewenich: Theologie; Ericksen: Theologen; Mann: Ordnun- gen; Baur: Vermittlung; Hamm: Schuld; Bey- schlag: Theologie; Meiser: Paul Althaus; Sparn: Paul Althaus. 147 Vgl. Schütte: Zwei-Reiche-Lehre, S. 340. 148 Karl Barth: Grundfragen der christlichen Sozial- ethik. Zur Auseinandersetzung mit Paul Alt- haus, in: Das Neue Werk 4 (1922), S. 461–472, auch in: Anfänge der dialektischen Theologie, Teil I: Karl Barth, Heinrich Barth, Emil Brunner, hrsg. von Jürgen Moltmann, München: Chr. Kaiser 1974 (= Theologische Bücherei, Band 17), S. 151–165, hier S. 156. 149 Paul Althaus: Religiöser Sozialismus. Grundfra- gen einer christlichen Sozialethik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1921 (= Studien des apologeti- schen Seminars in Wernigerode, Heft 5), S. 9, 75, im folgenden S. 77, 76, 77. 150 Ebenda, S. 36, im folgenden S. 37, 39 f., 42, 78, 80. 151 Barth: Grundfragen der christlichen Sozialethik (wie Anm. 148), S. 162, 164, 159, im folgen- den S. 163, 154. 152 Althaus: Religiöser Sozialismus (wie Anm. 149), S. 49, im folgenden S. 66, 65. 153 Ebenda, S. 66, im folgenden S. 65. 154 Barth: Grundfragen der christlichen Sozialethik (wie Anm. 148), S. 160 f. 155 Althaus: Religiöser Sozialismus (wie Anm. 149), S. 66. 156 Barth: Grundfragen der christlichen Sozialethik (wie Anm. 148), S. 161. 157 Ebenda, S. 160. S. 25 f. 159 Karl Barth: Der Römerbrief, 2. Aufl. in neuer Be- arbeitung, München: Chr. Kaiser 1922, S. XII. 160 Paul Althaus: Theologie und Geschichte. Zur Auseinandersetzung mit der dialektischen Theologie, in: Zeitschrift für systematische Theologie 1 (1923/24), Heft 4, S. 741–786, hier S. 741 f., 747, im folgenden S. 752 f., 748. 161 Paul Althaus: Die Theologie, in: Carl Schweitzer (Hrsg.): Das religiöse Deutschland der Gegen- wart. Ein Handbuch für jedermann, Bd. 2: Der christliche Kreis, Berlin: Hochweg 1929, S. 121– 150, hier S. 131, im folgenden S. 131, 147. 162 Althaus: Theologie und Geschichte (wie Anm. 160), S. 749. 163 Vgl. Tilgner: Volksnomostheologie, zu Althaus S. 233 ff. 164 Tanner: Verstaatlichung, S. 245, 247. 165 Althaus: Kirche und Volkstum (wie Anm. 135), S. 7 f., im folgenden S. 8. 166 Ebenda, S. 11, im folgenden S. 35, 21, 27, 31, 46. 167 Ebenda, S. 33, im folgenden S. 33 f. Zu Althaus´ antisemitischen Äußerungen vgl. Kapitel 7, S. 308–310. 168 Vgl. Knitter: Uroffenbarungslehre. 169 Paul Althaus: Theologie der Ordnungen, 2., er- weiterte Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, S. 16 f. 170 Ebenda, S. 9 f., 13, im folgenden S. 26, 30, 39, 44. 171 Paul Althaus: Obrigkeit und Führertum. Wand- lungen des evangelischen Staatsethos, Güters- loh: C. Bertelsmann 1936, S. 40. 172 Althaus: Theologie der Ordnungen (wie Anm. 169), S. 36. 173 So etwa in einem »Theologischen Gutachten über die Zulassung von Christen jüdischer Her- kunft«, abgedruckt in Schmidt: Die Bekenntnis- se und grundlegenden Äußerungen zur Kir- chenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 2), S. 182–186; vgl. auch den »Ansbacher Rat- schlag« zur Barmer »Theologischen Er- klärung«, in: Allgemeine Evangelisch-Lutheri- sche Kirchenzeitung 67 (1934), S. 584–586. 174 Vgl. hierzu Ericksen: Theologen, S. 127 ff. 175 Karl Barth: Nein! Antwort an Emil Brunner, in: Theologische Existenz heute (1934), Heft 14, S. 8 f. Vgl. Knitter: Uroffenbarungslehre, S. 138 f. 176 NL Paul Althaus, Korrespondenz mit Karl Barth, Karl Barth an Paul Althaus, 3.8.1933: »Es war mir eine rechte Erquickung, schon in Bonn im Semester (auf dem üblichen Wege studenti- schen Nachrichtendienstes) zu vernehmen, dass Sie sich den D.[eutschen] Chr.[isten] nicht angeschlossen hätten und also mit Hirsch vor- läufig nicht mehr im Dualis gingen. Ich hatte Ihnen tatsächlich das Unrecht angetan, ohne Weiteres anzunehmen, auch Sie würden ›gleichschalten‹. Verzeihen Sie mir! Du liebe Zeit, es sind in diesem merkwürdigen Sommer Anmerkungen zu den Seiten 199 bis 205 623

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so Viele [sic] umgekippt, bei denen ich mich darüber wunderte, dass ich Ihnen den, wie ich dachte, kleinen Ruck in jener Richtung nicht einmal bes. übel genommen, sondern wohl nur mit einem grimmigen: ›Natürlich!‹ vermerkt ha- ben würde.« 177 NL Paul Althaus, Korrespondenz mit Karl Barth, Karl Barth an Paul Althaus, 19.9.1927. 178 Rückblickend hat Althaus 1936 seine Haltung zur Weimarer Republik als ein »Ja und Nein« beschrieben, die »sich in kritischer Mitarbeit, im Ringen mit der anerkannten Regierung um einen besseren Staat, in Benutzung der gege- benen Verfassung zu ihrer Überwindung vertra- gen« hätten können. Althaus: Obrigkeit und Führertum (wie Anm. 171), S. 52. 179 Graf: Kulturluthertum, S. 65, im folgenden S. 66. 180 Ebenda, S. 75 f.; Hervorhebung im Original. 181 Vgl. Eigenanzeige in Althaus: Obrigkeit und Führertum (wie Anm. 171). 182 Althaus: Kirche und Volkstum (wie Anm. 135), S. 3. 183 Bereits 1921 erschien bei C. Bertelsmann von Althaus die Predigtsammlung »Der Heilige. Ro- stocker Predigten« (2. Aufl. 1922, 3. Aufl. 1925), es folgte 1924 »Der Lebendige. Ro- stocker Predigten« (2. Aufl. 1926), 1926 »Das Heil Gottes. Letzte Rostocker Predigten« und 1932 »Der Gegenwärtige. Predigten«. 184 Paul Althaus: Dein Wille geschehe! Predigt. – Zum Gedächtnis meines Sohnes August Wil- helm Althaus, geboren am 7. Juni 1920, gefal- len am 12. Mai 1940 in Longwy, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940, S. 5, 6, so auch im folgen- den. 185 Vgl. ebenda, S. 10: »Gott gibt uns die Söhne. Er vertraut sie uns an, er schenkt uns die Freude an ihnen, er webt das edle Band der Gemein- schaft zwischen Eltern und Kindern – und dann: ›Opfere ihn mir!‹ Er gibt uns die Arbeit, er gebietet uns, ein Werk zu schaffen mit Ein- satz und Treue, und dann nimmt er es uns aus der Hand und heißt uns abbauen, zurücktreten, ein Leiden tragen.« 186 KreisA Gütersloh, F 47–5/7, Gestapo, Staats- polizeistelle Bielefeld: »Rundverfügung Nr. 67/39«, 11.8.1939. 187 Vgl. die Anzeige in: Börsenblatt (1939), Nr. 157, S. 3888. 188 Sammlung UHK, I.2/1014, »Eingriffe der Staatspolizei und der Parteiamtlichen Prüfungs- kommission in die Verlagsarbeit der Fa. C. Ber- telsmann und Der Rufer«. 189 Paul Althaus: Der Herr der Kirche, 11. Heft: Festbetrachtungen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936, S. 7, im folgenden S. 7, 15, 23. 190 Luther in der deutschen Kirche der Gegenwart. Eine Übersicht, hrsg. im Auftrage der Luther- Gesellschaft von ihrem zweiten Präsidenten Theodor Knolle, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Schriftenreihe der Luther-Gesellschaft, Heft 14). Das Zitat stammt aus dem Beitrag von Paul Althaus: Luthers Wiederkehr, S. 7–15, hier S. 7; Hervorhebungen im Original. 191 Vgl. Assel: Aufbruch, S. 17–22. 192 Hermann Sasse: Kirchliche Zeitlage, in: Kirchli- ches Jahrbuch für die evangelischen Landeskir- chen Deutschlands 58 (1931), S. 1–86, hier S. 10, im folgenden S. 11. 193 Zu nennen sind hier vor allem Gustav Aulén: Die Dogmengeschichte im Lichte der Lutherfor- schung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 1), und die Beiträge von Anders Nygren, der vier Titel bei Bertelsmann verlegte; vgl. besonders seine Studie: Eros und Agape. Gestaltwandlungen der christlichen Liebe, 2 Teile, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1930 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 28) und 1937 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 39). 194 Vgl. Karl Holl: Gesammelte Aufsätze zur Kir- chengeschichte, Bd. 1: Luther, Tübingen: J. C. B. Mohr 1921. Vgl. zu Holl allgemein Wallmann: Karl Holl. 195 Vgl. Karl Holl: Urchristentum und Religionsge- schichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1925 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 10, 2. Aufl. 1927), auch in: Zeitschrift für syste- matische Theologie 2 (1925), S. 387–430; ders.: Christliche Reden, Gütersloh: C. Bertels- mann 1926. 196 Althaus: Luthers Wiederkehr (wie Anm. 190), S. 7, im folgenden S. 7 f. 197 Carl Stange: Die Bedeutung Luthers für die Ge- genwart, in: Zeitschrift für systematische Theo- logie 11 (1934), S. 298–307, hier S. 298 f. 198 Wolf: Selbstkritik, S. 83. 199 Vgl. hierzu Assel: Aufbruch, S. 22 ff. Assel ver- weist auf die differenten theologiegeschichtli- chen Zuordnungen dieser Strömung; die Be- deutung Karl Holls und seiner Schule ist dabei unstrittig (S. 17 ff.). Assel will mit guten Grün- den darüber hinaus die »daran anschließende neue theologische Gesamtbewegung« mit im Auge behalten und dabei auch positive Theolo- gen hinzurechnen, die vor allem »durch die nicht-konfessionalistische, aber reformatorisch und biblisch orientierte Theologie Martin Kählers geprägt waren« (S. 21). 200 Vgl. hier und im folgenden Assel:Aufbruch, S. 23 f. 201 Vgl. ebenda, S. 26. Die Zahlen stammen aus: Handbuch der Evangelischen Presse. Bearbeitet von Gerhard Kauffmann d. Ä. unter Mitwirkung von A. Hinderer. Leipzig: Wallmann 1929, S. 233. 202 Vgl. hierzu Assel: Aufbruch, S. 34 ff., Bayer: Theologie. 203 Paul Althaus u. a.: Zum Geleit, in: Zeitschrift für systematische Theologie 1 (1923/24), S. 3–5, hier S. 4 f., so auch im folgenden. 204 Vgl. Adolf Schlatter: Luthers Deutung des Rö- merbriefs. Ein Beitrag zur vierten Säkularfeier der Reformation, Gütersloh: C. Bertelsmann 1917, 2. Aufl. 1928 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 21/Heft 7). 624 Anmerkungen zu den Seiten 205 bis 211

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205 Vgl. Paul Althaus: Unsterblichkeit und ewiges Sterben bei Luther. Zur Auseinandersetzung mit Carl Stange, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 30), ders.: Paulus und Luther über den Menschen. Ein Vergleich, Gütersloh: C. Bertels- mann 1938 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 14). 206 Rudolf Hermann: Luthers These »Gerecht und Sünder zugleich«. Eine systematische Untersu- chung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930, vorher auch in: Zeitschrift für systematische Theologie 6 (1928), S. 278–338, S. 497–537 und 7 (1929), S. 125–172. 207 Vgl. Johannes von Walter: Luther und Me- lanchthon während des Augsburger Reichstags, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931, ders.: Mystik und Rechtfertigung beim jungen Luther, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 13), ders.: Die Theologie Luthers, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940. 208 Vg. Adolf Hamel: Der junge Luther und Augu- stin. Ihre Beziehungen in der Rechtfertigungs- lehre nach Luthers ersten Vorlesungen 1509–18 untersucht, I. Teil: Der Senteniar von 1509–10 und Exeget der Psalmen von 1513–15 in seinem Verhältnis zu Augustin, II. Teil: Der Exeget des Römerbriefes 1515/16, des Galaterbriefes 1516/17 und des Hebräerbriefes 1517/18 in seinem Verhältnis zu Augustin, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1934 und 1935. 209 Vgl. Rudolf Hermann: Das Verhältnis von Rechtfertigung und Gebet nach Luthers Ausle- gung von Röm. 3 in der Römerbriefvorlesung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 15). 210 Vgl. unter anderem Georg Buchwald: Predigten D. Martin Luthers auf Grund von Nachschriften Georg Rörers und Anton Lauterbachs. Vom 16. Oktober 1530 bis 14. April 1532. 1. Band: Vom 11. Oktober 1528 bis zum 3. April 1530, 2. Band: Vom 16. Oktober 1530 bis 14. April 1532, Gütersloh: C. Bertelsmann 1924 und 1926, sowie: Der kleine Katechismus D. Martin Luthers samt einer kurzen Anleitung zu besse- rem Verständnis. In gewisse Fragen und Ant- worten gestellt von den gesamten ev. Predi- gern zu Herford. Zusammengestellt Anno 1690. Nach Beschlüssen der Westf. Prov.-Syn- ode mit Bibelsprüchen vermehrt und mit einem Anhange über die Unterscheidungslehren ver- sehen, 5. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (weitere Auflagen 1930, 1933, 1936, 1937 und 1940). 211 Zu Preuß vgl. die prägnante Zusammenfassung von Brennecke: Luthertum, S. 262–267, Leh- mann: Hans Preuß. 212 Vgl. Hans Preuß: Miniaturen aus meinem Le- ben. Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 103. Vgl. Brennecke: Luthertum, S. 265. 213 Vgl. Lehmann: Hans Preuß, S. 289. 214 Hans Preuß: Martin Luther. Der Deutsche, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 1, 15, im fol- genden S. 101, 132; Hervorhebungen im Origi- nal. 215 Vgl. ebenda, S. 84–88, etwa S. 86: »Es erinnert unmittelbar an moderne deutsch-antisemiti- sche Klänge, wenn er [Luther] es eine ›feine, dicke, fette Lügen‹ nennt, ›da sie klagen, sie seien bey uns gefangen … Wir wissen noch heutiges tages nicht, welcher Teufel sie her in unser Land bracht hat. Wir haben sie … nicht geholet. Zu dem hellt sie noch itzt niemand. Land und Strassen stehen jnen offen, mügen zihen in jr Land, wenn sie wollen. Wir wolten gern geschenck dazu geben, das wir jr los we- ren. Denn sie uns ein schwere last, wie eine Plage, Pestilenz und eitel unglück in unserm Lande sind‹«. Wie Luther, so Preuß 1942 im letzten Band seiner Luther-Reihe, »gegen die Juden loszog«, sei »erfrischend zu lesen«. Hans Preuß: Martin Luther. Der Christenmensch, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 169. 216 Vgl. neben der Luther-Reihe folgende Titel von Preuß bei C. Bertelsmann: »Dürer und Bach« (1935), »Miniaturen aus meinem Leben« (1938), »Johannes in den Jahrhunderten. Wort und Bild« (1939). 217 Paul Althaus/Emanuel Hirsch/Georg Wehrung: Herrn Professor D. Carl Stange zum sechzigsten Geburtstage, 7. März 1930, in: Zeitschrift für systematische Theologie 7 (1930), Heft 4, S. [603]. 218 Vgl. dazu ausführlich: Assel, Aufbruch, S. 27. 219 Hier sind vor allem die im Nachlaß Carl Stan- ges überlieferten Korrespondenzen der Heraus- geber sowie der Briefwechsel zwischen Carl Stange und Heinrich Mohn zu nennen, der der UHK freundlicherweise von der Tochter Stan- ges, Luise Stange, überlassen wurde. 220 So schreibt Stange im Juni 1935 an die DFG: »›Die Zeitschrift für systematische Theologie‹, seit dem Jahre 1923 durch den Unterzeichne- ten in Verbindung mit den Professoren D. Alt- haus, Erlangen, D. Wehrung, Tübingen, und Dr. Köberle, Basel, im Verlage von C. Bertelsmann, Gütersloh, herausgegeben, ist im April dieses Jahres durch den Verlag gekündigt worden. Der Verleger gibt als Grund seiner Kündigung an nicht in erster Linie, dass sich die rückläufige Bewegung des Abonnentenstandes fortgesetzt hat, sondern vor allen Dingen die geänderte Gesamtlage des Verlages, die es nicht mehr er- laubt, die grossen Opfer, die die Zeitschrift schon in den vergangenen Jahren gefordert hat, auch für die Zukunft zu übernehmen.« EZA, 629 (NL Carl Stange), Bd. 8, Carl Stange an DFG, 22.6.1935. 221 EZA, 629 (NL Carl Stange), Bd. 68, Paul Alt- haus an Carl Stange, 10.1.1934. 222 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 7.6.1934. 223 Carl Stange: Die Lage in Deutschland nach schwedischem Urteil, in: Zeitschrift für syste- matische Theologie 12 (1935), S. 3–21, hier S. 13. Anmerkungen zu den Seiten 211 bis 213 625

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224 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an 234 Vgl. Archiv der Luther-Gesellschaft, Sitzung des Carl Stange, 7.6.1934. 225 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 12.6.1934. 226 Nygren habe ausgeführt, so Stange, daß »in den Nachkriegsjahren […] Deutschland […] von den sogenannten Ostjuden überschwemmt worden« sei, und »diese haben sich einen durchaus unverhältnißmäßigen Einfluß ›ange- maßt‹«, so daß jeder einsehen könne, »daß eine ausgleichende Regelung hier eintreten mußte«. Stange: Die Lage in Deutschland nach schwedischem Urteil (wie Anm. 223), S. 19, im folgenden S. 19 f. 227 Carl Stange: Natürliche Theologie. Zur Krisis der dialektischen Theologie, in: Zeitschrift für systematische Theologie 12 (1935), S. 367–451. 228 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 15.11.1934. 229 Sammlung UHK, I.2/3002, Heinrich Mohn an Carl Stange, 12.6.1934. 230 Mohns Eintreten für das konfessionelle Luther- tum läßt sich nicht als Abrücken von der Be- kennenden Kirche verstehen. Mohn nahm An- fang Juli 1935 als offizieller westfälischer Dele- gierter am Deutschen Lutherischen Tag in Han- nover teil, der vom 1934 gegründeten Lutheri- schen Rat und den lutherischen Bischöfen des Lutherischen Paktes als Reaktion auf die dritte Bekenntnissynode in Augsburg einberufen wor- den war. Vgl. Christian Stoll: Der Deutsche Lu- therische Tag von Hannover (2.-5. Juli 1935), mit einem Geleitwort von Landesbischof D. Meiser, München: Chr. Kaiser 1935 (= Beken- nende Kirche, Ergänzungsheft 1, zu Heft 31–32). Neben dem »Verlagsbuchhändler Mohn« findet sich auch der Verleger Günther Ruprecht für die Hannoversche Landeskirche auf der Teilnehmerliste (S. 53, 55). Mit diesen Einigungsbestrebungen versuchte das bekennt- nisgebundene Luthertum eine Sammlungsbe- wegung zu organisieren, die sich im Anschluß an Barmen sowohl im Widerstand zu den Deut- schen Christen als auch im Streben nach kon- fessioneller lutherischer Identität einig war. Vgl. Meier: Kirchenkampf, Bd. 2, S. 108–115; No- wak: Bekenntnissynode. Durchaus wurde letz- teres von den Delegierten, unter denen eine große Anzahl von Bertelsmann-Autoren waren (Paul Althaus, Joachim Beckmann, Siegfried Knak, Hermann Sasse, Hilko Wiardo Schomerus und Johannes von Walter), auch kritisch gegen die vom Luthertum beklagte Verfestigung der Bekennenden Kirche als Sonderorganisation ei- ner »Rote-Karten-Kirche« verstanden. Keines- wegs aber verstand sich der Lutherische Tag als ein Abweichen vom Barmer Weg. Kritisch hier- zu vgl. Besier: Kirchen, S. 104–113. 231 Vgl. Assel: Aufbruch, S. 27. 232 Vgl. die vielfältigen Belege im Aktenbestand EZA, 629 (NL Carl Stange). 233 Besier: Kirchen, S. 477 f. Geschäftsführenden Ausschusses der Luther- Gesellschaft, 14.-15.4.1940. 235 Archiv der Luther-Gesellschaft, Niederschrift über die Sitzung des Gesamtausschusses der Luther-Gesellschaft in Wittenberg, 18.9.1940. 236 Vgl. Paul Althaus/Theodor Knolle: Luther und das »Probetestament« von 1938. Gutachten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 41/Heft 3). 237 Heft 1–8 erschienen bei Christian Kaiser, Mün- chen, Heft 9–12 bei H. Böhlau’s Nachfolger, Weimar, Heft 13–15 dann bei Bertelsmann. Vgl. Gerhard Hultsch: Friedrich Nietzsche und Luther, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Schriftenreihe der Luther-Gesellschaft, Heft 13); Luther in der deutschen Kirche der Gegen- wart. Eine Übersicht herausgegeben im Auftrag der Luther-Gesellschaft von ihrem Präsidenten Theodor Knolle. Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Schriftenreihe der Luther-Gesellschaft, Heft 14). Theodor Heckel: Vierzehn Tröstungen für Mühselige und Beladene, D. Martin Luther. Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Schriften- reihe der Luther-Gesellschaft, Heft 15). 238 Archiv der Luther-Gesellschaft, Niederschrift über die Sitzung des Gesamtausschusses der Luther-Gesellschaft in Wittenberg, 18.9.1940. 239 BA Berlin, R 5101/23189, Kassenwart der Lu- ther-Gesellschaft (Hosemann) an Reichsmini- ster für die kirchlichen Angelegenheiten, 27.3.1941. 240 Archiv der Luther-Gesellschaft, Niederschrift über die Sitzung des Gesamtausschusses der Luther-Gesellschaft in Wittenberg, 18.9.1940. 241 Archiv der Luther-Gesellschaft, Verhandlungs- bericht über die Sitzung des geschäftsführen- den Ausschusses der Luther-Gesellschaft in Berlin, 24.3.1941. 242 Archiv der Luther-Gesellschaft, Sitzung des ge- schäftsführenden Ausschusses der Luther-Ge- sellschaft in Wittenberg, 16.9.1940. Geplant waren zwei neue Reihen: »Texte und Untersu- chungen zur Predigt Luthers« und eine zur »Li- turgik Luthers«. 243 Zitiert nach Gerhard Kittel: Adolf Schlatter. Ge- denkrede, gehalten am 23. Mai 1938 im Fest- saal der Universität Tübingen, in: Paul Alt- haus/Gerhard Kittel/Hermann Strathmann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lütgert zum Ge- dächtnis, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theolo- gie, Band 40/Heft 1), S. 16–30, hier S. 18. 244 Vgl. Neuer: Adolf Schlatter, S. 335–341. 245 Adolf Schlatter: Die Entstehung der Beiträge zur Förderung christlicher Theologie und ihr Zu- sammenhang mit meiner theologischen Arbeit zum Beginn ihres fünfundzwanzigsten Bandes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1920 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 25/Heft 1), S. 7. 246 1932 erschien in der 2. Reihe der Beiträge 626 Anmerkungen zu den Seiten 213 bis 216

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Schlatters letzte Veröffentlichung bei Bertels- mann. Vgl. Adolf Schlatter: Die Theologie des Judentums nach dem Bericht Josefus, Güters- loh: C. Bertelsmann 1932 (= Beiträge zur För- derung christlicher Theologie. 2. Reihe: Samm- lung wissenschaftlicher Monographie, Band 26). 1926 hatte Schlatter hier bereits einen Ti- tel veröffentlicht; vgl. Adolf Schlatter: Die Ge- schichte der ersten Christenheit, Gütersloh: C: Bertelsmann 1926 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, 2. Reihe: Sammlung wis- senschaftlicher Monographien, Band 11). 247 Hermann Strathmann: Wilhelm Lütgert als Theologe, in: Althaus/Kittel/Strathmann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lütgert zum Gedächtnis (wie Anm. 243), S. 41–44 S. 41. Dieser Band war übrigens der erste, der von Paul Althaus herausgegeben wurde. 248 Paul Althaus: Zum Gedächtnis der abgerufenen Herausgeber der »Beiträge«, in: Althaus/Kit- tel/Strathmann (u.a.): Adolf Schlatter und Wil- helm Lütgert zum Gedächtnis (wie Anm. 243), S. 9–15, hier S. 10. 249 Sammlung UHK, I.2/3001, Vertrag zwischen Jo- hannes Mohn und den Herausgebern H. Cre- mer und Adolf Schlatter, 12.11.1896. 250 Sammlung UHK, I.2/3001, Johannes Mohn an Adolf Schlatter, 5.8.1899. 251 Vgl. Wilhelm Oehler: Zum Missionscharakter des Johannesevangeliums, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1941 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 42 / Heft 4). 252 Sammlung UHK, I.2/1001, Manuskript [ohne Verfasser:] »Die Werbearbeit des Verlages C. Bertelsmann«, [circa 1942]. An die »Stelle der Lektoren« treten hier »gewissermaßen die Her- ausgeber von Buchreihen z. B. Professor Alt- haus, Professor Stange, Professor Schmitz«. 253 ELK-Wue, D 40, Nr. 429, Wilhelm Lütgert an Adolf Schlatter, 26.2.1931. 254 Vgl. William Ernst Nagel: Luthers Anteil an der Confessio Augustana. Eine historische Untersu- chung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theolo- gie, Band 34/Heft 1); Dietrich Bonhoeffer: Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Onto- logie in der systematischen Theologie, Güters- loh: C. Bertelsmann 1931 (= Beiträge zur För- derung christlicher Theologie, Band 34/Heft 2). 255 ELK-Wue, D 40, Nr. 429, Wilhelm Lütgert an Adolf Schlatter, 26.2.1931. 256 ELK-Wue, D 40, Nr. 429, Wilhelm Lütgert an Adolf Schlatter, 20.6.1932. 257 Sammlung UHK, I.3/16, Werbeprospekt »Die theologischen Sammlungen vom Verlag C. Ber- telsmann/Gütersloh für Wissenschaft und Pra- xis« [1932]. 258 Paul Althaus: Zum Gedächtnis der abgerufenen Herausgeber der »Beiträge« (wie Anm. 248), S. 13. 259 Sammlung UHK, I.2/3001, Heinrich Mohn an Adolf Schlatter, 21.3.1938. 260 Althaus: Zum Gedächtnis der abgerufenen Her- ausgeber der »Beiträge« (wie Anm. 248), S. 13. Nach 1945 wurde die Reihe im Verlag C. Bertelsmann fortgeführt und 1960 an das als Nachfolger des theologischen Verlags gegrün- dete und von Heinrich Mohns Sohn Gerd Mohn geleitete Gütersloher Verlagshaus abgegeben. 1966 wurde die Reihe mit Band 51 eingestellt. Der Tod von Althaus im gleichen Jahr dürfte wohl der Grund hierfür gewesen sein. 261 Schlatter: Die Entstehung der Beiträge zur För- derung christlicher Theologie (wie Anm. 245), S. 9. 262 Ebenda, S. 8, im folgenden S. 9. 263 Vgl. Hans Felix Hedderich: Die Gedanken der Romantik über Kirche und Staat. Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 43/Heft 1. 264 Vgl. Otto Eck: Urgemeinde und Imperium. Ein Beitrag zur Frage nach der Stellung des Urchri- stentums zum Staat, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 42 / Heft 3). 265 Vgl. Kurt Schröder: Das Freiheitsproblem in der zweiten Hälfte der deutschen Aufklärung, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 38/Heft 4). 266 Vgl. Rudolf Bultmann: Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisie- rung der neutestamentlichen Verkündigung, München: Chr. Kaiser, 1941 (= Beiträge zur Evangelischen Theologie, Band 7). Bultmann hielt den Vortrag vor der Gesellschaft für Evan- gelische Theologie, einer Vereinigung von Theo- logen der Bekennenden Kirche. 267 Martin Ulbrich: Innere Mission, in: Kirchliches Jahrbuch 48 (1921), S. 111–240, v. a. S. 212 f. 268 Martin Ulbrich: Dürfen wir minderwertiges Le- ben vernichten? Ein Wort an die Anhänger und Verteidiger der Euthanasie, Berlin: Wichern 1922. 269 Fr[iedrich] W[ilhelm] Schmidt: Sterilisation und Euthanasie. Ein Beitrag zur angewandten christlichen Ethik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, Vorbemerkung, [S. 5], im folgenden ebenda und S. 7. Vgl. Schmuhl: Rassenhygiene, S. 306 f. 270 Ebenda, S. 7, im folgenden S. 8, 12 f.; Hervor- hebungen im Original. 271 Ebenda, S. 14. 272 Ebenda, S. 15, im folgenden S. 19, 15, 16, 20. 273 Ebenda, S. 20, im folgenden S. 20 f., 25; Her- vorhebungen im Original. 274 Ebenda, S. 17, im folgenden S. 20. 275 Ebenda, S. 19, so auch im folgenden. 276 Ebenda, S. 21, im folgenden S. 22 f., 25. 277 Ebenda, S. 23, im folgenden S. 23 f. 278 Vgl. Friedrich Wilhelm Schmidt: Die Grundfrage der Theologie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929; ders.: Der Primat des Wortes in der evangeli- schen Kirche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931; ders.: Die theologische Begründung der Ethik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931; ders.: Das Anmerkungen zu den Seiten 216 bis 222 627

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Dogma und die Kirche des Glaubens, Güters- loh: C. Bertelsmann 1931. 279 Vgl. Weise/Wolfes: Friedrich Wilhelm Schmidt. 280 Vgl. Ericksen: Theologen, S. 139. 281 NL Paul Althaus, Korrespondenz mit staatlichen Stellen, Staatsministerium des Innern (Schultze) an Paul Althaus, 4.8.1933. Vgl. auch Antwort- schreiben Paul Althaus, 9.8.1933. 282 Sammlung UHK, I.2/5017, Verlagsverzeichnis 1835–1935. In seinem Entnazifizierungsfrage- bogen gab Heinrich Mohn den Titel mit »Sterili- sation« an; Sammlung UHK, I.2/1014. 283 Paul Althaus: »Unwertes Leben« im Lichte christlichen Glaubens, in: Erwin Baur (Hrsg.): »Von der Verhütung unwerten Lebens«. Ein Zy- klus von 5 Vorträgen, Bremen: v. Halem 1933, S. 79–97. Gutachten von 1941 »Zur Durchführung der Anordnung zum Schutz der verantwortlichen Persönlichkeit im Buchhandel« vor. EZA, 1/C3–327. 293 Sammlung UHK, I.2/1008, Heinrich Mohn an Kurt Runge, 17.5.1939. 294 Sammlung UHK, I.2/2092, Heinrich Mohn an Theodor Berthoud, 31.5.1939. 295 Sammlung UHK, I.2/1008, Kurt Runge an Hein- rich Mohn, 22.5.1939. 296 Sammlung UHK, I.2/1008, Heinrich Mohn an die Reichsschrifttumskammer, Gruppe Buch- handel, 17.5.1939. 297 ADWW, 180, Evangelischer Pressverband für Westfalen und Lippe (Winckler) an den Provin- zialverband für Innere Mission, 25.4.1939. 298 Sammlung UHK, I.2/1008, Einladung Leopold 284 NL Paul Althaus, Korrespondenz mit staatlichen Klotz, 19.5.1939. Stellen, Paul Althaus an Staatskommissar für das Gesundheitswesen, Schultze, 9.8.1933. 285 DLA Marbach, NL Wilhelm Stapel, Wilhelm Sta- pel an Paul Althaus 15.8.1933. 286 Althaus: »Unwertes Leben« im Lichte christli- chen Glaubens (wie Anm. 283), S. 80, im fol- genden S. 80–82, 84 f., 87, 86, 88, 90, 93, 96. 287 Amtliche Bekanntmachung Nr. 133. Anordnung zum Schutz der verantwortlichen Persönlichkeit im Buchhandel, in: Börsenblatt (1939), Nr. 82, S. 278–279. Der Sonderdruck 32 dieses Arti- kels befindet sich in der Sammlung UHK, I.2/1008. 288 2. Durchführungsbekanntmachung zur Anord- nung Nr. 133 der Reichsschrifttumskammer, in: Börsenblatt (1939), Nr. 103, S. 367–371, hier S. 370. Vgl. dazu Günther Gentz: Neue Be- kanntmachungen der Reichsschrifttumskam- mer, in: Börsenblatt (1939), Nr. 87, S. 293– 295, hier S. 293. Diese Ausgabe sowie der Son- derdruck 32 b dieses Artikels befinden sich in der Sammlung UHK, I.2/1008. 289 AEKR, Bestand Ohl, 40,8, Hauptstelle für evan- gelischen Schriftendienst: Denkschrift über kirchlicherseits zu beantragende Milderungen der Amtlichen Bekanntmachung Nr. 133, 6.6.1939, S. 1 f., so auch im folgenden. Vgl. auch EZA, 1/C3-331, Heinrich Beenken: Betr. Verordnung Nr. 133 der Reichsschrifttumskam- mer über konfessionelle Literatur, 26.5.1939, und EZA, 1/C3-331, Der Buchhandel vor der Entscheidung. Auswirkungen und Vorschläge zur amtlichen Bekanntmachung Nr. 133 der Reichsschrifttumskammer. Dargestellt auf Grund bisher vorliegender Gutachten vom Deutschen Evangelischen Buchhandel, 8.7.1939. 290 Vgl. auch EZA, 1/C3-331, Denkschrift Fabricius: Der Deutsche Buchhandel vor der Entschei- dung. Bericht über einen Gedankenaustausch zwischen nationalsozialistischen Vertretern des Buchhandels und der Theologie im Mai 1939. 291 Barbian: Literaturpolitik, S. 582. 292 Von Runge liegt ein maschinenschriftliches 299 Sammlung UHK, I.2/1008, Besuch von Dr. Rüh- le (W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart) und Leo- pold Klotz (J. C. Hinrichs und Leopold Klotz Ver- lag, Leipzig) bei dem Leiter der Fachschaft Ver- lag Karl Baur (G. F. W. Callwey), in München, Nachmittag 3 Uhr, 26.5.1939. 300 Sammlung UHK, I.2/1008, Karl Baur an Leo- pold Klotz, 9.6.1939, Abschrift. 301 Sammlung UHK, I.2/1008, Leopold Klotz an Gerhard Steinsiek, 10.6.1939. 302 Sammlung UHK, I.2/1008, Gerhard Steinsiek an Leopold Klotz, 12.6.1939. 303 Sammlung UHK, I.2/1008, Leopold Klotz an Gerhard Steinsiek, 13.6.1939. 304 Sammlung UHK, I.2/1008, Heinrich Mohn an Leopold Klotz, 15.6.1939. 305 Sammlung UHK, I.2,1008, Vereinigung Evange- lischer Buchhändler e.V. an Gerhard Steinsiek, 1.6.1939. Steinsiek hatte der Vereinigung am 12.5.1939 geschrieben. 306 Sammlung UHK, I.2/1008, Heinrich Mohn an Kurt Runge, 3.7.1939. 307 Adreßbuch des Deutschen Buchhandels, 99. Jg. (1937), S. 578. 308 Vgl. Sammlung UHK, I.3/17, Verlagskatalog »Der Rufer«. Evangelischer Verlag Gütersloh. 309 Vgl. Adreßbuch des Deutschen Buchhandels, 100. Jg. (1938), S. 487. 310 Adolf Hubenthal: Die Familie in der Gemeinde, Wuppertal: Der Rufer [1938]; Carl Richter: Wir beten zu Tisch. Handreichung zur Tischandacht in evangelischen Häusern und Heimen, Güters- loh: Der Rufer 1940; Albert Böhme (Hrsg.): Un- ser Adventbüchlein, Wuppertal: Der Rufer [1939]; Gottlieb Geiß: Ungenützte Kräfte, Wup- pertal: Der Rufer 1940; Andere Schriften ver- mittelten Grundlagen christlichen Glaubens: Aurel von Jüchen: Lob des Vaterunsers, Wup- pertal: Der Rufer 1939; Wulf Thiel: Der Herr – Dein Gott! Die 10 Gebote erklärt, Wuppertal: Der Rufer 1939; Karl Wessendorft: Des Königs Banner. Lobopfer und Bekenntnis unseres christlichen Glaubens, Gütersloh: Der Rufer 1940; Werner de Boor: Unser Glaubensbe- kenntnis. Eine Hilfe für das rechte Beten des 628 Anmerkungen zu den Seiten 222 bis 228

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Apostolikums in der Gemeinde, Gütersloh: Der Rufer 1941; Friedrich Delekat: Der christliche Glaube, Wuppertal: Der Rufer 1939. Zu Delekat vgl. Biewald: Friedrich Delekat. zugleich Sitzung des Beirates des Rufer- verlages«, handschriftlich vorliegend auch im Archiv des Evangelischen Johanneswerks e.V. 311 Otto Dibelius: Die Kirche im Haus, Gütersloh: 321 Sammlung UHK, I.3/14, Kaufvertrag zwischen Der Rufer 1940, S. 23 f. 312 EZA, 50/498, G. Krüninghaus an Wilhelm Rott, 20.9.1940. EZA, 50/498, Wilhelm Rott an Her- mann Werner, 17.9.1940. 313 Darüber hinaus publizierte Hermann Ehlers im Rufer-Verlag Reiseberichte. In »Die Insel der Sendung« berichtete er über ein russisches Kloster und beklagte darin die kirchenfeindli- che Politik der kommunistischen Regierung Rußlands. Hermann Ehlers: Die Insel der Sen- dung. Ein Erlebnis an der Grenze Rußlands, Wuppertal: Der Rufer 1938. Anleitungen zur täglichen Bibellektüre bot überdies die Reihe »Suchet in der Schrift«, vgl. den Hinweis auf die Reihe in: Hermann Ehlers: Losung 1939, Wuppertal: Der Rufer 1938, Umschlaginnensei- te. 314 Vgl. Adolf Hubenthal: Wir evangelischen Män- ner und unsere Gemeinde, Wuppertal: Der Ru- fer 1938; Hermann Lutze: Du evangelischer Mann heute!, Wuppertal: Der Rufer 1938. S. 3. Schon die 12- bis 14jährigen Konfirmanden wurden auf ihre religiösen Pflichten einge- schworen. Dazu Fritz Wicklein: Junge, das geht Dich an!, Wuppertal: Der Rufer 1935. An die Frauen wandte sich lediglich: Jan Haeck: Brief an Martha. Ein seelsorgerlicher Brief an die christliche Hausmutter, Wuppertal: Der Rufer 1938. 315 Sammlung UHK, I.3/14, notariell beglaubigter Vertrag, 3.2.1939. 316 Sammlung UHK, I.3/14, Abschrift, 3.2.1939. 317 LKAB, 0.4 Nr. 49, Besprechung in Sachen des Rufer-Verlages am 2.6.1939, Abschrift; Verein- barung zwischen dem Stadtverein für Innere Mission e.V., Bielefeld, vertreten durch Herrn Pastor Pawlowski, Bielefeld, und Herrn Her- mann Werner, Wuppertal-Barmen, am 22.6.1939 in Gladbeck i. Westf., Abschrift. 318 LKAB, 0.4 Nr. 49, Karl Pawlowski: »Meine Stellungnahme zu dem Protokollschreiben Pa- stor Heilmanns, das am Freitag, den 28.7.39, mit der Vormittagspost bei mir eintraf«, 29.7. 1939. Stadtverein für Innere Mission und Heinrich Mohn, 27.7.1939. 322 AEKR, B II, a 47, Bd. 8, Amtsgericht Wuppertal, Abt. 19, an Evangelisches Konsistorium der Rheinprovinz, betreff Handelsregistersache Der Rufer Verlag Hermann Werner, Wuppertal, 24.8.1939. 323 Vgl. ebenda und Reichsministerium für Volks- aufklärung und Propaganda an das Evange- lische Konsistorium, 7.10.1939. 324 LKAB 0.4 Nr. 49, Protokoll der Vorstandssit- zung des Stadtvereins für Innere Mission am 25.7.1939. 325 Zu Pawlowski vgl. Schwalbach: Bethel. 326 Werner fiel am 14. November 1943 bei Kiew. AEKR, NL Joachim Beckmann, A 12, Heinrich Mohn an Joachim Beckmann, 29.11.1943. Sei- ne Prokura wurde am 22.12.1943 beendet. Sammlung UHK, I.3/14, Bankhaus Stuber & Co an Katzmann-Verlag, 8.6.1954. 327 Sammlung UHK, I.3/14, Vertrag zwischen Her- mann Werner und Heinrich Mohn, 30.12.1939. 328 LKAB, 0.4 Nr. 49, Heinrich Mohn an Präses Koch, 9.4.1940; ADWW, 180, Heinrich Mohn an Pastor H. Möller, 9.4.1940. 329 LKAB, Ortsakten LKA Gütersloh 8, Evange- lische Kirchengemeinde Gütersloh an das Evangelische Konsistorium in Münster, 24.10. 1941. 330 Sammlung UHK, I.3/14, Vertrag zwischen Her- mann Werner und Heinrich Mohn, 30.12.1939. 331 EZA, 7/6845, Karl Pawlowski an Oberkirchen- rat Buschtöns, 21.9.1939. 332 ADWW, 160/2, Karl Pawlowski an Pastor Möl- ler, 25.9.1939. 333 Alfred Schliebitz: Die Jugenderziehung vor der Christusfrage. (Eine Buchbesprechung), in: Haus und Gemeinde. Monatsblätter für evan- gelische Unterweisung 35 (1939), Nr. 5, S. 125–127. 334 EZA, 7/6845, Gestapo, Staatspolizeistelle Düs- seldorf an den Verlag »Der Rufer«, Hermann Werner, 1.8.1939. 335 Sonntagsbote für die Jugend 76 (1939), Nr. 22, 319 Vgl. ebenda: »Vollends muss man berücksichti- S. 87. gen, dass Herr Werner nicht in der Lage war, auch nur einen Pfennig für den Verlag zu zah- len, weil er die beim Kauf ausgezahlten RM. 5 000,– für Privatzwecke verwandt hatte. Das Geld sollte mit RM. 1 000,– Jahresrate abge- zahlt werden, also bis zum Jahr 1945. Dabei hätten wir auf die Jahresrate verzichten müs- sen, wenn der Verlag die Rate nicht aufbringen konnte. Die Arbeit des Verlages ging also zunächst auf unser Risiko.« 320 LKAB 0.4 Nr. 49, Protokoll der »Vorstandssit- zung des Stadtvereins für Innere Mission am 25.7.1939 16 Uhr im Wichernhaus, Bielefeld, 336 EZA, 7/6845, Gestapo, Staatspolizeistelle Düs- seldorf an den Verlag »Der Rufer«, Hermann Werner, 1.8.1939. 337 EZA, 7/6845, Evangelisches Konsistorium der Kirchenprovinz Westfalen an den Evangelischen Oberkirchenrat, 4.5.1940. 338 Vgl. Brunotte: Auswirkungen, S. 229. 339 EZA, 50/498, Hermann Werner an Wilhelm Rott, 23.5.1941. 340 EZA, 50/498, S. 84, Heinrich Mohn an Wilhelm Rott, 20.11.1939. 341 LKAB 0.4 Nr. 49, Karl Pawlowski an Präses Koch, 18.8.1939, »Entwurf eines Schreibens Anmerkungen zu den Seiten 229 bis 231 629

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von Herrn Pastor Pawlowski als Vorsitzenden des Stadtvereins für Innere Mission, Bielefeld an die Pfarrer, die mit dem Rufer-Verlag in Be- ziehung stehen«. 342 LKAB 0.4, Nr. 49, Heinrich Mohn an Präses Koch, 2.11.1939. 343 Ein identisches Schreiben sandte Mohn mit gleichem Datum auch an Pastor H. Möller, ADWW, 180, sowie an Wilhelm Rott, EZA 50/498. 344 ADWW, 160/3, Heinrich Mohn an Pastor H. Möller, 9.10.1939: »Es wird Ihnen vermutlich bekannt sein, daß ich auf Wunsch des Stadtver- eins für Innere Mission, Bielefeld, dem der Ru- fer-Verlag gehört, und auf Wunsch des Vorstan- des des Rufer-Verlages und einiger ihm nahe- stehender Verbände (bei den massgebenden Besprechungen waren vor allem zugegen: Pa- stor Pawlowski, Bielefeld, Präses Koch, Oeyn- hausen und Pfarrer Heilmann, Gladbeck) den Rufer-Verlag vor einigen Wochen übernommen habe.« Weiter führte Mohn aus, daß der »An- lass« für den Verkauf die Amtliche Bekanntma- chung Nr. 133 gewesen sei. 345 Vgl. hierzu ausführlich Kapitel 10, S. 479–484. 346 Sammlung UHK, I.3/15, Karl Pawlowski an Heinrich Mohn, 28.4.1943. 347 Als Mitarbeiter von Albertz betreute Rott auch die Drucklegung des Bandes »Evangelische Christenlehre«. 348 Vgl. Gremmels: Jews; Noss: Martin Albertz, S. 350 f. 349 EZA 50/498, Wihelm Rott an Rufer-Verlag, 28.3.1941, sowie weitere Briefe aus den Jah- ren 1940 und 1941. 350 Schon der Vorgänger des Rufer-Verlags, der Umbruch-Verlag, lieferte beispielsweise Lehr- planentwürfe für den Religionsunterricht im Sinne der Bekennenden Kirche: Reichsverband deutscher evangelischer Schulgemeinden e.V. (Hrsg.): Entwurf eines Lehrplanes für den Reli- gions-Unterricht der deutschen evangelischen Volksschule: Wuppertal: Umbruch o. J. 351 Vgl. Rickers: Klara Hunsche. 352 Martin Albertz (1883–1956), Pfarrer und Su- perintendent an der St.-Nikolai-Gemeinde in Berlin-Spandau, seit ihrer Gründung 1935 Dozent an der Berliner »Kirchlichen Hoch- schule«, gilt als der eigentliche Spiritus Rector der Berliner Bekennenden Kirche; er stand in den dreißiger Jahren in Dauerfehde mit den Nationalsozialisten. 1940 wurde er aus dem Kirchendienst entfernt und verlor die Rechte des geistlichen Standes. In der Folgezeit wur- de er mehrfach verhaftet. Vgl. Gailus: Prote- stantismus, S. 568–584, und Noss: Martin Al- bertz. 353 EZA, 50/498, S. 201, Wilhelm Rott an Hermann Werner, 23.1.1939. 354 EZA, 50/498, S. 66 f., Hermann Werner an Wil- helm Rott, 26.6.1939. 355 EZA, 50/498, S. 163, Wilhelm Rott an Hermann Werner, 12.9.1939. Klara Hunsche: Ach, bleib bei uns, Herr Jesus Christ! Jesusgeschichten für unsere Kleinen. Unter Mitarbeit von Ilse Jonas, Magdalene Vedde, Hanna Wehnert, Gütersloh: Der Rufer 1940. 356 EZA, 50/498, S. 158, Heinrich Mohn an Wil- helm Rott, 18.9.1939. EZA, 50/498, S. 155, Wilhelm Rott an Heinrich Mohn, 25.9.1939. 357 EZA, 50/498, S. 29, Hermann Werner an Wil- helm Rott, 25.6.1940. Allerdings wurde die »Kirchliche Kinderlehre« wesentlich von Klara Hunsche verfaßt, die jedoch als Autorin nicht genannt wurde. Vgl. Rickers: Klara Hunsche. 358 EZA, 50/498, S. 11 f., Hermann Werner an Wil- helm Rott, 20.2.1941. Volkmar Herntrich (Hrsg.): Kirchliche Jugendlehre. Handreichung für die kirchliche Unterweisung konfirmierter Schüler und Schülerinnen, Gütersloh: Der Rufer [1940]. 359 Selbstbeschreibung Hammelsbecks, zitiert nach: Adam: Oskar Hammelsbeck, S. 242. 360 Vgl. Horn: Oskar Hammelsbeck, S. 1–4. 361 Oskar Hammelsbeck: Wenn dich dein Kind wird fragen …! Ein Wort der Mahnung und des Tro- stes an die evangelischen Eltern und Paten, Wuppertal: Der Rufer 1938; ders.: Die Seele und die Seelsorge. Zur Besinnung über die heu- tige Aufgabe der Seelsorge, Gütersloh: Der Ru- fer [1940]; ders.: Vom Helferamt im Kindergot- tesdienst, Gütersloh: Der Rufer 1941. 362 Im Jahre 1939 erschien der zweite Band der Reihe: Oskar Hammelsbeck/Friedrich Linz (Hrsg.): Evangelischer Männerdienst heute!, Wuppertal: Der Rufer 1939. In diesem Band veröffentlichte auch der Gütersloher Pfarrer Heinrich Lohmann, selbst Vorsitzender der westfälischen Männerarbeit. Im Frühjahr 1940 erschien schließlich der dritte Band: Oskar Hammelsbeck (Hrsg.): Kirche und Welt, Güters- loh: Der Rufer 1940. Auf die Situation der Lai- en in den Kirchengemeinden gingen auch die Broschüren des Mediziners August Knorr aus Köslin ein. August Knorr: Vom rechten Predigt- hören, Gütersloh: Der Rufer 1940; August Knorr/Werner de Boor: Was erwarten Gemein- de und Pfarrer voneinander?, Wuppertal: Der Rufer 1939. 363 Ein von Friedrich unterzeichnetes »Memoran- dum zum Referat über die Bekanntmachung Nr. 133, Börsenblatt Nr. 95 vom 25.4.1939«, gibt hier das Datum 9. April 1940, Sammlung UHK I.2/1008. 364 Zu den Auswirkungen der Amann-Verordnun- gen vgl. Frei: Eroberung, S. 316–321. 365 Mitteilung des Präsidenten der Reichsschrift- tumskammer betreff die Anwendung der Amtli- chen Bekanntmachung Nr. 133 (Anordnung zum Schutze der verantwortlichen Persönlich- keit im Buchhandel vom 31. März 1939), 24.4.1940, in: Börsenblatt (1940), Nr. 100, Ausgabe D, S. 169. 366 So u. a. Preuß: Martin Luther. Der Christen- mensch (wie Anm. 215); Gustav Dalman: Ar- beit und Sitte in Palestina, 7. Band: Das Haus, 630 Anmerkungen zu den Seiten 231 bis 235

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Hühnerzucht, Taubenzucht, Bienenzucht, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1942 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, 2. Reihe: Sammlung wissenschaftlicher Monographie, Band 48); Leo Fremgen: Kunst und Schöp- fung. Ethik der Kunst, Gütersloh: C. Bertels- mann 1942; Rudolf Alexander Schröder: Lu- ther und sein Lied. Vortrag, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1942 (= Studien der Luther-Akade- mie, Heft 16); P. Ebert, (Hrsg): Kindergottes- dienst-Merkspruchkarte. Gütersloh: C. Bertels- mann 1942, sowie Theodor Knolle (Hrsg.): Lu- ther-Jahrbuch 1941. Jahrbuch der Luther-Ge- sellschaft, 23. Jahrgang, Gütersloh: C. Bertels- mann 1942. 367 Darauf verweist das Memorandum zum Referat über die Bekanntmachung Nr. 133 (wie Anm. 363). 373 EZA, 50/498, S. 143, Wilhelm Rott an Hermann Werner, 6.10.1939. 374 EZA, 50/498, S. 144, Heinrich Mohn an Wil- helm Rott, 6.10.1939. 375 EZA, 50/498, S. 136, Wilhelm Rott an Hermann Werner, 11.10.1939. EZA, 50/498, S. 137, Wil- helm Rott an Heinrich Mohn, 10.10.1939. EZA, 50/498, S. 135, Heinrich Mohn an Wilhelm Rott, 12.10.1939. 376 EZA, 50/498, S. 141, Heinrich Mohn an Wil- helm Rott, 9.10.1939. 377 EZA, 50/498, S. 76, Heinrich Mohn an Wilhelm Rott, 11.12.1939. Der Titel wurde entspre- chend von Mohn in seinem Entnazifizierungs- fragebogen als beschlagnahmter Titel aufge- führt, BA Berlin, BDC, RKK 2703/0172, Bd. 34, Anlage VI (zu 32): »Der Rufer«. Evang. Verlag Hermann Werner Nachf. 368 EZA, 50/498, S. 150, Hermann Werner an Wil- 378 Theodor Brandt: Der Grund, der nicht wankt, helm Rott, 2.10.1939. 369 EZA, 50/498, S. 163, Wilhelm Rott an Hermann Werner, 12.9.1939. 370 EZA, 50/498, S. 158, Heinrich Mohn an Wil- helm Rott, 18.9.1939. 371 »Mein Schutz, daß ich nicht fallen werde«, Gü- tersloh: Der Rufer 1939. Es eröffnete die Reihe »Gebetetes Gotteswort. Eine Anleitung zum Beten für den Christenmenschen«. Im Novem- ber 1939 erschien schließlich der zweite Band: In der Not rufe ich dich an, du wollest mich er- hören, Gütersloh: Der Rufer 1939. 372 EZA, 50/498, S. 153, Heinrich Mohn an Wil- helm Rott, 28.9.1939. »Feldgrau schafft Dividende« 1 Quelle der genannten Zahlen ist die Seite »Jah- resumsatz-RM« in Mohns Statistikbuch. Samm- lung UHK I.2/2020. 2 In drei Jahren verzeichnete das Unternehmen Verluste: 1932 (Verlust von 58 275 RM ge- genüber 1931 beim Reinvermögen), 1934 (39 065 RM) und 1936 (9 206 RM); vgl. hierzu die Tabelle zu Reinvermögen und Umsatzent- wicklung, S. 575. 3 Es liegen nur unvollständige Personalzahlen für einzelne Jahre vor. 4 Vgl. Kapitel 2, S. 57. 5 Heinrich Mohn (Hrsg.): Carl Bertelsmann. Ein Bild seines Lebens. Zur Jahrhundertfeier des von ihm gegründeten Verlagshauses, Güters- loh: C. Bertelsmann 1935. 6 Sammlung UHK, I.2/8093, Evangelisch-Sozialer Pressverband für die Provinz Sachsen e. V. an C. Bertelsmann, 1.7.1935. 7 Vgl. dazu Kapitel 9, S. 415–419. 8 HStA Düsseldorf, NW 11–83, Untersuchung Heinrich Mohn »Anteil der Kriegserlebnisbücher am Gesamtprogramm der Verlage C. Bertels- mann und Der Rufer 1933–1945«, 3.4.1947. 9 Diese Aktivitäten störten offenbar vor allem den Eher-Verlag, der bei der Wirtschaftsstelle Wuppertal: Der Rufer 1939, S. 2 f. 379 Unser Lebenslauf mit Gott. Blumen am Lebens- wege 1941, Gütersloh: Der Rufer 1940, S. 58. 380 Vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 553–561, so- wie Brunotte: Auswirkungen, S. 217–221. 381 AEKR, NL Joachim Beckmann, A 3, Hermann Werner an Pastor Linz, 26.10.1940. 382 AEKR, NL Joachim Beckmann, A 9, Heinrich Mohn an Joachim Beckmann, 29.10.1942. 383 BA Berlin, R 5101, Bd. 23738, Heinrich Mohn an Paul Althaus, 30.10.1940. 384 KreisA Gütersloh, F 47–5/5, Bürgermeister Josef Bauer an Stapo Bielefeld, 15.2.1937. des deutschen Buchhandels im Propagandami- nisterium darauf drang, daß Lizenznahmen künftig einem langwierigen Genehmigungsver- fahren unterliegen sollten; vgl. Sammlung UHK, I.2/1001, [Gustav Dessin] an Gerhard Stein- siek, 17.5.1943, sowie insgesamt zum Kriegs- geschäft Kapitel 10. 10 Sammlung UHK, I.2/2020 und 2022, hand- schriftliche Statistiken Heinrich Mohn, 1924–1943 und 1943–1947. 11 Zur »Englischen Rede« vgl. Kapitel 9, S. 379–381. 12 Vgl. dazu S. 571 f. 13 Vgl. dazu die Tabellen auf S. 569 f. 14 Die Kosten für Papier, Satz und Druck sind zu- dem unabhängig von kalkulatorischen Fakto- ren, wie sie in den Nettopreis einfließen (La- gerkosten, Werbeaufwand, Autorenhonorare und Preisgestaltung) und geben einen stabilen Gradmesser für das quantitative Volumen der Produktion. Da bei Bertelsmann die Herstel- lungskosten für alle Auflagen einzeln erfaßt wurden, läßt sich die Sparte Belletristik in Mohns Berechnungen präzise aufschlüsseln (Sammlung UHK, I.2/5014, Herstellungslisten, 1924–1952). Anmerkungen zu den Seiten 235 bis 245 631

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15 Börsenblatt (1933), Nr. 184, S. 3457, so auch im folgenden. 16 Walter Flex: Der Wanderer zwischen beiden Welten, München: C. H. Beck 1917; Ernst Jün- ger: In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers (zunächst 1920 im Selbstver- lag, dann 1922 im Berliner Militärverlag Mittler erschienen); Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues, Berlin: Ullstein 1929. 17 Edwin Erich Dwinger: Die Armee hinter Stachel- draht. Das sibirische Tagebuch, Jena: Diederichs 1929; ders.: Zwischen Weiß und Rot. Die russi- sche Tragödie 1919–1920, Jena: Diederichs 1930; ders.: Wir rufen Deutschland. Heimkehr und Vermächtnis 1921–1924, Jena: Diederichs 1932. 18 Vgl. Kapitel 4, S. 163–165. 19 Heinz Gumprecht: Die magischen Wälder. Hei- mat und Hölle der deutschen Gefangenen in Si- birien, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 99, so auch im folgenden S. 225, 115, 187, 222, 313 f., 418, 419, 420; Hervorhebung im Origi- nal. 20 BA Berlin, BDC, RKK 2101, Personalakte Friede H. Kraze, Friede H. Kraze an Reichsverband deutscher Schriftsteller/RDS (Stoffregen), 5.3.1934. 21 Unter dem Pseudonym Heinz Gumprecht er- schien 1935 bei Kösel & Pustet noch »Der Baum der Erkenntnis«. Die Handlung dieses Romans weist mit dem im Brief erwähnten Pro- jekt allerdings keine Ähnlichkeit auf. 22 BA Berlin, BDC, RKK 2101, Mitgliedschaft Frie- de H. Kraze, RMVP Langenbucher an Präsident der RSK, 27.9.1942; der gesamte Vorgang ist ebenda dokumentiert.1943 erschien allerdings noch einmal eine Auflage von 6 000 Exempla- ren. 23 Vgl. Breuer: Anatomie, S. 145 f. 24 Börsenblatt (1933), Nr. 224, S. 4137. 25 Börsenblatt (1933), Nr. 234, S. 4419. 26 Börsenblatt (1933), Nr. 253. 27 Börsenblatt (1933), Nr. 277, Titelseite. 28 Börsenblatt (1933), Nr. 289, Titelseite. 29 Sammlung UHK, I.2/6002, Redemanuskript [Kopie] Fritz Wixforth, [ohne Titel], [1961], S. 3. 30 In »Flieger am Feind« finden sich die folgenden biographischen Informationen über den Her- ausgeber: Werner von Langsdorff war Kriegs- freiwilliger, Flugzeugführer, Diplomingenieur, Professor für Flugtechnik an der technischen Hochschule Karlsruhe und NSFK-Sturmbann- führer. Die Forschungsliteratur schreibt Langs- dorff die Pseudonyme Thor Goote und Johan- nes Berg zu; vgl. Hillesheim/Michael: Lexikon, S. 203. Dies ist nicht richtig. Der Autorenver- trag für »U-Boote am Feind« nennt als Langs- dorffs Wohnort Ettlingen; Sammlung UHK, I.2/3042, Autorenvertrag, 3.9.1937. Der Ver- trag mit Thor Goote für »Wir tragen das Leben« weist dagegen Dr. J. M. Berg in Frank- furt/M. als Träger dieses Pseudonyms aus; Sammlung UHK, I.2/3009, 3.3.1938. 31 Börsenblatt (1934), Nr. 177, S. 3066 f. 32 Zur ideologischen Aufladung des Fliegens in der Weimarer Republik vgl. Fritzsche: Nation. 33 Börsenblatt (1935), Nr. 106, S. 2220. Bereits am 1. November 1933 war bei Enßlin & Laiblin unter der Herausgeberschaft von O. Winter und H. G. Schulze »Das Fliegerbuch der deutschen Jugend« in hoher Auflage erschienen. 34 Werner von Langsdorff (Hrsg.): Flieger am Feind. Einundsiebzig deutsche Luftfahrer er- zählen, 21.–25. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann [1935], Klappentext, so auch im folgen- den. 35 Mit faszinierter Abscheu wird vom grausamen Tod Rudolf Bertholds, dem Gründer des Frei- korps »Eiserne Schar« berichtet: »Am 13. März 1920 wird seine Truppe von Marxisten in der Schule von Harburg an der Elbe eingeschlos- sen. Rudolf Berthold wird von der Menge in Stücke gerissen, zertrampelt, erstochen, er- schossen und erschlagen.« Langsdorff: Flieger am Feind (wie Anm. 34), S. 338, im folgenden S. 341. Heinz Ellerkamm, ein Zeppelinfahrer, war 1920 »nach achtjähriger Dienstzeit ohne eine Entschädigung entlassen« und 1932 ar- beitslos geworden. Richard Euringer hatte ver- geblich versucht, in der Literaturszene zu reüs- sieren: ein »Dichter von mystischen Dichtun- gen, Dramen, Romanen, verhöhnt wegen deut- schen Geistes«. Nun aber fand er Anerkennung als »Amtswalter der NSDAP« und erhielt 1934 den Stefan-George-Preis. Über den Flieger und Freikorpsführer Berthold hat Thor Goote einen Roman mit dem Titel »Kamerad Berthold« (1937) verfaßt, der allerdings nicht bei Bertels- mann erschienen ist. Vgl. Theweleit: Männerp- hantasien, Bd. 1, S. 114 f. 36 Vgl. Nassen: Jugend, S. 11: »In der Forderung, das nationalsozialistische Jugendbuch müsse vor allem ›wahrhaftig‹ und ›echt‹ sein, bekun- det sich die Entschlossenheit, die künftige Ju- gendbuchproduktion möglichst ›wirklichkeits- nah‹ zu gestalten, sie thematisch und in bezug auf die Genres zu modernisieren.« 37 Carl Töpfer: Der neue Franz, in: Langsdorff: Flieger am Feind (wie Anm. 34), S. 179–205, hier S. 191 f. 38 Joachim v. Schoenebeck: Als Jagdflieger bei Richthofen, in: Langsdorff: Flieger am Feind (wie Anm. 34), S. 141–149, hier S. 144. 39 Max Immelmann: Der Erste!, in: Langsdorff: Flieger am Feind (wie Anm. 34), S. 33–35, hier S. 35. 40 Alfred Keller: Nachtbombenflug, in: Langsdorff: Flieger am Feind (wie Anm. 34), S. 267–272, hier S. 272. 41 Börsenblatt (1935), Nr. 223, S. 4170 f. 42 Allgemein zur Jugendliteratur im Dritten Reich vgl. Aley: Jugendliteratur. Zum ideologischen Potential vgl. Nassen: Jugend, insbesondere Kapitel III.5 zum Thema Krieg in der Jugendlite- ratur und Kapitel III.7 »Kolonialismus als Impe- rialismus und Exotismus«. 632 Anmerkungen zu den Seiten 246 bis 252

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43 Sammlung UHK, I.2/4007, Prospekt »Jugend- schriften Verlag C. Bertelsmann, Gütersloh«, [ca. 1931], S. [1], zu Cornelie Lechlers »Der Tie- re Klugheit und Gemüt« (4. Aufl., 1928). Zu »Im Fabelland« (1. Aufl., 1930) vgl. S. [3]: »Auch im Zeitalter der Technik, der Autos, der Flugzeuge, des Radios ist die innere Teilnahme unserer Jugend an der Natur und ihrer Tierwelt nicht geschwunden«. 44 Börsenblatt (1927), Nr. 65, Umschlag. 45 Börsenblatt (1928), Nr. 94, »Erschienene Neu- igkeiten des deutschen Buchhandels«, S. 3653. 46 Börsenblatt (1928), Nr. 276, »Erschienene Neu- igkeiten des deutschen Buchhandels«, S. 10866. 47 Zu nennen ist hier vor allem die »Jugendschrif- ten-Warte«, hrsg. von den Vereinigten Prü- fungsausschüssen für Jugendschriften (bis 1934, danach hrsg. von der Reichswaltung des NSLB). Vergleiche dazu auch Azegami: Jugend- schriften-Warte. 48 Gerhard Schönfelder: Um die neue Jugend- schrift, in: Börsenblatt (1934), Nr. 210, redak- tioneller Teil, S. 786 f., hier S. 786; Hervorhe- bungen im Original. 49 Diese Diskussion geht auf Heinrich Wolgasts Buch »Das Elend unserer Jugendliteratur. Ein Beitrag zur künstlerischen Erziehung der Ju- gend« (Hamburg: Selbstverlag 1896) zurück. Wolgast proklamiert aus schulisch-pädagogi- scher Perspektive, daß das Jugendbuch zu- gleich ästhetisch anspruchsvoll wie auch erzie- herisch sein müsse. Zur zeitgenössischen Dis- kussion vgl. Wilhelm Fronemann: Das Erbe Wolgasts. Ein Querschnitt durch die heutige Ju- gendschriftenfrage, Langensalza: Beltz 1927. Zur Frage des Kitsches siehe Georg Usadel: Na- tionalsozialistische Forderungen an das Ju- gendschrifttum, in: Bücherkunde 1/2 (1934/35), S. 108, sowie Irene Graebsch: Ju- gendbücherei und Kinderlesehalle, in: Die Bücherei 3 (1936), S. 357–366. 50 Vgl. u. a. Fritz Helke: Hitlerjugend und Buch, in: Die Bücherei 3 (1936), S. 340–351. 51 Vgl. Schönfelder: Um die neue Jugendschrift (wie Anm. 48), S. 786 f. möchte, weil ihm ein gutes, billiges Heft, das ihm selbst gehört, lieber ist als ein dicker ge- liehener Schmöker.« Noch 1941 wird ange- mahnt, daß billige Heftreihen benötigt wer- den, vgl. [o. V.]: Das wichtigste Jugendschrift- tum 1940, in: Die Bücherkunde 8 (1941), S. 103–108. 56 So z. B. Gotthold Klees »Die deutschen Helden- sagen«, Gustav Schwabs »Die schönsten Sagen des klassischen Altertums«, Frida Plinzners »Kinder aus aller Welt. Gesammelte Missions- geschichten« oder auch Dietrich Darenbergs »Sachsentrotz. Eine Erzählung aus den Tagen Herzog Widukinds«. 57 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Referenz Fritz Möhle und Red: »Zur Entwicklung der Fir- ma C. Bertelsmann, Gütersloh« für C. Bertels- mann Verlag, 25.9.1945, S. 2. 58 Zum NSLB und seiner Jugendschriften-Warte vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 349–358, dort Anm. 150 zur »Unterabteilung Begutachtung« mit ehrenamtlichen Gutachtern, sowie Josting: Jugendschrifttums-Kampf. 59 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Reichswaltung des NSLB, Jugendschriften- stelle – Jugendschriften-Warte – Reichszei- tung, undatiert. 60 BA Berlin, NS 12/115, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, Wien, [Frühjahr 1941]. 61 BA Berlin, NS 12/115, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, Dortmund, [Frühjahr 1941]. 62 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, [Frühjahr 1941]. 63 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, [Sommer 1939]. 64 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Reichswaltung des NSLB, Jugendschriften- stelle – Jugendschriften-Warte – Reichszei- tung, undatiert. 65 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, undatiert. 52 Vgl. Helke: Hitlerjugend und Buch (wie 66 BA Berlin NS 12/114, Vorgutachten für die Ju- Anm. 50), S. 349 f. 53 Vgl. Ewald Neugebauer: Schülerbücherei und Jugendschrifttum im Dienste der Wehrerzie- hung, Teil 1, in: Jugendschriften-Warte 45 (1940), Nr. 3/4, S. 24–27, und Nr. 5/6, S. 42–45. 54 Zu den Heftchenreihen im Dritten Reich vgl. Galle: Groschenhefte, S. 118–139. 55 Vgl. Einleitung zu: Deutsches Wesen und Schicksal. Billiges Schrifttum für junge Deut- sche, hrsg. von der Reichswaltung des NSLB (1936): »Denn die vorliegende Auswahl wurde nicht nur vom Gesichtspunkt der Schule aus getroffen, sondern ebensosehr auch vom Standpunkt des Jugendlichen selbst, der sich für wenig Geld ein eigenes Buch schaffen [sic] gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, [Frühjahr 1941]. 67 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 6.10.1936, so auch im folgen- den. 68 Kurt Georg Nixdorf: Günther Groenhoff zwi- schen Himmel und Erde, Gütersloh: C. Bertels- mann [1939] (= Spannende Geschichten, 51), S. 32. 69 Edgar Freiherr v. Spiegel: 45 000 Tonnen ver- senkt, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937] (= Spannende Geschichten, 22), S. 7. 70 P[aul] C[oelestin] Ettighoffer: Deutsche Tanks fahren in die Hölle, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937] (= Spannende Geschichten, 19), S. 16, im folgenden S. 16, 32. Anmerkungen zu den Seiten 252 bis 258 633

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71 Kurt Tanz: Tankschlacht von Cambrai, Güters- loh: C. Bertelsmann [1938] (= Spannende Ge- schichten, 39), im folgenden S. 11, 31, 32; Her- vorhebungen im Original. 72 BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, 19.12.1939. 73 BA Berlin, NS 12/114, Urteil für die Reichswal- tung des NSLB, Jugendschriftenstelle – Jugend- schriften-Warte – Reichszeitung, undatiert. 74 Rudolf Schauff: Flieger über Polen, Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Spannende Ge- schichten, 66), S. 23, im folgenden S. 32. 75 Sammlung UHK, I.2/1014, [Heinrich Mohn]: »Eingriffe der Staatspolizei und der Parteiamtli- chen Prüfungskommission in die Verlagsarbeit der Firma C. Bertelsmann und ›Der Rufer‹ […], Gütersloh«, als Anlage zu Frage 115 des persön- lichen Fragebogens Heinrich Mohn, 6.9.1946. 76 Vgl. dazu auch Kapitel 9, S. 431–435. 77 Vorübergehend wurde erwogen, während des Krieges die Kreuzworträtsel in Zeitungen und Zeitschriften zu streichen, da feindliche Spione damit verschlüsselte Informationen geben könnten; das Verbot wurde nicht erlassen. BA- MA Freiburg, RW 4/v. 411, OKW, Abteilung Ab- wehr III, an WPr, 30.11.1939. 78 BA-MA Freiburg, RW 4/v. 372, Auszüge aus »Weisungen für die militärische Zensur«, hrsg. vom OKW/WPr, [1941]. 79 Otto Brües, der auch bei Bertelsmann veröf- fentlichte, geriet wegen des heiteren Gedichts »Pankraz Sauerzapf« in Konflikt mit der Zensur. Das Gedicht wurde nicht verboten, Brües erhielt jedoch seitens der Propaganda- behörden auch nicht die Rückendeckung, die er erbat. Dem Eher-Verlag versagte die Heeres- zensur im Propagandaministerium die weitere Veröffentlichung von Friedrich Joachim Klähms »Timm der Tolpatsch«, da das Buch nicht nur Beamte, sondern auch Offiziere lächerlich ma- che. BA-MA Freiburg, RW 4/v. 377, Reichsbund der deutschen Beamten an OKW, 12.11.1941 und WPr an Abteilung Inland, 3.12.1941. 80 BA-MA Freiburg, RW 4/v. 374, OKW, Abt. WPr. IIf., an C. Bertelsmann, 6.11.1939. 81 BA-MA Freiburg, RW 4/v. 405, WPr an Abtei- lung Inland, 1.8.1941. Autor war Walter Ah- rens. 82 Dieter Evers: Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor, Gütersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Spannende Geschichten, 71), S. 7. 83 Zum Antisemitismus in den »Spannenden Ge- schichten« vgl. Kapitel 7, S. 328–330. 84 Bruno Schwietzke: Vor Ypern trommelt der Tod. Großkampf in Flandern 1917, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937] (= Spannende Geschich- ten, 21), S. 32. Zu Schwietzke vgl. Kapitel 9, S. 407 f. 85 Max Lippold: Durchbruch durch die Maginotli- nie. Ein Meldefahrer erzählt, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1940] (= Spannende Geschichten, 94), S. 31. 86 BA Berlin, NS 12/115, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB. 87 BA Berlin, NS 12/115, Vorgutachten für die Ju- gendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB. 88 Vgl. BA Berlin, NS 12/114, Vorgutachten für die Jugendschriftenstelle der Reichswaltung des NSLB, [Sommer 1941], zu Benno Wundham- mers »Leutnant Kamp«: »Es ist des Guten ein wenig viel getan. Aus einem Dutzend wirklicher Erlebnisse ist alles Spannendste herausgenom- men und einem Helden angehängt worden. Al- les ist unbekümmert erzählt als anfeuerndes Beispiel für unsere fliegerbegeisterte Jugend. Und das entschuldigt ja manches.« 89 Sammlung UHK, I.2/2119, August Nottbrock: Aus unserer Buchbinderei, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941, S. [4]. 90 BA-MA Freiburg, RW 4/v. 374, Rundschreiben Reichsjugendführer an den deutschen Buch- handel, 18.11.1939. 91 Sammlung UHK, I.2/2025, Kalkulationsbögen. 92 BA Berlin, BDC, RKK 2703, »Zusammengefaßte Übersicht über die Verlegerarbeit der Herren Heinrich Mohn und Gerhard Steinsiek, Güters- loh«, 11.10.1945, als Anlage zum Personalfra- gebogen Heinrich Mohn. An diesem Zitat muß irritieren, daß die Reihe erst 1942 eingestellt wurde. 93 Zu Ettighoffer liegt keine Sekundärliteratur vor. Zu Biographie und Bibliographie vgl. Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 4, Sp. 560–562; Litera- turlexikon, Bd. 3, S. 300; Hillesheim/Michael: Lexikon, S. 161–170, Sarkowicz/Mentzer: Lite- ratur, S. 154 f. Zur zeitgenössischen Würdigung vgl. Axel Eggebrecht: »Verspätete« Kriegs- bücher, in: Die literarische Welt 8 (1932), Nr. 12, S. 5; Eduard Reinacher: Der elsässische Dichter P. C. Ettighoffer, in: Die Westmark (1941/42), S. 145–147. 94 Sammlung UHK, I.2/3019, Lizenzvertrag mit P. C. Ettighoffer, 18.2.1936. 95 Sammlung UHK, I.2/2118, Bertelsmann-Illu- strierte, [Ende April] 1936, S. 1, im folgenden ebenda. 96 P[aul] C[ölestin] Ettighoffer: Gespenster am To- ten Mann, 64.–83. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann [1937], S. 319. 97 P[aul] C[ölestin] Ettighoffer: Das gefesselte Heer. Meine Kriegsgefangenschaft, 26.–55. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Volksausgabe), S. 9, im folgenden S. 342. 98 P[aul] C[ölestin] Ettighoffer: Kameraden vom Zelt 27. Deutsches Schicksal an Ruhr und Rhein 1920–1924, 41.–60. Tsd., Gütersloh: C. Ber- telsmann [1942], S. 237. Zum Antisemitismus in diesem Buch vgl. Kapitel 7, S. 325 f. 99 »Wer gewann die Schlacht um Verdun? ›Die Franzosen‹, behauptet die Geschichtsschrei- bung. ›Nur die Franzosen haben die Schlacht um Verdun gewonnen, denn es gelang ihnen, den feindlichen Marsch auf die Festung im letz- 634 Anmerkungen zu den Seiten 258 bis 268

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ten Verteidigungsgürtel aufzuhalten, den Großangriff zu ersticken!‹ ›Nein, die Deutschen gewannen die Schlacht um Verdun!‹ so rufen andere aus, ›denn General von Falkenhayn, der deutsche Heerführer und Chef des Generalsta- bes des Feldheeres, wollte die französische Ar- mee in eine Ausblutungsschlacht zwingen. Sein Ziel wurde erreicht. Frankreich verlor in dieser Schlacht 362000 Mann!‹« P[aul] C[ölestin] Et- tighoffer: Verdun. Das große Gericht, Güters- loh: C. Bertelsmann 1936 (= Volksausgabe), S. 6. 100 »Verdun. Das große Gericht« kam nach 1945 in regelmäßigen Abständen heraus, zuletzt be- legt ist eine Ausgabe aus dem Jahr 2000 bei Bechtermünz, Augsburg. Lizenzgeber ist der Li- mes-Verlag in Wiesbaden. 101 Ettighoffer: Verdun (wie Anm. 99), S. 235, im folgenden S. 283, 57, 42, 50, 54; Hervorhebun- gen im Original. Die rassistischen Invektiven gegen die französischen Kolonialtruppen gehören zum Standardrepertoire der Literatur des Soldatischen Nationalismus. Vgl. Mizinski: Freund-Feind-Stereotyp, S. 346–348. 102 Die biographischen Informationen sind einem Lebenslauf entnommen, den Dohm 1939 ver- faßte. Vgl. BA Berlin, BDC, RKK 2101, Personal- akte Arno Dohm, maschinenschriftlicher Le- benslauf, undatiert. Vgl. auch Deutsches Litera- tur-Lexikon, Bd. 3, Sp. 415. 103 Arno Dohm: Skagerrak. Die größte Seeschlacht der Geschichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Volksausgabe), S. 319, im folgenden S. 324, 46, 53 f. 104 Arno Dohm: Geschwader Spee, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Volksausgabe), S. 355. 105 Prümm: Erbe, S. 152. 106 Zur nationalistischen Kriegsliteratur der Wei- marer Republik vgl. Prümm: Nationalismus; Gollbach: Wiederkehr, S. 139–274; Mizinski: Ästhetik; Travers: Novels, S. 180–200; Müller: Krieg; Baron/Müller: Weltkriege; Schneider: »Wahrheit«. 107 Zur Selbstdarstellung des Autors vgl. auch Kurt Ziesel (Hrsg.): Krieg und Dichtung. Soldaten werden Dichter – Dichter werden Soldaten. Ein Volksbuch, Wien: u.a.: Luser 1940, S. 165–168. 108 Thor Goote: Wir fahren den Tod, 46.–85. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Volksaus- gabe), S. 158, im folgenden S. [5], 78, 362, 331. 109 Vgl. die folgende Passage bei Schauwecker: »Sie liefen weiter. Sie waren plötzlich vollkom- men betrunken vom Rausch des offenen Raumes vor ihnen. Sie sahen nur die unendli- che Ferne, hinter deren Höhen das war, was sie suchten … was denn? … ›Los! Weiter!‹ Sie stürzten weiter vor. Jeder Augenblick war kost- bar. Sie wurden in diesen offenen Raum hinein- gesogen wie in einen Strudel aus Luft, einen Malstrom des Angriffs. […] Alles fuhr flam- mend durch sie hindurch und blieb zurück. Sie verspürten neue Fähigkeiten. Alles war eins in ihnen. Sie brannten ungeheuer in der Sekunde. Sie lebten entrückt im Sprung.« Franz Schau- wecker: Aufbruch der Nation, Berlin: Frunds- berg 1930, S. 325. 110 Höfler: Paradigma, S. 286. 111 Vgl. Goote: Wir fahren den Tod (wie Anm. 108), S. 346–349, 393 f., 396 f. 112 Ebenda, S. 397. 113 Thor Goote: Glühender Tag. Männer in der Be- währung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940, Klappentext; im folgenden S. 63, 81, 17, 52, 111, 14–37. 114 Mohler: Revolution, S. 42. 115 Zur Geschichte der Freikorps vgl. Schulze: Frei- korps; Bessel: Militarismus; Koch: Bürgerkrieg; Mauch: Wehrorganisationen. Zur erzählenden Literatur über die Freikorps vgl. Theweleit: Männerphantasien. 116 Zum Antisemitismus in »Wir tragen das Leben« vgl. Kapitel 7, S. 326. 117 Thor Goote: Wir tragen das Leben, 46.–75. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1939], S. 322, im folgenden S. 198. 118 Vgl. Prümm: Literatur, S. 41–45. 119 Goote: Wir tragen das Leben (wie Anm. 117), S. 97, im folgenden S. 307, 309. 120 »Die Fahne hoch!« erschien wie die Erstausga- be der vorangegangenen Bände im Berliner Traditionsverlag Kolk & Co. 121 Zu Salomon liegt eine umfangreiche apologeti- sche Arbeit vor: Klein: Ernst von Salomon. Vgl. außerdem Orlowski: Diskontinuität; Hilles- heim/Michael: Lexikon, S. 361–369; Lindner: Leben; Herzinger: Zuschauer; Sarkowicz/Ment- zer: Literatur, S. 339–341. 122 Ernst von Salomon: Die Kadetten, 19.–38. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Volksaus- gabe), S. 79, im folgenden S. 379, 55 f., 150. 123 Ernst von Salomon: Die Geächteten, 25.–84. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 309 f. 124 Zur Biographie und Bibliographie von Volck vgl. Mohler: Revolution, S. 447 f. Das genaue To- desdatum von Volck läßt sich nicht feststellen. »Der Internationale Biographische Index 7« (Internet-Ausgabe) gibt 1944 an, Mohler dage- gen 1945. 125 Herbert Volck: Rebellen um Ehre. Mein Kampf für die nationale Erhebung 1918–1933, 5. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1941, S. 274. 126 Als Selbstzeugnisse der Landvolkbewegung vgl. Ernst von Salomon: Die Stadt, Berlin: Ro- wohlt 1932; Richard Schapke: Aufstand der Bauern, Leipzig: Lindner 1933. Zur Forschung vgl. Stoltenberg: Strömungen; Heberle: Landbe- völkerung; le Bars: Mouvement; Mohler: Revo- lution, S. 161–165. 127 Volck: Rebellen um Ehre (wie Anm. 125), S. 304, im folgenden S. 466, 84. 128 Eine weitere, völlig überarbeitete Fassung von »Rebellen um Ehre« erschien 1939 unter dem Titel »Odyssee für Deutschland. Ein Kampf in drei Erdteilen« im Wilh. Gottl. Korn Verlag in Breslau. Anmerkungen zu den Seiten 268 bis 278 635

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129 Zum Antisemitismus in »Rebellen um Ehre« vgl. Kapitel 7, S. 326 f. 130 Vgl. das apologetische Urteil Mohlers: »V.s Bücher sind im wesentlichen Wiedererzählun- gen seines Lebens, wobei die Grenzen zwi- schen Dokumentarbericht und romanhafter Ausschmückung stets fließend sind.« Mohler: Revolution, S. 447. 131 Gustav Schröer: Die Flucht von der Murman- bahn. Nach den Berichten eines Torgauer Hus- aren, 19.–25. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1937], S. 208 f. Ähnlich in »Die Wölfe«: »Ich bin niedergedrückt wie mit tausend Zentnern. Jetzt, wo man zu Hause jeden Mann braucht, tatenlos mit gesunden Knochen in einem Drahtkäfig sitzen!«; Herbert Volck: Die Wölfe. Eine deutsche Flucht durch Sibirien, 106.–135. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 82. »Die Flucht von der Murmanbahn« erschien erstmals bereits 1917 im Berliner Grote Verlag. Die Neuausgabe bei Bertelsmann ist ein weite- rer Hinweis auf den politischen Anpassungswil- len Schröers. In einem Nachwort, das in der Gegenwart nach der »Machtergreifung« ver- faßt ist, analogisiert der Ich-Erzähler in meta- phorischer Weise die mühsame Flucht der Kriegsgefangenen mit der inzwischen erfolgten politischen Selbstfindung des deutschen Volkes: »Haben wir uns nicht, wie die Zugvögel einer heiligen, geheimnisvollen Stimme fol- gend, ohne Weg und Steg durch Sumpfland und Felsgewirr geschlagen, einen Schrei in den Ohren und im Herzen: Heimat!? Durch Sumpf- land und Felsgewirr hat sich auch unser ganzes Volk geschlagen, den einen Schrei im Herzen: Heim zu uns selber! Was unter unseres Führers wegkundiger und zielsicherer Führung gesche- hen ist, es ist die Heimkehr eines Volkes zu sich selber. Dies Volk hatte sich verirrt, genau so wie wir in Finnland und Norwegen.« Schröer: Die Flucht von der Murmanbahn, S. 227. 132 Ruth Margarete Roellig: Soldaten, Tod, Tänze- rin. Ein Tatsachenbericht, Gütersloh: C. Bertels- mann 1937, Klappentext. Der Titel war eine Original-, keine Lizenzausgabe. 133 Schoppmann: Sympathien, S. 169, so auch im folgenden S. 170, 173. 134 Roellig: Soldaten, Tod, Tänzerin (wie Anm. 132), S. 193, im folgenden S. 161 f. Zum Antisemitismus in »Soldaten, Tod, Tänzerin« vgl. Kapitel 7, S. 323 f. 135 Zitiert nach Schoppmann: Sympathien, S. 169. 136 Werner von Langsdorff: Flieger und was sie er- lebten. Siebenundsiebzig deutsche Luftfahrer erzählen, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, S. 6, im folgenden ebenda. 137 Werner von Langsdorff: Deutsche Flagge über Sand und Palmen. 53 Kolonialkrieger erzählen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936, S. 224. 138 Werner von Langsdorff: U-Boote am Feind. 45 deutsche U-Boot-Fahrer erzählen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937, S. 320. 139 Der ungewöhnlich farbige Umschlag dieses Bu- ches, der an Tourismusplakate erinnert, ist ein Beispiel für die Experimentierfreudigkeit des Hausgraphikers Siegfried Kortemeier. 140 Georg Kraut: Schwarze Kameraden, in: Langs- dorff: Deutsche Flagge über Sand und Palmen (wie Anm. 137), S. 361–364. 141 Emil Aye: Endkampf S. M. H. »Kaiser Wilhelm der Große«, in: Langsdorff: Kaperkrieg im At- lantik. Taten deutscher Hilfskreuzer und Hilfs- schiffe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 92–99, hier S. 94; ähnlich Julius Lauterbach- Emden: Glück und Ende der U-Boot-Falle »K«, in: ebenda, S. 233–247, hier S. 240. 142 Paul Jolidon: Der Todeskampf des Hilfskreuzers »Greif«, in: ebenda, S. 206–217, hier S. 210, 214; ähnlich: Lauterbach-Emden: Glück und Ende der U-Boot-Falle »K« (wie Anm. 141), S. 243. 143 Werner von Langsdorff: Flucht zur Front. Deut- sche Soldaten entrinnen der Gefangenschaft, 11.–13. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1939, S. 11. 144 Zu beiden Autoren ließen sich keine Informa- tionen ermitteln, die über das in ihren Büchern Mitgeteilte hinausgehen. Vermutlich haben sich beide nicht weiter schriftstellerisch betätigt. 145 [Willi] Polte: Und wir sind doch geflogen. Mei- ne Flugerlebnisse in drei Erdteilen. Aufgezeich- net von Josef Grabler, 4. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1941], S. 18, im folgenden S. 343 f., 303. Josef Grabler hatte bei C. Ber- telsmann bereits den Band »Mit Bomben und MGs über Polen« (1939) herausgegeben; vgl. Kapitel 9, S. 388 f. 146 Richard Dietrich: Im Flug über ein halbes Jahr- hundert, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 264, im folgenden S. 290 f. 147 P[aul] C[oelestin] Ettighofer: Servus Kumpel. Als Tippelbruder durch Städte, Dörfer und Her- bergen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942 (= Feldausgabe), S. 6, im folgenden S. 205, 10, 155, 191, 6, 5 und Umschlagtext. 148 P[aul] C[oelestin] Ettighoffer: So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch unsere Kolonien, Gütersloh: C. Bertelsmann, 1938, S. 6, im fol- genden S. 213, 68, 212, 227, 39, 91, 90, 189. 149 Zudem erschienen in der Reihe »Spannende Geschichten« von Ettighoffer »Deutsche Tanks fahren in die Hölle« (1937) und »Dem Stachel- draht entronnen« (1939). Letzteres ist eine Auskopplung aus »Das gefesselte Heer« (1938). 150 P[aul] C[oelestin] Ettighoffer: Eine Armee meu- tert. Frankreich Schicksalsstunde 1917, Güters- loh: C. Bertelsmann 1937, S. 17 f. 151 P[aul] C[oelestin] Ettighoffer: Tannenberg. Eine Armee wird zu Tode marschiert, 31.–50. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1939], S. 80, im fol- genden S. 221. 152 Zu Clemens Laar vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 9, Sp. 781 f.; Literaturlexikon, Bd. 7, S. 105 f. Laar gelang es, sowohl im Dritten Reich als auch in der jungen Bundesrepublik 636 Anmerkungen zu den Seiten 279 bis 286

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eine große Leserschaft zu erreichen. Neben »Tatsachenberichten« aus dem Ersten Welt- krieg verfaßte er Reiterromane, von denen zwei erfolgreich verfilmt wurden (… »reitet für Deutschland. Carl Friedrich Freiherr von Lan- gen. Ein Reiterschicksal«, 1936; »Meines Va- ters Pferde. Die reiterlichen, romantischen und amourösen Stationen aus dem Leben eines ar- men Mannes«, 1950). 153 Clemens Laar: Kampf in der Wüste, 26.–55. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Volksausgabe), S. 256 f. 154 Clemens Laar: Der Kampf um die Dardanellen, 7.–56. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 273, im folgenden S. 315. 155 Laar: Kampf in der Wüste (wie Anm. 153), S. 16. 156 Clemens Laar: Der große Marsch. Gütersloh: C. Bertelsmann, 1939, S. 435, im folgenden S. 157, 93; Hervorhebungen im Original. Zum Antisemitismus in »Der große Marsch« vgl. Ka- pitel 7, S. 324 f. 157 Vgl. Kapitel 9, S. 385–394. 158 Der Kürschner des Jahres 1943 verzeichnet den Autor mit der Bemerkung »Kriegsbuch, Sport- lehrer« und dem Titel »Von Hölle zu Hölle«. Vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Hrsg. v. Dr. Gerhard Lüdtke, Berlin: De Gruyter 1943, Spalte 551. 159 Börsenblatt (1940), Nr. 129, S. 2695. 160 Carl Kirchhoff: Von Hölle zu Hölle. Erlebnis ei- ner französischen Kriegsgefangenschaft, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1940, S. 151, im fol- genden S. 314, 316. Zum Antisemitismus in diesem Buch vgl. Kapitel 7, S. 323. 161 Zur deutschen U-Boot-Literatur seit 1914 vgl. Hadley: »Propheten«. 162 Lowell Thomas: Ritter der Tiefe. Übersetzt und bearbeitet von E. Freiherr v. Spiegel, 8. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 9, im fol- genden S. 5. 163 [Iwan] Crompton: Englands Verbrechen an U 41. Der zweite »Baralong«-Fall im Weltkrieg. Hrsg. v. Werner von Langsdorff, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Volksausgabe), S. 7. In krassem Gegensatz hierzu steht »Wir jagen deutsche U-Boote« von Gordon Campbell. Das Buch erschien 1937, zu einem Zeitpunkt, als das Dritte Reich noch um England als potenti- ellen Verbündeten warb. Die englische Erstaus- gabe mit dem Titel »My Mystery Ships« stamm- te bereits von 1928. Campbell schildert seine Erlebnisse als Kommandant einer U-Boot-Falle in den Jahren 1915 bis 1918. Vorangestellt ist ein Vorwort des erwähnten Freiherrn v. Spiegel, der das Buch übersetzt hat und sich dem Autor als einem »fine old chap« persönlich verbun- den weiß: »Von der Tätigkeit der berüchtigten U-Boot-Fallen während des großen Krieges er- zählt dieses Buch eines englischen Vizeadmi- rals. Man hat diese britische Kriegslist in Deutschland nicht in allzu guter Erinnerung, freilich die deutschen U-Boote in England auch nicht. Wenn ich also heute das Buch eines früheren Gegners ins Deutsche übertrage, so geschieht das ohne Haß und Feindschaft. Denn wahre Heldentaten überdauern die Zeit, wie Sagen und Lieder der Väter, und werden den späteren Generationen zu Werten, die ihre see- lische Haltung bestimmen.« Der letzte Satz des Vorworts lautet: »So schließe ich diese Zeilen mit dem Ausdruck der Hochachtung vor einem tapferen Feinde und wünsche, solche Männer künftighin nie mehr zu Feinden, sondern zu Freunden zu haben.« Gordon Campbell: Wir ja- gen deutsche U-Boote. Übersetzt und bearbei- tet von E. Freiherr v. Spiegel, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1937(= Volksausgabe), S. 7, 11. 164 Informationen zu diesem Autor finden sich in BA Berlin, ZNS, Wehrstammbuch 1033. Zur zeitgenössischen Literatur über die Aktionen der Legion Condor vgl. Monteath: Legion. 165 Hellmut H. Führing: Wir funken für Franco. Ei- ner von der Legion Condor erzählt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Volksausgabe), S. 248, im folgenden Klappentext. 166 Zur Geschichte des Verlags vgl. Lokatis: Han- seatische Verlagsanstalt. 167 Ebenda, S. 97. Zur Kriegsbuchproduktion die- ses Verlags vgl. auch Meyer: Verlagsfusion, S. 132–139. 168 Vgl. Wittmann: Geschichte, S. 304–315. 169 Vgl. Achthaler: Mensch, S. 224–247, hier be- sonders S. 244–247. 170 P. C. Ettighoffer an Gerhard Steinsiek, Januar 1937, zitiert nach Sammlung UHK, I.2/7001, Theodor Berthoud, »Wege mit Fritz Wixforth«, Manuskript, Juni 1966, S. 13 f. 171 Gööck: Bücher, S. 62; vgl. auch ebenda, S. 62 f. die Anekdote, daß das Sonderfenster für »Eine Armee meutert« 1937 in Mecklenburg nicht gezeigt werden durfte, da eine demoralisieren- de Wirkung auf die dortigen Wehrmachts- manöver befürchtet wurde. 172 Gööck: Bücher, S. 64. Forschungen zum »wer- benden Buchhandel« im Dritten Reich fehlen. Die zweibändige Darstellung von Elsner: Beiträge, bricht mit der Inflationszeit ab. 173 Sammlung UHK I.2/7005, Otto Oeltze »Meilen- steine auf dem Weg zur Club-Arbeit«, Manus- kript [Kopie], Juli 1981, S. 4. Die jeweilige An- zahl der Pakete soll bis zu 12 000 Stück betra- gen haben. Näheres dazu ist nicht zu eruieren. 174 Sammlung UHK, I.2/6002, Redemanuskript [Kopie] Fritz Wixforth, [1961], S. 6 sowie I.2/7001, Theodor Berthoud, »Wege mit Fritz Wixforth«, Manuskript, Juni 1966, S. 17 f. 175 Sammlung UHK, I.2/4016, Werbemittel, so auch alle folgenden Zitate zu den Bücherkas- setten. 176 Sammlung UHK, I.2/4008, Werbemittel, Bei- blatt zur Werbung für die drei Kassetten »Un- sterbliche Front« aus dem »Herbstprogramm 1939 für den Reise und Versandbuchhandel«. 177 Vgl. die Werbung von Richart Kulbach (Erfurt) Anger 11 für die zweite Kassette. Diese »zu be- Anmerkungen zu den Seiten 287 bis 295 637

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sitzen, ist auch Ihnen möglich gemacht, denn ich liefere Ihnen schon bei einer monatlichen Rate von RM. 2. – an die Kassette porto- und verpackungsfrei – auf Wunsch zur Ansicht auf 3 Tage.« Sammlung UHK, I.2/4016, Werbemit- tel, Beiblatt zur Werbung für die Kassette »Ge- stritten – Gelitten«, 1938. 178 Für die Datierung liegen keine präzisen Anga- ben vor, Hinweise auf das Erscheinungsdatum geben nur die Auflagenzahlen der Einzeltitel. 179 Sammlung UHK, I.2/4008, Werbemittel, »Ma- ternblatt 4«, 1939, mit Werbung für die drei Kassetten »Unsterbliche Front«. Antisemitismus im Verlagsprogramm 1 Einen Überblick zur älteren Forschung zu Pro- testantismus und modernem Antisemitismus bieten Berding: Antisemitismus, insbesondere. S. 86–226, sowie Ericksen/Heschel: Churches; basierend auf einer umfangreichen Analyse von kirchlichen Amtsquellen und protestantischem Schrifttum verschiedenster Provenienz zeichnet Heinrichs mentalistätsgeschichtlich das »Ju- denbild« im Protestantismus des Deutschen Kaiserreichs nach (Heinrichs: Judenbild); zum Antisemitismus in der völkischen Ideologie vgl. Breuer: Ordnungen, insbesondere S. 327–969. Mit ihrer Studie zu Gerhard Kittel brachte Sie- gele-Wenschkewitz das Thema Antisemitismus in die kirchengeschichtliche Zeitgeschichte, die sich bis dahin vor allem auf den Kirchenkampf konzentrierte, ein (Siegele-Wenschkewitz: Wis- senschaft). Aufsehen erregt hat ihre Studie auch deshalb, weil sie einen der prominente- sten Theologen untersuchte und damit auch die Theologischen Fakultäten ins Zentrum der For- schung rückte. Die Debatte dazu findet sich bei Rese: Antisemitismus; vgl. auch Siegele- Wenschkewitz: Plädoyer. Vergleichbares wie die sozialgeschichtliche Fallstudie zur Stellung der Evangelischen Landeskirche Hannovers zu Anti- judaismus, Judenfeindschaft und Antisemitis- mus von 1919 bis 1949 (Lindemann: Stellung) fehlt für anderen Landeskirchen. Unlängst konnte Manfred Gailus in einer sozialge- schichtlichen Fallstudie für Berlin nachweisen, in welchem Maße das protestantische Milieu von nationalsozialistischen und rassenantise- mitischen Auffassungen durchdrungen war (Gailus: Protestantismus). Verschiedene Aspek- te – nationale, kulturelle, konfessionelle, mi- lieuspezifische – verbindet Holz in seiner inno- vativen sozialhistorischen Untersuchung (Holz: Antisemitismus). Nach wie vor grundlegend ist Jochmann: Gesellschaftskrise. 2 Emanuel Hirsch: Das Wesen des Christentums, Weimar: Deutsche Christen 1939, S. 161. 3 Ein historisch-politischer Gesamtüberblick zur Judenmission findet sich bei Clark: Politics; eine motivgeschichtliche Darstellung zum Kai- serreich mit einer detaillierten Übersicht zur Quellenlage bietet Heinrichs: Judenbild; zum Dritten Reich vgl. Kaiser: Judenmission sowie Smid: Protestantismus; ein durch die Einbezie- hung der Perspektive und Reaktion jüdischer Gelehrter auf die Judenmission aufschlußrei- cher Paradigmawechsel, der die Wirkungsge- schichte erhellt, findet sich bei Wiese: Wissen- schaft. 4 Die Beiträge zur Judenmission waren jeweils rund zehn Seiten lang. Ausführlicher widmete sich das Kirchliche Jahrbuch in seinen jeweils 700 Seiten dicken Bänden der Inneren und Äußeren Mission, die in der protestantischen Öffentlichkeit weitaus präsenter waren. 1822 wurde in Berlin die Gesellschaft zur Beförde- rung des Christentums unter den Juden ge- gründet. Ihr folgte 1842 unter dem Namen Rheinisch-Westfälischer Verein für Israel eine zweite Gesellschaft mit Sitz in Köln. Auf Anre- gung des renommierten Alttestamentlers Franz Delitzsch wurde schließlich 1871 in Leipzig der Evangelisch-lutherische Centralverein für Missi- on unter Israel ins Leben gerufen. Die Missi- onsgesellschaften sahen ihre Aufgabe in der Bekehrung der deutschen und osteuropäischen Juden zum Christentum und operierten als freie Vereinigungen weitgehend unabhängig von kirchlichen Leitungsgremien. Die Berliner und die Leipziger Gesellschaft hatten eigene Ver- einsorgane: den »Friedensboten« (ab 1863) sowie die Zeitschrift »Nathanael« (1863) und als regelmäßige Beilage der »Messiasbote« (1908) für Berlin, die Zeitung »Saat auf Hoff- nung« (ab 1874) für Leipzig. Ausgewertet sind die Zeitschriften bei Clark: Politics, sowie Hein- richs: Judenbild. 5 Johann F. A. De le Roi: Die evangelische Chri- stenheit und die Juden unter dem Gesichts- punkt der Mission geschichtlich betrachtet, 3 Bde., Karlsruhe u. a.: Reuther 1886–1892. 6 Johann F. A. De le Roi: Ferdinand Christian Ewald. Ein Lebensbild aus der neueren Juden- mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1896; ders.: Michael Solomon Alexander, der erste evangeli- sche Bischof von Jerusalem, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1897. 7 Aufschlußreich dazu ist das Heft zur Jahrhun- dertfeier der Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden, in dem konkrete Missionsstrategien dargestellt sind; vgl. Ernst Schaeffer: Leben und des Herrn Werk verkündi- gen. Die Jahrhundertfeier der Gesellschaft zur Förderung des Christentums unter den Juden, Gütersloh: C. Bertelsmann 1922 (= Christen- tum und Judentum, Serie V/Heft 2); Erfahrungs- bericht eines Missionars: [Rudolf Hermann Gur- land]: In zwei Welten. Ein Lebensbild des Pa- stor prim. Rudolf Hermann Gurland, Gütersloh: 638 Anmerkungen zu den Seiten 295 bis 300

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C. Bertelsmann 1908; Anleitungen für jüdische Taufbewerber: Ernst Schaeffer: Christus ist des Gesetzes Ende. Lehrgang für den Religionsun- terricht jüdischer Taufbewerber, Gütersloh: C. Bertelsmann 1917. 8 Auf die antijüdische Tradition in dieser For- schung verweist Schwarzschild: Basis, S. 70–95; in diesem Sinne bei Ernst Schaeffer: Materialien und Richtlinien zur Judenfrage un- serer Tage. Vorträge gehalten in der Martin-Lu- ther-Volkshochschule zu Berlin, Gütersloh: C. Bertelsmann 1921 (= Christentum und Juden- tum, Serie IV/Heft 2), sowie Hans Keßler: Altes Testament, ein christliches Buch?, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (= Christentum und Juden- tum, Serie III/Heft 2). 9 [Gurland]: In zwei Welten (wie Anm. 7), auf der Titelrückseite vermerkt. 10 Otto von Harling: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 59 (1932), S. 488. 11 Vgl. den Bericht von Schaeffer, der sein Amt als Missionsdirektor der Berliner Landeskirchen aufgeben und aus finanziellen Gründen eine Pfarrstelle annehmen mußte, Ernst Schaeffer: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahr- buch 50 (1923), S. 204–209; detaillierte Anga- ben zu den vergleichsweise viel höheren Ein- nahmen im Kaiserreich finden sich bei Hein- richs: Judenbild, S. 484–502. 12 Ernst Schaeffer: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 49 (1922), S. 215–231, hier S. 218 f., im folgenden S. 228. 13 Johannes Schneider: Kirchliche Statistik, in: Kirchliches Jahrbuch 54 (1927), S. 235–238; zur Geschichte der völkischen Bewegung grundlegend Puschner: Bewegung. 14 EZA, 7/3648, Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden an den EOK, 5.12.1930. schung der Heimat, Sprache und Umwelt Jesu im Mittelpunkt stand und nicht antisemitische Motive die Triebfeder bildeten. Aus diesen Stu- dien erwuchsen auch seine Schriften bei Ber- telsmann: »Orte und Wege Jesu« (1924); »Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina« (1925); »Arbeit und Sitte in Palästina« (7 Bde., 1928–1942); zu Dalman in der Judenmission vgl. Heinrichs: Judenbild, S. 567 f., zu Dalman und seiner Palästinawissenschaft unter Auslas- sung der NS-Zeit: Hardmeier/Neumann: Palä- stinawissenschaft, S. 13–27; kritischer bei Wie- fel: Strack, S. 103–108. 20 Vgl. die »Aufgaben der deutschen Mission« bei Otto von Harling: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 59 (1932), S. 487 f. 21 Eduard König: Israels Stellung in der Geistesge- schichte der Menschheit, Gütersloh: C. Bertels- mann 1919, S. 68. 22 Otto von Harling: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 56 (1929), S. 218–226, hier S. 221. 23 [?] Strecker: Judenchristliche Probleme in der Urchristenheit und heute, in: Die judenchristli- che Frage in Geschichte und Gegenwart. Her- ausgegeben von der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Ju- den, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929 (= Chri- stentum und Judentum, Serie III/Heft 3), S. 29; dasselbe bezeichnet Rehfeldt als »Reichsgott- esarbeit«, Rehfeldt: Das Recht der Judenmissi- on nach evangelischen Prinzipien (wie Anm. 17), S. 5. 24 Rehfeldt: Das Recht der Judenmission nach evangelischen Prinzipien (wie Anm. 17), S. 48. 25 Hans Keßler: Das Evangelium und die Juden der Gegenwart, Gütersloh: C. Bertelsmann 1918 (= Christentum und Judentum, Serie III/Heft 1), S. 23. 15 Gesellschaft zur Beförderung des Christentum 26 Keßler: Das Alte Testament, ein christliches unter den Juden an den EOK, 10.3.1930, zitiert nach Smid: Protestantismus, S. 398. 16 Ernst Schaeffer: Christlich-jüdische Probleme in Nordamerika, in: Neue Allgemeine Missions- zeitschrift 8 (1931), S. 353–361, hier S. 361. 17 Otto Rehfeldt: Das Recht der Judenmission nach evangelischen Prinzipien, Gütersloh: C. Bertelsmann 1918, S. 1. 18 Vgl. Clark: Politics, S. 249 f. 19 Vgl. Heinrichs: Judenbild, S. 568. Gustaf Dal- man war seit 1887 Lehrer am Institutum Judai- cum in Leipzig und engagierte sich u. a. orga- nisatorisch und publizistisch für die Judenmissi- on. 1902 wurde er erster Direktor des Deut- schen Evangelischen Instituts für Altertumswis- senschaft in Jerusalem, von 1920 bis 1938 lei- tete er das Gustaf-Dalman-Institut für Palä- stinawissenschaft in Greifswald, womit sich auch der Schwerpunkt seiner wissenschaftli- chen Arbeit verlagerte. Er beschäftigte sich nun mit Landes- und Naturkunde, Ethnologie und Archäologie des »Heiligen Landes« und folgte damit der Tradition Herrenhuts, in der die Erfor- Buch? (wie Anm. 8), S. 11 f. 27 Ernst Schaeffer: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 49 (1922), S. 228. 28 Keßler: Das Evangelium und die Juden der Ge- genwart (wie Anm. 25), S. 8 f. 29 Vgl. Rürup: Emanzipation, S. 49–52. 30 Oskar Ebeling: Joel, Amos und Obadja in reli- giösen Betrachtungen für das moderne Bedürf- nis, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1925 (= Das Alte Testament in religiösen Betrachtungen für das moderne Bedürfnis, Band 13), S. 63. 31 UHK, Zeitzeugengespräch mit Schwester Lydia Truse am 15.6.1999. 32 Traugott Hahn: Die Letztzeit und die Vollen- dung der Gemeinde unseres Herrn. Sieben Vor- träge, 5. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1924, S. 38 f. 33 EZA, 7/3648, Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden an den EOK, 5.12.1930. 34 Zum Umschlag von der emanzipatorischen zur antisemitischen »Judenfrage« im Laufe des 19. Jahrhunderts vgl. Rürup: Emanzipation, S. 1 f. Anmerkungen zu den Seiten 300 bis 303 639

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35 Schaeffer: Materialien und Richtlinien zur Ju- denfrage unserer Tage (wie Anm. 8). 36 Ebenda, S. 4. 37 Ebenda, S. 5; ähnlich charakterisierte der Missionsdirektor Otto von Harling den »jüdi- schen Einfluß von Juden auf das politische, wirtschaftliche und geistige Leben der Wirts- völker«, Otto von Harling: Juden und Juden- mission, in: Kirchliches Jahrbuch 52 (1925), S. 268. 38 Schaeffer: Materialien und Richtlinien zur Ju- denfrage unserer Tage (wie Anm. 8), S. 5, im folgenden S. 82. 39 Otto von Harling: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 51 (1924), S. 125–135, hier S. 125 f., so auch im folgenden. 53 Siegfried Jacob: Das Problem der Anknüpfung für das Wort Gottes in der deutschen evangeli- schen Missionsliteratur der Nachkriegszeit, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1935, S. 100. 54 Vgl. Lehmann: Mission, S. 61 sowie Menzel: Anteil. 55 LABB, BMW, Julius Richter, Bd. 1, Julius Richter an Martin Schlunk, 23.8.1928. 56 Martin Schlunk: Führer fremder Völker und das Christentum. Eine Vorlesungsreihe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. 57 Martin Schlunk: Paulus als Missionar, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Allgemeine Missions- Studien, Heft 23). Die positive Haltung Schlunks gegenüber dem Nationalsozialismus findet sich mehrfach belegt bei Ustorf: Missions. 40 G. Krönert: Die Juden und wir. Eine Auseinan- 58 Martin Schlunk: Die Welt des Apostels, in: Neue dersetzung mit Dr. A. Dinter, in: Der Geistes- kampf der Gegenwart 58 (1922), Heft 4, S. 82–87, hier S. 86, im folgenden S. 87. Dinters antisemitisches Machwerk, das in Deutschland zu Hunderttausenden verkauft wurde, kolpor- tiert die weitverbreitete Phantasie, daß Juden systematisch auf die »Verunreinigung arischen Blutes« durch sexuelle Beziehungen zu ari- schen Frauen hinarbeiten würden. Die Kinder aus solchen Verbindungen stünden unter jüdi- scher Gewalt. Vgl. Friedländer: Veränderungen, S. 63 f. 41 Otto von Harling: Jesu und seiner Gläubigen Blick auf Israel, in: Ernst Schaeffer (Hrsg.): Trö- stet, tröstet mein Volk! Eine Auswahl von Pre- digten und Vorträgen über Judenmission, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1922 (= Christentum und Judentum, Serie VI/Heft 2), S. 36–42, hier S. 36, so auch im folgenden. 42 [Heinrich] Wuttke: Das Heil kommt von den Ju- den, Jahrespredigt 1919 Berlin, in: Schaeffer: Tröstet, tröstet mein Volk! (wie Anm. 41), S. 43–48, hier S. 46. 43 Vgl. zur jüdischen Kritik an der Judenmission Wiese: Wissenschaft, S. 88–130. 44 Ernst Schaeffer: Recht und Pflicht der Juden- mission, in: Schaeffer: Tröstet, tröstet mein Volk! (wie Anm. 41), S. 89–99, hier S. 98. 45 Rehfeldt: Das Recht der Judenmission nach evangelischen Prinzipien (wie Anm. 17), S. 32. 46 Vgl. Clark: Politics, S. 287. 47 Strecker: Judenchristliche Probleme in der Ur- christenheit und heute (wie Anm. 23), S. 33. 48 Julius Richter: Die Judenmissionskonferenz in Atlantic City, in: Ernst Schaeffer (Hrsg.): Der heutige Stand der Judenmission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Allgemeine Missions-Stu- dien, Heft 12), S. 3–11, hier S. 6. 49 Schaeffer: Materialien und Richtlinien zur Ju- denfrage unserer Tage (wie Anm. 8), S. 92. 50 Strecker: Judenchristliche Probleme in der Ur- christenheit und heute (wie Anm. 23), S. 42. 51 Vgl. Kapitel 3, S. 97. 52 Zur völkischen Ausrichtung der Missionstheolo- gie vgl. Tilgner: Volksnomostheologie, S. 217–221. Allgemeine Missionszeitschrift 13 (1936), S. 361–377, hier S. 368. 59 Zur Biographie vgl. auch Poewe: Spell, die je- doch die völkische Ausrichtung von Knaks Schriften verkennt. Die Personalakten Knaks im Berliner Missionswerk sind nach Auskunft des Archivs verschollen. 60 Vgl. dazu Lehmann: Mission, S. 66 f. sowie Weiß: Missionen, S. 10. 61 An dieser Stelle folgt in den Berliner Missions- berichten noch der Nachsatz: »[…] der Christ darf das harte Schicksal, das andere trifft, nie mit Haß, auch nicht mit Gleichgültigkeit anse- hen«. Siegfried Knak: Ein Wort der Mission zur Rassenfrage, in: Berliner Missionsberichte 9 (1935), S. 157–159. 62 Siegfried Knak: Ein Wort der Mission zur Ras- senfrage, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 13 (1936), S. 36–39, hier S. 38, so auch im folgenden. 63 Vgl. dazu Weiß: Missionen, S. 10. Ausführlicher zur »Äusseren Mission« und zur »Neuen Allge- meinen Missionszeitschrift« siehe Kapitel 3, S. 91–101. 64 Vgl. Clark: Politics, S. 295 f. 65 Ebenda, S. 302. 66 Wort des Bruderrates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Judenfrage, Darmstadt 8.4.1948, in: Kirchliches Jahrbuch 1933–1944, 60.–71. Jahrgang. Hrsg. von Joachim Beck- mann, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948, S. 224–227, hier S. 225. 67 Grundlegend dazu: Tilgner:Volksnomostheolo- gie. 68 Vgl. ebenda, S. 179–201; zu Althaus’ theologi- scher und politischer Haltung im Dritten Reich vgl. Ericksen: Theologen, S. 115–166; ausführ- lich zu Althaus siehe Kapitel 5, S. 197–208. 69 Der Aufsatz »Kirche und Volkstum. Der völki- sche Wille im Lichte des Evangeliums« wurde erstmals veröffentlicht in: Paul Althaus: Evan- gelium und Leben. Gesammelte Vorträge, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1927, S. 113–141, hier S. 130, so auch im folgenden. Der Vortrag wur- de auch als eigenständige Publikation aufge- legt: Paul Althaus: Kirche und Volkstum. Der 640 Anmerkungen zu den Seiten 303 bis 308

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völkische Wille im Lichte des Evangeliums, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1928. 70 Althaus: Evangelium und Leben (wie Anm. 69), S. 131. 71 Vgl. Tilgner: Volksnomostheologie, S. 185; Paul Althaus: Evangelium und Leben (wie Anm. 69), S. 118 und 123. 72 Vgl. Kapitel 5, S. 204–206. 73 Vgl. Tilgner: Volksnomostheologie, S. 187. 74 Kurt Dietrich Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1934, S. 182–186. Die Haltung Alt- haus’ zum »Arierparagraphen« blieb unter den Theologen nicht unkommentiert. Der Marbur- ger Theologe Heinrich Frick schrieb in einem Brief an Althaus: »Ich bin fest davon überzeugt und die Zukunft wird mir darin Recht geben, daß an dieser Stelle es nur ein Entweder-oder gibt. Und sie stehen auf der anderen Seite. Denn ihre Position ist vom Antisemitismus nur graduell unterschieden.« NL Paul Althaus, Heinrich Frick an Paul Althaus, 16.10.1931. 75 Paul Althaus: Von der Kirche. Psalm 122,1–3: Kirchgang, Offenb. 3,1–3: Lebendige Kirche?, Joh. 20,19–31: Apostolische Kirche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 1), S. 27. 76 Paul Althaus: Festbetrachtungen. Sonnenwen- de, Anno Domini, Die verlorene Liebe, Das ein- zige Ostern, Himmel und Erde, Der Herr ist der Geist, Gütersloh: C. Bertelsmann, 1936 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 11), S. 23. 77 Paul Althaus: Gericht und Heil. Mark. 2,1–12: Heilung, Jak. 5,9b: Schweigt Gott?, Jes. 43,1: Und der Einzelne? Gütersloh: C. Bertelsmann, 1937 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 12), S. 16, 20. 78 Paul Althaus: Das Geheimnis der Kirche. Jes. 55,10.11: Die Gewalt des Wortes, Ephes. 2,19–22: Kirchbau, Apostelgesch. 9,1–9: Da- maskus. Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 21), S. 12. 79 Paul Althaus: Trost Gottes. Predigten in schwerer Zeit, Gütersloh: C. Bertelsmann: 1946, S. 13 f. 80 Fr[éderick] Bell: Von Gott zu Lehen!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 9 f. 81 Fr[éderick] Bell: Festflammen für alle Feste des Kirchenjahres. Aussagen und Zeugnisse als Handreichungen für Predigten, religiösen Un- terricht und Vorträge, 2 Bde., Gütersloh: Der Rufer 1948/49, ders.: Die zehn Gebote als le- bendige Kraft im heutigen Leben, Gütersloh: Der Rufer 1951. 82 Werner Wiesner: Die Lehre von der Schöp- fungsordnung. Anthropologische Prolegomena zur Ethik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, im folgenden S. 90, 88, 93, 96. 83 Vgl. Meier: Fakultäten, S. 62 f. 84 Vgl. Scholder: Kirchen, S. 364–400; zur Ge- schichte der Deutschen Christen Bergen: Cross. 85 Für das Folgende vgl. Mehlhausen: Nationalso- zialismus, S. 53 f. 86 Vgl. Kaiser: Protestantismus, S. 681 f. 87 Fassung Karl Bernhard Ritter, November 1933, in: Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzli- chen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 74), S. 78. 88 Zitiert in Siegele-Wenschkewitz: Adolf Schlat- ter, S. 96. 89 Vgl. Meier: Fakultäten, S. 128 f. 90 Theologisches Gutachten über die Zulassung von Christen jüdischer Herkunft zu den Ämtern der Deutschen Evangelischen Kirche, 25. Sep- tember 1933, abgedruckt in: Schmidt: Die Be- kenntnisse und grundsätzlichen Äußerungen zur Kirchenfrage des Jahres 1933 (wie Anm. 74), S. 182–186. 91 Vgl. Neuer: Adolf Schlatter, S. 750. 92 Karl Alberts: Der Deutschen Christus. Ein klärender Versuch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 28, im folgenden S. 31 f., 23, 35, 30 f. 93 Renatus Hupfeld: Die Bekenntnisfrage in der neuen deutschen evangelischen Kirche, in: Zeit- schrift für systematische Theologie 11 (1933/34), S. 589–625, hier S. 614, so auch im folgenden. 94 Vgl. Fix: Universitätstheologie, S. 185. 95 Hupfeld: Die Bekenntnisfrage in der neuen deutschen evangelischen Kirche (wie Anm. 93), S. 614. 96 Vgl. Fix: Universitätstheologie, S. 190. 97 Hupfeld: Die Bekenntnisfrage in der neuen deutschen evangelischen Kirche (wie Anm. 93), S. 614 f., im folgenden S. 615. 98 Vgl. Fix: Universitätstheologie, S. 191–198. 99 Hermann Kapler, bis zum 30.6.1933 Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchenausschus- ses, hatte nach Bekanntwerden des »Berufsbe- amtentumgesetzes« die Apologetische Zentrale in Spandau um eine Stellungnahme zum »Ju- denproblem« gebeten. Das Papier mit dem Titel »Die Kirche und die Judenfrage in Deutschland« entsprach weitgehend der Hal- tung der obersten Kirchenbehörde. Ungenann- ter Verfasser war Walter Künneth, der diese Aufzeichnungen wenig später in einem Sam- melband veröffentlichte. Walter Künneth/Hel- muth Schreiner: Die Nation vor Gott, Berlin: Wi- chern 1933; vgl. Scholder: Kirchen, S. 392 f. Zu Künneths Rolle in der Apologetischen Centrale vgl. Pöhlmann: Kampf. 100 Ausführlich dazu Kapitel 5, S. 173–176. 101 [Carl Pabst]: Neue Kirche im neuen Staat. Be- kenntnis – Gemeindeaufbau – Kirchenleitung – Nationalsozialistischer Staat – »Deutsche Chri- sten«, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 75–80. 102 Die Jungreformatorische Bewegung wird – ins- besondere aufgrund von Karl Barths scharfer Kritik – als eine von den Deutschen Christen kaum unterscheidbare, überaus problematische kirchenpolitische Gruppierung eingestuft. Tatsächlich gab es zahlreiche ideologische Übereinstimmungen, bis auf Differenzen in der Position zur Wahl des Reichsbischofs – die Anmerkungen zu den Seiten 309 bis 314 641

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Jungreformatoren unterstützten Friedrich von Bodelschwingh – und zur Ausschließung von »Nichtariern« aus der Kirche; vgl. Scholder: Kir- chen, S. 457–460. 103 [Pabst]: Neue Kirche im neuen Staat (wie Anm. 101), S. 76 f., im folgenden S. 79 f. 104 Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhun- derts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Ge- staltenkämpfe unserer Zeit, München: Hohe- neichen 1930, S. 636. 105 Zu Volkmar Herntrich vgl. auch Kapitel 5, S. 187–189. 106 Volkmar Herntrich: Völkische Religiosität und Altes Testament. Zur Auseinandersetzung der nationalsozialistischen Weltanschauung mit dem Christentum, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, S. 20, im folgenden S. 21 f. 107 Zur Deutung des Alten Testaments für die völki- sche Bewegung vgl. Weber: Altes Testament, insb. S. 50–87. 108 Herntrich: Völkische Religiosität und Altes Te- stament (wie Anm. 106), S. 22, im folgenden S. 24. Aufmerksamkeit für die Antisemitismusfor- schung vielfach fehlt. 117 Vgl. auch Kapitel 4, S. 141. Zu völkisch orien- tierten Autoren liegen zwar Einzelstudien vor (aufschlußreich zu Emil Strauß beispielsweise Bohley: Erziehung). Doch eine systematische Darstellung des Antisemitismus in den völki- schen Romanen der NS-Zeit und Analysen der spezifischen Bilder über die deutsche bäuerli- che Idylle und das jüdische städtische Milieu fehlen. Die Untersuchungen zur Weimarer Zeit bleiben meist auf Arthur Dinters Bücher beschränkt, so auch Schmidt: Westen, S. 92–115. 118 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 56, Akte 5, Ma- rie Diers, Lebenslauf o. D. 119 Marie Diers: Der Teufelspate, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1928, S. 28 f., im folgenden S. 51 f. 120 Zu Will Vesper und seiner persönlichen Verbin- dung zu Heinrich Mohn vgl. Kapitel 4, S. 149–152 und Kapitel 9, S. 401–403. 121 Will Vesper: Unsere Meinung, in: Die Neue Lite- ratur 33 (1932), S. 100. 109 Volkmar Herntrich: Christus der Herr. Vom Chri- 122 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Stein- stusbekenntnis der Kirche in unserer Zeit, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1937, S. 87 f. 110 Adolf Wendel: Dennoch Altes Testament!, Gü- tersloh: C. Bertelsmann [1936] (= Volksmissio- narische Hefte), S. 3, im folgenden S. 4, 30 f., 12, 11; zur bei Bertelsmann ab 1934 erschei- nenden Broschürenreihe »Volksmissionarische Hefte« vgl. ausführlich Kapitel 3, S. 88–91. 111 Helmut Lother: Neugermanische Religion und Christentum. Eine kirchengeschichtliche Vorle- sung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, S. 145, 169. 112 Wilhelm Lütgert: Der Kampf der deutschen Christenheit mit den Schwarmgeistern, Güters- loh: C. Bertelsmann 1936, S. 48. 113 Herntrich: Christus der Herr (wie Anm. 109), S. 17. 114 Herntrich: Völkische Religiosität und Altes Te- stament (wie Anm. 104), S. 24. 115 Vgl. dazu Büttner: Kirche, S. 56 f. 116 Auch wenn die Untersuchungen zur national- sozialistischen Literatur bis in die neunziger Jahre hinein weitgehend einer inhaltsästheti- schen und ideologiekritischen Problemstellung folgten, wurde das Thema Antisemitismus nie systematisch unter motivgeschichtlichem Ge- sichtspunkt untersucht. Es lohnt jedoch durch- aus, Motive und Figurationen von Antisemitis- mus über die Werke eines einzelnen Autors hin- aus vergleichend zu untersuchen; dies zeigt das dreibändige Sammelwerk zu Judentum und Antisemitismus in der deutschsprachigen Lite- ratur vom 18. Jahrhundert bis 1938; vgl. Horch/Denkler: Conditio Judaica. Uwe Ketelsen weist zu Recht darauf hin, daß die Literaturwis- senschaften die historische Forschung zum Na- tionalsozialismus und die Historikerdebatten viel zu wenig rezipieren. Ketelsen: Literatur, S. 241 f. Zu ergänzen ist wohl, daß auch die siek an Will Vesper, 8.5.1933. 123 Wulf: Literatur, S. 275–279. 124 Will Vesper: Kämpfer Gottes. Gesamtausgabe der historischen Erzählungen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. 125 Beispielsweise in Will Vesper: Der arme Konrad (erstmals 1923) in: ebenda, S. 209–242, hier S. 262. 126 Will Vesper: Der Bundschuh zu Lehen (erstmals 1923), in: ebenda, S. 169–207, hier S. 175. 127 Will Vesper: Im Flug durch Spanien. Erzählun- gen von einer Reise, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943, S. 106 im folgenden S. 67, 158 f. 128 Käthe Papke: Das Kreuz auf Usedom, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. Biographische Details der eher wenig bekannten Autorin do- kumentiert das Aufnahmeverfahren in die RSK. BA Berlin, BDC, RKK 2101, Box 936, Akte 7, Käthe Papke. 129 Vgl. zu den ersten Frauenromanen bei Bertels- mann auch Kapitel 4, S. 163–167. 130 Käthe Papke: Das Kreuz auf Usedom (wie Anm. 128), S. 283, im folgenden S. 74, 62 f. 131 Carl Schütz: Im Sturm des Herrn, in: Der christ- liche Erzähler, 5. Band, 2. Halbjahr 1929, S. 2–15, 34–47, 66–78, 98–109, 130–142, 162–174, 194–208, 226–239, 258–268, 290–306, 322–337, 354–372, 386–403. Vgl. dazu Kirn: Bild. 132 Vgl. Jüdisches Museum der Stadt Wien: Macht, S. 43 f. 133 Schütz: Im Sturm des Herrn (wie Anm. 131), S. 36 f., 39, 42, 131. 134 Otto Weber-Krohse: Sieben Preußen als Bahn- brecher des deutschen Gedankens, Gütersloh: C. Bertelsmann [1939], im folgenden S. 189 f., 327, 353, 413 f., 422 f., 439, 529, 560. Zur po- litischen Haltung Weber-Krohses vgl. auch Ka- pitel 9, S. 382–385. 642 Anmerkungen zu den Seiten 314 bis 321

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135 Historische Darstellungen zum neuen Aufleben des Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg bieten Friedländer: Ver- änderungen und Jochmann: Ausbreitung. In der materialreichen und innovativen Studie von Theweleit zu den Freikorpsromanen ist Antise- mitismus keine Untersuchungskategorie. The- weleit: Männerphantasien. Völlig unterbelichtet bleibt das Thema Antisemitismus auch in Goll- bachs Studie zu den Frontromanen der späten zwanziger Jahre. Gollbach: Wiederkehr. Hinge- gen weicht Müller in seinen Fallstudien zu Erich Maria Remarque, Arnold Zweig, Ernst Jünger und Ludwig Renn der Bedeutung von Antisemitismus in deren Kriegsromanen nicht aus. Müller: Krieg. Unter Berücksichtigung der jüdischen Perspektive und Reaktion auf Antise- mitismus vgl. Sieg: Intellektuelle. 136 Hans Robert Schröter: Der Auswanderer, in: Frohes Leben 3 (1939), Heft 10, S. 289–302, im folgenden S. 297. 137 Die Erzählung endet mit einer Kampfszene, in der die familiäre Bindung zugunsten der natio- nalen Identität geopfert wird: Mitten in einer Schlacht gegen die Engländer erkennt Heinrich Holler in einem erschlagenen englischen Solda- ten seinen Sohn. »Holler kniet neben dem Sohn nieder – ein deutscher und ein englischer Sol- dat – und drückt ihm die Augen zu.« Von den herannahenden Engländern wird auch der Vater getötet und fällt vornüber auf den Sohn. Schrö- ter resümiert: »Jeder trug sein Vaterland im Herzen. Aus dem ewig lebendigen Strome der Geschlechterkette wuchs ihre Tat. Sie war Be- kenntnis zu Volk und Land, die sie in der Stim- me der Ahnen und im Drange des Blutes riefen. So mußten sie folgen. Ewig geht der Blutstrom der Völker durch die Zeiten. Er ist stärker als Menschenwille und Menschenliebe – er ist göttliches Gesetz!« Schröter: Der Auswanderer (wie Anm. 136), S. 301 f. 138 BA Berlin, BDC, RKK 2101, Box 621, Akte 18, Carl Kirchhoff. 139 Vgl. ausführlich zu Kirchhoff Kapitel 6, S. 288. 140 Carl Kirchhoff: Von Hölle zu Hölle. Erlebnis ei- ner französischen Gefangenschaft, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940, S. 69 f. 141 Vgl. Schoppmann: Sympathien, S. 171–176. 142 Ebenda, S. 172 f. 143 Ruth Margarete Roellig: Soldaten, Tod, Tänze- rin. Ein Tatsachenbericht, Gütersloh: C. Bertels- mann 1937, S. 189, 196, das folgende Zitat S. 104; vgl. Kapitel 6, S. 280 f. 144 Zu Clemens Laar vgl. auch Kapitel 6, S. 286 f. 145 Clemens Laar: Der große Marsch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939, S. 27, so auch im folgen- den. 146 Ebenda, S. 13, im folgenden S. 139, 112 f., 115 f. 147 Helene Christaller: Stephan und Klaudia. Die Geschichte einer Liebe, in: Der Christliche Er- zähler 14 (1934), S. 2–17, 34–49, 66–81, 98–114, 130–147, 162–176, 194–208, 226–246, 258–275, hier S. 273. Biographische Details zur Autorin und ihre Aufnahme in die RSK 1937 in BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 45, Akte 8, Helene Christaller. Die darin enthal- tene Verlagskorrespondenz stammt aus den vierziger Jahren und enthält keine Informatio- nen zu Bertelsmann. 148 Ausführlich zu Ettighoffer Kapitel 6, S. 264–269. 149 P[aul] C[oelestin] Ettighoffer: Kameraden vom Zelt 27. Deutsches Schicksal an Ruhr und Rhein 1920–1924, 41.–60. Tsd., Gütersloh: C. Ber- telsmann [1942], im folgenden S. 323. 150 Zur Publikationsgeschichte und Auflagenhöhe vgl. Kapitel 6, S. 267 f. In seinem ebenfalls bei Bertelsmann erschienenen Reisebericht »So sah ich Afrika« überträgt Ettighoffer bekannte antisemitische Klischees auf die in Afrika le- benden Inder. P[aul] C[oelestin] Ettighoffer: So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch un- sere Kolonien, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 S. 223 f., 267. 151 Thor Goote: Wir tragen das Leben, 46.–75. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1939], im fol- genden S. 231–240; biographisch und werkge- schichtlich zu Goote vgl. Hillesheim/Michael: Lexikon, S. 203–209; ausführlich zu Thor Goote Kapitel 6, S. 271–276. 152 Herbert Volck: Rebellen um Ehre. Mein Kampf für die nationale Erhebung 1918–1933, 5. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1941, S. 13. Zu Volck vgl. auch Kapitel 6, S. 278 f. 153 Volck: Rebellen um Ehre (wie Anm. 152), S. 19, im folgenden S. 112, 75, 147 f., 196, 308 f., 432. 154 Ebenda, S. 75. 155 Ebenda, S. 308 f. 156 Ausführlich zur Reihe »Spannende Geschich- ten« Kapitel 6, S. 252–263. 157 W. von Buhrmeister-Eymern: Unter Bolschewi- ken und Kamtschadalen, Gütersloh: C. Bertels- mann [1937] (= Spannende Geschichten, 28), im folgenden S. 1, 4 f., 18. 158 A. Falkenhorst: In den Klauen der GPU. Erleb- nisbericht aus Sowjet-Rußland, Gütersloh: C. Bertelsmann [1942] (= Spannende Geschich- ten, 119), S. 16, im folgenden S. 31. 159 Dieter Evers: Wir waren polnische Gefangene, Güterloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Geschichten, 71), S. 8, im folgenden, S. 16. 160 Dieter Evers: Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940], S. 6. Hanns Pfeuffer greift in »Kameraden vom Edelweiß« auf dieselbe Propaganda zurück. Als der Autor 1939 mit dem Zug von Berlin nach Danzig fährt, sieht er einen Zeitungsjungen, der »sein jüdisches Hetzblatt« über die Deut- schen in Polen vergebens verkaufen will. Hanns Pfeuffer: Kameraden vom Edelweiß. Drei Jahre Kampf für Großdeutschland 1938–1939– 1940, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941, S. 90. Eine ähnliche Passage enthält die kurze Erzäh- lung von Mia Munier-Wroblewska, die 1934 in Anmerkungen zu den Seiten 322 bis 329 643

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einer 2. Auflage auf 12 000 Exemplare kam und als deutliche Propaganda für das »neue Deutschland« gelesen werden kann. Auch hier sind es Juden, die in den Zeitungen Greuelpro- paganda über Deutschland verbreiteten. Mia Munier-Wroblewska: Deutsch ist die Saar!, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 23), S. 76. 161 Vgl. Kapitel 6, S. 261. 162 Dietrich Lehmann: Wir suchen den Feind. Als Gefechtsaufklärer bei einem Stuka-Geschwader im Polenfeldzug, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Geschichten, 77), S. 22. 163 Biographisches zu dem relativ unbekannten Autor Wundshammer in BA Berlin, BDC, RKK 2101, Box 1418, Akte 1, Benedikt Heinrich Wundshammer. Vgl. zu Wundshammer auch Kapitel 9, S. 389–391. 164 Benno Wundshammer: Flieger – Ritter – Hel- den. Mit dem Haifischgeschwader in Frankreich und andere Kampfberichte, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1941, S. 78. Die Szene ist auch in der »Spannenden Geschichte« von Wundshammer enthalten, die noch im gleichen Jahr als Aus- koppelung des Romans erschien. Benno Wundshammer: Leutnant Kamp. Erlebnisse ei- nes Kampffliegers, Gütersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Spannende Geschichten, 104), S. 22. 165 Benno Wundshammer: Feuer am Olymp, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1944, S. 256. 166 Die einzigen biographischen Angaben zu Pfeuf- fer finden sich in BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 318, Akte 14, Hanns Pfeuffer. Pfeuffer: Ka- meraden vom Edelweiß (wie Anm. 160). 167 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Box 318, Akte 14, Hanns Pfeuffer. 168 Pfeuffer: Kameraden vom Edelweiß (wie Anm. 160), S. 107, 171, 284, 121, im folgen- den S. 107, 120, 118, 168, 169. 169 Hans Hoeschen: Zwischen Weichsel und Wolga, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943, im folgenden S. 3, S. 5, 176. Aus seiner Akte im BDC läßt sich sein Lebenslauf rekonstruieren. Er lebte bis zu seinem Einzug in die Wehrmacht in Dortmund und war als freier Journalist für verschiedene westfälische Zeitungen und für die Zeitschrift Metallarbeiter tätig. Nach seiner Aufnahme in die NSDAP (1937) war er Blockleiter, Mitglied der DAF und des RDS. In seinem »Politischen Führungszeugnis« wurde 1938 festgehalten: »Er bietet Gewähr, sich auch in Zukunft für den nationalsozialistischen Staat einzusetzen.« BA Berlin, BDC, RKK 2102, Box 522, Akte 11, Hans Hoeschen, handschr. Lebenslauf, 15.11.1937 und Politisches Führungszeugnis der NSDAP, 13.5.1938. Zur Produktionsgeschichte vgl. Ka- pitel 9, S. 393 f. 170 BA Berlin, BDC, RKK 2102, Box 522, Akte 11, Hans Hoeschen an RSK, 1.8.1941. 171 Als Befreiungsakt stellt auch Heinz Pape in sei- nem Kriegsbericht den Aufbau des faschisti- schen Staates in Rumänien durch General An- tonescu dar. »England und die Juden« hätten Rumänien tyrannisiert, der Ex-König Carol habe unter dem »verderblichen Einfluß der Jüdin Lu- pescu« gestanden und das Land sei so ins Un- glück gestüzrt worden. Heinz Pape: Panzerflie- ger über dem Balkan. Die Vernichtung Jugosla- wiens. Der Sieg in Griechenland, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943, S. 40. 172 Hoeschen: Zwischen Weichsel und Wolga (wie Anm. 169), S. 30, im folgenden S. 170, 94, 171, 176. In ähnlicher Weise verkehrt Karl Heinz Christiansen in seinem Beitrag zu einer 1939 veröffentlichten »Spannenden Geschich- te« die Rolle von Täter und Opfer. Die Zer- störung Polens sei nicht das »Vernichtungs- werk« deutscher Soldaten. »Jüdische Strolche und polnische Meuchelmörder legten Feuer an die Gehöfte der volksdeutschen Bauern«. Karl Heinz Christiansen: Bomben auf das brennende Warschau, in: Josef Grabler (Hrsg.): Sturz- kampfflieger über Warschau und Modlin, Gü- tersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Spannende Geschichten, 67), S. 3–6, hier S. 3. 173 StA Detmold, M 18, Nr.11, Preußische Regie- rung Minden/SD Abschnitt Bielefeld, »Einstel- lung der Bevölkerung zur Evakuierung der Ju- den«, 6.12.1941. Vgl. dazu Kapitel 10, S. 451 f. »Im Kleinen ein Muster der Volksgemeinschaft« 1 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF-Gauwaltung Westfalen-Nord in Münster, 24.9.1937. 2 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung. Die Einträge für die Jahre 1942 und 1943 wurden jeweils am Jahresende verfaßt. 3 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 57, 97, 117. 4 Ebenda, S. 71, 74, 97, 110, 120. Über die ent- sprechende Praxis zwischen 1933 und 1937 lie- gen keine Quellen vor. Der 20. April war in Gü- tersloh jedes Jahr Anlaß zu einem Fackelzug durch die Stadt. Gütersloher Zeitung, 21.4. 1934, Der Fackelzug der 1300. Westfälische Zei- tung/Gütersloher Zeitung, 21.4.1939, Der Ge- burtstag des Führers. Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, Der Fackelzug der Tausende! [sic]. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 22.4.1940, Führers Geburtstag in Gütersloh. 5 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 61. 6 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 14.3.1938, Lodernde Fackeln – wehende Fah- nen. Großkundgebung der NSDAP vor dem Rathaus. 644 Anmerkungen zu den Seiten 329 bis 336

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7 StadtA Gütersloh, D 3086, Richtlinien der NSBO für die Feier des 1. Mai, 25.4.1933, dar- in: »Ganz besonderer Wert wird darauf gelegt, daß auch auf den Betrieben, auf Fabrikschorn- steinen und -türmen sowie auf den Bürohäu- sern die Fahnen des Reiches gehißt werden.« Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 71. 8 Gütersloher Zeitung, 2.5.1933, Die Heimat fei- ert den Tag der nationalen Arbeit. Ansprachen sind in Auszügen dokumentiert bei Hilbk: Kai- ser, S. 65 f. 9 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 68, 70, 113. 10 Ebenda, S. 137, 139. 11 Amtliche Korrespondenz der Deutschen Ar- beitsfront 1934, zitiert nach Schmitz-Berning: Vokabular, S. 95. Gütersloher Zeitung, 28.4.1933, Der Tag der nationalen Arbeit. 12 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 118, 133, 135. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an DAF Gütersloh, 16.9.1938. Sammlung UHK, I.2/2110, Pro- gramm des Betriebsappells am 11.11.1943. UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. 13 Sammlung UHK, I.2/2023, Leitspruch zu einem Betriebsappell der Firma C. Bertelsmann, Gü- tersloh. Der Spruch wurde an alle Mitarbeiter verteilt. 14 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 139. Der Appell fand am 30.12.1940 statt. Auch Sammlung UHK, I.2/2023. 15 RGBl. I, 4.1.1934. Von einem »Grundgesetz« sprach zeitgenössisch bereits Werner Mansfeld, Mitverfasser und Kommentator des AOG. Zur Entstehungsgeschichte und Bedeutung vgl. Fre- se: Betriebspolitik, ferner Siegel: Leistung; Broszat: Staat. 16 Karl Arnold: Umrisse einer deutschen Betriebs- lehre, in: ders.: Der deutsche Betrieb. Aufgaben und Ziele nationalsozialistischer Betriebs- führung, Teil 4, Leipzig: Bibliograph. Institut 1939, S. 3–59, hier S. 57; vgl. Schneider: Ha- kenkreuz, S. 497. 17 Paragraph 1 (2) des AOG lautet: »Er [der Be- triebsführer] hat für das Wohl der Gefolgschaft zu sorgen. Diese hat ihm die in der Betriebsge- meinschaft begründete Treue zu halten.« 18 Werner Mansfeld: Vom Arbeitsvertrag. Eine ar- beitsrechtliche Selbstbesinnung, in: Deutsches Arbeitsrecht 4 (1936), S. 118–130; vgl. Schnei- der: Hakenkreuz, S. 498; grundlegend Spohn: Betriebsgemeinschaft; ders.: Herrschaft; Mai: Arbeiter; wichtig zuletzt Hachtmann: Arbeits- verfassung; ferner Kranig: Lockung; ders.: Ar- beitnehmer; zu Mansfeld vgl. Frese: Betriebspo- litik, S. 100, Anm. 90. 19 Während die angeführten Studien zur Arbeits- verfassung nicht nach der betrieblichen Rea- lität im Nationalsozialismus fragen, liegen hier- zu aus den achtziger Jahren gelungene Fallstu- dien insbesondere zur Eisenindustrie und zum Bergbau vor, vgl. Seebold: Stahlkonzern; Wi- sotzky: Ruhrbergbau; Yano: Hüttenarbeiter. Neuere Forschungsarbeiten zur Unternehmens- geschichte im Dritten Reich beschäftigen sich kaum mit der Thematik, vgl. Gall u. a.: Deut- sche Bank; Bähr: Goldhandel; Mommsen/Grie- ger: Volkswagenwerk; Pohl: Philipp Holzmann; Feldenkirchen: Siemens; anders hingegen Gre- gor: Stern; knapp Feldman: Allianz, wichtig Berghoff: Kleinstadt. 20 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung. 21 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 13.11. 1936, Eine Chronik für jeden Betrieb. 22 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung. 23 Ebenda, »Merkblatt zum Gemeinschaftsbuch«, 15.6.1936. 24 Für entsprechende Auskünfte sei Matthias Fre- se, Rüdiger Hachtmann und Michael Schneider, den Verfassern grundlegender wissenschaftli- cher Untersuchungen über die Wirtschafts- und Betriebspolitik des Dritten Reiches, besonders gedankt. 25 Vgl. Hachtmann: Lebenshaltungskosten, S. 39–41. 26 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 67. 27 Zu dieser Zeit waren 163 von 227 Mitarbeitern des Unternehmens Mitglied in der Deutschen Arbeitsfront. Sammlung UHK, I.2/1007, DAF- Fragebogen, Leistungskampf der deutschen Be- triebe, 24.9.1937. 28 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, (mit Ergänzungen vom 6.6.1941), S. 5. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Güters- loh, betreff Leistungskampf der deutschen Be- triebe 1941/42, Betriebsordnung, 5.6.1941. 29 So auch bei Bertelsmann: Sammlung UHK, I.2/2107, Lohnbuch, undatiert; vgl. Mason: So- zialpolitik, S. 182. Aus der Quellenedition »So- zialstrategien der Deutschen Arbeitsfront« ge- hen keine Einzelheiten über Bertelsmann her- vor. 30 Allgemein vgl. Frese: Betriebspolitik, S. 138–168; Spohn: Herrschaft, S. 161–169. 31 Ein Nachtrag von einer Seite wurde am 6.6. 1941 hinzugefügt. 32 Sammlung UHK, I.2/2109, Arbeitsordnung für die Firma C. Bertelsmann, 25.2.1931. 33 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940. 34 Ebenda, S. 5. 35 Nach Spohn war in lediglich zwei Prozent aller Betriebe die Wahl eines Vertrauensrats ver- Anmerkungen zu den Seiten 336 bis 341 645

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pflichtend; vgl. Spohn: Herrschaft, S. 175, An- merkungen 150, 151, S. 183; zum Vertrauens- rat grundlegend Frese: Betriebspolitik, S. 169–227; wichtig auch Fichter: Aufbau, S. 474; Schneider: Hakenkreuz, S. 505–516; am Beispiel des Musikinstrumentenherstel- lers Hohner anschaulich Berghoff: Kleinstadt, S. 453–463. 36 Sammlung UHK, I.2/8038, Programm der Morgenfeier am 1.7.1935 aus Anlaß des 100jährigen Firmenjubiläums, darin erster Beleg für die Existenz des Gremiums. Samm- lung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 144, 155. 37 Ersatzleute waren Paul Henke, Paul Fitze, Otto Oeltze, Ingeborg Vornholt und Frau Sprick. Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreffs Vertrauensrat, 27.3.1943. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 155. 38 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 151. 39 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, S. 7; hier auch die folgenden Zitate. 40 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, passim. 41 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, S. 7. 42 Sammlung UHK, I.2/1007, Bewerbungsbogen Leistungskampf der deutschen Betriebe, 30.8.1937. Kuhlmann war bis Herbst 1937 »Parteianwärter«. 43 UHK, Zeitzeugengespräch mit Heinrich Nott- brock am 1.4.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Schwester Lydia Truse am 15.6.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Sekretärinnen Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Tru- se und Else Hunke am 10.11.1999. 44 Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Kriminalpolizei Gütersloh, 22.4.1938; die Entlassung wurde von Steinsiek ausgespro- chen. 45 Darauf deutete noch nichts hin, als Kuhlmann ein halbes Jahr zuvor gemeinsam mit August Elsing sein 25jähriges Berufsjubiläum feierte: Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 4.4.1941, Werktreue in Gütersloh. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 149 f. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 46 Sammlung UHK, I.2/2093, Zeugnis für Ludwig Kuhlmann, 10.9.1941; darin schrieb Heinrich Mohn noch, Kuhlmann werde fortan »inner- halb meiner umfangreichen Buchhaltung« ein- gesetzt. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, Ge- schäftsbericht, 5.6.1941, darin zum Austritt Kuhlmanns; identisch mit: Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, be- treff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 142, 144. Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941, darin: Ab- schiedsworte von Ludwig Kuhlmann »Ihr lieben Soldaten, liebe Arbeitskameraden!« 47 UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. 48 Sammlung UHK I.2/2110, Aktennotiz Heinrich Mohn »Entwurf für den Betriebsappell«, 14.1. 1943, darin zu Finks Beurlaubung und Weg- gang. StadtA Gütersloh, D 1028, Entnazifizie- rungsunterlagen, Einreihungsbescheid Otto Fink, 22.10.1948, darin seine Mitgliedschaften in NS-Organisationen; Fink war bis 1943 Mit- glied der NSDAP und der DAF (Hintergründe über den Ausschluß sind nicht bekannt), ab 1934 war er Beisitzer am Kreisgericht, außer- dem gehörte er ab 1936 dem Reichsluftschutz- bund an. Sammlung UHK, I.2/2110, Gerhard Steinsiek an Otto Fink, 30.12.1940. Nach Kriegsende wurde Fink in die Kategorie IV der Entlasteten eingereiht. 49 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gauwaltung Westfalen-Nord in Münster, 24.9.1937. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 52. 50 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 52. 51 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, S. 12. 52 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 631, S. 167–173, hier S. 167 f., Edwin Klein an Regierungspräsidium, 27.5.1935; zu den Vertrauensratswahlen vgl. auch Schmuhl: Stadt, S. 426. 53 Sammlung UHK, Fotoarchiv, I.4/67, Foto 599; hierzu Korrespondenz der UHK mit Schwester Lydia Truse, 3.8.2001, 24.10.2001. Ein ähnli- ches Foto ist abgedruckt in: Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illustrierte, Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943. 54 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 103, 111. 55 Sammlung UHK, I.2/2110, Terminankündigung des Betriebsappells am 3.11.1943. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 103, 156. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein. Verlagschro- nik, Werksberichte, in: Bertelsmann-Illustrierte, 646 Anmerkungen zu den Seiten 341 bis 343

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Kriegsweihnacht 1943. UHK, Zeitzeugenge- spräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. 56 Vgl. Kapitel 6. 57 Der erste Bauantrag datiert vom Juli 1936. 58 Sammlung UHK, I.2/1010, Heinrich Mohn an Fritz Möhle, 3.6.1941, persönliche Aufzeich- nungen über die Entwicklung des Unterneh- mens. 59 Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertels- mann, Arbeitsjahr 1938/39, 17.3.1939. Mohn begründet, daß er wegen »schweren Asth- maleidens« nicht an Schulungskursen der DAF teilnehmen konnte. 60 Sammlung UHK, I.2/2150, Heinrich Mohn an Stadtverwaltung Gütersloh, 27.11.1936. 61 Sammlung UHK, I.2/2150, Bescheinigungen Jo- sef Bauer, 28.11.1936, 18.3.1937. 62 Sammlung UHK, I.2/2150, Bescheinigung Ed- win Klein, 18.3.1937. Die Dringlichkeitsbe- scheinigung von Kreisleiter Horn datiert vom selben Tag. 63 Sammlung UHK, I.2/2150, Bescheinigung Preußisches Gewerbeaufsichtsamt zu Bielefeld, 18.3.1937. 64 Das (zitierte) Gutachten des Gewerbeaufsichts- amts habe den Ausschlag gegeben, daß das benötigte Eisen am Ende doch zur Verfügung stand, so Mohn in seiner Ansprache bei der Einweihungsfeier am 14.4.1939. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 82. 65 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 56–58. Sammlung UHK, I.2/2150, Liedtexte anläßlich der Grundsteinlegung. Sammlung UHK, Fotoarchiv, I.4/61, Foto 434, Heinrich Mohn und seine Mutter bei der Feier; abgedruckt in: 150 Jahre: Geschichte, S. 130 f., dort irrtümlich auf 1938 datiert. 66 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 13.8. 1937, Erweiterungsbau der Firma C. Bertels- mann. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zei- tung, 12.8.1937, Grundsteinlegung. 67 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 62. 68 Ebenda, S. 65 f. 69 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 29.11.1937, Bunte Bänder auf hohem First. 70 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 26.11.1938, Ein erfolgreiches Verlagshaus. 71 Sammlung UHK, I.2/2110, Aufstellungen über die Zahl der Arbeiter und Angestellten 1937 bis 1945. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 51, Gefolgschaftszahlen 1924–1936. Leicht differierende Zahlen sind den Bewerbungsbögen um die Teilnahme am Leistungskampf der deutschen Betriebe von August 1937 und September 1938 zu entneh- men. Demnach entwickelte sich die »Gefolg- schaftsstärke« folgendermaßen: 1932: 138 Mitarbeiter, 1933: 149, 1934: 142, 1935: 150, 1936: 186, 1937: 296. 1938 (Stand 1.8.): 367. Sammlung UHK, I.2/1007, Bewerbungsbogen Leistungskampf der deutschen Betriebe, 30.8. 1937. Sammlung UHK, I.2/1007, Bewerbungs- bogen Leistungskampf der deutschen Betriebe, 19.9.1938. 72 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 86. 73 Sammlung UHK, IV.3/2, private Papiere ehema- liger Mitarbeiter der Firma C. Bertelsmann. Von den Wettbewerben in den verschiedenen Diszi- plinen zeugen beispielsweise die »Beteili- gungsurkunde« über die Teilnahme am soge- nannten Berufswettkampf aller schaffenden Deutschen von 1939 und auch ein Zeugnis der Übungsgemeinschaft der DAF-Arbeitsgruppe Berufserziehung von 1940 von Magdalene Reitze, geborene Böckstiegel, ehemals Lehrling bei C. Bertelsmann. 74 Verfügung des »Führers«, Auszeichnung »Na- tionalsozialistischer Musterbetrieb«, 29.8. 1936, abgedruckt in: Monatshefte für NS-Sozi- alpolitik 3 (1936), Heft 12, S. 461, zitiert nach Frese: »NS-Musterbetrieb«, S. 383, hier auch zum folgenden. 75 »Unbedenklichkeitsbescheinigungen« der In- dustrie- und Handelskammer und der NSDAP- Kreisleitung für Gütersloher Betriebe, die sich 1938/39 um öffentliche Aufträge beworben hatten, sind nur lückenhaft überliefert; Unterla- gen über den Verlag C. Bertelsmann sind nicht darunter. WWA, K 3, Nr. 1087, Gauleitung Westfalen-Nord an Industrie- und Handelskam- mer Ostwestfalen in Bielefeld, 8.5.1939, be- treff Einschaltung der Kreiswirtschaftsberater bei der Aufnahme von Firmen in die Kartei für öffentliche Aufträge. Für ihre »Einstellung zum heutigen Staat und ihr rückhaltloses Eintreten für nationalsozialistische Belange« wurden die meisten Gütersloher Betriebe gelobt. Nach- weislich vier erhielten die »Unbedenklichkeits- bescheinigung« nicht, zwei Geschäftsleute we- gen Konflikten mit der DAF, einer wegen an- geblicher Steuerhinterziehung und einer, Josef Steinberg, weil er Jude war. 76 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF-Gauwaltung Westfalen-Nord in Münster, 24.9.1937 (aus der Rückschau verfaßt). Daß er nicht schon auf Anhieb zur Bewerbung bereit war, begründete Mohn am Ende seines Schrei- bens folgendermaßen: »Meine Zurückhaltung beruht also letztlich darauf, daß meine Bestre- bungen größer sind, als daß sie innerhalb eines einjährigen Leistungskampfes durchgeführt werden können.« 77 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 61. Hier Angabe des Datums. 78 Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertels- mann, Arbeitsjahr 1937/38. Anmerkungen zu den Seiten 343 bis 346 647

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79 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 101. 80 Ebenda, S. 68 f. 81 Sammlung UHK, I.2/2110, Rede des Betriebs- führers beim Betriebsappell am 9.11.1937. 82 Ab 1939 fanden Betriebsappelle alle vier Wo- chen statt. Sammlung UHK, I.2/1007, Lei- stungskampf der deutschen Betriebe, Gau Westfalen-Nord, Fragebogen C. Bertelsmann, 17.3.1939. Sammlung UHK, I.2/1007, Lei- stungskampf der deutschen Betriebe, Fragebo- gen C. Bertelsmann, Arbeitsjahr 1937/38, handschriftlicher Eintrag: »20.1.1938 bei der Arbeitsfront abgegeben«. Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Be- triebe, Fragebogen C. Bertelsmann, Arbeitsjahr 1938/39, 17.3.1939. 83 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 71. 84 Ebenda, S. 75. 85 Die Deutsche Arbeitsfront hatte zunächst Schwierigkeiten, die im September 1934 ins Leben gerufenen »Werkscharen« in den Betrie- ben zu etablieren. Ende 1936 waren reichsweit nur rund 40 000 Arbeiter in etwa 1 400 »Werk- scharen« organisiert; vgl. Frese: Betriebspolitik, S. 441 f. Sammlung UHK, I.2/1007, Rede Robert Ley: »Der Weg der Werkschar!«, unda- tiert. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 71. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, be- treff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5.6.1941. 86 Der Zuständigkeitsbereich wurde im Frühjahr 1937 erweitert. Die Zahl der »Werkscharen« schnellte daraufhin in die Höhe. Rund 300 000 Personen waren im Oktober 1938 Mitglied ei- ner »Werkschar«; insgesamt gab es im Deut- schen Reich zu dieser Zeit 9 143 solche Orga- nisationen; vgl. Frese: Betriebspolitik, S. 446. 87 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 87. 88 Ebenda, S. 71, 73. Sammlung UHK, I.2/2119, Hermann Oesterbarkey: Die schwarze Kunst, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1943, mit Foto der Betriebsfahne (Hakenkreuz im goldenen Zahnrad der DAF) im Gemein- schaftsraum. 89 Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertels- mann, Arbeitsjahr 1937/38, handschriftlicher Eintrag: »20.1.1938 bei der Arbeitsfront abge- geben«, darin Hinweis auf einen Zuschuß von einmalig 500 Reichsmark für Uniformkosten der »Werkschar«. 90 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 118. 91 Ebenda, S. 87. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Unsere Werkschar, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1942. 92 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, S. 8. 93 Bürgermeister Josef Bauer war darunter, außer- dem Kurt Schniedermann, der Vorsitzende der Gütersloher NSDAP-Ortsgruppe Süd, auch NSDAP-Stadtrat und Sparkassendirektor Heinz Hohoff, ferner Gewerberat Hakelmann und Ju- gendwalter Böhlhoff als Vertreter der Deut- schen Arbeitsfront. 94 Sammlung UHK, I.2/7001, Festordnung. Samm- lung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 80 f. und passim. 95 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 94. 96 Ebenda, S. 98, 100. 97 Ebenda, S. 102, 104. 98 Ebenda, S. 90. 99 Sammlung UHK I.2/1007, Verlag C. Bertels- mann an DAF Gütersloh, Fragebogen zum Lei- stungskampf der deutschen Betriebe 1939/40, 6.6.1939, darin: Mohn auf die Frage, welche Anstrengungen für die Verbesserung der Pro- duktionstechnik im Betrieb unternommen wür- den: »Der höchstmögliche Stand im Fachgebiet ist erreicht!« 100 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 81, 83, 95. Im Jahr 1938 traten 80 neue »Gefolgschaftsmitglieder« der NSV-Orts- gruppe bei. 101 Ebenda, S. 106. 102 Auch andere Gütersloher Betriebe richteten ei- nen solchen Raum ein, beispielsweise die Teig- warenfabrik Diestelkamp: Westfälische Zei- tung/Gütersloher Zeitung, 13.1.1941, Weihe des Gemeinschaftsraumes bei der Firma C. H. Diestelkamp. Sammlung UHK, I.2/1007, Hein- rich Mohn an DAF-Gauwaltung Westfalen-Nord in Münster, 24.9.1937, darin Hinweis, wonach ein solcher Raum »vor etwa 3 Jahrzehnten schon einmal« bestanden habe, aber »allmäh- lich wieder zum Arbeitsraum benötigt« worden sei. 103 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 129. Geladen waren die Mitglieder der »Werkschar«, die Abteilungsleiter und auch »vom Betriebsführer besonders verpflichtete Gefolgschaftsmitglieder«. 104 Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte zum Tag der nationalen Arbeit 1942, Geleitwort. Fotos vom Gemeinschaftsraum, ab- gedruckt in: Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Unser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertelsmann-Illustrierte, Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943. Sammlung UHK, I.2/2119, Hermann Oesterbarkey: Die schwarze Kunst, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweih- 648 Anmerkungen zu den Seiten 346 bis 349

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nacht 1943. Diese und weitere Fotos blieben im hauseigenen Firmenarchiv erhalten. Samm- lung UHK, Fotoarchiv, I.4/51, Foto 327. Ein Ver- gleich zeigt, daß das Foto in der Bertelsmann- Illustrierten seitenverkehrt gedruckt wurde. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 86, hier kurz zur Laubsägearbeit der Lehrlinge. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, Licht- bildmaterial, 5.6.1941. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, be- treff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5.11.1941, darin Mitteilungen, wo- nach Mohn Fotos vom Gemeinschaftsraum an die örtliche DAF-Behörde schickte. Zum Ge- meinschaftsraum und seiner Ausstattung auch: UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. 105 Den Betriebschor ermunterte Mohn im Novem- ber 1937, »wieder regelmäßigere Übungen« abzuhalten. Sammlung UHK, I.2/2110, Rede des Betriebsführers beim Betriebsappell am 9.11.1937. Sammlung UHK, I.2/1007, Lei- stungskampf der deutschen Betriebe, Fragebo- gen C. Bertelsmann, Arbeitsjahr 1937/38, handschriftlicher Eintrag »20.1.1938 bei der Arbeitsfront abgegeben«, darin Hinweis, wo- nach ein »gemischter Chor bereits vorhanden« war. 106 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 101. Vgl. Kapitel 10, S. 452 f. 107 Mohn schlug die Gründung der »Betriebssport- gemeinschaft« in seiner Rede am 9.11.1937 vor; wann die Gruppe tatsächlich gebildet wur- de, ist nicht bekannt. Jedenfalls trat die Hand- ballmannschaft der Männer im Oktober 1938 gegen das Team der Städtischen Sparkasse an – und verlor mit acht zu 13 Toren. Der »Be- triebssportgemeinschaft« gehörten zu dieser Zeit 80 Mitarbeiter an. Westfälische Zeitung/ Gütersloher Zeitung, 25.10.1938, Betriebs- sport. Sammlung UHK, I.2/2110, Rede des Be- triebsführers beim Betriebsappell am 9.11. 1937. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 72. Sammlung UHK, I.2/1007, Sportappell der Betriebe 1938, Ab- schlußbewertung. 108 StadtA Gütersloh, D 300, Bürgermeister Josef Bauer an örtliche Schuldirektoren, betreff Turn- hallenbenutzung, 23.11.1942: »Ich bitte, den Schulhausmeister anzuweisen, die Betriebs- sportgemeinschaft Bertelsmann künftig nicht mehr in die Turnhalle zu lassen und mir auch gleichzeitig zu berichten, wer die Benutzung bisher erlaubt hat.« Die örtliche KdF-Organisa- tion hatte den weiblichen Mitgliedern der »Be- triebssportgemeinschaft« die Turnhalle der städtischen Hindenburg-Oberschule zur Verfü- gung gestellt. Gerhard Steinsiek suchte am 27.11.1942 um die Genehmigung der Stadt nach, die der Bürgermeister auch erteilte. 109 Sammlung UHK, I.2/7001, Programm des Be- triebsausflugs am 2.7.1938. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 75. 110 Sammlung UHK, I.2/1007, Sportappell der Be- triebe 1938, Abschlußbewertung. Sammlung UHK I.2/2111, Dienstbuch der Werkfrauen- gruppe, C. Bertelsmann Verlag Gütersloh, Ein- trag vom 5.11.1941, Sportappell. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 120, darin Hinweis, wonach Bertelsmann im »Wett- bewerb der Sportgruppen im Kriegsjahr 1940« den ersten Preis errang. Sammlung UHK, I.2/2110, Mitteilung zum Sommersporttag der Betriebe, 15.9.1943. Sammlung UHK, I.2/2110, Ankündigung Sportsommertag der Betriebe, 15.9.1943, darin: »Wir erwarten, daß keiner sich von dieser Verpflichtung aussch- ließt.« 111 Sammlung UHK, I.2/7001, Rechnung, 6.7.1936. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 68, 107, darin kurz zu den Betriebsfeiern am 13.6.1937 und 17.6.1939. 112 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 15.6.1937, Sommerfest im Park. Sammlung UHK, I.2/7001, Teilnehmerlisten für das Be- triebsfest am 13.6.1937. Sammlung UHK, Fo- toarchiv, I.4/59, Fotos 421–426, Feier der Sil- berhochzeit. 113 Sammlung UHK, II.1/15, Holztafel der Beleg- schaft zur Silberhochzeit von Heinrich und Agnes Mohn, 6.6.1937. 114 Sammlung UHK, I.2/7001, Programm der Be- triebsfeier der Firma C. Bertelsmann am 17.6.1939. 115 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, Statuten, 5.6.1941, darin: »Betriebsfeiern sind im allge- meinen mit Rücksicht auf die Zeitlage un- terblieben«; identisch mit: Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, be- treff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. 116 Sammlung UHK, I.2/8069, Satzung der Neuen Haus-Invaliden-, Witwen- und Waisenkasse der Firma C. Bertelsmann in Gütersloh (Kopie), Stand: 1.1.1938. 117 Gütersloher Zeitung, 1.7.1935, Eine soziale Stiftung zum Jubiläum. Sammlung UHK, I.2/2110, Rede des Betriebsführers beim Be- triebsappell am 9.11.1937. 118 Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertels- mann, Arbeitsjahr 1937/38, handschriftlicher Eintrag: »20.1.1938 bei der Arbeitsfront ab- gegeben«. Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebs- ordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, Anmerkungen zu den Seiten 349 bis 351 649

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2.8.1940, S. 25 f. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 136 f. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Güters- loh, betreff Leistungskampf der deutschen Be- triebe 1941/42, Sozialbericht, 5.6.1941. 119 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 67, 127. 120 Sammlung UHK I.2/1007, Verlag C. Bertels- mann an DAF Gütersloh, Fragebogen zum Lei- stungskampf der deutschen Betriebe 1939/40, 6.6.1939. Ein Facharbeiter im Buchdruckge- werbe (»Gehilfe«) verdiente nach den amtli- chen Erhebungen des Statistischen Reichsam- tes 1935/36 in der Woche brutto durchschnitt- lich etwa 56 Reichsmark. Technisches Hilfsper- sonal bekam entsprechend weniger; Männer etwa 47, Frauen 23 oder 24 Reichsmark wöchentlich. Sammlung UHK, I.2/2107, Lohn- buch, undatiert. Wirtschaft und Statistik 16 (1936), S. 283, 562, 744, amtliche Lohnerhe- bungen für Dezember 1935, März und Juni 1936. Zur Lohnpolitik im Nationalsozialismus vgl. Hachtmann: Industriearbeit; zu den Kriegs- jahren vgl. Siegel: Leistung. 121 Statistisch lag die durchschnittliche Wochenar- beitszeit im Buchdruckgewerbe im Dezember 1935 bei 47,4 Stunden für männliche Gehilfen, für männliches Hilfspersonal bei 47,9 und für weibliches Hilfspersonal bei 47,6 Stunden. Wirtschaft und Statistik 16 (1936), S. 283. 122 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, S. 12. Sammlung UHK I.2/1007, Verlag C. Ber- telsmann an DAF Gütersloh, Fragebogen zum Leistungskampf der deutschen Betriebe 1939/40, 6.6.1939. 123 Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an DAF Gütersloh, 16.9.1938. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Unser Betrieb im Lei- stungskampf, in: Bertelsmann-Illustrierte, Na- tionaler Feiertag des deutschen Volkes 1943, mit Fotos von den neuen Räumen. 124 Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertels- mann, Arbeitsjahr 1937/38, handschriftlicher Eintrag »20.1.1938 bei der Arbeitsfront abge- geben«. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an DAF Gütersloh, 16.9.1938. Samm- lung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 63. 125 Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an DAF Gütersloh, 16.9.1938. Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertelsmann, Arbeits- jahr 1938/39, 17.3.1939. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 81, 108. 126 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 110. Die Schrift blieb nicht erhalten. 127 Mohn erwähnt die Auszeichnung in der Bewer- bung für den Leistungskampf der deutschen Betriebe 1939/40: Sammlung UHK, I/2 1007, Bewerbungsbogen, 6.6.1939. Die Urkunde ist nicht überliefert. 128 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 20.4. 1939, Die Feierstunde der Schaffenden. 129 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 29.4.1939, Es erhielten die Anerkennungsur- kunde des Gauobmanns. 130 Gütersloher Zeitung, 17.7.1933, Opferwilliges Gütersloh. 131 StadtA Gütersloh, D 3043, Josef Bauer an Landrat Edwin Klein, geheimer Lagebericht, 23.10.1935; identisch mit KreisA Gütersloh, F 34–19 I. Bauer war zu dieser Zeit noch kom- missarischer Bürgermeister. Er hatte anläßlich der Vertrauensratswahlen im Mai 1935 noch allgemein beklagt, »der deutsche Gruß wird in den Werken nur gelegentlich geübt«: StA Det- mold, M1 I P/632, Edwin Klein an Regierungs- präsidium, 28.10.1935. StadtA Gütersloh, D 3043, Gustav Thummes an Edwin Klein, gehei- mer Lagebericht, 24.5.1935; identisch mit KreisA Gütersloh, F 34–19 I. 132 Westfälische Neueste Nachrichten, 19.3.1936, Morgen: Wahlkundgebung in den Mielewerken. Westfälische Neueste Nachrichten, 21.3.1936, Gütersloh steht hinter dem Führer; hier das Zi- tat. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 18.3.1936, Gauleiter Dr. Meyer in den Miele- werken. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 21.3.1936, Die gewaltige Kundgebung in den Mielewerken. 133 Sammlung UHK, I.2/1007, verlagsinterner Be- richt über die Veranstaltung vom 6.7.1939 im Gemeinschaftsraum. 134 In der Korrespondenz grüßte Mohn Freunde und Bekannte, aber auch Güterslohs Bürger- meister Thummes mit »freundlichem Gruß«: StadtA Gütersloh, D 3320, Heinrich Mohn an Gustav Thummes, 11.7.1935. Manchen Be- hörden, beispielsweise dem Finanzamt, und einzelnen Geschäftsunternehmen entbot er sowohl den Hitlergruß als auch den »deut- schen Gruß: Sammlung UHK, II.1/11, Heinrich Mohn an Finanzamt Wiedenbrück. 13.2.1935. Sammlung UHK, I.2/2086, Heinrich Mohn an Steueramtmann Drees in Münster, 3.5.1935. Sammlung UHK, II/21, Heinrich Mohn an Be- zirksdirektion der Württembergischen Feuerver- sicherungs AG Dortmund, 26.9.1936. 135 UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Sekretärinnen Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Truse und Else Hunke am 10.11.1999. UHK, Zeitzeugen- gespräch mit Ilse Petzold am 19.10.2001. 136 Ein Beleg hierfür ist beispielsweise der Bericht über die Vollendung des Erweiterungsbaus in der Westfälischen Zeitung/Gütersloher Zeitung, 26.11.1938, Ein erfolgreiches Verlagshaus, bei dem es sich allem Anschein nach um einen vom Verlag gelieferten Text handelt, denn klein 650 Anmerkungen zu den Seiten 351 bis 353

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gedruckt ist zu lesen »Außer Verantwortung der Schriftleitung«. 137 Sammlung UHK, II.1/14, Heinrich Mohn an Reinhard Mohn, 2.9.1941, Abschrift vom Origi- nal. 138 Ebenda: »Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht durch unnütze Notstandsarbeiten, son- dern durch wirkliche Leistung, d. h. durch Aus- führung wirklich notwendiger Arbeiten, wie Bo- denverbesserung, Straßen- und Wohnungsbau war zweifellos eine Großtat der nationalsoziali- stischen Regierung. Auch da habe ich schon vor dem Umbruch immer wieder betont, daß die genannten Arbeiten kein ausländisches Ka- pital, kein ausländisches Material erfordern, sondern daß es sich lediglich um eine Organi- sation der innerdeutschen Arbeitskräfte han- delt, um die vorhandenen Mängel zu beseiti- gen. Der Erfolg hat recht gegeben.« 139 Ebenda. 140 Die Schilderung des Familienlebens beruht auf den Gesprächen, die die UHK mit den Kindern von Heinrich und Agnes Mohn führte: UHK, Zeitzeugengespräche mit Reinhard Mohn am 12.3.1999, 21.9.1999 und 12.12.2000. UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghänel, ge- borene Mohn, am 6.5.1999. UHK, Zeitzeugen- gespräch mit Annegret Tödtmann, geborene Mohn, am 21.9.1999. UHK, Zeitzeugenge- spräch mit Gerd Mohn am 22.11.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. 141 UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Gerda Moers und Magdalene Reitze am 19.10.2001. 142 UHK, Zeitzeugengespräch mit Annegret Tödt- mann, geborene Mohn, und Reinhard Mohn am 21.9.1999. 143 Vgl. Kapitel 1, S. 37–44. 144 Im Jungvolk waren Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren organisiert, in der HJ Jungen von 14 bis 18 Jahren, bei den Jungmädeln Mädchen von 10 bis 14 Jahren, im BDM Mädchen von 14 bis 18 Jahren und im BDM-Werk Glaube und Schönheit junge Frauen bis 21 Jahre. 145 Vgl. Kempowski: Chronik, S. 33. 146 UA Freiburg, B 44/68, Nummer 284, Adreß- bücher der Studierenden. 147 BA Berlin, BDC, NSDAP-Mitgliedskarte Hans Heinrich Mohn. Er erhielt die Mitgliedsnummer 2161935; vermerkt ist auf der NSDAP-Mit- gliedskarte die Anschrift des Elternhauses, spä- ter kam eine Adresse in Neckarzimmern im Gau Baden hinzu. 148 Über die HJ liegen kaum Quellen vor; laut einer Zeitungsnotiz vom August 1933 gehörte Gü- tersloh zur Schar 56, die den nördlichen Land- kreis Wiedenbrück umfaßte, und bestand zu diesem Zeitpunkt aus drei Kameradschaften und einem sogenannten Ausbildungszug. Gü- tersloher Volkszeitung/Die Glocke, 10.8.1933, Die Organisation der Gütersloher Hitlerjugend. 149 Über Heideggers Rolle in der NS-Zeit liegen zahlreiche Publikationen vor. Zum aktuellen Forschungsstand vgl. Heiber: Universität, Bd. 1, S. 480–482; ferner Martin: Martin Heidegger; außerdem die politische Biographie Farías: Hei- degger; ferner Schäfer: Annäherungen; Ott: Bio- graphie. Zur Wahl Heideggers am 21.4.1933 vgl. Ott: Martin Heidegger. Heidegger trat der NSDAP am 1.5.1933 bei, wenige Tage nach sei- ner Wahl zum Rektor; er blieb Mitglied bis Kriegsende; vgl. Farías: Heidegger, S. 137, 169. 150 Hans Heinrich Mohns Lebensweg ist nur lückenhaft dokumentiert. Ursula Junghänel ver- nichtete die schriftlichen Unterlagen, die sie über ihren Bruder besaß, Ende der siebziger Jahre, darunter viele Briefe; vgl. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Ursula Junghänel, geborene Mohn, am 6.5.1999. Sammlung UHK, II.1/18, privates Familienalbum von Ursula und Rein- hard Junghänel, »Kleine Chronik«, fünfter Teil 1975–1980, Eintrag vom 26.4.1979. UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. 151 Andreas Feickert (DSt Hamburg), Studenten greifen an, Hamburg 1934, S. 24, 28; ders., Das Kameradschaftshaus für Studenten, in: Kölnische Zeitung, 6.9.1933, zitiert nach Grütt- ner: Studenten, S. 261. 152 So zitiert die in Freiburg erscheinende »Ta- gespost« vom 3.10.1933 aus der Besprechung der Konzeption der Kameradschaftshäuser im Ministerium am 30.9.1933 unter dem Titel »Korporationen und Kameradschaftshäuser.« 153 Gerhard Schröder: Korporation oder Kamerad- schaft?, in: Süddeutsche Monatshefte 32 (1934), Heft 1, S. 25–29, hier S. 29; dort auch die folgenden Zitate. 154 Auch in Gütersloh wurde im Mai 1933 ein Eh- renmal für Schlageter errichtet. Gütersloher Zeitung, 29.5.1933, Schlageter-Ehrung im »Heidewald«. 155 Das von Hanns Johst, dem späteren Präsiden- ten der Reichsschrifttumskammer, verfaßte Kol- portagedrama »Schlageter« wurde aus Anlaß des zehnten Todestages im Berliner Schauspiel- haus uraufgeführt und später an vielen weite- ren Bühnen präsentiert, auch im Katholischen Vereinshaus Gütersloh. Gütersloher Zeitung, 19.3.1933, Deutscher Abend der Gütersloher Hitlerjugend. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 20.6.1933, Hitler-Jugend führt Hanns Johsts »Schlageter« auf. Deutscher Abend in Gütersloh. Die Lokalpresse sprach von einer »Glanzleistung« und einem »Erfolg auf der ganzen Linie«. 156 Für wichtige Quellenhinweise zu den völki- schen Studentengruppen an der Universität Freiburg im Dritten Reich sei Wolfgang Faßnacht vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Albert-Ludwigs-Univer- sität Freiburg i. Br. besonders gedankt sowie Barbara Schumacher und Bernd Grün, die Ma- gisterarbeiten zur Geschichte der Universität Freiburg in der NS-Zeit verfaßten. Anmerkungen zu den Seiten 353 bis 356 651

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157 Vgl. Grüttner: Studenten, passim. 158 Aus Anlaß der Schlageter-Feierlichkeiten hielt Heidegger 1933 auf der Freitreppe am Haupt- eingang der Universität eine flammende Rede auf den »jungen deutschen Helden«, abge- druckt in: Schneeberger: Nachlese, S. 48; vgl. Farías: Heidegger, S. 142–150. 159 UA Freiburg, B1/428, Oberbürgermeister Kerber an Martin Heidegger, 8.9.1933; Martin Heideg- ger an Kerber, 26.10.1933; Kerber an Ministeri- um des Innern in Karlsruhe, 23.10.1933. 160 Die Bestätigung datiert vom 7.11.1933 und wurde zehn Tage später in der Freiburger Stu- dentenzeitung veröffentlicht; abgedruckt in: Schneeberger: Nachlese, S. 141; vgl. kurz Farías: Heidegger, S. 148. In der jüngsten Publi- kation über den Schlageter-Kult an der Univer- sität Freiburg ist die Gründung allerdings nicht erwähnt; vgl. Scherb: Albert Leo Schlageter. 161 UA Freiburg, B1/428, Rektorat an Minister des Kultus, des Unterrichts und der Justiz, Abtei- lung Kultus und Unterricht, 17.5.1934. 162 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999 und Nach- trag vom 27.10.1999. 163 UA Freiburg, B1/428, Völkische Kameradschaft Schlageter, undatiert, vermutlich Oktober/No- vember 1933. UA Freiburg, B1/2474, Grün- dungsaufruf. Der Gründungsaufruf liegt dem Gesuch um Steuerbefreiung bei, das die Kame- radschaft im Dezember 1933 an die badische Regierung in Karlsruhe richtete. UA Freiburg, B1/428, Völkische Kameradschaft Schlageter. Die in einer Abschrift überlieferte Satzung trägt mit Datum vom 30.10.1933 Heideggers Unter- schrift samt Stempel und der Aufschrift »Geneh- migt«. Die Satzung liegt dem Gesuch um Steu- erbefreiung ebenfalls bei. UA Freiburg, B1/2474, Satzung; hier auch das folgende Zitat. 164 Indiz für eine Zugehörigkeit zu SS oder SA ist zudem der Kauf einer Uniform für den ältesten Sohn, den Firmenchef Heinrich Mohn in seinem Kassenbuch vermerkt. Die Angehörigen beider Organisationen hatten ihre Ausstattung selbst zu stellen. Sammlung UHK, II.2/2, Kassenbuch Heinrich Mohn, Eintrag vom 17.5.1935. 165 UA Freiburg, B 44/68, Nr. 284, Adreßbücher der Studierenden und Ex-Matrikel. Die Adressen lauteten Möslestraße 13 (nahe beim Stadtpark) und Starkenstraße 4 in der Nähe der Univer- sität, wo Hans Heinrich Mohn wohnte. 166 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. 167 Etwas mehr als 10 000 Studenten wohnten im Sommersemester 1934 in insgesamt 754 Ka- meradschaftshäusern; vgl. allgemein Grüttner: Studenten, S. 261–271, zu den Zahlen S. 267. 168 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999 und Nach- trag vom 27.10.1999. 169 UA Freiburg, B1/428, Führer der Völkischen Ka- meradschaft Schlageter an Ministerialrat Fehrle in Karlsruhe, 14.12.1933; Martin Heidegger an Ministerium des Kultus, des Unterrichts und der Justiz, 19.1.1934; Martin Heidegger an Führer der Völkischen Kameradschaft Schlageter, 10.2.1934. 170 UA Freiburg, B1/428, Verzeichnis der Studen- tenschaft der Universität Freiburg, 16.6.1934, erstellt im Rahmen der vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung angeordneten Erhebung über studentische Ge- meinschaftshäuser vom 25.5.1934. 171 UA Freiburg, B1/428, Studentenschaft der Uni- versität Freiburg an Rektorat, 27.9.1934. UA Freiburg, B1/428, Kameradschaft Schlageter an Rektorat, 2.10.1934. Die Auflösung wurde den zuständigen Ministerien für Kultus, Unterricht und Justiz sowie für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung bekannt gegeben. Das Mobi- liar erhielt der Lehrdienst der Universität. UA Freiburg, B1/428, Studentenschaft der Univer- sität Freiburg an Rektorat, 5.10.1934, darin: »Der ebenfalls von der Universität für die Ka- meradschaft Schlageter angeschaffte Spühl- tisch [sic] ist in das Haus eingebaut und kann als solcher nicht entfernt werden«; Studenten- schaft der Universität Freiburg an Rektorat, 29.10.1934. 172 UA Freiburg, B1/428, A. F., Spezialherstellung feiner Schwarzwälder Edelkonfitüren, an Rekto- rat der Universität, 15.1.1936; die Schulden beliefen sich auf 55,80 Reichsmark. 173 UA Freiburg, B1/428, Wolfgang Roehder an Rektorat, 20.2.1936. 174 UA Freiburg, B 44/68, Nr. 284, Adreßbücher der Studierenden und Ex-Matrikel. Am 23.4.1934 legte Heidegger das Rektorat nieder, lehrte aber weiterhin in Freiburg; vgl. Farías: Heideg- ger, S. 245–258. Ob Hans Heinrich Mohns Fort- gang aus Freiburg damit in Zusammenhang stand, ist unklar. 175 Sammlung UHK, II.2/2, Kassenbuch Heinrich Mohn. Unter dem Datum vom 9.12.1934 fin- det sich im Kassenbuch des Unternehmens- chefs unter der Rubrik »Hans Heinrich« ein Ein- trag, wonach der Sohn 25 Reichsmark »in Det- mold an Sold erspart« habe. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, daß Hans Heinrich Mohn zu diesem Zeitpunkt bereits der Wehrmacht an- gehörte. 176 BA-ZwDH, Das deutsche Heer. Stellenbeset- zung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere vom 3.1.1939, S. 411. 177 UHK, Zeitzeugengespräch mit Annegret Tödt- mann, geborene Mohn, und Reinhard Mohn am 21.9.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. 178 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. Sammlung UHK, II.1/18, privates Familienalbum von Ursu- la und Reinhard Junghänel, »Kleine Chronik«, achter Teil 1989–1993, undatierter Eintrag »Geschichte«. 179 Die Deutschen aus der Gottschee wurden 1941 in das Savegebiet umgesiedelt und mußten Ju- 652 Anmerkungen zu den Seiten 356 bis 359

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goslawien nach dem Ende des Zweiten Welt- kriegs verlassen. 180 In der Hierarchie der Organisation stand an un- terster Stelle die Mädelschaft, gefolgt von der Mädelschar, der Mädelgruppe, dem Mädelring, dem Untergau und dem Obergau. zeitsfoto samt Bildunterschrift: »Hochzeit im Hause Mohn. Am Dienstag, dem [sic] 6. Okto- ber [1942], fand die Hochzeit von Fräulein An- negret Mohn mit dem Dipl. Ing. Hans Tödt- mann aus Königsberg, z.Zt. Oberleutnant in ei- nem Artillerieregiment im Osten, statt.« 181 Bei der Entnazifizierung verschwieg sie die Par- 195 UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am teimitgliedschaft zunächst, was bei den Ver- handlungen um die Lizenzerteilung für den Be- trieb eine nicht unwichtige Rolle spielte; vgl. Kapitel 11, S. 529. 182 Zu den Spenden vgl. weiter unten, S. 362–369. 183 Sammlung UHK, I.2/1014, Entnazifizierungsfra- gebogen Ursula Fischer, geborene Mohn, 1.1. 1946, darin Angabe über die Religionszuge- hörigkeit in der NS-Zeit; das Datum des Kir- chenaustritts ist nicht bekannt. Die Angabe »gottgläubig« als Bezeichnung der religiösen Identifikation wurde im November 1936 einge- führt; vgl. Broszat: Konzentrationslager, S. 66. 184 StadtA Gütersloh, D 3354, Volkszählung 1939, Tabelle 5 Ständige Bevölkerung nach der Reli- gionszugehörigkeit. Von insgesamt 30 850 Ein- wohnern waren 21 019 evangelisch, 8 752 ka- tholisch und 35 jüdisch; insgesamt 829 be- zeichneten sich als »gottgläubig«. 185 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. 186 Ebenda. 187 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. Hans Hein- rich Mohn wollte, nach der Erinnerung seiner Schwester, erst aus der Kirche austreten, wenn die Großmutter nicht mehr lebte. Friederike Mohn (geborene Bertelsmann) starb am 19.3.1946 in Gütersloh im Alter von 87 Jahren. 188 Zu Pleyer vgl. Weiß: Lexikon, S. 352 f. 189 Die Angabe über den Ort ihrer Lehrtätigkeit lautet in den Entnazifizierungsunterlagen »Kin- dergärtnerinnen-Seminar«. Sammlung UHK, I.2/1014, Entnazifizierungsfragebogen Ursula Fischer, geborene Mohn, 1.1.1946 190 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 158. Der Tod des Ehemannes wurde in der Werkzeitung bekanntgegeben: Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illustrierte, Kriegs- weihnacht 1943, Liste der Gefallenen, darin: »Oberleutnant Dr. Theodor Fischer, gefallen in Rußland westlich Charkow«. 191 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. 192 UHK, Zeitzeugengespräch mit Annegret Tödt- mann, geborene Mohn, und Reinhard Mohn am 21.9.1999. 193 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. Sammlung UHK, I.2/1014, Entnazifizierungsfragebogen Annegret Tödtmann, geborene Mohn, 1.1. 1946. Die BDM-Mitgliedschaft währte von 1935 bis 1937. 194 Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1942, darin: Hoch- 9.3.2000; ferner die kurze autobiographische Notiz in der Publikation zum 150jährigen Be- stehen des Evangelisch-Stiftischen Gymnasiums von Mohn: Leben. Sigbert Mohn fungierte von 1961 bis 1993 als Mitglied im Kuratorium der Schule, viele Jahre auch als dessen Vorsitzen- der. Am 17.1.2002 ist Sigbert Mohn im Alter von 83 Jahren in Gütersloh gestorben. 196 Zum Kirchenkampf und zur Situation am Evan- gelisch-Stiftischen Gymnasium vgl. Kapitel 2, S. 59–71. 197 Konfessionelle Jugendvereinigungen blieben nach der »Machtergreifung« zunächst beste- hen. Die Eingliederung der evangelischen Ju- gend begann reichsweit Ende 1933. Spätestens im Februar/März 1934 waren sämtliche evan- gelischen Jugendvereinigungen in Gütersloh aufgelöst; die unter 18jährigen wurden in HJ und BDM überführt; vgl. die von Zeitzeuginnen verfaßte Schilderung Böckstiegel u. a.: »Hand in Hand«. StadtA Gütersloh, DS 844, Schülerar- beit der Klasse HO2 der Kaufmännischen Schu- le der Stadt Gütersloh: Hitler – Ideal einer Ju- gend? Studie über HJ und BDM im Gütersloher Raum, erarbeitet anläßlich der 800-Jahr-Feier der Stadt Gütersloh 1984/85. 198 Vgl. kurz Hilbk: Hitler-Reich, S. 35; ferner EStG, Jahresberichte. 199 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 14.5.1936, Gymnasium hißt die HJ-Fahne. Als erste wurde die Knaben-Mittelschule dafür be- lobigt, daß mehr als 90 Prozent ihrer Schüler den Jugendvereinigungen des NS-Staates an- gehörten. Fortan durfte hier die HJ-Fahne ge- hißt werden. Westfälische Neueste Nachrich- ten, 31.1.1936, Die HJ-Fahne über der Mittel- schule. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zei- tung, 31.1.1936, Die erste HJ-Fahne auf einer Gütersloher Schule. 200 Seit Juni 1935 waren Männer und Frauen ge- setzlich verpflichtet, den sogenannten Reichs- arbeitsdienst zu leisten. Die Dauer betrug ein halbes Jahr. Auszuführen waren vor allem Ar- beiten in der Land- und Forstwirtschaft und (für Männer) auch beim Autobahnbau. 201 BA-ZNS, Sigbert Mohn. Im Herbst 1937 begann Mohn den Dienst in einem Infanterie-Regiment in Bielefeld. 202 Sigbert Mohn sollte die Aufgabe im Januar 1940 übernehmen; hierzu und zum Erwerb des Rufer-Verlags vgl. ausführlich Kapitel 5, S. 224–237. 203 Die Jungenschaft bildete die unterste Organisa- tionsstufe im Jungvolk. Die HJ gliederte sich (von unten nach oben) in Kameradschaft, Schar, Gefolgschaft, Stamm, Bann und Gebiet. Anmerkungen zu den Seiten 359 bis 360 653

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204 UHK, Zeitzeugengespräch mit Reinhard Mohn am 12.3.1999. 205 EStG, [ohne Signatur], Reinhard Mohn, hand- schriftliches Gesuch um Zulassung zur Reife- prüfung, 1.12.1938; hier auch zu den biogra- phischen Angaben. 206 Über den so dekorierten Raum berichten alle Geschwister: UHK, Zeitzeugengespräch mit Ur- sula Junghänel, geborene Mohn, am 6.5.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Reinhard Mohn am 12.3.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Annegret Tödtmann, geborene Mohn, und Reinhard Mohn am 21.9.1999. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Gerd Mohn am 22.11.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. 207 StadtA Gütersloh, D 688, Notiz über eine Be- sprechung zwischen Bürgermeister Josef Bauer, NSDAP-Ortsgruppenleiter Fischer, Verwaltungs- direktor Schumann, Jungvolkvertreter Maihofer, der Vertreterin des BDM, Fräulein Eickholt, der Vertreterin der Jungmädelschaft, Fräulein Wie- se, und den HJ-Unterbannführern Vollert (Biele- feld) und Schackenberg (Wiedenbrück), 29.11. 1935. 208 StadtA Gütersloh, D 3043, Bürgermeister Josef Bauer an Landrat Edwin Klein, geheimer Lage- bericht, 25.11.1935, darin: »Der Staatsjugend fehlen auch hier dringend geeignete Räume, die in vollendeter Form nur durch Neubau ei- nes eigenen Heimes bereitgestellt werden kön- nen.« StadtA Gütersloh, D 692, Bürgermeister Josef Bauer an NSKK Gütersloh, 25.1.1937, darin Danksagung für die Geldspende zur Er- richtung des geplanten Hauses und Hinweis darauf, daß »noch in diesem Jahr ein neues Hitler-Jugend Heim gebaut werden kann«. 209 Diese Details gehen aus dem Besprechungsver- merk vom 29.11.1935 hervor: StadtA Güters- loh, D 688, Notiz; die Familie Mohn ist darin explizit genannt. 210 StadtA Gütersloh, D 688, Bürgermeister Josef Bauer an HJ-Bannführer in Ahlen (Westfalen), 18.6.1938, darin Auskunft über die ehemalige Brauerei; während des Krieges war ein Teil der Anlage auch an die Fliegerhorstkommandantur Paderborn vermietet. Der BDM zog vom Haus der NSDAP in der Strengerstraße, dem ersten Domizil, in die einstige Dienststelle des NSKK in der Moltkestraße und schließlich in das Haus des aufgelösten Stahlhelm/Bund der Frontsol- daten in der Berliner Straße. Die Pläne für den Neubau eines zentralen Heims wurden zwar mehrmals verschoben, waren aber noch 1944 nicht aufgegeben. StadtA Gütersloh, D 693, Bürgermeister Josef Bauer an HJ-Bann in Wie- denbrück, 11.5.1944; Aufstellung der Stadtver- waltung über Jugendförderungsmittel des Rechnungsjahres 1944, undatiert; ferner: StadtA Gütersloh, D 688, D 689, D 690, D 691, D 692, D 693. 211 StadtA Gütersloh, D 692, Reichsluftschutz- bund, Ortsgruppe Wiedenbrück mit Sitz in Gü- tersloh, an Bürgermeister Josef Bauer, 27.3. 1937, darin Verweis auf das – aus dem Haus- haltsplan der Stadt ersichtliche – Bauvorhaben eines »Hitlerjugendheimes«, mit der Bitte um Einbau eines Luftschutzkellers. StadtA Güters- loh, D 693, Kreisleitung Wiedenbrück an alle Kreisamtsleiter und Ortsgruppenleiter, 30.9.1941, darin Ankündigung, daß die Hitler- Jugend des Landkreis Wiedenbrück ab Oktober 1941 ein »selbständiger Bann« sein werde. 212 EStG, [ohne Signatur], Reinhard Mohn, hand- schriftliches Gesuch um Zulassung zur Reife- prüfung, 1.12.1938; hier auch das folgende Zi- tat. 213 Der »Anschluß« Österreichs an das Deutsche Reich erfolgte im März 1938. Der Begriff »Ost- mark« wurde erst 1942 in »Alpen- und Donau- reichsgaue« geändert. 214 EStG, [ohne Signatur] Schüler Reinhard Mohn, undatiert, ohne Unterschrift. 215 BA-ZNS, Reinhard Mohn. Das NSFK wurde 1937 von Hitler als »luftsportliche Kampforga- nisation« zur Nachwuchsschulung für die Luft- waffe gegründet. Aufgenommen wurde, wer über 18 Jahre alt und für die Pilotenausbildung geeignet war. 216 UHK, Zeitzeugengespräch mit Reinhard Mohn am 12.3.1999 217 EStG, [ohne Signatur], Reinhard Mohn, hand- schriftliches Gesuch um Zulassung zur Reife- prüfung, 1.12.1938. 218 Sammlung UHK, I.2/1014, Entnazifizierungs- fragebogen Gerd Mohn, 1.1.1946. Gerd Mohn kam 1936 zum Jungvolk und 1940 zur HJ, der er bis zum Eintritt in die Wehrmacht im Herbst 1943 angehörte. Zum folgenden: UHK, Zeit- zeugengespräch mit Gerd Mohn am 22.11. 1999. 219 Vgl. Kapitel 2, S. 60–66. 220 EKAG, A 63, Theo Reitze an Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh, 8.9.1938, darin Bitte um einen »nach Bibel und Bekenntnis ausgerichteten Sonder-Konfir- manden-Unterricht«, denn: »Der deutsch christl. Lehre, wie sie z.Zt. am Gymnasium ge- pflegt wird, vermögen wir unsere Kinder nicht anzuvertrauen.« 221 Zur militärischen Karriere von Sigbert, Reinhard und Gerd Mohn vgl. Kapitel 10. 222 Sammlung UHK, II.1/18, Gerd Mohn: Mein Le- benslauf, 6.8.1946. 223 Sammlung UHK, II.1/18, pfarramtliches Zeug- nis, 6.8.1946; zu Gronemeyer vgl. kurz Schmuhl: Stadt, S. 428 f. 224 Sammlung UHK, II.1/18, privates Familienal- bum von Ursula und Reinhard Junghänel, »Kleine Chronik«, siebenter Teil 1985–1988, undatierter Eintrag »Mein Verhältnis zu Ber- telsmann«. Ursula Junghänel, geborene Mohn, schrieb später rückblickend auf die Kinderzeit: »Unser Vater ging täglich ins ›Geschäft‹, und es war uns selbstverständlich, daß die Firma ihn auch zu Hause mehr beschäftigte als unse- 654 Anmerkungen zu den Seiten 360 bis 362

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re kindlichen Anliegen.« Zu Mohns Tagesablauf auch: UHK, Zeitzeugengespräch mit Schwester Lydia Truse am 15.6.1999. 225 Von den Mahlzeiten mit den theologischen Au- toren berichten die Kinder übereinstimmend: UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghä- nel, geborene Mohn, am 6.5.1999. UHK, Zeit- zeugengespräch mit Annegret Tödtmann, ge- borene Mohn, und Reinhard Mohn am 21.9.1999. Hier auch zu Einzelheiten über den Tagesablauf von Heinrich Mohn. Daß Mohn das Gespräch auch mit belletristischen Autoren suchte, ist nicht belegt. 226 StadtA Gütersloh, D 707, Besprechungsnieder- schrift des Ratsgremiums über einen städti- schen Bierabend, 31.1.1939, samt endgülti- gem Verzeichnis der Zu- und Absagen; Heinrich Mohn an Bürgermeister Josef Bauer, 16.2. 1939: »Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Einladung zu einem Bierabend am 23. Februar. Leider macht es mir mein Gesundheitszustand unmöglich, daran teilzunehmen.« StadtA Gü- tersloh, D 706, Einladung zum Bierabend der Stadt Gütersloh, 3.4.1941; Absage Mohns, 5.4.1941. Neben Mohn waren zehn weitere »Betriebsführer« eingeladen. Wenngleich Mohn fernblieb, fehlte das Haus Bertelsmann beim Bierabend 1941 nicht, sondern war gleich mit fünf Personen vertreten. 227 So auch Mohns Aussage bei der Entnazifizie- rung. HStA Düsseldorf, NW 1061/Heinrich Mohn, Case Summary, 22.1.1947, ergänzend zum Entnazifizierungsfragebogen vom 30.7.1946. 228 DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 12.9.1944, hier auch weitere Schreiben Mohns. 229 Sammlung UHK, I.2/1008, darin zahlreiche Ausweise und Dokumente. 230 Sammlung UHK, I.2/1008, Mitgliedsausweis Reichskulturkammer/Reichsschrifttumskammer von Gerhard Steinsiek, ausgestellt am 28.12. 1938. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Bielefeld, Nebenstelle Gütersloh, 4.11.1944, darin: Aufstellung der Reichskulturkammer-Mitglieder des Unterneh- mens; Gustav Dessin ist als Mitglied der Reichspressekammer genannt. Sammlung UHK, I.2/2108, Zusammenstellung mit dem Titel »Von den weiblichen Angestellten gehören zur RSK«, 25.2.1944. 231 HStA Düsseldorf, NW 11–83, S. 24–28, hier S. 26, Entnazifizierungsfragebogen/Personalfra- gebogen Heinrich Mohn, undatiert, vermutlich Zusatz zum Fragebogen vom 30.7.1946; hier auch zum folgenden. 232 Zweck der 1933 geschaffenen Einrichtung war es, Hitler die »Durchführung des nationalen Aufbauwerks« zu ermöglichen. Der Aufruf zur Spende erging jährlich an die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände. Zur Bemes- sung der Beitragshöhe galt der Richtwert: fünf Tausendstel der jährlich bezahlten Lohnsumme. 233 Mohn war seit 1934 Mitglied der NSV. 234 Hersch Fischler, der dieses Faktum im Herbst 1998 erstmals publik machte, spricht irrtümlich von »passiver Mitgliedschaft«; vgl. Die Welt- woche, 29.10.1998, Helle Zukunft – dunkle Vergangenheit. Wie der deutsche Bertelsmann- Konzern seine Geschichte systematisch schönt. In einem Beitrag von Christian Mensch heißt es außerdem unzutreffend, Mohn sei Mitglied der SS gewesen; vgl. Die Weltwoche, 26.11.1998, Bertelsmann reagiert. Ein zweiter Blick zurück. 235 Zu den »rassischen« und charakterlichen Taug- lichkeitsanforderungen der SS vgl. Wegner: Sol- daten, S. 135–137. 236 Durch Fettdruck hervorgehoben heißt es expli- zit im FM-Mitgliedsbuch unter der Überschrift »Was jedes Fördernde Mitglied wissen muß!«: »Die Mitgliedschaft als FM schließt in keinem Falle die Zugehörigkeit zur Partei ein. […] Durch die Aufnahme als Mitglied in die FM-Or- ganisation der SS wird der Antragsteller nicht Angehöriger der aktiven SS und auch nicht Mitglied der NSDAP.« IMT, Bd. 42, S. 491–493, Dokument SS-43, Mitgliedsbuch für Fördernde Mitglieder der SS. 237 Die Geschichte des Förderkreises der SS ist kaum erforscht. Die vorliegende organisations- geschichtliche Skizze beruht im wesentlichen auf eigenen Recherchen der UHK; grundlegend vgl. das Gutachten von Hans Buchheim vom 14.6.1954, in: Gutachten des Instituts für Zeit- geschichte, Bd. 1, S. 350 ff.; kurze Erwähnun- gen in: Kogon: SS-Staat, S. 366; Buchheim u. a.: Anatomie, S. 160 f.; Koehl: Corps, S. 25; Höhne: Orden, S. 132 f., 148; zur Organisation der SS-Geldverwaltung zuletzt Schulte: Zwangsarbeit, S. 19, 22 f., 29, 76–79. 238 Zur Finanzierung der NSDAP um 1930 vgl. Tur- ner: Großunternehmer, vor allem S. 139–153. 239 Offensichtlich wurde diese Regelung nicht von Beginn an praktiziert: BA Berlin, NS 31/298, S. 1, Aufruf der SS »Euer Deutschgeboren!«, Juni 1926, darin Nennung eines »Mindestbei- trags« von monatlich einer Reichsmark. 240 Hitler an Himmler, 15.3.1929, abgedruckt in: Hitler. Reden, Schriften, Anordnungen, Bd. III/2, Dokument 5; auch in: IMT, Bd. 42, S. 491–493, Dokument SS-43, Mitgliedsbuch für Fördernde Mitglieder der SS. Ein Faksimile von Hitlers Bei- trittserklärung war in jedem Mitgliedsbuch ab- gedruckt (nicht veröffentlicht in den IMT-Doku- menten). 241 Zur Frühphase der SS vgl. Wegner: Soldaten, S. 79–81; noch immer Höhne: Orden, S. 63–65. 242 BA Berlin, NS 31/298, S. 11, Himmler an FM- Geldverwaltung, August 1933, betreff Abzei- chen für fördernde Mitglieder der Schutzstaf- feln der NSDAP. 243 IMT, Bd. 42, S. 491–493, Dokument SS-43, Mitgliedsbuch für Fördernde Mitglieder der SS. 244 IfZ, Dc 01.08, FM-Zeitschrift. Monatsschrift der Reichsführung SS für Fördernde Mitglieder. Überliefert sind folgende Ausgaben: 1934 Fol- Anmerkungen zu den Seiten 363 bis 364 655

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ge 7, 8; 1935 Folge 9, 10, 12; 1936 Folge 2, 4, 6, 8, 10,12; 1937 Folge 3, 4, 5, 6, 11,12; 1938 Folge 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11; 1939 Folge 8. Das Erscheinen wurde – bei einer Auflage von 365 000 Exemplaren – mit Kriegsbeginn eingestellt; vgl. Höhne: Orden, S. 133. 245 IMT, Bd. 42, S. 491–493, Dokument SS-43, Mitgliedsbuch für Fördernde Mitglieder der SS. 246 BA Berlin, NS 31/298, S. 16–17, SS-Amt an Pressereferenten der SS-Oberabschnitte, SS-Ab- schnitte und SS-Standarten, 7.4.1934, betreff FM-Zeitschrift der Reichsführung SS. Anders als Mitglieder, die schon vor der »Machtergrei- fung« zum Förderkreis zählten und ein Emblem mit der Aufschrift »Dank der SS für treue Hilfe in der Kampfzeit« bekamen, erhielt, wer nach 1933 beitrat, ein Abzeichen, das nur die Buch- staben »FM«, ein Hakenkreuz und SS-Runen trug. IMT, Bd. 42, S. 491–493, Dokument SS- 43, Mitgliedsbuch für Fördernde Mitglieder der SS. Vgl. Gutachten des Instituts für Zeitge- schichte, Bd. 1, S. 350. 247 IfZ, Dc 01.08, FM-Zeitschrift. Monatsschrift der Reichsführung SS für Fördernde Mitglieder, 3. Jahrgang, Folge 2, 1.2.1936, »Treue um Treue. Ehrenabende für die ›Alte Garde‹ der Fördern- de [sic] Mitglieder der SS – Feierliche Überrei- chung der vom Reichsführer SS gestifteten Sil- bernen Ehrennadel«. 248 Die Allgemeine SS gliederte sich (von unten nach oben) in Schar, Zug, Sturm, Sturmbann, Standarte, Abschnitt und Oberabschnitt. 249 BA Berlin, NS 31/298, S. 23, SS-Amt an FM- Geldverwaltung, 10.12.1934, darin Hinweis, wonach die FM-Abteilung im Dezember 1934 von München nach Berlin in das Gebäude der Reichsführung SS in der Prinz-Albrecht-Straße verlegt wurde. IfZ, Dc 32.01, Haushaltsplanung der Schutzstaffel der NSDAP 1938, darin: Teil III: FM-Organisation, mit Details über das Ab- rechnungsverfahren. BA Berlin, NSD 41/25–16, Dienst-Vorschrift für FM-Geldverwaltungen, undatiert, vermutlich 1932/33. 250 StA Detmold, M 4/76, S. 9–12, SS-Befehl Nr. 24 an alle Schutzstaffeln der NSDAP, 20.3.1931, unterzeichnet von Paul Weikert, Reichsgeldver- walter SS, und Himmler. Daß die Geldverwalter vom aktiven SS-Dienst freigestellt waren, zeigt, welch hohe Bedeutung ihrer Arbeit zugemes- sen wurde; mit dem Dreieckstern am Kragen- spiegel trugen sie auch ein besonderes Dienst- abzeichen. StA Detmold, M 4/76, S. 22, Rechts- radikale Bewegung NSDAP, Neuorganisation der Finanzierung der SS: »Im Anschluß an die Veröffentlichung des SS-Befehls Nr. 24 des Reichsführers der SS vom 20. März 1931 in den Nachrichten des Landeskriminalpolizeiam- tes vom 1. Mai 1931 [...] ist noch zu erwäh- nen, daß die darin genannte [sic] FM (fördern- de Mitglieder) und Geldverwaltungsorganisa- tionen keine selbständigen Untergruppen der NSDAP darstellen, sondern an sich unselbstän- dige Einrichtungen sind, die der besseren fi- nanziellen Erfassung der aktiven und fördern- den Mitglieder der SS dienen. Der SS-Befehl bezweckt hauptsächlich die Erreichung der von Hitler schon vor längerer Zeit angeordneten fi- nanziellen Selbständigkeit der SS von den Par- teiinstanzen.« 251 Organisationshandbuch der NSDAP, München 1943, S. 423 f: »Während des Krieges werden die Beiträge nicht kassiert.« 252 BA Berlin, NS 31/298, S. 52, Führer SS-Oberab- schnitt Fulda-Werra, betreff FM-Kameradschaf- ten, 9.5.1940, darin: »Nachdem aus einer ganzen Reihe von Zuschriften aus den Kreisen der Fördernden Mitglieder hervorging, daß die- se auch während des Krieges ihre Beiträge weiterbezahlen wollen, wurden die Fördernden Mitglieder durch mich bereits zum Teil entspre- chend benachrichtigt.« 253 IfZ, Dc 32.01, Haushaltsplanung der Schutzstaffel der NSDAP 1938, S. 17. BA Ber- lin, NS 31/377, Mitgliedskarten Fördernder Mitglieder der SS, vor allem aus den späteren SS-Oberabschnitten West-Rhein, Fulda und Werra 1933/34, darin auch Austrittserklärun- gen, beispielsweise mit dem Hinweis, »wirt- schaftlich nicht mehr in der Lage« zu sein, die Beiträge zu bezahlen, bei Besserung der Situa- tion aber die Mitgliedschaft wieder aufnehmen zu wollen. 254 Daß Wert darauf gelegt wurde, gutsituierte Per- sonen als Mitglied zu gewinnen, geht aus ei- gens angefertigten Aufstellungen über »FM, die ein Geschäft besitzen«, hervor. BA Berlin, NS 34/10, SS-Zug Mosbach an SS-Sturm 3/32 Eberbach, 7.11.1937; SS-Sturm 3/32 Eberbach an SS-Sturmbann I/32 Heidelberg, 24.11.1937; unter den aufgeführten Fördernden Mitgliedern befanden sich Gastwirte, Brauereibesitzer, ein Malermeister und der Inhaber eines Geschäfts für Herrenkonfektion, Schuhwaren, Schirme und Pelze. 255 Vgl. Graf: Hedwig Courths-Mahler, S. 125 f. 256 Vgl. IMT, Bd. 20, S. 303–317, Protokoll vom 194. Verhandlungstag, Samstag, 3.8.1946, hier S. 311 257 IfZ, MA 133, S. 657775–657782, hier S. 657779, Oswald Pohl, damals Verwaltungs- chef im SS-Hauptamt, an die SS-Oberab- schnittsführer, 9.12.1936; vgl. Höhne: Orden, S. 132 f.; 148. Zu den Mitgliederzahlen und FM-Spendenbeiträgen ferner Schulte: Zwangs- arbeit, S. 77, Tabelle 2. 258 HStA Düsseldorf, NW 1061/Heinrich Mohn. Daß er Förderndes Mitglied der SS war, er- wähnte Mohn in den Entnazifizierungsfragebo- gen, die er 1945 und 1946 auszufüllen hatte nicht, sondern erst auf Druck der Militärregie- rung in einer separaten Zusatzerklärung im April 1947; vgl. Kapitel 11, S. 533. 259 Dies geht aus der Bekanntgabe der öffentli- chen Ehrung eines Fördernden Mitglieds her- vor, das nach fünfjähriger Zugehörigkeit die sil- berne Ehrennadel mit der Aufschrift »Dank der 656 Anmerkungen zu den Seiten 364 bis 365

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SS« erhielt. Westfälische Neueste Nachrichten, 4.1.1936, Fünf Jahre FM der SS. 260 Da die FM-Organisation unter das später Reichsgesetz gewordene Verbot von öffentli- chen Sammlungen fiel (RGBl. I, 3.7.1934), er- teilte Himmler 1933 die strikte Anweisung, För- dernde Mitglieder keinesfalls in schriftlicher und überhaupt öffentlicher Form zu werben. Die einzige erlaubte gedruckte Propaganda war die FM-Zeitschrift. BA Berlin, NS 31/298, S. 13, Anweisung Himmler an FM-Geldverwal- tung. 15.11.1933, betreff FM-Werbung. BA Berlin, NS 31/298, S. 26, Anweisung SS-Haupt- amt, 12.6.1935, darin unter Androhung »diszi- plinarischer Ahndung« erneutes Verbot öffentli- cher Sammel- und Werbetätigkeit. BA Berlin, NS 31/298, S. 19, Verwaltungsamt SS an FM- Geldverwaltung, 20.8.1934, darin Abschrift des Rundschreibens des Reichsschatzmeisters, 3.8.1934, betreff Fördernde Mitglieder. Gesetz über das Verbot von öffentlichen Sammlungen. BA Berlin, NS 31/298, S. 16–17, SS-Amt an Pressereferenten der SS-Oberabschnitte, SS-Ab- schnitte und SS-Standarten, 7.4.1934, betreff FM-Zeitschrift der Reichsführung SS. 261 Daß der älteste Bruder vor dem Zweiten Welt- krieg seiner Erinnerung nach »kurzfristig in der SS gewesen« sei, sagte Reinhard Mohn im Zeitzeugengespräch mit der UHK am 21.9. 1999. Ursula Junghänel, geborene Mohn, die am engsten mit Hans Heinrich verbunden war, bekundete hierüber in Nachträgen vom 27.10. 1999 und 9.2.2000 zu ihrem Gespräch mit der UHK am 6.5.1999 allerdings Zweifel. Anhand der überlieferten Dokumente läßt sich eine Zu- gehörigkeit von Hans Heinrich Mohn zur SS nicht verifizieren. Überprüft wurden sowohl die personenbezogenen Unterlagen in den Bestän- den des ehemaligen BDC im BA Berlin als auch die personenbezogenen Unterlagen, die die Verwaltung der ehemaligen DDR anlegte und die im BA-ZwDH aufbewahrt werden. Auch die Akten des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR geben darauf keine Hin- weise. 262 Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, Bd. 1, S. 350. 263 Gütersloher Zeitung, 18.2.1933, Anzeigenteil, darin: Einladung zum Deutschen Abend mit anschließendem Deutschen Tanz des 2. Sturms IV/19 SS-Standarte Gütersloh. Gütersloher Zei- tung, 20.2.1933, Deutscher Abend der SS Gü- tersloh, darin auch zum Programm des Abends. Weitere Veranstaltungsberichte: Westfälische Neueste Nachrichten, 14.11.1935, Deutscher Abend der SS. Gütersloher Zeitung, 15.11. 1935, Deutscher Abend der SS. Gütersloher Zeitung, 18.11.1935, Deutscher Abend der SS. Westfälische Neueste Nachrichten, 18.11. 1935, Deutscher Abend der Gütersloher SS. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 19.11. 1935, Deutscher Abend der SS. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 15.2.1937, Frohe Stunden beim Schwarzen Korps. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 29.11.1937, Frohe Stunden bei der SS. Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 9.1.1939, Kameradschafts- feier des Gütersloher SS-Sturms 4/82. 264 Die Teilnahme war offensichtlich nicht Pflicht, was auch aus einer in den Dokumenten des Nürnberger Prozesses veröffentlichten eides- stattlichen Erklärung hervorgeht. IMT, Bd. 42, S. 533–538, Affidavit SS-52, eidesstattliche Versicherung des Pfarrers Johannes Pöhlmann in Selb vom 2.7.1946: »An einem SS-Appell, Schulungsabend, Aufmarsch, Familienabend, Sprechabend oder Sportveranstaltung der SS habe ich in meinem Leben weder teilgenom- men noch wurde ich dazu aufgefordert. Ich glaube, daß diese meine Erfahrung auf die Masse der FM zutrifft. Eine erkennbare Aufga- be, die über die Bezahlung deines Monatsbei- trages hinausging, war nicht vorhanden.« 265 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 18.5. 1933, Sammlung für das SS-Sturm-Heim. Gü- tersloher Zeitung, 17.5.1933, SS-Sturm Güters- loh. Gütersloher Zeitung, 18.5.1933, Anzeigen- teil, darin: »Zur Einrichtung eines SS-Sturmhei- mes bitten wir um freiwillige Stiftung von ge- brauchten Büromöbeln (Tische, Stühle, Regale usw.). Meldungen werden in der Geschäftsstel- le der Gütersloher Zeitung entgegengenom- men. SS-Sturm Gütersloh, Jäger, Truppführer.« 266 Himmler hielt sich bei einem Besuch in Westfa- len nicht in Gütersloh auf, besuchte im Früh- sommer 1934 aber das nahegelegene Biele- feld. Gütersloher Zeitung, 2.6.1934, Wir woll’n das Wort nicht brechen … Reichsführer SS in Bielefeld. Gütersloher Zeitung, 4.6.1934, Treue, Kameradschaft, Gehorsam. Reichsführer SS in Bielefeld. 267 Gütersloher Zeitung, 12.4.1934. 268 Sammlung UHK, I.2/1025, Der Tag der SS, 29.6.1935, Die FM. 269 Sammlung UHK, II.1/16, Entnahmekonto (Pri- vatkonto) Heinrich Mohn, 1940–1945, hier auch zum folgenden. 270 IfZ, Dc 01.08, FM-Zeitschrift. Monatsschrift der Reichsführung SS für Fördernde Mitglieder, 3. Jahrgang, Folge 6, 1. Juni 1936, »Neue FM. Wertbeitragsmarken«. Zwölf verschiedene Far- ben markierten den Wert der Marken: weiß für 50 Pfennig, lichtgrün für 1 Reichsmark, hell- gelb für 1,50, rosa für 2, hellbraun für 2,50, blau für 3, rotbraun für 3,50, dunkelgelb für 4, scharlachrot für 5, laubgrün für 6, grau für 7 und karminrot für 8, 10, 20, 25, 30, 40 und 50 Reichsmark. 271 BA Berlin, NS 31/377, Mitgliedskarten Fördern- der Mitglieder der SS, vor allem aus den späte- ren SS-Oberabschnitten West-Rhein, Fulda und Werra 1933/34, darin Angabe der monatlich bezahlten Beiträge. 272 Mohn übte das Amt nachweislich seit Januar 1935 aus (womöglich schon vorher) und Anmerkungen zu den Seiten 366 bis 367 657

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hatte es noch nach Kriegsende inne. Sammlung UHK, II.1/13, Heinrich Mohn in Beantwortung einer Anfrage aus Klostermansfeld (Sachsen), 26.8.1947. Mohn bezeichnete sich darin als »Kassenführer« der Landesgruppe Westfalen der Luther-Gesellschaft und erteilt die Aus- kunft, daß die Geschäfte »ruhten«, da die Lu- ther-Gesellschaft »noch nicht genehmigt« sei. 273 StadtA Gütersloh, D 236, Heinrich Mohn an Bürgermeister Josef Bauer, 23.5.1938. 274 StadtA Gütersloh, D 236, Bürgermeister Josef Bauer an NSDAP-Kreisleiter Horn, 13.6.1938. Das 1880 eingeweihte Johanneum war ein von der Rheinischen Missionsgesellschaft getra- genes Knabenheim für Missionarssöhne. Es wurde im Zweiten Weltkrieg aufgelöst; vgl. Möller: Jahr, S. 42 f. 275 Sammlung UHK, II.1/16, Entnahmekonto (Pri- vatkonto) Heinrich Mohn, 1940–1945. 276 Nach der Auffassung von Reinhard Mohn stand hinter den Spenden »kein echtes Engage- ment«, vielmehr habe es sich um »Gefällig- keitszahlungen« gehandelt. UHK, Zeitzeugen- gespräche mit Reinhard Mohn am 12.3.1999 und 21.9.1999. Funktionäre unterschiedlicher NS-Organisationen forderten Heinrich Mohn nach Auskunft von Familienmitgliedern und ehemaligen Mitarbeitern wiederholt zum Bei- tritt auf. Um diesen Druck abzuwenden, soll er sich bereiterklärt haben, der nächstbesten An- frage nachzugeben. So die Darstellung der ehe- maligen Sekretärin, Hanna Scheck, im Zeitzeu- gengespräch mit Dirk Bavendamm am 21.12.1998. Ursula Junghänel vermutet, daß die Anwerbung von einem Bekannten ihres Va- ters ausging; UHK, Zeitzeugengespräch am 6.5.1999. Nach Auskunft von Sigbert Mohn sagte der Vater: »Beim nächsten, der mich fragt, trete ich ein«. Der »nächste« sei ein Ver- treter der SS gewesen; UHK, Zeitzeugenge- spräch am 9.3.2000; ferner auch Notiz über eine telefonische Mitteilung von Sigbert Mohn an die Abteilung Öffentlichkeit des Bertels- mann-Konzerns am 30.11.1998. 277 Bereits 1931 wurde ein achtseitiges Werbefalt- blatt herausgegeben, das Reisende anziehen sollte: Gütersloher Stadtanzeiger, 3.7.1931, Gütersloh die schöne Heidestadt. 278 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 14.11.1938. 279 Am 12. November fand die Eröffnung des Teil- abschnitts von Recklinghausen nach Gütersloh statt, am 10. Dezember wurde die Straße bis Herford freigegeben. Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 9.11.1938, Durch Gütersloh zur Reichsautobahn; Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 9.11.1938, Dr. Todt spricht in Gütersloh. 280 StadtA Gütersloh, D 312, Korrespondenz der Stadtverwaltung, betreff Fremdenverkehr 1936 bis 1939, darin Werbeprospekte von 1938/39; hier auch das folgende Zitat. 281 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 5.6.1937, Einführung des neuen Ortsgruppenleiters. Nach der kommissarischen Amtseinführung im Juni folgte die offizielle Ernennung im Rahmen ei- ner Feier im Oktober 1937: Gütersloher Volks- zeitung/Die Glocke, 7.10.1937, Ortsgruppenlei- ter Emde in sein Amt eingeführt. 282 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 27.9. 1937, Wir grüßen den Duce und den Führer! Verfasser der Grußworte waren NSDAP-Kreis- leiter Horn und NSDAP-Ortsgruppenleiter Emde. 283 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 24.4.1937, Geschichten um Mohns Park; hier auch das Zitat von der »Alt-Gützeler Land- schaft«. 284 Als der örtliche Turnverein 1927 eine Parzelle erwarb und in einen Sportplatz umwandelte, bot Mohn den anderen Teil des Areals der Stadtverwaltung an; Gütersloher Volkszei- tung/Die Glocke, 26.8.1930, Weihe des vom Gütersloher Turnverein errichteten Turn- und Spielplatzes in Mohns Park. Gütersloher Zei- tung, 16.4.1934, Neues Leben in Mohns Park. Sammlung UHK, I.2/2085, Grundstücksver- handlungen. Heinrich Mohn verfaßte 1951 ei- nen kurzen Text über die Grüngestaltung der Stadt und die Geschichte von »Mohns Park«, vgl. Mohn, Erinnerungen. 285 Sammlung UHK, I 2/2085, Heinrich Mohn an Magistrat der Stadt Gütersloh, 4.4.1928. 286 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 24.4.1937, Geschichten um Mohns Park. 287 Sammlung UHK, I 2/2085, Bürgermeister Josef Bauer an Heinrich Mohn, 13.4.1937, mit Ver- tragsentwurf zwischen Friederike Mohn und der Stadt Gütersloh, vertreten durch Bürger- meister Bauer. Der Vertrag wurde am 16.4.1937 geschlossen. 288 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 31.12. 1938, Gütersloh und das Jahr 1938. Darin ist von einer »prachtvollen Erholungsstätte« die Rede. 289 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 23.4.1938, Gütersloh hat einen neuen Park. 290 Sammlung UHK, I 2/2085, Heinrich Mohn an Bürgermeister Josef Bauer, 6.4.1937. StadtA Gütersloh, ohne Signatur, Verwaltungsbericht der Stadt Gütersloh für die Zeit vom 1. April 1932 bis 31. März 1938 unter Einbeziehung ei- niger Angaben aus Berichten früherer Jahre, Mohnscher Park an der Arndt-, York- und Jahn- straße. Westfälische Zeitung Zeitung/Güterslo- her Zeitung, 21.4.1937, »Mohns Park« – städ- tischer Besitz. Heinrich Mohn führte die Ver- handlungen, seine Mutter, die Erbin des Gelän- des, unterzeichnete den Vertrag. 291 StadtA Gütersloh, D 693, Aufstellung über »Antreteplätze« und »Räum für theoretische Ausbildung« der Einheiten der Hitler-Jugend Gütersloh, 14.9.1943. 292 StA Detmold, M 1 I L/396, S. 24, Ergebnis der Personenstandsaufnahme vom 10.10.1939. StA Detmold, M 1 I L/396, S. 34, ständige Be- 658 Anmerkungen zu den Seiten 368 bis 370

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völkerung des Regierungsbezirks Minden und der einzelnen Kreise aufgrund der Volkszählung vom 17.5.1939. Wiedenbrück hatte 8 188 Ein- wohner, der Landkreis insgesamt 93 662. 293 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 31.12. 1938, Gütersloh und das Jahr 1938. Kurt Nie- wöhner, am 25.11.1938 zur Welt gekommen, war der 30 000. Einwohner. 294 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung 21.3.1939, 227 : 27 : 5 = Gütersloh. Rangord- nung unserer Stadt im Reich, in der Provinz und im Regierungsbezirk. 295 Die neuen Ortsgruppenleiter waren Fritz Hahne, Kurt Schniedermann, Fritz Plaßmann und W. Jerrentrup. Wie viele Mitglieder jede Gruppe zählte, ist nicht bekannt. 296 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 30.6.1938, Vier Ortsgruppenleiter eingeführt. Vom »Wendepunkt in der örtlichen Geschich- te« sprach in der Feierstunde NSDAP-Kreis- leiter Horn. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 12.8.1938, Ortsgruppe Gütersloh-West hatte ihre erste Versammlung. Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 19.8.1938, Die vierte Ortsgruppe in Gütersloh. Über NSDAP-Orts- gruppenleiter Emde ist nach der Aufteilung in die vier Ortsgruppen nichts mehr bekannt. 297 Nach der Volkszählung vom Mai 1939 fand rund die Hälfte aller Beschäftigten ihr Auskom- men in Industrie und Handwerk. Rund 4 000 Arbeiter aus den umliegenden Gemeinden pen- delten täglich in die Stadt. Westfälische Zei- tung/Gütersloher Zeitung, 3.10.1940, Die Be- rufspyramide von Gütersloh. In Industrie und Handwerk arbeiteten 15 600 Beschäftigte (50,6 Prozent), in Handel und Verkehr 4 700 (15,1 Prozent), 4 100 im öffentlichen Dienst und für private Dienstleistungen (13,4, Pro- zent), 4 000 waren »selbständige Berufslose« (13 Prozent), 1 700 betätigten sich in der Land- und Forstwirtschaft (5,5 Prozent) und 800 in häuslichen Diensten (2,4 Prozent). Zur Zahl der Pendler: StadtA Gütersloh, D 3043, Bürgermei- ster Josef Bauer an Landrat Edwin Klein, gehei- mer wirtschaftlicher Lagebericht, 24.6.1939. 298 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 30.1.1937. 299 Infolge der rasanten Bevölkerungsentwicklung fehlten rund 800 Wohnungen aller Größen und Preisklassen. Das Problem verschärfte sich, als der Luftwaffenstützpunkt ausgebaut wurde und im April 1937 die Soldaten des IV. Kampfge- schwaders 254 mit ihren Angehörigen nach Gü- tersloh kamen. Der neu gebaute Militärflugplatz wurde 1939 erweitert, die Gemeinde Marien- feld, wo sich die militärischen Anlagen befan- den, nach Gütersloh eingemeindet. StadtA Gü- tersloh, D 704, Einladungslisten für die »Be- grüßungsfeierlichkeiten« und Dankesschreiben der Eingeladenen, April 1937. Zu den geladenen Firmen zählte auch das Haus Bertelsmann. West- fälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 21.4. 1937, Güterslohs Rekruten leisten den Fahne- neid. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 21.4.1937, Feierlicher Empfang der Flieger. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung 23.4.1937, Sonderbeilage: Der Fliegerhorst Gü- tersloh. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zei- tung, 26.4.1937, Kampfgeschwader Gütersloh. 300 Davon gehörten etwa 30 Juden der jüdischen Gemeinde an, etwa 15 weitere Personen gal- ten nach der nationalsozialistischen Definition als »Halbjuden« oder als Juden in sogenannten Mischehen. Im Sommer 1933 hatten in Güters- loh 73 Juden gelebt; vgl. Gatzen: Befehl, S. 94–100. 301 Zitiert nach Schomaekers: Kaufhaus, S. 47. 302 Vgl. Schmuhl: Stadt, S. 436. Interview mit einer Verkäuferin, abgedruckt in: Gatzen: Befehl, S. 35. 303 RGBI. I, 25.1.1937, S. 28 f.; vgl. Meynert/ Mitschke: Augenzeugen, S. 168. 304 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 1474, S. 124, 131, Edwin Klein an Regierungspräsidium, betreff Durchführung der Dritten Verordnung zum Reichsbürgergesetz, 18.8.1938. Als »jüdische Gewerbebetriebe« waren im August 1938 noch die Firmen Daltrop (Schreibwarenbedarf), Gronsfeld (Handelsvertretung für Wollwaren), Herzberg (Haushaltswarengeschäft), Katz (Pol- sterwaren), Meinberg (Handelsvertretung für technische Öfen und Fette) und Schkolnikow (Uhren und Schmucksachen) verzeichnet. 305 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 1474, Aufstellung über jüdische Gewerbebetriebe in Gütersloh zu Händen des Landrates von Wiedenbrück, 18.8. 1938. StA Detmold, M 1 I P, Nr. 1459, Nach- weisungen der durchgeführten Genehmigungs- verfahren zum Verkauf jüdischen Grundbesit- zes, 26.2.1941. Sammlung UHK, I.2/2147, Grundbuchauszüge zu Grundstücksverkäufen und Hypotheken; Immobilien. Firma C. Bertels- mann 1898–1939. 306 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 11.11. 1938, Vereidigung der SS-Männer. 307 Zitiert nach Gatzen: Novemberpogrom, S. 19. 308 Zum Pogrom in Gütersloh liegt eine breite Pa- lette an lokalgeschichtlicher Forschungslitera- tur vor; vgl. Barlev: Juden; Meynert: »Endlö- sung«; Beine/Gatzen: Juden; Gatzen: Novem- berpogrom. 309 Von wem Mögelin den Befehl erhalten hat, war eine der vielen ungeklärten und umstrittenen Fragen des Prozesses vor dem Schwurgericht Bielefeld, der 1949 gegen die Verantwortlichen der Pogromnacht geführt wurde. StA Detmold, D 21 A, Nr. 5233, 2 Bände; zum Ablauf der Zer- störungsaktion vgl. auch Gatzen: Novemberpo- grom. 310 In Gütersloh wurde bis Mitte der achtziger Jah- re daran festgehalten, daß auswärtige SA und SS die Verbrechen begannen hätten. So auch der Zeitzeugenbericht in: Gütersloher erzählen Geschichte, S. 101. Erst mit den Veröffentli- chungen von Meynert und Gatzen wurde dies korrigiert. Heute steht fest, daß ausschließlich Anmerkungen zu den Seiten 370 bis 371 659

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Gütersloher Bürger die Gewalttaten zu verant- worten hatten; vgl. Gatzen: Novemberpogrom; Meynert: Gütersloher, S. 77–94; ders.: »Endlö- sung«. 311 StadtA Gütersloh, DS 308, Bericht von Leopold Herzberg, aufgezeichnet zwischen 1939 und 1941, S. 1 f. Sammlung Helmuth Gatzen. 312 StA Detmold, D 21 A, Nr. 5233, Bd. I, Anklage- schrift Schwurgericht Bielefeld, 30.7.1949. 313 StadtA Gütersloh, DS 308, Bericht von Leopold Herzberg, aufgezeichnet zwischen 1939 und 1941, S. 2. 314 Ebenda, S. 4. 315 Vgl. Gatzen: Novemberpogrom, S. 22 f. 316 StadtA Gütersloh, DS 308, Bericht von Leopold Herzberg, aufgezeichnet zwischen 1939 und 1941, S. 5. 317 Vgl. Barlev: Schriftbalken, S. 769. 318 Vgl. Gatzen: Novemberpogrom, S. 56–62, 82–85. 319 Alle Gebäude, die am 9. und 10. November zer- stört wurden, listete Landrat Klein in seinem Bericht vom 18. 11.1938 an die Gestapo Biele- feld auf. StadtA Gütersloh, D 3060. 320 StadtA Gütersloh, D 3028, Edwin Klein an Re- gierungspräsidium Minden, 22.11.1938; hier auch zur Aufregung über die Zerstörungen; vgl. allgemein Mommsen: Funktion 321 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 11.11. 1938, Volk gegen Juda. 322 StadtA Gütersloh, DS 308, Bericht von Leopold Herzberg, aufgezeichnet zwischen 1939 und 1941, S. 8–10. 323 Interview Ellen Tarlow, abgedruckt in: Meyn- ert/Mitschke: Augenzeugen, S. 10. Zum weite- ren Schicksal der jüdischen Einwohner vgl. Ka- pitel 10, S. 463 f. 324 StA Detmold, M1 I P/1106, Reichsministerium für kirchliche Angelegenheiten an die Landes- regierungen, 24.3.1939. 325 StadtA Gütersloh, D 3028, Bürgermeister Josef Bauer an Landrat Edwin Klein, 17.4.1939. KreisA Gütersloh, 66/16 I, Josef Bauer, Nach- weisung der durchgeführten Genehmigungs- verfahren, 20.12.1940. Daraus geht hervor, daß eine kleine Parzelle des Synagogengrund- stücks von dem Gütersloher Fabrikanten Rudolf Niemöller erworben wurde. 326 StadtA Gütersloh, D 3060, Edwin Klein an Ge- stapo Bielefeld, 18.11.1938. Die Akten der Ge- stapo sind nicht überliefert. 327 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke, 31.12. 1938, Ausblick auf das neue Jahr. 328 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 21.4.1939, Der Geburtstag des Führers. 329 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 6.6.1939, Die Condor-Männer kehrten heim, darin Photos vom Einzug der Soldaten in den Standort Gütersloh; vgl. kurz Hilbk: Hitler- Reich, S. 33 f. 330 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 4.10.1939, Glocken und Fahnen. Die Beflag- gung währte von 4. bis 10.10.1939. 331 EKAG, A 460, Aktennotizen über das polizeili- che Verbot des Kirchengeläuts, 10.10.1939, 18.10.1939. EKAG, A 460, Anordnung Luft- gaukommando VI Münster, 19.10.1939. EKAG, A 3, Presbyterium der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gütersloh an evangelisches Konsistorium in Münster via Superintendentur Bielefeld, 17.1.1940, Bericht über die Wirkun- gen des Krieges auf das kirchliche Leben, S. 3 f. 332 EKAG, A 461, Presbyterium der evangelisch-lu- therischen Kirchengemeinde Gütersloh an evangelisches Konsistorium in Münster, Bericht über die Entfernung der Bronzeglocken der Martin-Luther-Kirche, 8.5.1940. Der Beschluß des Presbyteriums zur Schallplattenaufnahme datiert vom 23.5.1940. EKAG, A 461, Wort zur Glockenabgabe im Kriegsjahr 1942 am Sonn- tag Sexagesima, den 8. Februar 1942, im Got- tesdienst in der Apostelkirche von Pastor Paul Gronemeyer. 333 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 3–17, hier S. 3 f., monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, SD- Unterabschnitt Minden-Lippe, 13.9.1939. Der SD beobachtete im Berichtsgebiet zwischen Ende August und Mitte September 1939 »Spannungen« und eine »in Erregung befindli- che Bevölkerung«, die auf eine »außerordent- lich große Flut von Gerüchten« aufnahmebereit reagierte. StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 3–17, hier S. 8, monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, SD-Unterabschnitt Minden-Lippe, 13.9.1939 334 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 19–46, hier S. 19, monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, SD- Unterabschnitt Minden-Lippe, 30.9.1939. 335 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 19–46, hier S. 22 f., monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, SD- Unterabschnitt Minden-Lippe, 30.9.1939. 336 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 48, Regie- rungspräsidium Minden an SD-Abschnitt Biele- feld, betreff: Ausgabe der Lebensmittelkarten in Gütersloh, 25.10.1939. 337 Zur Reaktion der deutschen Bevölkerung auf den Kriegsbeginn 1939 vgl. Frei: Krieg; Stei- nert: Krieg, S. 91–103; Deist: Überlegungen, S. 226. Die Gütersloher Lokalblätter veröffent- lichten die Bekanntmachung des Landrats zur »Bezugsscheinpflicht für lebenswichtige Ver- brauchsgegenstände«, dokumentiert in einem Rückblick zum ersten Jahrestag des Kriegsbe- ginns; Lokalzeitungen vom Herbst 1939 blie- ben nicht erhalten. Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 31.8./1.9.1940, Gütersloh im Kriegsjahr 1939/40. Eine Bilanz, auf die Gü- tersloh stolz sein kann. 338 Vgl. Blaich: Wirtschaft, S. 33–35. 339 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 31.8./1.9.1940, Gütersloh im Kriegsjahr 1939/40. Eine Bilanz, auf die Gütersloh stolz sein kann. 660 Anmerkungen zu den Seiten 371 bis 374

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340 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 19–46, hier S. 43, monatlicher SD-Lagebericht Ab- schnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Min- den, SD-Unterabschnitt Minden-Lippe, 30.9. 1939. 341 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 78–95, hier S. 83, monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, 21.11.1939. StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 97–145, hier S. 97, monatlicher SD-Lage- bericht Abschnitt Bielefeld an Regierungsprä- sidium Minden, 20.12.1939: »Als wesent- lichstes Moment ist herauszustellen, daß die Stimmung der Bevölkerung des Abschnitts- gebietes während des Berichtszeitraumes kei- ne nennenswerten Schwankungen gezeigt hat.« 342 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 51–74, hier S. 52, monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, 31.10.1939. StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 78–95, hier S. 79, monatlicher SD-Lagebe- richt Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidi- um Minden, 21.11.1939, darin ist die Rede von der »Erwartung des Beginns größerer Handlun- gen gegen Frankreich und England.« 343 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 112, 114. Der Eintrag wurde nach den Ereignissen verfaßt, denn der Ausgang des deutschen Angriffs ist bereits festgehalten. Zum Betriebsappell am Tag des Kriegsbeginns: UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Sekretärinnen Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Truse und Else Hunke am 10.11.1999. 344 Sammlung UHK, I.2/1015, Aufzeichnungen von Theodor Berthoud über die führenden Mitar- beiter des Unternehmens, darin auch »Lebens- lauf des Prokuristen Fritz Wixforth« und »Er- gänzung zum Lebenslauf Wixforth«, undatiert, vermutlich 1944. Zu Wixforth als Marine-Artil- lerist vgl. kurz Gööck: Bücher, S. 69 f. 345 So Ursula Junghänel, geborene Mohn: Samm- lung UHK, II.1/18, privates Familienalbum von Ursula und Reinhard Junghänel, »Kleine Chro- nik«, fünfter Teil 1975–1980, Eintrag vom 26.4.1979. 346 WASt, Personalakte Hans Heinrich Mohn. Im Januar 1939 gehörte Mohn am Standort Iser- lohn der 6. Schwadron des Kavallerieschützen- regiments 4 an. Er wurde am 19.8.1939 zur 11. Schwadron der III. Abteilung des Schützen- regiments 4 nach Wuppertal versetzt; zu dieser Einheit vgl. Tessin: Verbände, Bd. 2, S. 246. Wie Schwester Lydia Truse berichtet, hielt sich Hans Heinrich Mohn Anfang August 1939 noch zu Besuch bei seinen Eltern in Gütersloh auf: UHK, Zeitzeugengespräch mit Schwester Lydia Truse am 15.6.1999. 347 BA-ZNS, Hans Heinrich Mohn. WASt, Personal- akte Hans Heinrich Mohn. Der Leichnam wurde zunächst in der Nähe des Dorfes beerdigt, im Oktober 1940 auf den Ehrenfriedhof der Wehr- macht nach Chinów überführt und im August 1997 auf dem Soldatenfriedhof in Pulawy bei- gesetzt. Standesamt Wuppertal, Sterberegister. Das Standesamt am Truppenstationierungsort Wuppertal beurkundete den Sterbefall am 3.4.1940 unter der Registriernummer 743; ei- nige Tage später wurde das zunächst falsch an- gegebene Geburtsdatum korrigiert. Über To- desort und -zeitpunkt heißt es: »Weichselüber- gang bei Swierze-Gorne (Polen), Todesstunde unbekannt.« 348 WASt, Personalakte Hans Heinrich Mohn; die Beförderung erfolgte am Todestag. Das Ge- schehen ist kurz erwähnt bei Gööck: Bücher, S. 70, wo es irrtümlich heißt, Hans Heinrich Mohn »ging als Oberleutnant in den Krieg«. 349 Die Geschwister erinnerten sich später, daß die Eltern zu Kriegsbeginn einen Brief oder eine Postkarte des ältesten Sohnes erhielten mit dessen Schilderung seiner Eindrücke nach dem Einmarsch in Polen. Das Schreiben blieb nicht erhalten; ob es vor oder nach der Todesnach- richt in Gütersloh eintraf, ist unbekannt. UHK, Zeitzeugengespräch mit Reinhard Mohn am 12.3.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit An- negret Tödtmann, geborene Mohn, am 21.9. 1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Gerd Mohn am 22.11.1999. 350 DLA Marbach, NL Hans Grimm. Die Todesanzei- ge ist lediglich im Nachlaß von Hans Grimm überliefert. Allem Anschein nach schickte Hein- rich Mohn die Annonce, die das handschriftli- che Datum 22.9.1939 trägt, mit seinem Brief vom 25.9.1939 (ohne nähere Ausführungen) an Grimm. Ob die Anzeige auch in der Presse veröffentlicht wurde, ist unklar, denn die Gü- tersloher Lokalzeitungen, die das Stadtarchiv Gütersloh verwahrt, blieben nicht vollständig erhalten. Die Ausgaben zwischen Juli und Ok- tober 1939 sind auch im Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse in Dortmund nicht überliefert. In den Gütersloher »Heldengedenk- feiern« der folgenden Jahre fiel Hans Heinrich Mohns Name nicht. Er dürfte aber einer der er- sten Kriegstoten der Stadt gewesen sein. West- fälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 11.11. 1940, Unsterbliches deutsches Heldentum. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 10.11.1941, Ihr Blut die Saat – unser Sieg die Frucht. 351 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 111. 352 Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941, Liste der Ge- fallenen. Mohn wird darin als Träger des Eiser- nen Kreuzes II. Klasse bezeichnet. Die Aus- zeichnung ist in den Personalunterlagen der Wehrmacht allerdings nicht belegt. Zur Bertels- mann-Illustrierten vgl. Kapitel 10, S. 458 f. 353 Sammlung UHK, II.1/14, Oberleutnant Günter Hand an Heinrich Mohn, 1.3.1943. Anmerkungen zu den Seiten 374 bis 376 661

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354 Sammlung UHK, II.1/14, Heinrich Mohn an 356 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. Oberleutnant Günter Hand, 11.3.1943. 355 Rudolf Schauff: Flieger über Polen, Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Spannende Geschichten, 68). Zu Inhalt, Publikations- und Zensurge- schichte der Schrift vgl. Kapitel 6, S. 259 f. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 114. Die Veranstaltung fand vermutlich im Gemeinschaftsraum statt. »Geistige Stärkung« für Front und Heimat 1 Genauen Aufschluß über den Geschäftsverlauf des Jahres 1939 gibt ein Einspruchsschreiben des Verlags gegen die Gewinnabschöpfung für das Jahr 1941. Sammlung UHK, I.2/1010, C. Bertelsmann an Finanzamt Wiedenbrück, 22.9.1942. 2 Vgl. dazu Kapitel 8, S. 344. 3 Vgl. Heinrich Mohn (Hrsg.): Carl Bertelsmann. Ein Bild seines Lebens. Zur Jahrhundertfeier des von ihm gegründeten Verlagshauses, Güters- loh: C. Bertelsmann, 1935. 4 Sammlung UHK, I.2/2150, Heinrich Mohn an Stadtverwaltung Gütersloh, 27.11.1936. 5 Vgl. Kapitel 4, S. 134–139. 6 UHK, Aktennotiz zum Verlauf des »Kaffee- kränzchens« mit ehemaligen Lehrlingen von Bertelsmann, 18.10.2001. 7 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 23.11.1939. 8 Vgl. zum Langen-Müller-Verlag bis 1933 Mey- er: Verfahren sowie für die Folgezeit Barbian: Literaturpolitik. 9 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 8.6.1938. 10 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 30.8.1938. Vgl. auch Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 147, der an- nimmt, der Eher-Konzern habe sich vor allem wegen des von Grimm zu Bertelsmann vollzo- genen Verlagswechsels bemüht, den Konkur- renten auszuschalten. 11 Zu Grimms Situation im Dritten Reich, speziell zu seinem gespannten Verhältnis zur NS-Kul- turbürokratie, das zu massiven Einschüchte- rungsversuchen durch Goebbels führte, vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 403–409. 12 Vgl. Kapitel 10, S. 490 f. 13 Vgl. Grimm: Wirklichkeit, S. 5. 14 Zum nationalsozialistischen Blick auf England vgl. Aigner: Ringen sowie Holfter: Ansichten. 15 Hans Grimm: Englische Rede. Wie ich den Engländer sehe. Deutscher und englischer Wortlaut. Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 5, im folgenden S. 7, 13, 8, 7, 9 f., 14, 23, 17; Hervorhebungen im Original. 16 Die englische Version der »Rede« spricht an- stelle von »hochwertigen Menschen und hoch- wertigen Völker[n]« (S. 17) neutraler von »the most highly qualified men and peoples« (S. 43). 17 Grimm: Englische Rede (wie Anm. 15), S. 18. 18 Wesentliche Gedanken der »Englischen Rede« finden sich bereits in der »Amerikanischen Rede«, die Grimm am 6. Oktober 1935 auf Ein- ladung deutschstämmiger Amerikaner in New York hielt. Allerdings beschwört der Autor hier nur in allgemeiner Form die Notwendigkeit ei- nes Zusammengehens der drei »nordischen« Nationen. Die pauschale Ablehnung der Kultur des Westens, wie sie nach seiner eigenen Er- fahrung von den radikalen deutschen Nationa- listen der zwanziger Jahre gepflegt wurde, lehnt Grimm daher ab. Ebenso verzichtet er in seinen Ausführungen zur politischen Lage in Deutschland darauf, explizit zum Nationalsozia- lismus Stellung zu beziehen: »Ich will dabei nicht Namen nennen. Vor Namen von Men- schen und Einrichtungen der Gegenwart be- geht man unschwer ein Unrecht im Tadel und gelegentlich auch im Lobe; und mit Namen re- det man sich dort, wo viele verschiedene Men- schen verschiedener Lehre und verschiedener Erfahrung und nicht zuletzt verschiedener Zei- tungen beieinander sind, sehr leicht auseinan- der.« Es fällt schwer zu entscheiden, ob sich diese Haltung wirklich nur der Rücksicht auf die Zuhörer verdankt oder ob sie auf eine für Grimm typische, gewunden formulierte Distan- zierung vom Nationalsozialismus verweist. Die »Amerikanische Rede« wurde in der Zeitschrift »Das Innere Reich« und 1936 als eigenständi- ge Publikation bei Langen-Müller veröffent- licht; Zitat ebenda, S. 10. Von C. Bertelsmann wurde die »Amerikanische Rede« nicht über- nommen. 19 Vgl. Grimm: Englische Rede (wie Anm. 15), S. 26–30 und 51–55: Anhang zur Aufnahme der Rede beim englischen Publikum. 20 St. [d.i. Wilhelm Stapel]: Kurzrezension zu Grimm: Englische Rede, in: Deutsches Volkstum 15 (1938), Heft 2, S. 861. 21 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Hauptschriftlei- tung der Preußischen Zeitung, Königsberg, an C. Bertelsmann, 3.12.1938. 22 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Preußische Zeitung, 4.12.1938. 23 Zum Tecklenburger Bekenntnis vgl. Kapitel 5, S. 173–176. 24 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 17.12.1938. 25 DLA Marbach, NL Hans Grimm, »Aus dem Bücherreferat ›Deutschland und Ausland‹ am 24. März 1939 im Reichssender Leipzig«, Ab- schrift, als Anlage zum Schreiben Verlag C. Ber- telsmann an Hans Grimm, 21.4.1939. 26 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin 662 Anmerkungen zu den Seiten 376 bis 382

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an Hans Grimm, 5.9.1939; Hervorhebungen im Original. 27 Zu Otto Weber-Krohse vgl. Kürschners Deut- scher Literatur-Kalender, hrsg. v. Dr. Gerhard Lüdtke, Berlin: De Gruyter 1943, Sp. 1185 f.; Mohler: Revolution, S. 461. 28 Otto Weber-Krohse: Sieben Preußen als Bahn- brecher des deutschen Gedankens, 2. Aufl., Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 9, im folgen- den S. 10, 11, [5], 40, 410, 567, 339, 369, 464, 363 f.; Hervorhebungen im Original. 29 Zum Antisemitismus in »Sieben Preußen« vgl. Kapitel 7, S. 321 f. 30 Mohler rechnet Weber-Krohse – unter anderem neben Hans Schwarz, dem Freund Arthur Moel- ler van den Brucks – zu den »Preußen- und Ostmystiker[n]«, die er als Untergruppe der Na- tionalrevolutionäre definiert. Von nationalrevo- lutionärem Gedankengut findet sich in »Sieben Preußen« allerdings keine Spur. Vgl. Mohler: Revolution, S. 463–465. 31 Vgl. hierzu Breuer: Anatomie, S. 166–179. 32 Sammlung UHK, I.2/4019, Sammelbestelliste zu »Sieben Preußen« mit maschinenschriftli- chem Entwurf des Werbe-/Klappentextes. 33 Weber-Krohse: Sieben Preußen (wie Anm. 28), Klappentext. 34 In der Sammlung UHK, I.2/4013–4015, finden sich Leseproben zu den folgenden Titeln: Fritz Otto Busch/Gerhard Ramlow: Deutsche See- kriegsgeschichte (1940); Arno Dohm: Geschwa- der Spee (1939); P. C. Ettighoffer: Verdun. Das große Gericht (1936); P. C. Ettighoffer: Eine Ar- mee meutert. Frankreichs Schicksalsstunde 1917 (1937); P. C. Ettighoffer: So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch unsere Kolonien (1938); P. C. Ettighoffer: Tannenberg. Eine Armee wird zu Tode marschiert (1939); Thor Goote: Wir fahren den Tod (1938); Clemens Laar: Der Kampf um die Dardanellen (1938); Werner von Langsdorff (Hrsg.): Flieger am Feind (1934); Johan Nordling: Quasi una fantasia (1930); Ernst von Salomon: Die Geächteten (1938); Gustav Schröer: Der Herrgott und ein Mann (1933), Bruno Schwietz- ke: … starben in Flandern (1938); Lowell Tho- mas: Ritter der Tiefe (1939). Mit Ausnahme der Titel von Nordling und Schröer handelt es sich stets um kriegerische oder nationalistische In- halte. Keine der Leseproben ist wie bei Weber- Krohse auf Hochglanz gedruckt, alle haben ei- nen geringeren Umfang. 35 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 5.9.1939. 36 Als vorteilhaft erwiesen sich hier die Beziehun- gen einer Mitarbeiterin zum zuständigen Amt in Wiedenbrück; Mehrfach gelang es, im Stapel der Einberufungsbescheide, »was zu oberst lag zu unterst« zu legen und damit Zeit zu gewin- nen. UHK, Zeitzeugengespräch mit Gerda Moers und Magdalene Reitze am 19.10.2001. Hanna Scheck, die Sekretärin Gerhard Stein- sieks, stand laut eigenen Angaben in Kontakt mit Herrn Reitze (späterer Schwiegervater von Magdalene Reitze, Lehrling bei Bertelsmann) im Wehrmeldeamt Wiedenbrück. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Gerda Moers und Magdalene Reitze am 19.10.2001 sowie UHK, Zeitzeugen- gespräch mit den ehemaligen Mitarbeiterinnen des Hauses Bertelsmann Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Tru- se und Else Hunke am 10.11.1999. 37 StadtA Gütersloh, D 3328, Industrie- und Han- delskammer Ostwestfalen an Bürgermeister Jo- sef Bauer, 7.9.1939. 38 Johannes Schlecht war Leiter der Schrifttums- abteilung. 39 Aus den Buchprojekten Volcks und Ettighoffers ist keine Veröffentlichung hervorgegangen. 40 Sammlung UHK, I.2/2095, Gerhard Steinsiek an Fritz Wixforth, 19.9.1939. 41 Sammlung UHK, I.2/2073, Heinrich Mohn an Deutsche Bank, Zweigstelle Gütersloh, 9.11.1939. 42 Teilweise geschah dies allzu hastig, wie das Beispiel von »Flieger über Polen« zeigt. Vgl. Kapitel 6, S. 259 f. 43 Hefte der Serie finden sich in den Empfeh- lungslisten des OKW – so z. B. BA-MA Frei- burg, RW 6/v. 426, »Bücher für die Wehr- macht«. Herausgegeben vom Oberkommando der Wehrmacht, Abtl. Inland Nr. 8, 15.9.1939. 44 Werner von Langsdorff und Thor Goote waren offenbar im Felde und sind gefallen. 45 BA-ZwDH, ZB II, 3217/A 14, Akte Paul C. Ettig- hoffer. 46 BA Berlin, R 56 V/26, Wilhelm Ihde an Hanns Johst und Wilhelm Baur, 3.7.1943, sowie Ant- wort Hanns Johst an Wilhelm Ihde, 6.7.1943. 47 UHK, Zeitzeugengespräch mit Gerda Moers und Angelika Reitze am 19.10.2001. 48 BA Berlin, BDC, RKK 2100, Personalakte Josef Grabler; vgl. auch Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 6, Sp. 678. 49 Josef Grabler: Mit Bomben und MGs über Po- len. PK-Berichte der Luftwaffe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Volksausgabe), S. 8 f., im folgenden S. 18, 189, 215, 189. 50 Zu Fritz Fechner liegen keine biographischen und bibliographischen Informationen vor. Her- bert Müllenbach (1900 – nach 1943) ist im »Kürschner« des Jahrgangs 1943 verzeichnet; er war promoviert und »Leiter der Technisch-Li- terarischen Abteilung der Junkers-Werke«, ab 1940 Publikationen als Kriegsberichterstatter; vgl. auch BA Berlin, BDC, RKK 2100, Personal- akte Herbert Müllenbach und BA Berlin, BDC, PK, Personalakte Herbert Müllenbach. Im sel- ben Jahrgang des »Kürschner« findet sich ein Eintrag zu Hauptmann Heinz Pape (geb. 1914), als Publikationen sind seine beiden Bertels- mann-Titel genannt. Vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender (wie Anm. 27), Sp. 759 und 1283. Informationen zu Benno Wundshammer (1913 – nach 1970) finden sich im »Wer ist Wer?« bis zur Ausgabe 1969/70. Die Bertels- mann-Titel sind seine ersten Buchpublikatio- Anmerkungen zu den Seiten 382 bis 389 663

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nen. Wundshammer war gelernter »Journalist und Bildberichter«, im Krieg arbeitete er für die Propagandazeitschrift »Signal«, ab 1947 war er Redakteur und Sonderberichterstatter der »Quick«, ab 1949 Chefredakteur und -reporter der »Revue«. Vgl. Faksimilequerschnitt; Wer ist wer?, 14. Aufl., S. 1745 f. 51 Die maximalen Auflagenhöhen der einzelnen Titel: »Panzer am Feind«, 31942, 139. Tsd.; »Und setzet ihr nicht das Leben ein«, 41942, 191. Tsd.; »Wir suchen den Feind«, 31943, 63. Tsd.; »Flieger – Ritter – Helden«, 41942, 130. Tsd.; »Tag und Nacht am Feind«, 31942, 125. Tsd.; »Panzerflieger über dem Balkan«, 21944, 19. Tsd.; »Feuer am Olymp«, 11944, 10. Tsd. Die Ausstattung der beiden letzten Titel fällt aus – wie der Verlag auf einem beigelegten Zettel formuliert – »kriegsbedingten Gründen« gegenüber den vorangegangenen deutlich ab: Verzicht auf einen festen Umschlag und auf die ursprünglich geplanten farbigen Fotos, holzhal- tiges Papier. 52 Tag und Nacht am Feind. Aufklärungs-Abtei- lungen im Westen. Hrsg. im Auftrag des Ober- kommando des Heeres, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 27, 255, 256. 53 Heinz Pape: Wir suchen den Feind. Kampf der Aufklärer im Westen, Gütersloh: C. Bertels- mann 1941, S. 36. 54 Diese Tendenz entsprach den Wünschen des Oberkommandos der Wehrmacht und des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Vgl. Geyer-Ryan: Wunschkontrolle, S. 201. 55 Benno Wundshammer: Feuer am Olymp, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1944, S. 11. 56 Herbert Müllenbach: Und setzet ihr nicht das Leben ein. Ruhmesblätter der deutschen Luft- waffe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941, S. 192. 57 Tag und Nacht am Feind (wie Anm. 52), S. 54. 58 Grabler: Mit Bomben und MGs über Polen (wie Anm 49), S. 289. 59 Wundshammer: Feuer am Olymp (wie Anm 55), S. 314 f. 60 Dies gilt für die Bände von Pape und für »Feuer am Olymp«, mit Abstrichen auch für »Panzer am Feind« und für »Flieger – Ritter – Helden«, die Berichte von Einsätzen, an denen die Auto- ren teilgenommen haben, mit unter Umstän- den erzählerisch ausgeschmückten Berichten anderer Soldaten verbinden. In »Tag und Nacht am Feind« und in »Und setzet ihr nicht das Le- ben ein« sind die einzelnen Berichte immerhin umfangreicher als in »Mit Bomben und MGs über Polen«. 61 Wundshammer: Feuer am Olymp (wie Anm. 55), S. 196, vgl. S. 148 f.,158–160, 201. 62 Tag und Nacht am Feind (wie Anm. 52), S. 72, 75, 221, 140, 179, 252. 63 Zum individuellen Kriegserlebnis im Zweiten Weltkrieg vgl. Fritsche: Bedingungen; Schröder: Jahre. Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 267 f.; Pape: Wir suchen den Feind (wie Anm. 53), S. 188–193; Benno Wundshammer: Flieger – Ritter – Helden. Mit dem Haifischgeschwader in Frankreich und andere Kampfberichte, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1941, S. 197–211. 65 Vgl. Fechner: Panzer am Feind (wie Anm. 64), S. 290 f.; Pape: Wir suchen den Feind (wie Anm. 53), S. 226–228; Heinz Pape: Panzerflie- ger über dem Balkan. Die Vernichtung Jugosla- wiens. Der Sieg in Griechenland, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldausgabe),S. 7–11. 66 Wundshammer: Feuer am Olymp (wie Anm. 55), S. 139, 229. 67 Pape: Panzerflieger über dem Balkan (wie Anm. 65), S. 267. 68 Harald Busch war der jüngere Bruder von Fritz Otto Busch, der für C. Bertelsmann unter ande- rem »Narvik. Vom Heldenkampf deutscher Zer- störer« (1940) verfaßte. 69 Der gesamte Vorgang ist im BA Berlin, BDC, OPG, Personalakte Harald Busch und RKK 2100, Personalakte Harald Busch dokumen- tiert. Zur Bibliographie von Busch, der nach dem Krieg erfolgreich als Sachbuchautor arbei- tete, vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalen- der. Nekrolog, Bd. 3, S. 92 und Wer ist Wer?, 20. Aufl., S. 173. 70 Harald Busch: U-Boot auf Feindfahrt. Bildbe- richte vom Einsatz im Atlantik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 3. Im Jahr 1942 veröf- fentlichte Busch bei C. Bertelsmann »Jagd im Atlantik. Unterseeboots-Kriegsberichte«. 71 Dies ergibt zumindest eine Stichprobe der Titel, die im IfZ verfügbar sind. Vgl. etwa Der große deutsche Feldzug gegen Polen. Eine Chronik des Krieges in Wort und Bild. Hrsg. im Einver- nehmen mit dem Reichsbildberichterstatter der NSDAP Prof. Heinrich Hoffmann. Geleitwort von Generaloberst von Reichenau. Bearbeitet von Heeresarchivar Ernst Wisshaupt Major a. D., Wien: Verlag für Militär- und Fachliteratur A. Franz Gött und Sohn o. J.; Peter Supf: Der Luft- krieg in Polen. Ein Bilderwerk, Berlin: Junker und Dünnhaupt 1941; Der große Befehl. Der Sieg im Westen in 100 Bilddokumenten. Hrsg. vom Oberkommando der Wehrmacht, Berlin: Zeitgeschichte Verlag 1941. Einfallsreicher ge- staltet ist Heinz Kurzbein/Erwin Berghaus (Hrsg.): Bilddokumente des Feldzugs im We- sten, Berlin: Brunnen 1941. 72 Vgl. dazu auch Kapitel 7, S. 330 f. 73 Zu den rassistischen und antisemitischen Ten- denzen in »Feuer am Olymp« und »Kameraden vom Edelweiß« vgl. Kapitel 7, S. 330 f. 74 Hanns Pfeuffer: Kameraden vom Edelweiß. Drei Jahre Kampf für Großdeutschland 1938–1939– 1940, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941, S. 163. 75 Vgl. zu diesem Autor auch Kapitel 7, S. 331–333. 76 Hans Hoeschen: Zwischen Weichsel und Wolga, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943, S. 5, im fol- genden S. 6, 93, 100, 151. 64 Vgl. Fritz Fechner: Panzer am Feind, 3. Aufl., 77 Die Bestätigung trägt eine Feldpostnummer, ist 664 Anmerkungen zu den Seiten 389 bis 394

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also nicht direkt einem Truppenteil zuweisbar. Sammlung UHK, I.2/1009, Dienststelle der Feldpostnummer 00808, Abt. I c, an Feldwebel Hoescher [sic], 8.7.1942. 78 Vgl. etwa »Die grauen Hefte der Armee Busch«, eine Reihe von etwa 50 kleinformati- gen Büchern der an der Ostfront agierenden Armee Busch, die »Kleine W.[estfront]I.[llustrierte]-Reihe« der Einheit v. Reichenau im Westmark-Verlag (Ludwigsha- fen), das bei Mittler erschienene Erinnerungs- buch »Front am Polarkreis« der Nordarmee Dietl (Rovaniemi). Zuständig für solche Publika- tionen waren die jeweiligen Propagandakom- panien oder Propagandaeinheiten Ic bzw. der NSFO (nationalsozialistische Führungsoffizier). Ein »Wolchow-Buch« über die Kämpfe der Heeresgruppe Nord im Rußlandfeldzug 1941 und Anfang 1942 wurde in Riga gedruckt. 79 Im weiteren Verlauf des Krieges entsprach dies den ausdrücklichen Wünschen des Regimes. 80 Zu Fritz Müller-Partenkirchen und Gustav Schröer vgl. Kapitel 4, S. 159–162. 81 Zu Alfred Manns vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 10, Sp. 373. 82 Vgl. Kapitel 4, S. 147 und Zimmermann: Bau- ernroman, S. 256 f. 83 Vgl. Kapitel 4, S. 156. 84 »Lukas Hochstraßers Haus« war erstmals 1907, »Der Weg hinauf« erstmals 1935 bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erschie- nen. 85 Zu Gustav Renker vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 12, Sp. 1005–1008. 86 Gustav Renker: Heilige Berge. Ein Alpenroman, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942, Text auf dem Rückdeckel. 87 »Bergkristall« war erstmals 1930 im Friedrich Reinhardt Verlag, Basel erschienen. Leni Rie- fenstahl übernahm Motive aus dem Roman in ihr Regiedebüt »Das blaue Licht« (1932). »Hei- lige Berge« war erstmals 1921 im selben Ver- lag erschienen und lieferte Anregungen für Ar- nold Fancks »Der heilige Berg« (1926), in dem Riefenstahl die weibliche Hauptrolle spielte. Vgl. o.V.: Leni Riefenstahl; Rother: Leni Riefen- stahl, S. 207. Von den hier und in Kapitel 4 ge- nannten Titeln abgesehen, veröffentlichte Gu- stav Renker bei C. Bertelsmann »Die Mooshüt- tenleute« (= Schmuckbuch, Nr. 11, 1933), »Die Liebe des Junkers Cyrill« (= Schmuckbuch, Nr. 19, 1935) und »Der große Winnetou« (= Spannende Geschichten, 7, 1935). 88 Die zeitgemäße Interpretation liefert der Text auf dem Rückdeckel: »Mit dem Schicksalsweg seines über alles Menschenmaß hinauswachsenden Michael Kohlhaas reißt Kleist noch in uns Heuti- gen alle Tiefen der Seele auf, sie zu läutern und zu härten.« Heinrich von Kleist: Michael Kohl- haas. Aus einer alten Chronik, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1943 (= Kleine Feldpost-Reihe). Zur Würdigung Kleists durch die NS-Germanistik vgl. Richard Groeper: Kleist und Nietzsche in ihrer Auswirkung für die Gegenwart, in: Deutscher Kulturwart 4 (1937), S. 33–41; ders.: Kleist und die Gegenwart, in: Nationalsozialistisches Bil- dungswesen 5 (1940), S. 12–16; Busch: Kleist- Rezeption, S. 228–275. Zur Rolle der Klassiker im Dritten Reich vgl. Zeller: Klassiker; Albert: Klassiker. 89 Eine Ausnahme bildet der antibritische Text »Eine Fabel«, der auch in der Zeitschrift »Fro- hes Leben« abgedruckt wurde. Vgl. Heinz Steguweit: Der Schelm vom Berge. Heitere Ge- schichten, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Das kleine Buch, Nr. 21), S. 31; Frohes Leben 5 (1941), S. 184. Zu Steguweits Publika- tion in der Reihe »Das kleine Buch« vgl. Kapi- tel 4, S. 148, zu seiner Nachkriegskarriere vgl. Sarkowicz/Mentzer: Literatur, S. 369. 90 Vgl. Hillesheimer/Michael: Lexikon, S. 395–402; allgemein zu Schmückle Deut- sches Literatur-Lexikon, Bd. 15, Sp. 512 f.; Lite- raturlexikon, Bd. 10, S. 325; Lennartz: Schrift- steller, Bd. 3, S. 1535–1537. 91 Die Erzählungen sind Bänden entnommen, die zuvor in den Stuttgarter Verlagen Strecker & Schröder (»Die Rote Maske«, 1933) und Ho- henstaufen (»Das Rätsel des Anton Brück«, 1940) erschienen waren. 92 Zu August Winnig vgl. Literaturlexikon, Bd. 12, S. 355; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1880 f.; Mohler: Revolution, S. 415 f.; Kloeden: August Winnig. 93 August Winnig (Hrsg.): Das feste Herz. Eine Gabe deutscher Erzähler, 4. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Feldausgabe), Werbe- text auf der Rückseite. 94 Otto Heuschele gehörte zwischen 1935 und 1943 zu den Beiträgern der Literaturzeitschrif- ten »Der lichte Weg« und »Frohes Leben«, die bei C. Bertelsmann erschienen. Der Autor veröf- fentlichte besinnliche Lyrik und Prosa, aber auch betont national ausgerichtete Erzählun- gen, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg spie- len. Vgl. Die Tanne (Erstdruck), in: Frohes Leben 2 (1938/39), Heft 10, S. 295–302; Der Vater, in: Frohes Leben 2 (1938/39), Heft 25, S. 780–784; Der Sohn, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 6, S. 101–104. Nach 1945 eta- blierte sich Heuschele, auch durch seine Tätig- keit als Herausgeber, als einer der bekannte- sten konservativen Repräsentanten des west- deutschen Kulturbetriebs. Vgl. Deutsches Lite- ratur-Lexikon, Bd. 7, Sp. 1105–1108 (mit Hin- weisen zur zeitgenössischen Würdigung); Lite- raturlexikon, Bd. 3, S. 290; Lennartz: Schriftstel- ler, Bd. 2, S. 740–743. Zum »Lichten Weg« und dem »Frohen Leben« vgl. Kapitel 4, S. 136–139. 95 Zu Hermann Claudius vgl. Deutsches Literatur- Lexikon, Bd. 2, Sp. 652 f. (mit Hinweisen zur zeitgenössischen Würdigung); Literaturlexikon, Bd. 2, S. 424; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 1, S. 341–343; Sarkowicz/Mentzer: Literatur, S. 135–137. Zur Produktion und Rezeption von Anmerkungen zu den Seiten 394 bis 397 665

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Claudius nach 1945 vgl. Kapitel 11, S. 548, und Stiftung F.V.S.: Hermann Claudius. 96 Hermann Claudius: Deutsches Lied 1939, in: Winnig: Das feste Herz (wie Anm. 93), S. 5. 97 Zu Rudolf Utsch vgl. Kürschners Deutscher Lite- ratur-Kalender. Nekrolog, Bd. 2, S. 693. 98 Rudolf Utsch: Herrin und Knecht, 13.–17. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1936, S. 137, im fol- genden S. 195 f. 99 Die Indianerbücher über den Häuptling Tecum- seh, die Wittek in den dreißiger Jahren unter dem Pseudonym Fritz Steuben veröffentlichte, waren Bestseller, die in mehrere Sprachen über- setzt und auch nach 1945 erfolgreich verlegt wurden. Vgl. Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 20, Sp. 59–62 (Eintrag zu Fritz Steuben); Litera- turlexikon, Bd. 11, S. 195 f.; Lennartz: Schrift- steller, Bd. 3, S. 1881–1883; Doderer: Lexikon, S. 461–463; Kaminski: Innerlichkeit, S. 87–163. 100 Erhard Wittek: Bewährung der Herzen, 4. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Feldausga- be),Text auf der Rückseite, im folgenden S. 120 f. 101 Zu Paul Fechter vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 4, Sp. 811–813 (mit Hinweisen zur zeitgenössischen Würdigung); Literaturlexikon, Bd. 3, S. 342; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 1, S. 463–465. Die Rolle Fechters im Dritten Reich bedürfte einer genaueren Untersuchung. Auf- fällig sind die sehr wohlwollenden Urteile un- verfänglicher Zeugen, vgl. Zuckmayer: Geheim- report, S. 110–112; Günther: o.T. [Geburtstag]. Vgl. auch Scholder: Mittwochs-Gesellschaft. In den späten vierziger und frühen fünfziger Jah- ren zählte Fechter zu den Stammautoren von C. Bertelsmann; unter anderem erschien 1952 eine überarbeitete Fassung seiner regimetreuen »Geschichte der deutschen Literatur« von 1941. 102 Zu Otto Brües vgl. Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 2, Sp. 142–144 (mit Hinweisen zur zeit- genössischen Würdigung); Literaturlexikon, Bd. 2, S. 255; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 1, S. 301–304; Drafz: Würdigung, S. 277–291. Außerdem liegt eine apologetische Monogra- phie vor: Janssen: Wertebewußtsein. Zu Otto Brües’ Nachkriegskarriere vgl. Kapitel 11, S. 547. 103 Paul Fechter: Die Fahrt nach der Ahnfrau, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1944 (= Feldausgabe), S. 104. 104 Otto Brües: Das Gauklerzelt, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1939 (= Feldausgabe), S. 160, im fol- genden S. 167, 208. 105 Otto Brües: Von der Volkstümlichkeit. Rede bei der Verleihung des Rheinischen Literaturpreises im Kölner Gürzenich am 13. Dezember 1942, in: Frohes Leben 7 (1943), Heft 1, S. 16–22, hier S. 19. 106 Zu Ettighoffer vgl. Kapitel 6, S. 264–269, zu Schröer vgl. Kapitel 4, S. 159–161. 107 P. C. Ettighoffer: Peter im Glück, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldausgabe), S. 5, im folgenden S. 100. 108 Eine kritische, differenzierte und umfassende Monographie zu Hans Grimm liegt bislang nicht vor. Zuletzt sind erschienen: Gandouly: Hans Grimm; Jungwirth: Versuche. Zu »Volk ohne Raum« vgl. Ignaz Wrobel (d. i. Kurt Tucholsky): Grimms Märchen, in: Die Weltbüh- ne 24 (1928), S. 353–362; Hartung: Volk; Ke- telsen: Literatur, S. 199–215. Zu den Afrika- Texten vgl. Ita: Image; Horn: Schönheit; Warm- bold: »Negerblut«; Fraczak: Problem; Paken- dorf: Kannitverstan; Kenosian: Politic. Zu Grimm im Dritten Reich vgl. Sarkowicz: Sympa- thie. Weitere Forschung bei Ketelsen: Literatur, sowie bei Sarkowicz/Mentzer: Literatur, S. 198. Zur Würdigung Grimms durch die NS-Germani- stik vgl. Helmut Langenbucher: Volkhafte Dich- tung der Zeit, 6. Aufl., Berlin: Junker und Dünn- haupt 1941, S. 457–464; Arno Mulot: Die deutsche Dichtung unserer Zeit, 2. Aufl., Stutt- gart: Metzler 1944, S. 323–331. Zu Grimms Beziehung zu C. Bertelsmann nach 1945 vgl. Kapitel 11, S. 543–545. 109 Zum kommerziellen Erfolg des Romans vgl. Hartung: Volk, S. 108. 110 Vgl. Kapitel 10, S. 490–492. 111 Hans Grimm: Volk ohne Raum, 486.–505. Tsd. der einbändigen Ausgabe, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1944], S. 10. 112 Vgl. Hartung: Volk, S. 110–115. 113 Zum Verhältnis von Grimms Ideen zur national- sozialistischen Ostraumpolitik vgl. Zimmer- mann: Kampf, v. a. S. 170 f. 114 Grimm: Volk ohne Raum (wie Anm. 111), S. 10. 115 Vgl. Delft: Apologie, S. 270. 116 Die meisten Titel Grimms, die C. Bertelsmann veröffentlichte, waren zuvor bei Albert Langen und Langen-Müller in München erschienen. Zu den Orten und Daten vgl. Wilpert/Gühring: Erstausgaben, 2. Aufl., S. 553–555. 117 Hans Grimm: Die Olewagen-Saga, 49.–51. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1944] (= Feld- ausgabe), S. 179. Vgl. Jungwirth: Versuche, S. 146. Von den hier genannten Titeln abgese- hen, veröffentlichte Hans Grimm bei C. Bertels- mann »Gustav Voigts« (Kleine Feldpost-Reihe, 1942), »Die Dirne auf dem Felde« (Feld- postheft, 1943), »Des Elefanten Wiederkehr« (Feldpostheft, 1944) und »Die drei lachenden Geschichten« (Kleine Feldpost-Reihe, 1944). 118 Vespers Position war bei den Schrifttumsstellen keineswegs unumstritten; es gab Konflikte mit Rosenberg und Spannungen um seine Zeit- schrift »Die neue Literatur«. 119 Vgl. Kapitel 4, S. 149–152. 120 Will Vesper: Das harte Geschlecht. Einmalige, gekürzte Feldausgabe. 51.–100. Tsd., Güters- loh: C. Bertelsmann [1941], S. 5. 121 Vgl. Will Vesper: Das harte Geschlecht, 41.–50. Tsd., Hamburg u.a.: Hanseatische Verlagsan- stalt [1931], S. 269–271, und Vesper: Das har- te Geschlecht, Feldausgabe (wie Anm. 120), S. 194. 122 Vesper: Das harte Geschlecht (wie Anm. 121), 666 Anmerkungen zu den Seiten 397 bis 402

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S. 300 und Vesper: Das harte Geschlecht, Feld- ausgabe (wie Anm. 120), S. 214. verantwortlich, von der insgesamt sieben Hefte erschienen. 123 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Stein- 139 Zur Bibliographie von Gustav Dessin vgl. siek an Will Vesper, 11.11.1940. 124 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper, 11.6.1942. 125 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper, 28.4., 11.6., 24.6.1942. 126 Will Vesper: Im Flug durch Spanien. Erzählun- gen von einer Reise, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943, S. 24, im folgenden S. 28, 158 f. 127 Zu Rassismus und Antisemitismus in »Im Flug durch Spanien« vgl. Kapitel 7, S. 320. 128 Vgl. Vesper: Im Flug durch Spanien (wie Anm. 126), S. 60. 129 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper, 19.12.1944. 130 Zu Stefan Sturm vgl. Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 21, Sp. 259; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1687 f.; Kürschners Deutscher Litera- tur-Kalender. Nekrolog, Bd. 2, S. 669. 131 Stefan Sturm: Das Glück dieses Sommers, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1942, S. 35 f. 132 Bei der »Urlasballade« handelt es sich um eine Originalausgabe. »Der Bärnbrunner Krug« war zuvor 1939 im Leipziger Schwarzhäupter Verlag Jüstel & Göttel, »Verliebte Oderfahrt« 1940 im Breslauer Schlesien Verlag erschie- nen. 133 Zu Ziesels wechselvoller Karriere in den dreißi- ger Jahren vgl. BA Berlin, BDC, OPG, Personal- akte Kurt Ziesel und BA Berlin, BDC, RKK 2101, Personalakte Kurt Ziesel. Nach 1945 verfaßte Ziesel zahlreiche Polemiken, in denen er die seiner Ansicht nach unerträglichen Verhältnisse im westdeutschen Kulturbetrieb kritisierte (»Das verlorene Gewissen. Hinter den Kulissen der Presse, Literatur und ihrer Machtträger von heute«, 1957). Eng verbunden war er zudem der 1966 gegründeten »Deutschland-Stif- tung«, einem Sammelbecken der politischen Rechten in Deutschland. Vgl. Literaturlexikon, Bd. 12, S. 493; Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1924–1927; Hillesheim/Michael: Lexikon, S. 465–474; Sarkowicz/Mentzer: Literatur, S. 415–417; Busch: »Deutschland«, S. 209–286; Scholz: Hiller. 134 Kurt Ziesel: Die Prima greift ein, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldposthefte), S. 13, im folgenden S. 15. 135 Kurt Ziesel: Verwandlung der Herzen, Güters- loh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldausgabe), S. 7, im folgenden S. 294, 326. 136 Johannes Banzhaf (Hrsg.): Das fröhliche Fritz Müller-Partenkirchen-Buch, 6. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Feldausgabe), S. 117. 137 Johannes Banzhaf: Lachendes Leben. Ein Buch voll herzhaften Humors, 231.–250. Tsd. der Feldausgabe, Gütersloh: C. Bertelsmann [1941], Text auf dem Rückdeckel. 138 Vgl. Kapitel 10, S. 476. Zwischen 1936 und 1939 war Banzhaf auch für die Reihe »Frohe Weihnacht überall – Geschichten und Lieder« Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Ne- krolog, Bd. 3, S. 111 f. 140 Gustav Dessin: Deutsche Botschaft von Erde und Ewigkeit, München: Paul Müller [1934]. 141 Gustav Dessin: Kleine Prosa, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1942], S. 22, im folgenden S. 101, 104, 127. 142 Zu Bruno Schwietzke vgl. Deutsches Literatur- Lexikon, Bd. 17, Sp. 173. 143 Vgl. Kapitel 6, S. 261 f., 271–276, 286 f. 144 Bruno Schwietzke: Sommermond in Flandern, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1941], S. 139, im folgenden S. 156. 145 Der vierte Titel war »Im Panzerauto zu den Steinzeitjägern der Sahara« (Heft 38, 1938, zwei Auflagen von insgesamt 45 000 Exempla- ren bis 1939). Schwietzke verfaßte auch zwei Titel für die Reihe »Schneeflocken«: »Die Springwurzel« (192, 1937) und »Friedel Lustigs Abenteuer« (196, 1938). 146 Vgl. Kapitel 10, S. 476 f. 147 Über den deutschen Buchmarkt im Zweiten Weltkrieg fehlen sowohl Detailstudien wie ein- gehendere Untersuchungen. Auch Barbian geht darauf nur am Rande ein, vgl. Barbian: Litera- turpolitik, S. 703–732. Das überaus umfangrei- che und komplexe Thema kann auch an dieser Stelle nur exemplarisch, auf C. Bertelsmann fo- kussiert, behandelt werden. Vgl. als erste mo- nographische Studie zum Feldbuchhandel: Bühler/Bühler: Frontbuchhandel. 148 Ein Aufruf Alfred Rosenbergs: Spendet Bücher für unsere Soldaten!, in: Börsenblatt 106 (1939), Nr. 255, redaktioneller Teil, S. 685. Vgl. auch Barbian: Literaturpolitik, S. 717 f. 149 Zu dessen Definition durch Rosenbergs Amt für Schrifttumspflege siehe: »An die Verleger und Buchhändler Deutschlands«, in: Börsenblatt 106 (1939), Nr. 242, redaktioneller Teil, S. 689. 150 Böhlaus »Feldgraue Reihe« und »Rote Reihe« erschienen als Vorgänger der »Feldpost Böhlau« im Jahre 1940. 151 Sammlung UHK, I.2/2095, Gerhard Steinsiek an Fritz Wixforth, 19.9.1939. 152 Sammlung UHK, I.2/1010, 2052, 2073, 2075, Bilanzen zum Jahresende. Die unterschiedliche Bilanzerstellung zwischen 1935/40 und ab 1941 ergibt sich aus den zur Verfügung ste- henden Daten. Ab 1941 wurde nur noch der Wert der Rohstoffe und der Halbfertigprodukte für den Gesamtverlag ausgewiesen. 153 Vgl. Welt: Bücher. 154 Vgl. Börsenblatt 106 (1939), Nr. 283, S. 964. Die Reihe »Soldaten – Kameraden« umfaßt etwa 70 Titel mit einer Gesamtauflage von ca. 10 Millionen Bändchen. Eine zweiseitige Anzei- ge stellt die ersten 19 Bände dieser neuen Se- rie von »Feldpostbüchern« vor, in Halbleinen gebunden zum Preise von 1,20 Reichsmark als Nachfolger der Eher-Reihe »Kameraden« (seit Anmerkungen zu den Seiten 402 bis 410 667

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1938). Die Reihe zählt jedoch nicht zu den »Feldpost«-Ausgaben im eigentlichen Sinn, da sie bereits 1939, also vor der Sonderaktion Feldpost, zu erscheinen begann, sondern ist den Wehrmachtsausgaben zuzuordnen. 155 Zur Serie von sechs Bänden zu 40 Pfg. der Feldpost-Bücherei des »Bildgut-Verlages und Druckerei Karl Koenen KG.« (Essen) vgl. Tägli- ches Verzeichnis der Neuerscheinungen, in: Börsenblatt 106 (1939), Nr. 257, Beilage, S. 1307. 156 Für 1940 kündigte der Deutsche Verlag/Propy- läen Verlag eine Feldpostreihe an. Neben dem Aufdruck »Feldpostausgabe« trugen die Bänd- chen für den portofreien Versand an die Front eine vorgedruckte Anschrift auf dem Rücken- titel. Vgl. Das Bücherjahr 1940. Verlagsmittei- lung Deutscher Verlag [vormals Ullstein]. 157 Zu weiteren frühen Feldpostausgaben vor Beginn der Norwegen- und Frankreich-Feldzü- ge (»Böhlaus Feldgraue Reihe« und »Rote Rei- he«) vgl. Bücherverzeichnis, Bd. 20–22, S. 700. 158 Börsenblatt 107 (1940), Nr. 94, S. 149 159 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ludwig Frank am 10.8. und 11.8.2000. 160 Bücherverzeichnis, Bd. 23. 161 Vgl. die Übersicht bei Bühler/Kirbach: Wehr- machtsausgaben, S. 260–262, die mehr als 130 Namen verzeichnet. 162 Vgl. Börsenblatt 110 (1943), Nr. 149, S. 171: »Von gewissen Schriften, vor allem schöngei- stigen und populärwissenschaftlichen Charak- ters, werden besondere nur für die Wehrmacht bestimmte Ausgaben hergestellt. Diese sind im ›Täglichen Verzeichnis‹ und in der ›Deutschen Nationalbibliographie‹ ausdrücklich als solche gekennzeichnet und sind für das Sortiment nicht erhältlich.« 163 Siehe den Aufruf von Wilhelm Baur in: Börsen- blatt 106 (1939), Nr. 242, S. 689; vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 718. 164 Börsenblatt 107 (1940), Nr. 94, S. 148; siehe auch Bühler/Bühler: Frontbuchhandel. 165 Börsenblatt 107 (1940), Nr. 47, S. 61. 166 Zitiert nach den Exemplaren im Historischen Archiv des Börsenvereins des Deutschen Buch- handels, Nachlaß Karl Robert Langewiesche. 167 Börsenblatt 110 (1943), Nr. 112, S. 119 f. Die Empfehlungen des RMVP markieren die klare Abgrenzung der Wehrmachtseditionen, insbe- sondere der Feld- und Feldpostausgaben, ge- genüber anderen Buchausgaben. Erst ab 1942 wird der Aufdruck »Feldpost« als Sammelbe- griff vorgeschrieben, erst ab 1943 taucht die Sammelbezeichnung »Frontbuchhandelsausga- be für die Wehrmacht« in den Büchern auf. 168 Vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 720, sowie BA Berlin, NS 18/483, »Vorlage für den Herrn Mi- nister über Staatssekretär Gutterer betr. Litera- tur für die Front«, undatiert; siehe auch R. Stoffregen: Was lesen unsere Soldaten im fünf- ten Kriegsjahr?, in: Börsenblatt 110 (1943), Nr. 177, S. 207 f. 169 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnachten 1943. 170 Vgl. dazu Kapitel 10, S. 464–479. 171 Feldausgaben (kartoniert im Gewicht von ca. 150–200 g), die »Kleine Feldpost-Reihe« (kart. im Gewicht von ca. 70 g) und Feldposthefte (im Gewicht von ca. 17 g). 172 Sammlung UHK, I.2/1010, 2052, 2073, 2075, Bilanzen zum Jahresende. 173 Es existieren bis auf drei Namen identische Li- sten über Zulieferer des OKL in der Sammlung UHK, I.2/2090 und in StA Leipzig, BV I F 1922, Schreiben OKL, 22.3.1943. Es ist davon auszu- gehen, daß diese nicht nur die Luftwaffe, son- dern auch die anderen Wehrmachtsstellen be- lieferten. 174 Direktabnehmer für C. Bertelsmann waren die Zentrale der Frontbuchhandlungen (über Kom- missionshäuser Lühe & Co.; Schulze und Fernau) sowie offenbar auch einzelne Heeres- teile. 175 Der reguläre Rabattsatz betrug bei Bertels- mann 48 %. Sonderkonditionen galten bei seri- ellem Schrifttum und bei Materialien, die par- tieweise bezogen wurden. Hier wurden nach unterschiedlichen Verrechungssätzen bei Ab- nahme größerer Stückzahlen höhere Rabatte gewährt. Eigene Rabatte galten während des Kriegs für Bezieher der Wehrmacht. Sie lagen meist zwischen 40 % und 50 %. 176 BA Aachen, RH 69 1a, Manuskript [Matthias Lackas]: »Für die eigene Verteidigung«, unda- tiert, S. 4. 177 Vgl. Bühler/Bühler: Frontbuchhandel. 178 Sammlung UHK, I.2/2119, Gustav Dessin: Un- sere Feldpostausgaben, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943, S. [7]. 179 Die Trennung der Feldausgaben von den Volks- ausgaben wurde ermittelt anhand der Aufla- genbücher des Verlags, der Bestände der Deut- schen Bücherei (Leipzig) und den Exemplaren im Bertelsmann-Zentralarchiv sowie dem Ge- samtverzeichnis des deutschen Schrifttums (GV neu) und dem Deutschen Bücherverzeichnis (1936–1940 und 1941–1950). 180 Anordnung des Leiters der Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels, Paetel, vgl. Börsen- blatt (1943), Nr. 180, sowie bereits Börsenblatt (1943), Nr. 112. 181 Sammlung UHK, I.2/5014, allgemeine Herstel- lungslisten, 1924–1954. Die Listen trennen nicht nach den im Krieg genehmigten oder un- genehmigten Auflagen, lassen aber Rück- schlüsse auf nicht erschienene Auflagen oder Titel zu. 182 Einzelheiten der Auflagenzählung sind den Herstellungslisten von C. Bertelsmann zu ent- nehmen. Sammlung UHK, I.2/5014, allgemeine Herstellungslisten, 1924–1954. 183 Sammlung UHK, I.2/2119, Gustav Dessin: Un- sere Feldpostausgaben, in: Bertelsmann-Illu- 668 Anmerkungen zu den Seiten 410 bis 417

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strierte, Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943, S. [7]. 184 Siehe Kapitel 10, S. 459–462. 185 Am intensivsten praktizierte solche Verlagerun- gen nach bisherigen Recherchen die Franckh’ sche Verlagsbuchhandlung (Stuttgart) für ihre Feldausgaben »Franckhs Rote Bände«. 186 Innerhalb der »Soldatenbücherei« trug diese Ausgabe die Reihennummer 48. In der Aufla- genzählung ist sie bei den Feldausgaben mit berücksichtigt. 187 Neben Bertelsmann sind solche Exemplare bei Reclam im Rahmen der »Universalbibliothek« und bei Diederichs in der »Deutschen Reihe« zu belegen (Sammlung Bühler, weitere in den Beständen der Deutschen Bücherei Leipzig). 188 Mit einiger Wahrscheinlichkeit gehört auch die 2. Auflage von Beimdieks »Deutschen Volkslie- dern« in diese Serie. Gedruckt wurde sie jedoch bei Röder in Leipzig. Inkorrekt erscheint auch das Impressum bei Wilhelm Buschs »Julchen«. Die Auflage wurde in der Bonifatius-Druckerei in Paderborn hergestellt. Das ergibt ein Ver- gleich zwischen autoptischer Aufnahme (Deut- sche Bücherei) und Auflagenaufstellung (Ber- telsmann). 189 Bestand der Deutschen Bücherei Leipzig. Sie tragen im Impressum detaillierte Herstellungs- angaben, so bei Paul Fechter: Die Fahrt nach der Ahnfrau: »AfV Nr.II/01401 Luftwaffe, Aufla- ge 5000 Stück. Papier: Ostland-Faser GmbH., Druckpapier 72,5 gr., 61 × 86 cm, Druck: Riga- er Druckerei, Major Fletscher- Str.1. Buchbinde- arbeiten: Rigaer Buchbinderei. Erschienen No- vember 1943, 5928–22117«. 190 Broese & Peereboom (Breda), De Bussy (Am- sterdam), van Campen (Amsterdam), De Von- delstad (Amsterdam), Deaga (Aalten), Dico (Amsterdam), Ellerman, Harms & Co. (Amster- dam), Elzevier (Amsterdam), Geldersche Cou- rant (Nijmegen), Groen & Zoon (Leiden), Haag- sche Drukkerij (den Haag), Hollandia (Baarn), Juetteman (Utrecht), Van Markens (Delft), Mer- chiers (Gent), De Noord-Ooster (Wildervank), Steenbergen (Zeist), Teulings (‘s-Hertogen- bosch), Thieme (Zutphen), Wolters (Groningen), Volk en Staat (Antwerpen), Wyt & Zonen (Rot- terdam) und Zuid-Hollandsche (Den Haag). Zu diesen 23 ermittelten Firmen in den Niederlan- den und in Belgien (wahrscheinlich war Juette- man nur Papierhändler) kommen noch zwei weitere (De Arbeiderspers, Amsterdam und Koch & Knuttel, Gouda), die in den Akten des Reichsarchivs Den Haag auftauchen. Gebunden wurde bei Montanus & Tulp (den Haag) sowie bei Post & Brand (Amsterdam), einem Unter- auftragnehmer von Wyt & Zonen (Rotterdam). 191 In Riga: 5. und 6. Druckerei Riga (AG R. Ruetz & Co. und Hansa-Druckerei), Rigaer Druckerei, Buchdruckerei Sylvia Falk, Buchdruckerei Pipins, Domplatz-Druckerei und Staatsdrucke- rei. In Wilna: Raide, Staatliche Druckerei Vaizdas, Ausra, Tevija, Kauen-Wilnaer Verlag und Druckerei GmbH, Staatliche Druckerei Svy- turys. 192 In Prag: Novina-Druck, in Brünn Mährische Druckerei Polygrafia und Rohrer, in Olmütz IGO F. Burschofsky. 193 Anker, Bremen; Alpenverlag, Innsbruck; Anstalt Bethel; Belser, Stuttgart; Bensch, Magdeburg; Bode, Grimma; Boeckling, Esslingen; Boss- Druck, Kleve; Brehmer und Minuth, Breslau; Butzon & Bercker, Kevelaer; Crüwell, Dort- mund; Eilers, Bielefeld; Ermacora, Hannover; Essener Gemeinwohl, Essen; Flöttmann, Gü- tersloh; Gauverlag Westdeutscher Beobachter, Köln; Gerold, Wien; Gersbachdruck, Aschaffen- burg; Gersbachdruck, Bad Pyrmont; Gersten- berg, Hildesheim; Gieseking, Bielefeld; Giestel & Co., Wien; Gundlach, Bielefeld; Güntz-Druck, Dresden; Hauschild, Bremen; Herder, München und Freiburg, Holterdorf, Oelde; Illig, Göppin- gen; Kölner Verlagsanstalt, Köln; Küster, Biele- feld; Lensing, Dortmund; Littmann, Oldenburg; Malsch & Vogel, Karlsruhe; Maurer, Geislingen; Meyer & Tetzlaff, Salzuflen; Mülhausener Druckerei, Mülhausen/Elsaß; Mülot, Bielefeld; Opitz, Bielefeld; Pabst, Königsbruck; Röder, Leipzig; Schäfer, Hannover; Schünemann, Bre- men; Sewing, Bielefeld; Steinbeckdruck, Aschaffenburg; Thiele, Gütersloh; Thomas, Kempen; Tölle, Detmold; Velhagen & Klasing, Bielefeld; Vieweg, Bielefeld; Vogler, Halle/ Westf.; Waisenhaus, Züllichau; Weser Druckerei Putscher, Bremen; Willmy, Nürnberg und Zan- der, Berlin. 194 Auch von diesen Firmen gehörte eine Anzahl zum Eher-Konzern oder anderen parteieigenen Organisationen. So war der häufig herangezo- gene Verlag Schünemann (Bremen) zu 51 Pro- zent im Besitz der Vera GmbH (einer Holding- Tochter von Eher); parteieigen war der Gauver- lag Westdeutscher Beobachter (Köln), mit Eher verbunden waren auch Steinbeckdruck (Aschaffenburg) und Erich Zander (Berlin). Be- dacht wurden aber auch evangelische und ka- tholische Firmen. 195 Das Reichsarchiv Den Haag (ARA) bewahrt in seinem Aktenbestand »Nederlands Beheers In- stituut« (NBI) eine große Zahl von Akten auf, die diese Regulierungsbehörde nach dem Krieg anlegte und die noch nicht voll erschlossen sind. Die nachfolgend genannte DS-Serie wird beim Centrale Archiefselectiedienst in Winscho- ten bearbeitet. Es standen nur die genannten Dossiers zur Verfügung. 196 1941 betonte eine Anordnung der Wirtschafts- gruppe Druck: »Auf Wunsch des Herrn Reichs- ministers für Rüstung und Kriegspropaganda soll die Auftragsverlagerung in die besetzten Gebiete mehr noch als bisher intensiviert wer- den. Es soll nicht nur verlagert werden, wenn die Rohstoffe in den besetzten Gebieten zur Verfügung gestellt werden, sondern auch wenn der Rohstoff Papier im Reich zur Verfügung steht. Es ist dies nicht nur der Wunsch der Anmerkungen zu den Seiten 417 bis 420 669

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führenden Stellen, sondern eine ausdrückliche Anweisung. Die Niederlande geben uns hierzu eine ganz besondere Möglichkeit, da zur Zeit im dortigen graphischen Gewerbe noch erhebli- che Produktionsmöglichkeiten vorhanden sind, die zu unseren Gunsten ausgenutzt werden können. Die Verlagerung von Druckaufträgen nach den Niederlanden ist gebunden an die Genehmigung der Wirtschaftsgruppe und an die Genehmigung der Zentralauftragsstelle für die besetzten niederländischen Gebiete (ZASt), den Haag, Carel van Bylandtlaan 16.« Zitiert nach: Zeitschrift für Deutschlands Druckgewer- be, Nr. 43/44 (28.5.1941), Anordnung der Wirt- schaftsgruppe Druck. Vgl. zum notwendigen Einverständnis der zuständigen Wirtschafts- gruppe auch das Merkblatt für die »Verlage- rung deutscher Aufträge nach den Niederlan- den« vom August 1941; (NIOD, 93/C-II- C/Zast.). Leiter der ZASt war Ing. Nimtz, ab 1942 Wittmann, Referentin für die Druckereien war Aenne Schuricht; NIOD 93/C-V-C/Zast. Ähnliche Referate gab es auch in den übrigen besetzten Gebieten, so in Norwegen, Frank- reich, Belgien und im »Ostland«. 197 Auch für die Hanseatische Verlagsanstalt wur- de 1941 die Mehrzahl der Bücher nicht mehr in Hamburg, sondern in Prag, Amsterdam, Oslo und Riga gedruckt und gebunden. Der Verlag profitierte dabei zweifellos von den privilegier- ten Möglichkeiten des DAF-Konzerns, der sich inzwischen europaweit ausdehnte; vgl. Lokatis: Hanseatische Verlagsanstalt, S. 134. 198 NIOD, 93/C-II-C/Zast. Jahresbericht 1941 der Zentralauftragsstelle für die besetzten nieder- ländischen Gebiete, S. [20]. 199 Es handelt sich um Pieter Tilman, van Koon und van Kerkhoven, alle aus Amsterdam; siehe dazu Kapitel 10, S. 449–451. 200 NIOD LB, »Protokoll der Planungssitzung Nr. 13 v. 7. Oktober 1941«, 12.10.1941. 201 Dasselbe gilt für die Bertelsmann-Auftragneh- mer N. V. Drukkerij Jacob van Campen, Amster- dam; N. V. Provinciale Geldersche und Nijmeeg- sche Courant, Nijmegen; N. V. Dico, Amstster- dam; N. V. Drukkerij v/h L. E. Bosch & Zoon, Ut- recht. 202 ARA, Ds NBI, 184468, 184469,184699, 184700. Gesellschafter waren H. C. Krahnen und W. Leenders, beide aus Krefeld, die jeweils ein Kapital von 52 000 Gulden zeichneten. Weitere Gesellschafter waren Dr. K. W. C. Beh- rens aus Berlin und August Niesters aus Krefeld mit 30 000 bzw. 15 000 Gulden Kapitaleinlage. Im Jahre 1943 reichte offenbar die Druckkapa- zität von de Vondelstad nicht mehr aus. Man kaufte ein Grundstück in der Brouwersgracht, das vorher im Besitz der jüdischen Familie Ha- mel war. 203 ARA, Ds NBI, 50343, 50344. »Resumé geschie- denes 1940–1945« der Druckerei Bosch & Zoon, undatiert. Wyt wurde 1805 gegründet und ging in den zwanziger Jahren in den Besitz der wohlhabenden Rotterdamer Familie Lans über. Generaldirektoren waren 1922–1945 J. A. Fleischer und J. L. Lans, 1945 W. O. Lans und R. de Jong. Das Unternehmen gehörte zu den größeren Druckereibetrieben und beschäftigte im Krieg noch etwa 120 bis 150 Mitarbeiter. 204 Nach Angaben von Elisabeth Oskam, geb. Hen- ke, Alblasserdam b. Rotterdam, einer ehemali- gen Bertelsmann-Mitarbeiterin. Der Vater von Frau Oskam war Leiter der Binderei bei C. Ber- telsmann und unterhielt noch vor dem Kriege gute Beziehungen zu Wyt & Zonen. Vgl auch UHK, Zeitzeugengespräch mit Pieter Tilman und Elisabeth Oskam am 13.2.2001. 205 Aufschluß über die Geschäftsbeziehung zwi- schen C. Bertelsmann und Montanus & Tulp gibt der Aktenbestand: ARA, Ds NBI, 131417. 206 Verzeichnet ist auch ein Privatauftrag von Jo- hannes Banzhaf, wohl die Feldausgabe von Walter Flex’ »Der Kanzler Klaus v. Bismarck«. Größere Kontingente wurden in Auftrag gege- ben von: Anker-Verlag (Bremen), Thomas-Ver- lag (Kempen) sowie einer Firma Monig und Co., bei der es sich höchstwahrscheinlich um Honig und Co. (Birkenwerder/ Gütersloh) han- delt, eine Tochterfirma von Bertelsmann. 207 ARA, CABR 227, Auftragsbestätigung der Druckerei De Arbeiderspers an Zentralauftrags- stelle für die besetzten niederländischen Ge- biete, 17.2.1943. 208 In einer undatierten Forderungsliste findet sich die Angabe »Verlag C. Bertelsmann, Gütersloh 21 000 Ex. Der König von Mallorca«. Als Ent- stehungskosten werden 1 458,92 RM aufge- führt. Neben Bertelsmann erscheinen auch hier zahlreiche andere deutsche Verlage als Auf- traggeber: Erich Klinghammer (Berlin), Moritz Diesterweg (Frankfurt/M.), Aufbau (Amster- dam) sowie der Verlag Westland (Amsterdam), der größte NS-Verlag in Holland. ARA – NBI, CABR 89374/89560 C. A. M. Spruyt. 209 ARA, Ds NBI, 50343, 50344, »Resumé geschie- denes 1940–1945« der Druckerei Bosch & Zoon, undatiert. 210 ARA, Ds NBI, 2029, 1826, 3895, Teulings Uige- versmaatschappij, Rotterdam. 211 Er war vielleicht deutscher Staatsangehöriger. Nach Kriegsende bat seine Frau Erna Jütte- mann Bertelsmann um eine amtliche Bestäti- gung, daß die Überweisungen von Bertelsmann im Kriege das Entgelt für Papierkäufe waren und nicht zu Spionagezwecken dienten. Auch Heinrich Mohn war an der Aufhebung der Be- schlagnahmung des Jüttemannschen Vermö- gens gelegen, weil so der Besitzstand an den von Bertelsmann in Holland erworbenen und nicht rückgeführten Papiermengen teilweise wiederhergestellt werden konnte. Ein Jahr spä- ter empfahl ihm Wilhelm Paul Dressler, Utrecht, »sich in jedem Fall bei der Interalliierten Besat- zungsautorität die notwendige no-enemy-Er- klärung zu verschaffen, um von ihrem an Herrn Jüttemann übergebenen Vermögen noch etwas 670 Anmerkungen zu den Seiten 420 bis 421

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zu retten. Es ist mir bekannt, daß der gesamte Besitz der Firma Jüttemann durch die zuständi- ge niederländische Behörde beschlagnahmt wurde und Herr Jüttemann noch immer in Ver- dacht steht, daß die von Ihnen erhaltenen Auf- träge aus Quellen stammen sollten, die mit zu seiner Liquidation geführt haben sollen.« Sammlung UHK, I.2/5004, E. Jüttemann an C. Bertelsmann, 16.4.1946 und 5.5.1946, sowie Sammlung UHK, I.3/15, W. P. Dressler an C. Bertelsmann, 25.3.1947. 212 Rota I mit Sitz in der Blaumannstr. 38/40 be- schäftigte 300 Mitarbeiter und verfügte über eine tägliche Druckkapazität von 920 000 Bo- gen. Rota II und die 3. Druckerei folgten mit 246 000 und 140 000 Bogen, Sylvia Falk hatte mit 50 Mitarbeitern ein Produktionsvolumen von 116 000 Bogen pro Tag. LVA Riga, 828/6/213, Tabelle »Daten über die Druckerei- en der polygraphischen Industrie«, undatiert. 213 Gleichzusetzen sind 3. Druckerei/Walters & Rapa, 4. Druckerei (auch Rigaer Druckerei)/Sil- via Falk, 5. Druckerei/R. Ruetz & Co, auch Dom- platz-Druckerei, 6. Druckerei/W. P. Haecker, auch Hansa-Druckerei, 11. Druckerei/Liepajas Burtnieks, 71. Druckerei/J. Roze, 82. Druckerei/ B. Pipins. 214 Zu den Druckereien vgl. Anm. 193. 215 Zu den beschäftigten Zwangsarbeitern in den ausländischen Druckereien vgl. Kapitel 10, S. 459–462. 216 Angaben nach den Beständen der Deutschen Bücherei und der Sammlung Bühler. Außer den (nicht lückenlos überlieferten) Büchern selbst waren keine archivalischen Quellen zur Eher- Produktion zu ermitteln. Möglicherweise um- faßte die Reihe »Soldaten – Kameraden« wei- tere nicht ermittelte Auflagen. 217 Fast 50 Hefte der Reihe »Die bunten Hefte für unsere Soldaten« hat W. Kohlhammer, Stutt- gart bereits 1939 und 1940 veröffentlicht. Wei- tere 70 Hefte folgten. Ein mit vorgedruckter Feldpost-Anschrift »gelaufenes« Buch stammt vom 25.11.1939. Dies beweist die Existenz der Reihe bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Kriegshandlungen. Vgl. W. Kohlhammer Verlag: 100 Jahre, S. 96. 220 Vgl. Ruppelt: Universalbibliothek, jedoch ohne genauere Angaben zu Wehrmachtsausgaben und Auflagen. 221 Deshalb wurden hier nicht berücksichtigt: die Editionen der Heeresteile (OKW, OKM, OKL), solche von Divisionen, Propagandastaffeln der Armeen, ferner Bücher, die in Frankreich, Belgi- en, Norwegen und den Niederlanden als Aus- gaben der Militärbefehlshaber und Reichskom- missare verlegt wurden. Sie waren, wie etwa die »Soldatenbücherei« des OKW, die »Torni- sterschriften des OKW« und die »Bücher des Frontarbeiters« der Organisation Todt, dem Sortiment entzogen. Gleiches gilt für die »Ost- land-Kompanie-Bücherei«, für die »Dr. Goeb- bels-Spende für die Wehrmacht« und auch für die »Grauen Hefte« der Armee Busch, die alle in recht hohen Auflagen erschienen. Sie hatten aber andere Auftraggeber und auch andere Vertriebswege. Auch die erst ab 1943 von den Verlagen häufig verwendete Angabe im Im- pressum »Frontbuchhandelsausgabe für die Wehrmacht« wurde nicht berücksichtigt. Die Auflagen dieser ZdF-Ausgaben lagen selten über 10 000 Exemplaren und fallen angesichts der hier aufgeführten Millionen-Auflagen nicht ins Gewicht. 222 Auch hier, wie bei Diederichs, ist die Umsatz- entwicklung weniger hektisch als bei Bertels- mann. Die Zahlen lauten gerundet: 1939 3,6 Millionen RM; 1940 3,8; 1941 4,0; 1942 3,8; 1943 4,0; 1944 wurden wegen Bombenschä- den nur mehr 1,1 Millionen RM erzielt. Vgl. den Faksimiledruck des Gesellschaftervertrags und der Geschäftsberichte (Leipzig: Bibliogr. In- stitut 1963). 223 G. Schönfelder: Buchhandel in der Entschei- dung. In: Unseren Kameraden bei der Wehr- macht diese Mitteilungen der Reichsschrift- tumskammer, November 1944, S. 1–4, hier S. 3. Barbian: Literaturpolitik, S. 719, der diese Quelle zitiert, spricht von »Feldpostausgaben«, aus dem Kontext geht jedoch hervor, daß es sich um Wehrmachtsausgaben insgesamt han- delt. 224 StA Detmold, D 21A, 1280 Bd. I, Zeugenver- nehmung Matthias Lackas, 15.101943. 218 Diese Lesebogen waren mit 15 g Gewicht ein 225 Sammlung UHK, I.2/1001, Gustav Dessin an nahezu idealer Buchtyp für den Postverkehr Heimat-Front und Vorreiter für die Feldpost-Le- sebogen von Velhagen & Klasing sowie wohl auch für die Feldposthefte von Bertelsmann. Gedruckt wurden von den Lesebogen etwa 30 Millionen Hefte, die in Kassetten zu je 12 Stück versandt wurden. Vgl.: Bühler/Bühler: Lesebo- gen. Gerhard Steinsiek, 17.5.1943. 226 Sammlung UHK, I.2/1010, Heinrich Mohn an Wirtschaftsprüfer Fritz Möhle und Red, 12.2.1941. 227 Sammlung UHK, I.2/1010, Fritz Möhle an Hein- rich Mohn, 14.3.1941. 228 Sammlung UHK, I.2/1010, Heinrich Mohn an Fritz Möhle, 19.3.1941. 219 Vgl. dazu Diederichs: Verleger. Eingerechnet 229 Sammlung UHK, I.2/1011, Adolf Spemann an sind hier makulierte und nicht mehr ausgelie- ferte Auflagen. Der Verlagsumsatz während des Krieges blieb bezeichnenderweise im Gegen- satz zu Bertelsmann ziemlich konstant: er be- trug 1939 1,78, 1940 2,29, 1941 1,79, 1942 1,8, 1943 2,0 und 1944 1,9 Millionen RM. Heinrich Mohn, 25.2.1941. 230 Sammlung UHK, I.2/1010, Adolf Spemann an Heinrich Mohn, 3.4.1941 und sein nachge- schicktes Telegramm, 4.4.1941. 231 Sammlung UHK, I.2/1011, Heinrich Mohn an Fritz Möhle, 11.7.1941. Anmerkungen zu den Seiten 421 bis 428 671

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232 Sammlung UHK, I.2/1010, Kriegsgewinnab- führungsmeldebögen und -bescheide. 233 Leider fehlen Vergleichszahlen konkurrierender Unternehmen. Eine Ausnahme bildet das Bi- bliographische Institut (Leipzig). Mit den Auf- trägen vom OKW für die Reihen »Tornister- schriften« und »Soldatenbücherei des OKW« war es ein direkter Rivale von C. Bertelsmann (vgl. den Faksimiledruck des Gesellschafterver- trags und der Geschäftsberichte. Leipzig: Bib- liogr. Institut 1963). Hier stiegen die Gewinne von 1937 (2 640 710,53 RM) kontinuierlich bis zum Höchststand der Kriegskonjunktur, der wie bei Bertelsmann 1941 mit 4 019 521,83 RM erreicht wurde, sanken anschließend langsam auf 3 982 421,96 RM 1943 und abrupt auf 1 110 892,27 RM 1944. 234 Sammlung UHK, I.2/5025, Kalkulationsbogen, 9.5.1944. 235 Sammlung UHK, I.2/2020, Statistikbücher Heinrich Mohn. 236 Weder die Zensurakten der Schrifttumsstelle im RMVP noch die der PPK blieben erhalten. Belletristische Zensurvorgänge vor 1939 sind in den vorliegenden Quellen nicht nachweis- bar. 237 Vgl. Petersen: Zensur; ferner Barbian: Literatur- politik, S. 48–52. 238 Vgl. Walberer: Bücherverbrennung; Sauder: Bücherverbrennung; zur Organisation der Aktio- nen vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 128–141; zu den Folgen vgl. Dahm: Schrifttumspolitik. 239 Zur frühen Mobilisierung der Studenten für die NS-Bewegung vgl. Grüttner: Studenten. 240 Vgl. dazu Börsenblatt (1935), Nr. 18, redaktio- neller Teil, S. 59. 241 Börsenblatt (1937), Nr. 50, S. 191. 242 Vgl. Aigner: Indizierung. 243 1933/34 wurden nicht weniger als 40 verschie- dene Stellen aktiv, um insgesamt mehr als 4 000 Druckwerke zu verbieten. Vgl. Graf: Schrifttumspolitik, S. B 112, vgl. auch Frei: Füh- rerstaat, S. 123; Thamer: Verführung, S. 511. 244 Sie besaß, anders als ihr aufgeblähter Apparat mit rund 4 000 ehrenamtlichen Lektoren ver- muten läßt, vergleichsweise geringe Bedeu- tung. 245 Sie hatte den Auftrag, das nationalsozialisti- sche Schrifttum vor »ungeeigneten Einflüssen« zu schützen, und zu diesem Zweck eine Vor- zensurstelle eingerichtet. Detailliert zur Zustän- digkeitsverteilung in der Schrifttumspolitik vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 155–364, zur PPK S. 298–321. 246 Vgl. Aigner: Indizierung, Sp. 972; Strohtmann: Literaturpolitik, S. 24 ff., Graf: Schrifttumspoli- tik, S. B 118. 247 Die für das Verlagswesen im Propagandamini- sterium zuständige Schrifttumsabteilung wurde 1939 nach mehrmaligem Personalwechsel mit Wilhelm Haegert besetzt, der in Personalunion auch das dem Ministerium zugeordnete Werbe- und Beratungsamt für das deutsche Schrifttum leitete. Dessen Aufgabe war die Zensur sowohl des politischen als auch des schöngeistigen Schrifttums. Der Lektorenstab des Werbe- und Beratungsamts im Propagandaministerium, bis kurz vor Kriegsbeginn für Zensurfragen zustän- dig, erhielt jetzt eine Reihe anderer Aufgaben: die Verteilung des Zivilkontingents an Papier, die Buchwerbung (Buchausstellungen im In- und Ausland), die Weiterleitung des erwünsch- ten Schrifttums an das Sortiment und die Leih- büchereien, schließlich die Erarbeitung der Buch-Feldpostlisten. 248 Sammlung UHK, 1.2/1014, Auflistung der »Ein- griffe der Staatspolizei und der Parteiamtlichen Prüfungskommission in die Verlagsarbeit der Firma C. Bertelsmann und ›Der Rufer‹ Evang. Verlag, Hermann Werner Nachf., Gütersloh«, undatiert. 249 Fechner: Panzer am Feind, »zensiertes Exem- plar« der ursprünglichen Fassung, S. 34, im fol- genden, S. 56 f. 250 »Unsere Marine im Weltkrieg«, Band 1 der Rei- he »Der Deutsche Seekrieg«, war 1934, her- ausgegeben von Fritz Otto Busch und Georg Günther Frhr. v. Forstner, im Brunnen-Verlag Willi Bischoff in Berlin herausgekommen. Ge- meinsam mit Gerhard Ramlow veröffentlichte Busch bei Bong in Berlin »Die Macht auf dem Meer«. Bei Vieweg in Braunschweig erschien »Das Buch von Helgoland«. Im Sonderdienst des Deutschen Verlages kam schließlich »Wir fahren gegen Engelland!« auf den Markt. Zu Buschs publizistischen Aktivitäten nach dem Krieg zählten unter anderem Marine-Titel in der Anker-Heftreihe des Moewig Verlags. Vgl. Deutsches Literatur-Lexikon, Bd.2, Sp. 399 f. 251 Börsenblatt 107 (1940), Nr. 250, S. 5038. 252 Zur gleichen Zeit erschien im Berliner Brunnen- Verlag Buschs »Fakten des Seekriegs« mit hal- bem Textumfang und nur 48 Bildern bzw. Ta- feln ebenfalls in Leinen für 6,75 Mark. Vgl. Börsenblatt (1940), Nr. 276, S. 5897. 253 Eine ähnliche Intervention arrangierte Busch für den Bong-Verlag. BA-MA Freiburg, RW 4/v. 375, Verlagshaus Bong & Co. an OKW sowie Verlagshaus Bong & Co. an Fritz Otto Busch, 11.5.1940. 254 Fritz Otto Busch: Narvik. Vom Heldenkampf deutscher Zerstörer, 1.–150. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1940, S. 5, im folgenden S. 294 f., 11, 314. 255 Ebenda, S. 17, im folgenden S. 17, 25. 256 BA Berlin, NS 11/21a, PPK, Hederich an Verlag C. Bertelsmann, 30.5.1941. 257 BA Berlin, NS 11/21a, Kriegsmarine an Partei- amtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums, 30.6.1941. 258 Barbian: Literaturpolitik, S. 312. 259 BA Berlin, NS 11/21a, PPK Aktennotiz 1c/N, be- treff Anfrage aus Parteikanzlei; Hervorhebung im Original. 260 BA Berlin, NS 11/21a, Philipp Bouhler an Großadmiral Raeder, 29.7.1941. 672 Anmerkungen zu den Seiten 428 bis 439

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261 BA Berlin, NS 11/21a, Philipp Bouhler an Ge- 264 BA Berlin, R 56 V/26, Korrespondenz Chef neral Feldmarschall Keitel, 29.9.1941. 262 BA Berlin, NS 12/114, Endgutachten des NS- Lehrerbundes zu Fritz Otto Busch: Narvik, [18.8.1941]. 263 Fritz Otto Busch hat noch zwei weitere Bücher bei C. Bertelsmann publiziert. Eine umfangrei- che »Deutsche Seekriegsgeschichte«, die bis zu den Germanen zurückgreift, erschien ebenfalls 1940; Mitverfasser war Gerhard Ramlow. 1943 erschien »›Prinz Eugen‹ im ersten Gefecht«, in dem Busch von seiner Teilnahme an einer Fahrt des genannten Schweren Kreuzers sowie vom Untergang des Schlachtschiffs »Bismarck« be- richtet. Keiner der beiden Titel konnte sich mit dem Erfolg von »Narvik« messen. Die »See- kriegsgeschichte« erreichte in vier Auflagen bis 1943 das 40. Tausend, »›Prinz Eugen‹ im er- sten Gefecht« kam in zwei Auflagen bis 1944 immerhin bis zum 110. Tausend. OKW Wilhelm Keitel, Wilhelm Ihde und Hanns Johst, 5.2.1942–6.8.1943. 265 BA Berlin, BDC, RKK 2101, Personalakte Friede H. Kraze, Langenbucher an RMVP, 27.9.1942; der gesamte Vorgang ist ebenda dokumentiert. 266 Mohler: Revolution, S. 447. 267 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Wilhelm Beimdiek an Matthias Lackas, 16.3.1943, im folgenden ebenda. 268 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 6.7.1944. 269 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 18.7.1944; Hervorhebung im Original. 270 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Stadtdirektor der Stadt Gütersloh, Thöne, an C. Bertelsmann, 16.10.1946, Abschrift, die C. Bertelsmann am 23.10.1946 an Hans Grimm weiterleitete. 271 Vgl. Grimm: Wirklichkeit, S. 210–241. Kriegswirtschaft, Schattenwirtschaft, Schließung 1 Overy: »Blitzkriegswirtschaft«, übt massive Kri- tik an der vor allem von der älteren Forschung vertretenen These der »friedensmäßigen Kriegswirtschaft« (vgl. Wagenführ: Industrie) und der »Blitzkriegswirtschaft« (vgl. Milward: Economy, auch Barkai: Wirtschaftssystem, und Herbst: Krieg), wonach die Jahre 1939 bis 1941 eine einheitliche, für die deutsche Wirt- schaft kaum folgenreiche Phase bildeten. Wie Overy auch Kroener: Kampf; ders.: Ressourcen; Müller: Mobilisierung. 2 Vgl. grundlegend Herbert: »Fremdarbeiter«. Die Rekrutierung von »Fremdvölkischen« be- gann bereits mit den ersten militärischen Erfol- gen in Polen. Im Sommer 1941 arbeiteten rund drei Millionen Ausländer im Deutschen Reich. Unter dem neuen Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, dem Gauleiter von Thürin- gen, Fritz Sauckel, begann im Frühjahr 1942 die systematische Aushebung immer größerer Mengen von Arbeitskräften. Unter Albert Speer, ab Februar 1942 Minister für Bewaffnung und Munition, wurde die Zwangsarbeit in der Rü- stungsindustrie systematisiert. Im Sommer und Herbst 1944 hielten mindestens rund 7,5 Mil- lionen ausländische Zwangsarbeiter (»auslän- dische Zivilarbeiter«, Kriegsgefangene und Häftlinge aus Konzentrations-, Arbeitserzie- hungs- und jüdischen Zwangsarbeitslagern) die deutsche Wirtschaft in Gang; neuere Untersu- chungen kommen unter Einbeziehung hoher Fluktuationen auf etwa 13,5 Millionen Perso- nen, davon 20 Prozent Frauen. Zwangsarbeiter stellten etwa ein Viertel der Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft, in der Rüstungsindustrie etwa die Hälfte; vgl. Spoerer: Zwangsarbeit; ders.: NS-Zwangsarbeiter; aktueller For- schungsüberblick bei Herbert: Zwangsarbeit. 3 In Gütersloh riefen die NSDAP-Ortsgruppen zu Großveranstaltungen auf: Westfälische Zei- tung/Gütersloher Zeitung, 31.1.1944, Wir glau- ben an den Sieg. Westfälische Zeitung/Güters- loher Zeitung, 4./5.3.1944, »Totaler Krieg bis zum Endsieg«. 4 Zur Wirtschaftspolitik im »totalen Krieg« vgl. Herbst: Deutschland, S. 409–415; Müller: Mo- bilisierung; Eichholtz: Geschichte; Blaich: Wirt- schaft; Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 1, Bd. 5/1, Bd. 5/2; Overy: War; Naasner: Machtzentren; Harrison: Economics. 5 StA Detmold, M 1 I P, Nr. 636, S. 3–17, hier S. 12 f., monatlicher SD-Lagebericht Abschnitt Bielefeld an Regierungspräsidium Minden, SD- Unterabschnitt Minden-Lippe, 13.9.1939. 6 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 123. Im Juni 1940 waren noch immer 436 Mitarbeiter beschäftigt. 7 Über die Mitarbeiterentwicklung liegen detail- lierte zeitgenössische Aufstellungen vor. Die Angaben basieren auf den monatlichen Indu- strieberichten Heinrich Mohns an die Gauwirt- schaftskammer, die das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition von den Unterneh- men forderte. Die Formulare, die regelmäßige Beschäftigtenmeldungen enthalten, sind von September 1942 bis Februar 1945 lückenlos überliefert: Sammlung UHK, I.2/2108, Indu- strieberichte Heinrich Mohn. Des weiteren lie- gen Mohns Notizen über die »Gefolgschafts- zahlen« vor, die von den anderen Angaben nur unwesentlich abweichen: Sammlung UHK, I.2/2110, Aufstellungen 1937 bis 1945. Samm- lung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 140, 151, 155. 8 StadtA Gütersloh, D 1567, Gerhard Steinsiek an Wehrmeldeamt Wiedenbrück via Ortspoli- Anmerkungen zu den Seiten 439 bis 446 673

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zeibehörde Gütersloh, 27.3.1940, darin: Frei- stellungsgesuch für Korrektor Gustav Heien- brok mit Befürwortung des Bürgermeisters. 9 Sammlung UHK, I.2/1007, Leistungskampf der deutschen Betriebe, Fragebogen C. Bertels- mann, Arbeitsjahr 1938/39, 17.3.1939. Samm- lung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 123. 10 Vgl. allgemein Frese: »NS-Musterbetrieb«, S. 389–394. 11 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 119, 121. Zum »Gemeinschaftsbuch« vgl. ausführlich Kapitel 8. 12 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5. Geschäftsbe- richt, 5.6.1941. 13 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 123, 140. Sammlung UHK, I.2/2108, In- dustrieberichte Heinrich Mohn, September 1942 bis Februar 1945; die Formulare enthalten die Rubrik »Einberufene seit Kriegsbeginn«. Leicht differierende Zahlen sind in einer firmeninter- nen Zusammenstellung aufgeführt, wonach im August 1943 bereits 125 Mitarbeiter zur Wehr- macht eingezogen waren: Sammlung UHK, I.2/2110, Aufstellungen 1937 bis 1945. I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein. Verlagschronik, Werksbe- richte, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweih- nacht 1943. 17 Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte, Tag der nationalen Arbeit 1942, darin: Foto vom »Abschiedskonzert der Wehrmacht in der Werkpause«. UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Sekretärinnen Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Truse und Else Hunke am 10.11.1999. 18 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Unser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1943. Sammlung UHK, I.2/2110, Ankündigung vom Auftritt der Laien- spielschar, 28.7.1943. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein. Verlagschronik, Werksbe- richte, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweih- nacht 1943. 19 Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Un- ser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertels- mann-Illustrierte, Nationaler Feiertag des deut- schen Volkes 1943. 14 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an 20 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, Sozialbericht, 5.6.1941. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. Mohn erwähnt 1941 hierfür Aus- gaben von 12 503,63 Reichsmark. Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Güters- loh, betreff Leistungskampf der deutschen Be- triebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. StA Münster, Landesarbeitsamt Westfalen-Lippe/9, Lohnerstattung bei kurzfristigem Wehrdienst 1942/43 für Fritz Kamp vom Verlag C. Bertels- mann. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemein- schaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Ver- lagsbuchhandlung, S. 145 f. 15 Sammlung UHK, I.2/2109, Betriebsordnung der Firma C. Bertelsmann Gütersloh, 2.8.1940, Er- gänzungen vom 6.6.1941. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 148. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Un- ser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertelsmann- Illustrierte, Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943. 16 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Unser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertelsmann-Illustrierte, Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943. Sammlung UHK, C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 122. Sammlung UHK, I.2/1007, Hein- rich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, Statu- ten, 5.6.1941; identisch mit Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, be- treff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. 21 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Es schaffen die Hände, es wächst das Werk. Ver- lagschronik Winter 1941/42, in: Bertelsmann- Illustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Un- ser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertels- mann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1943. 22 Sammlung UHK, II.1/14, Heinrich Mohn an Reinhard Mohn, 2.9.1941, Abschrift vom Origi- nal. Sammlung UHK, I.2/2119, Emil Ramforth: Unser Betrieb im Leistungskampf, in: Bertels- mann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1943, darin Hinweis, wonach sich die Ausgaben für soziale Leistungen 1942 auf 81 000 Reichsmark belie- fen. 23 Vgl. Frese: »NS-Musterbetrieb«, S. 393 f. 24 Vgl. Kapitel 8, S. 352. 25 Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1942, darin: Hermann Oesterbarkey: Die schwarze Kunst; Emil Ram- forth: Unsere Werkschar, mit Faksimile der Ur- kunde. Sammlung UHK, I.2/2119, H. Varnholt: Junge Kameradschaft. Unsere Berufserziehung, in: Bertelsmann-Illustrierte, Nationaler Feiertag 674 Anmerkungen zu den Seiten 446 bis 448

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des deutschen Volkes 1943. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein. Verlagschronik, Werksbe- richte, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweih- nacht 1943. Presseberichte über die Auszeich- nung blieben nicht erhalten. 26 Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 27 Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 28 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, Geschäftsbericht, 5.6.1941. Sammlung UHK, I.2/1007, Bescheini- gung für Magdalene Böckstiegel (später ver- heiratete Reitze) über die Teilnahme »an einer Übungsgemeinschaft der Arbeitsgruppe ›Be- rufserziehung‹ der Deutschen Arbeitsfront, Ortsgruppe Gütersloh, in der Firma C. Bertels- mann, Buchdruckerei und Verlag, vom 15.4. 1939 bis zum 11.4.1940«, unterzeichnet von »Betriebsführer«, Betriebsobmann und Übungsgemeinschaftsleiter, 11.4.1940. 29 »Gemeinschaftsarbeit fördert den Sieg« lautete eine Kampagne der Lokalpresse, an der sich das Unternehmen C. Bertelsmann beteiligte. Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 22./23.3.1941, mit Anzeigen Gütersloher Be- triebe. Der Verlag annoncierte auch, als der NSDAP-Gau 1940 sein zehnjähriges Bestehen feierte und die Lokalpresse eine Sonderbeilage veröffentlichte: Westfälische Zeitung/Güterslo- her Zeitung, 3.1.1940, 10 Jahre Gau Westfa- len-Nord. 30 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 119, Protokoll der Vertrauensratssit- zung vom 4.3.1940. 31 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5.6.1941. 32 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, Geschäftsbericht, 5.6.1941, ferner weiteres Schreiben vom sel- ben Tag »Betr. Leistungskampf 1941/42«. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 141. 33 Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 34 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 35 Sammlung UHK, I.2/2110, Gerhard Steinsiek an Otto Fink, 30.12.1940. 36 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5.6.1941; iden- tisch mit Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. 37 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 115, 117. Sammlung UHK, I.2/2119, »Soldaten – Kameraden. Aus Feldpostbriefen«, darin: »Wißt ihr noch, wie es war, als damals unser Betrieb auf Hochtouren lief, als die Wal- zen der großen und kleinen Druckmaschinen nicht kalt wurden, als Tag- und Nachtschicht wechselten, und wir besonders in der Zeit vor Weihnachten die Arbeit kaum bewältigen konnten?« in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegs- weihnacht 1942. Die Leistung konnte in dieser Situation noch einmal gesteigert werden, was Mohn gegenüber der Deutschen Arbeitsfront »erstaunlich« nannte: Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, be- treff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 38 Die Frage nach Zwangsarbeitern steht im Mit- telpunkt vieler unternehmensgeschichtlicher Studien zur NS-Zeit, vgl. exemplarisch zu Daim- ler-Benz Hopmann u. a.: Zwangsarbeit; hierauf basierend Gregor: Stern; zu Volkswagen vgl. Mommsen/Grieger: Volkswagenwerk; Siegfried: Leben; zu den Reichswerken »Hermann- Göring« vgl. Wysocki: Arbeit; zum Musikalien- hersteller Hohner vgl. knapp Berghoff: Klein- stadt, S. 504–509; ferner Budraß: Flugzeugin- dustrie; Pohl: Philipp Holzmann; Stefanski: Zwangsarbeit. 39 In den Niederlanden waren zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls im Sommer 1940 rund 400 000 Personen arbeitslos, was über zehn Prozent der Bevölkerung entsprach. Etwa 100 000 ließen sich 1940 aller Wahrscheinlich- keit nach freiwillig auf Arbeitsstellen im Deut- schen Reich vermitteln. Bald aber setzten Zwangsmaßnahmen ein. Im Februar 1941 wur- de die Meldepflicht für niederländische Arbeits- lose eingeführt. Sukzessive folgten Verschär- fungen: im April 1941 die Dienstverpflichtung durch die Arbeitsämter innerhalb der Nieder- lande, im August 1941 die Zustimmungspflicht der Arbeitsämter bei Arbeitsplatzwechseln, im September 1941 die drohende Inhaftierung in sogenannten Arbeitserziehungslagern und im März 1942 die Dienstpflicht auch außerhalb der Niederlande. Mitte Juni 1942 wurde der er- ste Transport mit niederländischen Zwangsar- beitern ins »Altreich« geschickt. Anfang 1943 fanden die ersten Betriebsschließungen statt; die Belegschaften wurden aufgefordert, sich geschlossen zum »Reichseinsatz« zu melden; im Februar 1943 kam es zu ersten Deportatio- nen. Insgesamt arbeiteten im Zweiten Welt- krieg rund 450 000 bis 500 000 niederländi- sche Zwangsarbeiter im Deutschen Reich; vgl. Anmerkungen zu den Seiten 448 bis 449 675

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Nestler u. a.: Okkupationspolitik; Hirschfeld: Fremdherrschaft; ders.: Behörden; Spoerer: Zwangsarbeit; Lagrou: Legacy. 40 Die wichtigsten firmeninternen Unterlagen über den Einsatz von Zwangsarbeitern sind Heinrich Mohns sogenannte monatliche Industrieberich- te an die Gauwirtschaftskammer, die von Sep- tember 1942 bis Februar 1945 überliefert sind und regelmäßige Beschäftigtenmeldungen ent- halten: Sammlung UHK, I.2/2108, Industriebe- richte Heinrich Mohn. Die Formulare enthielten anfangs eine Rubrik »zivile Ausländer und Ju- den«; ab Januar 1944 wurden Juden getrennt von »zivilen Ausländern« geführt; auch jeweils eigene Spalten für »Ostarbeiter«, »russische Kriegsgefangene« und »sonstige Kriegsgefan- gene« wurden dann eingeführt. Ab Juni 1944 lautete die Spalte »sonstige zivile Ausländer, Juden und Häftlinge«; im Februar 1945 gab es jeweils eigene Rubriken für »zivile Ausländer«, Kriegsgefangene, »Häftlinge und Juden«. An- gaben über die Nationalität waren in den Auf- stellungen nicht vorgesehen, lediglich nach Ge- schlechtern wurde getrennt. Am 31.8.1943 wurden zum ersten Mal Angaben über die ein- gesetzten Zwangsarbeiter gemacht: Bertels- mann beschäftigte, wie auch im Monat darauf, drei Männer. Mehr als insgesamt sechs Perso- nen wurden im Überlieferungszeitraum nicht genannt: im Oktober und November 1943 vier Männer und eine Frau; im Dezember 1943 drei Männer und zwei Frauen; im Januar 1944 vier Männer und zwei Frauen; im Februar und März 1944 vier Männer und eine Frau; von April bis Juli 1944 vier Männer und zwei Frauen; von Au- gust bis Dezember 1944 zwei Männer und zwei Frauen; von Januar bis Februar 1945 drei Män- ner und zwei Frauen. 41 Zu den Arbeitserziehungslagern vgl. Lotfi: Ge- stapo. 42 Zum Einsatz von Zwangsarbeitern in Gütersloh vgl. ausführlich Kössler: »Arbeitseinsatz«. 43 Der Anteil an ausländischen Beschäftigten be- trug bei Miele (bei insgesamt 1 495 Mitarbei- tern 1944) 33,2 Prozent. Den prozentual höch- sten Anteil hatte die Frottierweberei Vossen mit 56,3 Prozent; von 334 Beschäftigten waren hier 188 Ausländer; vgl. Kössler: »Arbeitsein- satz«, S. 25, auch Tabellen S. 32, 108. 44 Die Betriebe sind bei Kössler: »Arbeitseinsatz«, S. 108 f., namentlich genannt; C. Bertelsmann wird in der Liste nicht aufgeführt. 45 EKAG, A 165, Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh an Bürgermeister Josef Bauer, 5.12.1941. 46 Ebenda. 47 EKAG, A 165, Josef Bauer an Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh, 23.12.1941; unter »Betrifft« heißt es »Beerdi- gung von Bolschwiken«. 48 Vgl. Kössler: »Arbeitseinsatz«, S. 31. 49 UHK, Zeitzeugengespräch mit Pieter Tilman und Elisabeth Oskam-Henke am 13.2.2001. Weitere namentlich bekannte holländische Zwangsarbeiter in der Buchdruckerei, der Buch- binderei und im Lager von C. Bertelsmann wa- ren: Adriaan Berentzen, Herr van Koon und Herr van Kerkhoven. 50 NL Wilhelm und Rudolf Flöttmann, Verpflich- tungsbescheid des Bezirksarbeitsamts (»Gewe- stelijk Arbeidsbureau«) Amsterdam für Pieter Tilman, 30.7.1943, darin heißt es: »Vorgese- hen für Fa. C. Bertelsmann«. Sammlung UHK, I.2/2095, Zeugnis von Heinrich Mohn für Pieter Tilman, unterzeichnet mit »C. Bertelsmann«, 18.4.1945, darin auch der Zeitraum von Til- mans Dienstverpflichtung für die Firma: 24.8.1943 bis 18.4.1945. 51 UHK, Zeitzeugengespräch mit Pieter Tilman und Elisabeth Oskam-Henke am 13.2.2001. UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. EKAG, A 827, Protokoll des Gemein- dehausvorstands des evangelischen Vereins- hauses in Gütersloh, 30.8.1943, darin Notiz, wonach die Firma Bertelsmann zur Unterbrin- gung von neun Holländern um »Überlassung von 9 Bettstellen mit Zubehör« gebeten habe. Für Kauf und Miete mußte das Unternehmen 525 Reichsmark entrichten. 52 UHK, Zeitzeugengespräch mit Pieter Tilman und Elisabeth Oskam-Henke am 13.2.2001. 53 StA Osnabrück, Pieter Tilman, 7.4.1944. 54 Im Lager Ohrbeck, das von Januar 1944 bis März/April 1945 bestand, mußten etwa 2 000 Häftlinge aus 17 Nationen Schwerarbeit lei- sten, die meisten im nahegelegenen Hütten- werk der Klöckner-Werke, viele auch beim Be- seitigen von Bombenschäden in Osnabrück. Etwa 100 Häftlinge starben durch Erschöpfung und Mißhandlungen. Zu Ohrbeck vgl. ausführ- lich Issmer: Gestapo-Haft; ders.: Arbeitserzie- hungslager; Dokumentation von Zeitzeugenbe- richten (in deutscher und holländischer Spra- che) in ders.: Niederländer. 55 So die Vermutung von Volker Issmer: Osna- brücker Nachrichten, 20.5.2001, Wo lebt Pieter T. heute? Osnabrücker Nachrichten, 6.6.2002, Pieter T. erst an der Grenze erwischt. 56 Sammlung UHK, I.2/2095, Zeugnis von Hein- rich Mohn für Pieter Tilman, unterzeichnet mit »C. Bertelsmann«, 18.4.1945. 57 Der Name ist anonymisiert, ebenso wie die Na- men der weiteren verfolgten Juden. Dies ent- spricht dem Wunsch der Nachkommen. 58 Sammlung UHK, I.2/2106, Beschäftigungsliste der Buchbinderei 1937–1941. Sammlung UHK, I.2/7001, Betriebsfest 13.6.1936. 59 Sammlung UHK, I.2/2106, Beschäftigungsliste der Hilfspersonen an Druckmaschinen 1940 und 1941. 60 UHK, Zeitzeugengespräch mit Gisela Folle und Lore Meyer am 18.10.2001. 61 Jüdische Frauen mit minderjährigen Kindern, deren Vater »arisch« war, konnten bis zur Voll- jährigkeit der Kinder von der Deportation ver- schont bleiben. Klara H.s jüngste Tochter ist 676 Anmerkungen zu den Seiten 449 bis 451

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1924 geboren; zur Verfolgung von »Halbju- den« vgl. Meyer: »Mischlinge«. 62 StadtA Gütersloh, D 2920, Nachweisung der KZ-Häftlinge in Gütersloh, undatiert. 63 Vgl. Meyer: »Mischlinge«, S. 29. 64 Vgl. ebenda, S. 30. 65 Klara H.’s Enkelin bewahrte die Judensterne im Familiennachlaß auf. UHK, Zeitzeugengespräch mit Frau A. am 10.5.2002. 66 StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD-Hauptaußen- stelle Bielefeld, »Stimmungsmäßig günstige Aufnahme der Polizeiverordnung«, 16.9.1941. 67 StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD-Hauptaußen- stelle Bielefeld, betreff Kennzeichnung der Ju- den, 25.9.1941. StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD-Außenstelle Minden, 3.9.1942. 68 Sammlung UHK, I.2/2110, Aufstellung der dienstverpflichteten Angestellten, undatiert. Die beiden Schwestern mußten bei der Güters- loher Firma Flicker arbeiten. 69 Vor Kriegsbeginn 1939 zählte die Stadt noch 35 Juden. 70 StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD-Außenstelle Höx- ter an SD-Hauptaußenstelle Bielefeld, 21.1. 1943 und Vernehmungsprotokoll, 28.12.1942. StA Detmold, M 18, Nr. 11, Ortsgruppenleiter Hermann Meyer an NSDAP-Kreisleitung Höxter, 29.8.1942. StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD- Hauptaußenstelle Höxter an SD-Hauptstelle Bie- lefeld, 27.2.1943. StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD-Hauptaußenstelle Bielefeld an RSHA, 24.2.1943. 71 StA Detmold, M 18, Nr. 11, SD-Außenstelle Wiedenbrück an SD-Hauptaußenstelle Biele- feld, 28.2.1943. 72 StA Detmold, M 18, Nr. 11, Gestapo Münster an SD-Hauptaußenstelle Bielefeld, 26.3.1943. 73 UHK, Zeitzeugengespräch mit Frau A. am 10.5.2002. 74 Sammlung UHK, I.2/2110, Ausschuß für das betriebliche Vorschlagswesen im Verlag, unda- tiert, vermutlich 1943. Der Arbeitsausschuß un- ter der Leitung von »Erfinderbetreuer« Stein- siek setzte sich zusammen aus: Betriebsob- mann Emil Ramforth, Hermann Oesterbarkey (Setzerei), Walter Bermpohl (Druckerei), Josef Voß (Buchbinderei) und Otto Oeltze (Büro, La- ger, Packerei). 75 Sammlung UHK, I.2/2110, Anerkennungsur- kunden für Walter Bermpohl, August Heim- brock, Paul Fitze und Heinrich Fissenbert, alle 31.12.1943, alle mit dem »Führerwort«: »Nur wer dauernd nach Höchstleistungen strebt, kann sich in der Welt durchsetzen.« Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Güters- loh, betreff Leistungskampf der deutschen Be- triebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 76 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, Geschäftsbericht, 5.6.1941. 77 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deut- schen Betriebe 1941/42, 5.6.1941; identisch mit Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deut- schen Betriebe 1941/42, 14.10. 1941. 78 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 124 f. Eine Mitarbeiterin der DAF-Kreis- waltung sprach im Betrieb vor der weiblichen »Gefolgschaft« über »Frauenarbeit im Kriege«. 79 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 135. Sammlung UHK, I.2/1007, Hein- rich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, Ge- schäftsbericht, 5.6.1941; identisch mit Samm- lung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deut- schen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. 80 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 101, S. 125. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Lei- stungskampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5.6.1941. Die Gruppe wurde zwar bereits im Mai 1939 gegründet, trat seither aber nicht zu- sammen, was dem »Gemeinschaftsbuch« zu entnehmen ist; im Eintrag vom 29.6.1940 heißt es: »Auch die Frage nach einer Werkfrau- engruppe wurde nochmals ventiliert.« 81 Sie absolvierte für das Amt in der Werkfrauen- gruppe eine Schulung der Deutschen Arbeits- front und durchlief alle Abteilungen des Be- triebs. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, 5.6.1941. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungs- kampf der deutschen Betriebe 1941/42, 14.10.1941. 82 KreisA Gütersloh, F34–18 I, S. 1–6, Verneh- mungsprotokolle der Ortspolizeibehörde Gü- tersloh, 29.4.1938. »Christentum, Hitlerismus, Bolschewismus« von Tete Harens Tetens er- schien 1937 im Verlag Ed. La Campaña in Bu- enos Aires. Tetens war vor der nationalsoziali- stischen Machtübernahme Journalist in Berlin. Er emigrierte 1934 in die Schweiz und zwei Jahre später nach Argentinien; 1939 wanderte er in die USA aus, wo er 1976 starb. 83 KreisA Gütersloh, F34–18 I, S. 7–8, Bericht der Ortspolizeibehörde, 3.5.1938. 84 Sammlung UHK I.2/2111, Dienstbuch der Werkfrauengruppe, C. Bertelsmann Verlag Gü- tersloh, Eintrag über den Gruppenabend am 18.6.1941 zum Thema »Sinn und Ziel der Werkfrauen«, hier auch das folgende Zitat. 85 Sammlung UHK, I.2/2119, Anneliese Güth: Un- sere Werkfrauengruppe, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941, darin Aus- führungen zu den Aktivitäten; abgedruckt ist auch ein Foto, das zehn Mitglieder der Werk- frauengruppe beim »Gruppenabend im Werk- park« zeigt. Hier auch das folgende Zitat. Anmerkungen zu den Seiten 451 bis 453 677

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86 Sammlung UHK I.2/2111, Dienstbuch der Werk- frauengruppe, C. Bertelsmann Verlag Gütersloh, darin Eintrag vom 10.10.1940 zu einem »Kolo- nial-Lichtbildervortrag« über Afrika, Eintrag vom 18.11.1940 über einen Liederabend, Ein- trag vom 17.12.1940 über die Weihnachtsfeier, Eintrag vom 28.1.1941 zu einem Reisebericht über Südamerika, Eintrag vom 14.8.1941 über einen Volksliederabend, Eintrag vom 7.10.1941 über die Erntedankfeier, Eintrag vom 11.2.1942 über einen Lieder- und Leseabend. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 122, Eintrag vom 10.10.1940 über die Veranstaltung der Werkfrauengruppe zum »Kolonialabend mit Lichtbildern«. 87 Sammlung UHK I.2/2111, Dienstbuch der Werkfrauengruppe, C. Bertelsmann Verlag Gü- tersloh, darin Eintrag vom 25.3.1942 »Ab- schiedsfeier«. 88 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Es schaffen die Hände, es wächst das Werk. Ver- lagschronik Winter 1941/42, in: Bertelsmann- Illustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942, darin Hinweis auf die neue Leiterin der »Werk- frauengruppe« Luise (Lissi) Kelberg, die auch Mitglied im Vertrauensrat war. 89 Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 90 Sammlung UHK I.2/2111, Dienstbuch der Werkfrauengruppe, C. Bertelsmann Verlag Gü- tersloh, Eintrag über den Gruppenabend am 18.6.1941 zum Thema »Sinn und Ziel der Werkfrauen«, auch Berichte von den Gruppen- abenden am 16.7.1941 und 14.1.1942 jeweils zum Thema »Soldatenbetreuung«. 91 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 118, 144 f., 151 f. 92 Sammlung UHK I.2/2111, Dienstbuch der Werkfrauengruppe, C. Bertelsmann Verlag Gü- tersloh, Bericht über den Gruppenabend zum Thema »Soldatenbetreuung«, 16.7.1941. Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 93 Sammlung UHK, I.2/2110, Einladung zum »Spielzeugbasteln«, undatiert. 94 EKAG, A 3, Evangelische Kirchengemeinde Gü- tersloh an das evangelische Konsistorium in Münster via Superintendentur Bielefeld, 17.1. 1940; identisch mit LKAB, Ortsakten LKA, Gü- tersloh 8, Bericht über die Wirkungen des Krie- ges auf das kirchliche Leben, S. 2 f., darin auch mehrere Schreiben an Soldaten »Gruß von Dei- ner Kirchengemeinde«, 15.9.1939, 21.9.1939 (hier das Zitat), 27.10.1939. 95 EKAG, A 3, Pastor Gronemeyer, »Ihr lieben Sol- daten«, 13.1.1940; identisch mit LKAB, Ortsak- ten LKA, Gütersloh 8. 96 EKAG, A 3, Pastor Gronemeyer und Hilfsprediger Köker, »Ihr lieben Soldaten«, Weihnachten 1939, 13.1.1940; identisch mit LKAB, Ortsakten LKA, Gütersloh 8, darin Hinweis auf erhaltene Dankesbriefe, 15.2.1940, 11.3.1940, 20.4. 1940, 27.5.1940, 4.6.1940, 14.6.1940. Auszü- ge aus Soldatenbriefen in Westfälische Zei- tung/Gütersloher Zeitung, 25.11.1939, So geht es unseren Soldaten! Allerlei Erlebnisse aus Gü- tersloher Feldpostbriefen. 97 Im Jahr zuvor hatte eine von den vier NSDAP- Ortsgruppen eingerichtete »Zentralstelle« die- se Aufgabe übernommen. StadtA Gütersloh, D 177, Bürgermeister Josef Bauer an Hauptmann und Batterie-Chef Haas, 18.12.1939; Bürger- meister Josef Bauer an Hauptmann und Abtei- lungs-Kommandeur Gläsel, 20.12.1939. West- fälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 31.8/1.9. 1940, Gütersloh im Kriegsjahr 1939/40. 98 StadtA Gütersloh, D 175, Beratung der Ge- meinderäte der Stadt Gütersloh, 21.10.1940; Aktenvermerke des Bürgermeisters 6.11.1940, 18.11.1940, 9.12.1940, 16.12.1940, 23.12.1940, 3.1.1941, 13.1.1941, 18.3.1941, 19.7.1941. 99 StadtA Gütersloh, D 175, Beratung der Ge- meinderäte der Stadt Gütersloh, 8.11.1940. Zu »Narvik« von Fritz Otto Busch vgl. Kapitel 9, S. 435–440. 100 StadtA Gütersloh, D 175, Bürgermeister Josef Bauer an Buchhandlung Tigges, Gütersloh, 26.10.1943, 9.12.1943. StadtA Gütersloh, D 175, Aktennotiz des Bürgermeisters, 24.3. 1945. 101 StadtA Gütersloh, D 177, Bürgermeister Grothe aus Woltersdorf an Bürgermeister Josef Bauer, 24.11.1941. Bürgermeister Josef Bauer an Bür- germeister Grothe, 27.11.1941. Verlag C. Ber- telsmann an Bürgermeister Josef Bauer, 29.11. 1941. Verlag C. Bertelsmann an Bürgermeister Grothe, 29.11.1941. 102 StadtA Gütersloh, D 3239, Beratung der Ge- meinderäte der Stadt Gütersloh, 13.4.1942; Firma C. Bertelsmann (Unterschrift Otto Fink) an Bürgermeister Josef Bauer, 17.4.1942; inter- ne Notizen der Stadtverwaltung, 17.4.1942, 12.5.1942. Die Ehrung mit anschließender Fei- er im Kreis von Offizieren und Repräsentanten der Stadt fand am 22.4.1942 im Hotel Kaiser- hof statt. Die Widmung im Album lautete: »Rit- terkreuzträger Hauptmann Ihrig, Gruppenkom- mandeur des III. K. G. 3, zur Erinnerung an die mit seiner Kampfgruppe in Gütersloh verbrach- te Ruhezeit.« Bertelsmann stellte für das Al- bum 42,50 Reichsmark in Rechnung. 103 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 120, darin ist Buchholz erwähnt. Sammlung UHK, I.2/2119, Liste der Gefallenen; in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941; darin sind sowohl Buchholz als auch Böttger genannt. In welchen Abteilungen des Verlags sie arbeiteten, ist nicht bekannt. 678 Anmerkungen zu den Seiten 453 bis 455

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104 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 145, 152, 157, Listen der Gefallenen. Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Betriebsbericht, 11.11.1943, darin allerdings Erwähnung von 19 Gefallenen im November 1943. 105 Sammlung UHK, I.2/2109, Liste der im Kriege 1939–1945 gefallenen »Gefolgschaftsmitglie- der« der Firma C. Bertelsmann, Gütersloh. Fer- ner wurden Listen mit den folgenden Rubriken geführt: »Aus der Gefangenschaft zurückge- kehrte Soldaten, aber noch nicht im Betrieb tätig« und »Noch nicht zurückgekehrte Solda- ten«; Sammlung UHK, I.2/2109. unterzeichneter Regimentsbefehl ist überliefert: BA-MA Freiburg, RH 37/7306, Befehl vom 1.10.1942. 114 BA-MA Freiburg, RH 26–6/110, Unterlagen zur Divisionsgeschichte der 6. Infanteriedivision 1943/44, S. 41. BA-MA Freiburg, RH 37/7307, Kriegstagebuch Infanterieregiment 58, privates Kriegstagebuch Fritz Belke. BA-MA Freiburg, RH 26–6/107, Unterlagen zur Divisionsge- schichte der 6. Infanteriedivision 1943/44, S. 13. BA-MA Freiburg, RH 26–6/110, Unterla- gen zur Divisionsgeschichte der 6. Infanteriedi- vision 1943/44, S. 35. Über die Rolle der Trup- pe bei rassistisch motivierten Vernichtungsak- tionen in der Sowjetunion sind keine Einzelhei- ten bekannt. 106 Die Namen der Gefallenen (samt Dienstgraden 115 BA-MA Freiburg, RH 26–6/110, Unterlagen zur und Auszeichnungen) wurden in der Bertels- mann-Illustrierten veröffentlicht. Sammlung UHK, I.2/2119, Liste der Gefallenen; in: Ber- telsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. Aufgeführt sind neun Namen, darunter auch Hans Heinrich Mohn. Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illustrierte, »Kriegs- weihnacht 1942«, Liste der Gefallenen mit zwei Namen. Sammlung UHK, I.2/2119, Ber- telsmann-Illustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942, Liste mit fünf Namen. Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illustrierte, »Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943«, ein Name. Sammlung UHK, I.2/2119, Bertels- mann-Illustrierte, »Kriegsweihnacht 1943«, fünf Namen. 107 UHK, Zeitzeugengespräch mit Annegret Tödt- mann, geborene Mohn, am 21.9.1999. 108 Sammlung UHK, I.2/2109, Kartei, Fotografien und Korrespondenz mit Familienangehörigen der Gefallenen, August 1941 bis Februar 1945. 109 BA-ZNS, Sigbert Mohn. WASt, Sigbert Mohn. Mohns Karriereweg in der Wehrmacht: 1.11. 1938 Gefreiter, 10.11.1938 Reserveoffiziersan- wärter, 1.6.1939 Unteroffizier, 1.4.1940 Feld- webel, 1.7.1940 Leutnant, 1.7.1942 Oberleut- nant, 1.3.1944 Hauptmann. Mohns Einheit war bis November 1940 das Infanterieregiment 18, vgl. Tessin: Verbände, Bd. 4, S. 91; danach das in Herford beheimatete Infanterieregiment 58, das ebenfalls der 6. Infanteriedivision unter- stand, vgl. Tessin: Verbände, Bd. 5, S. 220. Die Einheit wurde vermutlich im Oktober 1943 in »Grenadierregiment 58« umbenannt. 110 BA-MA Freiburg, RH 26–6/108, Unterlagen zur Divisionsgeschichte der 6. Infanteriedivision 1939/40. 111 BA-MA Freiburg, RH 37/7303, Kriegstagebuch Infanterieregiment 58, 1941. 112 BA-MA Freiburg, RH 37/7304, Kriegstagebuch Infanterieregiment 58, 1941/42. BA-MA Frei- burg, RH 37/7305, Kriegstagebuch Infanterie- regiment 58, 8.4.–31.12.1942. 113 BA-MA Freiburg, RH 37/951, Kriegstagebuch Infanterieregiment 58 (»Einsatz Rshew«) 31.7.–31.8.1942. Auch ein von Sigbert Mohn Divisionsgeschichte der 6. Infanteriedivision 1943/44, S. 128–130. Einige Angehörige des Grenadierregiments 58 versuchten sich abzu- setzen; die Einheit wurde am 28.6.1944 zwi- schen Bobruisk und Shlobin aufgerieben. Ein einziges »Rückkämpferprotokoll« ist überlie- fert, das auch Gefangennahmen dokumentiert: BA-MA Freiburg, RH 26–6/110, Unterlagen zur Divisionsgeschichte der 6. Infanteriedivision 1943/44, S. 161–163. 116 WASt, Sigbert Mohn. Die letzte Nachricht von Mohn an Militärbehörden datiert vom 22.6. 1944; unter dem Datum vom 30.6.1944 heißt es über ihn: »Im Raum Bobruisk vermißt«. 117 UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000: »Juni ‘44 bin ich in Gefangen- schaft gekommen. Ich habe den Marsch durch Moskau mitgemacht. Das ist von der Wochen- schau aufgenommen worden und zum Teil ge- spielt. Ich bin da nicht aufgetreten. Wir lager- ten auf der großen Radsportarena, angeblich hunderttausend Gefangene, ich weiß nicht ge- nau, und waren da ausgestellt wie Vieh und dann kamen ausländische Diplomaten auf die Tribüne, beguckten sich das. Dann kamen auch russische Filmgesellschaften da vorbei und filmten. Wir haben uns nur einfach wegge- dreht.« 118 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung, 6.1.1943, Anzeige: »Ihre Vermählung geben bekannt Sigbert Mohn, Oblt. in einem Grena- dier-Rgtm., Marianne Mohn, geb. Vethake, z.Zt. im Felde, Wittel über Herford, Gütersloh, 5.1. 1943, Kurfürstenstraße 28.« Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illustrierte, »Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943, darin: »Hochzeit im Hause Mohn: Am Dienstag, dem [sic] 5. Januar 1943, fand unter Anteilnahme der Firmengefolgschaft die Hochzeit von Herrn Sigbert Mohn, zur Zeit Oberleutnant und Kom- panieführer in einem Grenadierregiment im Osten, mit Fräulein Marianne Vethake aus Wit- tel/Kreis Herford statt.« Auch das »Gemein- schaftsbuch« erwähnt die Hochzeit: Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 158. Anmerkungen zu den Seiten 455 bis 456 679

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119 UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. Hier auch ausführlich zu den Jahren in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. 120 Zur Kooperation zwischen Luftwaffe und Heer im Frankreichfeldzug vgl. Forget: Zusammenar- beit. 121 BA-ZNS, Reinhard Mohn. In Mohns Wehr- stammbuch sind die militärischen Einsätze an der Westfront aufgeführt: »9.5.40 Einsatz im Operationsgebiet, 10.5.–4.6.40 1. Durchbruch zum Ärmelkanal, 2. Schlacht in Flandern und Artois, 5.6.–25.6.40 Schlacht um Frankreich, 26.6.40–26.1.42 Verteidigung der Bodenorga- nisation, Marinestützpunkte und militärischen Anlagen im besetzten Gebiet gegen englische Angriffe.« 122 BA-ZNS, Reinhard Mohn, Beurteilung der Kriegsoffiziersanwärterschule in Amersfoort, 7.2.1941. Unter dem Stichwort »Persönlich- keitswert« wurde Mohn bestätigt: »Sehr jung und entwicklungsfähig. Kann mitreißen und kann sich durchsetzen. Temperamentvoller Sol- dat. Frisches, offenes Wesen. Aufrechter, ehrli- cher Charakter. Ist zuverlässig, pflichtbewußt und zielstrebig.« Über »militärische Eignung und Leistung« hieß es: »Sein Auftreten vor der Front muß noch korrekter und bestimmter wer- den. Im Unterricht rege und gewandt. Die Kom- mandosprache bedarf noch der Schulung. Be- sitzt Führereigenschaften. Gute theoretische Leistungen. Muß seine praktischen Kenntnisse und Leistungen noch erweitern und vertiefen. Im Kameradenkreise sehr beliebt. Gut erzo- gen.« 123 Die Stationen seiner Karriere bei der Luftwaf- fe: 1.9.1940 Gefreiter, 1.11.1940 Unteroffi- zier, 1.5.1941 Wachtmeister (entsprach dem Rang eines Feldwebels beim Heer), 1.1.1942 Leutnant. Mohn diente in folgenden Einhei- ten: ab Juli 1940 bei der Leichten Reserve Flakbatterie 2./Belg., ab April 1941 bei der Leichten Reserve Flak Batterie 18/VI, ab Mai 1941 bei der Leichten Reserve Flak Batterie 43/11 (ab September 1941 umbenannt in 3./Leichte Reserve Flakabteilung 848), ab Juni 1942 bei der IV. Flakabteilung, 14. Batterie/ Regiment »Hermann Göring«. Zum Regiment »Hermann Göring« vgl. Tessin: Verbände, Bd. 14, S. 121, auch 106. Die Bezeichnung von Brigade bzw. Division und Regiment lautete offiziell »General Göring«, wird aber in den Dokumenten nicht einheitlich verwendet. Die Einheit unterstand der 7. Armee (AOK 7); die Quellen geben keinen näheren Aufschluß über die 14. Batterie des Regiments »Hermann Göring«, der Reinhard Mohn angehörte. BA- MA Freiburg, RH 20–7/64, S. 64, 316, 309, 272 f., 212, Unterlagen AOK 7. BA-MA Frei- burg, RL 32/66, S. 1, 135 f., Unterlagen AOK 7. BA-MA Freiburg, RL 32/18, S. 3–5, Unterla- gen AOK 7. 124 Das genaue Datum ist im Bestand »Seetrans- portchef Italien« nicht auszumachen, BA-MA Freiburg, RM 109. Mohns Einheit, die 14. Bat- terie III. Regiment »Hermann Göring«, ist in der Kriegsgliederung der Division am 7.4.1943 erstmals erwähnt, BA-MA Freiburg, RH 21–5/5/19, Fiche 4, Unterlagen der 5. Panzer- armee (Pz AOK 5). 125 BA-MA Freiburg, RL 32/18, Erfahrungsbericht des Regiments »Hermann Göring« über den Transport nach Nordafrika, 15.2.1943, auch: BA-MA Freiburg, RL 32/66, S. 193 f. Bis Neapel bzw. Palermo wurden die Soldaten mit der Bahn befördert, dann mit Fähren und Zerstö- rern oder Flugzeugen nach Nordafrika ge- bracht. In Tunesien unterstanden der Division »Hermann Göring« auch ein gleichnamiges Panzer-, ein Artillerie- und ein Panzer-Pionier- Regiment. BA-MA Freiburg, RL 32/18, S. 37, Unterlagen zur Division »Hermann Göring«. Die Stationierung des 4. Flakregiments »Her- mann Göring« in Süditalien ist dokumentiert in: BA-MA Freiburg, RL 32/66, S. 170–174, 182–187, 192. 126 WASt Berlin, Reinhard Mohn, darin: POW-Form; in den amerikanischen Unterlagen über die Ge- fangennahme ist festgehalten, daß Mohn bei der Festnahme 1 800 französische Francs und 500 italienische Lire bei sich hatte. Zur Festnah- me auch: UHK, Zeitzeugengespräche mit Rein- hard Mohn am 12.3.1999 und 21.9.1999. 127 HStA Düsseldorf, NW 1061, Entnazifizierungs- fragebogen Reinhard Mohn, 15.8.1946. HStA Düsseldorf, NW 11–83, Entnazifizierungsfrage- bogen Reinhard Mohn, 29.4.1947; Entnazifi- zierungsfragebogen Reinhard Mohn, 16.6. 1947. In den Entnazifizierungsunterlagen gab Mohn den Beginn der Kriegsgefangenschaft mit »September 1943« an. 128 WASt Berlin, Oberkommando der Wehrmacht, Aufstellung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Genf, mit den Namen von 809 deutschen Kriegsgefangenen, die am 23.9. 1943 aus Washington gemeldet wurden, 18.10. 1943. Auf Seite 12 ist Reinhard Mohn genannt. Wann die Nachricht in Gütersloh eintraf, ist nicht bekannt. 129 Sammlung UHK, II.1/18, Gerd Mohn: »Mein Le- benslauf«, 6.8.1946. 130 WASt, Gerhard Mohn. Über den Diensteintritt in die Wehrmacht liegen keine Unterlagen der Militärbehörden vor. Einzelheiten gehen aus Mohns Angaben in den Entnazifizierungsakten hervor: Sammlung UHK, I.2/1914, Entnazifizie- rungsfragebogen Gerd Mohn, 26.7.1946. UHK, Zeitzeugengespräch mit Gerd Mohn am 22.11. 1999. 131 WASt, Gerhard Mohn. Mohns Einheit war zunächst das Panzer-Grenadier-Ersatz-Bataillon 4; sein Name ist erstmals in einer Liste vom 10.12.1943 erwähnt. Die weiteren Einheiten, in denen er als Panzergrenadier diente, waren im Februar 1944 das Panzer-Grenadier-Ausbil- dungs-Bataillon 4 und ab Januar 1945 die Pan- zer-Grenadier-Pionier-Kompanie 114. Die Er- 680 Anmerkungen zu den Seiten 456 bis 457

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nennung zum Unteroffizier erfolgte am 1. No- vember 1944. 132 Sammlung UHK, II.1/18, Gerd Mohn: »Mein Le- benslauf«, 6.8.1946. 133 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 148. Die genannten Veranstaltungen fanden 1941 statt. 134 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 120, 125 f.; gehört wurde Ende April 1940 eine Ansprache des Stellvertreters des »Führers«, kurz darauf eine des Leiters der Deutschen Arbeitsfront und im August 1940 eine vom Gauleiter von Danzig-Westpreußen. UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. 135 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 156. 136 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 150. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 1945, darin zur Anzahl der wegen Fliegeralarm ausgefallenen Lohnstunden: Juni 1944: 315 Stunden, Juli 1944: 229, August 1944: 203, September 1944: 366, Oktober 1944: 460, No- vember 1944: 1 167, Dezember 1944: 1 670, Januar 1945: 1 026, Februar 1945: 664. 146 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ilse Petzold am 19.10.2001. UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. 147 Gütersloher Stadtnachrichten, 13.10.1942, Schau nach im Bücherschrank. Weitere Aufrufe zur Büchersammlung: Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 21.10.1939, Bücher für un- sere Soldaten! Westfälische Zeitung/Güterslo- her Zeitung, 28.11.1939, Gewehr und Buch gehören zusammen. Westfälische Zeitung/Gü- tersloher Zeitung, 17.4.1941, Büchersammlung für die Wehrmacht. 148 Zu den Werkzeitungen bis 1939 und zum Pres- sesystem der DAF vgl. Frese: Betriebspolitik, S. 404–411. 149 Sammlung UHK, I.2/2118, Bertelsmann-Illu- strierte, Jahrgänge 1934, 1935, 1936 (zweier- lei Ausgaben), 1937, 1938/39, 1939/40 (zwei- erlei Ausgaben). 137 Sammlung UHK, I.2/2150, Abbildung eines 150 Sammlung UHK, I.2/2119, Otto Fink: Die Belüfters, 12.10.1937. 138 Sammlung UHK, I.2/2150, Heinrich Mohn an Werkluftschutzbezirksvertrauensstelle Biele- feld, 11.11.1937. 139 BA-MA Freiburg, RW 20/6–4, Rüstungsinspek- tion VI, zusammenfassende Übersicht über Feindflüge und Bombenabwürfe für die Monate Juli und August 1941, darin Angaben über Großangriffe auf Gütersloh in der Nacht vom 9./10.7. und 7./8.8.1941. Der Güterbahnhof und das Schienennetz wurden schwer beschä- digt. Luftangriffe auf Gütersloh fanden auch schon 1940 statt; vgl. kurz Schmuhl: Stadt, S. 439. 140 Sammlung UHK, I.2/2110, Heinrich Mohn, »Die Gefolgschaft der Firma C. Bertelsmann bei Flie- gerschäden«, Anfang November 1943. 141 Sammlung UHK, I.2/2110, Luftschutzmaßnah- men, 17.12.1943. schwarze Kunst, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941, darin: »Desto mehr freut es mich, daß mein Vorschlag, Euch zu Weihnachten mit dieser Schrift zu überraschen, auf fruchtbaren Boden gefallen ist und viel freudige Mitarbeiter gefunden hat.« Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertels- mann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 152, hier kurz zur Einführung der Werkzeitung. 151 Sammlung UHK, I.2/2119, Bertelsmann-Illu- strierte. Die Ausgaben tragen die Titel: »Kriegs- weihnacht 1941«, »Tag der nationalen Arbeit 1942«, Kriegsweihnacht 1942«, »Nationaler Feiertag des deutschen Volkes 1943« und »Kriegsweihnacht 1943«. 152 Sammlung UHK I.2/1007, Heinrich Mohn an DAF Gütersloh, betreff Leistungskampf der deutschen Betriebe 1943/44, Sozialbericht, 11.11.1943. 142 Sammlung UHK, I.2/2110, Anweisungen für 153 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn/Emil den Werkluftschutz, undatiert. 143 UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999; hier das Zitat von der »verschwore- nen Gemeinschaft«. UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Sekretärinnen Hanna Ka- the, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwe- ster Lydia Truse und Else Hunke am 10.11.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Ilse Petzold am 19.10.2001. 144 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 25.11.1944, darin: »Dazu kommen die häufigen, an einzelnen Tagen so- gar sehr zahlreichen Alarme, die auch immer wieder zur Unterbrechung der Arbeit zwin- gen.« 145 Sammlung UHK, I.2/2108, Industrieberichte Heinrich Mohn, September 1942 bis Februar Ramforth: Zum Weihnachtsfeste, in: Bertels- mann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 154 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn/Emil Ramforth: [Geleitwort], in: Bertelsmann-Illu- strierte, Tag der nationalen Arbeit 1942. Vgl. Kapitel 8, S. 349. 155 Sammlung UHK, I.2/2119, Hermann Claudius: Deutscher Spruch, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941; veröffentlicht auch in: Frohes Leben (1941), Heft 6, S. 100. Claudius blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg Autor des Verlags. Sammlung UHK, I.2/2119, Bertels- mann-Illustrierte, Tag der nationalen Arbeit 1942, das in der nächsten Ausgabe an dersel- ben Stelle plazierte Gedicht »Alles ist eins« von Gustav Schröer endet mit: »Wo das Feuer glüht, wo das Eisen sprüht, / Alles ist eines nur: Anmerkungen zu den Seiten 457 bis 459 681

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Vaterland! / Und den Führer, allen Mächten zum Trutz, / Herr, den Führer, nimm ihn in Schutz!« 156 Sammlung UHK, I.2/2119, Soldaten – Kamera- den. Aus Feldpostbriefen, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941. 157 Sammlung UHK, I.2/2119, Soldaten – Kamera- den. Aus Feldpostbriefen, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Tag der nationalen Arbeit 1942. 158 Sammlung UHK, I.2/2119, Soldaten – Kamera- den. Aus Feldpostbriefen, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941. 159 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 160 Die Länder erwähnt Theodor Berthoud: Samm- lung UHK, I.2/2119, Theodor Berthoud: Der Kontorschemel, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1943. 161 Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 140. Sammlung UHK, I.2/2108, Ger- hard Steinsiek an Arbeitsamt Bielefeld, Neben- stelle Gütersloh, 17.1.1945. 162 Angesichts dieser außerordentlich schwierigen Quellenlage mußten die Nachforschungen auf das für die Auslandsgeschäfte besonders wich- tige Baltikum konzentriert werden. Ein vager Hinweis auf Geschäfte außerhalb des »Alt- reichs« ist Heinrich Mohns Briefkopf, der fol- gende Bankverbindungen ausweist: Post- scheckkonten in Hannover (dort befand sich die für Gütersloh zuständige Filiale), Warschau, ‘s Gravenhage und Zürich; Bankkonten bei der Deutschen Bank und Diskontogesellschaft Gü- tersloh, der Reichsbank Gütersloh und der Cre- ditanstalt der Deutschen in Prag. Im Baltikum führte Mohn offensichtlich kein Konto, obwohl sich zur Zeit der deutschen Besatzung Geldin- stitute dort niederließen. Unklar ist, da ein- schlägige Forschungen fehlen, ob die Ge- schäftsstelle der Postbank in Warschau mögli- cherweise für die baltischen Länder zuständig war. Für Auskünfte sei Dieter Ziegler (Ruhr-Uni- versität Bochum) besonders gedankt. Der Brief- bogen findet sich in: DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Steinsiek an Will Vesper, 17.7.1945; der Briefbogen wurde etwa ab 1943 verwendet. 163 In unternehmensgeschichtlichen Studien wurde die Frage nach der Ökonomie der deutschen Besatzungspolitik in West- und Osteuropa noch kaum systematisch untersucht. Weitgehend un- erforscht ist auch der Einsatz von Zwangsarbei- tern in deutschen Unternehmen und Behörden in den besetzten Gebieten. Mit den Verbindun- gen des Volkswagenwerks in das besetzte Frankreich beschäftigen sich Mommsen/Grie- ger: Volkswagenwerk. Erste weiterführende all- gemeine Erkenntnisse in den Sammelbänden von Schumann: Europa; Benz: Anpassung; Ma- dajczyk: Okkupationspolitik; vgl. ferner Overy: War, vor allem S. 315–342; Buchheim: Länder. 164 Jüngste Studien zur nationalsozialistischen Ver- nichtungspolitik zeigen, daß die ökonomische Ausbeutung von Juden ein integraler Bestand- teil der deutschen Besatzungspolitik war, wo- bei die »Judenpolitik« von Region zu Region differierte; vgl. Herbert: Vernichtungspolitik; Frei u. a.: Ausbeutung; Mommsen: Auschwitz. 165 Früher als anderswo in den eroberten Ostge- bieten begannen in Litauen mit den Massener- schießungen unmittelbar nach dem Überfall auf die Sowjetunion die ersten systematischen Maßnahmen zur Vernichtung der jüdischen Be- völkerung; vgl. Dieckmann: Krieg; kurz auch Benz: Dimension, S. 513 ff. und passim. 166 Im Bestand »Gebietskommissar Wilna« des Staatlichen Archivs Vilnius sind detaillierte mo- natliche Aufstellungen überliefert, aus denen hervorgeht, in welchen privaten Betrieben jüdi- sche Zwangsarbeiter eingesetzt waren; auch die Anzahl der Juden ist jeweils genannt. LCVA Vilnius, R 614-1-277, S. 4–17, 20–22, 25, 27–28, 36–37, 45, 59–60, 68–71, Verzeichnis- se der privaten Arbeitsstätten mit jüdischen Ar- beitern, 1941/42. Die Staats-Druckerei Ausra beschäftigte zwischen September und Novem- ber 1942 im Durchschnitt 8 bis 11 Juden (da- von eine Frau), die Druckerei Raide 11 bis 12 jüdische Frauen, die Druckerei und Kartonage- fabrik Patria 3 Männer und 2 Frauen, die Staat- liche Druckerei Svyturys 3 bis 5 Männer und die Poligraphieanstalt Vaizdas 10 bis 12 Männer. 167 LCVA Vilnius, R 626-3-131, S. 1, Betriebsbogen Poligraphiebetrieb Vaizdas an Gebietskommis- sar Wilna-Stadt/Arbeitsamt, undatiert, Ein- gangsstempel vom 28.2.1943; hier auch zum Folgenden. Die weiteren Auftraggeber waren in Wilna ansässig: zwei Bonbonfabriken, die Staatliche Elektrotechnische Fabrik, die Eisen- bahnfabrik, die Fabrik Lietukis, die Bildungsver- waltung und das Stadttheater. Die Aufträge hatten einen Gesamtwert von 134 764 Reichs- mark, davon entfielen 57 880 auf die Tabakfa- brik Patrimpas, 31 000 auf die Landwirtschafts- verwaltung Kaunas und 21 700 auf das »Studi- enbüro« in Wilna. 168 Ähnlich genaue Aufstellungen über Auftrags- werte und benötigte Arbeitsstunden liegen zu keiner anderen Druckerei vor, wenngleich die Betriebsbogen des Arbeitsamtes auch für die Staatliche Druckerei Raide, Druckerei und Kar- tonagenwerk Patria und den Verlag Ausra er- halten blieben. Die Auftraggeber sind hier je- doch zumeist nicht namentlich angeführt; Ber- telsmann wird nicht erwähnt. Erhalten blieben von Vaizdas und den anderen Unternehmen Gesuche um Uk-Stellung von zahlreichen Mit- arbeitern vom Juni und Juli 1943: LCVA Vilnius, R 626-3-131, Vaizdas. LCVA Vilnius, R 626-1- 128, Ausra. LCVA Vilnius, R 626-1-129, Patria. LCVA Vilnius, R 626-1-130, Raid«. 169 Zur Geschichte des Ghettos vgl. Arad: Ghetto. 170 Nichtjüdische männliche Arbeiter erhielten im Reichskommissariat Ostland nach dem Stand 682 Anmerkungen zu den Seiten 459 bis 460

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von November 1941 einen Bruttostundenlohn von 27 Pfennigen, Facharbeiter bekamen 38 Pfennige. Nichtjüdische Frauen verdienten 80 Prozent des Lohns ihrer männlichen Kollegen. Die Löhne für Männer und Frauen stiegen spä- ter und erreichten im Spätherbst 1943 den an- gestrebten Stand von 60 Prozent der in der Provinz Ostpreußen üblichen Lohnsätze; Amts- blatt Generalkommissariat Litauen, Jg. 1, Nr. 10, S. 159–162, 21.11.1941; für Auskünfte danken wir Christoph Dieckmann (Universität Freiburg i. Br.). 171 LCVA Vilnius, R 643-3-300, S. 61–62, Richtlini- en für den Einsatz der jüdischen Arbeitskräfte, 30.9.1941. LCVA Vilnius, R 643-3-300, S. 80, Gebietskommissar Wilna-Stadt an Stadtverwal- tung Wilna, 28.1.1942, darin Bekanntmachung der »Erhöhung der jüdischen Lohnsätze«. LCVA Vilnius, R 626-1-209, S. 2, Gebietskommissar Wilna-Stadt an »die Herren Betriebs- und Behördenleiter in Wilna«, 4.12.1942. LCVA Vil- nius, R 643-3-300, S. 100, Richtlinien und Merkblatt für den Einsatz der jüdischen Ar- beitskräfte, 7.4.1942. LCVA Vilnius, R 614-1- 269, S. 32, Staatliche Druckerei Svyturys an Ge- bietskommissar Wilna-Stadt, 30.11.1942, Mel- dung über die »Ablieferung jüdischer Lohnan- teile« an die Kasse des Gebietskommissars Wil- na-Stadt. LCVA Vilnius, R 614-1-243, R 614-1- 244, Lohnlisten von Betrieben, die Juden be- schäftigten, mit Angaben über die abgeführten Beträge 1942. 172 LCVA Vilnius, R 614-1-269, S. 43–44, »Ver- zeichnis der Arbeitsstellen und die provisori- sche Zahl der beschäftigten Juden nach dem Stand zum 20. August 1943«. Die Staats- Druckerei Ausra, hier »›Auschra‹-Druckerei«, beschäftigte noch 13 Männer und drei Frauen. 173 Zur Vernichtungspolitik in Lettland vgl. Press: Judenmord; Ezergailis: Holocaust; zur deut- schen Besatzungspolitik und zur Frage der letti- schen Kooperation vgl. Waite: Kollaboration; an einer Studie über das Ghetto Riga arbeiten Pe- ter Klein und Andrej Angrick; vgl. bislang Schneider: Journey. 174 LVVA Riga, P 132-28-18, »Journalbuch der Po- lizisten der Dortmunder Gruppe im Ghetto Riga«, 15.2–2.9.1942. Das eindrucksvolle Do- kument ist ein schmales Büchlein von 196 handschriftlich gefüllten Seiten. Sein Aufbau spiegelt die Struktur von Befehl und Gehorsam im Ghetto wider: Links stehen Anweisungen deutscher Besatzungsbehörden an die Ghetto- verwaltung, rechts die Ausführungen durch die Ghettopolizei, beispielsweise Listen mit den Namen jüdischer Arbeitskräfte. Betriebe in Riga, die Arbeiter aus dem Ghetto verlangten, sind beispielsweise dem Eintrag vom 4.3. 1942 (S. 46) zu entnehmen, darunter Daimler-Benz. Weitere jüdische Kommandos arbeiteten zum Beispiel in Dienststellen und Werkstätten der Wehrmacht, bei der Reichsbahn, der Organisa- tion Todt, in Schneidereien, im Kommando »Torfstich«, auf Baugruben, am Hafen und bei der Besatzungsverwaltung. 175 LVVA Riga, P 80-2-9; S. 126, Richtlinien für die Dienststellen, denen jüdische Arbeitskräfte zu- geteilt sind, 10.4.1942. 176 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ludwig Frank am 10./11.8.2000; Frank war der Gründer und Lei- ter der Frontbuchhandlung Porchow, die der Zentrale in Riga unterstand. Adolf Kellner, der in der (ebenfalls Riga zugeordneten) Front- buchhandlung Gottschina arbeitete, berichtet vom Einsatz jüdischer Hilfskräfte in der Zentra- le; er schreibt im März 1943 von vier männli- chen lettischen Juden und drei deutschen Jü- dinnen: Archiv des Börsenvereins, Frankfurt am Main, Aufzeichnungen des Frontbuchhändlers Adolf Kellner, Eintrag vom 15.3.1943. 177 LVA Riga, 69-2-17, S. 56–57, Abteilung Ar- beitspolitik und Sozialverwaltung beim Gene- ralkommissar in Riga, Übersichtsblatt der Prü- fungskommission, 5. Druckerei, 18.11.1942. Diese Unterlagen sind auch für folgende Druckereien vorhanden: LVA Riga, 69-2-19, S. 39–41, 57–59, Abteilung Arbeitspolitik und Sozialverwaltung beim Generalkommissar in Riga, Übersichtsblatt der Prüfungskommission, Cinkografs, 24.11.1942. LVA Riga, 69-2-20, S. 62–74, Abteilung Arbeitspolitik und Sozial- verwaltung beim Generalkommissar in Riga, Übersichtsblatt der Prüfungskommission, 3. Buchdruckerei der polygraphischen Industrie, 17.11.1942. 178 Sammlung UHK, I.2/2119, Theodor Berthoud: Der Kontorschemel, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1942. 179 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. Sammlung UHK, I.2/2119, August Nottbrock: Aus unserer Buchbinderei, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941: »Feldausgaben werden nur noch von auswärtigen Firmen hergestellt, auch die meisten ›Spannenden Geschichten‹.« 180 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Es schaffen die Hände, es wächst das Werk. Ver- lagschronik 1941/42, in: Bertelsmann-Illustrier- te, Kriegsweihnacht 1941. Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. Schon 1941 schrieb Mohn: »Stellenweise waren mehr Kräfte mit dem Versand beschäftigt als mit der Herstel- lung.« 181 Sammlung UHK, I.2/2119, Theodor Berthoud: Kameraden der Arbeit, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Tag der nationalen Arbeit 1942. 182 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 183 Sammlung UHK, I.2/2119, Gustav Dessin: Aus der geistigen Werkstatt, in: Bertelsmann-Illu- strierte, Kriegsweihnacht 1941. 184 Sammlung UHK, I.2/2119, Gustav Dessin: Anmerkungen zu den Seiten 460 bis 462 683

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Weihnachtliche Besinnung, in: Bertelsmann-Il- lustrierte, Kriegsweihnacht 1941. Weitere Arti- kel von Gustav Dessin in der Bertelsmann-Illu- strierten, Sammlung UHK, I.2/2119: Aus der geistigen Werkstatt, in: Kriegsweihnacht 1942; Klähdeen, in: ebenda; Unsere Feldpostausga- ben, in: Nationaler Feiertag der deutschen Ar- beit 1943; Der Zweite Weltkrieg im Spiegel un- serer Kriegsbücher, in: ebenda; Dennoch Weih- nachten!, in: Kriegsweihnacht 1943. 185 Sammlung UHK, I.2/2119, Heinrich Mohn: Aus der Heimat kommt der Schein, in: Bertelsmann- Illustrierte, Kriegsweihnacht 1941. 186 Sammlung UHK, I.2/2119, Theodor Berthoud: Der Kontorschemel, in: Bertelsmann-Illustrierte, Kriegsweihnacht 1942. Kurz hierzu auch Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhand- lung, S. 140. 187 Sammlung UHK, I.2/2108, C. Bertelsmann an Arbeitsamt Bielefeld, 25.4.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeits- amt Bielefeld, Nebenstelle Gütersloh, 18.1. 1945. 188 Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Bielefeld, Nebenstelle Gütersloh, 21.1.1944. 189 Sammlung UHK, I.2/2108, Arbeitsamt Bielefeld am Firma C. Bertelsmann, 20.4.1944. Samm- lung UHK, I.2/2108, Arbeitsamt Bielefeld, Ne- benstelle Gütersloh an Firma C. Bertelsmann, 13.9.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, C. Ber- telsmann an Arbeitsamt Bielefeld, Nebenstelle Gütersloh, 15.9.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, NSDAP-Kreisleitung Wiedenbrück, Kreissonderstab an Firma C. Bertelsmann, 16.10.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, NSDAP-Kreisleitung Wiedenbrück, Kreiseinsatz- stab an Firma C. Bertelsmann, 15.11.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, Deutscher Volks- sturm Westfalen-Nord, Kreis Wiedenbrück an Firma C. Bertelsmann, 24.11.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an NSDAP- Kreisleiter Horn, 27.11.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Bie- lefeld, Nebenstelle Gütersloh, 17.1.1945. Sammlung UHK, I.2/2108, NSDAP-Kreisleitung Wiedenbrück, Kreissonderstab an Firma C. Ber- telsmann, 24.2.1945. 190 Sammlung UHK, I.2/2108, Fritz Wixforth an Ar- beitsamt Bielefeld, Nebenstelle Gütersloh, 6.10.1944. Sammlung UHK, I.2/2108, Heinrich Mohn an Kreissonderstab für den totalen Kriegseinsatz, 26.10.1944. Sammlung UHK, I.2/2112, Gemeinschaftsbuch. C. Bertelsmann Gütersloh. Verlagsbuchhandlung, S. 155, darin: »daß infolgedessen unsere Firma genötigt war, gegen Schluß des Jahres [1943] Arbeiten für andere Verleger zum ersten Mal in größerem Ausmaß durchzuführen. Immerhin war auf die- se Weise der ganze Betrieb stets voll beschäf- tigt.« 191 Nachweisbar ist die Fertigung ab August 1944. Sammlung UHK, I.2/2108, C. Bertelsmann an Gau Wirtschaftskammer Westfalen-Nord, Abtei- lung Industrie, 2.8.1944. Sammlung UHK, I.2/1007, Statistisches Referat der Gauwirt- schaftskammer Westfalen-Nord, Abteilung In- dustrie, an Firma C. Bertelsmann, 3.8.1944, darin: »Diese Fertigung gehört zum Kriegs- gerät.« 192 Vgl. Karl Fischer: Waffen- und schießtechni- scher Leitfaden für die Ordnungspolizei, Berlin: Eisen-Schmidt 1943, S. 441, 474 f. mit Abbil- dungen; Hahn: Waffen, S. 96. Für Hinweise sei Christian Hartmann (Institut für Zeitgeschichte) besonders gedankt. 193 KreisA Gütersloh, 66–16 I, Bürgermeister Josef Bauer an Landrat Edwin Klein in bezug auf die Gestapo-Rundverfügung vom 15.2.1944, be- treff Erfassung der Juden, 21.2.1944. 194 Auch dieser Name ist anonymisiert. 195 Sammlung UHK, I.2/2110, 25. Jubiläum, darin Firmeneintrittsdatum von Anton P., undatiert. Sammlung UHK, I.2/2106, Beschäftigtenliste 1937–1944. 196 Bezirksregierung Düsseldorf, Abteilung für Wie- dergutmachung, RPD-W, Zk-Nr. 69323, Ent- schädigungsakte Anna P., Anna P. an Regie- rungspräsidium Detmold, 17.10.1956. 197 In Bielefeld wurden Juden aus den Bezirken Minden, Münster und Osnabrück sowie den Ländern Lippe und Schaumburg-Lippe zusam- mengeholt. 198 Zu den Deportationen vgl. Meynert: »Endlö- sung«, S. 252–272. 199 StA Detmold, M18/11, SD-Hauptaußenstelle Bielefeld, »Abtransport von 400 Juden aus dem Regierungsbezirk Minden«, 16.12.1941, hier auch das folgende Zitat. 200 Vgl. Meynert: »Endlösung«, S. 262 ff.; hier auch zum folgenden. 201 Unklar ist, wie die anderen Kinder vor der De- portation verschont blieben. 202 StadtA Gütersloh, D 2920, Liste ehemaliger KZ- Häftlinge, undatiert. Bezirksregierung Düssel- dorf, Abteilung für Wiedergutmachung, RPD-W, Zk-Nr. 69323, Entschädigungsakte Anna P., Anna P. an Regierungspräsidium Detmold, 23.2.1957. 203 Die Frauen hatten schwere körperliche Arbeit zu verrichten, sie waren in primitiven Baracken untergebracht, wurden geschlagen und bei ge- ringstem Fehlverhalten mit Essensentzug und Bunkerarrest bestraft; vgl. Elbenberg, S. 79; Meynert: »Endlösung«, S. 270. Zeugenaussa- gen im Wiedergutmachungsprozeß dokumen- tieren die verheerenden Zustände im Lager. Die schweren Bauarbeiten, die die Frauen insbe- sondere für die Firma Henschel und Sohn lei- sten mußten, gingen weit über ihre körperli- chen Kräfte hinaus. Die Organisation Todt be- gann in Elben bereits 1943 mit dem Bau eines Stollens, um einen Teil der Produktion der Bau- nataler Henschel-Flugmotorenwerke auszu- lagern. Archiv der Informationsstelle zur Ge- 684 Anmerkungen zu den Seiten 462 bis 464

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schichte des NS in Nordhessen, ohne Paginie- rung, darin der Bericht des ehemaligen Kreis- führers Friedrich Herborth, 3.1.1950. 204 Das Datum der Dienstverpflichtung an den Westwall läßt sich nicht exakt bestimmen; ein Schreiben Mohns legt einen Zeitpunkt Anfang oder Mitte September 1944 nahe: Sammlung UHK, I.2/2108, Heinrich Mohn an Gestapo Gü- tersloh, 23.10.1944. 205 Sammlung UHK, I.2/2108, Heinrich Mohn an Gestapo Gütersloh, 23.10.1944. Ähnliche Fälle sind dokumentiert bei Meynert: »Endlösung«, S. 269. 206 Bezirksregierung Düsseldorf, Abteilung für Wie- dergutmachung, RPD-W, Zk-Nr. 69323, Verwal- tung Wiedenbrück, »Zusammenfassender ab- schließender Bericht«, 14.10.1954. 207 Bezirksregierung Düsseldorf, Abteilung für Wie- dergutmachung, RPD-W, Zk-Nr. 69323, Anna P. an Landesgericht Detmold, 12.1.1957 und 23.3.1957. Darin korrigiert Anna P. das Datum ihrer Verhaftung, das im Entschädigungsver- fahren fälschlich mit dem 21.2.1945 angenom- men wurde. Sie belegt ihren Einspruch mit da- tierten zeitgenössischen Postkarten, die sie aus dem Deportationszug schmuggeln konnte und die ihren Ehemann erreichten. Das falsche Da- tum nennt auch die Liste ehemaliger KZ-Häft- linge: StadtA Gütersloh, D. 2929, undatiert. Ihrem Einspruch wurde Rechnung getragen. Die Inhaftierungszeit wurde neu berechnet und die Entschädigungssumme entsprechend fest- gelegt: Bezirksregierung Düsseldorf, Abteilung für Wiedergutmachung, RPD-W, Zk-Nr. 69323, Regierungspräsident Detmold, Entschädigungs- bescheid, 1.3.1957. 208 Sammlung UHK, I.2/1007, Heinrich Mohn an Alliierte Militärregierung Wiedenbrück, 20.6.1945. 209 Nach Kriegsende suchte Anton P. das Unterneh- men zu verlassen, weil die Arbeit dort, wie er begründete, weder seinen Fähigkeiten noch sei- ner Gesinnung entsprach. Er beantragte die Zu- lassung als Verleger in den Sparten Kunst, Mu- sik und Literatur, erhielt sie jedoch wegen man- gelnden Eigenkapitals und auch wegen unge- eigneter Programmplanung nicht. BA Berlin, RKK 2703, 232, Bd. 25, Gesuch um Zulassung bei der Nachrichtenkontrolle, 26.3.1946. 210 Sammlung UHK, I.2/2108, Industriebericht Heinrich Mohn, 28.2.1945. 211 Vgl. grundlegend Bajohr: Parvenüs; ders.: Na- tionalsozialismus; zum Zusammenhang zwi- schen Korruption und Judenverfolgung vgl. ders.: »Arisierung«. 212 Vgl. Ueberschär/Vogel: Geschenke. 213 Es gab wenige kriegsbedingte Engpässe; so stockte Ende 1941 kurzfristig die Auslieferung der großen dritten Auflage von Fritz Otto Buschs »Narvik«-Bestseller. 214 Nach 1942 traten an die Stelle des Parteiunter- nehmens die zum Köhler & Volckmar-Konzern gehörenden Firmen Schulze bzw. Fernau in Leipzig und Ludwigsburg. Vgl. Bühler/Bühler: Frontbuchhandel. 215 Nach Aussage von Beimdiek in den Ermittlun- gen wollte man mit Arnold keinen Konkurren- ten unterstützen, StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Protokoll der Zeugenverneh- mung, 16.12.1943, S. 3. Etwas anders schilder- te Beimdiek die erste Kontaktaufnahme im Pro- zeß gegen Lackas. Demnach war es Hauptmann Lamprecht, Ansprechpartner des Verlags bei der Luftwaffe, der bei seinen Auftragsvergaben an Bertelsmann die Buchhandlung Arnold beson- ders reich bedachte und damit den Kontakt zu Lackas herstellte, BA Aachen, RH 69 1a, Hand- schriftliche Protokolle des öffentlichen Verfah- rens gegen Lackas u. a., 18.4.1944, S. 72 f. 216 So der »Sachbearbeiter für den Papiereinsatz« im RMVP, Rudolf Erckmann, in seinem Artikel: Welche Bücher erhalten Papier? in: Deutsches Büchereiblatt 5 (1943), S. 50 f. 217 Vgl. Kapitel 5, S. 234–237. Vgl. auch Barbian: Literaturpolitik, S. 584. 218 So die Selbstdarstellung in seinem Manuskript, »daß ich die grössten Buchaufträge in Deutsch- land bekommen habe«; BA Aachen, RH 69 1a, [M. Lackas], »Für die eigene Verteidigung«, un- datiertes Typoskript. 219 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, »Anwei- sung Nr. 1 der Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels«, 15.6.1942. 220 Eine ausführliche Erläuterung zum Papier- scheckverfahren gibt der Bericht von Kriegsge- richtsrat Jürgens: »Erläuternde Angaben zum Verständnis der Vorgänge des vorliegenden Strafprozesses«, StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, undatiert. 221 Der Instanzenweg wird ausführlich dargestellt in einem undatierten Bericht des Kriegsgerichts Berlin, StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II. 222 Als Beispiel sei genannt, daß das RMVP dem Verlag im August 1943 für 30 000 Romane eine Genehmigung ausdrücklich in Aussicht stellte, dann aber nur 10 000 bewilligte, nach Intervention bei Erckmann doch den Rest zusi- cherte, aber die Anträge verschleppte. Die WiBu bewilligte dafür so wenig Papier, daß die Auslieferung an den Buchhandel gestoppt wer- den mußte. StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Johannes Banzhaf an Matthias Lackas, 21.8.1943. 223 BA Aachen, RH 69 1a, handschriftliche Proto- kolle des öffentlichen Verfahrens gegen Lackas u. a., Aussage Margarete Braun, Sachbearbei- terin Wehrbetreuung im Reichsluftfahrtministe- rium, 20.3.1944. 224 Goebbels hatte diesen am 17. Oktober 1942 beauftragt, alle Fragen der Papierbewirtschaf- tung in seinem Bereich unmittelbar zu regeln. Den Angehörigen und Sachbearbeitern des Mi- nisteriums wurde der direkte Verkehr mit der Reichsstelle für Papier- und Verpackungswesen untersagt. Nachrichtenblatt des RMVP, Nr. 25, 17.10.1942. Anmerkungen zu den Seiten 464 bis 469 685

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225 BA Berlin, R 56 V/17, S. 236. 226 Heinrich Mohn schrieb später an Hans Grimm, ihm sei damals »vom OKW und Propagandami- nisterium ein Berliner Buchhändler genannt [worden], der allein beauftragt sei, den mas- senhaften Frontbücherbedarf dieser Stellen zu vermitteln«. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 27.9.1944. Mohn datierte dies irrtümlich erst auf 1943. 227 Sammlung UHK, I.2/1015, Curt Herrfurth, Reichsstelle für Papier, an Rechtsanwalt B. Grü- newald, 22.10.1944. 228 Die Handhabung der Schecks im Verlag zeigt das folgende Beispiel. Am 24. September 1942 wurde Scheck Nr. 202343/4 über 8 000 kg Pa- pier eingereicht. Als Auftrag wurde der Druck von Büchern für die Feldbüchereien der Luftwaf- fe genannt, als Papierlieferant Georg Michelsen, Bremen. Es handle sich um 41 000 Exemplare gebundener Bücher, darunter 500 »Junge Mut- ter Randi«, 500 »Einer Mutter Weg«, sowie zahlreiche kleinere Posten von Feldausgaben und der »Kleinen Feldpost-Reihe«, wofür rech- nerisch 8 148 kg Papier verbraucht wurden. Tatsächlich hergestellt wurden jedoch 7 700 Ex- emplare Bertelsmann: »Möller von Möllen- beck«, 5 500 Exemplare Ettighoffer: »So sah ich Afrika«, 1 210 Exemplare Gast: »Junge Mutter Randi«, 5 900 Exemplare Fechner: »Panzer am Feind«, 5 500 Salomon: »Kadetten«, 1 550 Ex- emplare Kraze: »Einer Mutter Weg«. Für den Fortdruck dieser Titel aus dem laufenden Pro- gramm stellte der Scheck formal keine Geneh- migung dar. Hier wie vielfach sonst wurden statt billiger Feldausgaben gebundene, teurere Belle- tristiktitel hergestellt und damit eine höhere Wertschöpfung erzielt; die Aufträge verblieben der eigenen Druckerei und wurden nicht verla- gert. Eine detaillierte Untersuchung von Aufla- gen und Papierverbrauch im Rahmen der Wehr- machtsschecks wird dadurch erschwert, daß die auf Schecks erstellten Drucke zumeist Mitdrucke waren, also keine eigenen Auflagen bildeten. 229 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Betriebs- prüfungsbericht C. Bertelsmann Verlag, 11.12.–13.12.1944. 230 Aus den Auflagenziffern ergeben sich rund 400 t für Volksausgaben und andere gebunde- ne Bücher, 1 000 t für Feldausgaben, 420 t für die »Kleine Feldpost-Reihe« und 160 t für die Feldposthefte. Das entspricht recht genau den Angaben, die Landmeyer am 19. März 1944 macht. Er gibt eine jährliche Verbrauchszahl von 800–900 t für Bertelsmann an und sieht hier nur den Eher-Konzern vor dem Verlag C. Bertelsmann; Sammlung UHK, I. 2/1015, Gu- stav Landmeyer an Oberregierungsrat Stal- mann, 19.3.1944. 231 Das Unternehmen legte sich hierfür außerhalb der Betriebsräume in der Eickhoffstraße eigens eine Rollenschneidemaschine bei der Fa. Bar- key in Gütersloh zu. 232 Diese Verlagerung des Finnland-Papiers nach Holland wurde verantwortlich von Wixforth im Dezember 1943/Januar 1944 durchgeführt. StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Verhand- lungsprotokolle, Zeugenvernehmung Magdale- ne Christöphler, 16.10.1944. 233 Sammlung UHK, I.2/1001, »D«[essin] an Ger- hard Steinsiek, 17.5.1943. 234 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Aufstel- lung Möhle, 25.2.1945. Neben diesen Großlie- ferungen von zusammen ca. 162 Tonnen steu- erten kleine Händler weitere rund 14 Tonnen Werkdruckpapiere bei Ten Hagen 2,8 t, Broese & Peereboom 3,4 t, Teulings 6,4 t und Van Markens 1,2 t. 235 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 27.9.1944. 236 BA Aachen, RH 69 1a, Feldurteil gegen Mat- thias Lackas u. a., [31.5.1944], Abschrift, S. 2. 237 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Feldurteil gegen Matthias Lackas u. a., [31.5.1944], Ab- schrift, im folgenden S. 44. Die hohen Provi- sionssätze von Lackas stießen bei anderen Ge- schäftspartnern auf Bedenken, so beim Verle- ger Lippa (Spiegelverlag). Ein Schreiben der Druckerei und Verlagsbuchhandlung Foerster und Borries in Zwickau an Lackas vom 15. Mai 1943 nennt seine Provisionsforderungen für die Vermittlung von Druckaufträgen in Höhe von 10 Prozent und bei Zuführung von Verlags- objekten von 20 bis 25 Prozent und betont: »Wir stellen diese Provisionssätze unter Ihre Selbstverantwortung«. 238 Grammatikalisch fehlerhafter Satz im Original, dort heißt es »aufzuklären«. 239 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Feldurteil gegen Matthias Lackas u. a., [31.5.1944], Ab- schrift, S. 32; Hervorhebungen im Original. 240 Deutscher Verlag, Berlin; Broschek & Co, Ham- burg; Foerster & Borries, Zwickau; Rother- Druck, Berlin; Werner-Druck, Berlin; Etzold & Kießling, Voigtmann-Verlag, Berlin; Saardeut- sche Verlagsanst. und Druckerei, Saarbrücken; Saarpfälzische Druckerei und Verlag, Kaisers- lautern; Juncker & Dünnhaupt, Berlin; Malzkorn-Verlag, Köln; Wotny & Lindecke, Ber- lin; Stufen-Verlag, Leipzig; Stolberg-Verlag, Merseburg; Thomas-Verlag, Kempen; Paulinus- Verlag, Trier; Hesperos-Verlag, Nürnberg; Güntz-Druck, Dresden; Cantzsche Druckerei, Stuttgart; Spiegel-Verlag Paul Lippa, Dresden; Buchhandlung Hugendubel, München; Schrag- Verlag, Nürnberg. 241 Zu den angeschriebenen Firmen gehörten: Suhrkamp-Verlag, Berlin; Wolfgang-Krüger-Ver- lag, Berlin; Wilhelm Frick-Verlag, Wien; C. Ber- telsmann, Gütersloh; Verlag Karl Rauch, Des- sau; Societäts-Verlag, Frankfurt am Main; Kra- mer-Verlag, Frankfurt am Main; Verlag Ludwig Kichler, Darmstadt; Verlag H. Goverts, Ham- burg; Willibald-Verlag, Leipzig; Völkischer Ver- lag GmbH, Düsseldorf; R. Piper & Co, Mün- chen; Eugen Händle-Verlag, Mühlacker; Vier Falken Verlag, Berlin; Gebrüder Stiepel, Rei- 686 Anmerkungen zu den Seiten 470 bis 475

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chenberg; Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Leipzig; Mathias-Grünewald-Verlag, Menge; Herder Verlag, Freiburg und München. 242 Cantz, Güntz-Druck, Foerster & Borries, Malz- korn, Voigtmann, Wotny & Lindecke. 255 Auch Gustav Dessin sprach 1939 vergeblich bei der Admiralität in Wilhelmshaven vor. StA Det- mold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugenverneh- mung Gustav Dessin, 10.3.1944, Bl. 2. 256 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- 243 Demnach ließ Lackas für folgende Unternehmen vernehmung Fritz Wixforth, 29.1.1944, S. 1. allein durch das OKH bis Mitte 1943 folgende Papiermengen horten: Güntz-Druck, Dresden 25 t, Hesperos-Verlag, Nürnberg 232 t, Paulinus Druckerei, Trier 80 t, Thomas-Verlag, Kempen 50 t, Cantzsche Druckerei, Stuttgart 50 t. 244 Börsenblatt (1942), Nr. 232/233, S. 209–211; vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 710–717. Aller- dings waren die Regelungen unscharf formu- liert. Um die Versorgung der Klein- und Mittel- betriebe sicherzustellen, durfte der Verlag nicht über einen Vertreter verkaufen, andererseits konnte er frei entscheiden, welche Firmen er in die Zuteilungsliste aufnehmen wollte, mußte aber das Kleinsortiment berücksichtigen. Die Entscheidung für eines der beiden Verfahren war bindend. Wissenschaftliche und fachbezo- gene Literatur sowie Schulbücher blieben von der Neuregelung ausgenommen. Die meisten der großen Verlage mit schöngeistiger Produk- tion und traditioneller Bindung an das Sorti- ment gingen zum Zuteilungsverfahren über. 245 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zwi- schenbericht der Kriminalbeamten Saal und Vo- gel zum Verfahren, 7.2.1944. 246 »Lachendes Leben« stand 1943 beim 902. Tsd., »Lustiges Volk« 1943 beim 817. Tsd. Für »Das fröhliche Fritz Müller-Partenkirchen- Buch« (1943 beim 385. Tsd.) erhielt er eben- falls Honorare, die er jedoch großteils an den Autor bzw. dessen Erbin weiterleiten mußte. Vgl. auch Kapitel 9, S. 405 f. 247 Sammlung UHK, I.2/3001, Honorarabrech- nungsbuch. 248 Dessins »Bei Nacht und Tag« brachte es 1944 in der 8. Auflage bis zum 209. Tsd., Schwietz- kes »… starben in Flandern« blieb bei der 5. Auflage 1941 (63. Tsd.) stehen, sein »Sommer- mond in Flandern« bei der 5. Auflage 1943 im 34. Tsd. 249 DLA Marbach, NL Will Vesper, Johannes Banz- haf an Will Vesper, 27.12.1941. 250 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Wilhelm Beimdiek an Matthias Lackas, 5.2.1943. 251 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Wilhelm Beimdiek an Matthias Lackas, 16.3.1943. Die- ser Zensurfall ist außerhalb dieses Schreibens in den Quellen nicht belegt. Vgl. die Inhalts- analyse in Kapitel 9, S. 441. 252 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Wilhelm Beimdiek an Matthias Lackas, 16.3.1943, so auch im folgenden. 253 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugen- vernehmung Wilhelm Beimdiek, 16.12.1943. 254 BA Aachen, RH 69 1b, Kaufvertrag Banzhaf und Lackas über diverse Grundstücke von der »Ahag – Allgemeine Häuser- und Industriebau- Aktiengesellschaft«, 26.7.1943. 257 Sammlung UHK, I.2/1015, Theodor Berthoud: »Meine Zusammenarbeit mit Banzhaf«, unda- tiert. 258 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, hausin- terne Untersuchung zu möglichen Anklagepunk- ten, [vermutlich 17.3.1944], Abschnitt 6, S. 3. 259 Auf einer Jubiläumsliste des Jahres 1951 wird Westhause als »vermißt« geführt. Sammlung UHK, I.2/2109, Jubiläumsliste 1951. 260 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugenver- nehmung Gerhard Steinsiek, 31.1.1944, S. 2 v. 261 In den Verhörprotokollen des Verfahrens wird der Fall ausführlich dargelegt, weil gegen Banzhaf auch wegen des Tatbestandes der Wehrkraftzersetzung ermittelt wurde. Für das Binnenverhältnis der leitenden Mitarbeiter ist bezeichnend, daß Steinsiek Banzhafs entspre- chenden Brief nicht für sich behielt, sondern dessen Inhalt Theodor Berthoud mit der Bitte um Stillschweigen mitteilte, weil sonst das Ver- hältnis Wixforths zu Banzhaf irreparablen Schaden erlitte. Steinsiek selbst informierte je- doch Wixforth, wogegen Berthoud Banzhaf für seine mangelnde Bereitschaft tadelte, in den soldatischen Dienst der Nation zu treten; Sammlung UHK, I.2/1015, Theodor Berthoud: »Meine Zusammenarbeit mit Banzhaf«, unda- tiert. 262 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Fritz Wixforth, 29.1.1944, S. 3 r. 263 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Fritz Wixforth, 29.1.1944, S. 3 r. 264 De Jong wurde 1945 Geschäftsführer von Wyt & Zonen. 265 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Fritz Wixforth, 17.10.1944, S. 3. 266 Vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 722. 267 BA Berlin, R 56 V/26, S.135–138, Darlegung der »Gründe gegen eine generelle Schließung« von Verlagen, Wilhelm Ihde, 5.1.1943. 268 Börsenblatt (1943), Nr. 79, S. 61 f. 269 BA Berlin, R 56 V/109, S. 117–389; vgl. auch Barbian: Literaturpolitik, S. 322–332. 270 Nachträglich wechselte noch ein weiteres Un- ternehmen auf die Sicherungsliste. StA Mün- ster, Nr. 5161, Reichsverteidigungskommissar für Westfalen-Nord an Regierungspräsidenten in Münster, Abt. Kirchen und Schulen, 29.6.1943. 271 BA Berlin, R 56 V/108, RMVP an Präsidenten der RSK, 24.3. und 30.3.1943. 272 Dessin hielt das in seiner Gesprächsnotiz ge- genüber Erckmann am 17.5.1943 fest und be- tonte es am 31.5. gegenüber Will Vesper. Sammlung UHK, I.2/1001, Gesprächsnotiz Des- sin, 17.5.1943 und DLA Marbach, NL Will Ves- per, Gustav Dessin an Will Vesper, 31.5.1943. Anmerkungen zu den Seiten 475 bis 479 687

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273 Erckmanns Abteilung war von Goebbels bereits 1941 damit beauftragt worden, ein Raster »für die planmäßige Verteilung von Papier nach volkswirtschaftlichen Gründen« zu erstellen. Ab 1942 war sie mit der Durchführung der »Son- deraktion Feldpost« beauftragt. 274 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 2.4.1943. 275 Kein Beleg fand sich in den Quellen für die von Gööck: Bücher, S. 73, behauptete Beschwerde des Eher-Verlags (an ungenannter Stelle), er habe 1941 weniger Papier zugeteilt bekommen als Bertelsmann. In diesem Jahr gab es noch keine umfassende Papierkontingentierung. 276 BA Berlin, NS 8, 249, S. 47 f.; vgl. Barbian: Lite- raturpolitik, S. 728. 277 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 15.4.1943. gen.« Fritz Wixforth wurde mit der Abwicklung des Rufer Verlags betraut, StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Verhör Wixforth durch die Gestapo, 29.1.1944. 285 Sammlung UHK, I.3/15, RSK an Firma »Der Ru- fer« Evangel. Verlag Hermann Werner Nachf., 6.11.1943. Mit Schreiben vom selben Tage setzte die RSK das Werbe- und Beratungsamt für das deutsche Schrifttum darüber in Kennt- nis, daß geschlossenen Verlagen bis auf weite- res die Auslieferung gestattet sei. BA Berlin, R 56 V/109, RSK an Werbe- und Beratungsamt für das deutsche Schrifttum, 6.11.1943; vgl. Bühler/Bühler: Frontbuchhandel, S. 578. 286 ADWW, 180, Heinrich Mohn an Pastor Möller, 5.11.1943 sowie Heinrich Mohn an die Mit- glieder des Beirats »Der Rufer« Evang. Verlag Hermann Werner Nachf., 19.11.1943. 278 DLA Marbach, NL Will Vesper, Will Vesper an 287 ADWW, 180, Heinrich Mohn an Pastor Möller, Leopold Gutterer, 7.4.1943. 279 DLA Marbach, NL Will Vesper, Will Vesper an Gustav Dessin, 7.4.1943, so auch im folgen- den. Als weitere Fürsprecher nannte Dessin An- selm Schlösser im RMVP und einen Oberst von Fölkersamb; Sammlung UHK, I.2/1001, Gustav Dessin an Gerhard Steinsiek, 17.5.1943. 280 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 15.4.1943. 281 StA Leipzig, BV I F 719, Mitteilung C. Bertels- mann an Börsenverein, 20.4.1943. 282 BA Berlin, R 56 V/109, RSK an Landeswirt- schaftsamt Gau Westfalen-Nord, 14.5.1943 so- wie RSK an Gauleitung in Münster, 15.5.1943. 283 Sammlung UHK, I.2/1001, Gustav Dessin an Gerhard Steinsiek, 17.5.1943; Hervorhebung im Original; so auch die beiden folgenden Zita- te; StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeu- genvernehmung Gustav Dessin, 10.3.1944, S. 3 f. Dessin kann zu diesem Zeitpunkt nicht verifizieren, ob Erckmann das Papier bekam. Die Ermittler waren in allen Verhören daran in- teressiert, eine eventuelle Beteiligung Erck- manns an Papierschiebereien nachzuweisen. Steinsiek und Wixforth konnten sich dazu nicht äußern, Banzhaf räumte im Verhör am 25.1. 1944 zunächst ein, Erckmann habe sich nach holländischem Schwarzmarktpapier erkundigt, machte jedoch im Folgeverhör einen Rückzie- her. 284 Sammlung UHK, I.3/15, hausinterne Verfügun- gen zur »Stillegung des Rufer-Verlages«, unda- tiert, so auch im folgenden. Der Verkauf sollte »sofort« eingestellt werden. Zu § 4 hieß es: »Sofort Herrn Goldstein oder seine Tochter bit- ten, die Sortimentsvorräte zu besehen. Sind sie bereit, das Ganze zu übernehmen, schlagen wir dem Landeswirtschaftsamt bei Einreichung der Vorratsliste Tigges als übernehmende Buch- handlung vor. Will Tigges nicht, so käme Bethel in Frage als gleicher Betrieb im gleichen Gau. Vielleicht könnte man auch nach Rücksprache mit Herrn Goldstein oder Herrn Orth dem Lan- deswirtschaftsamt Teilung der Vorräte vorschla- 5.11.1943. 288 Am 20. November 1943 beklagte das Archiv- amt des Evangelischen Oberkirchenrates in Breslau gegenüber dem Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten, »dass bei den durch behördliche Anordnung geschlossenen Verlagen wie z. B. Bertelsmann-Gütersloh und Lempp, München, die noch vorhandenen Be- stände an theologischen Werken beschlag- nahmt sind und daher nicht abgegeben werden dürfen« – man hoffte Bestände zu erwerben, um sie bombengeschädigten Geistlichen zu- kommen lassen zu können. Das RMVP teilte dem Ministerium schließlich am 18. September 1944 mit, daß beide Firmen ungeachtet der Schließung ausliefern durften. BA Berlin, R 5101/23740, Oberkirchenrat Breslau an Reichsminister für die kirchlichen Angelegen- heiten, 20.11.1944, und folgende Schreiben. 289 Sammlung UHK, I.3/15, Gesprächsnotiz Gustav Dessin, 23.8.1944, über Besprechung zwischen Heinrich Mohn und Kracht, Reichspropaganda- Amt. 290 Sammlung UHK, I.2/1015, Theodor Berthoud, Ergänzung zum Lebenslauf Wixforth, [vermut- lich 28.3.1944]. 291 Sammlung UHK, I.2/2109, Personalstandsliste. 292 Sammlung UHK, I.3/6, Gesellschaftsvertrag Fa. Honig & Co., 13.8.1943, mit Nachtrag, sowie Vertrag über Stille Beteiligung H. Mohn, G. Steinsiek, Th. Berthoud, W. Beimdiek, O. Oeltze u. W. Baumann, 27.8.1943. 293 Reichsanzeiger 235 (1943) und Börsenblatt vom 25. März 1944. 294 UHK, Zeitzeugengespräch mit Gerda Moers und Magdalene Reitze am 19.10.2001. 295 »Greiner Michael, Stuttgart W., Verlags- und Reisebuchhandlung, gegründet 1907«, Adreß- buch des Deutschen Buchhandels 104. Jg., 1942, S. 200. 296 Vgl. ebenda, S. 40, 107. 297 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Johannes Banzhaf an Matthias Lackas, 26.7.1943. 298 Wegen der Lagerkosten mußte Bertelsmann 688 Anmerkungen zu den Seiten 479 bis 486

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sich an den Lieferanten wenden, der am 16. September mitteilte, daß das Papier nach wie vor sein Eigentum sei. StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. 2, Fritz Wixforth an Carl Heynisch KG, 11.1.1944. Obwohl den Mitarbeitern des Verlags in den Verhören der Jahre 1944/45 die- se Lagerung gehorteten Papiers mehrfach vor- geworfen wurde, spielte der Vorgang in den Er- mittlungen gegen Bertelsmann nur eine margi- nale Rolle. 313 Sammlung UHK, I.2/1004, Vertrag über die Stil- le Teilhabe Gerhard Steinsiek an der Fa. Ber- telsmann, 17.12.1943, und Änderung des Ver- trags, 21.12.1943. 314 Sammlung UHK, I.2/1004, RSK an Heinrich Mohn,11.2.1944. 315 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Feldurteil gegen Matthias Lackas u. a., [31.5.1944], Ab- schrift. 316 Sammlung UHK, I.2/2108, Industrieberichte C. 299 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Johannes Bertelsmann Verlag, 3.1.1944. Banzhaf an Matthias Lackas, 20.8. und 25.8. 1943. 300 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Fritz Wixforth an die Carl Heynisch KG, 11.1.1944. 301 BA Aachen, RH 69, 1c, Wilhelm Baur an Roese- ler, RSK, 1.3.1943. 302 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Matthias Lackas an Wilhelm Baur, 13.3.1943, hand- schriftlicher Vermerk Wilhelm Baur. 303 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, C. Ber- telsmann an Matthias Lackas, 20.8., 21.8. und 25.8.1943. 304 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, hausin- terne Untersuchung zu möglichen Anklage- punkten, [vermutl. 17.3.1944], S. 8. 305 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Gerhard Steinsiek, 31.1.1944, Bl. 2, und StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugenvernehmung Gustav Dessin, 10.3.1944. 306 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugenver- nehmung Johannes Banzhaf, 21.1.1944, S. 7, 9. 307 StA Detmold D 21 A, Nr. 1280, Bd. II., Zeugen- vernehmung Frieda Schürmann, 14.10.1944. 308 StA Detmold D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Bericht der Kriminalbeamten Saal und Vogel, 17.12. 1943. 309 Zur Militärgerichtsbarkeit, die »eines der we- sentlichen Abschreckungsorgane des NS-Sy- stems« war, vgl. Messerschmitt/Wüllner: Wehr- machtjustiz; Wüllner: NS-Militärjustiz. 310 Führerbefehl vom 10.2.1941, Durchführungs- bestimmungen vom 17.2.1941: Zu den aus- schließlichen Aufgaben des OKW gehören »alle Veröffentlichungen in Wort, Bild, Film und Ton, die sich mit Fragen der Gesamtwehrmacht, der Wehrmachtsteile und der Wehrwirtschaft be- fassen, oder im Zusammenhang mit diesen ste- hen«. StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, »Bericht, Erläuternde Angaben zum Verständ- nis der Vorgänge des vorliegenden Strafprozes- ses«, undatiertes Typoskript, S. 2, als Beilage zum Ermittlungsbericht vom 19.10.1944. Ne- ben Jürgens selbst kommt auch der Ermittler Saal als Verfasser in Frage. 311 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, »Bericht. Erläuternde Angaben zum Verständnis der Vor- gänge des vorliegenden Strafprozesses«, unda- tiertes Typoskript, S. 13 f., als Beilage zum Er- mittlungsbericht vom 19.10.1944; Hervorhebun- gen im Original. 312 Sammlung UHK, I.2/1004, Gesellschafterver- trag, 17.12.1943. 317 Die (dem Börsenverein wenig angenehme) ver- legerische Tätigkeit der OT ist bisher uner- forscht. Vgl. dazu die Aufzeichnung einer Be- sprechung zwischen Dr. Heß (BV) und dem Sachbearbeiter Ecke der Zentrale der Front- buchhandlungen beim Reichsminister für Rü- stung und Kriegsproduktion (Amt Bau, OT). Ecke berichtete als Nachfolger eines Herrn Tön- ges an Heß über den Aufbau der Verlagsakti- vitäten der OT. StA Leipzig, BV I 790–796, Bl. 189. 318 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Wolters, Hauptamt Kultur der OT, 17.1.1944, so auch im folgenden. 319 Die OT war eigener Kontingentsträger für Pa- pier und gab die »Bücher des Frontarbeiters« in fast gleicher Aufmachung wie die der »Sol- datenbücherei des OKW« heraus. Dennoch war eine solche Bedarfsanmeldung Pflicht des Ver- lags. 320 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 28.2.1944. 321 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Wixforth, 30.1.1944, S. 4. 322 Sammlung UHK, I.2/1001, Theodor Berthoud, »Verlagsplanung nach dem Kriege«, 5.1.1944, so auch im folgenden; Hervorhebung im Origi- nal. 323 StA Detmold D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Möhle: »Bericht über die Handhabung des Papierver- brauchs der Firma C. Bertelsmann, Gütersloh«, 27.2.1944. 324 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 13.9.1944. 325 Bei der Durchsuchung von dessen Keller stießen die Ermittler auf 1 036 gehortete Zigar- ren. Steinsiek mußte sich bereiterklären, diese verwundeten Soldaten zur Verfügung zu stel- len. StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeu- genvernehmung Gerhard Steinsiek, 4.2.1944. 326 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmungen Lilli Plaßmann, 2.2.1944, Frieda Schürmann, 3.2.1944, Magdalene Christöphler, 3.2. und 4.2.1944. Lilli Plaßmann, für Banzhaf als Stenotypistin und Kontoristin tätig, hatte ohne Eigenverantwortung Wehrmachtspapier- schecks ausgefüllt sowie Kalkulationen und Auftragsverlagerungen bearbeitet. 327 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Magdalene Christöphler, 3.2. 1944; Hervorhebungen im Original. 328 StA Detmold, D21A, Nr. 1280, Bd. I, Bericht des Anmerkungen zu den Seiten 486 bis 493 689

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Kriminalbeamten Saal, 7.2.1944. Die Kassetten sollten über Honig geliefert werden; bei der dritten Kassette hatte offenbar Banzhaf ein pri- vates Zusatzgeschäft betrieben und 5 t Papier privat gekauft, die er bei Güntz-Druck im Na- men Bertelsmanns zu 200 000 Feldpostheften verdrucken ließ. StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugenvernehmung Johannes Banzhaf, 21.1.1944. 329 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Heinrich Mohn, 5.2.1944, so auch im folgenden; Hervorhebung im Original. 330 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugen- vernehmung Heinrich Mohn, 11.03.1944, so auch im folgenden; Hervorhebungen im Origi- nal. Auch Wixforth betonte im Verhör, Mohn habe »strikte Anweisungen gegeben, Papiere zu diesen Preisen nicht mehr einzukaufen«. Al- lerdings wurden die Lieferungen des in Holland eingekauften Schwarzmarktpapiers bis Mitte 1944 fortgesetzt, Aufträge nicht storniert. 331 Diese von Mohn eingeräumte Menge mußte später auf etwa 180 t korrigiert werden. 332 Laut Aussagen von Befragten in Zeitzeugenge- sprächen wurde im Hause Steinsiek keine Un- terstützung des Schwagers registriert, auch Magdalene Christöphler konnte sich nicht an eine Hilfe des Chefs erinnern. UHK, Zeitzeugen- gespräch mit Magdalene Christöphler am 12.5.2000 sowie Zeitzeugengespräch mit Frau Steinsiek, Frau Schwarzburger, geb. Steinsiek, Frau Gisela Schwager, geb. Steinsiek, und Herrn Schwager am 20.3.2002. 333 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Aktenver- merk der Kriminalbeamten Saal und Vogel, 10.3.1944. 334 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Bericht des Kriminalbeamten Saal, 19.10.1944, S. 2 r; Hervorhebungen im Original. 335 Sammlung UHK, I.2/1015, Interner Vermerk Heinrich Mohn: »Nur für Herrn Dr. Möhle und Herrn Rechtsanwalt Landmeyer. Betr. Druckar- beiten ohne Wi-Bu-Genehmigung im Ausland«, 5.2.1944, so auch im folgenden. 343 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Feldurteil gegen Matthias Lackas u. a., [31.5.1944], Ab- schrift, im folgenden S. 66. Dem Gericht gehör- ten an: Kriegsgerichtsrat Karow, Ritterkreuzträ- ger Oberstleutnant Gehrke, Wachbataillon Großdeutschland, und Offz. Rasske, 3. Kp. Dolm. Lehrabteilung, Vertreter der Anklage war Oberkriegsgerichtsrat Jürgens. 344 Ritter von Riewel erhielt eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren und Aberkennung der bürger- lichen Ehrenrechte auf fünf Jahre, Karl-Heinz Moldts Freiheitsstrafe betrug zwei Jahre, beider Vermögen wurde ebenfalls eingezogen. 345 Hauptmann Dr. Pinski und Oberstleutnant Dr. Schepelmann, der Selbstmord beging. 346 BA Aachen, RH 69 1a, [M. Lackas], »Für die ei- gene Verteidigung«, undatiertes Typoskript, so auch im folgenden. 347 BA Aachen, RH 69 1a, Handschriftliche Proto- kolle des öffentlichen Verfahrens »gegen Lack- as u. a.«. 348 BA Aachen, RH 69, 1a-d. Banzhafs Aussagen datieren vom 21.3. und 18.4.1944. 349 Sammlung UHK, I.2/1015, Aussage Lydia Truse, 28.3.1944. 350 Sammlung UHK, I.2/1015, Theodor Berthoud, »Meine Zusammenarbeit mit Banzhaf«, unda- tiert, so auch im folgenden. 351 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zentral- gericht des Heeres St.B. XI 161/43 an Leiter der Anklagebehörde beim Sondergericht in Biele- feld, 4.7.1944. 352 Zitiert nach Wüllenweber: Sondergerichte, S. 18. 353 Ebenda, S. 53, vgl. S. 58. 354 Vgl. Knobelsdorf: Strafjustiz, hier im folgenden S. 231, 236 f. 355 Vgl. Schlögl: Volksgemeinschaft, S. 146. 356 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Vermerk Landgerichtsrat Niederlag, 24.7.1944. 357 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Grüne- wald und Landmeyer an Staatsanwaltschaft Bielefeld, 3.8.1944. 358 BA Aachen, R 469 1 a, Bericht Haensel, 3.4. 1944. 336 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Zeugen- 359 Private Sammlung Ulf Diederichs, [Niels] Diede- vernehmung Heinrich Mohn, 11.3.1944. 337 Landgericht Bielefeld, Akte 300 I, Schreiben Oberamtsrichter Wischnath an Landgerichts- präsident Bielefeld, 7.2.1944. 338 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Schrei- ben »Dr. M« [Möhle] in C. Bertelsmann Verlag an Wirtschaftsgruppe Druck, 23.2.1945. 339 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Gustav Landmeyer an Amtsgericht Gütersloh, 28.2. 1944. 340 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I, Aktenver- merk Saal und Vogel, 10.3.1944. 341 Sammlung UHK, I 2/1015, Gustav Landmeyer an Oberregierungsrat Stalmann, 19.3.1944. Möhle wurde kurz darauf wegen seines Ma- gengeschwürs wieder entlassen. 342 Sammlung UHK I 2/1015, Gustav Landmeyer an Heinrich Mohn, 31.3.1944. richs an [Linke], 2.8.1944. 360 BA Berlin, R 56 V/125, Blatt 125, Amtliche Be- kanntmachung der Reichsschrifttumskammer Nr. 156 und Nr. 157, in: Börsenblatt (1944), Nr. 69, redaktioneller Teil, S. 161 ff. 361 Vgl. Barbian: Literaturpolitik, S. 730 f.; siehe hier auch Quellen RSK und STAL. Vgl. auch BA Berlin, R 56 V/172, Bl. 155, Zahlen vom 31.8. 1944. Auf der Sicherungsliste finden sich auch vier konfessionelle Verlage: die beiden katholi- schen Herder und Bachem, die protestanti- schen Agentur des Rauhen Hauses und die Württembergische Bibelgesellschaft. Dies ge- schah auf persönliche Entscheidung von Goeb- bels, der darüber eine »Führerentscheidung« eingeholt hatte. 362 BA Berlin, R 56 V/152, »Merkblatt zur totalen Mobilmachung des Buchhandels«, [22.8.1944]. 690 Anmerkungen zu den Seiten 493 bis 501

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363 Von den zwei Schließungsverfügungen, die an Bertelsmann und den Verlag Der Rufer ergin- gen, ist derzeit nur eine im Original verfügbar. Es ist unklar, in welcher Form die erste Schließungsverfügung im Herbst 1943 gegenü- ber dem Rufer-Verlag erlassen wurde. Die bei- den Verfügungen, die am 26. August 1944 von der RSK nach Gütersloh geschickt wurden (für das Stammhaus C. Bertelsmann und für den Verlag Der Rufer waren auf identischen Vor- drucken im Format DIN A5, nur durch die Adressen unterschieden, ausgefertigt. Sie wa- ren, soweit ersichtlich, noch 1960 im Verlagsar- chiv vorhanden. Die »Bertelsmann-Illustrierte« zum 125jährigen Jubiläum im September 1960 enthält eine verkleinerte Reproduktion der Ver- fügung, die das Stammhaus betraf (Sammlung UHK I.2/2124, Bertelsmann-Illustrierte, Sep- tember 1960, Sondernummer, S. [11]). Die Wie- dergabe scheint graphisch nachbearbeitet wor- den zu sein, um Gebrauchsspuren zu tilgen (Lochungen, Einrisse, Klebespuren im Falz). Im Firmenarchiv findet sich eine Papierkopie des- selben Dokuments in Originalgröße, das im Ge- gensatz zur Reproduktion die Gebrauchsspuren des Originals sowie Spuren des Kopiergeräts zeigt (Sammlung UHK 1.2/1004). Sie trägt den Vermerk: »Original und Unterlagen über die Schließung und den Prozeß im Archiv« und ist Vorlage unserer Abbildung. Das Originaldoku- ment war, soweit aus der Aktenlage ersichtlich wird, bereits am 2.12.1984 nicht mehr nach- weisbar: Dirk Bavendamm äußert in einem Schreiben dieses Datums, daß es die »Schlie- ßungsurkunde der NS-Behörden« nicht gebe (Sammlung UHK, I.2/8078, Dirk Bavendamm an [Gert] Schuckies, 2.12.1984). Vermutlich war ihm ihr Fehlen bei der Vorarbeit für den Ju- biläumsband aufgefallen (150 Jahre: Geschich- te). Dieser bot am Ende nur eine Reproduktion derjenigen Verfügung, die am 26.8.1944 an den Verlag Der Rufer gerichtet worden war. Diese Verfügung ist nach wie vor überliefert (Sammlung UHK I.3/15). 364 Sammlung UHK, I.3/15, Heinrich Mohn an RSK, 2.9.1944. 365 Sammlung UHK, I.3/15, Abschrift Gesprächsno- tiz Gustav Dessin, 23.8.1944. 366 Es handelte sich um den Bezirksleiter Westfa- len-Nord der Wirtschaftsgruppe Papierverarbei- tung, Dr. Scharenschmidt in Bielefeld, einen Mitarbeiter der Firma Gundlach. 367 Sammlung UHK, I.2/1007, Abschrift Aktenver- merk des NS-Führungsstabs der Luftwaffe, 16.9.1944. September – von Mohn angesprochen in sei- nem Antwortbrief vom 27. September; DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 27.9.1944, im folgenden S. 2. 371 Zu den abweichenden Varianten siehe Samm- lung UHK, I.2/7005: Das angebliche Goebbels- Zitat: »Wir beurteilen Bertelsmann nicht nach dem, was dort geschieht, sondern nach dem, was nicht geschieht.« verwendet Otto Oeltze: »Meilensteine auf dem Weg zur Club-Arbeit« anläßlich der Pensionierung Manfred Hennig am 10.7.1981, Typoskript [Kopie], [Anfang Juli 1981], S. 7. Vgl. dagegen die Ansprache Fritz Wixforths anläßlich seiner Pensionierungsfeier am 29.6.1962: Dessin sei in Berlin eröffnet worden, »daß diese Produktion zwar gut deutsch und in Ordnung sei, daß es aber nicht tragbar wäre, daß wir so vieles nicht bräch- ten«. Sammlung UHK, I.2/7005, Typoskript der Ansprache, S. 4. Vgl. auch die weitere Variante von Oeltze: »Die Tatsache, daß Bertelsmann in all seinen damaligen Titeln bewußt jegliche NS- Tendenz ausschloß, hatte Goebbels auf den Plan gerufen, unterstützt von Himmler. Von Goebbels soll der Ausspruch stammen: ›Das, was Bertelsmann da tut, das ist ja im Grunde genommen alles ganz schön und in Ordnung, aber das, was er nicht tut, das ist eben nicht in Ordnung‹. Man kreidete uns also an, daß wir nicht braun genug waren.« Sammlung UHK, I.2/7005, Ansprache Otto Oeltze anläßlich der Pensionierung Wilhelm Beimdiek, Typoskript [Kopie], 20.3.1974, S. 5; ähnlich: »1944, gegen Ende des Krieges, empfanden es die Herren vom Propagandaministerium als Provokation, daß man beim deutschen Leserpublikum ge- schätzt wurde, ohne NS-Schriftsteller verlegt zu haben. Acht Monate mußten, mit Fritz Wix- forth, drei leitende Herren des Unternehmens in Moabit sitzen. Danach war bald alles vor- bei.« Sammlung UHK, I.2/7005, Wolfgang Loh- meyer: »Ein ehrliches Wort über einen guten Mann«, Sonderdruck »gewidmet von Ihren ›li- terarischen‹ Mitarbeitern«, anläßlich 65. Ge- burtstag bzw. Verabschiedung Fritz Wixforth, [Juni 1962], unpaginiert. 372 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Rudolf Erck- mann an Hans Grimm, 19.10.1944, so auch im folgenden. 373 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 3.11.1944, so auch im folgen- den. 374 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 19.11.1944. 368 Sammlung UHK, I.2/1007, C. Bertelsmann an 375 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn NS-Führungsstab der Luftwaffe, 22.9.1944. Die Korrespondenz über den Auftrag wurde noch bis Ende Februar 1945 weitergeführt. 369 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 13.9.1944, so auch im folgen- den. 370 Nicht überliefertes Schreiben Grimms vom 19. an Hans Grimm, 3.12.1944 376 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 19.12.1944, so auch im fol- genden; Hervorhebung im Original. 377 Sammlung UHK, Gerhard Steinsiek an Curt Herrfurth, 21.9.1944. Der Prüfbericht findet sich in Sammlung UHK I.2/1015. Anmerkungen zu den Seiten 501 bis 506 691

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378 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Akten- vermerk, 21.9.1944. 379 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Zeugen- vernehmung Johannes Banzhaf, 10.10.1944. Schweinichen hatte auch den Alsatia Verlag in Kolmar mit Papier beliefert, vor allem zum Druck von Ausgaben von Reinhold Schneider, vgl. Bühler/Bühler: Frontbuchhandel, S. 288. 380 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Verhand- lungsprotokoll, Zeugenvernehmung Gerhard Steinsiek, 18.10.1944. 381 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Protokoll, Zeugenvernehmungen Wolfdietrich Paetel, 29.9.1944; Erwin Stülpnagel, 30.9.1944; Paul Hövel, 2.10.1944; Alexander Becker, 3.10.1944. 382 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, WiBu an Kriminalinspektor Saß, 3.10.1944. 383 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Proto- koll, Zeugenvernehmung Rudolf Erckmann, 5.10.1944. 384 StA Detmold, D 21A, Nr. 1280, Bd. II, Verfü- gung Niederlag, 12.10.1944. 385 StA Detmold, D 21A, Nr. 1280, Bd. II, Grüne- wald an Staatsanwaltschaft Bielefeld, 16.10. 1944. 386 StA Detmold, D 21A, Nr. 1280, Bd. II, Bericht des Kriminalbeamten Saal, 19.10.1944, so auch im folgenden, S. 10, 15. 387 Saal bezieht sich wohl darauf, daß Bertelsmann die Lebensmittelkarten für den Gau Westfalen- Nord druckte. 388 Noch am 31. Dezember 1944 wurden neue Feldposthefte kalkuliert; Penzingers »Glocken klingen über der Heimat« sollten im 1.–23. Tsd. anlaufen, ebenso Wilhelm Buschs »Baldu- in Bählamm« und Grimms »Der Gang durch den Sand« wie zwei Dutzend weitere Titel. Kein Beleg fand sich für Fritz Wixforths spätere Be- hauptung: »Der erste Druckauftrag, den wir ausführen mußten, war eine Großauflage für Rosenbergs ›Mythus des 20. Jahrhunderts‹.« Sammlung UHK, I.2/7005, Fritz Wixforth, Ab- schiedsrede zum 29.6.1962, Typoskript, S. 5. 389 Sammlung UHK I.2/2108, Heinrich Mohn an Arbeitsamt Bielefeld, Nebenstelle Gütersloh, 6.10.1944. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 13.10.1944. 390 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 12.1.1945. 391 Sammlung UHK I.2/1015, Betriebsprüfungsbe- richt C. Bertelsmann Verlag, [13.12.1944], S. 6. 392 Sammlung UHK, I.2/1015, Fritz Möhle und B. Grünewald an Gerhard Steinsiek, 13.2.1945. 393 Sammlung UHK, I.2/1015, Fritz Möhle und B. Grünewald an Gerhard Steinsiek, 21.2.1945. 394 Sammlung UHK, I.2/1015, »Aktennotiz« Möh- le, 27.2.1945, so auch im folgenden, S. 3. 395 In gleicher Weise äußert sich Möhle in einem Schreiben an Steinsiek am 2. März 1945: »Al- les, was es sonst noch in dieser Angelegenheit zu besprechen gibt, möchte ich Ihnen lieber mündlich erzählen, insbesondere auch einiges, was Herrn Wixforth betrifft, der m. E. trotz aller Verdienste durch die Rückführung der holländi- schen Papiere noch sehr erheblich in Ihrer aller Schuld steht. Wendigkeit und Initiative vermö- gen auf mich nicht den geringsten Eindruck zu machen, wenn sie nicht mit der Bereitschaft verbunden sind, für seine Taten einzustehen.« Sammlung UHK, I.2/1015, Fritz Möhle an Ger- hard Steinsiek, 2.3.1945. 396 Sammlung UHK, I.2/1015, »Aktennotiz« Möhle »über die mehrtägigen Besprechungen mit der StA«, 27.2.1945. 397 Sammlung UHK, I.2/1015, Fritz Möhle an Hein- rich Mohn und Gerhard Steinsiek, 2.3.1945, so auch im folgenden. 398 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gerhard Stein- siek an Hans Grimm, 26.2.1945 und Rudolf Erckmann an Hans Grimm, 5.3.1945. 399 StA Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Verfü- gung Oberstaatsanwalt Heimann, 12.3.1945, S. 14, so auch im folgenden. 400 StA Detmold D 21 A, Nr. 1280, Bd. II, Verfü- gungsänderung Oberstaatsanwalt Niederlag, 23.3.1945. Bertelsmann in den ersten Nachkriegsjahren 1 Vorarbeiten für diesen Abschnitt wurden von Olaf Simons geleistet. Über das Geschehen liegen zeitgenössische Schilderungen vor: StadtA Gütersloh, D 454, Bericht Bürgermei- ster Josef Bauer, »Gütersloh einige Wochen vor und nach der Feindbesetzung«, undatiert, nachweislich nach dem 17.4.1945. EKAG, A 3, Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh, Chronik für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1945, verfaßt am 10.4.1945 mit Ergän- zungen vom 20.4.1945. 2 Im Jahr 1944 wurde über 300 Mal Flieger- alarm gegeben, vgl. Lenz: Gütersloh, S. 149. StadtA Gütersloh, D 2013, Berichte des Luft- schutzleiters Gütersloh, dokumentiert sind An- griffe an folgenden Tagen: 4.11.1944, 11.11. 1944, 26.11.1944, 2.12.1944, 4.12. 1944, 29.12.1944, 7.1.1945, 28.1.1945, 22.2. 1945, 24.2.1945, 2.3.1945, 3.3.1945. StA Detmold, M 1 I R, Nr. 135, Berichte des Luft- schutzleiters Gütersloh an Regierungspräsidi- um Minden über Fliegeralarm am 19.2. 1945, 22.2.1945, 24.2.1945, 2.3.1945, 3.3. 1945, 14.3.1945. EKAG, A 3, Evangelische Kirchen- gemeinde Gütersloh an Evangelisches Konsi- storium Münster via Superintendentur, 4.7. 1944; Aktennotiz, 11.9.1944; Aktennotiz Ja- nuar 1945, darin jeweils Details über Bom- benschäden. Zum Luftangriff am Totensonn- tag, 26.11.1944, als viele Gütersloher ausge- rechnet auf dem Kirchturm Schutz gesucht hatten: EKAG, A 3, Presbyterium der evangeli- 692 Anmerkungen zu den Seiten 506 bis 515

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schen Kirchengemeinde Gütersloh an Evange- lisches Konsistorium in Münster via Superin- tendentur, 13.12.1944; Liste der Todesopfer in der Apostelkirche. Von Luftangriffen ist im letzten überlieferten Pressebericht aus der NS- Zeit in den Westfälischen Neuesten Nachrich- ten die Rede, 4.12.1944, Der letzte Monat und die letzten Blätter. 3 StadtA Gütersloh, D 3353, Fragenliste zu ei- nem geplanten Heimatbuch, 19.11.1948, darin Angabe über die Zahl der zivilen Todesopfer. Demnach verloren etwa 325 Gütersloher Zivili- sten bei Luftangriffen während des Kriegs ihr Leben. StadtA Gütersloh, D 3084, Bilanz der Hitlerzeit, 1.3.1946, mit Angaben über 289 durch Bomben getötete Zivilisten in der Stadt; vgl. kurz Hilbk: Hitler-Reich, S. 38; Lenz: Gü- tersloh, S. 150; hier und bei Schmuhl: Stadt, S. 439, ist von 290 Toten die Rede. 4 StadtA Gütersloh, D 3353, Aufstellung des Stadtbauamts Gütersloh, 28.8.1950, wonach 33 Fabrikgebäude zerstört wurden. StadtA Gü- tersloh, D 866, Verzeichnis der total oder schwer feindgeschädigten Betriebe im Bereich der Stadt Gütersloh, 8.6.1945. 5 StadtA Gütersloh, D 454, Stadtbauamt Güters- loh an Bürgermeister, 18.7.1945, betreff Wie- deraufbau der Stadt Gütersloh. Von insgesamt etwa 4 000 Häusern in Gütersloh waren nach der Aufstellung des Stadtbauamts 3 225 be- schädigt worden (davon 229 total, 276 schwer und 2 720 leicht). Am schlimmsten getroffen hatte es (neben der Eickhoffstraße) die Gebäu- de in der Blessenstätte, Kaiserstraße, Molkerei- straße, Carl-Miele-Straße, Georgenstraße und im Wohnviertel an »Mohns Park«. 6 Eine anschauliche Schilderung verfaßte der ehemalige Buchbinder Heinrich Ridderbusch: Sammlung UHK, I.2/1007, handschriftliches Manuskript, datiert auf 14.3.1945, vermutlich später verfaßt. Exakt 196 Mitarbeiter beschäf- tigte das Unternehmen am Tag des Luftangriffs, was aus Schadensberichten hervorgeht: Samm- lung UHK, I.2/1008, Gerhard Steinsiek an Kreissonderstab Wiedenbrück via Werkluft- schutz-Ortsstelle Gütersloh, tabellarische Scha- densaufstellung, 24.3.1945. 7 Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an NSDAP-Kreisleiter Horn, 27.11.1944, mit Angaben über Bombenschäden »in ziemlichem Umfang« durch die Luftangriffe vom Vortrag. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gerhard Stein- siek an Hans Grimm, 6.12.1944, darin Hinwei- se auf Schäden durch Luftangriffe am 4.12. 1944. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 12.1.1945, darin Anga- ben über leichte Schäden. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gerhard Steinsiek an Hans Grimm, 5.3.1945, über Luftangriffe am 3.3.1945. 8 Sammlung UHK, I.2/1008, Gerhard Steinsiek an Kreissonderstab Wiedenbrück via Werkluft- schutz-Ortsstelle Gütersloh, tabellarische Scha- densaufstellung, 24.3.1945. Ferner liegen eine weitere Fliegerschäden-Aufstellung aus der Nachkriegszeit sowie der Prüfbericht des Fi- nanzamtes von 1948 vor. Demnach betrug die Gesamtsumme der Schäden 1 024 189,88 Reichsmark (Buchwert), was einem Neuwert von 1 725 173,19 Reichsmark entsprach. Die wichtigsten Einzelpositionen waren Schäden am Gebäude (Buchwert 150 499 RM), an Ma- schinen und Einrichtungen (60 138,50 RM), an Rohwaren (Papier, Druckfarbe, Druckereizu- behör, Buchbinderei- und Packmaterial) (149 377,56 RM), an Halbwaren (353 505,86 RM), vor allem am Buchlager einschließlich der Verlagsrechte (260 654,70 RM). In der Position »Halbware« versteckte sich der Verlust an Holland-Papier (288 409,41 RM). 9 Zur Schilderung der Löschaktion und den Fol- gen des Brands vgl. Gööck: Bücher, S. 83 f. Sammlung UHK, I.2/1008, Gerhard Steinsiek an Kreissonderstab Wiedenbrück via Werkluft- schutz-Ortsstelle Gütersloh, 24.3.1945, darin ist die Rede von noch tagelang glühenden Pa- pierballen. 10 Sammlung UHK, I.2/1008, Gerhard Steinsiek an Kreissonderstab Wiedenbrück via Werkluft- schutz-Ortsstelle Gütersloh, 24.3.1945, darin Schadensbilanz. Sammlung UHK, I.2/1008, Fritz Wixforth an Stadtbauamt Gütersloh, 9.5.1945, darin Angaben über Schäden. Über das Ausmaß der Zerstörungen liegen unterschiedliche Aus- sagen vor: Sammlung UHK, I.2/1008, Fritz Wix- forth an Stadtbauamt Gütersloh, 16.5.1945, darin: »Vernichtet sind 2 % des vorhandenen Rohmaterials, 10 % des Maschinenparks, 60 % der verfügbaren Betriebsräume.« DLA Mar- bach, NL Will Vesper, Gerhard Steinsiek an Will Vesper, 17.7.1945, darin die Angabe, die Be- triebsgebäude seien zu über 60 Prozent zer- stört. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 26.3.1945, wonach ein Drittel der Räume vernichtet worden sei. Sammlung UHK, I.2/5005, Gerhard Steinsiek an Firma August Brocke (Malereibetrieb), 30.7. 1945, hier der Hinweis, daß »2/3 der Gebäude« zerstört seien. Diese Angabe wurde später bei- behalten: Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Firma Zilling (Maschinenfabrik), 30.10.1945. Sammlung UHK, I.2/2143, Gut- achten eines Technischen Büros für Abschät- zung industrieller Anlagen in Bochum, »Kriegs- sachschaden der Gebäude der Fa. C. Bertels- mann, Verlag Gütersloh«, undatiert. 11 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Alli- ierte Militärregierung, 20.4.1945, darin Hin- weis auf ein vom Besitzer der Gastwirtschaft Viehmeyer gemietetes Warenlager in Marien- feld bei Gütersloh. StadtA Gütersloh, D 3463, Theodor Berthoud an Bürgermeister Josef Bau- er, 23.1.1945, darin Hinweis auf lagernde Pa- piermengen bei F. W. Brune in der Rolandstraße. StadtA Gütersloh, D 3463, Mietvertrag zwi- schen C. Bertelsmann und Karl Fissenebert, Gü- Anmerkungen zu Seite 515 693

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tersloh, zur Lagerung von Waren, 22.1.1945. Diese Anmietung wurde aber vom Bürgermei- ster verboten, weil die Räume nur zur Unter- bringung von Personen und kriegswichtigen Geräten dienten: StadtA Gütersloh, D 3463, Jo- sef Bauer an C. Bertelsmann, 31.1.1945. StadtA Gütersloh, D 3084, Gerhard Steinsiek an Josef Bauer, 3.2.1945, darin Hinweis auf ge- mietete Räume in der Bahnhofsgastwirtschaft Gehle. Über die genannten hinaus gab es wei- tere Lagerorte. 12 Sammlung UHK, I.2/1008, Heinrich Mohn an Stadtbauamt Gütersloh, 16.5.1945. Zu den Pa- piervorräten: Sammlung UHK, I.2/1008, Ger- hard Steinsiek an Kreissonderstab Wiedenbrück via Werkluftschutz-Ortsstelle Gütersloh, 24.3. 1945, darin genaue Angaben über die aus Holland eingetroffenen Papiermengen: »Erst kürzlich hat meine Firma im Auftrag und mit Hil- fe des OKW/Feldwirtschaftsamt sehr umfangrei- che, in Holland lagernde Papier- und Feldausga- benbestände, die sich im Eigentum meiner Fir- ma befanden, nach Gütersloh geschafft. Es han- delt sich um 460 t, von denen 20 Waggons hier bereits eingetroffen waren mit etwa 360 t, während weitere 93 t auf dem Wasserwege nach Gütersloh unterwegs sind. Auch diese Mengen sind zum großen Teil erhalten geblie- ben und stehen zur Verfügung des OKW.« 13 Nach den Erinnerungen einer ehemaligen Mit- arbeiterin wurden zu den Trümmerarbeiten auf dem Betriebsgelände im März 1945 sowjeti- sche Kriegsgefangene eingesetzt. Womöglich wurden sie aus einem der Lager in Gütersloh abkommandiert. Der Sachverhalt läßt sich aller- dings nicht verifizieren. Aus den Dokumenten geht nicht hervor, daß das Unternehmen zu diesem Zweck explizit sowjetische Gefangene anforderte. 14 Sammlung UHK, I.2/1008, Gerhard Steinsiek an Kreissonderstab Wiedenbrück via Werkluft- schutz-Ortsstelle Gütersloh, 24.3.1945. 15 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 26.3.1945. 16 UHK, Zeitzeugengespräch mit Annamargaret Steinsiek, Ruth Schwarzburger, geborene Stein- siek, Hans und Gisela Schwager, geborene Steinsiek, am 20.3.2002. 17 Vgl. Hilbk: Hitler-Reich, S. 39. 18 Der Bauernhof gehörte der Familie Bille. Hanna Bille (verheiratete Kathe) war eine Sekretärin von Heinrich Mohn. Auch Großmutter Friederi- ke Mohn und die vier Kinder der Steinsieks wurden auf dem Bauernhof untergebracht. UHK, Zeitzeugengespräch mit Hanna Kathe am 6.5.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Sekretärinnen Hanna Kathe, Hanna Scheck, Magdalene Reitze, Schwester Lydia Tru- se und Else Hunke am 10.11.1999. UHK, Zeit- zeugengespräch mit Annamargaret Steinsiek, Ruth Schwarzburger, geborene Steinsiek, Hans und Gisela Schwager, geborene Steinsiek, am 20.3.2002. 19 Inwiefern es sich bei den Darstellungen über die »Rettung« der Stadt um Legenden handelt, ist nicht im einzelnen auszumachen. Alle Schil- derungen basieren auf dem von der Lokalfor- schung unkritisch rezipierten zwölfseitigen Be- richt von Josef Bauer selbst: StadtA Gütersloh, D 454, »Gütersloh einige Wochen vor und nach der Feindbesetzung«, undatiert, nachweislich nach dem 17.4.1945. EKAG, A 3, Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh, Chronik für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1945, verfaßt am 10.4.1945 mit Ergänzungen vom 20.4. 1945, hier ebenfalls zu Details vom Geschehen der letzten Kriegstage; vgl. ferner Hilbk: Hitler- Reich, S. 39 ff. 20 UHK, Zeitzeugengespräch mit Annamargaret Steinsiek, Ruth Schwarzburger, geborene Stein- siek, Hans und Gisela Schwager, geborene Steinsiek, am 20.3.2002. 21 Gütersloh war mit einem Schadensgrad von 25 Prozent hinter Bielefeld und Paderborn die am stärksten zerstörte Stadt Ostwestfalens. StadtA Gütersloh, D 830, Verzeichnis der total zerstör- ten Gebäude, 1.8.1946; Verzeichnis der schwer beschädigten Gebäude, 1.6.1946. StadtA Gü- tersloh, D 3353, Aufstellung des Stadtbauamts Gütersloh, 28.8.1950. 22 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghänel am 6.5.1999. UHK, Zeitzeugengespräch mit Annamargaret Steinsiek, Ruth Schwarzburger, geborene Steinsiek, Hans und Gisela Schwager, geborene Steinsiek, am 20.3.2002. 23 Sammlung UHK, I.2/2092, Heinrich Mohn an Carl Kühne, 7.5.1945. 24 Frauen, die in den letzten Kriegsjahren, die Männer ersetzen mußten, wurden nun wieder entlassen. Sammlung UHK, I.2/2092–2094. 25 Sammlung UHK, I.2/2095, Zeugnis Heinrich Mohn für Pieter Tilman, 18.4.1945. 26 Auf der Konferenz von Potsdam (17. Juli bis 2. August 1945) war der Nordwesten des ehema- ligen Deutschen Reiches der britischen Zone zugeschlagen worden. 27 StadtA Gütersloh, D 3084, Heinrich Mohn an (den bis Mitte April 1945 im Amt belassenen) Bürgermeister Josef Bauer, 11.4.1945, darin: »Der Inhalt der Bekanntmachungen, die die besetzende Macht an einigen öffentlichen Plät- zen unserer Stadt angeschlagen hat, ist so mannigfaltig, daß es mir ein dringendes Be- dürfnis erscheint, diese Bekanntmachungen zu besitzen. Ich bitte darum, bei der Ortskomman- dantur die Erlaubnis zu erwirken, diese Be- kanntmachungen wenigstens in ihrem deut- schen Text in handlicher Form zu drucken, da- mit unsere Gütersloher Bevölkerung, vor allen Dingen, die führenden Kreise der Wirtschaft, abends in Ruhe durchlesen kann und auch wei- terhin sie für die Einzelfälle zur Hand hat.« Mohn schlug die Druckerei Flöttmann für die Ausführung vor, da seine Druckerei noch nicht wieder arbeitete. Er erklärte sich bereit, »das Wagnis zu tragen und die Hefte der Bevölke- 694 Anmerkungen zu den Seiten 515 bis 517

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rung durch den Buchhandel zugänglich zu ma- chen«. 28 Der Geistliche firmiert in den Quellen als »Ka- plan Townsend«; nähere Angaben über ihn und seine Funktion liegen allerdings nicht vor. Sammlung UHK, I.2/1007, C. Bertelsmann an Alliierte Militärregierung Gütersloh, 31.5.1945. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Bürgermeister Paul Thöne, 31.5.1945; darin jeweils Erwähnung von Townsend. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Landrats- amt Wiedenbrück, Abteilung Straßen- und Ver- kehrsamt, 11.7.1945, darin Hinweise auf »mehrfache Besuche« Townsends im Verlag. »Im Interesse des Wiederaufbaues des kirchli- chen Lebens in Deutschland« sei die rasche Aufnahme der Produktion bei C. Bertelsmann nach Ansicht des Geistlichen »dringend not- wendig«. 29 Sammlung UHK, I.2/1007, Fragebogen C. Ber- telsmann, Gütersloh, 20.6.1945. 30 Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Alliierte Militärregierung Wiedenbrück, 16.8.1945. Die Stückzahl der ersten Bestellung ist nicht bekannt. 31 Zu den britischen Maßnahmen im Bereich Bil- dung und Erziehung vgl. Füssl: Umerziehung; Hearnden: British; Heinemann: Umerziehung; Clemens: Britische Kulturpolitik; Foschepoth/ Steininger: Deutschland- und Besatzungspoli- tik. 32 Das Evangelisch-Stiftische Gymnasium in Gü- tersloh begann mit dem Schulbetrieb im März 1946; vgl. Lenz: Gütersloh, S. 151. 33 Darauf deutet eine von der Stadtverwaltung Gütersloh zusammengestellte Liste der örtli- chen Verleger, Drucker und Buchhändler von Ende September 1945 hin, auf der der Verlag C. Bertelsmann genannt und eine eigene Spalte mit der (im Falle von Bertelsmann mit »ja« be- antworteten) Frage aufgeführt ist: »Kann Er- laubnis weiterh. erteilt werden?« StadtA Gü- tersloh, D 866, Bürgermeister Paul Thöne an Landrat in Wiedenbrück, 28.9.1945. StadtA Gütersloh, D 866, Verzeichnis der Verleger pp. von Gütersloh, undatiert. PRO London, FO 1056/7, Method of Controlling Printers in the British Zone, undatiert [vermutlich 1945/46]. 34 Andere Unternehmen in Papierindustrie und Druckgewerbe des Landkreises Wiedenbrück kamen allenfalls auf halb so viel erlaubte Druckmengen: StA Detmold, M 1 I N, Nr. 23, Erläuterungen zur Nachweisung der Gewerbe- betriebe, Industriesparte XI, undatiert, mit handschriftlichen Zusätzen vom 30.6.1946. 35 Sammlung UHK, I.2/1013, Production Permit for Industrial Plants, Registriernummer W/ECON 7/D 233, 21.11.1945; als »Genehmi- gung auf Wiedereröffnung« erwähnt in: Samm- lung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Bür- germeister Paul Thöne, 13.12.1945. Erlaubt waren folgende Tätigkeiten: »Distribute or sell books or pamphlets, book store, print for licen- sed publishers«: Sammlung UHK, I.2/1013, Ur- kunde der Registrierung (»Record of Informati- on Control Registration«), 26.11.1945. Samm- lung UHK, I.2/1013, Production Permit for In- dustrial Plants, Registriernummer W/ECON 7/D 1026, 1.2.1946,Verlängerung der Genehmi- gung. 36 Sammlung UHK, Certificate, 4.10.1945. Samm- lung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Alli- ierte Militärregierung Wiedenbrück, 12.11. 1945, darin Erwähnung des Zertifikats. UHK, I.2/2151, Wilhelm Beimdiek (Kürzel Be) an Postamt Gütersloh, 22.11.1945, ebenfalls Er- wähnung des Zertifikats. 37 Zur Situation der Verlage in den Besatzungszo- nen vgl. Wittmann: Verlagswesen; ders.: Ge- schichte, S. 392–416. Exemplarisch am Beispiel des Eugen Diederichs Verlags in Jena zur Nach- kriegssituation in der sowjetisch besetzten Zone vgl. Diederichs: Verleger; zur Entnazifizie- rung im Pressewesen vgl. Frei: Presse. 38 Im eigenen Verlag sollten nach der Lizenzie- rung insgesamt 500 000 Exemplare von Otto Schmeils »Naturkunde« dazukommen. 39 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Straßenverkehrsamt Wiedenbrück, 27.3.1946. Sammlung UHK, I.2/2151, Gerhard Steinsiek an Postamt Gütersloh, 2.11.1946, darin Hin- weis, daß der Verlag im November 1946 noch immer Schulbücher im Auftrag der Militärregie- rung herstellte. Auf diese Weise schrumpften die Papiervorräte schnell: Von den 548 t bei Kriegsende waren Ende Januar 1946 noch 331 t übrig; im Januar1947 waren es 221 t und ein weiteres Jahr darauf noch 171 t. Errechnet nach den Angaben aus: Sammlung UHK, I.2/2086, Betriebsprüfungsbericht Schmidt, 30.4.1948. 40 Sammlung UHK, I.2/1007, C. Bertelsmann (i.e. Heinrich Mohn) an Alliierte Militärregierung Gütersloh, 31.5.1945, darin Antrag auf Dach- pappe, Kies, Zement, Dachziegel, Betoneisen und Bauholz. Sammlung I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Bürgermeister Paul Thöne, 31.5. 1945, darin Antrag, »keine männlichen Arbeits- kräfte mehr zu entziehen«. Sammlung UHK, I.2/5005, Bescheinigung, 30.7.1945, darin Ver- weis auf rasch auszuführende Renovierungsar- beiten, da die Firma »so schnell wie möglich« Schulbücher drucken müsse. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Alliierte Militär- regierung Wiedenbrück, 16.8.1945, Antrag auf Einsatz verschiedener Facharbeiter. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek (ohne Adres- sat, vermutlich Alliierte Militärregierung Gü- tersloh), 8.9.1945, darin Antrag auf Heizungs- rohre und Verweis darauf, daß »große Mengen von Schulbüchern in Kürze« hergestellt werden müssen. Sammlung UHK, I.2/1007, (ohne Ab- sender) an O. C. Iserlohn, 2.10.1945, darin un- ter Verweis auf den Schulbuchauftrag Antrag auf 2 800 Quadratmeter Dachpappe. Samm- lung UHK, I.2/1007, Wilhelm Beimdiek (Kürzel Anmerkungen zu den Seiten 517 bis 518 695

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Be) an Hauptquartier der Militärregierung, Fi- nanzabteilung, Essen, 15.10.1945, Antrag auf zwei Linotype-Setzmaschinen für die »Herstel- lung von Schulbüchern in großer Auflage«. Sammlung UHK, I.2/1007, Hanna Ostermann (Kürzel Os) an Militärregierung Münster, 22.10. 1945, Antrag auf 25 t Kohle und 4 t Koks im Monat wegen »dringender Aufträge für die Mi- litärregierung«. 41 Nach einem Gutachten des Rüstungskomman- dos Bielefeld ließen sich die baulichen Schäden innerhalb von drei Wochen beheben: Samm- lung UHK, I.2/1008, Rüstungskommando Biele- feld, Außenstelle Gütersloh, 27.3.1945. Der Ausfall der Setzerei konnte durch »Kameraden- hilfe befreundeter Druckereien« ausgeglichen werden: Sammlung UHK, I.2/1008, Fritz Wix- forth an Stadtbauamt Gütersloh, 16.5.1945. Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Alliierte Militärregierung Wiedenbrück, 16.8. 1945. Zur Hilfe befreundeter Verlags- und Druckereikollegen bei den Wiederaufbau- bemühungen vgl. ausführlich Gööck: Bücher, S. 83–91; ferner Sammlung UHK, I.2/7001, Theodor Berthoud: Kleine Bertelsmann-Biogra- phie. Wege mit Fritz Wixforth, Juni 1966, S. 31 f. 42 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 22.12.1945, darin: »Herr Mohn denkt sogar daran, nach Neujahr die Druckerei in Doppelschicht arbeiten zu lassen.« Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Straßenverkehrsamt Wiedenbrück, »Antrag auf Zuweisung eines Kraftfahrzeugs aus Beutebe- ständen oder Neuproduktion«, 4.1.1946, darin Hinweis auf die eingeführte Doppelschicht. 43 Sammlung UHK, I.2/1007, Bürgermeister Paul Thöne an C. Bertelsmann, 16.10.1945, Planung des »Wohnungsinstandsetzungs-Programms der Militärregierung«. Sammlung UHK, I.2/2108, Arbeitsamt Bielefeld, Nebenstelle Gü- tersloh, an Firma C. Bertelsmann, 26.10.1945, darin Anordnung auf Gestellung von 15 Mann zum Torfholen aus Oldenburg. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Gü- tersloh, 27.10.1945, Beurlaubung von Mitar- beitern für das örtliche »Wohnungsinstandsset- zungsprogramm«. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Gütersloh, 7.11.1945, Beurlaubung von Mitarbeitern. Sammlung UHK, I.2/2108, Arbeitsamt Biele- feld, Nebenstelle Gütersloh, an Firma C. Ber- telsmann, 27.11.1945, Verpflichtung von zehn Hilfsarbeitern für die englische Militärregie- rung. 44 Sammlung UHK, I.2/1012, Anträge der Firma C. Bertelsmann an das Kreisernährungsamt Wie- denbrück und das Gewerbeaufsichtsamt Biele- feld auf Schwer- und Schwerstarbeiterzulagen für Mitarbeiter, August 1945 bis Oktober 1948. 45 Entlassungen wegen schlechter Auftragslage wurden nach wenigen Wochen wieder revi- diert. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Stein- siek an Arbeitsamt Gütersloh, 16.11.1945, Mit- teilung über die Entlassung von Mitarbeitern. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Gütersloh, 22.11.1945, Mittei- lung über Entlassungen. Sammlung UHK, I.2/2108, Gerhard Steinsiek an Arbeitsamt Gü- tersloh, 3.12.1945, Mitteilung über die Wieder- einstellung entlassener Mitarbeiter. 46 StadtA Gütersloh, D 638, Situationsbericht nach dem Stande vom 9.9.1945 von Bürger- meister Paul Thöne; ausführlich zitiert bei Hilbk: Hitler-Reich, S. 43 f. Über Thönes Biogra- phie sind keine Einzelheiten bekannt. Er starb überraschend am 2.9.1949. 47 SPD und KPD wurden im Dezember 1945 ge- gründet, die CDU im Februar 1946; von einer Ortsgruppe der FDP ist erstmals 1947 die Rede; vgl. Schmuhl: Stadt, S. 441 ff. 48 StadtA Gütersloh, D 638, Situationsbericht Bür- germeister Paul Thöne nach dem Stande vom 9.12.1945; vgl. ausführlich Hilbk: Hitler-Reich, S. 41–46. Über das Datum der konstituieren- den Sitzung liegen unterschiedliche Angaben vor. Thöne nennt in seinem Bericht den 24.11. 1945, in lokalhistorischen Untersuchungen ist vom 20.11.1945 die Rede. 49 UHK, I.2/1007, [ohne Absender] an Alliierte Mi- litärregierung Wiedenbrück, 8.6.1945, darin heißt es, daß C. Bertelsmann »im Auftrag hoher Kirchenbehörden große Aufgaben für die Wie- deraufnahme der kirchlichen Arbeit in Deutsch- land übernehmen« wolle. 50 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Al- liierte Militärregierung Gütersloh, 9.5.1945. Weitere Anträge an die Alliierte Militärregie- rung auf Benutzung von Kraftwagen: Samm- lung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Landrats- amt Wiedenbrück, 28.5.1945; [ohne Absender] an Alliierte Militärregierung Wiedenbrück, 8.6.1945; Gerhard Steinsiek an Alliierte Mi- litärregierung Gütersloh, 9.7.1945; [ohne Ab- sender] an Landratsamt Wiedenbrück, Abtei- lung Straßen- und Verkehrsamt, 11.7.1945; Gerhard Steinsiek an Landratsamt Wieden- brück, Abteilung Straßen- und Verkehrsamt, 14.7.1945. Auf Anordnung der Militärregie- rung wurde C. Bertelsmann die Erlaubnis zur Benutzung von Kraftwagen Ende Oktober 1945 einstweilen entzogen, weil diese »besonders vordringlichen Berufsgruppen« vorbehalten war: Sammlung UHK, I.2/1007, Landratsamt Wiedenbrück an Firma C. Bertelsmann, 30.10.1945. 51 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Stein- siek an Will Vesper, 17.7.1945. Mohn benutzte den alten Briefbogen noch weit in das Jahr 1946 hinein: DLA Marbach, NL Will Vesper, Heinrich Mohn an Will Vesper, 20.3.1946. 52 UHK, I.2/1007, [ohne Absender] an Alliierte Mi- litärregierung Wiedenbrück, 8.6.1945, darin: »nach Jahren schwerster Unterdrückung«. 53 Das Dritte Reich, so erinnern sich ehemalige Mitarbeiter, war nach Kriegsende im Betrieb 696 Anmerkungen zu den Seiten 518 bis 519

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nie ein Thema. UHK, Zeitzeugengespräch mit Heinrich Nottbrock am 1.4.1999. UHK, Zeitzeu- gengespräch mit Hedwig Liebezeit am 21.6.2001. 54 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Al- liierte Militärregierung Gütersloh, 9.5.1945. 55 Mohns Tochter Annegret Tödtmann erinnert sich, daß die Bombenzerstörung des Betriebs ihren Vater sehr mitgenommen habe. UHK, Zeitzeugengespräch mit Annegret Tödtmann und Reinhard Mohn am 21.9.1999. 56 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Al- liierte Militärregierung Wiedenbrück, 31.5.1945. 57 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Al- liierte Militärregierung Wiedenbrück, 31.5. 1945. Ähnlich Steinsiek einige Wochen später: Sammlung UHK, I.2/1007, Gerhard Steinsiek an Alliierte Militärregierung Wiedenbrück, 26.6.1945: »Wegen der bewußt christlichen Haltung meiner Firma entstanden in den letz- ten Jahren immer größere Schwierigkeiten, die schließlich zur Schließung meiner Firma und zur Verhaftung von 4 leitenden Angestellten führten.« Sammlung UHK, Gerhard Steinsiek an Landratsamt Wiedenbrück, Abteilung Straßen- und Verkehrsamt, 14.7.1945: »Beide Verlage waren infolge ihrer christlichen Hal- tung immer größeren Schwierigkeiten ausge- setzt, die schließlich zur Schließung des Rufer- Verlages im Herbst 1943 und zur Schließung des Verlages C. Bertelsmann im August 1944 führten, außerdem wurden 4 leitende Ange- stellte im Januar 1944 [sic] in Haft genom- men.« 58 Sammlung UHK, I.2/1007, Wilhelm Beimdiek (Kürzel Be) an Hauptquartier der Militärregie- rung, Finanzabteilung, Essen, 15.10.1945. 59 Dessin gab bei der Entnazifizierung an, am 1.4.1941 der Partei beigetreten zu sein, Stein- siek schrieb in die entsprechende Spalte im Fragebogen »Frühjahr 1941 gemeldet« und Berthoud »seit 1942.« BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungsfragebogen/Personalfragebo- gen Gustav Dessin, 10.10.1945. BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungsfragebogen/Perso- nalfragebogen Gustav Dessin, 20.9.1945. BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungsfragebo- gen/Personalfragebogen Gerhard Steinsiek, 11.10.1945. BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizie- rungsfragebogen/Personalfragebogen Gustav Dessin, 10.10.1945. 60 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Anlage zum Fragebogen Berthoud, 19.9.1945. Ob die Be- hauptung in bezug auf die Familie P. den Tatsa- chen entsprach, ist nicht zu verifizieren. 61 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Kurzer Le- bensabriß von Verlagsbuchhändler Gerhard Steinsiek, 11.10.1945. 62 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Entnazifi- zierungsfragebogen/Personalfragebogen Gu- stav Dessin, 10.10.1945. 63 BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungsfragebo- gen/Geschäftsfragebogen, C. Bertelsmann, aus- gefüllt von Heinrich Mohn, undatiert, [vermut- lich Herbst 1945]. 64 Die Behörde unterstand dem Finanzamt Wie- denbrück. Die Angelegenheit verlief jedoch bald im Sande. Sammlung UHK, I.2/1010, Preisüberwachungsstelle Minden an C. Bertels- mann, 15.8.1945; Entwurf des Antwortschrei- bens Heinrich Mohn an Preisüberwachungsstel- le Minden, 15.8.1945. 65 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Fritz Möhle: »Zur Entwicklung der Firma C. Bertelsmann, Gütersloh«, 25.9.1945; hier auch das Zitat von der Auseinandersetzung »um seine Existenz«. 66 Ebenda; hier auch die folgenden Zitate. 67 Zur Schließung vgl. Kapitel 10, S. 500–513. 68 Die Formulierung, daß der Verlag den national- sozialistischen Behörden »ein Dorn im Auge« gewesen sei, fand sich bis Ende 1998 auf der Internetseite der Bertelsmann AG. 69 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Fritz Möhle: »Zur Entwicklung der Firma C. Bertelsmann, Gütersloh«, 25.9.1945. 70 Grimm und Vesper wurden auffallend häufig über die Lage informiert: DLA Marbach, NL Will Vesper, Gerhard Steinsiek an Will Vesper, 17.7. 1945, darin die Hoffnung, die Produktion »bis zum 1. Oktober« wieder aufzunehmen. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 9.8.1945, darin: »Doch hoffe ich immer noch, vor Winteranfang mit der Produk- tion beginnen zu können.« DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 7.12.1945, darin: »Aber bis heute ist noch kei- ne Entscheidung darüber gefallen, ob meinem Verlag die Lizenz erteilt werden soll.« 71 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 9.8.1945. 72 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper, 20.8.1945; Hervorhebung im Origi- nal. 73 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper, 26.10.1945. Daß die Lizenz noch auf sich warten ließ, teilten die Prokuristen manchen Autoren auch in den folgenden Wo- chen mit: Ebenda, Gustav Dessin an Will Ves- per, 23.11.1945 und 29.1.1946, ferner: DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 21.3.1946. 74 UB Tübingen, Mn 18, Kart. 1, Fasz. 8, Heinrich Mohn an Georg Wehrung, 14.11.1945. 75 In der amerikanischen Zone, wo jeder Erwach- sene aufgrund des »Befreiungsgesetzes« eine langwierige Prozedur durchlaufen mußte, wur- de auf dem Kultursektor, anders als bei den Bri- ten, mit sogenannten weißen, grauen und schwarzen Listen gearbeitet. Rund 1 400 Schlüsselpersonen des Kultur- und Medienbe- reichs waren hier verzeichnet: auf den weißen Listen jene, die als politisch geeignet für künfti- ge Positionen in verantwortlicher Stellung er- schienen; auf den grauen jene, die im Kulturbe- reich bleiben, jedoch keine führende Funktion Anmerkungen zu den Seiten 519 bis 523 697

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erhalten sollten; auf den schwarzen schließlich 600 Personen, denen jede Betätigung unter- sagt werden sollte; vgl. Clemens: Kulturpolitik. 76 Zur britischen Entnazifizierungspolitik vgl. Göd- de: Entnazifizierung; Vollnhals: Entnazifizie- rung, S. 24–34; kurz Jürgensen: Besatzungspo- litik; zur Reaktion der Parteien in Nordrhein- Westfalen auf die Entnazifizierung vgl. Krämer: Verhältnis; allgemein zur Entnazifizierung vgl. Henke/Woller: Säuberung; zum amerikanischen Vorgehen am Beispiel Bayerns vgl. Nietham- mer: Mitläuferfabrik; zur Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone, wo die Maßnah- men nicht nur zur Bestrafung politisch Belaste- ter dienten, sondern auch zur Neugestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse vgl. van Me- lis: Entnazifizierung. 77 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Entnazifi- zierungsfragebogen/Personalfragebogen Hein- rich Mohn, 11.10.1945. 78 Reinhard Mohn vermutet, sein Vater habe den Fragebogen nicht selbst ausgefüllt. Vielmehr sei das Papier (vermutlich von seiner Sekretärin) vorbereitet worden, das Heinrich Mohn schließ- lich unterzeichnet habe. UHK, Zeitzeugenge- spräch mit Annegret Tödtmann und Reinhard Mohn am 21.9.1999. 79 BA Berlin, RKK 2703/0172, Bd. 34, Entnazifi- zierungsfragebogen/Personalfragebogen Hein- rich Mohn, 11.10.1945. 80 BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungsfragebo- gen/Geschäftsfragebogen, C. Bertelsmann, aus- gefüllt von Heinrich Mohn, undatiert, [vermut- lich Herbst 1945]; auch Sammlung UHK, I.2/1013. 81 Berthoud begründete den Schritt damit, er habe vor, »sofort in eine Firma einzutreten, an der ich kapitalmäßig beteiligt bin«. Sammlung UHK, I.2/1013, Theodor Berthoud an Firma C. Bertelsmann. 27.2.1946. Steinsiek erklärte: »Da ich die Möglichkeit habe, eine andere mich befriedigende Tätigkeit zu übernehmen, möch- te ich sofort aus der Firma C. Bertelsmann, Gü- tersloh, ausscheiden«. Sammlung UHK, I.2/1013, Gerhard Steinsiek an Heinrich Mohn, 27.2.1946. Dessin führte an, er wolle schon seit längerem einen »alten Wunsch« verwirkli- chen und »mit ganzer Kraft« der Schriftstellerei nachgehen. Sammlung UHK, I.2/1013, Gustav Dessin an Heinrich Mohn, 27.2.1946, in Ab- schrift auch in: DLA Marbach, NL Hans Grimm. Daß die »Änderungen in der leitenden Mitar- beiterschaft« die Lizenzerteilung beschleunigen könnten, legte Dessin gegenüber Hans Grimm offen dar. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gu- stav Dessin an Hans Grimm, 4.3.1946. Mohn selbst kündigte Grimm an, er wolle ihm von dem Geschehen im Betrieb »hoffentlich bald einmal persönlich berichten«. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 21.3.1946. 82 Sammlung UHK, I.2/1004, Verträge und notari- elle Unterlagen zur Gründung von Mohn & Co sowie Berichte über Gesellschafterversammlun- gen. Der früheste Schriftsatz, ein von allen Be- teiligten unterzeichneter Gesellschaftsvertrag über die Firmengründung, datiert vom 11.3. 1946. Gerhard Steinsiek war mit Vertragsab- schluß nicht länger stiller Teilhaber des Unter- nehmens C. Bertelsmann. Mohn & Co war eine offene Handelsgesellschaft; Mohn war persön- lich haftender Gesellschafter, Steinsiek stiller Gesellschafter. Vgl. dazu auch S. 582–584. 83 Sammlung UHK, I.2/1013, Notiz Heinrich Mohn über ein Gespräch am 26.2.1946 mit Captain Cross von der Alliierten Militärregierung Oelde, 26.2.1946; von Cross stammte der Vorschlag zur Gründung von Mohn & Co. Sammlung UHK, I.2/1013, Fritz Möhle an Generalreferat für Wirt- schaft beim Oberpräsidenten, Münster, 8.3. 1946. Sammlung UHK, I.2/1013, Fritz Möhle an Oberpräsident, Generalreferat für Wirtschaft, Münster, 8.3.1946. StA Detmold, M1IN, Nr. 166, Gerhard Steinsiek (für Mohn & Co) an Stadtver- waltung Gütersloh, 26.7.1946. Wie zuvor der Verlag C. Bertelsmann erhielt Mohn & Co die (alle drei Monate einzuholende) Erlaubnis, im Umfang von monatlich 60 t Papier »Textbooks« zu drucken. Sammlung UHK, I.2/1013, Produc- tion Permit for Industrial Plants, 22.6.1946. Sammlung UHK, I.2/1013, Produktionsgenehmi- gung für industrielle Betriebe, 6.5.1947. 84 Vgl. S. 583. 85 Sammlung UHK, I.2/7001, Theodor Berthoud: Kleine Bertelsmann-Biographie. Wege mit Fritz Wixforth, Juni 1966, S. 27–29. Die Firma Berthoud & Banzhaf existierte von 1948 bis 1956; KAG F 47–8, Britische Militärregierung, Registrierung der Firma am 3.11.1948. Samm- lung UHK I. 2/2018, Bilanzen erloschener Fir- men 1956. 86 Sammlung UHK, IV. 3/2, private Papiere Otto Brües, Gustav Dessin an Otto Brües, 10.5. 1946. 87 Sammlung UHK, I.2/1013, Heinrich Mohn an Alliierte Militärregierung Oelde, 28.2.1946. 88 HStA Düsseldorf, NW 11–83, S. 39, License/Zu- lassung Nr.C1.421.B, das Datum ist auf dem Stempel der Control Commission for Germany/ Information Services Control angegeben; auch: Sammlung UHK, I.2/1013; abgedruckt in: 150 Jahre: Geschichte, S. 140. PRO London, FO 1056/7, Information Services Control Branch, Mainquarter Bünde, »List of licensed publis- hers« in der britischen Zone nach dem Stand vom 23.4.1946, verfaßt am 8.5.1946. Ende April 1946 hatten 148 Verleger in der briti- schen Zone die Lizenz erhalten. Die Liste ist chronologisch geführt, beginnend mit dem 16.10.1945. Heinrich Mohn rangiert (hinter Ernst Rowohlt) auf Position 139. Als Datum der Lizenzierung von C. Bertelsmann und Der Rufer ist hier der 21.3.1946 genannt. 89 Sammlung UHK. I.2/1013, Information Services Control, Anweisungen an Verleger mit Verlags- zulassung. 698 Anmerkungen zu den Seiten 523 bis 525

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90 Sammlung UHK, IV.3/2, private Papiere Otto Brües, Gustav Dessin an Otto Brües, 2.4.1946. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 10.4.1946, darin äußerte Heinrich Mohn, er habe die Lizenz »gestern« erhalten, was heißt, daß der Bescheid vermut- lich am 9.4.1946 in Gütersloh eintraf. DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 10.4.1946. StA Leipzig, BV Lpz I F 719, Heinrich Mohn an Börsenverein für den deutschen Buchhandel, 16.4.1946. UB Tübin- gen, Mn 18, Kart. 1, Fasz. 8, Heinrich Mohn an Georg Wehrung, 13.5.1946. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Friedrich Bi- schoff, Intendant des Senders Freiburg im Breisgau, 17.6.1946, darin auch Vorschlag zur Zusammenarbeit. 91 Sammlung UHK, I.2/1007, Fritz Wixforth an Straßenverkehrsamt Wiedenbrück, 27.3.1946, darin Antrag auf einen Dreitonner-Lastkraftwa- gen und Erwähnung der Mitarbeiterentwick- lung, die exakte Zahl wird allerdings nicht ge- nannt. StA Detmold, M 1 I N, Nr. 23, Erläute- rungen zur Nachweisung der Gewerbebetriebe, Industriesparte XI, undatiert, mit handschriftli- chen Zusätzen vom 30.6.1946, darin die Anga- be von 158 Mitarbeitern (37 Angestellten und 121 Arbeitern). 92 Sammlung UHK, I.2/2151. Der erste Antrag auf Wiederherstellung des kriegszerstörten Telefon- netzes datiert vom 30.6.1945; die Bewilligung wurde am 18.6.1946 ausgestellt. Offensicht- lich entstanden technische Probleme, denn im November 1946 beantragte Steinsiek erneut einen Anschluß. Sammlung UHK, I.2/2151, Gerhard Steinsiek an Postamt Gütersloh, 2.11.1946. 93 Sammlung UHK, I.2/7001, Heinrich Mohn: »An meine Mitarbeiter«, Ansprache zum Jahres- wechsel 1946/47. 94 Ebenda. Der Chef blickte im Abstand etwa ei- nes Jahres auf das Geleistete zurück: »Und wenn ich nun bedenke, wie weit wir heute sind, so dürfen wir wohl dankbar, froh und auch stolz sein, daß uns dieses Werk gelang. Laßt mich euch nochmal meinen Dank sagen für die treue und aufopfernde Arbeit, die Ihr an dem Werk getan. Ich sehe wohl, daß dies alles nicht mög- lich gewesen wäre, wenn jeder nur gedanken- und interesselos seine Arbeit getan hätte. Ich weiß, daß dies Werk geschaffen wurde mit ei- ner Aufopferung und einem Einsatz, den ich euch mit Geld nicht lohnen kann, für welche ich nur nochmal meinen Dank sagen kann.« 95 Ebenda. 96 Sammlung UHK, I.3/15, Geschäftsfragebogen, undatiert. 97 Sammlung, UHK, I.3/15, Geschäftsfragebogen, undatiert. Als Herausgeber der beiden Blätter war Pastor Schloemann aus Höxter vorgese- hen. Die Lizenz für »Für unsre Kinder« wurde ebenfalls bereits im Dezember 1945 beantragt. 98 Sammlung UHK, I.3/15, Heinrich Mohn an Alli- ierte Militärregierung Oelde, 17.12.1945; hier auch Kopien von Geschäftsfragebogen, unda- tiert. Als Herausgeber im Verlag Der Rufer war Pastor Oskar Hammelsbeck vorgesehen. Das Blatt war bereits zwischen 1905 und 1938 un- ter dem Titel »Haus und Schule« erschienen, bis zum Verbot im Juni 1939 hieß es »Haus und Gemeinde«. 99 Vgl. Laurien: Zeitschriften. 100 Sammlung UHK, I.2/1013, Entnazifizierungsfra- gebogen/Personalfragebogen Kurt Stavenha- gen, undatiert, [vermutlich Frühjahr 1947]. Vgl. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender (1935), S. 1343; (1950), S. 2010. 101 HStA Düsseldorf, NW 11–83, Kurt Stavenha- gen: Persönlichkeit und Politik, in: Deutsche Hefte (Februar 1947), Heft 1 (unverkäufliche Probenummer), S. 17 (unveröffentlicht). 102 Alle zu entnazifizierenden Personen mußten ei- nen sogenannten Militär-Regierungs-Fragebo- gen und einen Personalfragebogen der Nach- richtenkontrolle ausfüllen. Personen in wirt- schaftlich verantwortlicher Position hatten dar- über hinaus einen Geschäftsfragebogen der Nachrichtenkontrolle zu bearbeiten. Als Verle- ger hatte Heinrich Mohn mit jedem Lizenzan- trag sowohl einen Personal- als auch einen Ge- schäftsfragebogen einzureichen. Den Zeitschrif- tenlizenzanträgen vom Dezember 1945 lagen die Fragebögen nicht bei, wie in einer Notiz ausdrücklich festgehalten ist. Erst im Zusam- menhang mit den »Deutschen Heften« wurden sie bei der Zeitschriftenlizenzierungsstelle ein- gereicht. Sammlung UHK, I.3/15, Übersicht über die Entwicklung der Zeitschriftenanträge »Für unsre Kinder« und »Für alte Augen«, 7.3.1949, vermutlich von Heinrich Mohns Se- kretärin verfaßt (Kürzel Ge). 103 Das Gesuch blieb nicht erhalten. Daß es zu- sammen mit dem Fragebogen am 6.9.1946 bei den Behörden eingereicht wurde, geht aus ei- ner Notiz Reinhard Mohns hervor: Sammlung UHK, I.2/1013, Notiz Reinhard Mohn, betreff Personalfragebogen von Herrn Heinrich Mohn, undatiert, [nachweislich nach dem 21.4.1947]. 104 HStA Düsseldorf, NW 1061, Entnazifizierungs- fragebogen Heinrich Mohn, 30.7.1946. 105 BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungsfragebo- gen/Personalfragebogen Heinrich Mohn, unda- tiert, [vermutlich 1946]. 106 Sammlung UHK, I.2/1004, Entnazifizierungs- ausschuß der Stadt Gütersloh an Firma C. Ber- telsmann, 12.10.1946. Die Mitteilung galt auch für Sigbert, Reinhard und Gerd Mohn so- wie für Ursula Fischer und Annegret Tödtmann. 107 HStA Düsseldorf, NW 1061, Entnazifizierungs- fragebogen Heinrich Mohn, 30.7.1946, Anlage zu Nr. 115 und 116: »Eingriffe der Staatspolizei und der Parteiamtlichen Prüfungskommission in die Verlagsarbeit der Firma C. Bertelsmann und ›Der Rufer‹ Evang. Verlag Hermann Werner Nachf.«, [vermutlich nachträglich datiert auf April 1940]. Anmerkungen zu den Seiten 525 bis 527 699

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108 Sammlung UHK, I.2/1013, Heinrich Mohn an Zentralsekretariat der Buchhandelsverbände in der britischen Zone, 18.2.1947. Unter dem Stichwort »Interzonenausgleich der Zeitschrif- tenplanung« stellte Mohn fünf Zeitschriften- projekte vor: im Verlag C. Bertelsmann die »Deutschen Hefte« und »Luther«; im Verlag Der Rufer »Haus und Schule«, ferner »Für unsre Kinder« und »Für alte Augen«. 109 UHK, Zeitzeugengespräche mit Rudolf Wen- dorff am 21.9.1999 und 12.5.2000. 110 Sammlung UHK, I.2/1013, Rudolf Wendorff: Besuch in Düsseldorf wegen der Zeitschrift Deutsche Hefte am 18.3.1947, 19.3.1947; hier auch die folgenden Zitate. 111 WASt, Reinhard Mohn. Reinhard Mohn war seit der Überführung in die USA im Juni 1943 bis September 1945 im Kriegsgefangenenlager Concordia, Kansas interniert. Dann wurde er nach Atterbury, Indiana, verlegt und Mitte No- vember 1945 in das Caven Point Terminal in Jersey City, New Jersey. Der Tag seiner Entlas- sung war der 4.1.1946. 112 UHK, Zeitzeugengespräch mit Sigbert Mohn am 9.3.2000. WASt, Personalunterlagen Sigbert Mohn. richt über die Besprechung bei Mr. Felix, Press Censorship Stalhof, Düsseldorf, 11.4.1947. Mohn empfand Felix als »kühl und reserviert«. 120 Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn, Be- richt über die Besprechung bei Mr. Felix, Press Censorship Stalhof, Düsseldorf, 11.4.1947. Felix sprach davon, daß er »die Angelegenheit nach Berlin gegeben« habe. Daß es sich dabei um die Einschaltung des BDC handelte, erfuhr Reinhard Mohn wenig später beim Besuch der für die Buchzensur zuständigen Militärbehörde. Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn, Be- richt über den Besuch bei der Book Section Mr. Paget-Brown, undatiert. 121 Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn, Be- richt über die Besprechung bei Mr. Felix, Press Censorship Stalhof, Düsseldorf, 11.4.1947; hier auch die folgenden Zitate. Felix fragte Mohn auch nach seiner persönlichen Sicht von Grimms »Englischer Rede«: »Ich behauptete, daß darin Dinge gesagt seien, die auch heute noch gültig seien. Sicher könnte ich nicht alle Gedanken befürworten. Mr. Felix erklärte, daß er die Schrift sehr genau gelesen habe, sie völ- lig ablehne und als Beispiel für das Mißverste- hen eines anderen Volkes betrachte.« 113 UHK, Zeitzeugengespräch mit Ursula Junghänel 122 Sammlung UHK, I.2/1014, Entnazifizierungsfra- am 6.5.1999. 114 Reinhard Mohn trat am 25.1.1946 in das Un- ternehmen ein und half beim Wiederaufbau. UHK, Anlage zu den Zeitzeugengesprächen mit Reinhard Mohn am 12.3.1999, 21.9.1999 und 20.12.2000. 115 Sammlung UHK, I.2/1013. Reinhard Mohn gab seine Unterlagen aus dieser Zeit Anfang der achtziger Jahre an das »historische Archiv« des Unternehmens ab. In einem beigefügten Ver- merk vom 26.2.1981 heißt es: »Dieses Stück der Verlagsgeschichte verlief eher in der Art ei- nes Krimis. Mit Glück und Gottes Hilfe gelang es, die historische Problematik dadurch zu be- wältigen, daß die Lizenz von meinem Vater auf mich als einen politisch unbescholtenen Jüng- ling übertragen wurde. Heute kann man natür- lich über diese teilweise skurrile Verhandlungs- führung lächeln, damals hing aber immerhin die Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Verlagstätigkeit davon ab.« 116 Sammlung UHK, I.2/1013, Rudolf Wendorff: Besuch in Düsseldorf wegen der Zeitschrift Deutsche Hefte am 18.3.1947,19.3.1947. 117 Schröers politischer Roman »Land Not« war »schöngeistig«, desgleichen Linkers »Spiel in Flandern« und Schwietzkes »Sommermond in Flandern«. Gumprechts »Magische Wälder«, 1933 noch als »neuer Typ des Kriegsbuches« auf den Markt gebracht, fiel wie Dohms »Flotte Gottes«, Salomons »Die Geächteten«, Vespers »Im Fluge durch Spanien« und Volcks »Rebel- len um Ehre« in die Kategorie »Kriegserleb- nis«. 118 Vgl. Kapitel 6, S. 287 f. und Kapitel 7, S. 323. 119 Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn, Be- gebogen Ursula Fischer, geborene Mohn, 1.1. 1946. BA Berlin, RKK 2703, Entnazifizierungs- fragebogen/Personalfragebogen Heinrich Mohn, 11.10.1945. Lediglich die Mitglied- schaft in der HJ und die Funktion als Spiel- scharführerin zwischen 1937 und 1942 wurden angegeben. UHK, Zeitzeugengespräch mit Ur- sula Junghänel am 6.6.1999. Im Gespräch mit der UHK sagte Frau Junghänel, die Sekretärin ihres Vaters habe die Fragebogen für die ganze Familie, auch für sie, ausgefüllt. 123 Sammlung UHK, I.2/1004, Gesellschafterver- sammlung der Kommanditgesellschaft C. Ber- telsmann, Gütersloh, 14.4.1947. Das Papier trägt neben der Unterschrift von Ursula Fischer auch die von Annegret Tödtmann und Heinrich sowie Reinhard Mohn. 124 Sammlung UHK, I.2/1013, Besprechungsunter- lagen für die Besprechung [sic] in Bielefeld am 19.4.1947, verfaßt am 18.4.1947. 125 Ebenda; hier auch die folgenden Zitate. 126 Sammlung UHK, I.2/1013, undatiertes Schrei- ben, [vermutlich März 1947]. 127 Sammlung UHK, I.2/1004, Gesellschafterver- trag, 29.9.1947, darin auch Vertragsentwürfe der Kanzlei Möhle und Red, April bis Juli 1947. 128 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 17.4.1947; Hervorhebung im Original. 129 Sammlung UHK, I.2/1013, Betr. Die Lizenzver- handlungen des Buchverlages. Orientierung über den Stand der Verhandlungen durch Herrn Engels, Thomas-Verlag, Kempen an Herrn Fritz Wixforth, 29.4.1947. Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht über die Einflußnahme Herrn Engels, Thomas-Verlag, Kempen, 3.5.1947. Die 700 Anmerkungen zu den Seiten 527 bis 530

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Druckerei Thomas in Kempen hatte für Bertels- mann in erheblichem Umfang gedruckt. 130 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht über die Be- sprechung mit Paget-Brown in Düsseldorf-Ben- rath am 2.5.1947, 3.5.1947. 131 Als »Abwehr unlauterer Machenschaften der Konkurrenz« beschreibt Reinhard Mohn die Nachkriegssituation in seiner Notiz von 1981. Sammlung UHK, I.2/1013, Notiz Reinhard Mohn zu den Unterlagen über die Lizenzie- rung, 26.2.1981. 132 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Einflußnahme des Herrn Engels, Thomas-Verlag, Kempen, 3.5.1947. Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht über die Besprechung mit Paget-Brown in Düsseldorf-Benrath am 2.5.1947, 3.5.1947. 133 Bertelsmann-Autoren wie Paul Althaus, Hans Preuß und Hermann Strathmann bekamen bei ihrer Entnazifizierung Probleme. Althaus, der 1945 von den amerikanischen Militärbehörden zum kommissarischen Dekan der Erlanger Theologischen Fakultät ernannt worden war, wurde im Januar 1947 auf Weisung der Militär- regierung seines Amtes enthoben. UA Erlan- gen-Nürnberg, A2/1, Nr. A 16, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus an Rektorat der Universität Erlangen, 4.5.1948. Die »Neue Zeitung« veröffentlichte am 3.2. 1947 eine Liste mit den Namen entlassener Hochschullehrer. Über Althaus heißt es, er habe in seinem bei Bertelsmann erschienenem Buch »Obrigkeit und Führertum« versucht, »den Ver- rat an der Weimarer Republik zu rechtfertigen und die Demokratie lächerlich zu machen«; ab- gedruckt in: Wendehorst: Geschichte, S. 226. Vgl. auch: Ericksen: Theologen, S. 157–159. Bereits im Juli 1947 konnte Heinrich Mohn sei- nem Autor Strathmann aber mitteilen, daß »ge- gen die Veröffentlichung der theologischen Ar- beiten von Ihnen, Professor D. Althaus und Professor D. Preuss keine Bedenken bestehen«. UA Erlangen-Nürnberg, Ms. 2647,12, Heinrich Mohn an Hermann Strathmann, 8.7.1847. 134 Sammlung UHK, I.2/1013, Heinrich Mohn an Information Control Unit, Periodical Section, Düsseldorf, 20.4.1947. 135 Sammlung UHK, I.2/1013, die Notiz datiert vom 23.4.1947. 136 Bis zu den ersten kritischen Nachfragen der Mi- litärbehörden lauteten sämtliche Anträge auf Lizenzerteilung denn auch nicht auf Reinhard, sondern auf Heinrich Mohn. Die Übernahme der verlegerischen Arbeit nannte Reinhard Mohn im Gespräch mit der UHK einen »Zu- fall«. UHK, Zeitzeugengespräch mit Reinhard Mohn am 12.3.1999. Vgl. dagegen Mohns oft- mals zitierte Äußerungen, er habe das Unter- nehmen übernommen, weil es für ihn ein Reiz gewesen sei, »am Nullpunkt« zu beginnen; vgl. Gööck: Bücher, S. 91. 137 Der im Krieg schwer verletzte jüngste Sohn von Heinrich Mohn war im Juni 1945 aus einem Ul- mer Lazarett entlassen worden. Sammlung UHK, II.1/18, Gerd Mohn: Mein Lebenslauf, 6.8.1946. 138 Sammlung UHK, I.2/1004, Gesellschafterver- trag, 29.9.1947. 139 HStA Düsseldorf, NW 1061, Entnazifizierungs- fragebogen Reinhard Mohn, 15.8.1946 und 23.4.1947; auch BA Berlin, RKK 2703. Den er- sten Fragebogen füllte Heinrich Mohn im Na- men seines noch in der Gefangenschaft befind- lichen Sohnes aus. BA Berlin, RKK 2703, Entna- zifizierungsfragebogen/Personalfragebogen Reinhard Mohn, 11.10.1945. Sammlung UHK, I.2/1013, Entnazifizierungsausschuß der Stadt Gütersloh an Reinhard Mohn, 10.2.1947, darin Mitteilung, daß die Militärregierung mit Datum vom 27.1.1947 Reinhard Mohns politische Zu- verlässigkeit festgestellt und bestätigt habe: »can be employed«. 140 Sammlung UHK, I.2/1013, Besprechungsunter- lagen für die Besprechung [sic] in Bielefeld am 19.4.1947,18.4.1947. 141 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung in Benrath mit Pa- get-Brown am 21.4.1947, 22.4.1947. 142 Daß das Gespräch mit Paget-Brown dem Be- such in der Zeitschriftenlizenzierungsstelle vor- ausging, legt die Gliederung von Mohns Noti- zen nahe. Beide Gespräche wurden am näch- sten Tag aus dem Gedächtnis wiedergegeben; das mit Paget-Brown auf den Seiten eins und zwei der Notiz, das bei der Zeitschriftenbehör- de auf den beiden folgenden. 143 Sammlung UHK, I.2/1003, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung auf dem Press- Censorship Düsseldorf/Stalhof am 21.4.1947, 22.4.1947. 144 Sammlung UHK, I.2/1013, Notiz Reinhard Mohn, betreff Personalfragebogen von Herrn Heinrich Mohn, undatiert, [nachweislich nach dem 21.4.1947]. 145 Sammlung UHK, I.2/1003, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung auf dem Press- Censorship Düsseldorf/Stalhof am 21.4.1947, 22.4.1947. 146 Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn an Information Control Unit/Press Control, Periodi- cal Section, Mr. Felix, 20.4.1947, und Reinhard Mohn an Information Control Unit, Publication Section, 22.4.1947. 147 Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn, be- treff Angelegenheiten Frau Ursel Fischer geb. Mohn, undatiert, [vermutlich April 1947]. 148 BA Berlin, RKK 2703, Heinrich Mohn an Infor- mation Control Unit, Düsseldorf-Benrath, 23.4. 1947: »Ich stehe jetzt im 63. Lebensjahr, und nach Ansicht meiner Ärzte ist eine wesentliche Besserung meines Asthmaleidens nicht zu er- warten. Ich habe mich deshalb entschlossen, die Leitung des C. Bertelsmann- und Rufer-Ver- lages meinem jetzt 25jährigen Sohn Reinhard zu übertragen und selbst die Geschäftsführung niederzulegen.« Anmerkungen zu den Seiten 530 bis 532 701

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149 BA Berlin, RKK 2703, Reinhard Mohn an Infor- mation Control Unit, Düsseldorf-Benrath, 23.4.1947. Der Entwurf dieses und auch des Schreibens von Heinrich Mohn an die Behörde finden sich, mit Datum vom 19.4.1947, in den Beständen der Sammlung UHK, I. 2/1013. Im Unterschied zu den eingereichten Briefen ent- halten die Entwürfe den Vorschlag, die Lizenz vorerst Fritz Wixforth zu übertragen, bis Rein- hard Mohn die Ausbildung als Buchhändler ab- geschlossen habe. Beide Entwürfe tragen die handschriftliche Notiz Reinhard Mohns: »Be- sprochen, ohne zu zeigen.« Weitere Entwürfe, datierend vom 30.4.1947, enthalten den Vor- schlag, Wixforth zum »zweiten Lizenzträger« zu bestimmen. Sie wurden von Reinhard Mohn und Fritz Wixforth verfaßt und sind versehen mit der Bemerkung »nicht abgegeben«. Von der Hinzuziehung eines zweiten Lizenzträgers rieten die britischen Buch-Behörden ausdrück- lich ab. 150 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung mit Paget-Brown/ ICU in Benrath am 24.4.1947, 25.4.1947; hier auch die folgenden Zitate. 151 Sammlung UHK, I.2/1013, Reinhard Mohn, Be- richt über die Besprechung auf der Zeitschrif- tenstelle/Mr. Felix/Stahlhof-Düsseldorf, am 24.4.1947, verfaßt am 25.4.1947. 152 Ebenda. Sammlung UHK, I.2/1014, Entnazifizie- rungsfragebogen/Personalfragebogen Fritz Wix- forth, 30.7.1946. HStA Düsseldorf, NW 1061, Entnazifizierungsfragebogen/Personalfragebo- gen Fritz Wixforth, 28.8.1946. HStA Düsseldorf, NW 1061, Entnazifizierungsfragebogen/Perso- nalfragebogen Fritz Wixforth, 16.6. 1947. Erst der Fragebogen vom Juni 1947 enthält die An- gaben über die Mitgliedschaft im Stahlhelm, dazu heißt es: »Seit 1926 keine Versammlungen oder Veranstaltungen mehr besucht, wegen der oppositionellen Einstellung des Stahlhelms zur Briand-Stresemann-Politik. Kein Amt.« 153 Sammlung UHK, I.2/1013, Heinrich Mohn an den Entnazifizierungsausschuß der Stadt Gü- tersloh, 30.4.1947. In Spalte eins war die Zu- gehörigkeit zu NS-Organisationen anzugeben, in Spalte zwei und drei die Dauer der Zu- gehörigkeit. 154 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung mit Wilhelm Flött- mann vom E-Ausschuß am 29.4.1947. Mit die- sen Worten zitiert Mohn Flöttmann. 155 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung mit Wilhelm Flött- mann vom E-Ausschuß am 29.4.1947. 156 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung mit Paget-Brown in Düsseldorf-Benrath am 2.5.1947, 3.5.1947; hier auch die folgenden Zitate. 157 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung in Düsseldorf am 12.5.1947. Besuch bei Periodical Section Mr. Felix. 158 Sammlung UHK, I.2/1013, C. Bertelsmann an Press Control/Periodical Section, Düsseldorf, 8.5.1947. 159 Sammlung UHK, I.2/1013, Bericht Reinhard Mohn über die Besprechung in Düsseldorf am 12.5.1947. Besuch bei Periodical Section Mr. Felix. BA Berlin, RKK 2703, NRW/PRISC/PRESS an Press Section, PR/ISC Regional Staff, Land Niedersachsen, 18.7.1947: Felix erfuhr im Juli 1947 aus Hannover, daß Mohn auch dort einen Antrag gestellt hatte, und schrieb der dortigen Stelle verärgert: »This is a striking example how valuable it is that the Regional Staffs stick to their areas. Mohn has an application run- ning with this Section the chances of which, as Mohn knows, are not too good. So he went and handed in an entirely identical application to you, well knowing that he falls under the ju- risdiction of this Staff.« 160 Sammlung UHK, I.3/15, Reinhard Mohn an Pressestelle des Landes Nordrhein-Westfalen, 8.8.1948. Die »Deutschen Hefte« sind im »Handbuch der Lizenzen deutscher Verlage« von 1947, S. 60, zwar vermerkt, allerdings ist die Eintragung mit dem Hinweis versehen: »Fragebogen nicht zurückerhalten«. Unter dem Titel »Neue Deutsche Hefte« wurde ein ähnli- ches Projekt 1953 durch den Einsatz von Wolf- gang Strauß verwirklicht. Herausgeber der Pu- blikation waren Paul Fechter und Joachim Günther. Sammlung UHK, I.3/15, Übersicht über die Entwicklung der Zeitschriftenanträge »Für unsre Kinder« und »Für alte Augen«, 7.3.1949, vermutlich von Heinrich Mohns Se- kretärin verfaßt (Kürzel Ge). Die Lizenz für »Für unsre Kinder« und »Für alte Augen« erhielt Reinhard Mohn erst im Mai 1949. Die Zulas- sung verzögerte sich wegen der »politischen Überprüfung der Beteiligten«, aber auch, weil es nach Auflösung der englischen Pressestelle Anfang 1948 länger als ein halbes Jahr dauer- te, ehe sich die zuständige deutsche Pressestel- le konstituierte. Dort hielt man religiöse Zeit- schriften zudem zunächst nicht für vordringlich. Im Januar 1949 wurde die Lizenz erneut bean- tragt. Sammlung UHK, I.3/15, Reinhard Mohn an Presserat des Landes Nordrhein-Westfalen, 5.1.1949. Sammlung UHK, I.3/15, Vorläufige Lizenzurkunde für »Für unsre Kinder«, ausge- stellt auf Reinhard Mohn vom Ministerpräsi- denten des Landes Nordrhein-Westfalen, 24.5.1949; auch die Lizenz für »Für alte Au- gen« wurde im Mai 1949 erteilt, ist aber nicht überliefert. 161 Sammlung UHK, I.2/1005, Handelsregisterein- trag, 20.10.1947, betreff Eintreten Reinhard Mohn als Gesellschafter und Ausscheiden von Heinrich Mohn; vgl. Gööck: Bücher, S. 92. Über Reinhard Mohns Ausbildung in Köln, die er ver- mutlich 1948 abschloß, sind keine näheren An- gaben bekannt. UHK, Anlage zu den Zeitzeu- gengesprächen mit Reinhard Mohn am 12.3. 1999, 21.9.1999 und 20.12.2000. 702 Anmerkungen zu den Seiten 532 bis 535

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162 Sammlung UHK, I.4/14, Fotosammlung, Nr. 045 abgedruckt in: 150 Jahre: Geschichte, S. 138 f. 163 UHK, Zeitzeugengespräch mit Reinhard Mohn am 12.3.1999. 164 Sammlung UHK, I.2/1004, Vollmacht, 29.9. 1947. Reinhard Mohn hatte an den Vorgang keine Erinnerung. UHK, Anlage zu den Zeitzeu- gengesprächen mit Reinhard Mohn am 12.3.1999, 21.9.1999 und 20.12.2000. 165 Geistliche aus Dortmund regten die »Verbrei- tung unpolitischen und einwandfreien Erzähl- stoffes« an, um politischen Schriften entgegen- zuwirken, vor allem solchen kommunistischen Inhalts. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Rein- hard Mohn an Hans Grimm, 7.12.1950. Den Verlag C. Bertelsmann hielt man hierfür für die richtige Wahl. Sammlung UHK, I.3/15, Notiz über eine Besprechung zwischen Heinrich Mohn und Pastor Schmidt vom Volksmissionari- schen Amt, Dortmund, am 6.1.1948, 9.1.1948. Sammlung UHK, I.3/15, Evangelisches Jugend- amt Dortmund an Heinrich Mohn, 23.2.1948. 166 Sammlung UHK, I.2/1004, Beschluß der Gesell- schafterversammlung der Kommanditgesell- schaft der Firma C. Bertelsmann Verlag, Güters- loh, 12.8.1948. Der Beschluß galt rückwirkend vom 21.6.1948 an; er sollte in Kraft treten, »sobald die Bestimmungen über die Erteilung von Lizenzrechten an Verlage des Bundesgebie- tes eine solche Möglichkeit wieder zulassen«. 167 Sammlung UHK, I.2/1010, Heinrich Mohn an die Alliierte Militärregierung Wiedenbrück, 8.6.1945. 168 LKAB, 13 Nr. 19, Bd. 393, Heinrich Mohn an Pastor Kraa, 1.8.1945, über die Herausgabe ei- nes »besonderen Lehrbuch[s] für den Konfir- mandenunterricht«. In der gleichen Angelegen- heit berichtete der Rufer-Autor Ernst Kleßmann noch am selben Tag an Heinrich Mohn, daß er mit Koch »jetzt dauernd in Verbindung stehe« wegen »der Vorbereitung der neuen Verlag- stätigkeit«. LKAB, 13, Nr. 19, Bd. 393, Heinrich Mohn an Ernst Kleßmann,1.8.1945. 169 So überliefert für den »Westdeutschen Luther- verlag«, LKAB, 0–C, 19–06, Bd. 2, Lutherverlag an Präses Koch, 8.8.1945 und 23.8.1945, Evangelische Kirche von Westfalen (Präses Koch): Kirchliches Zeugnis, 28.9.1945. 170 Mitteilungen des die Vereinigung Evangelischer Buchhändler im Gebiet der Britischen Zone vor- bereitenden Ausschusses, Nr. 1 (1945), S. 4 f. Dort ist ein Offener Brief Heinrich Mohns an die VEB-Mitglieder der britischen Zone abge- druckt. 171 Im August 1946 fand in Gütersloh jedoch noch einmal eine Ausschußsitzung statt, auf der auch die alten Geselligkeitsformen des evange- lischen Buchhandels wieder aufgenommen wurden. Johannes Meyer-Stoll, ein weiteres Ausschußmitglied, dankte in den Mitteilungen der Vereinigung dem Gütersloher Verleger und seinen Mitarbeitern ausdrücklich dafür, daß sie »die Männer vom Vorbereitenden Ausschuß in jeder Weise köstlich und großzügig betreuten und daß es selbst an wohl einstudiertem Chor- gesang und einem Freilichtbühnenspiel nicht fehlte. Ein Stück Biedermeier mit zeitgenössi- schen Kostümen zog in Gestalt von Molières Eingebildetem Kranken heiter an den Gästen vorüber.« Mitteilungen des die Vereinigung Evangelischer Buchhändler im Gebiet der Briti- schen Zone vorbereitenden Ausschusses, Nr. 2 (1946), S. 3. Auch Gustav Dessin engagierte sich offenbar in der VEB. In einem Tagungsbe- richt präsentierte er sich ebenfalls als aktiver Vertreter des protestantischen Buchhandels. Vgl. Gustav Dessin: Unser Tannenhoftreffen, in: Mitteilungen des die Vereinigung Evangelischer Buchhändler im Gebiet der Britischen Zone vor- bereitenden Ausschusses, Nr. 2 (1946), S. 5–8. 172 Vgl. die Liste bei Umlauff: Wiederaufbau, Sp. 1699–1712: Am 13.12.1945 wurden Heliand (Lüneburg) sowie Wittig (Hamburg) zugelas- sen, als katholische Verlage Schöningh (Pader- born) am 30.10., Regensberg (Münster) am 29.11., Schwann am 21.12.1945. LKAB, 0–C, 19–06, Bd.2, Essener Druckerei Gemeinwohl (Hendrik Nijhius) an das Evangelische Konsisto- rium, Präsident Thümmel, 16.1.1946. LKAB, 0–C, 19–06, Bd.2, Liste der »zugelassenen« Verleger (Lizenz), soweit sie bis zum 12.1.1946 bekannt geworden sind. 173 Sammlung UHK 1.2/1013, Aktennotiz Heinrich Mohn, 26.2.1946. 174 Abgedruckt in Greschat: Schuld, S. 102. Die zentrale Passage des »Stuttgarter Schuldbe- kenntnisses lautet«: »Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft be- zeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialisti- schen Gewaltregime seinen furchtbaren Aus- druck gefunden hat; aber wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer ge- betet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht bren- nender geliebt haben.« 175 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper, 21.2.1946. 176 Vgl. Helmut Thielicke: Geschichte und Existenz. Grundlegung einer evangelischen Geschichts- theologie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, 2. Aufl. 1964; ders.: Vernunft und Offenbarung. Eine Studie über das religionsphilosophische Hauptproblem Lessings, Gütersloh: C. Bertels- mann 1936, 2. Aufl. 1947. Zusammen mit dem zweiten Teil von »Geschichte und Existenz« wurde diese Arbeit 1936 von der Erlanger Theologischen Fakultät als Habilitationsschrift angenommen. Thielickes Kritik am NS-Regime führte 1940 zur Entlassung aus dem Univer- sitätsdienst. Dazu beigetragen hatte auch, wie er in seiner Autobiographie berichtet, seine 1935 bei Bertelsmann publizierte theologische Promotionsarbeit »Geschichte und Existenz«. Vgl. Thielicke: Gast, S. 88 f., 129–132. Anmerkungen zu den Seiten 535 bis 536 703

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177 Karl Barth: Ein Wort an die Deutschen [1946], in: ders.: »Der Götze wackelt«: Zeitkritische Aufsätze, Reden und Briefe von 1930 bis 1960, hrsg. von Karl Kupisch, Waltrop: Spenner 1993, S. 87–97, hier S. 93. 178 Helmut Thielicke: Exkurs über Karl Barths Vor- trag in Tübingen (8.1.1945), in: Greschat: Schuld, S. 163–172, hier S. 164, im folgenden S. 168. 179 Ernst Wolf an Helmut Thielicke, 28.12.1945, in: Greschat: Schuld, S. 172–179, hier S. 172 f. 180 Thielicke hat im Gefolge der Kritik deutlich ge- macht, daß er sich nicht gegen die »Stuttgarter Erklärung«, sondern vielmehr gegen den »Pha- risäismus« wenden wollte. Helmut Thielicke: Rundbrief, 25.1.1946, in: Greschat: Schuld, S. 180–182, hier S. 180 f. 181 Hans Jüttner: Altes Testament, gib Antwort!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938, S. 7. 182 Ebenda, 2. Aufl. 1948, S. 20. 183 UA Erlangen-Nürnberg, MS 2666, Heinrich Mohn an Hans Preuß, August 1945. 189 Helmuth Schreiner: Die Zukunft der Kirche. Pre- digten und Aufsätze, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946, S. 13. 190 Edmund Schlink: Die Gnade in Gottes Gericht, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946, S. 16 f., im folgenden S. 17, 21, 28, 21; Hervorhebungen im Original. 191 So etwa bei Althaus: Der Trost Gottes (wie Anm. 188), S. 237 f. Zwar seien manche Deut- sche »mehr belastet als wir anderen, haben sich mit dem schuldbeladenen Regimente mehr eingelassen und mitgemacht«, aber »wehe, wenn jetzt der Pharisäismus unter uns auf- steht, auf die anderen mit Fingern zeigt und sie gar denunziert«. Was die Amerikaner mit die- sen Deutschen »tun, das ist ihre Sache«. Vgl. auch Schreiner: Die Zukunft der Kirche (wie Anm. 189), S. 20. 192 Wilhelm Hahn: Das rechte Verständnis des Al- ten Testaments, in: ders.: Der christliche Glaube und der Mensch der Gegenwart. Sieben Vorträ- ge, Gütersloh: Der Rufer 1947, S. 35–49. 184 UA Erlangen-Nürnberg, MS 2666, Heinrich 193 Vgl. ebenda, S. 40: »Für viele bedeutet es ei- Mohn an Hans Preuß, 7.1.1946. 185 Martin Albertz (Hrsg.): Die kirchliche Kinderleh- re. I. Teil: Mindestplan für zwei Altersstufen, II. Teil: Erweiterter Plan für sieben Altersstufen, III. Teil: Altersstufenspruchplan, Beiheft der »Evan- gelischen Christenlehre«, 2. Aufl., Gütersloh: Der Rufer [1946]. 186 Lehrplan für das erste Jahr des Kirchlichen Un- terrichts (Katechumenjahr), aufgestellt vom Ka- techetischen Ausschuss in Westfalen, 2. Aufl., Gütersloh: Der Rufer 1946 (1. Aufl. 1939); Lehrplan für das zweite Jahr des kirchlichen Unterrichts (Konfirmantenjahr), aufgestellt vom Katechetischen Ausschuss in Westfalen, 2. Aufl., Gütersloh: Der Rufer 1946 (1. Aufl. 1940). 187 Da die Adressenliste des Verlags »nach der er- zwungenen Arbeitspause von mehr als 6 Jah- ren« unbrauchbar geworden war, wandte sich Beimdiek im September 1947 an die Ge- schäftsstelle der EKD mit der Bitte, dem Verlag die Adressen von Predigerseminaren, theologi- schen Schulen, evangelischen Akademien so- wie Missionsseminaren mittzuteilen. »Ich brau- che [die Adressen] vor allem für die sinnvolle Verteilung der Buchproduktion an die Buch- händler in den Städten, in denen solche Anstal- ten sich befinden.« EZA, 2/668, C. Bertelsmann (i.V. Beimdiek) an Geschäftsstelle der EKD (Pressestelle), 15.9.1947. 188 Ob die Predigten in »Der Trost Gottes«, die vor Kriegsende gehalten wurden, eine redaktionel- le Überarbeitung erfahren haben, bleibt offen. Lediglich bei zwei Predigten ist vermerkt, daß es sich hier um »durchgesehene Nachschrif- te[n]« handle. Vgl. Paul Althaus: Der Trost Gott- es. Predigten in schwerer Zeit, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946, S. 304, im folgenden S. 226, 236, 234. Dort auch das Zitat in der Kapitelüberschrift (S. 229). nen weiteren Anstoß am Alten Testament, daß ausgerechnet Israel, also die Juden, im Mittel- punkt dieses Buches stehen. Israel ist das ›aus- erwählte Volk‹. Bedeutet das nicht eine Ver- herrlichung des Judentums?« 194 Im Gegenteil: Hahn sieht die Geschichte Israels, wie sie im Alten Testament geschildert wird, als Voraussetzung für die Geschichte des Juden- tums: Nach der Zerstörung Jerusalems, so Hahn, habe sich die Existenz Israels aufgelöst. »Seitdem hat dieses Volk keinen eigenen Bo- den unter den Füßen, sondern lebt als Fremd- ling auf dem Boden anderer Völker. Das heuti- ge Judentum ist das Ergebnis dieser Geschich- te. Es unterscheidet sich wesentlich vom alten Israel.« Ebenda, S. 41. 195 Hans Thimme: Evangelische Männer – hinaus in die Welt, in: Es geht um die Nachfolge! Ruf und Verkündigung des Kirchlichen Männerta- ges Minden-Ravensberg am 20. Juli 1947 in Herford, Gütersloh: Der Rufer 1947, S. 36–46, hier S. 38, so auch im folgenden. 196 Althaus: Der Trost Gottes (wie Anm. 188), S. 248 f. 197 Paul Gronemeyer: Ich bin der Herr, dein Gott. Predigten über die Zehn Gebote im Sommer 1945, Gütersloh: Der Rufer 1946, S. 94, so auch im folgenden. 198 Edmund Schlink: Der Ertrag des Kirchenkamp- fes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947, S. 25. 199 LKAB, 0–C, 19–02, Bd. 2, Hans Asmussen an den Verlag C. Bertelsmann, 19.2.1947, Ab- schrift: »Wie wir hören, soll der erste Band der Dogmatik von Professor D. Paul Althaus in Bäl- de erscheinen. Wir bescheinigen hiermit, dass das Erscheinen dieses Werkes um des notwen- digen kirchlichen Gespräches willen im ge- samtkirchlichen Interesse liegt.« Vgl. ebenda, Präses Koch an C. Bertelsmann, 10.6.1947. Koch befürwortete hier die Publikation der Alt- 704 Anmerkungen zu den Seiten 537 bis 540

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haus-Titel »Die christliche Wahrheit«, »Gesetz und Evangelium« (erschien 1947) »Grundriß der Dogmatik« (erschien 1949) sowie die Ver- öffentlichung von Hermann Strathmanns »Was soll die ›Offenbarung‹ des Johannes« (1947). Koch führt hierzu aus: »Die Theologie der ge- nannten Autoren ist mir bekannt. Ich kann die Veröffentlichung dieser Bücher darum in vollem Maße befürworten. Auch über die Persönlich- keit der Verfasser kann ich nur Günstiges sa- gen: Keiner der 2 Herren gehörte zu den amtie- renden Kirchenmännern der sogenannten ›Deutschen Christen‹«. Vgl. auch ebenda, Evang.-Luth. Landeskirchenrat, München, an den Verlag C. Bertelsmann, 24.3.1947: »Unse- re Studenten und jungen Pfarrer sind weithin fast ohne, oder doch ohne eine zureichende theologische Bibliothek. Die vielen auswärtigen Pfarrer, die in unseren Dienst aufgenommen sind, besitzen zumeist kein einziges dogmati- sches Werk. Es besteht ein elementares Interes- se daran, daß die Dogmatik von Professor D. Althaus bald erscheint. Auch um des notwendi- gen kirchlichen Gesprächs willen legen wir Wert auf das Erscheinen des Buches. Wir haben darum vor Wochen Herrn Prof. D. Althaus be- auftragt, seine Dogmatik zu vollenden und zum Druck zu bringen.« 200 Vgl. Paul Althaus: Die christliche Wahrheit. Lehrbuch der Dogmatik. Erster Band, Güters- loh: C. Bertelsmann 1947, Zweiter Band, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1948. Bis 1972 wurden neun Auflagen dieses Titels publiziert. 201 Vgl. etwa Martin Niemöller: Herr ist Jesus Chri- stus. Die letzten achtundzwanzig Predigten, ge- halten in den Jahren 1936 und 1937 in Berlin- Dahlem, Gütersloh: Der Rufer 1946; Hans-Wal- ter Wolff: Neue Liebe zur Kirche, Gütersloh: Der Rufer 1947. Wolff führt im Vorwort aus, daß »diese Briefe im Jahre 1941 geschrieben« und »jetzt nur geringfügig überarbeitet« worden seien; er gebe sie hier auf »Anregen des Herrn Verlegers« heraus (S. 7). 202 Friedrich Büchsel: Jesus. Verkündigungen und Geschichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Büchsel, der vor 1945 mit 11 Titeln bei Bertels- mann vertreten war, hatte das Werk bereits 1941 abgeschlossen, es bekam aber keine Pa- pierbewilligung. Büchsel, der das Buch vor Drucklegung noch einmal durchsehen konnte, starb im Mai 1945 (vgl. Vorwort von M.-L. Büchsel, S. [5]). 203 Vgl. u. a. Friedrich Büchsel: Die Entstehung un- seres Neuen Testaments, Gütersloh: C. Bertels- mann 1946 (1. Aufl. 1938); Oskar Hammels- beck/Friedrich Linz (Hrsg.): Evangelisch-kirchli- che Männerarbeit heute, Gütersloh: Der Rufer 1946 (= Schriftenreihe für Laien-Zurüstung und Gemeinde-Aufbau, Band II) (1. Aufl. 1939); Erich Sauer: Der Triumph des Gekreuzig- ten. Ein Gang durch die neutestamentliche Of- fenbarungsgeschichte. Mit 90 Entwürfen zur biblischen Ansprache, 7. erweiterte Aufl., Gü- tersloh: Der Rufer 1946 (1. Aufl. im Umbruch- Verlag 1937); Werner de Boor: Unser Glau- bensbekenntnis. Eine Hilfe für das rechte Beten des Apostolikums in der Gemeinde, Gütersloh: Der Rufer 1947 (1. Aufl. 1941); Hermann Stra- thmann: Was soll die »Offenbarung« des Jo- hannes im Neuen Testament? 1. Dionysius von Alexandrien über die Offenbarung des Johan- nes. 2. Luthers Vorrede auf die Offenbarung des Johannes v. J. 1530, Gütersloh: C. Bertels- mann 1947 (1. Aufl. 1934); Wilhelm Oehler: Seid Täter des Wortes. Ein Andachtsbuch für die Hausgemeinde. Gütersloh: C. Bertelsmann 1948 (1. Aufl. 1937); Albrecht Oepke: Ge- schichtliche und übergeschichtliche Schriftaus- legung, 2., neu bearbeitete Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1948 (1. Aufl. 1931). 204 UA Erlangen-Nürnberg, MS 2666, Heinrich Mohn an Hans Preuß, August 1945. 205 UA Erlangen-Nürnberg, MS 2666, Heinrich Mohn an Hans Preuß, 17.11.1945. Weitere Korrekturen folgten im Januar 1946. Heinrich Mohn an Hans Preuß, 7.1.1946. 206 Geplant waren vier neue Titel dieses Autors. LKAB, 0–C, 19–02, Bd. 2, Heinrich Mohn an Präses Koch, 9.6.1947, hier: Zum Brief vom 9.6.1947 an Herrn Präses D. Koch, Bielefeld/Verzeichnis der zu erwartenden Werke von Althaus, Preuß und Strathmann. Mohn plante neben »Martin Luther. Seele und Sen- dung« folgende Titel: »Geschichte der Abend- mahlsfrömmigkeit«, »Das christliche Antlitz«, »Von der Seele der christlichen Kunst«. 207 LKAB, 0–C, 19–02, Bd. 2, Heinrich Mohn an Präses Koch, 9.6.1947. 208 Ebenda, Aktennotiz, betreff Veröffentlichung der Professoren Althaus, Preuss und Strath- mann, 12.6.1947. 209 Hans Preuß: Martin Luther. Seele und Sendung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947, S. 9, im fol- genden S. 99, 130. 210 UA Erlangen-Nürnberg, I.II Pos, 1 P Nr. 23, Per- sonalakte Hans Preuß, und I.II Pos, 1 A Nr. 16, Personalakte Paul Althaus. Vgl. Ericksen: Theo- logen, S. 156–162, Wendehorst: Geschichte, S. 217–230, Brennecke: Luthertum, S. 266. 211 Hans Preuß: Die Geschichte der Abendmahls- frömmigkeit in Zeugnissen und Berichten, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1949. 212 Vgl. außer den genannten Arbeiten auch Oskar Hammelsbeck: Kirche – Schule – Leh- rerschaft. Vorträge zum Wiederaufbau der deutschen Schule im christlichen Geiste, Gü- tersloh: Der Rufer 1946; ders.: Konfirmations- büchlein, Gütersloh: Der Rufer 1947; ders.: Zurück in die Kirche. Vier Briefe als Antwort auf ein Gesuch um Wiederaufnahme, Güters- loh: Der Rufer 1946; ders.: Der heilige Ruf. Aufsätze und Vorträge über die christliche Ver- antwortung für Kirche und Welt, Gütersloh: Der Rufer 1947. 213 Vgl. Hans Ehrenberg: Luthertum ökumenisch und deutsch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947 Anmerkungen zu den Seiten 540 bis 541 705

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(= Ökumenische Erfahrungen. Theologische Beiträge aus verschiedenen Kirchen, Heft 1). Vgl. auch ders.: Heimkehr nach Deutschland. Fragmente aus dem christlichen Gespräch zwi- schen Briten und Deutschen. Mit einem Geleit- wort von Hans Iwand, Gütersloh: C. Bertels- mann 1949. 214 Sammlung UHK, I.2/1013, Rundbrief C. Bertels- mann an die Branchenkollegen, Mai 1946. 215 Zu »Die von der Blumenwiese« vgl. Kapitel 4, S. 165 f., zu »Der Warphof und das Sumpf- moor« vgl. Kapitel 9, S. 395. 216 Der Vertrag war bereits am 9. März 1946, drei Wochen vor der Lizenzierung des Buchverlags, abgeschlossen worden. 217 Sammlung UHK, I.2/3059, Autorenvertrag über Will Vesper (Hrsg.): Heitere Liebesgeschichten, 25.4.1945. 218 Sammlung UHK, I.2/3059, Autorenvertrag über August Verleger: Der tiefe Brunnen, 27.5.1946. Vgl. zu diesem Autor Kürschners Deutscher Li- teratur-Kalender. Nekrolog, Bd. 2, S. 695. 219 Strauß hatte 1933 in Greifswald promoviert und war ab 1938 an der Reichsschule des Deutschen Buchhandels in Leipzig tätig, wurde bei Kriegsbeginn deren Leiter. Ab Dezember 1941 Offizier, kam er nach amerikanischer Ge- fangenschaft im September 1945 nach Güters- loh, wo eine Bekannte von der Reichsschule nun Chefsekretärin bei Bertelsmann war. Daten nach einem Zeitzeugengespräch von Herbert G. Göpfert mit Wolfgang Strauß am 27.9.1985 (Archiv des Börsenvereins des Deutschen Buch- handels). 220 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 19.3.1946. 221 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 28.5.1946. 222 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 28.6.1946. 223 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 19.4.1946. 224 Vesper wollte den zweiten Teil seiner Gotthelf- Sammlung unter dem schweizerische Kernigkeit versprechenden Titel »Währschaft Volk« her- ausbringen, verzichtete jedoch darauf, da der Titel Mißtrauen bei den Zensoren hätte erregen können. DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolf- gang Strauß an Will Vesper, 10.4.1946. 225 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 11.7.1946. 226 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Kurt Schmidt, 10.2.1947. Bei Wilpert/Güh- ring: Erstausgaben, 2. Aufl., S. 1532, Nr. 12, ist der Band unter Vesper verzeichnet. In Kür- schners Deutschem Literatur-Kalender 1943, S. 980 sind ein Indologe und ein Thüringer Hei- matkundler Kurt Schmidt verzeichnet. Aus der überlieferten Korrespondenz läßt sich nicht er- schließen, ob es sich bei Schmidt um einen tatsächlichen oder erfundenen Mitarbeiter Ves- pers handelte. Angesichts der hohen Wert- schätzung, die der Autor beim Verlag genoß, ist die Verwendung eines Tarnnamens aber durch- aus denkbar. 227 DLA Marbach, NL Will Vesper, Gustav Dessin an Will Vesper 19.7.1945; DLA Marbach, NL Hans Grimm, Gustav Dessin an Hans Grimm, 13.8. 1945. 228 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm, 9.8.1945, so auch im folgen- den. 229 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Hans Grimm 7.12.1945. 230 Es handelte sich um »Von der bürgerlichen Ehre und bürgerlichen Notwendigkeit«, »Glau- be und Erfahrung«, »Vom deutschen Kampf um den Raum«, »Von deutscher Not«, »Der Öl- sucher von Duala« und »Volk ohne Raum«. Strauß würdigte diese Liste als sorgfältiger ge- genüber der in Minden von den Alliierten ge- führten, die Grimms Schriften zur Gänze verbot. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Wolf- gang Strauß an Hans Grimm, 28.5.1946. 231 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Wolfgang Strauß an Hans Grimm, 13.9.1946. 232 Schröders »Theologia deutsch« (1947) blieb seine einzige Publikation bei Bertelsmann. 233 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Emil Strauß, 17.6.1946. 234 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Heinrich Mohn an Friedrich Bischoff, 17.6.1946. 235 DLA Marbach, NL Hans Grimm, Wolfgang Strauß an Hans Grimm, 15.8.1946. 236 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 23.6.1948. Zu E. E. Dwinger, I. Seidel und P. Alverdes vgl. Sarkowicz/Mentzer: Literatur, S. 144–146, 355–369 und 69 f. Zu H. Rehberg und W. Pleyer vgl. Lennartz: Schrift- steller, Bd. 3, S. 1376–1379 und 1339–1341. Zu A. v. Czibulka vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 1, S. 351–353. Benno Mascher (1903– 1986) war während der NS-Zeit Schriftleiter der Zeitschrift »Das Innere Reich« gewesen. Gustav Pezold (geb. 1891) war bis 1937 Leiter des Langen-Müller-Verlags gewesen, wo auch Herbert G. Göpfert (geb. 1907) als Lektor tätig war. 237 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 12.3.1947. Tatsächlich erschie- nen mehrere Werke Ernsts in der Folge bei C. Bertelsmann. Die Bertelsmann Volksausgabe von Paul Ernsts Roman »Das Glück von Lau- tenthal« brachte es 1949 auf 55 000 Exempla- re. Vgl. das Werbeplakat, Farbabb. 77. 238 Kurt Berger: Schleichwege zum Chaos, in: Die Sammlung 2 (1946), Heft 2, S. 68–81, hier S. 81. Die Pädagogik- und Kulturzeitschrift »Die Sammlung« erschien ab 1945 bei Van- denhoeck & Ruprecht in Göttingen. Auf wel- chen Aufsatz er sich bezieht, läßt Strauß offen. Es kann jedoch, wie die Durchsicht der Zeit- schrift zeigt, kein anderer Beitrag in Frage kom- men. 239 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper 16.5.1947. 706 Anmerkungen zu den Seiten 541 bis 546

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240 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 14.12.1949. 241 DLA Marbach, NL Will Vesper, Wolfgang Strauß an Will Vesper, 14.12.1950. 242 1950 wollte Grimm die nun in Gütersloh frei- gegebenen Bestände der »Englischen Rede« durch Bertelsmann aufbinden und mit neuen Titelblättern versehen lassen. Steinsiek schlug billigeren Neusatz im Eigenverlag vor; Grimm erhielt 1 000 Exemplare kostenlos, jedoch nicht zum Verkauf, sondern unter der Bedingung, den Rest der Auflage zu makulieren. Dies muß- te Bertelsmann 1951 mit der Drohung der Strafverfolgung bei Zuwiderhandlung unter- mauern. DLA Marbach, NL Hans Grimm, Ger- hard Steinsiek an Hans Grimm, 15.6.1951. 243 Zu Wilhelm Fredemann vgl. Deutsches Litera- tur-Lexikon, Bd. 5, Sp. 525, zu Wilhelm Schar- relmann vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1505; Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 14, Sp. 283 f.; Literaturlexikon, Bd. 10, S. 162 f. 244 Lise Gast zählte bis in die achtziger Jahre zu den bekanntesten deutschen Jugendbuchauto- rinnen. Vgl. Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 6, Sp. 83–87; Kürschners Deutscher Literatur-Ka- lender. Nekrolog, Bd. 3, S. 180 f. 245 Vgl. die Kassette »Bergheimat. 5 Romane aus der Alpenwelt« mit Anzengrubers »Sternstein- hof«, Schröers »Lawine von St. Thomas«, Luis Trenkers »Heimat aus Gottes Hand« sowie Zahns »Lukas Hochstraßers Haus« und »Frau Sixta« zum Preis von 36,55 DM. 246 Zu beiden Autoren vgl. Kapitel 9, S. 398 f. 247 Von Otto Brües erschienen bei C. Bertelsmann bis zum Ende des hier untersuchten Zeitraums die folgenden Titel: »Das vergessene Lied« (1947), »Die Brunnenstube« (1948), »Mutter Annens Sohn« (1948), »Simon im Glück« (1949), »Sturm und Stille« (1949), »Die Höhle Tubuk« (1952). 248 »Menschen und Zeiten. Begegnungen aus fünf Jahrzehnten« (1948); »An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen« (1949). 249 »Kleines Wörterbuch für Musikgespräche« (1950); »Kleines Wörterbuch für literarische Gespräche« (1950). 250 Milton Shulman: Die Niederlage im Westen. Mit einer Einführung von Prof. Dr. Gerhard Rit- ter, Gütersloh: C. Bertelsmann 1949, Klappen- text. Auch Ritters Einleitung weist den Leser warnend darauf hin, es bedürfe »schon einer gewissen Anstrengung, um den politisch-histo- rischen Gehalt dieses Buches ohne Vorurteil und Selbstverhärtung entgegenzunehmen« (S. 13). 251 Vgl. hierzu Kapitel 4, S. 136–138 und Kapitel 9, S. 397. 252 Von Hermann Claudius erschienen in dem hier untersuchten Zeitraum die folgenden Titel bei C. Bertelsmann: »Das Lied Sulamit« (1947), »Nur die Seele. Siebenmal sieben deutsche Ge- dichte« (1947), »Der Garten Lusam« (1947), »Das Wolkenbüchlein« (1948), »Der Acker- mann und der Tod nach des Johannes von Saaz Ackermann aus Böhmen Anno 1400« (1948), »Ulenbütteler Idylle« (1948). 253 Hermann Claudius: Nur die Seele. Siebenmal sieben deutsche Gedichte, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1947. 254 Zu Bernt von Heiseler vgl. Lennartz: Schriftstel- ler, Bd. 2, S. 705–708; Deutsches Literatur-Lexi- kon, Bd. 10, Sp. 793–795; Literaturlexikon, Bd. 5, S. 190. Von ihm erschienen bei C. Bertels- mann: »Schauspiele« (3 Bde., 1949–1951), später »Briefe aus Rom« (1950), »Vera Holm« (1950), »Kleist« (1951), »Katharina. Das Eh- renwort. Zwei Erzählungen« (1952), »Ahnung und Aussage. Essays« (1952). 255 Zu Heinrich Zillich vgl. Lennartz: Schriftsteller, Bd. 3, S. 1927–1929; Sarkowicz/Mentzer: Lite- ratur, S. 417–419; Literaturlexikon, Bd. 12, S. 495. Von Zillich erschienen in dem hier un- tersuchten Zeitraum die folgenden Titel bei C. Bertelsmann: »Gabe an die Freunde an mei- nem 50. Geburtstag« (1948), »Attilas Ende« (überarbeitete Lizenzausgabe von Langen-Mül- ler, 1948), »Flausen und Flunkereien. Lustige Geschichten aus Siebenbürgen« (1949). 256 Zu Joachim von der Goltz vgl. Lennartz: Schrift- steller, Bd. 1, S. 580–582; Deutsches Literatur- Lexikon, Bd. 6, Sp. 599. Von Goltz erschienen in dem hier untersuchten Zeitraum die folgen- den Titel bei C. Bertelsmann: »Der Steinbruch« (Lizenzausgabe von Langen-Müller, 1948), »Die Ergriffenen« (1948), »Junge Freund- schaft« (1948), »Mensch und Widersacher. Ein Spiel vom Armen Heinrich« (1949), »Peter Hu- nold« (1949), »Mich hält so viel mit Liebesban- den« (1951). 257 Vgl. Georg Müller: Nietzsche und die deutsche Katastrophe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946, S. 42 f.: »Die Gedanken Nietzsches sind […] unbesiegt geblieben. […] Wollen wir Deutsche nicht umsonst gelitten haben, dann ist es unse- re Pflicht, die Welt auf Gedanken aufmerksam zu machen, die der künftigen Diktatur auf in- ternationaler Grundlage zu Diensten stehen und die aus ihr etwas ganz anderes gestalten werden als den Weltbund demokratisch regier- ter Völker!« Im selben Jahr erschien bei C. Ber- telsmann die von Georg Müller verfaßte Bro- schüre »Goethe und die deutsche Gegenwart«. 258 Zu Waldemar Augustiny vgl. Lennartz: Schrift- steller, Bd. 1, S. 50–52; Deutsches Literatur- Le- xikon, Bd. 1, Sp. 188; Literaturlexikon, Bd. 1, S. 255. Von ihm erschienen innerhalb des hier untersuchten Zeitraums außerdem die folgen- den Titel bei C. Bertelsmann: »Die Braut des Admirals« (1942), »Die große Flut. Chronik der Insel Strand« (1947), »Bei Nacht erzählt« (1947), »Die Fischer von Jarsholm« (1950). 259 Vgl. dazu Wittmann: Geschichte, S. 412, aus- führlich Umlauff: Wiederaufbau, Sp. 663 ff. Anmerkungen zu den Seiten 546 bis 549 707

705

Betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten 1 Zur Quellenlage: Für den Zeitraum 1918/19 bis 1945 liegen die Bilanzen des Unternehmens C. Bertelsmann vor, als Abschriften und Durch- schläge der Aufstellungen für das Finanzamt Wiedenbrück. Sammlung UHK, I.2/2018, Bilan- zen Rufer-Verlag Mohn KG, 1948–1959; I.2/2047–2053 sowie 2072, 2073, 2075, Bi- lanzen C. Bertelsmann Verlag. Dazu kommen Heinrich Mohns private Kladden mit Statisti- ken; Sammlung UHK, I.2/2020 und 2022. Die erste reicht von 1924 bis 1942 mit letzten Nachträgen 1950, die zweite, wesentlich rudi- mentärer geführt, beginnt mit dem Jahr 1943, als die Personengesellschaft zur Kommanditge- sellschaft wurde und endet im wesentlichen mit der Währungsreform 1948. Darin sind alle Bilanzpositionen und zusätzlich Kostenstellen- und Kostenträger-Rechnungen für die theologi- sche Produktion, die Belletristik und die Zeit- schriften mit den zugeordneten Materialeinsät- zen und Gemeinkosten erfaßt. Diese Daten un- terscheiden sich nur marginal von den Steuer- bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen des Unternehmens – insbesondere wenn in den Bilanzen Bildungen oder Auflösungen von Rückstellungen auftauchen, die das operative Ergebnis um außerordentliche Verluste schmälern oder um außerordentliche Erträge verbessern. Als Rohdaten geben sie einen gut- en Einblick in die Entwicklung der verschiede- nen Geschäftsfelder. Alle Gewinnangaben be- ziehen sich auf das »normal-einkommensteuer- pflichtige Einkommen« von Bertelsmann bzw. Heinrich Mohn, d. h. die privaten Einnahmen und Ausgaben von Heinrich Mohn sind im Ge- winn bereits eingerechnet. Dieser Gewinn vor Steuern wurde dann nach der Einkommensteu- er-Tabelle weiter behandelt. Eine dritte Quelle bilden die Berichte der durchgeführten Be- triebs- und Rechnungsprüfungen. 2 Die Einlagen betrugen: Heinrich Mohn 1 549 036,00 RM, seine Kinder jeweils 300 000,00 RM. 3 Es liegen nur unvollständige Personalzahlen für einzelne Jahre vor. 4 Vgl. dazu Kapitel 9, S. 425–431 5 Die höhere Umsatzrendite in Tabelle 1 ergibt sich daraus, daß Heinrich Mohn eine Rücklage von 45 000 RM auflöste. 6 Vgl. das Schaubild in Kapitel 4, S. 129 7 Sammlung UHK, I.2/2048, Bilanzerläuterung 1927. 8 Die in Tabelle 4 wiedergegebenen Zahlen sind Rohgewinne oder Rohverluste und lassen sich nicht ohne weiteres auf die in Tabelle 2 und Graphik 2 erfaßten Gewinnzahlen bringen. In einigen Jahren, so 1932 und 1936 bis 1940 weichen sie eklatant von den Werten in der Bi- lanz ab. Diese Rohdaten sind jedoch geeignet, eine vergleichende Bewertung der Verlagsgrup- pen untereinander über einen längeren Zeit- raum vorzunehmen. 9 Bertelsmann rechnete mit folgenden Abschrei- bungssätzen für Bücher: Jahr der Erstellung: 100 %, 1. Jahr 80 %, 2. Jahr 60 %, 3. Jahr 40 %, 4. Jahr 20 %, 5. Jahr Restpauschale. Vgl. Bericht der Steuerprüfung bei Bertelsmann 1947/1948 für die Jahre 1941–1946. 10 1941 und 1942 werden für die Theologica enorme 63 % bzw. 65 % Rendite erreicht. Dagegen lagen zwischen 1932 und 1934 die Verluste bei 100 % der Einnahmen, er- reichten also die Höhe des gesamten Umsat- zes. 11 Mohn hat diese Investitionen unterschiedlich abgeschrieben. Für Gebäude galt eine jährliche Abschreibung von 2 %, für Buchdruckerei- und Buchbindereieinrichtung eine solche von 10 %. Dies bezeichnete 1935 der Prüfer des Finanz- amtes als reichlich hoch. Bertelsmann begrün- dete die Zahl mit dem Zweischichtbetrieb, in der Folge wurde weiter so verfahren. 12 Die persönlichen Entnahmen sind untergliedert in Haushalt, Private Zinsen, Privates Kapital, Private Steuern, Investitionen und Abschreibun- gen im Privathausbereich (Bau Haus Kurfür- stenstr. 28 Anfang der dreißiger Jahre). Diese Positionen werden vom Bruttojahresgewinn abgezogen, so daß sich der Reinertrag für die normale Besteuerung des Unternehmens er- gibt. 13 Es handelte sich um 40 090 (Haushalt), 5 426 (Priv. Zinsen), 12 765 (priv. Kapitalrücklage), 104 (priv. Steuern), 401 (Priv. Haus Bahnhofstr. 12), 624 (Priv.Haus), 466 (Mieten priv), zusam- men 58 962 RM. Der sich ergebende Reinertrag von 89 782 wurde um Überweisung von 20 000 an die steuerlich begünstigte Rücklage lt. § 58a verbessert, so daß ein Gesamtertrag C. Bertelsmann von 109 782 entstand. Davon gingen ab: private Ausgaben wie Kirchensteuer, die Mohn offenbar selbst übernommen hat, kleinere private Schuldzinsen und der Wert der elterlichen Wohnung, zusammen 16 143. 14 Die wichtigste Quelle zu den karitativen Fonds, die der Verlag C. Bertelsmann unterhielt, sind Mohns Darlegungen 1935 für die Steuerbehör- den des Landesfinanzamts Münster. Sie flossen in den Betriebsprüfungsbericht des Landesfi- nanzamts vom 9.4.1935 ein. Sammlung UHK I.2/2086, Unterlagen Heinrich Mohn für Lan- desfinanzamt Münster, 28.3. und 29.3.1935, 6.4.1935, sowie Betriebsprüfungsbericht Dre- es, 9.4.1935. 15 Sammlung UHK, I.2/2086, Betriebsprüfungsbe- richt Drees, [9.4.1935]. 16 Sammlung UHK, I.2/3059, Vertrag über Will Vesper: Die Wanderung des Herrn Ulrich von Hutten, 29.7.1943. 708 Anmerkungen zu den Seiten 565 bis 581

706

Abkürzungen Abkürzungen a. D. Abt. ADW ADWW AEKR AG AOG AOK ARA Art. Aufl. BA Berlin BA-MA BA-ZNS BA-ZwDH BDC BDM BK BMW Börsenblatt BV CDU Co. D. DAF DC DDP DDR DEK DEMA DEMB DEMR DEMT DFG DGMW DGO DLA DNVP DRK DSP DSt Dt. DV DVP außer Dienst Abteilung Archiv des Diakonischen Werkes der EKD Berlin Archiv des Diakonischen Werkes der EKD Westfalen Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland Aktiengesellschaft bzw. Arbeitsgemeinschaft Arbeitsordnungsgesetz Armee Oberkommando Algemeen Rijksarhief – Allgemeines Reichsarchiv Den Haag Artikel Auflage Bundesarchiv Berlin Bundesarchiv – Militärarchiv, Freiburg im Breisgau Bundesarchiv – Zentralnachweisstelle, Aachen Bundesarchiv – Zwischenarchiv, Dahlwitz-Hoppegarten ehemaliges Berlin-Document-Center, jetzt BA Berlin Bund Deutscher Mädel Bekennende Kirche Berliner Missionswerk Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Börsenverein des Deutschen Buchhandels Christlich Demokratische Union Deutschlands Compagnie Ehrendoktorwürde der Theologie Deutsche Arbeitsfront Deutsche Christen Deutsche Demokratische Partei Deutsche Demokratische Republik Deutsche Evangelische Kirche Deutscher Evangelischer Missions-Ausschuß Deutscher Evangelischer Missions-Bund Deutscher Evangelischer Mission-Rat Deutscher Evangelischer Missions-Tag Deutsche Forschungsgemeinschaft Deutsche Gesellschaft für Missionswissenschaft Deutsche Gemeindeordnung Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar Deutschnationale Volkspartei Deutsches Rotes Kreuz Deutsche Staatspartei Deutsche Studentenschaft Deutsch Deutscher Verlag Deutsche Volkspartei EKAG EKD ELK-Wue EMM EMW EOK Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh Evangelische Kirche Deutschlands Landeskirchliches Archiv Stuttgart Evangelisches Missions-Magazin Evangelisches Missionswerk Hamburg Evangelischer Oberkirchenrat Abkürzungen 709

707

EStG EZA Fa. FDP FM Frh. Gestapa Gestapo GmbH GPU GV gvH HAB HJ Hrsg. HStA ICU IfZ IMT Evangelisch-Stiftisches Gymnasiums Gütersloh Evangelisches Zentralarchiv in Berlin Firma Frei Demokratische Partei Förderndes Mitglied der SS Freiherr Geheimes Staatspolizeiamt Geheime Staatspolizei Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gossudarstwenoje Polititscheskoje Uprawlenije – Russischer Geheimdienst Gesamtverzeichnis des deutschen Schrifttums garnisonsverwendungsfähig Heimat Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Anstalten Hitler-Jugend Herausgeber Hauptstaatsarchiv Information Control Unit Institut für Zeitgeschichte, München Internationales Militärtribunal Nürnberg KAG KdF KG Komintern KommunalA KPD KWVO KZ Kreisarchiv Gütersloh bzw. Kriegsarbeitsgemeinschaft Kraft durch Freude Kommanditgesellschaft Kommunistische Internationale Kommunalarchiv Kommunistische Partei Deutschlands Kriegswirtschaftsverordnung Konzentrationslager LABB LCVA LKAB LKA LKAH LKN luth. LVA LVVA MG Ms. Nachf./NF NAMZ NBI NIOD NL NS NSBO NSDAP NSFK NSKK NSLB NSV Oblt. OKL OKM 710 Abkürzungen Landeskirchenarchiv Berlin-Brandenburg Lietuvos Centrinis Valstybes Archyvas – Staatliches Archiv Vilnius Landeskirchliches Archiv Bielefeld Landeskirchliches Archiv Landeskirchliches Archiv Hannover Liturgische Konferenz Niedersachsen Lutherisch Latvijas Valsts Arhivs – Lettisches Staatsarchiv Riga Latvijas Valsts Vestures Arhivs – Lettisches Historisches Staatsarchiv Riga Maschinengewehr Manuskript Nachfolger Neue Allgemeine Missionszeitschrift Nederlands Beheers Institut Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie Nachlaß Nationalsozialismus/nationalsozialistisch Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Nationalsozialistisches Fliegerkorps Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps Nationalsozialistischer Lehrerbund Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Oberstleutnant Oberkommando der Luftwaffe Oberkommando der Marine

708

OKW OPG OStD OT Pfg. Pg. PPK PRO RFSS RGBl. RKK RM RmfkA RMVP RSHA RSK SA SD Sipo SPD Sp. SS StA StadtA Stapo Tsd. UA UB UHK uk/Uk USA USPD VDA VEB WASt WiBu Wigru WPr WWA ZASt ZdF Oberkommando der Wehrmacht Oberstes Parteigericht Oberstudiendirektor Organisation Todt Pfennig Parteigenosse Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des nationalsoziali- stischen Schrifttums Public Record Office, Kew Reichsführer SS Reichsgesetzblatt Reichskulturkammer Reichsmark Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Reichssicherheitshauptamt Reichsschrifttumskammer Sturmabteilung Sicherheitsdienst Sicherheitspolizei Sozialdemokratische Partei Deutschlands Spalte Schutzstaffel Staatsanwaltschaft bzw. Staatsarchiv Stadtarchiv Staatspolizeistelle Tausend Universitätsarchiv Universitätsbibliothek Unabhängige Historische Kommission zur Erforschung der Geschichte des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich unabkömmlich United States of America Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands Verein für das Deutschtum im Ausland Volkseigener Betrieb bzw. Vereinigung Evangelischer Buchhändler Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten An- gehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (Wehrmachtauskunftstelle) Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels Wirtschaftsgruppe Druck Wehrmachtpropaganda Westfälisches Wirtschaftsarchiv Zentralauftragsstelle für die besetzten niederländischen Gebiete Zentrale der Frontbuchhandlungen Abkürzungen 711

709

Quellen und Literatur Das Verzeichnis beschränkt sich auf die tatsächlich durchgearbeiteten Archivbestände und die benutzte Literatur. Bei den gesondert ausgewiesenen Titeln der Verlage C. Ber- telsmann und Der Rufer handelt es sich, soweit nicht anders vermerkt, jeweils um die Erstauflage. Sammelbände, aus denen mehrere Beiträge verzeichnet sind, erscheinen nur im Haupteintrag mit vollständigem Titel. 1. Ungedruckte Quellen Algemeen Rijksarchief Den Haag – Archivs of the Nederlands Beheers Institut Bestände 184468, 184699, 184700: Vondelstad Amsterdam Bestände 50343, 50344: Bosch en Zoon, Utrecht Bestand 131417: Montanus en Tulp, Den Haag Bestand 84834: Haagsche Drukkerij, en Haag Bestände 2872 (alt DS’2029, DS’1826, DS’3895): Teulings Uigeversmaatschappij, Rotterdam Bestand (alt) DS’4517: Wyt en Zoon, Rotterdam Bestand 2730 (alt DS’319): Thieme en Co, Zutphen Bestand 2131 (alt PE 2/2155): hier Bertelsmann-Banzhaf Central Archief Bijzondere Rechtspleging (CABR) 227 H. J. Kerkmeester Central Archief Bijzondere Rechtspleging (CABR) 89374/89560 C.A.M. Spruyt Archiv der Druckerei Wyt und Zonen, Rotterdam Auftragsbücher aus den vierziger Jahren Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland A 2 A 3 B 12 B 28 B 55 Nachlaß Pfarrer Karl Honemeyer Konsistorium Kirchenkampf-Sammlung Beckmann 712 Quellen und Literatur A 4 A 5 A 6 A 7 A 8 A 9 A 12 A 14 A 15 A 16 A 17 Rheinische Bekenntnissynode Schriftwechsel 1.11.1939–30.12.1939 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel (1934, 1938) Januar–Dezember 1940 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel (Juni 1939) Januar–April 1941 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel April–Juni 1941 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel Juli–Dezember 1941 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel 20.1.1940–30.6.1942 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel Juli–Oktober 1942 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel 18.5.1941–30.12.1942 Handakten Präses Beckmann – Schriftwechsel Juli–Dezember 1943 Kirchenkampfakten – Schriftwechsel 21.10.1943–15.1.1945 Handakten Beckmann, Kirchenkampf-Korrespondenz Januar–Juni 1945 Handakten Beckmann, Kirchenkampf-Korrespondenz Juli–September 1945 Handakten Beckmann, Kirchenkampf-Korrespondenz Oktober–De- zember 1945 Rheinische Bekenntnisgemeinden Briefe 4.10.1937–1.10.1940 Rüstdienst der Rheinischen Bekenntnissynode 27.7.1937–13.9.1940 Kirchenkampf, Bücheranzeigen Juni 1934–Februar 1941

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Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh 1 2 3 4 5 9 10 11 12 13 15 17 18 20 22 25 Geschichte und Allgemeine Verwaltung der Kirchengemeinde Seelsorge, Gottesdienst Kirchenmusik Reformationsfest, Luthergedanken, Evangelische Wochen Kirchenpolitische Lage ab 1933 Mission/Dritte Welt Kirchliche Vereine Pfarrer, Vikare, Prediger Personalia Glocken Kindergärten, Kindertagesstätten, Kinderheime Anstalten und Einrichtungen Stiftungen, Vermächtnisse Kirchen und Gemeindehäuser Sonstige kirchliche Gebäude Verschiedenes Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin Theo. Fak. UK Evangelisch-Theologische Fakultät Universitätskurator zu Berlin Archiv der Luther-Gesellschaft e.V. Protokolle des geschäftsführenden Ausschusses Archiv der Vereinten Evangelischen Mission Wuppertal Rheinische Missionsgesellschaft Archiv der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth, Bethel N-01 N-04 N-07 N-A N-CH N-F N-KS Schriftgut/Sammlung Akten I Akten der Vorsteher und Brüderpfarrer Amtsbücher Chronik 1877–1977 Fotobestand Kleine Schriften Archiv des Chr. Kaiser-Verlags Schriftwechsel der Verlagsleitung Archiv des Diakonischen Werkes der EKD Berlin CA CA/AC CA/EvA Central-Ausschuß für die Innere Mission, Zentralregistratur Central-Ausschuß für die Innere Mission, Apologetische Centrale Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangeli- schen Kirche, Evangelistische Abteilung Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangeli- schen Kirche, Referat Gesundheitsfürsorge Central-Ausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangeli- schen Kirche, Propagandadienst Deutscher Evangelischer Verband für Volksmission CA/G CA/PD DEVVM Archiv des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche von Westfalen Westfälischer Provinzialverband für Innere Mission Archiv des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche im Rheinland Bestand Ohl Ungedruckte Quellen 713

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Archiv des Evangelischen Johanneswerks e.V. Protokollbuch des Stadtvereins für Innere Mission (1913–1943) Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe 907 908 701–702 Nachlaß Landeshauptmann Karl Friedrich Kolbow Nachlaß Landeshauptmann Ernst Kühl Kulturpflege Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung I-216 Nachlaß Hans Erich Stier Bezirksregierung Düsseldorf, Abteilung für Wiedergutmachung Personenbezogene Fallakten Bundesarchiv Aachen-Kornelimünster RH 69 Personenbezogene Fallakten Wehrmachtsgerichtsakten – Lackas Prozeß Bundesarchiv Berlin NS 3 NS 5 NS 6 NS 8 NS 10 NS 11 NS 12 NS 15 NS 19 NS 31 NS 34 R 43 R 55 R 56 I R 56 V R 58 R 3001 R 3101 R 5101 SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt Deutsche Arbeitsfront Parteikanzlei Kanzlei Rosenberg Adjutantur des Führers Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums NS-Lehrerbund Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten gei- stigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP Persönlicher Stab Reichsführer SS SS-Hauptamt SS-Personalhauptamt Reichskanzlei Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Reichskulturkammer, Zentrale und Büro Hinkel Reichskulturkammer, Reichsschrifttumskammer Reichssicherheitshauptamt Reichsjustizministerium Reichswirtschaftsministerium Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten Bundesarchiv Berlin – BDC Personenbezogene Fallakten Bundesarchiv – Zwischenarchiv Dahlwitz – Hoppegarten Personenbezogene Fallakten Bundesarchiv – Militärarchiv Freiburg Pers. 6 RH 8 RH 21-5 RH 53-6 RL 19 RL 32 RW 2 Kriegsgerichtsakten Heereswaffenamt 5. Panzerarmee Wehrkreiskommando VI, Münster Luftgaukommando, Luftrüstungsstäbe Münster Fallschirmpanzerkorps »Hermann Göring« Chef des Oberkommandos und unmittelbar unterstellter Dienststellen der Wehrmacht Wehrmachtzentralamt (BDW) Oberkommando der Wehrmacht, Wehrmachtführungsstab, Abteilung Wehrmachtpropaganda RW 3 RW 4 714 Quellen und Literatur

712

RW 5 RW 6 RW 19 RW 20-6 RW 21-7 OKW, Abteilung Ausland/Abwehr OKW, Allgemeines Wehrmachtamt OKW, Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt Rüstungsinspektionen, Wehrkreis VI Münster/Westfalen Rüstungskommando Bielefeld Bundesarchiv – Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR NSD 14 NSD 16 NSD 41 NSD 75 Deutsche Bücher Zentralverlag der NSDAP Publikationen des Amts Rosenberg Fördernde Mitglieder SS Fördernde Mitglieder SS Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Personenbezogene Fallakten Deutsche Bücherei Leipzig Liste der im Verlegerkatalog der Deutschen Bücherei verzeichneten Titel aus dem Verlag Der Rufer und dem Umbruchverlag, 1928–1969 Liste der im Verlegerkatalog der Deutschen Bücherei verzeichneten Titel aus dem C. Bertelsmann Verlag Gütersloh, 1913–1973 Deutsches Literaturarchiv/Schiller-Nationalmuseum Marbach Nachlässe Paul Ernst, Paul Fechter, Hans Grimm, Max Jungnickel, Jochen Klepper, Ernst Moritz Mungenast, Wilhelm Stapel, Auguste Supper, Will Vesper Evangelisch-Stiftisches Gymnasium Gütersloh Oberkirchenrat Akten des Kuratoriums Handakten Heinrich Wolf Pensionierung Fliedner Jahresberichte Verein der Altschüler und Freunde des Gütersloher Gymnasiums Nachfolge Florin Evangelisches Medienhaus Bielefeld 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Schriftverkehr Evangelischer Presseverband (1941–1950) Ohne Titel Eingriffe des NS-Staates, Beschlagnahme – Dokumente (1934–1940) Manuskript Schwarz Presse. Handakte Dr. Focko Lüpsen Ohne Titel Akten Weymann. Beymestraße 16 EPWL – Gubil EPWL – Kirchenkampf in Deutschland EPWL – Chronik der ev. Publizistik Westfalen EPWL/UK. Historische Schriften aller Art EPWL – Rechtsstreit Rassy, Lizenzen Evangelisches Pressearchiv/Universität München Reichsverband der Evangelischen Presse Zonen-Presserat 1946–1949/Nachlaß Lüpsen A. H. Hinderer IV, 1933–1945 Paul Winckler: »Wie ich es sah und sehe. Vom Weg durch bewegte deutsche Jahrzehnte. Lebenserinnerungen eines Theologen«, o. O., o. J. [1965] Ungedruckte Quellen 715

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Evangelisches Zentralarchiv Berlin 1 7 50 Vorgängereinrichtungen der EKD Evangelischer Oberkirchenrat Archiv für die Geschichte des Kirchenkampfes in der kirchlichen Hochschule Berlin Diverse Nachlaßsplitter Nachlaß Klara Hunsche Nachlaß A. W. Schreiber (1867–1945) Nachlaß Carl Stange Korrespondenz Rudolf Hermann 600 611 623 629 712 Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bielefeld 1 2 B IX B IX B X B X B XII D I D I Briefwechsel Fr. v. Bodelschwingh Das Leben Das Werk. Die Anstalt Bethel Das Missionswerk: 1. Äußere Mission. Allgemeines Das Missionswerk: 11. Arbeitsberichte der Missionare Kirchliche Fragen: 3. Die Theologische Woche Kirchliche Fragen: 4. Die Theologische Schule Politische Fragen Mitarbeiter, Freunde und Widersacher: Mitarbeiter Mitarbeiter, Freunde und Widersacher: Freunde Historisches Archiv des Börsenvereins des deutschen Buchhandels »Sammlung Bertelsmann« Nachlaß Karl Robert Langewiesche Institut für Zeitgeschichte, Archiv OMGUS-Akten Kommunalarchiv Minden Kirchengeschichtliche Arbeitsgemeinschaft/KAG Kreisarchiv Gütersloh F 11 F 20 F 33 F 34 F 41 F 46 F 47 F 65 F 66 F 113 F 115 F 125 F 139 III 65 Ohne Sig. Allgemeine Verwaltung Gemeindeverwaltung Sicherheitspolizei Sicherheitspolizei Ordnungs- und Sittenpolizei Pressepolizei Pressepolizei Land- und Forstwirtschaft, Generalia Land- und Forstwirtschaft, Spezialia Judensachen Kirchliche Angelegenheiten Hitlerjugend Kriegswirtschaft Kommunalaufsicht Landratsamt Wiedenbrück Landesarchiv Berlin A Rep 243 Reichsschrifttumskammer, Landesleitung Berlin Landeskirchliches Archiv Berlin-Brandenburg Archiv des Berliner Missionswerks/BMW 716 Quellen und Literatur

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Landeskirchliches Archiv Bielefeld Nachlaß Hugo Rothert 3.9 Nachlaß Johannes Kuhlo 3.16 Nachlaß Hans Ehrenberg 3.17 3.20 Nachlaß Dr. Ernst Kleßmann Nachlaß Edmund Schlink 3.23 Nachlaß Johannes Zauleck 3.26 Sammlung Wilhelm Niemöller 5.1 Generalia 0 (neu) Präsidium der westfälischen Präsidialsynode (1927–1949) 0.3 0.4 Geistliche Leitung der Kirchenprovinz Westfalen (1935–1948) Evangelisches Bistum Münster (Bischof Adler) 1933–1934 0.6 Präs. Abteilung des Konsistoriums 0.9 13 Pädagogisches Institut Villigst Konsistorium Bibliothek Diverse Bestände 4.18 4.38 4.44 4.50 Innere Mission Korrespondenz mit Verlagen (1936–1940) Arbeitsgemeinschaft für Volksmission Innere Mission. Bücherverzeichnisse Landeskirchliches Archiv Mecklenburg 704 Generalakten des Oberkirchenrats Landeskirchliches Archiv Hannover N 62 Nachlaß Theodor Hoppe Liturgische Konferenz Niedersachsen D 3 Landeskirchliches Archiv Stuttgart/Ev. Landeskirchenarchiv Württemberg D 40 Nachlaß Adolf Schlatter Landgericht Bielefeld Akte 300 I Generalakte Lettisches Historisches Staatsarchiv Riga P 80 P 98 P 132 P 164 P 252 P 828 P 952 P 958 P 959 P 960 P 961 P 989 Wehrmachtsbefehlshaber Ostland Gebietskommissar Arbeitsamt Riga Außerordentliche Kommission der sowjetischen Verwaltung in Riga Arbeitsamt Aluksne Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Hauptdirektion für die gewerbliche Wirtschaft 315. Lettisches Baubataillon Arbeitsamt Riga Arbeitsamt Libau (Lepaja) Arbeitsamt Ventspils Arbeitsamt Lesis Arbeitsdepartement, Generaldirektion der Wirtschaft Lettisches Staatsarchiv Riga 69 828 989 1488 Generalkommissar Riga Hauptdirektion für gewerbliche Wirtschaft Arbeitsdepartement Handels- und Gewerbeamt Ungedruckte Quellen 717

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Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie Papierwirtschaft Generalkommissar für Wirtschaft und Finanzen Wirtschaftsprüfstelle Zentralauftragsstelle für die besetzten niederländischen Gebiete Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel 303 N Nachlaß Heinrich Bauer Niedersächsisches Staatsarchiv Osnabrück Gestapo Osnabrück Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv Düsseldorf NW 11-83 NW 14 NW 60 NW 174 NW 1000 NW 1061 Gerichte Rep. 205 Amtsgericht Essen Lizenzerteilung für eine Zeitschrift Kultusministerium; Kulturlizensierungen Ministerialarchiv Justizministerium NRW Akten des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung in NRW Entnazifizierungsakten Regierung Düsseldorf Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Detmold D 1 2 C 21 A 52 56 70 72 L 80 I A 80 III 113 Regierung Detmold Präsidialbüro Kreispolizeibehörde Sondergericht Bielefeld Arbeitsamt Bielefeld Postamt Gütersloh 1898–1950 Sammlungen Nachlässe Landesregierung Lippe Pressestelle Schulabteilung (Konsistorium) NSDAP und NS-Organisationen in Lippe (Teilbereich Kreisleitung Lippe/Gauleitung Westfalen-Nord) Preußische Regierung Minden Kommunalaufsicht Gewerbe Landeshoheit und Justiz Lenkung der Verbrauchsgüter Polizeidezernat Städtebau und Planung Präsidialregistratur Bezirksflüchtlingsamt Sozialwesen Handels- und Gewerbeaufsicht Kirchenregistratur Schulabteilung Polizeipräsident Bielefeld NSDAP – Bezirksleitung Bielefeld SD – Abschnitt Bielefeld M 1 I E 1 I G 1 I L 1 I N 1 I P 1 I Pla 1 I Pr 1 I R 1 I S 1 I U 1 II A 1 II B 4 15 18 Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Münster Oberpräsidium Münster Der Abwickler des Reichsnährstandes und seiner wirtschaftlichen Zusammenschlüsse, Landestreuhänder Westfalen Gauleitung Westfalen-Nord, Hauptleitung Gauleitung Westfalen-Nord, Gauinspekteure Gauleitung Westfalen-Nord, Gauschulungsamt Gauleitung Westfalen-Nord, Gauamt für Volkswohlfahrt 718 Quellen und Literatur

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Gauleitung Westfalen-Nord, Gaukulturamt Der Landeskulturwalter Westfalen-Nord (Reichskulturkammer). Der Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste Hitlerjugend NS-Frauenschaft Westfalen-Nord Landesarbeitsamt Westfalen-Lippe Oberlandesgericht Hamm (OLG Hamm) Politische Polizei, Drittes Reich Polizeipräsidien/Sammlung Primavesi Oberpostdirektion Münster Posaunenwerk der Evangelischen Kirche von Westfalen Johannes Kuhlo Private Sammlungen Paul Althaus Familie Banzhaf Magdalene Reitze (geb. Böckstiegel) Otto Brües Magdalene Christöphler Ulf Diederichs Wilhelm und Rudolf Flöttmann Elisabeth Oskam (geb. Henke) Gustav Heidenreich Rudolf Hermann/Arnold Wiebel Carl Stange Public Record Office, Kew FO 136 FO 937 FO 939 Foreign Office, General Correspondence Foreign Office, Control Office for Germany and Austria: Legal Foreign Office, Control Office for Germany and Austria: Prisoners of War Foreign Office, Control Office for Germany and Austria: Information Services Foreign Office (Control Commission for Germany (British Element)), North Rhine Westphalia Foreign Office (CCG (BE)), Bipartite Control Office, Sekretariat Foreign Office (CCG (BE)), Bipartite Economic Control Group Foreign Office (CCG (BE)), Office of the Economic Adviser Foreign Office (CCG (BE)), Military Division Foreign Office (CCG (BE)), Economic Division Foreign Office (CCG (BE)), Public Relations and Informations Services Control Group FO 946 FO 1013 FO 1025 FO 1027 FO 1036 FO 1038 FO 1039 FO 1056 Sächsisches Staatsarchiv Leipzig BV Börsenverein des deutschen Buchhandels Sozialwissenschaftliches Institut der EKD Werner Betcke Staatliches Archiv Vilnius R 614 R 626 R 643 Gebietskommissar Wilna 1941–1944 Arbeitsamt Wilna 1942–1944 Stadtverwaltung Wilna 1941–1944 Staatsarchiv Amberg NSDAP Kreisleitung Regensburg NSDAP Kreisleitung Amberg Bezirksamt Amberg Ungedruckte Quellen 719

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Bezirksamt Beilngries Bezirksamt Nabburg Bezirksamt Regensburg Bezirksamt Tirschenreuth Bezirksamt Neumarkt Bezirksamt Eschenbach Faszikel (Regierung Oberpfalz) Staatsarchiv Würzburg RSF, I u. II Reichsstudentenführung Stadtarchiv Gütersloh Bestand D Stadtverwaltung 1910–1958 Magistrat Justiz Ordnungsangelegenheiten Militär 1. Weltkrieg 2. Weltkrieg Verteidigung Entnazifizierung Kirchenangelegenheiten Gesundheitswesen Handel, Verkehr, Landwirtschaft Parteien Druckschriften Stadtverwaltung ab 1958 Registratur Bibliothek und Archiv Gewerbeaufsichtsamt Sozial- und Gesundheitsvorsorge Bestand DS Bestand E Fotosammlung Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld 400 NSDAP Gauleitung Westfalen-Nord Thüringisches Staatsarchiv Gotha Thüringisches Kreisamt Eisenach Thüringisches Kreisamt Gotha Thüringisches Kreisamt Sondershausen Preußische Regierung zu Erfurt Universitätsarchiv Bonn Portraitsammlung Universitätsarchiv der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Nachlaß Prof. Johannes Hermann Kurator der Universität Münster. Personalakten Kurator der Universität Münster. Sachakten Evangelisch-Theologische Fakultät. Dienstakten Universitätsarchiv Erlangen-Nürnberg A2/1 A2/1 A2/1 A2/1 A2/1 Ms. Ms. Personalakten Paul Althaus Personalakten Friedrich Baumgärtel Personalakten Oskar Grether Personalakten Hans Preuß Personalakten Wilhelm Vollrath Nachlaß Hans Preuß Nachlaß Hermann Strathmann Nr. A 16 Nr. B 70 Nr. G 42 Nr. P 23 Nr. V 11 2666 2647 720 Quellen und Literatur

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Universitätsarchiv Freiburg i. Br. B 1/428 B 1/2474 Generalia Studentenschaft Personalia – Völkische Kameradschaft Schlageter Universitätsarchiv Rostock Personalakte Hermann Werdermann Universitätsarchiv und -bibliothek Tübingen 162 552 Mn 18 Personalakten der Evangelisch-Theologischen Fakultät Nachlaß Martin Schlunk Nachlaß Georg Wehrung Verlagsarchiv J. C. B. Mohr (Siebeck) 460 464 467 470 472/473 476 478 481 482 484 486 487 Korrespondenz Lor-Ple (1931) Korrespondenz A–D (1932) Korrespondenz Led-Pl (fehlt) (1932) Korrespondenz A–D (1933) Korrespondenz Ma-Schei Korrespondenz A–Fi (1934) Korrespondenz K–O (1934) Korrespondenz 1934-Berlin, A-Z Korrespondenz A–E (1935) Korrespondenz Ko–Schi (1935) Korrespondenz A–Ko (1936) Korrespondenz Kö–Z (1936) Wehrmachtsauskunftsstelle, Deutsche Dienststelle Berlin Personalakten Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund K3 Industrie- und Handelskammer Bielefeld Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz Volksmission 607 Oberkirchenrat 2. Zeitzeugengespräche Hans-Ulrich und Dieter Banzhaf, 11. Juli 1999 Friedrich Beimdiek, Ursula Vaupel, geborene Beimdiek, Dietrich Beimdiek, 5. März 2002 Lili Buba, 22. Mai 2000 Magdalene Christöphler, 12. März 1999, 12. Mai 2000 Margaret und Klaus Ellerbrock, 4. Juli 2001 Gisela Folle, Lore Meyer, 18. Oktober 2001 Willi Fortkord, 1. April 1999 Ludwig Frank, 10. August 2000 Irma und Erich Goldbecker, 21. September 1999 Ruth Greiner, 19. Januar 2002 Else Hunke, Hanna Kathe, Magdalene Reitze, Hanna Scheck, Lydia Truse, 10. November 1999 Ursula Junghänel, geborene Mohn, 6. Mai 1999 Hanna Kathe, 6. Mai 1999 Hedwig Liebezeit, 21. Juni 2001 Gerda Moers, Magdalene Reitze, 19. Oktober 2001 Gerd Mohn, 22. November 1999 Reinhard Mohn, 12. März 1999, 12. Dezember 2000 Sigbert Mohn, 9. März 2000 Heinrich Nottbrock, 1. April 1999 Zeitzeugengespräche 721

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Ilse Petzold, 13. Februar 2001 Annemargaret Steinsiek, Ruth Schwarzburger, geborene Steinsiek, Gisela Schwager, ge- borene Steinsiek, Hans J. Schwager, 20. März 2002 Pieter Tilman, Elisabeth Oskam-Henke, 13. Februar 2001 Annegret Tödtmann, geborene Mohn, und Reinhard Mohn, 21. September 1999 Lydia Truse, 15. Juni 1999 Ursula Vaupel, Dietrich Beimdiek, 14. Januar 2002 Rudolf Wendorff, 21. September 1999, 12. Mai 2000 Martin Wolf, 29. Juli 1999 Kreis ehemaliger Lehrlinge, 18./19. Oktober 2001 3. Gedruckte Quellen Adreßbuch des Deutschen Buchhandels und der mit ihm verkehrenden ausländischen buchhändlerischen Firmen, Bände 99, 100, 104, Leipzig: Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler 1937, 1938, 1942. Berichte des SD und der Gestapo über Kirchen und Kirchenvolk in Deutschland 1934–1944, bearbeitet von Heinz Boberach, Mainz: Matthias-Grünewald 1971. Deutschland-Berichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) 1934 bis 1940, 7 Bände, 4. Aufl., hrsg. von Klaus Behnken, Salzhausen: Nettelbeck 1980. Dokumente zur Kirchenpolitik des Dritten Reiches, 4 Bände, hrsg. von Georg Kret- schmar, München: Chr. Kaiser 1971–2000. Faksimiledruck des Gesellschaftervertrages und der Geschäftsberichte, Leipzig: Bibliogr. Institut 1963. Faksimilequerschnitt durch Signal, hrsg. von Hans Dollinger, München u. a.: Scherz 1969. Goebbels-Reden, 2 Bände, hrsg. von Helmut Heiber, Düsseldorf: Droste 1971, 1972. Handbuch der Lizenzen deutscher Verlage. Zeitungen, Zeitschriften, Buchverlage, Ber- lin: de Gruyter 1947. Hitler. Reden, Schriften, Anordnungen, Februar 1925 bis Januar 1933. 6 Bände, Her- ausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte, München u. a.: K. G. Saur 1992–1998. Meldungen aus dem Reich 1938–1945. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdien- stes der SS, 17 Bände, hrsg. von Heinz Boberach, Herrsching: Pawlak 1984. Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 bis 1. Oktober 1946 (IMT), 42 Bände, Nürnberg: Inter- nationaler Militärgerichtshof 1947–1949. Sozialstrategien der Deutschen Arbeitsfront. Teil A: Jahrbücher des Arbeitswissen- schaftlichen Instituts der DAF 1936–40/41. Teil B: Periodika, Denkschriften und Gut- achten.Veröffentlichungen des Arbeitswissenschaftlichen Instituts der DAF, hrsg. von der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, München: K. G. Saur 1992. Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil 1: Aufzeichnungen 1923 bis 1941, 9 Bände, hrsg. von Elke Fröhlich, München: K. G. Saur 1997 ff., Teil 2: Diktate 1941 bis 1945, 15 Bände, hrsg. von Elke Fröhlich, München: K. G. Saur 1993–1996. 4. Zeitungen Aufwärts. Christlich-nationales Tageblatt 1933–1936 Amtsblatt Generalkommissariat Litauen 1941 Betheler Sonntagsblatt 1929 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1925–1948 Bote von Bethel 1926–1938 Der Turm 1930–1934 Gütersloher Stadtanzeiger 1933–1935 Gütersloher Tageblatt 1940 Gütersloher Volkszeitung/Die Glocke 1929–1940 Gütersloher Zeitung 1933–1935 NS-Volksblatt für Westfalen 1933–1935 Westdeutsche Wirtschaft 1935–1936 Westfälische Landeszeitung Dortmund/Rote Erde 1934–1945 Westfälische Neueste Nachrichten 1935–1936 Westfälisches Sonntagsblatt 1932–1933 Westfälische Zeitung/Gütersloher Zeitung 1935–1944 722 Quellen und Literatur

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5. Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer [o.V.]: Zum Geleit, in: Der Christliche Erzähler, 1. Band, 2. Halbjahr 1927, Heft 1, S. III. [o.V.]: Zur Bildbeilage. Eine Würdigung zum 50. Geburtstage unseres Mitarbeiters Wil- helm Kotzde, in: Der Christliche Erzähler, 2. Band, 1. Halbjahr 1928, Heft 5, S. 159 f. [o.V.]: Zur Bildbeilage. Zu Gustav Schülers 60. Geburtstage, in: Der Christliche Erzähler, 2. Band, 1. Halbjahr 1928, Heft 3, S. 95. [o.V.]: Ausländer. Von allerlei fremden Tieren, in: Für unsre Kinder 46 (1934), Nr. 10, S. 37. [o.V.]: [Rezension zu Werner Beumelburg: »Mont Royal«], in: Der lichte Weg 20 (1936), Heft 4, S. 127 f. [o.V.]: [Rezension zur Reihe »Spannende Geschichten«], in: Der lichte Weg 20 (1936), S. 160. [o.V.]: Kinderkreuzzug, in: Der Sonntagsbote für die Jugend 76 (1939), Nr. 22, S. 87. [o.V.]: Wort des Bruderrates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Judenfrage, Darmstadt, 8.4.1948, in: Kirchliches Jahrbuch für die evangelischen Kirchen in Deutschland 1933–1944. 60.–71. Jahrgang, Hrsg von Joachim Beckmann, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948, S. 224–227. Ahrens, Walter: Sturm über die Oise, Gütersloh: C. Bertelsmann [1942] (= Spannende Geschichten, 118). Alberts, Karl: Der Deutschen Christus. Ein klärender Versuch, Gütersloh: C. Bertels- mann 1933. Albertz, Martin/Forck, Bernhard Heinrich: Evangelische Christenlehre. Ein Altersstufen- Lehrplan, Wuppertal: Der Rufer 1938. Albertz, Martin/Forck, Bernhard Heinrich: Die kirchliche Kinderlehre, I. Teil: Mindest- plan für zwei Altersstufen, II. Teil: Erweiterter Plan für sieben Altersstufen, III. Teil: Altersstufenspruchplan, Beiheft der »Evangelischen Christenlehre«, 2. Aufl., Güters- loh: Der Rufer [1946]. Althaus, Paul: Die Heilsbedeutung der Taufe im Neuen Testament. Gütersloh: C. Bertels- mann 1897. Althaus, Paul: Religiöser Sozialismus. Grundfragen der christlichen Sozialethik, Güters- loh: C. Bertelsmann 1921 (= Studien des apologetischen Seminars in Wernigerode, Heft 5). Althaus, Paul: Der Heilige. Rostocker Predigten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1921, 2. Aufl. 1922, 3. Aufl. 1925. Althaus, Paul: Die letzten Dinge. Entwurf einer christlichen Eschatologie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1922 (= Studien des apolgetischen Seminars, Heft 9), 2. Aufl. 1924, 3., neubearbeitete Aufl. 1926, 4. neubearbeitete Aufl. 1933, 5. durchgesehene Aufl. 1949, 10. Aufl., Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1970. Althaus, Paul: Der Friedhof unserer Väter. Ein Gang durch die Sterbe- und Ewigkeitslie- der der evangelischen Kirche, 2. umgearbeitet und erweiterte Aufl. 1923, 3. Aufl. 1928, 4. Aufl. 1948. Althaus, Paul: Der Lebendige. Rostocker Predigten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1924. Althaus, Paul: Das Heil Gottes. Letzte Rostocker Predigten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926. Althaus, Paul: Evangelium und Leben. Gesammelte Vorträge, Gütersloh: C. Bertelsmann 1927. Althaus, Paul: Kirche und Volkstum. Der völkische Wille im Lichte des Evangeliums, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1928, zugleich in: ders.: Evangelium und Leben, S. 113–141. Althaus, Paul: Unsterblichkeit und ewiges Sterben bei Luther. Zur Auseinandersetzung mit Carl Stange, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930 (= Studien des apologetischen Se- minars, Heft 30). Althaus, Paul: Der Gegenwärtige. Predigten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932. Althaus, Paul: Christus und die deutsche Seele, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Althaus, Paul: Von der Kirche. Psalm 122, 1–3: Kirchgang, Offenb. 3, 1–3: Lebendige Kirche?, Joh. 20, 19–31: Apostolische Kirche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 11). Althaus, Paul: Theologie der Ordnungen, 2. erweiterte Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Althaus, Paul: Festbetrachtungen. Sonnenwende, Anno Domini, Die verlorene Liebe, Das einzige Ostern, Himmel und Erde, Der Herr ist der Geist, Gütersloh: C. Bertels- mann 1936 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 11). Althaus, Paul: Obrigkeit und Führertum. Wandlungen des evangelischen Staatsethos in Deutschland, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 723

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Althaus, Paul: Gericht und Heil. Mark. 2,1–12: Heilung, Jak. 5,9b: Schweigt Gott?, Jes. 43,1: Und der Einzelne?, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 12). Althaus, Paul: Zum Gedächtnis der abgerufenen Herausgeber der »Beiträge«, in: Althaus/ Kittel/Strathmann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lütgert zum Gedächtnis, S. 9–15. Althaus, Paul: Das andere Land. Hebr. 11, 8–10: Wir sind noch in der Hütten, Luk. 2,1–14: Die Engel der Weihnacht, Matth. 11,28–30: Sein Joch ist sanft, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 16). Althaus, Paul: Paulus und Luther über den Menschen. Ein Vergleich, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1938 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 14). Althaus, Paul: Das Geheimnis der Kirche. Jes. 55,10.11: Die Gewalt des Wortes, Ephes. 2,19–22: Kirchbau, Apostelgesch. 9,1–9: Damaskus, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Der Herr der Kirche – Predigten, Heft 21). Althaus, Paul: Dein Wille geschehe! Predigt – Zum Gedächtnis meines Sohnes August Wilhelm Althaus, geboren am 7. Juni 1920, gefallen am 12. Mai 1940 vor Longwy, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940. Althaus, Paul: Der Trost Gottes. Predigten in schwerer Zeit, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946. Althaus, Paul: Gesetz und Evangelium. Predigten über die Zehn Gebote, Gütersloh: C. Bertelsmann [1947]. Althaus, Paul: Die christliche Wahrheit. Lehrbuch der Dogmatik. Zwei Bände, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947/1948. Althaus, Paul: Grundriß der Dogmatik. Zwei Teile, 3. durchgesehene und verbesserte Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Althaus, Paul/Hirsch, Emanuel/Wehrung, Georg: Herrn Professor D. Carl Stange zum sechzigsten Geburtstage, 7. März 1930, in: Zeitschrift für systematische Theologie 7 (1930), Heft 4, S. [603]. Althaus, Paul/Kittel, Gerhard/Strathmann, Hermann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lüt- gert zum Gedächtnis, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 40/Heft 1). Althaus, Paul/Knolle, Theodor: Luther und das »Probetestament« von 1938. Gutachten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 41/Heft 3). Althaus, Paul: Theologie und Geschichte. Zur Auseinandersetzung mit der dialektischen Theologie, in: Zeitschrift für systematische Theologie 1 (1923/24), Heft 4, S. 741–786. Althaus, Paul u. a.: Zum Geleit, in: Zeitschrift für systematische Theologie 1 (1923/24), S. 3–5. Althaus, Paul: Adolf Schlatters Gabe an die systematische Theologie, in: Althaus/Kittel/Strathmann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lütgert zum Gedächtnis, S. 31–40. Althaus, Paul: Luthers Wiederkehr, in: Luther in der deutschen Kirche der Gegenwart, S. 7–15. Amtstagebuch für evangelische Geistliche 1931. 40. Jahrgang. Hrsg. von W. Rathmann, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. Asmussen, Hans/Fiedler, Eberhard: Glaube und Recht in der Kirche. Zwei Vorträge, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1934. Asmussen, Hans: Glaube und Recht in der Kirche, in: ders./Fiedler: Glaube und Recht in der Kirche, S. 5–22. Augustiny, Waldemar: Die Braut des Admirals, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942 (= Klei- ne Feldpost-Reihe). Augustiny, Waldemar: Bei Nacht erzählt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Augustiny, Waldemar: Die große Flut. Chronik der Insel Strand, Band I und II, Güters- loh: C. Bertelsmann 1947. Augustiny, Waldemar: Die Wiederkehr des Novalis. Bericht des Ratsdieners Johann Christoph Böttcher aus dem Jahre 1945, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Augustiny, Waldemar: Die Fischer von Jarsholm, Gütersloh: C. Bertelsmann 1950 (= Volksausgabe). Aulén, Gustaf: Die Dogmengeschichte im Lichte der Lutherforschung, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1932 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 1). Aye, Emil: Endkampf S. M. H. »Kaiser Wilhelm der Große«, in: Langsdorff: Kaperkrieg im Atlantik, S. 92–99. Bach, Arthur: Der Kadett des Alten Fritz. Nach alten Lebenserinnerungen, in: Für unsre Kinder 52 (1940), Nr. 11, S. 21 f. 724 Quellen und Literatur

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Balthasar, Karl: Luther, der Sänger des deutschen Volkes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1917. Banzhaf, Johannes: »Und fahr’n wir ohne Wiederkehr …«. Walter Flex zum Gedächtnis, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 15, S. 458–460. Banzhaf, Johannes (Hrsg.): Lachendes Leben. Ein Buch voll herzhaften Humors, 231.–250. Tsd. der Feldausgabe, Gütersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Feldausgabe). Banzhaf, Johannes (Hrsg.): Lustiges Volk. Ein heiteres Geschichtenbuch, 5. Aufl., Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Volksausgabe). Banzhaf, Johannes (Hrsg.): Das fröhliche Fritz Müller-Partenkirchen-Buch, 6. Aufl., Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1941 (=Feldausgabe). Beckmann, Joachim/Linz, Friedrich: Meine Worte werden nicht vergehen. Ein Predigt- buch über die altkirchlichen Evangelien, Gütersloh: Der Rufer 1941. Beimdiek, Wilhelm (Hrsg.): Deutsche Volkslieder aus alter und neuer Zeit, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Kleine Feldpost-Reihe). Bell, Fr[éderick]: Ehen vor Gott!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volksmissionari- sche Hefte). Bell, Fr[éderick]: Ehrfurcht vor dem Leben!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volks- missionarische Hefte). Bell, Fr[éderick]: Elternhaus und Heimat, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volksmis- sionarische Hefte). Bell, Fr[éderick]: Gebt unserem Gott die Ehre!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volks- missionarische Hefte). Bell, Fr[éderick]: Von Gott zu Lehen!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Volksmissiona- rische Hefte). Bell, Fr[éderick]: Festflammen für alle Feste des Kirchenjahres. Aussagen und Zeugnisse als Handreichungen für Predigten, religiösen Unterricht und Vorträge, 2 Bände, Gü- tersloh: Der Rufer 1948/1949. Bell, Fr]éderick]: Die zehn Gebote als lebendige Kraft im heutigen Leben. Gütersloh: Der Rufer 1951. Bentor, Magdalene: Christus und das Proletariat, in: Der Christliche Erzähler, 9. Band, 2. Halbjahr 1931, Heft 8, S. 250. Betcke, Werner: Die Kirche und die Krise der Wirtschaft, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Der Kampf-Bund, Nr. 13). Betcke, Werner: Luthers Sozialethik. Ein Beitrag zu Luthers Verhältnis zum Individualis- mus, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Betcke, Werner (Hrsg.): Der kleine Katechismus Dr. Martin Luthers für den braunen Mann, unter Mitarbeit von Pfr. Niemann, Münster und Dr. O. E. Schlißke, Saarmund, im Auftrage des Deutschen Ev. Männerwerks, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Böhme, Albert (Hrsg.): Unser Adventbüchlein. Besinnliche Gedanken, Gedichte, Erzäh- lungen zur Advents-Zeit, Wuppertal: Der Rufer [1939]. Böttcher, Karl: Ein Besuch im zoologischen Garten, in: Für unsre Kinder 46 (1934), Nr. 23, S. 89–92. Boger, Margot: Der Dom, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Boger, Margot: Der große Vagant. Vier Jahre aus dem Leben Walters von der Vogelweide 1208–1212, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Boger, Margot: Der Godöwolf. Ein deutsches Schicksal aus Widukinds Tagen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. Boger, Margot: Rapp und der Wilderer, Gütersloh: C. Bertelsmann [1942] (= Feldposthefte). Bonhoeffer, Dietrich: Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der sy- stematischen Theologie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 34/Heft 2). Boor, Werner de: Unser Glaubensbekenntnis. Eine Hilfe für das rechte Beten des Apo- stolikums in der Gemeinde, Gütersloh: Der Rufer 1941, 2. Aufl. 1947. Brandt, Theodor: Der Grund, der nicht wankt, Wuppertal: Der Rufer 1939. Braun, Reinhold: An unsere Leser und Freunde!, in: Der Christliche Erzähler, 17. Band, 2. Halbjahr 1935, Heft 6, S. 178. Braun, Reinhold: Gustav Schröer. Weg und Werk, Gütersloh: C. Bertelsmann [1936]. Bronisch-Holtze, Ernst: Der Akademiker zwischen Christentum und deutscher Glau- bensbewegung. Ein Wort zur Auseinandersetzung zwischen dem christlichen Glau- ben und der Deutschen Glaubensbewegung, wie sie insbesondere durch Professor J. W. Hauer vertreten wird, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Brües, Otto: Das Gauklerzelt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Feldausgabe). Brües, Otto: Das vergessene Lied, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Brües, Otto: Die Brunnenstube. Gedichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 725

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Brües, Otto: Mutter Annens Sohn, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Brües, Otto: Simon im Glück. Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Brües, Otto: Sturm und Stille, Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Brües, Otto: Die Höhle Tubuk. Gütersloh: C. Bertelsmann 1952. Brües, Otto: Von der Volkstümlichkeit. Rede bei der Verleihung des Rheinischen Litera- turpreises im Kölner Gürzenich am 13. Dezember 1942, in: Frohes Leben 7 (1943), Heft 1, S. 16–22. Buchwald, Georg: Predigten D. Martin Luthers auf Grund von Nachschriften Georg Rö- rers und Anton Lauterbachs, 2 Bände, Gütersloh: C. Bertelsmann 1925/1926. Büchsel, Friedrich: Die Entstehung unseres Neuen Testaments, Gütersloh: C. Bertels- mann, 1938, 2. Aufl. 1946. Büchsel, Friedrich: Jesus. Verkündigungen und Geschichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Buch der Balladen. Bilder und Gestalten. Ein Hausbuch. Ordnung und Revision der Tex- te von Dr. Kurt Oskar Schmidt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Budde, Elisabeth: Martin Rinckarts schwerer Weg. Ein Menschenschicksal im Dreißi- gjährigen Kriege, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volksmissionarische Hefte. Wie unser Gesangbuch entstanden ist. Lebensbilder evangelischer Liederdichter, Nr. 1). Budde, Elisabeth: Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir (Nikolaus Selnecker), Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Volksmissionarische Hefte. Wie unser Gesang- buch entstanden ist. Lebensbilder evangelischer Liederdichter, Nr. 3). Budde, Elisabeth: Wie ein deutsches Trostlied entstand. Wer nur den lieben Gott läßt walten (Neumark Georg), Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Volksmissionarische Hefte. Wie unser Gesangbuch entstanden ist. Lebensbilder evangelischer Liederdich- ter, Nr. 5). Budde, Elisabeth: Die Perlenkette. Eine wahre Großstadtgeschichte, in: Der Christliche Erzähler, 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 10, S. 313–318. Bülck, Walter: Christentum und Deutschtum bei Arndt, Bismarck, H. St. Chamberlain und heutigen Dichtern, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. Buhrmeister-Eymern, W. von: Unter Bolschewiken und Kamtschadalen, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937] (= Spannende Geschichten, 28). Busch, Fritz Otto: Narvik. Vom Heldenkampf deutscher Zerstörer, 1.–150. Tsd., Güters- loh: C. Bertelsmann 1940. Busch, Fritz Otto: »Prinz Eugen« im ersten Gefecht, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943. Busch, Fritz Otto/Ramlow, Gerhard: Deutsche Seekriegsgeschichte. Fahrten und Taten in zwei Jahrtausenden, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940. Busch, Harald: Jagd im Atlantik. Unterseeboots-Kriegsberichte, Gütersloh: C. Bertels- mann 1942. Busch, Harald: U-Boot auf Feindfahrt. Bildberichte vom Einsatz im Atlantik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Campbell, Gordon: Wir jagen deutsche U-Boote. Übersetzt und bearbeitet von F. Frei- herr von Spiegel, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Volksausgabe). Caspari, Walter: Die alttestamentliche Schicksalsfrage an die Deutschvölkischen, Güters- loh: C. Bertelsmann 1925. Christaller, Helene: Stephan und Klaudia. Die Geschichte einer Liebe, in: Der Christliche Erzähler 14 (1934), Hefte 1–9, S. 2–17, 34–49, 66–81, 98–114, 130–147, 162–176, 194–208, 226–246, 258–278. Christiansen, Karl Heinz: Bomben auf das brennende Warschau, in: Grabler: Sturz- kampfflieger über Warschau und Modlin, S. 3–6. Claudius, Hermann: Das Lied Sulamit, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Claudius, Hermann: Der Garten Lusam. Gedichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Claudius, Hermann: Nur die Seele. Siebenmal sieben deutsche Gedichte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Claudius, Hermann: Das Wolkenbüchlein, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Claudius, Hermann: Der Ackermann und der Tod nach des Johannes von Saaz Acker- mann aus Böhmen Anno 1400, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Claudius, Hermann: Ulenbütteler Idylle, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Claudius, Hermann: Deutsches Lied 1939, in: Winnig: Das feste Herz, S. 5. Claudius, Hermann: Deutscher Spruch, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 6, S. 100. Crompton, [Iwan]: Englands Verbrechen an U 41. Der zweite »Baralong-Fall« im Welt- krieg. Herausgegeben von W. v. Langsdorff, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Volks- ausgabe). 726 Quellen und Literatur

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Dalman, Gustav: Orte und Wege Jesu. Mit 52 Abbildungen, 3. erweiterte und verbesserte Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1924 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theolo- gie, 2. Reihe, Band 1; zugleich Schriften des deutschen Palästina-Instituts, Band 1). Dalman, Gustav: Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina. Ausgewählt und erläu- tert. Mit Verzeichnis des palästinischen Bildbestandes des Bayerischen Kriegsarchivs von Prof. Dr. A. E. Mader, Bericht über die Fliegerabteilung Nr. 304 von Staatsarchi- var Freiherr von Waldenfels und Palästinakarte von Kartograph W. Goering, Güters- loh: C. Bertelsmann 1925 (= Schriften des Deutschen Palästina-Instituts, Band 2). Dalman, Gustav: Arbeit und Sitte in Palästina, 7 Bände, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928–1942 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, 2. Reihe, Bände 14, 17, 27, 29, 33, 36, 41 und 48; zugleich Schriften des deutschen Palästina-Instituts, Bän- de 3 und 6–10). Dalman, Gustav: Jerusalem und sein Gelände, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, 2. Reihe, Band 19; zugleich Schrif- ten des deutschen Palästina-Institus, Band 4). Darenberg, Dietrich: Sachsentrotz. Eine Erzählung aus den Tagen Herzog Widukinds, 5.–7. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Delekat, Friedrich: Der christliche Glaube, Wuppertal: Der Rufer 1939. Denker, Paul: Die Pflege des Volkstums im Kindergottesdienst, in: Der Kindergottes- dienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 9, S. 276 f. Denker, Paul: Kindergottesdienst und Hitlerjugend, in: Der Kindergottesdienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 11, S. 352–354. Der kleine Katechismus D. Martin Luthers samt einer kurzen Anleitung zu besserem Verständnis. In gewisse Fragen und Antworten gestellt von den gesamten ev. Predi- gern zu Herford. Zusammengestellt Anno 1690. Nach Beschlüssen der Westf. Prov.- Synode mit Bibelsprüchen vermehrt und mit einem Anhange über die Unterschei- dungslehren versehen, 5. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1926. Der Wächter der Gemeinde. Predigt zur Einführung der Gemeinde-Verordneten über Je- saias 62 V. 6,7 und 10 am 30. Juli 1933 in der Auferstehungskirche zu Gütersloh, Gütersloh: C. Bertelsmann [1933]. Dessin, Gustav: Kleine Prosa, Gütersloh: C. Bertelsmann [1942]. Dessin, Gustav: Der neue Tag, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 2, S. 36. Dessin, Gustav: Unser Heft, in: Frohes Leben 2 (1938/39), Heft 26, S. 832. Dessin, Gustav: Der Ruf an uns, in: Frohes Leben 3 (1939), Heft 13/14, S. 385. Dessin, Gustav: Bei Nacht und Tag. Neue Geschichten aus der Heimat, 4. Aufl., Güters- loh: C. Bertelsmann 1942 (= Feldausgabe). Deutsches Kindergesangbuch. Völlige Neubearbeitung nach den hinterlassenen Vorar- beiten seines Vaters herausgegeben von Johannes Zauleck, Güterloh: C. Bertelsmann 1924–1941. Dibelius, Otto: Die Kirche im Haus, Gütersloh: Der Rufer 1940. Diers, Marie: Der Teufelspate, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Dietrich, Richard: Im Flug über ein halbes Jahrhundert, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Dohm, Arno: Skagerrak. Die größte Seeschlacht der Geschichte, Gütersloh: C. Bertels- mann 1936 (= Volksausgabe). Dohm, Arno: Die Flotte Gottes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Dohm, Arno: Geschwader Spee, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Volksausgabe). Dreß, Walter: Die Theologie Gersons. Eine Untersuchung zu der Verbindung von Nomi- nalismus und Mystik im Spätmittelalter, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Ebeling, Otto: Joel, Amos und Obadja in religiösen Betrachtungen für das moderne Be- dürfnis, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1925 (= Das Alte Testament in religiösen Betrachtungen für das moderne Bedürfnis, Band 13). Eberhard, Otto: Bilderbibel – Christenbibel, in: Der Kindergottesdienst 47 (1937), Aus- gabe A, Heft 7, S. 97–102. Eck, Otto: Urgemeinde und Imperium. Ein Beitrag zur Frage nach der Stellung des Ur- christentums zum Staat, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 42/Heft 3). Ehlers, Hermann: Die Insel der Sendung. Ein Erlebnisbericht an der Grenze Rußlands, Wuppertal: Der Rufer 1938. Ehlers, Hermann: Losung 1939, Wuppertal: Der Rufer 1938. Ehrenberg, Hans: Kirche und Sozialdemokratie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (= Der Kampf-Bund, Nr. 4). Ehrenberg, Hans: Der Mann ohne Arbeit. Ein Wort der Kirche an die Arbeitslosen, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 727

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Ehrenberg, Hans: Luthertum ökumenisch und deutsch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947 (=Ökumenische Erfahrungen. Theologische Beiträge aus verschiedenen Kirchen, Heft 1). Ehrenberg, Hans: Heimkehr nach Deutschland. Fragmente aus dem christlichen Ge- spräch zwischen Briten und Deutschen. Mit einem Geleitwort von Hans Iwand, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1949. Eickhoff, Hermann: Geschichte der Stadt und Gemeinde Gütersloh, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1904. Eickhoff, Hermann: Der Kreis Wiedenbrück, Gütersloh: C. Bertelsmann 1921. Enders-Dix, Anna: Der Arbeitslose. Skizze, in: Der Christliche Erzähler, 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 5, S. 152–154. Ernst, Ursula: Du tust mir kund den Weg zum Leben …, in: Der Christliche Erzähler, 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 1, S. 25–27. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Moskau, Compiègne, Versailles. Erlebnisse eines deutschen Nachrichtenoffiziers, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Verdun. Das große Gericht, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Volksausgabe). Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Deutsche Tanks fahren in die Hölle, Gütersloh: C. Bertels- mann [1937] (= Spannende Geschichten, 19). Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Gespenster am toten Mann, 64.–83. Tsd. Gütersloh: C. Ber- telsmann [1937]. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Eine Armee meutert. Frankreichs Schicksalsstunde 1917, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Nacht über Sibirien. Ein Deutscher entrinnt dem Geheim- dienst des Zaren, 21.–40. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Sturm 1918. Sieben Tage deutsches Schicksal, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Das gefesselte Heer. Meine Kriegsgefangenschaft, 26.–55. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Volksausgabe). Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch unsere Kolo- nien, 31.–50. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Dem Stacheldraht entronnen, Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Spannende Geschichten, 53). Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Tannenberg. Eine Armee wird zu Tode marschiert, 31.–50. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1939]. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Kameraden vom Zelt 27. Deutsches Schicksal an Ruhr und Rhein 1920–1924, 41.–60. Tsd, Gütersloh: C. Bertelsmann [1942]. Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Servus Kumpel. Als Tippelbruder durch Städte, Dörfer und Herbergen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942 (= Feldausgabe). Ettighoffer, P[aul] C[ölestin]: Peter im Glück, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldaus- gabe). Ettighoffer, P[aul] C [ölestin]: Mann und Roß. Eine kleine Episode der Kameradschaft, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 18, S. 548–550. Euringer, Richard: Ewiger Anteil, in: Der Christliche Erzähler, 16. Band, 1. Halbjahr 1935, Heft 5, S. 129. Evers, Dieter: Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Geschichten, 71). Evers, Dieter: Wir waren polnische Gefangene, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Geschichten, 84). Eybel, Hans Werner: Die deutsche Eiche, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 11, S. 216–217. Falkenhorst, A.: In den Klauen der GPU. Erlebnisbericht aus Sowjet-Rußland, Gütersloh: C. Bertelsmann [1942] (= Spannende Geschichten, 119). Fechner, Fritz: Panzer am Feind, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Fechter, Paul: Die Fahrt nach der Ahnfrau, Gütersloh: C. Bertelsmann 1944 (= Feldaus- gabe). Fechter, Paul: Menschen und Zeiten. Begegnungen aus fünf Jahrzehnten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Fechter, Paul: An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1949. Fechter, Paul: Alle Macht den Frauen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1950. Fechter, Paul: Kleines Wörterbuch für literarische Gespräche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1950. Fechter, Paul: Geschichte der deutschen Literatur, Gütersloh: C. Bertelsmann 1952. 728 Quellen und Literatur

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Fechter, Paul: Kleines Wörterbuch für Musikgespräche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1953. Feissel, Else: Das Opfer, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Feissel, Else: Wenn der alte Mensch zerstäubt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Das kleine Buch, Nr. 5). Fliedner, [Eberhard]: Glaube und Recht in der Kirche, in: Asmussen/Fiedler: Glaube und Recht in der Kirche, S. 23–32. Fliedner, [?]: Brief aus Spanien, in: Für unsre Kinder 46 (1934), Nr. 24, S. 93–95. Florin, Wilhelm: Rosenbergs Mythus und evangelischer Glaube. Ein Gemeindevortrag, 8.–12. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935 (= Volksmissionarische Hefte). Florin, Wilhelm: Wesenszüge nordischer Frömmigkeit, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937]. Foellmer, Oskar: Geschichte des Amtes der Generalsuperintendenten in den altpreußi- schen Provinzen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Fremgen, Leo: Kunst und Schöpfung. Ethik der Kunst, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Frick, Heinrich: Vom Pietismus zum »Volkskirchentum«. Ein Beitrag zur Frage nach dem deutschen Gepräge der Mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1924 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 1). Frischmuth, Gertrud: Houston Stewart Chamberlain als Christ, Gütersloh: C. Bertels- mann 1937. Fuchs, Gerhard: Welche Anforderung stellt die Gegenwart an die Evangelische Jugend- erziehung in Haus und Kirche, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 7, S. 199–203. Führing, Hellmut H.: Wir funken für Franco. Einer von der Legion Condor erzählt, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Volksausgabe). Gaede, Hans-Hermann: Bekenntnisse zur Dichterin, in: Leuchtende Spuren. Friede H. Kra- ze zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Hermann Gaede, Gütersloh: C. Bertelsmann [1930]. Gast, Lise: Junge Mutter Randi, 121.–155. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Gast, Lise: Eine Frau allein. Ein Schicksal aus unseren Tagen, 4. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Gedächtnisstoff für den kirchlichen Unterricht in der Provinz Westfalen. Hrsg. vom Evangelischen Konsistorium unter Zustimmung des Provinzialkirchenrates, Güters- loh: C. Bertelsmann 1927. Geiß, Gottlieb: Ungenützte Kräfte, Wuppertal: Der Rufer 1940. Gersdorff, Richard: Da ward es ganz still. Von Sturm und Stille/Leid und Trost/Gebet und Ewigkeit. Eine Auslese, Gütersloh: Der Rufer 1949. Goltz, Joachim von der: Der Steinbruch, 1., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1948. Goltz, Joachim von der: Die Ergriffenen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Goltz, Joachim von der: Junge Freundschaft, Gütersloh: C. Bertelsmann 1948. Goltz, Joachim von der: Mensch und Widersacher. Ein Spiel vom Armen Heinrich, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1949. Goltz, Joachim von der: Peter Hunold. Komödie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Goltz, Joachim von der: Mich hält so viel mit Liebesbanden. Gedichte, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1951 (=Das kleine Buch, Nr. 30). Goote, Thor [d.i. Berg, J. M.]: Wir fahren den Tod!, 46.–85. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann 1938 (= Volksausgabe). Goote, Thor [d.i. Berg, J. M.]: Wir tragen das Leben, 46.–75. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann [1939]. Goote, Thor [d.i. Berg, J. M.]: Glühender Tag. Männer in der Bewährung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940. Goote, Thor [d.i. Berg, J. M.]: Adolf von Tutschek, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 10, S. 304–311. Grabler, Josef (Hrsg.): Sturzkampfflieger über Warschau und Modelin, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1939] (= Spannende Geschichten, 67). Grabler, Josef: Mit Bomben und MGs über Polen. PK-Berichte der Luftwaffe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Volksausgabe). Grau, Rudolf Friedrich: Das Geheimnis der Judenfrage, in: Beweis des Glaubens, Neue Folge 2 (1881), S. 64–73, S. 113–154. Greeven, Heinrich: Gebet und Eschatologie im Neuen Testament, Gütersloh: C. Bertels- mann 1931 (= Neutestamentliche Forschungen, 3. Reihe, Heft 1). Grimm, Hans: Englische Rede. Wie ich den Engländer sehe. Deutscher und englischer Wortlaut, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Grimm, Hans: Gustav Voigts. Ein Leben in Deutsch-Südwest, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942 (= Kleine Feldpost-Reihe). Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 729

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Grimm, Hans: Der Schultheiß. 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldposthef- te). Grimm, Hans: Die Dirne auf dem Felde, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldposthef- te). Grimm, Hans: Der Gang durch den Sand, 31.–35. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1944. Grimm, Hans: Der Ölsucher von Duala. Ein afrikanisches Tagebuch, 275.–280. Tsd., Gü- tersloh: C. Bertelsmann [1944]. Grimm, Hans: Der Richter in der Karu, 50.–54. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1944]. Grimm, Hans: Der Zug des Hauptmanns von Erckert, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1944 (= Kleine Feldpost-Reihe). Grimm, Hans: Des Elefanten Wiederkehr, Gütersloh: C. Bertelsmann 1944 (= Kleine Feldpost-Reihe). Grimm, Hans: Die drei lachenden Geschichten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1944 (= Klei- ne Feldpost-Reihe). Grimm, Hans: Die Olewagen-Saga, 49.–51. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1944] (= Feld- ausgabe). Grimm, Hans: Lüderitzland. Sieben Begebenheiten, 71.–75. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann [1944]. Grimm, Hans: Volk ohne Raum, 486.–505. Tsd. der einbändigen Augabe, Gütersloh: C. Bertelsmann [1944]. Gronemeyer, Paul: Ich bin der Herr, dein Gott. Predigten über die Zehn Gebote im Som- mer 1945, Gütersloh: Der Rufer 1946. Gumprecht, Heinz: Die magischen Wälder. Heimat und Hölle der deutschen Gefangenen in Sibirien, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. [Gurland, Rudolf Hermann]: In zwei Welten. Ein Lebensbild des Pastor prim. Rudolf Hermann Gurland, Gütersloh: C. Bertelsmann 1908. Gutmann, Bruno: Die Unbedingtheit der urtümlichen Bindungen, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 10 (1933), S. 242–248, 270–281. Gutmann, Bruno: Urtümliche Bindungen und Sünde, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 11 (1934), S. 20–31. Haas, Rudolf: Der Blutjäger. Ein Buch der Treue, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Haeck, Jan: Brief an Martha. Ein seelsorgerlicher Brief an die christliche Hausmutter, Wuppertal: Der Rufer 1938. Hänel, Johannes: Alttestamentliche Sittlichkeit dargestellt gegen ihre antisemitischen Verächter. Vortrag zum Greifswalder Universitätstag in Stolp 1924, Gütersloh: C. Bertelsmann 1924. Hahn, Traugott: Die Letztzeit und die Vollendung der Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus. Sieben Vorträge, 5. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1924. Hahn, Wilhelm: Der christliche Glaube und der Mensch der Gegenwart. Sieben Vorträge, Gütersloh: Der Rufer 1947. Hahn, Wilhelm: Das rechte Verständnis des Alten Testaments, in: ders.: Der christliche Glaube und der Mensch der Gegenwart, S. 35–49. Hamel, Adolf: Der junge Luther und Augustin. Ihre Beziehungen in der Rechtfertigungs- lehre nach Luthers ersten Vorlesungen 1509–18 untersucht, 2 Teile, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934/1935. Hammelsbeck, Oskar: Gottes Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Trost und Kraft aus Gottes Wort in schwerer Zeit, Wuppertal: Der Rufer 1939. Hammelsbeck, Oskar: Wenn dich dein Kind wird fragen …! Ein Wort der Mahnung und des Trostes an die evangelischen Eltern und Paten, Wuppertal: Der Rufer 1938. Hammelsbeck, Oskar: Die Seele und die Seelsorge. Zur Besinnung über die heutige Auf- gabe der Seelsorge, Gütersloh: Der Rufer [1940]. Hammelsbeck, Oskar: Vom Helferamt im Kindergottesdienst, Gütersloh: Der Rufer 1941. Hammelsbeck, Oskar: Kirche – Schule – Lehrerschaft. Vorträge zum Wiederaufbau der deutschen Schule im christlichen Geiste, Gütersloh: Der Rufer 1946. Hammelsbeck, Oskar: Zurück in die Kirche. Vier Briefe als Antwort auf ein Gesuch um Wiederaufnahme, Gütersloh: Der Rufer 1946. Hammelsbeck, Oskar: Der heilige Ruf. Aufsätze und Vorträge über die christliche Ver- antwortung für Kirche und Welt, Gütersloh: Der Rufer 1947. Hammelsbeck, Oskar: Konfirmationsbüchlein, Gütersloh: Der Rufer 1947. Hammelsbeck, Oskar (Hrsg.): Laie, Lehrer, Pfarrer rufen: Laien an die Front! Zeugnisse für den Laiendienst in der Gemeinde, Wuppertal: Der Rufer 1938 (= Schriftenreihe für Laien-Zurüstung und Gemeinde-Aufbau, Band I). 730 Quellen und Literatur

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Kittel, Gerhard: Adolf Schlatters Gedenkrede, gehalten am 23. Mai 1938 im Festsaal der Universität Tübingen, in Althaus/Kittel/Strathmann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lütgert zum Gedächtnis, S. 16–30. Klee, Gotthold: Die deutschen Heldensagen für jung und alt erzählt, 13. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1921. Kleist, Heinrich von: Michael Kohlhaas. Aus einer alten Chronik, Gütersloh: C. Bertels- mann 1943 (= Kleine Feldpost-Reihe). Knak, Siegfried: Säkularismus und Mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929 (= Allge- meine Missions-Studien, Heft 8). Knak, Siegfried: Der Totalitätsanspruch des Staates und der Totalitätsanspruch Gottes an die Völker, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 10 (1933), S. 401–421. Knak, Siegfried: Ein Wort der Mission zur Rassenfrage, in: Neue Allgemeine Missions- zeitschrift 13 (1936), S. 36–39. Knolle, Theodor (Hrsg.): Luther. Mitteilungen der Luther-Gesellschaft, 23. Jahrgang, Hefte 1–3, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941. Knolle, Theodor (Hrsg.): Luther-Jahrbuch 1941. Jahrbuch der Luther-Gesellschaft, 23. Jahrgang, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941. Knorr, [August]: Vom rechten Predigthören, Gütersloh: Der Rufer 1940. Knorr, August/Boor, Werner de: Was erwarten Gemeinde und Pfarrer voneinander?, Wuppertal: Der Rufer 1939. Köberle, Adolf: Das Evangelium und die Rätsel der Geschichte, Gütersloh: C. Bertels- mann 1936 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 12). König, Eduard: Israels Stellung in der Geistesgeschichte der Menschheit, Gütersloh: C. Bertelsmann 1919. König, Eduard: Die Wahrheit der alttestamentlichen Religion, Gütersloh: C. Bertelsmann 1929 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 32/Heft 5). König, Eduard: Zentralkultstätte und Kultuszentralisierung im alten Israel, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 34/Heft 3). Kornfeld, August (Hrsg.): Westfälisches Liederbuch. Nach dem Ministerialerlaß vom 26. März 1927, betr. »Richtlinien für den Musikunterricht in Volksschulen«, 2. Teil, 5.–8. Schuljahr, 17. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Kornfeld, August: Nationale Lieder. Anhang zum »Westfälischen Liederbuch« für Volks- schulen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933, 2. Aufl. 1934, 3. Aufl. 1936. Kotzde-Kottenrodt, Wilhelm: Die liebe Frau von der Geduld, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Kraut, Georg: Schwarze Kameraden, in: Langsdorff (Hrsg.): Deutsche Flagge über Sand und Palmen, S. 361–364. Kraze, Friede: Das Frauenherz. Vier Legenden von der Liebe, Gütersloh. C. Bertelsmann 1929. Kraze, Friede H.: Garba. 1. Band: Das Spiel ist aus – Wird nun das Leben kommen?, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1932. Kraze, Friede: Garba. 2. Band: Stirb und werde, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Kraze, Friede: Deutsche Weihnacht. Fünf Erzählungen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935 (= Das kleine Buch, Nr. 27). Kraze, Friede: Die Freiheit des Kolja Iwanow, 11.–20. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Kraze, Friede H.: Land im Schatten, 36.–40. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1939. Krönert, G.: Die Juden und wir. Eine Auseinandersetzung mit Dr. A. Dinter, in: Der Gei- steskampf der Gegenwart 58 (1922), Heft 4, S. 82–87. Kuhlo, Johannes: Im gleichen Schritt und Tritt. 66 Marschlieder für Posaunen-Chöre, Gütersloh: C. Bertelsmann [1927] Kuhlo, Johannes: Trostgeleit. Posaunen-Musik bei Beerdigungen und am Volkstrauerta- ge, Gütersloh: C. Bertelsmann 1927. Kuhlo, Johannes: Jubilate! Posaunenbuch für Jünglingsvereine, Seminare, höhere Lehr- anstalten und Kirchenchöre, I. Teil, 34. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Kuhlo, Johannes: Jubilate! Posaunenbuch für Jünglingsvereine, Seminare, höhere Lehr- anstalten und Kirchenchöre, II. Teil, 31. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Kuhlo, Johannes: Posaunenbuch, III. Teil: Ein Volksliederbuch, 9. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Kuhlo, Johannes: Posaunenbuch, IV. Teil: Ein Volksliederbuch, Gütersloh: C. Bertels- mann 1928 Kuhlo, Johannes: Schütz-Heft für Posaunen- und gemischte Chöre. 28 Vokal-Komposi- tionen von Heinrich Schütz. »Dem größten Vorgänger Bachs« ausgewählt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 733

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Laar, Clemens [d.i. Koebsell, Eberhard]: Der Kampf um die Dardanellen, 7.–56. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Volksausgabe). Laar, Clemens [d.i. Koebsell, Eberhard]: Der große Marsch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939. Laar, Clemens [d.i. Koebsell, Eberhard]: Kampf in der Wüste, 26.–55. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1939 (= Volksausgabe). Langsdorff, Werner von (Hrsg.): Flieger am Feind. Einundsiebzig deutsche Luftfahrer erzählen, 21.–25. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1935]. Langsdorff, Werner von (Hrsg.): Flieger und was sie erlebten. Siebenundsiebzig deut- sche Luftfahrer erzählen, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Langsdorff, Werner von (Hrsg.): Deutsche Flagge über Sand und Palmen. 53 Kolonial- krieger erzählen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Langsdorff, Werner von (Hrsg.): U-Boote am Feind. 45 deutsche U-Boot-Fahrer er- zählen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. Langsdorff, Werner von (Hrsg.): Kaperkrieg im Atlantik. Taten deutscher Hilfskreuzer und Hilfsschiffe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Langsdorff, Werner von (Hrsg.): Flucht zur Front. Deutsche Soldaten entrinnen der Ge- fangenschaft, 11.–13. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1939. Lauterbach-Emden, Julius: Glück und Ende der U-Boot-Falle »K«, in: Langsdorff: Kaper- krieg im Atlantik, S. 233–247. le Roi, Johann F. A.: Ferdinand Christian Ewald. Ein Lebensbild aus der neueren Juden- mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1896. le Roi, Johann F. A.: Michael Solomon Alexander, der erste evangelische Bischof von Je- rusalem, Gütersloh: C. Bertelsmann 1897. Lechler, C[ornelie]: Der Tiere Klugheit und Gemüt. Ein Buch für kleine und große Tier- freunde, 4. Aufl. Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Lehmann, Dietrich: Wir suchen den Feind. Als Gefechtsaufklärer bei einem Stuka-Ge- schwader im Polenfeldzug, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Ge- schichten, 77). Lehrplan für das erste Jahr des Kirchlichen Unterrichts (Katechumenjahr), aufgestellt vom Katechetischen Ausschuss in Westfalen, Gütersloh: Der Rufer 1939, 2. Aufl. 1946. Lehrplan für das zweite Jahr des Kirchlichen Unterrichts (Konfirmandenjahr), aufge- stellt vom Katechetischen Ausschuss in Westfalen, Gütersloh: Der Rufer 1940, 2. Aufl. 1946. Linker, Hans Willi: Spiel in Flandern. Eine Novelle aus dem großen Kriege, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Das kleine Buch, Nr. 33). Lipp, Herbert: Moderne Zeit, in: Der Christliche Erzähler, 6. Band, 1. Halbjahr 1930, Heft 2, S. 59. Lippold, Max: Durchbruch durch die Maginotlinie. Ein Meldefahrer erzählt, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Geschichten, 94). Lobsien, Wilhelm: Gesa Früddens Weg. Eine Hallignovelle, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Das kleine Buch, Nr. 3). Loeff, Wolfgang: Der letzte Mann der »Köln«. Nach 76 Stunden hilflosen Herumtreibens in der Nordsee gerettet. Erzählung aus dem Gefecht bei Helogoland am 28. August 1914, Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Spannende Geschichten, 63). Löhlein, Herbert A.: Notlandung in der grünen Hölle. Abenteuer eines deutschen Flug- kapitäns, Gütersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Spannende Geschichten, 103). Lother, Helmut: Neugermanische Religion und Christentum. Eine kirchengeschichtliche Vorlesung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Lütgert, Wilhelm: Der Kampf der deutschen Christenheit mit den Schwarmgeistern, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1936. Lütgert, Wilhelm: Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ursprung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Luther in der deutschen Kirche der Gegenwart. Eine Übersicht herausgegeben im Auf- trag der Luther-Gesellschaft von ihrem zweiten Präsidenten Theodor Knolle. Güters- loh: C. Bertelsmann 1940 (= Schriftenreihe der Luther-Gesellschaft, Heft 14). Lutze, Hermann: Du evangelischer Mann heute!, Wuppertal: Der Rufer 1938. Manns, Alfred: Der Warphof und das Sumpfmoor, 18.–22. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann [1934]. Max, G. von: Kreuz. Leid und Angst kann er bald wenden,/Ja auch den Tod hat er in Händen, in: Für unsre Kinder 52 (1940), Nr. 14, S. 27. Medem, K. von: Um Lohn. Wahres Erlebnis aus der Zeit der Bolschewikenherrschaft im Baltikum 1918–1919, in: Der Christliche Erzähler, 6. Band, 1. Halbjahr 1930, Heft 3, S. 79–92. 734 Quellen und Literatur

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»Mein Schutz, daß ich nicht fallen werde«, Gütersloh: Der Rufer 1939 (= Gebetetes Gott- eswort. Eine Anleitung zum Beten für den Christenmenschen). Mendelssohn, Arnold u. a. (Hrsg.): Chorgesänge alter protestantischer Meister, 12 Hefte, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926–1929. Meschendörfer, Adolf: Zauber der Heimat. Zwei Erzählungen aus Siebenbürgen, Güters- loh: C. Bertelsmann (= Kleine Feldpost-Reihe). Mittendorf-Wolff, Lotte [d.i. Mittendorff, Lotte]: Die Amerikanerin. Skizze, in: Der Christ- liche Erzähler, 2. Band, 1. Halbjahr 1928, Heft 3, S. 157–159. Model, Else: Jesu, gib gesunde Augen, in: Für unsre Kinder 43 (1931), Nr. 21 und 22, S. 81–83, 85–86. Mohn, Heinrich (Hrsg.): Carl Bertelsmann. Ein Bild seines Lebens. Zur Jahrhundertfeier des von ihm gegründeten Verlagshauses, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Müllenbach, Herbert: Bomben auf England, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Span- nende Geschichten, 92). Müllenbach, Herbert: Und setzet ihr nicht das Leben ein. Ruhmesblätter der deutschen Luftwaffe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941. Müller, Georg: Nietzsche und die deutsche Katastrophe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946. Müller, Georg: Goethe und die deutsche Gegenwart, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946. Müller-Gordon, W.: Endlich Stellung, in: Der Christliche Erzähler, 12. Band, 1. Halbjahr 1933, Heft 5, S. 146–150. Müller-Partenkirchen, Fritz [d.i. Müller, Fritz]: Die alte Uhr, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 19). Müller-Partenkirchen, Fritz [d.i. Müller, Fritz]: Der Kaffeekönig, Gütersloh: C. Bertels- mann 1939. Müller-Partenkirchen [d.i. Müller, Fritz]: Kramer & Friemann. Eine Lehrzeit, 11. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1940]. Müller-Partenkirchen, Fritz [d.i. Müller, Fritz]: Die Verschwundene, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1943 (= Feldposthefte). Müller-Partenkirchen, Fritz [d.i. Müller, Fritz]: Eisen im Blut, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldposthefte). Müller-Partenkirchen, Fritz [d.i. Müller, Fritz]: Die Firma, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Müller-Schlomka, [?]: Buß- und Bettag. Du sollst für Deutschland beten, in: Der Kinder- gottesdienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 10, S. 306–308. Munier-Wroblewska, Mia: Deutsch ist die Saar!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 23). Munier-Wroblewska, Mia: Der Baumeister zu Mühlbach, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertels- mann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 34). Munier-Wroblewska, Mia: Aus der Tiefe …, in: Frohes Leben 1 (1937/38), Heft 17, S. 505–511. Nagel, William Ernst: Luthers Anteil an der Confessio Augustana. Eine historische Un- tersuchung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 34/Heft 1). Niemann, Karl: »Nötige sie, hereinzukommen!« Einige Gedanken zum pflichtmäßigen Besuch des Kindergottesdienstes, in: Der Kindergottesdienst 47 (1937), Ausgabe A, Heft 10, S. 185–187. Niemöller, Martin: Herr ist Jesus Christus. Die letzten achtundzwanzig Predigten, gehal- ten in den Jahren 1936 und 1937 in Berlin-Dahlem, Gütersloh: Der Rufer 1946. Nixdorf, Kurt Georg: Günther Groenhoff. Zwischen Himmel und Erde, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1939] (= Spannende Geschichten, 51). Nordling, Johan: Quasi una fantasia. Berechtigte Übersetzung aus dem Schwedischen von Elisabeth Ermel, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. Nygren, Anders: Eros und Agape. Gestaltwandlungen der christlichen Liebe. 2 Teile, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1930 und 1937 (= Studien des apologetischen Seminars, Heft 28 und 39). Oehler, Wilhelm: Zum Missionscharakter des Johannesevangeliums, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1941 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 42/Heft 4). Oehler, Wilhelm: Seid Täter des Wortes. Ein Andachtsbuch für die Hausgemeinde, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1937, 2. Aufl. 1948. Oepke, Albrecht: Geschichtliche und übergeschichtliche Schriftauslegung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931, 2. neubearbeitete Aufl. 1948. Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 735

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Oepke, Albrecht: Das Neue Testament und seine überragende Bedeutung, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Volksmissionarische Hefte). [Pabst, Carl]: Neue Kirche im neuen Staat. Bekenntnis – Gemeindeaufbau – Kirchenlei- tung – Nationalsozialistischer Staat – »Deutsche Christen«, Gütersloh: C. Bertels- mann 1933. Pabst, Carl: Volkskirche und Freikirche. Eine theologische Besinnung über Wesen und Form evangelischer Kirche als Beitrag zum Neubau der Kirche, Gütersloh: C. Bertels- mann 1933. Pape, Heinz: Wir suchen den Feind. Kampf der Aufklärer im Westen, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1941. Pape, Heinz: Panzerflieger über dem Balkan. Die Vernichtung Jugoslawiens. Der Sieg in Griechenland, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldausgabe). Papke, Käthe: Im Unterliegen gesiegt. Historischer Roman, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Papke, Käthe: Das Kreuz auf Usedom, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. Papke, Käthe: Die Kaiserin von Augusta Rauracorum, Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. Papke, K[äthe]: Aus meiner Dachkammer. Erinnerungen aus meinem Leben, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Pfennigsdorf, Emil: Chamberlains »Lebenswege meines Denkens«, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 55 (1919), Heft 12, S. 233 f. Pfennigsdorf, Emil: Die Bedeutung der »kleinen Presse« für Gemeinde, Kirche und Volk, in: ders.: Im Kampf um den Glauben. Vorträge, Abhandlungen und Aufsätze zu Le- bensfragen der Gegenwart, Gütersloh: C. Bertelsmann 1919, S. 205–218. Pfennigsdorf, Emil: Der Untergang der evangelischen Presse?, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 56 (1920), Heft 11, S. 153 f. Pfennigsdorf, Emil: Spenglers »Zweiter Band«, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 58 (1922), Heft 10, S. 233–235. Pfennigsdorf, Emil: An die Leser und Freunde der Zeitschriften, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 69 (1933), Heft 12, S. 480. Pfennigsdorf, Emil: Bekenntnis und kirchliche Neugestaltung, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 69 (1933), Heft 7, S. 241–248. Pfennigsdorf, Emil: Der nationale Aufbruch und die Kirche, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 69 (1933), Heft 5, S. 161–166. Pfeuffer, Hanns: Kameraden vom Edelweiß. Drei Jahre Kampf für Großdeutschland 1938–1939–1940, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941. Piersig, Johannes: Mitteilungen, in: Der Kindergottesdienst 43 (1933), Ausgabe A, Heft 6, o.S. Piersig, Johannes: Zur Lage des deutschen Kindergottesdienstes und des evangelischen Jugendwerkes, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 3, S. 89–95. Plinzner, Frieda: Kinder aus aller Welt. Gesammelte Missionsgeschichten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. Polte, [Willi]: Und wir sind doch geflogen. Meine Flugerlebnisse in drei Erdteilen. Aufge- zeichnet von Josef Grabler, 4. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1941]. Preuß, Hans: Martin Luther. Der Künstler, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Preuß, Hans: Martin Luther. Der Prophet, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Preuß, Hans: Martin Luther. Der Deutsche, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Preuß, Hans: Dürer und Bach, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Preuß, Hans: Miniaturen aus meinem Leben, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Preuß, Hans: Johannes in den Jahrhunderten. Wort und Bild, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939. Preuß, Hans. Martin Luther. Der Christenmensch, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Preuß, Hans: Martin Luther. Seele und Sendung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Preuß, Hans: Die Geschichte der Abendmahlsfrömmigkeit in Zeugnissen und Berichten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Rathmann, Oswald: Viel gut Gesang da lautet wohl, Gütersloh: C. Bertelsmann [1933] (= Schmuckbuch, Nr. 9). Rehfeldt, Otto: Das Recht der Judenmission nach evangelischen Prinzipien, Gütersloh: C. Bertelsmann 1918. Renker, Gustav: Die Mooshüttenleute, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933 (= Schmuckbuch, Nr. 11), Renker, Gustav: Pfarrfrau Johanne, Gütersloh: C. Bertelsmann [1933] (= Schmuckbuch, Nr. 2). 736 Quellen und Literatur

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Renker, Gustav: Die Liebe des Junkers Cyrill, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935 (= Schmuckbuch, Nr. 19). Renker, Gustav: Der große Winnetou, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935 (= Spannende Ge- schichten, 7) Renker, Gustav: Bergkristall, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Volksausgabe). Renker, Gustav: Heilige Berge. Ein Alpenroman, 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Richter, Carl: Wir beten zu Tisch. Handreichung zur Tischandacht in evangelischen Häu- sern und Heimen. Gotteswort, Tischgebet und Lied für morgen, mittags und abends auf jeden Tag in der Woche, Gütersloh: Der Rufer 1940. Richter, Julius: Die Judenmissionskonferenz in Atlantic City, in: Schaeffer: Der heutige Stand der Judenmission, S. 3–11. Richter, Julius: Zum neuen Jahre, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 10 (1933), S. 3–6. Richter, Julius: In der Krisis der Weltmission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Allge- meine Missions-Studien, Heft 17). Richter, Julius: Der Dienst der Kirche an der heutigen Menschheit. Anregungen zum Nachdenken für die christlichen Weltkonferenzen 1937 und 1938, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1936 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 21). Richter, Julius: Der gegenwärtige Stand der Weltmission IV, in: Neue Allgemeine Missi- onszeitschrift 16 (1939), S. 86–91. Richter, Julius: Die Entschließungen von Tambaram, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 16 (1939), S. 161–179. Richter, Julius: Tambaram, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 16 (1939), 3–8. Rische, Dietrich August: Johann Heinrich Volkening. Ein christliches Lebens- und kirch- liches Zeitbild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, Gütersloh: C. Bertelsmann 1919. Röck, Christian: Monte Cimone, Gütersloh: C. Bertelsmann [1940] (= Spannende Ge- schichten, 91). Roellig, Ruth Margarete: Soldaten, Tod, Tänzerin. Ein Tatsachenbericht, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. Rosenkranz, Gerhard: Buddha und Christus im Ringen um die Seele Chinas. Ein Kapitel chinesischer Religionsgeschichte und seine Bedeutung für die christliche Mission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 25). Rothenberg, Samuel (Hrsg.): Rufe ins Jahr 1940. Ein evangelischer Bild-Jahrweiser mit 25 künsterlisch gestalteten Blättern, darunter 12 feinen Postkarten. Kartoniert. Wup- pertal: Der Rufer [1939]. Rothenberg, Samuel (Hrsg.): Rufe ins Jahr. Ein evangelischer Bild-Jahrweiser für 1941 mit 30 künstlerisch gestalteten Blättern, darunter 18 feinen Postkarten. Kartoniert. Gütersloh: Der Rufer [1940]. Runestam, Arvid: Liebe, Glaube, Nachfolge. Von der Anpassung der Moral an die Wirk- lichkeit. Aus dem Schwedischen von Ilse Meyer-Lüne, Gütersloh: C. Bertelsmann [1931]. S[chlipköter], W[ilhelm]: Zur Bildbeilage. »Helene Christaller« von Karl Bauer, in: Der Christliche Erzähler, 10. Band, 1. Halbjahr 1932, Heft 2, S. 63. Salomon, Ernst von: Die Kadetten, 19.–38. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1933] (= Volksausgabe). Salomon, Ernst von: Die Geächteten, 25.–84. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Sapper, Agnes: Regine Lenz. Die kleinste Konfirmandin, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (= Acht Seiten/Freude zu bereiten, 3). Sasse, Hermann: Kirchliche Zeitlage, in: Kirchliches Jahrbuch für die evangelischen Landeskirchen Deutschlands 58 (1931), S. 1–86. Sasse, Hermann: Vorwort, in: Kirchliches Jahrbuch 60 (1933), S. 5. Sauer, Erich: Der Triumph des Gekreuzigten. Ein Gang durch die neutestamentliche Of- fenbarungsgeschichte, Wuppertal: Umbruch-Verlag 1937, 7. erweiterte Aufl., Güters- loh: Der Rufer 1946. Schaeffer, Ernst: Christus ist des Gesetzes Ende. Lehrgang für für den Religionsunter- richt jüdischer Taufbewerber, Gütersloh: C. Bertelsmann 1917. Schaeffer, Ernst: Materialien und Richtlinien zur Judenfrage unserer Tage. Vorträge ge- halten in der Martin-Luther-Volkshochschule zu Berlin, Gütersloh: C. Bertelsmann 1921 (= Christentum und Judentum, Serie IV/Heft 2). Schaeffer, Ernst: Leben und des Herrn Werk verkündigen. Die Jahrhundertfeier der Ge- sellschaft zur Förderung des Christentums unter den Juden, Gütersloh: C. Bertels- mann 1922 (= Christentum und Judentum, Serie V/Heft 2). Schaeffer, Ernst: Der heutige Stand der Judenmission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 12). Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 737

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Schaeffer, Ernst: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 49 (1922), S. 215–231. Schaeffer, Ernst: Recht und Pflicht der Judenmission, in: ders.: Tröstet, tröstet mein Volk!, S. 89–99. Schaeffer, Ernst: Juden und Judenmission, in: Kirchliches Jahrbuch 50 (1923), S. 204–209. Schaeffer, Ernst: Christlich-jüdische Probleme in Nordamerika, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 8 (1931), S. 353–361. Schaeffer, Ernst (Hrsg.): Tröstet, tröstet mein Volk! Eine Auswahl von Predigten und Vorträgen über Judenmission, Gütersloh: C. Bertelsmann 1922 (= Christentum und Judentum, Serie VI/Heft 2). Schauff, Rudolf: Flieger über Polen, Gütersloh: C. Bertelsmann [1939] (= Spannende Ge- schichten, 66). Schauwecker, Franz: Vorbilder deutscher Menschlichkeit, in: Der lichte Weg 18 (1935), Heft 4, S. 100–101. Schiller, [?]: Aus der Arbeit für die Arbeit, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausga- be A, Heft 6, S. 183–185. Schlatter, Adolf: Luthers Deutung des Römerbriefs. Ein Beitrag zur vierten Säkularfeier der Reformation, Gütersloh: C. Bertelsmann 1917 (= Beiträge zur Förderung christli- cher Theologie, Band 21/Heft 7), 2. Aufl. 1928. Schlatter, Adolf: Die Entstehung der Beiträge zur Förderung christlicher Theologie und ihr Zusammenhang mit meiner theologischen Arbeit zum Beginn ihres fünfundzwan- zigsten Bandes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1920 (= Beiträge zur Förderung christli- cher Theologie, Band 25/Heft 1). Schlatter, Adolf: Die Geschichte der ersten Christenheit, Gütersloh: C. Bertelsmann 1926 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, 2. Reihe: Sammlung wissenschaftli- cher Monographien, Band 11). Schlatter, Adolf: Die Theologie des Judentums nach dem Bericht Josefus, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, 2. Reihe: Sammlung wissenschaftlicher Monographien, Band 26). Schliebitz, Alfred: Die Jugenderziehung vor der Christusfrage (Eine Buchbesprechung), in: Haus und Gemeinde 35 (1939), Nr. 5, S. 125–127. Schlink, Edmund: Der Ertrag des Kirchenkampfes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Schlink, Edmund: Die Gnade in Gottes Gericht, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946. Schlipköter, Gustav: Emil Uellenberg. Zu seinem 60. Geburtstag am 28. März 1934, in: Der Christliche Erzähler, 14. Band, 1. Halbjahr 1934, Heft 7, S. 223 f. Schlunk, Martin: Führer fremder Völker und das Christentum. Eine Vorlesungsreihe, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Schlunk, Martin: Paulus als Missionar, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Allgemeine Missions-Studien, Heft 23). Schlunk, Martin: Zum neuen Anfang, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 1 (1924), S. 5–10. Schlunk, Martin: Volksgemeinschaft, Völkergemeinschaft, Glaubensgemeinschaft, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 9 (1932), S. 3–12. Schlunk, Martin: Die Mission im Feuer der Kritik, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 10 (1933), S. 257–270. Schlunk, Martin: S. O. S., in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 12 (1935), S. [3]–7. Schlunk, Martin: Die Welt des Apostels, in: Neue Allgemeine Missionszeitschrift 13 (1936), S. 361–372. Schlunk, Martin: Die Weltkonferenz von Tambaram, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 16 (1939), S. 33–38. Schm [?], A.: Kriegsopfer, in: Für unsre Kinder 52 (1940), S. 51 f. Schmidt, Fr[iedrich] W[ilhelm]: Die Grundfrage der Theologie, Gütersloh: C. Bertels- mann 1929. Schmidt, Fr[iedrich] W[ilhelm]: Das Dogma und die Kirche des Glaubens, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Schmidt, Fr[iedrich] W[ilhelm]: Der Primat des Wortes in der evangelischen Kirche, Gü- tersloh: C. Bertelsmann 1931. Schmidt, Fr[iedrich] W[ilhelm]: Die theologische Begründung der Ethik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Schmidt, Fr[iedrich] W[ilhelm]: Sterilisation und Euthanasie. Ein Beitrag zur angewand- ten christlichen Ethik, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Schmückle, Georg: Hie gut Württemberg allweg!, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldposthefte). 738 Quellen und Literatur

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Schneider, Johannes: Kirchliche Statistik, in: Kirchliches Jahrbuch 54 (1927), S. 140–267 Schomerus, Hilko Wiardo: Indische und christliche Enderwartung und Erlösungshoff- nung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941. Schreiner, Helmuth: Die Zukunft der Kirche. Predigten und Aufsätze, Gütersloh: C. Ber- telsmann 1946. Schreiner, Wilhelm: Der rote Tod. Bilder einer Wirklichkeit, in: Frohes Leben 3 (1939), Heft 2, S. 34–43. Schröder, Kurt: Das Freiheitsproblem in der zweiten Hälfte der deutschen Aufklärung, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936 (= Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, Band 38/Heft 4). Schröder, Rudolf Alexander: Luther und sein Lied. Vortrag, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942 (= Studien der Luther-Akademie, Heft 16). Schröder, Rudolf Alexander: Theologia deutsch, die lehret gar manche liebliche Er- kenntnis göttlicher Wahrheit und sagt gar hohe und schöne Dinge von einem voll- kommenen Leben. Nach dem Pfeifferschen Text in neueres Deutsch gebracht und mit einem Vorwort versehen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Schröer, Gustav: Die Wachtelberger, Gütersloh: C. Bertelsmann 1928 (= Acht Seiten/Freude zu bereiten, 2). Schröer, Gustav: Heimat wider Heimat. Gütersloh: C. Bertelsmann 1929. Schröer, Gustav: Der Herrgott und ein Mann, 10.–15. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1930. Schröer, Gustav: Um Mannesehre, Gütersloh: C. Bertelsmann 1932. Schröer, Gustav: Das Land Not. Ein Roman aus unseren Tagen, 56.–60. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Schröer, Gustav: Der Bauernenkel, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933. Schröer, Gustav: Volk im Schmiedefeuer, 11.–18. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Schröer, Gustav: Wir lassen uns nicht unterkriegen, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934. Schröer, Gustav: Der rechte Erbe, 19.–21. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Schröer, Gustav: Der Heiland vom Binsenhofe, 40.–44. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. Schröer, Gustav: Die Pfingstbirke, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935 (= Das kleine Buch, Nr. 30). Schröer, Gustav: Die Flucht von der Murmanbahn. Nach den Berichten eines Torgauer Husaren, 19.–25. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1937]. Schröer, Gustav: Einer Liebe Weg, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Das kleine Buch, Nr. 37). Schröer, Gustav: Der Schelm von Bruckau. Ein heiterer Kleinstadtroman, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Schröer, Gustav: Sturm im Sichdichfür, 41.–45. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1938. Schröer, Gustav: Der Hohlofenbauer, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Volks- ausgabe). Schröer, Gustav: Die Lawine von St. Thomas. Ein Roman aus den Bergen, 7. Aufl., Gü- tersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Volksausgabe). Schröer, Gustav: Im Schatten der Helberges. 3. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1941] (= Volksausgabe). Schröer, Gustav: Die Siedler vom Heidebrinkhofe, 31.–56. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann 1942 (=Feldausgabe). Schröer, Gustav: Schicksalshände. 7. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Volksaus- gabe). Schröter, Hans Robert: Der Auswanderer, in: Frohes Leben 3 (1939), Heft 10, S. 289–302. Schütz, Carl: Im Sturm des Herrn, in: Der christliche Erzähler, 5. Band, 2. Halbjahr 1929, Hefte 1–12, S. 2–15, 34–47, 66–78, 98–109, 130–142, 162–174, 194–208, 226–239, 258–268, 290–306, 322–337, 354–372, 386–403. Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. Nach seinen Dichtern und Erzählern. 3 Bände, 39. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1925. Schwertfeger, Eduard: Das Mütterlein in der Sonnenuhr, in: Der Christliche Erzähler, 12. Band, 1. Halbjahr 1933, Heft 5, S. 151–153. Schwietzke, Bruno: Vor Ypern trommelt der Tod. Großkampf in Flandern 1917, Güters- loh: C. Bertelsmann [1937] (= Spannende Geschichten, 21). Schwietzke, Bruno: Richthofen und die rote Staffel, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Spannende Geschichten, 36). Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 739

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Schwietzke, Bruno: Die Springwurzel, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937] (= Schnee- flocken, 192). Schwietzke, Bruno: Im Panzerauto zu den Steinzeitjägern der Sahara, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1938] (= Spannende Geschichten, 38). Schwietzke, Bruno: Deutsche Kämpfer in der grünen Hölle Kameruns, Gütersloh: C. Ber- telsmann [1938] (= Spannende Geschichten, 42). Schwietzke, Bruno: Friedel Lustigs Abenteuer, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Schneeflocken, 196). Schwietzke, Bruno: … starben in Flandern, Gütersloh: C. Bertelsmann 1938 (= Volks- ausgabe). Schwietzke, Bruno: Sommermond in Flandern, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann [1941]. Sellin, Ernst: Das Alte Testament im christlichen Gottesdienst und Unterricht, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Shulman, Milton: Die Niederlage im Westen. Mit einer Einführung von Prof. Dr. Gerhard Ritter, Gütersloh: C. Bertelsmann 1949. Simon, G[ottfried]: Die gegenwärtige Lage des Islam, in: Neue Allgemeine Missionszeit- schrift 10 (1933), S. 12–20 und S. 49–61. Spiegel, Edgar Freiherr v.: 45 000 Tonnen versenkt, Gütersloh: C. Bertelsmann [1937] (= Spannende Geschichten, 22). Stange, Carl: Die Bedeutung Luthers für die Gegenwart, in: Zeitschrift für systematische Theologie 11 (1934), S. 298–307. Stange, Carl: Die Lage in Deutschland nach schwedischem Urteil, in: Zeitschrift für sy- stematische Theologie 12 (1935), S. 3–21. Stange, Carl: Natürliche Theologie. Zur Krisis der dialektischen Theologie, in: Zeitschrift für systematische Theologie 12 (1935), S. 367–451. Steguweit, Heinz: Die Harfe, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Das kleine Buch, Nr. 21). Steguweit, Heinz: Der Schelm vom Berge. Heitere Geschichten, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Feldposthefte). Steguweit, Heinz: Kleines Paradies. Tiergeschichten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Kleine Feldpost-Reihe). Steguweit, Heinz: Eine Fabel, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 4, S. 184. Steitz, H.: Eine mögliche Form evangelisch-kirchlicher Jugendarbeit im Dritten Reich, in: Der Kindergottesdienst 44 (1934), Ausgabe A, Heft 5, S. 166 f. Stieger, Anton: »Deutschland, Deutschland …!«, in: Frohes Leben 5 (1941), Heft 12, S. 221–222. Strathmann, Hermann: Wilhelm Lütgert als Theologe, in: Althaus/Kittel/Strathmann: Adolf Schlatter und Wilhelm Lütgert zum Gedächtnis, S. 41–44. Strathmann, Hermann: Was soll die »Offenbarung« des Johannes im Neuen Testament? 1. Dionysius von Alexandrien über die Offenbarung des Johannes. 2. Luthers Vorre- de auf die Offenbarung des Johannes v. J. 1530, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934, 2. Aufl. 1947. Strecker, [?]: Judenchristliche Probleme in der Urchristenheit und heute, in: Die juden- christliche Frage in Geschichte und Gegenwart. Herausgegeben von der Berliner Ge- sellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden, Gütersloh: C. Bertels- mann 1929, S. 20–47 (= Christentum und Judentum, Serie III/Heft 3). Sturm, Stefan: Das Glück dieses Sommers, Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Sturm, Stefan: Der Bärnbrunner Krug, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Kleine Feld- post-Reihe). Sturm, Stefan: Die Urlasballade, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Kleine Feldpost-Rei- he). Sturm, Stefan: Verliebte Oderfahrt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943 (= Kleine Feldpost- Reihe). Supper, Auguste: Hans Albrechts Wanderschaft, Gütersloh: C. Bertelsmann 1933 (= Schmuckbuch, Nr. 6). Supper, Auguste: Der stärkste Zauber, Gütersloh: C. Bertelsmann 1937 (= Das kleine Buch, Nr. 36). Supper, Auguste: Das Mädchen Peter und der Fremde, 105.–124. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1940 (= Feldausgabe). Supper, Auguste/Hesselbacher, Karl/Claudius, Matthias: Der erste Dienst/Mutterhände/Brief an seinen Sohn Johannes, Gütersloh: C. Bertelsmann 1941 (= Acht Seiten/Freude zu bereiten, 39). Supper, Auguste: Die große Kraft der Eva Auerstein, 32.–42. Tsd., Gütersloh: C. Bertels- mann [1941]. 740 Quellen und Literatur

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Supper, Auguste: Der Krug des Brenda, 6. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1943. Supper, Auguste: Die von der Blumenwiese, Gütersloh: C. Bertelsmann 1943. Tag und Nacht am Feind. Aufklärungs-Abteilungen im Westen. Herausgegeben im Auf- trag des Oberkommandos des Heeres, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1942. Tanz, Kurt: Tankschlacht von Cambrai, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938] (= Spannende Geschichten, 39). Thiel, Wulf: Der Herr – Dein Gott! Die 10 Gebote erklärt, Wuppertal: Der Rufer 1939. Thielicke, Helmut: Geschichte und Existenz. Grundlegung einer evangelischen Ge- schichtstheologie, Gütersloh: C. Bertelsmann 1935, 2. Aufl. 1964. Thielicke, Helmut: Vernunft und Offenbarung. Eine Studie über die Reiligionsphiloso- phie Lessings, Gütersloh: C. Bertelsmann 1936, 2. Aufl. 1947. Thilo, Martin: Der Kampf gegen das Alte Testament, Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. Thimme, Hans: Evangelische Männer – hinaus in die Welt, in: Es geht um die Nachfolge! Ruf und Verkündigung des Kirchlichen Männertages Minden-Ravensberg am 20. Juli 1947 in Herford, Gütersloh: Der Rufer 1947, S. 36–46. Thomas, Lowell: Ritter der Tiefe. Übersetzt und bearbeitet von E. Freiherr. v. Spiegel, Gütersloh: C. Bertelsmann 1939, 8. Aufl. 1942. Töpfer, Carl: Der neue Franz, in: Langsdorff (Hrsg.): Flieger am Feind, S. 141–149. Traue, Erhard/Traue, Georg: Der Katechismusunterricht im Lichte der Heimat. Einge- stellt auf die durchschnittliche Konfirmandenreife des 6. und 7. Schuljahres, Güters- loh: C. Bertelsmann 1928 (= Religionspädagogik auf religionspsychologischer Grund- lage, Band 3). Traue, Georg: Du Kirchlein meiner Heimat! Ein Lehrgang heimatlichen Konfirmanden- unterrichtes, 2. Aufl., Gütersloh: C. Bertelsmann 1928 (= Religionspädagogik auf reli- gionspsychologischer Grundlage, Band 2). Traue, Georg: Jesus und die Heimat im Unterricht. Handbuch zur Vorbereitung auf den Religionsunterricht in Volks-, Mittel- und höheren Schulen, in Fortbildungs-, Berufs- und Volshochschulen, sowie auf Unterredungen mit Jugendlichen und Erwachsenen in Lehrgängen, Vereinen und Anstalten, Gütersloh: C. Bertelsmann 1927 (= Religi- onspädagogik auf religionspsychologischer Grundlage, Band 4). Uellenberg, Emil: Treu bis zum Tode, in: Der Christliche Erzähler, 1. Band. 1. Halbjahr 1927, Heft 10, S. 311–320. Uellenberg, Emil: Adolf Clarenbach, in: Der Christliche Erzähler, 5. Band, 1. Halbjahr 1929, Heft 1, S. 1. Uellenberg, Emil: Der Zorn von Wittenberg, 6.–10. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann [1933] (= Schmuckbuch, Nr. 5). Uellenberg, Emil: Die vier Särge des Matthias Bahil, in: Der Christliche Erzähler, 6. Band, 1. Halbjahr 1930, Heft 10 und 11, S. 290–300, 322–333. Uellenberg, Emil: Die Flucht des Matthias Bahil [= Die vier Särge des Matthias Bahil], Gütersloh: C. Bertelsmann 1933 (= Das kleine Buch, Nr. 9). Uellenberg, Emil: Und setzet ihr nicht das Leben ein … Albert Leo Schlageter zum Ge- dächtnis, in: Der Christliche Erzähler, 13. Band, 2. Halbjahr 1933, Hefte 3–7, S. 89–96, 119–128, 150–160, 184–192, 211–227. Ulbrich, Martin: Innere Mission, in: Kirchliches Jahrbuch 48 (1921), S. 111–240. Ulbrich, Martin: Euthanasie, in: Der Geisteskampf der Gegenwart 58 (1922), S. 277–281. Unser Lebenslauf mit Gott. Blumen am Lebenswege 1941, Gütersloh: Der Rufer 1940. Unterscheidungslehren. 2. Teil: Die christlichen Dissidenten, neben- und außerkirchli- chen Bewegungen und Sekten. Hrsg. vom Evangelischen Konsistorium unter Zustim- mung des Provinzialkirchenrates., Gütersloh: C. Bertelsmann 1927. Unvergängliches Gedicht. Ein Hausbuch. Ordnung und Revision der Texte von Kurt Oskar Schmidt, Gütersloh: C. Bertelsmann 1947. Urban, Erich: Der obligatorische (pflichtmäßige) Charakter des Kindergottesdienstes, in: Der Kindergottesdienst 47 (1937), Ausgabe A, Heft 9, S. 162–168. Urban, Rudolf: Eine dritte Konfession?, Gütersloh: C. Bertelsmann 1934 (= Der Kampf- Bund, Nr. 14). Utsch, Rudolf: Herrin und Knecht, 13.–17. Tsd., Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. Verleger, August: Lüttkemanns Brink, Gütersloh: C. Bertelsmann [1938]. Verleger, August: Der tiefe Brunnen, Gütersloh: C. Bertelsmann 1946. Vesper, Will: Martin Luthers Jugendjahre. Bilder und Legenden, Gütersloh: C. Bertels- mann 1932 (= Das kleine Buch, Nr. 6). Publikationen der Verlage C. Bertelsmann und Der Rufer 741

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Personen- und Werkregister Werke von Autoren und Herausgebern sind nur im Kontext einer inhaltlichen Erörterung oder bei exemplari- schem Charakter berücksichtigt. Adami, Friedrich 253 Adler, Bruno 61, 64, 68, 597, 599 Unsere Zeit und unser Luther 64 Ahrens, Walther 260 Alberts, Karl 178, 312 f. Der Deutschen Christus 178, 312 Albertz, Martin 232 f., 630 Evangelische Christenlehre. Ein Altersstufen- Lehrplan 232 f., 630 Althaus, August Wilhelm 207 Althaus, Paul 59, 83, 85, 184, 194, 197–212, 215, 217–219, 222 f., 236, 298, 308–310, 312 f., 363, 537 f., 540 f., 553, 626 f., 641, 701, 704 f. Die Christliche Wahrheit 204, 540, 705 Dein Wille geschehe! 207 Führt ein Weg vom völkischen Wollen zur Kir- che? 197 Der Herr der Kirche 207, 309 Kirche und Volkstum 203, 206, 308 Die letzten Dinge 202 Luthers Wiederkehr 208 f. Religiöser Sozialismus 200 Die Theologie 203 Theologie der Ordnungen 204, 222 Theologie und Geschichte 202 Theologisches Gutachten über die Zulassung von Christen jüdischer Herkunft zu den Ämtern der Deutschen Evangelischen Kirche 312 Der Trost Gottes 538, 704 »Unwertes Leben« im Lichte christlichen Glau- bens 222 f. Die Wahrheit des kirchlichen Osterglaubens 218 Althaus, Paul d. Ä. 198 Alverdes, Paul 249, 396, 545 Amann, Max 107, 234 Anacker, Heinrich 136, 169, 336 Anzengruber, Ludwig 128, 396, 416, 418, 707 Arnold, Eberhard 75 Asmussen, Hans 183, 185, 540 Glaube und Recht in der Kirche 183 Augustiny, Waldemar 548, 707 Die Wiederkehr des Novalis 548 Aye, Emil 282 Baetke, Walter 89 291, 296, 377 f., 405 f., 408 f., 415 f., 424 f., 461, 465, 469 f., 473, 475–478, 485–488, 493, 496, 498–500, 506–508, 510–512, 525, 581, 667, 670, 687 f., 689 f. Das fröhliche Fritz Müller-Partenkirchen-Buch 405 f., 416, 687 Lachendes Leben 405 f., 415 f., 476, 687 Lustiges Volk 405 f., 415 f., 476, 687 Bartels, Adolf 151 Barth, Hanna 416, 418 Barth, Heinrich 30 Barth, Karl 77, 83, 111, 188, 190, 199–202, 205, 210, 214, 223, 536 f., 608, 641 Grundfragen der christlichen Sozialethik 200 Bartsch, Friedrich 193 Bauer, Josef 54, 195, 211, 344, 368 f., 371, 450, 452, 455, 516, 518, 648 Bauer, Karl 211 Baumann, Willi 291, 485 Bäumler, Gertrud 164 Baur, Karl 226 Baur, Wilhelm 226, 431, 469 f., 480, 486 Becker, Alexander 507 Beckmann, Joachim 196, 236 f., 541, 626 Meine Worte werden nicht vergehen 236 f. Beimdiek, Wilhelm 126, 134, 142, 341, 363, 408, 441, 465, 469, 476–478, 485, 488, 492, 495 f., 498, 500, 507 f., 510, 512, 704 Deutsche Volkslieder aus alter und neuer Zeit 408 Bell, Fréderick 90, 181, 310, 537 Ehen vor Gott 90 Ehrfurcht vor dem Leben! 90 Gebt unserem Gott die Ehre! 181 Benn, Gottfried 169 Bentor, Magdalene 132 Berentzen, Adriaan 676 Berg, Johannes M. s. Goote, Thor Bergengruen, Werner 138, 169, 396 Bergmann, Ernst 177, 182 Bermpohl, Walter 677 Bertelsmann, Anna Friederike Luise 21 Bertelsmann, Carl 19, 21–26, 28 f., 34, 57 f., 73, 457, 551 Bertelsmann, Friederike s. Mohn, Friederike Bertelsmann, Heinrich 22, 26–32, 48, 77, 115, Wesenszüge nordischer Frömmigkeit 89 579 f., 589, 606 Balthasar, Karl 111 Luther, der Sänger des deutschen Volkes 111 Banzhaf, Johannes 38, 126, 162, 168, 242, 263, Bertelsmann, Johann Friedrich 20 f. Bertelsmann, Lene 154 Berthoud, Theodor 38, 126, 142, 225, 291 f., 363, Personen- und Werkregister 773

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378, 385, 388, 458 f., 461 f., 470, 476, 485, 491 f., 498, 519 f., 524 f., 542, 687 Busch, Harald 290, 392, 435, 664 U-Boot auf Feindfahrt 290, 392 Betcke, Werner 178–181, 195, 443, 603, 618 Busse, Hermann Eris 154 Bericht über Lage und Aufgaben des Männer- werks in Westfalen 180 Der Kleine Katechismus Dr. Martin Luthers für den braunen Mann 167 f., 178 f., 181, 195, 443, 618 Beumelburg, Werner 136, 246, 249, 254, 271, 273, 407, 542 Bille, Hanna 694 Binding, Karl 219, 249, 407 Birkhan, Franz 594 Birnbaum, Walter 80, 88 Bischoff, Friedrich 544 Blau, Paul 85 Blum 56 Blunck, Hans Friedrich 136, 153, 169, 542 Bodelschwingh, Friedrich von 60–62, 65–68, 116 f., 318, 589, 642 Bodelschwingh, Wilhelm von 589 Boelcke, Oswald 251 Boger, Margot 166 f., 170 Der Godöwolf 166 f. Der große Vagant 166 Böhlhoff 648 Böhme, Friedrich A. 131, 612 Bohnenkamp, Fritz 518 Bonhoeffer, Dietrich 80, 216–218, 232 Bormann, Martin 438–440 Böttger, Harry 455, 678 Bouhler, Philipp 433, 438–440 Brandenburg, Hans 154 Brandt, Theodor 236 Der Grund, der nicht wankt 236 Braun, Reinhold 136 f., 161 Gustav Schröer. Weg und Werk 161 Braune, Paul 318 Breker, Arno 480 Brinkmann, Robert 594 Brinkmann, Rudolf 497 Bronisch-Holtze, Ernst 182, 184 Der Akademiker zwischen Christentum und deutscher Glaubensbewegung 182 Brückner, Wilhelm 117 Brües, Otto 398, 412, 415–417, 547, 634, 707 Das Gauklerzelt 398, 415–417 Von der Volkstümlichkeit 398 Brunner, Emil 199, 214 Brunstäd, Friedrich 313 Buber, Martin 189 f. Geschehende Geschichte 189 f. Buchholz 228 Buchholz, Gustav 455, 678 Büchsel, Friedrich 540, 705 Budde, Elisabeth 89 Buhrmeister-Eymern, W. von 328 Unter Bolschewiken und Kamtschadalen 328 Bultmann, Rudolf 199, 219 Busch, Fritz Otto 427 f., 435, 438, 447, 485, 521, 664, 672 f. Narvik 427 f., 435–438, 440, 443, 455, 480, 521 f., 555, 581, 610, 685 Campbell, Gordon 637 Wir jagen deutsche U-Boote 637 Carossa, Hans 249, 407 Caspari, Walter 107 f. Chamberlain, Houston Stewart 82, 105, 111, 183, 298, 379 Christaller, Helene 133, 325 Stephan und Klaudia 325 Christiansen, Karl Heinz 644 Bomben auf das brennende Warschau 644 Christöphler, Magdalene 478, 492 f., 507, 510 Claudius, Hermann 136, 138, 396 f., 459, 544, 548, 681, 707 Nur die Seele 548 Claudius, Matthias 548 Courths-Mahler, Hedwig 365 Cremer, Hermann 80, 216 Crompton, Iwan 288 f. Englands Verbrechen an U-41 288 Czibulka, Alfons von 545 Daehler, Jupp 486 Dalman, Gustaf 301, 639 Daltrop 48, 372 Darenberg, Dietrich 253 Daum, Fritz 253 de Jong 478 Decius, Heinrich 105 Deerburg, Elfriede 341 Delbrügge, August 46 f. Delekat, Friedrich 608 Delitzsch, Franz 638 Denker, Paul 104, 106 Dessin, Gustav 38, 126, 137–139, 377–379, 382, 385 f., 398, 402 f., 406–408, 415–417, 424 f., 462, 475 f., 479 f., 482–484, 487, 490–492, 496, 501 f., 504, 508, 510, 518–520, 522, 523–525, 536, 542 f., 545, 655, 687 f., 691, 703 Bei Nacht und Tag 406, 415 f., 687 Kleine Prosa 406 Dibelius, Otto 194, 228 f., 232 Dieckmann, Adolf 371 Diederichs, Eugen 121, 139 Diederichs, Niels 500 Diederix, A. 420 Diers, Marie 140–142, 319 Der Teufelspate 140 f., 319 Dietrich, Richard 282 f. Im Flug über ein halbes Jahrhundert 282 f. Dinter, Arthur 304 Die Sünde wider das Blut 304 Dohm, Arno 264, 269 f., 294, 386, 581 Die Flotte Gottes 270, 700 Geschwader Spee 270 f. Skagerrak 264, 269 f., 294 Dreß, Walter 80 Droemer, Adalbert 122 Droste, Karl Heinrich 69, 362, 600 774 Anhang

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Duesterberg, Theodor 42 Düspohl, Heinrich 594 Dwinger, Edwin Erich 136, 246–249, 290, 542, 545 Faber, Kurt 418 Falkenhayn, Erich von 268 Falkenhorst, A. 329 Deutsche Passion 246, 248 f., 290 Ebeling, Oskar 302 Eberhard, Otto 104 Ebert, Friedrich 39 Ebert, P. 107 Eggebrecht, Jürgen 467, 480, 497 Ehl, Nikolaus 341 Ehlers, Hermann 229, 232, 629 Die Insel der Sendung 629 Ehrenberg, Hans 80, 541, 603 Eich, Günter 169 Eickhoff, Friedrich 21 Theomele 21 Eickhoff, Hermann 30 Elert, Werner 88, 199, 309, 312 Theologisches Gutachten über die Zulassung von Christen jüdischer Herkunft zu den Ämtern der Deutschen Evangelischen Kirche 312 Elsing, August 646 Elsing, Friedrich 341 Emde 348, 369, 658 f. Engelke, Fritz 68, 88 Erckmann, Rudolf 411, 440, 472, 479, 482–484, 496 f., 500, 505, 507 f., 685, 688 Ernst, Paul 406 f., 545, 706 Eser, Anna 341 Ettighoffer, Paul Coelestin 138, 242, 246, 254, 257 f., 264–269, 279, 282–286, 294, 325 f., 376, 386 f., 399, 415 f., 421, 441, 520 f., 527, 581, 610, 613, 636, 643, 663 Deutsche Tanks fahren in die Hölle 254, 257 f., 636 Eine Armee meutert 285, 294, 637 Feldgrau schafft Dividende s. Ettighoffer, Das gefesselte Heer Das gefesselte Heer 266 f., 271, 288 Gespenster am Toten Mann 266–268, 271, 294 Kameraden vom Zelt 27 267, 325 Moskau, Compiègne, Versailles 265 Nacht über Sibirien 279, 294, 416, 613 Peter im Glück 387, 399, 415 f. Servus Kumpel 283, 416 So sah ich Afrika 282–284, 643, 686 Dem Stacheldraht entronnen 636 Sturm 1918 286, 294 Tannenberg 286, 294 Verdun. Das große Gericht 264, 265, 268 f., 294, 635 Von der Teufelsinsel zum Leben 294, 416 Zelt 27 wird niedergerissen s. Ettighoffer, Ka- meraden vom Zelt 27 Euringer, Richard 135, 137, 290 Evenius, Sophie 143 Evers, Dieter 254, 261, 329 Deutsche Panzer durchbrechen den Korridor 254, 261, 329 Wir waren polnische Gefangene 261, 329 In den Klauen der GPU 329 Fanck, Arnold 665 Fechner, Fritz 389, 434, 555, 663 Panzer am Feind 389, 434 f., 555, 664, 686 Fechter, Paul 398, 416, 418, 547 f., 666, 702 Die Fahrt nach der Ahnfrau 398, 416, 418 Feigel, Albert 45, 590, 593 Feissel, Else 134, 140–142 Das Opfer 134, 140–142 Feldkord, Heinrich 590 Felix 528 f., 531–534, 700 Feuchtwanger, Lion 153 Fezer, Karl 184 Fick, Gustav 73 Fiedler, Eberhard 183 Glaube und Recht in der Kirche 183 Finck, Otto 196 Fink, Otto 46, 51, 342, 458, 646 Fischer, Fritz 595 Fischer, Samuel 121 f., 139 Fischer, Theodor 359 Fischer, Ursula s. Mohn, Ursula Fissenbert, Heinrich 677 Fitze, Paul 646, 677 Flex, Walter 138, 246, 252, 415 f. Fliedner, Friedrich 46, 49, 62, 68 f., 360, 362, 447, 599 Flores, Marion de s. Gottschalk, Marion Florin, Wilhelm 69, 89, 177 f., 184, 196, 360, 362, 560, 600, 618 Rosenbergs Mythus und evangelischer Glaube 89, 177 f., 196, 560, 600, 618 Flöttmann, Fritz 594 Fölkersamb, von 688 Forck, Bernhard Heinrich 232 f. Evangelische Christenlehre. Ein Altersstufen- Lehrplan 232 f. Förster, Erich 587 Franck, Hans 613 Pilgerfahrt nach Lübeck 613 Fredemann, Wilhelm 546 Freisler, Roland 498 Freytag, Walter 93 Freytag, Wilhelm 606 Frick, Heinrich 92–94, 641 Vom Pietismus zum Volkskirchentum 94 Frick, Wilhelm 106 Fricke, Julius 587 Friedrich Wilhelm IV. 24 f., 587 Frischmuth, Gertrud 183 Houston Stewart Chamberlain als Christ 183 Fritsch, Theodor 298 Fuchs, Gerhard 103 f. Welche Anforderungen stellt die Gegenwart 104 Führing, Hellmut H. 289 Wir funken für Franco 289 Füllkrug, Gerhard 74 Personen- und Werkregister 775

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Gast, Lise 295, 546, 581, 707 Eine Frau allein 547 Junge Mutter Randi 295, 546, 686 Geisenheyner, Max 257 Gentz, Günther 224 Gerbig, Kläre 143 Goebbels, Joseph 117, 152, 411 f., 432 f., 438–440, 479 f., 501, 505, 521, 685, 688, 690 f. Gogarten, Friedrich 77, 184, 199, 200 Goltz, Joachim Freiherr von der 544, 548, 707 Goote, Thor (d. i. Berg, Johannes M.) 138, 246, 261 f., 271–276, 291, 294, 326, 407, 581, 663 Die Fahne hoch! 276 Fahnenjunker Lingen flieht 261 Glühender Tag 273 f., 276 Wir fahren den Tod 262, 271–273, 275 f., 294, 407 Wir tragen das Leben 275 f., 294, 326 Göpfert, Herbert G. 545, 706 Göring, Hermann 251 Gottschalk, Marion 49 Graas, Fritz 416 Grabler, Josef 254, 388–390, 636 Mit Bomben und MGs über Polen 388, 390, 636, 664 Graske 497 Grau, Rudolf Friedrich 29 Das Geheimnis der Judenfrage 29 Grimm, Hans 126, 146, 149, 168–171, 245, 257, 282, 377–382, 385, 399–401, 403, 405–407, 412, 415, 418, 425, 442–444, 455, 475, 479 f., 482, 490–492, 504–506, 509, 511, 516, 518, 522, 530, 535, 542–546, 555, 559, 580, 662, 666, 706 f. Amerikanische Rede 662 Englische Rede 245, 379–382, 385, 400, 442–444, 506, 528, 543 f., 555, 700, 707 Der Gang durch den Sand und andere Ge- schichten aus Südafrika 401, 692 Die Olewagen-Saga 401, 415 f., 509 Der Ölsucher von Duala 401, 706 Der Richter in der Karu 400 f. Volk ohne Raum 378, 399 f., 455, 490 f., 504, 706 Gronemeyer, Paul 60–66, 69–71, 362, 374, 450, 454, 516, 538 f., 599 f. Die Wächter der Gemeinde 63 Grünewald, B. 499, 508, 510 Gumprecht, Heinz (d. i. Kraze, Friede H.) s. auch Kra- ze, Friede H. 164, 246–249, 266, 280, 294 f., 441, 443, 632 Die magischen Wälder 164, 246–250, 279 f., 290, 294 f., 441, 443, 700 Günther, Joachim 702 Güth, Anneliese 452, 453 Güth, Werner 50 Gutmann, Bruno 98 f., 306 Die urtümlichen Bindungen und Sünde 99 Gutterer, Leopold 412, 480, 482, 484 Haas, Rudolf 155 Der Blutjäger 155 Haegert, Wilhelm 410 f., 469, 483, 672 Haensel, J. 475 Hagemeyer, Hans 486 Hahn, Traugott 302 Die Bedeutung des Judenvolkes für die religiö- se Entwicklung der Menschheit 302 Hahn, Wilhelm 539, 704 Hahne, Fritz 659 Hakelmann 648 Hamel, Adolf 211 Hamlet, Anneliese 54 Hammelsbeck, Oskar 194, 230, 233, 541, 699 Hänel, Johannes 620 Alttestamentliche Sittlichkeit dargestellt gegen ihre antisemitischen Verächter 620 Hark, Frieda 341 Harleß, Gottlieb 28 Harling, Otto von 301, 303 f. Jesu und seiner Gläubigen Blick auf Israel 304 Hartenstein, Karl 606 Hauer, Jakob Wilhelm 177 Hauptmann, Gerhart 546 Hausmann, Manfred 613 Martin. Geschichte aus einer glücklichen Welt 613 Heffe, Eberhard 411 Heidegger, Martin 354–357, 651 Heilmann 229 f. Heim, Claus 278 Heim, Karl 199 Heimann 511 Heimbrock, August 677 Heine, Heinrich 151 f., 543 Heiseler, Bernt von 548, 707 Heitmann, Ernst 49 Heitmann, Magdalene 341 Helling, Victor 255 Hengstenberg, Ernst Wilhelm 28 Henke, Paul 646 Henschel, Gerhard 590 Hensel 500 Hentschel, Willibald 133 Hermann, Rudolf 197, 211 Herntrich, Volkmar 185, 187 f., 233, 315–317 Christus der Herr 187 f., 315 Neuheidentum und Christenglaube 188 Völkische Religiosität und Altes Testament 187–189, 315 Herrfurth, Curt 506, 509 Herz, Albrecht 341 Herzberg, Kurt 593 Herzberg, Leopold 371 Herzberg, Salomon 48, 581, 593 Heß, Rudolf 117 Hesselbacher, Karl 148 Heuschele, Otto 396, 665 Die Tanne 396 Heyck, Hans 148 Himmler, Heinrich 133, 233, 364 f., 521, 657, 691 Hindenburg, Paul von 36, 42, 44, 50, 52, 60 f., 116, 353 Hinderer, August 76, 621 Hirsch, Emanuel 80, 83, 85, 148, 184, 190 f., 199 f., 209–212, 218 f., 298, 313, 537 776 Anhang

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Die Auferstehungsgeschichte und der christli- che Glaube 218 Neues Testament und Mythologie 219 Theologisches Gutachten in der Nichtarierfrage 190 Hitler, Adolf 42, 44 f., 50–52, 55, 60–65, 70, 90, 101, 105 f., 109 f., 116–118, 137, 179, 207, 213, 220, 236, 310, 336, 338, 347, 349, 352, 364, 369, 373 f., 379, 383 f., 436, 438, 442 f., 445, 465, 555, 557 Hoche, Alfred E. 219 Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens 219 Hoeschen, Hans 331, 333, 393 f., 402 Zwischen Weichsel und Wolga 331, 393 f., 402 Hohoff, Heinz 49, 51, 593, 595, 648 Holl, Karl 209 f. Homann, Rudolf 181, 184, 188 Heiliger Geist germanischer Konfession? 178, 182, 188 Horn, Wilhelm 371, 658 Hövel, Paul 500, 507 f. Hubenthal, Adolf 194 Huchzermeyer, Clamor 48 Hultsch, Gerhard 183 Friedrich Nietzsche und Luther 183 Hunsche, Klara 233, 630 Hupfeld, Renatus 87, 176, 313 f. Die Bekenntnisfrage in der neuen deutschen evangelischen Kirche 87, 176, 313 Hymmen, Johannes 179, 597 Ihde, Wilhelm 469, 479, 497 Ihmels, Carl 93, 606 Ihmels, Ludwig 84 Ihrig 455 Immelmann, Max 252 Jacob, Siegfried 306 Jasper, Gerhard 99, 306 Moderne Strömungen im Judentum Deutsch- lands 306 Rasse und Mission 99 Jerrentrup, W. 659 Johst, Hanns 136, 153, 193, 542, 651 Schlageter 651 Jolidon, Paul 282 Jünger, Ernst 169, 246, 249, 272, 276, 290, 542 Junghänel, Ursula s. Mohn, Ursula Jürgens 488, 496, 498, 512, 690 Jüttemann, Erna 670 Jüttner, Hans 189, 537 Altes Testament, gib Antwort! 189, 537 Kaergel, Hans-Christoph 136, 148 Kahl, Wilhelm 197 Kalle, Ernst 603 Kapler, Hermann 641 Kapp, Wolfgang 43 Keitel, Wilhelm 439 f. Kelberg, Luise 341, 678 Keller, Alfred 252 Kerr, Alfred 324 f. Kerrl, Hanns 70, 114 Keßler, Hans 301 f. Keysser, Christian 98, 306 Kierkegaard, Sören 202 Kippenberg, Anton 139 Kirchhoff, Carl 288, 323, 528 Von Hölle zu Hölle 287 f., 323, 528 Kittel, Gerhard 312 Klähm, Friedrich Joachim 634 Klee, Gotthold 253 Klein, Edwin 177, 344, 372, 593 Klepper, Jochen 197 Kleßmann, Ernst 703 Klotz, Leopold 226 f. Knak, Siegfried 92 f., 98, 100, 306, 312, 606, 626 Ein Wort der Mission zur Rassenfrage 99 f., 307, 312 Knolle, Theodor 84, 199, 215 Köberle, Adolf 186, 195, 212 Das Evangelium und die Rätsel der Geschichte 186, 195 Koch, Karl 56, 63, 66 f., 88, 115, 180, 193, 231, 536, 540, 703 f. Koebsell, Eberhard s. Laar, Clemens Koeppen, Wolfgang 169 Köhl, Hermann 250 Kolbenheyer, Erwin Guido 136, 542 König, Eduard 300 f. Kortemeier, Siegfried 144 f., 147, 246, 613, 636 Kotzde-Kottenrodt, Wilhelm 133 f., 140–142 Die Burg im Osten 133 Die liebe Frau von der Geduld 133 f., 140, 142 Kracauer, Siegfried 120 Kracht 484, 501 f. Kramme 341 Krannhals 140, 143, 612 Krause, Reinhard 64, 68 Kraze, Friede H. s. auch Gumprecht, Heinz 154, 163–165, 167, 247–249, 266, 686 Die Freiheit des Kolja Iwanow 164, 247 Garba 163 f., 167 Land im Schatten 154, 164, 167 Kreuder, Ernst 138 Krönert, G. 304 Krüger 438 Kuhlmann, Ludwig 341 f., 344, 348, 646 Kuhlo, Eduard 115 f. Kuhlo, Johannes 35, 78, 115–118, 363, 609 Jubilate! Posaunenbuch für Jünglingsvereine, Seminare, höhere Lehranstalten und Kirchen- chöre 115 Posaunenbuch 116 Posaunenheft 115 Schütz-Heft für Posaunen- und gemischte Chö- re 118 Kühne, Carl 516 Künneth, Walter 82, 87, 314, 603, 641 Die Kirche und die Judenfrage in Deutschland 314, 641 Kunze, Wilhelm 92 Laar, Clemens (d. i. Koebsell, Eberhard) 286 f., 294, 324 f., 386, 407, 636 f. Personen- und Werkregister 777

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Der große Marsch 287, 294, 324 f. Kampf in der Wüste 286 f., 294 Der Kampf um die Dardanellen 286 f., 294 Lachmann 486 Lackas, Matthias 408, 413, 441, 465 f., 469–479, 485–488, 493, 497–500, 503, 506 f., 509, 511–513, 686 f. Lamprecht 474, 685 Landmeyer, Gustav 495 f., 499 Lange, Helene 164 Langsdorff, Werner von 242, 250, 253 f., 264, 281 f., 288, 290, 294, 388, 390, 581, 632, 663 Deutsche Flagge über Sand und Palmen 281 f. Flieger am Feind 242, 250–254, 264, 270, 281, 387, 394, 554, 632 Flieger und was sie erlebten 252, 281 Flucht zur Front 281 f. Kaperkrieg im Atlantik 281 f. U-Boote am Feind 281, 294 Lans, J. L. 420 Lavater, Johann Caspar 253 Le Roi, Johann F. A. de 299 Lehmann, Dietrich 329 f. Wir suchen den Feind 329 f. Lempp, Albert 76, 84, 86 Ley, Robert 338, 433 Liebermann, Max 392 Lilje, Hanns 314 Linker, Hans Willi 148, 581 Spiel in Flandern 148, 700 Linz, Friedrich 236 Meine Worte werden nicht vergehen 236 f. Lipp, Herbert 132 Lippa, Paul 686 Lippold, Max 261 Der Warphof und das Sumpfmoor 395, 415 f., 418, 541, 615 Manowski 532 Marschall, E. 254 Mascher, Benno 545, 706 Mayer, Erich August 295, 416 Heimat 295 Mechow, von 249 Meid, Hans 613 [o. V.] »Mein Schutz, daß ich nicht fallen werde« 235 f. Meinberg, Paul 48, 370–372 Meiner, Felix 121 Meinshausen 50 Mendelssohn, Arnold 112 Mendelssohn-Bartholdy, Felix 112 Mensching, Gustav 539 Religion, Rasse und Christentum 539 Menzel, Heribert 136, 169 Merz, Georg 82, 84, 86 Meyer, Alfred 61, 352, 591 Meyer-Stoll, Johannes 703 Middelhoff, Karl 49, 51 Miele, Carl 40, 352 Milch, Erhard 250 Mirbt, Carl 93 Mischke 487 Mittendorf-Wolff, Lotte 132 Die Amerikanerin 132 Moeller van den Bruck, Arthur 290 Mögelin, Hermann 371, 659 Möhle, Fritz 255, 426–428, 492, 495 f., 498–500, 509–512, 520–522, 690 Mohn, Agnes 37 f., 56, 350, 353, 357–359, 361 f., 375, 456, 600 Durchbruch durch die Maginotlinie 261 Mohn, Annegret 354, 358–360, 489, 531, 582, Lobsien, Wilhelm 147 Gesa Früddens Weg 147 Loeff, Wolfgang 256 Löhe, Wilhelm 28 Löhlein, Fritz 256 Lohmann, Heinrich 57, 60, 64–66, 70, 597, 599 Lokies, Hans 230 Löns, Hermann 151, 156, 407, 415 f. Lother, Helmut 176–178, 184, 316 Neugermanische Religion und Christentum 177, 316 Löwe 55 Löwenbach, Emanuel 48 Löwenbach, Ernst 372 Lütgert, Wilhelm 56, 182 f., 186, 188, 195, 199, 216–218, 316 f. Der Kampf der deutschen Christenheit mit den Schwarmgeistern 182 f., 195 Die theologische Krisis der Gegenwart und ihr geistesgeschichtlicher Ursprung 182 f., 186, 188 Lutze, Viktor 252 Mader, Fr. W. 253 Mangelsdorf, Emil 46 Mann, Thomas 122, 537, 543 Manns, Alfred 146, 154, 395, 416, 615 699 f. Mohn, Friederike 31, 351, 362, 694 Mohn, Gerd 354, 362, 456 f., 489, 531, 559, 582, 699, 701 Mohn, Hans Heinrich 354–360, 362, 366, 375 f., 455 f., 557, 652, 657 Mohn, Heinrich 19, 34, 37–39, 42–44, 51, 56–60, 63, 66–68, 77–80, 82–88, 90 f., 93 f., 96 f., 99, 101–103, 105, 112, 116, 122–128, 130 f., 138–140, 145 f., 149–152, 158, 168, 171, 173, 178 f., 181, 193 f., 196 f., 199, 205 f., 211–218, 222 f., 225–242, 245, 257–259, 263 f., 271, 292, 299, 319 f., 333–336, 338, 341–354, 357–363, 365–370, 372, 375–378, 381 f., 386, 408, 410, 412, 425–430, 442, 446–450, 452 f., 455–459, 461–464, 476–479, 482, 484 f., 487, 489–496, 498 f., 501 f., 504–508, 510–512, 516–520, 522–533, 535–538, 540f., 543 f., 546, 551–554, 556–561, 565 f., 569, 571–573, 575–580, 582, 584, 600, 626, 690, 694, 698–703 Carl Bertelsmann. Ein Bild seines Lebens 57 Mohn, Johannes 31–34, 36–38, 77, 80, 82, 91, 93, 95, 124, 126 f., 369, 587 Mohn, Marianne 456, 516 Mohn, Reinhard 354, 360–362, 367, 448, 456, 489, 527–535, 546, 561, 565, 582, 699–702 778 Anhang

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Mohn, Sigbert 225, 234, 360, 385, 455 f., 489, 516, 528, 531, 538, 582, 653, 699 Mohn, Sophie 37 Mohn, Ursula 354, 357–360, 362, 375, 489, 516, 526, 529 f., 532 f., 535, 557, 582, 699 f. Perthes, Friedrich 73, 587 Pezold, Gustav 545, 706 Pfennigsdorf, Emil 32, 82 f., 87, 97 Pferdmenges, Fritz 131, 612 Pfeuffer, Hanns 330 f., 392, 491, 643 Moldt, Karl Heinz 473 f., 497, 690 Möller, Julius 580 Mühlmeister, Karl 253 Müllenbach, Herbert 255 f., 389, 663 Und setzet ihr nicht das Leben ein 389 f., 664 Müller, Georg 548, 707 Nietzsche und die deutsche Katastrophe 548 Müller, Ludwig 49, 60 f., 64, 67 f., 117, 311 Müller, Theodor 92 Müller, Vollrath 65 Müller-Alfeld, Theodor 416 Müller-Partenkirchen, Fritz 138, 161 f., 241, 294–296, 395, 415 f., 581 Die Firma 161 f., 395 Der Kaffeekönig 161 f. Kramer & Friemann 161 f., 294, 395, 416 Müller-Schlomka 104 Müller-Schwefe, Johannes 179, 181, 603 Munier-Wroblewska, Mia 147, 155, 614, 643 f. Der Baumeister zu Mühlbach 147, 155 Deutsch ist die Saar! 155, 614, 644 Münter, Gustav 56, 66 Mussolini, Benito 369 Nagel, William Ernst 216 Niederlag 499 f., 503 f., 506–508, 510–512 Niemann, Hans-Julius 179 Niemann, Johann Friedrich 56 Niemann, Karl 103, 105, 108, 607 Niemöller, Martin 312, 314, 541, 598, 603 Niemöller, Wilhelm 71 Nietzsche, Friedrich 183 Nordling, Johan 58, 145 Nottbrock, August 594 Nygren, Anders 87, 212 f. Oeltze, Otto 38, 126, 134, 142, 144, 291 f., 363, 386, 476, 485, 504, 509, 646, 677, 691 Oepke, Albrecht 90 Oesterbarkey, Hermann 677 Oschilewsky, Walter 249 Ossietzky, Carl von 121 Pabst, Carl 617 Neue Kirche im neuen Staat 64, 173–176, 185, 314, 382, 617 Volkskirche und Freikirche 617 Paetel, Wolfdietrich 507 Paget-Brown 531–534, 701 Pape, Heinz 389, 644, 663 f. Panzerflieger über dem Balkan 389, 391, 644 Wir suchen den Feind 389 Papke, Käthe 140–143, 163, 320 Aus meiner Dachkammer 163 Im Unterliegen gesiegt 140, 142, 163, 320 Die Kaiserin von Augusta Rauracorum 163 Das Kreuz auf Usedom 143, 163, 320 Pawlowski, Karl 229 f., 232 Kameraden vom Edelweiß 330, 392 f., 643 Philipps 33 Pidertit, Karl 588 Piersig, Johannes 101, 103, 105–108 Pinski 487, 690 Plaßmann, Fritz 659 Plaßmann, Lilli 478, 492, 689 Pleyer, Kleo 359, 545 Polte, Willi 282 f. Und wir sind doch geflogen 282 Potthof, Wilhelm 341 Premer, Hermann 109 Preuß, Hans 110, 211, 537, 540 f., 701 Luther. Der Christenmensch 211, 540 Martin Luther. Der Deutsche 211, 540 Martin Luther. Der Künstler 211 Martin Luther. Der Prophet 110, 211 Martin Luther. Seele und Sendung 540 Rabenstein 107 Rade, Martin 82, 587 Raeder, Erich 435, 438–440 Ramforth, Emil 341 f., 677 Rath, Ernst vom 370 Rathmann, Oswald 148 Ratschow, Karl Heinz 539 Magie und Religion 539 Rechenberg, F. G. Freiherr von 140, 143 Red 426 Rehberg, Hans 545 Rehfeldt, Otto 300 f., 305 Reitmann, Hermann 594 Reitze 663 Remarque, Erich Maria 144, 246 Renker, Gustav 148, 395, 416 Reuter, Fritz 296, 396, 405 Reuter, Julius 62 Rhoden 494 Richter, Julius 76, 92 f., 94, 96–98, 100, 305 f., 363, 588, 605 Ridderbusch, Heinrich 341 Riedel, Peter 257 Riefenstahl, Leni 665 Riewel, Ritter von 497, 690 Röck, Christian 256 Roehder, Wolfgang 358 Roeingh, Hubert R. 473 Roellig, Ruth Margarete 279–281, 323 Soldaten, Tod, Tänzerin 279–281, 323 Roeseler 486 Röhm, Ernst 52 Rosenberg, Alfred 86, 177, 187, 196, 315 f. , 392, 409, 433, 666 Der Mythus des 20. Jahrhunderts 177, 315, 692 Rosenkranz, Gerhard 606 Roth, Eugen 396 Rott, Wilhelm 232 f., 235 f., 630 Rowohlt, Ernst 698 Personen- und Werkregister 779

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Rückert, Hans 184 Runge, Kurt 225, 228 Ruprecht, Günther 626 Rüschkamp, Heinrich 42 Saal 487, 492, 506–508 Salomon, Ernst von 276 f., 294 Die Geächteten 276 f., 279, 294, 700 Die Kadetten 276, 686 Sapper, Agnes 128 Sasse, Hermann 68, 88, 193, 208, 626 Sauckel, Fritz 673 Schaab, Anna 140 Schaeffer, Ernst 97, 300, 302 f., 305, 588, 639 Schäfer, Rudolf 104, 113 Schäfer, Wilhelm 396, 544 Schalück, Otto 50 Scharenschmidt 691 Scharrelmann, Wilhelm 546 Schauff, Rudolf 259 f., 376, 434 Flieger über Polen 259 f., 376, 434, 663 Schauwecker, Franz 136, 271–273 Scheck, Hanna 663 Schepelmann 690 Scheve, Carl 489 Schirach, Baldur von 250, 262 Schlageter, Albert Leo 105, 135, 267, 356 Schlatter, Adolph 78, 80, 199, 210, 216–218, 312 f., 363 Schlecht, Johannes 386, 663 Schleich, Ritter von 250 Schliebitz, Alfred 231 Die Jugenderziehung vor der Christusfrage 231 Schlink, Edmund 538 f. Die Gnade in Gottes Gericht 538 Schlipköter, Gustav 131, 135, 612 Schlipköter, Wilhelm 131 Schlißke, O. E. 179 Schloemann, Gerhard 610, 699 Schlösser, Anselm 688 Schlunk, Martin 76, 91–94, 97–101, 306, 588, 606 Volksgemeinschaft, Völkergemeinschaft, Glau- bensgemeinschaft 98 Schmalenbach, Theodor 28 f. Schmeil, Otto 695 Schmid, Heinrich 28 Schmidt, Friedrich Wilhelm 219 f., 222 Sterilisation und Euthanasie 219–222 Schmidt, Hans 197 Schmidt, Kurt Dietrich 173 Schmidt, Kurt Oskar 543 Schmitt, Carl 290 Schmückle, Georg 396 Schneider, Reinhold 169, 396, 692 Schniedermann, Kurt 648, 659 Schoenebeck, Joachim von 251 Schomerus, Hilko Wiardo 101, 626 Schönfelder, Gerhard 253 Schreiner, Helmuth 538 Schröder, Fritz 594 Schröder, Rudolf Alexander 544 Schröer, Gustav 128, 135, 138, 143–148, 153 f., 156, 158–161, 167 f., 170, 241, 243, 264 f. 279, 292, 294–296, 395, 399, 415 f., 421, 426, 483, 491, 547, 581, 636, 681, 707 Die Flucht von der Murmanbahn 279 f., 636 Heiland vom Binsenhofe 294, 547 Heimat wider Heimat 143 f., 158, 265, 395, 415 f., 547 Der Herrgott und ein Mann 145, 159 Land Not 143, 153, 700 Die Lawine von St. Thomas 159, 295, 491 Die Siedler vom Heidebrinkhofe 147 f., 160, 395, 399 Sturm im Sichdichfür 143, 159, 416, 483 Um Mannesehre 294, 416, 547 Volk im Schmiedefeuer 160 f. Wir lassen uns nicht unterkriegen! 156, 160, 395, 399 Schröter, Hans Robert 322 Schulde, Hermann 65 f. Schüler, Gustav 133, 136 Schulz 67 Schumann, Gerhard 136, 169 Schürmann, Frieda 478, 492 f., 510 Schütz, Carl 321 Im Sturm des Herrn 321 Schwab, Gustav 253 Schwietzke, Bruno 261, 407 f., 476, 667, 687 Sommermond in Flandern 408, 687, 700 … starben in Flandern 407 f., 687 Vor Ypern trommelt der Tod 261, 408 Seidel, Ina 545 Seippel, Agnes s. Mohn, Agnes Seippel, Emil 37 Seippel, Irmgard 38 Seippel, Margarete 37 Severing, Carl 45 Sewerin, Johann 594 Shulman, Milton 548 Die Niederlage im Westen 548 Simon, Gottfried 92 Solomon, Arthur K. 548 Warum Atomzertrümmerung? 548 Sommer 441 Speer, Albert 447, 673 Spemann, Adolf 158, 427 Spengler, Oswald 82 Spiegel, Edgar Freiherr von 257, 288, 637 45 000 Tonnen versenkt 257 Sprick 646 Stahl, Friedrich Julius 75 Stählin, Wilhelm 112 Stange, Carl 78, 83–88, 97, 193, 209–215 Die Lage in Deutschland nach schwedischem Urteil 87, 212 Natürliche Theologie. Zur Krisis der dialekti- schen Theologie 212, 214 Stapel, Wilhelm 121, 223, 309 Stavenhagen, Kurt 526, 534 Steguweit, Heinz 148, 290, 396, 596 Steinberg, Josef 372, 647 Steinhagen, Carl 260 Steinkopf, Friedrich 73, 587 Steinsiek, Gerhard 38, 57, 63, 66f., 109f., 114 f., 117, 149, 151, 168, 195f., 226f., 242, 320, 780 Anhang

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352, 363, 385f., 402, 425, 450, 452, 470, 477, 482, 485, 488f., 492–496, 498, 500, 506–509, 512, 515f., 518–520, 524, 531, 535, 559, 582, 610, 677, 687f., 690 Stoecker, Adolf 29, 35 f., 303 Storm, Theodor 253, 396, 415 f., 492, 542 Strathmann, Hermann 701, 705 Strauß, Emil 544 Strauß, Wolfgang 542–546, 702, 706 Strecker 306 Judenchristliche Probleme in der Urchristenheit und heute 306 Streicher, Julius 53 Stresemann, Gustav 39 Striewisch, Heinrich 341 Stülpnagel, Erwin 507 Sturm, Stefan 403, 405 Das Glück dieses Sommers 403 Suhrkamp, Peter 480 Supper, Auguste 148, 165–168, 295, 415 f., 418, 491, 541, 581, 613, 616 f. Aus halbvergangenen Tagen 166, 617 Die von der Blumenwiese 165, 491, 541 Hans Albrechts Wanderschaft 148 Das Mädchen Peter und der Fremde 165, 167, 295, 416, 418, 613 Tack, Oskar 291, 485 [o. V.] Tag und Nacht am Feind 389–391, 664 Tanz, Kurt 258 Tankschlacht von Cambrai 258 Tarlow, Ellen 53 Tetens, Tete Harens 677 Tetloff, Karl 73 Thälmann, Ernst 42 Thielicke, Helmut 536 f., 703 f. Thomas, Lowell 288 Ritter der Tiefe 288 Thöne, Paul 518 Thummes, Gustav 46, 52–54, 56 Thurneysen, Eduard 608 Tigges, Friedrich 26 Tillich, Paul 77, 199 f. Tilman, Pieter 450, 670 Tödtmann, Annegret s. Mohn, Annegret Toller, Ernst 159 Töpfer, Carl 251 Traue, Georg 103 Jesus und die Heimat im Unterricht 103 Truse, Lydia 498 Türnau, Wilhelm 341 Uellenberg, Emil 135 f., 612 Treu bis zum Tode 612 … und setzet ihr nicht das Leben ein 135 Die vier Särge des Matthias Bahil 612 Ulbrich, Martin 189, 219 Dürfen wir minderwertiges Leben vernichten? 219 Euthanasie 219 Innere Mission 219 Urban, Erich 107 Urban, Rudolf 87, 89, 178, 184 Utsch, Rudolf 397, 416 Herrin und Knecht 397, 416 van Kerkhoven 670, 676 van Koon 670, 676 Verleger, August 541, 613 Vesper,Will 126, 135–138, 146, 148–152, 156 f., 168– 171, 294, 319 f., 378, 401–403, 405–407, 415 f., 425, 429, 443, 475 f., 480, 482–484, 518, 522 f., 536, 541–543, 545 f., 554, 559, 666, 706 Der arme Konrad 150 f. Aus tausend Jahren 150 f. Der Bundschuh zu Lehen 150 Das harte Geschlecht 401, 416, 483 Im Flug durch Spanien 320, 402, 700 Kämpfer Gottes 152, 157, 320, 407 Martin Luthers Jugendjahre 150, 156 Der Pfeifer von Niclashausen 150 Der unzufriedene Igel 402 Die Wanderung des Herrn Ulrich von Hutten 156 f., 294, 416 Vilmar, August F. C. 28, 588 Vogel 487, 494 Voigt, Bernhard 441, 477 Der Farmer Seeis-Rivier 441, 477 Volck, Herbert 278 f., 291, 294, 326 f., 386, 402, 416, 421, 441, 443, 483, 521, 527, 581 Rebellen um Ehre 278 f., 290, 326, 402, 441, 635, 663, 700 Die Wölfe 278 f., 294, 416, 441, 483 Volkening, Johann Hinrich 21–26, 29 Auswahl geistlicher Lieder oder alte und neue Stimmen aus Zion 22 Die kleine Missionsharfe 22 Volkmar, Sabine 154, 294 Fischerfrau von der Nehrung 294 Vornbäumen, Hermann 30 Vornholt, Ingeborg 646 Voß, Josef 341, 677 Vring, Georg von der 415 f., 581 Wächter, Emil 341 Walger, Fritz 371 Wallmann, Heinrich 73 Walter, Johannes von 211, 626 Warneck, Gustav 93 Weber, Otto 184 Weber-Krohse, Otto 321 f., 382–385 Sieben Preußen als Bahnbrecher des deutschen Gedankens 318, 321, 382–385 Wehner, Josef Magnus 271 Wehrung, Georg 77, 210–212, 523 Weigel, Helmut 211 Weirich, Wilhelm 597 Weiser, Artur 184 Wendel, Adolf 89 f., 195, 316 Dennoch Altes Testament! 89, 195, 316 Wendorff, Rudolf 527 f., 546 Wendt, Karl 40, 590 Wengel, Ernst 89 f. Nun erst recht! 89 Wentz, Karl 109 f., 116, 607 Evangelisches Religionsbuch 109 f., 607 Werdermann, Hermann 110 f., 608 Personen- und Werkregister 781

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Luther als Erzieher und die Religionspädagogik der Gegenwart 110 f. Werfel, Franz 537 Werner, Hermann 228–230, 235 f. Unser Lebenslauf mit Gott 236 Wessel, Horst 105, 356, 366 Westhause, Heinrich 477, 687 Wichern, Johann Hinrich 32, 610 Wiechert, Ernst 249 Wiesner, Werner 298, 310 f. Die Lehre von der Schöpfungsordnung 310 Wilhelm I. 24, 29, 31, 39 Wilhelm II. 35 f. Willer 71 Wilmans 580 Windel, Hermann 228 Winkelmann, Hans 371 Winkelmann, Johannes 606 Winkelmann, Justus 93 Winnig, August 139, 290, 378, 396, 407, 416, 544 Brief ins Feld 139 Das Erlebnis 396, 415 f. Das feste Herz 396, 397, 415 f., 548 Wirth, Hermann 177 Wischnath 489, 495 Wittek, Erhard 398, 415 f., 666 Bewährung der Herzen 398, 416 Wittig, Friedrich 76 Wixforth, Arnold 38, 125, 590 Wixforth, Fritz 38, 114, 122, 125 f., 134, 140, 142, 144–146, 150, 158, 168, 242, 291 f., 296, 363, 375, 377 f., 385 f., 409, 424 f., 465, 473, 475–478, 485–487, 492 f., 495 f., 498, 500, 507–10, 512, 515, 517, 519, 533, 535, 554, 686–688, 690–692, 702 Wobbermin, Georg 222 Wolf, Eduard 50 Wolf, Ernst 210 Wolf, Heinrich 594 Wolff, Kurt 121 Wolfinger, Albrecht 135, 137 Landsturmmann Gottlieb Straub 135 Wolgast, Heinrich 633 Wülfing 480 Wundshammer, Benno 330, 389, 491, 663 f. Feuer am Olymp 330, 389–391, 664 Flieger – Ritter – Helden 330, 389, 664 Wurm, Theophil 318 Wuttke, Heinrich 305 Zahn, Ernst 105, 128, 156, 168, 395, 421, 547, 581, 707 Das Kreuz 156, 395 Zarncke, Eduard 149 Zauleck, Johannes 79, 89, 102 f., 105 f., 108 f., 113, 125, 127–130, 140, 194, 196, 241, 252, 291, 425, 526, 553, 570 f., 580 f., 607 Zauleck, Paul 102 f., 113, 127, 580 Ziesel, Kurt 403–405, 416, 667 Der kleine Gott 404, 416 Die Prima greift ein 404 Verwandlung der Herzen 404, 416 Ziesenitz, Kurt 254 Zillich, Heinrich 544 f., 548, 707 Zöberlein, Hans 246, 271 782 Anhang

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Sachregister Das Sachregister verzeichnet Schlagworte, Institutionen und Reihentitel in alphabetischer Ordnung; eine Aus- nahme bilden die Begriffe »Bertelsmann« und »Verlage, Druckereien, Buchhandlungen und Papierlieferan- ten«, die weiter untergliedert sind. Zeitungs- und Reihentitel sind nur im Kontext einer inhaltlichen Erörte- rung oder bei exemplarischem Charakter berücksichtigt. Acht Seiten/Freude zu bereiten 79, 128, 243, 581 Adler und Falken 133 Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft 352, 363, 367 Allgemeine Missions-Studien 92–94, 97 f., 101, 306, 588 Allgemeines Wehrmachtamt 467 Alliierte Militärregierung, amerikanische 516 f., 519, 529, 535, 543, 559, 697, 701 Alliierte Militärregierung, britische 19, 255, 259, 441, 443, 516–520, 522 f., 525–528, 530 f., 533, 535, 542, 544, 548, 561, 581 f., 656, 695, 698 f., 701 Book Section 531 f., 534, 700 f., 706 Periodical Section 527–529, 531–533, 699– 702 Altes Testament 89 f., 106, 175, 187–191, 239, 298, 302, 304, 315–317, 538 f., 552 f., 704 Amann-Anordnungen 234 Amt Rosenberg 315, 414, 433, 480 Amt Schrifttumspflege Rosenberg s. Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums Antisemitismus 29, 32, 35 f., 40, 48 f., 53 f., 89 f., 97, 99, 101, 103, 105, 111, 114, 117 f., 120, 135, 141, 150 f., 153, 155, 166, 168, 170 f., 175–178, 187–191, 204, 211, 213 f., 225, 261, 267, 275, 278–280, 285, 287 f., 297–334, 371, 383, 392, 394, 398, 402, 407, 432, 451 f., 463, 537, 539, 552 f., 558, 560, 619 f., 641, 643 f., 647 Apologetische Centrale 74, 76, 87, 314, 641 Apologetisches Seminar Wernigerode 84 f. Aprilboykott 49 Arbeitsamt Gütersloh 386, 446, 462, 491, 508 f. Arbeitserziehungslager Ohrbeck 450, 676 Arbeitsgemeinschaft schöngeistiger Verleger der Gruppe Buchhandel in der Reichsschrifttums- kammer 427, 688 Arierparagraph 64 f., 175 f., 190 f., 239, 298, 309, 311–314, 317, 552, 641 f. Arisierung 153, 325, 370, 420 f., 465, 558, 671 Artamanen 133 Äußere Mission 20, 33, 38, 81, 91–100, 300 f., 306 f., 318, 362, 638 Auswärtiges Amt 215, 381 Gebr. Bartels, Gütersloh 594 Barthsche Stiftung Gütersloh 30, 34, 37 Bayerisches Ministerium des Innern 222 f. Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP s. Amt Ro- senberg Beiträge zur Förderung christlicher Theologie 79 f., 86, 92, 199, 216–219, 316, 627 Bekennende Kirche 60–71, 86–88, 105, 109, 173, 175–177, 180–183, 185 f., 191 f., 195 f., 205, 214, 229–233, 235, 239 f., 298, 313–315, 317 f., 360, 362, 519 f., 552 f., 559 f., 597–601, 626, 630 Bekennende Kirche Brandenburg 229 Bekenntnisgemeinschaft der evangelisch-lutheri- schen Kirchen in Sachsen 58 Bekenntnissynode Barmen 60, 63, 68, 88, 105, 185, 617, 626 Bergheimat (Buchkassette) 707 Berlin Document Center 529, 700 Bertelsmann Belegschaft 28, 31, 33 f., 37–39, 43, 51, 57 f., 114, 124 f., 241, 336–338, 340–352, 374–376, 386 f., 412, 430, 446–448, 451–453, 455, 457–459, 461–464, 481, 508, 515–517, 525, 555, 557–559, 565–567, 579, 645, 647 f., 673 f., 685, 699 Betriebsappell 336, 338, 343, 347, 457, 648 Betriebsgemeinschaft 58, 335, 337 f., 340–343, 345–351, 353, 376, 446, 448, 452 f., 455, 457 f., 462, 516, 557 Betriebsobmann 342–344, 348, 458, 557, 677 Betriebsordnung 30 f., 39, 340–342, 348, 351, 446 f., 557, 650 Betriebsveranstaltungen 51, 348–350, 447, 457, 557 Buchkassetten 293–296, 470, 485, 493, 503 f., 507, 547, 690, 707 Druckauftragsverlagerungen 245, 255, 417, 419–421, 424 f., 429, 441, 459–461, 466, 470, 472, 477–479, 482 f., 492–495, 500, 558, 565, 669 f., 689 Entnazifizierung 43, 516, 523–530, 533, 539, 653, 656, 699, 701 f. Ermittlungsverfahren 417, 440, 469, 478, 485–496, 498–500, 503–513, 519 f., 522, 555 f., 685–689, 697 Finnland-Papier 403, 421, 472, 478, 487 f., 491, 493 f., 499 f., 507–510, 512, 686 Sachregister 783

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Firmenjubiläum 31, 33, 55–59, 91, 121, 136, 242, 348, 350, 557 Fördernde Mitgliedschaft SS 83, 363–368, 526, 530 f., 533, 557, 559, 655–657 Freikorpsliteratur 165, 274, 277 f., 326, 396, 554 Fremdarbeiter 420, 449 f., 517, 558, 673, 675 f. Gefolgschaft s. Belegschaft, Betriebsgemein- schaft Gemeinschaftsbuch 335, 337–340, 342, 347 f., 374, 376, 447, 453, 455, 557 Gewinn 78 f., 86, 129 f., 233 f., 241, 245, 262 f., 291, 377, 424–430, 435, 440, 465, 476, 555, 565–572, 575 f., 578, 583 Hausinvalidenkasse 31, 38, 57, 351, 368, 579 Holland-Papier 473, 478, 488, 492–494, 499 f., 507 f., 510, 515, 670, 688, 690 Honig & Co., Versandbuchhandlung 413 f., 479, 484 f., 565, 670, 690, 692–694 Jugendliteratur 26, 37 f., 140, 252–257, 260, 263, 377, 528, 571, 633 Kalkulation 123, 127, 241, 245, 262–265, 387, 415, 425–430, 461, 566, 568 f., 576, 631, 689 Kolonialliteratur 257, 282, 285, 400 f. Kosten s. Kalkulation Kriegs- und Kriegserlebnisbücher 59, 126, 130, 154, 164, 168, 242 f., 245 f., 250, 254, 262–266, 271–274, 280–282, 286, 288–290, 292, 294, 296, 322 f., 330, 343, 349, 377, 386–390, 392–394, 405, 408, 410, 412, 422, 425 f., 434 f., 440, 443, 457, 462, 466, 479, 491, 520, 528, 533 f., 542, 544, 554 f., 558, 560, 562, 571, 573, 576, 700 Lehrlinge 19, 343, 346, 349, 351, 388, 447 f., 457, 459, 557 Leistungskampf der deutschen Betriebe 335, 338, 345–347, 351–353, 447 f., 452, 557 Lizenzierung 516 f., 522–536, 541, 543 f., 582, 610, 653, 695, 697–703 Löhne und Gehälter 30, 351, 430, 446 f., 449 f., 452, 457, 460, 476, 485, 566 f., 650, 683 Missionsliteratur 21, 32, 86, 91–95, 97 f., 101, 299, 306 Mohn & Co 525, 556, 565, 581–584, 698 Musikliteratur 21, 38, 81, 102, 112–117, 124, 134, 363, 551 Nachkriegsplanung 491 f. Paedagogica 21, 26 f., 81, 102–110, 114, 124, 127, 134, 232, 234, 517, 523, 551, 571, 695, 698 Sonderschaufenster 144 f., 158 f., 242, 291 f., 386, 409, 547, 637 Sozialleistungen 31, 33 f., 37, 51, 342, 345 f., 349–353, 447 f., 455, 556 f. Theologica 21, 26 f., 32, 37 f., 59, 78–81, 86, 114, 124, 130, 140, 146, 167 f., 173, 194–196, 216, 218, 228, 232–235, 237–243, 245, 263, 298, 317, 363, 377, 425, 431, 443, 466, 482, 484, 501, 517 f., 520, 527, 535–538, 540, 551–553, 560–562, 569, 571–573, 584 Umsatz 129, 233, 241 f., 245, 264, 294, 296, 334, 377, 412 f., 426, 429–431, 448, 465, 490, 492, 525, 534, 567–569, 571, 573, 575 f., 583 f. Verlag Der Rufer 194, 228–237, 243, 385, 450, 479, 482, 484, 487, 490, 500 f., 522, 525–527, 529–532, 535–537, 539–541, 556, 565, 572, 582–584, 610, 629, 688, 691, 697– 701, 703 Verlagsschließung 231 f., 237, 250, 263, 379, 400, 479, 480–484, 487, 490, 500–502, 504 f., 508, 511 f., 519, 521 f., 527, 556, 565, 572, 688, 691, 697 Vertrauensrat 338, 340–342, 346, 375, 645, 678 Wehrmachtaufträge 263, 379, 414, 429, 466, 469 f., 473 f., 478, 484 f., 487, 490, 504, 507, 509, 672, 686, 689 f. Wehrmachtausgaben s. auch Feldausgaben, Feldposthefte, Kleine Feldpost-Reihe 243, 245, 262, 409–413, 415, 417–419, 422–424, 429, 461, 472, 481, 483 f., 493, 504 f., 511, 521, 541 f., 555, 581, 667 f., 671 f. Werkfrauengruppe 349, 452 f., 677 f. Werkluftschutz 351, 448, 457 f. Werkschar 347 f., 448, 457, 648 Zwangsarbeiter 446, 449, 459–461, 464, 558, 673, 675–677, 682 f., 694 Bertelsmann-Illustrierte 154, 161 f., 262, 375, 417, 458 f., 461 f. Betheler Bekenntnis 174 Der Beweis des Glaubens 29, 32, 82 Bistum Breslau 59 von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel 20, 34, 38, 60, 116, 580, 589, 669 von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel, Westfäli- sche Diakonenanstalt Nazareth 116 Börsenverein der deutschen Buchhändler 57, 121, 153, 226, 363, 411, 431, 469, 482, 486 Büchergilde Gutenberg 120 Bücherkrise 74, 119–122, 553 Buchgemeinschaften 119 f., 122, 140 Buchhändlerschule Köln 535 Bund Deutscher Mädel 343, 354, 359–361, 363, 366 f., 369, 457, 531, 557, 653 Bund Königin Luise 39 Bund Reichsdeutscher Buchhändler 153 Bürgermeister Freiburg 356 Bürgermeister Gütersloh 46 f., 52–56, 177, 195 f., 342, 344, 348, 361, 363, 368 f., 371 f., 443, 450, 452, 454 f., 516, 518 Bürgermeister Woltersdorf 455 Bürgerwehr Gütersloh 39 Centralausschuß für Innere Mission 74, 76, 82, 193, 307, 309, 312 Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 48, 54 Chorgesänge alter protestantischer Meister 112 f. Christentum und Judentum 299, 303, 306, 588 Christlich-Konservative Partei 29, 34 Christlich-Soziale Arbeiterpartei 35 Christlich-Soziale Partei 29, 35 f. 784 Anhang

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Der christliche Erzähler 89, 122, 125, 130–136, Einfuhr- und Vertriebsgesellschaft m. b. H. Berlin 140, 143, 145, 149, 161, 163, 167, 170, 291, 318, 336, 378, 548, 553 f., 570, 612 Das christliche Haus 228, 230 Christlicher Verein junger Männer 126 Dachverband evangelischer Kirchenchöre 112 B. Daltrop, Gütersloh (Bürobedarf) 48 f., 372, 659 Deutsch-Völkische Freiheitspartei 40 Deutsche Akademie der Dichtung 153 Deutsche Arbeitsfront 53, 335–343, 345–349, 351 f., 367, 378, 411, 433, 447 f., 452, 483, 520, 557, 645, 647 f. Deutsche Bank 386 Deutsche Buchdruckerinnung 363 Deutsche Buchgemeinschaft 120 Deutsche Christen s. Glaubensgemeinschaft Deut- sche Christen 472 Einkaufs- und Verwertungsgenossenschaft Güters- loh 48 Eisenstein, Gütersloh 370 Enthaltsamkeitsverein der evangelischen Gemeinde Gütersloh 22 Erweckungsbewegung 19–24, 26 f., 29, 32, 35, 66, 81, 93, 218, 228, 299, 551 Eugenik 90, 204, 219–224 Euthanasie 206, 219, 221 f. Evangelisch-Sozialer Preßverband für die Provinz Sachsen 242 Evangelisch-Stiftisches Gymnasium 24 f., 28 f., 32, 34, 37–39, 46, 48 f., 51, 62, 68 f., 116, 177, 354, 358, 360–362, 370, 515, 593, 600, 653, 695 Evangelische Bekenntnissynode im Rheinland 196, Deutsche Christliche Studentenvereinigung 75, 82, 236 314 Deutsche Evangelische Kirche 65, 88, 92, 105, 180, 308, 621 Geistliches Ministerium 68, 88 Kirchenkanzlei 193, 317, 318, 540 Deutsche Evangelische Missionshilfe 27, 93, 367 Deutsche Gesellschaft für Missionswissenschaft 27, 92 f., 588 Deutsche Glaubensbewegung s. auch Deutsche Theologie 86–89, 176–178, 181–183, 185, 187, 195, 205, 239, 315, 317, 408, 552 Deutsche Hefte 526 f., 530, 534 f., 699 f., 702 Deutsche Kolonialgesellschaft 39 Deutsche Studentenschaft 191, 355 f., 432 Deutsche Theologie s. auch Deutsche Glaubensbe- wegung 64, 111, 175–177, 182 f., 185, 188 f., 203–205, 208, 239, 316, 619 Deutsche Theologie (Zeitschrift) 184 f., 190 Deutsche Vaterlandspartei 43 Deutsche Volksgemeinschaft in Riga 526 Deutsche Volkspartei 42, 46, 50 Deutsche Zentralstelle zur Förderung von Volks- und Jugendlektüre 76, 122 Deutscher Buchdruckerverein 363 Deutscher Evangelischer Kirchentag 62, 88, 105, 197, 203 Deutscher Evangelischer Missions-Ausschuß 92 Deutscher Evangelischer Missions-Bund 92 Deutscher Evangelischer Missions-Rat 92, 98 f., 307 Deutscher Evangelischer Missions-Tag 92, 605 Deutscher Evangelischer Pressetag 76 Deutscher Evangelischer Verband für Volksmission 80 Deutscher Lutherischer Tag 626 Deutscher Ostbund 39 Deutsches Evangelisches Männerwerk 179 f. Deutsches Kindergesangbuch 38, 102, 107, 113 Deutsches Rotes Kreuz 52, 367, 414, 456, 461 Deutschnationale Hausbücherei 120 Deutschnationale Volkspartei 40, 42 f., 45 f., 48, 50, 353, 551 Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband 39, 120, 290 Diakonische Anstalt Magdeburg-Cracau 219 Evangelische Buchgemeinschaft 76, 122 Evangelische Gesellschaft für Deutschland 24 Evangelische Gesellschaft für Westfalen 367 Evangelische Kirche der Rheinprovinz 230, 541 Evangelische Kirche Deutschlands 536, 704 Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh 28, 30, 37, 57, 60–68, 70 f., 179, 230, 374, 450, 453 f., 599 f. Evangelische Theologie 185 Die evangelischen Missionen 32, 94, 96 f., 127, 605, 610 Evangelische Missionsgesellschaft Basel 587, 606 Evangelische Missionsgesellschaft Leipzig 606 Evangelischer Kirchenausschuß 314 Evangelischer Kirchengesangverein für Deutschland 112 Evangelischer kirchlicher Männerdienst 69 Evangelische Landeskirche Braunschweig 59 Evangelische Landeskirche Westfalen 60, 109, 193, 536 Evangelischer Oberkirchenrat 28, 49, 68, 114 f., 688 Evangelischer Preßverband für Deutschland 76, 193, 621 Evangelischer Preßverband für Westfalen und Lippe 34, 226 Evangelischer Verein für westfälische Kirchenge- schichte 27, 588 Evangelischer Volksdienst 46 Evangelisches Männerwerk Westfalen 179 f. Evangelisches Monatsblatt für Westfalen 23, 610 Feldausgaben 147, 284, 386, 394–397, 401 f., 406, 409 f., 415, 417 f., 421, 423, 425, 427 f., 441, 455, 461 f., 465, 475, 485, 491, 493, 555, 581, 686 Feldpostausgaben s. Bertelsmann, Wehrmachtaus- gaben Feldposthefte 167, 394 f., 400, 404, 412, 417, 428, 485, 511, 555, 671, 690, 692 Feuerwehr Gütersloh 52 Finanzamt Wiedenbrück 43, 428, 579, 580, 583 Finkenwalder Predigerseminar 232 Fissenewert, Gütersloh 594 Flak-Regiment Hermann Göring 456 Sachregister 785

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Flicker, Gütersloh 677 Flieger-HJ 363, 531 Flug-Ausbildungs-Regiment Quedlinburg 362, 456 Flugstützpunkt Wilhelmshaven 415 Förderndes Mitglied SS s. Bertelsmann, Förderndes Hauptsammelstelle für freiwillige Liebesgaben 414 Hauptstelle für evangelischen Schriftendienst 224 Haus und Gemeinde 230 Heeresstandortverwaltung Jüterbog 509 Hefte der Liturgischen Konferenz Niedersachsens Mitglied SS Frauenarbeitslager Elben 464, 684 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund 518 Freikorps Lichtschlag 39 Frohes Leben 137 f., 245, 318, 322, 378, 398, 406, 545, 554, 665 Frontbuchhandel 409, 411 f., 413, 422 f., 461, 490, 671 Für alte Augen 79, 128, 196, 526, 581, 699 f., 702 Für Erholung und Feierstunde (Buchkassette) 294 f. Für unsre Kinder 38, 102, 107 f., 127 f., 196, 252, 526, 581, 610, 699 f., 702 Gauverband der Minden-Ravensberger Posaunen- chöre 115 Geheime Staatspolizei 47, 53, 65, 69, 71, 100, 107, 180, 193, 195, 236, 432 f., 442, 449 f., 452, 463 f. Der Geisteskampf der Gegenwart 32, 81–83, 86 f., 97, 127, 219, 299, 304, 610 Gemeinschaft Druck und Schreibpapier 507 Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz 673 Generalsynode der Evangelischen Kirche der Alt- preußischen Union 64, 300 Gesellschaft zur Beförderung des Christentums un- ter den Juden 27, 97, 299 f., 303, 307 f., 605, 638 Gesetz über die Verfassung der Deutschen Evangeli- schen Kirche 62 Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit 336, 339, 341, 345 Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses 219 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamten- tums 310 f., 641 Gestritten – Gelitten (Buchkassette) 294 Gesundheitsamt Wiedenbrück 494 Gewerbeaufsichtsamt Bielefeld 344 Ghetto Riga 460 f., 558, 683 Ghetto Wilna 460, 558 Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen 60–66, 68–70, 83, 87 f., 105, 109–111, 170, 173–180, 184–186, 188, 190 f., 195 f., 205, 211–214, 220, 223, 235 f., 239 f., 297 f., 311, 313–317, 360, 362, 520, 538, 552 f., 559 f., 597–599, 626, 641, 705 Gottschalk, Gütersloh (Kaufhaus) 48 f., 370 Gronsfeld, Gütersloh (Handelsvertretung Wollwaren) 659 Gütersloher Anzeiger 30 Gütersloher Wochenzeitung 30 Gütersloher Zeitung 30 Güth & Wolf, Gütersloh (Bandweberei) 594 Hallesche Missionskonferenz 588 Handwerks-Innungskasse des Kreises Gütersloh 579 Handwerkskammer Bielefeld 57 Hanseatische Mission 606 Hauptamt für Volkswohlfahrt bei der Reichsleitung der NSDAP 181 112 Heilige Heimat (Buchkassette) 295 Heilstätten-Verein Minden 367 Heimfrauenschule Berlin-Nikolassee 59 Henschel & Sohn 684 Herder-Institut Riga 526 Herrenhuther Missionshilfe 367 Herzberg, Gütersloh (Haushalts- und Eisenwaren) 48, 371, 659 Hilfsfonds zur Förderung der Kindergottesdienstsa- che 102, 580 f. Hitler-Jugend 40, 46, 52, 54, 106 f., 110, 250, 253, 258, 282, 343, 354, 358, 360–362, 369, 447 f., 457, 531, 557, 560, 653, 700 Hochschule für Lehrerbildung Dortmund 111 Höhere Lehranstalten der Hoffbauer-Stiftung Her- mannswerder 358, 360 Ich hatt’ einen Kameraden (Buchkassette) 294 Industrie- und Handelskammer Bielefeld 346, 386 Innere Mission s. auch Volksmission 20, 27, 74, 610, 638 Innere Mission Westfalen 179 Institut für Volkswohlfahrtspflege an der Universität Berlin 181 Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdi- schen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben 111 Institutum Judaicum Berlin 299 Internationaler Missionsrat 97, 100 Johanneum Gütersloh 368, 658 Judenchristen 175 f., 306, 312–314, 317 f. Judenmission 97, 100, 191, 298–307, 317 f., 638 Jüdische Gemeinde Gütersloh 35, 47–49, 53 f., 225, 370–373, 451, 463, 558, 595, 659 Jüdischer Kulturbund 53, 595 Jungdeutscher Orden 39 Jünglings- und Männerverein Gütersloh 367 Jungreformatorische Bewegung 62, 314, 641 f. Kairos-Kreis 77 Kameradschaftshaus Freiburg 355–359, 366 Kameradschaftsverein Gütersloh 48 Der Kampf-Bund 81, 86 f., 89, 541, 603 Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 45 f. Kapp-Lüttwitz-Putsch 43 Katz, Gütersloh (Polsterwaren) 659 Der Kindergottesdienst 38, 79, 101–108, 129, 193, 196, 611 Kirchenkampf 59–61, 65 f., 68, 70, 74, 79, 86, 89, 92, 105–107, 110 f., 117, 175 f., 180–185, 192 f., 195 f., 239, 298, 313, 315, 360, 560, 599 Kirchenwahlen 62–64, 111, 597 f., 641 Kirchliches Jahrbuch 86, 88, 193, 208, 219, 299 f., 303, 306, 308, 638 Das kleine Buch 146–148, 150, 154–156, 294, 377 786 Anhang

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Kleine Feldpost-Reihe 394 f., 402, 412, 417 f. , 428 f., 461, 470, 485, 555, 686 Konservativer Volksfreund 28, 34 Kontinentale Missionskonferenz 97 Konzentrationslager Buchenwald 373 Konzentrationslager Oranienburg 47 Konzentrationslager Theresienstadt 464, 558 Konzentrations- und Vernichtungslager Sobibor 460 Kommunistische Partei Deutschlands 42, 45–47 Kraft durch Freude 346, 348, 351, 447 Kreissonderstab Wiedenbrück 515 Kriegsbetreuungsdienst Baldur v. Schirach 414 Kriegsgericht der Wehrmachtskommandantur Berlin Missionsanstalt von Neuendettelsau 28 Missionsliterarische Verleger-Vereinigung 76, 602 Mitteilungen aus dem Verlage von C. Bertelsmann in Gütersloh 78 Mittheilungen für die Gesamtgemeinde Gütersloh 24 f. Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation 40, 336 Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund 432 Nationalsozialistischer Lehrerbund 40, 109, 157, 255, 262, 440 473, 486, 488, 497, 505, 507 Nationalsozialistisches Fliegerkorps 362 f., 367, Kriegsgewinnabführung 242, 263, 426–428, 504, 531, 557, 654 520 Kriegsoffiziersanwärterschule Amersfoort 456 Kriegswirtschaftsverbrechen s. Bertelsmann, Ermitt- lungsverfahren, und Lackas-Prozeß Kriminalpolizei Berlin 488 Kriminalpolizei Gütersloh 70, 442 Kunsthalle Hamburg 392 Lachendes Leben 296 Lackas-Prozeß 466, 473–476, 486–488, 496–499, 504 f., 512 f., 685 Landrat Wiedenbrück 47, 52, 54, 344, 372 Landwirtschaftsverwaltung Kaunas 460 Legion Condor 373 Der lichte Weg 136, 378, 665 Liste der zu sichernden Verlage 473, 479, 482, 501, 690 Liste des schädlichen und unerwünschten Schrift- tums 179, 186, 195, 207, 249, 432, 441 Liturgische Konferenz Niedersachsens 112, 608 Lob des Kaufmanns (Buchkassette) 296 Löwenbach, Gütersloh (Krawatten) 48, 372 Luft-Nachrichten-Kompanie Gütersloh 55 Luftgaukommando 6 Münster 415 Luftwaffe s. Oberkommando der Luftwaffe Luftwaffen-Führungsstab 415, 474, 497, 504 Luftwaffenstützpunkt Gütersloh 363, 372 f., 447, 450, 455, 457, 516, 659 Luther-Akademie Sondershausen 85, 215, 608 Luther-Gesellschaft 77, 84 f., 199, 208, 215, 367, 526 Lutherische Konferenz Westfalen 77, 84 Lutherische Theologie 26, 27, 73, 75, 81–84, 86, 110, 112, 190, 206, 208–212, 214, 553 Lutherischer Pakt 626 Lutherischer Rat 626 Lutherischer Zentralverein für Mission unter Israel 301, 638 Neue Allgemeine Missionszeitschrift 76, 79, 92–94, 96–101, 127, 194, 299 f., 306 f., 588, 610 Die Neue Literatur 149 f., 319, 481, 666 Neue Westfälische Volkszeitung 34 Neukirchener Erziehungsverein 75 Niemöller & Abel, Gütersloh (Baumwollweberei) 594 NS-Frauenschaft Gütersloh 50 NS-Volkswohlfahrt 51, 196, 342 f., 349, 360, 367 f., 414, 526 f., 557, 648 NSDAP 42, 50, 54, 106, 109, 116 f., 170, 174 f., 180 f., 219, 246, 342 f., 346, 354, 359, 363 f., 378, 414, 452, 477, 518–527, 529 f., 532, 551, 557, 559, 590 f., 596 Parteikanzlei 480 NSDAP-Gauleitung Westfalen-Nord 51, 53, 368, 482, 591 NSDAP-Kreisleitung Bielefeld 117 NSDAP-Kreisleitung Wiedenbrück 344, 348, 368, 371 NSDAP-Ortsgruppe Gütersloh 40, 42 f., 45 f., 49–52, 54, 63, 342, 348, 361, 369 f., 406, 593, 659, 678 NSDAP Ortsgruppe Rheda 40 NSDAP-Ortsgruppe Riga 414 Nürnberger Gesetze 54, 311, 451, 558 Oberkommando der Kriegsmarine 262, 411, 415, 435, 467 Oberkommando der Luftwaffe 262, 411 f., 415, 418, 421, 461, 467, 469 f., 474, 485, 493, 500, 503 f., 507, 668, 685 Oberkommando der Wehrmacht 193 f., 260, 262, 331, 334, 387 f., 410–415, 417 f., 420–422, 424–426, 430, 433–435, 440 f., 443, 445–447, 455, 462, 464 f., 467, 469 f., 475–481, 487–490, 497, 508, 509, 517, 555 f., 664, 683, 694 Oberkommando des Heeres 262, 389, 411, 467, Lutherrenaissance s. Lutherische Theologie 497, 687 Magistrat Gütersloh s. auch Stadtverordnetenver- sammlung Gütersloh 23, 28, 36, 49, 51, 593 Marine s. Oberkommando der Kriegsmarine Meinberg, Gütersloh (Handelsvertretung technische Öfen und Fette) 659 Melitta-Werke 342 Miele, Gütersloh 40, 352, 449, 594, 676 Mission Bethel 367 Oberstes Parteigericht der NSDAP 392, 404 Öffentlicher Anzeiger für den Kreis Wiedenbrück 23 Organisation Todt 399, 462, 464, 467, 490 f., 504, 683, 684, 689 Ortspolizei Gütersloh s. auch Kriminalpolizei Güters- loh 47, 68 f., 368, 371, 452 Papierbewirtschaftung 101, 108, 114 f., 193 f., 197, 216, 235–238, 249, 263, 387, 409–412, 419, Sachregister 787

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424, 433, 435, 441, 443, 448, 459, 462, 465–467, 469–472, 474 f., 479, 485, 490 f., 497, 499–501, 507, 509, 606, 672, 685 f., 688–690 Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums 382, 433, 437–440, 672 Parteilose Volksgemeinschaft 46, 50 Pastoren-Witwenkasse für Minden-Ravensberg 38 f., 479 f., 482, 484, 489, 497, 500 f., 518, 542, 557, 596 Reichsschule des Deutschen Buchhandels 542, 706 Reichssender Leipzig 382 Reichssicherheitshauptamt 183, 192, 195, 442, 480 Reichsstelle für Papier und Verpackungswesen 467, 497, 506, 509, 511 f., 685 Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrift- 580, 606 Pfarrernotbund 65, 105, 176, 312, 598 f. Preisüberwachungsstelle Minden 263, 520 Pressestelle der Reichsregierung 386 Preußische Akademie der Künste 151 f., 169 Preußisches Ministerium des Innern 21 Privilegierte Bibelanstalt Württemberg 59 Rauhes Haus Hamburg 127, 610 Regierungspräsidium Minden 21, 54 Reichsarbeitsdienst 179, 355, 360 f., 653 Reichsarbeitsgericht 340 Reichsarbeitsministerium 340 Reichsbahn 683 Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 39, 42 Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz 501 Reichsbund Evangelischer Jungmännerbünde 228 Reichsführer SS 364, 366, 414 Reichsjugendführung 262 f. Reichskirche 63, 66, 105, 181, 183 f., 190 f., 314 Reichskirchengesetze 65 f., 185, 621 Reichskolonialbund 367 Reichskommissariat Niederlande 420 Reichskommissariat Ostland 421, 460, 682 »Reichskristallnacht« 334, 370–372, 451, 548, 558, 586, 659 Reichskulturkammer 152, 363, 520, 527, 557 Reichsluftfahrtministerium 503 Reichsluftschutzbund 527 Reichsministerium des Innern 47, 356, 433, 450 Reichsministerium für Bewaffnung und Munition s. Reichsministerium für Rüstung und Kriegspro- duktion Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenhei- ten 70, 99, 101, 114 f., 192, 195–197, 215, 307, 373, 484, 688 Reichsministerium für Rüstung und Kriegsprodukti- on 447, 490, 669, 673 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propa- ganda 100, 152 f., 194, 230, 242, 249, 260, 263, 331, 334, 386, 410–412, 417, 432 f., 438, 440–443, 466 f., 469 f., 472, 477, 479 f., 482 f., 489, 496 f., 500, 505, 507, 509, 511, 519, 555, 634, 664, 668, 672, 685, 688, 691 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 194, 215, 433 Reichsmusikkammer 363, 621 Reichspressekammer 107, 192, 196, 234, 363, 607, 621, 655 tums 382, 433 Reichsverband der deutschen Musikalienhändler 363 Reichsverband der deutschen Presse 108, 607 Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverleger 363, 596 Reichsverband der evangelischen Presse 192, 363, 621 Reichsverband der evangelischen Schulgemeinden 228 Reichsverband für den Kindergottesdienst 103, 106 Reichsverband für den werbenden Zeitschriftenhan- del 363 Reichsverband Deutscher Schriftsteller 248 Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener 39 Reichswerke Hermann Göring 414 Reichswirtschaftsministerium 472, 497 Reise- und Versandbuchhandel 126, 292–294, 296, 554 Rheinisch-Westfälischer Verein für Israel 638 Rheinische Mission Barmen 367 Rheinische Missionsgesellschaft 56, 93, 658 Rottwinkel & Co., Gütersloh 372 Ruhenstroth, Gütersloh (Baugewerbe) 361, 594 SA 40, 47, 49, 52, 54, 117, 179, 181, 191, 252, 283, 356 f., 366, 370–372, 652, 659 Sammellager Bielefeld 463, 684 Schkolnikow, Gütersloh (Uhren- und Schmucksa- chen) 659 Schmuckbücher 148 f., 156, 377 Schmutz- und Schundliteratur 34, 253, 255 f., 432, 521 Schneeflocken 252 f., 667 Schriftenreihe der Luther-Gesellschaft 199, 215 Schriftleitergesetz 108 Schüller & Franzke, Gütersloh 594 Schulz, Gütersloh 594 Schützenverein Gütersloh 48 Schutzhaft 47, 52, 71, 196, 371 Schutzstaffel s. SS Sicherheitsdienst der SS 290, 334, 373 f., 446, 451 f., 463 Sicherheitshauptamt s. Reichssicherheitshauptamt Sitten-Gesellschaft Berlin 367 Sonderaktion Feldpost 411 f., 417, 467, 668, 688 Sondergericht Bielefeld 498 f., 508–512 Sonntagsbote für die christliche Jugend 230 f. Sozialamt der Evangelischen Kirche in Westfalen 179 Reichspropagandaamt 484, 501 Reichsschrifttumskammer 108, 114, 148, 152 f., Sozialdemokratische Partei Deutschlands 29, 32, 36, 40, 42, 45–47, 50, 388 192–194, 196 f., 207, 215, 224–226, 228–230, 232, 234 f., 238, 249, 281, 319, 331, 363, 387, 411, 427, 431, 440, 441, 469, Sozialpädagogisches Seminar Hildesheim 360 Spannende Geschichten 127, 136, 242, 245, 252–255, 257–264, 270, 328 f., 334, 376 f., 788 Anhang

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387 f., 408, 428, 434, 443, 520 f., 528, 554 f., 636, 644 Sportverein Gütersloh 48 H. Spreen & Sohn, Gütersloh (Militärbettstellen) 594 SS 40, 47, 49, 54, 357, 363–367, 370–372, 521, 529, 531, 652, 657, 659 Einsatzgruppen 463 Verwaltungsamt 365 Wirtschaftsverwaltungshauptamt 487 Staatliche Beratungsstelle für hessische Volksbüche- reien 249 Stabenow, Gütersloh 594 Stadtverwaltung Gütersloh s. Bürgermeister Güters- loh Stadtrat Gütersloh 455 Stadtverein für Innere Mission Bielefeld 228–231 Stadtverordnetenversammlung Gütersloh s. auch Magistrat Gütersloh 24, 28, 36 f., 46, 49–51, 342, 518 Stahlhelm/Bund der Frontsoldaten 39, 42, 45, 47, 375, 533, 702 Stellvertreter des Führers 433 Paul Struck, Gütersloh 594 Studien der Luther-Akademie 85, 88, 214 Studien des apologetischen Seminars 81, 85 Sturmabteilung s. SA Taschenbuch für Leiter und Helfer der Kindergottes- dienste 38, 102, 104 f., 107, 109 Tecklenburger Bekenntnis 64, 173–176, 185, 314, 382, 617 Theologie der Schöpfungsordnung 203–206, 298, 308–314, 537, 553 Theologische Hochschule Bethel 38, 362, 590 Thüringer Predigerseminar Eisenach 59 Treuhänder der Arbeit 340 f., 346, 452 Turnergesangverein Gütersloh 48 Turnverein Gütersloh 48, 367 Universität Berlin 181 f., 222 Universität Erlangen 211, 312 Universität Freiburg 354, 356–358 Universität Göttingen 526 Universität Hamburg 526 Universität Königsberg 359, 526 Universität Münster 220, 222 Universität Posen 526 Universität Tübingen 101, 312 Unsterbliche Front (Buchkassette) 294 Verband der deutsch-evangelischen Gemeinden 526 Verband der deutschen evangelischen Sonntags- presse 76 Verein der Altschüler und Freunde des Evangelisch- Stiftischen Gymnasiums 34 Verein der Verleger christlicher Literatur 26, 587 Verein für das Deutschtum im Ausland 39, 358, 367 Verein jüdischer Frontsoldaten 595 Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände 655 Vereinigung evangelischer Buchhändler 34, 122, 193, 227, 363, 536, 703 Verlage, Druckereien, Buchhandlungen, Papierliefe- ranten Agentur des Rauhen Hauses 75, 690 Alpenverlag 669 Alsatia 692 Altonaische Bibelgesellschaft 587 Anker Verlag 669 f. Arnold, Versandbuchhandlung 413 f., 465, 467, 473, 486, 685 Aufbau Verlag 670 Avenarius 149 f. A. Baader 414 J. P. Bachem 621, 690 Friedrich Bahn 611 Bärenreiter 76, 112, 501 C. H. Beck 82, 123, 149 Chr. Belser 486, 669 Bensch 669 Bibliographisches Institut Leipzig 422 f., 424, 672 Bildgut-Verlag und Druckerei Karl Koenen 410, 668 Friedrich Bode 669 Boeckling 669 H. Böhlau’s Nachfolger 215, 409, 667 Bong-Verlag 672 Bonifatiusdruckerei 669 N. V. Drukkerij v/h L. E. Bosch & Zoon 421, 670 Boss-Druck 669 Brehmer und Minuth 669 Friedrich August Bröcker 610 Broese & Peereboom 669, 686 Broschek & Co. 686 Brunnen-Verlag Willi Bischoff 278, 326 IGO F. Burschofsky 669 Butzon & Bercker 621, 668 f. Cantzsche Druckerei 686 f. Colemann 501 J. G. Cotta 123 W. Crüwell 114, 669 Deaga 669 De Arbeiderspers 421, 669 De Bussy 669 Walter de Gruyter & Co. 97, 123, 214, 226 f. A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung 27, 73, 226 De Noord-Ooster 669 Deutsche Kultur-Wacht 251 Deutsche Verlags-Anstalt 288, 398 Deutsche Verlagsgesellschaft 414 Deutscher Archiv-Verlag 413 f., 473 f., 486, 497 Deutscher Verlag s. auch Ullstein 378, 410, 413, 465 f., 473–475, 483, 486, 497, 668, 686 G. V. Boek-, Courant- en Handelsdrukkerij »de Vondelstad« 420, 473, 669 f. N. V. Dico 669 f. Eugen Diederichs 77, 123, 146, 153, 247, 290, 422 f., 669, 671 Moritz Diesterweg 104, 123, 670 Dieterichsche Verlagsbuchhandlung 687 Dietrichsche Universitätsbuchhandlung 596 Doerffling & Franke 73 Ferdinand Dümmler 26 Sachregister 789

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Duncker & Humblot 501 Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf. 117, 260, 409 f., 413, 421–423, 431, 434, 443, 465, 480, 483, 486, 495, 501, 504, 544, 555 f., 631, 634, 662, 667, 669, 685, 688 F. Eilers 669 Ellerman, Harms & Co. 420, 669 Elzevier 669 Enßlin & Laiblin 123 Ermacora 669 Essener Gemeinwohl 669 Etzold & Kießling 686 Evangelischer Missionsverlag 76, 610 Silvia Falk (4. Druckerei) 418, 421, 669, 671 Fernau, Kommissionshaus 668, 685 S. Fischer/Peter Suhrkamp121, 123, 157, 474 f., 480 L. Flöttmann 533, 594, 669, 694 Foerster und Borries 686 f. Franckh’sche Verlagshandlung 423, 669 Wilhelm Frick 686 N. R. Fridrichs 26 Fröhlen (Papierlieferant) 487 Furche-Verlag 75 f., 174, 192, 226 f. Gauverlag Bayerische Ostmark 423 Gauverlag Westdeutscher Beobachter 669 Gerold 669 Gersbachdruck 669 Gerstenberg 669 Gieseking 669 Giestel & Co. 669 Gilde Verlag 266, 283 Wilhelm Goldmann 153 Görtitz, Großantiquariat 255 Gottschina, Frontbuchhandlung 683 H. Goverts 475, 686 Gräfe & Unzer 414 Greiner, Buchhandlung 486 Groen & Zoon 669 Mathias-Grünewald-Verlag 687 Gsellius 414 D. Gundert 611 Gundlach 669, 691 Güntz-Druck 669, 686 f., 690 Haagsche Drukkerij 669 W. P. Haecker (6. Druckerei/Hansa-Druckerei) 418, 421, 669, 671 Haessel 149 Eugen Händle-Verlag 686 Hanseatische Verlagsanstalt 121, 143, 290, 401, 475, 483, 670 Hauschild 669 Heliand 703 Herder 27, 225, 403, 472, 621, 669, 687, 690 Hesperos 475, 686 f. Heymann’s Verlag 123 Wilhelm Heyne 398 Hillger 123 J. C. Hinrichs 26, 73, 76 Oskar Höfels 414 Hollandia 669 Holterdorf 669 Holzner, Versandbuchhandlung 414 Honig & Co., Versandbuchhandlung, s. Bertels- mann, Honig & Co. Hugendubel, Buchhandlung 414, 686 Illig 669 Insel Verlag 123, 422, 423 Ludwig Jordan 414 Juetteman 420 f., 473, 669, 671 Juncker & Dünnhaupt 686 Jung-Stilling 612 Verlag Junge Kirche Günther Ruprecht 186 Chr. Kaiser Verlag 76 f., 84, 174, 185, 192, 199, 443 Kauen-Wilnaer Verlag und Druckerei 669 Gerhard Kauffmann, Buchhandlung 59 Ludwig Kichler 686 Kiepenheuer 121 Kliemt (Papierlieferant) 487 Erich Klinghammer 670 Leopold Klotz-Verlag 226 Th. Knaur Nachf. A. Droemer 122 f., 157, 378 Koch & Knuttel 421 Köhler & Volckmar 685 W. Kohlhammer 184, 226 f., 409 f., 422 f., 671 Kolk & Co. 271, 275 Kölner Verlagsanstalt 669 Körner, Buchhandlung 144 Kösel & Pustet 225, 621 Kraft & Drotleff, Druckerei 419 Kramer-Verlag 686 Wolfgang-Krüger-Verlag 686 Harry Kuntze 414 J. D. Küster Nachf. 57, 669 Franz Lafaire 414 Albert Langen 399, 666 Langen-Müller 121, 149, 378, 400, 422 f., 504, 544 f., 548, 666, 706 Langewiesche 149 Laumann 621 J. F. Lehmanns 166 Lehnert, Buchhandlung 414 Leipziger Vertriebsgesellschaft 414 Lempp 688 Lensing 669 Liepajas Burtnieks (11. Druckerei) 421, 671 Samuel Gottlieb Liesching 26 Littmann 669 G. Löhe 26 Lühe & Co., Kommissionshaus 465, 501, 668 Mährische Druckerei Polygrafia 669 Malsch & Vogel 669 Malzkorn-Verlag 686 f. Alfred Marquardt 414 Maurer 669 Merchiers 669 Meyer & Tetzlaff 669 Georg Michelsen (Papierlieferant) 487, 686 Mittler 665 Mohn & Co s. Bertelsmann, Mohn & Co J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 26 f., 73, 75, 123, 209, 226 Montanus & Tulp 420 f., 669 Johannes Morgenbesser 127, 580 Mühlhausener Druckerei 669 790 Anhang

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Emil Müller 617 Mülot 669 Münchner Buchverlag Carl Gerber 409, 410, 422 f. Paul Neff 286 Wilhelm Nestler 414 Nordland 421 Novina-Druck 669 Opitz 669 A. Pabst 669 Patria, Druckerei 460, 682 Paulinus-Verlag 686 f. R. Piper & Co. 475, 686 B. Pipins (82. Druckerei) 418, 421, 669, 671 Poetschki 414 Porchow, Frontbuchhandlung 683 Post & Brand 420, 669 Propyläen 153 N. V. Provinciale Geldersche en Nijmeegsche Courant 669 f. Friedrich Pustet 621 Quelle & Meyer 123, 143, 226 f. Quellverlag 611 Raide 460, 669, 682 Karl Rauch 686 Reclam 34, 123, 251, 409, 422 f., 669 Regensberg 703 Otto Reichl 77 J. Remak 26 Reuther 299 Rigaer Druckerei 669 Röder 669 Rudolf Rohrer 421, 422, 669 Rota I, Druckerei 421, 671 Rota II, Druckerei 421, 671 Rother-Druck 686 Rowohlt 121, 276 J. Roze (71. Druckerei) 421, 671 R. Ruetz & Co. (5. Druckerei/Domplatzdrucke- rei) 421, 461, 669, 671 Der Rufer s. Bertelsmann, Verlag Der Rufer Saardeutsche Verlagsanstalt und Druckerei 686 Saarpfälzische Druckerei und Verlag 686 Saucke 414 Schäfer 669 Schaudt, Buchhandlung 414 Scherl 413 f. Schlieffen Verlag 384 Ferdinand Schöningh 225, 482, 703 Schrag-Verlag 686 Schulze, Kommissionshaus 668, 685 Schünemann 669 Schwann 703 Schwarzhäupter Verlag Jüstel & Göttel Schweinichen (Papierlieferant) 487, 499, 507, 692 Sewing 669 Hans Siep 414 Simmel & Co. 414 Societäts-Verlag 475, 686 Ernst Sopper und Karl Bauer 404 Speicher 414 Spiegel-Verlag Paul Lippa 686 Springer 123 Staackmann 267 Staatliche Druckerei Svyturys 460, 669, 682 Staatliche Druckerei Vaizdas 460, 669, 682 Staatsdruckerei Ausra 460, 669, 682 f. Staatsdruckerei Riga 418, 669 Staatspapier-Druckerei Riga 421 Staatstypographie Riga 421 Gerhard Stalling 121, 149, 402 Steenbergen 669 Steinbeckdruck 669 Steiniger 262 f. J. F. Steinkopf 134 Stern-Verlag 414 Gebrüder Stiepel 686 Stolberg 686 Stufen-Verlag 686 Suhrkamp 686 Ten Hagen 686 B. G. Teubner 123, 226 f. Teulings 421, 669, 686 Tevija, 669 Thiele 669 W. J. Thieme 669 Thomas-Verlag 530, 669 f., 686 f., 700 f. F. Tigges, Buchhandlung 26 Tölle 669 Alfred Töpelmann 610 Ullstein s. auch Deutscher Verlag 121, 123, 144, 378, 413, 465 Umbruch-Verlag Hermann Windel 228, 630 N. V. Drukkerij Jacob van Campen 669 f. Vandenhoeck & Ruprecht 73, 75, 112, 186, 192, 225 f., 536 Van Markens 669, 686 Velhagen & Klasing 110, 123, 149, 669, 671 Vera GmbH 669 Verlag der Neuwerkbewegung Vier Falken 686 Vieweg 669 Vogler 669 Voigtmann 686 f. Volk en Staat 669 Völkischer Kunstverlag 487 Völkischer Verlag 686 Vorhut-Verlag 251 Buchhandlung des Waisenhauses Züllichau 669 H. G. Wallmann, Kommissionsbuchhandlung 484 Walters & Rapa (3. Druckerei) 421, 671 Julius Weise 414 Werner-Druck 686 Weser Druckerei Putscher 669 Georg Westermann 121, 123, 149, 153, 511 Westland 670 Westmark-Verlag 665 Wichern-Verlag 76, 82, 87, 192, 610 Friedrich Wilhelm 414 Willibald-Verlag 686 Willmy 669 Friedrich Wittig 703 Wölbing 487 A. Wollbrück 414 Sachregister 791

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J. B. Wolters 490, 669 Wotny & Lindecke 686 f. Rainer Wunderlich 153 Württembergische Bibelgesellschaft 690 Wyt & Zonen 420, 473, 478, 669 f. Erich Zander 669 Zuid-Hollandsche Uitg. 669 Vierjahresplanbehörde 374 Volks- und Mittelschule Gütersloh 48 Volksblatt 24 Volksblatt für Minden-Ravensberg 28 Volksgemeinschaft 88, 99 f., 104, 106, 134, 161, 181, 204, 222, 239, 248, 303, 305 f., 312, 324, 328, 337, 347, 355, 397, 405, 445, 559, 561 f. Volksmission s. auch Innere Mission 71, 73 f., 76, 80–83, 88, 90, 179, 181, 205 f., 228–232, 238, 306, 310, 316, 552 Volksmissionarische Hefte 88–90 Volkssturm 516 Volkstumsideologie 71, 87, 89 f., 93, 98, 101, 103 f., 133, 136, 141 f., 144, 146–148, 150 f., 154–156, 160, 165, 167, 170 f., 178 f., 187 f., 198, 200, 203–206, 209 f., 213, 220, 225, 238 f., 276, 278, 290, 298, 300, 303, 306–309, 312–314, 317, 387, 395–402, 404 f., 407, 457, 552 f., 555, 560, 607, 613 Volksverband der Bücherfreunde 120 Vom deutschen Herzen (Buchkassette) 295 Burghard Vossen, Gütersloh (Frottierweberei) 594, 676 Westfälische Pflanzungsgesellschaft mbH 33 Westfälische Provinzialsynode 63, 65, 67, 114 f. Westfälische und rheinische Provinzialsynode 113 Gesangbuchausschuß 114 Westfälischer Provinzialkirchenrat 68, 180 Westfälischer Verband für den Kindergottesdienst 105 Westfälisches Provinzialamt für Apologetik 179 Wichern-Vereinigung zur Weckung und Förderung des christlichen Volkslebens 68, 80 Wiesenhöfer, Gütersloh 370 Winterhilfswerk 336, 363, 367 f., 527, 580, 611 Wir tragen das Leben (Buchkassette) 294 Wirtschaftsgruppe Druck 466, 495 f., 669 Wirtschaftsgruppe Druck und Papierverarbeitung 363 Wirtschaftsgruppe Papierverarbeitung 420, 691 Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels 114 f., 194, 466 f., 469 f., 472, 482 f., 487, 492–496, 499 f., 503, 507, 509, 631, 685 Gustav Wolf, Gütersloh (Drahtseile) 594 Wulfhorst, Gütersloh (Fleischwaren) 361 Zeitschrift für systematische Theologie 79, 82, 84–87, 97, 127, 176, 199, 202, 210–214, 313, 610 Zensur 78, 88, 91, 100 f., 107–109, 128, 153, 167, 180, 186, 191–197, 207, 222 f., 230 f., 234, 236, 238, 242, 259 f., 382, 385, 428, 431–435, 437–443, 467, 477, 506, 518 f., 521–523, 525–527, 541–544, 552, 555, 610, 634, 672, 706 Waffen-SS 365, 412, 417 f., 423, 459, 477, 487 Wahlen 40, 42 f., 45, 50, 62, 116 f., 352, 592 Zentralarchiv für das evangelische Schrifttum 76 Zentralauftragstelle für die besetzten niederländi- Kommunalwahlen 46, 63, 592 Landtagswahlen 42, 45 Reichspräsidentenwahlen 42, 116 f. Reichstagswahlen 40, 42, 45, 50, 352 Wehrmacht s. Oberkommando der Wehrmacht Wehrmachtpropaganda 260, 387, 411, 422, 665 Wehrmachtsbefehlshaber Norwegen 423 Wehrmeldeamt Wiedenbrück 663 Wehrwirtschaftsämter 469 f., 473, 485, 497, 509 Werbe- und Beratungsamt für das deutsche Schrift- tum 672, 688 Westfälische Bekenntnissynode 65–67, 69 schen Gebiete 420 f., 670 Zentrale der Frontbüchereien 490 Zentrale der Frontbuchhandlungen 410–414, 418, 420, 423, 426, 460, 464–467, 485, 490, 505, 668 Zentralgericht des Heeres 498, 508 Zentralsekretariat der Buchhandelsverbände in der britischen Zone 527 Zentralstelle für Missionsliteratur 76 Zentrum 35, 42 f., 45 f., 50 Zielbücher 156, 160 Zwei-Mark-Bücherei 294 792 Anhang

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Autorinnen und Autoren Saul Friedländer, geb. 1932, Professor für Geschichte an der Universität Tel Aviv und an der University of California, Los Angeles (Kapitel 7). Norbert Frei, geb. 1955, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bochum (Kapitel 1, 2, S. 45–59, 8, 10, S. 445– 464, 11, S. 515–535). Trutz Rendtorff, geb. 1931, Professor em. für Systematische Theologie an der Universität München (Kapitel 2, S. 59 –71, 3, 5, 11, S. 535–541). Reinhard Wittmann, geb. 1945, Honorarprofessor für Geschichte des Buchwesens und Sozialgeschichte der Literatur an der Universität München (Kapitel 4, 6, 9, 10, S. 464–513, 11, S. 541– 549, betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten). Hans-Eugen Bühler, geb. 1936, Dr.-Ing., apl. Professor an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und Honorarprofessor an der North-East University of Technology in Shenyang (VR China) (Kapitel 9, 10, S. 464–513, 11, S. 541–549, be- triebswirtschaftliche Unternehmensdaten). Christoph Haas, geb. 1963, Dr. phil., Lehrbeauftragter für Filmphilologie und Comiclite- ratur an den Universitäten Karlsruhe und Würzburg (Kapitel 4, 6, 9, 11, S. 541–549). Tanja Hetzer, geb. 1966, lic. phil., DPhil. Candidate University of Sussex at Brighton (Ka- pitel 2, S. 45– 59, 7, 8, S. 369–376, 10, S. 445– 464). Beate von Miquel, geb. 1968, Dr. phil., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozialwissen- schaftlichen Institut der EKD, Bochum (Kapitel 3, S. 101–118, 5, S. 224 – 237). Helen Müller, geb. 1966, Dr. phil., Leiterin des Historischen Archivs der Bertelsmann AG in Gütersloh (Kapitel 3, S. 73 –101, 5, S. 191–197). Stefan Pautler, geb. 1963, Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ernst-Troeltsch- Forschungsstelle der Universität Augsburg (Kapitel 2, S. 59 –71, 5, S. 173–191 und 197–237, 11, S. 535–541). Olaf Simons, geb. 1961, Dr. phil., Germanist und Anglist mit Schwerpunkten in der Buch- handelsgeschichte des frühen 18. und 20. Jahrhunderts (Kapitel 4, 6, 9, 10, S. 464 –513, 11, S. 541–549, betriebswirtschaftliche Unternehmensdaten). Sybille Steinbacher, geb. 1966, Dr. phil., Hochschulassistentin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Bochum (Kapitel 1, 2, S. 45– 59, 8, 10, S. 445–464, 11, S. 515 –535). Autorinnen und Autoren 793

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Abbildungsnachweis S. 33: Stadtarchiv Gütersloh, BO 3334/NB 598-4 · S. 67: Archiv der Evangelischen Kir- chengemeinde Gütersloh, A 231 · S. 108: Landeskirchliches Archiv Bielefeld, Nachlaß Zauleck, 3.26, Nachtrag 1 · S. 199: Privatbesitz Gerhard Althaus · S. 373 (oben): Stadtar- chiv Gütersloh, BN 542-7 · S. 373 (unten): Barlev, Jehuda: Juden und jüdische Gemeinde in Gütersloh 1671–1943, Gütersloh, 21988, S. 183 · S. 375: Deutsches Literatur-Archiv Marbach, Nachlaß Hans Grimm · S. 406: Privatbesitz Familie Banzhaf · S. 439: Bundes- archiv Berlin, NS 11/21 A · S. 468: Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Detmold, D 21 A, Nr. 1280, Bd. I Alle anderen Abbildungen stammen aus der Sammlung UHK oder sind Eigenpublikatio- nen des Hauses Bertelsmann entnommen. 794 Abbildungsnachweis